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Zweifellos

Hermine Granger x Draco Malfoy
von

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Kapitel 7
 

 

Unendlich viele Sterne und ein Halbmond spiegelten sich auf dem leicht treibenden Wasser wider. Nachts war es das Schönste, am Ufer eines Sees, auf dem leicht nassweichen Gras zu liegen, in die Weiten des Universums zu starren und dem Verstand auf Wiedersehen zu sagen.

 

Aber das brachte nichts, es kam nämlich immer wieder zurück.

 

Dracos Gedanken wollten nicht verschwinden, egal mit was für einer Macht er versuchte, es zu unterdrücken und zu ignorieren. Viele Bilder waren seit Wochen an sein Gehirn gekettet, für immer dazu bestimmt, in seinen Erinnerungen zu verweilen.

 

Die Bilder von dieser Muggelfrau, die vor seinen Augen getötet wurde, war etwas, das Draco hatte niemals sehen wollen. Es hatte ihm gezeigt, was von ihm erwartet wurde, dass auch er das irgendwann tun musste. Und dann kam irgendwann dieser Brief von seinem Vater, der ihm sagte, wann er damit anzufangen habe. Er wusste nicht, ob er in der Lage dazu war, solche Taten zu begehen. Draco wollte nicht für immer und ewig, tagtäglich, wahrscheinlich irgendwann sogar stündlich, einen Zweifellos-Trank trinken.

 

Granger.

 

Seine Hände ballten sich zu Fäusten.

 

Diese verdammte Granger.

 

Granger, Granger, Granger.

 

Sie ging ihm nicht aus dem Kopf, sie war verankert, irgendwo in den Tiefen seines chaotischen Verstandes. Seitdem er sich in ihrer Nähe aufhalten musste, wurde ihm immer klarer, dass er vielleicht eines Tages sie töten musste, sie foltern, quälen und umbringen musste, schließlich war sie eine Muggelgeborene und er bald ein Todesser.

 

Was war eigentlich das Gegenteil von Todesser?

 

Schlammblut?

 

Dracos Herz schmerzte, er wollte nicht das krasse Gegenteil von irgendwas Anderem sein. Er wollte nicht das Schwarze vom Weißen sein, er wollte irgendwo in der Mitte sein. Draco wollte grau sein. Er war kein Mensch, der einem anderen Menschen die Hand gab und ihm aufhalf. Kein Mensch, der sein Geld durch die Gegend warf, um anderen zu helfen. Nein, das war nicht Draco.

 

Aber Draco war auch kein Mensch, der anderen Menschen Leid zu fügen wollte. Ja, natürlich war er ein hinterlistiger Slytherin und es bereitete ihm unendliche Freude, wenn er sah, wie andere Menschen sich blamierten. Er machte seine Späße und wollte in den Vordergrund stellen, dass er der Beste der Besten war. Aber jemanden wirklich verletzten? Und dann auch noch umbringen?

 

Er seufzte gequält und sah noch tiefer in die Tiefen des Sternenmeeres. Warum konnte er nicht dort oben sein? Hier war er nicht an dem richtigen Ort, definitiv nicht. Das war keine Welt, in der Draco leben wollte. Er passte weder in das eine noch in das andere, er war eine Ausnahme.

 

War es also für ihn noch etwas wert, überhaupt zu leben? Würde es ihm vielleicht besser gehen, wenn er in einem anderen Leben wiedergeboren würde?

 

Draco hob seinen Arm, seinen Zauberstab in der Hand, und zielte auf den funkelnden Himmel. Wenn es dort draußen wirklich einen Gott gab, wie so viele Muggel es behaupteten, warum kam es ihm dann so vor, als ob dieser Gott einen Winterschlaf hielt und seine eigenen Wesen vergessen hatte?
 

„Stupefy“, flüsterte er und ein ganz kleiner, weißer Funken sprühte kurz aus der Spitze seines Zauberstabes.

 

Seine leeren, grauen Augen weiteten sich, als er im selben Moment eine lange und unfassbar helle Sternschnuppe sah.

 

 
 


 

 

 

Dieser blöde, blöde Professor. Was fiel ihm eigentlich ein, Hermine Granger, die klügste Hexe in ganz Hogwarts, vor der gesamten Klasse so dermaßen bloßzustellen?

 

Hermine schnaubte und fluchte leise, als sie wütend zum See stapfte. Sie würde es ihm zeigen, er sollte einfach nur abwarten. Ihm würde rein gar nichts übrig bleiben, als Hermine eine glatte O zu geben. Als sein blöder Spruch wieder in ihrem Kopf hallte, musste sie einen leisen und kurzen Schrei vor Wut loslassen.

 

„Miserabel, Miss Granger. Die Note T reicht nicht aus, um auszudrücken, wie schlecht ihr Trank geworden ist“, äffte sie ihn mit einer tiefen Stimme nach.

 

Hach, der würde schon noch sein blaues Wunder erleben, dieser eingebildete Professor.

 

Als sie endlich den Duft des Wassers riechen konnte, beruhigten sich ihre Nerven langsam. Es war noch sehr früh, die Sonne war erst vor einigen Minuten aufgegangen. Hermine war zu Professor Snape gegangen, um ihn zu fragen, wie er ihren Zaubertrank gefunden hatte, den die Schüler als Hausaufgabe aufbekommen hatten, und jetzt hielt sie ein Zaubertrankbuch in den Händen und hatte sich fest vorgenommen, es so lange und so oft zu lesen, bis sie das ganze Buch auswendig aufsagen konnte. Das würde sie sich nicht noch einmal von ihm gefallen lassen, bestimmt nicht.

 

Hermine zog ihre Augenbrauen zusammen und verengte leicht ihre Augen, um die Ferne besser erkennen zu können. Etwas Schwarzes und ziemlich Großes lag auf der Wiese. Etwas, das Hermine noch nie hier am Ufer des Sees gesehen hatte. Neugierig näherte sie sich dem Etwas.

 

Es war größer, als sie vorerst angenommen hatte, sogar größer als sie selbst. Als sie endlich einige Meter davor stand, hielt sie inne. Das war nicht irgendetwas, was dort lag. Das war ein Mensch und auch kein Unbekannter. Ihr Herz zog sich zusammen, sie wollte es nicht wahrhaben, so oft auf ihn treffen zu müssen.

 

Malfoy lag auf der Wiese wie ein Toter.

 

Hermine wollte sich umdrehen und gehen.

 

Abhauen, flüchten, verschwinden.

 

Doch schon wieder machte ihr Herz einen Strich durch ihre Rechnung, ihr Körper konnte und wollte einfach nicht weggehen. Sie hasste ihren Charakter für ihre Gutmütigkeit. Sie musste sichergehen, dass ihm nichts passiert war, also näherte sich Hermine ihm vorsichtig, ohne auch nur den kleinsten Mucks von sich zu geben.

 

Als sie neben ihm stand, kniete sie sich auf den Rasen und stellte erleichtert fest, dass er leicht atmete. Er schlief also. Er schlief im Morgengrauen am Ufer des Hogwartssees. Was zum Teufel war eigentlich in ihn gefahren? Skeptisch betrachtete ihn Hermine Momente lang. Seine Nase war vor Kälte rot angelaufen und er hatte sich zu einem Ball zusammengerollt.

 

Ungläubig musste sie sich eingestehen, dass er so, wie er vor ihr lag, wie ein vollkommen anderer Mensch aussah. Seine Gesichtsmuskeln waren entspannt, nicht ein Hauch von Hass oder Wut lag darauf. Und wenn sie wirklich vollkommen ehrlich zu sich war, entdeckte sie, dass er unglaublich schön war. Erschrocken über ihre Gedanken zog sie die Luft ein. Je länger sie ihn ansah, desto ruhiger wurde sie und desto weiter rückte ihre Wut in die Ferne. Wie konnte ein Mensch so dermaßen unterschiedliche Gesichter haben?

 

Er strahlte Frieden aus, sie wollte ihn nicht wecken, doch sie musste. Egal ob er ein Bösewicht war oder nicht, sie konnte es einfach nicht übers Herz bringen, ihn in der Morgenkälte frösteln zu lassen.

 

„Malfoy?“, wisperte sie und seine Augen fingen an, leicht zu zucken.

 

Hermine lächelte. Letztendlich war er doch auch nur ein einfacher Junge.

 

„Hey, Malfoy?“, wiederholte sie, diesmal etwas lauter.

 

Sie sah, dass sein Körper sich langsam bewegte, er fing an, sich zu strecken und Geräusche von sich zu geben. Als er seine bereits geschlossenen Augen zusammenkniff und nach ein paar Sekunden etwas öffnete, konnte Hermine nichts an seinem Gesicht und seinen Augen erkennen, das auf Hass deutete.

 

Draco wusste nicht, was mit ihm geschah. Schlief er noch, war er wach, fantasierte er? Granger lächelte ihn an und das erste Mal entdeckte er, dass sie honigbraune Augen hatte. Glänzende, honigbraune, warme Augen. Er stellte auch fest, dass ihre Augen dieselbe Farbe wie ihre Haare hatten. Ihre Haare sahen flauschig aus, sie waren bestimmt butterweich, da war er sich sicher. Und ihre Lippen, die ihn anlächelten, waren rosa. Noch nie hatte jemand Draco so angelächelt. Er schluckte. Sie sah sagenhaft und überhaupt nicht widerwärtig aus. Sie sah nicht so aus, wie ein Schlammblut aussehen sollte. Er rührte sich nicht, als er schon wieder diese sanfte Stimme hörte, die ihn so wundervoll geweckt hatte. Sein Herz klopfte unnatürlich schnell.

 

„Malfoy“, hauchte sie.

 

Und da wurde ihm bewusst, dass das keine Einbildung und auch kein Traum war. Es wurde ihm klar wie Wasser, dass er Granger sagenhaft genannt hatte. Glasklar, dass er das nicht durfte, dass das ein verbotenes Territorium war, in dem er sich befand, auch wenn es nur in seinem Gehirn existierte.

 

Granger.

 

Schon wieder Granger.

 

Immer wieder Granger.

 

Granger, Granger, Granger.
 

Draco wurde sauer. Sauer auf die Situation, dass er sie nichts anderes als schön, finden konnte. Sauer auf sie, dass sie nichts Besseres zu tun hatte, als am See zu spazieren. Sauer auf sich selbst, dass er nicht in seinem Bett war. Und sauer auf die Welt, dass er nicht das tun konnte, was er eigentlich in diesem Moment tun wollte.

 

Ruckartig setzte er sich auf und schloss seine Augen, schüttelte seinen Kopf. Er wollte wieder klare Gedanken fassen, vor allem, wenn Granger neben ihm stand.

 

„Malfoy, ist alles in Ordnung?“

 

War dieses Mädchen bescheuert? Er hatte sie fast umgebracht, und sie? Kniete neben ihm und fragte, ob mit ihm alles in Ordnung sei.

 

Das war nicht normal. Granger war unheimlich, sie war einfach nicht normal.

 

Draco drehte seinen Kopf wieder zu ihr und sah sie an. Sie sah besorgt aus und das machte ihn wütender, je länger er sie ansah. Sie sollte sich keine Sorgen um ihn machen, sie sollte ihn hassen und wünschen, dass es ihm schlecht ging.

 

Er musste weg, denn je länger er neben ihr war, desto schlechter ging es ihm, desto mehr vergiftete sie seinen Verstand und das durfte um alles in der Welt nicht passieren. Er hatte schon genug Zweifel, noch mehr konnte er sich nicht leisten.

 

Draco stand ohne etwas zu sagen auf, klopfte seine Kleidung ab, ging zum Schloss und ließ eine verdutzte Hermine zurück.

 

 
 


 

 

 

„Sie ist so wunderschön“, schwärmte Blaise.

 

„Du redest echt viel Schwachsinn“, war Dracos Antwort.

 

Er saß auf der schwarzen Ledercouch in seinem Gemeinschaftsraum, Blaise vor ihm, mit dem Bild eines schwarzhaarigen Mädchens in seinen Händen. Es hatte nicht gereicht, Granger inmitten des frühen Morgens zu sehen, er musste auch noch Blaises öde Schwärmerei ertragen.

 

„Draco, ich sag’s dir, sie ist nicht so wie andere Mädchen.“

 

„Erspar’ es mir bitte, Blaise.“

 

„Du hast doch keine Ahnung.“ Blaise stand auf und setzte sich neben Draco. „Ich wollte bis jetzt nur meinen Spaß mit Mädchen haben, aber die - die ist so anders. Draco, wenn du nur wüsstest! Das erste Mal habe ich mir gemerkt, welche Augenfarbe ein Mädchen hat!“

 

„Ach komm schon, was spielt die Augenfarbe für eine Rolle?“ Der blonde Slytherin wurde langsam sauer. Augenfarben merken - das hieß noch gar nichts, schließlich hatte Draco selbst heute Grangers Augen gesehen und konnte sich noch genau an die Farbe erinnern. An die kleinen, ockerfarbenen Pünktchen und sogar an die verschiedenen Farbnuancen in ihren Puppillen.
 

„Das spielt eine riesengroße Rolle! Weißt du aber, was total nervig an der Sache ist?“

 

Blaise erzählte ohne Punkt, ohne Komma, voller für Draco einfach unverständlicher Leidenschaft.

 

„Ich will’s gar nicht wissen.“

 

„Sie geht mir nicht aus dem Kopf, Draco, ich denke die ganze Zeit an sie. Wenn ich Hausaufgaben mache, wenn ich esse, sogar wenn ich schlafen will. Das ist zum Kotzen, sag’ ich dir.“

 

Nicht aus dem Kopf gehen. Aus irgendeinem Grund machte das Draco sauer, sehr sauer. Er stand auf und ging in sein Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und schnaubte. Nicht aus dem Kopf gehen. Granger. Der blonde Junge stöhnte genervt und ließ sich auf sein Bett fallen. Komischerweise kamen keine Bilder mehr von der Muggelfrau vor seine Augen, wenn er schlafen wollte. Trotzdem konnte er nicht schlafen, seine Gedanken kreisten stundenlang um eine bestimmte Hexe, die er nicht ausstehen konnte. Um eine Hexe, die ihn jedes Mal anlächelte, wenn er seine Augen schloss.

 

Genauso ging es dieser bestimmten Hexe. Sie lag in ihrem Bett, hatte ihre Augen geschlossen, die Bettdecke bis unter ihr Kinn gezogen. Jedes Mal, wenn sie kurz davor stand, in die Traumwelt zu gleiten, schoss ein schlafender Malfoy durch ihr Gedächtnis. Und jedes Mal öffnete sie erschrocken die Augen, wurde leicht sauer, bannte die Gedanken aus ihrem Kopf und versuchte wieder, zu schlafen. Und dann passierte dasselbe noch einmal. Und noch einmal, und noch einmal, und noch einmal.

 

Malfoy.

 

Schon wieder Malfoy.

 

Immer wieder Malfoy.

 

Malfoy, Malfoy, Malfoy.

 

 
 


 

 

 

Anthony blickte zwischen Hermine und Malfoy hin und her. Hermine war still, viel stiller als sonst. Daran war Anthony nicht gewöhnt. Komischerweise war Malfoy genauso still. Die drei übten seit einer Stunde mit Michael Corner alias John Adams und Padma Patil alias Maimiti, eine Tahitianerin, das Theaterstück. Wer den Kapitän spielen sollte, war noch unklar. Doch das alles war nur in Anthonys Hinterkopf.

 

Das was ihn am meisten wunderte und ihm zum Nachdenken brachte, war die Art, wie Malfoy und Hermine sich gegenseitig behandelten. Auf jeden Vorschlag, den Hermine hervorbrachte, kam normalerweise ein Gegenargument von Malfoy. Die Beiden würden dann immer diskutieren, sich gegenseitig beleidigen, bis einer von ihnen nachgab oder wutentbrannt verschwand.

 

Doch diesmal war es komplett anders.

 

Wenn Hermine etwas vorschlug, sagte Draco nichts dagegen, umgekehrt war es genauso. Sie waren ruhig, blieben ruhig und taten nichts dagegen, wenn einer von Beiden etwas entschied.

 

Seltsam.

 

Wirklich sehr, sehr seltsam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  R1kku
2014-09-13T10:28:12+00:00 13.09.2014 12:28
Jetzt wirds langsam spannend :D
Es ist ja echt nich mehr zu übersehen, was da zwischen Hermine und Draco passiert. Echt ein wunderschönes Kapitel, liebe Dissident!
Dass es Blaise genauso geht und er überhaupt nix checkt, ist ja mal wieder typisch Kerl xD Ich fand die Szene echt zu komisch.
Mach bitte ganz schnell weiter, ich möchte wissen, was als nächstes passiert!!
Ganz liebe Grüße
R1kku
Von:  horo_koi
2014-09-05T19:49:22+00:00 05.09.2014 21:49
Hey, =)
Danke für das neue Kapitel x3
Draco tut mir leid
So zugequatscht werden, wenn er selber gerade probleme hat ist schrecklich
aber ich hoffe auch, dass die beiden sich nochmal so nah kommen
ohne das hermione zuvor etwas passieren muss das draco begreift,
dass er sie nicht unter schmerzen sehen will
Von:  SkiNut-chan
2014-09-05T19:18:34+00:00 05.09.2014 21:18
Ich will wissen wie es weiter geht
Tolles Kapitel
Dieses Gefühls auf und ab von draco und hermione ist ja echt komisch und die checken nicht mal , obwohl blaise den Anfang gemacht hat, das draco sich anscheinend sich in hermione verknallt hat
Hehe
Trotzdem mach schnell weiter
LG skinut-chan


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