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Nur eine Woche

Wie er mir ein Angebot machte, das ich nicht ausschlagen konnte (RWxSM)
von

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Tag 4 - Quidditch

Gesagt, getan. Gleich am Montagmorgen ging ich zu Professor McGonagall und gab ihr meinen Aufsatz. Sie nahm ihn nickend entgegen und verabschiedete mich mit den Worten: „Ich hoffe, dass das nicht noch einmal vorkommt, Miss Weasley.“

„Ganz bestimmt nicht, Professor“, war meine Antwort.

Danach saß ich mit Hugo, James und noch ein paar weiteren Gryffindors gut gelaunt beim Frühstück. Mit der Abgabe des Aufsatzes wollte ich alles abhaken, was mit Scorpius zu tun hatte und mich wieder meinem ganz normalen Leben widmen.

Nach dem Frühstück war ein Quidditchspiel angesetzt. Ravenclaw würde gegen Slytherin spielen. Scorpius war einer der Jäger im Slytherinteam, also würde ich mir hoffentlich anschauen können, wie er gehörig eine verpasst bekam. Die Aussicht auf eine eventuelle Niederlage von Slytherin gab meiner Laune einen weiteren Aufschwung.

Ich musste mir die ganze Zeit ziemliche Mühe geben, nicht zum Slytherintisch hinüber zu schauen. Ich wusste, dass Scorpius ebenfalls mit seinem Team zusammensaß und noch letzte Taktiken besprach. Irgendwie hatte ich auch die ganze Zeit das Gefühl, er würde mich beobachten, doch ich gab ihm nicht die Genugtuung, zu ihm zu sehen. Er sollte denken, dass er mir komplett gleichgültig war. Also versuchte ich angestrent, den Gesprächen von James und den anderen Gryffindors zu lauschen, um mich abzulenken. Das klappte auch einigermaßen, trotzdem war ein hohes Maß an Selbstbeherrschung meinerseits nötig, um nicht doch den Blick zu heben.

Nach dem Frühstück machten sich die Quidditchspieler zum Stadion auf und auch der Rest der Schule versammelte sich so langsam. Ich ging zusammen mit James‘ Schwester Lily und ein paar anderen Gryffindors die Ländereien hinunter. Alle waren ziemlich aufgeregt und schlossen Wetten ab, wer gewinnen würde und wie lange es dauerte, bis der Schnatz gefangen würde. Ich setzte sehr energisch auf Ravenclaw, einfach aus Prinzip. Zwar war das Slytherinteam schon immer wirklich gut gewesen, aber ich gönnte Scorpius einfach keinen Sieg.

Als alle ihre Plätze eingenommen hatten und die Spieler in Position waren, wurde das Spiel angepfiffen. 14 Besen hoben sich hoch in die Luft, die eine Hälfte in blauen Umhängen, die andere Hälfte in grünen. Bevor ich mich wirklich auf das Spiel eingestellt hatte, hatte Scorpius sich schon den Quaffel geschnappt, raste auf die gegnerischen Tore zu und erzielte direkt die ersten 10 Punkte. Die silbergrünen Ränge brachen in wilden Jubel aus, während die restlichen Zuschauer eher verhalten reagierten.

„Malfoy ist echt verdammt gut“, raunte mir James zu, woraufhin er von mir nur ein Schnauben als Antwort bekam.

„Ich weiß, ihr könnt euch nicht ausstehen“, sagte er, „aber du musst trotzdem zugeben, dass er es drauf hat.“

„Ich gebe gar nichts zu“, antwortete ich. „Wär ja auch noch schöner.“ James lachte auf.

Das Spiel ging genauso spektakulär weiter, wie es angefangen hatte. Ravenclaw und Slytherin lieferten sich einen regen Schlagabtausch, wobei die meisten Punkte, die Slytherin erzielte, tatsächlich auf Scorpius‘ Konto gingen. Die Sucher flogen derweil etwas ziellos über das Feld, niemand hatte bis jetzt den Schnatz entdeckt. In Sachen Schnatz fangen konnte sowieso niemand James das Wasser reichen. Er hatte das Quidditchtalent von Onkel Harry geerbt, der seinerzeit jüngster (und bester) Sucher aller Zeiten war.

Als es 240 zu 100 für Slytherin stand, passierte endlich etwas. Der Sucher von Ravenclaw vollführte mitten über dem Stadion einen Sturzflug. Er schien den Schnatz entdeckt zu haben. Dem Sucher von Slytherin blieb das nicht lange verborgen und er raste hinter seinem Gegner her. Nach einer Weile schien auch er den kleinen goldenen Ball ins Auge gefasst zu haben. Die beiden lieferten sich eine schnelle Verfolgungsjagd und rammten sich immer wieder gegenseitig. Dieser Vorgang hielt die Jäger beider Teams allerdings nicht davon ab, weiterhin Tore zu schießen und Punkte zu erzielen. Für Ravenclaw würde es knapp werden, selbst wenn ihr Sucher den Schnatz fing.

Unbewusst beobachtete ich Scorpius. Er sah verboten gut aus in seinem Quidditch-Umhang, wie er konzentriert über den Platz flog und Quaffel ganz genau im Auge behielt. Halt, moment, wo kamen denn jetzt diese Gedanken her. Slytherin musste verlieren, immerhin hatte ich mit lautem Gebrüll auf Ravenclaw gesetzt.

Scorpius hatte sich soeben mal wieder den Quaffel geschnappt und flog mit hoher Geschwindigkeit auf den Ravenclaw-Hüter zu. Als er gerade zum Wurf ansetzte, sah ich hinter ihm einen Ravenclaw-Treiber, der einen Klatscher in Scorpius‘ Richtung schleuderte, von dem Scorpius allerdings nichts mitbekam. Ich hielt die Luft an und für einen Moment hatte ich das Gefühl, mein Herz würde einen Schlag aussetzen. Ich wollte schreien und Scorpius warnen, doch meine Stimme versagte komplett. Scorpius feuerte seinen Schuss ab und im gleichen Augenblick traf ihn der Klatscher mit voller Wucht an der linken Schulter. Er schrie auf, versuchte noch sich mit seiner rechten Hand am Besen festzuhalten, doch griff daneben und rutschte vom Besen herunter. Ich konnte immer noch nicht atmen und erst als er auf dem Boden aufschlug, sprang ich auf und rief seinen Namen.

Ich bekam nur am Rande mit, wie James ebenfalls aufsprang, mich an der Schulter packte und meinem Blick folgte. Scorpius wand sich vor Schmerz und hielt sich die Schulter. An seiner Wange lief Blut hinab. Auch die Slytherins hatten den Sturz gesehen und schrien durcheinander. Die Lehrer machten sich bereits auf den Weg von der Tribüne hinunter.

James hatte immer noch seinen Arm um meine Schulter gelegt und schüttelte mich ein wenig. Ich schaute ihn an.

„Hey, ist alles okay? Du bist verdammt blass“, sagte er.

„Ja mir geht’s gut“, antwortete ich. „Aber hast du den Sturz gesehen?“

„Nein, ich war mit den Suchern beschäftigt. Slytherin hat den Schnatz gefangen, sie haben haushoch gewonnen.“

„Verdammt“, konnte ich noch nuscheln. Ich wusste selbst nicht genau, worauf sich dieses „Verdammt“ bezog. War es wirklich, weil Slytherin gewonnen hatte oder war es die Einsicht, dass ich mir tatsächlich schreckliche Sorgen um Scorpius machte? Ich wusste natürlich, dass es für Madam Pomfrey überhaupt kein Problem sein würde, ihn zu heilen, aber wie er da auf dem Boden gelegen und sich vor Schmerz gekrümmt hatte, hatte mir einen regelrechten Stich durchs Herz versetzt.

Zum Glück schien James zu denken, dass ich mich über das Spielergebnis ärgerte, denn er versuchte mich aufzumuntern, indem er mir versprach, dass Gryffindor die Slytherins platt machen würde. Ich glaube, ich habe noch ein Grinsen zustande gebracht, denn auch er fing an zu lächeln und schob mich hinter den anderen die Tribüne hinunter. Den ganzen Weg zum Schloss hatte ich das Bild dieses Falls vor Augen. Wahrscheinlich hatte es viel schlimmer ausgesehen, als es war, aber ich konnte trotzdem nicht aufhören, darüber nachzudenken.

Nach dem Mittagessen ging der Unterricht ganz normal weiter, zumindest fast normal. Sowohl in Verwandlung als auch in Zauberkunst fehlten nicht nur Scorpius, sondern auch ein paar andere Slytherins. Sie waren wahrscheinlich alle im Krankenflügel. Ich wäre auch zu gerne direkt nach dem Spiel dorthin gerannt, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich meine Anwesenheit hätte erklären sollen, weder vor den Gryffindors noch vor den Slytherins.

Der Tag zog sich. Meine Gedanken kreisten immer nur um Scorpius, sodass es mir selbst schon auf die Nerven ging. Ich konnte mich einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren und auch beim Abendessen stocherte ich nur in meiner Kürbispastete herum. Die anderen Gryffindors zogen mich damit auf, dass mir Slytherins Sieg verständlicherweise den Appetit verdorben hatte. Mein Bruder schien allerdings zu merken, dass irgendetwas anderes nicht stimmte. Immerhin war er nicht umsonst mein Bruder. Doch ich blockte seine Nachfragen ab, so gut ich konnte. Erstens hatte ich überhaupt keine Lust, über meine Gefühle zu Scorpius Malfoy zu reden, zweitens wäre Hugo alles andere als begeistert, wenn er davon erfahren würde. Trotzdem dankte ich ihm dafür, dass er sich Sorgen machte, versicherte ihm aber im selben Moment, dass das absolut nicht nötig war. Das schien ihn ein wenig zu beruhigen.

An diesem Abend ging ich früh ins Bett. Ich hatte keine Lust auf Gesellschaft und hoffte, der Schlaf würde wenigstens für ein paar Stunden das Bild von Scorpius‘ Fall aus meinem Kopf verbannen. Doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Ich lag sogar noch wach, als die anderen beiden Mädchen ins Bett gingen und eingeschlafen waren. Halb 2 schaute ich noch einmal auf die Uhr. Ich hielt das einfach nicht aus, ich musste wissen, was mit Scorpius war.

So leise ich konnte, stieg ich aus dem Bett, zog mir etwas an und schlüpfte aus dem Schlafsaal. Der Gemeinschaftsraum war völlig leer, nur das Feuer brannte noch im Kamin. Ich kletterte hinter dem Porträt der Fetten Dame hervor und machte mich auf den Weg zum Krankenflügel. Zum Glück kannte ich auch hier mehrere Geheimgänge, die mich schnell ans Ziel brachten und auch dafür sorgten, dass ich niemandem über den Weg lief.

Als ich vor dem Krankenflügel ankam, schlug mir das Herz bis zum Hals. Was machte ich hier eigentlich? Scorpius sollte mir egal sein. Er hatte mir wehgetan und beim Quidditch hatte er bekommen, was er verdiente. Also warum bekam ich ihn einfach nicht aus meinem Kopf?

Ich drehte mich auf dem Absatz um und wollte gehen. Doch dann blieb ich wieder stehen. Ich würde sowieso nicht schlafen können, bis ich Scorpius gesehen hatte und mir klar war, dass es ihm gut ging. Außerdem war ich jetzt eh schon mal hier.

Ich schob die Flügeltüren ein Stück auf und spähte hindurch. Von Madam Pomfrey war nichts zu sehen. Natürlich schlief sie schon längst, immerhin war es mitten in der Nacht. Ich schlüpfte durch die Tür und schaute auf die Bettenreihen. Nur ein einziges war belegt. Ich ging die Reihen entlang, bis ich vor dem Bett stand. Tatsächlich lag Scorpius darin und schlief. Seine verletzte Schulter und sein Arm waren komplett bandagiert und lagen über der Decke. Bei diesem Anblick setzte mein Herz schon wieder einen Schlag aus. Aber sein Gesicht sah so friedlich aus, dass ich annehmen musste, dass er überhaupt keine Schmerzen hatte. Ich hoffte, dass Madam Pomfrey so gute Arbeit geleistet hatte wie immer.

„Rose?“

Ich bekam einen riesigen Schrecken und sprang ein Stück vom Bett zurück. Scorpius war aufgewacht, während ich ihn beobachtet hatte. Er musste sich genauso erschreckt haben wie ich, als im Dunkeln auf einmal jemand vor seinem Bett stand. Aber er hatte meinen Namen gesagt, also hatte er mich erkannt.

„Hi“, sagte ich unsicher.

„Was zur Hölle machst du hier?“, fragte er. „Wie spät ist es?“

„Ähm“, begann ich, „es müsste so gegen 2 sein.“

„2 Uhr morgens? Verdammt, was machst du hier?“, fragte Scorpius noch einmal.

Was sollte ich ihm sagen? Es war so peinlich, dass er mich erwischt hatte, und das letzte, was ich wollte, war, dass er sah, dass ich mich sorgte. Aber jede Ausrede wäre hier komplett sinnlos, also entschied ich mich für die Wahrheit.

„Ich wollte sehen, ob es dir gut geht“, sagte ich leise. „Dein Sturz sah wirklich böse aus.“

„Du hast dir doch nicht etwa Sorgen gemacht“, sagte er und sein typisches Grinsen schlich sich wieder in sein Gesicht.

„Natürlich nicht“, sagte ich und grinste zurück.

„Setz dich“, sagte er und rutschte ein Stück zur Seite, sodass ich mich an seine unverletzte Seite setzen konnte.

Eine Weile sagte niemand etwas, wir schauten uns einfach nur an und genossen die Stille. Doch irgendwann schien Scorpius es nicht mehr auszuhalten.

„Rose…“, begann er. „Es tut mir wirklich leid, was im Eberkopf passiert ist.“

„Ich weiß“, antwortete ich und schaute hinunter auf meine Hände, die ich im Schoß gefaltet hatte. „Und mir tut es leid, dass ich es mir nicht anhören wollte.“

Auf einmal nahm Scorpius meine Hand in seine. Ich schaute ihn wieder an und sah ihn lächeln. Aber diesmal war es kein fieses Grinsen, sondern es kam mir wie ein beruhigendes Lächeln vor.

„Gibst du mir noch eine Chance?“, fragte er. „3 Tage sind noch übrig.“

Ich lachte auf. Stimmt, diese dämliche Woche, die er vorgeschlagen hatte, lief im Grunde noch.

„Ja, na schön, was soll’s“, sagte ich und schaute auf unsere Hände. Seine Hand spielte mit meiner. Er strich über meine Finger und streichelte meinen Handrücken mit seinem Daumen. Mein Kopf sagte mir, dass ich meine Hand sofort wegziehen sollte, aber es fühlte sich zu gut an, um es einfach zu beenden.

„Ich bin ziemlich sicher, dass Madam Pomfrey mich am Morgen entlässt“, sagte Scorpius nach einer Weile. „Der fünfte Tag läuft dann quasi schon. Würdest du das Abendessen ausfallen lassen und mich stattdessen vor dem großen Ölgemälde von Vladimir dem Pfähler im sechsten Stock treffen?“

Ich stimmte zu.

„Gut“, sagte Scorpius. „Dann mach, dass du zurück in dein Bett kommst, bevor dich hier irgendjemand erwischt. Das würde meinen Plan nämlich kaputt machen.“ Mit diesen Worten ließ er meine Hand los, schob mich zärtlich vom Bett runter und in Richtung der Flügeltüren.

Als ich mich an den Türen noch einmal zu seinem Bett umdrehte, hatte er sich auf die Seite gelegt und tat so, als würde er tief und fest schlafen. Mit einem Grinsen verließ ich den Krankenflügel und betrat die dunklen Korridore von Hogwarts.
 

Fortsetzung folgt



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