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Between Heaven and Hell

von

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Das Virus erwacht

Wesker wirkte so selbstsicher und arrogant wie eh und je. Es schien so, als würde er Chris nicht einmal in diesem Zustand ernst nehmen.

Aber so ganz stimmte das nicht, der Blonde nahm seinen Gegner ernst.

Chris war infiziert, genau wie er selber. Und auch, wenn der Jüngere das Virus nicht so zu nutzen wusste wie er selber und die Dosis eine sehr geringe war, wollte er dessen Kraft nicht unterschätzen.

In einem Bericht der B.S.A.A. hatte er gelesen, was vor einiger Zeit wirklich in China geschehen war, wie Piers Haos vernichtet hatte, wie die ganze Anlage, die so tief im Meer gelegen hatte, in die Luft geflogen war.

Und der junge Soldat hatte überlebt, das Virus hatte ihn gerettet.

Dieses C-Virus war mächtiger als Wesker angenommen hatte, und er selber verfügte noch nicht darüber.

Er hatte Chris infiziert und war sicher gewesen, dass alles nach Plan laufen würde, aber leider hatte er sich geirrt.

Dieser verdammte Redfield war seiner Kontrolle tatsächlich in letzter Sekunde entkommen, und das auch noch wegen dieser schnulzigen Liebe zu seinem Scharfschützen. Das war ja wirklich wie in einem billigen Film gewesen.

Und Wesker ärgerte das alles maßlos, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ.

Chris sollte nicht denken, er hätte die Oberhand und seinen ehemaligen Captain verunsichert.
 

Und das dachte Chris auch nicht, nicht im Geringsten.

Auf ihn wirkte der Blonde tatsächlich so, als würde ihn das alles überhaupt nicht interessieren.

Ja, er wirkte sogar beinahe so, als hätte er mit einem solchen Verlauf gerechnet.

Sicherlich gefiel es ihm, dass Chris am Ende doch noch wieder er selbst geworden war und Piers nun so leiden sehen musste, mit dem Wissen, dass er selber daran schuld war.

Verdammt, dieser Wesker machte ihn immer wahnsinniger, der Hass wuchs immer weiter an.

Er war zu weit gegangen, und das schon so oft.

Aber das hier brachte das Fass wirklich zum Überlaufen.

Die Sache mit Jill hatte Chris damals schon so fertig gemacht. Erst hatte er gedacht, sie wäre tot, und dann hatte sie überlebt und unter Weskers Kontrolle gestanden. Er hatte gegen seine Partnerin und Freundin kämpfen müssen.

Damals allerdings war er selber bei klarem Verstand gewesen, und Jill hatte es nicht geschafft, ihm wirklich etwas anzutun.

Alles war gut ausgegangen.

Aber nun?

Nun war er Derjenige gewesen, der unter Weskers Kontrolle gestanden hatte.

Und im Gegensatz zu Jill hatte er jemanden ernsthaft verletzt.

Nicht nur irgendwen, sondern seinen Freund. Den Menschen, der ihm am wichtigsten war, und für den er immer hatte da sein wollen.

So oft hatte Chris sich vorgenommen, sich bei Piers zu revanchieren für das, was dieser in Edonia und China für ihn getan hatte.

Doch stattdessen trieb er den Jüngeren hier noch eigenhändig in den Tod.

Er hätte sich wirklich einfach zur Ruhe setzen sollen, nichts mehr anrühren, das irgendwie mit der B.S.A.A. zu tun hatte und Wesker Wesker sein lassen.

Er packte das alles einfach nicht mehr.

Nach allem, was in den letzten Jahren geschehen war, wurde es Chris schlicht und ergreifend zu viel.
 

Das war auch der eigentliche Grund gewesen, aus dem er entschieden hatte, die Waffe niederzulegen und Piers seinen Posten als Captain anzuvertrauen.

Der Junge hatte das Zeug dazu, mehr als das.

Und er selber brauchte einfach Ruhe und Abstand, seine Psyche brauchte das vor allem.

Besonders Edonia und China hatten ihm gezeigt, wie nah ihm das alles ging. Zu nah.

Er ließ sich zu sehr von seinen Emotionen einnehmen und konnte dann nicht mehr wirklich klar denken.

Hätte er damals von Anfang an auf Piers gehört... hätte er den mutierten Finn sofort angegriffen oder wäre geflohen...

Und auch in China...

Piers hatte Recht gehabt, sie hätten einige der Tode verhindern können. Vielleicht nicht alle, aber einige.

Aber er hatte versagt, und er hatte es selber viel zu spät begriffen.

Und schließlich war es Piers gewesen, der Chris' Fehler wieder hatte gutmachen müssen.

Ja, er lebte, irgendwie war das noch einmal gut ausgegangen, aber zunächst hatte es anders ausgesehen.

Piers war für tot erklärt worden, und Chris hatte einem leeren Grab sein Herz ausgeschüttet, seinen Vorwürfen und seinem Schmerz Luft gemacht.

Und erst da hatte er so richtig begriffen, was er da wirklich alles angerichtet hatte.

Und dennoch hatte er weiter machen müssen, um Piers' Willen hatte er stark sein müssen.
 

Und diese Stärke war es, die ihn auch jetzt oben hielt.

Dieses Wissen, dass Piers nicht wollen würde, dass er aufgab und in Selbstmitleid versank.

Nicht noch einmal.

Dieses Mal würde er dagegen ankämpfen.

Er würde stark bleiben, Wesker vernichten, ihn zumindest vertreiben, und dann würde er sich um Piers kümmern.

Denn dieser würde hier nicht sterben, das ließ Chris nicht zu.

der junge Soldat war stur und zäh, und zudem war er noch immer infiziert, auch wenn das Gift an dem Messer das Virus einzudämmen schien.

Trotzdem würde Piers kämpfen und den Tod erneut bezwingen. Das hatte er bisher immer geschafft, und das würde er auch jetzt tun. Das musste er einfach.

Sie würden hier beide lebend raus kommen, und dann würde dieser ganze Mist ein Ende finden. Ein gutes Ende. Daran glaubte Chris. Daran musste er glauben, um seine Kraft zu behalten.
 

"Was ist? Bist du im Stehen eingeschlafen, Chris~?"

Das leise Lachen und die gehässigen Worte des Blonden rissen den Soldaten aus seinen Gedanken.

Er musste sich jetzt auf diesen Kampf konzentrieren, das war das Wichtigste. Alles andere hatte Zeit, alles andere kam danach. Danach würde er genug Ruhe haben, um über all diese Dinge nachzudenken. Und das mit der B.S.A.A. hatte sich vermutlich ohnehin erledigt, wenn auch leider ebenfalls für Piers.

Andererseits...

Sie wussten noch immer nicht, was wirklich passiert war, ob nicht doch Wesker dahinter steckte. Oder noch jemand anders.

Aber der Blonde würde diese Frage kaum beantworten, wenn er sie nun stellte, das war Chris durchaus klar.

Und auch wenn sie es zu diesem Zeitpunkt nicht wussten und ohnehin kaum geglaubt hätten: Er konnte diese Frage nicht einmal beantworten.
 

"Nein, keine Sorge, Wesker. Ich bin voll und ganz da", erwiderte Chris mit einem leisen Knurren und riss sich nun endlich zusammen.

Keine Ablenkungen mehr, kein Abschweifen, nichts...

Er musste sich nun vollkommen darauf konzentrieren, Wesker los zu werden.

Chris glaubte nicht, dass er diesen würde töten können, so sehr überschätzte er sich nicht.

Er wusste, dass Wesker die Viren in seinem Blut beherrschte, und auch, dass der Blonde mindestens ebenso gut trainiert war wie er selber.

Im Moment war er vermutlich noch besser in Form als Chris.

Denn der war zuvor tot gewesen und nur durch das Virus wieder am Leben.

Ein Virus, das er selber in keinster Weise im Griff hatte, und von dem er nicht wusste, ob es nicht doch irgendwann die Oberhand gewann und ihn mutieren ließ.

Der Soldat musste Wesker einfach nur los werden, ihn vertreiben, irgendwie.

Er hatte nicht unendlich viel Zeit, Piers schwebte in Lebensgefahr. Und das nicht zum ersten Mal, und vor allem wieder, weil er, Chris, nicht gut genug aufgepasst hatte.

Als er zugelassen hatte, dass Wesker ihn vergiftete und tötete, hatte er gedacht, Piers wäre dann sicher.

Aber ihm hätte klar sein müssen, dass dieser Wesker suchen würde, sobald ihm klar wurde, dass er dahinter steckte.

Und ebenso hätte er wissen müssen, dass Wesker sich nicht einfach damit zufrieden gab, ihn getötet zu haben.

Nein, Wesker hatte Blut geleckt und wollte Chris nicht mehr einfach töten, sondern ihn leiden sehen.

Und das war etwas, das er gerade verdammt gut schaffte, etwas, das ihm immer und immer wieder gelang.

Es war leicht, Chris seelische Schmerzen zuzufügen, vermutlich leichter, als ihn umzubringen.

Der Soldat nahm sich vieles zu sehr zu Herzen, setzte sich immer für andere ein und machte sich enorm schnell Vorwürfe. Gerade die jüngsten Ereignisse hatten das gezeigt. Sie hatten ihn beinahe endgültig gebrochen.

Und Wesker schien das begriffen zu haben. Ihm schien klar zu sein, dass er Chris immer einen Schritt voraus sein würde, auch wenn dieser ihm immer und immer wieder entkam.

Aber selbst wenn Chris ihn nun vertrieb, würde sich daran nichts ändern.

Wesker würde ihm irgendwann erneut gegenüberstehen. Und er würde wieder einen Weg finden, ihm zu schaden, ihn irgendwann ganz zu brechen.

Es gab zu viele Menschen, die Chris wichtig waren, und nun gab es einen, der ihm so viel bedeutete, wie bisher nur seine eigene Schwester.

Kurz hatte Chris darüber nachgedacht, ob es für Piers sicherer war, wenn er sich von ihm fernhielt, aber diese Idee hatte er schnell wieder verworfen.

Das hätte überhaupt nichts gebracht und alles eher nur noch schlimmer gemacht.

Nein, er musste einfach stark bleiben, musste immer daran denken, dass er nicht alleine war, und dass er alles ertragen konnte, wenn es sein musste.
 

"Sicher, dass du nicht eingeschlafen bist, Chris?"

Verdammt, er hatte sich doch wieder ablenken lassen.

Dabei hatte Chris sich doch vorgenommen, sich nun voll und ganz auf diesen Kampf zu konzentrieren.

Er schauderte, als ihm bewusst wurde, wie oft Wesker ihn in der Zeit schon einfach hätte angreifen und töten können.

Aber der Blonde schien das hier regelrecht zu genießen und hatte offenbar gar kein Interesse daran, es all zu bald enden zu lassen.

Er wollte Chris noch nicht von seinem Leiden erlösen.

'Na warte, deine Überheblichkeit wird dir schon noch vergehen', dachte der Soldat verbittert, und er entschied sich, die Sache nun ein für allemal zu beenden.

Für Piers, und für all die anderen Menschen, die wegen Wesker leiden mussten.

Und auch für sich selber, um endlich Frieden mit sich schließen zu können, um endlich in der Lage zu sein, mit diesem Kapitel abzuschließen.

Und so stürmte er los, die Augen wieder rot, den Mund fast zu einer Grimasse verzerrt.

Noch einmal würde Wesker ihn nicht hereinlegen, noch einmal würde er nicht mit dem Leben davon kommen.

Damit war nun Schluss, heute würde es enden.
 

Aber Chris schien in diesem Zustand selber einfach nur überheblich zu sein und gar nicht mehr richtig nach zu denken.

Er war einfach los gestürmt und hatte sich auf Wesker stürzen wollen, der diesem Angriff jedoch seelenruhig auswich.

Meinte Chris das etwa ernst?

War das alles, was er aus dem Virus herausholen konnte? Einfach nur lächerlich.

Mit einem müden Seufzen fing der Blonde Chris' nächsten Angriff ab, indem er einfach den Arm ausstreckte und den Jüngeren in seine geballte Faust rennen ließ.

Ein Ächzen kam über Chris' Lippen, und seine Augen verdrehten sich nach innen.

Für einen kurzen Moment sah es so aus, als wäre das der kürzeste Kampf seines Lebens gewesen, doch da schlug das Virus in seinem Blut endlich zu.

Wesker spürte schon, wie der Körper des Jüngeren an Spannung verlor und in sich zusammensacken wollte, als mit einem Mal die Kraft in diesen zurück kehrte.

Ein Knurren war zu hören, Chris hob den Blick und packte Weskers Arm, dessen Faust noch immer seinen Brustkorb berührte, gegen den er geschlagen hatte.

"Was zum...?", begann der Blonde, doch weiter kam er schon gar nicht mehr.

Ehe er es sich versah, lag er auf dem Boden, Chris wie ein tollwütiges Tier über sich.

Das Grinsen des Brünetten konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, und in dem Moment war es vermutlich gut, dass Piers bewusstlos war und das nicht mit ansehen musste.

Sein Captain war zwar nicht mutiert, dennoch hatte das Virus eine Art Monster aus ihm gemacht.
 

Auch Wesker schien langsam zu begreifen, dass sein Plan vollkommen nach hinten losgegangen war, denn das Grinsen gefror ihm, und für einen Moment machte sich so etwas wie Angst in seinem Blick breit.

Dann aber schien der Blonde sich wieder daran zu erinnern, wer er war, und dass Chris trotz all seiner Kraft keine Ahnung hatte, wie er das Virus nutzen musste.

Nein, dieses benutzte ihn.

Und verdammt, eigentlich war das noch viel schlimmer, denn so war der B.S.A.A.-Captain vollkommen unberechenbar und konnte sogar Wesker gefährlich werden.

Denn der spürte deutlich, wie mächtig das Virus in Chris war, trotz der geringen Dosis, und auch, wie viel Kraft dessen Körper aufbrachte.

Er selber versuchte schon mit Leibeskräften, den Jüngeren von sich zu drücken, aber dieser zuckte dabei nicht einmal mit der Wimper.

"Das ist dein Ende, Wesker", säuselte er stattdessen nur, und die Stimme schien überhaupt nicht mehr die von Chris zu sein, es wirkte, als hätte das Virus eine vollkommen eigene Persönlichkeit entwickelt.

Und trotz seiner misslichen Lage musste Wesker zugeben, dass das außerordentlich interessant war.

Er war und blieb eben Wissenschaftler und konnte nicht einmal im Angesicht des beinahe sicheren Todes aus seiner Haut heraus.

Aber nein, sterben würde er nicht. Nicht hier und heute, das konnte Chris vergessen.

Wieder stemmte er sich gegen diesen, doch statt endlich abzulassen, holte der Soldat mit einer Hand aus und schlug seinem ehemaligen Captain mit voller Wucht ins Gesicht.

Wesker hörte, wie das Glas seiner Sonnenbrille brach und sich die Splitter in seine Haut und sein linkes Auge bohrten.

Wenn er nicht aufpasste, dann...
 

"Langsam reicht es mir wirklich!", knurrte nun der Blonde, spannte seinen Körper an und schaffte es endlich, Chris kraftvoll von sich zu stoßen.

Zwar kam der Jüngere sofort wieder auf die Beine, aber auch Wesker hatte sich im selben Moment erhoben.

Blut quoll aus seinem linken Auge und rann über seine Wange, um dann von seinem Kinn auf den Boden zu tropfen.

Das rechte Auge glühte wieder in dem typischen feuerähnlichen Farbton, den der Viruscocktail in seinem Blut ihm verlieh.

Es wäre doch gelacht gewesen, wenn Chris ihn nun wirklich vernichtete.

Geschlagen von seinem eigenen Experiment, das kam überhaupt nicht in Frage, das wäre mehr als erbärmlich gewesen.

Aber das würde auch nicht passieren, da war sich der Blonde nun sicher.

Denn auch, wenn der Jüngere verdammt stark war, er hatte alles von dieser Stärke wenige Sekunden zuvor gezeigt.

Eine unglaubliche Kraft, aber begrenzt.

Und sein Körper war schwach durch den Tod zuvor, das Virus neu.

Wesker war ihm überlegen, und er würde all seine Vorteile nutzen, um Chris dadurch auszuschalten.

Eigentlich hatte er ihn hier und jetzt nicht töten wollen, aber ihm blieb vermutlich gar keine andere Wahl, wenn er selber lebend davon kommen wollte.

Und vielleicht konnte er seinen toten Körper ja noch einmal nutzen.

Und dabei konnte er Piers ja auch gleich mitnehmen. Vielleicht sogar in lebendigem Zustand. Lange hielt der allerdings sicher nicht mehr durch.

Nun, möglicherweise konnte Wesker ja doch ein kleines Spiel aus der Sache machen und versuchen, es zu schaffen, Chris zu töten, bevor Piers seinen letzten Atemzug tat.



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