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Last Desire

L x BB
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Epilog beschreibt die Ereignisse während Kapitel 7 bis 9, allerdings dieses Mal aus der Sicht von Hester. Denn es gibt da nämlich ein Geheimnis, das L noch nicht weiß. Komplett anzeigen

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Angeschossen

Es regnete in Strömen und der Regen begann sich langsam mit seinem Blut zu vermischen. Erschöpft war er zusammengebrochen, fühlte nichts außer der Kälte, bedingt durch den hohen Blutverlust und dem schneidenden Wind. Seltsamerweise spürte er aber keine Schmerzen, nur die Erschöpfung und Müdigkeit. Beyond wusste, was das für ihn bedeutete. Immerhin hatte er es unzählige Male bei seinen Opfern beobachtet, als er sie getötet hatte. Er lag in den letzten Zügen, wenn nicht ein Wunder geschah. Welch bittere Ironie. Er, der BB-Mörder und der Schrecken von Los Angeles würde sterben. Und dann noch durch die Hand eines anderen Serienmörders. Ja, das war wirklich die blanke Ironie. Irgendwie hatte er aber auch wirklich Pech gehabt, ausgerechnet Sam Leens über den Weg gelaufen zu sein. Sam, der ihm schon immer ein Rätsel gewesen war und den er als einzigen Menschen wirklich fürchtete. Ein Mal durch die Tatsache, dass dieser Mensch überhaupt keine Gefühle besaß und weil Beyonds Augenlicht bei ihm versagte. Und das war ihm nie passiert. Zwar war er fähig, seine Lebenszeit zu erkennen, nicht aber seinen Namen. Und das war absolut unmöglich. Er hatte versucht, diesen Sam zu durchschauen, von dem es rein gar nichts gab. Weder Emotionen, noch einen Namen oder überhaupt Geburtsurkunden und andere Dokumente. Insgeheim war er fasziniert von ihm gewesen. Eben weil er selbst vor Beyond Birthday seinen wahren Namen verbergen konnte. Denn „Sam Leens“ war nichts Weiteres als bloß ein Anagramm für „Nameless“, was „namenlos“ bedeutete. Beyond hatte ihn verfolgt und beobachtet. Und irgendwie hatte er wohl heute seine Deckung ein klein wenig vernachlässigt. Kein Wunder, immerhin war er sowieso schon etwas angeschlagen gewesen. Deshalb hatte er es nicht geschafft, diesen Kerl umzubringen, sondern nur schwer zu verletzen. Und auch er selbst war nicht ohne weiteres davongekommen. Dieser Sam hatte ihm wirklich übel mitgespielt. Drei Kugeln hatten ihn getroffen und es war ein Wunder gewesen, dass er überhaupt noch hatte laufen können. Aber im Grunde war seine Flucht ja auch nicht wirklich sinnvoll gewesen, wenn er so darüber nachdachte.
 

Denn er würde hier sterben, so viel stand fest. Zumindest… wenn nicht schnell ein Wunder geschah.
 

Ein Wunder? Pah, er brauchte kein Wunder. Er glaubte nicht daran, denn die Welt war zu grausam, als dass so etwas wirklich passieren könnte. Wunder waren nur irgendwelche Hirngespinste, die in den Köpfen von dummen und naiven Menschen zusammengesponnen wurden. Eine Illusion, ein Wunschdenken und weiter nichts. Der Regen tropfte von seinen Haarspitzen hinunter und er wischte sich den Regen aus seinen Augen. Dieser Mistkerl hatte ihn in der Schulter, in der Hüfte und am linken Bein erwischt und außerdem hatte er am rechten Oberarm einen Streifschuss abgekriegt. Gut zielen konnte der Bastard auf jeden Fall, das hatte der BB-Mörder mehr als deutlich zu spüren bekommen. Langsam begann alles um ihn herum zu verschwimmen, was aber vielleicht auch vom Regen herrühren konnte. So sollte sein Tod also aussehen: Niedergeschossen und verblutet bei strömenden Regen in einer schmutzigen Gasse. Was für ein Ende… Aber womöglich genau das Ende, was er eigentlich verdient hatte. Er starb, wie er gelebt hatte: als ein dreckiger Mörder. Er bereute seine Taten nicht, nicht eine davon. Denn dazu müsste er Mitleid mit seinen Opfern oder deren Angehörige haben, aber das war nicht der Fall. Dazu war er einfach viel zu verbittert und misanthropisch. Ja, er war ein Menschenhasser, das leugnete er auch nicht. Seit die anderen Kinder gespürt hatten, dass er anders war und ihn deswegen gemobbt und ausgeschlossen hatten, fühlte er nur Abneigung oder sogar Verachtung für diese scheußliche Teufelsschöpfung, die sich Homo Sapiens schimpfte. Er hasste die Menschen einfach für ihre Dummheit, ihre Ignoranz, ihre Voreingenommenheit und für ihre Grausamkeiten.
 

Aber… er hatte nicht jeden gehasst.
 

In diesem Moment musste er an A denken. Und als er ihn vor sich sah mit seinem warmherzigen Lächeln und seinem aufgeweckten Blick, da schnürte sich seine Brust zusammen und Tränen vermischten sich mit dem Regen. A… so also sahen seine letzten Gedanken aus. Eigentlich hätte er sich das ja denken können. Obwohl es zehn Jahre her war, tat es immer noch so weh. Er erinnerte sich an damals, als er ganz alleine war und die anderen Kinder ihm Schimpfnamen gaben, oder vor ihm wegrannten. Aber A war nicht so gewesen. Er hatte ihm die Hand gereicht und einfach gefragt „Wollen wir Freunde sein?“ Warum nur? Warum hast du dich damals umgebracht? Wieso nur hast du nicht mit mir geredet?

Das alles war nur seine Schuld. Dieser verdammte L war an allem Schuld! Wenn er nicht gewesen wäre, dann wärst du damals nicht vom Dach in den Tod gesprungen. Tut mir Leid, dass ich es letzten Endes nicht geschafft habe, deinen Tod zu rächen. Bitte verzeih mir, dass ich L nicht getötet habe. Letzten Endes ist mein Leben doch nur ein einziger Scherbenhaufen. Ein Witz… eine Tragödie… ein einziger Fehlschlag…

Langsam fielen seine Augen zu und er wurde sehr schläfrig. Diesen Zustand kannte er. Gleich würde er bewusstlos werden und wenig später hörte sein Herz auf zu schlagen. Aber wenigstens konnte er noch den Regen hören… Es beruhigte ihn so sehr und ließ ihn diese ganze Scheiße vergessen. Wenn er etwas wirklich liebte, dann war es das beruhigende Geräusch des Regens, durch den er seine ganzen Gedanken für kurze Zeit loslassen konnte. Plötzlich hörte er Schritte und der Regen um ihn herum schien zu stoppen. Mit letzter Kraft sah er auf, erkannte aber nichts mehr, als nur schattenhafte Konturen und Umrisse. Jemand hielt einen Regenschirm. Ihm wurde entsetzlich kalt, aber gleichzeitig fühlte sich sein Körper seltsam schwerelos und leicht an. Irgendjemand sprach zu ihm und er glaubte, diese Stimme schon mal gehört zu haben. Aber er verstand sie nicht und sie klang wie aus weiter Ferne. Und er hatte nicht einmal die Kraft, überhaupt noch etwas zu sagen. Seine Augen schlossen sich und er sank in eine erlösende Ohnmacht.
 

Eine Ohnmacht, die hoffentlich den ebenso erlösenden Tod mit sich brachte. Wenigstens konnte er dann A in der Hölle wieder sehen und ihm sagen, dass ihm alles so unendlich Leid tat.
 

Er hatte auf ganzer Linie versagt…
 

Sein ganzes Leben, seine gesamte Existenz…
 

… war nichts Weiteres, als ein einziger Fehler.

Ein unerfreuliches Wiedersehen

Das Erste, was Beyond spürte, war ein weiches Kissen unter seinem Kopf und eine warme Decke. Es fühlte sich so angenehm an und am liebsten wäre er noch etwas länger liegen geblieben. Ihm war nicht mehr kalt und so wie es schien, lag er in einem ziemlich bequemen Bett. Schon merkwürdig, dachte er und ertastete eine Matratze. Wieso zum Henker liege ich denn eigentlich in einem Bett? Hat mich irgendjemand von der Straße aufgelesen und ins Krankenhaus verfrachtet? Nein, das konnte kein Krankenhaus sein. Es hing nicht dieser vertraute Geruch von Desinfektionsmitteln in der Luft und als er die Augen langsam aufschlug, erkannte er mit Mühe nackte fensterlose Wände. Sein Sichtfeld war aber noch viel zu verschwommen, als dass er etwas Vernünftiges hätte erkennen können. Mehrmals blinzelte er und rieb sich die Augen, doch das half auch nicht wirklich weiter. Aber dann erkannte er Neonröhren, weitere fensterlose Wände und eine schwere Stahltür. Im Raum gab es einen Schrank mit Spiegel, einen Schreibtisch und einen Stuhl und dieses Bett hier. Langsam setzte sich der Serienmörder auf, spürte dann aber auch gleich wieder die Verletzungen und biss sich auf die Unterlippe. Stimmt ja, dachte er und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. Die Schussverletzungen hätte ich ja fast vergessen. Die sind ja auch noch da. Er schlug die Decke beiseite, um sich selbst einen Überblick zu verschaffen, da sah er die Fessel an seinem rechten Fußgelenk. Die Kette war lang genug, dass er den ganzen Raum durchlaufen konnte und so wie sie aussah, war sie ziemlich stabil. Großer Gott, wo bin ich denn hier gelandet? Etwa in irgendeiner abartigen Mischung aus „Saw“ und „Black Snake Moan“? Das kann doch nur ein Scherz sein. Ich muss definitiv in der Hölle gelandet sein. Sofort begann er nach einer geeigneten Fluchtmöglichkeit zu suchen und prüfte seine Fessel. Große Klasse, es war eine von jenen, die ein Vorhängeschloss hatten und sich sonst nicht öffnen ließen. Nun ja, zumindest war die Fessel selbst aus Leder, wohl um die Verletzungsgefahr gering zu halten. Trotzdem kam er sich wie ein einem schlecht gedrehten BDSM-Film vor. Und das besserte seine Stimmung auch nicht sonderlich. Eher im Gegenteil.
 

Gott muss mich so was von hassen…
 

Beyond wollte aufstehen und den Raum gründlicher unter die Lupe nehmen, doch da wurde ihm kurz schwarz vor Augen und er sank zurück auf die Matratze. So ganz auf der Höhe war er noch nicht und so wie es schien, hatte man ihm starke Schmerzmittel verabreicht. In seiner jetzigen Verfassung würde er jedenfalls nicht sehr viel ausrichten können. Hieß also im Klartext: Er war absolut wehrlos. Schöne Scheiße. Warum nur war er nicht einfach in der Gosse verreckt? Dann würde er jetzt nicht an einer Fußfessel hängen und in einem Kellerzimmer eingesperrt sein, während man ihn mit Schmerzmitteln zudröhnte. Aber zumindest hatte man sich um seine Verletzungen gekümmert und sie fachmännisch verarztet. Und er trug auch saubere Kleidung. Es schien so als wolle derjenige, der ihn hierher gebracht hatte, ihm nichts antun wollen. Oder zumindest noch nicht. Was nicht war, konnte ja noch werden. Nachdem er sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, stand er wieder auf, doch dieses Mal ging er es langsamer an. Immer noch war ihm furchtbar schwindelig und er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Außerdem fühlte sich sein Körper schwer wie Blei an und seine Beine schienen ihn kaum tragen zu können. Sein Kopf war wie benebelt und das hatte er sicher diesen Drogen zu verdanken, die man ihm verabreicht hatte. Nirgendwo hing eine Uhr, geschweige denn ein Kalender und seine Taschen waren leer. Das Messer hatte man ihm natürlich abgenommen, ebenso wie sein Handy. Fragte sich also, wie lange er eigentlich bewusstlos gewesen war. Vielleicht ein paar Stunden, womöglich sogar Tage. Nachdenklich begann er an seiner Daumenkuppe zu knabbern und versuchte, sein Hirn wieder vernünftig zum Arbeiten zu bringen, aber das war durch die Drogen nicht gerade einfach. Wer hätte denn ein Motiv, ihn aufzugabeln, sein Leben zu retten und ihn dann hier einzusperren? Sam Leens vielleicht? Das wäre vielleicht eine Möglichkeit, immerhin führte dieser Bastard doch mit seinen Opfern Verhaltensforschungen durch, um ihre Gefühle und Reaktionen zu studieren. Aber der Kerl war selber schwer verletzt und hatte dementsprechend erst mal eigene Probleme, wenn er nicht krepieren wollte. Und wer kam sonst noch infrage? Tja, die Liste war leider nicht sehr übersichtlich und allmählich dämmerte es dem BB-Mörder, dass er wohl oder übel warten musste, bis sich sein „Gastgeber“ zeigte. Es gab so viele Möglichkeiten in dem Moment. Die Mafia, irgendwelche Menschenhändler, Psychopathen, anderweitig Gestörte und noch viele mehr… Aber wieso um alles in der Welt hatte man ihm eine Fußfessel angelegt? Sicherlich, damit er nicht abhauen konnte. Aber dann wäre sie doch nicht so lang, dass er sich in diesem Raum frei umherbewegen konnte und dann wäre es doch sinnvoller gewesen, ihm die Hände zu fesseln. Immerhin war er auch fähig, Menschen ohne Waffen zu töten und welcher Dreckskerl ihm auch die Kette angelegt hatte, der konnte noch sein blaues Wunder erleben, wenn der sich hier blicken ließ. Hoffentlich war das kein bescheuerter Emo-Clown, der ein „Spiel“ spielen wollte. Da konnte nicht viel Gutes dabei rumkommen. Also welchen Sinn hatte dann eine derartige Fußfessel? Sollte er sich vielleicht den Fuß absägen? Nun, das wäre kein Problem, wenn man ihm wenigstens eine Säge dagelassen hätte. Aufmerksam wanderten seine Shinigami-Augen durch den Raum und fanden mehrere Überwachungskameras. Natürlich, er wurde beobachtet! Dann müssten diese Kerle also schon längst wissen, dass er wach war und eigentlich gleich kommen, oder zumindest ein Zeichen von sich geben.

Langsam ging er zum Schrank hin und begann ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Dort befanden sich seine übliche Kleidung und noch seine Tasche, die er bei sich gehabt hatte. Er durchsuchte sie und fand sein Glas Erdbeermarmelade. Wenigstens ein kleiner Lichtblick. Als nächstes suchte er im „Geheimfach“ seiner Tasche nach und wurde enttäuscht. Selbst das Teppichmesser hatten sie ihm abgenommen, welches er für den absoluten Notfall bei sich gehabt hatte. Dabei hatte er es so gut versteckt. Sein Retter oder vielleicht auch Entführer hatte jedenfalls seine Hausaufgaben gemacht. Ein Amateur war er ganz sicher nicht. So ein Mist, er hatte nicht eine einzige Waffe parat. Nun ja, zumindest konnte er die Kette nehmen, um seine Angreifer zu erdrosseln. Und mit Händen und Füßen wusste er sich ebenfalls gut zur Wehr zu setzen, wenn er nur nicht durch die Drogen so benommen wäre. Auf dem Schreibtisch lag auch nichts, was wirklich hilfreich sein konnte und selbst in den Schubladen war nichts. Aber dann entdeckte er ein paar Medikamentenboxen, die alle fein säuberlich beschriftet waren. Und für jede Tageszeit gab es Tabletten. Waren die für ihn gedacht? Leider ließ sich vom bloßen Ansehen nicht feststellen, was das für Tabletten waren. Es waren diese kleinen weißen ovalen Tabletten mit einer Einkerbung in der Mitte. Nun, zumindest war das schon mal kein Viagra und nach LSD sah das auch nicht aus. Spaßverderber… Auf der Medikamentenbox stand mit einem schwarzen Stift Hydromorphon – 2x tgl. (morgens u. abends); Ibu akut 400mg – 2x tgl. (morgens u. mittags) geschrieben. Ach so war das. Schmerzmittel und etwas gegen Fieber. War er krank? Beyond betastete seine Stirn, aber da die Wirkung der Schmerzmittel noch anhielt, hatte er es nicht gemerkt. Tatsächlich glühte seine Stirn ein wenig, aber es konnte auch daher kommen, dass seine Hand so kalt war. Nun ja, zumindest konnte er schon mal daraus schließen, dass er es nicht mit irgendwelchen Verrückten zu tun hatte, die ihn mit Drogen voll pumpten, um wer weiß was mit ihm anzustellen. Wer auch immer die Medikamentenboxen da gelassen hatte, er war Arzt oder zumindest arbeitete er mit jemanden zusammen, der Arzt war. Beyond wusste nämlich, dass Hydromorphon nicht ohne war und somit verschreibungspflichtig war. Während seines Medizinstudiums hatte er gut aufgepasst!
 

Schließlich legte er die Medikamente wieder zurück in die Schublade und ging zur Tür, musste aber schnell feststellen, dass sie verschlossen war. Na klar, warum denn auch nicht? Eigentlich hätte er sich das ja selbst denken können, aber einen Versuch war es zumindest wert gewesen. Schließlich ging er wieder zu seinem Bett zurück und wollte darunter nachschauen, ob es irgendetwas Interessantes gab, da wurde ihm wieder schwindelig und benommen taumelte er zurück. Seine Stirn glühte und sein ganzes Gesicht fühlte sich so heiß an… also doch Fieber. Alles um ihn herum begann sich zu drehen und plötzlich schien der Boden unter seinen Füßen nachzugeben und zu verschwinden. Ehe er sich versah, lag er ausgestreckt da und ihm wurde schlecht. Sein ganzer Körper fühlte sich so seltsam an und er fand kaum die Kraft, wieder aufzustehen. Verdammt, in dem Zustand konnte er aber auch wirklich gar nichts ausrichten. Stattdessen lag er hier jetzt auf dem Boden herum wie…
 

„Hey, was liegst du da auf dem Boden? Spielst du etwa eine Leiche?“
 

Wer hatte ihn das damals gefragt gehabt, als er hingefallen war und in einer ähnlich bescheuerten Position da lag? Da dies eine Kinderstimme gewesen war und sie ihm irgendwie vertraut vorkam, ging er davon aus, dass es sich um A handeln musste, der ihn das damals gefragt hatte. Ja, dachte Beyond und musste unverhofft lächeln.

„Ich kann mich nicht bewegen, ich bin gerade eine Leiche…“

Als er das sagte, musste er sich an den BB-Mordfall und seine Zeit mit Naomi Misora denken. Irgendwie war das schon ziemlich lustig mit ihr gewesen, auch wenn sie ihn verhaftet hatte. „Hatten wir diesen Witz nicht schon gehabt?“ Nun stutzte der Serienmörder, als er das hörte. Seltsam, wer hatte ihn das denn gerade gefragt und wieso klang A’s Stimme auf einmal so alt? Verwundert blickte er sich um und erschrak erst mal gehörig, als er bemerkte, dass ihn ein Augenpaar unter dem Bett her anstarrte. Zwei pechschwarze und weit geöffnete Augen, die von leichten Schatten umrandet waren. Der Schreck saß erst einmal so tief, dass Beyond nicht in der Lage war, geistesgegenwärtig zu handeln (was in seinem jetzigen Zustand sowieso schon schwierig genug war) und er sah, wie da jemand langsam unter dem Bett hervorgekrochen kam. Wieder wurde ihm kurz schwarz vor Augen und er realisierte zuerst nicht, wer da eigentlich vor ihm stand.

„Spinnst du total? Ich hätte fast ’nen Herzkasper gekriegt!!!“ Durch die Aufregung und die die plötzlichen Bewegungen kehrte der rasende Schmerz in seine Verletzungen zurück und er biss die Zähne zusammen, um es besser ertragen zu können. „Und überhaupt: wenn sich hier jemand unter dem Bett versteckt, dann immer noch ich!“

„Schon klar“, entgegnete sein Gegenüber mit einer gewissen Gleichgültigkeit und stand auf, wobei er die Hände in den Hosentaschen vergrub und eine gebeugte Haltung einnahm. Moment mal… So langsam setzte sich das Hirn des Serienmörders in Gang und als er endlich wieder vernünftig sehen konnte, erkannte er die Gestalt vor ihm als L wieder. L Lawliet… der Kerl, der ihn hinter Gittern gebracht hatte. Der Kerl, der ihm sein Leben und das von A zerstört hatte.

„Du…“, brachte Beyond hervor und kam sofort wieder auf die Beine, wobei er aber wieder von einer Welle aus Schmerz und Benommenheit erfasst wurde und beinahe das Bewusstsein verloren hätte. Dennoch ignorierte er beides und stürzte sich wutentbrannt auf L, warf ihn aufs Bett und hielt ihn am Kragen fest. „Du Mistkerl, was hast du hier verloren und was hast du mit mir gemacht?“ Der Meisterdetektiv mit den Pandaaugen blieb ruhig und sah ihn mit diesem forschenden Blick an, welcher Beyond nur noch mehr in Rage brachte. Alles, wirklich alles wäre ihm recht gewesen, aber warum in alles in der Welt musste es nur L sein?

„Watari und ich haben dich auf der Straße gefunden und hergebracht. H hat sich um deine Verletzungen gekümmert, während du bewusstlos warst. Keine zehn Minuten später und du wärst verblutet.“

„Und wie lange war ich weggetreten?“

„Dreieinhalb Tage.“

„DREIEINHALB TAGE?! Und wozu diese bescheuerte Fußfessel?“

„Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst…“
 

Zu spät, dachte Beyond und legte seine Hände um L’s Hals, um ihn zu erwürgen. „Du selten dämlicher Idiot hättest mich besser in eine Zwangsjacke gesteckt, aber stattdessen kommst du hier unbewaffnet rein und riskierst noch, dass ich dich umbringe. Nun gut, du hast es ja so gewollt.“

Sein Griff wurde fester, doch da kam L mit dem Gegenangriff und packte ihn am rechten Arm, wo der Streifschuss den BB-Mörder getroffen hatte. Der Schmerz war zu stark in diesem Moment und so lockerte sich der Griff, sein Arm gab komplett nach und da stieß L ihn auch schon wieder von sich. „Wieso hast du mich hier eingesperrt und mich nicht einfach verrecken lassen? Warum musstest ausgerechnet du mich finden?“ Während Beyond immer wütender wurde, blieb L ruhig und schien das Ganze eher gleichgültig hinzunehmen. Ein Grund mehr für seinen Erzfeind, ihn noch mehr zu hassen. „Ich wollte in Ruhe mit dir reden.“

„Was willst du schon mit mir bereden? Ich habe dir rein gar nichts zu sagen!“

„Ich möchte wissen, wieso du das getan hast.“

Wieso? WIESO??? Beyond wurde von solchem Hass ergriffen, dass er nicht anders konnte, als zu lachen. Er warf dem Meisterdetektiv einen tödlichen Blick zu und grinste herablassend. „Na holla, da weiß unser allwissender L ja anscheinend doch nicht alles.“

„Ich bin nicht hier, um mich mit dir zu streiten, B.“

„Hör gefälligst auf, mich bei diesem Namen zu nennen. Das mit Wammys House ist schon lange Geschichte und ich habe auch keine Lust, in irgendeiner Weise wieder mit dieser Versuchsanstalt in Verbindung gebracht zu werden, wo man perfekte Kopien von dir heranzüchten soll. Du willst wissen, wieso ich das getan habe? Ganz einfach: weil ich dich am Boden sehen will, L. Ich will, dass du so tief fällst, dass du nie wieder auf die Beine kommst und dann endlich stirbst! Du hältst dich ja vielleicht für das unfehlbare Supergenie, dem die ganze Welt nacheifern soll, aber das bist du nicht. Du bist ein Mörder! Nur deinetwegen ist A damals gestorben und du hast mein Leben ruiniert! Und deshalb will ich dir auch deines zerstören und ich werde erst aufhören, bis einer von uns beiden tot unter der Erde liegt. Du hättest mich besser in der Gasse verrecken lassen sollen, denn eines garantiere ich dir: Sobald ich wieder fit genug bin, bringe ich dich um und diesen Tattergreis Watari gleich mit dazu!“

Beyond hatte all seinen Hass und all seine Verachtung herausgeschrieen und die Hände zu Fäusten geballt. Doch nicht nur Hass, sondern auch Verzweiflung überkam ihn. Und L sah den Schmerz in seinen Augen. Diesen tiefen und unsagbaren Schmerz, der selbst nach zehn Jahren nicht gewichen war.

„Du… du hast ja keine Ahnung, L. Du hast doch all die Jahre immer auf uns alle herabgesehen und dich selbst für etwas Besseres gehalten, nur weil Watari dich so vergöttert. Und dabei hat es dich keinen Deut interessiert, wie es anderen dabei ging. Immer nur hieß es, wir sollen so sein wie du. Wir sollen uns nach dir richten und dir gleich werden. Und du spielst mit den Gefühlen anderer, wenn du sie für deine Zwecke benutzt. So wie du will ich niemals werden, hörst du? Du bist ein eiskalter manipulierender Mistkerl. Du hast keine Gefühle!“

L schwieg eine Weile und betrachtete ihn, ohne dass irgendwelche Gefühlsregungen erkennbar waren. Beyond hielt ihn an den Schultern fest und drückte ihn aufs Bett und obwohl er sehr angeschlagen war, brachte er für seine Kondition noch ziemlich viel Kraft und Energie auf. Die Wut und der Hass blendeten all das aus und wahrscheinlich hätte er es tatsächlich fertig gebracht, seinen erklärten Todfeind zu töten. Doch L ließ sich nicht davon abschrecken, sondern starrte ihn schweigend an und betrachtete ihn mit einem unbestimmten Blick. Was er dachte oder fühlte, vermochte niemand wirklich zu sagen. Es schien auch so, als würde er in diesem Moment auch nichts fühlen und genau das war das Fatale an der Situation. Er machte es seinem Gegenüber unmöglich, ihm in die Karten zu sehen und zu erkennen zu geben, ob diese Vorwürfe spurlos an ihm vorbeigingen oder nicht. Nach einer Weile aber unterbrach er sein nachdenkliches Schweigen und begann an seinem Daumennagel zu kauen.

„Bist du da etwa anders? Warst du nicht derjenige, der drei Menschen getötet hat, nur um mich zu übertrumpfen? Ist es nicht so, dass dir eigentlich alle anderen egal sind?“ Nun reichte es Beyond endgültig, er hielt L noch kräftiger fest und man hätte meinen können, er würde ihn gleich in der Luft zu zerreißen. In dem Moment traute L ihm so etwas durchaus zu, aber dieses Risiko war er bereit einzugehen.

„Wag es nie wieder, so etwas über mich zu sagen. Mir sind nicht alle Menschen egal, so wie dir. A war mir nicht egal! Er war der Einzige, der mich verstanden hat und der mich nicht für ein Monster, oder für einen unheimlichen Freak gehalten hat. Aber… das verstehst du nicht und das wirst du auch nie verstehen. Denn du kannst so etwas wie Zuneigung, Glück oder Liebe doch überhaupt nicht empfinden. Für dich sind alle Menschen nur Schachfiguren und das ist auch der Grund, warum du niemanden hast, der auch nur eine Träne um dich weinen würde, wenn du das Zeitliche segnest. Für dich gibt es doch nur drei Kategorien von Menschen auf der Welt: Verbündete, Untergebene und Feinde. Aber so etwas wie richtige Freunde hast du nicht, hattest du nie und wirst du auch nie haben. Ganz einfach aus dem Grund, weil niemand mit so einem gefühlskalten und skrupellosen Menschen wie dir etwas zu tun haben will. Ich kann bis heute nicht begreifen, wie A nur so zu dir aufsehen konnte und sich so dermaßen hat blenden lassen. Das ist einfach nicht fair…“

Tränen flossen seine Wangen hinunter und tropften L ins Gesicht. Und in diesem Moment schien es für einen kurzen Augenblick, als würde diese Fassade bröckeln und etwas anderes in ihm zum Vorschein kommen. Nämlich das, was er hinter seiner Maske zu verstecken versuchte. Beyond war derjenige, der es nicht verstand…

L hatte Gefühle… genauso wie jeder andere Mensch auch! Er konnte Freude, Trauer, Liebe und Hass empfinden. Aber er hatte sich entschieden, diese Gefühle nicht auszuleben, sondern sie stattdessen zu verbergen. Einfach aus dem Grund, um immer objektiv bleiben und somit die richtigen Entscheidungen treffen zu können…
 

… und um keine Schwäche zu zeigen…
 

In diesem Moment war ihm vermutlich genauso zum Heulen zumute wie Beyond, aber er schaffte es nicht, diesen inneren Widerstand zu brechen, all diese Gefühle endlich ein einziges Mal auszuleben und sie der Welt zu zeigen. Stattdessen blieb sein Gesicht regungslos und starr, was Beyond nur noch mehr in sein eigenes Gefühlschaos stürzte. „Es tut mir Leid, was mit A passiert ist, Beyond. Ich wollte niemals, dass er Selbstmord begeht.“

„LÜGNER! Dir tut doch gar nichts leid, weil du nämlich überhaupt nichts empfindest. Also hör auf, mir irgendetwas vorzuheucheln. Du… du verstehst doch gar nichts.“

L wollte etwas erwidern und das alles endlich klar stellen, doch er kam nicht dazu. Ehe er sich versah, waren seine Lippen durch Beyonds verschlossen worden und erst einen Moment später realisierte er, dass dieser ihn gerade küsste. Zuerst dachte er erst an irgendetwas wie einen seltsamen Irrtum, an einen verrückten Traum. Doch es passierte gerade wirklich. Beyond küsste ihn.

Gefühlschaos

Alles Blut begann in L’s Kopf zu pulsieren und er spürte, wie er rot wurde. Er war so überrumpelt, dass er wirklich gar nichts tun konnte, um sich dagegen zu wehren. Und selbst als er es versuchte, schaffte er es einfach nicht, die nötige Stärke dafür aufzubringen. Beyonds Kuss war wild, aggressiv… Als sich seine Zunge langsam ihren Weg durchbahnte und mit L’s zu spielen begann, da bekam dieser eine Gänsehaut und sein Herz begann wie wild zu schlagen. Irgendetwas lief hier völlig verkehrt. Hier lief etwas ganz gehörig schief! Beyond Birthday war sein Erzfeind, der versuchte, ihn zu übertrumpfen und sogar zu töten. Er hasste ihn bis aufs Blut und trotzdem waren sie jetzt beide irgendwie in diese Situation hineingerutscht. Aber wie zum Teufel war das bloß passiert? Was war der Auslöser gewesen, dass sie vom Mordversuch zum Zungenkuss übergegangen waren? Ihm wurde klar, dass er das hier irgendwie besser beenden sollte, bevor alles nur noch schlimmer wurde. Also versuchte er mit Mühe, den BB-Mörder von sich wegzudrücken, doch augenblicklich erstarrte er, als er da plötzlich eine Hand spürte, die sich unter seinen Pullover schob und langsam nach unten wanderte. Das passierte doch gerade nicht wirklich, oder? L versuchte zu protestieren, bekam aber keinen Ton hervor, da Beyonds Lippen immer noch an den seinen klebten und er somit nur ein ersticktes Stöhnen zustande brachte. Seine Haut begann zu kribbeln und er bekam keine Luft mehr. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und seine ganze Kraft verließ ihn. Endlich löste Beyond seine Lippen von den seinen, sodass L endlich wieder Luft holen konnte. In hastigen Zügen atmete er ein und versuchte vergebens, sich irgendwie herauszuwinden.

„Warte Beyond… das… das…“

Doch er bekam kaum ein Wort hervor, ohne dass seine Stimme sich so seltsam hoch und zittrig anhörte. Und als Beyonds Hand ihr Ziel gefunden hatte und seinen Penis umschloss, da erfasste den Meisterdetektiv eine überwältigende Hitzewelle, die er noch nie zuvor in seinem Leben verspürt hatte. Ein lautes Stöhnen entwich ihn und seine Hand verkrallte sich in das Bettlaken, während sein ganzer Kopf mit einem Male komplett leer war. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen und war nicht imstande, Beyonds Hand zurückzuweisen. Zwar versuchte er es, doch seine Arme waren so schwach, dass er sich, ehe er sich versah, stattdessen mit einer Hand an Beyond festklammerte und seine andere Hand auf seinen Mund presste. Er fürchtete sonst, dass er seine Stimme nicht mehr länger unterdrücken konnte. Das ist nicht real… das passiert doch nie und nimmer wirklich! Wieso nur machte Beyond so etwas mit ihm, wo er ihn doch so sehr hasste? Was war nur in ihn gefahren? War es wegen seinem Fieber, dass er sich so verhielt, oder lag es an den Medikamenten, die ihm verabreicht wurden? L versuchte eine Antwort zu finden, doch es gelang ihm zum allerersten Mal in seinem gesamten Leben nicht, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Körper bebte und dieses Gefühl war kaum zu beschreiben, er verstand es ja selbst nicht. Etwas grob wurde seine Hand vom Mund weggezogen und auf das Bett niedergedrückt, während Beyond nun damit begann, seinen Hals zu liebkosen. Es fühlte sich seltsam an und gleichzeitig spürte er, wie seine Erregung sich steigerte. Großer Gott, wenn er nicht bald aufhört… L’s Atem wurde schwer, er konnte seine Stimme kaum noch unterdrücken und seine freie Hand krallte sich an Beyonds Schulter und er spürte, wie dessen Zunge langsam seinen Hals entlang glitt. Schließlich biss sich L auf die Unterlippe, um auf diese Weise seine Stimme zurückzuhalten und schloss die Augen. Doch leider erwies sich das als keine sonderlich gute Idee da er glaubte, so alles nur noch intensiver zu spüren. Er konnte förmlich Beyonds eigenen Herzschlag spüren, konnte den Duft seines Haars riechen. Wieso nur halte ich mich an ihm so fest, während er da in meiner Hose zugange ist? Und wieso nur bringe ich es beim besten Willen nicht zustande, mich aus dieser Situation zu befreien? Ich muss völlig verrückt sein… Beyonds Griff wurde etwas fester, während er seine Hand langsam bewegte. Aufhören, hör auf, bevor es zu spät ist… L konnte seine Stimme nicht mehr länger zurückhalten und er schämte sich selbst dafür, dass sich seine Stimme so furchtbar anhörte. Sie klang gar nicht mehr wie seine eigene, sondern völlig fremd. Plötzlich spürte er etwas an seinem Ohr und realisierte, dass Beyonds Zunge seinen Hals hinauf zu seinem linken Ohr hinaufgewandert war. L’s Körper bebte und eine erneute Welle von Hitze gepaart mit Lust überkam ihn. Seine Erregung wurde fast ins Unerträgliche gesteigert und er stöhnte laut auf. Und dann plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz, als Beyond ihm ins Ohrläppchen biss. L wollte schreien, doch es klang eher wie ein lustvolles Stöhnen und immer noch wunderte er sich, dass solche Laute wirklich aus seinem Mund drangen.

Das war das erste Mal in seinem Leben, dass ihm hier so etwas passierte.
 

Und dann noch mit seinem Erzfeind Beyond Birthday…

Doch das Verrückte daran war, dass es sich so unbeschreiblich gut anfühlte. Das verwirrte ihn am allermeisten.
 

„Be… Beyond…“, brachte er mit Mühe hervor und hatte das Gefühl, als würde alles um ihn herum von einem dichten Nebel umhüllt. Er spürte, dass er langsam sein Limit erreichte und deshalb versuchte er umso mehr, den BB-Mörder von sich wegzudrücken. Doch dieser blieb unbarmherzig und unnachgiebig. Nein, stattdessen wurden seine Bewegungen schneller und zwangen L quasi dazu, sich einfach dem Moment hinzugeben und es zuzulassen. „Nein… la… lass los, ich…“

L’s Versuche, sich zu befreien, endeten abrupt, als es endgültig zu spät war und er kam. Erschöpft sank er ins Kissen und atmete schwer, im selben Moment fiel Beyond auf ihn drauf.

„Beyond?“ Keine Reaktion und mit Mühe gelang es dem Meisterdetektiv, ihn von sich runterzuschieben und er sah, dass dieser das Bewusstsein verloren hatte. Seine Stirn loderte regelrecht… Ob es das Fieber war? Auch L merkte, dass sein ganzes Gesicht glühte und immer noch hatte er eine Gänsehaut. Einen Augenblick saß er regungslos im Bett und versuchte, sich irgendwie wieder sortiert zu bekommen. Das alles war so verwirrend. Er verstand es einfach nicht.
 

Beyond hatte ihn abgrundtief gehasst und wollte ihn umbringen. Und plötzlich fiel er über ihn her und holte ihm dann auch noch einen runter. Viel schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr werden. Doch dann fiel ihm noch etwas anderes ein und das brachte ihn komplett aus der Fassung. Großer Gott, die Überwachungskameras!! Die waren ja auch noch da und hatten wirklich alles aufgezeichnet. L stand innerlich vor einer absoluten Panik. Er musste schnellstmöglich die Aufnahmen vernichten in der Hoffnung, dass Watari es nicht sehen würde…
 

Wenn er es denn nicht schon längst gesehen hatte.
 

Allein bei dem Gedanken wurde L schlecht und am liebsten wäre er vor Scham in Grund und Boden versunken. Das wäre ein absoluter Alptraum. Was hatte sich Beyond denn nur dabei gedacht bei dieser Aktion und was hatte er sich davon versprochen? L verstand es beim besten Willen nicht. Vor allem verstand er sich selbst nicht. Er hätte Beyond doch eine reinhauen können und das am besten in eine seiner Schussverletzungen. Damit hätte er ihn locker aufgehalten, aber er hatte es nicht getan. Wieso nicht? Wieso hatte er zugelassen, dass ihm so etwas passierte? Zum ersten Mal war er völlig durcheinander und das war ihm noch nie passiert. Als er den Überwachungsraum erreichte, stellte er mit großer Erleichterung fest, dass Watari nicht hier war. Er hatte also nichts gesehen… Hoffentlich… Also konnte L diese Szene zwischen ihm und Beyond schnell löschen und somit verhindern, dass irgendjemand davon erfuhr. Schnell setzte er sich an den Schreibtisch und begann, diese mehr als eindeutige Szene herauszuschneiden. Dabei spürte er, wie sein Herz immer noch schnell und heftig schlug und seine Gedanken ein absolutes Chaos waren. Egal was er auch tat, er konnte nur noch an dieses mehr als verrückte Erlebnis mit Beyond denken. Als er die Stelle herausgeschnitten hatte, sah er sie sich die Aufnahme noch mal an. Sich selber so zu sehen und dann auch noch so lustvoll stöhnen zu hören, war ein wirklich merkwürdiges Gefühl und er konnte nicht wirklich glauben, dass das wirklich er war, der da gegen Ende der Aufnahme so stöhnte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass ihm das doch tatsächlich irgendwie gefallen hatte.

Kopfschüttelnd löschte er die Aufnahme und versuchte eine logische Erklärung zu finden, wieso es passiert war. Aber irgendwie kam er auf keine vernünftige Antwort. Vielleicht, weil er immer noch keinen klaren Gedanken fassen konnte? Oder weil es Beyond Birthday gewesen war? Ausgerechnet der Mann, der ihn vernichten wollte und der ihm die ewige Feindschaft geschworen hatte. L stand auf und entschied sich erst einmal dazu, eine Dusche zu nehmen. Eine heiße Dusche, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Aber leider erwies sich das als einfacher gedacht, als getan. Denn selbst dort konnte er an nichts anderes denken, als an dieses Erlebnis mit Beyond. L war es gewohnt, alles schnell zu durchschauen und zu begreifen, aber das hier war eindeutig nicht zu verstehen. Zwar war er nicht der allzu große Experte in Gefühlsdingen, aber er wusste sehr wohl, wann Menschen so etwas taten und das machten sie doch garantiert nicht, wenn sie sich so abgrundtief hassten und der eine den anderen sogar töten wollte. War es vielleicht ein Schachzug von Beyond gewesen, um ihn mit so etwas zu demütigen und ihn zu unterwerfen? Das wäre eine vernünftige Erklärung, aber es hatte nicht den Anschein gehabt, als wäre es einer von seinen Versuchen, seinen verhassten Erzfeind zu erniedrigen und zu demütigen. Denn in dem Falle wäre er viel aggressiver und brutaler vorgegangen. Mit Sicherheit wäre L nicht mit einer leichten Bissverletzung am Ohr davongekommen, sondern höchstwahrscheinlich mit blauen Flecken, Würgemalen und weiteren diversen Verletzungen, die ihm glücklicherweise erspart geblieben waren. Und mit Sicherheit wäre der BB-Mörder noch viel weiter gegangen. Nein, es hatte nicht gerade den Anschein gemacht, als wolle dieser ihn auf die Weise verletzen und ihm schaden. Wenn L es nicht besser wüsste, würde er sogar behaupten, dass sein Erzfeind so etwas wie Gefühle für ihn hatte und das nicht bloß Hass und Verachtung. Aber… das war völlig unmöglich. Immerhin handelte es sich um den BB-Killer und der war absolut gefährlich und grausam. L hatte ihn während der Ermittlung als manipulierend, hochintelligent, skrupellos und sadistisch eingestuft. Ein eiskaltes Monster also. Doch in seiner Gegenwart war er anders. Er war nicht mehr der Täuscher, der Schauspieler und Betrüger. Er war nicht so herablassend, gefühlskalt und skrupellos gewesen, sondern emotional und verbittert. A’s Selbstmord… diese Tragödie von damals schien ihn bis heute noch zu verfolgen und er gab L die Schuld daran. Aber was hatte er damit zu tun gehabt, dass A sich vom Dach des Waisenhauses gestürzt hatte? L konnte sich leider nicht mehr an alle Details erinnern, immerhin war das ja auch schon lange her und damals war auch viel passiert. Er wusste nur, dass A psychische Probleme gehabt hatte und der enorme Erfolgsdruck als die ungeschlagene Nummer 1 auch mitverantwortlich dafür war, dass er sich das Leben genommen hatte. Zudem litt er seit dem Tod seiner Eltern an schweren Depressionen und es hatten auch einige Gerüchte im Waisenhaus kursiert, die wahrscheinlich auch ausschlaggebend dafür waren, dass er diesen Schritt gegangen war. Wenn Beyond auf jemanden sauer sein sollte, dann doch auf Watari, weil dieser das Waisenhaus aufgebaut und diese ganze Idee angezettelt hatte. Und was hatte er damit gemeint, als er sagte, L habe auch sein Leben ruiniert? Dass er sich für den Weg eines Killers entschieden hatte, war allein sein Verdienst und niemand hatte ihn dazu gezwungen!
 

Gab es vielleicht einen tieferen Grund, den er niemandem verraten wollte?
 

Nachdem L mit der Dusche fertig war, ging er wieder in den Überwachungsraum zurück und traf dort auf Watari an.

„Was hat die Befragung ergeben, L?“ erkundigte sich der englische Gentleman und servierte den Tee, in welchen L einen Zuckerwürfel nach dem anderen hineingab.

„Er hegt einen sehr tiefen Groll gegen mich und gibt mir die Schuld an A’s Selbstmord und an seiner jetzigen Situation. Aber ein vernünftiges Gespräch war nicht möglich. Sagen Sie, Watari…“ L hielt inne und haderte noch mit der Frage. Er fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee war, mit ihm darüber zu sprechen. Das Dumme war ja, dass sich nicht ganz ausschließen ließ, dass der alte Mann vielleicht doch etwas gesehen hatte. Allein der Gedanke war dem Meisterdetektiv peinlich und schon wieder musste er sich an den Anblick erinnern, den er auf der Aufnahme geliefert hatte und an sein Stöhnen. Sein Herz schlug schneller und er hatte Mühe, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ihm die Schamröte ins Gesicht kam. „Kann es vorkommen, dass Menschen unter Medikamenteneinfluss oder bedingt durch hohes Fieber damit beginnen, sich sehr widersprüchlich zu verhalten?“

Watari runzelte ein wenig die Stirn, als er das hörte und L erklärte „B’s Stimmung ist urplötzlich umgeschlagen und er hat sich plötzlich an mich geklammert und ist in Tränen ausgebrochen. Können Sie sich dieses Verhalten erklären, wenn er mich doch eigentlich am liebsten tot sehen würde?“

Der alte Mann legte nachdenklich sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und überlegte. „Es könnte möglich sein, aber so wie mir scheint, steckt vielleicht mehr hinter B’s aggressivem Verhalten Ihnen gegenüber, als er zugeben will. Ich habe ihn im Waisenhaus erlebt und er war sehr verschlossen und hatte den Kontakt zu anderen Kindern gemieden. Außerdem war er auch streitlustig und aggressiv den anderen gegenüber. Sein soziales Betragen war sehr mangelhaft und der Einzige, der wirklich zu ihm durchgedrungen ist, war A. Nicht einmal den Lehrern hat er sich jemals anvertraut.“

Hieß also, dass A eine sehr wichtige Bezugsperson für Beyond Birthday gewesen war. Der einzig wichtige Mensch in seinem Leben und dieser war ihm genommen worden. Es war also nicht verwunderlich, dass ihm dessen Tod so nahe ging. In diesem Moment wurde L klar, dass er eigentlich rein gar nichts wusste. Nun gut, er hatte ein unglaubliches Allgemeinwissen und war hochintelligent, doch im Grunde wusste er rein gar nichts über seine Mitmenschen. Das Zwischenmenschliche war ihm fremd und er hatte all die Jahre gedacht, dass Beyond nie akzeptieren konnte, dass jemand anderes besser war als er und er deshalb versuchte, seinen Erzfeind zu übertreffen. Auch was A betraf, so war er sich immer sicher gewesen, dass seine Depressionen die Ursache für den Selbstmord waren. Aber Beyond schien mehr zu wissen… Er hatte leider Recht mit seiner Aussage.
 

L hatte keine Ahnung.
 

Aber er wollte es gerne erfahren. Er wollte verstehen, was wirklich in A vorgegangen war, was ihn dazu bewegt hatte, sich vom Dach hinunterzustürzen und er wollte verstehen, was in Beyonds Kopf vor sich ging. Was, wenn sein Erzfeind wirklich Recht hatte und er tatsächlich der Grund war, wieso A sich umgebracht hatte? Er musste unbedingt mit ihm sprechen und die ganze Geschichte in Erfahrung bringen. Und er wollte endlich verstehen, wieso Beyond das getan hatte…

„Watari, ich weiß so vieles und es gibt keinen Fall, den ich bis jetzt nicht zu lösen vermochte. Aber die Menschen selbst waren mir immer ein Rätsel. Im Grunde genommen weiß ich nichts…“

„Sagen Sie doch so etwas nicht, L. Das ist Unsinn!“

„Nein Watari, B hatte Recht als er sagte, ich hätte nicht die geringste Ahnung und würde nichts verstehen. All die Jahre habe ich mich gefragt, was ihn dazu angetrieben hat, mich so zu hassen und dabei habe ich mir nie die Mühe gemacht, sein Verhältnis zu A zu berücksichtigen. Es ist immer einfach für mich, alles objektiv zu betrachten, um so eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Aber was das Zwischenmenschliche betrifft, versage ich auf ganzer Linie. Hätte ich mir die Mühe gemacht, ihn nicht nur logisch, sondern auch auf emotionaler Ebene zu verstehen, hätte ich ihm vielleicht helfen können.“ Dem alten Mann entging nicht, dass Beyonds harte Worte den Meisterdetektiv sehr beschäftigten, denn auch wenn vieles ungerechtfertigt war, enthielt es doch einen wahren Kern. Und L musste wohl oder übel einsehen, dass die Basis dieser ganzen Vorwürfe, nämlich dass er niemals Anstalten gemacht hatte, seine Mitmenschen auf zwischenmenschlicher Ebene zu begegnen, auf wahren Tatsachen basierte. Genau das warf Beyond ihm in erster Linie vor. Er selbst hatte seine Opfer kaltblütig ermordet, aber dennoch war er von Emotionen getrieben und hatte auch nach zehn Jahren A’s Tod nicht überwinden können.

„Ich hätte damals erkennen müssen, wie sehr B leidet, dann wäre es vielleicht nicht so weit gekommen.“

„Geben Sie sich doch nicht die Schuld dafür, L. B hat sich nie jemandem anvertraut und die Vergangenheit lässt sich auch nicht ändern. Sie haben getan, was Sie tun konnten und das war, B aufzuhalten.“

Doch L schüttelte nur den Kopf und murmelte. „Nein, das stimmt nicht. Wenn ich wirklich alles gegeben hätte, dann hätte ich ihm geholfen und schon viel früher mit ihm das Gespräch gesucht. Im Grunde genommen habe ich mich die ganze Zeit nur im Hintergrund gehalten und nicht gemerkt, was im Waisenhaus passiert ist. Ich habe nicht gesehen, wie schlecht es A ging und seinen Tod einfach damit abgehakt, dass er Depressionen hatte. Zwar erkenne ich immer noch nicht wirklich, was B dazu bewegt hat, die Schuld bei mir zu suchen, aber ich will es endlich verstehen und ihm helfen. Auch wenn es vielleicht dafür schon zu spät ist.“
 

Als es Abend wurde, ging L noch mal in den Keller in Beyonds Zimmer. Es kam keine Reaktion und als er näher an ihn herantrat sah er, dass es dem Serienmörder überhaupt nicht gut ging. Seine Wangen glühten und als L eine Hand auf seine Stirn legte, erkannte er sofort, dass sein Fieber deutlich gestiegen war. Das musste von der ganzen Aufregung kommen. Mit schlurfenden Schritten ging er zum Schreibtisch und holte aus einer der Schubladen die Medikamentenbox. Wichtig war jetzt erst mal, das Fieber wieder zu senken. Es hatte ihn schon sehr gewundert, dass Beyond sich von einem anderen Serienkiller dermaßen verletzen lassen konnte. Aber als H ihn untersucht hatte, stellte sich heraus, dass er offenbar schon seit einiger Zeit gesundheitlich angeschlagen war. Und jetzt war das Fieber endgültig ausgebrochen. Der Stress, die Operation und noch einige andere Faktoren hatten sicherlich auch eine wichtige Rolle gespielt. „Du solltest deine Medikamente nehmen, Beyond. Dann geht dein Fieber auch wieder runter.“ „A…“ Seine Stimme klang schwach und heiser. Offenbar begann er irgendwie zu fantasieren.

„Tut mir Leid, dass ich dir immer solche Umstände mache. Du bist wirklich ein toller Freund.“

L reichte ihm die Tabletten und ein Glas Wasser und betrachtete seinen Erzfeind nachdenklich. Offenbar hielt dieser ihn in seinem Fieberwahn für A. „Schon gut. Sieh nur zu, dass du schnell wieder gesund wirst.“

Traurig senkte Beyond den Blick und der Ausdruck in seinen Augen war herzzerreißend. Er sah wirklich furchtbar aus und stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.

„Es tut mir so Leid“, brachte er hervor und wagte es nicht, L anzusehen. „Es tut mir so Leid, dass ich nicht wie L bin. Egal was ich tue, ich schaffe es einfach nicht. Aus einem B lässt sich einfach kein L machen. Bitte hasse mich nicht dafür! Ich werde mir mehr Mühe geben, um der perfekte L zu sein.“ Beyond wollte damals so sein wie ich? Aber… aus welchem Grund denn?
 

Zugegeben, L wäre ziemlich blöd gewesen, wenn ihm nicht aufgefallen wäre, wie stark sie sich beide ähnelten. Eigentlich war das schon fast beängstigend, als wären sie eineiige Zwillinge oder Klone. Das gleiche Aussehen, die gleichen Bewegungen, die gleiche Körperhaltung und sogar das gleiche Verhalten mit denselben Angewohnheiten, wenn sie sich als jemand anderes zu erkennen gaben. Einzig die Augen waren anders. L’s waren schon immer pechschwarz und matt gewesen, ohne die geringsten Gefühlsregungen. Beyonds hingegen waren unmenschlich rot und ein unheimliches Leuchten war in ihnen zu sehen.

„Bitte A, du darfst nicht gehen, hörst du? Ich brauche dich doch, ich schaff das nicht ohne dich. Du darfst nicht sterben.“

L blieb unschlüssig stehen und war sich nicht sicher, was er jetzt tun sollte. Beyond alleine lassen, oder wenigstens bei ihm bleiben, bis er eingeschlafen war? Letzten Endes entschied er sich für die zweite Option. Er setzte sich zu ihm und wollte gerade etwas sagen, da nahm Beyond seine Hand und hielt sie fest. Sie fühlte sich heiß an, was wegen dem hohen Fieber ja auch kein Wunder war. Irgendwie war es schon merkwürdig, seine Hand zu halten. Natürlich wusste L, dass Beyond es nicht tat, weil er ihn gerne hatte oder so. Nein, er hielt ihn irrtümlicherweise für seinen besten Freund A und nur deshalb verhielt er sich so. Doch trotzdem war es merkwürdig…
 

Vor allem, weil es sich so anders anfühlte, als wenn L die Hand eines anderen halten würde. Was war nur mit ihm los und wieso nur schlug sein Herz wie wild?

Das Monster

Auch am nächsten Tag war Beyond Birthday schwer angeschlagen und wie sich herausstellte, hatte er knapp 40,5°C Fieber und fiel immer wieder in einen Zustand der Bewusstlosigkeit oder er schlief stundenlang, ohne dass ihn jemand hätte wecken können. Als sich sein Zustand auch am nächsten Tag nicht besserte, wurde H noch mal zu Rate gezogen und diese verschrieb dann Metamizol anstelle des Hydromorphons und der Ibus. Damit konnte etwas gegen seine Schmerzen getan werden und gleichzeitig senkte das Metamizol auch das hohe Fieber. Die meiste Zeit verbrachte L vor dem Bildschirm, wo die Bilder der Überwachungskameras angezeigt wurden. Manchmal saß er auch an Beyonds Bett und schwieg die ganze Zeit über, während er ihn betrachtete und sein manchmal zusammenhangloses Gefasel anhörte, welches er im Fiebertraum von sich gab. In diesem Zustand merkte er meist gar nicht, wenn jemand im Raum war und wenn, dann hielt er diese Person irrtümlich für A und er glaubte dann auch, er sei 14 Jahre alt und nicht 25. Dann endlich stellte sich am vierten Tag eine deutliche Besserung ein und der BB-Mörder war auch wieder klar bei Sinnen. Trotzdem fehlte ihm noch die nötige Energie, um einen Versuch zu wagen, seinen verhassten Erzfeind endlich zu töten. Zwar reagierte er schon ziemlich gereizt und aggressiv auf L’s Anwesenheit, aber er zeigte sich seltsamerweise ein klein wenig kooperativer als sonst. Nun, es mochte an seinem angeschlagenen Zustand liegen, dass er auf L’s Ratschlag hörte, die Medikamente zu nehmen. Über das, was zwischen ihnen passiert war, sagten sie nichts und auch Beyond verlor kein einziges Wort in dieser Richtung. Wahrscheinlich weil er sich nicht daran erinnerte. Schließlich, als man ihm seine gesundheitliche Besserung auch wirklich ansah, besuchte L ihn erneut und setzte sich zu ihm hin, wofür er einen verächtlichen Blick kassierte.

„Was willst du hier, L? Willst du vielleicht sterben, oder so?“

„Nein, ich will nur mit dir reden.“

„Ich will aber nicht mit dir reden. Und überhaupt: wie lange willst du mich hier eigentlich noch einsperren? Ziehst du vielleicht dein abartiges Vergnügen daraus, mich hier an einer Kette festzubinden und im Keller einzusperren? Aber so etwas Krankes kann ja auch nur dir einfallen, nicht wahr?“

Irgendwie war L schon etwas enttäuscht, dass Beyond wieder so wie vorher so feindselig und abweisend verhielt. Wenn er ehrlich war, hatte er sich schon ein klein wenig mehr erhofft, aber da sein Feind ja durch das Fieber 99,9999% seiner Kampfstärke eingebüßt hatte, war er dadurch auch automatisch etwas friedlicher geworden. Es war nur vorherzusehen gewesen, dass dieser Zustand nur von kurzer Dauer war und jetzt musste L wohl oder übel damit rechnen, dass es gleich wieder Zoff geben würde. Schade eigentlich, der andere Beyond hatte ihm deutlich besser gefallen. Der andere Beyond? Welchen meinte er denn damit? Etwa den, der keine Widerworte leistete und sich helfen ließ, oder etwa jenen Beyond, der über ihn hergefallen war? Nicht mal sich selbst wollte L diese Frage beantworten. Das war ihm einfach zu peinlich.

„Können wir nicht ein Mal in Ruhe und vernünftig wie zwei erwachsene Menschen miteinander reden? Ich hab mir deine Worte näher durch den Kopf gehen lassen und möchte es verstehen. Ich will verstehen, was damals in Wammys House vorgefallen ist und was zwischen dir und A war und welche Schuld ich trage.“ Mit einem Male begann sich Beyonds Blick zu verhärten und ein eiskaltes Lächeln spielte sich auf seine Lippen. Ein fremder Glanz war in seinen Augen zu erkennen und er wirkte plötzlich wie ausgewechselt.

„So, da zeigt der große Meisterdetektiv Interesse am niederen Fußvolk? Ich bin erstaunt.“ Sogar der Tonfall hatte sich geändert und es schien so, als hätte Beyond in diesem Moment zwei verschiedene Gesichter. „Frag dich doch mal selber, was du falsch gemacht hast. Du warst es doch, der A’s Gefühle in den Dreck getreten und ihn damit in den Selbstmord getrieben hat. Ich hab ihn sogar noch gewarnt, dass er von jemandem wie dir rein gar nichts erwarten kann, aber er hat ja nicht auf mich gehört. Ich hab gleich von Anfang an erkannt, dass du nicht so toll bist, wie Watari immer behauptet. Aber A hat sich die ganze Zeit blenden lassen und sich so in die Wahnidee reingesteigert, perfekt zu sein, damit er dir gefällt und dafür hat er alles aufs Spiel gesetzt. Sowohl seine psychische, als auch seine physische Gesundheit. Den ganzen Stress, den er sich da aufgeladen hat, das tat er allein für dich, weil du für ihn die wichtigste Person warst. Alles hat sich bei ihm nur um dich gedreht und du hast ihn ignoriert und gar nicht gemerkt, was in ihm eigentlich vor sich ging. Ich war für ihn da und habe versucht, ihn zu beschützen. Und er war der einzige Mensch auf der Welt, der mich verstanden hat und der mir helfen konnte.“

Wieder war dieser eiskalte Glanz verschwunden und zuerst war es L gar nicht aufgefallen, aber jetzt, da er genauer hinsah, bemerkte er, dass Beyonds Stimmung sehr schnell umschlug und das manchmal so plötzlich, als hätte jemand bei ihm einen Schalter umgelegt. Vielleicht ein tiefer greifendes Problem bei ihm… womöglich so etwas wie eine Persönlichkeitsstörung? Er musste das näher beobachten. „Wobei hat er dir geholfen?“

„Das geht dich einen Scheißdreck an!“ schrie der Serienmörder plötzlich und stürzte sich in einem ebenso plötzlichen Anfall von rasendem Zorn auf ihn und hielt ihn am Kragen gepackt, wobei er ihn zuerst gegen die Wand stieß, bevor er ihn aufs Bett warf. Für einen Moment war da noch Zorn, Verbitterung und Schmerz zu sehen, doch dann zog sich ein breites Grinsen über Beyonds Gesicht und er begann zu lachen. Ein neuer Glanz war in seinen Augen und dieser jagte L einen Schauer über den Rücken. Das war… purer Wahnsinn, der da in diesen Augen ruhte. Blanke Mordlust und Zerstörungswut. Zum ersten Mal blickte er direkt in die Augen des Monsters, welches er glücklicherweise bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Seine bislang blutroten dunklen Augen leuchteten in einem infernalischen Höllenfeuer auf und zum ersten Mal in seinem Leben hatte L richtig Angst. Nicht etwa vor Beyond Birthday oder vor der Tatsache, dass dieser im Begriff war, ihn gleich umzubringen. Nein, seine Angst galt allein dieser Bestie, die sich ihm da gerade zeigte. „A und ich haben so viel durchgemacht und gelitten wegen dir. Es wird Zeit, dass ich dir ein ganz neues Level der Schmerzen zeige, damit du unser Leid nachvollziehen kannst. Ja, ich werde dir erst das wahre Leid zeigen. Eines, welches sich für ewig tief in deinen Körper brennen wird.“

L konnte sich selbst nicht erklären, wieso sein Herz auf einmal wie wild raste und warum sich auf einmal kalter Schweiß auf seiner Stirn bildete. Konnte es wirklich sein, dass er Angst vor dieser Kreatur hatte, die nur nach außen hin ein Mensch zu sein schien?

„Was… was hast du…“ Weiter kam er nicht, da riss Beyond seinen Pullover hoch und ließ seine Zunge über L’s Brust gleiten. Es fühlte sich aber nicht so an wie das erste Mal, als Beyond das getan hatte. Diese Berührungen hatten nichts Zärtliches und Leidenschaftliches an sich, sie waren grob und gewaltsam. Sein Körper begann zu zittern und er fürchtete, dass ihm noch Schlimmes bevorstand, wenn er das hier nicht sofort beendete. Noch spielte diese Bestie mit ihm, aber wenn sie ihn soweit hatte, dann würde sie mit dem eigentlichen Horror beginnen und davor fürchtete sich L am allermeisten.

„Nein, hör auf damit!“ rief er und versuchte Beyonds Kopf wegzudrücken. Doch dieser packte sein Handgelenk und drückte zu. Der Griff war grob und unfassbar stark und für einen Moment fühlte es sich so an, als würden ihm gleich die Knochen brechen. Er schrie auf, da folgte schon der nächste Schmerz, als Beyond seine Zähne in seine rechte Brustwarze vergrub. Der brennende Stich ging durch seinen ganzen Körper und er begann sich nun mit aller Kraft zu wehren, zu der er imstande war, doch Beyond wusste genau, wie er ihn niederdrücken konnte und jede Gegenwehr sinnlos machen würde. Seine freie Hand strich über L’s Brust und wieder hatte diese Berührung zunächst etwas Sanftes, Erregendes und Zärtliches an sich, wurde dann aber wieder augenblicklich zu einer fast unerträglichen Qual und Tortur, als er seine Fingernägel in L’s Fleisch vergrub und ihn zu kratzen begann. L schrie unter diesen brutalen Schmerzen, die ihm da gerade angetan wurden und wehrte sich nach Leibeskräften. Doch seine Versuche waren allesamt zum Scheitern verurteilt, denn Beyond hielt ihn mit roher Gewalt zurück und antwortete mit nur noch schlimmeren Schmerzen, die er seinem Opfer antat. Und das Schlimme war ja, dass es nur das Vorspiel war und dieses Monster noch gar nicht richtig angefangen hatte. Beyond sah ihn mit einem wahnsinnigen Glanz in den Augen an, er grinste zufrieden und schien selbst durch die schmerzerfüllten Schreie seines Opfers erregt zu werden. Er nahm seine Hand weg und L sah, dass Blut unter den Fingernägeln klebte. Dieser Wahnsinnige hatte ihn regelrecht blutig gekratzt.

„Siehst du es jetzt? Siehst du es, L? Das sind meine Spuren der Leidenschaft. Vergiss niemals den süßen und bitteren Schmerz, den ich dir bereite. Ich werde dich in Stücke reißen, dich brechen und den letzten Rest deines Verstandes zerstören und dann wirst du für immer mir gehören. Jede Faser deines Körpers wird mir gehören. Dein Schrei ist meine Musik! Ich werde dafür sorgen, dass es das Einzige sein wird, was dich überhaupt noch erregt und dann wirst du nicht mehr ohne das hier leben können.“

Gierig begann er das Blut von der Kratzwunde aufzulecken, während er L immer noch mit Gewalt festhielt. Der metallische Geschmack des Blutes schien ihn nur noch mehr in Ekstase zu versetzen und ihn selber um den Verstand zu bringen. Wie von Sinnen begann er, seine Zähne in L’s Nacken, in seine Arme und seine Unterlippe zu vergraben. Seine Fingernägel rissen blutige Wunden und es schien wirklich so, als wolle er sein Opfer zerreißen wie ein Raubtier. Er war nicht mehr er selbst… „Ich werde deinen Widerstand brechen und dich zu meinem Spielzeug machen. Und dann wirst du nicht mehr ohne mich und diesen Schmerz leben können…“

Die Angst in L vor diesem blutrünstigen und sadistischen Etwas schien ungeahnte Kräfte freizusetzen. Als Beyonds Hand seinen Bauch hinunter zu seiner Hose wanderte, da mobilisierte der Detektiv all seine Kräfte und verpasste seinem Peiniger eine Kopfnuss. In dem kurzen Moment, wo er benommen war, befreite L seine Hand und schlug Beyond genau in die Seite, wo die Schusswunde verarztet worden war. Dieser Schmerz sorgte dafür, dass er den wahnsinnig Gewordenen endgültig von sich stoßen und ihn mit einem Schlag ins Gesicht fürs Erste bedienen konnte. Schnell rutschte L von ihm weg, fiel dabei vom Bett runter und versuchte, schnell wieder auf die Beine zu kommen, bevor er noch ein zweites Mal überwältigt werden konnte. Beyond brauchte eine Weile, um sich von dem Schlag zu erholen und ein Blutrinnsal floss ihm aus dem Mund. Er wischte es sich mit dem Handrücken weg und sah dann, was es war. Für einen Moment schien es so, als würde er wieder zu sich kommen, doch da kehrte der wahnsinnige Glanz in seinen Augen zurück und er schien gar nicht sauer zu sein. Nein, eher im Gegenteil. Es sah danach aus, als würde ihm das gefallen!

Er brach in ein schallendes Gelächter aus und begann sein Blut genüsslich aufzulecken. „Ja, so ist es Recht, L. Na los, zeig mir mehr davon! Zeig mir diese gewalttätige Bestie in dir und lass mich mehr davon spüren!!! Zerstör mich, reiß mich in Stücke, während ich dich ganz langsam quäle und zum Schreien bringe. Lass uns unsere blutverschmierten und zerschundenen Leiber in Lust und Höllenqualen beben, während wir unseren Verstand in der herrlich süßen Pein des langsamen und qualvollen Todes verlieren!!!“

Beyond war wirklich wie von Sinnen. Das war nie und nimmer er selbst. Aber was war denn nur mit ihm los und was zum Teufel hatte da von ihm Besitz ergriffen? L war zwar klar gewesen, dass sein Erzfeind eine dunkle und grausame Seite hatte, aber dass diese so sadistisch, blutrünstig und selbstzerstörerisch zugleich war, hätte er nie für möglich gehalten. Noch nie in seinem Leben hatte er einen Menschen so erlebt. Wie konnte er ihn nur aufhalten? Was musste er tun, damit dieser Verrückte endlich wieder zu Sinnen kam? Vielleicht wäre es besser, schnellstmöglich das Weite zu suchen und sich in Sicherheit zu bringen. Doch L zögerte.

Er konnte es nicht tun.
 

Wenn er jetzt weglief, würde Beyond sich in seinem Wahnsinn noch selbst etwas antun!
 

„Beyond, komm wieder zu dir. Das bist doch nicht du!“ Doch seine Worte erreichten ihn nicht. Stattdessen kam dieser direkt zu ihm und seine Absichten waren mehr als eindeutig: er wollte das blutige Werk beenden und sein auserkorenes Opfer zum Schreien bringen. Er wollte L leiden sehen, ihn um Hilfe und Gnade betteln hören… er wollte ihn brechen und an ihm seine bestialischen und perversen Gewaltfantasien ausleben. In seiner Hand hielt er ein Laken und drehte es zu einem Seil und man musste wirklich kein Genie sein um zu wissen, was er damit vorhatte. L wich weiter zurück und erreichte die Tür, aber irgendwie schien er in diesem Zustand nicht einmal die Klinke betätigen zu können. Dann schließlich, aus einem reinen Reflex heraus, machte er etwas, was er selbst nicht von sich gedacht hatte und was er auch erst nicht verstand. Anstatt vor Beyond wegzulaufen, ging er auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Er hielt ihn fest und ignorierte die Schmerzen, als sich Beyonds Fingernägel in seinen Rücken vergruben. „Beyond, beruhige dich und komm zu dir. Es ist alles gut, hörst du? Lass nicht zu, dass es dich beherrscht!“

Das Stechen in seinem Rücken wurde so gewaltsam, dass L zunächst befürchtete, sie würden sich gleich durch seine Haut bohren und tief in sein Fleisch eindringen. Es tat so weh… er wollte, dass es endlich aufhörte und er hätte beinahe wieder vor Schmerz geschrieen. Doch dann lockerte sich der Griff, Beyond nahm seine Arme runter und so löste sich L wieder von ihm. Gott sei dank, er hatte sich wieder beruhigt. Für einen Moment sah es so aus, als verstünde Beyond nicht, was da gerade passiert war und was hier gerade geschah. In seinen Augen waren Angst und Verwirrung zu sehen, dann Scham und Selbsthass. In einem plötzlichen Anflug von Panik stieß er L mit aller Kraft von sich und wich zurück, wobei er ins Straucheln geriet und zu Boden fiel. Ob er sich überhaupt im Klaren gewesen war, was er bis gerade eben noch getan hatte?
 

L blieb einen Moment lang schweigend an und konnte Beyond ansehen, dass dem so war. Er war sich im Klaren darüber, was er gerade getan hatte. Und das war für ihn sogar noch schlimmer als die Tatsache, dass sein am meisten gehasster Feind ihn im Arm gehalten hatte. Zögernd machte dieser einen Schritt auf ihn zu. In seinem Blick war Angst zu sehen, aber seltsamerweise auch Bestürzung und Mitleid.

„Beyond…“

„Verschwinde“, brachte der BB-Mörder mit zitternder Stimme hervor und kämpfte mit den Emotionen. In seinen Augen sammelten sich Tränen und als L trotzdem auf ihn zukam, da brachen die Aggressionen wieder hervor und er rief mit zorniger Stimme „Verschwinde, hau ab! Komm mir bloß nicht zu nahe, oder ich bring dich um!!!“

Es hatte keinen Sinn, jetzt vernünftig mit ihm zu reden, wo er sich momentan in einer so instabilen Verfassung befand. Also respektierte L seinen Wunsch und verließ den Keller. Noch während er die Tür schloss, sah er Beyond zusammengekauert wie ein Häufchen Elend auf dem Boden sitzen. Es tat L in der Seele weh, ihn so zu sehen. Er wollte ihm helfen und verstehen, wieso das passiert war. Für diese ganzen Dinge musste es einen bestimmten Grund geben und er war sicherlich einer der Gründe. Immerhin verhielt sich Beyond immer in seiner Anwesenheit so extrem. Als Naomi Misora auf den BB-Mordfall angesetzt hatte, war er stets ruhig und beherrscht geblieben aber kaum, dass er seinem meistgehassten Feind gegenüberstand, drehte er jedes Mal durch und verhielt sich so extrem. Erschöpft ging L zurück und hatte das Gefühl, als hätte ihn ein LKW überrollt. Obwohl er hauptsächlich nur blutig gekratzt und ziemlich übel gebissen worden war, tat ihm jeder Knochen weh. Wahrscheinlich, weil Beyond ihn so brutal angefasst und niedergedrückt hatte. Gott sei dank, dass es ihm gelungen war, dieses Monster aufzuhalten, bevor es noch zum allerschlimmsten Fall hätte kommen können. Noch immer raste sein Herz wie wild und er spürte immer noch das Adrenalin und die Angst.

Etwas benommen wankte er zu seinem Zimmer, da kam ihm Watari entgegen. L musste wirklich furchtbar aussehen, denn der alte Mann bekam einen so großen Schrecken, dass er das Tablett fallen ließ.

„Um Himmels Willen! L, was ist mit Ihnen passiert?“

„Würden Sie bitte H holen? Ich hab da ein paar Kratzer, die versorgt werden müssen…“

Damit wollte der Pandaäugige weitergehen, doch Watari hielt ihn am Arm zurück. Dieser machte sich wirklich ernsthafte Sorgen, denn L war fast totenblass und so wie er sich bewegte, schien er Schmerzen zu haben.

„L, Sie müssen damit aufhören. Wenn Sie so weitermachen, wird B Sie noch umbringen und das kann ich nicht verantworten. Sie sollten sich besser von ihm fernhalten und mehr auf sich Acht geben.“

„Es ist schon in Ordnung, Watari. Wie gesagt, es sind nur ein paar Kratzer und mehr nicht. Rufen Sie H an, sie soll mir auch sämtliche ärztliche Unterlagen über B mitbringen.“ Noch nie hatte er sich so erschöpft und geschlagen gefühlt wie jetzt. Sein Kopf fühlte sich schwer an und ein widerlicher Geschmack lag auf seiner Zunge. Er wollte sich einfach nur hinlegen und schlafen. Und das war ihm völlig fremd. Noch nie hatte es so schlimm um ihn gestanden, dass er sich so fühlte. Sein Kopf schmerzte und ihm war schlecht. Erschöpft ließ er sich ins Bett fallen und tatsächlich nickte er kurz ein, denn als er wieder zu sich kam, betrat H sein Zimmer.

H alias Hester Holloway war eine sehr talentierte und junge Ärztin, die zur ersten Generation aus Wammys House gehörte und quasi L’s persönliche Ärztin wurde. Grund dafür war zum einen, weil L normalen Ärzten nicht über den Weg traute, dann auch weil es dann unweigerlich Daten über ihn geben würde (was er unbedingt verhindern wollte) und zu guter Letzt konnte er sich immer auf ihr Urteil verlassen. Sie war ihm und Watari gegenüber bedingungslos loyal.

„Hester, wie… wie spät ist es?“

„16:32 Uhr. Ich bin schon knapp eine Stunde hier, aber ich wollte dich nicht so früh wecken. Meine Güte, du siehst aber schlimm aus. Na komm, ich werde erst mal gucken, ob bei dir noch alles dran ist.“

Sein ganzer Körper fühlte sich bleischwer an, ebenso wie sein Kopf. Er zog seinen Pullover aus und sah jetzt selbst die Kratzwunden und Bissspuren, die Beyond bei ihm hinterlassen hatte. Sie hatten inzwischen zu bluten aufgehört, taten aber trotzdem höllisch weh. Ungläubig sah sie diese Verletzungen an und ihr blieb der Mund offen stehen. Zwar hatte sie mit Verletzungen gerechnet, nachdem er offenbar eine Auseinandersetzung mit seinem Erzfeind gehabt hatte, doch Verletzungen dieser Art hatte sie nicht erwartet. Ihr blieb erst mal die Sprache weg und so begann sie erst einmal damit, die Verletzungen zu desinfizieren.

„Du lieber Himmel, was habt ihr beiden denn da eigentlich im Keller getrieben? Nein warte, ich glaube, das will ich gar nicht erst wissen.“

Und L wollte auch am liebsten gar nicht erst darauf antworten, sondern biss sich auf die Unterlippe, während die desinfizierende Salbe unangenehm auf seiner wunden Haut brannte wie Feuer. Natürlich war vorauszusehen gewesen, dass Hester sich so ihren Teil dachte, wenn sie diese Verletzungen sah. Immerhin hatte er Bissspuren an Stellen, wo man eigentlich auf keinen anderen Schluss kommen konnte. „Hat er dich sonst noch irgendwo verletzt?“ „Nur noch am Rücken, am Arm und am Hals. Aber ansonsten geht es mir soweit gut. Hast du die Unterlagen mit?“

„Klar doch. Aber sag mal, wie ist das denn passiert? Dass er dich am liebsten in der Luft zerreißen will, das wissen wirklich alle, aber ich hätte nicht gedacht, dass er das so wörtlich nimmt!“

Nachdem sie seine Kratz- und Bisswunden auf der Brust verarztet hatte, widmete sie sich denen am Hals, an der Schulter und am Handgelenk. Als sie den Unterarm bandagiert hatte, sah sie sich den Rücken an.

„Und?“ fragte L etwas tonlos. „Wie schlimm sieht es aus?“

„Nun, deine Haut ist ziemlich gerötet und an einigen Stellen geschwollen, außerdem hast du offene Wunden. Ganz im Ernst, das letzte Mal, als ich so etwas gesehen habe war, als ich ein Sado-Maso-Pärchen in Behandlung hatte. Und selbst da hat es nicht so schlimm geblutet. Wie ist das nur passiert? Das musst du mir mal erklären.“

Doch wenn L ehrlich war, konnte er das selbst noch nicht gänzlich erklären. Immerhin war das nicht Beyond selbst gewesen, sondern eine völlig andere Person. Nein, es war nicht mal ein Mensch gewesen.

„Er hatte mir gesagt gehabt, dass A der Einzige gewesen war, der ihn verstehen und ihm helfen konnte. Und als ich gefragt habe, wobei er ihm geholfen hat, da war B auf einmal völlig verändert. Irgendwie schien er nicht mehr er selbst zu sein. Er war…“

„…wie ein Monster?“ fragte Hester ernst und sah ihren Patienten besorgt an. Ihr Blick verriet, dass sie etwas wusste, das erkannte L sofort und schweigend nickte er. Die 23-jährige seufzte und senkte den Blick. „Dann hat sich sein Zustand also wieder verschlechtert…“

„Was meinst du damit?“ Doch sie zögerte noch, bevor sie mit der Sprache rausrückte. Zuerst konzentrierte sie sich darauf, die Wunden an L’s Körper zu behandeln, bevor ihm erzählte, was mit Beyond Birthday nicht stimmte.

L's Entschluss

„Als ich in Wammys House aufgenommen wurde, habe ich A und B persönlich gekannt. Nun gut, persönlich wäre vielleicht etwas übertrieben. Sie blieben lieber unter sich, insbesondere B. Er hat den Kontakt zu den anderen Kindern vermieden und die anderen hatten auch Angst vor ihm. Grund dafür war, weil er eine instabile Psyche hatte. Er war hochintelligent und ein Genie wie du, aber er konnte seine Gefühle nicht unter Kontrolle halten. Für gewöhnlich war er introvertiert, einzelgängerisch und hatte oft depressive Phasen. Aber dann gab es Momente, in denen er extrem gewalttätig wurde und dabei sadistische als auch masochistische Züge an den Tag legte, die fast schon an eine kranke Geistesstörung grenzten. Er war dann wie von Sinnen und kannte nur noch zwei Dinge: zerstören und zerstört werden. Zwar wurde er mit Medikamenten behandelt, aber diese konnten seine destruktive und manische Seite nicht vollständig unterdrücken. Deshalb war er auch sehr einsam und hatte keine Freunde. Selbst die Erwachsenen haben sich vor ihm gefürchtet. Aber A hatte keine Angst vor ihm, sondern war für ihn da und hat ihm geholfen. Und erst diese Freundschaft zu A hat B’s Zustand deutlich verbessert und er hatte für sich einen Weg gefunden, diese Seite in ihm unter Kontrolle zu halten. Nach und nach ist er immer mehr aus sich herausgekommen und man hat ihn sogar lachen sehen. Er hat A regelrecht vergöttert und sich an ihn geklammert, weil dieser der einzige Mensch war, der sich nicht vor ihm gefürchtet hat und in ihn einen normalen Menschen sah.“

Vergöttert… an ihn geklammert… So also sah es in Beyond aus? Wenn das wirklich so stimmte, dann musste für ihn wirklich eine ganze Welt zusammengebrochen sein. Kein Wunder, dass ihn der Selbstmord seines besten Freundes bis heute noch so nahe ging.

„Was war A eigentlich für ein Mensch gewesen?“ Hester sah ihn irritiert an, als könne sie da gar nicht glauben, was L sie da gerade gefragt hatte. Sich nach dem Charakter eines verstorbenen Menschen zu erkundigen, der keine zentrale Rolle in einem Kriminalfall spielte, war doch überhaupt nicht seine Art und so fragte sie skeptisch „L, geht es dir gut?“

„Ja, ich bin in Ordnung. Ich will bloß einfach B’s Hass auf mich verstehen und dazu muss ich auch mehr über A wissen.“

„Nun, er war ein Junge mit vielen Gesichtern. Nach außen hin war er immer sehr leichtherzig und fröhlich und er hat vieles sehr einfach genommen. So zum Beispiel auch die Tatsache, dass er keine Angst vor B gehabt hat. Aber er war auch sehr unsicher und unglücklich, aber er hat niemandem den Grund genannt und die meisten wussten gar nicht, dass er unglücklich war. Er hat sich vor den anderen immer sehr gut verstellen können, aber ich habe ihn ein Mal weinen sehen und da sah er wirklich aufgelöst aus. Und er hatte sich an dem Tag auch mit B gestritten.“

„Und worum ging es bei dem Streit?“ Darauf wusste Hester keine Antwort, sie konnte sich auch nicht mehr wirklich daran erinnern, weil es schon so lange her war. Außerdem hatte sie nicht viel mitbekommen. „A war wegen irgendetwas sauer auf B gewesen und hat ihn deshalb angeschrieen. Das war ein Tag vor seinem Selbstmord.“

Ein Tag vor A’s Selbstmord? Da hatte sich L anonym ins Waisenhaus eingeschlichen, um sich selbst ein Bild davon zu machen, wie dort der Alltag so war. Er hatte sich als Rogers Enkel ausgegeben, sich verkleidet und sogar seine krumme Haltung für diesen einen Tag aufgegeben. Nun gut, er hatte A zwar getroffen gehabt, aber sie hatten nicht viel miteinander gesprochen und es war auch nichts zwischen ihnen beiden vorgefallen, was ausschlaggebend für seinen Selbstmord hätte sein können. Und außerdem hätte ihn niemand erkennen können! A konnte gar nicht gewusst haben, dass es sich bei Rogers vermeintlichem Enkel um L persönlich handelte. Niemand hätte es wissen können. Oder hatte er sich geirrt und jemand hatte gewusst, dass er es gewesen war? In dem Falle musste er wohl oder übel noch mal mit Beyond reden, denn er schien mehr zu wissen, als er verraten wollte. Und dazu musste er ihn erst mal dazu bringen, dass er den Mund aufmachte.

„Wie hat B es eigentlich geschafft, seine destruktive Seite zu kontrollieren?“

„Das weiß ich selbst nicht. Er sagte, er habe es A zu verdanken und in seiner Gegenwart ging es ihm sogar so gut, dass er die Medikamente gar nicht mehr nehmen musste. Nun gut, nach A’s Selbstmord hat sich sein Zustand wieder etwas verschlechtert, allerdings waren seine Gefühlsausbrüche nie wieder so extrem gewesen wie vor Beginn ihrer Freundschaft.“

Das hieß dann also, dass es heute das erste Mal seit über zehn Jahren gewesen war, dass sich diese monströse Seite in Beyond gezeigt hatte. Aber wieso ausgerechnet heute? Sicher weil dieser ihm gesagt hatte, er sei für A’s Selbstmord verantwortlich.
 

„Du warst es doch, der A’s Gefühle in den Dreck getreten und ihn damit in den Selbstmord getrieben hat… A hat sich die ganze Zeit blenden lassen und sich so in die Wahnidee reingesteigert, perfekt zu sein, damit er dir gefällt und dafür hat er alles aufs Spiel gesetzt. Sowohl seine psychische, als auch seine physische Gesundheit. Den ganzen Stress, den er sich da aufgeladen hat, das tat er allein für dich, weil du für ihn die wichtigste Person warst. Alles hat sich bei ihm nur um dich gedreht und du hast ihn ignoriert und gar nicht gemerkt, was in ihm eigentlich vor sich ging.“
 

Inwiefern hatte er A’s Gefühle in den Dreck getreten und wann war das passiert? L fand keine Antwort darauf und merkte selbst, dass es ihn einfach nicht mehr losließ.

„Und was hast du jetzt vor, L?“

„Ich werde noch mal mit ihm reden.“

Entgeistert sah Hester ihn an und schüttelte den Kopf. Ihr war deutlich anzusehen, dass ihr jegliches Verständnis fehlte und sie sich auch Sorgen machte.

„Was soll denn noch passieren, bis du endlich verstehst, dass er nicht mit dir reden will? Wenn ich dir einen Rat geben darf, solltest du ihn der Polizei übergeben. Im Gefängnis oder in der Psychiatrie ist er deutlich besser aufgehoben.“

L sagte nichts dazu. Er wusste selbst, dass Hester Recht hatte und es wahrscheinlich nur wieder zu einem Übergriff kommen könnte, wenn er Beyond zu nahe kam. Also warum tat er das? Etwa weil seine Neugier größer war und er unbedingt die Umstände zu A’s Selbstmord erfahren wollte? Oder weil er dieses erste Mal nicht vergessen konnte, als Beyond ihn berührt hatte und er ihm nahe sein wollte? Seitdem waren zwar einige Tage vergangen, aber in L’s Kopf war es immer noch so stark präsent, dass er es noch regelrecht spüren konnte. Tief in seinem Inneren wollte er doch, dass es wieder geschah, oder etwa nicht?

„Ich verstehe dich einfach nicht, L. So ein Verhalten passt doch gar nicht zu dir. Du begibst dich in Gefahr, wirst verletzt und willst wieder zu ihm gehen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du es darauf anlegst, dass er dir etwas antut.“ Zwar ließ sich L nichts anmerken, aber innerlich fuhr er zusammen, als Hester ihm das sagte. Natürlich ließ sein Verhalten keinen anderen Schluss zu und die Bissspuren an seinem Körper waren auch viel zu verdächtig, als dass Hester nicht auf diesen Schluss kommen könnte. Es ließ sich nicht leugnen, dass er sich seltsam verhielt, seit er den schwer verletzten Beyond auf der Straße aufgegabelt und im Keller einquartiert hatte. Und das merkten sowohl Hester, als auch Watari.

„Ich mach mir langsam echt Sorgen um dich, L. Du solltest endlich einsehen, dass Beyond nicht im Geringsten daran interessiert ist, mit dir zu kooperieren. Er wird dir nur noch mehr wehtun, das solltest du endlich mal erkennen. Wer weiß, ob du beim nächsten Mal wieder so glimpflich davonkommen wirst. Er ist gefährlich und das weißt du auch!“

Nachdem sämtliche Wunden verarztet waren, zog L wieder seinen Pullover an und blickte zum Spiegel an der Wand. Vorhin wollte er lieber nicht wissen, wie er ausgesehen haben musste, wenn sogar Watari einen Schreck bekam. Aber auch jetzt sah er nicht gerade gut aus. Seine Augenringe erinnerten an pechschwarze Abgründe und er war ziemlich blass. Außerdem sah er aus, als wäre er in eine heftige Prügelei geraten. Oh Mann, er sah wirklich beschissen aus. Im ersten Moment war er selbst total erschrocken über diesen Anblick, denn so schlimm hatte er bis jetzt noch nie ausgesehen. Ob von den Kratzern Narben zurückbleiben würden? Wahrscheinlich...

„Ich weiß, was ich tue, Hester.“

Sonderlich überzeugend klang dies allerdings nicht aus seinem Mund und tatsächlich nagte der eine oder andere Zweifel an ihm, ob er es wirklich schaffen konnte, zu Beyond durchzudringen. „Danke für alles.“ Damit verließ er das Zimmer und ging zum Überwachungsraum. Was er wohl gerade machte, fragte sich der Detektiv mit den Pandaaugen und sah auf die Bildschirme. Viel gab es da nicht zu sehen, zumindest nicht auf dem ersten Blick. Er sah Beyond Birthday zusammengekauert in einer Ecke sitzen, der Stuhl und der Schreibtisch demoliert und in Stücke geschlagen. Offenbar hatte er wieder die Beherrschung verloren, oder er hatte einfach ein Ventil gebraucht, um seine Frustration und seinen Selbsthass abzubauen.

„Verdammt noch mal, lass mich hier endlich raus!“ hörte er die Stimme seines „Gastes“ durch die Lautsprecher rufen. Beyond klang aufgewühlt, verzweifelt und wütend zugleich. „Hör endlich damit auf, mich wie ein Versuchskaninchen hier einzusperren und bring es endlich zu Ende, L. Lass mich hier endlich raus!!!“

Wut, Angst, Wahnsinn... das waren die Gefühle, die Beyond beherrschten und die er nicht unter Kontrolle bringen konnte. Zumindest nicht von alleine. A war der Einzige gewesen, der es geschafft hatte, ihm zu helfen und lange hatte Beyond diese namenlose Bestie in Zaum halten können. Doch jetzt war sie wieder zurück und genau das schien ihm Angst zu machen. Er wollte weglaufen, nämlich vor sich selbst. Genau aus diesem Grund hielt er es weniger denn je in diesem Keller aus. Zuerst spielte L mit dem Gedanken, ihm zu helfen, doch er entschied sich anders und wollte ihn stattdessen erst einmal eine Zeit lang in diesem Zustand lassen. Natürlich war das nicht gerade ein schönes Erlebnis für den BB-Mörder, aber vielleicht half es ihm auf die Weise, endlich seinen Stolz abzulegen und ganz klar und deutlich zu sagen, was Sache war. Denn so langsam sah auch L ein, dass er mit freundlichen Worten alleine nicht weiterkam. Einen so sturen Dickschädel wie Beyond Birthday konnte man nur zur Kooperation bewegen, wenn er mit harten Bandagen angefasst wurde. Nun betätigte er die Sprechanlage.

„Du wirst erst mal schön hier bleiben, bis ich meine Antworten habe. Und glaube mir, ich habe eine Engelsgeduld was die Wartezeit betrifft!“

„Du verdammter Bastard“, rief Beyond wutentbrannt und rannte auf eine der Kameras zu, sodass L direkt in sein Gesicht sehen konnte. „Wenn ich hier rauskomme, dann wirst du dir noch wünschen, du wärst nie geboren worden. Sobald ich dich in die Finger kriege, werde ich dir die Haut abziehen und dein Innerstes nach außen kehren, während du bei vollem Bewusstsein bist. Ich schwöre bei Gott, ich bringe dich um!!!“

Wut. Es war wieder dieser rasende Zorn und dieses wahnsinnige Funkeln. Offenbar kannte dieses Monster in ihm nur Hass, Gier und Verlangen und das auch nur auf eine äußerst destruktive Weise, die bis zur Selbstzerstörung führen konnte, wenn man es gewähren ließ. Doch L hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen. Und wenn er Beyond dazu zwingen musste, sich endlich zu öffnen. Er würde alle möglichen Mittel anwenden, die es brauchte, um ihm zum Reden zu bringen, die Kinderstunde war jetzt vorbei.

„Tut mir Leid, aber ich habe noch andere Dinge vor. Deine Fußfessel ist lang genug, dass du dich im Raum frei bewegen kannst. Du wirst hier so lange isoliert bleiben, bis du dich entschlossen hast, mein Angebot anzunehmen.“

Damit hatte L seine Entscheidung gefällt, auch wenn er diese nicht wirklich leichtfertig getroffen hatte. Aber es war auch zu Beyonds eigenem Schutz. Solange das Monster noch so präsent war, konnte L nicht zu ihm und damit riskieren, dass es Schaden anrichtete und sie beide im Krankenhaus landen könnten, wenn nicht sogar in der Leichenhalle. Also ließ er den Serienmörder erst mal in Ruhe austoben, bevor er wieder das direkte Gespräch mit ihm suchte.

„Warum?“ Die ganze Aggression war gewichen und Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Angst übernahmen nun Besitz von Beyond und kauerte da wie ein kleines Häufchen Elend, während er sich so klein wie möglich machte. „Wieso tust du mir das an? Reicht es dir nicht schon, wenn du mir den einzigen Freund genommen hast, den ich hatte? Anscheinend wohl nicht, sonst würdest du mich hier nicht an einer Fußkette fesseln und mich im Keller einsperren wie ein Tier. Sicher ziehst du aus dieser ganzen Show dein abartiges und sadistisches Vergnügen. Nicht wahr, du perverses Arschloch? Gott, du machst mich so was von krank!“

L hob erstaunt die Augenbrauen, als er das hörte und ihm blieb erst mal die Sprache weg. „Ich und pervers?“ Die Tür zum Überwachungsraum öffnete sich und Watari und Hester kamen herein. Der alte Mann wollte den Eisbecher servieren und Hester war wohl einfach neugierig geworden und wollte selbst mal einen Blick auf den Gefangenen werfen, nachdem er gesundheitlich wieder auf der Höhe war. Den Eisbecher rührte L jedoch nicht an, sondern wandte sich an den gebürtigen Erfinder und fragte „Watari, bin ich pervers?“ Diese direkte Frage war zu viel für die Ärztin und sie prustete vor Lachen. Watari konnte sich da besser beherrschen und räusperte sich lediglich.

„Wie kommen Sie denn auf den Unsinn, L?“

„Nun ja, ich sammle den Mann, der mich töten will, von der Straße auf und sperre ihn in den Keller, während ich ihn an einer Fußkette fixiere.“

„Nun, wenn ich ehrlich sein darf…“ Hesters Blick war anzusehen, dass sie an die Biss- und Kratzspuren dachte, aber da sie sich wieder erinnerte, dass Watari ja auch noch da war, presste sie schnell die Lippen zusammen und sagte ausweichend „Schon gut…“

Trotzdem behielt sie ein amüsiertes Grinsen bei, welches L jedoch mit keinem einzigen Blick würdigte. Er wandte sich wieder dem Bildschirm zu und beobachtete, wie Beyond nun damit begann, an seiner Fußfessel zu hantieren. Die Mühe könnte er sich genauso gut sparen, denn die bekam er unmöglich ohne Hilfsmittel auf. Hester wurde nun ernst, als sie L’s nachdenkliche Miene sah und schlug vor „Wenn du willst, kann ich noch Handschellen holen, wenn er komplett ausrastet und sich ernsthaft verletzt.“

„Wäre vielleicht keine so schlechte Idee“, murmelte der Detektiv mit den Pandaaugen, als er sah, dass Beyond sich wieder in einen seiner Wutanfälle reinsteigerte. „Am Besten wären da eine Zwangsjacke, Fußfesseln und eine Augenbinde.“

„Wie bitte?“ fragte Watari, der nicht richtig gehört zu haben glaubte. Verwundert sah er L an und schüttelte den Kopf. „Was haben Sie denn nur vor, L?“

„Wenn Worte nichts bringen, müssen eben Taten folgen. Wir werden ihn systematisch in die Enge treiben und unter Druck setzen.“

Nun war auch Hester entsetzt und schüttelte den Kopf. „Das kannst du doch nicht machen, L. Siehst du denn nicht, in welcher Verfassung er gerade ist? Er gehört eigentlich in eine Klinik oder in die Sicherheitsverwahrung. Was versprichst du dir davon, wenn du ihm zusätzlich noch eine Zwangsjacke, Fußfesseln und eine Augenbinde anlegst?“

„Schon mal vom Stockholm-Syndrom gehört?“ Natürlich hatte Hester das, immerhin hatte sie neben Medizin auch Psychologie studiert und solche Fälle waren ihr auch schon untergekommen. Menschen in einer extremen Situation beginnen Sympathie und Zuneigung für ihre Peiniger zu empfinden und leiden in dieser Situation an einer Wahrnehmungsverzerrung. Kleinste Zugeständnisse der Entführer werden überproportional wahrgenommen, während die rettenden Einsatzkräfte sich in den Augen der Geiseln zurückhalten und ihnen anscheinend nicht helfen wollen. In so einer Situation sehen sie nur die guten Dinge ihrer Peiniger und bauen eine Bindung zu ihnen auf. Auch war es in manchen Fällen so, dass sich die Opfer einredeten, es sei zum Teil ihr eigener Wille, weil sie mit diesem totalen Kontrollverlust nicht umgehen konnten. Es kam nicht selten vor, dass sie ihre Peiniger dann sogar in Schutz nahmen und sich stattdessen von denen distanzierten, die ihnen wirklich helfen wollten. Hester begann allmählich zu begreifen, was L da vor hatte, trotzdem gefiel es ihr nicht wirklich. Er wollte gezielt so einen Effekt hervorrufen, indem er Beyond systematisch in die Enge trieb und ihn in eine Extremsituation brachte, in der er extremer Angst und großem Stress ausgeliefert war. So konnte er seinen Widerstand brechen und zwang ihn somit, sich zu öffnen. „Ich weiß wirklich nicht, ob das so eine gute Idee ist und ob wir ihm das in dieser Verfassung auch wirklich zumuten können. Wenn er wieder durchdreht, könnte er sich selbst verletzen.“

„Nicht, wenn er eine Zwangsjacke trägt und so fixiert wird, dass er sich nicht bewegen kann. Hester, ich möchte, dass du dich um die Überwachung seiner gesundheitlichen und mentalen Verfassung kümmerst und mir alles berichtest, was für mich von Wert sein könnte. Wir werden so schnell wie möglich beginnen.“ Die Ärztin wusste, dass L sich schon seine Gedanken gemacht und diese Entscheidung auch nicht leichtfertig getroffen hatte und er musste auch zugeben, dass ihm rein subjektiv gesehen nicht ganz wohl dabei war. Es konnte sehr gut möglich sein, dass sich Beyonds Zustand erheblich verschlechtern könnte und diese Bestie in ihm außer Kontrolle geraten könnte. Wer weiß, ob er dann überhaupt wieder zu Verstand kam. Doch normale Gespräche hatten sich als wirkungslos herausgestellt und da Beyond ein Sturkopf war, musste man eben etwas deutlicher werden. Also war es rein objektiv betrachtet sogar nötig, diese Methode anzuwenden. Aber zumindest konnten durch die Vorsichtsmaßnahmen erhebliche Risiken vermieden werden: mit der Fixierung würde er sich selbst nicht so schnell verletzen können und durch die Überwachung durch Hester könnte man schnell genug reagieren, wenn der Plan nach hinten losgehen sollte und er dringend Hilfe brauchte. Er sah immer noch die großen Zweifel in den Augen der Ärztin und sagte schließlich „Wenn etwas passieren sollte, werde ich die volle Verantwortung übernehmen.“

Also begannen sie mit der Vorbereitung zur Durchführung ihres Plans. Watari hatte die meiste Zeit über nichts gesagt und es war auch unmöglich festzustellen, was er zu dieser ganzen Sache dachte. Schließlich, als L gerade nicht da war, nahm Hester ihn beiseite und fragte „Sagen Sie schon Watari: glauben Sie wirklich, dass das eine gute Idee ist?“

Doch der alte Mann lächelte bloß und erklärte „L wird wissen, was er tut. Ich kann deine Sorgen gut nachvollziehen, aber L würde so etwas nicht ohne Grund tun. Das weißt du doch.“

Trotzdem schüttelte sie den Kopf. „Aber ich verstehe einfach nicht, wieso er so besessen davon ist, mit B zu sprechen. Und auch dass er so eine Abreibung kassiert hat, passt doch überhaupt nicht zu ihm. Sonst ist er doch viel vorsichtiger und würde sich niemals solch einer Gefahr aussetzen, bei der sein Leben auf dem Spiel stehen könnte.“ Manchmal war der Detektiv mit den Pandaaugen ein einziges Rätsel, selbst für seine Mitstreiter und alten Bekannten. Natürlich kannte Hester ihn gut genug und wusste, dass er mindestens genauso sturköpfig und trotzig sein konnte wie B, vor allem weil sie beide schlechte Verlierer waren. Aber L war nie ein so großes Risiko eingegangen, dass er mit einem so gefährlichen Menschen zusammen in einem Raum war, wenn er doch wusste, dass dieser ihn selbst mit den Händen allein töten konnte. Irgendwie war L nicht mehr derselbe. Er schien wirklich wie besessen von Beyond Birthday zu sein und es schien so, als hätte dies nicht nur „geschäftliche“ Gründe, sondern auch emotionale. Und genau das war so untypisch für L.

„Irgendwie hat er sich völlig verändert, seit er B von der Straße aufgelesen hat.“

„Da hast du wohl Recht. Aber deshalb müssen wir ihn so gut es geht unterstützen.“

Es schien so, als wüsste Watari etwas, oder als würde er zumindest etwas erahnen. Doch er schwieg und behielt es lieber für sich. Stattdessen begann er nun mit seiner Arbeit, um für L’s Vorhaben alles vorzubereiten und in die Tat umzusetzen. Er hinterfragte nie die Entscheidung seines Schützlings, der praktisch schon eine Art Enkel für ihn war. Er wusste, dass L immer wohl überlegt vorging und dieser hätte sich wohl sicher nicht für diese harte Maßnahme entschieden, wenn die Zweifel zu groß und der Erfolg zu gering gewesen wären.

Ein klärendes Gespräch

10.345… 10.346… 10.365… …? Nein falsch… 10.340… Moment mal. Habe ich jetzt schon 10.350 oder bin ich noch bei 10.344? Ach Mist, jetzt bin ich wieder durcheinander gekommen. Wo habe ich zu zählen aufgehört? Bei 10.340 oder 10.350? Es bringt nichts, ich muss noch mal von vorn anfangen. 1… 2… 3… 4…
 

Beyond erinnerte sich schon gar nicht mehr daran, wie oft er bereits bis 10.000 gezählt hatte. Er hatte schon lange jegliches Zeitgefühl verloren und wusste nicht, ob es noch Tag oder Nacht war. Wirklich alles um ihn herum war in weite Ferne gerückt und nachdem man ihm eine Zwangsjacke, Fußfesseln, diverse Gurte und eine Augenbinde angelegt hatte, war er zur absoluten Bewegungsunfähigkeit verurteilt und somit schutzlos ausgeliefert. Am Anfang hatte er noch massiven Widerstand geleistet und sich nichts anmerken lassen. Er hatte schon viel Schlimmeres miterleben müssen, da war das hier doch ein Witz. Zumindest hatte er das anfangs noch gedacht, denn er hatte selbst nicht gedacht, wie lange sich das Ganze noch erstrecken würde. Er dachte, es würde allerhöchstens zwei Tage dauern, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass L wirklich so weit gehen würde.
 

12… 13… 14… 15… 16…
 

Dann irgendwann begann diese Maskerade zu bröckeln und er bekam Angst. Es war ein so schreckliches Gefühl, sich überhaupt nicht bewegen können und hilflos ausgeliefert zu sein. Er hatte versucht so zu tun, als würde er sich auf L’s Forderungen einzulassen und als würde er kooperieren. Aber dieses Spiel hatte dieser Mistkerl durchschaut und ihn hier weiter schmoren lassen. Zwar wurde Beyond nicht gefoltert oder anderweitig körperlich misshandelt, aber diese Erniedrigung und dieser Zustand der vollständigen Bewegungsunfähigkeit bei vollem Bewusstsein war die Hölle für ihn. Es war für ihn schlimmer als der Tod und er fürchtete, dass es ihn noch um den Verstand bringen würde, wenn er sich nicht aufs Zählen konzentrieren würde. Meist begann er zu zählen, wenn man ihm sein Essen gebracht oder ihn untersucht hatte. Ein Mal hatte er versucht gehabt, sich während eines Gefühlsausbruchs die Zunge durchzubeißen, doch daraufhin wurde ihm ein Knebel in den Mund gestopft, um so etwas zu verhindern. Danach hatte er keinen Versuch mehr gewagt, in irgendeiner Weise aufzumucken. Das Resultat war, dass man ihm den Knebel entfernte und er wenigstens ein klein wenig Zuwendung erfuhr und sei es nur, wenn er etwas trinken wollte oder wenn er wegen seiner Verletzungen starke Schmerzen hatte. Und allein dafür war er unendlich dankbar. Gott, das alles hier war so erniedrigend, dass er am liebsten sterben würde. Wie lange saß er hier denn schon fest? Er wusste es nicht mehr… irgendwie war sein Kopf völlig leer.
 

36… 37… 38… 39… 40… 41…
 

Sein ganzer Körper fühlte sich schwach und träge an, außerdem saßen seine Fesseln lockerer als sonst. Sicherlich war er dünner geworden. Er sah durch die Augenbinde rein gar nichts außer der absoluten Dunkelheit. Zwischendurch schlief er ein oder verlor das Bewusstsein, wodurch er sich noch nicht einmal darauf verlassen konnte, wie oft er insgesamt bis 10.000 gezählt hatte. Es konnten Tage oder sogar Wochen vergangen sein, seit er sich hier in diesem mehr als menschenunwürdigen Zustand befand. Vollkommen regungslos saß er da, konnte nicht einmal einen Muskel bewegen, da er nicht nur eine Zwangsjacke trug, sondern auch mit unzähligen Gurten fixiert worden war, die es ihm unmöglich machten, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Selbst sein Kopf war fixiert, sodass er nicht einmal diesen bewegen konnte.
 

45… 46… 47… 48… 49… 50…
 

Ihm war weder warm noch kalt, er spürte nicht einmal Hunger oder Durst. Die erste Zeit in dieser Bewegungsunfähigkeit hatte ihn fast verrückt gemacht. Es war kaum zum Aushalten gewesen. Inzwischen war er in einen Zustand der völligen Resignation und Apathie verfallen und ihm war alles gleichgültig geworden. Diese Ungewissheit, was als Nächstes passieren könnte, war kaum noch zu ertragen und in manchen Momenten wünschte er sich sogar, dass sie ihn foltern würden. Dann wüsste er wenigstens, woran er war. Doch nichts dergleichen passierte. Es waren dieselben täglichen Routinen und Prozeduren, die man ihm unterzog und er kam sich so elend und widerwärtig vor. Er wollte einfach nur, dass es endlich aufhörte. Schließlich brachte er es nicht fertig, weiterzuzählen, sondern schluchzte nur leise, während ihn die Verzweiflung und Hilflosigkeit übermannten. Wann hörte das endlich auf? Er wollte das nicht mehr. Wenn er noch einen einzigen Tag hier blieb, würde er verrückt werden.
 

Bitte lasst mich endlich sterben… Ich halte das nicht länger aus! Warum hilft mir denn niemand?
 

Eine Tür öffnete sich, aber er hörte nicht die üblichen Geräusche von Absatzschuhen wie all die unzähligen Tage zuvor. Es war nicht jene Person, die ihn untersuchte oder ihm sein Essen brachte. Nein, irgendwie klang es danach, als würde jemand barfuß gehen. Beyond horchte auf, auch wenn er wusste, dass er durch die Augenbinde sowieso nichts erkennen konnte. Auch sagte er rein gar nichts, sondern wartete einfach ab, was passieren würde. Vielleicht wollte ihn sein Besucher nur begutachten und sehen, ob er schon dem Wahnsinn verfallen war. Womöglich hatte er auch vor, ihm endlich den Gnadenschuss zu geben, um ihn aus diesem Zustand zu befreien. Ein leises Klicken ertönte schließlich und einer der Gurte wurde gelöst. Was geschah denn jetzt mit ihm? Was hatte diese barfüßige Person denn mit ihm vor? Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch selbst dafür fehlte ihm die Energie. Sie reichte allerhöchstens noch zum Zählen. Als der letzte Gurt gelöst war, verlor Beyond den Halt und kippte zur Seite, wurde aber aufgefangen und er spürte zwei Arme, die ihn vorsichtig hielten. Sie fühlten sich so zärtlich an und irgendwie gaben sie ihm das Gefühl von Geborgenheit, Wärme und Sicherheit. Sicher lag es daran, weil er durch diese tagelange Isolierung langsam verrückt wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person da für seine Misere verantwortlich war, war hoch und er hätte allen Grund, sie zu hassen und umzubringen. Aber er war zu froh und dankbar dafür, dass er gerettet worden war. Doch wer hielt ihn da so vorsichtig im Arm wie etwas Zerbrechliches, das er um jeden Preis schützen wollte?

„Wer…“ Er schaffte es kaum weiterzusprechen, denn sein Mund fühlte sich furchtbar trocken an und seine Zunge schien am Gaumen festzukleben. Selbst das Schlucken tat ihm weh, doch da hielt ihm jemand vorsichtig eine Wasserflasche an die Lippen. Eine wahre Wohltat und er fühlte sich unendlich erleichtert, als das kalte Wasser seine Kehle hinunterrann.

„Geht es dir besser?“

„Ich… ich glaub schon.“

Seine Stimme hörte sich so alt und schwach an und sicher musste er einen furchtbaren Anblick bieten. In dem Moment, als er diese Worte hervorbrachte, sammelten sich Tränen in seinen Augen und er konnte seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Er fühlte sich wie das Allerletzte… Jemand nahm ihn plötzlich in den Arm und diese Geste erinnerte ihn wieder an damals… an A. Ja, er erinnerte sich, wie A ihn in den Arm genommen hatte, nachdem er wieder einen seiner Anfälle gehabt hatte. Es fühlte sich so vertraut an, so… angenehm und geborgen… aber es war dennoch anders. Es war nicht derselbe Herzschlag, nicht derselbe Geruch und auch nicht dieselbe Art, wie er im Arm gehalten wurde. Trotzdem fühlte es sich irgendwie vertraut und angenehm an. Sanft strich ihm jemand durchs Haar und er spürte nichts anderes, als diese unendliche Erleichterung darüber, dass er gerettet worden war. Doch wer hielt ihn denn da gerade im Arm? Tief in seinem Unterbewusstsein glaubte er die Antwort zu kennen, doch er verdrängte sie instinktiv. Vorsichtig wurde ihm die Augenbinde abgenommen, doch das Licht war so schmerzhaft für ihn, dass er sie gar nicht öffnen konnte. Seine Augen waren bereits so sehr an diese absolute Finsternis gewöhnt. Schließlich wurden ihm auch die Fußfesseln abgenommen und dann letzten Endes diese schreckliche Zwangsjacke. Merkwürdig wie komisch es sich anfühlte, nicht mehr so eingeschränkt zu sein. Es fühlte sich sogar schon fast falsch an, dass er jetzt wieder diese Bewegungsfreiheit hatte. Das alles machte ihm Angst.

„Es tut mir wirklich Leid, dass ich das tun musste“, hörte er diese Stimme sagen, die ihm so bekannt vorkam. Aber da ihm selbst das Denken fast unmöglich erschien, konnte er sie niemandem zuordnen.

„Was hast du mit mir vor?“

„Ich will nur in Ruhe mit dir reden, sonst nichts.“ Reden? Das kam ihm irgendwie so bekannt vor. Aber ihm wollte beim besten Willen nicht mehr einfallen, wer denn zuvor mit ihm reden wollte. Beyond fühlte sich irgendwie seltsam und als er wieder vorsichtig die Augen öffnete, sah er nur verschwommene Schatten und Lichter, mehr aber auch nicht. Unter diesen Voraussetzungen konnte sein Shinigami-Augenlicht unmöglich funktionieren.

„Irgendwie ist mir schlecht…“ Schließlich packten ihn zwei Hände und zogen ihn vorsichtig hoch. Wankend kam er wieder auf die Beine und hatte das Gefühl, dass es schon Monate her war, seit er das letzte Mal auf eigenen Füßen gestanden hatte.

„Komm, ich bring dich erst einmal an die frische Luft. Dann wird es dir gleich wieder besser gehen.“ Diese Stimme klang so sanft und freundlich, trotzdem glaubte er, so etwas wie Kummer oder Schuld herauszuhören. Und immer noch hielten ihn diese zwei Arme fest, damit er nicht fallen konnte.
 

Wie lange es wohl her war, dass er draußen gewesen war?
 

„Wie… wie lange war ich hier?“

Keine Antwort, nur beschämtes Schweigen. Es musste also schon eine lange Zeit vergangen sein. Gleich schon als er die ersten Schritte tat, spürte er, wie sein Kreislauf versagte und er beinahe gestürzt wäre, aber diese Person, die ihn aus dieser Hölle befreit hatte, hielt ihn fest und stützte ihn. Wohin sie genau gingen, konnte Beyond nicht erkennen, aber es ging auf jeden Fall in einen Aufzug und der führte bis ganz nach oben. Den Rest erklommen sie über die Stufen und es kostete Beyond eine ungeahnte Kraftanstrengung, sie zu bewältigen. Es würde noch eine Zeit lang dauern, bis er sich wieder richtig bewegen konnte und fit genug war. Wärmendes Sonnenlicht strahlte ihm ins Gesicht und er spürte, wie es seinen völlig erschöpften und blassen Körper förmlich wieder belebte. Es tat so gut, wieder an der frischen Luft zu sein. Sein Begleiter brachte ihn zu einem Stuhl und setzte sich ebenfalls. „Und? Hast du noch irgendwelche körperlichen Beschwerden?“

„Meine Augen haben sich noch nicht wirklich an das Licht gewöhnt und ich sehe so gut wie gar nichts.“ Schweigen… Er sah sehr unscharf, wie sein Begleiter sich in einer mehr als ungewöhnlichen Sitzposition auf den Stuhl setzte. Moment mal, diese Haltung kannte er doch! Das war doch seine eigene. Nein… das war L’s. Als er endlich realisiert hatte, wer ihn hierher gebracht hatte, stand er sofort auf, woraufhin ihn aber sofort wieder die Kraft verließ und er auf seinen Stuhl zurücksank.

„Ich fasse es einfach nicht“, brachte er hervor und konnte noch nicht einmal die Kraft aufbringen, wütend zu werden. Trotzdem konnte er seine Tränen nicht zurückhalten, so enttäuscht und verletzt war er. „Zuerst fesselst du mich und lässt mich in diesem Zustand da unten im Keller versauern und jetzt kommst du plötzlich an und tust so, als würde es dir leid tun. Was ist das für ein abartiges Spiel, das du mit mir spielst?“

„Kein Spiel, sondern eine harte Maßnahme, um vernünftig mit dir zu sprechen, ohne dass du dich von deiner wahnsinnigen Seite wieder beherrschen lässt. Ich gebe aber offen zu, dass es mir selbst nicht leicht gefallen ist, diese Entscheidung zu treffen.“

„Und das soll ich dir glauben? Du bist ein verdammter Lügner und ein eiskalter Psychopath und Sadist!!! Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was du mir da eigentlich angetan hast?“

L seufzte und wich Beyonds Blick aus. So langsam hatte sich sein Augenlicht wiederhergestellt und was er sah, irritierte ihn völlig: L sah unglücklich aus. Normalerweise ließ er sich seine Emotionen niemals ansehen und wirkte immer so unantastbar, als könne man ihm rein gar nichts anhaben. Doch jetzt wirkte er so anders, viel verletzlicher als sonst. Was war nur mit ihm passiert, dass er so aussah?

„Es tut mir wirklich sehr Leid, was ich dir angetan habe. Das ist die Wahrheit.“

Seine Stimme zitterte ein wenig und man sah ihm wirklich an, dass er enorme Schuldgefühle gegenüber Beyond hatte. Dieser schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, dass das hier wirklich passierte. Das alles wirkte irgendwie wie ein schlechter Scherz. Wieso nur betrieb L diesen ganzen Aufwand eigentlich und ging sogar so weit, wenn er es doch eigentlich gar nicht wollte?

„Und wieso hast du das dann trotzdem gemacht? Wieso ist es dir so unglaublich wichtig, zu erfahren, wieso A sich damals umgebracht hat? Wieso???“

„Weil ich dich besser verstehen will, Beyond. Ich will deinen Schmerz und deine Wut verstehen. Du hast von Anfang recht gehabt, als du gesagt hast, ich hätte mich weder groß um dich oder um A gekümmert. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, euch beide zu verstehen und habe nicht erkannt, wie sehr dich sein Tod wirklich mitgenommen hat. Vielleicht hätte einiges nicht so sehr eskalieren müssen, wenn ich dir geholfen und mir die Mühe gemacht hätte, dich zu verstehen. Weißt du, ich versuche immer, eine emotionale Distanz zu bewahren und mir niemals meine eigenen Gefühle anmerken zu lassen. Ganz einfach aus dem Grund, weil ich nicht schwach wirken und anderen ein Angriffsziel bieten will. Und gleichzeitig will ich vermeiden, dass ich falsche Entscheidungen treffe, weil ich mich zu sehr von meinen Emotionen leiten lasse. Und da ich diese Distanz zu anderen Menschen wahre, habe ich leider keine großen Erfahrungen damit, was das Zwischenmenschliche betrifft. Deswegen passiert es oft, dass die Menschen mich falsch verstehen, mich seltsam oder sogar unheimlich finden. Ich bin in gewisser Weise rücksichtslos, kindisch, absolut misstrauisch, stur und verfolge mein Ziel, auch wenn ich anderen Menschen vor den Kopf stoße, weil ich unbedingt gewinnen will. Das führt wiederum dazu, dass sie sich von mir distanzieren und daraus ein Teufelskreis entsteht und ich somit nicht gerade sozialkompetent bin. Eigentlich bin ich die soziale Inkompetenz in Person, wenn man es so betrachtet.“

Der Serienmörder hob skeptisch die Augenbrauen und war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte, dass L seine ganzen Schwächen offen zugab und interpretierte dies zuerst als einen kaltblütigen Schachzug, um seinen Gegenüber zum Reden bringen. Aber Beyond hatte nicht die Energie und den Willen, sich weiterhin so stur zu stellen und alles nur noch schlimmer zu machen. Er war heilfroh gewesen, dass er endlich diesem klaustrophobischen Alptraum entkommen war, der ihn fast verrückt gemacht hatte, da wollte er auch so schnell nicht wieder dorthin zurück. Mit einem geschlagenen Seufzer legte er seinen Kopf zurück und schloss müde seine Augen. Obwohl er die meiste Zeit, wenn er nicht gerade wach war und gezählt hatte, entweder ohnmächtig gewesen war oder geschlafen hatte, fühlte er sich trotzdem schläfrig und erschöpft. Der mentale Stress war einfach zu viel für ihn gewesen und noch ein Mal würde er das nicht durchstehen, das wusste er. Es brachte einfach nichts mehr, sich weiterhin stur zu stellen. L würde niemals aufgeben und wenn er sogar noch weitergehen musste, um ihn zum reden zu bringen. Das sah er jetzt endlich ein.

„Wenn du deine Antworten hast, lässt du mich dann endlich gehen?“

„Das kann ich dir leider nicht versprechen. Aber zumindest würde ich dir nicht mehr diese Fesseln anlegen.“ Das war schon mal ein Kompromiss und so seufzte er geschlagen. „Also gut, dann stell mir deine Fragen.“

„Was genau war das für eine Freundschaft zwischen dir und A und inwiefern hat er dir geholfen?“

Beyond öffnete die Augen und betrachtete den leicht bewölkten Himmel. Irgendwie kam es ihm in diesem Moment so vor, als wären seitdem Jahre vergangen, dass er das letzte Mal den blauen Himmel gesehen hätte.

„Seit meiner Geburt leide ich an etwas, das man gut mit einer Art Persönlichkeitsstörung vergleichen kann. Es sind keine eigenständigen Persönlichkeiten, deren Erinnerungen getrennt sind und die auch andere Namen haben. Streng genommen sind es lediglich verschiedene Gefühlszustände, die aber für Außenstehende wie verschiedene Persönlichkeiten aussehen. Eine davon ist ganz normal und vielleicht verschlossen, aber auch emotional, misstrauisch und auch ähnlich wie du. Die andere ist das genaue Gegenteil. Sie ist aggressiv, wahnsinnig, destruktiv, besitzergreifend, sadistisch und auch masochistisch veranlagt. Ich weiß nicht genau, wieso das bei mir so ist und warum ich diese Persönlichkeit habe. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich mit den Augen eines Shinigami geboren wurde und meine Psyche aufgrund dessen erhebliche Schäden erlitten hat, weil ich von klein auf sehen konnte, wann Menschen sterben. Jedenfalls konnte ich das Monster, so wie ich diese zerstörerische Seite in mir genannt habe, nicht kontrollieren und war nicht in der Lage, mit ihr umzugehen. Selbst die Psychopharmaka haben nicht geholfen, das Monster vollständig zu unterdrücken. Das führte dazu, dass die anderen Kinder und auch die Erwachsenen Angst vor mir bekamen und ich ganz alleine war und niemanden hatte, der sich freiwillig mit einem Freak wie mir abgeben wollte. Selbst meine eigenen Eltern haben sich vor mir gefürchtet und mich wie einen Fremden behandelt. Schließlich aber habe ich A getroffen und er war der erste Mensch, der keine Angst vor mir hatte. Er wollte mir helfen und fand schnell heraus, wie und wann sich das Monster zeigte und entwickelte eine Methode, um mir zu helfen. Er war schon immer der Klügste in Wammys House gewesen und hatte als Erster wirklich verstanden, wie man mein Problem in den Griff bekommen könnte. Und zwar, indem eine dritte Persönlichkeit erschaffen wurde, nämlich Rue Ryuzaki. Während meine erste Persönlichkeit, nämlich Beyond Birthday, mein „Selbst“ darstellt, scheint das Monster so etwas wie mein rein destruktives und aggressives „Verlangen“ zu verkörpern. Es folgt keiner Logik, keinen Prinzipien oder Regeln und könnte genauso gut mit dem „Es“ aus Sigmund Freuds Unterbewusstseinsmodell verglichen werden. Ich schwankte also ständig zwischen meinem Selbst und meinem Verlangen, immer zwischen zwei Extremen, die niemals in Einklang kommen konnten und wollten. Und A entwickelte mit mir zusammen quasi eine dritte Persönlichkeit, nämlich den „Kompromiss“. Rue Ryuzaki war eine Mischung aus dem „Selbst“ und dem „Verlangen“. Er konnte beides in Einklang bringen und die Wünsche und Ziele beider Seiten ausleben, ohne den anderen zu benachteiligen. So war ich zwar immer noch nicht einfacher, aber zumindest konnte ich ohne Angst leben, dass ich mich selbst oder andere wegen dem Monster in mir verletze. Ryuzaki hat ähnlich emotionale Züge wie mein „Selbst“, besitzt aber auch eine ähnliche Kaltblütigkeit und Grausamkeit wie das Monster. Und natürlich hat er auch gewisse sadistische und masochistische Züge… Er lebt aber alles in einem gesunden Maß aus, damit niemand ernsthaft zu Schaden kommt und ich somit halbwegs normal leben konnte. Dank A konnte ich also einen Kompromiss zwischen mir selbst und dem Monster finden und war somit zum ersten Mal in der Lage, beide Extreme unter Kontrolle zu halten. A wurde für mich mehr als bloß ein Freund. Er wurde zu meiner wichtigsten Bezugsperson und zum einzigen Menschen, der mir etwas bedeutet. Und dann…“

Er zögerte und L sah, dass es etwas sehr Persönliches sein musste. Zwar war er in allem, was Sozialkompetenz beinhaltete, absolut miserabel, aber er besaß genug Einfühlungsvermögen um zu verstehen, was Beyond nicht auszusprechen wagte. Und als er es begriff, da spürte er selbst einen stechenden Schmerz in der Brust. Irgendwie fühlte er sich ziemlich miserabel, sogar noch schlimmer als ohnehin schon die letzten Tage. Schon seit er entschieden hatte, Beyond zu fesseln und ihn so lange Zeit in diesem Zustand zu lassen, dass er fast verrückt wurde, fühlte er sich hundsmiserabel und konnte nicht einmal die Motivation für irgendwelche interessanten Fälle aufbringen. Es hatte ihm selber so furchtbar wehgetan, ihn so zu sehen und zu wissen, dass er allein dafür verantwortlich war. Und jetzt, da er wusste, warum Beyond so verletzt war, hätte er am liebsten geweint. Doch selbst dazu konnte er sich nicht durchringen.

„Du… hast ihn geliebt, nicht wahr?“

Beyond senkte den Blick und nickte nur leicht. Zu hören, dass er A geliebt hatte, tat L sogar noch mehr weh als die Fesselungsgeschichte. Er spürte dieses unsagbare Gefühlschaos und hätte am liebsten laut geschrieen, wäre so gerne wütend geworden und hätte so gerne seinen Gefühlen ein einziges Mal frei Ausdruck gegeben. Einfach nur, um es besser ertragen zu können. Warum er so unglücklich war zu hören, dass Beyond A geliebt hatte und wahrscheinlich immer noch liebte? Vielleicht, weil er selber Gefühle hatte, die er für seinen Erzfeind hegte, so absurd das auch klang? Doch wie sollte er damit umgehen? Wie sollte er sich verhalten? Es wäre das Vernünftigste für ihn, weiterzumachen wie bisher und diese Gefühle nicht zuzulassen. Somit ersparte er sich nur Ärger. Aber er hatte leider erkennen müssen, dass es einfacher gesagt war als getan, denn es war niemandem entgangen, dass Beyonds absolute Isolation ihn genauso mitgenommen hatte wie ihn. Sein Appetit auf Süßes war ihm in der Zeit endgültig vergangen und er hatte an nichts anderes mehr denken können als daran, dass er Schuld war, dass Beyond so leiden musste. Er hatte immer wieder mit dem Gedanken gespielt, endlich abzubrechen und ihm das nicht mehr anzutun. Aber hätte er es nicht getan, dann wäre Beyond wieder in diesen Zustand verfallen, wo er sogar eine Gefahr für sich selbst gewesen wäre. Es war wirklich eine beschissene Situation, die keinen von ihnen glücklich gemacht hatte.

„Zuerst wusste ich nicht, dass ich ihn liebte oder zumindest habe ich es zuerst abgestritten und es als brüderliche oder freundschaftliche Gefühle verstanden. Aber dann war ich mir sicher gewesen, dass ich ihn wirklich liebte. Doch das Ganze war leider eine einseitige Geschichte. A hat in mir einen guten Freund gesehen, mehr aber auch nicht und er hatte schon jemand anderen geliebt. Nämlich dich, L.“

Eine lastende Stille herrschte und nur der sommerliche Wind wehte die Geräusche der Straße weit unter ihnen herauf. Fassungslos starrte L ins Leere und erkannte mit einem Mal, was da wirklich für eine Tragödie im Waisenhaus passiert war und inwiefern er und Beyond mit A’s Tod zu tun hatten.

Hass und Liebe

L starrte Beyond an und sah, wie unglücklich und hoffnungslos er war, dass es ihm unendlich schwer fiel, die wahren Umstände von A’s Tod zu erzählen. Es war wirklich eine Tragödie gewesen. Beyond hatte A geliebt, aber A hatte nicht ihn, sondern L geliebt und er hatte seine Gefühle nie erwidert. War das wirklich der Grund? Hatte sich A vom Dach gestürzt, weil seine Liebe nicht erwidert worden war? Beyond atmete tief durch, um neue Kraft zu sammeln und erzählte weiter.

„Als du als Daniel Ruvie ins Waisenhaus gekommen bist, wusste ich schon beim ersten Blick, dass du in Wahrheit L bist. Mein Shinigami-Augenlicht hat es mir nämlich verraten. Und ich wusste, dass A dich unbedingt kennen lernen und dich sehen wollte. Er war so besessen von dir und obwohl es für mich bedeutet hat, mich nur noch weiter von ihm zu entfernen, habe ich ihn gehen lassen, eben weil ich ihn geliebt habe und wollte, dass er glücklich wird. Ich habe zwar versucht, ihm ein guter L-Ersatz zu sein, weil ich sah, dass er mit seinen Depressionen zu kämpfen hatte, weil er dich nie sehen konnte. Aber letzten Endes habe ich es nie geschafft, eine perfekte L-Kopie zu werden. Leider war unsere Beziehung auch nicht gerade einfach… Ich habe A immer wieder gesagt, dass es mir nichts ausmacht, wenn er mich selbst nicht liebt, sondern dich. Und als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben, da tat ich einfach so, als wäre ich jemand anderes und so konnte A dir doch irgendwie nahe sein. Aber… es hat mir trotzdem jedes Mal wehgetan, wenn er immer deinen Namen rief und nicht meinen. Genau da wurde mir immer vor Augen gehalten, dass ich für ihn nur ein Ersatz war. Ich versuchte mich immer mit dem Gedanken zu trösten, dass ich ihm wenigstens auf diese Weise nahe sein konnte. So ging das eine ganze Zeit lang, bis du dann kamst. A wollte dich unbedingt sehen und hat sich wie ein kleines Kind am Weihnachtsabend gefreut. Aber dann fand ich ihn wenig später heulend in der Ecke sitzen und so aufgewühlt hatte ich ihn noch nie gesehen. Natürlich wusste ich, dass er nicht immer so glücklich und unbeschwert war, wie er vor allen anderen immer tat und sein Lächeln oft nur eine Maske war, aber er hat nie geweint. Ich dachte, es muss irgendetwas Schlimmes zwischen euch vorgefallen sein und ich wollte ihn darauf ansprechen, doch er wurde plötzlich wütend und meinte, es könne so nicht mehr weitergehen und dass wir beide echt erbärmlich wären. Das, was wir da täten, sei doch krank und würde zu nichts führen. Ich versuchte noch, mit ihm zu sprechen, doch er war danach total verschlossen, verbarrikadierte sich in seinem Zimmer und als es soweit war, dass seine Lebenszeit ablief, da suchte ich ihn auf und versuchte ihm zu helfen. Ich wusste, dass er sterben wird, aber ich dachte, dass ich es vielleicht verhindern kann, wenn ich doch sehen kann, dass Menschen sterben werden. Ich wollte ihn retten, aber ich konnte ihn nicht aufhalten. Als ich das Dach erreichte, sprang er schon in die Tiefe und ich konnte ihn nicht mehr rechtzeitig festhalten. Er… er ist vor meinen Augen gestorben und ich habe es nicht verhindern können, obwohl ich wusste, dass er sterben wird.“

Nun brachen alle aufgestauten Emotionen hervor, die Beyond so lange unterdrückt hatte und er vergrub das Gesicht in den Händen, um den tiefen Schmerz vor L zu verbergen. L war tief bestürzt und konnte zuerst keine Worte finden, als er verstand, was damals wirklich vorgefallen war. Er versuchte sich wieder an seine Begegnung mit A zu erinnern, als er als Daniel Ruvie ins Waisenhaus gekommen war. Hatte er irgendetwas Unbedachtes zu A gesagt, das ihn vielleicht verletzt hatte? Soweit er sich erinnerte, hatte A sich angeboten gehabt, ihn ein wenig herumzuführen und ihm einiges zu zeigen. Er hatte abgelehnt und als A ihn gefragt hatte, ob sie etwas Zeit zusammen verbringen könnten, hatte er ihm ganz kurz und knapp gesagt, dass er kein Interesse habe. Soweit er sich erinnerte, hatte er A niemals absichtlich gekränkt oder ihn schroff behandelt. Nein, er hatte so mit ihm geredet wie mit jedem anderen Menschen auch. Ratlos schüttelte er den Kopf und erklärte „Ich habe niemals etwas Verletzendes zu ihm gesagt. Ich hab ihn ganz normal abgewiesen und ihm ebenso erklärt, dass ich kein Interesse hätte, Zeit mit anderen zu verbringen.“

„Eben das war es“, erklärte Beyond und fand seinen verärgerten Ton wieder. „Du merkst selbst nicht, wie du mit anderen eigentlich redest und die Art, wie du sie behandelst, ist nicht immer so freundlich, wie du selber denkst. Du hast ihn eiskalt zurückgewiesen und ihn von oben herab behandelt und das hat ihm so wehgetan. Wenn du ein bisschen mehr Rücksicht und Einfühlungsvermögen gezeigt hättest, dann wäre es vielleicht nicht dazu gekommen und er hätte vielleicht nicht sterben müssen. Er hat sich deinetwegen umgebracht und das kann ich dir einfach nicht verzeihen, L.“

Tränen flossen in Strömen und L glaubte nun endlich, alles zu verstehen. Der Grund für Beyonds Hass auf ihn, der Grund für diesen tragischen Selbstmord. A hatte sich nicht nur umgebracht, weil er zurückgewiesen wurde. Das war nur einer der Gründe gewesen. Als er von seiner großen Liebe abgewiesen wurde, hatte er erkannt, dass er selbst einige Fehler gemacht hatte. Er hatte gewusst, dass Beyond in ihn verliebt war und er hatte ihn als Ersatz benutzt, um sich selbst irgendwie zu trösten. Und dabei hatte er Beyonds Gefühle mit Füßen getreten und ihn eiskalt ausgenutzt. Die Wut bei diesem Streit hatte sich nicht gegen Beyond gerichtet, der wirklich alles getan hatte, um eine perfekte L-Kopie für ihn zu sein, sondern gegen sich selbst. Er hatte sich schreckliche Vorwürfe gemacht für das, was er seinem besten Freund angetan und dass er eiskalt und rücksichtslos mit seinen Gefühlen gespielt hatte. Und das hatte ihn in Selbsthass und Schuldgefühle getrieben, die zusammen mit dem Liebeskummer wohl der Auslöser dafür waren, dass er keinen anderen Ausweg als den Tod sah.

„Ich glaube, es haben verschiedene Faktoren eine Rolle gespielt, dass A sich vom Dach gestürzt hat. Vielleicht war es meine unbedachte Art, mit der ich seine Gefühle verletzt habe, vielleicht war es seine Depression, die er vor den anderen geheim gehalten hatte. Womöglich hat er sich auch schwere Vorwürfe gemacht, dass er dich so behandelt hat.“ Als Beyond das hörte, sah er L entgeistert und auch ein Stück weit geschockt an. „Was… was willst du damit sagen?“

„A hat dich als Ersatz benutzt, obwohl er wusste, dass du ihn liebst. Er mag zwar dein Freund gewesen sein, aber das war schon ein ziemlich kaltblütiges und egoistisches Verhalten von ihm. Findest du etwa nicht?“

„Wag es nie wieder, so etwas über ihn zu sagen!“ rief Beyond und stand auf. Zwar war er noch bei Sinnen und wurde nicht von diesem Monster beherrscht, aber er war wütend, das ließ sich nicht leugnen. A’s Andenken in den Dreck zu ziehen, war für ihn ein absolut rotes Tuch und genau das war es auch, was L so aufregte. Natürlich war es tragisch, dass A schon mit 15 Jahren Selbstmord begangen hatte, aber es machte ihn sauer, dass dieser so mit Beyonds Gefühlen gespielt hatte. Warum rege ich mich eigentlich so darüber auf, fragte er sich und verstand sich im Moment selber nicht. A war ihm ein guter Freund gewesen und hatte ihm geholfen, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Aber es ließ sich nicht abstreiten, dass er ihn auch ausgenutzt hatte, um ihn als Ersatz für seine große Liebe zu benutzen. Und Beyond, der niemanden außer A hatte und in einer gewissen Abhängigkeit von ihm gewesen war, hatte sich darauf eingelassen, weil er sich damit trösten könnte, ihm wenigstens auf diese Weise nahe zu sein. Nämlich wenn er tat, als wäre er jemand anderes. Er hatte sich komplett für A verbogen und verstellt, um ein perfekter L für ihn zu werden. Das konnte L einfach nicht verzeihen und genau das war für ihn seinerseits ein rotes Tuch.
 

Vielleicht hatte A nicht aus reiner Kaltblütigkeit heraus gehandelt und Beyond niemals absichtlich auf diese Weise schaden wollen. Mit Sicherheit hatte er nicht großartig darüber nachgedacht, als er sich auf diese völlig bescheuerte Sache eingelassen hatte. „Damit eines klar ist, L: ich habe A dazu überredet, dass er mich als Ersatz für dich benutzen kann.“

„Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er sich darauf eingelassen hat und dir genauso wehgetan hat. Ich will nicht sagen, dass er in böser Absicht gehandelt hat, aber er hat deine Gefühle ignoriert und…“

„Was gehen dich denn bitteschön meine Gefühle an, hä?“

Nun war es L, der geschlagen seufzte und kratzte sich am Hinterkopf. „Du fragst mich allen Ernstes, was mich deine Gefühle angehen? Wer ist denn zwei Male über mich hergefallen, wobei er mich beim zweiten Male mehrfach gebissen und blutig gekratzt hat? Wer hat mich denn geküsst und noch einige andere Dinge mit mir angestellt? Ich will von dir hören, was das sollte und wieso du das getan hast.“

Angst… es war eindeutig Angst in Beyonds Augen und er machte unmerklich einen Schritt zurück. Bis jetzt hatte er nicht darüber gesprochen oder auch nur ansatzweise etwas dergleichen erwähnt, aber nun war er in Erklärungsnot. Denn das war etwas, was er sich selbst nicht gänzlich erklären konnte und was ihm in vielerlei Hinsicht sehr peinlich war. Er versuchte auszuweichen und eine Ausrede zu finden.

„Ich weiß doch gar nicht, was bei diesem vermeintlichen ersten Mal passiert ist. Falls du dich nicht erinnerst, ich hatte hohes Fieber und war durch die Medikamente nicht ganz bei Sinnen. Ebenso wenig wie beim zweiten Mal, wo ich von diesem Monster beherrscht wurde. Bilde dir bloß nichts darauf ein, L. Ich werde dir niemals vergeben, was du A angetan hast und wenn ich wieder bei Kräften bringe, dann wirst du endlich für das bezahlen, dass du den wichtigsten Menschen in meinem Leben in den Tod getrieben hast und ich werde dir zeigen, was es heißt zu leiden.“

„Ich glaube, du belügst dich gerade selbst und das weißt du auch.“

Das war endgültig zu viel für Beyond. Obwohl er Mühe hatte, vernünftig zu stehen, stürzte er sich auf L und rang ihn zu Boden. Er hielt ihn am Kragen gepackt und beugte sich über ihn. Es war die gleiche Szene wie beim ersten Mal, als Beyond dann plötzlich anfing, ihn zu berühren und ihn zu küssen. Es war wie ein verrücktes Deja-vu, als seine Tränen L ins Gesicht fielen.

„Du bist hier derjenige, der lügt. Ich hasse dich, ich hasse dich von ganzem Herzen und mit jeder Faser meines Körpers. Ich hasse dich so sehr, dass ich dich am liebsten tausend Male umbringen würde, weil du mir A weggenommen hast. Aber wieso…“ Er konnte diese Wut nicht aufrechterhalten. Sie war nicht stark genug, weil er auch von anderen Gefühlen beherrscht wurde, gegen die sich sein brennender Hass nicht durchsetzen konnte. Stattdessen konnte er nichts tun, als zu weinen und sich elend fühlen. Er wandte sein Gesicht von L ab und sein Körper begann zu zittern. „Wieso kann ich dann nicht aufhören, an dich zu denken, wenn ich dich so sehr hasse? Warum nur hat es sich so gut angefühlt, als ich vorhin in deinen Armen gelegen habe? Du mieser Bastard spielst doch bloß mit meinen Gefühlen und hast mich genauso nach Strich und Faden manipuliert wie all die anderen, mit denen du vorher auch schon gespielt hast. Diese Fesselungsnummer war doch sicher auch nur ein weiterer Schachzug von dir, um mich zu demütigen und dich über mich lustig zu machen. Gib es doch endlich zu, dass dies alles hier von dir von langer Hand geplant war und dass es reine Absicht von dir war, dass ich jetzt nicht mal mehr weiß, was ich in deiner Gegenwart noch fühlen soll!!“

„Nein“, sagte L knapp und sah ihn mit diesem starren Blick an, aus welchem sich unmöglich Emotionen und Gedanken erkennen ließen. „Ich habe deine Gefühle nicht manipuliert und ich hatte auch nichts dergleichen beabsichtigt. Alles was ich wollte war, dich zu verstehen und zu erfahren, warum das zwischen uns passiert ist.“

„Da gibt es nichts zu verstehen, kapierst du es nicht? Ich habe A geliebt, aber er hatte sich für dich entschieden und das habe ich nun mal akzeptieren müssen. Genauso wie die Tatsache, dass er nicht mehr lebt und ich ihn nicht retten konnte. Deshalb werde ich niemals etwas anderes als Hass empfinden. Das ist doch nur deine Schuld, dass ich plötzlich so ein Gefühlschaos habe, ich würde dich doch niemals aus eigener Kraft heraus lieben.“ Wieder eine Lüge. Beyond wollte die Wahrheit immer noch verleugnen, obwohl sie doch so offensichtlich war und er sie selbst erkannt haben musste. Aber er lief davor weg, genauso wie er vor sich selbst davonlief. Er wusste es, genauso wie L es wusste, doch er wollte es nicht wahrhaben.

„Beyond, du willst es einfach nicht wahrhaben, oder? Diese Gefühle sind real und sie waren schon da, bevor ich dich gefesselt habe. Du hast Gefühle für mich.“

„Stimmt, und zwar Hass!!!“

„Hör doch endlich auf damit, dich selbst zu belügen und davor wegzulaufen. Warum machst du es dir schwer und läufst davor weg, obwohl du weißt, dass es nichts bringen wird? Was ist denn so Schlimmes dabei?“

„Du verstehst es nicht…“, brachte Beyond hervor und sein Griff wurde fester, was ein wenig schmerzhaft für L wurde, aber dennoch hielt sich der Schmerz in Grenzen und er nahm ihn eigentlich kaum wahr. Denn der seelische Schmerz, den er bei Beyonds Anblick empfand, war viel intensiver. „Ich kann A doch nicht einfach so in den Rücken fallen und ihn hintergehen, indem ich mich an den Menschen heranmache, der ihn in den Tod getrieben und den er so geliebt hat. Was wäre ich denn bitteschön für ein Freund, wenn ich das tun würde? Und wie kann ich den Menschen lieben, den ich mehr als alles auf der Welt hasse?“
 

Hass gehörte zu den stärksten Gefühlen, die ein Mensch empfinden konnte. Doch es konnte vorkommen, dass sich dieser Hass mit einem weiteren starken Gefühl vermischen konnte. Wie also konnte man da noch klar erkennen, ob man jemanden nun liebte oder hasste? War es überhaupt möglich, oder existierte da gar kein Unterschied, weil sie sich so ähnlich waren? Wann wurde denn aus Liebe Hass und aus Hass Liebe? Hassliebe war eines der grausamsten Dinge, die einem Menschen widerfahren konnten. Es war ein Zwiespalt, der einen völlig zerstören konnte. Und in diesem Zwiespalt war Beyond gefangen. Er hasste L abgrundtief für das, was er getan hatte und zugleich liebte er ihn. Aber er konnte es nicht zulassen…
 

…er wollte es nicht zulassen!
 

Tief in seinem Inneren wusste er, dass dieser brennende Hass gegen L nur eine Lüge war. Eine Selbstlüge, um dieses andere Gefühl abzutöten, weil er seinem besten Freund nicht in den Rücken fallen wollte. Er könnte einfach nicht mit der Gewissheit leben, dass er den Menschen liebte, wegen dem sich A umgebracht hatte. Das Leben konnte so unendlich grausam sein. Und L wurde klar, dass er ihm helfen musste, wenn er erreichen wollte, dass Beyond sich selbst wieder unter Kontrolle bekam und diesen tiefen Groll endlich begrub.

„Beyond, A ist tot, das ist nun mal Fakt. Keiner von uns kann ihn wieder zurückholen und wenn seine Zeit abgelaufen war, dann hätte ihn auch niemand retten können. Das mag schwer zu akzeptieren sein, aber es ist leider nun mal Tatsache und es klingt hart. Aber du lebst und du hast so viel für A getan, was er streng genommen nicht einmal verdient hat. Du warst ihm zu seinen Lebzeiten ein guter Freund und ich glaube nicht, dass er gewollt hätte, dass du dich so quälst. Ich denke, er hat sich auch umgebracht, weil er dir nicht noch mehr wehtun wollte.“

Langsam ließ Beyond von ihm ab und ließ L die Möglichkeit, wieder aufzustehen. Nun kauerten sie beide auf dem Boden und hatten mit ihrem eigenen Gefühlschaos zu kämpfen. L versuchte seine eigenen Gefühle zu verstehen und Beyond wusste nicht, ob er seinen eingeschworenen Todfeind lieben oder hassen sollte. Und dieser Zwiespalt war fast unerträglich. Wie konnte man bei einem so grausamen Gefühl wie Hassliebe denn erkennen, wo denn der Hass aufhörte und die Liebe begann?
 

„Du musst langsam anfangen, mit der Vergangenheit abzuschließen und dich um das zu sorgen, was hier und jetzt ist. Es bringt nichts, die ganze Zeit vor seinen eigenen Gefühlen davonzulaufen und sich selbst nur etwas vorzumachen. Kümmere dich lieber um das, was du wirklich willst und hör auf darüber nachzudenken, was A bei der ganzen Sache gewollt hätte. Er ist tot und deshalb ist es egal, was du tust. Die Vergangenheit kann niemand von uns ändern, wir müssen sie akzeptieren, ob wir nun wollen oder nicht. Es gibt eben Dinge auf der Welt, die man nicht ändern kann. Damit musst du leben, genauso wie ich und wie jeder andere Mensch. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns auf das hier und jetzt konzentrieren und das Beste daraus machen, damit unsere zukünftige Vergangenheit, auf die wir später zurückblicken werden, eine bessere ist.“ Erstaunt und auch sprachlos sah der Serienmörder ihn an. Eine solche Rede von L zu hören, das hatte er noch nie erlebt und eigentlich sah es L auch nicht sonderlich ähnlich, solch große Reden zu schwingen. Vor allem, weil er mit dem Mann redete, der ihn töten will. Er wusste, dass er Beyonds Zweifel zumindest teilweise aus der Welt geschafft hatte und er ihm vielleicht geholfen hatte, ein Stück weit diese Gefühle zuzulassen, die er hegte. Aber dennoch hatte er Angst. Und das sah L auch ohne, dass Beyond etwas sagen musste. „Wovor fürchtest du dich?“

„Wovor fragst du? Du hast doch am eigenen Leib zu spüren bekommen, wozu dieses Monster fähig ist!“ Beyond stand auf, wandte sich um und wollte das Dach wieder verlassen. Er will schon wieder weglaufen, dachte L und seufzte leise. Wie lange will er noch vor sich selbst und seinen Gefühlen davonlaufen und wie tief will er noch in diesen Scherbenhaufen versinken, der damals entstanden war? Sie beide waren unfassbare Sturköpfe, aber L verstand Beyonds Bedenken. Dieses Monster war gefährlich und es hatte tiefe Wunden bei ihm hinterlassen. Zwar waren sie verheilt, aber es konnten neue entstehen. Die Gefahr war präsent, dass Beyond wieder die Kontrolle verlor und sich in seinen Wahn hineinsteigerte.

„Beyond, du musst diesen Kampf nicht alleine austragen. Wenn A es damals geschafft hat, dir zu helfen, dann können es andere auch schaffen.“

Zum Beispiel ich, dachte er, aber er brachte es aus irgendeinem Grund nicht fertig, diese Worte laut auszusprechen. Beyond hielt kurz inne und hielt den Türgriff fest umklammert.

„Woher willst du das wissen? Du weißt doch gar nicht, wie ich wirklich bin. Ich habe drei Seiten in mir, jede ist anders und dennoch ein Teil von mir. Woher willst du wissen, dass „Beyond Birthday“ wirklich meine wahre Persönlichkeit ist und nicht das Monster? Vielleicht stimmt es ja, was die anderen sagen und ich bin ein Monster. Ich kann nicht zulassen, dass es wieder ausbricht und das geht nur, wenn ich alleine bin. Akzeptier das und lass mich einfach in Ruhe.“

Damit verließ Beyond das Dach und schlug die Tür zu. L blieb eine Weile schweigend zurück und starrte mit seinen Pandaaugen auf die Tür, durch welche Beyond verschwunden waren. „Du bist ein unverbesserlicher Sturkopf, Beyond. Du weißt genauso gut wie ich, dass du kein Monster bist. Und selbst wenn es ein Teil von dir ist… ich würde dich niemals deswegen hassen oder dich ein Monster nennen. Wann kapierst du das endlich?“

Eingeständnisse

Beyond hatte sich in irgendeines der Zimmer verkrochen, welches offenbar auch als eine Art Untersuchungszimmer genutzt wurde. Auf einem Tisch lagen einige Salben und Medikamente und ein Klemmbrett mit Notizen. Aber das interessierte ihn auch nicht weiter, er warf sich einfach auf das Sofa und wollte nur noch schlafen. Dieses ganze Theater und die tagelange, wochenlange oder sogar monatelange Fesselungsgeschichte hatten ihn so ausgezehrt, dass er nicht die Kraft aufbrachte, abzuhauen. Dieser L hatte doch überhaupt keine Ahnung, wovon er da redete. Er tat immer so, als hätte er den absoluten Durchblick, aber in Wahrheit hatte er doch überhaupt keine Ahnung, wozu dieses Monster wirklich imstande war. Was wenn es wirklich dazu kommen sollte, dass sie beide wirklich zusammenkommen würden und das Monster L etwas antun würde? Beim letzten Mal war es zum Glück nur bei Kratz- und Bisswunden geblieben, aber auch nur, weil keine Waffe zur Hand war. Und hätte L ihn nicht zurückgeschlagen und sich nicht somit aus dieser gefährlichen Lage befreit, dann hätte er ihm noch viel Schlimmeres angetan. Was, wenn er sich gar nicht mehr unter Kontrolle bekam und für immer in diesem Zustand bleiben würde? A hatte gewusst, dass das Monster niemals verschwinden würde. Es war ein fester Teil von ihm und aus diesem Grund hatte A Rue Ryuzaki erschaffen, der als Kompromiss zwischen diesen beiden Persönlichkeiten fungierte und die absolut destruktiven Triebe dieser Bestie unter Kontrolle halten konnte. Lange war Ryuzaki die dominierende Persönlichkeit gewesen, weil die erste zu schwach war und sich viel zu leicht von dem Monster beherrschen ließ. Aber nun, da all diese Gefühle hochkamen, verlor Ryuzaki seine Kraft und war nicht mehr in der Lage, diese erste Persönlichkeit ruhig zu halten und somit wurde auch das Monster wieder aktiv. Das Gleichgewicht drohte außer Kontrolle zu geraten und im schlimmsten Falle würde Ryuzaki nicht mehr in der Lage sein, beide Waagschalen gleich zu halten und das Monster unter Kontrolle zu halten. Das durfte nie und nimmer passieren, deswegen durfte sich Beyond auch nicht auf L einlassen. Er hatte Angst, dass er vollständig von diesem Monster vereinnahmt werden und sich selbst dabei verlieren könnte. Was, wenn er L in diesem Zustand so lange foltern und quälen würde, bis dieser nur noch eine lebende Leiche war, die rein gar nichts mehr empfand? Was, wenn er ihn wirklich töten würde? Immer mehr bröckelte dieser ganze Hass in ihm und er wusste, dass es sinnlos war, diese anderen Gefühle zu ignorieren. Aber noch größer war die Angst davor, sich nicht mehr unter Kontrolle haben zu können. A hatte sich nie davon abschrecken lassen, dass in ihm ein Monster schlummerte. Stattdessen hatte er ihm geholfen, besser damit umzugehen. Er war der einzige Mensch, der in der Lage gewesen war, es mit dem Monster aufzunehmen. Außer ihm gab es einfach keinen anderen und wenn er sich nicht schnellstmöglich von L distanzierte, würde Ryuzaki verschwinden und sein Zustand würde genauso schlimm sein wie vor zehn Jahren. Schlimmer war dann aber, dass L sofort ins Visier des Monsters geraten würde. Aus diesem Grund musste er am besten so schnell wie möglich von hier verschwinden, sobald es ihm besser ging. Damit ersparte er sich und allen Beteiligen nur Ärger.
 

Aber tief in seinem Herzen wollte er hier bleiben. Er wollte noch ein einziges Mal diesen einen Moment erleben, als L ihn im Arm gehalten hatte. Er wollte ihm wieder so nahe sein wie damals im Keller, als er die Beherrschung verloren hatte und über ihn hergefallen war… Gott, wie erbärmlich war das denn eigentlich, sich in den Menschen zu verlieben, den man so sehr hasste und dem man am liebsten den Tod wünschen würde? Nun ja, wenn Beyond ehrlich war, dann bestanden diese Gefühle schon seit längerem. Schon als er L das erste Mal gesehen hatte, nämlich im Waisenhaus unter dem Decknamen Daniel Ruvie. Zwar war es nicht Liebe auf dem ersten Blick gewesen, aber er war fasziniert von ihm gewesen. Er konnte sein Gesicht nicht vergessen und konnte nur noch an ihn denken. Aber das Schlimme daran war doch die Tatsache, dass er A auch geliebt hatte und dieser hatte sich so sehr gewünscht, mit L zusammenzukommen. Deshalb hatte er diese Gefühle verdrängt und versucht, sich einzig und allein auf A zu konzentrieren. Und nach dessen Tod war der Hass in ihm so gewachsen, dass er diese Liebe nicht mehr verspürt hatte und diesen Zustand wollte er unbedingt beibehalten, um A nicht zu hintergehen. Aber das machte ihn auch nicht glücklich. Im Grunde hatte L ja Recht und er sollte endlich aufhören, Rücksicht auf die Gefühle eines Menschen zu nehmen, der schon seit zehn Jahren tot war. Es würde diesen sowieso nicht weiter kümmern, weil er nicht mehr da war.
 

Diese ganze Situation war eine einzige Katastrophe…
 

Schließlich aber öffnete jemand die Tür und er hörte leise Schritte.

„Ich hatte zuerst damit gerechnet, du würdest abhauen.“

Ein bitteres Lächeln zog sich über Beyonds Lippen, als er L’s Stimme hörte. „Wem habe ich das denn überhaupt erst zu verdanken, dass ich zu schwach dafür bin?“

Er setzte sich hin und L nahm neben ihm auf der Couch Platz. „Was willst du denn noch, L? Ich habe dir all deine Fragen beantwortet und du kennst endlich die ganze Geschichte. Also warum rennst du mir dann noch hinterher wie ein Hündchen?“ Irgendwie begriff er nicht, was dieser Kerl denn noch alles von ihm wollte. Es war alles gesagt worden und es gab für L keinen Grund mehr, sich noch weiterhin in Gefahr zu begeben, indem er seinem Todfeind so auf die Pelle rückte. Er verstand ihn einfach nicht. „Und außerdem hab ich dir doch gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen.“

„Das weiß ich, aber ich mache das, was ich will.“

Will der mich jetzt irgendwie provozieren? Der BB-Mörder wusste langsam nicht mehr, was er von diesen ganzen Aktionen seines Erzfeindes halten sollte und ob es nicht vielleicht schon wieder eines seiner Psychospielchen war. Wieso nur klebt der mir so an der Backe?

„Was willst du denn noch? Wenn du jemandem auf die Nerven gehen willst, dann geh zu Watari aber lass mich damit in Ruhe. Ich hab keine Lust, noch länger als dein Bespaßungsobjekt herzuhalten, nachdem du mich die ganze Zeit schon da unten im Keller gefangen gehalten hast.“ Beyond wollte schon aufstehen und wieder gehen, doch L ergriff sein Handgelenk und hielt ihn zurück.

„Du willst es nicht sehen, oder?“

„Wovon zum Teufel sprichst du überhaupt?“

„Davon, dass du vorhin absoluten Unsinn erzählt hast. Du weißt genauso gut wie ich, dass du kein Monster bist und dass dieses Monster in dir nicht das widerspiegelt, was du wirklich bist. Glaub mir, das hier tue ich jetzt äußerst ungern.“

Beyond runzelte verwirrt die Stirn und fragte sich, was L denn jetzt vorhatte, doch da traf ihn schon der Schlag ins Gesicht und er fiel vom Sofa herunter. War das jetzt gerade wirklich passiert? Hatte L ihm gerade wirklich eine reingehauen? „Sag mal, spinnst du total? Wieso schlägst du mich auf einmal?“

„Als ich in einer mentalen Sackgasse war und meine Motivation im Keller war, hat man mir auch eine reingehauen. Für gewöhnlich vermeide ich solche Methoden, aber du scheinst offenbar auf keine andere Sprache sonst zu reagieren.“

„Du kannst mich mal!!!“ rief Beyond, packte L am Kragen und schlug ebenfalls zu. Der Schlag hatte ordentlich gesessen und L fiel nun ebenfalls hin. Seine Wange tat ziemlich weh und er kapierte einfach nicht, was dieser bescheuerte Schmalspurdetektiv denn für ein verdammtes Problem hatte. „Verdammt noch mal was willst du denn? Hast du denn nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Monster unter Kontrolle halten kann, wenn Ryuzaki es nicht schafft und ich will nicht, dass es wieder ausbricht und jemand zu Schaden kommt, der mir etwas bedeutet. Und das bist nun mal du!!!“

Als der Serienmörder zu ihm ging, rechnete der Detektiv zuerst damit, wieder eine reingehauen zu bekommen, doch das genaue Gegenteil passierte. Beyond nahm ihn in den Arm.

„Wann kapierst du endlich, dass das keinen Sinn hat, L? Selbst wenn ich dich liebe, es kann mit uns nichts werden, weil ich nicht garantieren kann, dass ich mich noch länger unter Kontrolle halten kann. Durch mein ganzes Gefühlschaos ist alles in mir durcheinander geraten und du hast am eigenen Leib zu spüren bekommen, wozu ich in der Lage bin, wenn alles in mir außer Kontrolle gerät. Beim nächsten Mal wird es nicht bei Kratzern und Bisswunden bleiben, das muss dir doch klar sein. Das nächste Mal werde ich dich höchstwahrscheinlich wirklich töten. Also warum setzt du dich freiwillig diesem Risiko aus, bei dem du sowieso keinerlei Vorteil haben wirst?“

„Hast du es denn immer noch nicht verstanden?“ Und ohne weiter zu erklären, beugte sich L etwas vor und küsste ihn. Er war so überrascht, dass er völlig erstarrte und rein gar nichts tun konnte. Völlig durcheinander und fassungslos sah er L an und realisierte gar nicht erst, was da gerade geschah. Das alles war so bizarr und unwirklich, dass es unmöglich real sein konnte. L… küsste ihn gerade? Aber wieso nur machte er das? War das wieder nur eines seiner Psychospielchen oder wollte er sich seine Liebe zunutze machen? Schließlich lösten sich ihre Lippen voneinander und der Blick, mit dem L ihn auf einmal ansah, passte überhaupt nicht zu ihm und er wirkte völlig verändert. Auf einmal war er nicht mehr wie der unnahbare und objektive L, sondern wie eine ganz andere Person. Dieser etwas verlegene Blick und die erröteten Wangen wirkten so unnatürlich und fremd an ihm, aber gleichzeitig schien es ihn auch viel menschlicher zu machen, als er sonst war. „War das jetzt deutlich genug, damit du es endlich kapierst?“

Das gibt es doch nicht, dachte Beyond und glaubte zuerst, das hier wäre nur ein verrückter Traum und er wäre einfach auf dem Sofa eingeschlafen. Aber das hier war tatsächlich real! L hatte ihn geküsst und das ließ nur einen einzigen Schluss zu: er erwiderte seine Gefühle.

„L…“

Nun erwiderte Beyond seine Umarmung und drückte ihn fest an sich. Es passierte gerade wirklich! Er und L lagen sich wirklich in den Armen.

„Du solltest mir echt ein wenig mehr vertrauen. Ich bin zwar ein Lügner und Trickser, aber du müsstest auch wissen, dass ich genauso sturköpfig und unverbesserlich bin wie du. A hat es geschafft, dir zu helfen. Wieso kann ich also nicht das Gleiche tun? Ich kann dir auch helfen, wenn du es zulässt. Also kannst du nicht endlich diesen Hass auf mich begraben?“ Nie hätte Beyond Birthday es je für möglich gehalten, dass sie sich beide irgendwann mal in dieser Lage befinden würden. Das alles war einfach verrückt und so surreal… Er sollte L alles vergeben, was er getan hatte? A’s Tod… diese klaustrophobische Isolation im Keller, welche ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben hatte… das alles sollte er einfach vergessen und ihm vergeben? L verlangte wirklich viel. Aber… Beyond wusste, dass sein so verhasster Erzfeind genauso gelitten hatte. Er hatte es getan, um seinen Widerstand zu brechen und ihn gleichzeitig vor dem Monster in seinem Innersten zu schützen. Beyond erinnerte sich an den Moment, als er von seinen Gurten und von der Zwangsjacke befreit worden war und wie L ihn daraufhin umarmte und gesagt hatte, wie sehr es ihm Leid tat, dass er ihm das angetan hatte.
 

Vielleicht hat er auch Angst. Nicht vor mir sondern davor, dass ich ihm nicht verzeihen könnte, weil er mich gefesselt und eingesperrt hatte. Er wollte das nicht tun, aber er musste es in seiner Position als L. Schon paradox das Ganze. Die ganze Zeit hat er mich psychisch gefoltert, um mich vor mir selbst zu beschützen und mir zu helfen. Das klang einfach zu verrückt. Und als Beyond so darüber nachdachte, musste er schmunzeln.
 

„Wir sind beide unverbesserliche Dummköpfe in der Hinsicht…“
 

Gerade, als L etwas erwidern wollte, da wurde er von Beyond niedergedrückt und befand sich zusammen mit ihm in einer allzu vertrauten Position, die Erinnerungen wachriefen. Er starrte ihn mit demselben Gesichtsausdruck wie sonst an, versuchte genau zu erkennen, welche Persönlichkeit da gerade vor ihm stand und was ihn gleich erwarten würde. Ein Lächeln spielte sich auf Beyonds Lippen, während sich seine Augen ein klein wenig verengten, wodurch es etwas Durchtriebenes und Verschlagenes annahm. Es war nicht jenes geisteskranke und manische Lächeln, wie er es bei jenem namenlosen Monster gesehen hatte. Es musste sich um diese „Zwischenpersönlichkeit“ handeln, die Beyond selbst Rue Ryuzaki genannt hatte. L wusste, dass diese Persönlichkeit der „Kompromiss“ war. Er war der Mittelweg zwischen Beyond Birthday und dem Monster. Sie waren keine eigenständigen Persönlichkeiten mit einer anderen Identität und einem anderen Namen, sondern reine Gefühlszustände, die sich extrem voneinander unterschieden. Folglich war Rue Ryuzaki auch nur eine Form von Beyond Birthday.

„Was… was hast du vor?“

Ein unheilvolles Grinsen zog sich über Beyonds Lippen und er erklärte „Du wirst schon sehen.“

L’s Herz begann schneller zu schlagen, als er das hörte und er versuchte aus dem Blick und den Bewegungen des Serienmörders zu schließen, was er denn nun vorhatte und was gleich folgen würde, da beugte sich dieser zu ihm herab und küsste ihn.

Zuerst zögerte etwas in L noch, aber dann erwiderte er den Kuss und begrüßte bereitwillig Beyonds Zunge, welche sich langsam ihren Weg in seinen Mund bahnte. Es war ein leidenschaftlicher und heißer Kuss, der ihn mit einem völlig neuen Gefühl erfüllte. Es war irgendwie anders als das erste Mal, als Beyond über ihn hergefallen war. Vielleicht, weil es dieses Mal nicht gegen seinen Willen geschah und sie sich beide ihrer Gefühle füreinander im Klaren waren? Ja, das musste es sein. Deswegen fühlte es sich so viel besser an… Während Beyond mit seiner Zunge spielte und sie leidenschaftliche Küsse austauschten, schob sich langsam seine Hand unter L’s Pullover und strich sanft über seine Brust. Schließlich aber lösten sich ihre Lippen voneinander und so konnte der Detektiv wieder Luft holen. Schließlich wurde sein Pullover ganz hochgeschoben. L war nervös und aufgeregt wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er wusste nicht, was er tun sollte und ob er es zulassen sollte oder nicht. Auch war er sich nicht sicher, was Beyond jetzt mit ihm vorhatte. Das alles war so neu für ihn und auch wenn er es niemals zugegeben hätte, verspürte er ein ganz kleines bisschen Angst. Seine Augen wanderten zu Beyonds Gesicht, welches selbst ein wenig errötet war und er spürte, wie diese so blasse und zarte Hand über seinen Körper strich. Und als er erkannte, was der Serienmörder im Schilde führte, da bekam er für einen Moment kalte Füße und sagte „Nein warte… ich…“

„Zu spät“, sagte dieser und drückte L’s Hand, die dieser zum Protest erheben wollte, zu Boden. Er versuchte noch, sich irgendwie herauszuwinden, da spürte er schon Beyonds Zunge an seiner Brustwarze und konnte im allerletzten Moment seine Stimme unterdrücken, indem er sich auf die Unterlippe biss. Trotzdem keuchte er, als er von einer heißen Welle der Erregung ergriffen wurde und für einen Moment schwach wurde.

„Hätte nicht gedacht, dass du so empfindlich bist. Aber da musst du jetzt leider durch, L. Denn eine andere Wahl lasse ich dir leider nicht. Entspann dich einfach und lass es zu.“

Es hatte wohl keinen Zweck, sich dagegen zu wehren. Wie Beyond schon sagte, er würde seinen Willen durchsetzen und L hatte keine andere Wahl, als es einfach zuzulassen. Unmerklich schloss der Detektiv die Augen und versuchte stattdessen, sich auf seine Atmung zu konzentrieren und bloß zu verhindern, dass er auch noch laut stöhnte. Das wäre ihm einfach zu peinlich. Beyond entging dies nicht und er kicherte amüsiert. „Was denn, du willst mich gar nicht deine Stimme hören lassen? Das ist aber wirklich sehr schade. Aber glaub mir, ich weiß schon, wie ich dir ein paar süße Töne entlocken kann.“ Und damit spürte L plötzlich einen leicht schmerzenden Stich in seiner Brustwarze und konnte nicht rechtzeitig genug reagieren, um seine Stimme zurückzuhalten.

„Ah!“

Seine Hand umschloss Beyonds, die ihn festhielt und er stöhnte leise. Zuerst realisierte er gar nicht erst, was da eigentlich gerade passiert war, aber dann erkannte er, dass Beyond vorsichtig seine Zähne in seine hart gewordene Brustwarze vergraben hatte. Es war aber nicht so brutal und schmerzvoll wie das letzte Mal, als das Monster in ihm die Kontrolle hatte. Es tat ein klein wenig weh, aber gleichzeitig war es auch sehr erregend und der Meisterdetektiv schämte sich insgeheim, dass er so laut geworden war und vor allem, dass es ihn erregte, wenn Beyond ihn dort biss.

„Na so was, das scheint dir ja richtig zu gefallen, wenn ich ein bisschen an dir herumknabbere.“

„Hö-hör auf so etwas Peinliches zu sagen…“

Beyond grinste verschlagen und küsste die Stelle, wo er L gebissen hatte.

„Keine Sorge, ich bin auch ganz vorsichtig.“ Langsam wanderte er wieder nach oben und begann zärtlich seinen Hals zu liebkosen. „Was wohl Watari für ein Gesicht machen wird, wenn er Knutschflecken an deinem Hals sehen wird?“

L versuchte nicht daran zu denken und versuchte, Beyonds Blick auszuweichen, indem er den Kopf von ihm wegdrehte. Nur leider präsentierte er sich ihm quasi umso mehr und schon spürte er ein zartes Paar Lippen an seinem empfindlichen Hals. Dieser Mistkerl legt es richtig drauf an, mich in Verlegenheit zu bringen, dachte er und versuchte, sich zusammenzureißen. Aber je mehr er sich bemühte, seine Erregung und seine Verlegenheit zu verbergen, desto direkter ging Beyond vor und unternahm nur noch mehr Versuche, um seine Beute genau dahin zu bekommen, wo er sie haben wollte. Wie dieser schon gesagt hatte, war Ryuzaki ein kleiner Sadist, aber auch nur in einem Maße, in welchem er niemanden ernsthaft verletzte. Und er hatte kein Interesse an, L leiden zu lassen. Er wollte ihn nur ein klein wenig ärgern, weiter nichts. Doch für L, der nie Schwäche zeigte und sich auch niemandem unterordnete und der vor allem seinen Stolz hatte, war das schon schlimm genug. Als er dann plötzlich eine Hand an seinem Schritt spürte, da riss er weit die Augen auf und verkrallte eine Hand in Beyonds Schulter. Niemand sonst hatte ihn je dort angefasst und ausgerechnet dort angefasst zu werden, ließ ihn fast panisch werden, wenn auch nur innerlich. Ausgerechnet dort, wo er so empfindlich war… Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, rein instinktiv versuchte er die Beine zu schließen, doch als Beyond seine andere Hand losließ und ihm sanft über den Kopf strich, als wolle er ihm damit gleichzeitig seine Angst nehmen, da entspannte er sich wieder etwas. Trotzdem fühlte es sich seltsam an, die Hand eines anderen Menschen an seinem Glied zu spüren. Nicht mal er selbst hatte so etwas in der Richtung getan, weil er sich lieber auf seine Fälle konzentriert hatte, als auf irgendwelche natürlichen Triebe. Er hatte es nie nötig gehabt, weil er ein absoluter Kopfmensch war, aber nun war alles so verdreht und er konnte sich nicht mehr auf sein Superhirn verlassen. Das hatte sich gerade verabschiedet.

L spürte, wie sein ganzer Körper heiß wurde und ihm wurde schon fast ein wenig schwindelig dabei. Körperlichen Widerstand leistete er schon längst nicht mehr, doch er versuchte es zumindest verbal, aber leider brachte er kaum noch ein einziges Wort hervor, ohne Gefahr zu laufen, unter der immer intensiveren Erregung und den ebenso leidenschaftlicheren Berührungen von Beyond laut aufzustöhnen. Dann aber nahm dieser seine Hand weg und distanzierte sich kurz von L. Zuerst war der Detektiv verwundert und sah ihn fragend an, wieso er plötzlich so mittendrin aufhörte, da sah er, dass Beyond seinerseits seinen Pullover auszog. Auf seinem Körper waren Narben zu sehen. Spuren von Hauttransplantationen, welchen er nach dem BB-Mordfall unterzogen worden war. Die Ärzte hatten gute Arbeit geleistet und man sah kaum noch irgendwelche schweren Brandverletzungen und schwere Entstellungen. Trotzdem war es ein seltsames Gefühl, ihn so zu sehen.

„Beyond… deine Haut…“

„Ja ich weiß, aber vorher sah ich viel schlimmer aus. Ich hoffe, mein Anblick ist nicht ganz so abstoßend.“

Sein Lächeln nahm etwas Beschämtes und Trauriges an. L richtete sich auf und berührte vorsichtig die Narben und die neue Haut.

„Spürst du überhaupt etwas?“

„Nur schwach, aber zu Anfang habe ich rein gar nichts gespürt. Die Ärzte meinten auch, dass es seine Zeit braucht, bis ich mit der neuen Haut wieder richtig fühlen kann.“

Als er merkte, dass auch L’s Stimmung getrübt wurde, küsste er ihn wieder und begann nun damit, ihn nach und nach zu entkleiden.

„Es ist in Ordnung, ich hätte bei weitem schlimmer aussehen können. Aber mach dir mal keine Gedanken. Ich werde schon dafür sorgen, dass du gleich gar nicht mehr in der Lage sein wirst, überhaupt noch an irgendetwas zu denken.“

Sein verschlagenes Grinsen war wieder zurückgekehrt und L ahnte, dass er seine Drohung jetzt gleich wahr machen würde.

Eine Entscheidung fürs Leben

L’s Herz stand kurz davor zu explodieren und in ihm drin herrschte ein unglaubliches Gefühlschaos. Er war nervös und aufgeregt, aber dass er vor Beyond nun nackt da lag, war für ihn peinlich und auch ein kleines Stück weit unangenehm. Da der Fußboden ein wenig ungeeignet und zudem auch ziemlich ungemütlich war, hatten sie es sich auf dem Sofa bequem gemacht, welches groß genug für sie beide war. L hatte seinen Kopf auf die Lehne abgelegt und eine Hand ins Polster verkrallt, während Beyond genau dort weitermachte, wo er aufgehört hatte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt L’s unterer Hälfte und obwohl er hin und wieder etwas aggressiver wurde und zwischendurch leicht kratzte oder mit seinen Zähnen spielte, passte er sehr gut auf und schien irgendwie genau zu wissen, wie er am besten vorgehen musste, um dem Meisterdetektiv ein paar unfreiwillige Lustgeräusche zu entlocken. Und als seine Zunge vorsichtig über L’s erregiertem Penis glitt und dann vollständig in seinen Mund gleiten ließ, da konnte dieser seine Stimme endgültig nicht mehr zurückhalten und stöhnte lustvoll. Das… das war zu viel. Es fühlte sich so seltsam an und war kaum in Worte zu fassen. Noch nie in seinem Leben war ihm so etwas passiert und er konnte mit diesem überwältigenden Gefühl nicht umgehen. Er war dabei, die Kontrolle über sich selbst vollständig zu verlieren und das machte ihm Angst. Das war wohl auch der Grund, wieso er wieder versuchte, sich dagegen zu wehren.

„Nein Beyond, mh… warte… das… ah! Aah!“

Es war vollkommen zwecklos. L war nicht mehr in der Lage, auch nur einen vernünftigen Satz zu bilden und so versuchte er, Beyond wegzudrücken. Zwar war ihm das nicht unangenehm, aber er fürchtete sich vor dem vollständigen Kontrollverlust und was passieren würde, wenn er überhaupt nicht mehr klar denken konnte. Und ein wenig fürchtete er sich davor, was geschehen würde, wenn sich dieses überwältigende Gefühl so weit steigerte, dass er sich vollständig darin verlor. Doch jeder Widerstand war zwecklos. Beyond hörte nicht auf ihn, sondern machte einfach weiter wie bisher. Die Welt um L herum war wie in einen süßen weißen Schleier gehüllt und alles schien in weite Ferne gerückt zu sein. Er war innerlich völlig zerrissen. Auf der einen Seite wollte er das alles sofort beenden und einen Rückzieher machen, aber auf der anderen Seite wollte er, dass Beyond weitermachte. Was genau wollte er denn eigentlich? Er wusste es selber nicht so genau und war dementsprechend völlig machtlos. Das Gefühl, machtlos gegenüber Beyond und seinem eigenen Verlangen zu sein, war einfach zu beängstigend für ihn. Er war es gewohnt, immer die vollständige Kontrolle über sich und über andere zu haben. Sicherheit, Kontrolle und genaue Planung waren bei ihm immer an oberster Stelle gewesen und er hatte auch nie etwas anderes gekannt. Und nun lag er da auf dem Sofa und all dies wurde ihm mit einem Male genommen. Natürlich war das für ihn beängstigend und gab ihm das unangenehme Gefühl der Hilflosigkeit, aber er ließ es dennoch zu. Denn verrückterweise war das gar nicht so schlimm, weil er bei Beyond das Gefühl verspürte, dass es auch mal in Ordnung war, nicht über alles die vollständige Kontrolle zu haben und sie stattdessen auch mal abzugeben. Sein ganzer Körper zitterte und seine Haut glänzte durch die Schweißperlen. Die Luft schien auf einmal viel heißer und stickiger geworden zu sein und sein Blut rauschte heftig in seinem Körper. Er war wie benommen und begriff zum Teil nicht, was da eigentlich gerade mit ihm passierte. Sein Verstand war völlig leer, es existierte kein einziger Gedanke in seinem Kopf.
 

Doch als er spürte, wie da einer von Beyonds Fingern an einer ganz bestimmten Stelle eindrang, da durchfuhr ihn der Schreck und er fragte „M-Moment mal, Beyond. Was machst du da?“

„Entspann dich einfach, okay? Sonst wird es gleich noch ziemlich wehtun.“

Das Herz schlug ihm bis zum Hals und er versuchte mit Mühe wieder, irgendwie die Kontrolle über diese Situation zurückzubekommen und klare Worte zu finden.

„Warte, was hast du überhaupt vor?“

Irgendwie ahnte er, was gleich folgen würde und wieder erfüllten ihn diese Unsicherheit und die Angst vor dem, was er nicht kannte und worüber er keine Kontrolle ausüben konnte. Beyond würde gleich den letzten entscheidenden Schritt gehen. Es würde das erste Mal sein, dass L so etwas passierte. Und dann noch mit einem anderen Mann… seinem Erzfeind, der ihn all die Jahre töten wollte.

„Vertrau mir einfach.“

Das war alles, was der Serienmörder sagte. Vertrauen? Ausgerechnet ihm? Der logische Teil in ihm sagte ganz klar „Vergiss es“ aber der andere Teil, nämlich sein Herz, sagte „Du brauchst keine Angst haben. Vertrau ihm einfach und lass es zu.“ Und da sein Kopf sowieso in dieser Situation keine Zuverlässigkeit bewiesen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die zweite Stimme zu hören und Beyond in seiner Sache gewähren zu lassen. Denn tief in seinem Herzen wollte er es ja auch, auch wenn er es niemals offen zugegeben hätte. Also versuchte er, seinen Anweisungen zu folgen und sich irgendwie wieder zu entspannen, aber so einfach war das irgendwie nicht. Irgendetwas in ihm wehrte sich dagegen. Ein verbliebener kleiner Rest Zweifel, der erhebliche Widerstand leistete. Doch Beyond ließ ihn nicht so einfach gehen. Er ahnte aber schon, was dem sonst so beherrschten und unnahbaren Detektiv durch den Kopf ging, schmunzelte und fragte „Es ist das erste Mal für dich, oder?“

L biss sich auf die Unterlippe, um nicht auf diese Frage antworten zu müssen. Es wäre ihm auch zu peinlich gewesen. Aber Beyond schien auch in der Hinsicht nicht sonderlich viel Rücksicht oder Feingefühl zu besitzen. Stattdessen kicherte er und fragte in einer etwas provokanten Art „Na so was, du bist noch Jungfrau?“

Am liebsten wäre L hier und jetzt auf der Stelle tot umgefallen. Warum nur musste Beyond ihn mit solchen Kommentaren immer so sehr in Verlegenheit bringen? Das machte er doch mit Absicht! „Hör auf, solch peinliche Sachen zu sagen…“

„Entschuldige, aber du siehst einfach so süß aus, wenn du verlegen bist.“

„Sadist…“

„Du wusstest genau, auf wen du dich da einlässt. Selbst Schuld. Damit musst du jetzt leben.“

Und damit folgte der nächste Finger. Zuerst fühlte es sich unangenehm an und L hätte fest damit gerechnet, dass es ziemlich wehtun würde, aber merkwürdigerweise war das gar nicht der Fall. Nun gut, es fühlte sich sehr seltsam an, von jemandem ausgerechnet dort berührt zu werden und natürlich tat es erst weh, aber Beyonds gezielte Bewegungen und Berührungen ließen diesen Schmerz langsam wieder schwinden. Er ging sehr behutsam vor, wofür L ihm wirklich dankbar war und so gelang es ihm tatsächlich, sich zu entspannen, wodurch der Schmerz langsam aber sicher wich. Trotzdem war es ein wirklich seltsames und ungewohntes Gefühl und er würde sich wahrscheinlich auch nicht so schnell daran gewöhnen. Aber trotzdem ließ er es zu. Dabei hätte er sich vorher nie träumen lassen, dass irgendjemand jemals so etwas mit ihm machen würde. Schon gar nicht ein anderer Mann. Und auch jetzt konnte er sich unmöglich vorstellen, dass man so etwas mit ihm machte. Doch bei Beyond war es anders…
 

Vielleicht weil er es war? Ja, das war es. Der Grund, warum er es überhaupt zulassen konnte, war der, dass es Beyond war. Der Mensch, in den er sich verliebt hatte.
 

Sein Atem ging etwas schwerer und er schloss die Augen. So langsam konnte er sich wieder entspannen und ließ Beyond weiter in seiner Sache gewähren. Dann aber schließlich wurde er auf den Bauch gedreht und ahnte, was gleich folgen würde. Und immer noch versuchte dieser eine Teil in ihm, der allerdings immer leiser wurde, Widerstand zu leisten.

„Nein, warte! Das… das ist doch…“

„Keine Angst, ich weiß was ich tue. Du solltest wirklich langsam mal anfangen, mir ein klein wenig mehr zu vertrauen.“

„Sehr witzig… wer wollte mich denn bitteschön umbringen?“

„Na, dass du deinen trockenen Humor nicht verloren hast, ist doch schon mal ein gutes Zeichen.“

L’s Hände krallten sich in das Sofapolster und zuerst spürte er wieder nur zaghafte Berührungen, bis dann schließlich das Eindringen erfolgte. Zuerst verkrampfte er sich ungewollt, da der Schmerz wieder präsent war, doch als Beyond sanft einen Arm um ihn legte und zärtlich seinen Rücken küsste, da fiel diese Anspannung gleich wieder und langsam drang der Serienmörder weiter ein und auch sein Atem wurde lauter.

„Alles in Ordnung bei dir, L?“

Ein Nicken kam zur Antwort und so machte er weiter. Schließlich, als er weit genug vorgedrungen war und kurz innehielt, beugte er sich vor und küsste L’s Nacken, wobei er einen Arm um dessen Oberkörper legte und ihn fest an sich drückte. „L… ich… ich liebe dich…“ Eigentlich hätte der Detektiv auf diese Worte eine Antwort gegeben. Er hätte gesagt „Ich liebe dich auch“, aber aus irgendeinem Grund konnte er das nicht. Warum denn nicht? Vielleicht, weil er sich diese letzte Schwäche nicht eingestehen wollte, seine Gefühle ganz klar auszudrücken? Oder war es der letzte Rest Stolz, den er sich bewahren wollte? Er wusste es selbst nicht, aber Beyond war ihm nicht böse drum. Nur zu gut wusste er, dass L nicht sehr erfahren in solchen Dingen war. Dies alles war so neu für ihn und er war einfach nicht der Typ Mensch, der so offen darüber sprach, was er selber fühlte. Aber das war auch schon wieder so eine süße Eigenschaft von ihm. Nachdem sie einen Moment so in dieser Position verharrt waren, begann Beyond sich in ihm zu bewegen. Er begann langsam und vorsichtig, wobei er L fest umklammert hielt, als wolle er verhindern, dass dieser einen Fluchtversuch unternehmen könnte. Dieser war aber nicht in der Lage, so etwas in der Richtung auch nur zu denken. Sein Körper hatte seinen eigenen Willen entwickelt und ehe er sich versah, hatte er sich Beyonds Bewegungen angepasst und ergriff den Arm, der ihn festhielt. Er spürte den heißen Atem in seinen Nacken, den Druck und die Hitze in seinem Innersten und war wie benebelt. Die Erregung und Lust war so intensiv, dass sie kaum noch zu ertragen war und auch die Stöße begannen schneller und stärker zu werden. Sein Körper bebte regelrecht und er konnte sich gar nicht mehr zurückhalten. Er hatte nun das letzte bisschen seiner Kontrolle eingebüßt, sein Körper bewegte sich ganz von alleine. Auch Beyond schien es nicht anders zu ergehen und er krallte seine Hand in seinen Körper.

„B-Beyond… ich…“ L’s Stimme klang schwach, zittrig und viel höher als sonst. War das wirklich seine eigene Stimme, die er da gerade hörte? Oh Gott, das war seine eigene Stimme! Gerade wollte er eine Hand auf seinen Mund pressen, um zu verhindern, dass er weiterhin solche Laute von sich gab, aber Beyond ließ das nicht zu und hielt seine Hand fest aufs Sofa gedrückt.

„Ich will deine Stimme hören, L. Also versuch es gar nicht erst.“

„Wa-warum…“

„Ich will doch hören, wo es sich am besten für dich anfühlt.“

Es hatte keinen Sinn, auch nur einen Versuch zu wagen, sich zurückzuhalten oder sich gegen Beyonds Willen zur Wehr zu setzen. L war völlig machtlos gegen ihn und ließ sich widerstandslos von ihm führen. Sein Blut kochte und pulsierte, ihm wurde schon fast schwindelig vor Erregung und er spürte, wie er langsam an sein Limit kam. Und er spürte auch, dass es Beyond nicht anders erging. Und als er dann eine ganz empfindliche Stelle traf, da verkrallte sich L’s Hand in Beyonds Arm und er rang nach Luft. Dieser löste seine Umklammerung und legte stattdessen seine Hand um L’s steinharten Penis. Das war endgültig zu viel für den Meisterdetektiv und fürchtete schon fast, er würde gleich explodieren.

„Nein… ni-nicht… ich… ich ko…“

Alles um ihn herum schien sich zu drehen und die Hitze und dieses überwältigende, kaum auszuhaltende Gefühl, waren kaum zu ertragen und L sehnte sich regelrecht die befreiende Erlösung herbei. Beyonds Stöße wurden härter und schneller und auch dieser schien gleich soweit zu sein. Auch seine Stimme zitterte und sein Griff um L’s bestes Stück wurde fester, genauso auch wie seine Handbewegungen. Schließlich, in einem allerletzten Kraftakt setzte er zum Endspurt an und dann endlich kam die befreiende Erlösung, als sie beide gemeinsam zum Höhepunkt kamen.
 

Schwer atmend, schweißgebadet und eng umschlungen lagen sie auf dem Sofa da und hatten alles um sich herum vergessen. Alle Ängste und Zweifel, Vorwürfe und Anfeindungen waren in eine solch weite Ferne gerückt, als hätte es sie nie gegeben und jeder spürte für sich, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte und glücklich damit war. L war völlig erschöpft und sein Körper fühlte sich irgendwie schwach und kraftlos an, Beyond erging es da nicht anders. Allerdings lag der Grund bei ihm hauptsächlich darin, weil er längere Zeit vollkommen bewegungsunfähig gewesen war und sein Körper sich deshalb noch nicht wieder ganz auf der Höhe befand. L hatte seinen Kopf auf Beyonds Brust gelegt und spürte, wie dieser sanft über seinen Kopf strich. Sein Blick fiel auf den Boden, wo etwas lag, das ihn ein wenig irritierte.

„Was hast du denn mit der Salbe gemacht?“

„Na was wohl?“ erwiderte Beyond in seiner typischen Art und lächelte. „Irgendetwas musste ich doch nehmen, damit es einfacher geht. Sonst hätte es noch mehr wehgetan.“ Ein klein wenig misstrauisch beäugte der Detektiv ihn und bemerkte „Ich dachte, du magst es, mir wehzutun.“

„Das schon, aber es gibt solche und solche Schmerzen. Und ich glaube kaum, dass dir die Sorte Schmerzen gefällt, wo du den Spaß an der Sache verlierst. Das würde ich auch nicht wollen.“

„Allgemein kann ich auf Schmerzen verzichten.“

„Das hat aber vorhin ganz anders ausgesehen, als ich dich in die Brust gebissen habe. Du hast da so lustvoll gestöhnt, dass ich beinahe schwach geworden wäre.“ Für diesen Kommentar bekam Beyond ein Kissen ins Gesicht gedonnert und L wollte schon aufstehen und sich wieder anziehen, merkte dann aber, dass ihm dafür die Energie fehlte. Er plumpste etwas ungeschickt zu Boden und der BB-Mörder sah ihn verwundert an. „Hast du etwa doch Schmerzen?“

„Ein paar, aber dank dir kann ich jetzt nicht mal vernünftig aufstehen.“

„Dann bleiben wir eben noch ein bisschen liegen und…“

Beyond sprach nicht weiter und setzte sich nun selbst auf. Während er seine Sachen zusammensuchte, wanderte sein Blick zur Zimmerdecke und L folgte seinem Blick.

„Sag mal L, hast du etwa im ganzen Haus Überwachungskameras anbringen lassen?“

Oh verdammt, die Kameras! Die hab ich ja ganz vergessen!!! L stand kurz vor einer Panik, als er realisierte, dass er und Beyond die ganze Zeit auf der Überwachungskamera zu sehen gewesen waren. Und das bedeutete wiederum, dass wirklich alles aufgenommen worden war. Wirklich alles bis ins kleinste Detail und dann auch noch aus verschiedenen Blickwinkeln! Als ihm das bewusst wurde, wäre er am liebsten auf der Stelle tot umgefallen, oder hätte sich unsichtbar gemacht. Wenn das jemand sah, dann konnte er sich nirgendwo mehr blicken lassen. Das war die absolute Katastrophe, der größte Worst Case, ein Super-GAU! „Verdammt, die Überwachungskameras haben alles gefilmt! Das hab ich total vergessen!!!“

Beyond schien das viel gelassener zu sehen und begann seine Hosen wieder anzuziehen.

„Entspann dich mal, L. Ist doch alles halb so wild.“

„Halb so wild sagst du… Watari könnte die Aufnahmen sehen, ist dir das nicht bewusst?“

„Na und?“ fragte der Serienmörder und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Dann hat er wenigstens etwas Unterhaltung in seinem langweiligen Alltag.“

Der hat sie doch nicht alle, dachte L und zog sich hastig noch seinen Pullover an, um bloß schnell in den Überwachungsraum zu kommen und diese sehr intimen Aufnahmen zu löschen. Er musste das schnellstmöglich wieder löschen, bevor das noch irgendwie die Runde machte. Der Detektiv mit den Pandaaugen stürmte regelrecht aus dem Zimmer, merkte aber selbst, dass seine Beine immer noch weich wie Gummi waren und sofort nachgaben, woraufhin er der Länge nach wieder hinfiel. Dieser Mistkerl Beyond hatte es aber auch wirklich zu weit getrieben. Hätte er die verdammten Kameras nicht vorher erwähnen können, bevor sie miteinander geschlafen hatten? Warum nur musste das schon wieder passieren? Dabei hatte er die letzten beiden Aufnahmen mit viel Glück löschen können, bevor Watari sie gesehen hatte. Die Chancen, dass er beim dritten Mal genauso viel Glück hatte, standen recht niedrig. Mit Mühe kam er wieder auf die Beine und lief in Richtung Überwachungsraum, da kam ihm Hester mit ihrem Koffer entgegen. Offenbar wollte sie wieder gehen, nachdem ihr Job erledigt war. „L, alles in Ordnung mit dir?“

„Äh ja“, murmelte er hastig und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Alles Bestens… du gehst schon?“

„Ich muss nach Boston zurück, ein Kollege ist krank geworden und es müssen zwei Tumore, vier Blinddärme und zwei Nierensteine entfernt werden. Von Watari soll ich ausrichten, dass er gleich mit dem Kaffee kommt. Alles Gute noch und lass dich bloß nicht von B zu sehr ärgern. Wenn du meine Hilfe brauchst, kannst du mich jederzeit anrufen.“ Damit verabschiedete sich die Ärztin und L sah ihr kurz nach. Anscheinend hatte sie die Aufnahmen auch nicht gesehen. Blieb nur zu hoffen, dass das auch auf Watari zutraf.

„Ach L!“ rief Hester ihm noch hinterher. „Du hast deinen Pullover falsch herum angezogen!“

L blieb abrupt stehen. Sie wusste es also doch. Aber so wie es nun mal ihre Art war, ging sie souverän darüber hinweg und schwieg einfach. Seltsamerweise machte es ihm nicht ganz so viel aus, wenn sie darüber Bescheid wusste, als wenn es Watari war. Nun gut, das hatte aber auch Gründe. Er sah Hester sowieso sehr selten und wenn, dann auch nur wenn er ihren Rat brauchte oder wenn er ärztliche Hilfe beanspruchen musste. Und als Ärztin und Chirurgin hatte sie wirklich schon alles gesehen. Deshalb ging sie mit so etwas ganz anders um. Watari war rund um die Uhr an seiner Seite. Er war sein Assistent, sein engster Vertrauter und eine Vaterfigur für ihn. Und dass dieser so intime Sachen erfuhr, indem er solche Aufnahmen zu Gesicht bekam, das war für L unvorstellbar. Wie sollte er ihm dann gegenübertreten, wenn es zu spät war und Watari ihn zusammen mit Beyond gesehen hatte? Daran wollte er lieber nicht denken. Er erreichte den Überwachungsraum und fand diesen leer vor. Sogleich aber fiel ihm auf, dass ein Bildschirm dunkel war und das verwunderte ihn, denn er konnte sich nicht erinnern, dass dieser ausgeschaltet war. Auf dem Tisch lag eine Notiz und sie trug Hesters Handschrift.
 

„Hab die Kamera ausgeschaltet, damit ihr ungestört bleibt. Denk aber beim nächsten Mal daran, okay?
 

Liebe Grüße
 

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L musste sich erst einmal setzen. Hester hatte die Kamera ausgeschaltet… Damit hatte sie ihn vor einer höchst peinlichen Situation gerettet, wenn Watari die Aufnahme gesehen hätte. Eines Tages musste er sich wirklich bei ihr revanchieren. Mit dieser Aktion hatte sie ihm wirklich einen großen Gefallen getan und so konnte er erst einmal aufatmen. Dass er aber auch immer die Kameras vergessen musste. Aber eigentlich hatte Beyond ja auch Schuld an dieser Beinahekatastrophe. Immerhin war dieser ohne Vorwarnung einfach über ihn hergefallen, sodass L nicht einmal die Chance gehabt hatte, vorher die Kameras auszuschalten.

„Ich muss echt die Kameras abbauen lassen, sonst wird mir das noch ständig passieren…“

Die Tür öffnete sich und Beyond kam herein. „Na? Hast du dir die Aufnahmen angesehen?“

„Hester hat vorsorglich die Kamera im Zimmer ausgeschaltet.“

„Dann haben wir doch Glück gehabt.“

Nun reichte es L endgültig. Er drehte sich zu Beyond um, warf ihm einen etwas säuerlichen Blick zu und zog ihn dann am Ohr, woraufhin der BB-Mörder das Gesicht verzog und „Aua“ rief.

„Glück sagst du? Kannst du mich nicht das nächste Mal vorwarnen, wenn du über mich herfallen willst?“

„Was kann ich denn dafür, wenn du jeden Quadratzentimeter überwachen musst? Wir können uns ja das nächste Mal ins Bad verziehen, wenn dir das lieber wäre.“

„Das hab ich so nicht gemeint.“ L kratzte am Kopf und ließ einen leisen Seufzer vernehmen. „Gehen wir. Watari hat einen Kaffee vorbereitet.“ Gemeinsam gingen sie in das große Wohnzimmer, wo alles bereits gedeckt war. Es war für zwei Personen gedeckt und für den Serienmörder stand sogar ein Glas Erdbeermarmelade bereit. Watari erkundigte sich nach L’s Befinden und erfuhr von diesem, dass die Streitigkeiten mit Beyond ein für alle Male beigelegt worden waren. Für den alten Mann, der den Meisterdetektiv immer sehr umsorgte, war das eine Erleichterung und sogleich erkundigte er sich auch, was L denn nun vorhatte und wie er mit Beyond weiterverfahren wollte. Da musste der Meisterdetektiv selber erst einmal überlegen und erklärte schließlich „Ich für meinen Teil habe meine Antworten und weiß jetzt alles über die Umstände zu A’s Selbstmord. Allerdings gibt es da ein Problem.“ „Und das wäre?“ fragte Beyond misstrauisch, denn irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass sein ehemaliger Erzfeind schon wieder irgendetwas im Schilde führte. Das sah man ihm doch sofort an!

„Da du meinen wahren Namen kennst, kann ich dich aus Sicherheitsgründen nicht gehen lassen. Ich kann nicht riskieren, dass du etwas ausplauderst.“

„Moment mal, Freundchen.“ Damit stand der BB-Mörder auf und ging zu L hin, dem er einen angriffslustigen Blick zuwarf. „Was willst du bitteschön damit andeuten?“

„Dass du nicht mehr von meiner Seite weichen wirst und ich dich im Auge behalten werde.“

„Und für wie lange bitteschön?“

„Für den Rest deines Lebens.“

Dieses verschlagene Lächeln zu dieser dreisten Antwort war zu viel für Beyond und er packte ihn am Kragen und schüttelte ihn erst einmal kräftig durch, wobei er ihm nach allen Regeln der Kunst die Hölle heiß machte. Denn wenn er eines nicht ausstehen konnte, dann war es, von L ausgetrickst zu werden. Schließlich wandte er sich Watari zu und rief „Lassen Sie uns beide mal für einen kurzen Moment alleine, ich hab da mit diesem Schmalspur-Sherlock ein Hühnchen zu rupfen.“

Als L sein Einverständnis gab, entfernte sich der gebürtige Erfinder lautlos aus dem Zimmer und damit wandte sich Serienmörder wieder seinem ehemaligen Erzfeind zu. Noch immer hatte sein Blick etwas Angriffslustiges und dass er sauer war, ließ sich nur schwer übersehen.

„Was soll dieses Spielchen denn schon wieder von dir?“

„So wie ich das gesagt habe“, erklärte L und befreite sich wieder aus seinem Griff. Nun war er es, der ein verschlagenes und siegessicheres Lächeln aufgesetzt hatte.

„So schnell werde ich dich nicht gehen lassen. Da du durch dein Shinigami-Augenlicht eine Gefahr bist, muss ich dich im Auge behalten. Besonders, weil du kein unbeschriebenes Blatt bist. Also wirst du immer schön in meiner Nähe bleiben, damit ich sichergehen kann, dass du keine Dummheiten anstellst.“ Und selbst wenn Beyond kein Shinigami-Augenlicht hätte und seinen wahren Namen nicht gewusst hätte… L hätte ihn so oder so nicht gehen lassen, sondern hätte sich stattdessen einfach eine andere Ausrede einfallen lassen. Aber so kam ihm das alles doch ganz gelegen und er hatte einen guten Grund, um Beyond hier zu behalten. Wahrscheinlich hätte auch dieser einen triftigen Grund gebraucht, um weiterhin bei L zu bleiben, denn er war ein uneinsichtiger und kindischer Sturkopf in mancher Hinsicht. Geschlagen seufzte der Serienmörder und setzte sich wieder auf seinen Platz, woraufhin er damit begann, seine heiß geliebte Erdbeermarmelade zu essen.

„Aber wenn ich wieder Fußfesseln und Kellerarrest bekomme, dann kannst du dich auf was gefasst machen, mein Lieber. Dann werde ich nämlich dafür sorgen, dass du die nächsten Tage nicht mehr sitzen kannst!“

„Das war ja auch nur eine vorübergehende Lösung gewesen. Keine Sorge, du musst nicht mehr in den Keller zurück und du wirst eine vernünftige Unterkunft bekommen. Es steht dir auch frei, auch mal das Haus zu verlassen, aber Fakt ist, dass du dich trotzdem die meiste Zeit über bei mir aufhalten wirst.“

Zuerst war er immer noch ein wenig sauer, weil L diese Entscheidung einfach so eigenmächtig getroffen hatte und mal wieder seinen eigenen Willen durchsetzte. Aber sie beide waren in der Hinsicht eben gleich und neigten dazu, immer zuerst ihren eigenen Sturkopf durchzusetzen, auch wenn das zwischen ihnen noch zu allerhand Zankereien führen konnte. Schließlich aber setzte der BB-Mörder ein unheilvolles Grinsen auf und funkelte den Meisterdetektiv diabolisch an.

„Wart’s ab, L. Das werde ich dir heimzahlen. Ich will mich sowieso noch dafür revanchieren, dass du mich eine halbe Ewigkeit im Keller hast versauern lassen.“

Hierbei aber setzte L eine leichte Schmollmiene auf und murmelte „Jetzt dramatisier nicht gleich alles. Es waren doch bloß zweieinhalb Monate.“

„ZWEIEINHALB MONATE?! Ich bring dich um, du verdammter Mistkerl!!!“

„Was kann ich bitteschön dafür, dass du so ein Sturkopf bist?“

„Das sagt ja wohl der Richtige von uns, du Hornochse! Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege.“
 

Hass gehörte zu den stärksten Gefühlen, die ein Mensch empfinden konnte. Doch es konnte vorkommen, dass sich dieser Hass mit einem weiteren starken Gefühl vermischen konnte. Wie also konnte man da noch klar erkennen, ob man jemanden nun liebte oder hasste? Hassliebe war eines der grausamsten Dinge, die einem Menschen widerfahren konnten. Es war ein Zwiespalt, der einen völlig zerstören konnte. Und in diesem Zwiespalt war Beyond Birthday gefangen gewesen. Er hatte L abgrundtief für das gehasst, was er getan hatte, doch zugleich liebte er ihn. Dank L’s Zuspruch war es ihm gelungen, diesen Hass zu begraben und diese Liebe zu ihm zuzulassen. Doch es ließ sich leider nicht abstreiten, dass bei einem so ungleichen und schwierigen Paar Streit vorprogrammiert war. Denn sie waren, was ihre Dickköpfigkeit, ihre Durchtriebenheit und ihr kindischer Stolz betraf, vollkommen gleich und dennoch konnten sie so unterschiedlich wie Tag und Nacht sein. Deshalb war es auch unmöglich für sie, ohne diese Streitereien zu leben, welche sie sich gegenseitig immer wieder heimzahlten. Das gehörte zu ihrem Alltag dazu. Doch auch wenn es oft den Anschein erweckte, als könnten sie sich überhaupt nicht verstehen und würden sich nur in den Haaren liegen und gegenseitig an die Gurgel gehen wollen, so waren sie sich trotzdem sicher, dass sie zusammengehörten. Denn wie hieß es so schön? Was sich liebt, das neckt sich. Und wenn sich zwei kindische Sturköpfe liebten, dann gehörte es zu ihrer Liebe dazu, sich mit Freude gegenseitig auf die Palme zu gehen und das Leben schwer zu machen.

Hesters und Wataris Geheimnis

Hester war ein klein wenig besorgt, als L einfach so mit B verschwunden war, nachdem er diesen von seinen Fesseln befreit hatte. Natürlich wusste sie, dass der Serienmörder nach zweieinhalb Monaten vollständiger Bewegungsunfähigkeit und Isolation wohl kaum die Kraft aufbringen konnte, L ernsthaft zu verletzen oder ihn umzubringen. Und sie wusste auch, dass sich der Meisterdetektiv sehr gut zur Wehr setzen konnte. Wozu hatte er denn sonst brasilianischen Kampfsport gelernt? Trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl dabei und so beschloss sie erst einmal, das ganze Geschehen zu beobachten und notfalls einzuschreiten, falls die Situation dennoch eskalieren sollte. Immerhin handelte es sich hier um den BB-Mörder und dass der gefährlich war, wusste sie nur zu gut. Aufmerksam ließ sie den Blick über die Bildschirme schweifen um zu schauen, was sonst noch alles passierte. Gleichzeitig auf sämtliche Bildschirme zu schauen und alles mitzubekommen konnte sie nicht. Sie hatte diese Gabe nie beherrscht und hatte sie sich auch niemals antrainieren können, so gerne sie das auch gewollt hatte. Auch sonst stand von vornherein fest, dass aus ihr niemals eine perfekte L-Kandidatin werden würde. Stattdessen lag ihr Talent im medizinischen Bereich und sie wurde zur jüngsten zugelassenen Ärztin und Chirurgin. Aus diesem Grund kam Watari eines Tages zu ihr und fragte sie direkt, ob sie Interesse habe, L’s persönliche Ärztin zu werden. Das war für sie sogar eine noch größere Ehre, als bloß eine Nachfolgerin von L zu sein. Sie durfte ihn als eine von wenigen persönlich kennen lernen und ihn medizinisch betreuen. Und da sie seine Eigenheiten und seine Vorbehalte gegen Ärzte schnell erkannte und ihn nicht immer mit Samthandschuhen anfasste, hatte sich mit der Zeit ein enges Vertrauensverhältnis gebildet und sie konnten sich aufeinander verlassen. Freunde waren sie zwar nicht, aber dafür Vertraute.

Schließlich wanderte ihr Blick auf die Kamera, welche die Dachterrasse zeigte. Dort hatten sich Beyond und L erst einmal hingesetzt. Meine Güte, B sieht wirklich nicht gut aus, dachte sie und zoomte ein wenig näher heran. Der würde sicher noch eine Weile brauchen, bis er wieder fit genug war. Aber zumindest sah er nicht danach aus, als würde er L gleich an die Gurgel gehen. Mit Sicherheit fehlte ihm auch die nötige Energie dazu. Stattdessen schienen sie miteinander zu reden. Die Stimmung sah ernst aus und auch L war anzumerken, dass es sich um etwas sehr Emotionales von früher handeln musste. Ob sie über A’s Tod sprachen? Mit Sicherheit. Immerhin wollte L genau deshalb unbedingt mit B sprechen und hatte allein deswegen auch diesen ganzen Aufwand betrieben.

Sie lehnte sich in dem bequemen Bürostuhl zurück und begann auf einem Bleistift zu kauen. Keine sehr appetitliche Angewohnheit, aber sie hatte sich diese selbst nach zehn Jahren noch nicht abtrainieren können.

„Na dann lasst mal hören, was ihr zu besprechen habt.“

Natürlich wusste Hester, dass es unangebracht war, die Lautsprecher anzuschalten und das Gespräch mitzuhören. Aber sie wäre keine Frau, wenn sie nicht wenigstens ein bisschen neugierig wäre, nachdem sie L mit Kratz- und Bisswunden gesehen hatte. Sie hatte da schon so ihren Verdacht, dass da vielleicht etwas zwischen den beiden laufen könnte, oder als würde es sich bloß um eine einseitige Geschichte handeln. Und was gab es denn Interessanteres, als zwei Erzfeinde, von denen der eine aussah, als wäre er der böse Zwilling?
 

„Beyond, du musst diesen Kampf nicht alleine austragen. Wenn A es damals geschafft hat, dir zu helfen, dann können es andere auch schaffen.“

„Woher willst du das wissen? Du weißt doch gar nicht, wie ich wirklich bin. Ich habe drei Seiten in mir, jede ist anders und dennoch ein Teil von mir. Woher willst du wissen, dass „Beyond Birthday“ wirklich meine wahre Persönlichkeit ist und nicht das Monster? Vielleicht stimmt es ja, was die anderen sagen und ich bin ein Monster. Ich kann nicht zulassen, dass es wieder ausbricht und das geht nur, wenn ich alleine bin. Akzeptier das und lass mich einfach in Ruhe.“

Damit verließ B das Dach und schlug die Tür zu. Hester hob erstaunt die Augenbrauen und war verwundert über den plötzlichen Abgang. Okay… dass B einfach so die Flucht ergriff und nicht einmal den Versuch wagte, seinen verhassten Erzfeind umzubringen, war schon merkwürdig. Mal schauen, was als Nächstes geschah. Sie sah L, der immer noch da saß und keine Anstalten machte, B zu folgen.

„Du bist ein unverbesserlicher Sturkopf, Beyond. Du weißt genauso gut wie ich, dass du kein Monster bist. Und selbst wenn es ein Teil von dir ist… ich würde dich niemals deswegen hassen, oder dich ein Monster nennen. Wann kapierst du das endlich?“

Das waren ja mal ganz neue Töne von L. Das alles versprach, wirklich interessant zu werden und jetzt konnte Hester erst recht nicht gehen. Meine Güte, das ist ja noch besser als jede TV-Soap, dachte sie und sah über die diversen Bildschirme, wie B in eines der Zimmer eilte und sich schließlich in dem Zimmer, in welchem sie L verarztet hatte, auf die Couch legte. Komisch, wieso haute er denn nicht einfach ab? Wahrscheinlich war er einfach nicht fit genug dafür. Immerhin hatte er sich 75 Tage lang nicht bewegen können und das zehrte wirklich an der eigenen Kondition. Selbst L hätte da längst schlapp gemacht. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie oft sie ihn ermahnt hatte, es endlich sein zu lassen und diese völlig bescheuerte Aktion abzubrechen. Aber in der Hinsicht war er einfach ein sturer Dickschädel und machte sowieso nur sein eigenes Ding.

Schließlich sah sie, wie L sich auf den Weg machte und begann, nach B zu suchen. Lange brauchte er aber nicht zu suchen, denn die Tür des Zimmers, wo sich der Geflohene versteckte, stand einen Spalt breit offen. L gab aber auch wirklich nicht auf. Er war eben ein absoluter Sturkopf.

Hester beobachtete, wie sie wieder zu reden anfingen und wie Beyond aggressiv und laut wurde. In dem Moment erinnerte er sie an ein ängstliches Tier, das man in die Ecke gedrängt hatte und das in seiner Hilflosigkeit keinen anderen Weg wusste, als zum Angriff überzugehen. Oje, dachte sie und stand kurz davor aufzustehen. Gleich fliegen hier noch die Fetzen. Und tatsächlich! L holte aus und schlug B mit der Faust ins Gesicht. Und kurz darauf setzte es einen Gegenschlag von dem Serienkiller. „Um Gottes Willen, die beiden bringen sich noch gegenseitig um!“ rief sie und sprang auf, woraufhin sie zur Tür rennen wollte, aber da berührte sie beim Aufstehen die Taste, welche die Lautsprecher im Zimmer anstellten und sie somit genau hören konnte, was dort besprochen wurde.

„Verdammt noch mal was willst du denn? Hast du denn nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Monster unter Kontrolle halten kann, wenn Ryuzaki es nicht schafft und ich will nicht, dass es wieder ausbricht und jemand zu Schaden kommt, der mir etwas bedeutet. Und das bist nun mal du!!!“

Wie vom Donner gerührt stand Hester an der Tür, die Klinke in der Hand und dachte erst einmal, sie hätte sich verhört. Hatte B gerade wirklich gesagt, dass L ihm etwas bedeutet? Sofort eilte sie wieder zum Monitor hin und setzte sich. Ihre Augen klebten förmlich am Bildschirm und wieder begann sie auf ihrem Bleistift zu kauen. Großer Gott, was machten die beiden denn da eigentlich? Hester beugte sich weiter vor, um auch ja alles zu sehen, da geschah etwas, was sie nie für möglich gehalten hätte: L küsste B! Zwar hätte sie mit einem Kuss gerechnet, aber sie hatte eigentlich gedacht, dass B es tun würde. Doch es war eindeutig L, Irrtum ausgeschlossen. Und dann war es nicht bloß ein flüchtiger Kuss, sondern schon etwas mehr. „Ich fass es nicht…“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Zwei Erzfeinde, die sich seit Jahren im Clinch lagen und die vom Aussehen her Zwillingsbrüder sein könnten, fingen an herumzuknutschen und dann plötzlich lagen beide auf dem Teppichboden. Sie sah, wie L der Pullover hochgeschoben wurde und es nun richtig zur Sache ging. Eigentlich wäre jetzt der ideale Zeitpunkt gewesen, um jetzt ganz schnell zu gehen, oder am besten gleich die Kamera auszuschalten, aber sie war wie erstarrt. Ausgerechnet die beiden bei so etwas zu sehen, das war für sie wie ein bizarrer Traum. B, der mehrmals damit gedroht hatte, seinen verhassten Erzfeind umzubringen, machte sich regelrecht über ihn her. Und als L auch noch plötzlich zu stöhnen anfing und von B der Kommentar kam „Na so was, das scheint dir ja richtig zu gefallen, wenn ich ein bisschen an dir herumknabbere“, da klappte ihr die Kinnlade auf und der Bleistift fiel ihr aus dem Mund. Alles in ihr rief nun danach, jetzt sofort damit aufzuhören und endlich diese verdammte Kamera auszuschalten, aber es war wie bei einem Unfall: Man will nicht hinsehen, aber man kann nicht anders!

Ihre Augen klebten so sehr am Bildschirm, dass sie gar nicht bemerkte, dass da noch jemand im Zimmer war, bis sie plötzlich ein Räuspern vernahm. Erschrocken fuhr sie zusammen und drehte sich um. Es war Watari. Dieser hatte wie immer seine ruhige und gefasste Ausstrahlung wie die eines Gentlemans und sagte „Es wäre sehr freundlich, wenn du den Ton und die Kamera im Zimmer abschalten würdest und den beiden ihre Privatsphäre lässt.“

Sofort folgte sie seinen Anweisungen und war zu einem Teil peinlich verlegen und zum anderen wusste sie nicht, wie sie das denn jetzt erklären sollte. Sie wollte ja eigentlich nicht die beiden bespannen! So war sie nun auch nicht drauf. Aber eines wunderte sie dann schon: Wieso um alles in der Welt konnte Watari so ruhig bleiben?

„Lass doch bitte L eine Notiz da, dass du die Kamera ausgestellt hast. Sonst würde er nur in Verlegenheit geraten.“

Der weiß doch irgendetwas, dachte sie und nahm Zettel und Stift, woraufhin sie wie von Watari angewiesen die Notiz schrieb und mit ihm das Zimmer verließ. Sie war hochrot im Gesicht und das Ganze war ihr furchtbar peinlich. Doch der alte Mann lächelte nur milde und fragte „Möchtest du einen Drink?“

„Gerne, ich könnte etwas Hochprozentiges vertragen.“

Sie gingen in eines der diversen Wohnräume, wo sich Hester auf ein Sofa setzte und dankend den Drink annahm. Alkohol war jetzt genau das Richtige, was sie nach dieser Enthüllung brauchte.

„Ich hätte nie im Leben gedacht, ausgerechnet die beiden mal was miteinander haben. Aber sagen Sie schon, Watari: Sie wussten von den beiden?“

Der 71-jährige setzte sich ihr gegenüber und schenkte sich selbst eine Tasse Tee ein. „Wenn man ein geschärftes Auge hat, beginnt man auf Details zu achten. L’s Verhalten in der letzten Zeit ist dir doch sicherlich nicht entgangen, oder?“

„Doch schon, aber ich dachte eher, dass es mit A’s Selbstmord zu tun hatte und der Tatsache, dass B so schwere Vorwürfe erhoben hat wegen dieser Tragödie. Immerhin ist das eine persönliche Geschichte. Dass die beiden sich aber ineinander verlieben, das hätte ich von denen niemals gedacht. Das muss ich erst mal verdauen.“ Hester genehmigte sich einen Schluck und starrte ins Leere. Es war nicht so, dass sie L sein Glück nicht gönnte, wenn er es denn wirklich gefunden hatte. Aber es überraschte sie einfach zu sehr, dass es ausgerechnet sein Erzfeind war. „Wann genau haben Sie es denn gemerkt, Watari?“

„Ich hatte so eine gewisse Ahnung, aber wirklich erkannt habe ich es auf den Überwachungskameras, als ich die beiden bei ihrem ersten Mal im Keller gesehen habe, bevor sich der zweite Zwischenfall ereignete.“

„Du meinst, als L verletzt wurde?“ Watari nickte und fuhr fort. „Ich habe mir nicht alles angesehen, aber von da an war ich mir gewiss, dass die beiden nicht bloß Feindseligkeiten füreinander empfinden.“

„Und wieso haben Sie darüber geschwiegen?“ Watari lächelte und erklärte „L hat schon immer seinen Stolz gehabt und es wäre für ihn persönlich zu unangenehm, wenn jemand davon erführe. Also tun wir ihm einen Gefallen damit, indem wir darüber schweigen und ihn in dem Glauben lassen, als hätte niemand die Aufnahme gesehen. Oder zumindest ich nicht.“ Eine Zeit lang betrachtete Hester ihn und war verwundert, denn so etwas hätte sie jemandem wie Watari gewiss nicht zugetraut. Dann aber lachte sie, schüttelte den Kopf und sagte „Watari, Sie sind echt ein Fuchs.“

Nachdem sie ihr Glas geleert hatte, sah sie auf ihren PDA und bemerkte, dass sie eine Nachricht erhalten hatte. Sie musste bald wieder zurück ins Krankenhaus. Offenbar war ihr Kollege krank geworden und sie musste einspringen. Na denn… Also erhob sie sich und begann damit, ihre Sachen zu packen.

„Tja, die Arbeit ruft mich. Ich mach mich am besten gleich wieder auf den Weg zurück nach Boston. Watari, machen Sie es gut und passen Sie mir gut auf die beiden Klotzköpfe auf.“

„Da mach dir mal keine Sorgen. Wenn du L siehst, sag ihm doch bitte, dass ich gleich mit dem Kaffee kommen werde.“

Den wird er sicher auch nötig haben, dachte Hester und verabschiedete sich auf eine sehr herzliche Weise von ihm. Sie war gut gelaunt und strahlte übers ganze Gesicht. Auf dem Flur kam ihr schließlich L entgegen. Sein Haar war noch zerzauster als sonst, er wirkte abgekämpft und trug seinen Pullover falsch herum. Außerdem waren da die einen oder anderen Knutschflecken nur schwer zu übersehen.

„L, alles in Ordnung mit dir?“

„Ähm ja“, antwortete er und versuchte seine Kleidung ein wenig zu richten. Er sah gehetzt aus. Sicher hatte er erst jetzt realisiert gehabt, dass in dem Zimmer noch die Überwachungskameras gewesen waren. Ihn so zu sehen, amüsierte sie insgeheim und sie hätte am liebsten gelacht, aber sie besaß eine hervorragende Selbstbeherrschung. „Ich muss nach Boston zurück, ein Kollege ist krank geworden und es müssen zwei Tumore, vier Blinddärme und zwei Nierensteine entfernt werden. Von Watari soll ich ausrichten, dass er gleich mit dem Kaffee kommt. Alles Gute noch und lass dich bloß nicht von B zu sehr ärgern. Wenn du meine Hilfe brauchst, kannst du mich jederzeit anrufen.“

Damit verabschiedete sich die Ärztin ging weiter, wandte sich aber kurz noch mal um und hatte jetzt wirklich die größte Mühe, sich ihre Belustigung nicht anmerken zu lassen. „Ach L! Du hast deinen Pullover falsch herum angezogen!“

Damit verabschiedete sie sich und kehrte mit der guten Gewissheit nach Boston zurück, dass L in den besten Händen war. Die Zeit würde ja zeigen, ob es mit den beiden gut gehen würde. Zwar hatte sie so ihre leisen Zweifel, aber L und B überraschten sie ja sowieso immer wieder aufs Neue. Also würde es sicher schon irgendwie funktionieren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, nach sehr langer Pause hatte ich spontan wieder Lust, wieder an meiner Death Note „Last“-Reihe zu schreiben. Grund dafür war, dass ich in der letzten Zeit mal meine ganzen FFs mal richtig Korrektur gelesen habe und irgendwie den nostalgischen Drang verspürt habe, Beyond Birthday wieder zurückkehren zu lassen. Ich vermisste seine Kaltblütigkeit, seinen Sadismus, seine verschrobene Art und vor allem seinen Sarkasmus. Dieses Mal wollte ich aber unbedingt mal in die Yaoi-Richtung gehen, da ich mit großem Bedauern feststellen musste, dass es so wenige Geschichten mit meinem Lieblingspairing L x BB finde. „Last Desire“ wird aber auch sehr viel tiefgreifende Emotionen haben. So viel kann ich schon mal sagen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, nach dem etwas zärtlicherem Erlebnis zwischen Beyond und L kommt nun die extreme Variante, die wohl eher was für Hardcore Fans wäre und sehr gut Beyonds sadistische (und teilweise auch masochistische) Seite hervorragend zur Geltung bringt. Ehrlich gesagt hatte ich diese extreme Seite für einen anderen Psychopathen aufgespart, der durch Kindheitstraumata bedingt eine sehr verdrehte Auffassung von „Liebe“ hat und diese in seinen manischen Phasen immer mit körperlichen Schmerzen in Verbindung bringt. Also ist für Beyonds monströse Seite Schmerzen und Verletzungen seine verdrehte Auffassung dafür, dass er ihm seine Liebe zeigt.

Wer darauf steht… nun, ich finde beide Seiten von Beyond irgendwie heiß. Ein Mal die leidenschaftliche und auf der anderen Seite die sadistische, die L am liebsten leiden lassen will. Ich bin eben für beides: leidenschaftlich und brutaler Hardcore Yaoi Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Teile in diesem Kapitel wurden aus einer Fanfic von RK9OO zitiert, weil ich diese Gedanken über das Thema Hass und Liebe sehr tiefsinnig fand. Und ich fand sie für meine Geschichte sehr passend, weil Beyond in diesem Zwiespalt gefangen ist, weil er L liebt und ihn dennoch hasst. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich glaube, so schnell hab ich noch nie eine Fanfic fertig gehabt. Sie hat sich wirklich ganz wie von selbst geschrieben und das hätte ich mir selbst nicht träumen lassen. Außerdem war auch gar nicht geplant, dass "Last Desire" teilweise so zur Sache gehen wird. Okay, ich wollte schon ein paar Szenen reinbringen, aber dann blieb es nicht nur bei einer. Den zweiten Übergriff von Beyond wollte ich eigentlich um einiges grausamer gestalten und es sollte auch dazu kommen, dass L fast vergewaltigt wird, aber dann habe ich mich doch anders entschieden. Immerhin hätte es L nicht ähnlich gesehen, sich nicht irgendwie befreien zu können, besonders weil Beyond durch die Verletzungen sowieso angreifbarer war als sonst.

Das ist wirklich die allererste Fanfic mit Sexszenen gewesen. Zwar hab ich schon eine Naruto Shonen-Ai Fanfic geschrieben, aber diese war sehr oberflächlich, kurz und es wurde auch rein gar nichts Näheres beschrieben. Ich hoffe, meine Leser sind deshalb etwas gnädiger mit mir, wenn ich totalen Blödsinn geschrieben habe. Und ebenso hoffe ich, dass mir verziehen wird, wenn L zum Ende hin etwas ooc wirkt, weil er wegen der Kamera so in Panik gerät. Aber ich glaube, es wäre ihm wirklich extrem peinlich gewesen, wenn Watari die Sexszenen gesehen hätte. Sein Gesicht hätte ich nur zu gerne gesehen. Aber die Szene, wo Beyonds monströse Seite sich über ihn her macht, fand ich schon Hammer. Ehrlich gesagt hatte ich schon so einige Fantasien mit ihm und L, aber leider enden sie immer damit, dass es mit brutaler Folter und einem grausamen Tod endet. Irgendwie musste ich an das „BAD END“ von Noiz in DRAMAtical Murder erinnern. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2016-05-03T17:49:27+00:00 03.05.2016 19:49
Du hast alles sehr schön beschrieben,
vor allen B seine Gefühle kamen richtig schön heraus. Was für eine Ironie, dass ein Killer durch die Hand eines Killers sterben "sollte"... Aber zum Glück kommt jemand und rettet ihn ja (denke mal L) ^_^

Fand es entspannend beschrieben, wie B langsam das Bewusstsein verliert und denn Regen lauscht.
Man konnte sich richtig gut in ihn hineinversetzten.

Dein Schreibstill finde ich auch angenehm zu lesen.
Werde jedenfalls weiter lesen.

Lg*-*

Antwort von:  Sky-
03.05.2016 22:53
Dankeschön. Die Fanfiction ist zwar schon etwas älter, aber sie ist dennoch mein ganzer Stolz, weil ich mit 13 Teilen und 2 Zusatzteilen echt viel Arbeit hineingesteckt habe und noch nie so eine aufwendige Story draus gebastelt habe. Freut mich, wenn es dir bis dahin so gefällt ;-)
Von: abgemeldet
2014-08-11T02:17:03+00:00 11.08.2014 04:17
Das FF war echt weltklasse ^o^
*freu*

LG^^^^
Antwort von:  Sky-
11.08.2014 06:25
Ich freu mich echt, so viel Lob von dir zu kriegen. Dankeschön für die Kommis *durchknuddel*
Von: abgemeldet
2014-08-11T02:15:27+00:00 11.08.2014 04:15
Das Kapitel war klasse :D:D:D
Von: abgemeldet
2014-08-11T02:12:41+00:00 11.08.2014 04:12
Das Kapitel war super toll >o<
*Applaus* (~.^)
Von: abgemeldet
2014-08-11T02:10:27+00:00 11.08.2014 04:10
Wie einzigartig das Kapitel ist ^3^

I like it ~_~
Von: abgemeldet
2014-08-11T02:07:45+00:00 11.08.2014 04:07
Ein ganz großes Lob an dich *_* das Kapitel war mal wieder WOW :D
Von: abgemeldet
2014-08-11T02:00:16+00:00 11.08.2014 04:00
Wunderbar <3 das tolle Kapitel *^^*
Von: abgemeldet
2014-08-11T01:58:51+00:00 11.08.2014 03:58
Echt stark das Kapitel >_<

Von: abgemeldet
2014-08-11T01:57:41+00:00 11.08.2014 03:57
Wie Sweet aber auch Oh oh ... *Trommelwirbeln* echt cool ♡.♡
Von: abgemeldet
2014-08-11T01:56:00+00:00 11.08.2014 03:56
Das Kapitel war unglaublich :D:D


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