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Zwischen Tag und Nacht

von

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Verzweiflung

Zelda schloss die Badtür hinter sich ab, schritt zur Spiegelkommode und stützte sich auf der Platte ab.
 

Die Kontraktionen in ihren Körper ließen nach. Der Orgasmus klang langsam ab. Ihr Atem ging zitterend. Tränen liefen ihr über die Wangen.
 

Schnell goss sie mit der bereitstehenden Kanne Wasser in das Becken, wusch sich das Gesicht. Versuchte ihre Nerven zu kühlen. Ihre Beine bebten immer noch. Ihre Flüssigkeit rann ihre Schenkel hinab.
 

Sie stöhnte, schluchzte. Weinte.
 

Sie erkannte sich selbst nicht mehr. Noch nie hatte sie etwas derartig berührt und gleichsam erniedrigt wie… wie eigentlich fast alles, was Midna ihr seit mehr als einem halben Jahr antat.

Ihr Leben stand Kopf. Ihre Weltanschauung war verwüstet. Ihr Herz vollgepumpt mit Liebe, die drohte sie erblinden zu lassen. Ihr Verstand befand sich im chronischen Krieg mit ihren Emotionen und Entscheidungen. Sie würde Mutter werden, wusste aber noch nicht einmal, wie es um das Kind und dessen Zukunft stand. Sie führte eine Beziehung mit einer Frau aus einer anderen Welt.
 

Und das alles hatte sie nie gewollt. Nie.
 

“Prinzessin”, klingelte leise eine süße Stimme hinter ihr.
 

Zelda drehte sich um.
 

Midnas Kopf schaute bis zur Nasenspitze aus Zeldas Schatten hervor, wie bei einem Badenden im Wasser.

Ihre Augen waren schuldbewusst.
 

Die Prinzessin gab sich nicht mal Mühe ihre Tränen zu verbergen.
 

“Verschwinde.”
 

“Prinzessin”, wiederholte sie leise und tauchte mehr aus ihrem Schatten hervor.
 

“Wie oft willst du meine Wünsche noch verachten? Ich sagte: Verschwinde. Verschwinde, du respektloser Dämon. Du verachtendes Biest.”
 

Das Abendrot in Midnas Augen schien zu erlöschen.
 

Sofort tat es Zelda leid.

Aber sie wollte nicht zurücktreten. Nicht schon wieder. Midna hatte zu oft Grenzen überschritten. Sie sollte büßen.
 

Sie drehte sich weg, um ihren Anblick nicht sehen zu müssen. Sie wollte nicht weich werden. Sie wollte für sich selbst einstehen.
 

“Du behandelst mich wie ein dummes, schwaches Kind. Du gibst mir permanent das Gefühl, Abkömmling einer niederen Rasse zu sein. “Nicht schlecht für einen Menschen”, pah. Du machst dich über meine Traditionen lustig, über meine Gefühle, meinen Scham, meine Verantwortung. Es ist alles ein Witz für dich. Von Anfang an. Du hattest nie vor, eine Liebesbeziehung mit mir zu führen, weil du so eine schlechte Meinung von mir hattest. Du hast mich nicht entscheiden lassen, ob ich dieses Kind und diese Zukunft will.”
 

“Sei nicht ungerecht. Du hattest die freie Entscheidung mit mir oder ohne mich zu sein -”
 

“Sei still!”, schrie Zelda auf und weinte lauter, “Gar nichts hatte ich, und das wusstest du! Das wusstet du von dem Moment an, als du spürtest dass ich an dein Gesetz der Q’Chit gebunden bin, dass ich ohne dich vor Depression eingehen würde -”
 

“Ich hab die Gesetze nicht geschaffen!”, wehrte sich Midna.
 

“Sei endlich still!”, wiederholte Zelda, und die Tränen hörten gar nicht mehr auf zu fließen, “Sei still, sei still! Du tust es schon wieder! Respektiere, dass ich jetzt spreche, respektiere meine Wut und meine Angst und meine beschissene Verzweiflung!”
 

Zelda konnte im Spiegel sehen, wie Midna zusammenzuckte. Auch sie selbst verkrampfte sich, vulgäre Sprache war ihr eigentlich zuwider. Aber jetzt half sie, ihren Standpunkt besser zu vertreten, diente zumindest ein klein wenig als linderndes Ventil für ihren Schmerz.
 

“Ich ertrage das einfach nicht mehr. Ja, ja, verdammt, du hast mir gerade den heftigsten Orgasmus meines Lebens beschert, ja, es hatte seinen Reiz, ja, ich war erregt. Meinst du, ich habe dich gern darum gebeten, aufzuhören? Ich brauche dich, verdammt, ich sehe dich viel zu selten und kann mich vor Gefühlen für dich kaum retten. Aber ich bin immer noch Prinzessin, ich bin immer noch, verdammte Mutter aller Götter, einer der wichtigsten Menschen in ganz Hyrule. Ich darf mir keine Blöße geben, geht das nicht in deinen Verstand hinein? Du hast mich gedemütigt, vor all diesen Menschen hast du mich bloßgestellt, und das schlimmste ist, dass du es nicht einmal wahr nehmen willst. Du kämpfst hier immer noch darum, dass du… ja, um was eigentlich? Um was, Midna? Dass du nicht die Böse bist? Ist das hier ein Spiel für dich, das du “gewinnen” musst? Ein Krieg, bei dem Einsicht Niederlage bedeuten würde und vom eigenen Standpunkt nicht abweichen Sieg? Dir sind meine Gefühle egal. Ich habe dir verziehen, dass du ohne jedwede Zustimmung ein Kind mit mir gezeugt hast, ich habe dir verziehen dass du mich Monate lang nicht in deine, und das muss man sagen, sehr kontroversen und gefährlichen Pläne eingewiesen hast, ich habe dir jede Stichelei bezüglich meiner Rasse und deinen Stigmata für sie verziehen, ich habe mich damit arrangiert immer für dich da zu sein, wenn du unerwartet auftauchst, ich war bereit mein Weltbild für dich aufzugeben, und schließlich habe ich dir für Link meinen Körper überlassen, wobei du nicht einmal darüber nachgedacht hast was für eine Bedeutung mein Körper für mich hat. Und das ist nur ein Bruchteil, Midna, ein verdammter, beschissener Bruchteil von dem, was du mir abverlangst.
 

Du bist zu weit gegangen. Ich dachte ich wüsste, was Q’Chit bedeutet. Aber wenn es für dich heißt, eine Spielpuppe zu haben, die man benutzten kann wann und wie man will, dann will ich das nicht. Und wenn es heißt, dass du das ganze Volk deines Q’Chit wie unterentwickelte Kreaturen ansiehst und es bevorzugst in Klischees zu denken, dann will ich das auch nicht. Ich war bereit deinem Volk das Grauen, was es Hyrule in der Vergangenheit angetan hat, vollends zu verzeihen, sogar gegen den Willen der Götter, die euch bis zum heutigen Tage bestrafen. Aber du willst uns Menschen nach wie vor als naiv, als oberflächlich, als kleinkariert, als schwach und als materiell ansehen, uns alle. Vermutlich strafen euch die Götter zurecht.
 

Ich will gar nicht wissen, was du von unserem Kind denkst, Midna.”, fügte Zelda an und ihr Körper zitterte vor Schluchzern, “Ist es nur halb so gut wie ein Schattenwesen in deinen Augen? Zur Häfte das Kind eines schwächlichen, unbewussten Menschen?”
 

Keine Antwort.
 

Zelda drehte sich um.
 

Ihr Schatten war unbewohnt. Midna war fort.
 

Ein Laut der Wehklage enfloh ihr, sie sank auf die Knie, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.



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