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Wenn aus Leid Liebe wird

von

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Zurück auf Anfang

Stille.

Seit jeher herrschte tiefe Stille um sie herum. Das Schlagen ihres Herzens war das Einzige was sie hören konnte. Bewegungsunfähig lag sie in der Dunkelheit und hörte dem Pochen ihres Herzens zu. Es war so unerträglich still, dass es sie nahezu um den Verstand brachte. Dann plötzlich vernahm sie Schritte. Zuerst schienen die Schritte weiter weg zu sein, doch sie kamen rasend näher. Es waren schwere Schritte, die schweren Schritte eines stattlichen Mannes. Kam jemand um sie zu retten? Sie öffnete den Mund um nach Hilfe zu rufen. Doch es kam kein Ton heraus. Nicht einmal ein kleines Krächzen war zu hören. Sie versuchte den Kopf anzuheben, doch auch dies wollte ihr nicht gelingen. Sie war nach wie vor wie gelähmt. Sie starrte stur geradeaus, die Schritte liefen genau auf sie zu. Langsam erkannte sie leichte Umrisse. Doch die Dunkelheit ließ nichts Genaues erkennen. Dann sah sie plötzlich zwei rote Augen gefährlich aufblitzen. Ein Grollen durchbrach die Stille. Es war ein betäubender Lärm der den Boden erzittern ließ. Die Person fuchtelte mit den Armen. Sie kniff die Augen etwas zu, um besser sehen zu können. Dann erkannte sie die Umrisse zweier Schwerter. Das bedrohliche Funkeln in den roten Augen und das aufblitzen der zwei Schwerter ließen eine irre Angst in ihr aufsteigen. Sie ahnte, dass dieser Mann nicht gekommen war, um sie zu retten. In Gedanken schrie sie nach Hilfe…
 

„Midori!“

Schweißgebadet schreckte sie auf. Ihr Herz raste und sie atmete die schwer. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich um und starrte in zwei Paar Augen, die sie besorgt anblickten. „Alles in Ordnung?“, fragte ein älterer Mann, der sie eben noch Midori gerufen hatte. Midori legte ihre rechte Hand auf ihre linke Brust und atmete mehrere Male tief ein und aus. Sie nickte ohne ein Wort zu entgegnen, als sie spürte, wie sich ihr Puls langsam wieder beruhigte. „Du schläfst in letzter Zeit sehr unruhig!“, fuhr der Mann fort, und reichte der Frau ein altes Tuch, „Geh nach draußen und wasch dir dein Gesicht. Das kalte Wasser wird dir gut tun.“ „Mir fehlt nichts“, entgegnete Midori, ergriff aber dennoch das Tuch, „Ich hatte nur einen Albtraum. Mehr nicht.“ Sie erhob sich und ging langsam zur Tür, „Ist es sicher da draußen?“ „Wann ist es das schon?“, erklang eine kühle Stimme, „Ich werde mit dir gehen, wenn du dich dann sicherer fühlst!“ Midori blickte in die Richtung aus der die vertraute Stimme kam. Sie lächelte sanft, als sie ihren älteren Bruder erblickte. Auch wenn seine Stimme kühl klang, so hatte er doch ein großes Herz für jene, die er liebte und schätzte. Er konnte es eben nur nicht so zeigen. „Ich kann auch auf mich alleine aufpassen!“, Midori war etwas verärgert, als sie sah wie er sich tatsächlich erhob, um mit ihr raus zu gehen, „Ich bin in zwischen eine erwachsene Frau!“ Unbeeindruckt ging ihr Bruder mit langsamen Schritten an ihr vorbei, „Genau deswegen mache ich mir ja Sorgen!“ Midori öffnete den Mund um etwas zu erwidern, jedoch verstummte sie als sie den Blick ihres Bruders sah. Sie blickte noch einmal zu dem älteren Mann, der ihr zunickte, dann folgte sie ihrem Bruder schweigend nach draußen. Eine frische Brise blies ihr entgegen. Es fröstelte sie leicht.
 

Sie folgte ihm eine Weile schweigend. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihn. Seine Haare, die er zu einem langen Zopf geflochten hatte, wirkten im Dunkeln der Nacht rabenschwarz. Einige Strähnen hatten sich jedoch aus dem Zopf gelöst und fielen ihm nun ins Gesicht. „Ist was?“, ihr war entgangen, dass er sie inzwischen direkt ansah. Seine tiefroten Augen mit den schlitzartigen Pupillen ruhten auf seiner Schwester. „Nein. Ich war nur in Gedanken!“, sagte sie kopfschüttelnd. „Das bist du in letzter Zeit sehr oft. Du solltest dir dein hübsches Köpfchen nicht über solche Dinge zerbrechen. Ich werde schon eine Lösung für unser Problem finden!“, ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, verschwand aber sogleich wieder, „Wir holen uns zurück, was uns einst gehört hat!“ Midori sah ihren Bruder stirnrunzelnd an, „Wollen wir das denn überhaupt noch? Ich meine, das ist nicht mehr das Land, was wir einst besessen haben!“ Ihr Bruder war stehen geblieben, vor ihnen lag ein kleiner Teich. Eigentlich glich er inzwischen eher einer größer geratenen Pfütze, aber der schöne See, der es einst war, war es schon längst nicht mehr. Während seine Schwester das alte Tuch ins Wasser tauchte, ließ er seinen Blick durch die Umgebung streifen. Die Landschaft wirkte vertrocknet und ausgestorben. Als sei jegliches Leben aus diesem Gebiet verschwunden. Die Bäume waren kahl und ihre Äste ragten wie lange spitze Dornen in den Himmel. Dass keine Vögel zu hören waren, lag nicht daran, dass es Nacht war, sondern daran, dass es sowas hier schon seit längerem nicht mehr gab. Es war schon eine gefühlte Ewigkeit her, dass er das letzte Mal eine Blume hier erblühen gesehen hatte. Das letzte Mal, dass er das sah, war als seine Mutter seiner Schwester das Leben schenkte.

Sein Blick wanderte zu Midori und blieb dort haften. Er beobachtete seine Schwester, wie sie sich das Gesicht wusch und sich das kalte, nasse Tuch in den Nacken legte. „Es ist immerhin noch immer unsere Heimat!“, er setzte sich auf einen Felsen und scharrte mit einem Fuß im ausgetrockneten Boden, „Erinnerst du dich noch, wie du als Kind hier gespielt hast?“ Midori wandte sich zu ihrem Bruder um und sah ihn verdutzt an, „Du wirst doch jetzt nicht etwa emotional, oder?“, fragte sie stirnrunzelnd, „Das steht dir ja gar nicht, Zabusa!“ ihr Bruder schnaubte und verrenkte die Arme ineinander, „Wo denkst du hin? Ich will dir nur in Erinnerung rufen, wie glücklich wir hier waren. Es war zwar noch nie der schönste Fleck auf Erden, aber es war unserer! Und den sollten wir uns nicht einfach wegnehmen lassen!“ Seine Augen funkelten gefährlich auf, „Ich lasse nicht zu, dass unser Clan untergeht!“ Midori seufzte leise. Ihr sogenannter Clan bestand aus genau drei Leuten, sie, ihr Bruder, und der alte Mann in ihrem Versteck, Shino. Von einem Clan konnte nicht die Rede sein, sie waren lediglich die Überreste dessen, was sie einmal waren. Sie waren nur noch ein Schatten ihrer selbst.
 

Manchmal erzählte Shino von den glorreichen Tagen ihres Clans. Von Tagen an denen sie Kriege führten und siegreich nach Hause zurückkehrten. Von Tagen, in denen sie sorgenfrei leben konnten. Doch das änderte sich alles, als ihr Vater in einer Schlacht gegen einen Inu Youkai aus den westlichen Ländern verlor und sein Leben ließ. Und während dies geschah, überfiel Shibotsu, ein ehemaliger enger Freund ihres Vaters, ihre Heimat. Was auch nicht schwer war, jeder der kämpfen konnte war in der Schlacht, um ihren Vater zu unterstützen. Shibotsu sah sich lediglich mit Frauen, alten Youkais und Kindern konfrontiert. Seither hat eine dunkle Aura ihre Heimat umnebelt und jegliches Leben vertrieben. Midori setzte sich neben ihren Bruder, sie wusste, dass er sich schuldig fühlte. Er war ebenfalls im Krieg gewesen, und als er mit den wenigen Männern zurückkehrte, hatte er nicht nur den Krieg und seinen verehrten Vater verloren, sondern auch noch sein Zuhause. Im Gegensatz zu seinen Gefolgsleuten, wollte er sich nicht einfach unterwerfen lassen und flüchtete mit seiner Schwester und einer Handvoll treuen Freunden. Und nun waren sie hier, lebten im Verborgenen und versuchten zu überleben.
 

„Ich bin es Leid mich zu verstecken! Wir sollten unserem Vater alle Ehre erweisen, und uns unsere Heimat zurück erobern!“, Zabusa ballte eine Faust, seine Fingernägel gruben sich tief ins Fleisch, „Ich habe versucht, Kovus Rat zu folgen, und habe versucht, mir etwas in aller Ruhe zu überlegen. Aber egal was wir bisher unternommen haben, wir sind gescheitert!“ Midori nahm die Faust ihres Bruders sanft in ihre Hände, „Dann lass uns fortgehen. Lass uns woanders neu anfangen, und dort zu Kräften kommen! Dann kommen wir gestärkt und zu mehr zurück, und holen uns, was uns gehört!“ Sie hielt die Faust ihres Bruders sanft in ihren Händen, doch sprach sie bestimmt. Er blickte Midori eine Weile schweigend an. Sie war wirklich nicht mehr das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war. Sie war längst nicht mehr so ängstlich. Ihre rosaroten Augen leuchteten voller Tatendrang und ihre ganze Körperhaltung war eine andere, „Hier auszuharren und in Selbstmitleid zu versinken, bringt uns auch nichts. Lass uns fortgehen! Wir werden ja wiederkommen!“ Zabusa löste seine Faust aus Midoris Händen und zog seine Schwester an sich. Sie verweilten eine Weile so, ehe er sie wieder losließ. „Dann lass uns mit Shino verschwinden ehe es Tag wird.“, ihr Bruder hatte sich erhoben und seine Stimme klang wieder so kühl wie am Anfang. Sie lächelte in sich hinein, er gab immer den großen, starken Bruder, doch wenn sie alleine waren, wurde er manchmal schwach und zeigte sein wahres Ich.
 

Sie war nun ebenfalls aufgestanden und nahm das nasse Tuch aus ihrem Nacken, „Weißt du denn wohin wir gehen sollen?“ Ihr Bruder ging unbeirrt weiter, „Ja.“, entgegnete er knapp, „Wir gehen dorthin, wo alles angefangen hat!“

Morgentau

Die Sonne ging gerade auf, und tauchte die Welt in ein sanftes Licht. Tautropfen bahnten sich ihren Weg über die Blätter der Bäume, und fielen schließlich lautlos zu Boden. Einige Vögel erfüllten den Morgen mit ihrem fröhlichen Zwitschern. Alles wirkte so friedlich. Inmitten des frischen Grüns der Wiesen und dem wohltuenden Duft der neu erblühten Blumen, lag ein klumpiges Geschöpf. Schwer atmend stieß es schreckliche Geräusche aus. Es hörte sich an, als würde es gerade elendig zu Grunde gehen. Schwach hob es eine deformierte Hand. Sein Körper war unförmig, und von hässlichen Beulen übersät. Kam man ihm näher, stieg einem ein beißender Geruch entgegen. Der Gestank von Eiter und verfaulendem Fleisch brannte sich regelrecht in die Nase.
 

„Gar nicht gut! Das ist gar nicht gut!“, ertönte eine leise, jammernde Stimme, „Das darf einfach nicht sein!“ Myouga saß etwas weiter entfernt auf einem kleinen Felsen, und hüpfte erregt auf und ab. Das Wesen lag nur wenige Meter von ihm entfernt, und regte noch immer eine Hand gen Himmel. Dabei stieß es ein lautes, jämmerliches Stöhnen aus. Sein Körper war mit einer schleimigen, giftgrünglänzenden Schicht überzogen. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf Myougas Stirn, während er verkrampft zu überlegen schien. Sein kleiner Rüssel, mit dem er nur allzu gerne Inu Yasha stach und Blut abzapfte, zuckte nun nervös hin und her. „Was ist das für ein Ding?“, erklang eine genervte Stimme neben ihm. Myouga blickte zur Seite, wo Inu Yasha und seine Freunde geduckt in der noch feuchten Wiese lagen. Inu Yasha bedeckte seine sensible Nase mit einem seiner Ärmel während er sprach. Myouga konnte es ihm nicht verdenken, der Gestank war bereits für Menschen unerträglich. Wie schlimm musste es dann erst für jemanden mit solch sensibler Nase sein?
 

„Das ist ein Ghul, Inu Yasha-sama!“, sprach Myouga, während sein Blick sich wieder nach vorne richtete. „Ein Ghul? Diese Art Youkai dürfte es hier doch gar nicht geben!“, Sango hatte gesprochen, sie lag auf dem Bauch und robbte etwas näher ran. Myouga nickte zustimmend, „Diese Youkai gibt es eigentlich nur im Norden. Es ist eine niedere Art, und besitzt kaum die körperliche Kraft, um so weit zu reisen!“ „Es sei denn, es hätte in kurzer Zeit genug zu fressen gehabt!“, warf Miroku nachdenklich dazwischen. Er hockte auf den Knien, während der Schmuck an seinem Shakujō im sanften Wind klirrte, „Ghuls ernähren sich ausschließlich von Leichen, von toten Menschen und Youkai. Sie wachsen dabei ununterbrochen weiter und tanken so Kraft.“, Miroku griff ins Innere seiner Kleidung und zog einige Sutras hervor, „Dass er es bis hierhin geschafft hat und solche Größe erlangen konnte, bedeutet, dass er genügend Nahrung in seiner Heimat gehabt haben muss.“ „Das heißt er verendet gerade elendig?“, Sango rümpfte die Nase, obwohl sie den Atem anhielt, stach sich der Gestank ein Weg frei und drang bis tief in ihre Lungen ein. Miroku nickte stumm, und blickte zu Sango, die sich nun aufrichtete, „Ich denke nicht, dass eine Gefahr von ihm ausgeht, aber wir sollten ihn von seinen Schmerzen erlösen.“ „Keh, dann ist das wohl meine Aufgabe!“, Inu Yasha sprang hektisch auf, „Ich habe sowieso nicht verstanden, warum wir uns vor dem halbtoten Ding da versteckt haben!“
 

Myouga riss die Augen weit auf und wollte Inu Yasha gerade etwas entgegen rufen, als er sah, wie dieser die Hand auf den Griff von Tessaiga legte. Doch im gleichen Moment sprang ein großer Schatten über die Gruppe hinweg, und stürzte sich auf den Ghul. Ein weiterer Ghul war aufgetaucht und hatte sich nun in den am Boden liegenden Artgenossen verbissen. Stinkende Abgase entwischen dem Körper an den Stellen, wo sich die Zähne des anderen Ghuls hineingebohrt hatten. Doch das schien dem ganz egal zu sein. Mit einer einzigen, starken Kopfbewegung riss er dem halbtoten Ghul einen großen Fleischbrocken aus dem Lendenbereich. Der Verletzte sank laut schreiend zu Boden und zuckte noch ein paar Mal. Der Gestank von modrigem Fleisch wurde nun stärker und breitete sich weiter aus. „Inu Yasha-sama! Ihr könnt sie nicht mit dem Schwert erschlagen! Ihre giftigen Ausdünstungen würden selbst einem Hanyou wie euch schwer zusetzen!“, quiekte Myouga laut auf, als er merkte, wie Inu Yasha drauf und dran war, Tessaiga aus der Scheide zu ziehen.
 

„Das ist so abartig!“, Sango musste gegen den aufkeimenden Brechreiz ankämpfen, während der eine Ghul sich immer wieder in seinem nun toten Artgenossen verbiss und weiterfraß. „Überlasst das mir!“, entgegnete Miroku, und stand nun ebenfalls auf um Sango zu stützen, „Setz dich hin, ich regle das!“ Sanft half er Sango sich neben Myouga niederzusetzen, „Einer von Kagomes Pfeilen würde sicher besser helfen. Aber da sie jetzt nicht hier ist…“, er wandte sich zu dem Ghul um. Dieser hatte ihn bereits erblickt, und schaute ihn aus zwei schwarzen Augen an. Selbst die Augen wirken wie tot, dachte er und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er zückte weitere Sutra, und warf sie ohne abzuwarten in die Richtung des Ghuls. Überraschend flink wich der Ghul zur Seite aus. Noch immer harrte er aus, ohne eine Anstalt zu machen anzugreifen. „Warum greift er nicht an?“, fragte Inu Yasha verwundert. Myouga hatte seine Arme in einander verknotet und überlegte kurz, „Naja, wie bereits erwähnt sind Ghuls Youkai niederer Art. Sie haben weder die Fähigkeit zu sprechen, noch zu denken. Sie sind Kreaturen, die leben um zu fressen und gefressen zu werden.“ Inu Yasha runzelte die Stirn, er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer sowas essen wollen würde, „Das erklärt aber keineswegs, warum er nicht angreift.“ Myouga kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „Nunja, Inu Yasha-sama, es ist bisher nur einmal vorgekommen, dass ich es mit solchen Geschöpfen zu tun hatte. Ich kann ihnen also nicht so viel darüber sagen!“ Inu Yasha blickte ihn sauer an, „Wenn Miroku es aber nicht weiter schafft, werde ich mich trotzdem einmischen! Das da kann sich ja keiner mit ansehen!“, meinte er und nickte in die Richtung Mirokus, der immer wieder Sutras nach dem Ghul warf, welcher immerzu auswich. Er ist sehr schnell, dachte Miroku, und deutete das als Zeichen, dass der Ghul genug zu fressen gehabt haben muss. Gerade als er erneut angreifen wollte, ertönte von weit her ein lautes Pfeifen. Wie das Pfeifen einer kleinen Flöte. Der Ghul schien aufzuhorchen, und im nächsten Moment, machte er sich auf und davon. Seine stämmigen Beine flogen fast schon grazil über den Boden, während er sich mit seinen ungewöhnlich langen Armen immer wieder abstützen musste.
 

„Jemand scheint ihn zu befehligen!“, rief Inu Yasha laut auf und sprach somit den Gedanken aller aus. Er legte die Hand erneut auf Tessaiga, doch Miroku war vor ihn getreten und sah ihm offen ins Gesicht, „Lass das! Wenn jemand den Ghul befehligt, und ihn zurück gepfiffen hat, dann zeigt das, dass dieser Jemand kein Interesse daran hat, uns zu schaden.“ Während er dies aussprach, um Inu Yasha von weiteren unüberlegten Handlungen abzuhalten, dachte er an all die Leichen, die dieser Ghul wohl gefressen haben musste, um so groß zu werden. Inu Yasha schien kurz zu überlegen, „Außerdem wäre es hilfreich, wenn wir warten bis Kagome bei uns ist. Ihre Pfeile sind effektiver, und somit würden wir uns viel Mühe ersparen.“ Der letzte Satz schien ihn zu überzeugen, und so ließ Inu Yasha sein Schwert wieder los, „Keh! Ich könnte den mit links fertig machen!“ Sango saß immer noch am Boden und starrte nun auf die Stelle, wo der andere Ghul, oder die Überreste von ihm, sich langsam zersetzen, „Aber was machen solche Kreaturen hier?“ Doch niemand konnte ihr antworten, oder eine Erklärung geben. Schweigend und nachdenklich sahen sie sich um. Die Sonne stand inzwischen etwas höher am Himmel, und ließ die Wiese in einem saftigen Grün erscheinen. Ein sanfter Wind blies, und wehte einige heruntergefallenen Baumblätter durch die Luft. Die Vögel zwitscherten unbeirrt fröhlich weiter, so als sei eben gar nichts passiert. Selbst der beißende Gestank schien sich langsam zu verziehen.
 

Nicht unweit vom Geschehen entfernt, saß Midori auf einem Felsvorsprung und hatte das Geschehen beobachtet. Sie hatte sich bereits früh am Morgen hierhin gesetzt und einfach den Frieden genossen. „Es ist wunderschön hier!“, hatte sie Shino sprechen gehört, „Kein Wunder, dass Euer Vater dieses Land so unbedingt für sich haben wollte!“ Zabusa hatte daraufhin nur abwertend geschnaubt, und sich neben seine Schwester gesetzt. „Er hat aber schon Recht. Es ist wirklich schön hier!“, versuchte Midori ihren Bruder zu besänftigen, „Warum sollten wir das denn nicht genießen, solange wir hier sind?“ „Weil unsere Anwesenheit nicht unbemerkt geblieben ist!“, entgegnete Zabusa mürrisch und nickte in die Richtung der Wiese, wo ein Ghul gerade am Verenden war. „Nicht unbedingt!“, widersprach Shino, „Unsere Abwesenheit im Norden ist nicht unbemerkt geblieben, das ist alles.“ „Und warum sind diese Dinger denn gerade hier auf der Suche nach uns?“, entgegnete Zabusa bissig. Shino seufzte laut, „Er kann genauso gut Handlanger in alle angrenzenden Reiche gesandt haben. Das bedeutet nicht, dass er weiß in welchem er uns finden wird.“ Zabusa wollte wieder etwas entgegnen, doch er hielt sich zurück. Trotzig wie ein Kleinkind schürzte er die Lippen, was seine Schwester zum Kichern brachte. Er sah sie sauer an, doch das schien sie nicht zu beindrucken, „Er wird uns schon nicht finden!“ Zabusa schnaubte nur abfällig und ließ seinen Blick umher schweifen. Plötzlich erblickte er eine Gruppe Menschen, nicht unweit von dem Ghul auf der Wiese entfernt. Ungewollt unsanft stieß er seine Schwester in die Rippen, welche leise aufmuckte und ihn entsetzt ansah. „sag mal, geht’s noch?“ Doch dann sah sie, wie ihr Bruder ununterbrochen in eine Richtung starrte, und folgte seinem Blick. Der mit den weißen Haaren, dachte Zabusa, und innerlich kochte eine ungeheure Wut in ihm hoch, Das ist kein Mensch! Eine Hand, auf der er sich stützte, grub sich tief in den Boden ein.
 

Shino blieb die aufkeimende Wut von Zabusa nicht unbemerkt. Er trat an die Geschwister heran und erblickte ebenfalls die Menschengruppe in der Wiese. Er spürte, wie Zabusa vor ihm versucht war die Beherrschung zu verlieren. „Beruhige dich! Das ist er nicht!“, er hatte den Jungen mit den weißen Haaren ebenfalls erblickt. Natürlich war ihm im ersten Moment der gleiche Gedanke wie Zabusa durch den Kopf geschossen, doch im Gegensatz zu seinem jungen Begleiter, bewahrte er stets einen kühlen Kopf und überlegte, ehe er handelte. Als plötzlich ein weiterer Ghul auftauchte, und sie kurz darauf das Pfeifen vernahmen, beruhigte sich Zabusa sofort wieder.
 

Dieses Pfeifen. Er blickte zu Midori, die wie erstarrt in die Richtung blickte, aus der die Melodie gekommen war. Es war so nah. Auch Shino schien beunruhigt zu sein, „Keine Sorge. Solange Midori ihre Aufgabe erfüllt, wird uns niemand so schnell aufspüren!“ Mit einer väterlichen Geste streichelte er über Midoris Haar, welches in einem sanften, hellen Grün in der Sonne strahlte. „Aber du darfst nicht jedes Mal ausrasten, wenn dir etwas nicht passt!“, er blickte zu Zabusa. Er war wie sein Vater. Nach außen hatte er immer versucht die Fassung zu wahren und wie ein mächtiger Mann zu wirken, was sein Vater auch ohne Zweifel gewesen war, doch war er innerlich stets ein Kind geblieben. Er neigte zu vorschnellem Handeln und brachte sich ständig in Schwierigkeiten. Und so war Zabusa auch.

Er klopfte ihm auf die Schulter, so viele Male erinnerte er ihn an den längst verlorenen Freund, „Lasst uns von hier verschwinden.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Sesshy500
2014-06-12T20:02:27+00:00 12.06.2014 22:02
Erster Kommentar. Cool.
Ich finde den Anfang echt gut gelungen .
Man kann richtig mitfühlen wie Zabusa und Midori sich fühlen (müssen).
Der Inu-Yooukai war, und ich bin mir fast 1.000%ig sicher, Inu no Taisho.
Da der jetzt nicht mehr lebt, wird wohl oder übel Sesshomaru der nächste sein.
Vielleicht war es auch Sesshomaru selbst.
Butte schreib weiter.
Freue mich darauf, dass (wenn es so ist) Inu und Sesshy sich gegenseitig unterstützen und Rücken an Rücken kämpfen.

Gruß Sesshy
Antwort von:  WildCherry
13.06.2014 15:11
Es freut mich sehr, wenn dir der Prolog soweit gefällt!
Natürlich werde ich zum weiteren Verlauf der Geschichte nichts weiter verraten ;)
Sonst nehme ich ja einen Teil der Spannung bereits raus, wenn ich jetzt schon alles verrate!

Vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar ♡o。.(✿ฺ。 ✿ฺ)
Liebe Grüße,
WildCherry


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