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Wenn aus Leid Liebe wird

von

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Stille.

Seit jeher herrschte tiefe Stille um sie herum. Das Schlagen ihres Herzens war das Einzige was sie hören konnte. Bewegungsunfähig lag sie in der Dunkelheit und hörte dem Pochen ihres Herzens zu. Es war so unerträglich still, dass es sie nahezu um den Verstand brachte. Dann plötzlich vernahm sie Schritte. Zuerst schienen die Schritte weiter weg zu sein, doch sie kamen rasend näher. Es waren schwere Schritte, die schweren Schritte eines stattlichen Mannes. Kam jemand um sie zu retten? Sie öffnete den Mund um nach Hilfe zu rufen. Doch es kam kein Ton heraus. Nicht einmal ein kleines Krächzen war zu hören. Sie versuchte den Kopf anzuheben, doch auch dies wollte ihr nicht gelingen. Sie war nach wie vor wie gelähmt. Sie starrte stur geradeaus, die Schritte liefen genau auf sie zu. Langsam erkannte sie leichte Umrisse. Doch die Dunkelheit ließ nichts Genaues erkennen. Dann sah sie plötzlich zwei rote Augen gefährlich aufblitzen. Ein Grollen durchbrach die Stille. Es war ein betäubender Lärm der den Boden erzittern ließ. Die Person fuchtelte mit den Armen. Sie kniff die Augen etwas zu, um besser sehen zu können. Dann erkannte sie die Umrisse zweier Schwerter. Das bedrohliche Funkeln in den roten Augen und das aufblitzen der zwei Schwerter ließen eine irre Angst in ihr aufsteigen. Sie ahnte, dass dieser Mann nicht gekommen war, um sie zu retten. In Gedanken schrie sie nach Hilfe…
 

„Midori!“

Schweißgebadet schreckte sie auf. Ihr Herz raste und sie atmete die schwer. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich um und starrte in zwei Paar Augen, die sie besorgt anblickten. „Alles in Ordnung?“, fragte ein älterer Mann, der sie eben noch Midori gerufen hatte. Midori legte ihre rechte Hand auf ihre linke Brust und atmete mehrere Male tief ein und aus. Sie nickte ohne ein Wort zu entgegnen, als sie spürte, wie sich ihr Puls langsam wieder beruhigte. „Du schläfst in letzter Zeit sehr unruhig!“, fuhr der Mann fort, und reichte der Frau ein altes Tuch, „Geh nach draußen und wasch dir dein Gesicht. Das kalte Wasser wird dir gut tun.“ „Mir fehlt nichts“, entgegnete Midori, ergriff aber dennoch das Tuch, „Ich hatte nur einen Albtraum. Mehr nicht.“ Sie erhob sich und ging langsam zur Tür, „Ist es sicher da draußen?“ „Wann ist es das schon?“, erklang eine kühle Stimme, „Ich werde mit dir gehen, wenn du dich dann sicherer fühlst!“ Midori blickte in die Richtung aus der die vertraute Stimme kam. Sie lächelte sanft, als sie ihren älteren Bruder erblickte. Auch wenn seine Stimme kühl klang, so hatte er doch ein großes Herz für jene, die er liebte und schätzte. Er konnte es eben nur nicht so zeigen. „Ich kann auch auf mich alleine aufpassen!“, Midori war etwas verärgert, als sie sah wie er sich tatsächlich erhob, um mit ihr raus zu gehen, „Ich bin in zwischen eine erwachsene Frau!“ Unbeeindruckt ging ihr Bruder mit langsamen Schritten an ihr vorbei, „Genau deswegen mache ich mir ja Sorgen!“ Midori öffnete den Mund um etwas zu erwidern, jedoch verstummte sie als sie den Blick ihres Bruders sah. Sie blickte noch einmal zu dem älteren Mann, der ihr zunickte, dann folgte sie ihrem Bruder schweigend nach draußen. Eine frische Brise blies ihr entgegen. Es fröstelte sie leicht.
 

Sie folgte ihm eine Weile schweigend. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihn. Seine Haare, die er zu einem langen Zopf geflochten hatte, wirkten im Dunkeln der Nacht rabenschwarz. Einige Strähnen hatten sich jedoch aus dem Zopf gelöst und fielen ihm nun ins Gesicht. „Ist was?“, ihr war entgangen, dass er sie inzwischen direkt ansah. Seine tiefroten Augen mit den schlitzartigen Pupillen ruhten auf seiner Schwester. „Nein. Ich war nur in Gedanken!“, sagte sie kopfschüttelnd. „Das bist du in letzter Zeit sehr oft. Du solltest dir dein hübsches Köpfchen nicht über solche Dinge zerbrechen. Ich werde schon eine Lösung für unser Problem finden!“, ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, verschwand aber sogleich wieder, „Wir holen uns zurück, was uns einst gehört hat!“ Midori sah ihren Bruder stirnrunzelnd an, „Wollen wir das denn überhaupt noch? Ich meine, das ist nicht mehr das Land, was wir einst besessen haben!“ Ihr Bruder war stehen geblieben, vor ihnen lag ein kleiner Teich. Eigentlich glich er inzwischen eher einer größer geratenen Pfütze, aber der schöne See, der es einst war, war es schon längst nicht mehr. Während seine Schwester das alte Tuch ins Wasser tauchte, ließ er seinen Blick durch die Umgebung streifen. Die Landschaft wirkte vertrocknet und ausgestorben. Als sei jegliches Leben aus diesem Gebiet verschwunden. Die Bäume waren kahl und ihre Äste ragten wie lange spitze Dornen in den Himmel. Dass keine Vögel zu hören waren, lag nicht daran, dass es Nacht war, sondern daran, dass es sowas hier schon seit längerem nicht mehr gab. Es war schon eine gefühlte Ewigkeit her, dass er das letzte Mal eine Blume hier erblühen gesehen hatte. Das letzte Mal, dass er das sah, war als seine Mutter seiner Schwester das Leben schenkte.

Sein Blick wanderte zu Midori und blieb dort haften. Er beobachtete seine Schwester, wie sie sich das Gesicht wusch und sich das kalte, nasse Tuch in den Nacken legte. „Es ist immerhin noch immer unsere Heimat!“, er setzte sich auf einen Felsen und scharrte mit einem Fuß im ausgetrockneten Boden, „Erinnerst du dich noch, wie du als Kind hier gespielt hast?“ Midori wandte sich zu ihrem Bruder um und sah ihn verdutzt an, „Du wirst doch jetzt nicht etwa emotional, oder?“, fragte sie stirnrunzelnd, „Das steht dir ja gar nicht, Zabusa!“ ihr Bruder schnaubte und verrenkte die Arme ineinander, „Wo denkst du hin? Ich will dir nur in Erinnerung rufen, wie glücklich wir hier waren. Es war zwar noch nie der schönste Fleck auf Erden, aber es war unserer! Und den sollten wir uns nicht einfach wegnehmen lassen!“ Seine Augen funkelten gefährlich auf, „Ich lasse nicht zu, dass unser Clan untergeht!“ Midori seufzte leise. Ihr sogenannter Clan bestand aus genau drei Leuten, sie, ihr Bruder, und der alte Mann in ihrem Versteck, Shino. Von einem Clan konnte nicht die Rede sein, sie waren lediglich die Überreste dessen, was sie einmal waren. Sie waren nur noch ein Schatten ihrer selbst.
 

Manchmal erzählte Shino von den glorreichen Tagen ihres Clans. Von Tagen an denen sie Kriege führten und siegreich nach Hause zurückkehrten. Von Tagen, in denen sie sorgenfrei leben konnten. Doch das änderte sich alles, als ihr Vater in einer Schlacht gegen einen Inu Youkai aus den westlichen Ländern verlor und sein Leben ließ. Und während dies geschah, überfiel Shibotsu, ein ehemaliger enger Freund ihres Vaters, ihre Heimat. Was auch nicht schwer war, jeder der kämpfen konnte war in der Schlacht, um ihren Vater zu unterstützen. Shibotsu sah sich lediglich mit Frauen, alten Youkais und Kindern konfrontiert. Seither hat eine dunkle Aura ihre Heimat umnebelt und jegliches Leben vertrieben. Midori setzte sich neben ihren Bruder, sie wusste, dass er sich schuldig fühlte. Er war ebenfalls im Krieg gewesen, und als er mit den wenigen Männern zurückkehrte, hatte er nicht nur den Krieg und seinen verehrten Vater verloren, sondern auch noch sein Zuhause. Im Gegensatz zu seinen Gefolgsleuten, wollte er sich nicht einfach unterwerfen lassen und flüchtete mit seiner Schwester und einer Handvoll treuen Freunden. Und nun waren sie hier, lebten im Verborgenen und versuchten zu überleben.
 

„Ich bin es Leid mich zu verstecken! Wir sollten unserem Vater alle Ehre erweisen, und uns unsere Heimat zurück erobern!“, Zabusa ballte eine Faust, seine Fingernägel gruben sich tief ins Fleisch, „Ich habe versucht, Kovus Rat zu folgen, und habe versucht, mir etwas in aller Ruhe zu überlegen. Aber egal was wir bisher unternommen haben, wir sind gescheitert!“ Midori nahm die Faust ihres Bruders sanft in ihre Hände, „Dann lass uns fortgehen. Lass uns woanders neu anfangen, und dort zu Kräften kommen! Dann kommen wir gestärkt und zu mehr zurück, und holen uns, was uns gehört!“ Sie hielt die Faust ihres Bruders sanft in ihren Händen, doch sprach sie bestimmt. Er blickte Midori eine Weile schweigend an. Sie war wirklich nicht mehr das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war. Sie war längst nicht mehr so ängstlich. Ihre rosaroten Augen leuchteten voller Tatendrang und ihre ganze Körperhaltung war eine andere, „Hier auszuharren und in Selbstmitleid zu versinken, bringt uns auch nichts. Lass uns fortgehen! Wir werden ja wiederkommen!“ Zabusa löste seine Faust aus Midoris Händen und zog seine Schwester an sich. Sie verweilten eine Weile so, ehe er sie wieder losließ. „Dann lass uns mit Shino verschwinden ehe es Tag wird.“, ihr Bruder hatte sich erhoben und seine Stimme klang wieder so kühl wie am Anfang. Sie lächelte in sich hinein, er gab immer den großen, starken Bruder, doch wenn sie alleine waren, wurde er manchmal schwach und zeigte sein wahres Ich.
 

Sie war nun ebenfalls aufgestanden und nahm das nasse Tuch aus ihrem Nacken, „Weißt du denn wohin wir gehen sollen?“ Ihr Bruder ging unbeirrt weiter, „Ja.“, entgegnete er knapp, „Wir gehen dorthin, wo alles angefangen hat!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sesshy500
2014-06-12T20:02:27+00:00 12.06.2014 22:02
Erster Kommentar. Cool.
Ich finde den Anfang echt gut gelungen .
Man kann richtig mitfühlen wie Zabusa und Midori sich fühlen (müssen).
Der Inu-Yooukai war, und ich bin mir fast 1.000%ig sicher, Inu no Taisho.
Da der jetzt nicht mehr lebt, wird wohl oder übel Sesshomaru der nächste sein.
Vielleicht war es auch Sesshomaru selbst.
Butte schreib weiter.
Freue mich darauf, dass (wenn es so ist) Inu und Sesshy sich gegenseitig unterstützen und Rücken an Rücken kämpfen.

Gruß Sesshy
Antwort von:  WildCherry
13.06.2014 15:11
Es freut mich sehr, wenn dir der Prolog soweit gefällt!
Natürlich werde ich zum weiteren Verlauf der Geschichte nichts weiter verraten ;)
Sonst nehme ich ja einen Teil der Spannung bereits raus, wenn ich jetzt schon alles verrate!

Vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar ♡o。.(✿ฺ。 ✿ฺ)
Liebe Grüße,
WildCherry


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