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Auf leisen Pfoten

von

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Legenden

Legenden

E

rik hatte niemals mit solch einem erwachen gerechnet. Abends hatte er noch dem weißen Kater alles bereitgestellt, die Katzentoilette fertig gemacht und ihm etwas zu Essen hingestellt; was der Kleine nicht wollte. Erik hatte es auf die Neugierde und das neue Umfeld geschoben. Irgendwann würde er schon etwas essen, doch was er nun vor sich hatte, als er die Augen geöffnete, wollte ihm nicht ganz klar werden. Sein innerste sagte ihm genau, was passiert war, doch sein Verstand wehrte sich mit aller Kraft gegen solch eine kuriose Geschichte. Das konnte schließlich niemals der Fall sein und dennoch schaute er in die gleichen blauen Augen, die ihn das erste Mal ebenfalls fasziniert haben und es auch noch immer taten.

Erik hasst es ebenfalls aus seinen Schlaf gerissen zu werden, wenn er noch einige Stunden hätte ruhen können. Er nutze es aus, wenn er sich länger seinem Schlaf hingeben konnte und nun wurde er von einem dumpfen Geräusch geweckt, wie auch das Rascheln seiner Decke, die langsam von ihm verschwand.

Jetzt stand er einfach nur vor diesem jungen Mann, der Scheu zu ihm hinauf schaute und nichts außer ein krächzen hervor brachte. Erik konnte es mit seinen Gedanken kaum fassen, was hier passierte. Sein Schlafzimmer war schon hell erleuchtet sodass er die Person vor sich genau erkennen konnte. Die schneeweiße Haut, die roten Lippen und die dazu passenden blauen Augen, die einem Ozean gleich kamen. Er selbst musste aufpassen, dass er nicht in diesen versank. Der junge Mann, Erik schätzte ihn auf 21 Jahre und älter, hatte seine Decke benutzt um seinen wahrscheinlich nackten Körper zu verdecken. Er wirkte sehr zierlich und zerbrechlich, wie eine Puppe aus Porzellan. Stimmte aber seine Vermutung, war dieser Mann keineswegs zerbrechlich. Katzen hatten nicht umsonst den Ruf, auch mal ihre Krallen zu zeigen und diese auch zu benutzen.

Murrend schaute er weiterhin auf den kleineren hinab. Was sollte er nun tun? Dieser Junge konnte ja nicht einmal sprechen und antwortete auch nicht auf seine Frage. Erik hatte ihm deutlich gemacht, dass er vermutete wer er war, war sich dennoch aber nicht sicher. Woher sollte er sonst gekommen sein? Von dem Kater fehlte jede Spur und das Halsband, was er getragen hatte, trug nun der Braunhaarige. Es würde sich niemand, das Halsband einer Katze nehmen, es selbst um machen und sich neben einem fremden Man nackt ins Bett legen... oder doch? Wie sollte er dann aber in seine Wohnung gekommen sein? Erik war vorsichtig und schloss nicht umsonst seine Tür ab und hatte einige Vorkehrungen arrangiert, wenn es doch einmal zu einem Einbruch kam und er zu Hause war.

Nun nichts der gleichen hatte angeschlagen und doch saß hier jemand vor ihm, der sich kaum bewegte vor Schreck. Er wirkte nur noch blasser, als sich Erik zu ihm hinunter beugte, um sich das Glöckchen genauer ansah. Es war genau das gleiche. Die gleichen Inschriften. Konnte es dann wirklich sein... das dieser Junge der Kater von gestern war? Seine Haut und diese Augen würden genau passen.

"Nun...?", harkte er noch mal nach und hob eine Augenbraue. Der Brünette bewegte sich unruhig und schaute ihn weiterhin kläglich an. Immer wieder öffnete er einfach den Mund -schloss ihn dann aber wieder. Diese Lippen waren auch einmalig, wie seine Stimme wohl klang, wenn er endlich begann ordentliche Sätze zustande zu bringen? Erik durfte daran aber nicht denken. Er sollte erst die Situation entschärfen. Sie waren schließlich beide halb Nackt und er sah aus, als brauchte er dringend etwas zu essen.

"Vielleicht klappt das Sprechen nachdem du etwas Milch mit Honig getrunken hast. Ist gut für die Stimmbänder.", meinte Erik dann und lief einfach an dem Jungen vorbei ins Bad. Er musste sich waschen und anziehen, so würden sie es kaum schaffen etwas gescheites heraus zu bekommen, zum einen der Junge ziemliche Probleme hatte zu sprechen. Erik wusste nicht ob es daran lag, dass er die Sprache vergessen hatte, oder einfach keinen Ton heraus brachte. Vielleicht war er auch einfach zu schüchtern und eingeschüchtert. Es waren alles Spekulationen, die er erst in Erfahrung brachte, wenn er sich sicher war, dass er reden konnte. Er würde sonst nie etwas aus ihm heraus bekommen.

Erik gönnte sich eine Katzenwäsche, da er den Jungen nicht lange unbeaufsichtigt lassen wollte. Er selbst schlüpfte schnell in eine Jogginghose und in ein graues Shirt. Danach trat er wieder nach draußen in sein Schlafzimmer. Die Position des Braunhaarigen hatte sich nicht geändert. Nur das er nun auf dem Bett saß und zu Erik hinüber schaute; die Decke noch immer fest um sein Leib geschlungen. Ohne zu zögern lief Erik zu seinem Schrank, um seine kleinsten Sachen heraus zu holen. Diese bestanden ebenfalls aus einer Jogginghose, in die er irgendwann nicht mehr hinein gepasst hatte und ein normales weißes T-Shirt. Unschlüssig sah er dann aber zu seiner ersten Schublade, zuckte jedoch mit seinen Schultern, zog sie auf und holte auch eine ihm etwas zu enge Boxershorts heraus. Diese Sachen legte er dann neben dem Jungen aufs Bett und sagte zu ihm, dass er dann in die Küche kommen sollte.

Es war schon unfassbar, dass Erik sich darauf einließ. Jeden anderen hätte er bereits aus seiner Wohnung geschmissen, doch etwas an diesem Mann faszinierte ihn. Denn der Umstand, dass der Kater wirklich weg war - das war das Erste was er gemacht hatte, als er aus dem Schlafzimmer kam – irritierte ihn. Er hatte nach diesem kleinen Fellknaul gesucht. Dieser war aber nirgends zu finden, auch das Essen in der Küche war unberührt gewesen. Erik war sich selbst unsicher was er nun glauben sollte. Die Haustür war abgeschlossen, er hatte es ebenfalls kontrolliert und sich vergewissert dass sie wirklich zu war. Sie war es. Es gab also keine Möglichkeiten diese Wohnung zu verlassen.

Versuchend ruhig zu bleiben, nahm Erik die Milch aus dem Kühlschrank und stellte einen Topf auf seine Herdplatte, um diese zu erwärmen. Er wollte sie nur leicht erhitzen, sodass der Brünette sie schnell trinken konnte. Es dauerte auch nicht lange, als er das Geräusch von nackten Füßen auf seinem Boden vernahm. Es war ungewöhnlich noch jemanden in seiner Wohnung zu haben. Die meisten mit denen er zusammen war, verließen seine Wohnung recht schnell als recht. Es war in Ordnung. Erik wollte auch nie, dass sich jemand einfach einnistet ohne ihm auch eine Gegenleistung zu geben. Jetzt war es was anderes. Er war anders.

Erik hob erst seinen Schopf, als die Geräusche lauter wurden und er nun ihn unter der Tür stehen sah, die in die spärliche Küche führte. Diese war meist penibel aufgeräumt, da es Erik liebte zu kochen. Seine Arbeitsfläche musste daher immer sauber sein und vielleicht hatte er ja hier jemanden den man gut bekochen konnte, wenn derjenige bisher nur Katzenfutter probieren durfte oder konnte er sich die ganze Zeit hin und her verwandeln? Erik selbst fand es schon selbst befremdend, dass er mit dieser Situation einfach so umging. Er ging davon aus, dass er der Kater sein musste, auch wenn es nicht real war. Solche Geschichten entstanden nur in Romanen, die sich kleine Kinder vorlasen, nur um sich in eine andere bestimmte Welt zu verstecken und zu verziehen, um nicht mehr vom Alltag gefangen zu sein.

"Setzt dich.", brachte er heraus und deutete auf einen der Hocker, der an einem Tresen, der sich in der Mitte des Raumes befand, stand und nur darauf wartete genutzt zu werden. Er kam seinen Wunsch ohne zu murren nach. Erik erkannte die Unsicherheit, die in den blauen Augen herrschte. Auch als er sich hinsetzten wollte, blieb er stehen und überlegte anscheinend wie er es am besten machte. Das konnte alles nur bedeuten, dass er es sein musste. Niemand würde so lange vor einem Barhocker stehen und überlegen, oder zumindest sah es so aus als würde er einen Drang unterdrücken. Wollte er etwa hinaufspringen?

"Setzt dich lieber.", meinte Erik dann schnell und schon hatte er sich mit seinem Hintern auf den Hocker gesetzt. Etwas wackelig doch er saß. Erik erkannte, das die Hose ihm gut passte, nur das das Shirt etwas zu groß war, aber Erik unterschied sich nun einmal von dessen Größe und auch von der Muskulatur.

Erik spürte den Blick auf seinen Rücken ruhen, als er sich wieder zur Milch drehte, die nun schon leise Geräusche von sich gab. Also würde sie nicht mehr lange dauern. Seine Hand griff automatisch an einen der weißen Hängeschränke und holte eine etwas größere Tasse heraus. Seine andere griff daneben in den Schrank und holte dort den Honig hervor, der ihm hoffentlich dann auch gut tat, dachte sich Erik und machte einen Teelöffel von dem süßen klebrigen Zeug in die Tasse.

Vorsichtig goss er die nun lauwarme fast heiße Milch in die Tasse und stellte diese, dem Brünetten einfach vor die Nase. Er wusste noch immer nicht was er davon halten sollte. Er konnte nicht einmal sagen, ob ihm hier einfach jemand einen Streich spielte. Sollte es so sein war es ein sehr guter. Er konnte es nicht unterscheiden und er selbst war schon mit vielem Verrückten konfrontiert worden, da ist dieser Zusammenhang, den er sich hier in seinen Kopf zusammen reimte nicht einmal abwegig.

Der Kleine umschlang die Tasse mit seinen Händen und hob sie langsam zu seinem Mund. Wieder begann er zu überlegen und schaute kurz wieder zu Erik. Dieser würde am liebsten Wissen was hier vor sich ging. Geduld war auch nicht gerade eine seiner Stärken, was man ihm nicht ansah, da er versuchte sehr ruhig zu bleiben. Natürlich wollte er alles wissen, doch er konnte ihn nicht zwingen und er schien selbst etwas verstört zu sein. Kam einen etwas verloren vor.

Seufzend machte sich Erik einen Kaffee, den er nun ganz dringend brauchte und stellte eine weitere Tasse in seinen Automaten und betätigte die entsprechenden Knöpfe. Er wollte dem kleineren die Zeit geben die er brauchte. Ein Frühstück wäre nicht verkehrt. Sein eigener Magen knurrte schon etwas und bei seinem Besucher würde es nicht anders sein. Er selbst hatte noch etwas Toast, was man beschmieren konnte. Er holte alle Utensilien hervor und steckte zwei der weißgelben Scheiben in seinen Toaster. Da er heute keine Vorlesung hatte und er auch etwas später aufgewacht war, machte es ihm nichts aus schon zu frühstücken. Zu Hause war es nochmal etwas ganz anderes. Zudem wenn man auch jemanden hier hatte, dem man Frühstück servieren konnte.

Besorgt schaute er immer wieder zu dem jungen Mann, der langsam und behutsam an seiner Tasse nippte. Erik hatte ihn hin und wieder erwischt, wie er einfach nur seine Zunge hinein gesteckt hatte um zu trinken. Es kam einem Hund und einer Katze gleich. Hier würde dann eher seine zweite Vermutung in Kraft treten. Er selbst konnte es sich nicht verkneifen hin und wieder zu schmunzeln. So wie sich der Brünette verhielt, war es schon niedlich und wenn er ihn auf der Straße sehen würde, wäre er selbst nicht abgeneigt ihn nach einem Date zu fragen. Diese blauen Augen zogen ihn immer wieder in eine ganz andere Welt und er musste aufpassen nicht in diesem Strudel zu versinken. Er würde genau in sein Schema von Partner passen, doch schüttelte er seine Gedanken gleich wieder beiseite.

Etwas beschämt über diese Gedanken schloss er kurz die Augen und begann das Brot zu schmieren, das frisch aus dem Toaster hinausgesprungen kam.

"Charles...", hörte er es dann leise, doch kam es ihm in diesem Moment lauter als alles andere vor, da sie sich zum einen nur anschwiegen. Erik zuckte daher kurz zusammen und sah dann wieder zu dem Kleineren.

"Was?", fragte er dann verwundert und hob seine Augenbrauen. Seine Augen fixierten nun seinen ungebeteten Gast neugierig. Er hatte etwas heraus bekommen. Es war noch etwas kratzig aber der kleine Erfolg war vorhanden. Er nahm abermals einen kleinen Schluck und öffnete wieder seinen Mund. Erik sah wie schwer es ihm fallen muss.

"Mein Name... Charles.", brachte er heraus. Erstaunt weiteten sich kurz Eriks Augen nickte dann aber. Charles also. Der Name passte zu ihm.

"Also gut Charles und kannst du mir auch sagen, wer oder was du bist?", fragte Erik dann offen, drehte sich wieder zu seiner Arbeit und schob Charles einen vollen Teller, mit zwei Toast die mit Marmelade bestrichen waren, zu. Der Brünette musterte diese erst skeptisch und begann tatsächlich an diesen zu schnuppern. Abermals entlockte es Erik ein Schmunzeln.

"Kannst du mich wenigstens verstehen?", fragte er weiter, als keine Antwort bezüglich, wer er war, kam. Charles nickte dann auch und sah ihn wieder an. Gleichzeitig nahm er sich eine der Stullen und biss herzhaft ab. Er mochte anscheinend süßes Zeug. Erik war eher der, der es liebte herzhaft zu essen. Ruhig setzte er sich ihm dann gegenüber und besah ihn sich weiter. Charles machte es nichts aus wie er aß. Er schmadderte mit der Marmelade herum, was dazufolgte, dass er einiges im Gesicht, aber auch an den Händen hatte. Wenigstens schmeckte es ihm.

Da Erik nun wusste, das er ihn wenigstens verstand, wartete er nochmals geduldig, das Charles langsam auf aß. Erik begann dann auch zu Essen, als sein Kaffee durchgelaufen war und er einen kleinen Schluck nahm. Er hatte keine Lust sich zu verbrennen, auch wenn er den Kaffee so schnell wie möglich brauchte. Einer von ihnen beiden konnte schon kaum sprechen, daher wollte er es vermeiden, dass sie beide nichts mehr etwas von sich geben konnten.

Charles schluckte den letzten Bissen seines zweiten Toast hinunter und schaute dann wieder Erik an. Er legte den Kopf leicht schräg. Er schien zu überlegen, was er nun machen sollte.

"Ich bin ... der Kater.", sagte er einfach frei heraus. Wählte scheinbar die leichtesten Wörter um sich verständlich auszudrücken. Diese Worte reichten Erik aber auch. Sie trafen genau das auf den Punkt was er bereits gedacht hatte. Seine Gedanken überschlugen sich nochmals und er vergaß den Toast in seiner eigenen Hand. Charles sagte ihm tatsächlich, dass er der kleine Kater war. Die gleichen Augen, die blasse Haut, die zum weißen Fell passten und dazu noch sein Verhalten deutet alles darauf hin. Man sah mal von dem deutlichen Indiz ab, dass er das Glöckchen noch immer um seinen schmalen Hals trug.

"Du möchtest mir hier erklären, dass du der Kater bist, der mir seit zwei Tagen nach stellt...?", fragte Erik dennoch skeptisch. Es konnte schließlich nicht wirklich wahr sein und doch passierte es hier gerade. Genau das was er sich schon dachte und doch irgendwo nicht wahr haben wollte. Es ging über den Verstand, solch eine Verwandlung. Man konnte es sich kaum vorstellen und doch schien genau das passiert zu sein. Charles nickte dann auch zur Bestätigung und schob seinen Teller zu Erik hinüber.

"Noch was...", kam es wieder leise von ihm und lächelte dann doch tatsächlich etwas. Davor hatte er kaum eine Miene verzogen und nun versuchte er ihn hier anzulächeln. Es war ein klägliches und sehr zurückhaltendes, dennoch versuchte er es.

"Natürlich.", gab Erik ohne Murren von sich. Er konnte nicht sagen, wann Charles das letzte Mal etwas zu essen bekam, außer dass was Erik ihm gegeben hatte. Da durfte er ruhig fordernd sein.

"Kannst du das schon immer... also dich verwandeln?", fragte er nebenbei, als er begann wieder zwei neue Brote vorzubereiten.

"Nein.", kam es einfach von ihm und sah Erik weiterhin einfach nur an. Erik musste selbst aufpassen, dass er nicht lächelte, da Charles Mund immer noch voll von Marmelade war. Als er fertig war, stellte er ihm seinen Teller wieder hin und versuchte mehr aus ihm heraus zu bekommen. Es war nicht einfach, da Charles nur die einfachsten Worte benutzte. Ihm fiel es schwer zu sprechen. Die passenden Worte zu finden.

Erik erhob seine Augenbraue und lief kurz in sein Zimmer um einige Bücher hervor zu holen. Charles sagte ihm, mit seinem einfach nein, dass er solch eine Verwandlung noch nie hatte und das musste etwas zu bedeuten haben. Schon alleine das er sich zum ersten Mal verwandelte. Es verwirrte Erik selbst, da gerade hier etwas passiert war, was es eigentlich nicht geben sollte.

Er schnappte sich einige Legenden und Mythologie Bücher und kam gerade wieder in die Küche, als Charles wieder den letzten bissen tätigte.

Erik dachte darüber nach, dass es irgendetwas in seinen Büchern zu finden sein musste. Ein Kater verwandelte sich nicht einfach in einen Menschen und umgekehrt, das war rein geschichtlich und menschlich nicht möglich und doch sitzt hier gerade jemand auf seinen Barhocker und schlang ein Toast nach dem anderen hinunter. Der Größere der Beiden ließ dann einige schwere Bücher auf den Tisch nieder und setzte sich wieder an seinen Platz, wo er abermals einen Schluck aus seinem Kaffe nahm und die weckende Flüssigkeit nur zu gerne in sich aufnahm. Das würde heute eindeutig zu viel für ihn werden. Neugierig hob Charles aber wieder seinen braunen Schopf und schaute zu Erik hinüber. Es wunderte ihn, dass Charles nicht noch weiße Haare hatte, wenn er doch weißes Fell besessen hatte. Erik schmunzelte kurz über seine eigenen Gedanken, denn das war dann doch zu viel.

"Kannst du dir vorstellen warum das passiert ist?", fragte Erik einfach heraus. Er achtete nicht auf Höflichkeitsfloskeln. Dieser Kater, nun Mann, lag mit ihm schon in einem Bett auch wenn es zu einem ganz anderen Grunde heraufbeschworen wurde. Charles schüttelte wieder mit seinem Kopf, legte aber seinen Kopf kurz etwas schräg, als würde er weiterhin über Eriks Worte nachdenken.

"Ich ... erfülle Wünsche.", gab Charles von sich und hob seine Augenbraue. Er erfüllte Wünsche? Erik kam bei diesem Mann einfach nicht aus dem Staunen heraus. Wenn das stimmt, was er gesagt hatte, dann schien bei ihm doch etwas schief gelaufen zu sein oder er hatte einen eigenen Wunsch geäußert. Es war schwierig, sich mit Jemand zu unterhalten, der sich bei seinen Sätzen fast überschlug, da er darüber nachdenken musste wie oder was er sagte. Er war unserer Sprache mächtig, doch war es sehr lange her, als er sie selbst gesprochen hatte. Sonst hatte er ihre Wort nur vernommen und ihnen gelauscht. Still und ruhig wie es Katzen meist taten.

"Ist etwas schief gelaufen mit dem Wunsch?", fragte er neugierig weiter. Er musste sich schon die ganze Zeit zurückhalten, da seine Neugierde auch schon gestern geweckt wurde und nun seine völlige Maße annahm. Nicht jeder konnte so was hier miterleben. Es wurde ihm noch nicht bestätigt, dass Charles wirklich der Kater von gestern war, doch etwas anderes war eigentlich nicht möglich. Daher musste Erik ihm weiter auf den Zahn fühlen und versuchen heraus zu bekommen, was er oder wer er war.

Charles zuckte mit seinen schmalen Schultern auf Eriks frage hin und beugte sich etwas zu ihm, als er die vielen Bücher sah, die nun Erik begann durch zu blättern. Hinweise gab es meistens in Legenden oder anderen Sagen, daher würde er dort mit der suche einfach beginnen und Charles neben bei einfach weiter ausfragen. Charles selbst wusste aber nach Eriks Vermutung auch nicht mehr als er selbst. Vielleicht war es für ihn nur noch ein weit aus größerer Schock mit einem Mal ein Mensch zu sein. Probleme hatte er damit aber nicht. Seine Motorik funktionierte einwandfrei. Charles versuchte krampfhaft nicht in ein anderes Verhaltensmuster hinein zu rutschen, sondern versuchte sich gleich anzupassen. Wie ein Mensch...

Erik erwiderte sein Nicken und flog mit seinen Augen über die geschriebenen Zeilen. Er hatte begonnen sich mit Legenden von Tieren zu beschäftigen und Katzen tauchten immer wieder auf. War es egal ob sie in einem guten oder schlechten Licht standen. Sie tauchten immer wieder auf. Als kleine stille Begleiter und doch waren ihre Rollen immer sehr gewichtig gewesen.

Charles deutete dann auf die Bücher, bis ihn dann Erik erklärte, dass er nach solch einem gleichen Fall suchte. Wie sagte man eben... in Legenden ist auch ein Funken Wahrheit. Daher wälzte er weiter und fand hin und wieder eine die er sich schnell durch laß.
 

Eine sehr alte Legende besagt, dass die Katze nach der Sintflut auf der Arche Noah geboren wurde. Noah sah, dass seine Arche von Ratten übersät war. Er wusste nicht was er tun sollte und ging zum Löwen. Dieser nieste nach kurzer Überlegung eine ganze Katzenschar aus.

Einer anderen Legende nach hatte der Affe in der Arche Noah Langeweile und machte schließlich der Löwin den Hof. Sie bekamen eine Katze und einen Kater.
 

Erik schmunzelte über das geschriebene machte sich aber gleich dran die Nächste durch zu lesen. Er bemerkte jedoch den Blick von Charles sodass er nun laut vor laß. Charles würde das lesen nicht beherrschen. Zumindest ging Erik nicht davon aus.
 

„Eine Geschichte aus Griechenland überliefert, dass der Gott Apollo den Löwen schuf um seine Schwester Diana zu erschrecken. Diana ihrerseits erschuf aus Rache und um sich über den König der Tiere lustig zu machen, den Kater.“

„Seit 2200 v.Chr. gibt es die ersten Hauskatzen. Sie lebten in Ägypten, wo sie zum Kampf gegen Mäuse, Ratten und Schlangen eingesetzt wurden. Die Ägypter verehrten die Katze. Wer eine tötete oder verletzte, wurde zum Tod verurteilt. Kambyses bediente sich im Jahre 525 v.Chr. einer geschickten Kriegslist. Als er den Hafen von Pelusium erstürmen wollte, verteilte er an der vordersten Truppenlinie Katzen. Die Ägypter zogen sich daraufhin zurück, um ja keine Katze zu töten. Die Ägypter sahen die Tiere grundsätzlich als heilig an. Sie glaubten, dass sich die Göttin Isis in eine Katze verwandelt habe, um den Häschern ihres Gatten, des Totengottes Anubis zu entgehen.“
 

Nachdenklich sah er auf die Zeilen nieder. In diesem Falle gab es schon eine Verwandlung, nur das es anders herum war, der Mensch verwandelt sich in die Katze. Es brachte ihn dennoch nicht wirklich weiter. Sie deutete nur eine Verwandlung an.
 

„Um seinen Erzfeind, den Schlangendämon Apep zu besiegen, bekam Re die Fähigkeit sich in eine Katze verwandeln zu können,die ja Schlangen getötet haben bzw. ( anderer Mythos ), durfte sich als Scarabäus ( wie er dargestellt wurde )auf den Kopf einer Katze setzen um mit seiner Power und ihren Fähigkeiten Apep zu zerstören.

Als Dank platzierte Re (bei allen Sagen gleich ) allen Katzen (also den Urkatze=Tabbies) einen Scarabäus auf die Stirn/zwischen die Augen, um ihnen ewig ein kleines Stück "Sonnengott-Power" mitzugeben.

Daher haben Katzen den allsehenden Blick, 7 Leben, die Fähigkeit des Schleichens und "Fliegens" ( auf den Pfoten landend, wie der Scarabäus immer auf den Beinchen landet wenn man ihn fallen lässt )"
 

Wieder eine Andeutung. Erik hatte bereits bei den ersten Zeilen der Bücher in Verdacht gehabt, dass Katzen etwas übersinnliches an sich haben mussten. Es musste dann doch etwas dran sein, dass Katzen einen in ihre Seelen schauen konnten. Charles blieb die ganze Zeit still und nippte an seiner Milch, die bereits kalt sein musste, so langsam wie er diese hinunterschluckte.
 

„Um die Entstehung des chinesischen Tierkreises ranken sich viele berühmte Legenden. Die bekannteste ist wohl die folgende:

Der Jade-Kaiser, der weise Herrscher über Himmel und Erde, hatte während seiner langen Regentschaft nie wirklich Zeit gefunden, die Erde persönlich zu besuchen. Nun war er neugierig, wie die Lebewesen auf der Erde wohl aussähen. Also beauftragte er seinen Berater, die zwölf interessantesten Tiere auszuwählen und in den Himmel zu bringen, damit seine Neugier gestillt würde. Der Berater des Kaisers schickte Einladungen an die Ratte, die Katze, den Ochsen, den Tiger, den Hasen, den Drachen, die Schlange, das Pferd, das Schaf, den Affen, das Huhn und den Hund. Die Katze, das schönste aller Tiere, war zu dieser Zeit mit der Ratte befreundet und bat diese, sie am Tag der Abreise in den Himmel doch aufzuwecken, damit sie ja nicht verschliefe. Die Ratte aber war besorgt darüber, dass der Kaiser sie im Vergleich mit der Katze nur hässlich finden könnte, und weckte die Katze nicht auf. So kam es, dass die Katze das Treffen mit dem Jade-Kaiser versäumte und durch das Schwein ersetzt wurde.

Der Jade-Kaiser war so entzückt über die Tiere, dass er jedem die Herrschaft über ein Jahr zusprach - und zwar in der Reihenfolge ihrer Ankunft. Eigentlich wäre der Ochse der Erste gewesen, doch die kluge Ratte hatte sich, um ihre eigenen Kräfte zu sparen, in seinem Fell verkrochen und von ihm in den Himmel tragen lassen. Erst als sie den Himmel betraten, sprang sie frisch und munter hervor, überholte den Ochsen und kam als Erste an. Und als die Katze erfahren hatte; was geschehen war, wurde sie so böse auf die Ratte, dass sie ihr bis heute nicht verziehen hat. Dies ist der Grund, warum Katzen und Ratten bzw. Mäuse Feinde geworden sind.“
 

Ein leises Murren ging dann von Charles aus, als Erik mit der Geschichte endete, die doch sehr passend schien. Ratten waren doch Hinterlistiger als gedacht. Charles Gesicht hatte sich auch etwas verdunkelt, was seine Abneigung gegenüber Ratten verstärkte. Erik bekam immer mehr eine Bestätigung. Es war einfach nur ein Wunder...
 

„Und Jesus kam in ein Dorf und sah dort eine kleine Katze, die herrenlos war, und sie litt unter Hunger und schrie. Und er nahm sie in Seine Arme und hüllte sie in Sein Gewand und ließ sie an Seiner Brust ruhen. Und als er weiter in das Dorf hineingekommen war, gab Er der Katze Nahrung und Trank. Und sie aß und trank und sie zeigte Ihm Dankbarkeit. Und Er gab sie einer Seiner Jüngerinnen, welche eine Witwe war mit Namen Lorenza, und sie nahm sie in Pflege. Und einige aus dem Volke sprachen: 'Dieser Mann sorgt für alle Tiere. Sind sie seine Brüder und Schwestern, dass er sie so liebt?' Und Er sprach zu ihnen: 'WAHRLICH, DIESE SIND EURE MITBRÜDER AUS DEM GROSSEN HAUSHALTE GOTTES, EURE BRÜDER UND SCHWESTERN, DIE DEN SELBEN ATEM DES LEBENS VOM EWIGEN HABEN.' Und wer immer für die Kleinsten von ihnen sorget und gibt ihnen Speise und Trank, so wie sie es nötig haben, der tut dieses mir, und wer es duldet, dass sie Hunger leiden, und sie nicht schützt, wenn sie misshandelt werden, erleidet dieses Übel, als ob er es mir zugefügt hätte. Denn ebenso wie Ihr in diesem Leben getan habt, so wird es Euch im kommenden Leben getan werden.'
 

Erik schmunzelte. Es gab keine Geschichte, die nicht mit Christi in Verbindung gebracht wurde. Er selbst war kein gläubiger Mensch, doch sollte er vielleicht doch etwas seine Prinzipien überdenken? Er musste nebenbei in Erfahrung bringen, ob es wirklich der Kater von gestern war. Innerlich und von seinem Herzen wusste er es, doch sein Verstand war es der ihn hier zur Vorsicht drängte. Sagte man nicht auch immer, dass Menschen genau vor dem Angst haben was sie sich selbst nicht erklären konnten. Erik hatte hier keine Angst, aber er war vorsichtig und das war sein gutes Recht.

"Du weist das es für mich mehr als nur unlogisch klingt was oder wer du bist?", Erik Stimme war nun wieder etwas dunkler geworden und Charles Kopf zog sich gleich etwas zurück. Er nickte.

"Daher verstehst du auch, dass ich dir nun einige Fragen stellen werde?", sprach er weiter und wieder kam ein Nicken, der nun wieder etwas eingeschüchtert wirkte.

Erik wollte all die Situationen aus ihm heraus kitzeln, die wirklich nur der Kater wissen konnte, als er mit ihm alleine gewesen war. Zum Schluss würde er ihn Fragen, wie er an seine Geldbörse gekommen ist, solch eine Geschichte konnte man sich nicht einfach schnell ausdenken. Eriks Augen weiteten sich aber abermals, als Charles seine Fragen beantwortete. Er fragte ihn wo ihre erste Begegnung war und er ihm mit wenigen Worten Antwortete, dass es im Park war und er ihn noch mit einem Schneeball beworfen hatte. Es kam noch stockend aus seinem schmalen Mund, doch Erik konnte ihn ganz genau verstehen. Er sagte ihm sogar das Erik ihm eine Scheibe Schinken von seinem Sandwich abgegeben hatte. In dieser Zeit befand sich niemand weiteres mehr in seinem Büro in der Universität. Die Frage wieso und warum er Eriks Geldbörse gesucht und gefunden hatte, blieb aber immer noch offen. Erik hatte ihn mit bedacht diese Frage gestellt und wartete sehr ruhig auf eine passende Antwort. Charles ließ sich bei der Frage viel Zeit. Es schien als wolle er seine Worte gut überlegt haben, bis er seine schmalen Lippen öffnete.

"Ich bin hier um einen Wunsch zu erfüllen~", sagte er leise.



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