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Auf leisen Pfoten

von

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Der Morgen danach

A

m Morgen danach erwachte Erik sehr spät. Er hatte noch lange an den Arbeiten seiner Studenten gesessen, was ihn vollkommen die Zeit vergessen ließ. Er erwachte auch nicht in seinem Bett, sondern an seinem Schreibtisch. Die Arme zusammen gefaltete und sein Kopf darauf nieder gebettet. Sein Handywecker war es der ihn geweckt hatte, was auf seinen Unterlagen lag und nun nervig vor sich hin dudelte. Gut das er den Wecke auf Wiederholung eingestellte, sonst hätte er wahrscheinlich verschlafen.

Murrend langte er nach dem störenden Geräusch und drückte aus Reflex die richtige Taste, um es endlich zum Schweigen zu bewegen. Langsam setzte er sich auf, um seine schmerzenden Knochen zu strecken. Sein Rücken fühlte sich an, als hätte man auf diesem einen Stepptanz darauf durchgeführt. Es knackte und zog als er begann sich zu bewegen. Erik verzerrte sein Gesicht kurz zusammen und stand auf. Es gab heute viel in der Universität zu tun. Es waren nicht nur seine Kurse die ihn beschäftigten. Die Geschichte lag ihm sehr am Herzen und es gab noch einiges was man in Erfahrung bringen musste. Interessante Aspekte die viele Forscher und Historiker nicht in Betracht zogen. Nicht weiter nachfragten und sie anhand von zu wenig Fakten fallen ließen. Einige von ihnen gaben einfach auf. Was sollten sie auch schon tun, wenn sie kein Interesse mehr für einige Themen entwickelten. Erik war mit Leib und Seele Historiker und er ging gern auf Reisen um sich selbst von seinen Forschungen und gedachten Entdeckungen zu überzeugen. Es war selten und wenn er es tat konnte er seine Reisen nur auf die Semesterferien legen. Er hatte noch andere Verpflichtungen außer seinem eigenen Interesse.

Erik hatte heute noch viel vor. Er musste sein Büro nach seinem Portemonnaie durchsuchen und wenn er es sich nicht auffinden ließ, beginnen die Telefongespräche. Karten mussten gesperrt - neu beantragt und Termine beauftragt werden. Eine Tortur die er sich gerne ersparen würde, wenn er seine Geldbörse fand. Die Wege zu den vielen Ämtern hatte er schon immer gehasst. Er hatte die Gespräche nach einer Weile einfach satt, die er hin und wieder dort führen musste. Sie waren langwierig und die Fragen wurden immer wieder gestellt. Es beginnt schon damit, dass er von einer Abteilung in die nächste geschickt wurde. Niemand fühlte sich für irgendetwas zuständig und das war nicht nur in diesem Land so.

Müde strich sich Erik über seine Augen und begann sich für den heutigen Tag zu wappnen. Sein Weg führte ihn erst in die Küche, wo er sich einen Kaffee machte und dann in sein Bad. Eine Dusche am morgen gehörte meist zu seinen Ritualen dazu, daher sprang er schnell unter das kühle Nass um wach zu werden und begann sich dann fertig zu machen. Gestern war er mit einigen Arbeiten noch nicht fertig geworden, daher nahm er sich den ganzen Stapel mit, würde er sich doch einigen in seinen Pausen widmen. Zu Hause arbeiten hatte er noch nie gemocht, da eben genau das passierte was heute Nacht geschehen war. Er schlief über seiner Arbeit ein und wachte mit schmerzenden Gliedern wieder auf. Lieber machte er es in der Universität zwischen seinen alten Bücherregalen. Er fühlte sich bei diesem ganzen älteren Krempel wohler und das sah man dann auch meist an seiner Laune.

Er war einer der eher ernsteren Lehrern, natürlich machte er hin und wieder Späßchen und Streiche mit, was ihn wahrscheinlich auch beliebt machte. Seine Kurse waren meist voll, auch wenn sich die Hälfte nicht für den Themeninhalt seiner Stunde interessierten. Er führte seinen Unterricht dennoch mit seiner Disziplin und versuchte das Fach nicht zu trocken zu gestalten. Geschichte konnte nun einmal sehr langweilig werden. Es war ein trockenes Thema, da war es umso schwerer andere Menschen für diese Fächer zu begeistern und zu animieren. Er schaffte es nichtsdestoweniger. Er gestaltete den Unterricht mit Exkursionen in Museen oder versuchte anderweitig den Kurs lebhafter zu gestalten. Dessen ungeachtet war es nicht immer einfach.

Mit schnellen Handgriffen hatte er sich frische Klamotten angezogen, nahm sich seine Tasse, trank einen Schluck daraus und schlang seinen Mantel um seine Schultern. Ein Blick nach draußen hatte ihm gezeigt, dass der Schneesturm nachgelassen hatte. Die Sonne bahnte sich ihren Weg durch die verzogenen Wolken und ließ den Schnee, der sich auf seiner Terrasse befand, glitzern. Der Himmel erstreckte sich seit langem wieder in einem sanften blau, was doch die Laune der Menschen in dieser Stadt wieder aufhellen sollte. Seit Tagen hatte es nur noch geschneit gehabt und kurz vor den Feiertagen war es für die meisten eine Tragödie. Die gewünschten Einkäufe konnten nicht getätigt werden; der Rest an Geschenken fanden nicht zu ihren Besitzern, da auch die Post nicht gut durch die Straßen kamen und sich dadurch sehr verzögerten. Erik hatte das noch nie gestört. Karten der Familie blieben aus. Einige von Freunden oder Bekannten trudelten immer wieder ein, doch gemeinsame Stunden an einem Weihnachtsbaum hatte er schon lange nicht mehr erlebt. Er hatte nie viel auf das Fest gegeben, da es eher Pflichten waren, als Freude- und Familienzusammentreffen. Die Familie wetterte sich eh nur an und auf solche Lappalien hatte er einfach keine Lust. Zu Weihnachten gab es ein kurzes Gespräch mit seinem Vater und das war es dann auch schon. Er konnte sich vielleicht was anderes vorstellen, doch bis heute hatte er noch niemanden getroffen mit dem er sein Leben zusammen verbringen und auch dieses lächerlich Fest feiern wollte.

Er richtete seinen Mantel, nahm gegenwärtig seine Tasche von der Theke und machte sich auf den Weg. Er beachtete noch immer nicht das Päckchen, dass er in der Küche stehen gelassen hatte. Wahrscheinlich waren es nur irgendwelche Unterlagen von seinem Arbeitgeber, daher ließ er es einfach noch liegen und kümmerte sich nicht weiter drum.

Wie üblich nahm er die Treppe. Er wollte selbst in Form bleiben. Er hatte keine Zeit in ein Studio zu gehen, daher nahm er jede Möglichkeit fit zu bleiben. Der Weg in die Universität, war dann doch ein zu langer Weg, denn er eigentlich ungern lief. Im Park joggen zu einer besseren Jahreszeit war eine anderer Hauptgedanke als wenn er ihn im Winter weiter spann.

Unten im Foyer begrüßte ihn wie immer Mister McKee. Er lächelte Erik breit an und nickte ihm zu. Dieser Mann fühlte sich Erik weitaus mehr verbunden als Erik eigentlich lieb war. Mister McKee, Clint, so wie er es sich eigentlich wünschte genannt zu werden, kam ebenfalls aus Eriks Heimat. Was seinen Zusammenhang verständlich machte, dennoch sollte man seine Stellung niemals vergessen. Einige Male wurde er zu aufdringlich was Erik nervte und es ihm auch schon oft gesagt hatte. Er hörte kaum auf ihm, schob es immer wieder mit dem Stress in der Uni zusammen.

Erik nickte ihm daher nur kurz zu und verschwand gleich nach draußen. Er hatte keine Lust sich mit ihm zu unterhalten und daher machte er sich schnell aus dem Staub.

Er hatte Glück, dass er immer einen Notgroschen zu Hause hatte, so konnte er nun mit dem Taxi zur Arbeit fahren. Er hob seine Hand, als eines der gelben Gefährten die Straße entlang kam und stieg sofort ein. Ohne zu zögern sagte er seinen Zielort und das Taxi bewegte sich wieder.

Erik hatte jetzt noch einige Minuten Zeit, die er dafür nutzen wollte darüber nachzudenken wo er seine Geldbörse liegen gelassen hatte. Es war nicht so einfach, da er gestern Vormittag noch in der Mensa gewesen war, um sich etwas zum Mittag zu besorgen. Da hatte er es noch in seiner Hand gehabt. Nachdenklich lehnte er sich zurück und schaute aus dem Fenster. Langsam ging Erik in seinen Gedanken den gestrigen Tag nochmals durch in der Hoffnung eine Lücke zu finden. Einen Hinweis zu ergattern, denn er gestern durch seine Wut durch seine Finger rutschen gelassen hatte. Ihm fiel aber nichts ein, egal wie lange er versuchte an diesen bestimmten Erinnerungen zu gelangen. Er seufzte enttäuschte, denn an das einzige was er sich erinnerte war, dass er seine Brieftasche wieder in seine Tasche gelegt hatte und doch war sie dort nicht mehr. Es ärgerte ihn, dass er so kopflos herum gelaufen war. Hoffentlich befand sich die Geldbörse in seinem Büro.

Er strich sich kurz durch sein Gesicht, nahm sich dann aber einen Bleistift und ein kleines Skizzenbuch heraus. Eine Art die er sich angeeignet hatte um zu entspannen. Der Stift war immer in der Tasche am gleichen Platz; dasselbe galt für sein Buch. Es war ihm wichtig es immer in seiner Nähe zu haben. Er zeichnete viel. Egal was es war. Bilder die ihn faszinierten oder aber auch Gedanken die er festhalten wollte. Es war ihm wichtig das aufzuzeichnen, es dann immer wieder Revue passieren zu lassen.

Schon fast zärtlich, sowie eine Mutter über die Wange ihres Kindes streichen würde, tat er das selbige mit dem Ledereinband seines Buches und schlug es dann auf. Vielleicht kam er ja so auf die gewünschten Gedanken. Die Seite vor ihm war noch leer, doch ohne kurz darüber nach zu denken begann seine Hand sich zu bewegen und er begann zu zeichnen. Er selbst spürte wie sich alles in ihm entspannte. Sogar die indische Musik des Fahrers interessierte ihn nicht mehr. Nein, er summte sogar leise mit und mit schnellen strichen hatte er die Umrisse der weißen Katze gezeichnet. Wo er jetzt darüber nachdachte war es ein sehr schönes Tier gewesen. Seine Augen so blau wie der Ozean und der Himmel zugleich. Seine Laune hatte ihn in dieser Zeit beherrscht und nicht die wahre Schönheit des Wesens erkennen lassen. Er war so zutraulich. Vielleicht hatte er sich auch nur verirrt gehabt und es war gestern sehr kalt gewesen...

Nachdenklich ließ er den Stift sinken und schaute wieder aus dem Fenster. Er sollte nach dem Unterricht nochmals im Park schauen, wenn er sich nicht verguckt hatte trug das Tier ein Halsband. Vielleicht war es auch schon wieder zu Hause, nichtsdestotrotz würde er nochmal nachschauen gehen.

Seine Augen huschten wieder zu seiner Zeichnung, kurz bevor das Taxi in die Zielstraße bog und klappte seufzend sein Skizzenbuch zu. Er sollte sich nicht immer von solchen Kleinigkeiten hinreißen lassen, doch waren es nicht immer die kleinen Dinge im Leben, die einen neugierig machten auf mehr? Er hatte damals die Leute nie verstanden, die solche Äußerungen von sich gaben. Er sagte sich immer, dass sie sich eher etwas großes vornehmen sollten, als nur immer kleine Materien.

Ordentlich packte er seine Habe wieder in seine Tasche und wartete bis das Taxi vor den großen Treppen hielt. Der Fahrer, eben ein indischer junger Mann, der sich mit diesen Fahrten noch Geld verdiente, sagte ihm seinen Preis und Erik bezahlte brav und stieg dann aus.

Die meisten Studenten, die er selbst in seinen Vorlesungen hatte, waren bereits da, denn einige kamen schon auf ihn zu gerannt und versuchten ihn mit Fragen zu löchern. Das war etwas warum er lieber den Hintereingang nahm, als den direkten Weg. Er konnte kaum Luft holen und schon waren seine Studenten bei ihm. Er blieb ruhig und versuchte die ersten Fragen zu beantworten. Die meisten Fragen betrafen seinen Unterricht, wodurch er einige beschwichtigte die Fragen im Unterricht durch zu gehen. Sie mussten nicht hier auf der Treppe beantwortet werden zumal er auch gerne noch den Eingang erreichen wollte.

Seine Aufmerksamkeit fiel dann aber auf etwas kleines weises was sich auf die Mauer am Rand der Treppe gesetzt hatte und immer wieder zu ihm herüber schaute. Irritiert blieb er stehen und versuchte bei den Mädchen vorbei zu schauen, die das Tier schon längst entdeckt hatten. War das etwa...? Erstaunt riss er kurz die Augen auf und lief zu der Stelle hinüber.

"Schau dir diese blauen Augen an Amy.", hörte er bereits die eine sagen. Ihre Lockenpracht verdeckte fasst die ganze Katze, sodass Erik nicht einmal die Chance hatte an ihnen vorbei zu schauen und sich zu vergewissern. Murrend musste er erst um die beiden herum, um die weiße Katze zu erblicken.

"Oh schau ... Er hat etwas bei si-", eher sie ihren Satz noch aussprechen konnte, wurden auch schon die Krallen ausgefahren und gefaucht. Hier wurde anscheinend etwas mit seinem Leben beschützt. Das Mädchen gab ein schmerzvolles Quieken von sich und zog ihre Hand zurück. Erik stand im ersten Moment einfach nur da bis er leise lachte und die Aufmerksamkeit nun ihm galt. Der Kopf des Tieres schnellte zu ihm herum und wenn er sich nicht täuschte konnte er sehen, wie sich etwas in dessen Gesicht aufhellte. Es war jedoch absurd daher tat er es einfach ab und beobachtete es weiter, wie die Katze etwas in ihren Mund nahm und tatsächlich zu ihm trug. Geschickt balancierte das Tier auf der Mauer entlang und blieb dann vor ihm stehen und ließ doch tatsächlich seine Brieftasche in den Schnee, vor seinen Pfoten fallen.

Erik wusste nicht wann er das letzte Mal sprachlos in seinem Leben gewesen war. Das was er gerade hier jedoch erlebte, ermöglichte ihm nicht ein Wort über seine Lippen zu bekommen. Dieses Tier legte ihm doch wirklich seine Brieftasche vor sich hin und sah ihn nun an wie ein braver Hund, der seinem Herrchen das Verlorene zurück gebracht hatte. Es war unglaublich. Langsam senkt er seine Hand zu seiner Portemonnaie und nahm sie in die Hand, wobei die Ohren der Katze zuckten. Erik nahm an, das es eine Katze sein musste, da das Tier sehr zierlich war und dazu noch sehr schmal. Es wurde dieses Mal aber nicht gekratzt oder etwas Vergleichbares getan, was man bei den Mädchen die ebenfalls zu ihnen starrten, behaupten konnte.

Vorsichtig öffnete er seine Brieftasche und prüfte dessen Inhalt auf seine Richtig- und Vollständigkeit. Es war noch alles vorhanden und er merkte selbst, wie ihm eine gewaltige Last von den Schultern genommen wurde. Eine Hand, die alles Schlechte im Moment von seiner Seele nahm. Dieses Problem hatte ihn von gestern an beschäftigt und es musste so viele Nachbereitungen folgen, die ihm jetzt erspart blieben. Woher wusste aber dieses Tier von dem Verschwinden seiner Brieftasche?

"Woher hast du das gewusst?", fragte er dann einfach drauf los und erntete nur ein leises Mauzen. Die Katze begann zu schnurren und kam einige Schritte auf ihn zu. Erik wusste nicht was er machen sollte. Er war natürlich sehr dankbar, denn so wurde ihm eine Menge Zeit und Ärger erspart. Seine Fragen bezüglich dieser Katze waren so breitgefächert, das er nicht mal wusste, wo er beginnen sollte. Dazu kam noch, dass er nicht einmal wusste, wenn er überhaupt ansprechen sollte. Diese großen blauen Augen scheinen voller Wissen und Sanftheit, das sie ihn wie in eine Trance versetzte, als er lange in sie hinein schaute. Dieses eisblau, was einem Kristall gleich kam.

Nun ohne zu zögern, nahm er die Katze einfach auf seinen Arm und sagte dem Mädchen, das sie lieber zur Ärztin gehen sollte, um den Kratzer untersuchen zu lassen. Auch die kleinsten Kratzer konnten gefährlich werden und eine schlimme Krankheit hervorrufen. Die Katze schien es nicht zu stören, dass Erik sie auf den Arm genommen hatte und mit sich trug. Nein. Sie schmiegte sich sogar noch an ihm und schurrte lauter als zuvor. Ohne ein weiteres Wort lief Erik dann ins Gebäude, mit der festen Überzeugung dem ganzen auf den Grund zu gehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nara-san
2014-08-09T03:48:26+00:00 09.08.2014 05:48
Aw, wie süß! ^^
Aber ich bin ja schon interessiert wo er die Brieftasche gefunden hat...
Bin gespannt ob sich das noch aufklärt x3
Und keine Fehler (soweit ich gesehen hab, aber ich lese auch sehr schnell...).
Antwort von:  Yulice
10.08.2014 20:23
awwww danke danke >////< ja eben weil ich keinen Beta habe übersieht man hin und wieder was >///<
aber ich freu mich, geht auch bald weiter *_*


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