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Auf leisen Pfoten

von

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Erste Begegnung

Es war kalt auf den New Yorker Straßen. Erst recht um diese Jahreszeit und um diese Uhrzeit. Die Zeit, die er schon auf den verdreckten Straßen verbracht hatte, konnte er in seinen Gedanken nicht mehr vollständig zählen. Es waren lange und ausgiebige Stunden gewesen. Für seinen Geschmack waren sie viel zu anstrengend.

Er selbst war ein Streuner, so nannten ihn zumindest immer die Menschen. Nach seinem Geschmack, zog er gerne des Nachts um die Häuser. Leider war er niemand den man einfach in sein warmes Haus einlud und ihm das beste Essen vor die Nase stellte, dass er sich wünschte. Zählte man alte Damen mal nicht dazu. Diese älteren Frauen waren fast immer angetan von süßen hübschen Katzen oder in seinem Falle - Kater. Familien zum Beispiel hatten ihn noch nie in ihre Heime aufgenommen. Tiere konnten Krankheiten übertragen. War eher einer der seltenen Fälle das das Mal geschah und wenn sie ihn doch aufnahmen, liebte er es diesen Menschen aus vollem Herzen zu beschenken. Drückte so seine Dankbarkeit gegenüber ihnen aus.

In diesem Jahr war es nicht anderes wie in den Letzteren. Ältere Damen gaben ihm Milch oder ein bisschen Thunfisch. Wie dieser Mythos entstand, dass Katzen auf Fisch abfuhren konnte er sich nach all der ganzen Zeit nicht erklären. Von seiner Seite aus verabscheute er das stinkende Tier. Er hatte eine Vorliebe für Hühnchen und andere Sorten von Fleisch, wenn er mal an solche exotischen Nahrungsmittel herankam. Das war auch eher eine Seltenheit. Einem geschenkten Gaul schaute man aber bekanntlich nicht ins Maul, daher nahm er auch alles andere an, was er finden konnte.

In diesem Winter, es war kurz vor Heiligabend, hatte er immer noch keine Bleibe gefunden. Es war schwierig, da sich kaum Menschen aus ihren Häusern wagten. So wie auch heute nicht. Der Winter hatte heftig zugeschlagen und die Kälte kreuchte schnell in den dicken Mänteln der Zweibeinern hinein. Verzwickte Situation für ihn. Er war nicht erpicht darauf weiterhin im freien zu schlafen. Er war ein Kater, da würde man doch meinen das er in der Lage war, sich ein gemütliches Plätze zu suchen.

Vereinzelte Geschäftsmänner waren in der Nähe vom Central Park unterwegs. Keiner von ihnen verschwendete einen Gedanken an ihm. Diese Leute machten noch einen großen Bogen, um katzenhafte Gestalten. Der kleine Kater verstand es nicht. Wie denn auch? Fragen stand für ihn hier nicht gerade als eine Option herum.

Dieses Jahr blieben auch die alten Damen von den Straßen fern. Zu sehr hatten sich kleine Eisschollen auf den Gehwegen gebildet, um diese Damen in Gefahr zu bringen. Das Gesundheitszentrum warnte vor heiklen Gefährdungen für ältere Mitbürger. Es war sogar einmal berechtigt.

Rücksichtslos prasselte Mister Erbarmungslos auf New York nieder. Mister Winter hatte schon eine urwitzige Eigenschaft um seine Zuneigung zu zeigen. Kinder hatten natürlich ihren Spaß. Spielten und rutschen umher, veranstalteten im Park kleine Schneeballschlachten und amüsierten sich prächtig. Wie er diese kleinen Menschenkinder verabscheute. In solchen Momenten war es ratsam für ihn in Deckung zu gehen. Kleine Jungen liebten es Tiere abzuwerfen oder ihnen auf ganz andere Weise Schmerzen zu erteilen. Kinder sagten nicht nur zu gern die Wahrheit, sondern waren auch sehr grausam. Daher war es ratsam einen Bogen um sie herum zu machen. Die Ausnahmen waren Mädchen. Sie übertünchten ihre Grausamkeit mit zu viel Hingabe für ein Tier. Die Erfahrung fast zu Tode geknuddelt zu werden, ist eine die er ebenfalls aus dem Weg gehen möchte. Natürlich war es nicht immer so. Einige der Kleinen konnten ganz nett sein. Vorsicht war trotzdem geboten!

Die Kinder verschwanden allmählich aus dem Park und die Sonne entrückte hinter den riesigen Gebäuden, der New Yorker Skyline. Für ihn eine Welt, die unerreichbar war. Viel zu hoch für ihn und unvorstellbar. Wie der Anblick von dort oben wohl sein musste?

Er saß auf einem der breiten Geländer der beigenBrücke im Central Park. Hier hatte er einen guten Überblick, um die Menschen um ihn herum genauer zu betrachten.

Die Brücke war benetzt vom Schnee und nur seine kleinen Pfotenabdrücke waren darauf zu erkennen. Verrieten ihn das er hier war und hinauf zu den unnahbaren Gebäuden schaute. Er liebte die Brücke an der Stelle besonders, da man von hier aus, die bunten Lichter erkennen konnte, die von einigen der Häuser ausgingen. Die Schönheit dieses Überganges war unverkennbar. Die Brücke bestand aus verschnörkelten Eisen, die sich um das Geländer wandten und einen Weg verzierten von unvorstellbarer Kunst. Diese Zweibeiner brachten den kleinen Kater geflissentlich zum Staunen.

Wie jede bevorstehende Nacht saß er dort und schaute in den Park. Die meisten Leute nahmen diesen Weg über das eiserne Gestell, um wieder in die Stadt zu gelangen. Versuchten der Hektik zu entfliehen und doch traten sie wieder in das Chaos ein ... Ein Verhalten, dass er an den Menschen nicht verstand. Viele von ihnen arbeiteten, bis sie fast umfielen und einige schwammen im Geld, sodass sie nur für wenige Stunden ihre Aufgaben verrichten mussten. Gerechtigkeit verschwamm mit der Realität.

Die kleine Elli, aus Chinatown, die den ganzen Tag auf dem Markt stand, um ihr Abendstudium zu finanzieren oder Luca, der im Restaurant seines Vaters in Little Italy arbeitete. Sie schufteten hart für ihre Träume. Im krassen Gegensatz waren da aber noch einige andere Leute, die in der Upper East und West Side lebten. Menschen, die nicht oft an anderen dachten und sich im Geld suhlten. Er dachte nicht über alle Personen so, doch diese gaben ihm kaum etwas zu Essen oder beachteten ihn nicht einmal. Es war ein Wunder, wenn sich einer bemühte. Wer sollte ihn als Streuner schon aufnehmen außer die älteren Katzendamen?

Er sollte bei Miss Baker vorbei schauen, eine ältere Dame, die in East Villiage lebte und erfahrungsgemäß ein Herz für Katzen hatte. Sie nahm größtenteils die kranken und heruntergekommenen von ihnen auf. Er schenkte ihr jedes Jahr dafür eine Kleinigkeit. Alles erfolgte heimlich, doch jedes Jahr freute sie sich mehr darüber. Die alte Dame hatte keine Verwandten und so stürzte sie sich auf die Katzen. Pflegte und umsorgte sie. Sie erinnerte ihn immer an die Katzenlady aus Catwomen oder an diese verrückte Katzenfrau aus den Simsons. Komische Serien, die sich die Menschen aus unterhaltungszwecken anschauten.

Niemand der ihn aufnahm wusste, dass er nicht nur ein normaler Kater war. Sein wahrer Name war Charles Francis Xavier und er erschien nur um die Weihnachtszeit im Central Park. Warum? Das konnte er sich nicht einmal selbst beantworten. All die Jahre hatte er sich darüber seinen Kopf zerbrochen. Jetzt nach all der Zeit wurde es ihn gleichgültig. Bis er auf ihn traf...

Sein eigenes Fell war Schneeweiß, was ihn mit der Landschaft, in der er sich gerade befand, eins werden ließ. Seine kristall blauen Augen stachen im Treiben des Schnees heraus. Das einzige was ihn verraten konnte. Genauso seine Tapsen, die er wieder auf dem Geländer hinterließ, als er zur anderen Seite schritt. Ein kleines silbernes Glöckchen baumelte um seinen Hals, wo in feinen Linien geschrieben wurde, dass man sich um ihn kümmern solle. Leider verstand niemand diese Sprache, da es auf Henochisch geschrieben wurde. Eine alte magische Sprache, die in London zum ersten Mal aufgetaucht war. Hier war sie eher selten verbreitet und fast niemand kannte sie.

Das silberne Glöckchen gab immer wieder leise Geräusche von sich, wenn er sich kratze oder sich schnell von einem zum anderen Ort bewegte. Jetzt blieb er still sitzen und säuberte kurz sein Fell, damit er sich gut präsentieren konnte. Doch in diesem Winter, zu diesem Weihnachten sollte es zum ersten Mal anders kommen für Charles. Es war die erste Begegnung mit einem Mann ... Nicht das er nie Männer begegnet war. Doch dieser war ein Mann, der etwas Trauriges in seinen Augen hatte, etwas was zum ersten Mal den kleinen Kater fesselte.

Als er ihn erblickte, hatte er seine Ohren gespitzt und sah auf den Schnee bedeckten Wegs hinüber. Der Mann hatte es anscheinend etwas eilig, denn er sah kaum nach rechts und links. Kam der Brücke schnell entgegen. Charles fixierte ihn genau. Er begann sogar leise zu schnurren, denn er war neugierig auf das, was nun folgen sollte. Er erkannte, dass es ein Geschäftsmann war. Er trug einen langen grauen Mantel. Sein Rollkragenpullover verdeckte seinen kompletten schlanken Hals. Das Einzige was eine andere Farbe aufwies, als er selbst, waren seine Haare, Hose und Aktentasche. Diese waren in einem helleren braunen Ton gehalten. Nur waren es eben seine Augen, die Charles zu ihm zogen. Die schnellen Schritte des Fremden verrieten ihm, dass er etwas unternehmen musste, um bemerkt zu werden. Er wollte bemerkt werden ... Wollte diesen Blick erkunden und erfahren, was mit diesem Mann war. Was ihn so anders machte?

Ohne Vorwarnung sprang Charles dem Mann vor die Beine, sodass dieser ihn im letzten Moment erblickte, über Charles hinweg trat, doch dann mit dem rechten Fuß im Schnee ausrutschte. Für Charles war es doch ein Klacks einen Menschen in seinem Werdegang zu stoppen. Der weiße Kater duckte sich schnell zu einem kleinen Knäul zusammen und legte die Ohren etwas nach hinten, als es neben ihm laut rumste und er wusste, dass der Mann den Boden auch erreicht hatte. Innerlich schrie Charles einen Jubelschrei aus, äußerlich kam nur ein leises Mauzen aus seinem Munde.

Der Mann hingegen begann lautstark zu fluchen, was Charles nur noch kleiner machte. Es war wirklich erstaunlich, wie viele Schimpfwörter ein Mensch im Laufe seiner wenigen Lebensjahre kennenlernte. Erstaunt schaute er ihn mit seinen blauen großen Augen an und hob sachte seinen Kopf. Der Mann hatte ihn noch gar nicht bemerkt, sondern versuchte sich stattdessen aus dem Schnee zu retten. Das weiße Pulver klebte bereits an seinem Mantel und ließ sich nur mit einer gewissen Hartnäckigkeit entfernen. Das Exemplar vor ihm war hartnäckig. Hätte man Charles Katzengesicht nun genauer betrachtet, hätte man erkannt, dass er grinste. Dieser Mann stellte sich einfach zu herrlich an...

Sachte blinzelte er und sah zum Himmel hinauf. Wirbelnd bahnte sich der Schnee wieder einen Weg auf die Erde. Er hatte es nicht mit bekommen, zu sehr war er mit dem Mann vor sich abgelenkt gewesen. Es war üblich um die Zeit, dass die weißen Flocken den Weg vom Himmel auf dem Boden fanden. Für Einige war es ein Segen für Andere die reinste Hölle. Charles selbst konnte stundenlang an einem Ort sitzen und dem weisen Etwas beim Treiben zu sehen. Es war ein Schauspiel, was immer wieder etwas Neues zu bieten hatte, nur diesmal war seine Aufmerksamkeit auf dem Mann vor ihm gerichtet.

Charles setzte sich nun ganz auf und tapste einfach zu ihm herüber, sprang in seinen Schoß eher er sich aufrappeln konnte und schaute ihn unverwandt an. Mit einem Mal erstarrte der Mann, schändliche Worte die er aus seinem Mund gezauberte verstummten und starrte im ersten Moment einfach nur zurück. Charles selbst hatte das Gefühl, das die Zeit kurz stehen geblieben war und man nur noch den Schnee rieseln hören könnte. Es war wie in diesen billigen Liebesfilmen, wo alles sich aufhörte zu drehen. Charles glaubte nie an solch einen Kitsch, doch in diesem Augenblick… war solch ein verdammter Kitsch!

Was darauf aber folgte, damit rechnete nicht einmal er. Das Gesicht des Mannes verzog sich leicht und knurrte ihm entgegen. Erstaunt spitze Charles die Ohren. Er klang beinahe schon wie ein Hund.

"Wegen dir bin ich also gestürzt?", meinte der Mann düster und beugte sich leicht zu ihm herunter, wobei Charles sich automatisch etwas kleiner machte. Wieder nur ein leises Mauzen. Trotzdem – sein Ziel war erreicht! Er hatte die Aufmerksamkeit.

Der Mann packte ihn an seinem Nacken und setzte ihn neben sich auf dem Boden, um sich nun wieder aufzurappeln.

"Du hattest deinen Spaß also verschwinde", fluchte er weiter und klopfte sich den Schnee weiter von seinem Mantel. Charles jedoch schaute ihn weiter an und setzte sich einfach hin. Die verwunderten Blicke des Mannes ignorierte er gekonnt. Charles war daran gewöhnt und so konnte er ihn weiterhin so wütend mustern wie er wollte. Es war Charles schlicht weg egal. Er wollte mit ihm gehen und das konnte ihm auch niemand ausreden.

Murrend nahm er sich der Braunhaarige seine Aktentasche und drehte sich nur kopfschüttelnd herum, um seinen Weg fort zusetzten. Charles hörte noch die leisen Worte, dass Tiere schon verwunderlich waren, die er eher zu sich selbst sprach, und tapste ihm einfach hinter her. Der junge Kater konnte diesen Mann nicht einschätzen, doch er erschien sehr mürrisch zu sein, was wohl an seinem langen Arbeitstag zu legen schien. Es begannen schließlich schon die Parklaternen an zu leuchten und tauchte diesen in etwas düsteren und geheimnisvollen Atmosphäre. Charles selbst liebte den Park zu allen Tageszeiten, doch wenn es Nacht wurde und es schneite, liebte er es nur noch mehr. Der Blick auf die Laternen, die den Schnee bestrahlten, ließen ihn kurz schnurren, dann sprang er immer wieder in die Fußstapfen des Mannes um ihn zu verfolgen. Es war einfacher und angenehmer. Charles durfte nicht so einen großen Abstand halten, da sonst seine Fußabdrücke wieder zugeschneit wurden. Daher folgte er ihm, bis der Mann sich herumdrehte und ihn missmutig anschaute. Oh … oh…

"Ich sagte du sollst verschwinden!", fluchte er als sie die Brücke überquert hatten. Charles blieb stehen, und machte ein leichten Buckel, blieb aber genau an der Stelle stehen und schaute ihn an. Verschwand nicht ... Sah ihn nur an.

"Blödes Vieh~", knurrte er noch mal und lief dann weiter. Er war definitiv ein sehr mürrischer Mann, dachte sich Charles und schmunzelte innerlich. Es machte ihn nur noch neugieriger. Interessiert schaute er ihm ein kleines Stück nach und schlich dann schnell hinter ihm her. Immer darauf achtend ihn nicht zu verlieren. Das lief auch bis Ende des Parks ganz gut, bis Charles erschrocken aufschrie, als ein Schneeball in seine Richtung geworfen wurde. Er fauchte laut und schaute sich sofort nach Kindern um. Es gab aber keine Kinder, nur der Mann stand dort und grinste kurz, als er schon einen zweiten Schneeball in der Hand hielt. Er hatte nicht wirklich einen Schneeball nach ihm geworfen?!

Charles legte die Ohren abermals nach hinten und gab sich für das Erste geschlagen. Diese Bälle waren ziemlich hart, wenn er getroffen wurde und der Mann hatte einen ziemlichen Rums drauf. Natürlich wusste er, dass er weiter hinter ihm her schleichen würde, aber nur so, damit er es auch nicht mit bekam. Katzen waren nicht umsonst berühmt dafür sich anzuschleichen und zu versuchen, dass sie niemand mit bekam. Das mit den 9 Leben war eine ganz andere Geschichte.

Durch sein Fell war er gut getarnt ... Der Mann wog sich diesmal in Sicherheit und schaute prüfend zu dem Busch, in dem er verschwunden war. Charles selbst schaute aus diesem und beobachtete ihn weiterhin. Mit einem dumpfen Aufprall ließ er den Schneeball wieder fallen und lief zur Straße.

Sie kamen in Richtung Upper East Side aus dem Park, was ihm zeigte, dass er Geld besitzen musste. Er kam ja schon auf den Gedanken, als er die Kleider des Mannes sah, doch das er in diesem Viertel lebte hatte er sich nicht vorgestellt.

Der kleine Kater sprang erst aus dem Busch, als er sah, dass der Mann an einer Ampel hielt, und versteckte sich wieder hinter dem nächsten Versteck. Er wollte nicht das der Mann ihn nochmals sah. Er war schließlich nicht besonders freundlich gewesen. Sein nächstes Ziel war, dass er ihn bei sich auf nahm und das würde er auch erreichen!

Schnell lief er zur Straße, als die Menschen über diese gingen, als das kleine Männchen an der Ampel auf Grün schaltete. Das Gute daran, dass Charles nicht eine gewöhnliche Katze war, war das er alle Farben sehen konnte. Nicht wie die Normalen seiner Rasse, die alles Grüne und Blaue wahrnehmen können und das rote nicht.

Seine Pfoten führten ihn schnell zwischen den Beinen der Menschen entlang auf die andere Straßenseite und folgte ihm weiter. Dieser wandte sich nach rechts und lief der 5th Ave entlang. Hier brauchte er nun nicht mehr leise zu sein, noch vorsichtig – ja, aber nicht mehr leise. Die Geräusche der Stadt verschluckten jede andere Geräusch Kulisse. Charles Vorsicht war begründet. Der Mann schaute sich hin und wieder mal um. Spähte über seine breiten Schultern nach hinten. Der Kater wusste nicht, ob er nach ihm suchte, doch so wie sein Blick immer nur auf dem Boden viel, wusste er zumindest das er nach ihm aus schau hielt.

Mit großem Abstand lief Charles hinter ihm her. Hin und wieder sprang er hinter einen Hydranten oder einer Laterne, um den Blicken auszuweichen, die ihm zugeworfen wurde. Leider fiel hier in den Straßen eine weise Katze schneller auf als im Park, wo der Schnee nicht beiseitegeschoben wurde. In der Stadt war es auch viel wärmer, so dass sich eher Matsch und Pfützen bildeten, als das der märchenhafte Schnee liegen blieb.

Manchmal hielt er kurz an um seine Nase in die Luft zu strecken. Er roch den Mann, denn als er auf seinen Schoß gesprungen war hatte er seinen einmaligen Geruch aufgenommen. Wer sagte schon, dass Katzen nicht auch Dinge aufspüren können, sie waren nicht umsonst intelligenter als Hunde. In mancherlei Dingen, nicht in allen! Sie ließen sich nicht trainieren, so wie es die Menschen gerne haben wollten. Sture wilde kleine Biester und kamen nur zu sehr nach ihren größeren Artgenossen. Natürlich genossen sie es auch bei den Menschen zu leben. Sie bekamen gratis Streicheleinheiten, zeigten den Menschen wann sie es nicht mehr wollten und bekamen dazu noch jeden Tag gutes Essen vorgesetzt. Die Katzen die auch dazu noch in die Freiheit gelangten, kamen immer wieder nur dann zurück, wenn es Essen gab oder es zu nass war. Dieser Mythos stimmte dann doch. Sie hassten Wasser.

Charles dagegen strich nun schon die ganze Zeit auf dem nassen Boden umher und erhoffte sich endlich eine warme Stube und jemand der ihm sein nassen Fell trocken rubbelte.

Leise mauzend lauschte er der Musik, die aus den Läden heraus drang, als er auf dem Gehweg lief und seinen Blick immer auf den Rücken des Mannes geheftet hatte. Es waren Weihnachtslieder und jedes Mal spielte ein Anderes. Einige Male blieb er stehen, da es irgendwo her lecker roch, doch um den Mann nicht zu verlieren tapste er schnell weiter... Schade ... Ihn lenkte der Geruch von frisch gebratenem Speck dann doch etwas ab... Er roch aber auch so verdammt gut und sein Hunger machte sich schmerzlich bemerkbar.

Der weiße Kater schüttelte schnell seinen Kopf, um den leckeren Geruch los zu werden und sprang gerade rechtzeitig hinter eine Laterne, als sich der Mann ebenfalls umdrehte und stehen blieb. Ein Blick auf das Straßenschild sagte ihm das sie sich jetzt an der E 69th Straße befanden. Der Mann hob nur kurz eine Augenbraue und verschwand dann nach links in die genannte Straße. Er war anscheinend wirklich ein sehr reicher Mann, wenn er sich hier eine Wohnung leisten konnte. Hier spielte Geld keine Rolle. Erst recht nicht wenn man ganz oben hauste.

Staunend lief er ihm dann nach. Hier jedoch musste er um einiges Mehr aufpassen, das er ihn nicht erblickte. Es blieben die vielen Menschen aus, die sich auf den viel befahrenden Straßen befanden. Verständlich. Die Geschäfte in dieser Straße wurden etwas nobler, doch unterschieden sie sich nicht von der Madison Ave. Nun suchte er nur noch mehr Schutz um nicht entdeckt zu werden. Dieser Mann hatte wirklich ein gutes Gespür dafür, wenn er dachte verfolgt zu werden und der kleine Kater konnte sich denken, dass er wusste dass Charles ihn verfolgte. Er hatte sich schließlich sehr anhänglich gezeigt, was die meisten eigentlich am meisten dazu bewegte, ihn mit zu nehmen. Dieser Mann war ein ganz anderes Exemplar dieser Rasse. Nicht nur ihm warf er diesen kalten Blick zu. Seine Mitmenschen mussten auch darunter leiden, doch glaubte Charles nicht daran das er solch ein missmutiger Mensch war. Seine Lachfalten an seinen Augen verrieten ihn. Vielleicht hatte er einfach nur einen schlechten Tag gehabt?

Abermals blieb Charles stehen, als sich der Mann zu einem Café wenden wollte, jedoch lief er nicht hinein schüttelte nur kurz fluchend seinen Kopf und lief dann weiter. Was hatte das nun zu bedeuten? Verwirrt legte Charles seinen Kopf schräg, was zur Folge hatte, das sein Glöckchen an seinem Hals ein leises Geräusch von sich gab. Es klang für Charles so laut wie ein tosender Motor einer Baumaschine. Schnell zog er seinen Kopf zurück, folgte dann aber wieder bis der Mann wieder stehen blieb und die Straße wechselte. Schnell sprang Charles hinter her und war nur umso glücklicher das in diesem Moment keines dieser riesen Blechschüssen angerast kam. Diese nahmen zu gerne einige Katzen mit sich in den Tot ...

Charles blieb abermals stehen, als der Mann in das Gebäude direkt auf der Ecke zu steuerte und dann hinter einer Schiebetür verschwand. Eine wundervolle Erfindung der Menschen, da einige Sensoren, so wie sie sie nannten auch sehr fein eingestellt waren, daher sprang er vor die Tür und diese machte ihm auch im nächsten Moment schon auf. In der Lobby gab es jemanden der anscheinend aufpasste wer rein und wer raus kam. Der jüngere Mann schaute auf, als die Tür aufging, zuckte dann aber die Schultern, als er niemanden erblickte und wandte sich dann wieder dem Mann zu.

"Für sie ist heute ein Päckchen angekommen Mister Lehnsherr.", sagte er freundlich und strich sich seine etwas längeren schwarzen Haare aus seinem Gesicht. Der Portier war noch sehr jung und schien tatsächlich etwas nervös, bis dann ein Zweiter dazu trat. Dieser Mann war schon älter und lächelte Herrn Lehnsherr freundlich entgegen.

"Sie sind heute spät dran.", meinte er auch gleich schmunzelnd, wobei sein gegenüber wieder nur ein Murren von sich gab.

"Ich habe mein Portemonnaie verloren und musste den ganzen Weg zu Fuß gehen.", brummte Erik dann. Daher war er so mies gelaunt gewesen. Charles grinste innerlich. Wahrscheinlich nahm er immer ein Taxi oder benutzte die öffentlichen Verkehrsmittel.

"Ich dachte schon einer der Schüler hätte sie mal wieder geärgert.", grinste der Ältere und schaute zu wie der jüngere das Paket auf dem Tresen abstellte und Mister Lehnsherr unterschreiben ließ.

"Nein Sie wissen doch, diese können mir schon lange nicht mehr auf der Nase herum tanzen.", sprach er kurz und lächelte flüchtig, nahm das Paket und verschwand in Richtung eines Fahrstuhls. Er winkte nur kurz ab und schon war er weg, als das große Metallding kam.

Gerade als Charles zu einem Sprung zur Treppe ansetzten wollte, hörte er eine Stimme die direkt in seine Richtung kam. Der Mann hatte ihn entdeckt...

"Was sucht denn eine Straßenkatze hier drin!", sagte er dann und schaute zu dem jungen Mann, der nur entschuldigend mit den Schultern zuckte.

"Sie wissen doch genau, dass diese Leute hier keine Katzen mögen, also wieso haben sie sie rein gelassen?"

"Ich habe sie nicht herein gelassen!", entgegnete der Schwarzhaarige empört und schnellte auf. Charles selbst machte große Augen und wollte trotzdem zur Treppe gelangen. Er wollte nach oben zu dem Mann! Es gelang ihm auch fast indem er dem Mann einige Male geschickt ausgewichen war und sich aus seinem Griff wandte, bis ihn aber der Ältere am Nacken gepackt hatte. Charles fauchte leise und versuchte von ihm los zu kommen, doch der Mann mit den kurzen blonden Haaren und den bösen schwarzen Augen hielt ihn eisern fest. Im nächsten Moment befand sich Charles auch wieder auf der Straße... Fauchend drehte er sich noch zu den Männern herum. Für ihn waren alle Menschen böse, die ihn davon abhielten sein Ziel zu erreichen, doch er sah es ein das er heute nicht mehr weiter kommen würde. Dieser junge Mann würde nun genauestens darauf achten, dass keiner weiten Katze mehr herein kam... Charles gab ein letztes Fauchen von sich und entschied sich dann etwas anderes zu versuchen. Er wusste nun seinen Namen und kannte seinen Geruch. Vielleicht konnte er ihn ja damit bezirzen wenn er ihm seine Geldbörse wieder brachte. Aber erst einmal musste er sie finden, dafür hatte er ja zum Glück die ganze Nacht... Mit einem leisen Schillen verschwand Charles dann in den dunklen Seiten der Straßen.



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