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I want you by my side

von

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Es war gar nicht so einfach gewesen von der Insel zu fliehen. Zwar hatten die meisten Wachen und Soldaten alle Hände voll damit zu tun, überlebende zu suchen und zu retten. Aber sie hatten auch einige Trupps zusammengestellt, die Erik, Hank und Charles verfolgten. Das erste Boot, welches ihnen zu nahe kam, hatte Erik mit einem Wink versänkt. Die Menschen darauf hatte er mit Hilfe der Reling an das Boot gekettet, sodass sie alle ertranken. Aber Hank, der mittlerweile wieder in der Welt der Lebenden weilte, hatte ihn davon abgehalten die anderen Boote zu versänken. Die acht armen Kerle, die ihnen immer noch auf den Fersen waren, hatten trotzdem nicht mehr Glück.

Beim Strand angekommen hatte Hank mit Charles auf einer Bank an der Straße gewartet und Erik hatte ihnen ein Auto besorgt. Sie konnten schließlich nicht zu ihrem Jet laufen. Erik fuhr, während Hank darauf achtete, dass Charles auf dem Rücksitz liegen blieb. Es dauerte ungefähr zehn Minuten, bis sie ein schwarzes Auto verfolgte und Erik konnte machen, was er wollte, es ließ sich nicht abschütteln. Schließlich endete es so, dass Erik eine Vollbremsung hinlegte, Hank drohte ihn lebendig zu begraben, wenn er es wagte Charles alleine zu lassen und ausstieg.

Ein weiteres Mal fand er sich zwei schwarzgekleideten Agents gegenüber und versuchte erst gar nicht sein Lachen zu unterdrücken, als er bemerkte dass sie dieselben Fehler machten wie die letzten. In weniger als fünf Minuten lagen beide tot am Boden, einer mit einer Kugel im Kopf, der andere mit gebrochenem Genick und Erik fuhr schon wieder weiter.

Zum Glück schien das FBI ihnen keine Jets auf den als zu hetzen, denn sobald sie in der Luft waren, hatten sie Ruhe. Erik hatte Charles in einen der Sitze geschnallt und diesen in eine halbwegs liegende Position gebracht. Er und Hank redeten nicht. Der eine konzentrierte sich auf das Fliegen, der andere versuchte sich zu beruhigen. Erik war so wütend wie schon lange nicht mehr. Am liebsten hätte er sofort die anderen beiden Forschungseinrichtungen gesucht und sie dem Erdboden gleich gemacht. Aber Charles ging vor und so flogen sie zurück zur Schule, um ihn dort zu versorgen.
 

„Wie geht es ihm?“

„Er schläft.“

Erik seufzte. Es war jetzt schon fast vier Tage her, dass er und Hank Charles aus dem Labor geholt hatten und er schlief immer noch. Hank meinte das sein normal, sein Körper müsse sich erholen. Erik wollte ihm das auch gerne glauben und hätte es auch getan, wenn Charles nicht fast vierzig Grad Fieber gehabt hätte. Mit jede Stunde, in der Charles nicht wach wurde, wurde er nervöser. Es ging sogar soweit, dass er anfing Zimmer der Villa zu renovieren, nur um sich abzulenken. Abends saß er an Charles Bett und beobachtete ihn. Er wartete nur darauf, dass er die Augen aufschlug und eine Predigt hielt, weil er das Labor in die Luft gejagt hatte.

Hank hatte ihm sein altes Zimmer gegeben und wenn Erik nicht bei Charles war, oder in einem anderen Zimmer arbeitete, saß er vor seinem Computer und recherchierte. Er wollte die beiden anderen Forschungseinrichtungen ausfindig machen und sie ebenso in die Luft jagen. Er konnte es nicht zulassen, dass Mutanten so behandelt wurden.

Am Abend des vierten Tages, saß Erik wieder an Charles Bett und strich ihm gerade eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als Hank herein kam.

„Du solltest schlafen gehen. Er wird nicht schneller wach, nur weil du neben ihm sitzt“, meinte er und sah Erik an.

„Ich geh gleich ins Bett. Lass mich nur noch einen Moment hier sitzen, okay?“

Hank zog verwundert eine Augenbraue hoch. Seit sie wieder bei der Villa angekommen und Charles in sein Bett gelegt hatten, hatte Erik sich verändert. Er war nicht mehr so bissig, eher nachdenklich und fragte bei Dingen um Erlaubnis, die eigentlich selbstverständlich waren. Er schien sich wirklich Sorgen zu machen.

„Von mir aus, kannst du gerne hier bleiben. Ich dachte nur, du willst dich mal etwas ausruhen.“

Hank gab ihm zwar immer noch die Schuld daran, dass das Ganze überhaupt hatte passieren können, aber Erik machte es ihm schwer. Besonders wenn er so an Charles Bett saß, mit diesem hoffnungsvollen Blick und später mit einem enttäuschten, wenn er wider nicht erwacht war. Hank beschloss Erik und Charles wieder alleine zu lassen und schloss die Tür leise hinter sich.

Entgegen seiner Behauptung ging Erik nicht ins Bett. Er blieb bei Charles sitzen und nahm dessen Hand in seine. Dann musterte er das Gesicht des Kleineren. Es spiegelte sich immer noch Schmerz in dessen Zügen und die Wunden, welche die Messplättchen hinterlassen hatten, heilten nur langsam. Erik streckte die Hand aus und schlug die Bettdecke zurück. Vorsichtig knöpfte er Charles Nachthemd auf und besah sich die Nähte der Wunden. Er verstand nicht viel von medizinischen Dingen, aber er wusste, wann er Fäden ziehen konnte und diese konnte er entfernen. Eine kleine Schere kam von Charles Schreibtisch in seine Hand geflogen und er machte sich daran die Knoten der Fäden abzuschneiden und sie zu ziehen. Dann knöpfte er Charles Hemd wieder zu und breitete die Decke über ihm aus. Er griff nach einer Schüssel Wasser, die auf dem Nachttisch stand, und nahm einen Lappen heraus, den er Charles auf die Stirn legte. Das Fieber wollte sich einfach nicht sänken lassen und sie konnten ihm keine Medikamente besorgten, da sie nicht wussten wie lange die aus dem Labor wirkten.

„Ich bin nicht gut darin und das weißt du“, murmelte Erik und fuhr sich durch die Haare. „Also… ich hab keine Ahnung, was ich dir erzählen soll. Ich… wahrscheinlich hörst du mich noch nicht mal. Ich hab angefangen die Zimmer zu renovieren, die es nötig haben und Hank… macht Fortschritte mit seinem neuen Serum… du fehlst hier einfach. Auch wenn es erst vier Tage sind, das Haus ist so still und grau, wenn du nicht da bist. Es ist fast so, als ob ihm jemand etwas Wichtiges genommen hätte und… ich fühl mich genauso.“

Erik erzählte in dieser Nacht noch einiges und vieles, an das er sich danach nicht mehr erinnern konnte. Er musste wohl irgendwann eingeschlafen sein, denn am Morgen lag er, mit dem Oberkörper auf der Matratze und hielt Charles Hand fest in seiner. Gähnend richtete er sich auf und sah in Charles strahlend blaue Augen. Der Kleinere lächelte ihn an, dieses warme Lächeln, in das Erik sich sofort verliebt hatte, als er es das erste Mal sah. Er konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern, als er spürte wie warm ihm plötzlich wurde.

„Erik…“

Charles Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und im nächsten Moment schüttelte sich sein Körper unter einem Hustenanfall. Erik setzte ihm ein Glas Wasser an die Lippen und wartete, bis er getrunken hatte.

„Ich träume nicht, oder?“, fragte Charles, mit rauer Stimme.

Erik lachte leise und schüttelte den Kopf.

„Du bist wirklich nicht mehr im Labor, keine Angst.“

Er strich ihm die Haare aus dem Gesicht und ließ seine Hand an seiner Wange liegen. Charles erwiderte seinen Blick und versuchte ein weiteres Mal zu lächeln, was ihm jedoch nicht gelang.

„Schau….mich nicht…so an…mir geht es gut…jetzt geht es….mir wieder gut“, stellte Charles klar, wenn auch mit einer Stimme, die seine Worte Lügen straften.

„Es… es tut mir leid, Charles. Wenn ich geblieben oder besser noch, wenn ich gar nicht erst gekommen wäre, dann wäre das alles nicht passiert. Sie wussten nicht, dass du hier lebst. Nur weil ich meinen Bedürfnissen und Gefühlen nachgegeben habe, konnten sie herausfinden wo du dich aufhältst. Es tut mir so leid.“

Charles schüttelte den Kopf und versuchte sich etwas mehr aufzusetzen, sog allerdings scharf die Luft ein und ließ sich wieder in das Kissen sinken.

„Was passiert ist, ist schlimm. Das schlimmste, was ich jemals durchgemacht habe. Aber um nichts in der Welt würde ich diese eine Nacht missen wollen. Wenn du nicht gekommen wärst, wäre ich noch vor Selbstmitleid zerflossen“, erklärte Charles.

„Und wenn ich nicht gegangen wäre, wäre das alles nicht passiert.“

„Diese Diskussion können wir endlos fortsetzen. Ich bin froh, dass du gekommen bist und ich gebe dir nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Wenn ich etwas aufmerksamer gewesen wäre, hätte ich bemerkt das etwas mit meinem Tee nicht stimmt und hätte ihn nicht getrunken.“

Jetzt war es an Erik den Kopf zu schütteln. Charles war wirklich ein herzensguter Mensch. Er hatte nicht erwartet, dass er ihm verzieh, aber genau das war passiert. Woher nahm er nur immer diese Kraft, in allem und jedem das Gute zu sehen? Erik verstand es nicht.

„Erik, kannst du mir einen Gefallen tun?“, wollte Charles wissen und holte ihn aus seinen Gedanken.

„Alles was du willst.“

Charles lachte gequält und schlug die Decke zurück, dann knöpfte er sein Hemd auf und zog es über die rechte Schulter.

„Taste mal über die Schulter… spürst du die Verhärtung? Das ist…“

„Metall.“

„Ein Mikrochip. Bitte hol ihn raus. Ich will nichts mehr von denen in meinem Körper haben.“

„Werde ich machen, aber es wird wehtun.“

Ein raues Lachen erklang, wieder gefolgt von einem leichten Hustenanfall, dann meinte Charles:

„An Schmelzen bin ich mittlerweile gewöhnt. Hol ihn bitte einfach nur raus.“

Erik nickte und konzentrierte sich auf den Metallchip. Eine Bewegung seiner Hand reichte aus, um ihn aus Charles Schulter zu ziehen. Allerdings blutete das Ganze ziemlich stark und Erik musste schnell einen Lappen auf die Wunde drücken. In Charles Blick las er Schmerz, so großen, als hätte er ihm den Arm angerissen. Doch als der Kleinere seinen Blick sah, gab er sich die größte Mühe dieses Gefühl zu verdrängen. Viel wichtiger war jetzt, was sie mit dem Chip tun sollten.

„Das ist eine Art Ortungschip“, erklärte Charles.

Erik nickte ein weiteres Mal und ballte die Hand zur Faust. Mit diesem Chip würde niemand mehr irgendjemand orten. Achtlos ließ er ihn fallen. Dann schlang er die Arme um Charles und drückte ihn an sich.

„Es tut mir so leid.“
 

In den nächsten Tagen sank Charles Fieber schnell und er erholte sich zusehends. Nach weiteren drei Tagen konnte er das Bett verlassen und nach fünf zeugten nur die Wunden von dem, was passiert war. Erik hatte beschlossen noch bei ihm zu bleiben und ihm zu helfen und das ließ Charles Herz vor Freude fast überlaufen. Der einzige Schatten, der jetzt noch geworfen wurde, war die Tatsache, dass Charles Fähigkeiten nur sehr langsam wiederkamen. Er hörte am Anfang nur sehr leise zwei Stimmen, die von Hank und die von Erik, aber das auch nur, wenn sie in seiner Nähe waren. Dann wurden die beiden lauter und er konnte sie auch über eine kleine Entfernung hören. Aber es beunruhigte ihn nach wie vor, nicht die Menge an Stimme zu hören, die er gewohnt war. Außerdem hatte er Angst davor, was passieren würde, wenn sie alle auf einen Schlag wieder zurückkamen. Das würde um Welten schlimmer werden, als seine erste Begegnung mit Cerebro. Und er sollte Recht behalten.

Erik war gerade dabei einen Bericht über die beiden verbliebenen M-Forschungseinrichtungen zu lesen, als er einen Aufschrei hörte, gefolgt von einem Poltern. Wie von der Tarantel gestochen, sprang er auf und rannte die Treppe hinab. Am unteren Absatz lag Charles. Er hatte sich auf die Seite gerollt und presste die Hände gegen den Kopf. Immer wieder trommelte er auf seinen Schädel ein, so als wolle etwas verscheuchen, das nicht hinein gehörte. Erik war mit einem Satz bei ihm und hielt seine Handgelenke fest, damit er sich nicht verletzen konnte. Charles sah ihn aus verschleierten Augen an.

„Erik… bitte, mach das es aufhört… es soll aufhören… ich ertrag das nicht… zu viele“, stotterte er und schien Mühe zu haben, sich an die richtigen Worte zu erinnern.

„Ganz ruhig. Du kannst sie kontrollieren, sie abschalten. Erinnerst du dich, wie es früher gemacht hast? Du musst sie einfach ignorieren.“

Erik wagte es nicht, Charles Hände loszulassen, da dieser immer wieder versuchte auf seinen Kopf einzuschlagen. Mit unterdrückten Schreien wollte Charles sich losmachen, aber Erik ließ es nicht zu. Er hatte Angst, was er tun würde, wenn er seine Hände freigab.

„Beruhigt dich Charles, sonst wird es nur schlimmer. Du musst dich beruhigen, um es zu kontrollieren, hörst du?“

Erik kam sich vor, als hätten sie dir Rollen getauscht. Er musste Charles erklären, dass er die richtige Menge an Ruhe brauchte, um seine Kräfte zu kontrollieren, genauso wie dieser es wenige Monate zuvor getan hatte. Aber er wusste nicht genau, wie er ihm helfen sollte.

„Es sind…zu viele“, presste Charles hervor.

„Dann konzentrier dich auf mich.“

„Ich… kann nicht, ich kann… keine einzelne Stimme…heraushören“

„Doch kannst du. Konzentrier dich einfach auf meine Stimme. Du schaffst das.“

Charles zog eine Grimasse vor Anstrengung, aber Erik konnte seine Gedankenstimme nicht hören.

„Bitte…es soll aufhören… mach das es aufhört…“

Erik sah sich hilflos um. Wie sollte er einem Telepathen helfen, seine Kräfte abzuschalten? Charles riss seine Hände los und presste sie so fest gegen seinen Kopf, dass seine Gelenke knackten.

„Ich weiß nicht, ob es hilft, aber lass mich mal etwas ausprobieren“, meinte er schließlich.

Erik berührte Charles an der Halsbeuge und drückte zu. Augenblicklich fielen Charles die Augen zu und sein gesamter Körper entspannte sich. Erik seufzte und hob ihn auf die Arme. Er trug ihn in sein Zimmer und legte ihn in sein Bett. Dann fuhr er sich durch die Haare. Das war keine Dauerlösung, er konnte Charles nicht immer betäuben. Vielleicht wusste Hank, wie sie ihm helfen konnten. Charles würde in den nächsten beiden Stunden nicht wach werden, also hatte ausreichend Zeit, um mit Hank zu reden.
 

Obwohl Charles nicht bei Bewusstsein war, bekam er alles mit und die Stimmen waren dadurch auch nicht verstummt.

Wo ist die jetzt schon wieder hin?

Du Arsch! Ich hasse dich!

Wo hat er jetzt schon wieder die Milch hingestellt?

Ich will dich nicht verlieren!

Was läuft heute im Fernsehen?

So ging das die ganze Zeit über. Er hörte die banalsten, schlimmsten und schönsten Gedanken und hätte ihnen auch gerne gelauscht, wenn sie sich nicht alle zu einem einzige grausigen Chor zusammengeschlossen hätten. Zeitweise hatte er das Gefühl, seinen Verstand zu verlieren. Nichts und gleichzeitig alles schien real zu sein. Er wusste nicht einmal welche Gedanken von ihm waren und welche nicht. Glücksgefühle, gemischt mit Wut, Hass, Angstzuständen, Liebe, Neid und Frust brachen über ihm zusammen und er konnte nichts davon abwehren. Wenn er nicht schon ohnmächtig gewesen wäre, hätte er sich am liebsten in eben diesen Zustand versetzt. Aber es half ja nichts, er hörte die Stimmen trotzdem und jetzt, da er sich auf nichts anderes konzentrieren konnte, sogar noch deutlicher. Er versuchte sie zu ignorieren, aber das schlug fehl. Wie sollte man auch etwas so mächtiges wie Gedanken und Gefühle ignorieren?

Er war wohl schon eine ganze Zeit lang nicht bei Bewusstsein, als sich plötzlich eine einzelne Stimme von den anderen abhob.

Charles? Du musst dich auf mich konzentrieren, nur auf mich! Vergiss die anderen.

Erik.

Beim ersten Mal hatte es nicht geklappt, dass er sich auf nur eine Gedankenstimme konzentrieren konnte. Aber er musste es versuchen, sonst würde er wirklich noch verrückt werden. Dazu musste Erik allerdings auch etwas denken, dass ihn von den anderen unterschied.

Du schaffst das, Charles, da bin ich mir sicher! Du bist der größte Telepath, dem ich je begegnet bin. Mal davon abgesehen bist du auch der einzige Mensch den ich wirklich brauche! Hast du gehört? Ich brauche dich…ich…ich liebe dich.

Genau in diesem Moment schlug Charles die Augen auf. Eriks Worte waren wie ein Schwall angenehm warmes Wasser gewesen, das ihn aus dem Schlaf riss. Die anderen Stimmen waren sie weggelassen, wenn überhaupt hörte er nur noch ein leises Flüstern. Er liebte ihn! Charles Herz schlug schneller. Er hatte es gehofft, allerdings nicht zu glauben gewagt, auch nicht, als sie miteinander geschlafen hatten. Er sah Erik an und konnte sogar lächeln. Die Gedanken der anderen Menschen waren plötzlich wie weggewischt. Sie würden wiederkommen, da war sich Charles sicher und dann musste er sie abwehren und durfte nicht so schnell aufgeben. Jetzt jedoch war etwas anderes wichtiger.

Erik saß neben dem Bett und hatte sich tief über ihn gebeugt. Das nutzte Charles jetzt aus, um sein Gesicht näher zu seinem eigenen zu ziehen und ihn zu küssen. Kleine Blitze jagten durch Charles Körper, als Erik den Kuss leidenschaftlich erwiderte.

Danke. Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte. Ich wäre nicht alleine aus dem Chaos herausgekommen.

Doch das wärst du. Du bist der klügste junge Mann, denn ich kenne und außerdem hast du schon einmal diese ganzen Stimmen vertrieben und damals warst du jünger.

Charles sagte nichts mehr. Er wollte im Moment einfach nur Eriks Kuss genießen und wie dieser ihn in die Kissen drückte. Charles erschrak schon fast, als er das Verlangen in Eriks Gedanken erkannte und die große Zuneigung, welcher er ihm entgegenbrachte. Dann unterbrach Erik den Kuss und zog sich sogar von Charles zurück. Dieser gab einen enttäuschten Laut von sich.

„Wir sollten langsam machen. Du bist immer noch nicht ganz bei Kräften. Ich will dich nicht wieder schwächen, oder dir gar wehtun“, erklärte Erik darauf hin.

Charles sah das ein, aber er war der Meinung, dass Erik ihn nicht schwächen würde. Er wollte ihn genau so sehr, wie Erik umgekehrt Charles. Aber vermutlich hatte er Recht. Es wäre keine gute Idee jetzt zu schnell zu handeln und sich nur von seinen Bedürfnissen leiten zu lassen.

„Kannst du mich fest halten?“, murmelte Charles halblaut.

Wie beim letzten Mal verließ ihn ganz plötzlich sein gesamtes Selbstvertrauen und er musste sogar die Augen niederschlagen, um nicht rot zu werden. Erik lachte, als er ihn so sah. Dann schob er Charles kurzerhand ein Stück zur Seite, legte sich zu ihm ins Bett und nahm ihn in den Arm. Charles Kopf ruhte auf seiner Brust und es dauerte nicht lange, da ging sein Atem gleichmäßig und er glitt in einen leichten, aber ruhigen und kräftigenden Schlaf gefallen. Erik lächelte und drückte Charles einen Kuss auf die Stirn. Dann legte er sich bequemer hin und schloss ebenfalls die Augen.
 

„Danke“, murmelte Charles, als er am Morgen die Augen aufschlug.

Erik sah ihn, aus schläfrigen Augen, fragend an.

„Für was?“

„Das du geblieben bist und das du mir geholfen hast wenigstens ein bisschen Kontrolle über meine Kräfte zurückzugewinnen.“

Charles hob den Kopf von Eriks Brust und sah in dessen verschlafene, blaue Augen, die wie ein wunderschöner, klarer Gletschersee aussahen. Er streckte sich und küsste ihn sanft. Erik erwiderte den Kuss überrascht und lächelte in ihn hinein. In diesem Moment wurde ihm klar, wie viel Charles ihm bedeutete. Es fühlte sich so richtig an morgens mit ihm aufzuwachen, sich tagsüber mit ihm zu beschäftigen und abends mit ihm einzuschlafen. Er strich dem kleineren durch die Haare und zog ihn näher an sich. Wie hatte er jemals glauben können, ohne ihn zu leben?

„Weißt du was, Charles? Du bist der einzige, für den ich meine Sichtweisen überdenken würde“, hörte Erik sich selbst sagen und stellte überrascht fest, dass es stimmte.

In den letzten Tagen war ihm klar geworden, dass er alles für Charles tun würde, nur damit es ihm besser ging und er bei ihm blieben konnte. Dazu gehörte auch seine Meinung über die Menschen, zwar nicht zu ändern, aber immerhin nicht mehr so wichtig zu nehmen oder eventuell sie sogar zu vergessen.

„Du schaust, als hätte ich dir einen Heiratsantrag gemacht“, grinste Erik und wuschelte ihm durch die Haare.

„Deine Aussage kam diesem auch ziemlich nahe, zumindest wenn man weiß wie deine Sichtweisen aussehen“, erwiderte Charles lachend.

Sie lachten beide und standen schließlich auf. Unter Protest durfte Erik Charles helfen sich anzuziehen und schob ihn dann in den großen Speisesaal, wo Hank ein Frühstück für alle bereitgestellt hatte. Während sie aßen, stellte Charles die Frage, welche ihn schon die ganze Zeit beschäftigte:

„Was habt ihr mit den anderen im Labor gemacht? Mit den Menschen und den Mutanten?“

Hank warf Erik einen Blick zu, den dieser erwiderte. Dann ließ Erik seine Tasse sinken und schaute Charles an.

„Hank hat die Zellen geöffnet, sodass die Mutanten fliehen konnten Wie viele es letztendlich geschafft haben, wissen wir nicht. Wir mussten dich dort wegbringen und…ich habe ihren Hauptrechner in eine Bombe verwandelt und alles in die Luft gejagt. Die Menschen, welche mir über den Weg liefen haben es auf jeden Fall nicht geschafft.“

Charles sah ihn fassungslos an und schüttelte schließlich den Kopf. Das war typisch Erik.

„Das waren mehr als hundert Menschen und Mutanten, die in diesem Labor gearbeitet und festgehalten worden waren und du hast sie ohne mit der Wimpern zu zucken getötet?“, fragte er, obwohl er die Antwort schon kannte.

„Ich konnte sie nicht am Leben lassen, Charles. Schau dich an, schau die anderen an, die mit dir dort gefangen gewesen waren. Hättest du sie weiter leben lassen, damit sie mit ihren Experimenten hätten fortfahren können?“

Charles biss sich auf die Lippen. Ja, er hätte sie weiterleben lassen. Er konnte einfach keinen töten, egal wie sehr er diese Person auch verachtete. Das Leben war das größte Geschenk auf Erden, warum konnte Erik das nicht begreifen? Aber er hatte nicht vor jetzt mit ihm darüber zu diskutieren. Er wollte einfach nur in Ruhe mit ihm und Hank frühstücken und danach würde er damit beginnen seine Kräfte wieder unter Kontrolle zu bringen.



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