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I want you by my side

von

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Etwas helles, angenehm warme weckte Charles und er schlug langsam die Augen auf. Wie spät war es? Bestimmt schon Mittag, dem Winkel der Sonne nach zu urteilen, welche in sein Zimmer schien. Gähnend streckte er sich und fuhr sich dann durch die zerzausten Haare. Was für ein seltsamer Traum. Erik war hier gewesen und hatte mit ihm geschlafen. Als ob er das wirklich getan hätte. Mit leiser Verwunderung stellt Charles fest, dass seine Kleider achtlos vor das Bett geworfen waren und beugte sich vor, um sie aufzuheben.

„Tja, soweit ist es jetzt schon mit dir. Du hast Sexträume mit Erik. Reis dich zusammen, Mann“, knurrte er, mit leiser Wut auf sich selbst.

Er rutschte zur Bettkante und spürte, dass die Matratze unter ihm an einer Stelle warm war, auf der er gar nicht gelegen hatte. Was hatte das zu bedeuten?

„Und warum zu Teufel steht mein Rollstuhl am Schreibtisch?“

Hatte er ihn vielleicht weggestoßen? Es musste so gewesen sein, anders konnte er es sich nicht erklären. Er konnte ja schließlich nicht vom Schreibtisch zum Bett gelaufen sein. Und wie sollte er jetzt zu seinem Rollstuhl kommen? Seufzend und die Zähne so fest zusammenbeißend, dass er sie knirschen hörte, zog er sich weiter an die Bettkante und versuchte etwas nach unten zu rutschen, um auf einer Höhe mit den Rollstuhl zu sein. Dann beugte er sich über das Bett hinaus, stützte eine Hand am Boden ab, um nicht zu fallen und strecke den anderen Arm nach der Armlehne des Stuhles aus. Es fehlt nicht viel, nur noch wenige Zentimeter und er hätte ihn erreicht. Doch dann bekam er plötzlich das Übergewicht und fiel nach vorne. Aber anstatt auf dem harten Boden zu landen, viel er in zwei Arme und im ersten Moment machte sich die leise Hoffnung in ihm breit, dass Erik doch hier war. Allerdings wurde diese zerschlagen, als er in Hanks Gesicht sah, der ihn wieder zurück auf das Bett setzte, sorgsam darauf bedacht immer die Decke um seine Hütten geschlungen zu haben. Erst nach dieser Reaktion fiel Charles auf, dass er vollkommen nackt war. Er trug noch nicht einmal seine Boxershorts.

„Warum hast du mich nicht gerufen?“, wollte Hank wissen und sah ihn fragend an.

„Ich bin kein Baby, ich kann durchaus für mich selbst sorgen“, entgegnete Charles, eine Spur schärfer als beabsichtigt.

„Nach Hilfe zu fragen ist kein Zeichen der Schwäche. Wenn das jemand wissen sollte, dann du, meinst du nicht auch?“, Hank schob ihm seinen Rollstuhl in Reichweite und verließ das Zimmer.

Auf dem Weg zur Tür fügte er hinzu:

„Ist immerhin das, was du deinen Schülern gepredigt hast, oder?“

Dann war er verschwunden.

„Okay… Hank ist wütend. Aber warum?“, schoss es Charles durch den Kopf.

Hatte er irgendetwas falsch gemacht, oder war es wirklich nur, weil er nicht nach Hilfefragte? Er seufzte und griff nach seinen frischen Kleidern, welche, komischerweise, auf seinem Nachttisch lagen. Er konnte sich nicht erinnern sich welche bereitgelegt zu haben. Auch die Auswahl war seltsam und kam ihm trotzdem so bekannt vor. Es waren seine braunen Cordhosen, der bequeme dunkelbraune Pullover und seine Handschuhe, an denen, außer an den Daumen, die Fingerspitzen fehlten. Dieselben Sachen hatte er letzten Herbst angehabt, als Erik und er unterwegs gewesen waren, um neue Schüler für ihre Schule abzuwerben. Ê erinnerte sich noch gut an den Tag, fast als wäre es gestern gewesen
 

Sie hatten gerade einen Mutanten besucht, der die Fähigkeit hatte wie ein Gecko die Wände hinaufzuklettern. Auf dem Rückweg zur Schule hatten sie an einem Park Halt gemacht und sich dort, abseits des Trubels und dem Lärms der Stadt, ins Gras gesetzt. Eine ganze Weile hatten sie sich über dies und jenes unterhalten und es sich bequem gemacht. Charles hatte sich irgendwann hingelegt und sah zu Erik auf. Der saß, ein Bein angewinkelt sodass er seinen Arm darauf legen konnte, neben ihm und lächelte glücklich. Er erzählte gerade begeistert von den Fortschritten, welche er mit seinen Fähigkeiten gemacht hatte. Charles hörte ihm gebannt zu und beobachtete lächelnd sein Gesicht. Es hatte nur wenige Momente gegeben, in denen Eriks wunderschöne blaue Augen so leuchteten, wie sie es in diesem Augenblick.

„HERC2.“

„Was“, hatte Erik gefragte und ihn angesehen, als hätte er das komplizierteste Wort der Welt ausgesprochen.

„HERC2. Dem hast du deine Augenfarbe zu verdanken. Es ist ein mutiertes Gen. Das solltest du eigentlich wissen, Erik. Das war Lernstoff aus der Uni.“

„Und wie kommst du jetzt darauf, Herr Professor?“, fragte Erik und zog eine Augenbraue hoch.

Charles setzte sich, im Schneidersitz hin und fing an zu gestikulieren, als stünde er im Hörsaal einer Universität.

„Deine Augen haben eben so schön blau aufgeleuchtet, das hat mich daran erinnert. Ursprünglich hatten alle Menschen braune Augen. Bereits bekannt war, dass hauptsächlich das OCA2-Gen für die Variationen der Augenfarbe verantwortlich ist. Es bildet ein Eiweiß, das für die Herstellung von Melanin wichtig ist. Menschen mit geringem Melanin-Gehalt haben blaue Augen. Untersuchungen zeigten, dass die Anlage für blaue Augenfarbe in einem benachbarten Gen liegt, genannt HERC2. Die HERC2- Erbanlage reguliert die Melanin-Produktion des OCA2-Gens herunter. Es wird weniger Melanin gebildet, wodurch die Iris blau erscheint.

Weißt du, dass viele Menschen, Leuten mit blauen Augen einen starken Willen und Charakter zu schreiben? Weil sich bei ihnen die Mutation durchgesetzt hat. Außerdem glaubt ein Großteil der Weltbevölkerung daran, dass Gottes Diener blauäugig sind. Du hast Engelsaugen.“

„Du vergleicht mich mit einem Engel? Süß von dir“, hatte Erik erwidert.

Daraufhin war Charles verstummt und hatte den Blick verlegen gesenkt. Er hatte sich wieder auf den Rücken sinken lassen und in den Himmel gestarrt. Bis sich Erik über ihn beugte und lächelnd ansah.

„Dabei sind deine Augen so viel schöner und blauer als meine“, sagte er leise und als Charles nichts darauf erwiderte, fügte er grinsend hinzu: „So schüchtern hab ich dich ja noch nie erlebt.“

„Ich bin nicht schüchtern, ich bin müde. Ich habe immerhin den ganzen Tag gearbeitet.“

Jetzt lachte Erik, legte sich neben ihm und folgte seinem Blick.

„Wann hast du bitte gearbeitet?“, fragte er schließlich. „Das bisschen Gedanken lesen kannst du wohl kaum Arbeit nennen.“

„Okay, dann kannst du ja das bisschen Gedanken lesen übernehmen, wenn wir den nächsten Mutanten finden“, schnaubte Charles.

„Nur wenn du ihn mit Hilfe von metallischen Gegenständen am Flüchten hinderst.“

Einen Moment war es still zwischen ihnen gewesen, doch dann hatten sie losgeprustet und gelacht wie schon lange nicht mehr und danach auch nie wieder.
 

Charles schob die Erinnerung seufzend bei Seite und schlug die Bettdecke zurück.

„Was zum…“

Sein Bauch klebte seltsam und wenn er über seine Haut fuhr fühlte es sich so an, als hätte jemand eine Flüssigkeit darauf verteilt, die jetzt getrocknet war. Konnte es sein das…Aber das war unmöglich. Ab dem Nabel abwärts konnte er nichts mehr bewegen oder spüren. Selbst wenn er sich berührte passierte nichts, da er es einfach nicht spürte. War Erik doch hier gewesen? Nein, er wäre heute Morgen noch da gewesen, wenn er ihn wirklich besucht hätte. Es musste eine andere Erklärung geben.

„Egal was es ist, ich muss duschen gehen“, murmelte Charles und zog sich auf seinen Rollstuhl.

Die Kleider legte er sich auf die Beine, sodass seine Blöße verdeckt war und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Er musste in den rechten Flügel des Hauses, was in einige Anstrengung kostete. Der Weg war lang und es war eiskalt in dem Gebäude. Ein Grund mehr, sich zusätzlich anzustrengen und die Strecke schneller hinter sich zu bringen.

Zitternd vor Kälte kam Charles im Badezimmer an. Er fuhr zu er ebenerdigen Dusche, zog sich auf den Stuhl, den Hand dort hingestellt hatte und schob seinen Rollstuhl so weit weg, dass er nicht nass wurde, er ihn aber immer noch erreichen konnte. Dann nahm er eine ausgiebige Dusche. Das warme Wasser löste verkrampfte Muskeln, von denen er bis jetzt noch nicht einmal gespürt hatte, dass sie verspannt waren. Genießerisch schloss er die Augen und legte den Kopf in den Nacken, um sich das Wasser auf das Gesicht prasseln zu lassen.

Als er zwanzig Minuten in den Spiegel sah und sich die Haare trocken rubbelte, fiel ihm etwas an seinem Hals auf. Charles fuhr näher zum Spiegel und reckte den Hals um den dunklen Fleck genauer betrachten zu können. Erst mit gerunzelter Stirn, dann mit ehrlicher Verwunderung und schließlich mit schmerzlicher Erkenntnis begutachtete er den Fleck. Egal was sein Verstand über Erik wusste und ihm sagte, seinem Herz versetzte diese Erkenntnis trotzdem einen Stich. Es war ein Knutschfleck und den konnte er sich nicht selbst zugefügt haben, zumindest nicht an dieser Stelle. Mit zitternden Händen fuhr er sich durch die Haare und vergrub dann das Gesicht in den Handflächen.

„Verdammt, Erik… Warum bist du nicht geblieben?“, murmelte er und nur seine Hände an seinen Augen verhinderten, dass Tränen über seine Wangen liefen.

Wenig später saß Charles wieder an dem Tisch auf der Terrasse und hatte die Hände vorm Gesicht verschränkt. Seine Trauer war Wut gewichen, die er mühsam versuchte zu unterdrücken. Er hasste es sich selbst wütend zu erleben. Aber in diesem Moment konnte er nicht anders. Erik hatte ihn benutzt, schon wieder und er war so blind gewesen und hatte ihm wieder einmal vertraut. Warum brachte in dieser Mann immer dazu sein Gehirn abzuschalten? Warum musste er so auf dessen Anwesenheit reagieren? Erik hatte nur seinen Spaß haben wollen und den hatte er immerhin bekommen.

„Charles? Du… du solltest rein kommen“, erklang Hanks besorgte Stimme hinter ihm.

„Warum?“, seine eigene Stimme war fast so kalt wie Eis.

„Es regnet und du kannst es dir nicht leisten krank zu werden. Das würde deinem Körper noch mehr Schaden zufügen, als er jetzt schon davon getragen hat. Sei vernünftig.“

Charles knirschte mit den Zähnen und wandte sich zu Hank um.

„Ich will nicht vernünftig sein, das war ich schon mein ganzes Leben lang. Ich bin dazu erzogen worden! Aber jetzt, in diesem Moment will ich es nicht sein, also lass mich in Ruhe!“

Er war wütend und da Hank der einzige andere Mensch auf dem großen Grundstück war, richtete sich seine Wut jetzt gegen ihn. Charles wusste, dass er seinen Freund damit verletzten würde, aber es war ihm in diesem Moment egal. Er musste sich abreagieren und Hank war das perfekte Opfer. Dieser schien das jedoch nicht zu so zu sehen, denn er funkelte Charles an knurrte:

„Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber es geht mir auf die Nerven! Lass deine Wut nicht an mir aus, wenn ich nicht der Grund dafür bin! Von mir aus kannst du hier sitzen bleiben und versauern, aber komm nicht zu mir wenn du krank bist!“, mit diesen Worten verschwand er wieder im Haus.

Charles sah ihm nicht nach. Er hatte sein Ziel erreicht. Er wollte einfach nur allein sein, mehr nicht. Aber er war nie allein. Sobald seine Konzentration ein wenig nachließ stürzten die ganzen Empfindungen der Menschen über ihm zusammen und drohten ihn mitzureisen und das war im Moment etwas, dass er gerne zuließ. Solange er sich auf die Schmerzen anderer konzentrierte, spürte er seine eigenen nicht. So saß er den Rest des Tages draußen und hörte sich die Probleme anderer an. Er war so in Gedanken versunken, dass er noch nicht mal spürte, wie seine Kleider sich mit Wasser vollsaugten und er am ganzen Leib zu zittern begann. Erst als es dunkel wurde, griff er nach den Reifen seines Rollstuhles und fuhr in Haus. Ohne ein Wort zu Hank zu sagen, der gerade, zufällig oder nicht, die Treppen herunter kam, fuhr er in sein Zimmer und warf die Tür hinter sich zu.

Mit einer Hand massierte er sich seine rechte Schläfe, mit der anderen begann er seine Schuhe auszuziehen. Sein Pullover folgte schnell und landete auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch, genauso wie die Hose, seine Boxershorts und seine Handschuhe. Das alles würde er morgen waschen, jetzt jedoch war ihm sogar egal, dass die durchnässten Sachen seinen wunderschönen hochlehnigen Mahagoniholzstuhl ruinieren könnten. Mit einem gequälten Seufzen ließ er sich aus seinem Rollstuhl auf sein Bett fallen und starrte an die, mit Holz verkleidete Decke. Eine leise Hoffnung machte sich in ihm breit, dass Erik vielleicht wiederkommen würde. Dann würde er ihn wenigstens Hochkant hinauswerfen können. Doch er kam nicht und auch an den folgenden Tagen war keine Spüre von ihm zu sehen.

Charles verlor sich immer mehr in seinen Schmerzen und den Schmerzen anderer, dass Hank sich wirklich Sorgen um ihn machte. Er war nur noch ein Schatten von dem Charles Xavier, den er einmal gekannt hatte. Das konnte so nicht weiter gehen. Er musste etwas unternehmen und das ziemlich schnell, bevor Charles nur noch ein Häufchen war, dass aus Schmerz und selbst auferlegten Trauer bestand.

Genau aus diesem Grund fuhr er am nächsten Tag mit ihm in die Stadt, um ihn etwas abzulenken. Zu Beginn sah es nicht so aus, als hätte er großen Erfolg damit. Charles konnte die ganzen Gedankenstimmen nicht aus seinen eigenen Gedanken fernhalten und da er sich angewählt hatte nur schlechte Gedanken zu hören, schien es ihm noch schlechter zu gehen. Doch nachdem Hank ein ruhiges Plätzchen in einem Café gefunden und Charles ein Kamillentee getrunken hatte, schien es ihm besser zu gehen.

„Ich danke dir, Hank. Du weißt genau, was ich brauche“, meinte Charles plötzlich und sah seinen Freund lächelnd an.

„Kein Problem, Professor. Du würdest das Gleiche auch für nicht tun.“

„Ja, das würde ich. Aber deswegen ist es noch lange nicht selbstverständlich, dass du dich so um mich kümmerst.“

Hank grinst und schob seinen Stuhl zurück, um aufzustehen.

„Ich hol mir noch einen Kaffee, soll ich dir etwas mitbringen?“

Charles überlegte kurz, dann nickte er und meinte:

„Eine heiße Schokolade, wenn’s geht.“

Hank nickte ebenfalls und betrat das Café. Es dauerte länger als gedacht, bis er seine Bestellung angeben konnte und auch bis diese fertig war. Nach insgesamt zwanzig Minuten trat er wieder hinaus und ging zu dem Tisch, den er für sie ausgesucht hatte.

„Hat etwas länger gedauert, da drin ist die Hölle los… Charles?“

Der Tisch war leer und von Charles weit und breit keine Spur. Hank stellte die Tassen ab und sah sich noch einmal um. Als er auch dieses Mal Charles nicht finden konnte, ging er zu einem Nachbartisch, an dem zwei Frauen saßen und fragte:

„Verzeihung, aber haben sie gesehen, wo der junge Mann im Rollstuhl hin ist?“

„Ja. Er war eingeschlafen und dann kamen zwei Männer und haben ihn mitgenommen. Sie haben so ausgesehen, als kennen sie sich. Deshalb haben wir auch nichts gesagt“, erzählte die eine.

„Danke.“

Hank drehte sich um und rannte zu seinem Auto. Zwei Männer die Charles kannten und ihn einfach mitnahmen? Außerdem schlief Charles nie ein, wenn er unterwegs war, das erlaubte er seinem Körper nicht. Irgendetwas stimmte nicht und er musste Charles schnell wieder finden, bevor diesem noch etwas zustieß.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Black_Polaris
2014-05-25T17:18:53+00:00 25.05.2014 19:18
hoffentlich ist es nur erik der seinen liebling ne extra stunde schenken möchte
hoho
Antwort von:  Lelu
25.05.2014 23:13
nein, ich glaub da muss ich dich enttäuschen ;)
Von:  Black_Polaris
2014-05-25T15:15:59+00:00 25.05.2014 17:15
ohhhhhh, das wird ja richtig spannend
Antwort von:  Lelu
25.05.2014 18:56
Das will ich doch hoffen :D


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