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Fusionsphere

Das Mädchen aus Eis
von

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In seinem Dorf wurde er von glücklichen Menschen empfangen. In den letzten drei Tagen hatte es immer wieder geregnet. Land und Leute erholten sich von den Strapazen der letzten Jahre. Doch Pooyaa konnte sich nicht freuen. Das Mädchen, das er im Eispalast sah, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ihr trauriger Gesichtsausdruck ließ ihn daran denken, dass sie wohl schon sehr lange in diesem Palast alleine gelebt haben muss. „Wie ist das wohl, wenn man eine Ewigkeit lang niemanden sieht...? Das muss schrecklich gewesen sein. Und ich konnte nichts machen, außer ihr beim schmelzen zuzusehen.“

Die Dorfälteste bemerkte Pooyaas Kummer und fragte was ihm denn widerfahren sei? Nachdem er ihr seine Geschichte erzählt hatte, sagte sie nur: „ Pooyaa. Das Mädchen ist nicht einfach verschwunden. Überleg doch mal. Was passiert, wenn Eis schmilzt? Es wird zu Wasser! Und was wird aus Wasser, wenn es als Dampf in den Himmel zieht? Regen!“ Plötzlich durchfuhr es Pooyaa. Warum ist ihm das nicht gleich aufgefallen? Nachdem das Mädchen verdampft ist, hat es zu regnen begonnen. Also ist dieser Regen das Mädchen. Er stürmte in den Regen und blickte in den Himmel. „Es tut mir leid, dass ich es nicht bemerkt habe. Aber du bist immer noch bei mir, nicht wahr? Der Regen ist ein Teil von dich, richtig? Und wenn ich wieder mit dir zusammen sein will, muss ich nur in den Regen gehen.“ Die Dorfälteste folge Pooyaa in den Regen „Es kann aber nicht ewig regnen und das weißt du. Du wirst also nicht für immer mit deinem Mädchen zusammen sein können.“ Als er dass hörte, wurde Pooyaa ganz wütend und schrie die Älteste an „Dann werde ich eben ihren richtigen Körper suchen. Irgendwo muss ihr Herz sein. Und wenn ich das gefunden habe, kann uns nichts und niemand mehr trennen!“ Erneut griff sich Pooyaa seine Reisesachen und eilte aus dem Dorf. „Keine Angst. Ich werde dein Herz schon finden und dann kann ich weiter mit die sprechen.“

Für mehrere Tage streifte Pooyaa wahllos umher. Überall um ihn herum fing das Land an zu grünen. Das Leben kehrte dank des Regens zurück. Doch das kümmerte ihn recht wenig. Er unterhielt sich mit dem Regen, wie er es auch schon mit der Eisskulptur getan hat. Eines Tages kam er völlig entkräftet an einer kleinen Quelle zum Ratsen. Als es sich sein ausgelaugtes Gesicht in der Wasseroberfläche ansah, bemerkte er, dass das kein normales Wasser war. „Du bist es! Endlich habe ich dich gefunden. Wie soll ich dich denn finden, wenn du als kleine Pfütze irgendwo herumdümpelst. Ich habe dich vermisst“

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Das Mädchen ist zu Regen geworden und spendete so dem Land neues Leben. Überall konnte sie die Freude der Lebewesen wahrnehmen, die dank ihr neuen Lebenswillen finden konnten. Sie ließ sich einfach treiben. Nach einigen Tagen bemerkte sie, dass der Junge aus dem Palast mit ihr mitging. Er redete mit ihr, als würde sie direkt vor ihm stehen. Er erzählte von sich, und den Kindern in seinem Dorf. Davon wie die Kuh des Nachbarn einmal den Zaun zu seinem Garten niedergerissen hat. All diese alltäglichen Dinge, die sie nie selbst hat erfahren können, erzählte ihr der der Junge. Es fühlte sich so an, als wären die Erinnerungen des Jungen auch ihre Erinnerungen.

Eines Tages geschah es, dass der Junge an einen Quell kam. Hier hatte sich ein großer Teil des Mädchens gesammelt, sodass man sagen konnte, die Quelle selbst sei das Mädchen. Der Junge war überglücklich, als er das Mädchen in der Quelle bemerkte. Er redete wie ein Wasserfall auf sie ein. Das Mädchen dachte sich: „Ich bin sehr froh, dass du mit mir gesprochen hast.“ Aber ihr wässriges Gesicht konnte nicht reden. Dem Jungen zuliebe ist zum belebenden Regen geworden und hat das ganze Land mit Freude beschenkt. Doch ihre flüssigen Lippen konnten nicht lächeln. Ihr Herz war nach wie vor ein kalter Fleck inmitten des Wassers. Doch als sie abermals die Wärme das Jungen spürte, schmolz ihr Eis und ihr Herz stieg in den Himmel herauf. Jetzt konnte sie sagen, was sie schon die ganze Zeit sagen wollte. Wie ein Flüstern drang sie an das Ohr des Jungen „ Danke, dass du mich so sehr liebst. Ich bin froh, ein Segen für geworden zu sein“

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Mitten in der Quelle bemerkte der Junge einen kalten Fleck. Er wusste sofort, dass es sich um das Herz des Mädchens handelte. Hastig griff er danach. Doch als er es berührte, verdampfte das Herz, wie es einst ihr eisiger Körper getan hat. Doch diesmal verschwand der Dampf nicht einfach in den Himmel. Diesmal flüsterte er ihm etwas zu. Zum ersten mal konnte er die Stimme des Mädchens hören. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er nun nichts mehr hatte, was er von dem Mädchen suchen könnte. Noch einmal blickte er in die Quelle. Sein Spiegelbild wurde durch Wassertropfen gestört. Doch diesmal war es kein Regen. Es waren die Tränen des Jungen. Als er merkte, dass er weinte schluchzte er nur noch „ Leb' wohl. Ich liebe dich!“



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