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Die Legende von Shikon No Yosei

Das Schicksal einer Elementarmagierin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ull gehört zu meinen absoluten Lieblingen und ich glaube, sie und Trahearne liegen sogar auf dem 2. Platz meiner beliebtesten Pairings!

Diese Geschichte spielt in der Welt von Guild Wars 2; einem Online-Rollenspiel, das von ArenaNet entwickelt wurde. Die Handlung jedoch ist der Fantasie von Ami Diana Saphira Mercury entsprungen.
Jedem Sylvari schenkt der Traum ein eigenes Schicksal ... zusammen mit den Erinnerungen und Erfahrungen ihres ganzen Volkes. Doch um sich der Wylden Jagd zu stellen, bedarf es mehr, als nur Wissen.
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Erzählung 10: Das Schicksal einer Sylvari

Vom Träumen und Erwachen

Sie spürte die Wärme des Mutterbaums, war mit ihr verbunden, lebte durch sie. Das Wissen der Sylvari strömte durch ihren Körper; die Geschichte Tyria´s, die Entstehung ihres Volkes und die Bedrohung, welche die Welt seit über zweihundert Jahren in ihrem eisernen Griff hält – die Alt-Drachen. Und schließlich senkte sich die letzte Phase des Traums der Träume über sie, welche ihre eigene Persönlichkeit erwachen ließ. Sie stand auf einem Hügel. Über ihr schimmerte der Vollmond als helle Scheibe, Sterne tanzten um ihn herum. Plötzlich schwappte ein gewaltiger Schatten über sie hinweg und zeigte die Silhouette eines Drachens … Fremde Schreie vermischten sich mit ihrer angsterfüllten Stimme. Da griff jemand nach ihrer Hand. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, aber er war nicht allein – insgesamt drei hochgewachsene Gestalten und ein kleineres Wesen, das sich neben ihr zusammengekauerte, gaben ihr neue Hoffnung.

„Er wird Eure Wylde Jagd sein, wenn die Zeit für Euch gekommen ist.“, sprach die Stimme der Baummutter zu ihr, „Nun, erwachet … Tyria erwartet Euch!“

Die Blüte der blauen Frucht, in der sie geruht hatte, öffnete sich und gebar sie als neuen Setzling in die Welt hinein. Freude und Geborgenheit empfingen sie in der Omphalos-Kammer, dem heiligsten Ort des Hains – hier lebte die Personifikation des Blassen Baums.

„Willkommen, meine geliebte Tochter …“, begrüßte sie der Avatar, „Sprecht, wie ist Euer Name?“

Die Sylvari formte die Antwort in ihren Gedanken, dann fiel ihr ein, dass sie die Worte hier laut aussprechen musste, um verstanden zu werden: „Ull … Ull Rosenknospe.“

Ull Rosenknospe richtete ihren Blick zum Himmel. Ein ebenso schöner Vollmond wie in ihrem Traum erhellte den Himmel, begleitet von unzähligen kleinen Lichtpunkten. Der Zyklus, der Nacht genannt wurde … Sie konnte ihre Freude über diesen einzigartigen Anblick kaum im Zaum halten und so schaffte eine einzige Träne ihrer Selbstbeherrschung zu entfliehen. Kaum dass sie den Boden berührte, wuchs eine Rose empor und offenbarte einen Waldhund-Welpen.

„So etwas habe ich selten gesehen.“, meinte die Baummutter mit einem gütigen Lächeln, „Das Schicksal hat euch zusammengeführt … Ich stelle mich dem nicht in den Weg. Nehmt Tear mit auf Eure Reise und passt gut aufeinander auf!“
 

Ull Rosenknospe folgte ihrer Erinnerung aus dem Traum zu einer kreisrunden Lichtung im Caledon-Wald, der Zufluchtsort für neu erwachte Sylvari.

Malomedies, die Koryphäe der Nacht und Mitglied des Weisen Rates der zwölf Erstgeborenen, sprach sie an: „Kommt ruhig näher, Setzling. Die Sterne leuchten im Ereignis Eurer Geburt heute besonders hell ... Lasst Euch von ihnen inspirieren, wenn ihr den Weg Eurer Wylden Jagd wählt.“

Er breitete die Arme aus und wies auf acht Sockel, auf denen verschiedene Gegenstände lagen … ein Schwert, ein Bogen, ein Dolch, ein Ankh, eine Miene, ein Knochen, eine Maske und ein Edelstein – ein Symbol für jede Klasse. Ull Rosenknospe streckte die Hand in ihre Richtung aus, augenblicklich begann der Bogen zu glühen. Damit war eine neue Waldläuferin aus dem Volk der Sylvari geboren. Tear, die bislang auf der Schulter ihrer Herrin geschlafen hatte, regte sich und quiekte vergnügt. Ihr schien die Entscheidung auch zu gefallen.

„Ich habe Euch erwartet …“, sagte eine klare Stimme, die ihr vertraut erschien.

Eine schlanke Gestalt löste sich aus den Schatten. Man konnte eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden Sylvari erkennen. Und Ull Rosenknospe wusste aus den Erinnerungen des Traums auch genau, um wen es sich handelte – Caithe, eine der Erstgeborenen und Gründerin der Gilde »die Klinge des Schicksals«.

„Der Blasse Baum prophezeite mir, dass ich Euch irgendwann begegnen würde. Denn Ihr habt dieselbe Wylde Jagd erhalten, wie ich.“, erklärte die Diebin ehrfürchtig.

Von da an war das Schicksal von Ull Rosenknospe und Caithe miteinander verbunden – sie wurden zu wahren Schwestern im Traum.
 

Caithe brachte Ull Rosenknospe – und natürlich auch Tear – einige Wochen später in der Omphlos-Kammer, weil der Blasse Baum nach ihnen gerufen hatte. Doch dort waren sie nicht die einigen Besucher. Ein männlicher Sylvari mit moosgrünem Teint kniete bereits vor ihrem Avatar.

Die Waldläuferin erkannte ihn von hinten nicht, dafür aber ihre Schwester: „Trahearne! Ihr seid wieder im Hain …“

„Unsere Mutter hat nach mir gerufen …“, entgegnete er ernüchternd, „Und Ihr habt einen neuen Schützling? Es freut mich, dass Ihr wieder jemandem vertraut.“

Sie überging die Anspielung seine Anspielung und erklärte stattdessen: „Meine Schwester Ull … und ihre Gefährtin Tear.“

Trahearne´s Blick weitete sich. Es kam nur äußerst selten vor, dass derselbe Traum zwei oder mehr Sylvari geschenkt wurde. Selbst Ähnlichkeiten bei den Wylden Jagden waren schon besonders. Sein Blick wanderte zwischen den beiden Frauen hin und her.

Ull Rosenknospe verneigte sich respektvoll mit den Worten: „Es ist mir eine Ehre Euch kennenzulernen, Erstgeborener.“

Der Nekromant winkte ab. Er lebte weder im Hain, noch in dessen Nähe – darum galt er in seinem Volk als nicht sehr beliebt und hatte irgendwann angefangen sie ebenso zu meiden. Es war ihm unangenehm plötzlich wieder so höflich behandelt zu werden.

„Meine geliebten Kinder …“, sprach die Baummutter, während sie auf eine leuchtende Blume zu ihren Füßen zeigte, und löste damit die angespannte Situation, „Ich habe eine wichtige Aufgabe für Euch. Es geht um Riannoc … Er starb bei der Ausführung seiner Wylden Jagd, dem Kampf gegen einen mächtigen Lich. Caithe, Trahearne, Ihr erinnert euch sicher, dass ich damals eine Klinge aus meinen eigenen Dornen für ihn erschaffen habe. Doch seit seinem Tod ist es verschwunden … Ich bitte Euch, meine Kinder, zum Wohle ganz Tyria´s, bringt Caladbolg zurück!“

Zweifel lagen in Trahearn´s Stimme: „Aber wie sollen wir das Schwert finden?“

Ein Lächeln schlich sich auf Ull Rosenknospes Gesicht und sie sagte: „Caladbolg trägt die Energien von Riannoc und des Mutterbaums in sich … Das heißt, Tear wird es schaffen, es aufzuspüren!“

Sie gab ein kurzes Jaulen von sich, was von aufgeregtem Schwanzwedeln begleitet wurde. Dann ging sie zu der Blume, welche Riannoc´s Seele in sich barg, und schnüffelte daran. Es dauerte einige Minuten, bis sie anfing zu bellen. Die Waldläuferin nickte zufrieden und nahm ihren Jagdbogen von der Schulter.
 

Tear folgte der Spur Riannoc´s durch den Caledon-Wald, bis in den Leichenhof-Morast hinein; einem widerlichen Sumpf, der von Untoten nur so wimmelte. Traearne rief seine nekrotischen Diener, Caithe wurde zu einem tödlichen Schatten und Ull Rosenknospe brachte mit jedem Pfeil mindestens einen Tod. Nur die Waldhündin hielt sich aus dem Kampf raus; die Essenz hatte sie zu der Stelle geführt, an der Riannoc einst gefallen war – ein Blatt mit einem leuchtender Ornament markierte den Ort.

„Sie hat es wirklich gefunden …“, staunte Trahearne, nachdem alle Gegner aus dem Weg geräumt waren, „Nicht einmal die Baummutter wusste, wo seine Überreste liegen.“

Caithe streichelte Tear, während sie fragte: „Und Caladbolg?“

Sie schloss die Lider über ihren glänzend schwarzen Augen. Ull Rosenknospe tat es ihr nach, leitete ihre Energie durch das symbiotische Band in ihre Gefährtin, teilte deren Vision von einem Mann.

„Beim Blassen Baum!“, rief sie und brach in die Knie, „Ein Mensch – ein Mensch hat Caladbolg an sich genommen …“

Ihre Schwester stützte sie und antwortete finster: „Riannoc hatte einen menschlichen Knappen gewählt. Ich habe Gerüchte gehört, Waine würde bei Gladiatorenkämpfen nahe Löwenstein stets als Gewinner hervorgehen … Bislang dachte ich, er hätte einfach nur viel von Riannoc gelernt.“

„Dabei missbraucht er die einzige Waffe, die unsere Mutter jemals gefertigt hat!“, pflichtete der Nekromant ihr wütend bei.

Ull Rosenknospe verstärkte den Griff um ihren Bogen, als sie erklärte: „Wir werden ihn nicht davon kommenlassen! Ich habe einen Plan.“
 

„Schaffst du das auch?“, wollte sich Caithe vergewissern, „Das sind fast fünfhundert Meter.“

Die Waldläuferin grinste schief, bevor sie entgegnete: „Ich verfehle mein Ziel nicht! Und Tear wird das Signal geben, sobald das Ablenkungsmanöver funktioniert hat. Dann schlagen wir zu!“

Mit einem entschiedenen Nicken verschwand die Diebin. Im selben Moment betraten die beiden Krieger die Arena – einer von ihnen war Waine und er trug tatsächlich die gesuchte Waffe auf dem Rücken! Ull Rosenknospe legte sofort einen Pfeil an die Sehne, atmete tief ein und zielte.

Der Schiedsrichter verkündete die Namen der Kontrahenten, als auf einmal ein Tumult unter den Zuschauern losbrach – Geister, Phantome, Knochendiener und andere Ungetüme begannen unter ihnen zu wüten. Trahearne hatte sogar einen Fleischgolem beschworen. Die Menschen stürmten kreischend in alle Himmelsrichtungen davon und Tear´s Heulen hallte durch das Tal. Ull Rosenknospe ließ den Pfeil fliegen, der Waine´s Hinterkopf punktgenau durchbohrte. Caithe legte ihre Tarnung ab, nahm das Klinge des Blassen Baums an sich und zog sich genauso spurlos zurück, wie sie erschienen war.
 

„Wir haben Euren Auftrag ausgeführt, Mutterbaum.“, verkündete Trahearne und hielt Caladbolg stolz empor, „Aber ohne Ull und Tear hätten wir es nur schwerlich geschafft, wenn überhaupt.“

Der Avatar wirkte erheitert, als sie erwiderte: „Es kommt nicht oft vor, dass Ihr so voller Lob für andere seid, mein geliebter Sohn …“

Er räusperte sich verlegen und legte das Schwert zu ihren Füßen nieder.

„Sein Energielevel ist sehr niedrig. Es wird einige Tage dauern, bis Caladbolg seine wahre Stärke zurückerlangt hat. Doch wie ich Euch kenne, mein Sohn, wollt Ihr nicht im Hain Quartier beziehen, nicht wahr?“, meinte die Baummutter.

Verwirrt erwiderte der Nekromant daraufhin: „Wie meint Ihr das? Ich dachte, Ihr habt mich nur hierher bestellt, um die Klinge zurückzubringen.“

Ein glockenhelles Lachen erklang in der Omphalos-Kammer und sie erklärte voller Zuneigung: „Ich habe Möglichkeiten Eurer Zukunft gesehen. Eines ist sicher … Ihr könnt nicht länger nur studieren. Es wird Zeit für Euch die Feder wegzulegen und das Schwert zu ergreifen, um Eure Wylde Jagd zu erfüllen! Und dieses Schwert soll Caladbolg sein … Es wird Euch gute Dienste leisten und Euch in Orr beschützen.“
 

Ull Rosenknospe hatte beim Zugang des Caledon-Waldes auf den Erstgeborenen gewartet. Tear war vom Hunger getrieben bereits nach Hause gegangen.

„Verlasst Ihr uns jetzt wieder?“, sprach sie ihn an, „Caithe hat mir von Eurem Quest erzählt … Wisst Ihr, ich habe genau wie sie von einem Drachen geträumt und werde den Hain auch eines Tages verlassen müssen.“

Trahearne horchte auf – ihre Stimme klang so unglaublich traurig, dass er sie trösten wollte: „Ich bleibe noch einige Zeit. Deshalb … ich meine, hättet Ihr Lust morgen etwas mit mir zu unternehmen?“

Sofort hellte sich ihr Gesichtsausdruck auf und so kam es, dass der Erstgeborene sich ihr und Tear auf einer Tour durch den Caledon-Wald anschloss. Ull Rosenknospe setzte wieder ihre Schießkünste unter Beweis, zeigte Trahearne ihre Lieblingsorte und sie veranstalteten sogar ein kleines Wettschwimmen. Zum Abendessen gingen sie in Ull Rosenknospe´s Hütte, die auf einer kleinen Anhöhe nahe der Quetzal-Bucht stand. Anschließend legten sie sich auf das – für das Volk der Sylvari untypische – Flachdach, um den das Farbenspiel des Sonnenuntergangs zu beobachten.

Als die ersten Sternbilder aufblitzten, flüsterte die Waldläuferin: „Ich liebe all die nächtlichen Lichter …“

„Deshalb wollte ich den Tag mit Euch verbringen.“, erwiderte Trahearne, woraufhin sie ihn allerdings nur verständnislos anschaute, „Ich werde in ein Land reisen, in dem es keine Hoffnung gibt … Eine Welt, die Zhaitan frei nach seinem Willen geformt hat – dort regiert in jedem Winkel der Tod. Ihr dagegen sprüht vor Leben! Ich wollte die Welt so sehen, wie Ihr es tut … um daraus Inspiration und Kraft zu schöpfen.“

Ull Rosenknospe richtete ihren Blick wieder zum Firmament, während sie antwortete: „Dann hoffe ich, ich konnte Euch behilflich genug sein.“

„Oh ja …“, bestätigte er und nahm ihre Hand.
 

Die nächsten Tage flogen regelrecht an ihnen vorbei. Den größten Teil des Tages trainierten Ull Rosenknospe und Tear, während Trahearne Schriftstücke las, die er noch nicht kannte. Abends saßen sie zusammen, aßen gemeinsam und die Bogenschützin löcherte ihren Besucher mit Fragen über die Alt-Drachen.

Eines Morgens verließ die Waldläuferin die Hütte in Begleitung von Tear bereits vor Sonnenaufgang. Sie rannte nur durch den Wald, ohne ein Ziel vor Augen zu haben; sie wollte weder jagen, noch ging es ihr ums Training. Als ihre Beine so sehr schmerzten, dass sie einknickten, sah die Waldhündin sie mit schief gelegtem Kopf an.

„Ich weiß doch selbst nicht, wovor ich davonlaufe!“, begehrte Ull Rosenknospe auf, was jedoch ein vorwurfsvolles Bellen nach sich zog, „Du hast ja recht. Aber was soll ich denn tun?“

Tear machte einige Schritte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Sylvari seufzte ergeben und folgte ihr zurück in die Hütte. Dort erwartete sie allerdings ein Anblick, auf den sie absolut nicht vorbereitet war – Trahearne trug Caladbolg auf dem Rücken und eine lederne Tasche hing über seiner Schulter. Im ersten Moment wirkte er überrascht, dann melancholisch.

Ull Rosenknospe schluckte schwer, bevor sie zu sprechen begann: „Es ist soweit … Ihr geht nach Orr.“

„Ja. Und diesmal kehre ich erst zurück, wenn meine Wylde Jagd beendet ist.“, antwortete der Erstgeborene mit einer nie gekannten Entschlossenheit, „Ich habe mich so oft gefragt, warum ausgerechnet ich eine derart unlösbare Aufgabe erhalten habe … Seit ich Euch kenne, denke ich anders darüber. Der Mutterbaum hat uns ausgewählt, weil es nur für uns nicht unmöglich ist! Endlich habe ich Hoffnung – Hoffnung für Orr! Dafür danke ich Euch …“

Ein kurzes Schweigen legte sich über sie. Trahearne hatte recht … Sie musste denselben Mut aufbringen, wie er. Der Mutterbaum vertraute darauf, dass Ull Rosenknospe sich dem Alt-Drachen aus ihrem Traum stellte und bezwang.

Leise fragte sie: „Werde ich Euch wiedersehen, Trahearne?“

Die Worte des Blassen Baums klangen wieder in seinen Ohren, als sie ihm Caladbolg am Morgen gegeben hatte: „Ich sehe eine Veränderung in Euch, mein Sohn … Euer Herz hat sich gewandelt. Und mein Gefühl sagt mir, ihr kennt die Ursache dafür … Ist es nicht so?“

„Selbst wenn unsere Wege uns nicht mehr zueinander führen würden, mein Herz wird es tun.“, antwortete er lächelnd und griff nach der Hand, welche er in jener Nacht gehalten hatte, „Ull … Ihr seid meine Liebe!“

Die Berührung brach viel zu abrupt ab. Sie blinzelte heftig, wollte seinen Namen rufen – doch Trahearne war bereits verschwunden. Ull Rosenknospe bückte sich und drückte die Blätter, welche der kleine Wirbelsturm zurückgelassen hatte, fest an ihre Brust.
 

Kurz nach Trahearne´s Abreise ließ auch Ull Rosenknospe den Hain hinter sich – doch sie reiste nicht nur mit Tear, sondern wurde ein Teil von »Team Shiko«; welches angeführt von Shikon Feenseele gegen die Alt-Drachen zog. Im Verlauf dieser Reise erfüllte die junge Sylvari ihre Wylde Jagd, indem sie den Wasserdrachen Mélyten bezwang. Sie traf sogar wieder auf Trehearne, genau wie sie es sich gewünscht hatte, als dieser zur Quelle von Orr vordringen wollte. Mit dem Versprechen sich irgendwann und irgendwie gemeinsam im Hain zu leben, trennten sich ihre Wege allerdings erneut. Nachdem der übermächtige Zhaitan durch die Zusammenarbeit von Team Shiko, der Klinge des Schicksals und des vereinten Pakts gefallen war, erwachte jedoch der sechste Alt-Drache im Maguuma-Dschungel. Und als wäre diese Tatsache nicht schrecklich genug, mussten die Verbündeten sein Geheimnis ohne ihre im Kampf gefallene Anführerin lüften und in ihm den Wächter von Tyria erkennen. Während dieser Zeit wusste niemand etwas über den Verbleib der Helden … Waren sie gemeinsam mit Orr untergegangen? Hatten sie sich retten können? Aber warum waren sie dann verschwunden? All diese Fragen bereiteten vor allem dem heimgekehrten Trahearne Kummer. Jeden Tag ging er für viele Stunden in die Omphalos-Kammer, um zum Geist des Blassen Baums zu beten und wartete dort auf ein Zeichen von Ull Rosenknospe – doch weder konnte der Mutterbaum sie spüren noch kehrte ihre Seele als Blume in den Hain zurück.

„Ich wünschte so sehr, Ihr könntet sie in Eurer Vision sehen.“, flüsterte der Nekromant niedergeschlagen.

Ein sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Avatars und sie erwiderte: „Der Traum zeigt mir zwar keine Bilder von Ull … aber ich kann sie dennoch sehen.“

„Wo-Wovon sprecht Ihr?“, wollte er verwirrt wissen.

Sein Blick folgte ihrem Fingerzeig zum Zugang des Heiligtums. Dort stand eine Sylvari mit dunkelblauem Blatthaar … Sie hatte zwei Bögen über den Schultern, der Köcher hing an ihrer Hüfte und sie war in Begleitung eines Waldhundes.

„Ull …“, hauchte der Erstgeborene vollkommen überwältigt.

Sofort kam Bewegung in die Waldläuferin. Sie sprang Trahearne entgegen und drückte sich fest an ihn. Er schloss die Arme um sie, atmete tief ihren Duft nach Wald und Rosen ein.

Ull Rosenknospe löste sich von Trahearne, um vor dem Mutterbaum niederzuknien, und erklärte: „Verehrte Baummutter, ich melde mich von meiner Wylden Jagd zurück …“

Der Blasse Baum hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten: „Warte, meine geliebte Tochter … Ich war sehr in Sorge um dich und erwarte deinen Bericht mit Spannung. Doch zuvor solltest du Trahearne von deinen Erlebnissen erzählen – die Ungewissheit über dein Schicksal hat ihm viel Schmerz bereitet.“

Dankbarkeit flutete durch Ull Rosenknospe´s Körper und sie verbeugte sich zum Abschied. Kaum hatte sie im Hinausgehen Trahearne´s Hand ergriffen, begann er zu rennen. Sie konnten es beide nicht erwarten, in der Hütte anzukommen, sich auf das Flachdach zu legen und sich gegenseitig von ihren Abenteuern zu berichten.
 

Liebe ist etwas Reines ... Liebe ist Sehsucht, Erfüllung und auch Schmerz. Liebe heißt zu warten und zu hoffen.

Trahearnes Leben war von dem Fluch, eine scheinbar unmögliche Aufgabe erfüllen zu müssen, belastet. Er mied die Gesellschaft seines Volkes, um nicht ihrem Mitleid ausgesetzt zu sein und niemanden an sich zu binden, den er hätte enttäuschen können. Erst die Begegnung mit Ull Rosenkospe weckte in ihm den Wunsch erfolgreich zu sein ... Denn sie ist seine Liebe!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit enden die Storys über Shiko´s Verbündete - doch Team Shiko wird sich ein letztes Mal erheben ... Komplett anzeigen

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