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Krieg der Nacht

von

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Miss Seraphina Jones

Miss Seraphina Jones
 

-Rubys Sicht-
 

Es sind einige Tage vergangen, als uns Akikou, von ihrer neuen Mitbewohnerin erzählt hatte.

Von meiner fehlt jedoch noch jede Spur. Mittlerweile ist es Samstagvormittag und übermorgen geht es mit diesem komischen Sonderlernprogramm los. Ich habe nicht besonders Lust drauf. Gelangweilt sitze ich auf meinem Bett, Nova und Akikou sind bei ihren AGs, ich selber konnte mich noch nicht so recht für eine entscheiden. Also verbrachte ich die Vormittage damit, im Zimmer zu hocken und die Wand an zu starren. Ich habe meine Mutter drum gebeten, meine Kiste mit Büchern her zu bringen, da habe ich zu mindestens was zu tun. Und ja, ich wirke nicht so, aber ich lese gern und viel. Da fällt mir ein:  die haben doch eine Bibliothek, ich sollte da mal vorbei schauen. Ich lasse mich rückwärts auf mein Bett fallen. Mann, mir ist so langweilig. Für einen Moment schließe meinen Augen.

*Klopf, klopf.*

Ich schreckte auf, also die beiden andern können es schon mal nicht sein, sie sind noch anderweitig beschäftigt.

„Ja“, ja, aus Gewohnheit, deutsch, passiert mir öfters. Die Tür ging auf. Miss Weedman trat herein. Jetzt setzte ich mich erst mal richtig auf.

„Entschuldigen Sie die Störung, Miss Dornhorn. Ihre Mitbewohnerin ist eingetroffen.“, sie machte ein Schritt zur Seite und ein Mädchen meines Alters kam herein. Sie kam mir sehr bekannt vor, irgendwie erinnerte sie mich an…  ja, an was? Ich studiere ihr Aussehen genau, es traf mich wie ein Blitz ins Gesicht. Sie könnte mein Spiegelbild sein. Unsere Blicke trafen sich, eine Sekunde lang blickte sie mich an, dann schaute sie schnell nach unten. Sie denkt bestimmt das gleiche wie ich.

„Alles in Ordnung, Miss Dornhorn, sie sehen auf einmal ziemlich blass aus?“,

(englisch): „Emm ja, ich bin nur ein bissel in Gedanken.“ Ich glaube, ich mache ein ziemlichen geschockten Eindruck.

„Sind Sie sicher? Sie sollten sich lieber heute ausruhen, morgen geht für sie die Schule los. So…“, sie stemmte ihre Hände in die Hüften.

„Wie ebend gesagt, ihre Mitbewohnerin ist eingetroffen. Miss Jones wird ab heute hier mit schlafen. Sie kommt auch aus Deutschland und Ihr Englisch ist nicht so besonders gut, wie Ihres. Es wäre nett, wenn Sie sie ein bisschen unterstützen können. Das wäre erst mal alles. Wenn was ist, Sie wissen wo Sie mich finden können. Und ruhen Sie sich aus.“, Sie verließ den Raum wieder. So, ich richte meine Aufmerksamkeit auf die Neue vor mir. Sie wirkte sehr schüchtern und unschlüssig, ihr Blick galt dem Boden.

„Emm, hallo. Bist du anwesend?“, natürlich auf Deutsch wieder, ich machte ein paar Schritte auf sie zu. Ich schaute zu ihrer Handtasche.

„Ist das alles an Gepäck was du hast? Wo ist der Rest?“, ich legte meine Hand auf ihrer Schulter, sie zuckte total zusammen, so das auch ich mich erschreckte. Was ist mit der denn los, so schüchtern kann man doch gar nicht sein.

Die Tür ging ein weiteres Mal auf, diesmal klopfte keiner an. Ein älterer Mann kam herein, trug eine schwarze Uniform, in seinen Händen zwei rissige Koffer. Er wirkte sehr beladen.

„Miss Seraphina, ihre Koffer.“, meinte der Mann und stellte sie neben der Tür hin. Sie nickte nur, blieb aber stumm.

„Okay, Miss, ich verabschiede mich von Ihnen, Ihr Vater warte auf mich, es müssen noch ein paar Sachen geklärt werden. Wir sehen uns im Winter wieder.“ Mit einer Verbeugung verließ auch er wieder den Raum. Sieh an, reiche Eltern also. Was für Verhältnisse?! Meine Mutter hat mich zu mindestens noch bis hierher bekleidet, und auch bei meinem Koffer geholfen. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.

„Reiche Eltern also. Schlechtes Verhältnis zu deinem Vater? Mach dir nichts draus! In meinem Bekanntenkreis gibt es auch einige.“, sagte ich zu ihr, da die Stille, die momentan herrschte, mich doch schon ziemlich nervte. Ich setzte mich wieder auf mein Bett. Sie schaute mich etwas empört an. Was denn? Es entsprach doch mit Sicherheit die Wahrheit, also warum abstreiten?! Ich deute auf den Stuhl mir gegenüber, wo ich nur kurz vorher, meine Klamotten, runter warf.

„Na los, setz dich schon, deutsch kannst du schließlich. Dein Butler, oder was auch immer, hat mit dir auch deutsch gesprochen. Also versteht du definitiv auch was ich dir sage.“, okay, die Tonlage war vielleicht ein bissel schroff, aber mich nervt es, wenn Leute mich einfach anschweigen. Sie machte keine Veranstaltung meiner Gestik Folge zu leisten.

„Na schön, mach was du willst, das Bett, der Schrank und der Tisch da, sind meine.“, ich stand auf schnappte meine Jacke und verließ mit einem lauten Knallen das Zimmer.

„Miss Dornhorn, ist alles in Ordnung?“ Na super! Miss Weedman hat mir noch gefehlt.

„Ja, ich brauche frische Luft.“, gab ich als knappe Antwort und lief einfach stur an ihr vorbei.
 

Ich ging raus, zu den Sportfeldern, ich sah Akikou mit ihrer Mannschaft trainieren und bemerkte auch Nova wieder. Ich setzte mich grinsend zu ihr.

„Ich dachte du musst zu deiner AG?“, fragte ich sie. Sie zuckte leicht zusammen, war wahrschleich wieder in ihren Gedanken versunken.

„Huch, tut mir leid, ich war mit meinen Gedanken wo anders. Was hast du noch mal gesagt?“, fragte sie mich und schaute dabei ein wenigen verlegend.

„Ich hab gefragt, was mit deiner AG ist?“, fragte ich sie erneut.

„Ach so, emm, wir haben heute zeitiger Schluss gemacht, wegen morgen.“, kam als Antwort zurück.

„Und da sagst du mir nicht Bescheid.“, schmollend verschränkte ich meine Armen vor der Brust und zog die typische Schmollschnute.

„Hab ich doch, per SMS, und dass ich hier auf dich warte, denn Akikou hat auch gleich Schluss. Und hör auf zu schmollen, den Blick kann man sich nicht antun.“, sie stupste mich an mein Wangen an und grinste wieder.

„Du hast mir eine Nachricht geschrieben?“, ich tastete nach meinem Handy und bemerkte, dass es aus war. „Oh, es ist aus.“, kurze Feststellung meiner selbst.

„Hah, siehst du, ich bin nicht schuld.“, meinte sie nur knapp und fing zu kichern an.

„Was gibt es denn zu lachen? Ich will mit lachen!“, Akiko stand direkt hinter uns.

„Ihre eigene Dummheit. Wirft mir vor, sie nicht benachrichtigt zu haben, dabei ist ihr Handy die ganze Zeit aus.“, sie kichert weiter. „Schmoll nicht so.“

„Also gut, ihr beiden, es ist jetzt 13 Uhr. Lasst uns in die Mensa gehen, ich hab Hunger.“,  meinte Akikou.

Wir liefen einen den kurzen Weg über das Feld Richtung Mensa. Wieder fiel mein Blick auf den Weg der in den Wald führt. Irgendwie beschäftigter der mich. wieso sagt mein Unterbewusstsein, dass ich da irgendwann mal entlang gehen muss, bloß jetzt ist es noch nicht an der Zeit dafür.

Kopfschüttelnd lief ich weiter, die anderen beiden, die bereits ein gutes Stück von mir entfernt waren, beobachten mich septisch.

„Alles in Ordnung bei dir?“, fragt mich Nova sogleich.

„Ja, alles in Ordnung, musste nur an was denken.“, meinte ich knapp.

„Ach ja, und an was?“, Mensch müssen die immer so neugierig sein?

„Emm, meine Zimmergenossin ist heut angekommen.“  Kleine Notlüge, auch wenn es nicht direkt eine war, dieses komische Mädchen ging mir schon irgendwie nicht mehr aus dem Kopf.

„Und? Wie ist sie denn?“, wurde ich sogleich von Akikou gefragt.

„Komisch…“ Ich lief weiter und die beiden setzten sich auch wieder in Bewegung.

„Wie komisch?“, kam es skeptisch von Nova.

„Komisch halt, ich kann es auch nicht beschreiben. Ist halt so.“, ich konnte es einfach nicht erklären, bin immer noch sehr perplex, weil sie so aussieht, wie ich halt. Seltsam, in letzter Zeit läuft alles irgendwie komisch. An der Tür der Mensa angekommen, drücke ich sie mit Schwung auf, stolperte dabei fast über meine eigenen Füße.

„Das war wohl zu viel Schwung, oder?“, kicherte Akikou. Ja, hab ich auch bemerkt.

„Hör auf zu lachen.“, meinte ich etwas beleidig.

„Hab dich nicht so, außer uns hat es doch keiner gesehen.“, Nova klopfte mir behutsam auf die Schulter. Wir gingen weiter zur Essensausgabe. Mittlerweile kannte ich mich besser hier aus, und so wusste ich auch über das System, das hier gehandhabt wurde, bescheid.  Okay, war auch einfach zu kapieren.

Das Schulmenü war umfang reich, von vegetarischen bis hin zu Fleischspezialitäten, sie hatten immer eine andere Themenwochen, um Spezialitäten von den unterschiedlichen Ländern aufzutischen. So konnte sich keiner der hier angehörigen Schüler ausgeschlossen fühlen. Das Thema dieser Woche war China. Aber leider heute das letzte Mal, für eine ganze Weile, denn ab morgen gibt es ein anderes Thema.  Da wir relativ mit die einzigen der hier Anwesenden sind, mussten wir nicht lange warten, bis wir dran kommen. Was wohl daran lag, dass wir mit Abstand die letzten heute waren.

„Ich glaub ich nehmen zum Abschluss mal diese Dim Sum Dinger.“, sagte ich und schaute dabei hoch zu der Anzeigetafel, dann wandte ich mich wieder zu der Frau an der Ausgabe. Diese nickte nur und packte mein Tablett voll, den Rest wie Dessert, Salat und Getränk war Selbstbedienung. Davon konnte man auch immer so viel nehmen, bis man genug hatte, die Hauptspeisen konnte man nur einmal nachholen. Denn diese mussten für alle reichen.    

„Vegetarische Frühlingsrollen und ein bissel dieser komischen Suppe da.“ Ich beobachtete das Szenario skeptisch. Diese Suppe sah sehr unheimlich aus, ob da Akikou wusste, was sie da tat. Da gab es noch eine Regelung: kleine Vorspeisen wie diese Frühlingsrollen und dieser komischen Suppe galten als kleine Portion, deswegen konnte man zwei verschiedene nehmen.

Nachdem Nova sich auch für die Dim Sum Dinger entschieden hatte, konnten wir uns ein ruhiges Eckchen suchen. Wir hatten entschlossen, draußen zu essen, da es so ein schönes Wetter war.

„Und wie läuft es eigentlich mit deiner Zimmergenossin?“, fragte ich Akiko, weil wir das Thema Zimmergenossen vorhin schon mal angeschnitten hatten. Und genau wie die anderen war auch ich neugierig.

„ Wir gehen uns gekonnt aus dem Weg und reden auch kein Wort miteinander. Also momentan, macht sie auch nicht den Eindruck, als würde sie was verstehen, wenn ich ihr was auf Englisch erkläre, deswegen lass ich es lieber gleich.“, meinte sie. Ich beobachte sie, wie sie den Löffel in der Hand nahm und sich an die Suppe machte.  

„Pass auf, die sie giftig aus.“, meldet sich Nova zu Wort.

„Aber so was von! Ich an deiner Stelle würde sie nicht essen wollen.“, jetzt musterte uns Akiko, dann schüttelte sie den Kopf und nahm ein Löffel von der Suppe. Sie verzog ihr Gesicht, tja, wir haben sie gewarnt, aber wer nicht hören will, der muss fühlen.

„Tja, ist doch nicht so der Bringer, oder?“, kicherte Nova vor sich hin.

„Nein nicht wirklich.“, Akikou schob den Teller von sich weg und schnappte sich dafür die Frühlingsrollen.

„Hoffentlich schmecken die besser.“, murmelte sie noch bevor sie abbiss.

Dies ließ mich schmunzeln, kurz beobachte ich die beiden noch, bis ich mich eine meinen Teigtaschen machte.
 

Nach dem Essen machte ich mich allerdings erst mal auf dem Weg zu meinem Zimmer, die anderen beiden werde ich heute Abend wieder sehen. An diesem ankommen, wollte ich aus Gewohnheit erst mal aufschließen, als mir auf fiel, das die Tür erstens nicht angeschlossen war und zweitens, dass mit Sicherheit meine Mitbewohnerin da ist. Genervt verdrehe ich die Augen.  Ich glaube, ich sollte mich einfach ein bissel hinlegen, weil irgendwie war mir ganz komisch zu mute. Ich machte die Türe auf, mein Blick fiel kurz durch den Raum, sei war gar nicht da. Toll, sie hätte zu mindestens die Türe abschließen können, aber nein da war sie sich wohl zu fein.

Ich legte mich auf mein Bett, wollte darüber nicht mehr nach denken.  Nach einer Weile, wurden meine Augen ganz schön schwer, deswegen holte ich mein Handy hervor und stellte mir den Wecker, genau so das, es reichen würde um die anderen beiden von der Bibliothek abzuholen. Danach schloss ich meine Augen, wenige Minuten später, war ich schon komplett eingeschlafen.
 

Flashback
 

–Seraphina‘s Sichtweise-
 

Das Flugzeug ist gelandet. Mein Blick lag immer noch auf meinem Buch, mein Butler Alfred stand der weile schon mal auf und kümmerte sich um das Handgepäck. Ich las unbeirrt weiter, bis man mich an der Schulter an stupste, ich sah auf, Alfred war es nicht, er war mit den Handgepäck aus dem Flugzeug verschwunden.

„Miss Lorenz, das Fahrzeug was sie zur Villa bringen wird, ist eingetroffen. Wenn Sie mir bitte zum Ausgang folgen würden.“, sprach eine noch recht junge schöne Stewardess freundlich. Ich nickte kurz als ich das Buch zusammen klappte und in meiner kleinen Handtasche neben mir verschwinden ließ. Als ich aufstand und der Stewardess folgte, merke ich erst richtig, wie leer die erste Klasse war. Das war alles noch so neu.

Vor zwei Wochen saß ich noch in einen Heim rum, bis plötzlich der Brief eines Anwaltes kam, in den drinnen stand, dass mein leiblicher Vater nach mir suchte. Nach einen Labortest, um auch wirklich sicher zu gehen, dass ich auch wirklich seine Tochter bin, ging alles recht schnell. Ich musste innerhalb dieser letzten zwei Wochen, allen meinen Freunden Lebewohl sagen, von der Schule musste ich mich auch trennen. Mein Vater lebte, wie man merkte, in England, war reich, und er wollte, dass ab sofort wieder nach Hause zurückkehrte. Genaueres wurde mir nicht gesagt. ich wurde noch nicht mal gefragt, ob ich das wollte, in ein fremdes Land zu gehen, auch wenn er laut diesem Test  mein Vater war. Doch meine Heimat und Familie waren nun mal in Deutschland. An meinem letzten Morgen da, wurde ich von meinem sogenannten Butler abgeholt, der sogar deutsch sprach. Er ‚gehörte‘ mir, zu mindestens konnte man so sagen, er hatte mir erklärt, dass er nur wegen mir eingestellt wurde, seine Aufgabe war einfach, um mich immer kümmern, rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag.

Jetzt sitze ich in diesen sogenannten Fahrzeug, diese sich als Limousine entpuppte, um genau zu sein, eine Weiße. Ich fahre zum ersten Mal in einer und irgendwie war ich doch schon sehr aufgeregt, vor dem was mich gleich erwarten wird. Die Limo fuhr schon ein ganz schönes Stück und je mehr Zeit verging, umso nervöser wurde ich. Das  war doch nicht aus zu halten. Ein Kribbeln der Anspannung durchfuhr mich immer mehr. Wir bongen auf einen kleinen Weg ab, eine große Fläche Land kam nach ein Stück Wald zu Vorschein. In kleiner Ferne könnte man ein Gebäude erkennen, ob es sich wohl um diese Villa handelt? Mit Sicherheit, was anderes konnte es doch gar nicht sein.
 

Am Abend saß in meinem neuen Zimmer, in meinen Händen wieder mein Buch.

Gleich nachdem wir vor der Türe der Villa gehalten hatten, begleitete mich ein Dienstmädchen auf mein Zimmer, ich sollte da warten bis mich Alfred holen kommt. Ich wartete jetzt schon seit etwa drei Stunden, ich hatte mich erst mal für eine Stunde auf diesem übergroßen Bett hingelegt, nach der langen Anreise, wollte ich mich erst mal ausruhen. Aber jetzt, war mir mehr als langweilig, wieso ließ man mich hier solange warten.  

Es klopfte an der Türe, Alfred kam herein.

„Miss Lorenz, wir können nun in den Speisesaal.“, meinte er und setzt zu einer Handbewegung an dass ich ihm folgen sollte. Stillschweigend lief ich ihm hinterher. Wir liefen einen langen Gang entlang, sehr viele Türen erstrecken sich auf jeweils beiden Seiten. Zwei Treppenabgänge nach unten. Ich glaub, hier verlaufe ich mich am Ende noch, wer soll da bitte durch sehen? Wir kommen in einen Saal oder auch eine Art Lobby. Diese war recht gemütlich, zwei große Kamine jeweils auf den gegenüber liegenden Seiten. Rote Teppiche mit goldenem Muster, sehr altwirkende Möbel, aus dem Barock. Alles recht dunkel gehalten. Vorhänge verdeckten die Fenster, das Licht war gedämmt. Wir waren nicht die einzigen im Raum. Es waren viele merkwürde Leute in kleinen Grüppchen, in den unterschiedlichen Winkeln des Raumes verteilt. Alle starrten uns an, keiner sprach ein Wort. Sehr merkwürdig! Irgendwie machte mir die Situation ein wenig Angst. Warum müssen die mich alle so anstarren, bin ich ein Tier im Zoo, oder was?

Eine junge Frau kam auf uns zu, sie trug ein sehr eng anliegendes schulterfreies langes Kleid, ihr Haar war hochgesteckt, nur eine einzelne Strähne hing hinunter, war leicht gelockt, der Pony war schräg geschnitten. Sie treckte ihr Hand nach mir aus, griff unter mein Kinn, hob mein Kopf an, so dass ich sie anschauen musste. Auf meiner Haut merkte ich, wie ihre Nägel sich hinein bohrten, ich zischte vor Schreck und auch vor Schmerz auf.

„So empfindlich die Kleine, ach nein wie süß.“, sie lachte leicht auf so wie auch die anderen alle, ich habe kein Wort verstanden von dem, was sie sagte, wie auch, ich konnte nicht wirklich Englisch.

„Als Tochter unseres Führers sollte sie doch eigentlich mehr aushalten können.“, meinte ein Mann leicht gehässig der sich langsam auf uns zu bewegte. Sein schemenhaftes Grinsen verschwand jedoch, als noch ein zweiter Mann erschien, dieser war mindestens das Doppelte so alt wie dieser vor mir. Auch die junge Frau ließ von mir ab und ging ein paar Schritte zur Seite.

„Auf sie wird bereits gewartet, Alfred du solltest sie schon längst gebracht haben.“, sprach er leise aber mit einer Strenge, die einen eiskalt den Rücken runter ging. Verdammt, und ich konnte kein Englisch. Ich will wissen was hier los ist.

„Wird gemacht.“, kam es von Alfred, als dieser sich meinen Arm packte und ging mit mir zügig auf eine Tür zu. Ich wäre fast gestolpert als er loslief. An der Türe klopfte er kurz, dann wurde sie von innen auf gemacht, ein Dienstmädchen stand dahinter und verbeugte sich vor uns. Vor uns war eine rissige Tafel,  an anderem Ende war für zwei Personen gedeckt. Alfred zog mich mit zu den Plätzen. Er lief mich los, stellte sich hinter einen der Stühle und zog hin leicht zu sich.

„Miss Lorenz setzen sie sich bitte.“, sprach er und deutet auf den Stuhl, ich nickte kurz und setzte mich hin. Er schob den Stuhl wieder heran, und anschließend stellte er sich mit zu dem Dienstmädchen in eine Ecke des Raumen. Dieser komische alte Mann von eben kam herein und begab sich zum Stuhl, wo ein anderes Dienstmädchen bereits stand und den gleichen Vorgang machte wie Alfred bei mir.

„Tischt auf“, befiehlt er, sie nickte und verschwand. Ob dieser Mann mein Vater ist? Hoffentlich nicht.

„Alfred übersetze, was ich jetzt sagen werde.“, kam der nächste Befehl, jetzt gesellte sich Alfred wieder zu mir, direkt hinter meinen Stuhl. Der Mann sprach los, Alfred übersetzte.

„Erst mal bitte ich dich um Verzeihung, dass dies alles solange gedauert hatte. Wenn ich mich vor stellen darf. Ich bin der Anwalt deines Vaters, Mr. Andrew. Ich habe dich fast 13 Jahre lang gesucht. Es war nicht gerade einfach dich zu finden, da deine Mutter mit euch eiden, bei Nacht und Nebel verschwand.“, er machte eine kurze Pause. Aber momentan mal, mit „euch beiden“, meint er doch nicht etwa, dass ich ein Bruder oder eine Schwester habe? Diese Anwalt sprach weiter und somit auch Alfred.

„Niemand hatte damit gerechnet, dass sie mit euch in ein fremdes Land gehen würde. Und doch sie tat es, leider verstarb sie kurz nach dem sie mit euch in Deutschland ankam. Was haben wir nicht in Erfahrung bringen können, war uns aber auch nicht so wichtig. Wichtig ist nur das ihr Beiden bald wieder zu euren Vater zurückkehrt.“, wieder machte er eine kurze Pause, schien zu überlegen, bis er weiter sprach. In den Moment kamen auch mehrere Bedienstete mit kleinen Wägelchen rein, die reichlich gefüllt waren mit Essen.

„Du fragst dich sicher, warum ich die ganze Zeit von ‚euch‘ rede, da doch scheinbar nur du allein hier bist. Okay, du bist momentan noch allein hier. Ihr beide wurdet getrennt in dem Krankenhaus wo Mutter verstarb. Es konnte nur einer von euch beiden zu dieser Pflegefamilie, die andere musste ins Heim. Und dieser Zwilling warst du. Aber jetzt haben wir dich endlich gefunden.

Du hast eine Schwester, um genau zu sein, eine Zwillingsschwester, wir wissen wo sie momentan sich aufhält. Allerdings wurde sie damals von dieser Pflegefamilie adoptiert. Was die Sache uns erschwert, wir können sie nicht so einfach mal her holen, so wie dich. Deine Schwester trägt den Namen Ruby Dornhorn. Eure Mutter hat eure Namen ändern lassen, oder sie wurden geändert. Du heißt nicht so wie du glaubst, es zu wissen. Dein jetziger Name ist zwar Rubin Lorenz, aber diesen wirst du ab heute nicht mehr tragen. Eurer Vater besteht drauf, dass ihr euren richtigen Namen wieder an nehmt. Also Seraphina Jones willkommen in London, willkommen daheim.“, Mr. Andrew hebt ein mittlerweile gefülltes Weinglas in die Lüfte und  kurz danach trank er daraus.

Ich schaute auf den Teller vor mir, die Bediensteten haben mir einfach reichlich was drauf gepackt, bei Mr. Andrew blieb der Teller leer. Und als hätte er den Blick bemerkt, erhob er wieder seine Stimme, während Alfred für mich übersetzte.

„Ich habe schon gegessen, mach dir keine Gedanken darüber, iss bevor es kalt wird.“, ich nickte verstehend und aß. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich fertig war. Ich war mehr als voll, ich glaub so viel wie heute, hatte ich noch nie gegessen. Nach dem ich mich wieder geordnet hatte, fing er wieder an zu Sprechen.

„Dein Vater lässt sich entschuldigen, er wird erst morgen wieder im Haus sein. Und da wir von morgen schon einmal reden. Du wirst nur die eine Nacht heute hier verbringen. Es ist wichtig, deine Schulbildung war bis jetzt nicht die beste, daher gehst du ab morgen ins Internat. Aber keine Sorge, du bist da nicht allein. Wie vorhin erwähnt, wissen wir wo deine Schwester ist. Saphina ist seit kürzlich auch auf diesem Internat, wir haben alles die Wege geleitet, dass du mit ihr in einer Klasse bist und sogar das Zimmer teilst. So genug gesagt, es ist schon recht spät. Alfred wird dich auf dein Zimmer begleiten. Und ich habe eine bitte, oder genauer gesagt eurer Vater, er will nicht, dass du hier rum läufst, weil wie du schon merktest, wir sind nicht allein hier, also bleib auf deinem Zimmer. Es ist ja nur die eine Nacht. Ich verabschiede mich von dir, so schnell werden wir uns nicht mehr begegnen. Mach es gut und ich wünsche dir noch eine gute Nacht.“, er stand auf und verbeugte sich leicht und verschwand aus einer der Türen.

„Miss Seraphina, können wir?“, fragte mich Alfred. Ich nickte, er zog den Stuhl wieder ein Stück nach hinten und ich stand auf.
 

Ich lag eine ganze Weile noch wach in meinem übergroßen Bett herum, bis ich doch endlich eingeschlafen bin, das war zu viel für einen einzigen Tag. Allgemein, erst erfahre, dass ich einen lebenden Vater hatte, dieser will das ich nach England zurück komme, was ich auch tat. Und zweitens, jetzt hab ich auch noch eine Schwester, der ich heute auch noch begegnen werde. Am liebsten will ich gar nicht erst aufstehen. Es klopfte nun schon zum dritten Mal an meiner Türe, es ist Sonntag und noch nicht mal 6 Uhr morgens. Genervt  schlage ich meine kuschlige Decke zur Seite und ging langsam zur Tür. Noch einmal kurz strecken, ehe meine Hand zum Schlüssel wandert, ja, ich habe meine Zimmertüre verschlossen, man war schließlich nicht alleine hier in dieser großen Villa.

„Ja?“, fragte ich vorsichtig und öffnete die Türe einen kleinen Spalt breit.

„Frühstück ist angerichtet.“, ich erkannte die freundliche Stimme, es konnte nur Alfred sein. Ich machte die Türe auf und nickte etwas verschlafen.

„Bin gleich soweit, in einer halben Stunde, können sie mich hier abholen.“, er nickte und verwand wieder, mit einen leisen knall schloss ich die Türe wieder und schaute zum Wecker. Au Mann, es ist gerade mal 6.45 Uhr. Gähnend lief ich zu meinem Koffer, holte mir ein paar meiner Sachen raus, langsam tapste ich zu dem angrenzenden Badezimmer. Ich muss zugeben, es hat Vorteile ein eigenes Bad für sich allein zu haben. Ich schallte den Lichtschalter an, tapste zum Spiegel hin. Meine Haare sehen ja fürchterlich aus: erst mal gut durch bürsten. Meine Frisur war recht langweilig, braune Harre, leichte Naturlocken und lang, sehr lang. Ich frag mich, ob ich mir meine Haare noch machen lassen darf. Muss ich gleich mal fragen. Nach dem ich mir meine Zähne geputzt habe, zog ich den übergroßen grauen Pulli und einen lockere schwarze Jogginghose an. Ich verließ das Bad wieder, als ich bemerkte, dass ich nicht mehr allein war. Ein junger Mann stand an meinem Bett und hielt mein Buch in seinen Händen, begutachte den Einband genau. Ich ging näher an ihn heran, entweder er ist so in Gedanken oder er ignoriert mich.

Ich besah ihn genau. Seine rehbraunen Haare waren schulterlang und fransig geschnitten, seine Augen waren in einen warmen bernsteinfarbenden Ton, wie eine Eule, richtig schön. Seine Haut war bleich, sehr bleich. Irgendwie ungesund, bei diesen Gedanken, fing er an zu schmunzeln, als wüsste er was ich denke. Ich betrachte ihn genauer,  er trug einen langen schwarzen Mantel  der im Licht leicht rot schimmerte. Die Knöpfe des Mantels waren golden. Zudem trug er noch rote Handschuhe. Darunter war einen schwarzes Hemd zu sehen und eine lange Lederhose mit einem Haufen Schnallen und Nieten. Ein Stachelhalsband hing auch noch um seinen Hals.  

„Ziemlich alt das Buch.“, sprach er ohne auf zusehen und durchbrach so die Stille, musterte immer noch den Einband genau. Ich starrte ihn an, Moment mal, er hat deutsch gesprochen! Perplex ging ich noch ein klein wenig näher an ihn heran.

„Du musst keine Angst haben.“, sprach er ruhig, ich fühlte mich ein wenig ertappt. Er legte das Buch langsam wieder aus seinen Händen, zurück auf mein Bett. Dann wandte er seinen Blick auf mich. Irgendwie werde ich nervös, ich hätte die Tür wieder abschließen sollen und nicht offen stehen lassen. Er mustert mich, und fing leise an zu lachen. Gruselig, er wirkt auf mich ein wenig verrückt.

„Nein was für eine Unterstellung, ich bin nicht verrückt.“, er lachte leicht auf und auf seinen Lippen lag ein freundliches liebevolles Lächeln. Woher wusste er, was ich dachte, oh Gott. Ich ging zwei Schritte zurück. Und er, er lachte wieder nur. Warum lacht er so viel und warum sprach er meine Sprache. Und schon wieder, er lacht.

„Also warum ich so viel lache, ist ganz einfach, du bist irgendwie witzig. Und ich spreche viele Sprachen, ich komm viel herum, ich mag es zu reisen.“, meinte er freundlich ehe er sich auf mein Bett setzte.

„Komm her, ich beiße nur wenn ich hunger hab.“, lachte er wieder, ja sehr witzig, ist mir schon klar, dass er nicht beißen wird. Er schüttelte mit dem Kopf und lachte wieder leise auf.

„Bist du dir da sicher?“, fragt er leicht verführerisch. Dann klopfte er auf das Bett, signalisiert mir, das ich mich neben ihn hin setzten soll.  Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher ob ich das will, wenn er so schon guckt.

„Kannst dich ruhig setzten, dein Vater würde mich umbringen, wenn ich dir irgendwas tu. Und glaub mir, ich häng an mein Leben. Also du kannst dich ruhig setzten.“, meinte er wieder, ja ich glaub er kann Gedankenlesen. Ein Schauer geht mir den Rücken runter.

„Ja.“, hä, bitte was. Was meint er den jetzt damit, doch nicht etwa, die Sache mit den Gedankenlesen?

„Doch, genau das. Aber an Hand deines Verhaltens, wurdest du noch nicht aufgeklärt, und ich glaube das sollte lieber dein Vater übernehmen.“, und wieder, er lacht, langsam aber sicher, geht mir dies auf den Keks.

„Nicht böse sein, komm her und setzt dich. Ich will dich kennen lernen, Seraphina. Alle hier sind sehr neugierig auf euch.“, meinte er wieder und klopfte erneut auf die Stelle neben sich. Diesmal gab ich mir einen Ruck und ging zu ihm, setzte mich.

„Na ist das so schlimm gewesen?“, fragte er und schaut mich freundlich an. Eigentlich nicht.

„Kannst du auch sprechen? Ich kann zwar Gedankenlesen, aber ich möchte schon gerne mal deine Stimme  hören, wenn ich darf.“, sprach er wieder freundlich. Gedankenlesen, mhhh, abstreiten kann ich es wohl nicht. Ich grübel vor mich hin und während er mich nur musterte.

„Also willst du nicht, dass ich deine Stimme zu hören kriege?“, meinte er etwas enttäuscht.

„Aber du hörst sie doch.“, meinte ich und mustere ihn.

„Jetzt hab ich sie gehört.“, kam von ihm lachend. „Deine Stimme klingt schön.“ Oh je, ich merke, wie rot werde, oh Gott ist das peinlich…

„Ach nein, du bist echt süß.“ Oh Mann, der Kerl, der schafft mich heute noch! Halt ich hab noch eine Frage…

„Du kannst doch Gedankenlesen, du musst meine Stimme schon mal gehört haben?!“, kam es aus mir heraus gesprudelt.

„Ich höre eine Stimme, aber nicht direkt so wie du sie hören kannst, es ist komisch zu beschreiben.“, versuchte er es zu erklären.

„Man muss es wohl selber können, um es zu verstehen.“, sagte er dann noch. „Also, wie ich gehört hab, willst du deine Haare anders haben?“, fragte er und schaute mich neugierig an.

„Ja, das möchte ich schon gern.“, gab ich zu.

„Hast du auch eine Vorstellung wie sie aussehen sollen?“, fragt er weiter nach.

„Ja, sie soll zu ein…“, „Nein stell es dir nur vor.“, meinte er rasch und unterbrach mich so.

Okay, wie soll ich mir das vorstellen, mhhh, einen Bobschnitt bis zur Schulter runter, mittelblond oder auch goldblond. Ja genauso. Ich stellte mir gerade vor, wie es bei mir aussehen würde.

„Mmhh, nicht schlecht.“, meinte er nachdenklich. „Damit kann man arbeiten.“.

Ich schaute ihn fragend an.

„Alfred ist gleich hier. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen, ihr fahrt erst später los.“, sprach er einfach weiter, ohne direkt auf mich zu achten, dann stand er plötzlich auf und schaute sich kurz um. Er ging zur Tür, öffnet sie, dahinter stand Alfred mit einem dieser kleinen Wägelchen. Dieser Mann grinste kurz bis er Alfred half mit den wackligen Ding über die Schwelle zu kommen.

„So Frühstuck ans Bett.“, trällerte er und fuhr das Wägelchen zu mir ans Bett. „Alfred kannst du bitte Aura holen. Richte ihr bitte aus, dass sie ihren Koffer mitbringen solle.“.

„Ja, wird sofort erledig junger Herr.“, meinte Alfred und begab sich wieder auf den Weg.

„Aura? Wer ist das?“, frage ich ihm.

„Aura ist meine Verlobte, du wirst sie bestimmt mögen. Ach ja, wenn wir schon mal bei den Namen sind. Mein Name ist Yagami Alexus, kurz einfach Yami.“, grinste er vor sich hin.

„Okay.“, meinte ich nur und blickte auf das kleine Wägelchen mit dem Essen drauf, ich hatte langsam richtig Hunger bekommen.

„Wenn du Hunger hast, musst du nicht warten. Wir haben schon gegessen.“, gut okay, dann esse ich einfach. Ich zog den Wagen an mich heran und begann mein Frühstuck zu essen. Was übrigens aus zwei Scheiben Toast, Rührei, Speck, ein Glas Orangensaft und eine Tasse Tee bestand. Noch eine kleine Weile verging, bis endlich Aura auftauchte.

„Darf ich vorstellen, Aurora Armstrong, oder einfach kurz gesagt, Aura.“, sprach er mit großer Begeisterung. „Sie kann kein Deutsch, aber das sollte nicht das Problem sein. Und warum ich sie herholen lassen hab, sie kann Haare schneiden, sie hat es gelernt.“, trällerte er wieder vergnügt vor sich hin. Oh Gott, er ist wohl auf Dauerdroge, selbst bei diesen Gedanken musste ich auch lachen.

„Okay.“, gab ich zu genüge.

Dann musterte ich Aura genau, sie hatte schwarzes langes Haar, sie waren glatt und glänzten im Licht so wunderschön. Ihre Augen waren Türkis, ihre Haut bleich, leichenbleich, man konnte deutlich an ihren Wangen die Adern erkennen. Sie trug ebenfalls einen langen Mantel, dieser war nur schwarz, hatte aber dafür den gleichen wunderschönen Glanzeffekt wir ihre schönen Haare.

„So, halt ihr die Hand hin.“, unterteilte er mir. Ich streckte meine Hand ihr entgegen, sie griff danach. Ein leichter Schauer ging mir den Rücken runter, ihre Hand war eiskalt. Sie lächelte leicht, sie legte ihre zweite Hand auch noch darauf.
 

Einige Stunden später, es war gerade 10 Uhr geworden.

Ich stand vor dem Spiegel und betrachte mein gegenüber, es war so ungewohnt, kurze, blonde Haare, aber es gefiel mir sehr. Die beiden, Yami und Aura, sind soeben gegangen. Ich muss zugeben, ich hatte es Aura nicht zugetraut, dass sie es kann, also dass Haare schneiden. Alfred war gerade auch noch mal da gewesen, ich soll mir die Sachen aus dem Schrank nehmen und in den Koffer verstauen, in einer halben Stunde wollen wir los fahren.  Er hatte mir auch noch einen neuen Koffer reingestellt, ich glaube nicht das ihn brauchen würde, aber na gut, von mir aus. Also wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und ging langsam zu meinem Schrank, öffne ihn…

Oh mein Gott…

Der will mich wohl auf den Arm nehmen, wie soll ich bitte schön, das Ganze in meinen Koffer bekommen. Okay, ich werde das meiste auch nicht brauchen, also einen kurzen Blick auf die Uhr. Okay, noch 25 Minuten Zeit um meinen Koffer zu packen.

Verdammt, die Sachen sehen schweineteuer aus. Und ein Kleidungstück besser als das andere. Und dann soll ich wählen können? Okay ich glaub ich pack einfach von jeder Hose 10 Stück ein und so auch von den anderen Kleidungsstücken.

Okay, fünf nach halb saß ich auf einem der beiden Koffer, ich hatte letztendlich meine alten Klamotten in den Schrank gehauen und die aus den Schrank in meine Koffer, dazu kommt, das ich mich noch einmal umgezogen habe. Nun trug ich einen grau-blauen Rock, dazu einen schwarze Leggins, grau-braune Stiefel mit mittlerem Absatz, einen sehr dünnen und schwarzen Pulli, zu guter Letzt noch ein grau-blaues Jackett. Noch eine grau-braune Wollmütze, perfekt. Es passt wirklich alles wie angegossen, die Person muss genau gewusst haben, welche Größe ich habe. immer noch sah ich zur Tür und warte drauf, dass Alfred endlich kommt.

Es klopfte an der Tür. Ich ging wieder hin öffne sie.

„Wir können jetzt. Die Koffer werden gleich geholt.“, sprach Alfred. „Bitte folgen Sie mir.“, ich schnappte mir schnell meine Jacke und mein Buch. Langsam folgte ich ihm nach draußen, da angekommen stand schon wieder eine Limousine. Oh je, das macht bestimmt einen guten Eindruck, auch wenn diese Schule eine Private ist. Ich glaub nicht, dass da alle mit Limousinen durch die Gegend gefahren werden. Augen zu und durch, kann ja nicht schlimm werden, und außerdem kann ich eh kein Englisch, zumindest noch nicht. Ob es meine Schwester kann? Da wären wir wieder an dem Punkt, ich will sie endlich kennen lernen. Ich bin neugierig, im anderen Moment wiederrum nicht.  Was ist, wenn sie mich nicht mag, oder ich sie nicht mögen kann.

Eine gewisse Unsicherheit breitet sich aus. Ich muss mich noch gedulden in wenigen Augenblicken werde ich sie sehen können. Alfred hielt mir die Tür auf, als ich einstieg.

„Ihr Vater lässt sich entschuldigen. Sie werden ihn erst in den Winterferien kennen lernen.“, erklärte mir Alfred während der Fahrt zu diesem Internat. Was genau war das für eins?

„Was genau ist das für eine Schule?“, fragte ich nach, ich kann kein Englisch, wenn das eine normale Schule war, werde ganz schöne Probleme bekommen.

„Das ist eine Integrationsschule, um genau zu sein eine internationale Schule, die sich mit Schüler aus aller Welt befasst und dafür sorgt, das ihr Leben im diesem Land einfacher wird.“, erklärte er mir.

„Gut, da muss ich mir wegen meinen Englisch erst mal kenne Sorgen machen.“, erleichtert atme ich auf und lehnte mich entspannt zurück.
 

Nach einen sehr langen Weile, kamen wir endlich mal an. Wir haben es jetzt gegen 12 Uhr.

Wir stiegen als dem Auto aus, der Hof vor dem Haus, vor dem wir halten war recht leer. Aber auf dem Sportplatz dahinten spielten sie Handball, das konnte ich vom Auto aus sehen. Ich liebe diese Sportart, ich war selber in einem Verein dafür. Ich schaute mich kurz um, ein großes Gebäude, Entrance C…

Oh Mann, nicht einmal das kann ich lesen, das kann noch richtig lustig werden.

„Wir müssen zu diesem Eingang da.“, Alfred zeigte auf einer Tür, an dieser  hing ein Schild mit „Entrance C“ drüber. Okay, vielleicht hieß dieses „Entrance“ auch „Eingang“, Schultern zuckend folgte ich wieder mal Alfred. An einer Tür blieben wir stehen, Alfred klopfte an und sogleich ging diese auf. Ein älterer stämmiger Mann kam zum Vorschein. Auf seiner Nase sitz eine Brille mit dicken Gläsern.

„Welcome.“, sprach er, okay, das konnte ich verstehen, war ja nicht so besonders schwer. „My name is Arthur Richard“, ja okay, verstehe ich.

Alfred sprach mit ihm, ich könnte auf ein paar Fragen nur mit Kopfschütteln antworten, weil ich es wirklich nicht wusste, was er von mir wollte. Nach dem halbstündigen Gespräch mit ihm, kam diese Miss Weedman, sie führte uns auf mein Zimmer. An einer Tür blieb sie stehen, sie klopfte und ging kurz danach rein, sprach mit jemand. Ich schritt an ihr vorbei, ich bin total nervös. Gestern früh wusste ich noch nicht mal, dass ich eine Schwester habe und jetzt, jetzt sehe ich sie gleich zum ersten Mal. Ich schau in ihr Gesicht, doch wende ich meinen Blick gleich zum Boden. Sie war mein komplettes Ebenbild, klar, schließlich sind wir Zwillinge. Es ist komisch, immer dachte ich, ich wäre alleine, und jetzt gibt es mich doch im Doppelpack. Hätte ich niemals gedacht. Miss Weedman sprach noch ein paar Sätze mit meiner Schwester, sie kann wirklich Englisch. Sie dürfte sich auch mit Sicherheit hier ganz gut rein gefunden haben. Dann verließ Miss Weedman den Raum, ich stand unschlüssig da.

„Emm, hallo. Bist du anwesend?“, fragte mich meine Schwester. Ich antworte nicht, vor Aufregung schlug mein Herz so doll, hatte Mühe meine Atmung zu kontrollieren.

„ Ist das alles an Gepäck, das du mit hast? Wo ist der Rest?“, sie deute auf meine kleine Handtasche. Dann legte sie mir ihre Hand auf meiner Schulter, ich zuckte total zusammen, so dass auch sie sich mit erschreckte. Was war mit mir nur los, ich bin doch sonst nicht so.

Die Tür ging auf, Alfred brachte mein Gepäck herein.

„Miss Seraphina, ihre Koffer.“, ich nickte nur kurz. „Okay, Miss, ich verabschiede mich von ihnen, ihr Vater wartet auf mich, es müssen noch ein paar Sachen geklärt werden. Wir sehen uns im Winter wieder.“, mit einer Verbeugung verließ auch er wieder den Raum. Ich schaute leicht auf, merkte wie sie mit dem Kopf schüttelt.

„Reiche Eltern also. Schlechtes Verhältnis zu deinen Vater? Mach dir nichts draus, in meinem Bekanntenkreis gibt es auch einige.“, sprach sie zu mir. Ich blickte sie an, nein, das stimmte absolut nicht, ich kannte unseren Vater noch nicht einmal und werde ihn erst noch kennen lernen. Sie setzte sich auf eins der Betten in diesem Raum. Sie deutet auf einen Stuhl, vorher warf sie noch ein  paar ihrer Kleiderstücke runter.

„Na los, setz dich schon, deutsch kannst du schließlich, dein Butler, oder was auch immer, hat mit dir auch deutsch gesprochen. Also versteht du auch was ich dir sage.“, kam es sehr schroff von ihr, sie scheint sehr genervt von meiner Anwesenheit zu seinen.

„Na schön, mach was du willst, das Bett, der Schrank und der Tisch da, sind meine.“, sie sprang regelrecht auf und schnappte nach ihrer Jacke und verschwand aus den Raum, die Tür knallte laut zu. Oh Gott, der Schreck saß noch in meinen Knochen, als noch mal Miss Weedman rein kam. Sie fragte ob alles in Ordnung war, zu mindestens glaubte ich das, ich nickte nur und sie ging wieder.

Das war kein so guter Anfang, ich hoffe, dass ich das nächste Mal, zu mindestens einmal den Mund aufbekomme. Das wird noch schwer werden, wie soll ich ihr sagen, dass ich ihre Schwestern bin. Ich musste wieder daran denken, was Alfred noch zu mir sagte. Das ich mit ihr reden soll, ihr eventuell sagen soll, das wir miteinander verwandt sind, aber das musste ich nicht unbedingt machen. Meine Aufgabe ist erst mal nur, mich mit ihr anzufreunden und dafür zu sorgen, dass sie in den Winterferien mit zur Villa kommt. Mit anfreunden kann noch einen Weile dauern, sie hat ein übermütiges Temperament, mit diesem kann ich nicht mithalten. Dazu kommt noch, dass sie Englisch kann und auch länger hier ist, was wiederrum hieß, dass sie mit Sicherheit einige Freunde gefunden haben wird. Sie wird die meiste Zeit wohl oder übel mit ihnen zusammen sein. Ich habe also nur hier im diesen Zimmer die Gelegenheit mit ihr zu reden. Ich sah mich kurz um, sie sagte, dieser Tisch ist meiner. Ich ding drauf zu, setzte mich für einen Moment. Ließ meinen Blick ein weiteres Mal durch den Raum streifen, auf ihrem Tisch standen ein paar Bilder, ich stand wieder auf und ging drauf zu. Es dürften ihre Freunde aus Deutschland sein. Sie gehörte definitiv der Schwarzen-Szene an, sie selber trug vorhin schwarz und auf den Bildern war es nicht anders aus. Ihre Freunde genauso. Eins sprang mir allerdings in den Augen, da war eins mit einer jungen Frau und einem kleinen Kind auf dem Arm. War  sie das mit ihrer Adoptiermutter? Vielleicht könnte ich sie so ansprechen, einfach nach dem einen Bild fragen. Ich hoffe nur, dass sie nicht mehr so genervt ist, beziehungsweise auf mich gereizt reagiert, ich will mich mit ihr doch vertragen.

Ich sollte erst mal meine Koffer auspacken.
 

Fashback ende



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