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Des Königs Schatzmeister

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Des Königs Schatzmeister
Kapitel: 3
Hauptcharaktere: Bilbo, Thorin, Fíli, Kíli
Altersempfehlung: ab 12 (Slash)
Genre: Freundschaft, Romanze
Beziehung: Bagginshield (Bilbo x Thorin)
Hinweis: AU - Alternatives Universum Komplett anzeigen

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Kapitel Eins erzählt, was vor der Feier geschah.

Erebor glich einem Ameisenbau. Überall herrschte geschäftiges Treiben, denn es gab viel zu tun. In einer Woche schon sollte das Fest anlässlich der einjährigen Herrschaft des Königs gefeiert werden.

Ja, der Einsame Berg gehörte wieder den Zwergen und jeder wusste, dass ein Hobbit einen Großteil dazu beigetragen hatte.

So wunderte es niemanden, dass Bilbo Beutlin nicht nur ein gern gesehener Gast war, sondern Erebor nun auch sein Zuhause nannte. Das Auenland würde ihm viel zu eintönig und fade erscheinen. Im Einsamen Berg hingegen gab es immer etwas zu tun. Und auch wenn es niemand offen zugab, war der Halbling hier und da sogar ein wenig gefürchtet. Thorin hatte schnell erkannt, dass niemand anderes als Bilbo der königliche Schatzmeister sein konnte. Er hatte selbst kein Interesse am Gold und konnte somit alles, was mit den Schätzen der Zwerge zu tun hatte, sehr sachlich und vernünftig betrachten.

Er erledigte seine Arbeit stets gewissenhaft und war glücklich, nützlich sein zu können. Nach allem, was zwischen ihm und Thorin passiert war, wusste es der Hobbit sehr zu schätzen, dass der König ihm solch eine wichtige Aufgabe übertragen und wieder Vertrauen in ihn hatte.

Besonders jetzt, wo das Fest vor der Tür stand, zeigte sich, welch große Bereicherung er wirklich war.

Jegliche Ausgaben und Lieferungen an Erebor wurden von Bilbo genau überprüft und meinte er, eine Verschwendung zu entdecken, sprach er die Verantwortlichen sofort darauf an und wies sie darauf hin, dass das Gold zwar nicht rar, jedoch auch nicht unerschöpflich war. Nur weil man wohlhabend war, musste man nicht mit seinem Reichtum um sich werfen. Zumindest dann nicht, wenn es nicht nur das eigene, sondern das Geld eines ganzen Königreichs war.

Doch nicht nur seine gewohnte Arbeit verrichtete der Halbling. Ein Fest zu organisieren und umzusetzen, war eine Herausforderung, der er sich gerne stellte. Er kümmerte sich auch um Einladungen und - für einen Hobbit nicht ungewöhnlich - das Essen. Er probierte die kulinarischen Vorschläge der Köche, um zu prüfen, ob sie für das Fest geeignet waren. Bilbo hatte während seiner Zeit im Erebor die Messlatte sehr hoch gesetzt. Wenn es um Thorin und seine Familie und Freunde ging, war manchmal selbst das Beste nicht mehr gut genug.

Der König war froh, sich nicht mit derlei trivialen Themen beschäftigen zu müssen und wusste die Hilfe des Halblings sehr zu schätzen. Er hatte befürchtet, Bilbo würden die sanften Hügel und grünen Wiesen des Auenlands fehlen, doch an Heimweh war nicht zu denken. »Ich habe hier alles, was ich brauche«, sagte er immer, wenn ihn jemand fragte, ob er jemals in seine Heimat zurückkehren wollte. Ja, das entsprach der Wahrheit. Es fehlte ihm an nichts. Sollten sich die anderen Hobbits doch das Maul über ihn zerreißen! Bilbo hatte Gandalf darum gebeten, ein Auge auf Beutelsend zu haben, denn seine geliebten Verwandten, die Sackheim-Beutlins hatte er nicht vergessen. Der Zauberer fand gewiss jemanden, der das traute Heim des Halblings in Ehren hielt. Eines Tages kehrte er vielleicht zurück. Nur um ihn noch einmal zu sehen. Den Ort, an dem alles begonnen hatte.
 

Das Arbeitszimmer des Halblings entsprach gänzlich seinem Geschmack. Es war ein heimeliger Raum, den man im ersten Moment tatsächlich für ein Zimmer einer Hobbithöhle halten konnte. Jedoch sah man auch sofort, dass hier ein bescheidener Mann lebte. Mit Prunk und Gold hatte er eben wenig am Hut. Gemütlich sollte es sein, das war ihm wichtig.

Sein Sekretär war übersät mit zahlreichen Dokumenten, Lieferscheinen, Gäste- und Speiselisten. Ein Außenstehender könnte meinen, Bilbo hätte den Überblick verloren, doch er wusste genau, was er tat.

Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er das Klopfen erst dann wahrnahm, als es beinahe so klang, als würde man versuchen, mit einer Axt die Tür einzuschlagen.

»H-herein«, rief der Halbling und zuckte leicht zusammen. Wer war denn da so ungeduldig?

Er lächelte leicht, als sich die Tür öffnete und zwei junge Zwerge ins Zimmer traten.

»Guten Abend, ihr beiden«, begann Bilbo. »Was kann ich für euch tun?«

»Thorin hat nach dir gefragt«, antwortete Fíli und besah die Papierstapel, die sich auf dem Schreibtisch befanden. Wie kam Bilbo damit zurecht, ohne durchzudrehen?

Der Halbling runzelte die Stirn. »Warum? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«, fragte er und schlug Kílis Hand weg, der gerade versucht hatte, sich einige der Speiselisten zu schnappen.

Der Zwerg schüttelte grinsend den Kopf. »Das Abendessen ist fertig und du bist nicht aufgekreuzt. Deswegen hat sich Thorin Sorgen gemacht. Wann lassen Hobbits denn freiwillig eine Mahlzeit aus?«

Der Schatzmeister lachte leise und erhob sich. »Du hast recht. Das tun sie niemals.«

Während alle drei zur Tür gingen, fragte Fíli: »Kommst du zurecht? Es sieht so aus, als hättest du eine Menge Arbeit, seit die Vorbereitungen für die Feier angefangen haben.«

Bilbo zuckte mit den Schultern. »Es sind noch keine Katastrophen passiert. Ich habe alles unter Kontrolle.«

»Wenn du irgendwie Hilfe brauchst-«

»-werde ich gewiss nicht euch damit belästigen. Achtet lieber darauf, dass Thorin sich nicht überarbeitet. Er hat eine viel größere Bürde zu tragen, als ich. Unterstützt euren Onkel. Ich komme schon zurecht.«

Die Brüder warfen sich kurz einen Blick zu.

Der Hobbit legte den Kopf schief. »Was ist?«

»Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte Kíli. »Ich meine, sieh dir doch mal diesen ganzen Papierkram an!«

»Es ist wirklich alles in Ordnung, ihr beiden. Ich mache das gern.«

Fíli hob eine Augenbraue. »Ernsthaft? Dir macht diese Arbeit... Spaß?«

Natürlich verstanden Wirbelwinde wie die beiden nicht, dass Bilbo aus einem anderen Holz geschnitzt war, als sie und somit auch andere Interessen hatte. Er kümmerte sich lieber um den ‘Papierkram’, als sich mit Orks, Trollen und Drachen anlegen zu müssen. Es reichte ihm schon aus, wenn er sich mit Zwergen herumärgern musste, die sorglos mit dem Gold umgingen oder sich nicht an Anweisungen hielten, die nötig waren, um Chaos zu vermeiden.

Er lächelte leicht. »Ja, es macht mir Spaß und ich bin froh, dass ich mich hier nützlich machen kann. Nach dem Vorfall mit dem Arkenstein hätte ich nicht gedacht, dass mir Thorin jemals wieder vertrauen könnte.«

Sein Blick trübte sich. »Nach allem, was er zu mir gesagt hat... Ich bin so glücklich darüber, dass er mich nie wieder so ansehen wird, wie er es damals getan hat.«

Kíli klopfte Bilbo aufmunternd auf die Schulter. »Das ist doch längst Vergangenheit und Thorin tut es immer noch leid, was er damals getan hat.«

Der Hobbit nickte lächelnd. »Ja, ich weiß. Und er hat immer noch nicht damit aufgehört, mir Geschenke zu geben, dabei ist das Unfug. Ein einfaches ‘Entschuldigung’ hätte es auch getan.«

Fíli stieß seinen Bruder mit dem Ellenbogen grinsend in die Seite, der kurz nickte und sich das Lachen verkneifen musste.

»Er lässt dir immer noch Geschenke zukommen? Denkst du wirklich, dass das noch wegen dieser Arkenstein-Sache ist?«

Bilbo zuckte mit den Schultern. »Weswegen sollte er mir sonst Geschenke geben? Ich habe doch nichts Besonderes getan. Seit die Vorbereitungen für die Feier begonnen haben, ist es sogar noch schlimmer geworden. Seitdem finde ich ständig neue Päckchen in meinem Arbeitszimmer. Wisst ihr vielleicht etwas darüber?«

Unschuldig schüttelten die beiden Jungzwerge die Köpfe. »Nein, keine Ahnung«, sagten sie gleichzeitig.

Der Halbling war sich nicht sicher, ob er das glauben konnte, aber er hatte momentan wirklich Wichtigeres zu tun, als sie über Thorins Großzügigkeit Gedanken zu machen.

Da er von den Brüdern keine aufschlussreiche Antwort erhalten konnte, seufzte Bilbo leise und verließ sein Arbeitszimmer.

Die kleine Gruppe machte sich auf den Weg zum Speisesaal, doch vor ihrem Ziel blieb der Hobbit stehen. »Ich komme gleich nach. Ich will nur sehen, ob der neue Speiseplan fertig ist.«

Die Zwerge nickten schmunzelnd. Ihr Freund konnte scheinbar nicht einmal richtig Pause machen. Die Vorbereitungen für die Feier nahmen ihn voll und ganz ein.

Nachdem Bilbo in der Küche angekommen war, bat er um eine überarbeitete Version des Speiseplans, die allerdings noch nicht ganz fertig war. Hier und da gab es noch einiges zu klären und Bilbo wurde darum gebeten, eine Suppe zu probieren, die in einer Woche eigentlich auch auf den Tisch kommen sollte.

Während sich der Halbling einen Löffel suchte, nahm er einige Gesprächsfetzen auf, die er lieber überhört hätte.

»Ist das wahr?«, fragte einer der Köche und lachte.

»Ja, ich habe es heute Mittag gehört. Angeblich will der König bei der Feier seine Verlobung bekanntgeben.«

Die beiden Zwerge zuckten zusammen, als der Halbling zu husten begann, der sich vor Schreck an der Suppe verschluckt hatte.

Thorin wollte seine Verlobung bekanntgeben?

Fieberhaft überlegte er, ob er jemals eine Frau in der Nähe des Königs gesehen hatte. Er war sehr beschäftigt und bekam deshalb natürlich nicht alles mit, aber warum hatte ihm niemand davon erzählt?

Seine Gedanken rasten und er bemerkte nicht einmal, dass ihm einer der Köche den Speiseplan in die Hand drückte.

Völlig aufgewühlt ging er nun zu seinen Freunden und versuchte, das eben Gehörte als blödsinniges Gerücht abzutun.

Er wollte Thorin nicht direkt danach fragen. Im Grunde ging es ihn ja auch gar nichts an. Bei der Feier würde er schon erfahren, ob es nur ein Gerücht war, oder nicht. Bei dem Gedanken daran merkte Bilbo, wie sich sein Magen verkrampfte.

Nein, Bilbo. Alles in Ordnung. Das hatten wir doch geklärt. Er ist ein guter Freund und du freust dich für ihn, wenn er eine Frau findet, die er liebt. Du wirst dich wirklich darüber freuen.

Wie ein Gebet versuchte er sich diese Worte einzureden, immer und immer wieder. Aber es gelang ihm nicht, egal, wie sehr er es versuchte.

»Alles in Ordnung, Halbling?«

Die Stimme des Königs riss den Hobbit aus seinen Gedanken. In den letzten Minuten hatte er nur lustlos in seinem Essen herumgestochert und das war auch Thorin nicht entgangen.

»J-ja, alles bestens«, erwiderte Bilbo und lächelte leicht, doch der Zwerg war davon nicht überzeugt.

»Wenn es ein Problem gibt, dann-«

»Es gibt keins«, sagte der Halbling sofort. »Ich habe nur über die Feier nachgedacht. Es wird sicherlich sehr schön.«

Der König nickte leicht. »Es wird eine große Überraschung geben.«

Bilbos Lächeln wirkte immer gequälter. »... Ich freue mich darauf.«

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt eine so gewaltige Lüge erzählt hatte.

Kapitel Zwei erzählt, was während der Feier geschah.

Die Tage vergingen viel zu schnell und der letzte Abend vor dem großen Fest war gekommen.

Bilbo hatte sich seit dem Vorfall vor einiger Zeit von früh bis spät in seinem Zimmer eingeschlossen, um so dem ganzen Klatsch und Tratsch zu entgehen, der in Erebor wie ein Lauffeuer die Runde machte. Alles drehte sich nur noch um diese geheimnisvolle Verlobte, die noch keiner gesehen hatte und Vermutungen wurden angestellt, wer die Glückliche wohl war.

Ganz gleich, wohin er ging. Überall gab es nur ein Gesprächsthema und er wollte kein Wort mehr davon hören.

Er fühlte sich unwohl und wünschte sich ganz weit fort. Für diese Gefühle und Gedanken schämte er sich. Er sollte sich für Thorin freuen. Er hatte es verdient, glücklich zu sein. Er hatte eine Frau gefunden, die er liebte und die bereit war, mit ihm über Erebor zu herrschen. Sicherlich war es eine schöne, stolze Frau, die man schon von Kindestagen an darauf vorbereitet hatte, irgendwann eine wichtige Rolle zu spielen. Eine Zwergin, die ebenso willensstark und mutig war, wie ihr zukünftiger Ehemann. Sie würde Bilbo vor Augen halten, was man brauchte, um neben Thorin stehen zu dürfen. Sie würde ihm zeigen, was nötig war, um ihm zu gefallen und er würde jeden Tag aufs Neue feststellen, dass er nichts von all dem hatte.

Der Hobbit beneidete diese Frau, die er nicht kannte und - wenn er ehrlich war - auch gar nicht kennenlernen wollte. Es war albern, eifersüchtig zu sein, doch er konnte nichts dagegen tun. Je mehr er sich dagegen wehrte, umso schlimmer wurde der Schmerz.

Erst spät in der Nacht legte sich Bilbo zur Ruhe, nachdem er die letzten Vorbereitungen für die Feier abgeschlossen hatte. Die Arbeit war das Einzige, das ihn irgendwie ablenken konnte. Er hatte sich in den letzten Tagen gefühlt, als hätte eine Ohnmacht ihn überfallen. Er war nicht dazu in der Lage gewesen, diese Verlobung zu verhindern. Wie auch? Und wozu? Es hätte nichts geändert. Für ihn hätte sich das Leben und die Beziehung zu Thorin nicht im Geringsten verändert. Er musste einfach einsehen, dass es nichts gab, das er tun konnte. Sein einziger Ausweg war eine Flucht ins Auenland.

Erschöpft ließ er sich auf sein Bett fallen und wünschte sich, den morgigen Tag einfach verschlafen zu können.

Er erwachte nicht, als jemand sein Zimmer betrat und ein Geschenk auf seinen Schreibtisch legte.

»Gute Nacht, Halbling.«

Der nächste Morgen kam viel zu schnell und Bilbo wusste nicht, woher er die Kraft nahm, aufzustehen.

Hätte er doch nur diese Gerüchte nicht gehört. Dann hätte er zumindest einen Teil der Feier ausgelassen genießen können, ohne den Gedanken daran, dass er eine der Personen, die ihm am meisten bedeutete, verlieren würde. Wenn man über ein Königreich herrschen musste und eine Ehefrau hatte, konnte man sich nicht mehr um einen Freund kümmern.

Aus diesem Grund hatte der Hobbit entschieden, ins Auenland zurückzukehren. Was sollte er noch hier? Er würde es nicht ertragen, jeden Tag den König und die Königin zusammen zu sehen. Dafür war er nicht stark genug. Vielleicht würde man irgendwann Verdacht schöpfen und das war das Letzte, was Bilbo wollte. Niemand sollte davon erfahren, was er fühlte. Das würde Thorin nur Probleme bereiten. Man würde ihn auslachen, weil sich ein Hobbit, ein Mann, in ihn verliebt hatte.

Eine Flucht war in diesem Fall das Beste für alle.

Mit einem beklemmenden Gefühl im Magen blickte der Halbling auf das Geschenk, das sich auf seinem Schreibtisch befand.

Das würde nun auch enden. Jetzt hatte der König eine Frau, die er beschenken konnte.

Seufzend erhob er sich und öffnete das Geschenk.

»Warum übertreibt er nur immer so?«, flüsterte Bilbo und strich andächtig über die Kleidung, die nun ihm gehören sollte. Er nahm an, dass sie für die heutige Feier gedacht war und aus diesem Grund probierte er sie sofort an.

Als er sich vor dem Spiegel betrachtete, runzelte er leicht die Stirn.

Thorin hatte wirklich übertrieben. Nun sah der Hobbit fast wie ein Mitglied der königlichen Familie aus, dabei war er nur der Schatzmeister, ein einfacher Diener, wenn man es so sagen wollte.

Diese Kleidung gefiel ihm, ohne Frage, doch er kam sich ein wenig albern dabei vor, beinahe wie ein Adliger auszusehen.

Da er den König jedoch auch nicht verärgern wollte, behielt er die Kleidung an und zwang sich selbst dazu, sein Zimmer zu verlassen.

Da bereits Musik und ein lautes Stimmgewirr in den Gängen hallte, wusste er, dass die Feier bereits begonnen hatte.

Kaum hatte er sich auf den Weg gemacht, um sicher zu gehen, dass alles wie geplant verlief, rannten ihn zwei Jungzwerge fast über den Haufen.

Fíli und Kíli waren eindeutig in Eile gewesen.

»Da bist du ja endlich!«, rief Kílli erfreut und klopfte dem Hobbit auf die Schulter. »Die Feier kann doch nicht ohne unseren Herrn Beuteler stattfinden!«

Sein Bruder zupfte an der Kleidung, die Bilbo trug. »Das steht dir gut. So etwas solltest du öfter tragen, Bilbo.«

»Es ist ein wenig übertrieben, findet Ihr nicht? Seht doch nur, wie ähnlich sie eurer Kleidung ist. Wäre ich kein Hobbit, könnte man denken, ich gehöre zu eurer Familie.«

Die beiden Zwerge grinsten breit und verkniffen sich das Lachen.

»Ja, da hast du recht«, sagten sie und der Halbling wusste nicht so recht, was er vom Verhalten der beiden halten sollte. Irgendetwas stimmte nicht und er schien der Einzige zu sein, der nicht Bescheid wusste. Das kam oft vor und normalerweise störte es ihn nicht, doch in diesem Fall bereitete es ihm Bauchschmerzen.

Der jüngere der beiden Brüder gab dem Hobbit einen kleinen Schubs nach vorne. »Wir sollten uns beeilen. Thorin hat etwas Wichtiges zu verkünden und du sollst auch dabei sein.«

»Ist es wirklich notwendig, dass ich dabei bin…?«

»Unbedingt!«, antworteten die zwei sofort und zogen den Schatzmeister zur Bibliothek.

»Eigentlich hatte er vor, damit bis zum Abend zu warten, aber er will die Sache wohl nicht länger aufschieben. Das kann ich sehr gut verstehen«, erklärte der blonde Zwerg lachend.

Der Hobbit merkte, wie sein Herz immer schneller schlug. Er wollte es nicht wissen. Er wollte diese Frau nicht sehen. Er wollte nichts damit zu tun haben und einfach verschwinden.

Aber nun war er hier. Bilbos Lieblingsort in ganz Erebor war gefüllt mit durchweg vertrauten Gesichtern. Scheinbar hatte Thorin vor, die Verlobung erst einmal nur seinen engsten Vertrauten und Freunden mitzuteilen. Ein wenig ehrte es ihn ja, dass er ebenfalls ein Teil davon sein sollte.

Kíli und Fíli zogen ihn mit nach vorne und der Halbling spürte regelrecht die Blicke, die man ihm zuwarf. Besonders Dwalin schien aus irgendeinem Grund erzürnt zu sein. Er sah noch grimmiger aus, als sonst.

Hatte Bilbo irgendetwas falsch gemacht? Warum sahen ihn alle so seltsam an? War es wegen der Kleidung? Dachten Sie, ihm wäre sein Posten zu Kopf gestiegen? Das genaue Gegenteil war eigentlich der Fall. Der Hobbit fühlte sich nicht wichtig, trotz seiner Aufgaben. Er genoss die Tatsache, dass man ihn schnell übersah oder gar nicht erst wahrnahm. Er ging lieber in der Masse unter, als im Mittelpunkt zu stehen.

Umso mehr Unbehagen bereitete es ihm, in der ersten Reihe, neben den beiden Brüdern und Balin zu sein. Hier hatte er doch gar nichts zu suchen. Man hatte ihn doch wohl nicht etwa so weit nach vorn gelassen, weil er kleiner war als alle anderen?

Seine Nervosität stieg, als der Herrscher von Erebor den Saal betrat.

Trotz dieser für ihn schwierigen Situation konnte Bilbo nicht anders, als zu lächeln. Ihm wurde wieder einmal schlagartig bewusst, dass Thorin ein großartiger König war. Allein seine Ausstrahlung zeugte davon, dass er Erebor zu einer glorreichen Zukunft verhelfen würde. Daran konnte niemand zweifeln, der diesen Zwerg einmal gesehen hatte.

Als sich ihre Blicke trafen, sah der Hobbit zur Seite und biss sich auf die Unterlippe. Wie oft hatte er befürchtet, der König würde herausfinden, was er wirklich empfand. Vielleicht würde er Bilbo befehlen, zu gehen. Er konnte so eine Peinlichkeit sicher nicht auf sich beruhen lassen. Was würden seine Untertanen dazu sagen? Es würde zweifelsohne Gerüchte geben, auch wenn sie absolut nichts mit der Wahrheit zu tun haben würden. Ein Mann wie Thorin konnte sich so etwas nicht leisten. So gern er auch in der Nähe des Zwerges war, so sehr fürchtete er sich auf davor, in seiner Gegenwart etwas Dummes zu tun, das seine Gefühle deutlich machen könnte. Es ließ sich wirklich nicht mehr vermeiden. Er musste Erebor verlassen.

Er bemerkte nicht, dass die Neffen des Königs ihrem Onkel ein zufriedenes Lächeln zuwarfen, das er mit einem kurzen Kopfnicken zur Kenntnis nahm.

Als Thorin zu Sprechen begann, atmete Bilbo tief durch. Nun war es also soweit und er konnte nicht mehr fliehen. Er nahm die meisten Worte der Rede nicht wahr. Er fühlte sich wie in einer Seifenblase, abgeschottet von allem. Umso mehr erschreckte ihn die Tatsache, dass der König plötzlich auf ihn zukam und alle, die neben ihm gestanden hatten, nun mehrere Schritte von ihm entfernt waren.

Etwas stimmte nicht. Etwas hatte schon die ganze Zeit über nicht gestimmt.

Wo war diese Frau, die Thorin heiraten wollte? Hätte sie nicht schon längst hier sein sollen?

Viel zu spät begriff Bilbo, dass es keine Frau gab. All die Gerüchte, all der Klatsch und Tratsch hatte sich eigentlich nur mit einer Person befasst. Mit ihm.

»Wirst du mir die Ehre erweisen und mit mir zusammen über Erebor herrschen?«

Der Hobbit wusste nicht, ob er in einem absonderlichen Traum gefangen war, den sein Verstand für ihn erschaffen hatte. Das hier konnte nicht real sein. Doch sein Herz schlug schmerzhaft schnell in seiner Brust und machte ihm klar, dass er nicht träumte, sondern sich in der Wirklichkeit befand.

Erlaubte sich Thorin einen Scherz mit ihm? War alles geplant gewesen und nur ein Spaß, den sich die Zwerge ausgedacht hatten?

Doch niemand lachte. Niemand wagte es, irgendetwas zu sagen. Es war so still, dass Bilbo nur noch sein eigenes Atmen hören konnte.

Er merkte, wie ihm schwindelig wurde. Das hier war kein Traum. Als er sich dessen bewusst wurde, verstand er, dass er eine Antwort geben musste. Jetzt.

Er entschied, das in seinen Augen einzig Richtige zu tun.

»Nein«, lautete seine Antwort, bevor er die Bibliothek verließ, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Kapitel Drei erzählt, was nach der Feier geschah.

Er wusste nicht, wohin er nun gehen sollte.

In seinem Zimmer würden sie ihn sofort finden und Hals über Kopf das Königreich zu verlassen, würde ihn nicht weit bringen.

Bilbo entschloss sich also, die Feier und dessen Gäste zu nutzen, um unentdeckt in der Menge zu verschwinden. Als Hobbit fiel ihm das nicht schwer.

Er nahm den Tumult um sich herum kaum wahr und musste nun seine Gedanken und Gefühle ordnen.

Was war gerade passiert? Er hatte es nicht geträumt, dessen war er sich sicher, doch wenn es die Wirklichkeit war, was hatte das alles zu bedeuten?

Fieberhaft versuchte er nun, alle Puzzleteile zusammenzusetzen und ihm wurde mit jeder Sekunde mehr und mehr bewusst, dass er ein Dummkopf gewesen war.

Die Geschenke, die Kleidung, die Gerüchte, das Verhalten von Fíli und Kíli. Alles ergab Sinn.

Nein, eigentlich nicht. Nichts ergab in Bilbos Augen Sinn. Vielleicht war es doch nur ein Scherz gewesen. Vermutlich lachten die Zwerge gerade über ihn, weil er geglaubt hatte, Thorin hätte ihm tatsächlich eine Art Heiratsantrag gemacht.

Bei dieser Vorstellung merkte der Hobbit wieder, wie alles um ihn herum verschwamm.

Das war einfach alles zu viel. Zu viele ungeklärte Fragen. Zu viele Gefühle, die sich in seinem Inneren überschlugen.

Er brauchte Abstand. Er brauchte Zeit zum Nachdenken.

Als er in der Menge Fíli erkannte, flüchtete Bilbo aus dem Festsaal und verließ den Berg, um sich an einen Ort zurückzuziehen, den er bereits seit langer Zeit als Ruheort nutzte.

Abseits von Erebor hatte Bilbo etwas, das man wohl Garten nennen konnte, aus dem Nichts geschaffen. Der Einsame Berg war nicht gerade ein Ort, an dem man viel für Blumen und andere Pflanzen übrig hatte. Aus diesem Grund nutze der Hobbit dieses kleine Stück Erde, um zumindest ein wenig Farbe in sein Leben zu bringen. Ein Stück Auenland. Ein Stück Heimat.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen setzte er sich und betrachtete das Gänseblümchen und die Jungpflanze, die sich nebeneinander zur Sonne streckten. Der Halbling wollte, dass hier ein Eichenbaum wuchs. Es würde lange dauern, doch dieser Baum würde viele Jahrzehnte, vielleicht gar Jahrhunderte überdauern, selbst wenn Thorin, für den er die Eiche gepflanzt hatte, bereits nicht mehr lebte.

Momentan waren das Gänseblümchen und der Setzling gleich groß, doch irgendwann würde die Eiche immer größer und stärker werden, während die kleine Blume bald in seinem Schatten stand.

Es war genau wie bei ihm und dem König. Thorin wurde mit jedem Tag stärker und erfahrener, doch Bilbo blieb, wer er war. Sie konnten nicht nebeneinander stehen, Seite an Seite. Irgendwann würde auch der Hobbit nur noch im Schatten des Königs leben.

Es würde nicht funktionieren. Nicht auf Dauer. So etwas war zum Scheitern verurteilt.

Nein, er würde jetzt nicht weinen. Das war Unsinn.

Er atmete tief durch und versuchte für einen Moment einfach an nichts zu denken. Alles würde sich schon irgendwie klären. Dieser Vorfall würde nicht an die Öffentlichkeit geraten.

Immer und immer wieder versuchte er, sich selbst zu beruhigen und je länger er einfach auf der Wiese saß, machte sich der Schlafmangel der letzten Tage bemerkbar. Er hatte vor der Feier immer bis tief in die Nacht gearbeitet und das forderte nun seinen Tribut.

Mit einem lauten Gähnen bettete Bilbo seinen Kopf auf das Gras und schloss die Augen.

Wenn er wieder aufwachte, würde bestimmt alles wie vorher sein. Vielleicht war alles doch nur ein Traum gewesen. Er würde es bald erfahren.
 

Der Schlaf tat ihm gut, doch er dauerte nicht lang genug, um alle Sorgen zu vertreiben.

Müde blinzelte Bilbo der bereits tief stehenden Sonne entgegen. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Etwas war anders.

Statt der frühen Kälte des Abends umfing den Hobbit eine angenehme Wärme, die ihm seine Kleidung eigentlich nicht spenden konnte.

Nachdem er wieder gänzlich wach war, bemerkte er, dass jemand einen Mantel über ihn gelegt hatte, an dem ein vertrauter Geruch haftete.

»Ich hatte mir schon gedacht, dass du hier sein wirst.«

Bilbo wagte es nicht, sich zu bewegen. Sein Herz schlug schmerzhaft schnell in seiner Brust.

Thorin saß neben ihm, doch der Halbling traute sich nicht, ihn anzusehen.

Zwischen den beiden herrschte für eine viel zu lange Zeit ein Schweigen, das Bilbo mit jeder Sekunde nervöser machte. Als er es nicht mehr aushielt, stellte er endlich die Frage, die ihn quälte.

»Thorin, was sollte das alles? Sollte es ein Scherz sein?«, fing er an und blieb noch immer regungslos im Gras liegen. »Du könntest dir damit viele Probleme machen, falls jemand diese Sache ernst genommen hat.«

Der Zwerg hob eine Augenbraue. »Ein Scherz?«, fragte er. »Du denkst, ich würde scherzen?«

Bilbo musste zugeben, dass sein Gegenüber nicht gerade ein Witzbold war. Ganz im Gegenteil. Aber die andere Erklärung erschien ihm noch abwegiger.

»… Du hast die Frage ernst gemeint? Was hast du dir nur dabei gedacht?«

Thorin verstand nicht, weshalb Bilbo diese Fragen stellte. »Ich hielt es für das Beste, jemanden an meiner Seite zu haben.«

Der Halbling atmete tief durch. »Das ist auch ein absolut vernünftiger Gedanke, aber für diese Aufgabe wäre eine Frau, eine Zwergin die beste Entscheidung. Jemand, der deinen Thronfolger zur Welt bringen kann. Jemand, den das Volk akzeptieren wird und keinen Hobbit, der von der Welt der Zwerge keine Ahnung hat und vor allem keine Frau ist.«

Er seufzte schwer. »Du begreifst offenbar nicht, was passiert, wenn jemand davon erfährt. Denkst du, jemand wird dir deinen Segen geben, wenn du so etwas auch nur in Betracht ziehst?«

»Du hast recht. Die meisten, die davon wissen, sind dagegen. Besonders Dwalin hatte nicht ein einziges Wort des Zuspruchs für meine Entscheidung übrig«, antwortete der Zwerg und blickte zu Bilbo. »Er hat damit gedroht, Erebor zu verlassen, sollte ich meinen Willen durchsetzen.«

Der Hobbit biss sich auf die Unterlippe und richtete sich nun auf. Thorins Mantel lag noch auf seinen Schultern. »Hör’ auf Dwalin. Er will nur dein Bestes. Er möchte nicht, dass du zur Zielscheibe für alle wirst. Und ich auch nicht. Du kannst das nicht tun. Du solltest das nicht tun. Es widerspricht jeglicher Vernunft. Außerdem begreife ich nicht, wieso du mich gefragt hast! Du solltest jemanden wählen, der für diese Aufgabe geeignet ist und den du liebst.«

»Genau das habe ich getan.«

»Wie bitte?«, fragte Bilbo und starrte den König an, als hätte ihm dieser gerade erzählt, dass Schweine fliegen konnten.

»Du hast mich verstanden.«

Dem Hobbit wurde schwindelig. »Das kann einfach nicht dein Ernst sein«, sagte er heiser.

Was war nur passiert? Warum war dieser Tag so außer Kontrolle geraten? Alles hätte ganz anders sein müssen.

Es war nur ein Scherz. Es musste ein Scherz sein. Anders konnte er sich das alles nicht erklären.

Thorin musterte seinen Gegenüber mit einer leichten Besorgnis. »Ist alles in Ordnung?«

Bilbo atmete mehrere Male tief ein und aus. »Nein, nichts ist in Ordnung«, flüsterte er verzweifelt. »Gar nichts ist in Ordnung, Thorin Eichenschild. Ich verstehe einfach nicht, warum du… Merkst du denn nicht, dass das alles… Ich will einfach nicht, dass du… Nein!«

Unruhig faselte er vor sich hin und Thorin ließ es einfach stumm geschehen. Er war zu der Überzeugung gekommen, dass der Halbling Zeit brauchte, die er ihm gerne geben wollte.

Aufmerksam beobachtete er Bilbo, dessen Gedanken noch immer geordnet werden mussten. Er versuchte gerade, das Für und Wider abzuwägen und war mit dieser Situation einfach restlos überfordert. »Nein, nein, nein, nein«, murmelte er immer wieder vor sich hin.

»Dieses Wort hast du heute ausgesprochen oft in meiner Gegenwart genutzt, Halbling.«

Der Hobbit wurde rot und wusste nicht mehr, wie er dieser Situation entkommen sollte. Deshalb kauerte er sich auf der Wiese zusammen und versteckte sich unter Thorins Mantel.

Der Zwerg schmunzelte bei dem Anblick.

»Du versteckst dich vor mir?«, fragte er und bekam nur ein unverständliches Murmeln zur Antwort.

»Glaube nicht, ich hätte meine Entscheidung nicht gut genug durchdacht. Du hast mir oft gezeigt, dass du alles hast, was man braucht, um die Aufgaben, die auf dich zukommen würden, zu meistern. Fíli, Kíli und Balin sind ebenfalls davon überzeugt.«

»Natürlich sind die drei auch mit darin verwickelt...«

Thorin lachte leise. »Bist du böse auf mich?«

Es dauerte eine Weile, bis Bilbo antwortete. »Wie könnte ich dir böse sein?«

Wieder schwiegen die beiden für eine lange Zeit, doch diesmal war der Halbling dankbar dafür. Er hatte noch einmal die Möglichkeit, um über alles nachzudenken, doch egal, wie er es drehte und wendete, immer wieder kam er auf das selbe Ergebnis. Er konnte nicht zustimmen. Es wäre unverantwortlich.

»Nur wenige würden es akzeptieren, Thorin. Außerdem… kann ich dir keinen Thronerben schenken. Oder soll ich ein Kind stehlen? Ich war zwar ein Dieb, aber eine Kindesentführung kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.«

Der König lächelte leicht. »Sollte uns etwas passieren, gibt es Fíli und Kíli.«

Ein seltsames Gefühl breitete sich in Bilbos Körper aus, als Thorin den Hobbit und sich selbst als ‘uns’ bezeichnete. Es klang in seinen Ohren so richtig. Aber es war nur ein Wunschtraum, weiter nichts. Es ließ sich nicht mit der Wirklichkeit vereinbaren.

»Wie kann man nur so sorglos sein, Thorin? Du denkst, das Ganze wäre einfach.«

»Du bist derjenige, der ein Problem daraus macht.«

Bilbo lugte unter dem Mantel hervor. »Du glaubst wirklich, dass alles gut gehen würde, wenn ich… Nein.«

Thorin verdrehte die Augen. »Halbling, ich will dieses Wort heute nicht mehr von dir hören. Bereits beim ersten Mal hat es mir missfallen.«

Schuldbewusst sah der Hobbit zu dem Zwerg auf. »Verzeihung, es ist nur… unvorstellbar, was du da von mir verlangst.«

»Ich verlange nur von dir, dass du mir vertraust.«

Zögerlich kroch der Halbling aus seinem Versteck und setzte sich neben den König, der stumm das Gänseblümchen und die Jungpflanze betrachtete.

»Darf ich noch ein wenig darüber nachdenken?«, fragte Bilbo irgendwann leise und Thorin nickte.

Beide hingen eine Weile ihren Gedanken nach, während die Sonne langsam am Horizont verschwand.

Alles sprach gegen diese… Beziehung. Jeder, mit einem Funken Vernunft würde ablehnen und Bilbo gehörte zu diesen Personen. Doch war es vernünftig, diesen so greifbaren Traum einfach ziehen zu lassen? Es brauchte nur ein Wort und er war damit an Thorin gebunden. Offiziell. Jeder würde es erfahren.

Dieser Gedanke reizte und erschreckte ihn zugleich. Der König hingegen schien keinerlei Zweifel zu hegen. Er musste zugeben, es ehrte ihn, dass der Zwerg solch großes Vertrauen zu ihm hatte.

Er sah zu Thorin auf. »Wieso bist du dir so sicher, dass alles gut gehen wird? Zweifelst du überhaupt nicht daran?«

»Ich vertraue dir voll und ganz. Ich habe in der Vergangenheit zu oft an dir gezweifelt und es immer bereut. Das wird mir nie wieder passieren.«

Bilbo lächelte leicht. »Danke, Thorin. Das bedeutet mir sehr viel«, sagte er. »Aber… ich mache mir Sorgen. Ich möchte einfach nicht, dass du wegen mir zum Spott für andere wirst.«

»Lass’ das meine Sorge sein.«

Der Hobbit seufzte leise. »Es wird auch unweigerlich meine Sorge sein...«

»Ist das ein ‘Ja’?«

Abwehrend hob Bilbo die Hände. »So war das nicht gemeint!«

Sie drehten sich nur noch im Kreis.

Verzweifelt ließ sich der Halbling rückwärts ins Gras fallen. »Ich glaube nicht, dass ich deinen Anforderungen gerecht werde. Ein richtiger Meisterdieb bin ich ja auch nicht geworden.«

Thorin blickte auf den Hobbit herab. »Mir hast du scheinbar etwas Wichtiges gestohlen.«

Bilbo sah betreten zu Boden. »Du nimmst mir die Sache mit dem Arkenstein also doch noch immer übel.«

Er hatte nicht verstanden, dass der König etwas vollkommen anderes gemeint hatte. Die zeitweise auftretende Naivität des Hobbits amüsierte und faszinierte den Zwerg immer wieder aufs Neue.

Lachend stand er auf und reichte Bilbo die Hand.

Dieser zog einen Schmollmund. »Das ist nicht witzig! Ich habe deswegen immer noch Schuldgefühle!«

»Ich habe auch nicht vom Arkenstein gesprochen.«

Der Hobbit ergriff dankend die dargebotene Hand und überlegte kurz. »Oh.«

Er wurde rot, als er merkte, dass er gerade Thorins herzliche Worte im Keim erstickt hatte. »Nachdenken, Bilbo Beutlin! Nachdenken!«

Der Zwerg lächelte leicht. »Gehen wir zurück nach Erebor. Fíli und Kíli suchen sicherlich immer noch verzweifelt nach dir.«

Bilbo nickte und sah noch einmal zu dem Gänseblümchen und dem Setzling.

Eines Tages würde die Blume im Schatten des Baumes stehen, doch dieser Tag war noch so fern und in der Zwischenzeit konnten beide nebeneinander stehen. Verschieden, aber ebenbürtig.

Mit einem zufriedenem Lächeln folgte der Halbling dem König.

»Thorin?«, begann er und sah zu dem Zwerg auf. »Ja, ich will.«



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2014-04-05T16:01:52+00:00 05.04.2014 18:01
ich habe ja schon damit gerechnet das Thorin mit dieser 'Frau' Bilbo meint

aber das ende fand ich dann doch etwas überraschend XDD

zum Glück fehlt ja noch ein Kapitel, also sollte ein Happy End mehr oder weniger noch drin sein? ^^'

bin schon gespannt!
Von:  Haruhi-chan_Amaya
2014-03-23T22:27:50+00:00 23.03.2014 23:27
Bilbo, sag doch 'Jaaa!' das wär doch der inbegriff seiner Träume gewesen >__< Aber so wirds richtig spannend xD freu mich schon auf die nächsten Kapitel.
Von: abgemeldet
2014-03-18T20:07:09+00:00 18.03.2014 21:07
Bilbo als Schatzmeister!

und überhaupt, er schmeißt quasi den Laden dort XDDD genial
aber war auch nicht anders zu erwarten

hä? Verlobung? Thorin? lol
was ist da los!
armer Bilbo

zwei Kapitel kommen noch, also wird sich wohl schnell alles klären?

freu mich schon


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