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Ich hasse ihn...glaube ich

von

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Ich war heilfroh, als die Schule endlich zu Ende war. Um 16 Uhr!

Wütend schmiss ich meine Tasche in die nächste Ecke meines Zimmers und trat, weil ich gerade so schön in Fahrt war, noch gegen meinen Schrank. Hätte ich wohl besser lassen sollen: Widererwartend tat nämlich nicht mein Fuß weh, sondern mein Kopf. Die Kiste mit meinen alten Büchern hatte verdächtig angefangen zu wackeln, kippte dann langsam über den Rand und landete genau auf meinem Kopf. Wütend trat ich nochmal gegen den verfluchten Schrank und schmiss mich auf mein Bett. Warum? Warum musste ausgerechnet ich neben diesem Monster sitzen, mir mit ihm ein Zimmer teilen? Es gab doch so viele andere Leute, die man quälen konnte, aber nicht mich? Womit hatte ich das verdient? Gott musste mich wirklich hassen. Es brachte trotzdem nichts. Gott tat nichts und somit auch die Lehrer nicht. Wäre sonst unfair gegenüber den Anderen. Ich meine Hallo!! Was dachten die sich dabei, so etwas zu sagen? Genau, eben nichts. Hatten die keine Augen im Kopf? Das Beste an der Sache waren jedoch die Gruppenarbeiten! Ja, Gruppenarbeiten. Ist schließlich ne Studienfahrt. Wahrscheinlich darf ich alles alleine machen… obwohl… ich glaube, das wäre sogar gar nicht so schlecht! Dann müsste ich mich wenigstens nicht noch mit ihm treffen! Weiter in meinem Selbstmitleid vertieft hörte ich nicht, wie jemand an meine Tür klopfte, erst als meine Mutter eintrat und mich zu Tode erschreckte. „Mike, ein Freund von dir wartet unten.“

Gott wer wollte denn jetzt schon wieder etwas von mir? Hatte ich nicht genug mit mir und meinem Problem zu tun? „Wer ist es denn?“ „Tut mir leid, ich habe ihn noch nie gesehen, aber er meint, er ist von deiner Schule. Er ist so ein Gentleman und… bla, bla, bla, bla… wunderbar und dann hat er bla, bli, blä, blubb und weist du, dann hat er…“ Gott, wenn sie einmal angefangen hat, dann hört sie nicht mehr auf. Ich liebe zwar meine Mutter, aber das ist eine ihrer schlechten Eigenschaften. Darf ich vorstellen: Miriam, meine und Nadjas Mutter und sie ist 35 oder älter. So genau weis keiner eigentlich wie alt sie ist. Seit ich mich erinnern kann, stellt sie sich als 30 Jährige vor. Ich glaube nicht einmal mein Vater kennt ihr wirkliches Alter. Sie macht ein richtiges Geheimnis darum. Frauen! Aber egal wie alt sie nun ist, sie ist und bleibt das typische Mädchen bzw. Frau. Sie liebt rosa, Papas Geld, unglaublich gutaussehende Männer, Mode, Schmuck und alles was mit Glitzer zu tun hat. Ich will irgendwie nicht so genau wissen, wie es in ihrem Hirn aussieht. Kochen kann sie dafür gar nicht. Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme und den verbrannten Geruch von Fleisch rieche, weis ich sofort, wer da mal wieder in der Küche gepfuscht hatte. Sie meint es ja nur gut und dafür liebe ich sie, aber die Küche sollte man vor ihr abschließen. Zurück zu dem „wunderbaren, überaus gutaussehenden Prachtkerl von Klassenkamerad“, der angeblich mit mir bekannt sein soll. Wer zum Henker könnte das bloß sein? Ich kenne keinen, auf den die Beschreibung passen könnte, außer mir (wir sind ja mal so gar nicht eingebildet). Während meine Mutter also munter weiter plapperte, stapfte ich die Treppe hinunter in Richtung Wohnzimmer, verfolgt von meiner immer noch quatschenden Mutter. Als ich um die Ecke bog, dachte ich, mich trifft der Schlag! Wer stand da in meinem Wohnzimmer und „kuschelte“ mit meiner Katze, obwohl kuscheln untertrieben war. Er drohte sie in seinen Riesenhänden zu zerquetschen. Ja, Ethan! In der Hoffnung, er hätte mich noch nicht bemerkt, begann ich mich langsam umzudrehen und wegzuschleichen, wenn da nicht meine Mutter gewesen wäre, denn sie machte mir prompt einen Strich durch die Rechnung.
 

„Also Mike, das ist aber unhöflich, seine Gäste einfach stehen zu lasen! Jetzt ist der junge Mann extra vorbeigekommen und du willst einfach abhauen? Schäm dich!“ Hab ich schon gesagt, dass ich meine Mutter liebe? „Mum, ich versuche mich gerade unauffällig aus dem staub zu machen, also kusch, kusch.“, antwortete ich dümmlicher Weise. „Ja, ja, ich bin ja schon weg.“ Wow, sie hörte also mal auf mich, ohne mich anzuschreien! „Hey Mike.“ Erschrocken zuckte ich zusammen. Den hatte ich ja total vergessen. Ich versuchte mich so gelassen, wie möglich zu wirken und drehte mich um. „Hey… Ethan… was willst du?“ Ethan setzte sich in Bewegung und kam direkt vor mir zum Stehen. Angespannt wartete ich auf seine nächste Aktion, bis: „Du hast dein Mäppchen liegen lassen.“ Mir entglitten die Gesichtszüge. Was hatte er da gerade gesagt? Ich habe mein Mäppchen vergessen? Im Kopf ging ich noch einmal meinen Ablauf durch. Tatsächlich… ich hatte es vergessen und das zerknautschte Ding, welches er in seiner Hand hielt, sah verdächtig nach den Überresten aus. Was hatte er nur damit angestellt? Nein, ich wollte es gar nicht wissen. Seufzend nahm ich es entgegen und blickte ihn auffordernd an. Mei bitte-geh-jetzt-nach-Hause-danke-für-deine-Hilfe-Blick. Ethan verstand ihn entweder nicht oder ignorierte ihn, denn er setzte sich ungerührt auf die Kautsch, die verdächtig unter ihm zu Krachen und Ächzen begann. Panik erfasste mich. Warum ging er verdammt noch mal nicht? Merkte er nicht, dass ich meine Ruhe haben wollte? „Ist noch was?“ „Nein.“ „Würdest du dann bitte nach Hause gehen und…“ Ein lauter Knall unterbrach mich und erschrocken blickte ich aus dem Fenster. Der Himmel war schwarz und wolkenverhangen und es schiffte wie aus Kübeln. Ein weiterer Blitz durchzuckte die Dunkelheit gefolgt von einem lauten Donnern. Ein Gewitter war aufgezogen. Passend zu meiner Stimmung. Ethan konnte ich auf jeden Fall nicht mehr nach Hause schicken (meine Mutter würde mich umbringen). „Willste was zu trinken? Ne Cola oder etwas anderes?“ „Eine Cola.“ Was für ein scheiß Tag. Alles und jeder war irgendwie gegen mich. Ich wollte lieber wieder in meinem Zimmer Trübsal blasen, als mich mit Ethan unten im Wohnzimmer zu vergnügen (irgendwie doppeldeutig).

Stillschweigend saßen wir nebeneinander auf dem Sofa und rührten uns nicht. Keiner von uns hatte irgendeine Idee, wie diese peinliche Stille unterbrochen werden könnte, während der Regen unaufhörlich gegen die Fensterscheiben peitschte. Morgen würden wir schwüles Wetter haben, wie in einem Tropenhaus. Mir graute es vor den am Rücken und Hintern klebenden Kleidung und den ständigen Kopfschmerzen. Ethan rührte sich immer noch nicht. Vielleicht war er ja auch eingeschlafen, mit offenen Augen, wie meine Mutter abends beim Fernsehschauen einmal. Lustig, aber es funktioniert! „Willst du Fernsehen?“ Schlug ich Ethan beiläufig vor, der wie erwartet nicht reagierte. Scheißegal was er denkt! Ich halte diese Stille nicht mehr aus! Mit der Fernbedienung in der Hand zappte ich mich durch die Programme, in der Hoffnung etwas Ansehnliches zu finden. Wenigstens einen Krimi oder wenn‘s hochkommt eine Kindersendung wie Spongebob!
 

Meine Katze Milli sprang freudig schnurrend auf meinen Schoß und reckte mir ihr Köpfchen schnurrend entgegen. Meine kleine Dame streichelte ich gerne, sie war nicht so eine Zicke wie meine Schwester. Milli und ich waren Freunde. Nicht wahr Milli? Als ob sie meinen Gedanken erraten hätte schnurrte sie einmal besonders zufrieden, rollte sich zusammen und schlummerte vor sich hin. Sie hatte es gut: Keine Schule, keine Lehrer, keine Vorschriften, bekam jeden Tag Futter und Zuwendung und konnte nach Herzenslust faullenzen. Ein Katzenleben ist ein schönes Leben. Da fällt mir ein, ich habe sie noch gar nicht gefüttert, aber es schien sie nicht besonders zu stören.
 

20 Minuten später hielt ich es fast nicht mehr aus. Mir war so langweilig. Ich bin von Natur aus ziemlich ungeduldig und ohne Aufmerksamkeit total unbrauchbar. Ich brauche Liebe und Zuwendung! Ich wollte nicht einfach ignoriert werden, doch meine Bedürfnisse schien hier Niemanden zu interessieren, außer meine Mutter, die immer wieder mal reinschaute und nach Knabberzeugs fragt. Zumindest hatte ich jetzt Zeit Ethan mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Man hatte nur selten eine Chance ihn genauer zu betrachten, ohne Angst zu haben, sein Leben zu verlieren. Wenn er schlief schien er sogar richtig harmlos. Nicht mehr so brutal wie sonst immer. Entspannt hatte er seinen Kopf nach hinten an die Nackenstütze gelehnt und zwischenzeitlich sogar die Augen geschlossen. Seine Gesichtszüge waren entspannt, nur die linke Augenbraue zuckte manchmal etwas nervös. Vielleicht war er doch nicht so übel wie gedacht. Wäre er ein Schläger hätte er mir schon längst gedroht, oder gleich die ganze Einrichtung zerstört.
 

„Mike, hör auf mich anzustarren, das ist ja furchtbar. Wenn du jetzt nicht sofort aufhörst dann…“ Ich hatte mich doch getäuscht. Befürchtung Nummer 1 war gerade wahr geworden. Ich durfte ihn jetzt nur nicht noch mehr provozieren. „Ach ja und warum? Zu schüchtern oder was?“ Scheiße, warum kann ich meine verdammte Klappe nicht halten! Wie war das nochmal mit, ich darf ihn jetzt bloß nicht provozieren? Pustekuchen. Versaut! „Magst du es vielleicht, seit ungefähr 31 Minuten und 34 Sekunden angestarrt zu werden?“ Wow, der Junge konnte rechnen. So genau war nicht einmal ich. Passte gar nicht zu ihm. „Sorry“, nuschelte ich und drehte mich halber zum Fernseher. „Der Regen scheint nachgelassen zu haben. Ich werde jetzt lieber mal abhauen. Ach ja und…“ Ethan packte mich am Kragen wie schon heute Morgen und raunte mir drohend ins Ohr: „Und wehe du machst mir in irgendeiner Weise in den 10 Tagen ärger, dann Gnade dir Gott!“ Ich musste schlucken, nickte jedoch trotzdem. Verdammt hatte ich Angst vor ihm. Zufrieden nickend ließ er mich los und verließ mein zu Hause. Gott würden das zwei unheilvolle Wochen werden bis zum Ausflug, doch ich hatte mich geirrt: In den nächsten zwei Wochen passierte gar nicht und ich wiegte mich schon in Sicherheit bis der Tag unserer Abreise kam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kris18
2014-03-17T21:39:07+00:00 17.03.2014 22:39
ei ei ei
jetzt wird es spannend


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