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Misfits: Kreuzdame

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von

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Lukas - Leben genießen Pt. 2

Samantha und ich saßen nebeneinander auf einer Picknickdecke und bewiesen, dass wir Multitaskingfähig waren: Während wir Brot aufschnitten und alle Salate fertig vorbereiteten, warfen wir Annalina, die etwas weiter entfernt mit Larissa und Sky saß, unsere besten Todesblicke zu.

„Ich hasse sie“, zischte Sam.

„Ich auch“, murmelte ich. „Warum ist sie hier?“

„Weil sie mit Gaara, Larissa und Sky gut befreundet ist“, antwortete Sam und verdrehte genervt die Augen.

„Tz.“
 

Vermutlich war es unfair so über sie zu sprechen, da ich sie nie wirklich kennen gelernt hatte, doch genau dies wollte ich auch gar nicht. Mir reichte es zu wissen, dass sie etwas mit meinem Freund hatte. Abgesehen davon hatte sie abgeneigt reagiert als sie erfahren hatte, dass Gaara bisexuell war. Vielleicht verhielt ich mich gerade etwas oberflächlich, aber auch das sollte mir mal gegönnt sein. Man konnte ja nicht jeden mögen, oder?
 

„Was macht ihr für düstere Gesichter?“

Aus Gedanken gerissen blickte ich zu Chris auf, der sich mit einem freundlichen Lächeln neben seiner Freundin nieder ließ. Eine Hand schlang er um ihre Hüfte, gab ihr einen sanften Kuss in die Haare.

„Finster zu schauen, steht dir nicht. Du solltest lieber so schauen wie Costa.“ Mit einem Kopfnicken deutete er zu seinem Hund, der fröhlich mit Gaara und Kaito Stöckchen Fangen spielte. Er war von der Rasse Saarlooswolfhund, hatte dementsprechend starke Ähnlichkeiten mit einem Wolf und war auch viel größer als normale Hunde. Als Gaara mit dem Stock ein wenig herum wirbelte, sprang Costa ihn glücklich an und warf ihn damit rücklings zu Boden. Wir hörten Kaito bis hierher lachen.
 

„So schauen wie Costa?“, wiederholte Sam mit hochgezogenen Augenbrauen. „Soll ich auch in der Gegend rum rennen und Leute umwerfen?“

„Du kannst es versuchen, aber ich bezweifle, dass du mich umwerfen kannst.“

„Ist das eine Herausforderung?“ Ihr Herumalbern war beinahe niedlich. Irgendwie hatte Chris es geschafft Sam zu zähmen und sie zu einer festen Freundin zu machen mit der man als Kerl auch umgehen konnte, ohne das Gefühl zu haben keine Eier mehr zu besitzen. Sie passten perfekt zusammen. Die Beiden küssten sich und verfielen in diese typischen Liebesspielereien. Da ich mit den Vorbereitungen fertig wurde, hielt es für besser die Zwei alleine zu lassen. Doch kaum, da ich aufgestanden war, hielt mich Chris' Stimme auf.
 

„Ich soll dir liebe Grüße von Felix und der ganzen Bande ausrichten“, sagte er. „Ella hat gefordert, dass du in den Ferien zu Besuch kommst. Sie sagt, sie wird mich leiden lassen, wenn du nicht kommst.“

„Dich?“, wiederholte ich und lachte.

„Ja, mich. Mein Leben liegt in deinen Händen!“

„Na gut, dann komme ich demnächst vorbei. Denkst du ich kann Simon noch mal mitholen? Wenn ich mich recht entsinne, wollte Felix ohnehin noch mal mit ihm reden.“

„Ja, unbedingt“, nickte Chris zustimmend.
 

Ich entschied mich Simon sofort Bescheid zu sagen. Meinen besten Freund fand ich bei Schifti und Marc, die gemeinsam versuchten den Grill anzumachen. Alle Drei hatten jeweils eine kleine Flasche Cola in der Hand und Marc sah damit äußerst unglücklich aus. Kaum, da ich bei ihnen ankam, begann er sich zu beschweren.

„Siehst du das? Der Grillmeister hat eine Cola in der Hand! Wo gibt es denn so etwas? Ich sollte ein Bier in der Hand haben!“

Ein genervtes Seufzen ging über meine Lippen.

„Wir hätten von diesem Alkoholverbot verschont bleiben sollen“, stimmte Schifti zu.

„Ich dachte, ihr macht das aus Solidarität gegenüber Kaito und Sky“, sagte Simon. „Bedeutet euch die Freundschaft so wenig, dass ihr nicht einmal auf Alkohol verzichten könnt?“

Für einen Moment blickten die Beiden ihn blinzelnd an, dann wandte sich Marc mir zu.

„Hol deinen besten Freund hier weg, der redet uns ein schlechtes Gewissen ein!“

„Ignoriere die Beiden“, sagte ich, fasste Simon am Handgelenk und zog ihn mit mir fort. „Die reden nur, eigentlich stehen sie voll hinter Kaito und Sky.“

„Okay...“
 

Auf den Decken, auf denen wir später alle gemeinsam essen wollten, hatten sich Noah, Hannah, Tami, Kiaro und Florian breit gemacht. Mittlerweile sahen Kiaros hellbraune Dreads richtig gut aus, auch wenn sie immer noch einen zerzausten Eindruck machten. Sein Klamottenstil war so individuell wie eh und je, mit einer lockeren Hose aus ungefärbtem Leinen und einem Shirt von irgendeiner Reggae-Band. Im Schneidersitz saß er am Rand, eine Gitarre in seinen Händen und klimperte eine schöne Melodie vor sich her. Hannah hatte sich flach auf den Rücken gelegt, eine Sonnenbrille zierte ihre Nase und ihr Top hatte sie bis zum BH hoch gezogen, um ihren blassen Bauch in der Sonne zu bräunen. Noah und Tami hockten neben ihr und unterhielten sich, das Mädchen rauchte eine Zigarette – die einzige Droge, die heute erlaubt war. Florian tippte gerade eine SMS zu Ende und schaute mit einem Lächeln zu uns auf, als wir uns bei ihnen nieder ließen. Wie immer trug er eine Kappe auf dem Kopf und dunkle Augenringe zierten sein Gesicht. Es war eine halbe Ewigkeit her, dass Kiaro und Florian mit auf ein Treffen gekommen waren, umso erfreuter war ich darüber sie heute hier zu sehen.
 

„Was ist mir Larissa und Sky?“, fragte Hannah und richtete sich ein wenig auf. „Die sitzen schon die ganze Zeit da hinten und reden miteinander.“

„Da sitzt auch Annalina“, merkte Noah an. „Wahrscheinlich erzählt Sky ihnen von der Therapie. Sie sind doch so etwas wie beste Freundinnen, richtig?“

„Ja. Mit Annalina“, betonte ich ein wenig verächtlich.

„Oh, bist du immer noch sauer auf sie?“, fragte Noah.

„Warum ist er sauer auf sie?“, wollte Florian wissen.

„Ehm... also...“ Noah zögerte ein wenig und schaute mich fragend an. Lahm nickte ich als Zeichen, dass er ruhig darüber erzählen durfte. „Sie hatte was mit Gaara.“

„Uuuuh“, machten alle Anwesenden im Chor, fingen gleich darauf an zu lachen, während ich versuchte möglichst genervt auszusehen, doch ein Grinsen konnte ich mir ebenfalls nicht verkneifen.
 

Sich mit sechzehn Leuten zum Grillen zu treffen, war ein hübsches Chaos, wie sich im Laufe des abends schnell herausstellte, doch vor allen Dingen war es lustig. Niemand misste den Alkohol oder die Drogen, selbst Marc und Schifti bekamen sich mit der Zeit ein und taten sich mit ihren Colaflaschen zufrieden. Als ich Simon den Vorschlag machte im Laufe der Ferien noch einmal Felix zu besuchen, war er von der Idee sogleich begeistert. Chris dankte uns dafür und meinte mit einem Augenzwinkern, dass er seinen Kopf wohl noch ein wenig länger behalten dürfte.
 

Da wir nur einen Grill hatten, konnten wir unmöglich gleichzeitig essen, was jedoch niemanden weiter störte. Hannah bediente sich nur am Salat und teilte uns mit, dass sie momentan eine Diät machen wollte. Kaum, da sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, verschluckte sich Simon an seinem Red Bull und hustete ein paar Sekunden, ehe er sie ungläubig anstarrte.

„Und wo genau hast du geplant abzunehmen?“, fragte er verwirrt.

„Na hier.“ Sie hob ihr Top hoch und fasste sich an den Bauch. Vielleicht hatte sich dort minimal Fett angesetzt, nichts was hässlich ausgesehen oder nicht dorthin gepasst hätte. Außerdem erkannte man es auch nur, wenn sie an ihrem Bauch zog. Verständnislos schüttelte Simon den Kopf.

„Und an den Oberschenkeln“, fügte Hannah hinzu.

„Nein, mach das nicht“, sagte er. „Willst du aussehen wie eines von diesen Magermodels? So wie dein Körper jetzt ist, ist er doch gut, da braucht man als Kerl keine Angst zu haben, dass du zerbrichst und es gibt auch was zum Anfassen. Und wehe du fasst das als Beleidigungen auf.“

Simon schenkte mir einen düsteren Seitenblick.

„Das macht Lynn nämlich immer.“

„Wenn ein so gut aussehender Mann sagt, dass dein Körper toll ist, muss es stimmen“, meinte Noah und stupste Hannah gegen die Schulter. Daraufhin begannen diejenigen zu lachen, die dem Gespräch gelauscht hatten und Simon wurde sogar ein wenig rot. Vermutlich war es das erste Mal, dass er ein Kompliment von einem Homosexuellen bekommen hatte. Aber Noah hatte Recht, Simon sah wirklich gut aus und Hannah hatte wirklich eine gute Figur.
 

Der Abend verlief weiterhin über solche lockeren Gespräche und nachdem jeder gegessen hatte, spielte Kiaro wieder auf seiner Gitarre, ein paar entschieden sich in den See schwimmen zu gehen und ich setzte mich an den Rand, ließ meine nackten Füße ein wenig im Wasser baumeln und beobachtete, wie die Anderen im Wasser Spaß hatten. Besonders viel Beachtung schenkte ich Gaara, den ich zum ersten Mal in einer Badehose sah. Dabei sah er in dieser nicht sehr viel anders aus als in einer Boxershorts, doch mir gefiel es, wie das Wasser über seinen nackten Oberkörper floss und seine braunen Haare auf seiner Stirn klebten. Ich war schon ganz in Gedanken versunken als mit Kaito aus diesen riss, in dem er sich hörbar neben mich fallen ließ. Auch er hatte auf das Baden gehen verzichtet, steckte sich nun eine Zigarette an und beobachtete mit mir unsere Freunde.
 

„Du wolltest was über meine Therapie hören?“, fragte Kaito.

„Ja, richtig!“, nickte ich. „Wie läuft es?“

„Die ersten paar Tage waren die Hölle“, antwortete Kaito und ein schiefes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Ein Entzug... es war so schlimm... die ersten paar Tage, wenn all die Wirkstoffe langsam aus dem Körper verschwinden, das waren Schmerzen, die kannst du dir nicht vorstellen. Und nicht nur psychische Schmerzen, auch körperlich. Ich konnte nichts essen, ich konnte nicht schlafen, es war furchtbar, ich dachte ich müsste sterben. Als diese Phase aber erst mal vorbei war, ging es bergauf, wenn auch nur sehr langsam.“

„Oh Mann“, war das Einzige, was mir dazu einfiel. „Und jetzt? Hast du das Gefühl du bräuchtest etwas?“

„Nein, nicht, dass ich etwas bräuchte“, schüttelte Kaito den Kopf. „Es ist nicht so wie früher, dass ich wirklich dachte, ich überlebe nicht, wenn ich mir nicht etwas spritze. Es ist auch kein richtiges Wollen, denn ich möchte definitiv nie wieder die Finger an Drogen legen. Das Gefühl ist trotzdem da... ach, es ist kompliziert zu erklären. Jedenfalls hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und habe angefangen eine Kunstmappe zu erstellen. Die Therapie wieder mindestens ein halbes Jahr dauern, aber danach kann ich mich dann auf Kunsthochschulen bewerben. Dafür braucht man auch kein Abi, nur Talent.“

„Das ist eine fantastische Idee!“, rief ich begeistert aus. „Wirklich, Kaito! Das würde total gut zu dir passen. Ich kann mir das für dich gut vorstellen.“

„Ja, ich hoffe, dass es funktioniert“, sagte er mit einem Lächeln.

„Bestimmt“, nickte ich aufmunternd. „So gut wie du zeichnen und malen kannst.“
 

Diese erfreuliche Nachricht versüßte den Abend nur noch mehr und es hätte nicht schöner sein können. Gegen Mitternacht saßen wir gemeinsam in einem großen Kreis, Kaito spielte und wir sangen zusammen, obwohl Gaara und Noah die Einzigen waren, die auch wirklich singen konnten. Als wir gegen zwei Uhr nachts schließlich alle wieder Heim fuhren, versprachen wir uns dieses Treffen im Sommer noch einmal zu wiederholen und wir waren uns alle einig, dass es so viel schöner war, als sich zulaufen zu lassen.
 

Nichtsdestotrotz sollte auch das Feiern in diesen Osterferien nicht ausgelassen werden. Meistens ging ich gemeinsam mit Noah und Hannah feiern, diesmal kam natürlich auch Simon mit. Eine Hausparty bei Gaara sollte ebenfalls nicht fehlen. Überraschenderweise kamen sich Simon und Hannah ein wenig näher. Da Hannah ziemlich unschuldig war, versuchte Simon sie jedoch nicht ins Bett zu bekommen. Dahingegen bekam er auch eine äußerst bedrohliche Standpauke von Noah gehalten, der Hannah mittlerweile ansah wie seine Schwester und dementsprechend nicht gut darauf zu sprechen war, sollte Simon es wagen sie zu verletzen. Sie tauschten ihre Handynummern und hielten so auch nach den Ferien den Kontakt. Wie versprochen statteten wir auch Felix und seiner Familie einen Besuch ab, bei welchem er sich bei Simon bedankte. Seine Worte in den Herbstferien hatten den Jungen dazu animiert zu lernen mit seiner Querschnittslähmung besser umzugehen, nun lernte er das Basketballspielen im Rollstuhl und, auch wenn er weit davon entfernt war zu den Besten gehören, machte es ihm unglaublich viel Spaß.
 

Viel zu schnell gingen die Osterferien zu Ende und Simon musste wieder abreisen. Diesmal verabschiedete nicht nur ich ihn. Hannah und mein Freund waren ebenfalls am Bahnhof, um ihn nacheinander in den Arm zu nehmen und ihm klar zu machen, dass er in den Sommerferien wieder zu kommen hatte. Als Letztes umarmten wir uns und hielten uns ein wenig länger fest.

„Ich komme in den Sommerferien wieder... aber dafür kommst du auch ne Woche runter, okay?“, sagte Simon, als wir uns voneinander lösten.

„Auf jeden Fall“, nickte ich. Ausgerechnet heute musste die Bahn pünktlich sein. Ich würde so viel dafür geben, damit mein bester Freund wieder in meiner Nähe wohnte. Obwohl der Zug anderthalb Jahre her war, hatte ich mich noch nicht daran gewöhnt Simon nur so selten sehen zu können. Unser Leben lang hatten wir immer gemeinsam verbracht wie unzertrennliche Zwillinge... eines Tages würden wir wieder zusammen wohnen. Da war ich mir ganz sicher.
 

Gaara hielt meine Hand, während wir dem Zug hinterher schauten. Als er den Bahnhof verlassen hatte, ließ ich ein schweres Seufzen hören.

„Morgen ist wieder Schule“, stellte ich murmelnd fest. „Ich überlege nicht zu kommen.“

„Warum denn?“, fragte Hannah und zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. „Das passt gar nicht zu dir, dass du einfach ein Unterrichtstag schwänzen würdest.“

Mit einem traurigen Lächeln schaute ich sie an.

„Morgen ist der zweite Todestag meines Vaters.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  tenshi_90
2014-08-23T03:41:21+00:00 23.08.2014 05:41
Das ist ein richtig schönes Kapitel :)
Von:  Onlyknow3
2014-08-22T15:31:05+00:00 22.08.2014 17:31
Schönes Kapitel, mach weiter so, es geht aufwärts. Die Geschichte ist echt super. Freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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