Zum Inhalt der Seite

Misfits: Kreuzdame

{ boy x boy }
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gaara... - ...Hat die Schnauze voll! Pt. 2

Während der Aufführung saß ich mit Annalina in der ersten Reihe des Publikums, bis es endlich soweit war und meine Chaotentruppe auftrat. Da sie bis heute nicht gelernt hatten auf meine Handzeichen zu achten, zog ich es vor weiterhin bei Annalina zu bleiben und mich darauf vorzubereiten fluchtartig die Stadthalle zu verlassen, falls sie das Lied total versauen würden. Nachdem der Applaus abgeklungen war, begannen Joe und Raffi mit einem etwas ruhigeren Beatboxen einzuleiten. Sie und die anderen Hauptsänger hatten Mikrofone, der Rest sang ohne. Zu meiner Überraschung bekamen sie den Anfang unglaublich gut hin. Alle Stimmen harmonisierten miteinander, die Hauptsänger trafen jeden Ton. Ich richtete mich schon ein wenig in meinem Stuhl auf, in den ich zuvor versunken war, da passierte, was ich schon befürchtet hatte: Vicky hatte einen Texthänger. Sie sah extrem nervös aus, schon von Anfang an, hatte nun den Mund leicht geöffnet, die Augen panisch ins Publikum gerichtet. Normalerweise sollte Pia Vickys Part im Falle eines Aussetzers übernehmen, doch das dreizehnjährige Mädchen mit strähnigen Haaren schritt nicht ein.
 

Die Hauptsänger sangen immer abwechselnd jeweils nur einen Satz, weshalb Vickys erster Part schnell vorbei war. Doch sie war wie erstarrt auf der Bühne und würde sicherlich auch nicht ihren zweiten Part übernehmen können. Erneut entschied sich Pia dazu nicht zu helfen. Überfordert blickte ich zur Bühne hoch. Was sollte ich machen? Ich hatte keine Ahnung! In solch einer Situation war ich noch nie gewesen. Und ehe ich eine Lösung finden konnte, ließ Vicky das Mikrofon fallen, welches mit einem lauten Schlag auf dem Boden landete, und verließ überstürzt die Bühne. Direkt an der Seite gab es einen Notausgang zu dem sie hinaus lief. Ich wollte schon aufspringen und ihr hinterher, da hielt mich Annalina mit einer Hand fest.
 

„Ich mach das“, sagte sie leise. „Vielleicht brauchen sie dich.“

Damit eilte sie Vicky hinterher, ich ließ mich zurück in meinen Stuhl fallen und blickte wieder zur Bühne hinauf. Als der dritte Part von Vicky kam, übernahm Pia ihn mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Auch die Anderen aus ihrer Clique, allen voran Amber, sahen äußerst zufrieden mit sich aus. Im Publikum hatte es kurzes Gemurmel und Keuchen gegeben, doch nun hatten sich die Unruhen gelegt. Alle hörten dem Lied zu, als wäre nichts weiter passiert. Ich spürte wie die Wut meinen Hals zum Schwellen brachte. Dass sie es tatsächlich fertig brachten Vicky so im Stich zu lassen, nur die wenigstens in der Gruppe sahen aus, als würden sie sich Sorgen machen. Sie sangen das Lied zu Ende, ernteten eine Menge Applaus und verließen die Bühne in den Backstagebereich. Sogleich folgte ich ihnen zurück in unsere Umkleidekabine.
 

Bevor ich durch die Tür trat, hörte ich für ein paar Momente ihren Stimmen zu.

„Du warst der Hammer, Pia“, ertönte Ambers Stimme. „Wer hätte gedacht, dass sie tatsächlich einen Aussetzer hat?“

„Ob sie jetzt aussteigt?“, fragte Max hoffnungsvoll.

„Bestimmt, nach so einer Demütigung. Langsam sollte sie doch merken, dass sie keiner hier haben will“, meinte Pia.

„Ihr seid einfach nur gemein“, beschwerte sich Maya. Auch andere begannen Vicky zu verteidigen, was beinahe in einem Streit geendet hätte, hätte ich nicht die Tür donnernd aufgeschlagen. Mit meinem besten Todesblick schaute ich in die Runde, welche augenblicklich verstummte. Auf den Gesichtern der Verantwortlichen – sprich Amber und ihre Clique, allen voran Pia – sah ich etwas, was man beinahe als Scham bezeichnen konnte. Vielleicht hatten sie sogar ein wenig Angst vor mir, denn ich war mir sicher, selten in meinem Leben so wütend gewesen zu sein.
 

„Ich war noch nicht bei Vicky“, sagte ich, versuchte dabei ruhig zu klingen, doch man konnte die Wut in meiner Stimme zittern hören. „Wenn ich jetzt zu ihr gehe, komme ich nicht mehr hierher zurück. Und es wäre das Beste, wenn ich mir alle ab sofort aus dem Weg geht, denn ich bin wirklich, wirklich sauer und enttäuscht.“

„Wir haben damit nichts zu tun!“, entfuhr es Maya keuchend. „Das waren Pia, Amber und die anderen Mädels. Der Rest von uns wollte das gar nicht. Außer vielleicht Maxi und Julius!“

„Ich will mir von niemandem von euch Ausreden oder Entschuldigungen anhören“, fauchte ich und Maya zuckte ein wenig zusammen. „Wenn Vicky gemobbt wurde, hat noch keiner von euch versucht sie zu verteidigen. Dasselbe gilt bei den Anderen, die ständig geärgert werden. Was meint ihr, warum Emil abgesagt hat? Weil er krank ist? Ganz sicher nicht, er hatte zu viel Angst mit euch aufzutreten. Dasselbe gilt auch für Frieda und Zoé. Wegen euch verliere ich ein paar der besten Sänger aus der Gruppe.“

„Du hast immer noch mich und Liah“, kam es von Amber, was meinen Geduldsfaden zum reißen brachte. Trotzdem konnte ich noch irgendwie an mich halten, um sie nicht in Grund und Boden zu Brüllen. Meine Stimme war jedoch sehr viel lauter als sie es hätte sein müssen.

„Ihr schafft mich, ernsthaft! Als hätte ich nicht schon genug eigene Probleme, muss ich mich auch noch mit eurem Scheiß herum schlagen! Ihr wart so gut auf der Bühne und wir könnten so viele tolle Lieder zusammen einstudieren, aber ihr verbringt eure Zeit lieber damit euch gegenseitig aus der Musikschule zu ekeln! Habt ihr denn nichts Besseres zu tun? Besitzt ihr nicht ein wenig Einfühlungsvermögen, um zu wissen, wie sich Vicky gerade fühlen muss? Als hätte sie nicht schon genug Probleme mit ihrem Selbstvertrauen, müsst ihr auch noch das letzte bisschen davon wegnehmen. Das widert mich an, Amber! Ich weiß, dass diese Idee von dir stammt, aber das macht es für dich, Pia, nicht besser, dass du es auch noch getan hast. Hast du keinen eigenen Willen, dass du immer alles tust, was dir Amber sagt?! Mir reicht's!“

„Was jetzt? Schmeißt du uns raus?“, fragte Amber auffordernd.

„Nein“, sagte ich und wurde mit der Stimme etwas ruhiger. „Was ihr macht, ist mir egal. Ich gehe.“

„Wie, du gehst?“
 

Das schien die Kinder nun doch etwas zu schockieren. Ein paar wollten Einwände erheben, doch ich war mir meiner Entscheidung ganz sicher. Diesen Mist wollte ich mir nicht länger geben.

„Nein, ich habe kein Bock mehr darauf mich mit euch herum zu schlagen. Wenn ihr es nicht mal auf die Reihe bekommt miteinander auszukommen. Soll sich doch der alte Sack damit beschäftigen, ich habe keine Nerven mehr dafür.“

Herr Kemp wird mich töten, wenn er davon erfuhr. Ein weiteres Mal würde er mich nicht wieder aufnehmen, doch ich konnte es mit diesem Kinderchor keinen Tag länger mehr aushalten. Dieses Mobbing hatte ich mir lange genug in der Schule mit ansehen müssen. Wie Noah in der Mittelstufe immer fertig gemacht wurden war, weil er schon damals eindeutig homosexuell war... die Erinnerung daran machte mich nur noch wütender und ich entschied mich schnell die Stadthalle zu verlassen, bevor ich doch noch anfing herum zu schreien.
 

Draußen fand ich Annalina und Vicky gemeinsam auf einer Bank sitzen. Das junge Mädchen war am Weinen, während Annalina tröstend einen Arm um ihre zarten Schultern liegen hatte und mit besorgtem Gesichtsausdruck aufblickte, als sie mich kommen hörte. Seufzend setzte ich mich auf die andere Seite neben Vicky. Für einige Momente herrschte zwischen uns Stille, nur ihr Schluchzen war zu hören. Sanft rieselte der Schnee auf uns nieder, selbst durch meine Hose konnte ich die Kälte der Bank spüren.

„Es tut mir Leid, dass dir das passiert ist“, sagte ich schließlich. „Ich hätte dich und die Anderen gegen diese Typen besser verteidigen sollen... und ich hätte dich nicht dazu zwingen sollen einen Part zu singen. Ich dachte, das würde dir helfen etwas mehr Selbstvertrauen zu finden, aber... das ging wohl ziemlich nach hinten los. Ich kann es verstehen, wenn du jetzt sauer auf mich bist.“

„Ich will nicht mehr in diesem Chor sein“, schluchzte Vicky.

„Ich auch nicht“, gab ich zu. Nun blickte sie überrascht auf, auch von Annalina bekam ich einen verwirrten Gesichtsausdruck geschenkt.

„Ich werde kündigen“, erklärte ich mich.

„Wegen mir?“, keuchte Vicky entsetzt.

„Nein, wegen denen. Ich hab nicht die Nerven mich mit ihnen auseinander zu setzen.“

„Gaara, das finde ich nicht gut“, meinte Annalina ernst.

„Ich hab mich eh gefragt, wie du das aushältst“, sagte Vicky. „Wenn ich du wäre, hätte ich schon zehn Mal gekündigt.“

Das brachte mich zum Lachen und überraschenderweise konnte sogar Vicky ein wenig lächeln.
 

Noch bevor der Rest des Chors das Gebäude verließ, gingen wir zu Dritt zur Straßenbahn. Glücklicherweise waren wir fort, bevor Herr Kemp mich finden konnte. Während der Fahrt nach Hause rief er mich an, wir stritten uns lauthals an unseren Handys, ich kündigte säuerlich und er warf mir vor ihn schon wieder im Stich zu lassen. Im Grunde stimmte dies auch, doch es war mir gerade mal egal. Annalina und ich brachten Vicky noch nach Hause, munterten sie ein wenig auf, wünschten ihr, dass sie einen besseren Chor fand, in dem sie singen konnte und gingen danach zu mir nach Hause. Erst als wir schon beinahe vor meiner Tür standen, fiel mir ein, dass meine Eltern momentan Zuhause waren.
 

„Kacke, wir können nicht zu mir, meine Eltern“, stöhnte ich genervt.

„Schade, ich dachte, wir könnten mal etwas essen...“ Annalina hielt sich mit einer Hand ihren grummelnden Bauch. Auch mein Magen beschwerte sich über Hunger. „Aber deine Mutter ist doch gar nicht so schlimm wie du behauptet hast. Bestimmt macht es ihr nichts aus, wenn wir bei euch etwas essen.“

„Mir ist das aber etwas unangenehm...“

„Aber warum denn?“

„Es ist halt normal, dass niemand zu mir kommt, wenn einer meiner Eltern da ist. Wenn beide zusammen da sind, herrscht totales Hausverbot.“ Das war ein ungeschriebenes Gesetz in unserer Clique, daran konnte auch Annalina nichts ändern. Dachte ich zumindest. Mittlerweile standen wir vor meiner Haustür und das Mädchen klingelte mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Aber das ergibt doch keinen Sinn“, behauptete sie. „Deine Eltern scheinen echt nette Menschen zu sein.“
 

Jeglicher Widerstand war zwecklos. Mein Vater öffnete uns die Tür. Im ersten Moment schien er genervt zu sein. Als er Annalina sah, änderte sich seine Miene jedoch und er grüßte sie freundlich und neugierig. Natürlich hatte Mum ihm sofort erzählt, dass ich eine Freundin hatte. An diesem Abend aßen wir zu Viert am Esstisch und es hätte für mich nicht seltsamer sein können. Annalina verstand sich mit meinen Eltern einfach blendend. Natürlich war Mum hin und weg als sie erfuhr, dass Annalina eine Ausbildung zur Kostümdesignerin machte. Sie bot ihr sogar an sie nach München auf die Modekonferenz zu begleiten, doch Annalina musste passen, da sie wichtige Dinge auf der Arbeit zu erledigen hatte.
 

„Das ist echt schade.“ Annalina schien dies wirklich zu bedauern. „Ich wäre zu gerne mitgekommen.“

Sie wollte freiwillig mehrere Tage am Stück mit meiner Mutter verbringen? Hier lief eindeutig etwas verkehrt.

„Vielleicht ein andermal, Liebes“, sagte Mum und ich verschluckte mich beinahe an einem Stück Kartoffel. Liebes?! „Es ist schön, dass sich mal jemand für meine Mode interessiert. Von hier den Beiden kann man das ja nicht erwarten.“

„Naja, sie sind Männer“, meinte Annalina entschuldigend. „Nur die Wenigstens interessieren sich da für Mode.“

„Da hast du natürlich Recht.“
 

Sie unterhielten sich wie die besten Freundinnen und ich wechselte genervte Blicke mit Dad. Dass wir Beide mal bei etwas auf einer Wellenlänge waren, war ebenfalls merkwürdig. Alles an diesem Abendessen war seltsam. Und die nächsten Tage sollten nicht anders verlaufen, bis dann DAS passierte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Morphia
2014-07-10T16:11:35+00:00 10.07.2014 18:11
DAS? Was ist das? Du machst es aber auch wieder spannend. >.<
Antwort von:  Hushpuppy
10.07.2014 20:24
Ja ich weiß, ich bin gemein :D
Von:  tenshi_90
2014-07-09T17:55:16+00:00 09.07.2014 19:55
Der Cut ist etwas fies -.-

Aber wie Gaara Vicky in Schutz genommen hat, finde ich super :)
Antwort von:  Hushpuppy
09.07.2014 21:37
Ja, ich mache gerne so fiese Cliffhanger... hehe...
danke übrigens für deine ganzen Reviews!! :)


Zurück