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Lust'n'Needs

von

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All Over


 

All Over
 

 
 

(Fortsetzung von 'Steamy Words' - Was nach dem 28. Oktober geschah)
 

 
 

 
 

Die Prozedur im Bad würde an diesem Morgen womöglich länger als gewohnt dauern. Schließlich musste Dani heute größere Vorsicht walten lassen, konnte sich nicht einfach gedankenlos einseifen, denn beinahe jede Berührung hatte Schmerzen zur Folge. Und obwohl er sich hatte ziemlich dazu durchringen müssen, tatsächlich unter die Dusche zu steigen, so hatte er seinen inneren Schweinehund letzten Endes doch besiegt. Die Erinnerungen an die letzte Nacht klebten schließlich noch an ihm mit all ihren markanten Gerüchen, und erstens war es für sein eigenes Wohlbefinden besser, sie herunter zu waschen, zweitens sollten die Spuren so gut es ging verwischt werden. Allerdings konnte er gegen die Kratzer, die seine Haut verunstalteten sowie die rötlichen Blutergüsse, die seinen Hals sowie seine Hüften bevölkerten, nichts tun. Hier galt es, Geduld zu haben, zu warten, bis sie abheilten und dem unscheinbaren Andenken Platz machten, das in Danis Kopf wohnte und dort wohl auch immer wohnen würde.

 

Doch nicht nur seine Haut war in Mitleidenschaft gezogen worden. Seine Kehle fühlte sich an, als hätte er ein Reibeisen geschluckt, rau und wund, und er fragte sich, ob die Natur es überhaupt vorgesehen hatte, so große Dinge hinunterzuwürgen, nur um einem anderen Menschen Lust zu schenken. Allerdings verwarf er diesen Gedanken schnell, führte es doch nur dazu, dass ihn die Bilder der vergangenen Nacht prompt sehr intensiv überrollten und er beinahe nicht glauben konnte, dass sich das alles tatsächlich zugetragen hatte und nicht nur ein feuchter Traum war, dem ihm seine verbotene Sehnsucht geschenkt hatte. Aber er trug die Relikte schließlich auf seiner Haut, er besaß dazu einen regelrechten misshandelten Hals und einen übel zugerichteten Arsch, der es ihm nur noch unter Schmerzen erlaubte, zu sitzen. Ein Wunder, dass er es noch geschafft hatte, mit dem Taxi nach Hause zu fahren, nachdem er sein Glück gefunden hatte. Am liebsten wäre er ja bei ihm geblieben, aber das hätte nur unnötige Fragen aufgeworfen. Fragen, denen er sich in diesem Zustand nicht stellen wollte. Er war fertig mit sich und der Welt, aber gleichzeitig hätte er sich nichts Besseres vorstellen können, so wie er hier unter dem fließendem Wasser stand und versuchte, seine Knutschflecken zu zählen.

Jeder einzelne erzählte von Lust, von Leidenschaft und davon, wirklich heiß begehrt worden zu sein, von Kopf bis Fuß, mit Haut und Haar. Er hatte ihn gezeichnet, er hatte ihn als sein Eigentum markiert, und das mutete auch äußerst verständlich an. Schließlich hatte Rikki ihm erzählt, wie lange er schon auf ihn stand, wie viele Nächte er damit verbracht hatte, an ihn zu denken und gedanklich mit ihm zu schlafen, ihn zu verwöhnen und ihm das zu geben, was er brauchte. Kein Wunder, dass er regelrecht ausgerastet war, dass er sich nicht mal mehr dazu in der Lage gesehen hatte, mit dem süßesten Ding, das es für ihn gab, zärtlich umzugehen, sondern es rabiat zu nehmen, sich regelrecht an ihm zu vergehen, bis es in seiner irren Ekstase aufschrie, für ihn, nur für ihn. Denn nicht nur in Rikki schlummerte eine bisexuelle Ader. Auch Dani stand gewissermaßen auf Männer, das hatte sich irgendwann herauskristallisiert, da er eine brennende Sehnsucht nach Rikki entwickelt hatte im Laufe ihrer unzähligen Skypegespräche. Zum Schluss war die Situation eskaliert, und er hatte einfach nicht mehr anders gekonnt, als ihm von seinen Gelüsten zu erzählen, sich ihm regelrecht anzubieten und sich ihm zu versprechen. Eine Nacht sollte ihnen gehören, und diese Nacht war ins Land gezogen, hatte alle Erwartungen übertroffen und Dani in seiner Annahme, bi zu sein, noch einmal eindrücklich bestätigt.

 

Schon im Voraus hatte ihn eine dezente Nervosität geplagt, schließlich hatte er Rikki schon seit Jahren nicht mehr in Echt gesehen und wusste nicht, wie das Aufeinandertreffen ausfallen würde. Vielleicht waren sie sich fremd geworden, hatte er überlegt, vielleicht würde keine Leidenschaft zwischen ihnen aufkommen, weil sie einfach nur die Freunde waren, die vor geraumer Zeit in der gleichen Band gespielt hatten.

Doch seine Befürchtungen waren unbegründet. Wie immer, wenn man sich Sorgen darüber machte, dass mit seinen Gefühlen etwas nicht stimmte.

 

Selbstverständlich hatte Rikki dafür gesorgt, dass Dani auf die Gästeliste kam, was Tim, Jamie und Cari prompt zu doofen Sprüchen und Spekulationen animiert hatte, so wie sie davon erfuhren. Sie wussten natürlich, dass Rikki auch auf Typen stand, und ihnen waren zudem nicht seine strahlenden Augen an diesem Abend entgangen, die von purer Vorfreude und Euphorie sprachen. Man witterte also allseits, dass hier etwas im Busch war, und auch wenn Rikki nicht mit der Sprache herausrücken wollte, so sollte sich ihnen mit Danis unvermitteltem Hineinplatzen in ihren Vorbereitungsraum präsentieren, was ihren Bassisten in solch eine Hochstimmung versetzt hatte. Denn auf einmal kümmerte es ihn nicht mehr im Geringsten, ob seine Freunde davon mitbekamen, dass er wild auf seinen ehemaligen Bandkollegen war.

Die Begrüßung der beiden fiel dementsprechend innig aus und entlockte dem Rest der Mannschaft einen recht erstaunten aber auch amüsierten Blick. Selten hatten sie ihren Rikki so erlebt, so übermütig und regelrecht hungrig, und doch hatte er ihren wieder erblondeten Ex-Gitarristen auf seinen Schoß gezogen und ließ ihm all die Küsse zukommen, die die Barriere des Internets zuvor verhindert hatte. Endlich hielten sie sich in den Armen, endlich konnten sie sich spüren lassen, wie heiß das Verlangen in ihnen brodelte. Und auch wenn ihrer gemeinsamen Nacht noch Rikkis Gig bevorstand, so gaben sie sich schon einmal einen Vorgeschmack darauf, was der jeweils andere später noch zu erwarten hatte. Ihre Leidenschaft war über die Wochen regelrecht hochgekocht, und so ahnte Dani bereits, dass Rikki ihn nicht schonen würde, dass er sich auf harten, hemmungslosen Sex einstellen musste. Doch das weckte nur eine noch größere Gier in ihm als irgendwelche Angstgefühle. Dani war ein Mann und nicht sonderlich zimperlich, sein süßes, niedliches Äußeres diente lediglich als Fassade. Er hatte Rikki ohnehin versprochen, dass er in dieser Nacht ihm gehören würde, dass er für ihn schwul war und dass er keinen einzigen Moment bereuen wollte. Auch wenn er wusste, dass er etwas Verbotenes tat, so wusste er auch, dass das mit Rikki etwas ganz Besonderes werden würde. Sie waren so heiß aufeinander, mit jeder Faser ihrer Körper für den anderen bereit. Es sollte nichts geben, was sie nicht miteinander ausleben wollten in diesen wenigen Stunden. All ihre Fantasien sollten endlich so klar werden wie auf Papier gezeichnet, und nichts und niemand hatte sie noch aufhalten können.

Es gab kein schlechtes Gewissen mehr, so wie sie sich aneinander schmiegten, so wie sie sich spüren konnten und in ihrer Lust verkochten. Es gab nur noch sie und ihre Leidenschaft, die ihnen niemand nehmen konnte. Man lebte nur einmal, und in diesen erinnerungswürdigen Stunden wurde Dani klar, dass man diese befristete Zeit mit den Dingen füllen musste, zu denen das Herz einen drängte. Das Herz und vielleicht auch der Trieb.

 

Das war es wert gewesen. Er schiss auf die kleinen Wehwehchen, die ihn nun plagten. Er schiss darauf, dass er verkatert und regelrecht invalide war. Heute gab es für ihn nichts zu tun, deshalb konnte er sich Zeit mit allem lassen und noch ein wenig seinen Erinnerungen nachhängen. An Rikki denken. Daran, dass Dani ihm seine ganz spezielle Jungfräulichkeit geschenkt hatte. Und er hatte sie verdient, sagte der ehemalige Gitarrist sich, so wie er das Wasser abstellte und pitschnass auf der Duschkabine stieg. Doch nun sollte er jäh aus seinen Tagträumen gerissen werden, denn ihm wurde Gesellschaft geleistet.

Er hatte sich nach einer kurzen Nacht extra früh aus den Federn geschält, um sich einigermaßen herzurichten, damit seiner Freundin beim Aufwachen nicht gerade das verheerendste Bild geboten wurde. Zudem hatte er beabsichtigt vor ihr zu duschen, wollte er es doch vermeiden, ihr seinen ramponierten Körper zu zeigen. Doch nun stand sie unvermittelt in der Tür und starrte ihn mit großen Augen an.

"Gott, was ist denn mit dir?"

Die Fassungslosigkeit stand ihr in ihr mit einem Mal gar nicht mehr sehr verschlafenes Gesicht geschrieben und Dani kapitulierte sofort, versuchte gar nicht erst, ein Handtuch vor seinen verräterischen Anblick  zu halten, hatte sein Mädchen doch ohnehin die Zeichen von Rikkis Liebe erblickt und erwartete eine Erklärung. Er haderte allerdings lange mit sich, kramte in seiner verkaterten Matschbirne nach einer plausiblen Antwort, so lange, bis seine Freundin an ihn herantrat und vollkommen schockiert die Striemen auf seiner Schulter berührte und über die böse aussehenden Blutergüsse auf seinem Hals den Kopf schüttelte.

"Lass, das tut weh", wich Dani aus und drehte sich weg. Mit einem Mal schlug das schlechte Gewissen zu und ganz tief in seinem Inneren wünschte er sich, dass er Rikki doch hätte widerstehen können, so schön wie die Nacht gewesen war. Wieso hatte er die Konsequenzen so präzise ausblenden können? Er war ein verdammter Idiot. Er liebte sein Mädchen doch, das mit Rikki war im Gegensatz dazu nur ein geiles Erlebnis gewesen. Er wusste noch nicht einmal, ob er seinen ehemaligen Bandkollegen wiedersehen würde. Im Moment hatte er nämlich kein bisschen das Bedürfnis danach. Ja, er sah ihn sogar als den Schuldigen für seinen Ausrutscher. Wäre Rikki nicht gewesen, hätte er in Ruhe seine Beziehung weiterführen können und wäre nie auch nur auf die Idee gekommen, sich mit einem Mann zu vergnügen. Aber Rikki war so sexy, wenn er sein Shirt auszog und seinen schlanken Körper entblößte. Dazu war ihm dieses strahlende Lächeln zu Eigen und diese fordernde Art gepaart mit seinen wunderbaren Liebhaberfähigkeiten, die ihn in seinen Bann gezogen hatte. Er hatte sich geschworen, keine einzige Sekunde von ihrer Nacht zu bereuen, und er hätte es am liebsten auch nicht getan. Doch die fragenden, beunruhigt dreinblickenden Augen seiner Freundin machten es ihm nicht möglich, das Geschehene einfach so zu akzeptieren. Er hatte Scheiße gebaut, verdammt große Scheiße, und insgeheim wusste er nicht einmal, ob er Rikki hätte einen Korb geben können, wenn er noch einmal vor ihm gestanden hätte. Alles in ihm brannte lichterloh, wenn er an seinen früheren Bandkollegen dachte. Das Einzige, was er nun noch wusste, war, dass er hin und hergerissen war. Von seinem Verstand und von seinem Verlangen.

 

"Du siehst aus, als wärst du im Krieg gewesen."

Seine Freundin schien nicht bemerkt zu haben, dass er mit sich und seinem Gewissen haderte. Wahrscheinlich dachte sie nicht einmal im Traum daran, dass Dani sie hätte betrügen können. Seine wilde Rockstarseite hatte er eigentlich mit dem Ausstieg aus der Band zu Grabe getragen, doch anscheinend würde er sie niemals ganz loswerden. Viel zu frei hatte er sich in der letzten Nacht gefühlt. Viel zu frei und unbeschwert. Wie ein Teenager, der keinerlei Verpflichtungen besaß und nur in den Tag hineinlebte, ohne Ziel und ohne irgendwelche Zwänge.

 

"Ich dachte, du gehst du nur auf ein Konzert deiner ehemaligen Band. Sind die Fans so rabiat?"

Er kannte seine Freundin, und deshalb wusste er, dass sie ihm keine Ruhe lassen würde, bis er nicht mit der Sprache herausgerückt war. Doch er hatte keine Ahnung, ob er die Wahrheit überhaupt über die Lippen bringen würde. Das mit Rikki und das mit ihr stand doch in überhaupt keiner Relation zueinander. Aber würde sie das ebenso sehen? Insgeheim kannte er die Antwort und er war etwas erleichtert, als er das Piepen seines Mobiltelefons vernahm und so ein Alibi geliefert bekam. Es steckte noch in seiner Hose, und als er es vor den verwirrt dreinschauenden Augen seiner Freundin herauszog, fühlte er sich ob des Namens des Absenders der Nachricht himmelhoch jauchzend und gleichzeitig zu Tode betrübt. Er hasste es, dass all seine Endorphine, die in ihm gekribbelt hatten, von diesen schwarzen Gewitterwolken niedergemacht wurden, und am liebsten hätte er sein Handy unbeachtet wieder zurück in die Tasche gesteckt, doch die Neugier siegte schließlich doch.

 

"Ich ich kann nicht genug von dir bekommen, Honey. Kommst du ins Hotel? Wir sind noch bis Nachmittag hier. R."

 

Dieser Mistkerl.

Unverzüglich drückte Dani seine Faust so fest um das Gerät, als wollte er es darin zerquetschen. Zudem sah er sicherlich so aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen, denn wieder war seine Freundin zur Stelle und wuschelte ihm mitfühlend durch das Haar.

"Komm, ich creme dir deine Wunden ein, du Krieger", schlug sie ihm überraschenderweise vor, anstelle weiter nachzubohren. Dann nahm sie seine Hand, woraufhin ihr Dani leicht widerstrebend aus dem Bad folgte.

Nein, zu Rikki würde er nicht noch einmal gehen. Egal, wie schön bereits ihr erstes Mal gewesen war. Heute wollte er bei seiner Freundin bleiben, auch wenn ihm jedes Wort und jeder Blick von ihr einen Knoten in den Magen pflanzte.

Ihm tat es beinahe leid, wie naiv sie war. Wie naiv und vertrauenswürdig. Wenn sie nur geahnt hätte, was für ein Schwein er war und wie feige noch dazu.

Doch ein Rockstar blieb eben immer ein Rockstar. Und ein bisexueller Typ würde auch dann noch auf Männer stehen, wenn er sich in einer Beziehung mit einer Frau befand.

Daran ließ sich einfach nichts ändern. Vielleicht aber würde es besser werden, wenn er mit Rikki vorläufig nicht mal mehr über Skype chattete. Denn andere Männer interessierten ihn ohnehin nicht. Für ihn gab es nur diesen verrückten Strahlemann, der genau wusste, wie er mit Dani umzugehen hatte. Wie er die dunkelsten Abgründe seiner Seele entfesseln konnte.

 

Nein, zu Rikki würde er nicht noch einmal gehen. Ganz sicher nicht. Jedenfalls nicht körperlich. In Gedanken würde er ihm aber wahrscheinlich noch so manch heiße Nacht schenken. Einfach, weil es nicht möglich war, Teile seiner Persönlichkeit einfach abzulegen wie einen alten Hut.

Sie würden für immer zu ihm gehören, genau wie seine Nase oder die Farbe seiner Augen. Denn Gefühle und Triebe hielten sich nicht an irgendwelche Vernunftversprechen.

So sehr Dani dies auch bedauerte.



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