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Lust'n'Needs

von

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Needing Reassurement


 

Needing Reassurement
 

 
 

 
 

Theoretisch sollte man Gerüchten nicht allzu viel Bedeutung zumessen. Manchmal allerdings, wenn sie für einen persönlich von großem Interesse sind, ja sogar ein gewisses Wunschdenken wecken, kommt es vor, dass man doch gewillt ist, dem wahren Kern auf den Grund zu gehen.

 

Dies war es auch, was Cari dazu inspiriert hatte, ein recht uriges Restaurant auszuwählen, von dem er wusste, dass in ihm gutes Essen feilgeboten wurde.

Kurzerhand war ein Tisch gebucht, ein Tisch für zwei Personen, und als Cari den Schuppen am Stichtag betrat - natürlich in seinen üblichen Klamotten, ein Anzug hätte ohnehin nicht zum Ambiente gepasst - und man ihn zu dem bestellten Tisch führte, da musste er tatsächlich ein wenig schmunzeln. Die Kerze, die ihn zierte, in Kombination mit der roten Rose und der weißen Tischdecke suggerierte schon von sich aus einiges. Eigentlich hatte er es nicht von vornherein wie ein Date aussehen lassen wollen, doch er würde schon dafür sorgen, dass seine Verabredung nicht gleich die Flucht nach vorn antrat. Dass sie sich überhaupt zu einem ominösen Abendessen zu zweit hinreißen gelassen hat, sprach für Cari ohnehin Bände. Heute Abend, so sinnierte er voll Genuss, ja heute Abend würde er das Gerücht sich bewahrheiten sehen. Doch zunächst galt es darauf zu warten, dass seine Verabredung aufkreuzte. Es war noch nicht über die Zeit, also kein Grund, um unruhig zu werden.

Gespannt bezog Cari den Platz auf der Bank, wo er es sich bequem machte, allerdings nicht einmal die Tür aus den Augen lassend. Selbst, als man ihm die Speisekarte brachte und er sich dazu entschied, schon mal einen Blick hinein zu werfen (schließlich würde er später keinen Sinn mehr dafür haben, um ein Menü zu wählen), linste er immer wieder verstohlen über den Rand. Doch er sollte sich noch eine Weile gedulden müssen.

 

"Darf es schon etwas zu trinken sein?"

Er zuckte leicht zusammen, war er doch so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er die Rückkehr der Kellnerin gar nicht bemerkt hatte. Eins, zwei Sekunden lang guckte er entgeistert zu ihr hoch, bis bei ihm ankam, was sie ihn gerade gefragt hatte.

"Danke, ich warte noch", vertröstete er sie, woraufhin sie höflich lächelnd wegtrat und Cari allein ließ, der nichts weiter zu tun hatte, als über die Rose hinweg die Tür anzustarren und dabei zunehmend nervöser mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herumzuklimpern.

Mit jeder Minute, die verstrich, schwand seine Hoffnung etwas mehr, dass sein Date noch aufkreuzen würde. Vielleicht hatte er es sich anders überlegt, die Peinlichkeit in dieser Einladung erkannt oder womöglich sogar Schiss bekommen. Schließlich war es nur zu offensichtlich, welche Absichten Cari hegte. Doch der Schlagzeuger versuchte auch dann noch, zuversichtlich zu sein, als er eine Viertelstunde nach der verabredeten Uhrzeit noch immer allein herumsaß und sich inzwischen doch ein Getränk hatte kommen lassen, wenigstens ein Glas Wasser gegen seine trockene Kehle.

Er nahm gerade einen großen Schluck, als endlich die kleinen Glöckchen, die über der Tür befestigt waren, zum Klingen gebracht wurden und ein junger Mann eintrat, bei dessen Anblick er gerade noch abwenden konnte, sich an seinem Wasser zu verschlucken.

Eifrig sprang er auf und winkte, als Jamie sich ein wenig verloren in der Gaststätte umblickte, doch schon bald hatte er seine Aufmerksamkeit geweckt und der Sänger steuerte geradewegs auf ihn zu, nahm mit einem knappen 'Hey' auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz. Sonderlich verwundert über dieses Treffen schien er nicht zu sein, was Cari als seltsam befand, doch oftmals konnte man Jamie ohnehin nicht als jemanden bezeichnen, der seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Dazu musste er schon betrunken sein. Und genau aus diesem Grund gab er nun der Kellnerin Zeichen, die wenig später an den Tisch geeilt kam.

 

"Bringen Sie uns bitte einen Rotwein, und ich nehme das Gericht Nummer 12. Jamie?"

"Ich hab noch gar nicht in die Karte gucken können, du Horst", murrte der Kerl mit den langen Haaren, die er allerdings wie so oft, wenn er sich abseits der Bühne befand, zu einem Zopf gebunden hatte. Angestrengt angelte er nach Caris Speisekarte, legte sich beinahe über den ganzen Tisch, bis der Schlagzeuger schließlich Erbarmen zeigte und sie ihm mit einem Grinsen reichte. Sofort musste er wieder an das Gerücht denken, was die Runde in bandinternen Kreisen zog. Ja, es wäre zu lecker gewesen, würde es sich bewahrheiten. Besonders, wenn Jamie so mürrisch war und schaute, als hätte er in eine Zitrone gebissen, gefiel er Cari gut, warum, das konnte er sich selbst nicht beantworten. Aber eigentlich gefiel er ihm immer. Die einzige Situation, in der Jamie ihn ein wenig anpiepte, war, wenn er wieder nur Augen für irgendwelche aufgetakelten Hühner hatte. Zum Glück hielten sich in diesem Restaurant vornehmlich alte Ehepaare oder Arbeitskollegen in den mittleren Jahren auf. Somit brauchten keine Konkurrenzgedanken aufzuflammen, was Cari freie Bahn ermöglichte.

 

"Ja, ich nehme auch die 12", entschied Jamie schließlich nach einer Weile und klappte dann die Karte zu. "Außerdem noch einen Whisky."

"Schnapsnase", murmelte Cari amüsiert vor sich hin, woraufhin sich ihre Blicke kurz trafen. Jamie allerdings trug noch immer sein Pokerface und sagte gar nichts dazu, was Cari dazu berief, das Gespräch am Laufen zu halten. "Ich dachte immer, du magst keinen Fisch."

"Ich mag nur keinen Lachs", korrigierte er seinen Freund und zog die Tischdecke vor sich glatt, pfriemelte dann eine Zigarette aus seiner Hosentasche und schob sie sich zwischen die Lippen. Fragend schaute er seinen Freund an. "Auch eine?"

"Ich hab selber", erklärte er und klopfte sich auf seine eigene Hose, während er das Bedürfnis verspürte, endlich zum Wesentlichen überzugehen. Dass Jamie nicht gefragt hatte, wieso er ihn heute hierher geordert hatte, wunderte ihn doch sehr. Er hätte im Grunde damit gerechnet, dass er sich anders benahm als sonst, doch auch das war nicht der Fall. Er war ziemlich locker, auch wenn er nicht gerade begeistert dreinschaute. Vielleicht fürchtete er tief in seinem Inneren doch, dass Cari ihm jeden Moment einen Antrag machte. Doch diese Angst wäre natürlich vollkommen unbegründet gewesen. So weit wollte der Schlagzeuger dann auch wieder nicht gehen. Zunächst musste sich langsam vorgetastet werden, mit viel Fingerspitzengefühl, bevor man überhaupt im Ansatz an Hochzeit denken konnte.

Er wartete ab, bis ihre Getränke herangetragen wurden, bedankte sich gut gelaunt bei der Kellnerin für das Einschenken und nippte dann an seinem Glas, Jamie durchgehend musternd, welcher selbst seinen Whisky zunächst komplett ignorierte und anstelle mit abwesendem Blick rauchte.

Die Spannung durfte eindeutig nicht zu schnell verpuffen. Jamie sollte ruhig ein wenig Fracksausen bekommen. Aber Cari wusste, er würde noch zur Genüge schwitzen, wenn er ihn erst einmal filzte...

 

Entschieden stellte er sein Glas ab, das dabei ein dumpfes Geräusch von sich gab. Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Nun gab es kein Entrinnen mehr.

"Uns ist da etwas aufgefallen an dir", begann er und maß Jamie mit prüfenden Blicken aus schmalen Augen.

"Was denn aufgefallen?", wollte Jamie wissen, allerdings noch nicht sehr alarmiert klingend. Lediglich seine Hand mit der Zigarette ließ er sinken. "Und wer ist 'uns'?"

"Na, Tim, Rikki und ich", brachte Cari ein wenig Licht ins Dunkel, schwieg dann jedoch wieder und zündete sich selbst eine Zigarette an der zwischen ihnen stehenden Kerze an. Es machte solch einen Spaß, seinen Freund ein wenig hinzuhalten. Fraglich, ob es ihm auch so gut gefiel wie Cari. Jamies Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er nach wie vor alles andere als begeistert. Ob er ahnte, auf was Cari anspielte?

"So, und was ist euch nun an mir aufgefallen?" Jamie schien zunehmend unruhiger zu werden. Auch seine Geduld währte nicht unendlich, das wusste Cari. "Dass ich zu viel saufe? Oder dass ich nicht so hohl bin wie ihr?"

"Sei doch nicht so sarkastisch", schnurrte Cari mit samtweicher Stimme und spielte am Stiel seines Weinglases. "Tim hat da was beobachtet, und ich würde nun gerne erfahren, was dahintersteckt."

"Ach, hat der mich bespitzelt?", brauste Jamie auf. Sein Zigarettenstummel fand sein jähes Ende im Aschenbecher, wo der Sänger ihn brutal plattdrückte. "Ihr seid solche Honks, wisst ihr das eigentlich? Aber es ehrt mich schon irgendwie, dass ihr mich so interessant findet."

Cari brummte nur, trank wieder an seinem Wein. Ja, ja, ja, Jamie war in der Tat sehr interessant. Besonders ihn interessierte er, eigentlich schon seit ziemlich langer Zeit. Ein Bisschen bi war Cari schon immer gewesen, hatte es allerdings nie an die große Glocke gehangen. Denn Männern war lediglich seine sexuelle Begierde vorbehalten. Wirklich verlieben konnte er sich nur in Frauen, und deswegen hatte er auch nur mit diesen einige Beziehungen geführt. Auch Jamie sah er in keinem anderen Licht als all die anderen Kerle, mit denen mal etwas gelaufen war. Natürlich existierte da der Freundschaftsbonus, der sich ohnehin schon fast wie Liebe anfühlte. Und im Grunde konnte man Freundschaft tatsächlich als eine Form von Liebe bezeichnen. Ja, er liebte seinen kleinen, schnuckeligen Jamie eben. Und Jamie liebte ihn auch. Aber bisher bestand da eine Barriere zwischen ihnen, welche keine körperliche Intimität zwischen ihnen erlaubte. Doch diese würde man heute hoffentlich niederreißen...

 

"Boah, jetzt spucks schon aus", verlangte Jamie mittlerweile vollkommen entnervt. "Hör auf, hier so ein Geheimnis daraus zu machen. Komm zur Sache."

"Ohohoho, ich hätte nicht gedacht, dass du mir schon jetzt an die Wäsche willst", ärgerte Cari seinen Freund, was leider nicht sonderlich gut ankam. Jamies Augen sprühten in der Tat Funken, doch als Cari ihm verführerisch zuzwinkerte und dabei mit der Zunge schnalzte, verschwand dieser Ausdruck sehr schnell und machte Platz für etwas, das man nicht so recht deuten konnte. Irgendetwas zwischen Fassungslosigkeit und...Sehnsucht. Mochte er es etwa tatsächlich, wenn Cari mit ihm flirtete? Das war ja hochinteressant. So interessant, dass Cari schon von sich aus zur Sache kommen wollte. Leider war damit nicht der Nackt-Part gemeint. Zumindest noch nicht.

 

"Tim hat gemeint, er hätte dich gesehen, wie du dir neulich im Zeitungsladen auf dem Bahnhof ein Pornoheftchen gekauft hast. Aber nicht mit Frauen. Mit Männern."

Zack, die Falle war zugeschnappt. Cari hatte es absichtlich noch verrucht klingen lassen, und wahrscheinlich ergänzte sein wartender Blick diese Worte. Von unten herauf schaute er zu Jamie hinüber, der ungerührt dasaß und nur die Stirn runzelte. Schade, dass er nicht rot anlief wie ein Mädchen, zu stottern und sich herauszureden begann. Aber Letzteres hätte ihm ohnehin nichts gebracht. Nicht nur Tim hatte Jamie mit dem Heft beobachtet. Neulich im Hotel, da hatte er es aus seiner Reisetasche herausragen gesehen. Also kein Grund für Cari, nicht aufs Ganze zu gehen. Der schöne Sänger war umzingelt. Und umso näher die Wahrheit rückte, desto ungehaltener wurden die Triebe des anderen. Er wollte nichts lieber, als Jamie endlich klarzumachen, in sein Bett zu schleusen, um ihm dort zu zeigen, was ein Mann ihm wirklich bieten konnte, dass es viel schöner war, mit einem zu schlafen als nur ein paar leblose Bildchen in einer Zeitschrift anzuschauen und sich gewisse Dinge vorzustellen.

Schließlich war Cari aufgrund seiner Fantasien so verrückt, dass er kaum noch einen Sinn für das Essen hatte, das ihnen schließlich serviert wurde. Es war gut, aber von Jamie zu kosten, das wäre noch so viel besser gewesen, wusste der Schlagzeuger.

Wie um seine Absichten zu verdeutlichen schob er ein kleines Stück des Fischfilets in seinen Mund und grinste Jamie dabei lasziv an. Dieser tat noch, als würde ihn das irritieren, schaute deswegen konzentriert auf seinen Teller und schien ganz vergessen zu haben, zum Protest gegen die erst genannte Anschuldigung anzusetzen.

 

"Du versuchst ja nicht mal, dich zu verteidigen", bemerkte Cari zufrieden. "Also stimmt es?"

Bockig zuckte Jamie mit den Schultern. Oh, da reagierte doch nicht etwa jemand gereizt? Und das auch noch so früh? Dabei war Cari doch noch lange nicht damit fertig, in Jamie vorzudringen. Die Zweideutigkeit davon sollte man ebenfalls nicht außer Acht lassen...

"Findest du Männer schön?"

Fast tat es Cari leid, dass Jamie sich zunehmend unwohl fühlte. Er wollte ihn ja von seinen Qualen erlösen. Aber dazu musste er erst genau wissen, woran er bei seinem Freund war. Und dieser schaltete entgegen seiner Erwartungen zunächst auf Stur.

"Was geht dich das an, was ich schön finde und was nicht?", pampte Jamie ihn an, der sich mit seinem Schnaps in der Hand regelrecht verschanzt zu haben schien. Einen Arm hatte er schützend um seinen Körper geschlungen. Wahrscheinlich bereitete die Filzerei ihm immer größeres Unbehagen. "Und um mich diesen Quatsch zu fragen, hast du mich hier so feierlich eingeladen? Sorry, aber die Mühe hättest du dir schenken können."

"Hey, sei doch nicht so sauer", versuchte Cari ihn zu beschwichtigen, doch Jamie schaute demonstrativ in eine andere Richtung, seinen Teller hatte er längst an den Rand des Tisches geschoben. Als die Kellnerin wieder an ihren Tisch trat und ihn fragte, ob es denn nicht geschmeckt hätte, sagte er gnadenlos die Wahrheit.

"Mir ist der Appetit vergangen." Seine Blicke huschten messerscharf über sein Gegenüber. "Sie können es mir gerne einpacken, vielleicht kommt der Hunger ja später wieder, wenn ich zu Hause bin und man nicht mehr in meinen privatesten Angelegenheiten herumstochert."

"Och, Jamie..."

"Nicht 'Och Jamie'. Leck mich doch."

Die Kellnerin verzog sich schnell, als es begann, deftig zu werden. Jamies Wortwahl nahm einen immer aggressiveren Ton an, ganz anders, als Cari es sich vorgestellt hatte. Vielleicht war er aber auch selbst schuld. Womöglich war er falsch an die Sache herangegangen. Schließlich handelte es sich hierbei um ein sensibles Thema, und Cari hatte bisher mit keiner Silbe erwähnt, dass auch er sich nicht ganz uninteressiert an Männern zeigte, ja, dass er sich speziell mit Jamie einiges vorstellen konnte. Der Sänger dachte sicherlich, dass er ihn nur diesbezüglich ausquetschte, um sich insgeheim über ihn lustig zu machen. Dabei entsprach dies ganz und gar nicht der Wahrheit.

 

"Jamie. Sorry, Mann." Cari rang mit den richtigen Worten. Entschuldigungen gingen ihm stets recht schwierig von den Lippen. "Ich wollte dich gar nicht ärgern. Ich frag dich das doch nur, weil...na ja, weil ich eben hellhörig geworden bin, als die Möglichkeit bestand, dass du auf Männer stehen könntest. Ich steh nämlich auch...auf Männer. So bisschen halt."

Daraufhin schwieg Jamie, wurde bedeutend ruhiger, ja fast ein wenig nachdenklich. Oder doch geschockt? Schließlich hätte man Cari nicht unbedingt zugetraut, dass dieser schwule Neigungen hegte. Genauso wenig, wie Jamie je diesen Eindruck erweckt hatte. Es war eben ein Kreuz, dass man Menschen ihre Sexualität nicht an der Nasenspitze ansah. Die Klischeeschwulen aus dem nachmittäglichen Fernsehprogramm waren rar gesät, und diese hätten Cari ohnehin nicht interessiert. Das was er wollte war ein wilder Kerl, ein unersättliches Luder, und all diese Aspekte meinte er in Jamie finden zu können. Jamie würde all seine feuchten Träume erfüllen können, da war er sich ganz sicher. Und im Gegenzug dazu war ihm klar, dass Jamie ihn brauchte, um komplette sexuelle Befriedigung zu erlangen. Sie würden perfekt zueinander passen, aber sah Jamie das auch so?

 

"Ich find dich eben gut", redete er weiter, noch immer nicht wissend, wie er sich ausdrücken sollte. "Als Tim eben meinte, dass du wohl was von Typen willst, da hab ich halt nen Spielgefährten gewittert."

Noch immer schaute Jamie lediglich betreten vor sich hin, knaupelte auf seinem Lippenpiercing herum. Konnte der Kerl nicht endlich mal Klartext reden?

"Aber wenn das ein falscher Verdacht war oder ich nicht dein Typ bin, dann..."

"Ach, halt die Klappe."

"Was?"

"Die Klappe sollst du halten."

"Warum?"

Jamie lehnte sich zu ihm vor. Das Licht der Kerze zeichnete warme, zuckende Schatten auf sein Gesicht.

"Weil ich dir jetzt nicht in Gegenwart der ganzen Rentner sagen will, was grad in meiner Hose abgeht."

"Oh."

"Ja, 'oh'."

Eine Woge der Erleichterung und des puren Glücks überrollte Cari geradewegs, und auch in seiner Hose spielte sich einiges ab. Doch am meisten spürte er sein bis zum Abwinken donnerndes Herz, das ihm regelrecht die Luft zum Atmen nahm. Abheben hätte er können, in die Hände klatschen und um den Tisch tanzen. Nichts war so schön wie eine erwiderte Liebe, auch wenn diese nur zwischen die Beine zielte. Liebe war Liebe, und Cari fand beide Facetten derer sehr schön. So schön, dass er ihr nur zu gerne freien Lauf gelassen hätte. Aber nicht erst zu Hause. Nein, jetzt und hier.

 

Der Gesprächsfaden erwies sich auch jetzt nicht als sonderlich dick, deswegen schwiegen sich die beiden auch weiterhin mehr oder weniger an, bis Cari schließlich mit dem herausrückte, nach dem es ihm dürstete.

"Ich würde dich gerne küssen."

Sofort schüttelte Jamie alarmiert den Kopf.

"Aber die Leute..."

"Die werden es schon überleben", erwiderte Cari keck und lehnte sich seinerseits in Jamies Richtung, sah ihm geradewegs in seine grünen Augen. "Seit wann kümmert es ausgerechnet dich, was die Leute denken..."

"Na ja..."

Jamie klang ein wenig unschlüssig, erst, als er Caris Hand spürte, die sich auf seine eigene geschlichen hatte, folgte er ihr mit neugierigen Blicken.

"Komm zu mir auf die Bank", flüsterte Cari ihm zu, lächelte ihn lieb an, und da Jamie sich im Grunde ebenfalls nach der lang ersehnten Nähe des anderen verzehrte, zögerte er nicht mehr lange und gesellte sich zu seinem Freund, der ihn sofort sehr herzlich in Empfang nahm.

Das Schmunzeln war ganz seinerseits, als Cari ihn mit seinem warmen Körper gegen die Lehne drückte, ihm bestimmt eine Hand auf den Oberschenkel legte und sich ihre Gesichter so weit näherten, dass sich mühelos ihre Nasen hätten berühren können. Doch anstelle derer fanden sich ihre Lippen zu einem zarten Kuss. Federleicht nur trafen sie aufeinander, und schon dies entfachte ein wohliges Prickeln in den beiden, dies und die Gewissheit, dass der jeweils andere tatsächlich auf Männer stand, dass Männer in ihm etwas auslösten, das eigentlich zu schön war, um wahr sein zu können.

Der Geschmack des Whiskys klebte noch an Jamies Lippen, bitter, scharf und so verführerisch, dass Cari glaubte, schon davon betrunken zu werden. Doch in Wirklichkeit war es die Leidenschaft, die immer heftiger zwischen ihnen schwelte, die ihm den Kopf verdrehte und dafür sorgte, dass der Kuss inniger wurde, mit geöffneten Lippen ausgeführt und mittels Einsatz ihrer Zungen. Nicht nur Jamie seufzte erleichtert ob dieses sinnlichen Zusammenspiels auf, auch Cari brummte genüsslich vor sich hin, als sie das intimste Erlebnis miteinander teilten, das sich jemals zwischen ihnen zugetragen hatte. Jede Berührung ihrer Zungenspitze sandte geile Schauer durch ihre Körper, versetzte sie in Spannung und machte sie hemmungsloser, so sehr, dass sie irgendwann eng umschlungen mehr auf der Bank lagen als saßen und sie erst von dem Dilemma mitbekamen, als sie den Kuss unterbrachen und sich tief in die Augen schauten.

"Scheiße, wir ficken ja fast", stellte Jamie entgeistert fest und wich etwas von seinem Freund, der allerdings nur wie ein verliebter Esel vor sich hin grinste, hingerissen von der Wonne, die Jamie ihm bereiten konnte. Selbstredend, dass er mehr wollte. Und der andere hatte ihm längst das Stichwort gegeben.

 

Er ließ die Kellnerin wissen, dass er zahlen wollte, und während diese sich auf den Weg zu ihnen machte, warf er Jamie einen vielsagenden, angetanen Blick zu.

"Wir gehen zu mir", bestimmte er kurz entschlossen, wogegen Jamie natürlich keinerlei Einwände zu erheben hatte, warum sollte er auch. Aber dennoch reizte es Cari, Jamie noch ein wenig zu necken. "Oder willst du lieber heim zu deinem Pornoheft?"

"Da fragst du noch?", grinste der Sänger und stibitzte sich prompt noch einen kleinen Kuss von seinem Freund. "Pass nur auf, wenn ich dich fotografiere und dann aus deinen Bildern ein Pornoheft bastle."

"Das kannst du gerne machen", raunte Cari, und bereits jetzt hatten die beiden Männer schon wieder ihre Köpfe eng zusammengesteckt. "Aber da du mich jederzeit in Echt haben kannst, denke ich, das wird nicht nötig sein."

Schließlich hockten sie ohnehin die meiste Zeit des Jahres aufeinander, verbrachten auf Tour sogar 24 Stunden des Tages in der Gegenwart des anderen - wozu dann also noch ein Pornoheft, wenn Cari sich sowieso geschworen hatte, Jamie seine Wünsche jederzeit zu erfüllen, auch wenn er ihn mitten in der Nacht weckte und rangelassen werden wollte?

 

Das war nun mal das süße Schicksal, das sich ergab, wenn man Gerüchten auf den Grund ging und diese sich als die Wahrheit herausstellten. Und Cari hätte sich keinen besseren Ausgang der ganzen Geschichte wünschen können, auch wenn der Weg bis zum Happy End zunächst ein wenig steinig angemutet hatte.

Doch wer in das Schloss wollte, der musste sich durch Dornen kämpfen.

Schlicht und ergreifend.



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