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Kais Fotoalbum

von

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Für Kenny

Erst mal ein ganz großes Sorry an alle, die sich schon so lange auf ein neues gutes Kapitel gefreut haben, aber leider ist es nicht mehr in der Qualität wie die vorherigen... aber keine Sorge, bevor die FF noch mehr an Qualität verliert belasse ich es lieber dabei und beende mit diesem Kapitel die FF. ^^
 

Fast die ganze Nacht durch hatten sie noch über die Fotos und später über die Erlebnisse der Beyblade Weltmeisterschaften gesprochen und gelacht.

Sie waren dann nach und nach alle nebeneinander und aufeinander eingeschlafen, bis früh morgens der Butler sie aus dem Tiefschlaf reißen musste.

Eindringlich redete er auf Alex ein und rüttelte diesen, bis er endlich wieder aufrecht saß und immer noch im Halbschlaf seinen Gästen die Nachricht übersetzte: "Er hat gesagt, dass die Eskorte von Voltair da ist und auf euch bereits wartet..." mit einem langem Gähnen unterbrach er sich "... Mr Dickenson ist bereits fertig und lässt ausrichten, dass ihr euch beeilen sollt, ihr müsstet heute Vormittag noch auf Voltairs Gut ankommen... da man für den Nachmittag bereits wieder Unwetter vorausgesagt hat..."

Kaum hatte er die letzten Worte gesprochen, schon sank er wieder zurück auf den Boden und kuschelte sich wieder ins Sofakissen.

"Jetzt aufstehen?" stöhnte Ray und drehte sich erst einmal ein Stückchen von Max weg, mit dem er Rücken an Rücken geschlafen hatte.

"Wenn ihr noch schnell etwas essen wollt müsst ihr jetzt aber wirklich aufstehen" nuschelte Rena.

Von tief unter einem Kissenstapel drang plötzlich eine leise, müde Stimme hervor "Essen?"

Der Kissenberg bewegte sich und wie die Lava eines explosiven Vulkans schoss plötzlich Tyson senkrecht in die Höhe: "FRÜHSTÜCK!"

Was dieses Wort doch alles in Tyson bewegen konnte.

Denn nur den Bruchteil einer Sekunde später war er über die dösende Meute gestolpert und bereits an der Tür.

"Mach für uns auch was fertig!" rief Kenny ihm noch nach, doch schon konnte man eilige Schritte die Treppe runtertraben hören.

"Wäre wohl besser wenn wir jetzt auch aufstehen" grummelte Max und setzte sich aufrecht hin.

Gähnend und streckend versuchten nun auch Ray und Kenny wach zu werden.

Fünf Minuten später, nachdem die drei sich für den gestrigen Abend bedankt und verabschiedet hatten, ließen sie Rena und Alex im Halbschlaf zurück und folgten Tyson die Treppe runter.

In der Eingangshalle warteten bereits Mr Dickenson und Tyson auf sie.

"Ah, Guten Morgen, alle miteinander!" begrüßte sie Mr Dickenson überschwänglich "Ich hoffe ihr habt gut geschlafen!"

Schräg lächelnd zogen sie sich ihre Mäntel an und gingen hinaus auf den Hof,

wo bereits eine Pferdekutsche auf sie wartete.

Vor dieser waren zwei riesige schwarze Pferde gespannt.

Der Kutscher wies sie an sich beim Einsteigen zu beeilen und richtete seinen Blick immer wieder gen Himmel, der immer noch von einer dunklen Wolkenschicht überzogen war.

"Nun Kommt schon!" trieb sie Mr Dickenson an und stieg als erster ein.

Schnell folgten ihm auch Tyson, Max und Ray, nur Kenny stand noch draußen und schien noch unsicher zu sein.

"Was ist denn, Chef?" fragte Max.

"Ähm..." druckste er herum.

"Ach, steig schon ein, Kenny! Die Pferde werden dich hier drinnen nicht beißen!" mit diesen Worten beugte sich Tyson noch mal raus und zog den Kleinen rein.

Augenblicklich fuhren sie auch schon mit einem Ruck los.

An ihnen zog eine rein weiße Welt vorbei.

Wo man auch hinguckte, überall lag nur Schnee.

Das Hufgetrappel war Rhythmisch und wurde vom hellen Frischschnee gedämpft. Die Kufen der Schlitten glitten leise über das weiche Weiß.

Und so dauerte es nicht lange, bis die Müdigkeit sie wieder voll und ganz einnahm.
 

*****
 

Tyson lag in einem Bett, welches mitten auf einer wunderschönen Wiese stand.

Die Blumen dufteten Bienen summten und Sonnenstrahlen erwärmten seine Haut.

Der Himmel war blau und in der Ferne konnte er weiße Vögel erkennen, die näher kamen.

Es war einfach wunderbar angenehm hier.

Vor Glückseeligkeit strotzend gähnte Tyson und streckte sich ausgiebig.

Und als er wieder nach oben sah waren die Vögel schon näher gekommen.

Er blinzelte um sie besser erkennen zu können.

Doch da musste er erkennen, dass es keine Vögel waren, sondern viele Zuckerwattekügelchen, die langsam begannen über seinem Kopf zu kreisen.

Ein breites Grinsen schlich sich über Tysons Gesicht, als eine Zuckerwattekugel langsam zu ihm hinabschwebte. Mit offenem Mund und genüsslich entgegen gestreckter Zunge empfing er den weißen Wattebausch und lies ihn zwischen Gaumen und Zunge zergehen.

Wieder begann es über ihm zu surren. Voller Vorfreude öffnete er wieder die Augen und sah zum Himmel. Die Zuckerkügelchen begannen immer schneller zu rotieren und vereinten sich zu größeren Kugeln.

Bereits den Geschmack der Süße erahnend lief Tyson das Wasser im Mund zusammen, schnell öffnete er Lippen leckend den Mund ganz weit und wartete.

Doch plötzlich quietschte es, das Bett brach zusammen und mit schreckenerstarrtem Gesicht sah er wie sich die Kugeln zu einer einzigen großen Masse zusammengefunden hatten und wie ein riesiger Stein auf ihn hereinbrach.
 

*****
 

Hustend und spuckend rappelte sich Tyson auf und wischte sich den eiskalten Schneematsch vom Gesicht.

So eine Gemeinheit! Da löst sich dieser schöne Traum in Schnee auf!

"Was?... Was ist passiert?" keuchte er und sah sich erschrocken um.

Er saß zusammen mit den anderen und Mr Dickenson wieder in der Kutsche vom Schnee bedeckt. Alle sahen ziemlich durcheinander aus.

Langsam stand Ray auf und beugte sich aus dem Fenster.

"Keine Ahnung. Ich sehe nichts" berichtete er und zog den Kopf wieder zurück.

"Dann werde ich mal aussteigen" sagte Max und stolperte zur Tür, die er nur mit Mühe aufbekam und dann nach draußen sprang.

Erst jetzt bemerkte Tyson, dass die Kutsche schief stand.

Von draußen drang Stimmengewirr rein.

Allerdings nichts auf Japanisch, sodass er rein gar nichts verstand. Neugierig streckte nun auch Kenny die Nase raus. Doch genau in diesem Moment tauchte Max wieder auf.

"Offenbar ist hier jemandem ein Pferd ausgebüchst, was nun wild umher rennt. Unter anderem ist es auch urplötzlich vor der Kutsche aufgetaucht und hat die Pferde erschreckt. Unser Kutscher spricht immer noch mit dem Besitzer, Außerdem hat unser Begleiter festgestellt, dass die hintere Achse gebrochen ist" informierte sie der Blonde.

"Und hat er dir auch gesagt wie wir weiter kommen?" fragte Mr Dickenson besorgt.

"Er meinte, von hier aus wäre es nicht mehr so weit, das Stückchen könnten wir auch laufen, aber wir müssen uns beeilen, es sieht nach einem Schneesturm aus"

Seufzend und stöhnend standen Kenny, Tyson, Ray und Mr Dickenson auf und verließen die Kutsche.

Draußen wehte ein eisiger Wind. Der Besitzer des ausgebrochenen Pferdes war wieder auf dessen Spur um es einzufangen, Der Kutscher und der Begleiter haben bereits die Pferde ausgespannt und das Gepäck notdürftig auf deren Rücken befestigt.

Die Blade Breaker und ihr Manager zogen die Mäntel noch enger an und zogen ihre Schals über beide Ohren.

Der Kutscher nickte kurz und führte mit einem der Pferde die kleine Karawane an.

"Weißt du zufällig auch wie lange wir hier durch diese Schneewüste wandern?" zitterte Tyson.

"Nicht sehr lang, da vorne erkenne ich schon Lichter" antwortete Max schlotternd.

"Ah ja"

Stille kehrte ein.

Bis Tyson einfiel, was ihn an diesem Bild so störte:

"Max?"

"Ja?" presste dieser hervor.

"Ich wusste gar nicht, dass du Russisch kannst?!"

"Kann ich auch nicht"

"Hä? Aber wie hast du die beiden denn verstanden?" er deutete auf ihre beiden Reiseführer.

"Der Kutscher kann Englisch" lachte Max.

"Ach so" gab Tyson kleinlaut zurück. Darauf hätte er auch selbst kommen können.

"Wow!" keuchte Ray plötzlich auf.

Max, Tyson und Kenny sahen auf.

Sie hatten gar nicht bemerkt, dass sie bereits durch ein riesiges Bogentor gegangen waren und nun auf einem großen Hof standen, auf dem sie zwar auch durch einige Kubikzentimeter Schnee waten mussten, aber der Wind war hier nicht mehr ganz so scharf.

Vor ihnen erstreckte sich ein großer Gebäudekomplex in U-Form.

Der Flügel zu ihrer Rechten war zum Teil hell erleuchtet und reich verziert.

Die Fenster waren unterschiedlich groß. Insgesamt waren 3 lang gezogene Fenster in der Wand verteilt. Zwischen diesen waren vier kleine übereinander liegende Fenster. Direkt vor ihnen war vor dem eigentlichen Gebäude eine Art Vorbau, der noch einmal um gut die Hälfte des Gebäudes höher war.

Auf der linken Seite befand sich ein etwas niedrigeres Gebäude.

Allerdings war er nicht so reich verziert, sondern eher spartanisch ausgerüstet mit breiten, schweren Toren.

Der Kutscher wies Kenny, Tyson, Max, Ray und Mr Dickenson an zum Vorbau des mittleren Gebäudes zu gehen, bevor er und der Begleiter die Pferde nach links wegführten.

"Wahrscheinlich sind das die Ställe" vermutete Kenny.

"Ja, Voltaire hat eine Pferdezucht. Soweit ich weiß hauptsächlich Kaltblüter" erzählte Mr Dickenson

"Diese Pferde sollen in Insider Kreisen die besten Tiere für Waldarbeiten sein.

Sie sind sehr stark, zäh und äußerst kältebeständig..."

Die kleine Gruppe stieg langsam die von Schnee befreiten Stufen zum großen Tor hinauf.

"... außerdem sollen sie sehr edel sein. Also ich kenne mich da ja nicht so gut aus, aber die beiden, die unsere Kutsche gezogen haben sahen schon recht prachtvoll aus"

Vor den zwei schwarzen, gut zehn Meter hohen Flügeltüren blieben sie stehen.

Mr Dickenson streckte die Hand aus und griff nach dem Türklopfer.

Sie konnten das Klopfen laut wieder hallen hören.

"Wie bekommen die eigentlich diese Türen hier auf?" fragte Tyson und betrachtete das schwere Holz und Eisenteil.

"Vielleicht haben sie ja einen speziellen Mechanismus hinter die Mauern eingebaut, sodass man nur einmal kurz an einer Leine ziehen muss, damit sie aufgeht, oder vielleicht muss man sogar nur einen kleinen Knopf drücken, der diesen Mechanismus in Gang setzt, oder..." sprudelte es aus Kenny heraus, doch er wurde von einem Quietschen unterbrochen.

Ein kleines Rechteck tat sich plötzlich in der rechten Flügeltür auf.

Dahinter stand ein Mann in Butlergarnitur und machte ihnen den Weg zum Eintreten frei.

"Oder man macht einfach eine kleine Tür in die Große" stichelte Max und trat ein.

Enttäuscht über eine so simple Lösung folgte Kenny Max und prallte sofort in ihn hinein.

"Was ist denn?" empörte sich Kenny, der allerdings nur einen Augenblick später wusste was los war. Sie standen in einem Raum, der ungefähr der Größe einer Kathedrale entsprach. An den Wänden hingen riesige Portraits von ernst dreinblickenden Männern in Uniformen und Frauen in den schönsten Ballkleidern. An der Decke, die unendlich hoch schien hingen mehrere Kronenleuchter, nur einer davon, der ungefähr dreimal so groß war wie die anderen hing auf halber Höhe mitten im Raum. Am anderen Ende des Raumes führte elegant eine Treppe nach oben.

Unten begann sie breit und floss eng nach oben zusammen, bevor sie in einem Podest endete, dass symmetrisch nach links und nach rechts durch eine Tür herausführte.

Ein roter Teppich zierte die Marmorstufen und das reich verzierte Geländer war mit Gold versehrt. Die wand hinter dem Podest zeigte eine Art Baum mit vielen verzweigten Ästen, kleinen Bildern und Schriftzügen.

Langsam und vorsichtig trat die kleine Truppe ein. Staunend über so circa alles was sie sahen.

Rechts und links an den Wänden standen Säulen, von denen Büsten starr herabblickten.

Doch das Beeindruckenste war der Boden.

Unter ihnen erstreckte sich ein riesiges Mosaik aus winzigen Steinchen.

Alle samt waren nicht größer als einen Quadratzentimeter.

Mit einem lauten Knallen schloss der Butler die Tür wieder und zog dabei die Aufmerksamkeit der Fünf auf sich.

"Mr Dickenson, folgen sie mir bitte!" sagte der Butler höflich auf einem akzentfreiem Japanisch und ging voraus. Mr Dickenson drehte sich noch kurz zu den Jungs um: "Wartet hier! Ich bin gleich wieder da" und schon war er weg.

Kenny, Max, Ray und Tyson schauten sich etwas ratlos an.

"Und was nun?" flüsterte Kenny. Doch selbst das flüstern hallte lauter wieder zurück und ließ den Kleinen zusammenzucken.

"Na ja, Mr Dickenson hat uns gesagt wir sollen hier warten und das tun wir auch" meinte Ray und sah sich noch einmal um.

Daraufhin stellte sich Schweigen ein und dem Schweigen folgte eine absolute, und unheimliche Stille, bis...

"Ihr?" echote es plötzlich laut von allen Seite wieder, sodass sich die Vier erschrocken zu allen Seiten umsahen, bis sie endlich den Ursprung diesen Ausrufs links oben auf dem Podest ausmachten. Dort stand, in der Bewegung erstarrt, das Fünfte Mitglied der Blade Breaker.

"Kai!" riefen sie voller Freude im Chor.

Auf Kais Gesicht machte sich tatsächlich der Anflug eines Lächelns breit.

Schnell lief er die Treppen zu ihnen hinunter.

"Was macht ihr hier?" sagte Kai und versuchte in seine alte Gleichgültigkeit zurück zu finden, doch seine innere Freude konnte er einfach nicht ganz verbannen.

"Mr Dickenson beziehungsweise die BBA hat uns einen Urlaub in Moskau spendiert" grinste Max.

"Ihr wisst schon, dass Moskau von hier aus so einige Kilometer weiter im Westen liegt?"

"Ja, aber die BBA hat uns Allen den Urlaub spendiert! Und da wir genau wussten, dass du ein wenig mehr Überredungskunst erforderst sind wir ganz einfach hier her gekommen und holen dich ab!" erzählte Tyson.

Wieder überzog ein Lächeln Kais Gesicht, dieses mal allerdings ein spöttisches.

"Für die nächsten Wochen wurde allerdings schlechtes Wetter vorausgesagt. Was hier in der Gegend soviel heißt wie Schneestürme, Hagel und Glatteis. Das wiederum hat zur Folge, dass man von hier allerhöchstens mit Schlittenhunden wegkommt. Und für solch eine Reise nach Moskau braucht man mindestens eine Woche"

Doch auf Kais Erklärungen folgte nicht die gewünschte Reaktion.

Die Vier grinsten nur noch breiter.

"Tja, dann werden wir wohl hier bei dir bleiben müssen!" lachte Tyson und klopfte Kai auf die Schulter.

Aus Kais Mimik konnte man nicht schließen, ob er sich darüber freute, oder ob er jetzt schon die kommenden Wochen fürchtete. Aber die vier Gäste waren sich sicher, dass letzteres nur die Freude verdecken sollte.

Plötzlich ging die Tür auf und Mr Dickenson und der Butler traten ein.

"Schlechte Neuigkeiten, Jungs!" begann ihr Manager "Oh hallo, Kai! Schön dich wieder zu sehen! Ich gehe mal davon aus, dass dir die Jungs schon die Sachlage erklärt haben?! Gut! Also, so wie ich gerade erfahren habe werden wir wohl nicht in den nächsten zwei Wochen von hier wegkommen, weil das Wetter doch etwas schlechter werden soll. Aber Voltaire hat angeboten, dass wir während dieser Zeit ruhig hier bleiben können. Und macht euch keine Sorgen euren Schulen werde ich Briefe schreibe, damit sie euch für diese Zeit vom Unterricht befreien"

"Darf ich die Herrschaften nun bitten mir zu folgen. Ich werde ihnen die Zimmer zeigen" sagte der Butler und ging die große Treppe hoch auf die Tür zu, aus der Kai gekommen war. Max, Tyson, Ray, Kenny und Mr Dickenson gingen ihm nach.

Kai zögerte zuerst, doch dann folgte auch er ihnen mit Abstand.
 

*****
 

"Wow! Das ist ja gigantisch!" keuchte Max, als ihnen der Butler das Zimmer geöffnet hatte. In diesem Raum stand ein riesiges Himmelbett, in dem vier erwachsene Menschen schlafen könnten. Gegenüber vom Bett stand eine Kommode, neben der eine kleine Holztür war.

Der Butler ging drauf zu und öffnete die Tür: "Hier ist das Bad"

"Boah, wir haben sogar ein eigenes Bad" rief Tyson aus und stürmte durch die kleine Tür.

"Wow, das müsst ihr euch ansehen. Hier ist sogar das Waschbecken aus Gold!"

rief der Dunkelhaarige total begeistert aus dem Bad heraus.

"Aus Gold?" stellte Max die Frage ruhig dem Butler der stumm an der Wand stand und den Jungen beim Staunen zusah.

"Nein, nur Goldimitat" berichtigte er und nahm es mit Gelassenheit hin, als Tyson wieder aus dem Bad gestürmt kam und unters Bett kroch.

"Boah, nicht ein Staubkorn!" drang seine Stimme gedämpft hervor.

"Hier hausen ja auch nicht die Hotten Totten, sondern es logieren hier Gäste"

stellte Kai in gewohnter Kühle fest und beobachtete sie von der Tür aus.

"Na, ich glaube uns wird es hier auch gefallen" lächelte Ray und stellte seine Tasche aufs Bett ab.

Sofort löste sich der Butler wieder aus der Starre "Gut, dann folgt der Rest mir bitte"

"Äh, Rest?" fragte Max unsicher und sah Kenny an, der nur mit einem Schulterzucken antwortete.

Kai seufzte und rollte die Augen.

"Na, bis auf Ray alle. Oder wollt ihr alle zusammen in einem Bett schlafen?" fragte er wie selbstverständlich und ging dem Butler nach.

Noch immer sahen sich die Jungen verdutzt an.

"Aber die Zimmer sind doch groß genug für eine Kleinfamilie?!" meinte Kenny und lief schnell den anderen nach.

"Wartet doch auf mich!" quengelte es unterm Bett hervor und ein abgehetzter Tyson tauchte wieder auf.

Ray blieb allein in diesem riesigen Raum zurück.

Langsam drehte er sich im Kreis und lies die mächtigen Wände auf sich wirken.

Wäre da nicht das Himmelbett gewesen hätte sich Ray wie ein Gefangener gefühlt.

Mit diesem prachtvollen Himmelbett jedoch fühlte er sich nur noch wie ein Vogel in einem goldenen Käfig.

Na glücklicherweise musste er ja nicht für immer hier her ziehen, sondern nur für zwei Wochen.

Außerdem würde er wahrscheinlich die meiste Zeit wo anders verbringen.

Dachteer sich und packte seine Sachen aus.

Als er fertig war legte sich Ray aufs Bett und starrte an die Decke, ihm war gar nicht aufgefallen wie ruhig es geworden war, obwohl die Tür zum Flur hin offen stand hörte man nur das Ticken der Wanduhr in der Halle, die am Ende des Flures stand.

Als er zum Fenster sah konnte er viele, dicke Schneeflocken dicht am Fenster vorbei schweben sehen. Es war ein wundervoller Anblick.

Und so schön ruhig...

Langsam streiften seine Gedanken zurück in das Zimmer, wo Alex und Rena ihnen die vielen Fotos gezeigt und ihnen so viele Geschichten erzählt hatten.

In den Geschichten war Kai so anders.

Er wusste inzwischen selbst nicht mehr so genau was er von dem Graublauhaarigen halten sollte.

Aber er wünschte sich, dass er sein Versprechen Rena und Alex gegenüber auch halten konnte.

Ja, er würde gemeinsam mit den anderen Kai wieder zu dem Kai machen, der er wirklich war.

Ein tiefer Gong hallte durch die Flure und ließ Ray aufschrecken.

Verwundert rieb er sich die Augen, er musste eingeschlafen sein.

Ein weiterer Gong rollte durch die Zimmer.

Schnell sprang Ray auf und lief zur Tür.

Als er an der Tür ankam und sich umsah, erkannte er, dass es den anderen auch nicht anders ergangen war als ihm. Auch ihnen stand der Schlaf in den Augen und ihre Klamotten waren zerknittert.

Jedoch stellte Ray zugleich auch erleichtert fest, dass sie alle die Zimmer nebeneinander belegten und nicht meilenweit voneinander entfernt waren, so wie er es bei diesem Gebäude vermutet hatte.

"Was'n los?" nuschelte Tyson.

"Ich weiß nicht" zitterte Kenny, als der Gong zum dritten Mal ertönte.

"Vielleicht ist das so eine Art Appell?" überlegte Max und sah die anderen an.

Doch jegliche Spekulation blieb ihnen erspart, als ein Zimmer weiter die Tür geöffnet wurde und ein gut gelaunter Mr Dickenson auftauchte.

"Ah Jungs, na seid ihr auch schon wach? Es gibt gleich Essen!"

"Essen?" wiederholte Tyson, plötzlich hellwach.

"Oh ja" lächelte der alte Mann und kam auf sie zu "Auf so großen Gutshöfen isst man ausschließlich zu bestimmten Zeiten und da ihr bereits das Mittagessen verschlafen habt ist es jetzt wohl besser wenn ihr wenigstens etwas zu Abend esst" erklärte er und ging voran.

Schnell folgten ihm die Jungs und schauten sich immer wieder um, da hier alles noch zu ungewohnt, und einfach viel zu groß war.

So merkten sie nicht wie sie von Mr Dickenson durch die Gänge und Hallen in den Speisesaal geleitet wurden. Erst als sie plötzlich drinnen standen und sich vor ihnen ein langer Tisch durch den Raum zog, an den durchaus Hundert Leute Platz gehabt hätten, blieben sie stehen.

Nur die letzten Plätze am Ende des Tisches waren gedeckt, der Rest war leer.

Sie setzten sich auf die Plätze, die die Butler ihnen zu wiesen und schauten sich etwas ratlos an.

Dann ging plötzlich eine Nebentür in einer Nische auf und Kai trat ein.

Schnell setzte er sich zu ihnen an den Tisch.

"Großvater lässt sich entschuldigen, er führt noch ein wichtiges Gespräch, aber wir sollen schon einmal anfangen!"

Auf Kais Wink hin bewegten sich die Butler zu den Speisewagen und stellten Teller und Platten mit den seltsamsten Speisen auf den Tisch.

Dann stellten sie sich wie Statuen zurück auf ihre Plätze an den Wänden.

Leicht irritiert hafteten die Blicke der Jungs nun auf den Speisen vor ihnen auf den Tellern.

"Was ist das?" fragte Max zögerlich und schielte zu den anderen rüber, die sich dieselbe Frage zu stellen schien.

Doch bevor Kai antworten konnte, löste sich Tyson aus der sprachlosen Verwirrung und bekam leuchtende Augen.

"Ist doch ganz egal was es ist, Hauptsache es ist essbar!" rief er und beugte sich quer über den Tisch um die größte Platte näher zu sich zu ziehen.

Schnell hatte er von allem etwas auf den eigenen Teller gehäuft und schnitt sich ein Stückchen von einem nach Steak aussehenden Fleisch ab.

Schweigend sahen die anderen ihm zu.

"Schmeckt 's?" fragte Max neugierig, als Tysons Mimik plötzlich immer ernster wurde und man praktisch sehen konnte wie seine Zunge die Nahrung kritisch im Mund hin und her bewegte.

"Irgendwie seltsam" antwortete er, nachdem er das Stückchen runtergeschluckt hatte "Aber nicht schlecht!"

und schon hatte er das nächste Stückchen im Mund.

"Was ist denn das nun eigentlich?" harkte Kenny nach und deutete auf Tysons Fleisch.

"Das ist Karibufleisch" antwortete Kai und gab sich selbst etwas Suppe auf den Teller.

"Karibu? Das sind doch Rentiere oder?" überlegte Ray laut und streckte die Nase vor um den Geruch vom Fleisch genauer aufnehmen zu können.

"Na toll Tyson..." schimpfte Max gespielt entrüstet "... Wie soll denn der arme Weihnachtsmann zu uns kommen, wenn du hier seine Zugtiere auffutterst?"

Sofort verschluckte sich Tyson und sah Max mit großen Augen wie ein Auto an.

"Das war ein Scherz" beruhigte ihn Max grinsend.

Ray und Kenny hatten alle Mühe damit ihr Kichern zu unterdrücken.

"Wenn es so gut schmeckt werden wir natürlich alle dafür sorgen, dass der Weihnachtsmann nichts mehr von seinem Rudolf zu sehen bekommt" setzte der Blonde nach und nahm sich auch ein Stück Fleisch zum Probieren.

Doch Tysons Kopf verlor gerade jede Farbe und Lebendigkeit.

"Schluck runter sonst erstickst du noch!" befahl Kai im gewohnt kühlen Ton, sodass dieser automatisch gehorchte und schluckte.

"A...Aber..." wollte er widersprechen doch Kai unterbrach ihn: "Nein, das ist ein ganz normales Karibu"

"Ach so..." lächelte Tyson zaghaft, schob das Fleisch aber trotzdem unauffällig zum Tellerrand und versteckte ihn unter den Salat.

"Mhm, das Zeusch isch gut!" schmatze Max laut und steckte den Löffel gierig in ein kleines Schüsselchen, gefüllt mit kleinen, orange, durchsichtigen Kügelchen.

"Riecht irgendwie leicht nach Fisch" meinte Ray, als er wieder mit der Nase voran das Gericht abschätzte.

"Sollte es auch..." grinste Kai "...das ist ja schließlich Kaviar"

Der Einzige der zu diesem Zeitpunkt bereits ganz normal aß war Mr Dickenson, welcher alles zu sich nahm, ohne jegliche Fragen zu stellen.

Doch den anderen standen die Münder offen.

"Ist Kaviar nicht wahnsinnig teuer?" fragte Ray verwundert.

"Hier nicht, wir beziehen den Kaviar immer von den Fischern weiter oben im Norden. Die essen das Zeug sogar als Hauptnahrungsmittel..." erklärte Kai geduldig "...ach und das da ist..." "Nein!" unterbrach ihn Tyson scharf, der gerade ein kleines Gebäckbällchen auf die Gabel gespießt hatte "Bitte, sag nichts mehr! Ich will gar nicht wissen, was und wie teuer das Zeug hier ist! Dafür habe ich viel zu viel Hunger"
 

*****
 

Gut eine Stunde später, Mr Dickenson hatte sich schon längst von den anderen verabschiedet und war zu Bett gegangen, hob Kai endgültig den Tisch auf.

Kais Großvater hatte sich nicht mehr blicken lassen, was hier allerdings keinen störte, sie waren alle in munterer Stimmung und fragten Kai nach allen möglichen Dingen aus, der sich tatsächlich dazu herab ließ alle Fragen zu beantworten.

"So und das hier ist die große Eingangshalle" seufzte Kai matt, als sie durch große Flügeltüren in die Halle mit der riesigen Treppe kamen.

"Was ist das da vorne an der Wand nun eigentlich? Dieses ,Gemälde' ist mir bereits bei der Ankunft aufgefallen" fragte Max interessiert.

Kai drehte sich um und sah ebenfalls in die Richtung, in die Max gerade schaute.

"Ach du meinst unseren Stammbaum"

"Das ist dein Stammbaum?" kam es wie im Chor aus allen Mündern.

"Ja klar, wessen denn sonst?" fragte er Schulter zuckend zurück.

"Kommt, ich zeig euch meinen Zweig"

Sie stiegen die Treppe herauf und gingen nach rechts, kurz vor einer Tür blieben sie stehen.

Ungefähr auf Augenhöhe war ein Ast abgebildet, der in einem einzigen kleinen Bildchen endete unter dem irgendwelche kyrillische Zeichen standen.

"Da siehst du aber ziemlich jung aus" meinte Max als er das Bild näher unter die Lupe nahm.

"So viel älter sehen die anderen aber auch nicht aus" bemerkte Tyson mit einem Blick auf die anderen Fotos.

"Man hat immer schon mit 16 Jahren das Bild im Stammbaum bekommen. Ausnahmen gab es nur, wenn jemand früh gestorben ist, oder dazugeheiratet wurde"

Doch plötzlich wurde Kenny leichenblass.

"Was ist?" fragte Kai verwirrt "Geht es dir nicht gut?"

"D...d...da ist..." stotterte der Kleine und deutete zitternd auf einen Punkt hinter Kai.

"Ist das euer Haustier?" fragte Ray erstaunt als er erkannte, was da leise mit leuchtenden Augen aus der Dunkelheit hinter der Tür auftauchte.

Kai drehte sich um und musste lächeln.

"Oh ja, darf ich vorstellen, dass ist Kitty"

"Das ist ein Tiger!" rief Kenny mit hoher, schriller, ängstlicher Kinderstimme aus und trat vorsichtshalber ein paar Schritte zurück.

Doch Kitty, machte absolut keinen Angriffslustigen Eindruck, im Gegenteil, sie schlich einmal um Kais Beine und setzte sich dann auf ihre Hinterbeine.

"Ich habe sie damals adoptiert, als ihre Mutter starb und der Zirkus für die Kleine keine Zeit hatte" erklärte er und kraulte der weißen Tigerin die Ohren.

Sofort legte sie genießerisch den Kopf in den Nacken und schloss zufrieden die Augen.

"Sie ist furchtbar lieb, und tut keiner Fliege was" beruhigte Kai die entsetzten Gesichter.

"W...wirklich?" stotterte Kenny ängstlich und stellte sich Schutz suchend hinter Ray.

"Für sie lege ich meine Hand ins Feuer!" schwor Kai, kniete sich zu ihr nieder und umarmte sie wie zum Zeichen, dass sogar mit Stofftieren kuscheln gefährlicher war.

Sofort drückte Kitty ihren Kopf gegen Kais und fing an leise zu knurren.

"Ein viel zu groß geratenes Schmusekätzchen" schmunzelte Max und ging ebenfalls in die Hocke, allerdings nicht ohne gebührenden Abstand zu halten. Langsam folgte auch Tyson ihnen auf den Boden und streckte vorsichtig eine Hand nach ihr aus.

"Wow, das Fell ist ganz weich! Komm Kenny streichel sie doch auch mal!" forderte Tyson ihn begeistert auf und vergrub nun auch die andere Hand im weißen Brustfell der Tigerin, die nun auch den Kopf zu ihm neigte und anfing neugierig zu schnuppern.

Dann machte sie urplötzlich einen Ruck und drückte ihren Kopf gegen Tysons.

Mit einem überraschten Aufschrei fiel Tyson nach hinten und Kitty landete auf ihm.

Spitz quiekte Kenny auf und krallte sich in Rays Oberteil fest.

"Ihre Begrüßung ist stark, nicht wahr?" grinste Kai hämisch.

"Begrüßung?" fragte Tyson blass nach, und starrte in die blauen Augen der Tigerin.

Ray ließ sich nun auch auf alle Viere nieder und streckte Kitty die Hand zum Beschnuppern hin.

"Alle Katzen begrüßen sich, indem sie die Köpfe aneinander reiben, das ist ein Zeichen des Vertrauens" erklärte er, während sie ihn nun ebenfalls begrüßte.

"Ach so" kam es von Tyson knapp, während er sich wieder aufsetzte und es, nach Max, gleich auch noch einmal probierte.

Da Ray als Schutzwall nun nicht mehr da war, drückte sich Kenny währenddessen immer tiefer in eine Nische.

"Willst du es nicht auch mal probieren? Das macht wirklich Spaß!" versuchte ihn Tyson aufzumuntern.

Doch Kenny schüttelte nur kurz angebunden den Kopf.

"Du brauchst keine Angst zu haben, sie ist wirklich furchtbar lieb" pflichtete ihm nun auch Max bei.

"An deiner Stelle würde ich mich mit ihr so schnell wie möglich anfreunden, bevor du auf Shir Kahn triffst, der ist nicht so lieb und Kitty und ich sind die Einzigen hier, vor denen er wirklich Respekt hat"

Doch das Einzige Was Kai damit erreichen konnte, war dass der Kleine sich in seiner Ecke noch kleiner machte.

Kai zog die Augenbrauen kopfschüttelnd zusammen: "Verstecken hilft nichts, dieses kleine Monster kommt überall dran... der schafft es auch immer wieder nach draußen zu kommen und bringt mir in der Regel auch alles mögliche, tote Getier mit"

Kenny schluckte hart und dass er zitterte war nun nicht mehr zu verkennen.

"Kai, das ist nicht gerade beruhigend" zischt Ray ihm aus dem Mundwinkel leise zu.

"Aber die Wahrheit" zischte er zurück.

Stöhnend rollte Ray die Augen.

Doch bevor Kai darauf eingehen konnte rappelte sich Max auf und strich die Hose glatt.

"Äh, wolltest du uns nicht dein Zimmer zeigen Kai?" fragte er schnell und zog auch Ray schnell auf die Beine.

"Wollte ich das?" fragte dieser argwöhnisch, während auch Tyson aufstand.

"Oh, ja ich würde gerne mal sehen, wie du so wohnst" grinste er und tätschelte noch ein letztes Mal die Tigerin.

Der Graublauhaarige seufzte, gab sich dann aber geschlagen und stand auch auf.

"Na dann kommt!"

Sofort setzte sich Kitty in Bewegung und lief voraus.

Mit immer noch Schweißnassen Händen klammerte sich Kenny an seinen Laptop und folgte den anderen.

Wieder gingen sie durch Gänge mit Hohen Decken, Portraits an den Wänden und der dunklen Schneeglänzenden Landschaft hinter den riesigen Fensterscheiben, welche nur ein schaurig, dämmriges Licht hinein ließen.

"Sag mal müsst ihr Strom sparen, oder wollt ihr, dass wir uns hier verlaufen" fragte Tyson sauer, als er wieder einmal Max in die Hacken trat und dieser ihm mit dem Ellenbogen in Tysons Magengrube kundtat, dass er dies nicht sonderlich wohltuend fand.

"Eigentlich beides, es gibt da aber noch einen anderen wesentlicheren Grund" antwortete Kai von vorne.

Und endlich konnten sie das Zünden eines Feuerzeuges hören und langsam ergoss sich das Licht des Kerzenständers vor ihnen.

Die Jungs kamen näher und blieben neben Kai stehen, der nun in der Schublade ein es kleinen Schränkchens herumkramte.

"Und was wäre dieser Grund?" harkte Tyson nach.

Dann zog Kai eine Taschenlampe aus der Tiefe, schaltete sie ein und bestrahlte damit die weiße Decke.

"Was seht ihr da?" fragte Kai, während er in jede Ecke leuchtete.

"Nichts?!" sagte Ray und zuckte die Schultern.

"Eben, dieser Gebäudepart hat keinen Stromanschluss" erklärte Kai und bewegte den Lichtkegel nach links und nach rechts, wobei ein schnurrgerader Gang zum Vorschein kam.

"Und sich in diesem Gang zu verlaufen dürfte auch schon eine Glanzleistung sein" bemerkte Kai nebenbei, bevor er sich wieder in Bewegung setzte.
 

Nach ein paar weiteren Gängen und einigen Treppen, auf denen sie nichts weiter erkennen konnten, als das was de Lichtkegel der Taschenlampe beschien, gelangten sie endlich in einen großen Raum.

Im Kamin brannte ein kleines Feuer. Doch dieses Licht reichte aus um das spärlich möblierte Zimmer im Ganzen zu zeigen. Die Vorhänge der beiden hohen Fenster, gegenüber des Kamins waren zugezogen.

Zwischen ihnen Stand ein riesiges Himmelbett, dessen Baldachin bis knapp unter die Decke reichte. Rechts und links an den Wänden standen sich zwei identisch aussehende dunkle Schränke gegenüber und unter einem der Fenster stand ein Sekretär und ein Stuhl aus demselben alten Holz wie die Schränke.

Kai schloss die Tür hinter ihnen und ging zum Kamin. "Setzt euch" forderte er sie auf und deutete Schulter zuckend aufs Bett.

Zögernd gingen sie der Aufforderung nach und ließen sich auf das Bett fallen.

"Uarrrrrrrrrrrrr"

Sofort stand Kenny wieder kerzengerade vorm Bett und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Fleck wo er gesessen hatte.

Geschockt sahen ihn die anderen an.

"Was ist denn?" fragte Max entsetzt.

"D...d...da ist w...w...was Haariges" stotterte er und wie zur Bestätigung flitzte plötzlich ein großer dunkler Schatten quer übers Bett und verschwand darunter.

"Ihhhhhh jetzt ist es unterm Bett!" quiekte er schrill und klammerte sich an seinem Laptop fest.

"Das ist doch nur Shir Kahn" stöhnte Kai genervt und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Feuer zu.

"Shir Kahn?"

Kennys Stimme stieg nun in eine für den Menschen fast unhörbar hohe Frequenz, während er auf die Bettdecke starrte, welche bis auf den Boden reichte und direkt vor seinen Füßen anfing sich zu bewegen.

Doch als er dann einen panischen Satz zurück machen wollte, stolperte er und setzte sich auf seinen Allerwertesten.

Doch bevor er sich weiter bewegen konnte streckte das Ungeheuer des Dschungel Buchs seinen Kopf hervor und sah ihn aus seinen gelben Schlitzaugen fixierend an.

Eine drückend schweigende Minute verstrich, in der die Jungs geradezu sehen konnten wie Kennys Herz zum Stillstand kam und ihm die Augen hervorquollen.

Doch plötzlich drang ein leises Geräusch unter dem Bett hervor.

"Miau?!"

Wieder drehte sich Kai genervt um: "Shir Kahn, hör auf den anderen Angst einzujagen! Und entschuldige dich gefälligst!"

Sofort drückte Shir Kahn den Körper an den Boden und legte den Kopf schief.

"Du bist ja gar kein Tiger" stellte Kenny mit freudiger Verwunderung fest.

Langsam kroch nun Shir Kahn unter dem Bett hervor und ging auf Kenny zu.

Er hatte einen schmalen, schwarzen Körper und nur die Schwanzspitze war weiß.

Erleichtert lachte Kenny auf und streichelte das Kätzchen über den Rücken.

Sofort rollte sich der kleine Kater schnurrend zusammen und genoss die Streicheleinheiten.

Endlich hatte Kai es geschafft das Feuer zu vergrößern, sodass man nun auch mehrere Einzelheiten sehen konnte.

"Nanu, so vertraut geht er normalerweise nicht mit Fremden um" meinte Kai und setzte sich zu den anderen auf die Bettkante.

"Sag mal, seit wann hältst du eigentlich nichts mehr von Ordnung?" fragte Ray und deutete mit einem Kopfnicken auf den Boden neben der Tür, wo tatsächlich ein Bademantel wie achtlos da hingeschmissen lag.

"Der gehört Tanja" verteidigte er sich und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Tanja?" fragte Max argwöhnisch und warf Tyson viel sagende Blicke zu.

"Sie scheint ja wirklich unordentlich zu sein, was?" harkte Max nach.

"Ja, leider. Kann schon mal vorkommen, dass sie ihre Sachen einfach irgendwo herumliegen lässt"

"Mhm, interessant. Wie sieht sie denn aus?" fragte Ray ihn gespannt und drehte sich so, dass er ihm besser in die Augen sehen konnte.

Schulter zuckend fing Kai an sie zu beschreiben: "Naja, sie hat silberweißes, mittellanges Haar, auffällig blaue Augen und eine Stupsnase.

Und sie folgt mir immer auf Schritt und Tritt. Egal was ich gerade mache immer will sie mitmischen, und versucht im Mittelpunkt zu stehen; wenn ich beispielsweise duschen will ist sie immer einen Schritt schneller und tut beleidigt wenn ich mich nur um mich kümmere"

Ray zog ungläubig eine Augenbraue hoch und sah sich zu den anderen um.

Doch die reagierten entweder verblüfft oder sahen wie in Tysons Fall schmutzig grinsend drein.

"Und wo ist sie jetzt?" fragte Tyson wie harmlos und sah Kai direkt in die Augen.

"Keine Ahnung" antwortete Kai wahrheitsgemäß "...vielleicht plündert sie ja wieder den Kühlschrank... das kommt seitdem sie schwanger ist häufiger vor"

Nun stand auf Tysons Gesicht dieselbe Verblüffung wie auf denen der anderen.

"Schwanger?" fragte Ray atemlos "Deine Freundin ist schwanger?"

Doch Kai ließ die Verwunderung seiner Gäste kalt.

"Ja sie ist schwanger..." antwortete er und meinte dann mehr zu sich selbst als zu den anderen "... dabei fällt mir ein, ich muss mir für die Kleinen noch Namen ausdenken"

"Den Kleinen? Wie viele sollen es denn werden?" harkte Max nach.

"Vermutlich wieder drei, ich weiß es auch nicht so genau"

"Wieder?" wiederholte Kenny.

So allmählich jedoch wurde es Kai etwas zu dumm.

"Ich glaub hier gibt's ein Echo. Was ist denn los?" fragte er mit verärgertem Unterton "Ihr tut ja alle so als wäre das etwas total Absurdes" fuhr er sie schroff an.

Die anderen tauschten gegenseitig fragende Blicke aus.

Doch keiner wollte eine Antwort geben. Der Gedanke daran, dass Kai schon mehrfach Vater war, war irgendwie... verwirrend.

Plötzlich knarrte die Tür und zog so die Aufmerksamkeit aller auf sich.

Kai erkannte als erster wer eingetreten war.

"Tanja, mein Mädchen! Komm her! Na komm schon!" lockte er sie und sofort lief ein silberweißer Schatten durch die kleine Runde auf Kai zu und schleckte ihm, Schwanz wedelnd das Gesicht ab.

"Das ist Tanja?" fragte Max verdattert und sah den dicken Hund schief grinsend an.

Erleichtert begann Ray zu lachen.

Langsam fielen die anderen mit ins Lachen ein und kringelten sich auf dem Boden.

Jetzt war es an Kai verwundert zu gucken.

"Klar, das ist Tanja; aber an was habt ihr denn gedacht?" fragte er Stirn runzelnd.

Tanja hatte sich währenddessen auf Kais Schoß bequem gemacht, wobei sie es schaffte mit ihrem zusätzlichen Gewicht ihn fast ganz zu verdecken.

Gerade als Kai einen Kommentar über das Verhalten seiner Teamkollegen loslassen wollte ging die Tür wieder auf.

Ein junger Mann, vollkommen in schwarz gekleidet und mit einer sehr steifen Haltung trat ein.

"Was gibt's?" fragte Kai verärgert.

"Verzeihung, aber ihr Großvater lässt nach ihnen rufen"

Kai schnaubte widerwillig.

"Du kannst gehen!"

Schnell war der Junge wieder verschwunden.

Dann erst wandte sich Kai an die anderen: "Ich glaube, es ist besser wenn ihr jetzt ins Bett geht. Ich habe keine Ahnung um was es jetzt schon wieder geht, aber es kann durchaus länger dauern"

Max nickte: "Ist gut, ich bin sowieso schon ziemlich müde"

Gähnend und streckend stand er auf und zog auch Ray mit auf die Beine.

Auch Kenny schob behutsam den Kater zur Seite und ging mit den anderen hinaus auf den Flur. Kai folgte als Letzter und schloss die Tür hinter ihnen.

Er wollte bereits loslaufen, als ihn die anderen noch mal fest hielten.

"Was?" fragte Kai widerwillig und genervt.

"Du weißt nicht zufälligerweise wie wir wieder in unsere Zimmer finden können?" fragte Tyson verlegen lächelnd.
 

Am nächsten Morgen wachte Kenny durch ein leises Schnurren und tapsige Samtpfötchen auf seiner Brust auf, genau in dem Moment wo der schwarze Kater sich so richtig auf ihm bequem machen wollte.

"Na du" sprach er ihn an und streichelte verschlafen über den kleinen Katzenkopf, der sich gerne an seine Hand anschmiegte.

Da er vergessen hatte gestern Abend die Gardinen vor die Fenster zu ziehen konnte er nun auch so die Sonnenstrahlen beobachten, wie sie durch die dicke Wolkendecke flossen.

Auf dem Fensterbrett lag eine dicke Schneeschicht, doch der letzte Schnee dazu musste schon letzte Nacht gefallen sein, vermutete Kenny während er noch müde nach draußen sah.

Doch plötzlich fiel ein ganzer Schneeklumpen nach unten und gab den schwarzen Stein der Fensterbank frei.

Aufgeschreckt setzte sich Kenny kerzengerade ins Bett und suchte mit den Augen draußen nach der Ursache.

Plötzlich zeigte sich ein kleiner Vogel mit blauem Schnabel und schaute ins Zimmer.

"Wow, Dizzy schau mal, so einen hab ich noch nie gesehen!" entfuhr es ihm begeistert.

Doch dann hatte auch Shir Kahn denn Vogel bemerkt und saß mit zwei flinken Katzensprüngen bereits von innen auf der Fensterbank und maunzte dem kleinen Vogel hinterher, der sofort die Flucht ergriffen hatte.

"Hey, was soll denn das, Shir Kahn?" rief der kleine Braunhaarige sauer und wandte sich dann seinem Nachttisch zu, wo er gestern seinen Laptop abgelegt hatte.

Doch als er nun hinsah fehlte dieser.

"Dizzy?" hauchte Kenny verunsichert und stand langsam auf.

Er brauchte nur eine gute viertel Stunde um festzustellen, dass Dizzy nirgends im Zimmer war.

Doch wo war sie dann? Ein Laptop konnte doch nicht so einfach Beine bekommen und weglaufen, oder etwa doch?! Oder es hatte sie jemand gestohlen, aber warum? Wozu? Wer hätte hier schon einen Grund dafür? Er war total verwirrt und den tränen nahe, also tat er das einzig richtige in dieser Situation. Schnell lief er so wie er war, also im Schlafanzug rüber ins Nachbarzimmer, in dem Max noch schlief.

Aber Max wurde schnell wach als Kenny ihm sein Leid klagte.

In ihm stieg ein Verdacht auf, den er Kenny gegenüber allerdings nicht äußern durfte.

Stattdessen musste er sich jetzt erst einmal etwas zur Beruhigung einfallen lassen, damit er abgelenkt war und nicht eventuell total ausflippen würde.

"Ganz ruhig Kenny, sicher wird Dizzy bald wieder auftauchen. Überleg mal ganz ruhig, wo hast du sie das letzte Mal gesehen und dann gehst du ganz einfach noch mal den ganzen Weg ganz langsam zurück. Ich bin mir vollkommen sicher, dass du sie dann irgendwo hier wieder finden wirst" sagte Max mit der ruhigsten und zuversichtlichsten Stimme die er aufbieten konnte und legte seine Hände auf Kenny Schultern.

Glücklicherweise ließ Kenny sich leicht wieder beruhigen und versuchte schon wieder logisch zu schlussfolgern.

"Der letzte Ort, nach einem eigenen Zimmer war Kais Zimmer, in dem wir gestern Abend alle waren... ja klar, da hab ich Shir Kahn doch auf dem Arm gehabt, vielleicht, habe ich sie da ja liegen gelassen!" jubelte Kenny freudestrahlend auf und sprang von Max Bett.

Doch Max war alles andere als begeistert von dieser Idee.

Jetzt musste er sich schnell etwas einfallen lassen.

"Warte Chef, Kai wird sicherlich nicht allzu gut gelaunt sein, wenn du dort einfach reinplatzt und sein Zimmer durchwühlst!" rief er erzweifelt und stolperte aus seinem Bett um ihm hinterher zu hetzen.

Doch weit, braucht er nicht laufen, denn Kenny war auf dem Flur stehen geblieben und sah unglücklich in beide Richtungen den Flur herunter.

"Weißt du noch wo genau Kais Zimmer ist?" fragte er verlegen.

Innerlich seufzte Max erleichtert auf. "Nein, keine Ahnung" antwortete er wahrheitsgemäß.

Eine weitere Tür auf dem Flur ging auf und ein verschlafener Ray streckte seinen Kopf heraus.

"Was soll denn dieser Lärm hier am frühen Morgen?"

"Kenny hat Dizzy verlegt" antwortete Max.

"Hä? Wie kann man denn eine Freundin verlegen?" fragte Ray verwirrt.

Sofort lief Kenny knallrot an und biss sich verlegen auf die Unterlippe.

Max versuchte Ray hinter Kennys Rücken mit wildem Kopfzucken und Handfuchteln Zeichen zu geben.

Aber Ray tat sich im Halbschlaf schwer alles zu interpretieren, bis ihm ganz allmählich ein Licht aufging und er ein "Oh" ertönen ließ.

"Ärm, Kenny, es ist wohl am besten, wenn wir erst einmal Frühstücken gehen würden und dann nach Dizzy suchen" schlug Ray schnell vor, bevor jener auf noch andere Gedanken kam, die ihren Plan auffliegen lassen würden.

Kenny seufzte, insgeheim hatten seine Freunde ja eigentlich Recht, man durfte jetzt bloß nichts überstürzen.

"Ja gut, gehen wir erst mal was essen" gab er nach und entspannte sich.

Eine weitere Tür öffnete sich und noch ein Kopf mit zerzaustem Haar schaute heraus, allerdings im Gegensatz zu allen anderen putzmunter.

"Frühstück?"

"Nein Tyson, Dizzy ist weg und wir..." versuchte Max zu erklären, doch Tyson...

"Essen?"

"Nein, Dizzy ist... ach egal..."
 

Piep Piep Piep... Piep Piep Piep... Piep Piep Piep...

"Hey, wach auf! Du bist bei der Arbeit eingeschlafen, es ist bereits wieder Morgen und zwar genau die Zeit, wo Tysons Magen instinktiv zur Küche findet!"

aus dem Tiefschlaf gerissen hob ein blau-grauhaariger Junge den Kopf von der Tischplatte und schaute mit trüben Augen auf den Bildschirm, der momentan immer wieder von weiß auf rot wechselte und dabei zwei Glocken hin und her bewegen ließ.

"Stell das bescheuerte Piepen aus!" befahl er knurrig und setzte sich aufrecht in den Stuhl.

"Nur wenn du mir versprichst nicht sofort wieder einzuschlafen!" doch noch bevor von dem Jungen eine Antwort kam erlosch das Piepen und Blinken.

"Bist du eigentlich fertig geworden?" fragte die weibliche Stimme ungeduldig.

Der Junge gähnte ausgiebig, rieb sich den Schlaf aus den Augen und setzte erst dann langsam zu einem gedehnten "Jaaahaaa" an.

"Super, zeig es mir!"

Augen rollend und in einer unglaublich langsamen Geschwindigkeit nahm er es und hielt es hoch, sodass die weibliche Stimme in Begeisterungsrufen ausbrach.

"Aber jetzt musst du mich unbedingt wieder zurück bringen, bevor er nach mir sucht und hier auftaucht!" befahl sie.

Der Junge schob das etwas schnell noch unters Bett bevor er sich den kleinen Kasten griff, den Deckel zuklappte und gerade gehen wollte, als plötzlich die Tür aufging.
 

Tysons Instinkt hatte die Jungs tatsächlich hinab zur Küche geführt, wo man bereits für sie gedeckt hatte.

"Solange wir Tyson haben werden wir auf jeden Fall immer etwas zu Essen finden" meinte Max schmunzelnd.

"Ja, aber ob er uns dann noch was übrig lässt, ist ne andere Frage" seufzte Ray und schaute genau wie die anderen Tyson dabei zu wie er die Küche durchsuchte um noch etwas Essbares zu finden.

"Glaubst du man könnte ihn auch auf andere Dinge trainieren?" überlegte Max, als Tyson gerade in einer Besenkammer verschwand. "An was genau hast du denn da gedacht?" fragte Ray zurück

"Naja, vielleicht auf Edelmetalle, dann würden wir reich werden?"

"Oder er würde eine Metallvergiftung bekommen, weil er alles versucht runterzuschlucken"

"Wir könnten ihn ja auch auf Dizzy spezialisieren" knurrte Kenny wütend, der die ganze Zeit nur darauf wartete, dass seine Freunde ihm endlich beim Suchen helfen würden.

Doch diese hatten sich bislang noch nicht bewegt.

"Ganz ruhig Kenny, wir müssen auf Kai warten, ohne ihn können wir sowieso nicht zu seinem Zimmer finden"

"Genau, Ray hat Recht, und mach dir bitte keine Sorgen der geht's bestimmt gut, die wird dich nachher bestimmt nur sauer angucken, da du sie irgendwo vergessen hast" pflichtete Max ihm bei.

Doch Kenny riss nun endgültig der Geduldsfaden.

"Aber ihr kann genauso gut was passiert sein, und wenn das der fall sein sollte, werde ich mir das nie verzeihen können!" rief er wutentbrannt und lief hinaus.

Ray und Max sahen sich verdutzt an und sprangen fast gleichzeitig auf um ihm hinterer zu rennen.

Aus der Besenkammer kam nur ein Poltern und ein schmerzerfüllter Ausruf "Aua! Hey, ihr da draußen? Könntet ihr mir mal helfen?"

Doch keiner antwortete ihm.

"Haaaallooooooo?"
 

Entsetzt sah Kai in Kennys vor Wut rotes Gesicht.

"Du?!" schrie Kenny ungläubig, als er seinen geliebten Laptop unter Kais Arm erblickte.

Wie von Zauberhand geleitet hatte er seinen Weg durch die wirren Gänge zu Kais Zimmer gefunden und war nun fassungslos in der offenen Tür stehen geblieben.

"Erklär es!" befahl er ohne jede Scheu, die sonst jeder vor Kai hatte wenn er versuchte solch einen Ton anzuschlagen.

Total verdutzt streckten nun drei weitere Personen ihre Köpfe durch die Tür.

Kai blickte total verdutzt über Kennys Auftritt zurück.

Doch alle drei zuckten nur mit den Schultern.

Jetzt musste sich Kai verdammt schnell eine gute Geschichte einfallen lassen.

Schnell setzte er seine altbekannte kalte Miene wieder auf und sah Kenny direkt in die Augen.

"Und du?" fragte er kalt.

"Was meinst du?" fragte Kenny nun leicht verunsichert.

"Du hast meinen kleinen Kater mitgenommen!" beschuldigte Kai ihn mit immer stärker brodelnder Stimme und glühenden Augen.

"Niemand außer mir darf meinen, kleinen, süßen Shir Kahn anfassen!

Ich habe Dizzy nur deshalb hier versteckt, weil du mir meinen Kleinen weggenommen hast" tobte Kai und seine Nasenflügel weiteten sich.

"Oh Kai! Das wusste ich nicht" bedauerte Kenny.

Ray und Max mussten einen Kicheranfall unterdrücken.

Dass Kai so sehr an einer Hauskatze hing wie Kenny an seinem Laptop war einfach zu komisch und die schlechteste Ausrede die Kai hatte finden können. Interessant war jedoch, dass Kenny es ihm offenbar abkaufte.

"Fehlen nur noch die Tränen" flüsterte Ray Max ins Ohr.

Doch Max stieß Ray nur mit dem Ellenbogen in die Rippen und deutete mit einem Kopfrucken zu Tyson, der sich auf die Unterlippe gebissen hatte und gerade ein paar Tränen aus den Augen wischte.

"Hör mal, das tut mir echt Leid, ich wusste ja nicht wie sehr du an ihm hängst!

Aber du musst auch seine Gefühle berücksichtigen, wenn er sich für einen anderen entschieden hat, dann musst du ihn auch gehen lassen und diesen anderen nicht verletzen"

belehrte Kenny Kai.

Schnell zogen Max und Ray ihre Köpfe zurück auf den Flur.

Wenn Kenny nur wüsste auf welch dünnem Eis er sich da bewegte.

"Ach Kai du brauchst echt mal eine richtige Freundin!" bemerkt Kenny noch als er dem total perplexen Kai den Laptop aus der Hand riss und aus dessen Zimmer marschierte.

Er ging direkt an seinen Freunden vorbei, die sich bis auf Tyson beide schnell hinter der nächsten Tür verstecken konnten.

"Oh Kai, ich kann dich so verstehen!" heulte Tyson nun und klammerte sich an der Tür fest um nicht umzufallen.

Nun kamen Max und Ray ins Zimmer zurück.

"Tja Kai, du hast ihn gehört! Such dir ne Freundin" gluckste Max.

Doch zum Glück aller stand Kai nur regungslos da.

Das einzige Anzeichen für das immer noch vorhandene Leben in ihm, war das Blut was ihm in zu Kopf stieg und Wangen und Ohren vor Scham rot verfärbten. Noch nie hatte jemand so mit ihm gesprochen.

Nun trat auch Tyson ein.

"Wie könnt ihr beiden euch nur so über Kais Gefühle lustig machen!" schimpfte er den Blonden und den Schwarzhaarigen aus.

"Tyson, beruhige dich! Das war doch alles nur gespielt!" stellte Ray fest und stützte sich mit beiden Händen auf die Tischplatte.

"Gespielt?" wiederholte Tyson ungläubig und sah Kai an der sich immer noch nicht bewegte, aber Max bestätigte Ray und damit musste sich Tyson erst einmal zufrieden geben.

"Aber jetzt mal zu was anderem" sagte Max im ernsten Ton "Hast du es fertig bekommen?"

Jetzt löste sich auch endlich Kais Starre, er nickte und zog es dann unterm Bett hervor, damit die anderen es auch sehen konnten.

"Super, es ist echt perfekt und jetzt sind wir dran" Ray zwinkerte Max zu, der verschmitzt zurück lächelte.
 

Kenny war heilfroh, dass er Dizzy zurück hatte und versprach ihr, dass er für den heutigen Tag nur für sie da wäre. Was er auch tat, bis zum Abend hin verlies er nicht einmal mehr das Zimmer, erst als Max hereinkam und ihn zum Abendessen überredete kam er mit, vergaß dabei aber nicht Dizzy mitzunehmen.

Kurz vorm Esszimmer, dessen große Flügeltüren verschlossen waren, meinte Max, dass er noch mal aufs Klo müsse und dass Kenny ruhig schon mal rein gehen könne, bevor er die Beine in die Hand nahm und durch eine andere Tür schlüpfte.

Kenny hatte gar keine Zeit etwas zu erwidern, also tat er das was Max ihm gesagt hatte und öffnete das Esszimmer.

Seltsamerweise war es vollkommen dunkel.

"Hallo?" rief er unsicher in den Raum. Vielleicht hatte Max ihn ja zum falschen Zimmer geführt?

Er tastete vorsichtig die Wand ab, bis er endlich den Lichtschalter fand.

Ein lauter Knall ertönte als das Licht anging.

Erschrocken sprang Kenny sofort wieder ein Stück rückwärts.

Da kamen ihm auch schon Luftschlangen und Konfetti entgegen.

Alle seine Freunde standen vor ihm und beglückwünschten ihn. Hinter ihnen konnte er den langen Esstisch ausmachen, der reich beladen mit Essen war, das man auch in Japan kannte.

Doch erst als er den Banner, der quer über dem Tisch gespannte war sah, wusste er wieso hier gefeiert wurde.

"Happy Birthday" stand darauf. Na klar, wie Schuppen von den Augen fiel ihm auf einmal ein, dass er ja Geburtstag hatte.

Tränen füllten seine Augen und vor Freude fiel er jedem einzelnen in die Arme.

Sogar Rena und Alex waren gekommen, aber irgendetwas stimmte hier trotzdem nicht.

"Wo ist denn Kai?" fragte er Ray, den letzten dem er gedankt hatte.

Doch Ray grinste nur: "Er holt gerade dein Geschenk"

"Mein Geschenk?" wiederholte Kenny fassungslos.

Doch dann sah er den grau-blauhaarigen an der Wand mit einem in einem weißen Tuch verhüllten Geschenk. Langsam gingen alle zu ihm herüber.

"Dieses Geschenk hier ist von uns allen" zur Feier des Tages hatte Kai sogar ein Lächeln aufgesetzt als er dies verkündete.

Bis zu beiden Ohren grinsend zog der Kleine das Tuch herunter und zum Vorschein kam ein Bild, das Kenny die Sprache verschlag.

Aus einem wunderschönen alten, reich verzierten, dunkelgoldenen Rahmen schaute ihm eine Meerjungfrau entgegen, deren langes Haar zu allen Seiten im Wasser um sie herum wogte.

Ihre dünnen Arme waren umschlungen mit Algen und kleinen Anemonen. Ihr grüner, schuppiger Fischschwanz endete in einer Fluke wie Wale sie besaßen, jedoch hingen auch noch zwei weitere kleinere Flossen links und rechts knapp unter ihrem Bauch, die durchsichtig waren, wie die flossen normaler Fische.

Um sie herum schwammen kleinere Fische, alle bunt schillernd, doch keiner sah so wunderschön aus wie diese Meerjungfrau.

Doch wirklich unheimlich an diesem Bild war ihre Lebendigkeit.

Kenny glaubte bereits das Rauschen zu hören und den salzigen Geschmack des Wassers zu schmecken.

"Und gefällt sie dir?" riss Kais Stimme ihn plötzlich wieder aus dieser Traumwelt.

Kenny schaute zu ihm auf.

"Sie ist wirklich wunderschön!"

"Dann solltest du vielleicht wissen, dass das hier Dizzys Idee war"

"Was?" fragte Kenny verdutzt und schaute zuerst Kai an und dann seinen Laptop, den er immer noch in der Hand hielt.

"Gestern Abend hat sie über unser Funktelefon im Büro meines Großvaters angerufen, der mich dann an den Apparat gerufen hatte. Sie wollte, dass ich dieses Bild nach ihren Angaben malen sollte" erklärte Kai.

Kenny klappte den Laptop auf und schaute sofort auf eine digitale Geburtstagskarte.

"Dizzy?" murmelte er.

"Ja Kenny? Hast du dein Geschenk bereits ausgepackt?"

"Ja habe ich"

"Und gefalle ich dir?"

"Das bist wirklich du?"

Der Bildschirm färbte sich rosa-rot.

Wieder schaute Kenny auf das Bild.

"Es ist einfach fantastisch!"

"Das will ich auch hoffen" brummte Kai "Dizzy hat mir den letzten Nerv und den Schlaf gekostet"

"Entschuldige Kai" sagte Kenny.

"Gern geschehen" seufzte dieser nur gespielt gleichgültig.

"Aber eins noch!" setzte der Kleine nach.

Kai zog eine Augenbraue hoch.

"Du brauchst wirklich ne Freundin"
 

KLICK
 

Ein paar Wochen später in Japan klebten sie die Fotos von Kennys Geburtstagsfeier in ein Fotoalbum, zusammen mit einigen Abzügen, aus dem Album von Kais Freunden.

Sie hatten sich an diesem Abend noch prächtig amüsiert.

Selbst Kai hatten sie von einer anderen Seite kennen gelernt, auch wenn er diese Seite nicht aus freiem Willen preisgegeben hatte, sondern vielmehr unter dem Druck seiner beiden ältesten Freunde, die ihn immer wieder hochgenommen hatten und schließlich auch dazu gedrängt hatten sich auch nicht von den Partyspielen auszuschließen.
 

Und jeden Abend bevor Kenny ins Bett geht, sieht er sich noch einmal das Bild an.

Und jeden Abend hatte er das Gefühl Dizzy würde ihm durch die Wellen hindurch eine Gute Nacht wünschen.
 

~~~~ Ende ~~~~
 

Na, hats dem ein oder anderen vielleicht doch noch irgendwie gefallen?

Sollten übrigens Logikfehler darin auftauchen, vergebt sie mir, die Schreibpause, die dazwischen lag beträgt ungefähr ein halbes Jahr ^^°
 

Aber ich hoffe, dass ich euch hier nicht allzusehr vergrault habe und dass ihr mir in anderen FFs auch mal als fleißige Leser zur Seite steht ^^
 

bis bald also

eure Duchess



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tsuki_no_Hime
2012-09-08T20:48:26+00:00 08.09.2012 22:48
Ich habe mich in diese Geschichte verliebt.
Normalerweise mag ich keine OC´s, aber hier hat es mich nicht gestört.
Ganz im Gegenteil sogar.
Jedenfalls musste ich mich sogar bei einigen Stellen richtig kugeln vor lachen.
Die Spiele auf Klassenfahrt... einfach nur genial.
Großes Lob.
Werde mir jetzt auch noch deine anderen FF´s durchlesen.
Bis dahin.

LG Erdbeere
Von: abgemeldet
2005-08-06T17:16:10+00:00 06.08.2005 19:16
och das wars schon?
*schnief*
ich aht mich so gefreut diesen titel in der liste zu sehn
bitte mach doch weiter
die ff ist so schön und du kannst so toll schreiben!
bitte bitte!!

ranko
Von:  Venka
2005-07-28T06:04:15+00:00 28.07.2005 08:04
Schöööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööön!!!!
Weißt du, dass ich darauf schon ewig warte?

Ich finde es gigantisch, dass du es endlich zuende geschrieben hast.
Mich hätte zwar noch mehr interessiert aber so is es auch super!
*knuddel*
Ich werde dann mal auch in deine anderen FF's reinschnuppern!

Bis dahin dann!

Venka


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