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Im Schatten der Samurai

Sasori X Deidara X Gaara
von

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Die zweite Hochzeit

Gaara wäre es lieber, Deidara wäre in seiner Nähe. Der Anblick des Kriegers hätte ihm vielleicht etwas mehr innere Sicherheit gegeben. Doch dem Blonden den Befehl zur Anwesenheit zu erteilen, war keine Option gewesen. Vermutlich konnte er nicht einmal erahnen, wie schwer die Situation auch für Deidara sein musste. Er stand lediglich auf der anderen Seite und musste zusehen, wie sein Liebster sich einer zweiten Person zuwandte. Diese Person saß in einem prachtvollen Brautkimono ihm gegenüber und lächelte ihn an. Der Rotschopf nahm einen Schluck aus dem flachen Schälchen. Für wenige Herzschläge sah er hinab auf den Grund der roten Schale, beobachtete die schöne Illusion des sich erhebenden Kranichs. Die noch äußerst frische Erinnerung an seine Hochzeit mit Deidara drang beinahe brutal an die Oberfläche. Wie frei diese Zeremonie gewesen war im Vergleich zu der jetzigen. Und wie viel wärmer erschien sie ihm. Die zweite Hochzeit fühlte sich dagegen kühl an, arrangiert. Das schwere Seufzen erstickte Gaara in seiner Kehle. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, er sei bedrückt.

Der Rotschopf hob seinen Blick und reichte seiner Braut das Schälchen. Kurz berührten sich ihre Finger, als Sakura ihm das edle Keramikgefäß abnahm. Sie hob die Sakeschale an ihre Lippen und trank den verbliebenen Inhalt. Anschließend fand die rote Schale ihren Weg zurück in die Hände des Zeremonienmeisters. Damit war die Verbindung besiegelt. Nun hatte er also eine Ehefrau. War es frevelhaft, diesen Gedanken als seltsam zu empfinden? Jadeaugen trafen auf leuchtende Smaragde. Zumindest Sakura machte einen glücklichen Eindruck. Sie strahlte regelrecht.

Doch der heikelste Teil der Hochzeit folgte erst noch. Die kommenden Stunden vergingen Gaaras Ansicht nach viel zu schnell. Das gemeinsame Festmahl, das aufgeführte Theaterstück, die Musiker. All das war zu einer wabernden Masse zusammengefallen. Was hatte er gegessen? Hatte er überhaupt irgendwas gegessen? Vermutlich, andernfalls hätte Temari ihn dazu gedrängt. An den Inhalt des Stückes konnte er sich nur sporadisch erinnern. Die Klänge, welche die Musiker ihren Instrumenten entlockt hatten, waren wohl erfreulich gewesen, hätte man zugehört. Wie hatte er auf die Glückwünsche zur Hochzeit reagiert? Mit wem hatte er gesprochen? Vermutlich war er wie üblich recht ruhig gewesen und hatte wenn, dann nur eine kurze Äußerung gesetzt.

Schließlich rückte der Abend näher und zwei Diener begleiteten ihn in sein Ankleidezimmer, um ihn aus der aufwändigen Garderobe zu helfen und in seinen Schlafyukata zu kleiden. Die Männer entließ der Rotschopf danach. „Ich brauche euch heute nicht mehr. Ihr könnt gehen.“ Kaum schloss sich die Schiebetür hinter seinen Dienern, atmete Gaara tief durch. Je näher die Hochzeitsnacht rückte, desto stärker fraß sich Aufregung durch seine Adern. Einerseits wollte er mit Sakura nicht intim werden, andererseits musste er seine Pflicht erfüllen. Vielleicht half es, sich vorzustellen, er würde Deidara berühren.

Es klopfte am Holz der Tür. „Gaara-sama“, sprach eine Dienerin. Ihre Stimme erscholl etwas dumpf durch die Trennwand. „Sakura-sama ist bereit.“ Gaara straffte sich. Es war also soweit. „Gut“, erwiderte er halblaut. Leise Schritte entfernten sich. Gaaras Lider senkten sich und er atmete bewusst tief durch in der Hoffnung, etwas von seiner sonstigen inneren Ausgeglichenheit zurück zu erlangen. Bisher war er bei seiner Pflichterfüllung auch immer sehr gewissenhaft gewesen. Aber mit einem anderen Menschen auf Tuchfühlung zu gehen, wollte sich schlichtweg nicht in die Kategorie der bloßen Pflicht pressen lassen. Entschlossen öffnete Gaara seine Augen. Er würde diese Nacht schon überstehen.

Seine Füße trugen ihn aus seinem Ankleidezimmer und hinab zu Sakuras Gemächern. Eine Dienerin erwartete ihn bereits und öffnete die Tür zum Vorzimmer. Gaara trat ein und ließ sich von der Frau ankündigen. Gedämpft hörte er Sakuras Erlaubnis, einzutreten. Die zweite Tür wurde von der Dienerin aufgeschoben. Langsam schritt er in das Wohnzimmer seiner Ehefrau. Das leise Schaben von sich schließenden Türen drang an seine Ohren. Sie waren allein.

Jadeaugen erfassten die Rosahaarige. Auch ihr Körper war in einen Yukata gehüllt. Offen floss ihr langes Haar über ihre Schultern. Sich darüber noch nicht ganz im Klaren begann Gaara sie mit Deidara zu vergleichen. Sie war kleiner als der Krieger, die Schultern schmaler und ihr Haar reichte nur bis knapp unter die Brust. Ihr Gesicht erschien weicher geformt. Der schlichte Schlafyukata enthüllte sanfte weibliche Rundungen. Errötend senkte sie ihren Blick. Hatte Gaara sie zu intensiv angesehen? Das galt als unschicklich. „Verzeih. Aber auch ohne prächtige Gewänder bist du eine Schönheit“, erklärte er leise. Der Rotschopf log nicht einmal. Sie war hübsch anzusehen, wie ein Kunstwerk. Und nun, da sie verheiratet waren, sprach er sie auch auf privaterer Ebene an.

Die Lider gaben die schimmernden Smaragde wieder frei. Sakuras Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. „Vielen Dank“, hauchte sie.

Langsam kam Gaara näher. Milde auffordernd hielt er seiner Frau die Hand hin. Es bedurfte keiner weiteren Worte, wussten sie beide, was folgte. Sakuras schmale Hand legte sich in seine. Er umfasste sie und führte sie in ihr Schlafgemach und zu ihrem Futon. Ein Blick in ihre Augen verdeutlichte dem Rotschopf, dass sie unsicher war. Gaara wandte sich ihr komplett zu. Sanft zog er sie näher und strich ihr ein paar der langen Strähnen über die Schulter. Ihre Haare waren feiner als Deidaras. „Wir lassen uns Zeit, in Ordnung?“ Es brachte nichts, sie zu bedrängen und ihr letztendlich Schmerzen zuzufügen, weil sie sich unwohl fühlte. Sakura nickte zustimmend. Zumindest einen Teil ihrer Unsicherheit hatte er ihr nehmen können. Für sie war das Kommende vermutlich eine völlig neue Erfahrung, wenn sie noch Jungfrau war. Allerdings ging er spätestens seit diesem unsicheren Blick davon aus. Zumindest hatten sie eins gemein, sie hatten beide noch nicht das Nachtlager mit einer Person vom anderen Geschlecht geteilt.

Gaaras Finger strichen an ihrem Unterkiefer entlang und hoben ihr Kinn etwas an. Sanft vereinte er ihre Lippen zu einem ersten Kuss. Die Lider senkend versuchte er sich auf die Berührung einzulassen. Sakuras Lippen schmiegten sich weich gegen seine eigenen. Sie waren voller als Deidaras und reagierten anders, zaghafter. Das war ungewohnt, denn der Blonde übernahm bei ihren Küssen nur zu gern die Führung, während Gaara sich darin treiben ließ.

Als sie sich allmählich entspannte und mehr auf seine Bemühungen einging, vertiefte Gaara ihren Kuss. Sie schmeckte anders, stellte der Rotschopf fest. Es war schwer zu beschreiben, aber er mochte Deidaras Geschmack lieber und seine Art, wie er seine Zunge aufreizend an seiner eigenen rieb. Gemächlich glitten Gaaras Hände in ihre schmale Taille und öffneten den Obi. Nachdem dieser zu Boden gefallen war, klaffte der Yukata auf. Gaaras Augen blieben geschlossen. Er hatte es nicht eilig, Sakura nackt zu sehen. Anscheinend war seine Entscheidung nicht verkehrt, denn er spürte die hauchzarte Berührung von Fingern, die an seinem Obi entlang strichen und den Knoten unendlich langsam öffneten. Das Stoffband gesellte sich bald zu dem ersten auf den Boden. Mit den Händen suchte er sich einen unverfänglichen Weg zu Sakuras Schultern, um ihr den Yukata abzustreifen.

Das hier war so anders als alles, was er zuvor mit Deidara erlebt hatte. Die Leidenschaft fehlte. Normalerweise war diese mit einem gründlichen Zungenkuss schnell geweckt. In seinem Kopf herrschte aber nach wie vor gläserne Klarheit. Gaara musste tatsächlich darüber nachdenken, welchen Schritt er als nächstes ging. Mit Deidara waren folgende Handlungen völlig natürlich. Doch zuerst überließ er Sakura, ihn von seinem Schlafyukata zu befreien.

Der Rotschopf löste nun ihren Kuss, griff nach Sakuras Händen und zog sie mit sich hinab auf den Futon. Als er sie ansah, breitete sich wieder der rote Schimmer auf ihren Wangen aus. Dieses Mal hielt sie seinem Blick jedoch stand. Ihre Augenfarbe war wirklich hübsch, aber Gaara vermisste Deidaras azurblaues Auge und den frechen Glanz darin. Wie sollte er sich nur auf Sakura einlassen? Ihr fehlte all das, was er begehrte. Aber er musste seine Pflicht als Ehemann erfüllen. Also beugte er sich für einen weiteren Kuss zu ihr. Eine Hand stahl sich in Sakuras Nacken. Langsam dirigierte er sie nach hinten und auf den Futon. Gaara rutschte näher, sodass sich ihre Leiber sacht berührten. Hinter seinen geschlossenen Augen beschwor er den Anblick seines Kriegers in Ekstase herauf. Sich vorzustellen, Deidara zu küssen, löste gewisses Verlangen in ihm aus. Doch seine soeben erschaffene Illusion zerriss, als ein leiser, aber durchaus angetaner Laut an seine Ohren wehte. Sakuras helle Stimme passte einfach nicht zu seinem mentalen Bild. Nach und nach schmiegte sie sich mehr an ihn. Die letzten Schleier seiner Illusion verblassten. Ihr Körper fühlte sich ganz anders an als Deidaras. Ihre Haut war weicher. Kleine Brüste drückten sich gegen seinen Oberkörper und zwischen ihren Schenkeln fehlte etwas Entscheidendes. Verzweifelt versuchte Gaara die Fantasie wieder aufleben zu lassen. Seine Finger strichen über Sakuras Schulter hinab, seitlich an ihrer Brust entlang. Die zarte Rundung brannte sich in seinen Geist wie ein heißes Eisen in die Haut eines jungen Pferdes, das gerade sein Brandzeichen erhielt. Es gelang ihm nicht. Gaara konnte sich nicht im Geiste vorstellen, mit Deidara intim zu werden, während sein Körper ihm nicht übereinstimmende Bilder sandte.

Der Rotschopf hielt inne und brach den Kuss. Unter den langen Wimpern kamen Sakuras schöne Augen zum Vorschein. Zunehmend spiegelte sich wieder Unsicherheit darin. „Gaara-sama, ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte sie leise. Schwer atmete der Daimyô aus. „Es tut mir Leid. Ich… kann nicht.“ Zügig erhob Gaara sich, hüllte sich in seinen Yukata. Er konnte und wollte Sakura nicht länger ansehen. Sein eigenes Versagen machte ihm zu schaffen. Bemüht, nicht hektisch zu wirken, bückte er sich nach seinem Obi und band ihn um die Hüfte. Ohne ein weiteres Wort verließ er Sakuras Gemächer. Erst auf der Treppe erlaubte er sich, seine Schritte zu beschleunigen. Die Türen schob er hastig auf. Hinter ihm kollidierten sie beim Verschließen vielleicht etwas zu laut mit dem Holz. Dunkelheit empfing ihn in seinem Wohnzimmer. Hier war keine Öllampe entzündet, da er die Nacht eigentlich bei Sakura verbringen sollte. Aber Gaara fühlte sich umringt von Schatten, die ihn verbargen, gerade wohler. Seufzend lehnte er sich gegen einen tragenden Pfeiler und fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. Wie lange war es her, dass er so versagt hatte? Erinnerungen an seine frühe Kindheit stiegen in ihm auf, als sein Onkel noch gelebt hatte. Er hatte sich bei einem Mädchen entschuldigen wollen, weil er sie und ein paar andere Kinder mit seinem Sand erschreckt hatte. Es hatte ihm sehr wehgetan, dass sie seine Entschuldigung nicht angenommen hatte. Trotz seiner guten Absicht hatte er versagt. Und jetzt wieder. Doch dieses Versagen wog deutlich stärker als das Versagen eines sechsjährigen Kindes. Gaara hatte seine eheliche Pflicht in der Hochzeitsnacht nicht erfüllt. Mit Deidara war alles so leicht gewesen.

Heftige Sehnsucht nach dem Blonden erfasste ihn. Seine Beine fühlten sich merkwürdig schwach an. Der Wunsch, von Deidara gehalten zu werden, umklammerte ihn. So falsch es vielleicht war, in seiner offiziellen Hochzeitsnacht den Krieger aufzusuchen, er entschloss sich dennoch genau dazu. Gaara stieß sich von dem Pfeiler ab und trat in den Geheimgang. Eilig stieg er die schmale Treppe in völliger Schwärze hinab. Zielsicher fand er den Weg zum Ende des verborgenen Ganges. Nur schwer ließ sein unbändiger Wunsch sich in Schach halten. Man durfte ihn nicht sehen. Erst, als er sich sicher war, dass er im Flur auf niemanden stieß, verließ er den Gang und huschte zu Deidaras Tür. Ohne zu klopfen schob er diese weit genug auf, um sich hindurch zu zwängen. Kaum war die Tür wieder zu, wandte er sich zu dem Blonden um. Dieser richtete sich soeben in eine sitzende Position auf. Zügig überwand er die verbliebene Entfernung zum Futon und ging vor Deidara auf die Knie. Er spürte dessen Blick auf sich, aber er wagte nicht, selbigem offen zu begegnen. Innerlich fühlte er sich gerade erschreckend verletzlich. „Was ist, hm?“, fragte Deidara leise. Die Irritation hörte er heraus. Der Blonde fragte sich garantiert, warum er heute überhaupt hier war. „Ich… habe versagt“, murmelte Gaara kaum hörbar und sank in sich zusammen. Seine Kraft verließ ihn. War es vermessen, zu Deidara zu kommen, nachdem er zuvor aus Sakuras Zimmer geflohen war? Durfte er überhaupt Trost erwarten?

Deidaras Arme schlangen sich um ihn und zogen ihn fest an sich. Seine Zweifel zerstreuten sich. Der Rotschopf schmiegte sein Gesicht gegen seinen Hals. Tief atmete er den vertrauten Geruch ein. Deidara mit allen Sinnen wahrzunehmen, tat unendlich gut. Es erschien in diesem Augenblick in Ordnung, dass er Schwäche zeigte, obwohl er als Daimyô immer Herr über jede Situation zu sein hatte. Doch wie sollte er über seine Gefühle bestimmen? Sie ließen sich nicht kontrollieren. Sein Innerstes lehnte es ab, mit Sakura intim zu werden. Sie war für ihn nicht mehr als ein lebendiges Kunstwerk, schön anzusehen, doch sie erregte kein Verlangen. Deidara hingegen wusste selbiges mit einer gezielten Berührung oder wenigen wohl gesetzten Worten unverzüglich zu wecken. Und ungeachtet jeder Vernunft fühlten sich dessen Arme um seinen Körper richtig an. Am liebsten würde Gaara diesen Tag gern vergessen und nur noch seinen Liebsten spüren. „Schlaf mit mir…“, hauchte er gegen Deidaras Hals. Mit jeder Faser seines Leibes wollte er seinen Krieger fühlen, so intensiv wie möglich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mangrovenkrabbe
2015-04-08T10:45:11+00:00 08.04.2015 12:45
Oh Mann... Das Kapitel hat mich irgendwie ziemlich traurig gemacht... Man konnte richtig spüren wie Gaara versucht sich selbst dazu zu zwingen, aber sowas geht eben nicht so einfach ohne Gefühl oder zumindest den Hauch von Anziehung x.x
Das wird sicher noch Konsequenzen haben... Ahhh es ist echt zu spannend! Eigentlich sollte ich nicht den ganzen Tag nur FF lesen aber ich kann nicht anders! ><
Von: abgemeldet
2014-10-06T19:10:48+00:00 06.10.2014 21:10
Hi
wieder ein sehr schönes kapitel
es ist halt schwer wenn das herz was anderes sagt als der verstand

LG kai


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