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Im Schatten der Samurai

Sasori X Deidara X Gaara
von

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Die erste Hochzeit

Deidaras Reaktion war erschreckend gewesen. Er hatte wirklich angenommen, er sei für Gaara nur ein Zeitvertreib. Der Daimyô kannte Deidaras ausgeprägten Stolz, aber er war überrascht gewesen, in welche Richtung er seine erste Aussage interpretiert hatte. Sogar zum Zuhören hatte der Rotschopf ihn zwingen müssen. Als Deidara ihn zu Boden gestoßen hatte, hatte er ihm praktisch entgegengeschleudert, dass er körperlich noch nicht wieder vollständig gesund war, um es mit ihm aufnehmen zu können. Er wollte Deidara nie mit seinem Sand fesseln. Aber in diesem Augenblick war seine Angst groß gewesen, dass der Krieger einfach aus der Burg stürmte, ohne seine Erklärung abzuwarten. Wenn Gaara zu ihm durchdringen wollte, musste er ihm direkt sagen, was er wollte und wie viel er ihm bedeutete. Andernfalls hätte er ihn wegen dieser politischen Hochzeit wohl verloren. Deidara war mit solchen Angelegenheiten vermutlich kaum in Berührung gekommen. Allerdings war eine arrangierte Hochzeit üblich, vor allem in den höheren Kreisen. Ebenso gängig waren Haupt- und Nebenfrauen. Gaara könnte sich durchaus weitere Frauen nehmen. Jedoch reichte ihm bereits eine Frau. Über eine Nebenfrau machte er sich Gedanken, wenn seine erste Frau nicht schwanger wurde. Denn die Hochzeit war zu allererst für den Erhalt der Familie wichtig. Gaara sah in diesem Ritus aber auch die intime Verbindung zweier Menschen, die sie war. Und aus diesem Grund hatte er Deidara vorgeschlagen, eine Zeremonie nur für sie abzuhalten. Doch das war nicht alles. Er wollte ihm das Gefühl geben, kein Zeitvertreib zu sein, dass er ihn wollte und auch eine Frau seine Gefühle für ihn nicht ändern würde.

Vor zwei Tagen hatten sie während eines Spazierganges durch den Park den turbulenten Abend rekapituliert. Gaara war froh gewesen, dass Deidara von sich aus gefragt hatte, wann sie die Zeremonie durchführen wollten. Denn er wollte ihm selbige auch nicht aufdrängen. Gerade jetzt erschien es ihm aber besonders wichtig, dem Blonden deutlich zu zeigen, dass er ihn bei sich haben wollte. Darum hatte er schlussendlich den Entschluss gefasst, dem Blonden einen der Geheimgänge zu seinen privaten Räumen zu zeigen. Gaara wollte ihm die Möglichkeit geben, ihn jederzeit aufsuchen zu können. Dieses Privileg sollte niemand anderes erhalten. Er ging ein gewisses Risiko ein. Sollte Deidara sich jemals gegen ihn wenden, wäre er ein noch gefährlicherer Gegner. Gaara wollte den Blonden aber als seinen Liebsten, nicht als Feind. Und der zutiefst verletzte und wütende Gesichtsausdruck während ihrer Auseinandersetzung hatte ihm eines gezeigt. Er bedeutete Deidara viel. Wäre dem nicht so, hätte er sich bei der Annahme, Gaara wolle ihn loswerden, mit großer Wahrscheinlichkeit anders verhalten.

Wie so oft zuvor schritt der Daimyô durch den verborgenen Gang. An der unauffälligen Tür nahe Deidaras Zimmer lauschte er. Da keine Geräusche durch das Holz drangen, schob er die Tür weit genug auf, um sich hindurch zu zwängen. Rasch verschloss er selbige sorgfältig und beeilte sich nun, zu seinem Ziel zu gelangen. Aufmerksam wanderten Jadeaugen den dunklen Flur entlang. Er klopfte leise an das Holz von Deidaras Tür und wartete innerlich unruhig auf seine Antwort. Erst, als dieser die Tür aufschob und ihm Einlass gewährte, erlaubte er sich Entspannung. Diese nächtlichen Ausflüge zu Deidara waren immer ein wenig riskant. Sah ihn jemand, fachte er die Neugier der Menschen an, die in der Burg lebten. Es war dann nur noch eine Frage der Zeit, bis sich wirre Geschichten um ihn rankten, warum er sich spät abends durch seine eigene Burg schlich.

Sie teilten einen kurzen, aber intensiven Kuss zur Begrüßung. Anschließend huschte Deidaras Blick an ihm hinab und wieder hinauf. Fragend hob er seine sichtbare Augenbraue. „Wie wollen wir die Zeremonie durchführen, hm?“, hakte er nach. Obwohl sie die normale Form des Ritus abwandelten, benötigten sie dennoch ein paar Dinge. Aber Gaara hatte nichts dabei. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Wir werden die Zeremonie nicht hier abhalten“, erklärte der Rotschopf. Neugier schlich sich in das azurblaue Auge. „Wo dann, hm?“ Gaaras Lächeln verstärkte sich. Er war wahnsinnig, Deidara derart viel Vertrauen entgegen zu bringen. Und doch fühlte es sich richtig an. „In meinen Gemächern.“

Kurz war der Blonde überrascht, dann grinste er. „Das gefällt mir. Worauf warten wir dann … ah, warte kurz, hm.“ Deidara wandte sich um und trat zum Wandschrank. Was er dort heraus nahm und im Ärmel seines Yukata verstaute, sah Gaara nicht, weil sein Körper die Sicht versperrte. Was auch immer Deidara unbedingt mitnehmen wollte, wenn es wichtig war, würde er es sicherlich herausfinden. „Jetzt können wir gehen, hm.“ Deidara kam zu ihm zurück. Verstehend neigte er den Kopf und lauschte dann erneut, ob jemand im Flur unterwegs war. Alles war still. Die Tür wurde aufgeschoben und während Deidara selbige noch schloss, schritt Gaara möglichst lautlos voran. Der Krieger holte wie erwartet schnell auf. Beim Geheimgang angelangt, betätigte er den Mechanismus und die Tür gab den dahinter befindlichen Gang frei. Nachdem der Blonde hindurch getreten war, schloss Gaara die Tür hinter ihnen. Dunkelheit umfing sie. Da der Rotschopf sich hier auskannte, brauchte er kein Licht mehr, um sich in dem Gang zurecht zu finden. An eine Öllampe hätte er denken können, aber ihm gefiel der Gedanke, dass Deidara ihm blind vertrauen musste. Prompt meldete dieser sich leise, aber verstimmt zu Wort. „Hier ist es stockfinster. Wo sind wir, hm?“

Gaara tastete nach Deidaras Hand und umschloss sie bestimmt. „In einem der geheimen Gänge der Burg. Dieser hier führt zu meinem privaten Wohnzimmer.“ Seine Stimme blieb gesenkt, erschien in dieser vollkommenden Finsternis selbst das Atem unnatürlich laut. Er ließ dem Blonden einen Augenblick Zeit, die Tragweite seiner Worte zu erfassen. „Etwas Licht wäre schön“, brummte der Blonde. Gaara erlaubte sich ein amüsiertes Schmunzeln. Deidara konnte wirklich niedlich sein. Sein einziges Problem war das fehlende Licht. „Du kannst dir gern eine Öllampe mitnehmen.“ Dann wurde er allerdings ernst. „Niemand darf von diesem Gang erfahren“, informierte er ihn. Ein belustigtes Schnaufen leitete Deidaras Antwort ein. „Ich hatte nicht vor, es jemandem zu sagen, hm.“

Ein zufriedener Laut verließ seine Kehle. Dann zog er den Krieger sanft mit sich. Gaara lief nun deutlich langsamer, konnte er sich denken, wie schwer es war, sich in einer ungewohnten Umgebung zu bewegen, in der man nichts sah. „Wer weiß alles von diesem Gang, hm?“, fragte der Blonde. „Nur ich und jetzt du.“ Von ein paar anderen Geheimgängen wussten auch seine Geschwister, aber er bezweifelte, dass sie die Gänge kannten, die dem Daimyô erlaubten, sich in verschiedene Richtungen ungesehen aus seinen Räumen zu schleichen.

Vor den Stufen warnte er Deidara. Es ging mehrere Stockwerke hinauf, bis sie an ihrem Ziel angelangt waren und Gaara die Tür am Ende aufschob. Das warme Licht einer Öllampe hüllte sie ein. Der Rotschopf löste seine Hand von Deidaras und verschloss die geheime Tür. Bei einem Blick zu ihm, beschloss er, ihn sich in Ruhe umsehen zu lassen. Gaara schritt derweil zum Wandschrank und nahm eine kleine Holzkiste heraus. Mit dieser ließ er sich auf einem der weichen Kissen am Tisch in der Mitte des großzügigen Raumes nieder.

Leichter Wind blies ab und an durch die offene Veranda herein, die in einem Balkon endete, der die gesamte Breite der Etage einnahm. Durch den Ausblick zum Meer war Gaara recht abgeschottet. Außerdem lagen seine Privatgemächer weit oben. Niemand wohnte über ihm oder in seiner Etage, weswegen sie völlig ungestört waren. Die Privatsphäre benötigte er als Daimyô auch dringend, musste er die Möglichkeit haben, sich komplett ungestört ausruhen zu können.

Eine verschlossene Tür führte in den Vorraum seines Wohnzimmers, weiter ins Innere der Burg. Am Ende des Flures schloss sich die Treppe an. Ein weiteres Zimmer auf der anderen Seite des Flures diente als Ankleidezimmer.

Die andere Tür in seinem Wohnraum war weit aufgeschoben und gab einen guten Blick auf das Schlafzimmer preis. Dort hatte er die Türen zum Balkon geschlossen. Nur die schwachen Ausläufer der Öllampe erhellten das Zimmer ein wenig. Deidara fiel der Unterschied zum Boden sofort auf, waren in den meisten Zimmern Tatami ausgelegt. Aber in Gaaras Schlafgemach befanden sich lediglich in der Mitte Tatami. Eingerahmt wurden selbige von sauber gearbeiteten Schilfmatten, die von der Decke herabhingen und einen halb durchlässigen Sichtschutz boten. Bei Bedarf konnte Gaara sie mit einem einfachen Mechanismus aufrollen. Die beiden Seiten, die dem Balkon und der Tür zugewandt waren, rollte er allerdings nie hoch. Umgeben war seine Schlafstätte von passgerecht zusammengesteckten Dielen. „Dieser Boden ist ungewöhnlich für ein Schlafzimmer, hm“, kommentierte der Blonde. Sein Blick war weiterhin auf selbigen gerichtet, während er sich neben Gaara an den Tisch setze.

„Man nennt ihn den singenden Boden. Wenn man ihn betritt, gibt er Töne von sich.“ Gaara war sicher, dass der Blonde sich die Nützlichkeit dieses Bodens selbst denken konnte. Kurz legte sich Deidaras Stirn in Falten, dann grinste er. „Clever. Ein Attentäter wird an diesem Boden nicht vorbeikommen, hm.“ Der Rotschopf nickte zustimmend. Noch ließ er Deidara in diesem Glauben. Es bestand kein Grund, ihm von dem Trick zu erzählen, wie man diesen Boden überlisten konnte. Der singende Boden weckte lediglich ihn selbst, da außer ihm niemand nahe genug war, um die Laute hören zu können. Aber das reichte, um ihn vor einem hinterhältigen Angriff zu warnen.

Deidaras Aufmerksamkeit richtete sich nun auf den Tisch. Eine Sake-Flasche mit dazu passendem Schälchen stand dort. Abgerundet wurde das Arrangement mit einem Teller Jô-namagashi[56] und einem Kuromoji[57]. Eigentlich wurden diese Süßigkeiten eher bei einer Teezeremonie gereicht, aber Gaara empfand sie als passende Leckerei für ihr Hochzeitsritual. Er hatte angeordnet, die Jô-namagashi zu weißen Lotosblüten zu formen, weil sie ein Symbol für Reinheit und Treue waren. Die Süßigkeiten sollten die harmonische Verbindung und die Liebe unterstreichen. Drei filigrane Blüten strahlten auf einem dunkelgrünen Teller, der das reine Weiß erst angemessen zur Geltung brachte.

Wie üblich mussten sie sich das Geschirr teilen. Zum einen hatten sie das schon zuvor getan, zum anderen war Deidara überhaupt der einzige, mit dem er sich etwas teilte. Denn eigentlich aß und trank jeder aus seiner eigenen Schale. Nur zu besonderen Angelegenheiten wie etwa einer Hochzeit wurde eine einzige Schale benutzt, um die Verbindung der Personen zu symbolisieren.

Allmählich sollten sie wohl auch beginnen. Gaara öffnete die kleine Holzkiste und nahm die sorgfältig in Stoff gewickelte Sakeschale aus ihrem Strohbett. Sein Herz begann aufgeregt zu schlagen, als er die Schale aus ihrer feinen Stoffhülle befreite und zwischen ihnen auf der Tischplatte abstellte. Die Kiste schob er unter den Tisch.

Diese Schale war ein Erbstück der Familie, die nur für Hochzeiten benutzt wurde. In einem satten Rot glänzte das flache Schälchen. Ein goldener Kranich breitete im Inneren seine Flügel aus. Er sollte dem Paar Glück bringen, hatte Temari ihm bei ihren Hochzeitsvorbereitungen erzählt. Gaara griff nach der Sakeflasche. Angewärmt schmiegte sich die Keramik gegen seine Hand. Er entkorkte die Flasche und goss etwas von der klaren Flüssigkeit in die Schale. Einen Augenblick schien es, als wolle der goldene Kranich sich von der glatten Oberfläche lösen, durch den Sake brechen und davon fliegen. Dieses Schauspiel war faszinierend. Vielleicht brachte der Vogel auch ihnen Glück.

Die Flasche fand ihren Platz wieder auf dem Tisch. Fest sah er Deidara an. Auf dessen Wangen hatte sich ein leichter Rotschimmer gelegt. Es erinnerte ihn an den Moment, als er ihn gefragt hatte, ob er das Ritual mit ihm durchführen wolle. Ein wenig mussten sie die Zeremonie zwar verändern, da Mitwisser in Form eines Zeremonienmeisters und der Familie unmöglich waren, aber dafür waren sie auch an weniger Zwänge gebunden. Deidara gefiel das garantiert.

Behutsam nahm Gaara die Schale in die Hand. „Unsere Leben werden ab dem jetzigen Zeitpunkt verbunden sein.“ Und von diesem Sake zu trinken, würde seine Worte besiegeln. „Du hast mir gezeigt, dass ich zu lieben in der Lage bin. Meine ungeteilte Liebe gehört dir.“ Der Rotschopf hatte sich viele Gedanken um die Wahl seiner Worte gemacht. Was man einer Frau sagen musste, um sie zu bezaubern, hatte man ihn gelehrt, aber niemals, was ein Mann gern hören wollte. Darum hatte er überlegt, was ihm selbst gefallen würde, falls man ihn überhaupt irgendwie als Maßstab in Betracht ziehen konnte. Ihm war nur wichtig, geliebt zu werden wie er war, mit seiner Fähigkeit. Der Blonde gab ihm genau dieses Gefühl, was ihn für Gaara unersetzbar wertvoll machte. „Und vielleicht kann ich eines Tages zu deiner neuen Heimat werden.“ Diese Hoffnung war gewagt, doch sie war in den letzten Monaten in eine greifbare Nähe gerückt. Er wollte Deidara gern die Heimat bieten, die er brauchte, um glücklich zu sein.

Gaara kostete es viel Mut, dem Blonden weiter ins Gesicht zu sehen nach dieser seelischen Offenheit, die für ihn nicht selbstverständlich war. Deidaras Reaktion wollte er aber auf keinen Fall verpassen. Ein fast scheues Lächeln umspielte dessen Lippen und nun war er es, der für einen Moment den Blick senkte. Als der Blonde ihn wieder hob und Gaara erneut in das azurblaue Auge sehen konnte, lag ein unheimlich weicher Glanz darin. Obwohl noch kein Tropfen Sake den Weg über seine Lippen fand, hatte er das Gefühl, dass ihm schummrig wurde.

Langsam hob der Rotschopf das Schälchen an die Lippen und trank von der warmen Flüssigkeit. Der Sake war das Beste, was die Region Uwajima zu bieten hatte. Ein angenehm milder Geschmack breitete sich auf seiner Zunge aus und trotz der wohltuenden Wärme, die sich in seinem Inneren ausbreitete, könnte man den Sake als durchaus erfrischend bezeichnen.

Die Schale übergab er nun Deidara. Dieser betrachtete den goldenen Kranich und suchte anschließend seinen Blick. Da war es wieder, dieses Lächeln, welches man einem Krieger wie Deidara nicht zutraute. Die Widersprüche, die der Blonde in sich vereinte, waren durchaus fesselnd. Und Gaara fühlte sich geschmeichelt, dass er diese sanfte Seite kennen lernen durfte.

„Du bist dabei, meine Heimat zu werden, hm.“ Deidara sprach recht leise, was seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen schien in dieser besonderen Situation. Sein Lächeln wurde sicherer. „Ich liebe dich.“ Damit leerte er das Sakeschälchen.

Die Hitze, die in seinem Inneren aufflammte, war sicherlich nicht dem Sake geschuldet. Eigentlich sollte er allmählich an Deidaras Direktheit gewöhnt sein, dennoch überwältigte ihn sein Bekenntnis und hinterließ bei ihm den Eindruck, er würde schweben.

Der Blonde stellte die Schale auf dem Tisch ab und rutschte näher. Seine linke Hand wanderte in Gaaras Nacken. Bereitwillig ließ er sich zu einem zärtlichen Kuss heranziehen, der sich wunderbar in die Zeremonie einfügte. Der Rotschopf ließ seine Finger unter das dicke Haar wandern und strich zärtlich über seinen Nacken. In diesem Moment erschien ihm alles perfekt, so wie es war. Ihr Beisammensein fühlte sich richtig an. Es tat ihm unheimlich gut und Deidara ging es ähnlich, wie er eben erklärt hatte. Noch vor einem Jahr hätte Gaara nicht einmal in seinen Träumen zu hoffen gewagt, dem Blonden je so viel zu bedeuten.

Seine Augenlider öffneten sich langsam wieder, als sich ihr Kuss löste. Das Lächeln setzte sich hartnäckig auf seinen Lippen fest. Ob sich so Seligkeit anfühlte? „Ich habe noch eine Kleinigkeit“, hauchte Gaara leise. Es wäre Verschwendung, die Jô-namagashi nicht zu essen. Obwohl Deidara gerade süßer war als jede Leckerei. Gaara nahm seine Hand beinahe widerwillig zurück und zog den flachen Teller mit den weißen Lotosblüten heran. Welche Botschaft dahinter stand, wusste Deidara bestimmt. Auch er hatte eine klassische Ausbildung hinter sich und hatte diese nonverbale Form von Kommunikation zu deuten gelernt. „Du hast wirklich an alles gedacht, hm?“, fragte er gedämpft. Auch Deidara lächelte nach wie vor. Vielleicht ging es ihm wie Gaara und das Lächeln wollte einfach nicht mehr weggehen. „Bitte, greif zu“, bot er dem Krieger an.

Deidara nahm vorsichtig eines der Jô-namagashi in die Hand und biss davon ab. Der Rotschopf ignorierte, dass er das Kuromoji nicht benutzte. Sie waren unter sich. Gaara nahm das Stäbchen jedoch zur Hand und teilte eine Lotosblüte. Die erste Hälfte spießte er auf und schob sie sich in den Mund. Ein kaum hörbares, wohliges Seufzen entrang sich seiner Kehle. Die Süßigkeit schmolz richtig auf der Zunge. Sie rundete diesen besonderen Abend erstklassig ab. Und während sie die Jô-namagashi verzehrten, herrschte eine angenehme Stille im Raum,.

„Was machen wir mit der letzten, hm?“ Deidara grinste vergnügt und deutete auf die dritte Lotosblüte. „Teilen“, lautete Gaaras Antwort. Das Kuromoji glitt recht leicht durch den weichen Teig und hinterließ zwei Hälften, von denen sich Deidara nun eine nahm, während er die andere aufspießte. Genießend kaute der Rotschopf. Nebenbei fand das Stäbchen wieder seinen ursprünglichen Platz auf dem Süßigkeitenteller.

Deidara war mit seiner Hälfte anscheinend schon fertig, denn er kam wieder näher und schmiegte sein Gesicht gegen Gaaras Hals. Die Hand, mit der Deidara sich nicht abstützte, glitt über seinen Arm hinauf zu seiner Schulter. „Und was machen wir jetzt, hm?“, schnurrte der Blonde. Der warme Atem, zusammen mit dem verheißungsvollen Unterton ließen ihn schaudern. Hart schluckte Gaara seinen letzten Bissen hinunter. „Wonach ist dir denn?“, fragte er nach. Weiche Lippen drückten sich gegen seine Haut. Hörbar atmete der Rotschopf ein. Deidara nutzte seine Empfindsamkeit am Hals schamlos aus. „Ich möchte mit dir schlafen, hm.“ Kurz stockte Gaara der Atem. Sein Herz schlug plötzlich so heftig in seiner Brust, dass er befürchtete, Deidara könne es hören. Ein Gefühl von Trockenheit vereinnahmte seine Lippen. Unwillkürlich huschte seine Zungenspitze über selbige.

Sie waren noch nicht bis zum Äußersten gegangen, das wusste Gaara. In seiner Bibliothek hatte er aber keine Informationen gefunden, wie der Beischlaf mit einem Mann ablief. Denn Gedanken darüber hatte er sich bereits gemacht. Jedoch wollte er diesen Schritt nicht gehen, wenn er nicht wusste, wie. Bei einer Frau erschien dies nun so einfach, jedenfalls in der Theorie. Eine ihm ziemlich logisch erscheinende Vermutung hatte er, jedoch mangelte es an Klarheit.

„Ich… weiß aber nicht, wie“, gestand er leise. Es war ihm unangenehm, seine Unwissenheit zugeben zu müssen. Deidara zog sich etwas zurück und sah ihm in die Augen. Der verlangende Blick schickte ein Kribbeln in seinen Unterleib. Diese nahtlosen Übergänge von unterschiedlichem Verhalten machten Deidara definitiv zu einem privaten Abenteuer. Aus dem Ärmel holte er einen kleinen Flakon. Ein verruchtes Lächeln tanzte auf seinen Lippen. „Ich aber, hm“, hauchte der Blonde.
 

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Japanische Hochzeitsriten: Große Hochzeitszeremonien hatten in Japan lange keine Bedeutung. Früher war eine Einehe nicht verpflichtend. Besonders in den höheren Kreisen gab es verschiedene Formen von Haupt- und Nebenfrauen, Probeehen etc.. Ein gesetzliches Verbot der Vielehe gibt es erst seit der Meiji-zeitlichen Verfassung (1890). Eine entsprechende religiöse Zeremonie fehlte damals noch. Ein rituelles Element, das schon sehr lange Zeit bei Vermählungsfeiern dazu gehört, ist das gemeinsame Sake-Trinken des Brautpaares. Bei Hochzeiten vor der Meiji-Zeit wurde die Zeremonie aber noch nicht in einem Schrein oder im Beisein eines Priesters durchgeführt. Es war vielmehr eine häusliche Zeremonie ohne religiösen Bezug, die von einem weltlichen Zeremonienmeister durchgeführt wurde. (Btw. es war nicht ganz leicht, überhaupt etwas zur Ehe in dieser Zeit zu finden, in der die FF spielt. Daher beschränke ich mich auf das, was ich gefunden habe, und verarbeite es. Diese Form speziell in diesem Kapitel ist noch mal von mir angepasst, da Gaara und Deidara quasi nur für sich heiraten.)

[56]Jô-namagashi: traditionelle japanische Süßigkeit, die bevorzugt zur Teezeremonie gereicht wird. Besteht aus Nerikiri - weißer, marzipan-ähnlicher Teig -, der zart eingefärbt sein kann und dann in Form gebracht wird; mit süßer Bohnenpaste gefüllt. Die Form ist stark von den Jahreszeiten beeinflusst (Kirschblüten im Frühling z.B.), aber auch traditionelle japanische Motive oder Gedichte können als Vorlage für eine Form dienen.

[57]Kuromoji: sehen einem Essstäbchen recht ähnlich, allerdings ist am oberen Teil die Rinde noch dran


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, ich erschlage euch mit dem Kitsch nicht. Ich weiß echt nicht, wann Gaara sich zu einem solchen rosa-fluff-Homo verwandelt hat. Aber ich verspreche, dass es noch genug Drama und Probleme in Zukunft geben wird ;3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mangrovenkrabbe
2015-04-08T08:28:47+00:00 08.04.2015 10:28
Ohne Worte... ;/////; ♡

PS: Etwas muss ich doch noch loswerden: Ich finds toll dass du so gut recherchiert hast und alles so toll erklärst!
Von: abgemeldet
2014-09-22T18:24:46+00:00 22.09.2014 20:24
Ich fand es toll und romantisch


Lg


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