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Leuchtende Schatten

von

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Das Arrangement

Ciel
 

Mit loderndem Blick steht er im Türrahmen.

Ich bin immer noch verwirrt, habe noch nicht richtig in die Realität zurückgefunden. Zu sehr hat mich das, was eben passiert ist getroffen. Der Horror war schier unerträglich und ich spüre noch immer Mr. Doyles Berührungen auf meiner Haut, höre seine Stimme in meinem Ohr, gepaart mit dem Lachen und Kichern der Männer die um das Bett gestanden, und ebenfalls ihre gierigen Finger nach mir ausgestreckt haben.
 

Erst sein Anblick hat mich vollkommen zurückgeholt und eine Sekunde lang überrollt mich die Scham, dass er mich schon wieder so gesehen hat, so schwach und wehrlos.

Aber ich werde das nicht länger dulden!

Ich will nicht mehr schwach sein!

Ich muss einen Weg finden das zu überwinden! Mein eigener Körper ist zu meinem Feind geworden und ich muss ihn besiegen!

Und er wird mir dabei helfen! Sebastian Michaelis!
 

Sein beifälliges Nicken erstaunt mich. Hat er verstanden was ich ihm zu sagen versucht habe? Kann er Gedanken lesen?
 

„Ich erwarte dich unten im Foyer Ciel.“
 

Dann verbeugt er sich vor der Madame, die immer noch neben mir auf dem Bett sitzt und verwundert zwischen uns hin und hersieht, dreht sich um und verlässt den Raum.
 

Bilde ich mir das ein, oder wird es plötzlich wieder heller im Zimmer?
 

„Wenn du nicht zu ihm gehen willst, musst du das nicht tun Ciel“, flüstert mir Madame zu, zieht sich im nächsten Moment mit einem Räuspern zurück und steht schließlich auf. „Fürs Reden kann ich kein Geld verlangen und wenn du lieber allein sein willst, ist das in Ordnung.“
 

Ein merkwürdiger Unterton schwingt in der Stimme der Madame mit. Es kommt mir fast so vor, als will sie nicht, dass ich zu ihm nach unten gehe, aber das kommt mir gerade Recht. Irgendwann muss ich anfangen meine Ängste zu besiegen und je näher ich ihm bin, desto leichter wird es mir fallen… hoffe ich.
 

„Nein, es ist schon gut. Ich werde mich nur schnell waschen und umziehen, dann komme ich nach unten“, sage ich mit gesenktem Blick.
 

Antwort bekomme ich keine darauf. Ich frage mich, was sie wohl denkt?

Eigentlich kann es ihr doch nur entgegen kommen, dass ich versuche ihren Wünschen zu entsprechen? Andererseits kann sie nicht wissen was ich plane, und da ich erst mal nicht vorhabe sie einzuweihen, um ihre Erwartungen in mich nicht noch höher zu treiben, kann ich verstehen, dass mein Verhalten sie für den Moment verwirrt.
 

Schritte klingen durchs Zimmer und dann bin ich allein.

Meine Tür liegt zersplittert auf dem Boden und ich frage mich, ob es Sebastian war der sie eingetreten hat, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Madame so viel Kraft hat.
 

Ein bisschen aufgeregt bin ich schon als ich mir neue Kleider aus dem Schrank nehme und durch die Hintertür über die schmale Dienstbotentreppe hinunter in den Garten husche, wo ich mich schnell am hauseigenen Brunnen wasche. Für ein aufwendiges Bad habe ich leider keine Zeit, auch wenn allein der Gedanke an das heiße duftende Badewasser mein Herz höher schlagen lässt. Ich will Sebastian nicht warten lassen.

Das kalte Wasser fühlt sich gut an auf meiner brennenden Wange. Ich hoffe, dass sie nicht wieder anschwillt und so dunkelblau anläuft wie beim letzten Mal, aber vielleicht habe ich ja Glück? Dieses Mal hat er immerhin nur mit der flachen Hand zugeschlagen, und nicht mit der Faust…
 

Anschließend schlüpfe ich in eine schmal geschnittene, schwarze Seidenhose und ein fliederfarbenes Hemd. Meine offizielle Arbeitszeit ist für heute beendet und ich bin nicht mehr gezwungen mich in Frauenkleider zu zwängen, wobei ich leider sagen muss, dass auch meine übrigen Klamotten, bis auf wirklich wenige Ausnahmen, nicht unbedingt männlich aussehen, sondern eher zur Verführung gedacht sind. Wenigstens fühle ich mich nicht mehr so nackt und ausgeliefert.
 

Meine Haare sind noch nass als ich mit flinken Schritten durch das Haus laufe und schließlich das Foyer betrete. Nach einem schnellen Blick durch den Raum entdecke ich Sebastian, der mit einem Glas Scotch in der Hand an einem Tisch gegenüber von Madame Red sitzt und ihr aufmerksam zuhört.
 

Mein Herz macht einen kleinen Sprung vor Aufregung. Seine Bewegungen als er das Glas an die Lippen führt und einen Schluck trinkt sind so anmutig, wie ich es noch nie bei einem Menschen gesehen habe. Der Alkohol fließt über seine blassen Lippen, verschwindet in seinem Mund und ich kann seinen Adamsapfel hüpfen sehen als er schluckt. Ich habe nie etwas Schöneres gesehen. Sebastian ist wirklich eine Augenweide.

Und er sitzt hier und wartet auf mich.
 

Langsam trete ich näher, streng darauf bedacht mein Gesicht so ruhig wie möglich zu halten. Nur ein schmales Lächeln lasse ich über meine Lippen gleiten als er mich bemerkt und mir zuprostet.
 

„Da bist du ja. Möchtest du auch etwas zu trinken?“, fragt er und sieht freundlich lächelnd zu mir auf.
 

„Ja, verdünnten Rotwein bitte“, antworte ich, wobei ich meinen Blick einfach nicht von seinem lösen kann.
 

Sofort rutscht er ein Stück zur Seite auf der Bank auf der er sitzt und deutet mir Platz zu nehmen, lässt dabei genug Abstand, um mich nicht zu berühren.
 

Sehr umsichtig von ihm, aber eigentlich nicht das, was ich mir vorgenommen habe. Dennoch lasse ich mich neben ihm auf die Bank sinken und verschränke nervös die Hände in meinem Schoß. Was kann er von mir wollen?
 

Schließlich lässt er meinen Blick los um sich Madame Red zuzuwenden.
 

„Wärt Ihr so freundlich dem jungen Herrn zu bringen wonach er verlangt?“, haucht er meiner Chefin zu und ich kann ihren mörderischen Blick auf mir fast spüren.
 

Sie kann es auf den Tod nicht ausstehen herumkommandiert zu werden. Schon gar nicht, wenn es dabei um ihre Schützlinge geht.

Aber sie fügt sich, steht auf, geht hinüber zur großen Bar und lässt uns für den Moment allein.
 

„Warum habt Ihr auf mich gewartet, Herr?“, wage ich zu fragen, als er mich eine ganze Zeit lang einfach nur mustert.
 

„Weil ich dich sehen wollte. Ich weiß, dass du heute keinen Kunden mehr annimmst, und nach dem was vorhin passiert ist, will ich dir das auch nicht zumuten, aber ich freue mich, dass du jetzt hier bist, und mir deine freie Zeit schenkst.“
 

Seine Stimme wickelt mich ein, schlingt sich um mich, meinen Körper, meine Gedanken und benebelt meinen Verstand.
 

„Das… ich… habe mich darauf gefreut, Euch heute wiederzusehen“, gestehe ich leise und senke den Blick. Ich kann ihn dabei nicht ansehen.
 

Normalerweise liegt mir so etwas nicht, wenn ich nicht gerade meine Arbeit mache, aber wenn ich mein Ziel erreichen will, muss ich ihn mir gewogen stimmen.
 

„Tatsächlich? Ich hätte eher damit gerechnet, dass du dich vor mir fürchtest.“
 

„Das tue ich auch.“
 

Die Worte sind heraus bevor ich auch nur darüber nachgedacht habe wie das für ihn klingen muss und ich beiße mir verschämt auf die Unterlippe. Bestimmt geht er jetzt.
 

„Du bist ein kluger Junge, Ciel.“
 

Was? Was soll das jetzt heißen? Wie meint er das?

Zögernd hebe ich den Blick und sehe ihm in die Augen.

Er lächelt. Ein fast wölfisches Lächeln und ich spüre wie mir heiß wird.
 

„Würdet Ihr mir helfen meine Ängste zu überwinden?“, frage ich ihn dann direkt und habe schon Angst zu weit gegangen zu sein, als er erstaunt die Augen aufreißt.
 

Das Problem ist, dass Madame es nicht zulassen wird, dass er ohne Bezahlung bei mir ist, ohne dass sie kontrollieren kann ob wir mehr tun als nur reden so wie jetzt gerade, ob er sich darauf einlassen wird?
 

Genau diesen Moment nutzt Madame Red, um wieder zu uns an den Tisch zu treten.

Mist. Und ich habe noch nicht einmal eine Antwort bekommen.

Unsicher greife ich nach dem Glas das meine Chefin mir reicht und nehme einen zögerlichen Schluck.
 

„Madame Red, was würde es kosten Ciel sagen wir… für einen ganzen Nachmittag zu bekommen? Ich dachte da an… etwa sechs Stunden am Stück?“
 

Diese Frage schockiert mich!

Er hat mich komplett falsch verstanden!
 

Panik überflutet meinen Körper und ich muss meine Hände zwischen meine Beine schieben um zu verstecken, wie sehr sie gerade zittern.
 

„Das könnt ihr Euch nicht leisten Herr“, antwortet Madame mit einem abfälligen Unterton. „Allein die Stunden einzeln kosten jeweils 500 Pfund und dann gibt es noch eine Zusatzpauschale von 2000 Pfund für den zusätzlichen Aufwand, ich glaube nicht, dass-“
 

„5000 Pfund? Ihr sollt sie bekommen. Morgen werde ich um Punkt zwölf hier sein. Ich erwarte, dass ich dann direkt zu ihm vorgelassen werde, ohne Widerrede. Und wenn doch ein Freier vor mir auftauchen sollte, übernehme ich auch die Kosten, die Euch dadurch entstehen, dass Ihr ihn wegschicken müsst. Ist das annehmbar für Euch Madame?“
 

Das Lächeln auf seinen Lippen strahlt eine arktische Kälte aus und ich muss den Drang unterdrücken, mir über die Oberarme zu reiben.

Er weiß ganz genau was er will und ich bin mir fast sicher, dass er mich einfach entführen wird wenn Madame sich weigert auf seinen Vorschlag einzugehen, aber ich sehe bereits das gierige Funkeln in ihren Augen, auch wenn sie noch immer ein bisschen verärgert auf mich wirkt. Allerdings weiß ich nicht genau warum. Eigentlich sollte sie sich die Lippen lecken über so einen Batzen Geld an einem Tag.
 

Zusatzpauschale. Pff! Dass ich nicht lache! So etwas gab es hier noch nie! Die Mädchen werden oft tageweise für nicht mal ein Drittel der ursprünglichen Summe verkauft.
 

Ich weiß nicht wen ich von beiden für verrückter halten soll.
 

Die Madame, weil sie so dreist ist so eine horrende Summe für mich zu verlangen, oder Sebastian, der so dumm ist das auch noch zu bezahlen.
 

Es ist lächerlich und ich fühle mich wie eine Kuh auf dem Viehmarkt, aber nichts anderes bin ich im Prinzip auch.

Eine Kuh, die nicht einmal perfekt ist und lahmt, für richtige Arbeit unbrauchbar, und doch werde ich von allen behandelt, als wäre ich irgendetwas Besonderes.

Ich verstehe die Welt nicht mehr.
 

„Ich bin einverstanden. Ciel wird morgen um zwölf Uhr bereit für Euch sein.“
 

„Gut, das war´s dann, lasst uns jetzt bitte allein“, entlässt er die Madame und ich schrumpfe förmlich unter ihrem Blick. Das wird noch ein sehr unschöner Abend für mich, auf Mitleid für das heute Erlebte brauche ich jedenfalls nicht mehr zu hoffen. „Und nun zu uns“, wendet er sich schließlich wieder mir zu und ich versinke in dem intensiven Blick den er mir zuwirft. „Wie genau hast du dir diese Hilfe denn nun vorgestellt?“
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yamis-Lady
2014-06-06T22:38:47+00:00 07.06.2014 00:38
huiii *____________*
ein tolles kapitel!!
und ciel gefällt mir so unheimlich >///<
so süß und trotzdem er XDDDDD *lach*
mach nur weiter so ^o^
♥♥♥
Antwort von:  ReWeJuIs
09.06.2014 20:10
Dankeschön! <3
Von:  Lyneth
2014-06-02T07:09:32+00:00 02.06.2014 09:09
Klasse Kapitel. Bin echt gespannt wie es weiter geht. Schreib schnell weiter. ♥♥ Lg Lyn
Antwort von:  ReWeJuIs
02.06.2014 15:39
Freut mich zu lesen, hoffe du hast auch weiterhin Spaß, danke für den Kommi^^


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