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Magi: The crying Soul

Band 1: Das Vermächtnis
von

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Prolog

Eine Welt überlebt viele Tage, doch es gibt Zeiten, da entscheidet ein einziger Tag, ein einziges Ereignis, das gesamte Schicksal. Wie auch hier, an einem Tag, als 3 Fronten aufeinander prallten, entfesselte sich eine Macht, geschmiedet von dem alten Übel. Ein Verschlinger geschaffen aus dem Leid vieler und getragen durch den Hass eines Einzelnen, änderte das Schicksal von Milliarden. Das Böse legte sich über die Welt wie ein Schleier der alles zu ersticken drohte. Es nährte sich vom Schicksal: dem lichten Rukh, der Essenz allen Lebens. Nichts schien es aufhalten zu können, kein Schwert, keine Magie, nicht einmal die berühmten Magi, die Geliebten des Schicksals.

Es fegte über das Land wie eine Seuche, fraß das Gute und ließ nur Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zurück. Die Erde wurde schwarz, unfruchtbar, Tod. Die Pflanzen und Tiere wurden dahin gerafft, genauso wie die Menschen die an der Schwelle des Lebens oder des Todes standen. Nicht einmal vor denen, die es heiligten, machte das Monster halt, ganz im Gegenteil, es war als schien es sie zu bestrafen:  Al-Thamen wurde ausgelöscht.

 Als die schwarze Welle die gesamte Welt überzogen hatte, gab es kein Licht mehr, keine Hoffnung, nur Tod und Verderben. Die Magi verschwanden spurlos, genauso wie die Magier und die Nutzer der magischen Gefäße/ Metallgefäße, zusammen mit Solomons 72 Djinns. Doch das war nicht alles was aus der Welt verloren ging, das was diese Welt ausmachte, war nicht mehr da: das Rukh war fort und mit ihm das Schicksal der Welt, jedoch nicht das Leben.

Die Menschen gaben nicht auf, sie rafften sich zusammen und begannen ihr Schicksal selbst zu wählen. Sie bauten auf den Trümmern der Imperien Dörfer und versuchten alles um den unfruchtbaren Boden wieder sprießen zu lassen.

Es dauerte Jahre, doch genau dann, als die Hoffnung fast wieder aufgegeben war und man nichts anderes mehr sah als den nahen Tod, trugen ihre Mühen Früchte und das erste Gras begann zu sprießen. Doch mit ihm, kam auch das Grauen zurück.

Die Dungeons, magische Gebäude voll mit Schätzen und Monstern, waren von dem Angesicht der Welt verschwunden, als seien sie mit ihren Erschaffern vom Erdboden verschluckt worden. Doch Jahre nach der Katastrophe wurde der erste Nachkömmling der Dungeons gesichtet. Ein Monster das sich eigentlich nur in den von Magi erschaffenen Gebäuden aufhalten sollte, streifte wild und frei durch das Land. Doch einem, folgten viele.

Sie vernichteten was die Menschheit unter Mühe aufgebaut hatte, unterjochten sie mit Grausamkeit oder animalischer Brutalität. Doch die Monster aus den Dungeons, brachten die Magie wieder in die Welt, jedoch unerreichbar für die Menschheit die seit dem auftauchen des Ersten unter ständiger Tyrannei und Sklaverei lebte.

Eisfarbener Diamant

Stille, wie schon seit Ewigkeiten. Sie wusste gar nicht mehr wie es sich anhörte, wenn der Wind durch die Blätter der Bäume wehte und sie zu einem leisen, raschelnden Lied einlud. Daran hatte nicht die Katastrophe schuld, die noch vor ihrer Geburt geschehen war, sondern die Monster die ihr Dorf kontrollierten und sie dazu versklavten ihnen Nahrung zu liefern. Nahrung die auch gerne mal aus den Leuten des Dorfes bestand wen man nicht genug Wild oder Früchte brachte.

Der Anführer dieser Wesen hatte den Wind gestohlen, als Strafe und als Ermahnung dafür, wozu er fähig war. Niemand konnte sich dem Wiedersetzen, Stärke gab es nur noch für die ehemaligen Dungeonkreaturen die mittlerweile wie selbstverständlich in dieser Welt lebten. Manche von ihnen beherrschten sogar Magie und waren dazu fähig das „kleine Licht“ zu sehen, wie der Anführer der Fischwesen. Doch sie setzten die Magie nur für sich und ihre Ziele ein, womit sie unter den Menschen verhasst war.

Doch sie, sie mochte Magie, die Erzählungen aus alter Zeit, übertragen von den Überlebenden, hatten sie schon immer fasziniert. Geschichten über die Magi, von dem „kleinen Licht“ geliebten Magier, die seit ihrer Geburt das Schicksal der Welt in sich trugen. Sie waren die stärksten Wesen die diese Welt erschaffen hatte und sie wählten die Könige und unterstützten sie. Früher gab es immer 3 Magis in jeder Epoche… doch nun war schon seit unzähligen Jahren keiner mehr gesichtete worden. Genauso wenig wie die Magier und die Menschen welche die alten Dungeons erobert hatten und mit dem Geschenk der Djinns gesegnet wurden.

Es war verboten über sie zu reden, über alles was mit der alten Magie zu tun hatte, in den Augen der meisten Menschen war Magie schuld an dem wie sie nun Leben mussten. Schwarze Magie, das „schwarze Licht“, hatte das Chaos über die Welt gebracht und auch die Magi wurden als Quelle des Übels gesehen. Sie waren es die die Dungeons in unsere Welt brachten und nun wurde eben diese von den Monstern aus eben diesen Dungeons unter unmenschlicher Hand regiert.

Doch sie hielt sich nicht daran, sie wusste wo sie nachfragen konnte und wo sie an altes Wissen kommen konnte. Doch es war so Lückenhaft, teilweise zerstört, das sie nicht viel mehr als das übliche herausfinden konnte. Aber das hielt die junge Frau nicht auf, sie glaubte daran das die Magis keine Schuld an dem Leid hier trugen, eher glaubte sie fest daran das die von Geburt an gesegneten Magier versucht hatten die Welt zu retten und dabei umgekommen waren. Doch, das erklärte nicht wieso es keinen mehr auf dieser Erde gab, vielleicht lag es daran das die Menschen keine Magie mehr besaßen oder daran das sich die meisten vom „kleinen Licht“ abgewandt hatten.

 „Du träumst schon wieder Sheila, mach dich an die Arbeit, bevor die Tritonen dir mit ihrer Magie die Luft aus den Lungen ziehen“, hörte sie das murren hinter sich. Ein kurzer Blick nach hinten bestätigte ihr, was sie eigentlich schon längst wusste. Die dunklen Augen ihrer „Ahme“ ruhten missbilligend auf ihr. Die ältere Frau hatte ihr vom Alter ergrautes Haar unter einem Tuch versteckt und bückte sich schwerfällig über die helle, trockene Erde. Ihre geübten Hände gruben an genau den richtigen Stellen und obwohl sie voller Falten waren, warfen sie die Erde auf und entblößten eine kleine, weiße, knollenartige Frucht.  Die alte Frau rieb das Gemüse ab und begutachtete es, dann warf sie es mit einem unzufriedenen Zischen in den kleinen Karren der neben ihr stand.

Auch Sheila machte sich schnell wieder daran sich hinab zu bücken und ihre Hände suchend über den rauen Boden fahren zu lassen. Da! Da war die kleine Erhebung die ihr verriet dass darunter eine reife Frucht darauf wartete gehoben zu werden. Obwohl sie so viel jünger war, gruben ihre Hände nicht so stark in der Erde und die feinen Steinchen in dem eigentlich vollkommen unfruchtbaren Boden kratzten ihr die Finger auf.

Doch genau in solch einem Boden gediehen die Knollen die sie hier gepflanzt hatten. Nach der Katastrophe war so ziemlich jeder Boden unwirtschaftlich geworden und so mussten die Menschen sich neuer Dinge bedienen um zu überleben. Neue Samen versprachen neue Früchte, Nahrung die für das Überleben unverzichtbar war.

Endlich spürte sie die raue, runde Schale an ihren Fingern und mit einem gezielten Griff, riss sie die Knolle aus dem Boden hervor. „Machst du wohl langsam!? Wir können keine Frucht verlieren!“, erscholl sofort die Schelte ihrer Ahme, weil sie die Knolle so rücksichtslos aus ihrer Umgebung gerissen hatte. „Tut mir Leid „Mahma““, entschuldigte Sheila sich sofort, dann rieb sie die Knolle genauso ab wie ihre Ahme und legte das wertvolle Stück in den Karren.

„Leid kann es dir immer noch tun wen die Tritonen dich mit ihren Dornenpeitschen aufschlitzen, wenn du dich entschuldigen kannst, dann kannst du auch noch weiter arbeiten“, antwortete die strenge Stimme ihrer Familienangehörigen nur und sofort wand sich Sheila wieder um und grub die nächste Knolle aus.

Sie wusste wieso ihre Ahme so grantig war, die Ernte war dieses Jahr mehr als schlecht, die Knollen hatten nur die Hälfte der eigentlichen Größe und das würde den Fischwesen mit Sicherheit nicht reichen. Sie würden bald schon jemanden aus ihrer Mitte verlieren, als Strafe dafür dass sie nicht genug Nahrung zusammentragen konnten. Die Tritonen, salamanderartige Fischmenschen, nahmen gerne Jüngere mit. Sie waren der Meinung dass sich die Menschen vermehrten wie die Kaninchen und die Älteren sowieso bessere Arbeit leisteten und auch neue, junge Dinger erziehen konnten.

Ihre Ahme war sich sicher, dass es diesmal gut möglich war das sie Sheila mitnahmen. Da sie nicht mit vollem Elan ihrer Arbeit nachging und sich lieber in Tagträume verirrte, dazu noch ihr unstillbares Wissen nach den alten Geschichten. In den Augen der Alten brachte das alles dem Mädchen nur Unglück. „Du arbeitest heute noch bis zum Anbruch der Dunkelheit, vielleicht kannst du dem Blick der Tritonen entgehen, wenn du endlich deine Arbeit tust“, raunte die alte Frau, dann erhob sie sich schwerfällig und drückte den Rücken durch. Sie war eine der ersten die Feierabend machen durfte, da sie auch eine der ältesten im Dorf war und sich schonen musste.

Sheila arbeitete mit den anderen Männern und Frauen weiter auf dem Feld, bis sich dieses langsam aber sicher immer mehr lehrte. Jeder hatte feste Zeiten wann er gehen und wann er wieder zur Arbeit erscheinen musste. Für Sheila war die Zeit von ihrer Ahme nun verlängert worden, sodass sie am Ende mit nur noch wenigen anderen auf dem Feld arbeitete. Doch entgegen dem Befehl ihrer Ahme, ging Sheila nicht vom Feld herunter als die Nacht hereinbrach und alles in ihr Dunkel tauchte.

Es war nicht weil sie Angst hatte auf dem Teller der Fischmonster zu landen,  sondern weil sie nicht wollte dass irgendjemand darauf landete. Sie wollte niemanden verlieren, also musste sie so viele Knollen wie möglich ausgraben und darauf hoffen das es genug sein würden um die Monster zufrieden zu stellen.

Knolle um Knolle befreiten ihre Hände aus dem Boden. Da spürte sie plötzlich eine große Erhebung unter ihren Fingern. Die junge Frau mit dem langen, kobaltblauen Haar, welches sie zu einem dicken Zopf zusammengeflochten unter einem weißen Tuch trug, sah überrascht auf. Sie hatte sich ungewollt immer mehr dem Rand des Feldes und dem verbotenen Gebiet genähert. Wegen eben diesem Gebiet konnten sie nicht das gesamte Feld zur Ernte nutzen, sonst würden sie die Tritonen mit Sicherheit zufrieden stellen können.

Das Territorium was sie meinte, erstreckte sich über das gesamte untere Viertel des riesigen Feldes und formte ein großes Viereck um einen dichten Wald herum in dessen Mitte sich ein riesiger Tümpel befand. Es war der Lebensraum der Tritonen und sie hatten ihnen deutlich gemacht, dass sie niemals diese Grenze überschreiten durften.

Eigentlich sollte Sheila sich nun umdrehen und wieder zurück zum erlaubten Gebiet gehen, doch die Erhebung unter ihrer Hand hatte solch große Ausmaße, dass sie eine unglaublich große Knolle darunter vermutete.

Außerdem gab es noch etwas anderes wieso sie es nicht einsah, das Stück des Feldes, was rechtmäßig zu ihnen gehörte, aufzugeben. Sie hasste die Tritonen abgrundtief und war sich sicher das sich in diesem Teil des Feldes, der sich am nächsten dem Wald und dem Wasser befand, die größten Knollen befanden. Was bewies das die Monster sich nur einen Spaß aus ihren vergeblichen Mühen machten, genug Nahrung für sie anzuschaffen. Was für einen Grund sollten sie sonst haben, ihnen genau diesen Teil des Feldes zu verbieten!?

//Euch werde ich es zeigen… wir werden genug Nahrung zusammen kriegen//, schwor die junge Frau innerlich, dann grub sie ihre Hände in die, in diesem Gebiet, weit weichere Erde.  Sie musste gar nicht so weit graben wie vermutet, denn schon bald trafen ihre Finger auf etwas Hartes, Glattes und… Kaltes. „Was ist das den…?“, fragte sie sich flüsternd selbst.

Dann grub sie die Erde um den Fund herum immer mehr auf und schaufelte bald schon einen richtigen Haufen zusammen. Als der Mond hinter den dunklen Wolken hervorkam und sein Licht auf das Feld legte, schnappte Sheila nach Luft. Ihr Fund glitzerte wie tausend Sterne unter dem Licht des Mondes. Es war Eis! Genau genommen die Spitze eines großen Eisklotzes! Wie zur Hölle kam sowas hier in ihr Feld? Und wieso war es nicht geschmolzen, es war früher Herbst und immer noch ziemlich warm!

Außerdem hatte ihr Fund größere Ausmaße als sie erwartete hatte. Das was sie ausgegraben hatte, schien nur die Spitze zu sein. „Das kann doch nicht sein…“, murmelte sie und ließ sich auf ihre vier Buchstaben sinken. Sie verstand einfach nicht was das sollte, das konnte doch nur… etwas mit Magie zu tun haben!

Die Grünäugige wollte sich schon daran machen weiter zu graben und wen es sein musste den gesamten Eisklotz zum Vorschein zu bringen, doch plötzlich brach die Erde wie von selbst auf und das Eis kam langsam an die Oberfläche, fast so als würde es von unten geschoben werden. Ein überraschtes Keuchen kam aus Sheilas Mund, als sie das glitzernde Eis vor sich betrachtete, was nun eher die Form eines Eisspeeres hatte. Doch das was sie erschrocken hatte war nicht die aufbrechende Erde, der hochkommende Eiskristall oder die Form und Ausmaße eben diesem… es war die Tatsache, dass dort drinnen jemand eingeschlossen war!

Er schien zu schlafen… friedlich, wahrscheinlich Tod… Doch war er wirklich Tod? Was für einen Sinn hätte es sich mit Magie in Eis zu sperren um darin zu sterben? Aber dieser Mann sah aus wie ein Mensch, nicht wie eine Kreatur aus den Dungeons. Wie konnte er Magie beherrschen? Oder war er am Ende von etwas ganz anderem Eingeschlossen worden?

Sheilas Kopf war gefüllt mit Fragen an den scheinbar um die 20 Jährigen Schwarzhaarigen. Doch dieser war immer noch, schlafend oder Tod, im Eis eingeschlossen.

Die junge Frau stand auf und näherte sich dem Kristall, vorsichtig legte sie ihre Hände auf das kühle Eis. Es schien noch lange nicht so kalt wie es eigentlich sein müsste, eher angenehm. Ihr Blick wanderte über den leblosen Körper der unter dem Eis verborgen lag. Er hatte ein feines, rundes Gesicht mit scharfen Zügen. Seine schmalen Augen schienen geschminkt, doch die genaue Farbe konnte sie nicht herausfinden. Sein Haar war pechschwarz, und um den Kopf herum etwas Länger geschnitten, es gab ihm einen wilden Ausdruck. Nach hinten wurde sein Haar dann aber sehr lang und er hatte es mit einem weißen Band zurückgebunden, ab da wurde es wie von Zauberhand im Abstand von 5 Zentimetern 10x zusammen gehalten, sodass sein Haar aussah wie eine Kette aus schwarzen Perlen die in einem leichten Büschel aus Haar endete.

Seine Kleidung war, seltsam. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Sein Oberkörper war förmlich nackt und nur die obere Hälfte wurde von einem schwarzen, eng anliegenden Oberteil verdeckt worüber er weißen, dicken Stoff trug. Sein Unterkörper schien er nur in eine schwarze, weite Stoffhose gehüllt zu haben und seine Füße waren bloß. Doch er besaß auch Schmuck. Dieser sah aus wie goldene, aneinander gereihte Ringe die beide Unterarme zierten und seinen Hals, bei dem sogar noch ein roter Stein eingesetzt war. Nach einem genaueren Blick schien er auch etwas unter dem weißen Stoff zu haben, doch sie konnte nicht sagen was es war.

Als sie die Hand wieder von dem Eis nahm, fühlte sie sich plötzlich seltsam leer… als wäre ihr etwas genommen worden. Ihr Blick glitt hinab zu ihren Händen welche sie, die Handflächen nach oben, zu sich gezogen hatte. Doch plötzlich schienen ihre Hände zu leuchten, nein… ihre Haut, ihre Klamotten. Es dauerte eine Sekunde bis sie realisierte, das sie einfach nur von etwas angeleuchtete wurde und als sie den Blick hob weiteten sich ihre Augen.

Der komplette Eisspeer hatte begonnen in einem sanften, goldweißen Licht zu leuchten und plötzlich schien es unter ihrem Blick zu schmelzen. Schicht für Schicht schmolz das Eis weg, ohne zu Wasser zu werden. Bald schon wurde der Schatz im inneren Freigelegt. Noch während sie unter Schock stand und den Anblick der kleinen, weißen Vögelchen bewunderte, die sich von dem Eis lösten und leise singend gen Himmel stiegen, fiel der Körper des Mannes, nicht mehr von dem Eis gehalten, nach vorne direkt in ihre Arme.

„Ah…“, Sheila konnte nicht anders als den Mann fest zu halten der immer noch bewusstlos war, aber lebte, das spürte sie jetzt. Er war warm, obwohl er im Eis eingeschlossen war und ein leichtes zittern ging durch seine Glieder, als er einen leichten Atemzug tat, dem ein größerer, tieferer Folgte.

Sie wusste nicht was sie nun tun sollte, also sank sie mit der Last leicht zu Boden und legte den jungen Mann vor sich auf die Erde. Seine Augen waren immer noch geschlossen, doch seine Atmung ging nun regelmäßig und ruhig.

Sheilas Blick glitt zu seinem langen Haar und sie runzelte die Stirn, er musste es verdecken wen er nicht den Zorn der Tritonen auf sich ziehen wollte. Sie wusste nicht wieso sie in diesem Moment an so etwas banales dachte, doch das Ritual gab ihr Sicherheit und da sie selbst nichts hatte mit dem sie ihm die Haare verdecken konnte, zog sie ihm einfach den weißen Stoff aus. Dabei fiel ein goldenes Zepter mit einem großen, spitzzulaufenden Rubin an der Spitze heraus und schlug mit einem dumpfen Laut auf dem Boden auf.

Sheila betrachtete das teure Schmuckstück, dann griff sie nach dem kühlen Metall und hob es hoch, betrachtete das Zepter. //Es sieht aus… wie das eines Magiers//, dachte sie fasziniert und berührte dann zaghaft den roten Edelstein. Doch plötzlich Schoß eine Hand in ihr Blickfeld, umfasste das goldene Zepter und riss es ihr mit einer Bewegung aus der Hand.

„Wer bist du!?“, fragte eine scharfe und doch für einen Mann seltsam weich klingende Stimme, die sie an diesen seltenen Stoff erinnerte… samt. Dann wand sie ihren, durch den Schock leicht geweiteten Blick der Stimme zu und verlor sich in den blutroten Edelsteinen die sie gefährlich und kalt anfunkelten.

 

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Ahme:  Frau die ein Weißenkind aufnimmt

Al-Thamen:  Eine Ansammlung geheimnisvoller schwarzer Magier, die es sich zum Ziel gemacht hatten, das Schicksal der gesamten Welt zum Negativen zu Verändern und die Welt vom schwarzen Loch verschlingen zu lassen. Sie erschufen auch schwarze Metallgefäße und schwarze Djinns.

Djinns:  Von Solomon erschaffene Geister die in Dungeons Leben und ihre Macht denjenigen geben die ihren Dungeon meistern und die Besten Voraussetzungen zum König haben.

Dungeonmonster: Wie der Name schon sagt, sind es Monster aus den verschiedenen Dungeons der Djinns. Jedoch laufen sie mittlerweile frei auf der Erde herum und verwüsten diese gänzlich, wobei sie alles unterjochen was schwächer ist als sie. Die Monster unterjochen sich teilweise auch gegenseitig.

Dungeons:  Von Magis herbeigezauberte Gebäude, in denen man unzähligen, tödlichen Aufgaben gegenüber gestellt wird. Einmal betreten kann man den Dungeon nur noch verlassen wen man ihn Bezwingt, indem man den Djinn erweckt der am Ende jedes Dungeons wartet. Je nachdem wie stark derjenige ist der den Dungeon betritt, kann der Djinn das Level des Dungeons anheben oder absenken um ein bezwingen eben diesem auf dem für den Kämpfer angepassten Level zu ermöglichen.

 Große Böse / Schwarzes Loch / Die Katastrophe/Vater:  Diese Anomalie trat schon einmal in Solomons Welt auf, es besteht aus einer schier unermesslichen Menge schwarzem Rukhs und ernährt sich vom weißen Rukh. Solomons Welt wurde von ihm komplett zerstört, sodass der stärkste Magier seiner Zeit gezwungen war eine neue Welt zu erschaffen und alle überlebenden dort hin zu bringen. Leider fanden auch die Al-Thamen, geheimnisvolle schwarze Magier in diese Welt und machten es sich zum Ziel auch die neue Welt vom schwarzen Loch verschlingen zu lassen.

Magi:  von Geburt an Geliebte des Rukhs, sie können das Magoi in ihrem Körper nutzen und es zu Magie umwandeln, im Gegensatz zu den Magiern können sie jedoch auch das Rukh aus ihrer Umgebung nutzen um mehr Magoi zu rufen und haben somit eine schier unerschöpfliche Quelle der Magie, solange wie ihr Körper die Nutzung aushält. Magis werden in den Legenden als diejenigen gesehen, die Könige erwählen und die Welt verändern. Eigentlich gibt es in jeder Epoche 3 Magis, jedoch scheint das nicht immer der Fall zu sein.

Magier:  Eine Art Unterrasse der Menschen, die dazu in der Lage ist das Magoi in ihrem Körper zu kontrollieren und in Magie umzusetzen. Sie sind jedoch an das Magoi in ihrem Körper gebunden, eine komplette Ausschöpfung des Magois kann zum Tode führen.

Magoi:  Von den Rukhs hervorgerufene Magie welche sich in jedem Lebewesen befindet

Mahma:  Mutter

Metallgefäße /Magische Gefäße:  Metallgefäße sind Metallgegenstände in die ein Djinn sich einnistet nachdem jemand einen Dungeon Bezwungen hat und den Djinn erhalten hat. Mit diesen Gefäßen kann der Besitzer den Djinn um sich herum Rufen wie eine magische Rüstung und unglaublich starke Angriffe ausführen. Jedoch ist die Meisterung zu einem vollen „Djinn Equip“ (Die gesamte Rüstung und nicht nur einzelne Teile) sehr schwer und oftmals brauch es einen Auslöser im richtigen Kampf um dies zu ermöglichen. Einmal geschafft, kann der Nutzer aber immer wieder die komplette Rüstung herbeirufen. Der Gegensatz zu den normalen Metallgefäßen sind die schwarzen Metallgefäße, welche von Al-Thamen benutzt wurden. Diese Gefäße ermöglichen es schwarze Djinns zu rufen oder einen schwarzen Djinn auszurüsten, indem der Nutzer „sein Leben“ gibt.

Rukh / kleines Licht:  Lebensenergie „Seelen“ die in jedem Lebewesen vorhanden sind, es erschafft Magoi und Magie. Wenn ein Lebewesen stirbt wandert seine Seele zurück in den großen Fluss des Rukhs, auch Schicksal genannt.

Schwarzer Djinn:  Die schwarzen Djinns sind die Gegensätze zu den normalen Djinns. Sie werden aus einer unglaublichen Menge schwarzem Rukhs erschaffen, aber auch ein schwarzes Metallgefäß kann seinen Nutzer in einen schwarzen Djinn verwandeln, wenn dieser dafür sein Leben gibt.

Schwarzes Rukh:  Schwarzes Rukh tritt auf, sobald ein Mensch in Ungnade fällt, in dem Moment wo er sein „Schicksal“ verflucht und es ändern will. Diese Anomalie des normalen Rukhs wird durch sehr starke negative Gefühle hervor gerufen, wie z.B. Hass, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit.

Solomon:  Der erste von 3 Magi gewählte König, er erschuf die Djinns und diese Welt, nachdem seine eigene von der gleichen Katastrophe zerstört wurde.

Tritonen:  Tritonen sind relativ schwache Dungeonmonster die sich einen Spaß daraus machen Menschen zu unterjochen, während sie meist selbst von einem stärkeren Dungeonmonster angeführt werden, welches Magoi und damit auch Rukh beherrscht. Sie sehen aus wie molchartige Fischmenschen und tragen meistens eine Waffe bei sich.

Pechschwarzes Licht

Sie löste sich von dem stechenden Blick des jungen Mannes und brachte ein wenig mehr Abstand zwischen ihn und sich.  „Es tut mir Leid, mein Name ist Sheila Sharif“, murmelte sie dann und deutete eine leichte Verbeugung an, indem sie den Kopf kurz senkte. Obwohl es die Antwort auf seine Frage war, schaute der Fremde sie immer noch skeptisch und kalt an, fast so als würde er eher einen Gegenstand betrachten. Als sein Blick auf ihr Haar fiel kniff er die schmalen Augen leicht zusammen, dann schien er sich aber zu besinnen und wollte aufstehen. Doch in dem Moment wo er die Beine unter den Körper stemmte, schien ihn ein Schwindelanfall zu greifen, denn er begann zu schwanken.

„Vorsicht!“, mit einer Bewegung war die junge Frau bei ihm und hielt ihn an den Schultern fest. „Fass mich nicht an!“, brüllte der Schwarzhaarige dann aber plötzlich und schlug sie mit einer Bewegung seines Armes von sich. Sheila hatte den Schlag aber kommen sehen und war rechtzeitig ausgewichen, hatte ihn dabei aber auch los gelassen, ganz wie er wollte.

„Stell dich nicht so an, ich wollte dir nur helfen“, stellte sie mit ruhiger Stimme fest, trotzdem funkelten ihre moosgrünen Augen. „Ich brauch keine Hilfe“, murrte der Mann nur, dann begann er erneut die Füße unter den Körper zu ziehen und stemmte sich, diesmal erfolgreich, in die Höhe. Nach einem kurzen Schwanken, blieb er tatsächlich auch stehen.

Nun erhob sich auch Sheila, wobei sie den weißen Stoff dem sie ihm eben ausgezogen hatte, mit vom Boden aufraffte.

„Her damit“, forderte der Rotäugige sie herrisch auf und sein Blick zeugte davon dass er keine wiederrede duldete. Verdammt, was bildete sich der Idiot eigentlich ein!? Sie hatte ihn aus diesem dummen Eis befreit und ihm ihre Hilfe angeboten. Arroganter Dreckskerl.

„Du solltest deine Haare damit verbergen“, meinte sie nun auch mit unfreundlichem Ton. Pah, wieso sollte sie weiterhin höflich sein wen der Kerl sie ansah als wäre sie ein Stück Dreck? Trotzdem hielt sie ihm den Stoff hin, den er ihr dann mit einer harten Bewegung aus der Hand riss.

„Pf… wieso sollte ich?“, meinte er nur und ein zynisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er den Stoff ordnete und ihn sich dann über den Kopf zog. Mit einem geübten Griff, packte er sein schwarzes Haar und zog den Perlenstrang unter dem Stoff hervor, dann warf er ihn sich mit einer Bewegung wieder über die Schultern, sodass der Zopf ihm hart gegen den Rücken klatschte. Das schien ihm jedoch nichts auszumachen, eher schien er das Gefühl gewohnt zu sein.

„Weil die Tritonen sonst wütend werden, aber das könnte mir ja eigentlich egal sein. Bei so einem Idioten wie dir“, gab sie nur schnippig von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Doch plötzlich änderte sich was im Blick des Mannes, in seinen Augen blitzte Schalk auf, dann richtete er blitzschnell das Zepter gegen sie. Plötzlich schoss eine leichte Bö daraus hervor und wehte ihr tatsächlich das Tuch vom Kopf, sodass ihr Haar sich befreite und der lange Zopf im Wind wehte.

„Was zum…“, Sheilas Mund stand ein Stück offen als sie diese Frage stellte, mehr an sich selbst als an ihn. Aber der Mann ihr Gegenüber schien genauso geschockt zu sein wie sie und starrte ungläubig auf das Zepter in seiner Hand. Dann zog er den Arm zurück und besah sich seine Hände wie sie es eben auch getan hatte. Wobei er das Zepter immer noch zwischen 2 Fingern hielt. Dann knirschte er leicht mit den Zähnen und sah wieder zu ihr.

So als sei sie daran schuld das plötzlich so ein Wind aufkam… oder, weil es nicht so viel war, wie er erwartete hatte? „Du… bist ein Magier“, stellte Sheila dann das offensichtlichste fest und schluckte leicht. Seit Jahren gab es keine Magier mehr unter den Menschen… aber schon die Sache mit dem Eis hatte sie zu diesem Schluss gebracht.

„Magier?“, er hob eine Augenbraue fragend und schüttelte dann den Kopf, so als hätte ihre Aussage ihn amüsiert. „Ich bin ein Magi du Trottel, vergleich mich nicht mit diesen Zweitklassigen Magiern“, brachte er grinsend hervor, es schien wirklich amüsant gewesen zu sein das sie ihn als Magier betitelt hatte.

Sheila jedoch war von Sekunde zu Sekunde verwirrter. Er verhielt sich gerade so… als wüsste er nicht was in der Welt abging. Wie lange war der Kerl im Eis eingeschlossen!? „Sag nicht… du bist ein Magi aus der Zeit vor der Katastrophe, warst du so lange im Eis?“, das er sie beleidigt hatte ignorierte sie mal gekonnt, es gab jetzt viel zu viele Fragen die sie dem Magi stellen wollte, nein, musste!

Ihre Aussage schien ihn nun aber zu irritieren, denn er verlor sein Grinsen und sah sie verständnislos an, wobei er die Schultern in einer fragenden Geste anhob. „Von was zur Hölle redest du?“,  auch seine Stimme spiegelte seine Verblüffung wieder die er offen auf seinem Gesicht zur Schau stellte. Doch dann verengten sich seine Augen wieder ein Stück und sein Gesicht bekam wieder die gewohnte härte. Scheinbar schien er gemerkt zu haben das sie nicht scherzte und noch etwas anderes.

Seine Iris schien plötzlich 2 farbige Ringe aufzuweisen und die rote Farbe in ihnen schien sich mit einer helleren Farbe zu mischen. Sheila fühlte sich durch diesen Blick seltsam durchschaut, es war unangenehm.

„Was zur Hölle bist du? Du hast keinerlei Magoi in deinem Körper und ich sehe nicht mal Rukh um dich herum“, sein Blick wurde wieder normal, doch was er gesehen hatte schien seine Fragen nicht wirklich beantwortet zu haben.

Aus seiner Sicht müsste sie eigentlich Tod sein, jeder Mensch hatte eine natürliche, durch Rukh erschaffene, Magoi Kapazität in seinem Körper, welche größer und kleiner Ausfallen konnte. Je nachdem wie groß sie war zeigte sie auch ob ein Mensch das Zeug dazu hatte ein magisches Gefäß und damit auch einen Djinn zu beherrschen. Jedoch konnten nur die Magier und Magis das Magoi in ihrem Körper kontrollieren und freisetzen um es in Magie umzuwandeln, normale Menschen waren dazu nur mit Hilfe eines Metallgefäßes oder eines magischen Gegenstandes in der Lage. Jedoch, kein Rukh, kein Magoi = Tod. Er hatte noch nie gesehen dass jemand kein Magoi besaß. Selbst Pflanzen und Tiere besaßen diese Lebensenergie.

Doch als er sich nun umsah, bemerkte er was ihn noch fuchste, er sah allgemein kaum Rukh und das das er sah, schienen krank zu sein, verlangsamt wie in Zeitlupe und seltsam verletzt, als schien es nicht richtig fliegen zu können. Hatte er deshalb die Magie nicht rufen können? War das Rukh zu schwach? Schließlich hatte er wie üblich nur die Kraft benutzt die das Rukh ihm gab und nicht sein eigenes Magoi. Aber was zur Hölle war hier nur los, dieser Ort war seltsam.

Er schloss kurz die Augen, als er sie wieder öffnete sah er wie das schwarze Rukh um ihn herum kreiste und in tiefen Tönen zwitscherte, an dieser Form schien alles normal zu sein. Was hieß das nur das weiße Rukh, das reine Rukh, von was auch immer beeinflusst wurde. Wen er eben das schwarze Rukh benutzt hätte, wäre dann seine Magie so stark gewesen wie üblich? Doch ihre Antwort unterbrach seine wirren Gedanken.

„Ich bin… ein ganz normaler Mensch und es ist ganz normal das ich kein Magoi besitze, kein Mensch besitzt mehr Magoi und niemand ist mehr eins mit dem Schicksal, wir haben alle unsere Seelen verloren. Selbst die Natur… die Pflanzen und Tiere sind nur noch schwach mit dem Schicksal verbunden“, sie wusste das nicht selbst, schließlich konnte Sheila die Rukhs nicht sehen, auch wenn sie sich sicher war das die weißen Vögel eben Rukhs waren, doch ihre Ahme hatte ihr das erzählt. Sie bekam immer einen traurigen Ausdruck wen sie erzählte dass die Menschen vom Schicksal ausgestoßen wurden, das diese gesamte Welt vom Schicksal ausgestoßen wurde und nur noch vereinzelt das Rukh zu finden war. Doch es gab noch Wesen mit Unmengen an Rukh und Magie und das waren die Dungeonmonster! Sie stahlen das Rukh wie zuvor das Monster der Katastrophe, doch sie vernichteten es nicht, sondern benutzten es für ihre eigenen Zwecke.

„Ohne Magoi müsstet ihr Tod sein… ich war einige Zeit in Eis eingeschlossen? Was ist nach dem Krieg zwischen Leam, Kou und Magnostadt passiert?“, es war das letzte an das er sich erinnern konnte, wie er mit Hakuryuu dem Krieg der 3 Mächte zugesehen hatte. Dann, war alles schwarz, er hatte keine Erinnerungen mehr daran, was danach geschehen war und doch wusste er, dass noch etwas passiert sein musste. War er am Ende mit daran schuld, was mit dieser Welt passiert war. Aber… das war nicht sein Ziel gewesen, ja, er wollte die Welt in Verzweiflung und Kriege stürzen! Aber das hier… die Menschen schienen nicht einmal mehr die Kraft zu besitzen um Kriege zu führen.

„ Der Krieg hat ein unschönes Ende gefunden, ein Ende das verantwortlich dafür ist wie die Welt nun aussieht und du trägst mit daran schuld. Der schwarze Magi, das Orakel der Kou, Mitglied von Al-Thamen. Nicht wahr, Judal?“, Sheila und auch Judal schraken zusammen als die strenge Stimme so unvermittelt aus der Dunkelheit echote. Dann kam auch schon ihre Ahme aus der Schwärze hervor und sie hatte deren Augen noch nie so voller Hass und Misstrauen gesehen. Diese Emotionen waren einzig und allein auf den Magi gerichtet der sie nun ebenfalls abschätzend musterte, bevor er einfach nur wieder anfing zu lächeln, diesmal seltsam lieb und vertrauensvoll. Wie schaffte er das? Zu lächeln und zu schauen als wäre alles ganz normal, obwohl er offensichtlich aus seinem ganzen Leben gerissen wurde und in einer ihm vollkommen unbekannten Zeit und Welt gelandet war.

„Also gibt es hier doch jemanden der mich kennt! Jedoch hören sich die Anschuldigungen nicht gerade sehr nett an. Ich soll an allem hier Schuld tragen? Nur weil ich Al-Thamen geholfen habe? Wer bist du, das du das sagen kannst?“, meinte er in fröhlichem und überheblichen Ton. Dann lief er einfach auf ihre Ahme zu, stemmte die Hände in die Hüfte und lehnte sich frech zu der vom alter gebeugten Frau vor.

„Wenn du meine Tochter nicht erwählt hättest, würden ich dich zum Teufel jagen Magi. Jedoch ist mir das nun nicht mehr möglich.“, murrte die alte Frau und sah zu Judal auf, jedoch war ihr Blick stechend und auf seine Fragen schien sie absichtlich keine Antwort zu geben. Das schien auch der Magi zu bemerken, denn er richtete sich wieder auf und sein Blick zeugte nun von Verachtung.

„Ich soll die da erwählt haben? Sie hat keinerlei Potenzial für eine Königin. Und mich zum Teufel jagen? Als wäre dir das möglich“, seine Stimme troff von Hohn und Verachtung. Sheila war am Anfang wirklich fasziniert gewesen, als er sich als Magi entpuppte. Doch mittlerweile verwandelte sich ihre Faszination in Abscheu und die Worte ihrer Ahme hatten diesen noch vertieft. Der „schwarze Magi“ von dem sie ihr oft erzählt hatte. Den einzigen Magi den sich wohl niemand zurück wünschte, ausgerechnet er war wieder da. Was sollte die Welt den nun wieder aushalten müssen? Sollte das Böse nun wieder neu erschaffen werden? Aber wie… in einer Welt die sowieso schon komplett gebeutelt und ausgesaugt war.

„Oh glaub mir, diese Welt hier unterscheidet sich drastisch von der die du kennst, du hast hier als Magi keine Macht mehr und jetzt kommt mit, alle beide! Es ist gefährlich sich weiter auf feindlichem Terrain zu unterhalten“, mit diesen Worten drehte sich die alte Frau einfach um und verschwand wieder in der Dunkelheit.

„Na warte…“, Sheila sah die Absicht in Judals Gesicht und irgendetwas sagte ihr, das sie ihn aufhalten musste! Wusste er wie er Magie einsetzen konnte? Hatte er einen Weg gefunden dem Fail von eben zu entgehen?

Just in dem Moment als der Schwarzhaarige das Zepter hob und es in die Richtung richtete in die ihre Ahme gegangen war, sprang Sheila nach vorne und griff nach dem Arm des Magis. Sie riss diesen herum und damit auch Judal selbst. Dieser schien damit so wenig gerechnet zu haben, das er nicht rechtzeitig einen Bolg erschaffen konnte und von Sheila zu Boden gerissen wurde.

„Du verdammte...!“, knurrte er wütend, doch in dem Moment in dem er sich herum gedrehte hatte um Sheila anzugreifen, weitete sich seine Augen. Sie saß auf ihm und ihre Gesichter waren einander Näher als es gut war. Doch was Judal schockte war die Tatsache, dass das schwarze Rukh, was ihm bis eben noch gehorcht hatte, plötzlich zu kreischen anfing und wild um ihn herum stob, fort von der Frau die dort auf ihm saß und ihn hasserfüllt anblickte. Fast so… als würde es sich vor ihr fürchten!

Und da sah er das goldene Glimmen um ihren Körper, von wegen sie besaß kein Magoi! wo auch immer es war, es war bei ihr, auch wenn er es nicht direkt sehen konnte. Doch er fragte gar nicht erst nach, sie würde ihm wohl entweder keine Antwort geben können oder wollen. Also schubste er sie nur mit aller Kraft von sich und erhob sich. „Mach das nicht noch mal!“, zischte er ihr entgegen und seine Augen sprühten förmlich Funken. „Das Gleiche gilt für dich“, antwortete Sheila nur und stand ebenfalls auf, wobei sie sich den Dreck von den zerschlissenen Klamotten klopfte. Judal schnaubte nur, doch dann zog sich wieder dieses fiese, breite Grinsen über seine Lippen und seine Augen durchbohrten ihre, bevor er sich dann einfach schwungvoll abwand.

„Na gut… es bleibt mir wohl eh nichts anderes übrig als der Ollen zuzuhören“, schien er sich dann langsam, zwangsmäßig in sein Schicksal zu fügen. Das war auch weit klüger als sich hier weiter Feinde zu machen. Schließlich war er allein in einer für ihn vollkommen neuen Welt mit neuen Regeln. Das Ausmaß schien er bis jetzt noch gar nicht ganz begriffen zu haben. Das alles, wofür er bisher gelebt hatte, scheinbar für die Katz gewesen war und dass in einer Welt die eigentlich das Ziel seiner Träume sein sollte und doch so viel anders war als er es sich vorgestellt hatte.

Sheila gab ihm mit einer kleinen Geste zu verstehen dass er als erstes ihrer Ahme folgen sollte und Judal verstand das sie ihm nicht über den Weg traute. Eine Tatsache die sein Grinsen nur wieder zynisch werden ließ, diese Behandlung war ihm schließlich nicht Fremd. Sie waren hier im Terrain des Feindes, er aber auch und die Feinde waren diese beiden die ihm den Einstieg in die neue Welt scheinbar erschweren wollten.

Trotzdem schossen ihm nun viele Gedanken durch den Kopf und er hatte das Gefühl das auf jede Antwort nur noch mehr Fragen kommen würden. Wer waren diese Tritonen? Was war mit dem Rukh und der Welt allgemein geschehen? Wieso gab es keine Magie mehr und was war mit den anderen Magis, den Magiern und den Dungeon Eroberern geschehen? Und was meinte die Alte damit dass er dieses Mädchen gewählt haben sollte? er hatte nicht das Gefühl das sie irgendwie zur Königin taugte, nach wie vor nicht. Aber wer war sie? Auch diese Alte hatte keine Rukhs um sich herum, jedoch fehlte bei ihr der goldene Schimmer den er bei dem Mädchen sah. Konnte es sein das das Rukh des Mädchens sozusagen aus einem Schlaf erwacht war? In dem Moment in dem sie sich ihm entgegen gestellt hatte?

Verdammt! Er konnte diese Welt jetzt schon nicht leiden, nie und nimmer war das das Ergebnis seiner Arbeit! Und doch, wusste er dass es so war. Diese Welt war von Al-Thamen geschaffen worden. Er fragte sich was mit ihnen war, gab es sie noch? Wenn ja, dann hätten sie ihn doch schon längst gefunden gehabt und dann wäre er unter Leuten die er kannte erwacht und nicht unter Leuten die ihn hassten, auch wenn ihm das ziemlich egal war.

Deswegen verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und schlenderte gemütlich vorwärts, ganz so als würde er sich in Begleitung von Freunden befinden. Nach einem kurzen Blick nach hinten vertiefte sich sein Grinsen. Dem Mädchen schien es gar nicht zu gefallen das er das alles so locker nahm.

 

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„Schwarzer Magi“: Die heutige Bezeichnung des ersten Magis der von schwarzem Rukh geliebt wurde: Judal
 

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Hey Leute, ich wollte nur kurz anmerken, das wen ihr Fragen habt, das ihr mir die in Form einer ENS zuschicken könnt, ich werde sie von den Charas, auf hoffentlich recht witzige Art, beantworten lassen. Also könnt ihr auf Fun-Fragen stellen! Nur Spoiler werden natürlich nicht beantwortet ^^

Ihr könnt allen Charas oder einem ganz bestimmten (Auch OC Magi Charas wie Judal) eine Frage stellen und derjenige wird sie dann beantworten. Wenn ich genug Fragen zusammen habe, werde ich ein FAQ erstellen, bei dem ihr eure Fragen dan auch in den Kommentaren hinterlassen könnte, was sicher einfacher ist als mir eine ENS zu schicken.

Auch könnt ihr natürlich Fragen, die in den neuen Kapiteln aufkommen fragen.

Demnächst werde ich auch eine Illustration mit Sheila und Judal hier reinstellen, sodass ihr mal schauen könnt wie Sheila wirklich ausschaut ^^

Kristallklarer Spiegel

Schnell hatten sie die Grenze des feindlichen  Territoriums wieder verlassen und liefen über das Feld zurück auf das Dorf zu. Sheila ließ den Magi vor sich dabei nicht aus den Augen, auch wenn sie nicht drum herum kam zu bewundern wie leichtfüßig er sich über die raue, von Steinchen durchsetzte Erde bewegte. Judal schien sie mittlerweile aber komplett zu ignorieren, genauso wie ihre Ahme die vor ihm lief und immer wieder einen kurzen Blick aus den Augenwinkel nach hinten warf, um sicher zu gehen das er nicht wieder auf falsche Gedanken kam.

Der Schwarzhaarige schien im Moment aber viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, er sah sich immer wieder um, nur um dann den Kopf leicht zur Seite zu legen, ganz so als würde er über etwas nachdenken. Doch dann drehte er sich plötzlich zu ihr um, hielt aber nicht inne, sondern lief einfach rückwärts weiter. Obwohl er jetzt nicht einmal mehr hinsah wo er hintrat, lief er immer noch so leichtfüßig wie zuvor und langsam hatte Sheila das Gefühl das er dafür Magie verwendete, jedoch konnte sie nicht sehen wie.

Konnte man Gravitationsmagie überhaupt sehen? Wahrscheinlich nicht…

„Wie lange war ich im Eis eingeschlossen?“, fragte er dann einfach frei heraus und mit einer Stimme bei der man glatt meinen könnte er hätte nicht gerade eben noch versucht ihre Ahme umzubringen.

„72 Jahre“, kam ihr die alte Frau dann aber schon zuvor, was Judal veranlasste nach hinten zu sehen, zu der Frau die vor ihm lief, doch er drehte sich nicht wieder um. Scheinbar sah er das nicht als nötig an.

„Ich hab nicht mit dir geredet, alte Schachtel“, meinte er dann nur und zog einen Mundwinkel zu einem schelmischen Grinsen nach oben. Konnte er eigentlich auch irgendetwas anderes außer Grinsen? Scheinbar nicht, nutzlosester Idiot der nutzlosen Idioten.

„Wenn du antworten willst, solltest du nicht so frech zu meiner Mahma sein… sie weiß weit mehr als ich“, Sheila sah sich einfach gezwungen ihre Ahme zu verteidigen, auch wenn die alte Frau ihr daraufhin nur einen strengen Blick zuwarf. Die Blauhaarige senkte daraufhin sofort kurz ihren Kopf, etwas das den Magi auflachen ließ. Er schien es amüsant zu finden dass sie ihrer Ahme so sehr gehorchte. Sheila warf dem Schwarzhaarigen daraufhin einen scharfen Blick zu, der diesen aber scheinbar nur noch mehr zu amüsieren schien, denn er drehte sich nur chuckelnd wieder nach vorne und schlenderte weiter.

„Sheila, wo ist dein Haartuch?“, meinte ihre Ahme dann plötzlich und automatisch griff sich die junge Frau an ihr offenes Haar. Ohje! Das hatte sie total vergessen! „Ich werde es morgen hohlen Mahma, solange zieh ich das andere an. Um die Uhrzeit werden die Tritonen wohl kaum nach uns sehen… hoffe ich zumindest. Denkst du sie werden wissen wer Judal ist wenn sie ihn sehen?“, fragte Sheila dann besorgt nach und erwiderte den Blick, den ihr der Schwarzhaarige kurz über die Schulter zuwarf. Jedoch konnte sie nicht sagen was er gerade dachte, er schien abzuwägen wie gefährlich die Tritonen wirklich waren. An seiner ganzen Art und Haltung konnte sie sich vorstellen dass er sich eigentlich keine Gedanken über derlei Dinge machte, das er fest davon überzeugt war mit allem und jedem locker fertig zu werden. Doch die Situation hier schien ihn in ganz neue, für ihn vollkommen fremde Bahnen zu werfen und nahm ihm einen großen Teil seines Selbstbewusstseins, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ.

Die Erkenntnis stieß Sheila trotzdem sauer auf, er war jetzt schon ziemlich unausstehlich, wie würde er erst werden wen er sich an sein neues Leben gewöhnt hatte und sich neue Ziele setzte? Magis konnten in jeder Zeit gut überleben, selbst in einer so schwierigen wie dieser. Er würde es einfach annehmen wie es war und eventuell wieder neue, egoistische Pläne schmieden wie er seinen Traum, der sich scheinbar nicht zu seiner Zufriedenheit entwickelt hatte, doch noch Wirklichkeit werden lassen konnte.

Judal würde die Erde wieder in Dunkelheit werfen, schlimmer als es die Dungeonmonster bisher getan hatten, da war sie sich sicher und das musste sie verhindern, auch wenn das hieß ihr restliches Leben an seiner Seite zu verbringen. Wie ein Schatten, eine Fessel die er nie wieder los bekam. War das überhaupt so schlimm für sie? Sie lebte hier schon wie eine Gefangene, eine Sklavin… wenn sie mit Judal mitging und die Lebensaufgabe ausführte die ihre Ahme ihr mitgeben würde, dann würde sie wenigstens die Welt sehen. Sie wäre nicht mehr an einen festen Ort gekettet, sondern an eine Person, eine Person die sie überall mithin nehmen würde, musste und dabei würde sie nicht mal so kuschen wie ein Sklave es tun müsste und wie sie es vor den Tritonen tat.

„… magiefähig um das Rukh zu sehen, also nur das Oberhaupt“, hörte sie dann plötzlich das letzte Stück der Antwort ihrer Ahme. Ohje, sie war so in Gedanken versunken gewesen das sie nicht mal die Antwort auf ihre Frage mitbekommen hatte.

„Ha Alte, dein Püppchen hört dir nicht mal zu“, erscholl dann die, in diesem Moment, mehr als penetrante Stimme des Magis. Mittlerweile schien sie ihr gar nicht mehr so schön weich und samtig.

 „Ach Halt doch dein Maul du ekelhafter Großkotz! Du gehst mir langsam sowas von auf den Keks! Keiner fragt dich irgendwie nach deiner beschissenen Meinung also sieh zu das du dein Mundwerk im Zaum hältst!“, brüllte sie dann plötzlich einfach los, bevor sich ihre Augen weiteten und sie die Hand vor den Mund nahm. Was war denn da in sie gefahren!? So war sie noch nie ausgeflippt, zumindest niemals vor ihrer Ahme!

Judal sah sie nur verdutzt und scheinbar ein wenig überrumpelt an, damit schien er nicht gerechnet zu haben und konnte im ersten Moment auch nichts drauf erwidern: Voller Erfolg! Aber auch ihre Ahme hatte sich zu ihr umgedreht und sah sie mit einer vorwurfsvoll angehobenen Augenbraue an. Der Blick ließ Sheila sich leicht verlegen im Nacken kratzen und ein schiefes Lächeln zustande bringen. Doch dann lachte ihre Ahme kurz und kehlig und drehte sich wieder um.

„Ich sehe schon… das Schicksal hat für diese Aufgabe genau die richtige Person ausgewählt“, meinte die alte Frau dann und sprach damit teilweise in Rätseln. Jedoch konnte Sheila erahnen was ihre Ahme meinte. Aber auch Judal schien langsam zu wissen wo der Hase lang lief und seinem Gesichtsausdruck nach schien ihm das eher weniger zu gefallen, genervter hätte er gar nicht schauen können.

„Ich werde diese Frau nicht mitnehmen, da bringen mich keine 10 Pferde zu“, meinte er dann mit einem Tonfall der perfekt zu seiner Mimik passte und auch noch eine gute Portion kindischen Trotz enthielt. Doch da würde er bei der alten Frau auf Granit beißen und tat er auch.

„Das hast du nicht mehr zu entscheiden… oder ganz im Gegenteil, das hast du schon entschieden törichter Magi… in dem Moment indem du auf sie reagiert hast und ihr Rukh geweckt hast“, meinte Sheilas Ahme und deutete dann an das sie nun still sein sollten. Außergerechnet jetzt, nach diesem Satz hatte Sheila so viele Fragen an ihre Ahme. Ihr Rukh wieder erweckt? War das überhaupt möglich? Sie dachte das sie schon seit der Geburt von ihrem Schicksal ausgestoßen wurde, wie alle anderen auch.

Doch sie wusste auch dass es nun besser war still zu sein, denn sie waren endlich am Dorfrand angekommen und wenn jemand aufwachte und sie mit dem Fremden sah, würde man unliebsame Fragen stellen. Doch sie hatten Glück und alle schienen tief zu schlafen, verständlich um diese Uhrzeit. Trotzdem begaben sie sich so schnell wie möglich zu der kleinen Hütte ihrer Ahme. Diese hielt den Stofffetzen der als Eingang diente zur Seite und wartete bis Sheila und Judal hindurch gehuscht waren, bevor sie sich kurz umsah und dann den Eingang hinter sich zuzog.

Sheila hatte sich sofort auf einem der dünnen Teppiche niedergelassen und saß nun auf den Knien auf dem staubigen Stoff und sah abwartend zu ihrer Ahme. Der Schwarzhaarige Magi hatte sich dagegen nur an eine der Lehmwände gelehnt und die Arme verschränkt, aber auch er richtete seine roten Augen auf die alte Frau.

„Ich denke… wir fangen am Anfang an… ich habe euch viel zu erzählen und auch dir Sheila, hab ich nie alles gesagt“, gab die Ergraute dann leise und seltsam müde von sich, sie wirkte als wäre sie um Jahre gealtert, als sie sich mit schlurfenden Schritten auf den Teppich gegenüber von Sheila begab und sich da ebenfalls niederließ. Dann sah sie zu Judal und wies ihn mit einer einzigen Geste an, sich ebenfalls zu setzen.

Erst zögerte der Magi, doch dann löste er sich von der Wand und begab sich zu dem Stofffetzen neben Sheilas und ließ sich darauf nieder. Jedoch nicht auf den Knien wie die anderen beiden, sondern zog ein Bein unter sein Gesäß während er das andere angewinkelt liegen ließ, einen seiner Arme über das Knie legte und die andere Hand auf dem Oberschenkel des anderen Beines ruhen lies.

„In Ordnung“, er schien plötzlich unglaublich ernst und sogar sein Grinsen war von seinem Gesicht gewichen. Ihre Ahme schien diese Reaktion zufrieden zu stellen, das Judal sein weiteres Schicksal doch ernst nahm und auch wissen wollte was alles passiert war.

„Gut… dann fange ich am Anfang an:

Ich stamme nicht aus dem alten Leam wie du angenommen hast Sheila, sondern aus Sindria. Als die Katastrophe ihren Lauf nahm, war ich 9 Jahre alt und befand mich auf der Insel. Es war sehr chaotisch aufgrund der ganzen Ereignisse und sehr viel habe ich auch nicht mitbekommen. Nur das König Sindbad ebenfalls Aufgebrochen war um der Katastrophe die sich anbahnte Einhalt zu gebieten. Doch am Ende schien nichts davon etwas gebracht zu haben… es ging alles sehr schnell als die Dunkelheit sich wie eine Wolke über das Land legte. Auf einen Schlag war nichts mehr wie es war, das Gras verdorrte unter unseren Füßen und die Vögel fielen vom Himmel wie Regentropfen… doch das schlimmste war das auch uns in Windeseile jegliche Kraft entzogen wurde. Wir gingen in die Knie und ich weiß noch genau das Gefühl, es hat sich angefühlt als würde etwas alles aus uns heraus saugen, unser ganzes Leben.

Zu dieser Zeit wusste ich nicht was geschah, das die Dunkelheit das Rukh fraß und uns in einer Welt aus Schwärze zurückließ, in einer vollkommen Toten Welt. Als ich aufwachte, war ich verwirrt und verzweifelt, viele Menschen um mich herum waren Tod und sahen mich mit ihren starren, leeren Augen an. Für ein Kind in meinem Alter waren diese Blicke heftig genug um mich vollkommen aus der Bahn  zu werfen und meine Erinnerungen zu zerstören. Wenn ich mich versuche an genaueres zu erinnern, dann sehe ich nur immer wieder diese Blicke vor meinem inneren Auge.

So kann ich nur sagen was ich vermute, das ich mit den restlichen Überlebenden zusammen getan habe. Das wir die gesamte Stadt und sogar den Palast nach weiteren Überlebenden abgesucht hatten, in der Hoffnung einen der Generäle oder Sindbad selbst zu finden, das unser König uns sagen konnte was wir tun mussten. Doch wir fanden niemanden.

Wir waren auf uns alleine Gestellt auf einer Insel mitten im Meer. Doch, das war auch was uns rettete, wie waren abgeschnitten vom Festland und darauf angewiesen selbst Mittel und Wege zu finden um zu überleben. Wir lebten Jahre in Sindria, ernährten uns von dem was es noch gab und selbst wenn es anfangs das Fleisch unserer Freunde und Familie war. Sie ermöglichten uns ein Überleben, auch nachdem sie schon lange Tod waren.

Der Anbau von Obst und Gemüse war schwer und nur wenige Samen trugen Früchte, doch … irgendwie schafften wir es immer wieder, Jahr für Jahr zu überleben. Es starben zwar auch viele von uns, doch die ernten wurden immer besser und mit weniger Mündern zu stopfen, schafften die restlichen es das alles zu überleben und ich war eine von ihnen. Mit der Zeit kehrten auch das Grün und die Tiere zurück. Wie wir Menschen war auch nicht jegliches andere Leben erloschen. Alles was stark genug war hatte überlebt, doch die Zahl war gering.

Jedoch schafften wir es so wieder richtigen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben und so bauten wir auf den Ruinen unserer Stadt ein neues Sindria.

Doch so abgekapselt wie wir waren, bekamen wir nicht mit was auf anderen Orten der Erde geschah. Dass es noch viele Menschen gab und der Planet wieder dabei war sich von allem zu erholen, das sogar das Rukh, der Fluss allen Lebens wieder zurück gekehrt war. Jedoch konnte niemand das Rukh sehen, so wusste auch niemand das das Land sich wieder erholte und anfing sich wieder ins Schicksal einzufügen, wir konnten es nur ahnen.

Seit der Katastrophe gibt es keine Magier mehr, die Magis verschwanden und sogar alle Djinns und deren Nutzer, sowohl diejenigen mit Metallgefäßen wie auch die mit Haushaltsgefäßen. Sie schienen wie von der Erde verschluckt und durch dein Auftauchen Judal, denke ich das das nicht nur ein Sprichwort ist.

Doch, es gab noch etwas Neues, etwas das den Wiederaufbau der Erde wie sie einmal war, komplett verhinderte und nur Sindria verschonte, wieso weiß bis heute niemand. Kurz nachdem das Rukh sich wieder erholt hatte und uns wieder in den Kreis einschloss, tauchten Monster auf der Erde auf. Das Erste von dem berichtete wurde, war ein großer, schwarzer und sehr alter Drache. Ein Drache der sehr wahrscheinlich aus dem ersten Dungeon zu stammen schien, laut Sindbads Abenteuer Geschichten. Doch dem einen folgten viele, groteske Wesen die die Welt nur aus den Dungeons kannte. Weil die Dungeons genauso von der Bildfläche verschwunden waren wie ihre Schöpfer, musste das irgendwie einen Riss zwischen ihrer und unserer Welt ausgelöst haben, sodass die Kreaturen aus den Dungeons in die freie Welt konnten ohne von jemandem Beschworen zu werden.

Zumindest glauben wir das… doch ich habe den Verdacht das es tatsächlich jemanden gibt der den ersten Drachen freiließ und dafür sorgte das dieser mit seiner Weisheit mehr Monster den Übergang ermöglichen konnte. Doch das herauszufinden ist eine Sache die ich euch auferlegen muss…“.

Sie hatten der alten Frau aufmerksam zugehört und saugten ihre Worte auf wie ein Schwamm. „Aber ist das überhaupt möglich? Ich meine ja, es gibt Wege die Kreaturen aus den Dungeons hervor zu holen, das habe ich selbst auch schon oft genug getan. Aber ich glaube nicht das die Kreaturen sich Gegenseitig heraushelfen können…“, gab Judal dann zu bedenken und er wirkte nachdenklich. Was aber wohl auch verständlich war. Sheila blieb still und wirkte leicht in sich gekehrt, ihre Ahme wusste so viel und hätte ihr das alles schon viel früher erzählen können… sie stammte aus dieser Zeit, hatte alles selbst miterlebt und ihr trotzdem nie etwas gesagt.

„Wie gesagt, ich glaube nicht das der Drache alleine heraus kam, jedoch war er mächtig genug um andere Kreaturen zu befreien, das ist bewiesen… er hat den Rest in diese Welt geholt die nun von ihnen bevölkert wird“, antwortete ihre Ahme dann dem Magi der das kurz nickend akzeptierte, aber noch nicht ganz zufrieden gestellt schien.

„Wenn der Drache von jemand geholt wurde… dann muss derjenige ein Magi gewesen sein… nur wir sind in der Lage die Dungeons zu rufen und auch die Kreaturen daraus zu befreien. Das hieße, dass einer der anderen 4 den Drachen in diese Welt geholt haben musste…“, er schien das nicht wirklich glauben zu können und es war auch wirklich unglaubwürdig. Wenn einer der anderen 3 Magis hier säße, dann hätte man sofort Judal vermutet. Doch der war hier und bis vor kurzem noch im Eis eingeschlossen, außerdem schien er wirklich keine Ahnung von alledem zu haben… oder konnte er so gut Schauspielern? Was sollte aus dieser Reise werden wenn sie Judal jetzt schon verdächtigten!? Nein, sie mussten herausfinden wer wirklich dahinter steckte. Das Judal schon den ein oder anderen verdacht hatte, konnte keiner ahnen.

„Es sieht ganz danach aus, auch wenn ich das selbst kaum glauben kann. Umso mehr müsst ihr herausfinden wer es ist der das hier verursacht hat. Auch wenn ich es ungern sage, doch Judal du bist seit vielen Jahrzehnten der Einzige Mensch der Magie einsetzen kann und dazu noch ein mächtiger Magi, du allein kannst uns retten und ich hoffe das du das ernst nimmst. Ich sehe dich zwar heute das erste Mal, aber ich hab genug von dir gehört.“, ihre Ahme sah den Magi ernst an und jetzt zeigte sich wie verzwickt die Lage war. Sie hatte Sheila oft genug von den 4 Magis erzählt und dabei nie etwas Gutes über Judal sagen können. Er war arrogant, egoistisch, überheblich und nur auf seinen eigenen Vorteil aus und das hatte sie nach dieser kurzen Zeit wo sie ihn kannte auch schon zu spüren bekommen.

„Ha, ist mir klar dass du nichts Gutes über mich hörst wenn du aus Sindria kommst. Ich glaube kaum das Sindbad Lobgesänge von mir gesungen hat!“, meinte Judal dann nur und von einer Sekunde auf die nächste war sein ganzer Ernst weg und das übliche Grinsen zierte wieder sein Gesicht.

„Trotzdem war das noch nicht alles was? Komm schon alte Schreckschraube, was hat es jetzt mit dieser Zicke auf sich?“, fragte er dann und lehnte sich dabei ein Stück zurück, während er einen Arm leicht anhob und mit dem Daumen in Sheilas Richtung zeigte ohne sie anzusehen, sein Blick war auf ihre Ahme geheftet.

Diese sah ihn erzürnt an, hielt sich aber zurück. Das war etwas das Sheila die Zähne knirschen ließ, wieso sagte ihre Ahme nichts zu dem unverschämten Verhalten des Magis!? Wenn sie so etwas zu ihr sagen würde, dann hätte sie sich die Radieschen von unten ansehen dürfen!

Judal schien das zumindest nur in seinem Ego zu puschen, dass er nicht zu Recht gewiesen wurde. Zumindest setzte er sich nun noch gemütlicher hin und machte ganz den Anschein als wäre er hier der Chef im Haus, dieser… wenn sie könnte würde sie ihm eine reinhauen! Einfach dafür wie er sich hier aufführte! Doch damit wäre Sheila nicht besser als er und das allein hielt sie davon ab. Ihre Ahme schien aber zu merken das Sheilas Geduld langsam am Ende war und warf ihr einen ermahnenden Blick zu, den die junge Frau trotzig erwiderte. Sie würde vor diesem Mann nicht so kuschen wie ihre Ahme, niemals!

„Ja… es gibt noch etwas das ich vor dir verheimlicht habe Sheila. Es gibt tatsächlich noch Magier die in dieser Zeit geboren werden, jedoch sind sie mit den alten Magiern nicht zu vergleichen da sie genau wie alle anderen Menschen keinerlei Magoi in ihrem Körper haben. Ich weiß davon auch nur weil vor kurzem ein Wanderer und Abenteurer in unser Dorf kam und mir davon erzählt hatte das er davon gehört hatte das Magie begabte Menschen geboren wurden. Sie konnten nichts mit ihrer Magie anfangen, da sie nicht wussten wie und als herauskam das sie magiebegabt waren, wurden sie von den Dungeonmonster vor aller Augen getötet. Ich hab diese Geschichte für ein albernes Gerücht gehalten… wie so viele, bis jetzt.

Doch der Mann hatte mitbekommen wie die Dungeonkreaturen über die Magier redeten, das ihr Oberhaupt bei ihnen ein goldenes Glimmen um den Körper sehen konnte. Judal, was siehst du bei Sheila?“, damit wand sich die alte Frau dem Schwarzhaarigen zu. Der nur den Kopf leicht zur Seite legte und mit einem überheblichen Grinsen antwortete als wäre es ganz normal: „Ein goldenes Glimmen, aber keine Rukhs und vorhin hab ich auch kein Magoi in ihr gesehen. Also scheint sie eine dieser Magier der neuen Generation zu sein?“.

Doch dann richtete er sich noch einmal ein wenig auf. „Und was soll das bringen? Selbst wenn sie eine solche Magierin ist, scheint sie ohne Magoi keine Magie einsetzen zu können und ist damit genauso nutzlos und schwach wie ihr Menschen“, fügte er dann nur hochnäsig hinzu.

„Das würde ich nicht sagen… diese neuen Magier werden Magus genannt und ich bin mir ziemlich sicher dass sie sehr wohl in der Lage sind Magie einzusetzen. Jedoch nicht jetzt… nicht wo das ganze Rukh von den Dungeonkreaturen verseucht und unterdrückt wird. Ich möchte keine Vermutungen anstellen, aber die Dungeonkreaturen würden diese Maguse nicht hinrichten wenn sie nicht eine Gefahr in ihnen sehen würden. Doch daher das du die Kraft in meiner Tochter erweckt hast, wirst du auch auf sie Acht geben müssen. Ich bin mir sicher dass sie mit dir verbunden ist, du bist ihr Lehrmeister“, erklärte ihre Ahme dann und sah Judal mit scharfem Blick an. Den schien das alles wieder mal mehr als zu amüsieren, diese Wendung schien ihm zu gefallen.

„Wenn ich auf ihn angewiesen bin, bin ich schon so gut wie Tod“, meinte Sheila dann aber plötzlich trotzig, das gefiel ihr alles gar nicht. Sie hatte sich darauf vorbereitet Judals Schatten und seine Fessel zu sein, sie hätte es zumindest irgendwie geschafft, doch nun sollte sie angeblich ein seltener Magus sein und ihr Leben lag auch noch in Judals Händen? Das gefiel ihr gar nicht.

„Sheila! Ihr könnt euch das Beide nicht aussuchen und Judal wird noch früh genug merken das er es sich nicht leisten kann dich zu verlieren. Er hat hier nicht mehr so viel Macht wie früher. Du kannst scheinbar noch auf das schwarze Rukh zugreifen, sonst hättest du vorhin nicht einen erneuten Angriff auf mich ausgeübt… doch als Sheila dich aufgehalten hat muss dir etwas Unschönes aufgefallen sein nicht wahr?“, bei diesen Worten der alten Frau drehte sich Judal mit einem Ruck wieder zu ihr um. Es schien ihm nicht zu gefallen dass sie scheinbar eine Schwäche von ihm mitbekommen hatte, doch diese Reaktion schien Sheilas Ahme auszureichen, denn nun zierten ihre spröden Lippen ein kleines Lächeln.

„Ist das nicht mehr ein Grund für mich sie auszuschalten!?“, zeterte Judal dann aber dazwischen und sah wieder zu Sheila. „Wenn das immer passiert wen sie mir nahe kommt, dann kann ich sie nicht gebrauchen und dann ist sie mir Tod weit lieber“, meinte er dann mit einem gefährlichen blitzen in den Augen und einem Grinsen das zeigte das Morden für ihn ganz normal war.

„Ja das stimmt, aber du kannst es nicht. Du kannst es nicht, seit dem Punkt wo sie das Eis um dich herum zum Schmelzen gebracht hat. Deine Magie prallt an ihr ab wie an einem Bolg und nicht nur das, es scheint so als würde sie Angriffe von dir, die direkt auf sie gehen, einfach neutralisieren… nicht wahr? Das vorhin kein Wirbelsturm losging als du auf sie gezielt hast, war nicht aufgrund des fehlenden Rukhs, die Magoikapazität in deinem Körper hätte so einen Wirbelsturm locker erzeugen können“, nun war es an ihrer Ahme zufrieden zu Grinsen. So einen Ausdruck hatte sie auf dem Gesicht der alten Frau noch nie gesehen.

„Du hast uns die ganze Zeit beobachtet… woher weißt du so viel? Du sagst selbst das du nur in Sindria gelebt hast und nach allem was passiert ist sollte das Wissen über die Magie eigentlich selten sein… woher weißt du dann das alles? Wie kannst du dir sicher sein das die Schlüsse die du ziehst so richtig sind?“, Judal funkelte die alte Frau an und er machte den Anschein als würde er wieder jeden Moment auf sie losgehen wollen. Als das schwarze Rukh um seine Hand herum anfing sich zu erheben, griff Sheilas plötzlich instinktiv nach seiner Hand und sofort kreischten die kleinen, schwarzen Vögel auf und stoben auseinander.

Nun lag Judals Blick auf ihr und wenn blicke töten könnten, würde Sheila sofort umfallen. Mit einem Ruck entzog er ihr seine Hand. „Fass mich nicht an! Das hab ich dir schon mal gesagt!“, knurrte er ihr entgegen, doch Sheila sah ihm nur trotzig in die Augen und für einen kurzen Moment schien es als würden sie einen stummen Kampf austragen, bis beide gleichzeitig den Blick abwanden. Ein Unentschieden.

Es war nicht so das Sheila die Rukhs gesehen hatte, obwohl sie scheinbar ein Magus war, war sie trotzdem nicht in der Lage die kleinen Vögel die nur aus Licht und Schatten bestanden zu sehen. Aber sie hatte es gespürt, sie hatte gespürt wie sich etwas Dunkles um ihn herum aufgebaut hatte und wie schon zuvor als sie auf ihm saß, war es auch diesmal wieder auf Anhieb verschwunden als sie ihn berührte, als würde das Licht die Schatten vertreiben.

„Ich weiß so viel gerade weil ich in Sindria aufgewachsen bin… Sindbad hat ein großes Wissen hinterlassen. Ein größeres Wissen als es sonst wo auf der Erde zu finden ist. Sindria wird heut zu Tage auch die alte Bibliothek genannt und mittlerweile gibt es viele Menschen die sich von den Klauen der Dungeonmonster befreien konnten und nun im ehemaligen Palast von Sindria das alte Wissen studieren. Wieso auch immer,  aber die Dungeonmonster halten sich von der kleinen Insel fern“, antwortete ihre Ahme dann  auf die Frage die Judal zuvor gestellt hatte. „Trotzdem weiß ich nicht genug und schon gar nichts über diese neuen Maguse. Ich kann mir deswegen auch nicht erklären wieso Sheila kann… was sie kann. Ihr werdet bei Gelegenheit nach Sindria gehen müssen, vielleicht hat man dort mittlerweile auch Wissen über die Maguse angesammelt und vielleicht bist du sogar nicht der einzige den man mittlerweile aus seinem Gefängnis befreien konnte. Was auch verständlich ist, wenn es wirklich mindestens noch einen Magi geben muss der den Drachen befreit hat“, fügte sie dann noch hinzu und wirkte plötzlich wieder so Müde wie am Anfang.

„Aber mehr kann ich euch nicht mehr sagen, mehr weiß ich nicht und ich will euch keine falschen Informationen geben. Eventuell hab ich das schon… aber ich denke das ich mit meiner Vermutung was eure Verbindung angeht richtig liege und nun… lasst mich allein. Sheila, lass den Magi für heute in deinem Zimmer schlafen, du kannst bei mir übernachten wenn du möchtest“, meinte ihre Ahme dann und sah zu der Blauhaarigen.

„Nein, ich schlafe mit Judal zusammen in meinem Zimmer. Ich werde den Kerl nicht alleine lassen, wer weiß auf welche Ideen er kommt“, mit diesen Worten sah sie Judal ernst an und ein funkeln schlich sich in ihre Augen, sie würde ihn herausfordern so oft es ging. Er sollte ja nicht vergessen dass sie da war um ihn im Zaum zu halten und nachdem was ihre Ahme nun erzählt hatte, schien das Schicksal sie auch für genau diese Aufgabe geschaffen zu haben. Judal schien auf einen ähnlichen Schluss zu kommen, den ganz kurz hatte sie Wut in seinem Blick aufflackern sehen, bevor er sie nur wieder mit einem schelmischen und überheblichen Grinsen bedachte.

„Nun gut… ich bin froh zu sehen dass du deine Aufgabe ernst nimmst. Morgen werde ich euch sagen was ihr nun als nächstes tun sollt… müsst. Um überhaupt erst von hier weg zu kommen“, damit schienen sie entlassen und Sheila erhob sich dann auch von ihrem Platz hoch und klopfte sich kurz die Kleidung ab.

Mit einem kurzen Blick, gab sie Judal eine Stumme Aufforderung ihr zu folgen und durchquerte dann den Raum bis zu einem Durchgang der ebenfalls nur von einem Fellvorhang verdeckt wurde und betrat das Zimmer dahinter, ihr Zimmer.

Judal folgte ihr auf den Fuße und sie hoffte das wenigstens der Rest der Nacht ruhig von statten ging… sie war so müde.

 

 

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Magus: Magier der neuen Zeit. Sie sind nicht in der Lage das Rukh zu sehen und besitzen wie alle Menschen auch kein Magoi in ihrem Körper. Außerdem scheinen sie von alleine nicht in der Lage zu sein Magie einzusetzen. Jemand der das Rukh sehen kann, kann auch ein goldenes Glimmen um einen Magus erkennen, was diesen als solchen auszeichnet. Scheinbar wird die Kraft eines Magus auch erst durch Berührung mit einem magischen Wesen oder Gegenstand erweckt. Mehr ist noch nicht bekannt.

Schwarzer Weiße: Das erste Dungeonmonster das Frei gesichtet wurde. Er ist ein großer, schwarzer und alter Drache der aus dem ersten Dungeon stammt, den Sindbad bezwang. Er ermöglichte nach seinem Eintritt in diese Welt auch vielen anderen Dungeonmonster den Übergang. Es wird vermutete dass er von einem Magi in diese Welt gebracht wurde.

Die alte Bibliothek/Universität Sindria: Sindria blieb zwar nicht von der großen Katastrophe verschont, jedoch von den Dungeonmonstern. Aus einem unerfindlichen Grund meiden die Kreaturen diese Insel und dadurch dass die Menschen, die jahrelang auf der Insel gelebt hatten, das Wissen das Sindbad ihnen hinterließ gehegt und gepflegt hatten, ist diese Insel einer der wichtigsten Orte der neuen Welt. Sindria ist der einzige Ort an dem noch über die alte Zeit überliefert wird und ist mittlerweile zu einer Universität geworden.

Sindbad: Auch König der 7 Meere genannt. Er war der wohl stärkste Metallgefäßnutzer und besaß 7 Djinns. Dazu war er derjenige der den allerersten Dungeon meisterte und damit der erste Mensch mit einem Djinn. Er war König von Sindria.

Morgenroter Aufbruch

Die Nacht verlief tatsächlicher ruhiger als erwartet. Direkt nachdem sie das Zimmer betreten hatte, hatte sich Judal aufs Bett gepflanzt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt während er zur Decke sah. Dabei hatte er sich breiter gemacht als man es ihm zutrauen würde, zumindest war für Sheila kein Platz mehr auf ihrem Bett, aber sowieso zog sie den harten Boden einer Nacht neben diesem Kerl vor.

Weswegen sie sich eine Decke geschnappt und auf dem Boden ausgebreitete hatte, um sich darauf zu legen. Zum Glück war es immer noch recht warm und sie brauchte sich nicht zuzudecken, die Nacht würde sie nicht frieren.

„Was sind diese Tritonen eigentlich genau?“, die Frage des Magis durchbrach die Stille und er drehte seinen Kopf ganz leicht zu ihr, ließ die Hände aber dahinter verschränkt. Trotzdem sah er irgendwie neugierig aus.

„Fischmenschen… also, eigentlich ähneln sie eher Salamandern oder Molchen, aber sie haben Kiemen und Schwimmhäute zwischen den Fingern und Füßen“, antwortete Sheila ihm dann und sah leicht zu ihm hoch. Hätte er ihr nicht das Bett überlassen können? Sie war immerhin eine Frau, aber das schien ihm egal zu sein.

„Aha… also nichts großartig Besonderes… und ihr fürchtet diese Viecher so sehr? Sie sollten nicht mal besonders stark sein“, seine Stimme und seine Mimik bezeugten dass er skeptisch war, aber es zu glauben schien, wieso auch nicht? Trotzdem war er mal wieder über irgendwas amüsiert, denn sein Grinsen war wieder da.

„Alleine sind sie auch nicht sehr stark, aber sie sind so intelligent wie wir Menschen und leben in großen Familien die von ihrem Oberhaupt angeführt werden… dieser ist es der sie so gefährlich macht, seit er vor ca. 4 Jahren den alten Anführer getötet und dessen Platz eingenommen hat. Bis dahin mussten wir nicht um unser Leben fürchten und ihnen nur genug Nahrung bringen damit sie uns nicht schikanierten. Doch seitdem nehmen sie immer Leute mit wenn wir uns nicht an ihre Regeln halten oder nicht genug Essen herbeischaffen.“, Sheila konnte ihre Wut die in ihrer Stimme mitschwang nicht verbergen, dafür hasste sie ihre Sklaventreiber zu sehr.  

„Also das übliche was?“, der Magi klang ihrer Meinung nach viel zu amüsiert, doch wenn er ihr half die Tritonen los zu werden, dann würde sie ihm das durchgehen lassen. „Dieses Oberhaupt kann laut deiner Ahme also auch Magie einsetzen… und er sorgt dafür dass das Rukh sich nicht erholen kann? Dann hab ich zumindest einen guten Grund das Vieh in die ewigen Jagdgründe zu schicken“, sprach Judal dann weiter und wand den Blick wieder gen Decke. Doch was er sagte stimmte Sheila wieder etwas milder, er wollte ihnen tatsächlich helfen, wenn auch aus Eigennutz, Hauptsache er tat es.

Das musste es auch gewesen sein, was ihre Ahme vorhin gesagt hatte als sie nicht zugehört hatte. Da Sheila zu lange mit der Antwort brauchte, warf Judal ihr einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu, ohne den Kopf zu drehen.

„Pah! Mich anschnauzen weil ich die Wahrheit gesagt hab! Du hast echt nicht zugehört…“, meinte er dann und klang empört, doch das er im nächsten Moment lachte, zeigte das er nur geschauspielert haben musste. „Ja und! Du hättest trotzdem einfach still sein können. Aber mal das Mundwerk halten scheint bei dir ein unmögliches Unterfangen zu sein“, wehrte Sheila sich sofort gegen seine Anschuldigung. Klar, sie hätte ihn nicht so anfahren müssen, schließlich hatte er wirklich die Wahrheit gesagt, aber es hatte sie einfach viel zu sehr aufgeregt. Allgemein regte der Kerl sie mehr auf als gut für sie war.

„Wer weiß… du kannst ja demnächst dafür sorgen dass ich den Mund halte“, antwortete der Magi nur in neckendem Tonfall und grinste sie herausfordernd an. Erntete aber nur einen giftigen Blick seitens Sheila, die darauf nichts erwiderte. Pah, wäre ja noch schöner wen sie jetzt irgendetwas antworten würde und sich am Ende noch blamieren würde. Schließlich war sie sich sicher dass er den Spruch gerade zweideutig gemeint hatte.

Deswegen schnaubte sie nur einmal kurz und drehte ihm dann den Rücken zu, eine Geste die ihn wieder lachen ließ, tief und samtig, schon wieder… Doch Sheila ignorierte den Magi nun einfach und schloss die Augen. Scheinbar war auch Judal zu müde um sie noch weiter aufzuziehen, sonst hätte er sich sicher nicht davon abhalten lassen nur weil sie ihn ignorierte.

 

Am nächsten Morgen war die Blauhaarige früh auf den Beinen, aber auch der Magi saß schon im Schneidersitz auf dem Bett als Sheila die Decke zusammen legte, auf der sie geschlafen hatte und sie wieder neben ihm auf dem Bett verstaute. Die roten Augen beobachteten sie dabei nur aufmerksam, jedoch rührte der Schwarzhaarige, wie immer, keinen Finger.

Er griff nur nach seinem Schmuck den er die Nacht abgelegt hatte, legte sich die Goldringe um Hals und Unterarme und drückte die Verschlüsse wieder zu. Seine Haare musste er, wie Sheila neidisch feststellte, nicht mal kämmen. Obwohl er sie die Nacht nicht geöffnet hatte, waren sie immer noch so glatt, weich und keine Strähne saß am falschen Ort. Sie hatte mit ihrer Vermutung recht gehabt, dass er Magie benutzte um sein Haar an Ort und Stelle zu halten.

Sheila hingegen hatte ihre liebe Mühe, die kleinen Knoten aus ihrem kobaltblauen Haar, mit den Fingern, heraus zu kämmen. Nachdem die groben Verknotungen draußen waren, schnappte sie sich den sanften Kamm um ihre Haare zu glätten und zu flechten, nur um die lange Mähne dann unter einem braunen Kopftuch zu verbergen.

Dann schnappte sie sich ein dunkelrotes, fast schwarzes, Tuch und hielt es Judal hin. „Du darfst nicht auffallen, also musst du dein Haar verbergen wie alle anderen auch. Auch wenn es dir nicht gefällt, die Tritonen sind neidisch auf unser Haar und foltern diejenigen die es nicht verstecken“, erklärte sie ihm dann. Trotzdem sah er sie mit einem: „Versuchs doch“-Blick an, den sie nur mit einem „Das willst du gar nicht“-Blick erwiderte.

Sekundenlang sahen sie sich einfach nur kommentarlos an und warfen sich einen aussagenden Blick nach dem nächsten zu, bis Judal dann schnaubend nachgab und ihr das Tuch aus der Hand nahm. Mit einer einzigen Bewegung drehte er sein Haar hoch, was unter seiner Hand seine gebundene Form verlor und sich wie von selbst zu flechten schien. Dann verbarg er es unter dem dunkelroten Stoff, sichtlich genervt und sie war sich sicher dass er es runter nehmen würde sobald sie nicht hinsah.

Mit den femininen Gesichtszügen, den schmalen, geschminkten Augen, den wilden, länger geschnittenen Haaren und dem Kopftuch, sah er nun noch weiblicher aus. Doch das sagte sie ihm besser nicht, sonst würde er das Kopftuch niemals wieder an sich ran lassen. Doch innerlich amüsierte sie sich über den Anblick und noch mehr darüber wie ihn das alles sichtlich anpisste. Trotzdem war sie froh das er nachgegeben hatte, wenn nicht hätte das ungewollte Probleme mit sich gebracht.

Eigentlich hätte sie sich jetzt noch gerne umgezogen, aber nicht mal Gott würde sie dazu bringen das vor dem Kerl zu tun. Der übrigens ebenfalls in seinen normalen Klamotten geschlafen hatte, doch sie waren weder verkrumpelt noch schienen sie dreckig zu sein, Magier hatten es im Alltag echt gut. Sie unterdrückte ihr neidisches seufzen und sah kurz zur Tür.

„Kannst du draußen warten? Ich will mich umziehen“, sagte sie dann und wand den Blick wieder dem Magi zu. Dieser rührte sich aber nicht und blieb einfach im Schneidersitz auf dem Bett sitzen und grinste sie an. „Keinen Bock“, war das einzige was er daraufhin sagte und auf Sheilas finsteren Blick wurde sein Grinsen nur breiter.

„Du bist echt ne Plage… dann dreh dich wenigstens um… und wehe du spannst, dann kannst du dich von deiner Männlichkeit verabschieden“, knurrte sie ihm entgegen, etwas das ihn wieder zum Lachen brachte. „Als würde ich freiwillig irgendwas von dir sehen wollen, nein danke“, neckte er sie nur und drehte sich dann auch tatsächlich um. Sheila streckte ihm nur die Zunge raus, was er aber nicht sehen konnte da er ja schon mit dem Rücken zu ihr saß.

„Aber ich hätte nichts gegen mir von dir die Männlichkeit massieren zu lassen, zu was anderem wirst du nämlich nicht kommen“, fügte er noch hinzu und sie konnte sich sein zynisches Grinsen schon vorstellen. „Schwein!“, sie schnappte sich das nächste Kissen und schmiss es ihm gegen den Kopf.

„Oi! Dann pass auf mit was zu mir drohst“, rief er nur gespielt empört und rieb sich den Hinterkopf während er mit der anderen Hand das Kissen griff und es sich einfach unter sein Gesäß schob, als wäre das Bett nicht schon weich genug.

„tz, du bist auch der Einzige der sowas erwidert“, schnaubte Sheila empört und jetzt hatte sie noch weniger Lust sich umzuziehen während dieser perverse Idiot im Raum war. Aber es brachte nichts es noch weiter heraus zu zögern, also schnappte sie sich schnell die frischen Sachen und versuchte sich so bedeckt wie möglich umzuziehen, was nur spärlich gelang. Dabei hielt sie den Magi immer im Auge, Gnade ihm Gott wenn er spitzeln würde! Aber er tat es tatsächlich nicht. Dann schien er wenigstens nicht ganz so pervers zu sein wie angenommen. Als sie das Hemd über ihren Busen zog atmete sie erleichtert aus, fertig!

„Du brauchst auch echt ewig zum umziehen…“, meckerte Judal dann schon gleich los und drehte den Kopf leicht zu ihr um. „Ach sei still, dafür brauchst du im Bad länger als ich“, erwiderte die Blauhaarige nur und deutete auf ihre Augen, welche nicht geschminkt waren. Sie hatte ja auch keine Schminke, solch kleinen Luxus konnte sich hier niemand leisten. Trotzdem, es war sowieso seltsam das sich ein Kerl schminkte, vielleicht war er ja vom andern Ufer oder so?

Als könnte er ihre Gedanken hören, zogen sich seine Augen leicht zusammen, doch dann zauberte sich ein strahlendes Lächeln auf seine Lippen und er sprang in einer fließenden Bewegung vom Bett auf, legte einen Arm um ihre Schultern und zog die verwirrte Frau einfach mit sich aus dem Schlafzimmer raus in das größere Wohnzimmer. „Können wir dann jetzt endlich gehen?“, fragte er mit einem amüsierten Ton und ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer gleiten auf der Suche nach der alten Frau.

„Ignorier mich nicht einfach“, murmelte Sheila, immer noch ein wenig perplex von der Aktion und nahm seinen Arm von ihrer Schulter runter, wofür sie nur einen amüsierten Blick erntete. „Ach wieso nicht? Ich dachte ich sollte den Mund halten?“, zog er sie dann nur wieder auf, bevor er mit einer flinken Bewegung den Vorhang vor dem Ausgang zur Seite zog und daran vorbei hinaus huschte.

„Ja abe… he! Warte!“, rief sie ihm überrascht hinterher. Der Kerl brachte sie noch um den Verstand! Schnell huschte sie ihm nach, nach draußen und hielt die Hände schützend vor ihre Augen als sie die Sonne blendete. Judal schien es aber genauso zu gehen, jedoch hatten sich seine Augen schneller daran gewöhnt.

Die Leute sahen überrascht zu ihnen, manche begannen zu murmeln und andere sahen amüsiert zu Sheila. Ohje, das würde Gerüchte geben… man sah sie fast nie mit einem Mann und dann auch noch jemand Fremdes in einem solch seltsamen und scheinbar auch recht teuren Aufzug. Zum Glück kam sie mit allen Leuten im Dorf gut aus, sodass sie nicht fürchten musste dass irgendwer die Situation ausnutzte um sie zu verleumden oder gar als Hure zu bezeichnen.

Auch wenn das Dorf arm war und unterdrückt wurde, die Menschen legten ihren Charakter nicht ab und so kursierten auch hier schnell Gerüchte die einem den Ruf ruinieren konnten, auch wenn hier niemand einen hohen Ruf genoss.

„Wir sollten meine Ahme suchen…“, meinte Sheila dann zu dem Schwarzhaarigen der die Aufmerksamkeit zu genießen schien. Was hatte sie auch sonst erwartet? Der Kerl liebte es doch im Mittelpunkt zu stehen! Doch wenigstens reagierte er direkt und sah zu ihr hin.

„Ja, worauf wartest du noch?“, fragte er dann in neckendem Tonfall und stemmte die Hände leicht in die Hüften während er sich aufrichtete und seinen Rücken leicht streckte. Sheila packte einfach zu, sodass sie eine Handvoll weißen Stoff zwischen den Fingern hatte und zog Judal einfach mit sich mit. Diesen schien die Aktion zu überraschen, zumindest torkelte er einige Schritte mit bevor er sein Chunnari mit einem Ruck aus ihrem Griff befreite und ihr einen giftigen Blick zuwarf. „Lass das!“, pflaumte er sie dann gleich an und lief einfach an ihr vorbei vorwärts.

„Falsche Richtung“, meinte Sheila dann grinsend, der Punkt ging an sie. Judal blieb stehen, verschränkte die Arme und sah genervt zu ihr nach hinten. Sheila hingegen übernahm diesmal seinen Part und grinste ihn nur frech an, während sie zeigte das sie jetzt abbiegen und Richtung Feld gehen sollten, da würde sie ihre Ahme am ehesten finden.

Der Magi erwiderte nichts mehr, sondern warf ihr nur kurz nochmal einen giftigen Blick zu, bevor er sich in die Richtung auf machte die sie gezeigt hatte. Sheila hingegen lachte sich innerlich ins Fäustchen, das war vielleicht nur ein kleiner Erfolg, aber endlich mal ein Punkt für sie!

Doch nun bewegten sie sich zurück zum Feld, den gleichen Weg den sie gestern im Dunkeln gegangen waren. Dort angekommen sah Sheila sich um, doch ihre Ahme entdeckte sie früher und winkte ihr schon zu, als sie dann ihren Arbeitsrock kurz zu Recht strich und sich dann zu ihnen in Bewegung setzte.

„Morgen Kind“, begrüßte sie Sheila mit einem sanften Lächeln, Judal gönnte sie nur ein kurzes Nicken. Dann legte sich aber wieder ihr strenger Ausdruck auf ihr faltiges Gesicht und sie schob sich barsch an den Beiden vorbei und wies sie mit einem kurzen Wink an ihr zu folgen.

„Morgen Mahma“, erwiderte Sheila die Begrüßung nur und folgte ihrer Ahme. Ein kurzer Blick zu Judal bewies ihr das ihn das Verhalten ihrer Ahme kalt ließ und er ihnen nur grinsend folgte. Gut drauf war er fast schwerer zu ertragen als zickig… nicht das er jetzt nicht auch zickig war, aber nun schien er mehr Spaß am Necken und Ärgern zu haben. Kindskopf.

Sie gingen ein Stück den Weg zurück, bis ihre Ahme dann auf einen kleinen Seitenpfad abbog durch den sie hinter eines der Häuser kamen, wo sie ungestört reden konnten.

„Ich hoffe ihr habt euch gut ausgeruht, denn ihr werdet heute schon eure Mission antreten. Die Tritonen scheinen gemerkt zu haben dass gestern Abend etwas Bedeutungsvolles passiert ist, denn sie haben den Termin ihres Besuches auf heute Abend verlegt. Das heißt dass ihr in ihr Lager müsst bevor sie hierher kommen“, erklärte die alte Frau dann und sah Sheila besorgt an, ein Ausdruck den sie unglaublich selten auf dem strengen Gesicht der alten Dame sah und nun wusste sie, das es ernst wurde. Judal hingegen schien immer noch sowas wie Luft zu sein, denn ihm gönnte sie keinen Blick. Das schien den Magi aber auch kaum zu interessieren, er lehnte sich nur leicht zurück und verlagerte sein Gewicht von dem einen auf das andere Bein, wobei er so gelangweilt aussah wie nur irgend möglich.

„Nimm das ernst“, zischte Sheila dann und knuffte den Schwarzhaarigen mit dem Ellenbogen in die Seite, was diesen nur amüsiert Grinsen lies. Scheinbar wollte er noch etwas erwidern, doch ihre Ahme nahm wieder das Wort an sich und tatsächlich redete der Magi ihr nicht rein! Er schien es also doch ernst zu nehmen, sonst hätte er mit Sicherheit einfach reingeredet ohne Rücksicht auf die Worte ihrer Ahme zu nehmen. Auch nach der kurzen Zeit kannte sie ihn wohl schon gut genug.

„Ich wünschte wirklich dass ihr euch noch etwas besser kennen lernen könntet bevor ihr euch in den Kampf stürzt, aber das ist wohl kaum möglich. Aber für einen Magi sollte diese Aufgabe sowieso nicht allzu schwer sein, selbst wenn sie für uns Menschen unmöglich ist. Also pass mir gut auf meine Tochter auf Kerl… ich lasse sie nur ungern in deiner Obhut“, damit warf sie Judal einen strengen Blick zu und ihre besorgte Miene schien nie da gewesen zu sein.

„Pf, wenn sie so wichtig ist wie du sagst werd ich sie kaum sterben lassen… zumindest werd ichs versuchen“, fügte er dann aber noch in neckendem Tonfall an, es schien ihm Spaß zu machen das alles von ihm abhing. Irgendwann… irgendwann würde sie nicht mehr von ihm abhängig sein, sich selbst verteidigen können, das schwor sie sich. Alleine nur damit er nicht mehr auf sie herab sah! Sonst würde die Reise unerträglich werden. Doch noch war es zu früh dafür. Sheila hoffte wirklich in Sindria mehr über sich erfahren zu können, wie lange die Reise bis dahin wohl war?

Ohje, eigentlich sollte sie eher an den bevorstehenden Kampf denken! Sie würde endlich ihre Peiniger in die Schranken weisen! Bei dem Gedanke konnte sie ein vorfreudiges Grinsen nicht verhindern. Jedoch fiel dieses Grinsen auch den anderen beiden auf und ihre Ahme warf ihr einen Blick zu der so viel sagte wie: Das ist kein Spiel! Pass auf dich auf!

Während Judals Grinsen nur breiter wurde und sie seine Gedanken förmlich hören konnte: Ich bin eh derjenige der alles übernehmen darf, also freu dich nicht zu früh du Trottel.

Automatisch wurde ihre Vorfreude gedämpft und sie plusterte die Wangen ein wenig auf, was einen ziemlich bockigen Eindruck machte. Was ja auch so war, sie war bockig!

„Ich kann auch gut auf mich selbst aufpassen Mahma, ich werde kein Klotz am Bein sein“, sagte Sheila dann als Beschwichtigung und als Judal ungläubig auflachte, haute sie ihm den Ellenbogen gleich nochmal in die Seite, diesmal aber fester. Was zur Folge hatte das Judal einfach ausholte und ihr mit voller Kraft gegen den Arm boxte, was definitiv nicht gerade sehr angenehm war, gleichzeitig warf er ihr dabei einen kurzen, definitiv nicht gespielten, wütenden Blick zu. Bevor er aber sofort wieder hämisch zu Grinsen anfing, ganz so als wäre nichts.

„das ist das mindeste Sheila, mach mir keine Schande…“, meinte ihre Ahme dann und sie schien die kurze Auseinandersetzung zwischen der Magus und dem Magi einfach zu ignorieren. „Ich werde euch einen Pfad zeigen den ihr nehmen könnt um unbemerkt in den Wald zu kommen, aber ihr müsst euch den Weg bis zum Dorf der Tritonen selbst bahnen und schauen wie ihr an ihnen vorbei kommt oder wie ihr sie unschädlich macht. Das wichtigste ist das ihr das Oberhaupt stürzt, egal wie. Und Judal, vergiss nicht das du hier größtenteils nur auf das Magoi in deinem Körper zugreifen kannst und auf die kleine Menge schwarzen Rukhs die in der Umgebung zu finden ist. Du hast also keinen unbegrenzten Magoivorrat“, warnte sie den Magi dann noch der nur amüsiert schnaubte. „Jaja, schon gemerkt, ich brauch deine Belehrungen nicht Alte“, sagte er dann einfach Frech und drehte sich ignorant um, um zu dem Wald zu sehen der ihr Ziel war und der sich vom Feld aus bis zum Dorf und zum Meer, was in der Entfernung zu sehen war, erstreckte.

Sheila funkelte seinen offenen Rücken an, ganz so als sei dieser schuld an dem Verhalten des Magis. Judal schien den Blick zu spüren, denn er sah nur kurz über die Schulter zu ihr und grinste sie herausfordern an.

Warts nur ab, irgendwann kriegst du das alles wieder! Versprach sie in Gedanken, streckte ihm dann nochmal die Zunge raus, da er es diesmal sehen konnte und wand sich wieder zu ihrer Ahme um. Judal lachte nur wieder amüsiert auf und klang dabei auch recht glücklich als er sich wieder zum Wald wand.

„Zeigst du uns dann den Schleichpfad?“, fragte sie ihre Ahme, die nur nickte und scheinbar froh war zumindest Judal jetzt gleich los zu werden. „Kommt“, wies sie an und begab sich in Richtung des Waldes. Sheila folgte ihr nachdenklich, während Judal die Arme wieder hinter dem Kopf verschränkte und lässig hinterher schlurfte.

Crimsonfarbene Überraschung

Sheila schob gerade einen Ast zur Seite, als sie das zischen hörte und sich sofort duckte. Schon fegte ein dicker Ast direkt über ihr hinweg und klatschte gegen den Baumstamm eines anderen Baumes. „Pass doch auf! Du ignoranter Scheißkerl“, fluchte sie und sah Judal mit einem giftigen Blick an.

Dieser sah nur kurz über die Schulter zu ihr und grinste zynisch, bevor er einfach weiterging und den nächsten Ast zur Seite schob. Diesmal huschte sie unter seinem Arm hindurch vor ihn um nicht wieder von einem Ast erwischt zu werden. Ja… der eben war leider nicht der erste gewesen den Judal ihr unabsichtlich, haha natürlich…, ins Gesicht geklatscht hatte. Nur mit dem Unterschied das der Erste gesessen hatte.

Nun baute sie sich vor dem Magi auf, wobei sie die Hände in die Hüften stemmte und ihn wütend in die Augen sah. Sie sah zu, wie sein Blick zu dem roten Striemen, der ihr quer durchs Gesicht ging, wanderte und schon presste er die Lippen zusammen um nicht los zu lachen. Sie glaubte nicht dass er ein Problem damit hätte sie auszulachen, aber er konnte es wohl nicht gebrauchen wenn sie noch wütender auf ihn war. Dann würde sie ihm aber auch die Hölle heiß machen, das schwor sie sich!

Doch das Prusten das er nur schwerlich in den Griff bekam, reichte ihr schon, denn ihr Blick verfinsterte sich. Mit einem Schnauben wand sie sich ab und ging vor, wobei sie nun einen Ast der im Weg hing wegschob. Judal rechnete schon damit das er zurückkommen würde, weswegen er sich sofort duckte als er sah wie sie den Ast einfach losließ. Dabei flog sein Haar ganz klischeehaft ein Stück nach oben, ja, er hatte das grässliche Kopftuch sofort abgenommen als sie aus dem Dorf draußen waren. Wäre auch ein Wunder gewesen, wenn er das Ding angelassen hätte, nochmal würde sie ihn wohl nicht dazu kriegen es anzuziehen… Schade eigentlich, sie fand den Anblick amüsant.

„Sei doch nicht so verklemmt, ist doch nur Spaß“, meinte er dann neckisch als sie grimmig zu ihm nach hinten sah, nachdem sie gemerkt hatte, dass der Ast sein Ziel nicht erreicht hatte. „Klar Spaß! Ich knall dir auch demnächst mal so ne Peitsche ins Gesicht und sag es war Spaß“, knurrte sie ihm dann entgegen, eine Tatsache die sein Grinsen nur breiter werden ließ. Für ihn war es tatsächlich nur Spaß, sie zu Necken schien ihm zu gefallen.

Seit ihre Ahme beide an dem kleinen Waldpfad abgesetzt hatte, kämpften sie sich, den kaum noch vorhandenen Weg entlang, durch das Dickicht.  Es wäre Judal lieber gewesen einfach über den Wald zu ihrem Ziel zu schweben, doch er musste tatsächlich sparsam mit seinem Magoi umgehen. Das war etwas ganz Neues für ihn und er musste schnell damit umgehen können, sonst würde er ein Problem bekommen wen es an den richtigen Kampf ging. Doch das ließ er sich nicht anmerken, wäre ja auch noch schöner!

„Ich kann dir auch was ganz andres ins Gesicht peitschen wenn dir das lieber ist“, meinte er dann nur, immer noch mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Wahrscheinlich würde die Welt untergehen wenn er nicht mehr grinste.

Sheila war wieder einmal kurz vorm ausflippen und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie dem Magi auf den Spruch eine geknallt. Aber leider hatte der Ast schon nicht getroffen und er war etwas zu weit weg. Weswegen sie ihm einen giftigen Blick zuwarf und antwortete: „Nein Danke, darauf verzichte ich gern“. Sie hielt sich mit Mühe zurück und ließ ihre Wut an dem hilflosen Geäst aus. Wobei sie auch keine Gelegenheit ausließ und weiterhin versuchte Judal doch noch mit einem Ast zu erwischen… vergebens… das war so fies!

Aber gut, es war für ihn auch nicht schwer auszuweichen, schließlich rechnete er ja durchgehend damit. Doch beim nächsten Mal, als Sheila sich unter einem dicken Ast hindurch duckte, rutschte sie plötzlich zur Seite weg. Ihr Fuß hatte in der weichen Erde keinen Halt mehr und der steile Abhang der sich plötzlich rechts von ihr offenbarte, war eben noch nicht sichtbar gewesen.

Strauchelnd versuchte sie halt zu finden und sich an einem der Äste fest zu halten, doch sie griff vorbei und verlor dabei das letzten bisschen Halt und drohte den Abhang hinunter zu Fallen.

Sie bereitete sich schon darauf vor sich zu überschlagen und kniff die Augen zusammen, gab in der ganzen Situation aber keinen Laut von sich. Erst als sie plötzlich spürte wie sie mit einem Ruck aus dem Fall aufgehalten wurde, sodass es ihr fast die Luft aus den Lungen drückte, keuchte sie automatisch auf.

Überrascht sah sie an sich herunter und registrierte das goldene Glitzern von Metall, dann blickte sie nach oben und sah in das entnervte Gesicht des Magis, der sie mit einem Arm um ihre Mitte festhielt und mit dem anderen einen Ast umgriffen hatte. Im Gegensatz zu ihr, hatte er festen Halt im Boden gefunden, zumindest waren seine Füße regelrecht in die Erde gegraben und zog sie nun mit einem Ruck wieder zurück auf den Pfad.

Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, musste sie sich kurz an dem Schwarzhaarigen abstützen und Luft holen. Als sie registrierte was sie da tat, löste sie schnell seinen Arm von ihrer Mitte und ging etwas auf Abstand, wobei sie diesmal darauf achtete wo sie hintrat. Verdammt! Das war ja mehr als peinlich! Sie war einfach ausgerutscht, wie ein kleines Kind das im Wald spielt und zu allem Überfluss hatte er sie sogar vor einem schmerzhaften Abgang bewahrt. Obwohl sie ihm fast ansah das er es zum Teil zu bereuen schien… haha, das glaubte sie gern. Er hätte sicher seinen Spaß daran gehabt wenn sie sich Verletzt hätte. Aber warum hatte er ihr dann geholfen?

„Ähm… danke“, meinte sie dann trotzdem und kratzte sich leicht im Nacken als sie zu ihm sah. Irgendwie ein wenig unbeholfen, nach diesem Erlebnis. Ihre Wut war wie verraucht und hinterließ ein seltsam leeres Gefühl.

„Nichts zu danken, mit wem soll ich mir den die Langeweile vertreiben wen dir was passiert?“, meinte er dann aber nur mit einem Ton der zeigte das dies wirklich der einzige Grund war wieso er sie gerettet hatte. Mit einem Schlag war ihre Wut wieder da und sie ballte die Hände zu Fäusten.

„Na danke! Beim nächsten Mal kannst du drauf verzichten. Lieber brech ich mir das Genick als mir nochmal von wem wie dir helfen zu lassen!“, knurrte sie ihm entgegen und verschränkte die Arme, nur um sie vom wilden gestikulieren abzuhalten.

Judal schien auf ihren Ausbruch nur noch amüsierter, den seine Augen blitzten vielsagend. „Also gehst du davon aus das du wieder ausrutschst und mit deinem Arsch den Abhang erkunden gehst?“, fragte er zynisch und hatte sichtlich Freude daran sie wieder aufziehen zu können.

„Nein! Dreh mir nicht die Worte im Mund um! Aaaaarg… beschissener Magi!“, genug war genug! Wütend drehte sie sich um und stapfte den Weg weiter. Wenn das so weiter ging würden sie sich eher gegenseitig massakrieren anstatt die Tritonen.

Judal folgte ihr nur mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht. Es machte ihm wirklich tierischen Spaß sie so aufzuziehen. Aber sie reagierte ja auch jedes Mal darauf, sie machte es ihm so leicht.

Es half ein wenig das sie ihre Wut wieder an ihrer Umgebung ausließ anstatt sich direkt auf Judal zu stürzen und am Ende mit ihm zusammen den Abhang runter zu kugeln, nur damit er sich mit seinen tollen Magi Kräften vor schlimmeren bewahren konnte, während sie alles abbekam.

 

Langsam beruhigte sie sich wieder und auch der Weg wurde bald wieder breiter, verlief in einer sanften Biegung nach unten. Es schien nicht mehr weit zu sein. Der Boden war weicher und matschiger, die Baumarten veränderten sich und erinnerten langsam aber sicher immer mehr an einen Sumpf.

„Wir sind bald da“, sagte sie dann leise und sah sich kurz zu dem Magi um der ihr bis jetzt stumm gefolgt war, stumm aber nicht in sich gekehrt, ganz im Gegenteil. Es kam ihr so vor als würde er jeden Schritt genießen, es wirkte als würde er mit jedem Mal mehr Freiheit erfahren. Schwer zu beschreiben, aber das traf es am ehesten.

Dass es tatsächlich auch so war konnte sie nicht wissen. Der Magi fühlte sich mit jeder Sekunde wohler und das nicht nur weil er sich langsam an sein neues Schicksal gewöhnte und sich damit abgefunden hatte. Sondern auch weil das Rukh um ihn herum immer weiter zunahm. Es war als würde ein Loch sich langsam aber sich immer weiter füllen… mit heller, klarer Energie.

Noch nie hatte er sich so Gefühlt wenn er das weiße Rukh um sich sammelte, sonst war es immer nur bei dem schwarzen Rukh so gewesen. Dort hatte ihn die dunkle Macht voller Energie pulsieren lassen und ihn teilweise an den Rande des Wahnsinns getrieben, wenn er kein Ventil hatte um die Kraft heraus zu lassen.

Doch jetzt strotzte er von Kraft die immer mehr und mehr wurde und er fühlte sich nicht so als würde er sie ablassen müssen. Ganz im Gegenteil, er sammelte mehr und mehr und es tat ihm gut. Es vertrieb die ganzen grüblerischen Gedanken die er seit seinem Erwachen tief in sich trug und erstickte das dumpfe Gefühl von Einsamkeit.

Das erste Mal seit er hier war, war er glücklich… richtig glücklich.

Und das merkte Sheila auch, er war so viel lockerer und unbeschwerter, irgendwie wirkte er auch erträglicher, obwohl sie wusste das sie das bald wieder zurücknehmen würde. Seine gute Laune würde für sie eventuell nichts Gutes bedeuten.

Aber auch die Blauhaarige fühlte sich fitter als zuvor, sie sah nicht das das Rukh sich immer mehr erholte, je weiter sie in den Wald vordrangen, je weiter sie in das Gebiet der Tritonen vordrangen. Doch sie spürte es, sie spürte es in jeder Faser ihres Körpers, es war seltsam, als würde etwas nach ihr rufen und sie fühlte sich zu etwas hingezogen das sie nicht sehen, nicht hören und nicht fühlen konnte… nur spüren, tief in ihrem Inneren.

Doch sie sagte nichts, sowieso war es fraglich ob der Magi ihr die Frage, die ihr auf der Zunge lag, beantworten konnte oder wollte. Sie musste selbst herausfinden was mit ihr los war, was es bedeutete ein Magus zu sein.

Judal nickte nur auf ihre Aussage und so konzentrierte sie sich wieder auf den Weg, während der Magi nach wie vor sorglos hinter ihr her schlenderte und einfach nur das Leben zu genießen schien, auch wenn das, in Bezug auf ihn, ziemlich seltsam klang. Eigentlich wäre ihm schon längst todlangweilig geworden, der Weg war einfach zu lang. Doch so war er ganz gut abgelenkt. Glück für Sheila.

Sie bewegten sich nun aber leiser vorwärts und Sheila sah bei jedem Geräusch auf und blickte sich um. Das alles hier war neu für sie und auch wen sie sich sicher schon 100x ausgemalt hatte wie sie diesen elenden Fischviechern den Hals umdrehen würde, war es etwas ganz anderes das tatsächlich auch zu tun. Sie wurde zunehmend nervöser und hatte Probleme sich weiterhin auf den Weg zu konzentrieren, weswegen sie plötzlich einfach stehen blieb.

Dadurch war Judal ebenfalls gezwungen anzuhalten, damit er nicht in sie hinein lief. „Was ist los?“, fragte er skeptisch, schien die Antwort aber schon zu kennen, denn sein Grinsen erlosch nicht. „Angst bekommen?“, nun troff Hohn in seiner Stimme mit und als Sheila ihm einen vernichtenden Blick zuwarf wurde sein Grinsen nur breiter. Direkt ins Schwarze getroffen.

„Erst das Maul aufreißen aber dann den Schwanz einziehen was? Wie lächerlich bist du denn!?“, er konnte sich das kurze auflachen nicht verkneifen und als sie sich zu ihm umdrehte, verschränkte er nur herausfordernd die Arme.

Doch sie tat ihm diesmal nicht den Gefallen ihn anzufahren. Eher wurde ihr wütender Blick plötzlich leicht trüb und sie drehte sich schnell weg. Verdammt… er hatte doch Recht, sie hatte wirklich Angst bekommen. Sie hatte noch nie gekämpft, sie wusste nicht wie sie sich gegen die Fischmenschen wehren sollte, aber sie wollte weder ein Klotz am Bein sein noch sich auf den Magi verlassen müssen.

„Du hast ja Recht… ja ich hab Angst. Ich habe noch nie gekämpft, aber trotzdem will ich kein Hindernis sein…“, sie ballte die Fäuste leicht und obwohl sie wollte, schaffte sie es nicht sich wieder zu ihm umzudrehen. Judal hingegen schien etwas überrascht zu sein, dass sie es wirklich zugab. Eigentlich würde er sich nun richtig über sie Lustig machen, doch irgendwas hielt ihn zurück. Vielleicht die Tatsache das sie wirklich geknickt war und es ihr schwer fiel es zuzugeben. In diesem Moment erinnerte sie ihn irgendwie an Kougyoku. Obwohl Sheila bei weitem nicht so wehleidig war wie die Pinkhaarige und er bezweifelte das sie jemals in Tränen ausbrechen würde.

So gesehen war die junge Frau vor ihm stark… stärker als er vermutete hatte. Irgendwo musste er es ihr anrechnen das sie zu ihren Schwächen stand, auch wenn er es lächerlich fand.

„Versuchs einfach… aber steh mir nicht im Weg rum“, meinte er dann und klang dabei seltsam fürsorglich. Eine Tatsache die Sheila dazu brachte ihn doch wieder anzusehen. Doch Judal sah nur mit einem leichten Hauch von Verachtung zu ihr und ob sie es wollte oder nicht, der Blick tat weh. Weh genug, dass sie sich wieder aufrichtete, umdrehte und den Weg weiter folgte. Wie hatte sie sich nur so gehen lassen können? Erwarten können das irgendetwas Tröstendes von dem Magi kam? Sie konnte froh sein das er die Situation nicht ausgenutzt hatte um sie fertig zu machen, obwohl der Blick schon fast ausreichte.

Normalerweise war sie nicht so leicht angreifbar, doch gerade fühlte sie sich so sensibel. Sie musste unbedingt wieder herunter kommen wenn sie weiter mit dem Magi klar kommen wollte… nein, musste.

Wahrscheinlich lag es einfach an der ganzen Situation gerade, das alles so viel schneller ging als sie erwartete hatte. Sie hatte gehofft sich ordentlich vorbereiten zu können, doch nun war sie ins kalte Wasser geworfen worden.

//Ich hab nicht einmal eine Waffe//, dachte sie und war leicht sauer auf sich selbst das sie nicht an so etwas Banales und Offensichtliches wie eine Waffe gedacht hatte. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich und ehe sie reagieren konnte, schwang Judal einen Arm um ihre Schulter und sah über die andere hinweg zu ihr, während es ihm scheinbar total egal war dass er ihr so nahe war. „Komm schon, Kopf hoch! Was kann schon passieren? Im schlimmsten Fall wirst du getötet und dann bin ich dich los“, meinte er in neckendem Tonfall und sie funkelte ihn an. „Das ist nicht gerade aufbauend! Behalt deine Kommentare für dich wenn du mich nur aufziehen willst“, knurrte sie ihm entgegen und schob ihn mit dem Ellenbogen weg, wobei sie sich unter seinem Arm, den er um ihre Schulter gelegt hatte, wegduckte. „Ach denkst du echt ich will dich aufbauen? Aber ich hab auch keinen Bock mit einem Crybaby durch die Gegend zu laufen“, meinte er dann nur überheblich und grinste sie herausfordernd an.

„Ich bin kein Crybaby! Wenn ich dir so auf die Nerven gehe dann kannst du ja gern alleine weitergehen“, zischte sie wütend und bereute es schon fast. Wenn er ging, dann würde sie hier alleine zurück bleiben und ob sie es wollte oder nicht, sie war im Moment noch auf ihn angewiesen.

„Ok… hab ich kein Problem mit“, meinte er dann nur mit klarer Stimme und einem Schulterzucken, dann ging er einfach an ihr vorbei, wobei er ihr einen kurzen Blick zuwarf den sie nicht beschreiben konnte. Undurchsichtig und gleichzeitig irgendwie vorwurfsvoll.

Sie sah ihm kurz nach und realisierte in diesem Moment das er sie wirklich zurücklassen würde. Sie ballte die Faust und tat dann schnell einen Schritt nach vorne, wobei sie einen Arm ausstreckte und das Büschel Haar zu fassen bekam was noch ein Stück hinter ihm her wehte.

Da er nicht stehen blieb, zog sie automatisch kurz an seinem Haar und musste noch einen Schritt nach vorne machen um den Halt nicht zu verlieren. Doch nun hielt er an und sah genervt zu ihr nach hinten. „Lass meine Haare los“, meinte er mit einem leicht zickigen Ton und entriss ihr das Büschel, indem er den dicken Strang packte und zu sich zog.

Sie hielt nicht weiter fest, sondern ließ sich das seidige Schwarz durch die Finger ziehen und sah zu Boden. Doch dann gab sie sich selbst einen Ruck und sah hinauf, direkt in seine Augen die sie abwartend ansahen.

„Lass mich nicht zurück“, sagte sie dann mit fester Stimme und blickte entschlossen. Er drehte sich nun ganz um, legte den Kopf leicht schief und grinste: Breit und Hämisch. Beinahe hätte sie daraufhin den Blick abgewandt, er lachte nicht aber es war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben wie lächerlich er es fand dass sie ihn jetzt wieder anbettelte. Doch wenn sie jetzt den Blick abwenden würde, dann hatte sie verloren, für immer. Dann würde er sie nie wieder ernst nehmen. Also sah sie ihm nur weiter in die Augen, ernst und entschlossen, nach wie vor.

Judal merkte das sie nicht nachgeben würde und plötzlich wurde sein Grinsen zu einem Lächeln, seltsam sanft, für nicht mehr als eine Sekunde. „Dann beweg deinen Po und komm“, meinte er nur, wobei Heiterkeit in seiner Stimme mitklang. Dann drehte er sich wieder um und ging den Weg weiter.

Sheila sah ihm leicht verdutzt nach, dann lächelte sie kurz und beeilte sich ihm zu folgen. Sie schloss zu ihm auf und ging dann ein kleines Stück hinter ihm. Auf dem Rest des Weges musste sie sich nicht vor zurückschnellenden Ästen in Acht nehmen. Sie hatte sich bewiesen, sie hatte sich tatsächlich bewiesen. Das erste Mal seit sie ihn kannte, hatte sie ihn beeindruckt… oder so ähnlich.

 

„Psst…“, mahnte er, während er vor ihr in leicht geduckter Haltung zwischen den Bäumen stand. Sie war auf einen Ast getreten der ganz klischeehaft laut geknackt hatte, doch die Fischwesen etwas weiter vor ihnen hatten es nicht bemerkt.

Sie beide wären beinahe direkt in die grotesken Gestalten hinein gelaufen, nicht lange nach ihrer kurzen Auseinandersetzung. Die Tritonen hatten sich so leise bewegt, das Sheila sie erst im letzten Moment bemerkt, aber sofort reagiert hatte und Judal einfach mit sich ins Gebüsch zog. Dieser war erst empört gewesen und fast hatte Sheila schon damit gerechnet das er ihr die unsanfte Behandlung heimzahlen würde, doch er schien nach wie vor noch gut gelaunt zu sein und als sie ihn auf die Salamandermenschen aufmerksam gemacht hatte, hatte er verstanden und genickt.

Judal fand es jedoch nicht nötig in den Büschen zu sitzen und hatte sich hinaus geschlichen zu den dicht beieinander stehenden Bäumen. Dadurch war Sheila gezwungen ihm zu folgen und war dabei auf den Ast getreten.

Die Wesen vor ihnen waren tatsächlich halb Fisch und halb Mensch. Sie liefen auf 2 stämmigen, blauen Beinen und ihre Füße besaßen, wie Sheila schon erklärt hatte, Schwimmhäute zwischen den Klauen. Ihr hinterer Teil zierte ein langer, kräftiger Schwanz der von einer langen, fischartigen Rückenflosse geziert wurde, die vom Kopf bis zum Schwanzende verlief. In Höhe der Schultern formte sich die Rückenflosse jedoch zu 2 breiten „Flügeln“ die ein klein wenig wirkten wie die Flossen der fliegenden Fische.  Ähnliche flossenartige Auswüchse hatten sie auch unten an den Füßen, den Ellenbogen und den Ohren.

Ihre Hände besaßen wie auch ihre Füße Schwimmhäute, schienen ansonsten aber zu funktionieren wie die eines Menschen. Der Kopf ähnelte sehr dem eines Molches, jedoch hatte das Maul eher etwas von einem Fisch und 2 kleine „Fühler“ hingen rechts und links herunter. Die Augen waren jedoch nicht glubschartig wie bei Fischen sondern sahen aus wie die eines Menschen, nur ungefähr doppelt so groß und ohne das Weiße.

Die Tritonen waren jedoch nicht nackt, sondern hatten beide eine Art Set an, das aus einem ledernen Unterteil bestand was den Unterleib bedeckte und bis zur Brust hinauf ging, wo es von 2 dicken, geflochtenen Bändern gehalten wurde, welche auf dem Rücken zu einer Schleife zusammen gebunden waren. Auf diesem ledernen Anzug trugen sie noch verschiedene Rüstungsteile an Armen, Beinen oder dem Körper. Ansonsten schienen sie recht schutzlos und besaßen als Waffen jeweils nur einen Speer der eher zum Fischen geeignet war als zum kämpfen.

Es war offensichtlich dass sie nicht damit rechneten angegriffen zu werden, obwohl sie irgendwie nervös wirkten und sich mit leisen, bellenden und grunzenden Lauten unterhielten.

„Die können auch normal reden oder?“, fragte Judal dann und hatte wiedermal ein Grinsen aufgelegt, diesmal aber eines was seine Vorfreude auf den Kampf deutlich machte. „Ja können sie“, bestätigte Sheila ihm und nickte dabei auch, behielt die beiden Fischmenschen aber im Auge. „Sehr gut“, meinte Judal dann nur, zog sein goldenes Zepter unter dem weißen Stoff des Chunnaris hervor und spazierte plötzlich einfach aus seiner Deckung heraus als wäre nichts.

„Was zum!?“, rief Sheila überrascht und nach kurzem zögern folgte sie ihm. Die Tritonen sahen sofort zu ihnen und hielten die Speere in ihre Richtung, dabei grunzten sie sich wieder etwas zu und verengten die Augen als sie wieder zu ihnen sahen. Sie registrierten das Zepter das Judal in der Hand hielt und sahen dann kurz zu Sheila. Erkennen blitzte in den Augen des Hellblauen auf und er grunzte dem Dunkleren etwas zu, der daraufhin nickte.

„Was wollt ihr hier? Und wer bist du Fremder?“, fragte der Hellere dann mit tiefer, kratziger Stimme und sah zu Judal, welcher nun leicht mit dem Zepter in seiner Hand spielte und das Grinsen nach wie vor nicht ablegte. Doch nun blitzten seine Augen freudig und ehe der Hellblaue reagieren konnte, streckte Judal das Zepter gen Himmel. Sofort blitzten lilafarbene Blitze auf und schossen mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den Tritonen zu und durchfuhren ihn. Der Fischmensch schaffte es nicht rechtzeitig zu reagieren und es war fraglich ob er sich überhaupt irgendwie hätte retten können. Zumindest sank er nun in sich zusammen und blieb regungslos auf dem Boden liegen, während kleinere Rauschwaden aus den Löchern seines Körpers empor stiegen und den Geruch von verbranntem Fleisch in der Luft verteilten.

Der andere Tritone hatte laut aufgebrüllt, ganz so als hätte ihn auch etwas getroffen und Sheila dämmerte es, dass er die Elektrizität vom Boden abbekommen haben musste, aber keinen direkten Treffer. Trotzdem schien er ein wenig gelähmt und zuckte unkontrolliert. Er schaffte es nicht mehr den Speer fest zu halten und ließ ihn los. Dumpf schlug die Waffe auf dem Boden auf, dann ging der Fischmensch in die Knie und blieb, leicht auf sein linkes Bein gestützt, sitzen.

„Also… wenn du nicht auch als Bratfisch enden willst, sag uns wo euer Dorf liegt und wo euer Chef abhängt“, meinte Judal dann und ging auf den Fischmenschen zu, wobei er ihn von oben herab anblickte und das Zepter in seine Richtung hielt. Doch der kobaltfarbene Tritone sah Judal nur mit zusammen gekniffenen Augen an, Wut blitzte in ihnen auf. Er würde nichts sagen.

„Tz… dein Pech“, meinte der Magi genervt und wieder zuckten Blitze auf. „Achtung!“, der Ruf von Sheila lenkte ihn ab und er sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Im nächsten Moment blitzte helles Licht auf und funken stoben, dann fiel der Kampfspeer, welcher nach ihm geworfen wurde, zu Boden. Er war an dem Bolg des Magis abgeprallt.

Judals Augen verengten sich, als er in die Richtung sah aus der die Waffe gekommen war, dort stand ein roter Fischmensch, der seine Mundwinkel zu einem hämischen Grinsen verzogen hatte. Dann erklang eine tiefe, rauchige aber keinesfalls unangenehme Stimme: „Magier… nein, Magi… du und das kleine Dorfmädchen… ihr werdet erwartet“.

 

 ~~~~~

 

Bolg: Die magische Schutzhülle die einen Magier als solchen auszeichnet. Bei Magiern ist das Bolg schwächer als bei Magis, da sie keine unbegrenzte Magoiquelle besitzen. Das Bolg wehrt alle physischen Attacken und kleinere magische Attacken ab.

Ren Kougyoku: Eine Prinzessin des ehemaligen Kou-Imperiums. Sie war eine der Königskandidaten von Judal und bewältigte mit der Hilfe ihres Assistenten, Ka Koubun, einen Dungeon. Dort bekam sie den Djinn des Wassers: Vinea.

Goldfarbener Phönix

Judals Augen verengten sich  bei den Worten des roten Tritonen und er drehte sein Zepter mehrmals um seine Finger, scheinbar um seine Konzentration zu steigern. Er schien der Sache hier nicht zu trauen und sein Blick glitt wieder zu dem dunkelblauen Fischmensch der immer noch vor ihm kniete und so aussah als würde er gleich in Ohnmacht fallen.

„Erwartet also…? Wer hat den von unserem Kommen berichtet? Ich glaube kaum das euer Chefchen ach so hellseherisch und superbegabt ist wie die Trottel in diesem Dorf meinen“, gab er dann von sich und durchbohrte den Tritonen mit einem gefährlichen Blick, wobei er sich nicht einmal zu ihm umdrehte, sondern ihn nur aus dem Augenwinkel betrachtete. Doch der Rote schien das einfach zu ignorieren, denn sein Grinsen wurde nur Breiter und er bewegte sich auf Judal zu. Dabei breitete er leicht die Arme aus, scheinbar eine Geste das er unbewaffnet war. Klar, seine Waffe lag neben Judal, dort wo sie liegen geblieben war, nachdem sein Bolg sie abgewehrt hatte.

Der Magi hingegen wirkte immer noch munter, wenn auch misstrauig, doch auch sein Grinsen wurde Breiter und gab ihm ein noch gefährlicheres Aussehen. Der Tritone durchschaute es sofort und als Judal sein Zepter in dessen Richtung hielt, sprang der Rote behände zur Seite und wisch dann den Blitzen mit einer Behändigkeit aus die man ihm kaum zutrauen würde. Dabei drehte er sich teilweise mehrmals um sich selbst und landete immer nur so kurz auf dem Boden dass es reichte um dem nächsten Blitz auszuweichen, wobei er sich mit jedem Sprung mehr näherte.

Sheila beobachtete das Ganze und war sichtlich beeindruckt über die Bewegungen des Fischmenschen, bis sie realisierte das er ihr immer näher kam und da war es auch schon zu spät. „Sheila!“, auch Judals ruf erweckte sie nicht rechtzeitig aus ihrer Starre und schon spürte sie wie sich kräftige Arme um sie legten und zum zweiten Mal an diesem Tag bekam sie die Luft abgeschnürt, ehe sie merkte wie sie von den Füßen gerissen wurde. Sie unterdrückte einen Ausruf des Erschreckens und taumelte benommen im Griff des Tritonen, als dieser wieder auf die Füße kam und sie automatisch mitriss. Ohne zu wissen wieso, blickte sie zu der Stelle an der sie eben noch gestanden hatte. Wo nun ein kleines, qualmendes Loch im Boden war und die Pflanzen drum herum schienen verschmort. Das war der Moment an dem sie realisierte das der Magi auf sie gezielt hatte um den Fischmenschen zu erwischen und das dieser sie gerade noch gerettet hatte, obwohl er sie offensichtlich als Geisel benutzen wollte.

Sie schluckte schwer, denn ihr Instinkt sagte ihr dass die Attacke von Judal sie diesmal tatsächlich getroffen hätte, da er es nicht direkt auf sie abgesehen hatte. Davon zeugte auch sein Blick, den er sah unzufrieden aber auch ein ganz klein wenig geschockt aus, was er jedoch zu verbergen versuchte. War es wirklich ein versehen gewesen das der Blitz sie beinahe getroffen hätte?

Zumindest wurde der Blick des Magis nun zerknirscht und er sah genervt zu dem Tritonen, wobei Sheila das Gefühl hatte das er ihrem Blick auszuweichen schien. „Machst du jetzt was langsam Magi? Ich möchte nicht gegen dich kämpfen, es käme mir sogar sehr ungelegen“, sprach der Rote dann und sah Judal direkt in die Augen, wisch dem dämonischen Blick nicht aus, er zuckte noch nicht einmal.

„Was willst du…? Du bist nicht auf Geheiß von eurem Chef hier“, fragte Judal dann nur und stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab während er sich etwas zurück lehnte. Sheila hatte das Gefühl das er nur aufhörte den Tritonen zu attackieren weil er sein Magoi nicht verschwenden wollte und nicht weil der Fischmensch sie festhielt.

„Du hast ein kluges Köpfchen was?“; fragte der Rote grinsend und tippte sich selbst, um seine Worte zu verstärken, gegen die Stirn. „Ja es stimmt, ich bin von selbst hierhergekommen… und ich bin alleine“, bestätigte er scheinbar den Verdacht des Magis, denn dieser schien nicht überrascht, ganz im Gegenteil, er hatte es sich schon gedacht. „Ich bin hier um euch zu helfen…“, diese Worte schien der Schwarzhaarige aber nicht erwartete zu haben, den er sah kurz leicht überrascht aus, bevor er dann schmunzelte und nickte. „Wieso? Ich dachte ihr Monster haltet alle zusammen und hasst Menschen, wieso würdest du uns helfen wollen?“, fragte er dann und wand sich dem Tritonen nun gänzlich zu. Wobei er plötzlich sein Zepter zur Seite schwang und dem dunkelblauen Tritonen einen Speer aus Wasser durch den Kopf jagte. Der Rote zuckte daraufhin zusammen und knirschte mit den Zähnen, was Sheila aber eher hören konnte als das sie es sah.

„Ich denke, Zuhörer wären nicht so förderlich oder?“, fragte Judal dann und sein Grinsen wurde wieder fies und verhöhnend. Doch es wirkte eher als hätte er einfach Spaß am töten und nur einen Grund dazu gesucht um dem Verlangen nachgeben zu können.

„Nein… aber er gehörte immer noch zu meinem Volk…“, der Fischmensch schien es jetzt schon zu bereuen das er Judal einspannen musste, jedoch schien er keine andere Wahl zu haben. „Aber gut, ich denke du willst hier und jetzt hören wieso ich euch helfen will… ich bin der Prinz dieses Volks der Tritonen… wie ihr uns nennt, unter uns heißen wir Seishtani. Mein Vater war der vorherige Herrscher über unser Volk, bis er von dem jetzigen brutal ermordet wurde. Hashre ó Nkshar heißt der jetzige Herrscher der unser Volk und auch eures unterjocht und versklavt. Ich möchte meine Leute befreien, doch wie ihr sicher schon wisst, beherrscht er Magie und dagegen habe ich leider kaum eine Chance…“, erzählte der Tritone dann und Sheila sah zu ihm auf als er stockte. „… Außerdem hat er meine Verlobte, er erpresst mich mit ihr. Jedoch ist das für mich nun kein Grund mehr, denn sie ist gebrochen und „schwarz“, es hat keinen Sinn mehr sich mit einer leeren Hülle erpressen zu lassen.“, meinte er dann und sah entschlossen aus. Er schien es ernst zu meinen, er wollte seine Verlobte töten…

Sheila hätte am liebsten etwas gesagt, ihn irgendwie davon abgeraten, doch was konnte sie tun? Sie wusste nichts von der Beziehung zwischen den Fischmenschen und wen er sich entschieden hatte, hatte sie dann das Recht ihn zu etwas anderem zu überreden?

Plötzlich stockte sie innerlich. Dachte sie wirklich gerade daran einem Tritonen, oder Seishtani, zu helfen!? Sie hasste diese Kreaturen, aber… er schien so normal zu sein. Wie sie, wie die Menschen im Dorf. Er kam ihr nicht wie das Monster vor das sie erwartete hatte und das schnürte ihr die Brust zu, ließ sie wanken. Die Blauhaarige schüttelte leicht den Kopf und sah zu Judal, der immer noch so lässig dastand und dem Seishtani in Ruhe zugehört hatte. Nicht ohne ab und zu mal einen abfälligen Laut von sich zu lassen und nun den Mund zu einem überheblichen Grinsen verzog.

„Mir ist scheiß egal was du willst und wieso du es willst. Wir sind hier um diese Gräte auseinander zu nehmen, ob du uns nun dabei hilfst oder nicht interessiert mich nicht die Bohne.“, meinte er dann nur und Sheila biss sich leicht auf die Unterlippe. Musste der Kerl eigentlich immer so frech sein!? Wenn dann sollte er das tun wen er im Schwitzkasten gehalten wurde und nicht sie!

Doch im Gegensatz zu ihren Befürchtungen, ließ der Rote sie plötzlich los und sie stolperte ein paar Schritte vorwärts, weg von ihm und auf Judal zu. Bis sie dann stehen blieb, den Magi kurz eindringlich musterte und ein paar Schritte in die andere Richtung tat, weg von beiden. Die Aktion ließ Judal den Kopf leicht nach hinten legen und sie hatte das Gefühl als würde er sie von oben herab ansehen, trotz der Entfernung. Pah! Sollte er doch! Er war derjenige der eben einen Blitz auf sie gefeuert hatte und nicht sie! Dreckiger… arg….

„Nun gut… Hauptsache ihr macht den jetzigen Anführer kalt, aber ich bitte euch, wenigstens so viele meiner Leute zu schonen wie es geht“, meinte der Seishtani dann und verschränkte die Arme. „Ansonsten kann ich euch nicht weiter lassen“, drohte er und sah Judal eindringlich an.

Dieser begann plötzlich zu lachen, laut und herzhaft, so als hätte jemand einen wirklich guten Witz erzählt und selbst Sheila wusste nicht ob sie diese Wesen überhaupt verschonen wollte. Es käme ihr ganz gelegen wen Judal einfach alle mit seinen Blitzen platt machen würde. Trotzdem sträubte sich irgendwas in ihr, seit dieser Tritone aufgetaucht war, hatte sie ein anderes Bild im Kopf. Was war wen sie dort menschenähnliche Wesen auslöschten…? Es kam ihr fast so vor. Erneut schüttelte sie den Kopf, sie musste diese Gedanken verbannen und zwar ganz schnell, sie konnte doch nicht jedes Wesen bemitleiden das sie töten würden. Dann würde sie die Dungeonmonster niemals aufhalten können!

„Du und mich aufhalten, das will ich sehen… du kannst nicht ewig ausweichen und ohne Magie kommst du nicht mal durch meinen Bolg. Also spiel dich nicht so auf wenn du eh nichts ausrichten kannst“, die vor Hohn triefende Stimme holte Sheila wieder aus ihren Gedanken und sie sah zwischen Judal und dem Roten hin und her. Es sah wirklich so aus als würden sie gegeneinander kämpfen wollen.

Der Tritone hatte sich in Kampfstellung begeben, wobei er plötzlich einen Stab in der Hand hielt der im ersten Moment wie ein Stück Holz aussah, bis Sheila die leichten Verzierungen am Anfang und Ende des Stabes sehen konnte. Es schien ein Kampfstab zu sein und jetzt erinnerte sie sich auch dass er diese Waffe die ganze Zeit auf dem Rücken getragen hatte, gehalten von dieser riesigen, roten Schleife.

Auch Judal hatte sich vorbereitet, zumindest hielt er das Zepter locker in der Hand und stand leicht seitlich zu seinem Gegner, wobei er ihn mit leicht in seine Richtung gewinkeltem Kopf ansah. Sheila zog die Augenbrauen in hilfloser Geste zusammen, irgendwie wollte sie nicht dass die Beiden gegeneinander antraten. Wenn Judal das Angebot angenommen hätte, dann könnten sie jetzt miteinander arbeiten und nicht gegeneinander.

Schon wieder diese Gedanken…

Aber ihr kam noch ein anderer Grund, ein eigentlich recht guter Grund wenn sie bedachte das Judal sehr wahrscheinlich nicht endlos Magie wirken konnte. Wenn er gegen eine ganze Horde Fischmenschen antreten musste und danach noch gegen ein Monster das ebenfalls Magie beherrschte, würde er das schaffen? Er war stark, da gab es keinen Zweifel, aber er war nicht unsterblich oder unantastbar, vor allem wenn jemand mit Magie gegen ihn kämpfte und ihn damit eventuell auch angreifbar für physische Attacken machte, indem er sich darauf konzentrierte Judals Bolg zu zerstören.

Jetzt hatte es definitiv etwas Gutes das sie so viel über Magie erfahren wollte und ihre Ahme ihr so viel erzählt hatte. Judal verließ sich sicher, wie viele andere Magier, auf seinen Bolg. Doch wenn dieser erst mal zerbrochen war, konnte er ihn nicht sofort wieder herstellen, es würde einige Sekunden brauchen. Sekunden in denen er angreifbar war.

Wenn sie sich aber mit Hilfe des Fischmenschen ins Dorf schleichen konnten…

Dieser Erkenntnis ließ sie plötzlich vorpreschen und sie warf sich direkt vor Judal, als dieser sein Zepter leicht drehte. Die Augen des Magis weiteten sich und auch Sheila spürte die Gefahr, als sich ein Wirbelsturm wie in Zeitlupe zu bilden begann und sie zu erfassen drohte. Es stimmte also, solange er nicht bewusst auf sie zielte, konnte er Magie gegen sie einsetzen!

Die Blauhaarige schaffte es nicht mehr auszuweichen und auch der Magi hatte keine Chance seinen Zauber rückgängig zu machen. Sheila hörte, trotz des tosen des Wirbelsturms, ein rascheln hinter sich, ganz so als seien ihre Sinne durch die drohende Gefahr auf 200% hochgeschraubt worden. Doch sie wusste dass auch der Fischmensch ihr nicht mehr helfen konnte, er war zu weit weg und würde es nicht rechtzeitig schaffen. Also nahm sie die Arme vor ihr Gesicht und schon spürte sie wie der Wirbelsturm sie erfasste und von den Füßen riss.

Für kurze Zeit wirbelte sie durch die Luft und verlor jegliches Raumgefühl, sie wusste nicht mehr wo oben und unten ist. Der Wind riss an ihrer Kleidung und ihr langer Zopf schlug unsanft gegen ihr Gesicht, doch das alles bemerkte sie nur dumpf, als wäre sie eingepackt in Watte. Sie versuchte immer noch zu realisieren was hier abging, dass sie von dem Wirbelsturm durch die Luft gefegt wurde, als sie plötzlich jäh abgebremst wurde und mit voller Wucht gegen einen Baumstamm schlug. Schmerz brannte wie Feuer durch ihren Rücken während sie, ohne eine Chance sich irgendwie abzufangen, zu Boden fiel und dort kurze Zeit benommen liegen blieb.

Der Schmerz war so enorm, als stünde ihr gesamter Rücken in Flammen und er schien immer tiefer zu kriechen, sodass sie keine Luft holen konnte. Sie versuchte es, sie versuchte den Mund zu öffnen und ihre Lungen mit Sauerstoff aufzupumpen, doch sie schaffte es nicht. Es war wie eine Blockade die verhinderte dass sie die Luft durch den geöffneten Mund einsaugte.

Sie hörte Stimmen, doch sie konnte nicht sagen von wem, sie konnte nicht einmal sagen ob es einer oder mehrere Leute waren die dort redeten. Sie hörte alles nur gedämpft und das Rauschen das durch ihren gesamten Kopf zu gehen schien machte es unmöglich die Worte zu entziffern.

Trotzdem, sie konnte hier doch jetzt nicht einfach liegen bleiben! Gerade als sie sich beschloss, ihre schmerzenden Glieder zu bewegen, spürte sie eine leichte Berührung am Arm und dann auf ihrem Rücken. Es schien als würde sie die Schmerzen nehmen, doch nur ganz schwach, es half kaum auch nur das kleinste bisschen Schmerz zu nehmen, aber es motivierte Sheila. Sie zwang sich die Augen zu öffnen, sah jedoch nur Schwärze und als sie versuchte ihre Hände zu bewegen, spürte sie nichts. Sie konnte nicht einmal sagen ob sie es geschafft hatte sie zu bewegen oder nicht.

„… Schlag… Quer…gelähmt…“, vernahm sie plötzlich doch kleinere Wortfetzen und sie begann sich darauf zu konzentrieren. Es half ihr die Schmerzen ein wenig zu verdrängen. „…Ende… doch nur… Mensch“, sie schüttelte innerlich den Kopf. Auch wenn sie versuchte die Worte zu entziffern, war es nicht genug, sie ergaben keinen Sinn. Elende Watte!

Plötzlich war Sheila wütend, es kam so schnell, so unerwartet und so gewaltig, dass sie keuchte und plötzlich füllten sich ihre Lungen mit Luft und sie konnte atmen. Es fühlte sich so gut an, auch wenn es sich gleichzeitig anfühlte als würde jemand ihr ein Messer in die Brust jagen.

Doch die Wut erlosch nicht, sie wurde stärker und brannte in ihr wie ein Stück Kohle, heiß, lodernd, niemals verglühend, ewigwährend. Es verdrängte den Schmerz in ihrem Rücken und ihren Gliedmaßen und ließ sie fast ohnmächtig werden.

So unglaublich überwältigend…

Und da geschah es, etwas legte sich auf sie, wie ein Licht, ein Leuchten das die Wut nahm und sich in ihr verteilte wie Balsam. Wie ein wohltuender Duft der durch den ganzen Körper zu gehen schien und unendliche Entspannung brachte. Es löschte die Flammen in ihrem Rücken und in ihrer Seele, ließ nur ein unglaubliches Gefühl des Glücks zurück und Stille… eine heftige, erdrückende Stille. War sie Tod?

Nein! Das konnte nicht sein! Das wollte sie nicht!

Gerade in dem Moment in dem die Glut der Wut wieder zu glimmen begann, hörte sie es… erst leise und dann immer lauter, ein Ruf… aber er war nicht menschlich. Er war gewaltig und gleichzeitig sanft, wie eine Melodie. Es dauerte ein paar Sekunden bis Sheila begriff was sie da hörte, es war der Schrei eines Vogels!

Sofort sah sie nach oben und da erblickte sie ihn, den weißen Vogel aus Licht. Wie ein Phönix erstrahlte er vor ihr und sie schluckte ehrfürchtig. Wieder öffnete das Tier seinen Schnabel und erneut erklang dieser Ruf, nun viel lauter und es fühlte sich an als würde der Ton direkt in ihr innerstes dringen und dann begann sie zu fallen. Immer schneller und es schien kein Ende zu nehmen, während sich der wunderschöne Vogel immer mehr von ihr entfernte.

Im nächsten Moment schlug sie die Augen auf und das erste was sie sah war ein vertrautes Gesicht und rote Augen… hatten sie nicht mal so gefährlich gewirkt? Jetzt wirkten sie einfach nur noch wunderschön. Wie 2 dunkle Rubine in dem zarten, hellen Gesicht des jungen Mannes.

Sheila blinzelte ein paar Mal bis dieser Schein verschwand den sie um Judal zu sah und der sich endlos in den Blättern der Bäume und dem Licht das hindurch brach zu brechen schien. „Was…“, es war keine direkte Frage, sondern eher ein Hauch von einem Flüstern das aus ihrem Mund kam.

„Du bist echt schwer Tod zu kriegen was…?“, kam die so vertraute Stimme und der humorvolle Klang der so hell mitschwang, ließ Sheila lächeln. Sie hätte gerne den Kopf geschüttelt, aber irgendwie wollte das noch nicht so richtig klappen.

 „Ein Wunder… so wie sie gegen den Baum geklatscht ist hätte es jedem Menschen alle Knochen brechen müssen und nicht mal deine Magie hat auf sie gewirkt“, meinte eine fremde Stimme plötzlich und es dauerte ein paar Sekunden bis die Magus begriff wer dort gesprochen hatte. Also hatten sie sich nicht bekämpft? War sie erfolgreich gewesen? Und welche Magie hatte nicht gewirkt?

„Welche… Magie?“, fragte sie dann und immer noch kam nicht mehr aus ihr heraus als ein Flüstern. „Meine Magie, ich hab versucht dich zu heilen. Scheinbar neutralisierst du aber sogar meine Magie wenn ich dir nur helfen will“, meinte Judal dann und er entfernte sich von ihr. Am liebsten hätte sie gerufen dass er da bleiben sollte, doch sie konnte nicht. Irgendwie, konnte sie nicht.

Sheila beobachtete wie Judal kurz zu dem Roten Tritonen sah und dann den Kopf leicht neigte, als würde er etwas Unausgesprochenes bestätigen. Im nächsten Moment spürte sie kräftige Hände unter ihren Beinen und ihrem Rücken, dann wurde sie vom Boden hochgehoben.

Sie wollte protestieren und öffnete den Mund. Doch es kam kein Laut hervor. Sie versuchte es erneut und plötzlich: „Lass mich runter!“, es war so hell, so durchdringend und ohne jegliche Akzeptanz eines Wiederwortes, dass Sheila den Besitzer dieser Stimme respektieren musste. Nur verstand sie den Blick nicht den der Rote ihr zuwarf und auch Judals Blick den er über die Schulter zu ihr warf gab ihr Rätsel auf. Doch in diesem Moment realisierte sie, das diese Stimme von ihr gekommen war. Sie hatte so Herrscherich gesprochen!?

„Du kannst doch nichtma…. Okay“, brach sich der Fischmensch plötzlich selbst ab und sie spürte wie sich ihr Körper neigte, als er sie vorsichtig, sanfter als man erwarten würde, auf die Füße stellte. Dann waren die stützenden Hände plötzlich weg und Sheila wankte einen Schritt nach vorne. Es war eher eine Bewegung aus reinem Reflex, denn als sie noch einen Schritt tun wollte, bewegten sich ihre Beine nicht weiter.

Sie spürte die Blicke auf sich und es fühlte sich an als würden sie sich direkt in sie hinein brennen, vor allem dieser abwartende und leicht verurteilende Blick aus den roten Augen des Magis.

Sheila war gerade nicht in der Lage zu bemerken das Judal eigentlich nur vor Neugierde platzte. Das Mädchen zeigte eine Kraft die er ihr nicht zugetraut hätte und das legte einen Schalter in dem Magi um und er bereute es das sie ein Magus war und kein Mensch. Einen Menschen hätte er kontrollieren und lenken können, auf einen steilen Pfad direkt Richtung Macht. Doch mit ihr konnte er das nicht, auch wenn ihn das Verlangen schier überwältigte. Trotzdem, sie würde ihm gehören, so wie er jeder ihm gehörte bei dem er dieses Verlangen spürte. Jeder… bis auf einen und der Gedanke an diesen Mann ließ kurz Wut in ihm aufflammen.

Diese Wut war es die Sheila sah und spürte, als würde er sie gegen sie richten und nicht gegen einen Mann den sie nicht einmal kannte. Sie schloss die Augen und Angst übermannte sie, unbeschreibliche Angst und Zaghaftigkeit. Das war der Moment in dem sich die Augen des Magis weiteten.

Denn er sah was allen anderen verborgen blieb. Er sah wie Sheila das Rukh rief, wie die kleinen Vögel auf sie zuflogen wie auf einen Magi, sie umflatterten und das goldene Glimmen fast unerträglich hell werden ließen.

Judal musste mehrmals blinzeln um zu sehen das Sheila gerade einen Bolg um sich herum geschaffen hatte, wie auch immer sie das getan hatte. Die Magus selbst spürte nur wie sie plötzlich von einer unglaublichen Energie erfüllt war und als sie die Augen öffnete, sah sie alles leicht verschwommen, bis sie durch die Blase sehen konnte die sich um sie herum gebildet hatte und die Blicke abschirmte. Ihre Angst erlosch so plötzlich wie sie gekommen war und ein Zittern ging durch sie hindurch, bevor ihr die Beine weg knickten und sie auf den Knien landete.

Der mysteriöse Bolg um sie herum erlosch, es sah aus als würde die Blase einfach platzen und dann spürte sie wieder 2 kräftige Hände die sie unter den Armen fassten und sie in die Höhe hoben, als wöge sie nicht mehr als eine Feder.

„Na… das sah mir ganz nach Magie aus…“, meinte der Tritone dann als er sie losließ und sie erneut sich und ihren wackligen Beinen überließ. „Mit Sicherheit… das ist verdammt Interessant“, meinte der Magi und sein Blick wurde zu einem breiten, unheilvollen Grinsen das Sheila einen Schauer über den Rücken jagte. Dann hielt er ihr die Hand hin und wie von selbst bewegte sie sich zögernd vorwärts.

Doch genau in dem Moment wo sie die Hand greifen wollte, hatte sie das untrügliche Gefühl einen Fehler zu begehen. Sie zog ihre Hand zurück und schaffte es gerade noch es nicht so aussehen zu lassen, als würde sie sich vor seinem griff fürchten. „Ich kann alleine laufen“, meinte sie dann wie zur Erklärung zu dem Magi und seine Miene wurde plötzlich enttäuschend und dann verschlossen, wobei er sie abschätzend ansah und nicht einmal mehr Grinste. „Gut“, kam es kalt aus seinem Mund, dann legte er plötzlich seine Hand auf ihren Rücken und schubste sie unsanft vorwärts, sodass sie beinahe gefallen wäre.

„Dann beweg dich, wir müssen zu dem Haus des Fischstäbchens“, meinte er dann und immer noch war seine Stimme kühl und voller Vorwürfe. Sodass Sheila sich zu ihm umdrehte und ihn intensiv ansah, wobei sie seinen Blick ohne zu zögern standhielt. „Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass du ätzender bist als der Magensaft einer Wüstenhyacinthe?“. Diese Worte ließen den Schwarzhaarigen auflachen und auch Sheila musste grinsen.

„Jaja ihr Turteltäubchen, setzt euer geflirte fort wenn wir da sind“, meinte der Fischmensch plötzlich und Sheila wurde rot, eine Tatsache die sie verfluchte, denn sie sah ganz genau das Judal es registrierte und sein Grinsen wurde noch breiter. Also drehte sie sich schnell wieder um und lief vorwärts, wobei sie den Kopf gesenkt hielt und sich darauf konzentrierte diese elende Röte los zu werden.

 

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Lichtphönix:  Eine Gestalt die das Rukh verkörpert und oftmals in Zusammenhang mit einer riesigen Menge Rukh oder dem König der Seelen selbst dargestellt wird.

Lehmfarbenes Dorf

„Was ist eigentlich nun wirklich passiert?“, fragte Sheila plötzlich und sah über die Schulter zu dem Magi und dem Fischmensch. Der Seishtani zuckte nur mit den Achseln und sah dann ebenfalls neugierig zu Judal hin, welcher selbst zu überlegen schien.

„Was fragst du mich? Seh ich aus wie ein Magus oder was? Ich kenne deinesgleichen genauso wenig wie du“, meinte er dann nur leicht gereizt, scheinbar hatte die Neckerei nicht geholfen. Er schien immer noch irgendwie zerknirscht. Typisch, wie ein Kleinkind dem man den Lolli weggenommen hatte.

Sheila schnaubte leicht und zwang dann ihre steifen Beine sich weiter vorwärts zu bewegen, wobei sie sich wieder ganz nach vorne umwand. „Aber du weißt immer noch weit mehr über Magie als ich…“, ging sie dann trotzdem weiter, auf das von ihr angesprochene Thema, ein, drehte sich aber nicht noch einmal zu Judal um.

„Klar, aber es bringt auch nichts wenn ich hier nun irgendwelche Vermutungen mache. Du tust Dinge die ich bisher nur bei einem Magi gesehen hab und die ich mir nicht erklären kann“, gab er dann zu und sie merkte das er das nur tat, weil sie wirklich eine Antwort wollte und er wahrscheinlich auch. Daher war es für ihn selbst ein Eigentor wen er sie belog. Aber sie hatte auch nicht das Gefühl das es ihn sehr interessierte zugeben zu müssen etwas nicht zu wissen.

 „Stimmt auch wieder…“, pflichtete sie ihm dann bei…, als sie plötzlich zu realisieren schien was er gerade gesagt hatte. Sie sah auf und drehte sich zu ihm um. „Ich tue Dinge die nur ein Magi tut!?“, fragte sie dann und ihre Miene hellte sich auf. Gut, sie war mit ziemlicher Sicherheit kein Magi, das hätte er gemerkt, aber trotzdem löste das eine regelrechte Euphorie in ihr aus. Genauso wie die Tatsache das sie eben ja tatsächlich Magie gewirkt hatte!

Seit gestern war so viel Chaos in ihr Leben getreten, dass sie die ganzen Veränderungen gar nicht so ganz unter einen Hut zu bekommen schien. Sie hatte eine totale Reizüberladung!

„Ja… du hast eben Rukh zu dir gerufen um den Bolg zu schaffen und du hast dich irgendwie selbst komplett geheilt, obwohl dir wahrscheinlich jeder Knochen gebrochen war und deine Rippen in deinen Lungen hingen“, Judal bezweifelte ehrlich gesagt das ein Magi dazu in der Lage war, schließlich konnte er sich alleine auch nicht mehr von dem Angriff des Djinns in Balbadd erholen, jedoch könnte er sich niemand anderen vorstellen der das konnte: sich selbst in diesem Zustand komplett zu heilen.

Der ehemalige Kronprinz von Kou: Kouen, hatte eine unglaubliche Selbstheilungskraft wenn er Phenex, den 37ten Djinn, einsetzte. Doch ob er in der Lage war sich selbst zu heilen während er mehr Tod als lebendig war, wusste Judal nicht.

Demnach schrieb er Sheilas Selbstheilungskräfte ihrem erwachen als Magus zu. Schließlich schien sie, seitdem sie erwacht war, ihre Kräfte einsetzen zu können. Auch wenn sie es noch sehr unbewusst tat.

Das einzige was ihn störte war die Tatsache das, das Rukh erst dann zu ihr geflogen war als sie den Bolg geschaffen hatte und nicht als sie sich geheilt hatte.

„Wouw… ich wünschte ich könnte das Rukh sehen. Obwohl, vielleicht habe ich das, aber nicht das Kleine“, meinte die Blauhaarige dann und runzelte leicht die Stirn während sie an diesen Lichtphönix dachte der sie, wie sie vermutete, zurück ins Leben gezwungen hatte als sie zwischen Tod und Leben hing.

„Du hast den großen Vogel gesehen…? Dann warst du wohl wirklich fast Tod“, Judal zählte 1:1 zusammen. Es war nicht unüblich dass man kurz vor seinem Tod den Fluss des Rukhs als riesigen Vogel sah. Doch meist nur wenn dieser einen zu sich rief. Das hieß wohl das Sheila eine Art 2te Chance bekommen hatte. Jedoch erklärte das nicht ihre Selbstheilungskräfte.

„War ich auch… zumindest hatte es sich so angefühlt“, meinte die Magus dann, während sie weiter den Weg entlang ging.

„Könnt ihr mal mit dem übernatürlichen Gequatsche aufhören? Wir sollten ab jetzt eher leise vorgehen“, durchbrach die raue Stimme des Seishtani plötzlich die Stille und sie beide wanden sich dem Fischmensch ein Stück zu. Judal schien was erwidern zu wollen, doch in dem Moment blieb Sheila stehen und er lief direkt in sie hinein.

„Sag mal… was sollte das den!?“, knurrte er ihr entgegen während er einen Schritt zurück tat und Abstand von ihr nahm. Dann durchbohrte er sie wieder mal mit einem seiner giftigen Blicke und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Blauhaarige hingegen blieb ganz ruhig und antwortete ihm nicht, sondern erwiderte nur seinen Blick, was er dann auch als ein Stummes: „Sei still“, zu verstehen schien. Denn seine Augen zogen sich ein Stück zusammen, ehe er einfach an ihr vorbei ging und wieder die Führung übernahm, aber nicht ohne seine Lippen wieder zu einem zynischen Grinsen zu verziehen.

Sheila konnte sich ein Grinsen aber auch nicht verkneifen, obwohl Judals nichts Gutes verhieß. Der Seishtani schüttelte jedoch nur den Kopf und folgte ihnen Beiden dann.

 

Der Fischmensch behielt aber ganz Recht, denn schon nach einem kurzen Fußmarsch konnten sie Lärm hören, der von Grunz lauten dominiert wurde. Sie mussten dem Dorf der Tritonen ganz nahe sein und ab da übernahm der Seishtani dann die Führung. Er deutete ihnen leise zu sein, indem er einen Finger vor seinen Mund legte und führte sie dann am Rande des Dorfes entlang. Sie blieben sicher versteckt hinter einem Haufen Büsche und steuerten Zielstrebig auf ein aus Lehm und irgendetwas Schleimigen erbautes Haus zu.

„Bleibt kurz hier“, meinte der Rote dann, ehe er aus dem Gebüsch schritt und einen in der Nähe stehenden Tritonen begrüßte. Sie tauschten sich mit kurzen Grunz lauten aus, ehe der violette Fischmensch dann seinen Posten verließ auf dem er die ganze Zeit gestanden hatte.

Sheila sah sich derweil ein wenig um und musste feststellen, dass das Dorf dieser Wesen mickriger aber auch zivilisierter war als sie erwartet hatte. Ehrlich gesagt hatte sie die ganze Zeit geglaubt die Viecher würden in irgendwelchen Höhlen leben, aber auf keinen Fall in selbst gebauten Häusern.

Ein festgetrampelter Weg führte um immer in 3er Gruppen stehende Häuser herum und verband die einzelnen Gruppen so miteinander. Wie die Straßen in ihrem Dorf. Auch war etwas abseits, fast direkt vor dem Sumpf, eine Art großes Feld angelegt auf dem etwas Wuchs das Sheila noch nie gesehen hatte. Die Pflanzen waren lang, saftig Grün und standen fast komplett im Wasser und vor allem schienen sie prächtig zu gedeihen. Wenn sie Nahrung hatten, für was musste ihr Dorf diesen Viechern dann noch Nahrung liefern wo sie sowieso schon alle hungerten!?

Sie knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten, während sie über die kleinen überdachten Läden blickte die fast genauso aussahen wie die der Menschen. Dort wurde regelrecht gehandelt wie bei ihnen, Nahrung, Stoffe und alles was irgendwie gebraucht wurde, wurde gegen andere Sachen getauscht, eben ganz Zivilisiert. Kleine Tritonenkinder rannten durch die Straßen und spielten miteinander, wobei sie auch manchmal angeschnauzt wurden wen sie gegen einen Erwachsenen rannten. Doch wie auch Menschenkinder hatten die Kleinen scheinbar eine Art Welpenschutz und bekamen nicht mehr als ein paar mahnende Worte zu hören, die Sheila nicht verstand da alle Wesen in diesen Lauten miteinander kommunizierten. Das einzige was ihr irgendwie seltsam erschien, war die Tatsache das sie kaum eine „Frau“ sah und wenn, dann hatte diese immer ein oder mehrere Kinder um sich herum.

„Es ist… ein echtes Dorf… total zivilisiert“, meinte sie dann leise und sah zu Judal der das ganze ebenfalls neugierig beobachtete. Er nickte leicht. „Ja, das hab ich auch nicht erwartet, Dungeonmonster sind selten so zivilisiert. Oftmals sind sie einfach nur wilde Bestien die von den Djinns im Dungeon kontrolliert werden.“, antwortete er ihr dann. Scheinbar schienen die Monster außerhalb, wenn sie normal leben mussten, sich anders zu verhalten als unter der Kontrolle der Djinns. Judal hatte selbst schon öfters das ein oder andere Monster aus den Dungeons die er gerufen hatte frei gelassen und in die Armee von Kou integriert, aber sie hatten sich meistens weiterhin wie „normale“ Monster verhalten.

Vielleicht waren diese Tritonen auch einfach eine weiter entwickelte Rasse als die ganzen anderen Monster und so in der Lage in einer zivilisierten Gemeinschaft zu leben wie Menschen.

„Es ist… irgendwie alles anders als erwartet, ich frage mich wieso wir dann so leiden müssen wenn sie eigentlich alles haben und durch ihren zivilisierten Stand einfach mit uns zusammen handeln könnten“, gab Sheila dann zu bedenken und beobachtete einen breiteren Weg der ins Innere des Sumpfes führte und der von 2 Tritonen bewacht wurde. Ob es da zu diesem Nkshar ging? Ihrem Ziel das sie eliminieren mussten?

„Es ist das Gleiche wie mit Sklaven, die Schwachen dienen den Starken, ganz einfach“, gab der Magi nur kühl von sich und Sheila warf ihm einen finsterten Blick zu. Dafür kassierte sie dann nur einen abwertendes grinsen, Judal hatte seine Meinung und sie ihre, das sollte sie langsam gemerkt haben. Es gab Dinge da würden sie sich nie einig werden und sobald ihre Mission zu Ende und alles erledigt war, sie ihn ohne Schuldgefühle zurücklassen konnte, würden sich ihre Wege für immer trennen. Zumindest dachte sie so, dass der Magi darüber mittlerweile ganz anders dachte und sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr gehen lassen würde, ahnte die Magus nicht. Sie hatte nicht bemerkt das sie mittlerweile etwas war das er begehrte und das er, sobald er es hatte, nicht mehr loslassen würde. So war es früher schon gewesen, mit seinen Königskandidaten und mit Sindbad.

Bei letzterem hatte er kein Glück gehabt, etwas das ihn am Ende dazu gebracht hatte seinen Spaß daran zu finden gegen ihn zu kämpfen und ihn hoffentlich auch zu töten. Ganz nach dem Motto: Wenn ich ihn nicht haben kann, dann niemand. Jetzt war Beides sehr weit weg und er brauchte neue Ziele, neue Ablenkungen von seiner ungeheuren Langeweile die ihn so oft einholte. Mitunter war genau das ein Grund dass er hier blieb und das alles hier tat und nicht einfach loszog und sich selbst Antworten suchte. Wenn er noch lebte, dann war die Wahrscheinlichkeit groß das auch alle anderen noch lebten und irgendwo hatte er auch einen unglaublichen Drang das heraus zu finden.

Das neue Leben hier, so erschreckend es ihm anfangs vorgekommen war, offenbarte so langsam aber sicher unglaubliche, neue Wege. Wege die Judal in regelrechte Ekstase versetzten wenn er darüber nachdachte.

Sheila bemerkte den plötzlichen Umschwung des Magis, er schien auf einmal seltsam aufgeregt, doch als sie ihn Fragend ansah zuckte er nur Grinsend mit den Schultern und sah zu dem Roten Seishtani, da dieser nun auf eines der Häuser zusteuerte und mit einer kurzen Handbewegung zeigte, dass sie ihm folgten sollten.

Leise setzten sie sich in Bewegung und in dem Moment wo niemand hinsah, schlichen sie sich schnell in die Hütte und zogen den Vorhang hinter sich zu. Sheila wunderte es fast schon das der Magi das alles so mitmachte, aber scheinbar schien er Spaß an den „verdeckten Ermittlungen“ gefunden zu haben. Tja, man musste eben nicht immer bei allem wie ein idiotischer Brüllaffe auftreten und alles platt machen was sich bewegte. Auch Heimlichtuerei konnte Aufregend sein und das schien er jetzt zu merken.

Doch kaum waren sie drinnen angekommen, lehnte sich der Schwarzhaarige gegen die Lehm Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.

Im Inneren erinnerte es Sheila nun schon eher an die Höhlen die sie erwartet hatte. Die Hütte war sehr klein. Besaß nur 2 Räume und kaum Einrichtung. Das Meiste der Einrichtung war aus demselben Material hergestellt wie die Hütte selbst. Doch hier drinnen schien es nur aus Lehm und Ton zu bestehen, die seltsame, schleimige Flüssigkeit die an den Außenwänden war, schien hier nicht verwendet worden zu sein.

Gerade als Sheila den Lehmtisch begutachtete, stellte der Rote 3 Becher mit leicht trübem, würzig riechendem Inhalt auf diesen. „Es ist Brauch bei uns, dass wir Gästen unseren selbstgebrauten Reiswein anbieten“, meinte der Fischmensch dann und setzte sich auf die Knie vor den Tisch und nahm sich einen der Becher, stellte ihn vor sich und schien dann zu warten.

Sheila sah leicht skeptisch auf das Getränkt und dann kurz zu Judal, der sich plötzlich von der Wand löst und ebenfalls wie der Tritone auf den Knien vor dem Tisch Platz nahm und einen der Becher vor sich stellte.

Scheinbar dachte der Magi nicht daran dass man sie eventuell vergiften konnte oder er hatte irgendwie mit seinen Kräften schon längst gecheckt ob Gift drinnen war. Wer wusste schon was der Magi alles mit seiner Magie anstellen konnte? Also setzte auch sie sich an den Tisch, neben Judal, und nahm sich einen der Becher.

Es roch stark und sehr würzig, aber nicht wie die Kräuterbrühe die sie von ihrer Ahme kannte. Außerdem roch sie noch etwas heraus das sie nicht beschreiben konnte, Sheila hatte bis jetzt noch nie Alkohol getrunken, doch die meisten Männer lobten das Zeug immer in den Himmel und auch viele Frauen schwärmten von dem Geschmack eines ordentlichen Weines, auch wenn das etwas war das sie vielleicht 1x in ihrem Leben kosten konnten. Da richtiger Wein nur sehr selten war, bei ihnen gab es nicht mehr als selbst gebrautes Zeug das die Männer nach einem harten Arbeitstag tranken.

Der Tritone nahm den Becher in seine Hände und trank dann einen kräftigen Zug. Judal schmunzelte leicht, er sah so aus als würde er das Zeug lieber wegschütten, doch dann nahm er es tatsächlich hoch und trank ebenfalls einen Schluck, wobei seiner Mimik nun nicht anzusehen war ob es ihm schmeckte oder nicht. Aber er stellte es schnell wieder ab, was Sheila als Zeichen dafür nahm das es ihm nicht schmeckte. Doch wenn selbst der egoistische, freche Magi ohne jegliche Manieren das Zeug trank, kam sie wohl auch nicht drum herum.

Also nahm sie den trüben Sake hoch, setzte ihn sich an die Lippen und trank einen Schluck. Sheila musste sich zwingen es schnell zur schlucken, denn in dem Moment indem sie das Zeug im Mund hatte brannte es regelrecht und der süßsaure Geschmack der etwas an Essig erinnerte und gleichzeitig an irgendetwas das sie nur schwer Beschreiben konnte, ließ sie das Zeug fast wieder ausspucken. Als sie es unten hatte fing sie an zu Husten und stellte den Becher schnell ab. Sie vernahm Gelächter das aus 2 Kehlen kam und sofort durchbohrte sie Judal, wie auch den Tritonen, mit einem finsteren Blick.

Die Beiden begangen jedoch nur noch lauter zu Lachen. „Super… 2 von der Sorte“, murrte Sheila dann und schüttelte den Kopf, hoffte das der Geschmack bald verschwinden würde. „Noch nie Alkohol getrunken was? Ich mag das Zeug eh nicht, aber das hier ist echt scheußlich! Gute Brauer seid ihr ja nicht gerade.“, meinte Judal dann in heiterem Ton und schob den Becher mit dem restlichen Wein von sich.

„Das hab ich auch nicht gesagt, aber unsere Gaumen sind wahrscheinlich anderes gewohnt als eure“, meinte der Seishtani dann grinsend und schob seinen Becher aber ebenfalls weg. Sheila brauchte sich das nicht noch ein 3tes Mal zeigen lassen und schob ihren Becher ebenfalls sofort von sich. Nochmal würde sie das Zeug nicht trinken, sie bekam den Essig Geschmack jetzt schon nicht mehr aus ihrem Mund und würde sich diesen am liebsten ausspülen.

„Und da fragt ihr euch wieso man euch für Monster hält wenn ihr euren Gästen nur dieses beschissene Zeug anbietet?“, fragte der schwarzhaarige Magi dann und lehnte sich dabei leicht zurück. „Naja, zugegeben wir haben wirklich nicht viele Gäste, ich sollte, sobald ich auf dem Thron sitze, diesen Brauch mal abschaffen“, witzelte der Rote mit und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte Sheila dann einfach in die Runde und schnitt damit Judal das Wort ab, als dieser gerade noch etwas sagen wollte. Wiedermal fuhr sein Kopf zu ihr herum und sie bekam einen giftigen Blick zugeworfen, den sie aber nur gekonnt ignorierte. Der Rote schmunzelte leicht und zuckte dann mit den Schultern.

„Kamshura, Shishruke á Kamshura“, kam der Magi dem Fischmenschen dann zuvor, fast so als wolle er Sheila anklagen das sie ihn einfach reingeredet hatte. „Oder auch einfach nur Kamu“, beendete Kamu dann aber den Satz, es schien ihn sichtlich zu amüsieren wie sich Sheila und Judal immer gegenseitig aufzogen. Eventuell hatte er für die kurze Zeit in der die Magus fast Tod war ein wenig Bekanntschaft mit Judal geschlossen und seine eigenen Schlüsse aus dem Magi gezogen.

//Also haben sie locker, flockig miteinander geredet während ich am abkratzen war…//, das war kein wirklich schöner Gedanke, aber scheinbar stimmte es. Nachdem Judal versucht hatte sie zu heilen und keinen Erfolg hatte, schien er sie schon abgeschrieben zu haben und machte einfach da weiter wo er aufgehört hatte.

Doch war er nicht über ihr gewesen als sie aufgewacht war? Bedeutete das nicht, dass er zumindest mitbekommen hatte als sie aufgewacht war?

Als sie sich an sein Gesicht über ihrem erinnerte, so nah dass sie die doppelte Iris klar erkennen konnte, wurde sie unweigerlich rot und als sie nun wieder in diese Augen sah, musste sie den Blick abwenden. Judal runzelte leicht die Stirn und schien im ersten Moment nicht zu verstehen weshalb sie so reagierte, doch dann wurde sein Grinsen breiter und er legte ihr einfach einen Arm um die Schulter.

Sheila stellten sich daraufhin alle Haare zu Berge und sie musste sich zurückhalten seinen Arm nicht sofort wieder weg zu schlagen. So zwang sie sich dazu ihn einfach lässig und langsam abzustreifen, wie ein lästiges Kleidungsstück das verrutscht war.

Doch Judal schien zu wissen was sie eigentlich tun wollte, den kaum hatte sie seinen Arm von ihrer Schulter gewischt, da legte er ihn einfach von hinten um ihre Mitte und zwickte sie in die Seite. Etwas das Sheila sofort zusammenzucken ließ.

„Lass das! Und nimm deine Griffel von mir weg!“, versuchte sie ihm zu, zu zischen, doch es kam nur als hohes Quietschen heraus, etwas für das sie sich selbst Ohrfeigen könnte. In Momenten wie diesen merkte sie dass sie einfach zu unerfahren war was Männer anging. Im Dorf hatte sich niemand für sie interessiert und sie sich auch für niemanden aus dem Dorf, deswegen war sie Körperkontakt kaum gewöhnt und schon gar nicht mit einem Kerl!

Außerdem bezweifelte sie das Judal so etwas wie Interesse hegte, zumindest hoffte sie, dass er sie einfach nur ärgern wollte. Es würde zumindest besser auf den Magi passen als alles andere.

Doch er nahm auf ihren Ausbruch seinen Arm nicht weg, sondern zwickte sie einfach nochmal in die Seite. Wodurch sie unweigerlich erneut zusammenzuckte, das Kitzelte verdammt!

Doch das ließ sie jetzt nicht mehr auf sich sitzen, sie packte seinen Arm, stand mit einer einzigen, fließenden Bewegung auf und drehte ihm den Arm auf den Rücken, während sie mit der anderen Hand seinen Zopf griff und ihn so festhielt, jedoch ohne an dem Zopf zu ziehen. „Ich hab gesagt du sollst deine Griffel wegnehmen“, knurrte sie ihm dann ins Ohr, aber nicht ohne ihm ein überlegenes Grinsen zuzuwerfen.

Doch als sie seinen Blick sah, ließ sie ihn reflexartig los und ging ohne nachzudenken sofort ein paar Schritte auf Abstand. Das alles geschah ohne dass sie es verhindern konnte, für eine kurze Zeit hatte sie eisige Panik ergriffen und sie rein Instinktiv handeln lassen. Sie spürte wie ihr Herz  in ihrem Hals schlug und die Angst nahm nur langsam ab. Doch es wurde besser als Judal den Blick abwand und seinen Arm, den sie ihm auf den Rücken gedreht hatte, leicht dehnte.

Irgendwie hatte sie jetzt das Gefühl das das ganze neckische, freundliche Miteinander für ihn vorbei war. Das nahm er ihr übel und so wie sie ihn kannte war er sicher nachtragend genug um ihr das jetzt noch einige Zeit vorzuhalten.

Hatte sie wirklich übertrieben reagiert? Schließlich hatte sie ihn gewarnt und sie musste sich ja nicht alles von diesem Magi gefallen lassen oder? Nein! Er war selbst manchmal eine ganz schöne Drama Queen, das lag nicht immer nur an ihr. Trotzdem wusste sie dass sie wirklich übertrieben gehandelt hatte, schließlich wollte er sie nur necken. Doch sie nahm sich zusammen und setzte sich wieder neben ihn.

„Wo das geregelt ist, würde ich sagen das wir mit dem Plan anfangen oder“, fragte Kamu dann und sah von Judal zu Sheila und zurück.

„Ja, dann leg mal los, was hast du dir in deinem Fischkopp so alles ausgedacht?“, meinte Judal dann und Sheila könnte schwören das er mit der Stimme Glas hätte schneiden können, er nahm es ihr wirklich verdammt übel das sie ihn so bloß gestellt hatte. Wäre sie nicht zurückgewichen, hätte er sie wahrscheinlich irgendwie gezwungen, auf unschöne Art und Weise. Zumindest glaubte sie nicht dass es gegen seine Moral ging ihr einfach ins Gesicht zu schlagen, wenn er schon keine gezielte Magie auf sie wirken konnte.

„Ihr habt sicher schon den breiten Weg gesehen der von 2 Wachen besetzt wird… auf diesem Weg geht es zu Nkshar. Er besitzt tiefer im Sumpf eine Villa in der er mit seinen Frauen lebt und von dort aus das Dorf und die Seishtani kontrolliert. Dort wo die Villa steht kann er auch am meisten Magie wirken, er scheint seine Kraft aus diesem Ort zu beziehen“, erklärte Kamu dann ernst und sah zum Eingang der Hütte, fast so als würde er sich den Weg und die Villa die sich dahinter befand vorstellen.

„Also wird es dort das meiste Rukh geben, wir werden ihn dort stellen müssen“, meinte Judal dann nur und gähnte einmal kräftig ohne die Hand vor den Mund zu nehmen, ganz typisch eben.

„Ja, wenn ihr dort auch am stärksten seid geht es nicht anders, aber ich würde euch vorschlagen ihn vorher zu schwächen. Ich habe deine Magie gesehen und ich kann sagen dass er kein leichter Gegner wird, eher im Gegenteil wenn er auch noch auf günstigem Boden kämpft. Also, dann sage ich euch, was ich mir vorstelle…“

 

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Ladd das! Und nimm deine griffe

 

Ren Kouen: Kronprinz des ehemaligen Kou-Imperiums, er war ein Metallgefäßnutzer mit 3 Djinns und an dem Tag an dem die Katastrophe stattfand, kämpfte er mit den anderen Metallgefäßnutzern von Kou gegen das Medium.

Nachtblauer Kristall

Sie hielt den Kopf gesenkt und ließ sich von der rauen Hand in ihrem Rücken vorwärts, den plattgetretenen Pfad, entlang schubsen. Sie hob nicht den Blick, als etwas an den Seilen um ihre Handgelenke zog und sie zum stehen bleiben zwang. Das einzige worauf Sheila sich konzentrierte war der Boden vor ihren Füßen, denn die Grunzlaute um sie herum konnte sie nicht verstehen.

Das Seil rieb an ihren Handgelenken und sie setzte sich freudig in Bewegung als die gewohnte Hand sie wieder unsanft vorwärts schubste. Weiter den Weg entlang, Schritt für Schritt auf die Dunkelheit zu.

Dann ruckte es wieder an ihrem Seil und erneut blieb sie stehen, doch diesmal hob sie ihren Blick und sah in der Dunkelheit des Sumpfes ein großes Gebäude stehen. Die Lehmwände des rechteckigen Hauses waren mit dicken Holzstämmen verstärkt und ein Dach aus Holz, Lehm und Laub schützte den Innenraum vor der Feuchtigkeit der Umgebung.

Doch im Gegensatz zu dem Dorf davor, gab es hier etwas das sie in Schock versetzte, auch wenn Kamu sie schon vorgewarnt hatte. Um das Haus herum und auch im Haus waren Menschen, Menschen die sie kannte und die sie Tod geglaubt hatte. Sie alle trugen Ketten und sie schienen… gebrochen. Sie bewegten sich seltsam langsam und teilweise hatten sie offene Wunden auf dem Rücken oder ihren Gliedmaßen.

Der Anblick ihrer verloren geglaubten Freunde und Mitglieder des Dorfes, trieb Sheila die Tränen in die Augen. Teils von Glück das sie noch lebten und teils von Schock in welcher Verfassung sie waren.

Eine junge Frau die erst vor ungefähr einer Woche mitgenommen worden war, sah auf als sie den Weg entlang kamen und stieß einen schrillen, aber leisen Laut aus. Sie schien geschockt und Tränen stiegen ihr in die Augen als sie Sheila erkannte. Sheila hatte das Gefühl das sie am liebsten sofort zu ihr gelaufen wäre und jetzt drehten sich auch einige der anderen Sklaven um und sahen betroffen aus, aber nicht so sehr wie die junge Frau. Die Anderen schienen irgendwie stumpf geworden zu sein, als würden sie sich für nichts mehr interessieren.

Doch als der Blick ihres Fängers auf die Sklaven fiel, drehten diese sich sofort weg und arbeiteten weiter, schneller als zuvor, ganz so als hätten sie Angst bestraft zu werden.

„Schrecklich… das ist so schrecklich“, flüsterte Sheila dann und sie spürte wie der Seishtani hinter ihr, ihr flüchtig über den Arm strich um sie zu beruhigen.

„Was habt ihr faulen Säcke zu glotzen hm!? Arbeitet gefälligst weiter!“, kam eine sehr raue und tiefe Stimme aus dem inneren des Hauses und sofort wurden die Sklaven noch schneller, obwohl manche schon jetzt an ihre Grenzen zu kommen schienen.

„Ahh… Kamshura…? Seltener Besuch, wolltest dich wohl mal wieder nach deiner Kleinen erkunden was?“, nun trat ein großer, sehr kräftig gebauter Fischmensch aus dem Schatten des Eingangs heraus. Er war pechschwarz und helle, orangefarbene Flecken leuchteten regelrecht auf diesem dunklen Schuppenkleid.

Doch dann zogen sich die Augen des Fischmenschen plötzlich zusammen als er sie sah, nur um sich dann leicht zu weiten. „Was… ist das nicht eine der Kleinen aus dem Dorf? Wieso… hm, das war es also was ich gespürt habe? Eine Magus…? Interessant. Aber das kann nicht alles sein…“.

Mit diesen Worten kam der große Seishtani die Stufen hinunter und baute sich vor der Blauhaarigen auf. Sheila unterdrückte ein nervöses Schlucken und erwiderte den Blick der großen, runden menschenähnlichen Augen die sie aus dem Fischkopf heraus musterten.

Also hatten sie richtig gedacht, der Seishtani beherrschte tatsächlich nicht nur Magie, sondern konnte auch das Rukh sehen und damit ihr Leuchten das auch Judal ununterbrochen um sie herum sah.

„Ja, ganz genau. Sie ist nicht der einzige große Fang heute. Wir haben auch einen fremden Mann gefunden. Doch als wir ihn mit ihr zusammen zurückbringen wollten, hat er auf halber Strecke plötzlich Magie benutzt und ist uns entkommen“, erzählte Kamu, der sie immer noch an dem Seil festhielt und sich jetzt langsam aus der kleinen Verbeugung erhob, die er angenommen hatte als Nkshar heraus getreten war.

Sheila spürte regelrecht wie sich jede Faser in Kamus Körper dagegen sträubte dem verhassten Königsmörder zu dienen und sich vor diesem zu verbeugen. Doch auf Kamus Worte hin stieß Nkshar ein tiefes Zischen aus. „Noch ein Magus? Nein, das was ich gespürt habe war Größer als ein Magus. Die Kraft die letzte Nacht freigesetzt wurde, kein Magus kann so viel Magie auf einmal wirken und das Rukh war schwarz. Der der euch entkommen ist, war es ein Mann mittleren Alters mit rabenschwarzem Haar und Augen wie glühende Kohlen…?“, nun wanderte der Blick von Nkshar zu Kamu, scheinbar war es ein stummes Kräftemessen, doch der Prinz gab nicht nach.

//Er weiß wer gestern aus dem Eis gekommen ist, er weiß das es Judal ist… wie mächtig ist er, dass er gespürt hat das die Magie von gestern Abend von einem Magi kam…? und er hat sofort 1 und 1 zusammen gezählt als er das schwarze Rukh gesehen hat das Judal zu sich gerufen hatte…// Es erschreckte Sheila, das ihr Feind scheinbar schon so viel von ihnen zu wissen schien. Sie hoffte dass alles klappte und sie den Seishtani nicht unterschätzten.

Judal war im Moment dabei die Gruppe Tritonen abzufangen die Kamu eigentlich anführen sollte um in das Dorf zu ziehen. Kamu hatte die Leute mitten auf dem Weg zum Dorf verlassen, während sich Judal da schon auf die Lauer gelegt hatte um sie auszuschalten und sie wie auch Kamu hofften das er sich daran gehalten hatte sie nicht zu töten.

Danach war der Seishtani in die Hütte zurückgekehrt, hatte die Zeit die es brauchte zum Dorf und zurück zu kommen abgewartet und sie dann gefesselt und hierher gebracht. Judal hingegen würde im Wald an einem bestimmten Platz auf den Tritonen warten und Lockvogel spielen, während Sheila ihren Part im Haus tat während Nkshar weg war. Das hieß wenn dieser ging, dabei waren ihre Bedenken das er es nicht für nötig sah selbst nach Judal zu suchen sehr groß gewesen. Doch nun wo er scheinbar schon genau wusste mit wem er es zu tun hatte, würde er hoffentlich selbst gehen.

 „Ja, er passt auf ihre Beschreibung. Sie wissen mit wem wir es zu tun haben?“, antwortete Kamu dann und stellte dem Anderen auch direkt eine Frage, die dieser nur mit einem Nicken des kräftigen Kopfes beantwortete.

„Gut, dann will ich das du mir sofort eine Mannschaft aus den besten Kriegern zusammen stellst. Ich werde mitkommen und den Kerl stellen… das wird sehr interessant“, Sheila gefiel das Grinsen des Schwarzen überhaupt nicht. Hatte er etwa wirklich eine Chance gegen den Magi? Er dachte es scheinbar… nein, er dachte sogar das er ihn besiegen könnte. „Und du Kamu, weißt das du am besten nichts dummes anstellst“, die Worte kamen mit einem so deutlichen, drohenden Unterton das Sheila fast schon Angst bekam das er ahnen könnte das sie etwas im Schilde führten.

„Du hast keine Chance gegen ihn!! Er wird dir deine Fischgedärme aus dem Körper reißen!!“, sie wusste nicht wieso, doch Sheila brüllte einfach los, riss dem überraschten Kamu das Seil aus der Hand und wollte auf Nkshar losgehen. Sie drückte sich mit aller Kraft vom Boden ab und sprang auf den Tritonen zu, da wurde sie plötzlich aus der Luft gerissen.

Irgendetwas hielt sie auf und presste ihr den Atem aus den Lungen und sie war froh heute noch nichts gegessen zu haben, denn dann hätte sie es jetzt mit ziemlicher Sicherheit wieder ausgespuckt. Sie landete hart auf dem Boden und krümmte sich unter Schmerzen in ihrem Magen und ihrer Brust. Als sie mit Tränen in den Augen, wobei sie sich dafür fast verfluchte, nach oben sah, sah sie wer sie angegriffen hatte.

Kamu griff noch in dem Moment wo sie es realisierte nach ihren Seilen und zog sie unsanft auf die Beine, wobei Sheila fast wieder nach vorne umgekippte, durch die Schmerzen die sich in ihrem gesamten Bauchraum auszubreiten schienen. Der rote Seishtani hatte seinen Kampfstab herausgeholt und sie damit scheinbar aus der Luft geschlagen als sie Nkshar angreifen wollte. Nun sah er sie mit einem Hass in den Augen an das Sheila nun tatsächlich dachte das der Tritone auf der Seite von Nkshar stand, sich erpressen ließ und sie die ganze Zeit nur in eine Falle geführt hatte.

 Ein lähmendes, kaltes Gefühl legte sich über sie und sie war unfähig zu reagieren. Kamu schubste sie vorwärts, in die Hände eines zirkonfarbenen Seishtani. Sie bekam nur am Rande mit wie der Schwarze mit Kamu redete und dieser anfing zu lachen. Dann drehte sich der Schwarze zu ihr und dem Blauen um. „Bring sie runter in den Kerker, ich werde mich später mit ihr befassen, jetzt habe ich einen größeren Fisch zu fangen“, meinte Nkshar dann, drehte sich wieder um und ging, gefolgt von Kamu.

Sheila ließ sich ohne zu murren von dem anderen Seishtani abführen, es brachte eh nichts sich dagegen zu wehren, denn der Kerker war ihr Ziel, also folgte sie stumm und nachdenklich. Sie bekam kaum mit welchen Weg sie gingen, bis es plötzlich immer dunkler und stickiger wurde. Außerdem stolperte sie mehrmals, da die Stufen die hinab führten immer Bröckeliger zu werden schienen und teilweise schon ganze Stücke fehlten.

Als sie endlich unten angekommen waren, war Sheila schon fast erleichtert. Dann führte sie der Seishtani weiter, an mehreren Zellen vorbei die mit rostigen, dicken Gitterstäben verschlossen waren.  In einigen befanden sich jämmerliche Gestalten die teilweise so reglos waren, das Sheila nicht wusste ob sie lebten oder nicht. Irgendwie hatte sie das Gefühl das das hier unten die Zellen der Sklaven waren die Krank oder anderweitig unfähig zum Arbeiten waren. Man ließ sie hier einfach jämmerlich verrecken wie unnützes Vieh!

Diese Erkenntnis ließ den Hass in Sheila wieder aufkeimen. Erst der Verrat von Kamu und jetzt das! Eigentlich wollte der Tritone ihr helfen und sie führen sobald Nkshar weg war, doch das bezweifelte sie nun. Nicht nur weil er sie scheinbar hintergangen hatte, sondern auch weil er nun Krieger zusammensuchen musste und allen Anschein nach auch selbst bei der Suche mitmachen würde. Das würde aus Judal keinen Lockvogel machen, sondern ein Opfer, verdammt!

Sie konnte nur hoffen das der Magi heil aus der Sache herauskam, denn Kamu wusste das er einiges an Magie wirken konnte und würde Nkshar vorwarnen…

Doch nun hatte sie immer noch eine Mission zu erledigen, bei der es egal war ob Kamu sie verraten würde oder nicht. Doch sie hoffte dass es nicht so war, denn dann wusste er ja auch was sie vorhatte und sie würde unliebsamen Besuch bekommen bei ihrem Versuch hinter das Rätsel des Dungeonmonster zu kommen.

Kamu hatte ihnen erzählt das Nkshar nicht immer so stark war, er war auf Mission gewesen um den Sumpf auszukundschaften um ihr Gebiet vergrößern zu können. Als er zurück kam, konnte er plötzlich Magie wirken und hatte sich sofort die Herrschaft über den Clan angeeignet. Das bedeutete dass er irgendetwas gefunden haben musste und laut dem Fischmensch, hatte er dann auch dieses Haus an den Fleck gebaut den Nkshar erkundet hatte.

Eben dorthin wo er offensichtlich am Stärksten war.

Es war gut zu wissen, dass irgendetwas hinter den Fähigkeiten der Dungeonkreaturen steckte und sie nicht, zumindest nicht alle, ohne Quelle Magie wirken konnten. Schließlich mussten sie die Magie genauso mit Hilfe des Rukhs wirken wie alle anderen auch.

Doch nun ließ sie sich erst einmal von dem Seishtani in eine der Zellen schubsen, wo sie es nur durch einen Schritt nach vorne schaffte nicht hin zu fallen. Sie wollte auf keinen Fall in diesem Dreck landen, wer wusste schon was sich dort unten auf dem Boden befand?

Der Fischmensch sah noch einmal zu ihr rein, grunzte irgendetwas, drehte sich dann weg und ging den Gang den sie gekommen waren wieder zurück. Sheila sah der Amphibie nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war und auch danach wartete sie noch ein paar Minuten darauf ob sie irgendwelche verdächtigen Geräusche hörte.

Als sie nichts mehr vernahm, griff sie unter das Tuch das ihre Haare verdeckt hielt und tastete durch ihre Haarpracht nach etwas bestimmten. Als ihre Finger den kleinen, metallenen Gegenstand ertasteten, löste sie es aus ihrem blauen Haar und zog es unter dem mittlerweile verdreckten Tuch hervor.

Es war eine kleine Spange in Form eines Vogels mit einem kleinen, hell leuchtenden Citrin als Auge. Der goldene Blick der kleinen Schwalbe besänftigte Sheila ungemein und sie drückte den Kopf der silbernen Spange leicht an ihre Lippen, bevor sie sie herum drehte, sodass der Schwanz der Schwalbe Richtung Tür zeigte. Dann ging sie an das rostige Schloss und besah es sich kurz, bevor sie dann eine Schwanzfeder, zusammen mit dem dünnen Verschluss der Spange, in das Loch schob und vorsichtig anfing die beiden Metallstangen darin zu drehen, bis sie ein leises klicken vernahm. Als das Schloss daraufhin zurücksprang und sich die Gitter einen Spalt breit öffneten, jubelte Sheila innerlich und musste leicht Grinsen.

Sie schob die Gitter etwas weiter zurück und schlüpfte hindurch, dann schloss sie, sie wieder hinter sich, wobei sie ein leises Quietschen von sich gaben was ihr fast das Herz in die Hose rutschen ließ. Stumm horchte sie in die Stille hinein, im Verdacht dass sie gleich Schritte hören würde, doch es blieb still. Als sie auch nach ca. einer Minute nichts hörte, setzte sich die Blauhaarige in Bewegung und ging wieder an den Zellen vorbei.

Sie sah ein paar Mal hinein und erkannte etwas das ihr trotz dem Zustand der Leute Freude breitete, manche sahen sie mit einem deutlichen Hoffnungsschimmer in den Augen an, auch wenn niemand versuchte etwas zu ihr zu sagen. Am liebsten hätte Sheila jedem einzelnen versprochen sie heraus zu holen, doch sie hasste es versprechen zu machen die sie eventuell nicht halten konnte, so versprach sie es ihnen einfach innerlich. Sie würde ihre Mission hier schaffen und die Leute aus ihrem Dorf befreien!

Ohne weiter zu zögern bewegte sie sich auf die Treppe zu die im Schatten lag. Es hatte nur einen kurzen Blick gebraucht um zu wissen, dass die Treppe der einzige Ausgang aus diesem Kerker war und es keinen Gang gab der vielleicht tiefer hinab führte. Aber sie glaubte auch nicht dass etwas hier unten versteckt war. Nkshar würde die Quelle seiner Macht sicher nicht ungeschützt in einem Kerker verstecken.

Das was sie hier tat kam schon fast einem Selbstmord gleich, doch ihr blieb gar keine andere Wahl und die anderen hatten es am Ende genauso gesehen. Wobei Judal sowieso nicht viel mit geplant hatte, er hatte einfach da gesessen und sich offensichtlich gelangweilt während sie Pläne schmiedeten. Zumindest hatte die Tatsache, dass er sie die ganze Zeit ununterbrochen geneckt und genervt hatte, das mehr als bewiesen. Manchmal verhielt er sich wie ein kleines Kind! Vor allem dann wenn sie irgendetwas getan hatte was ihn ärgerte.

Doch nun musste sie sich auf das hier und jetzt konzentrieren, Judal würde diesmal nicht kommen und ihr helfen wenn sie in Probleme geriet… obwohl, eigentlich war er ja immer derjenige der sie überhaupt erst in die Probleme hinein trieb, das hatte er in der kurzen Zeit in der sie zusammen waren schon oft genug bewiesen.

Sie stieg leise die kaputten Steintreppen hinauf und tastete sich dabei in der Dunkelheit vorwärts. Irgendwie kam es ihr vor als wäre es nun noch Dunkler als zuvor, aber sie hoffte das das nur Einbildung war und es nicht tatsächlich dämmerte, aber so spät konnte es noch gar nicht sein oder?

Nach einer schieren Ewigkeit erklomm Sheila dann die letzten Stufen und sah in geduckter Haltung um die Ecke. Nachdem sie sich vergewissert hatte das keine Wache auf dem Flur stand, traute sie sich hinaus und schlich dann den Flur entlang nach hinten, hier war sie nicht vorbei gekommen als der Fischmensch sie abgeführt hatte, also musste sie sich einfach auf gut Glück orientieren.

Sie spähte um jede Ecke und versuchte so leise aufzutreten wie möglich, damit sie hören konnte wenn jemand in der Nähe war. Doch für einige Zeit waren Sklaven die einzigen die sie sah, doch selbst vor ihnen versteckte sie sich so gut es ging. Sheila glaubte nicht das einer der Dorfbewohner sie verraten wollen würde, aber Angst konnte Leute oft zu Dingen treiben die sie später bereuen würden.

So versuchte sie wirklich jeglichen Kontakt mit anderen Lebewesen zu vermeiden während sie sich durch die Gänge schlich die ihr langsam wie ein kleines Labyrinth vorkamen. Überall sah es gleich aus… Braune, lehmige Wände, keine Fenster und ein dreckiger Boden. Ab und zu störten hölzerne Stützten das Bild der kahlen, matschbraunen Mauern.

Sheila zog sich bald schon die ausgefranzten Schuhe aus, damit sie leiser auf dem harten Boden laufen konnte und keine Geräusche an den Wänden wiederhallten, was hier schnell ging da jeder Atemzug ein Echo zu verursachen schien.

Plötzlich, als sie um die wievielte Ecke gelaufen war, hörte sie Geräusche die sich von denen der arbeitenden Sklaven unterschieden. Sofort drückte Sheila sich eng an die Wand und schlich sich an diese gequetscht bis zum Rand, wo sie dann ganz vorsichtig um die Ecke spähte. Da entdeckte sie 2 Seishtani Frauen die sich leise unterhielten. Die eine, in einer Farbe die an Sheilas Haare erinnerten, stand direkt in einer Tür drinnen und ihr Bauch war Rund, scheinbar erwartete sie bald ein Kind. Die Andere hatte die Farbe von Flieder und schien der Schwangeren irgendwie gut zuzusprechen, zumindest sah es so aus. Ihr Gesicht verriet Anteilnahme und die eine Hand die sie zaghaft, aber auch auf irgendwie majestätische Art auf die Schulter der Jüngeren gelegt hatte, zeugte von ehrlichem Trost.

Als der Blick der Fliederfarbenen plötzlich leicht zur Seite glitt, zuckte Sheila sofort zurück und versteckte sich wieder gänzlich hinter der Wand. Hatte sie sie gesehen!?

Nach der Beschreibung von Kamu und auch dem golden und mit Edelsteinen verzierten Schmuck, den sie trug, zu urteilen, war die Fliederfarbene die Königin. Doch die Blaue erkannte Sheila nicht, es musste eine der Frauen der Dorfbewohner sein. Scheinbar hatte der Rote recht und Nkshar züchtete sich hier tatsächlich seine eigene Brut heran, was Sheila gar nicht gefiel, es brauchte nicht unbedingt noch mehr Fischmenschen dieser Sorte zu geben.

Sie horchte still und glaubte schon fast dass die Beiden Frauen ihren Herzschlag hören mussten, doch sie schienen einfach weiter zu reden. Sheila traute sich jedoch nicht noch einmal um die Ecke zu sehen, so töricht war sie nicht, es war sicherer zu warten bis die Beiden weg wahren.

Die Blauhaarige konzentrierte sich so sehr darauf alles mit zu kriegen was um die Ecke abging, dass sie die Schritte die sich von der Anderen Seite näherten gar nicht mitbekam. Doch plötzlich schlug irgendwas in ihr Alarm, wie eine laute Sirene in ihrem Kopf und Sheila schwang diesen herum in die Richtung aus der die Schritte kamen und sah gerade noch wie eine von Kopf bis Fuß bewaffnete Wache um die Ecke bog. Die Augen der Magus weiteten sich und ohne nochmal einen Gedanken zu verlieren, rannte sie um die Ecke und ihrer Meinung nach direkt in die Arme der beiden Frauen. Doch als sie im Gang stand, waren beide verschwunden.

Sheila blinzelte ungläubig, mahnte sich dann aber selbst, sie hatte keine Zeit um sich über sowas Gedanken zu machen!

Sie horchte kurz, doch die Schritte der Wache hatten sich nicht beschleunigt, das bedeutete wohl dass er sie noch nicht gesehen hatte. Der Gang vor ihr war jedoch lang und sie würde es, selbst wenn sie rannte, nicht bis zum Ende schaffen um in Deckung zu gehen.

Also blieb der Blauhaarigen gar nichts anderes übrig als sich in einem der Räume zu verstecken. Sie rannte so still sie konnte durch den Gang, an der ersten Tür in der die beiden Frauen gestanden hatten und die jetzt von einem bunten Stoff verdeckt war, vorbei auf die nächste zu. Zu spät merkte sie dass der Stoff vor dieser Tür viel dicker war, von einem Königsblau und mit goldenen Ornamenten verziert. Als ihr das auffiel, hatte sie ihn schon vorbei gezogen und war in den Raum geschlüpft, gerade als die Wache wieder um die Ecke bog.

Als sie im Raum stand, bekam sie nur nebenbei mit wie der dicke Stoff hinter ihr zu viel und sie vor dem Blick der Wache schützte, denn schon in dem Moment in dem sie den Raum betreten hatte, war sie erstarrt. Vor ihr stand die fliederfarbene Königin, sie war gerade dabei sich eine goldene Kette um den Hals zu legen und sah sie nun genauso geschockt an wie Sheila sie.

Die Magus bekam mit wie die Königin sofort zu ihren Füßen sah, doch keine Sklavenkette erblickte, dann wanderte ihr Blick wieder hoch und sah Sheila ins Gesicht. „Du bist keine Sklavin… was suchst du hier?“, fragte sie dann mit einer hohen, melodischen Stimme. Etwas das Sheila nicht erwartete hatte und sie blinzeln ließ. Wie konnte ein Fischmensch eine so wunderschöne Stimme haben?

Die Blauhaarige musste erst schlucken ehe sie ihre Stimme wieder fand: „Ich… Ich bin Sheila, es tut mir Leid Majestät, ich wollte nicht in ihr Gemach eindringen. Aber ich bin entkommen und nun suchen mich die Wachen, ich weiß nicht mehr weiter“, der letzte Satz ging ihr in einem Schlurzen unter, während sie unbeholfen Knickste. Kamu hatte ihr gesagt das sie tun sollte als wäre sie eine entkommene Sklavin sobald sie auf eine der Frauen traf, er war fest der Überzeugung das keine sie verraten würde, doch das hier war die Königin! Diente sie nicht direkt unter Nkshar?

Doch was Kamu von seiner Mutter erzählt hatte, war das einzige was Sheila in dieser Situation Hoffnung machte, er meinte das seine Mutter Nkshar dafür hasst das er ihren Mann ermordet hat und ihren Sohn und dessen Ehefrau wie eine Marionette benutzt. War… es dann nicht vielleicht besser direkt die Wahrheit zu sagen? Aber wem konnte sie vertrauen und wem nicht!?

Als sie aufsah, ließ der kühle und abschätzende Blick der Königin ihr jedoch alle Hoffnung fahren und Sheila brauchte nicht mal viel zu Schauspielern um noch ein Schlurzen hervor zu bringen. Es schien als wäre ihre Reise schon vorzeitig beendet, aber das konnte doch nicht sein! Diesmal hing so viel von ihr ab! Wenn sie es schaffte Nkshar seiner Kräfte zu berauben, dann würde Judal es vielleicht schaffen seine Jäger zu besiegen…

Nein, sie durfte nicht aufgeben, es war nicht nur ihr eigenes Leben das diesmal auf der Kippe stand, also richtete sie sich auf und sah der Königin trotzig entgegen. Ihr Blick war scharf und die Seishtani vor ihr hob ebenfalls ihren Blick um sie von oben herab ansehen zu können. Doch nun war ihr Blick nicht mehr so als würde sie ein Stück Dreck ansehen, sondern er hatte etwas Neues, etwas Kluges, Wissendes.

„So… und jetzt sag mir die Wahrheit“, kam es plötzlich aus dem Mund der Fischfrau und Sheila brauchte einige Sekunden um deren Worte zu realisieren. Sie wollte sie nicht rauswerfen? Verhaften lassen? Die Wache war eben erst hier vorbei gekommen, sie würde nicht lange brauchen um hierher zu kommen.

„Ich… okay, ich bin keine Sklavin“, fing die Blauhaarige dann an und die Königin nickte nur. „Das sieht man dir auch direkt an“, antwortete sie dann auf ihre Worte, was Sheila erneut überraschte, man sah es ihr an? Sie hatte noch nie geglaubt irgendwie eine autoritäre Haltung zu haben… aber hatte sie nicht auch Judal mit einer solchen Standhaftigkeit überrascht?

„Das wusste ich nicht, aber ich bin hier weil ich Nkshar stürzen möchte. Ich… bekam Hilfe dabei, doch etwas lief nicht ganz nach Plan und deswegen bin ich nun alleine. Ich will die Quelle der Macht finden die Nkshar half Magie zu beherrschen und sie zerstören.“, redete Sheila dann weiter und verriet ihren Plan, doch sie hielt dicht was ihre Freunde, auch wenn der eine vielleicht ein Verräter war, anging. Es brauchte mehr als eine kluge Königin um so fahrlässig zu werden das sie verriet wer ihr half, wenn die Königin so klug war, dann würde sie sowieso wissen wer es war, zumindest bei einem.

„Aha… etwas viel für ein kleines Mädchen oder? Wie gedenkst du den an diese „Quelle der Macht“ zu kommen? Mein  König wird sie sicher nicht unbewacht lassen wenn sie für ihn so wichtig ist. Er hat sicher seine besten Leute als Wachen aufgestellt und vielleicht sogar Fallen ausgelegt“, sprach Kamus Mutter dann und Sheila musste sich eingestehen das sie Recht hatte. Aber sie sagte ihr auch nichts Neues, sie hatte nie erwartet dass es leicht sein würde!

„Ich weiß, aber daran muss ich vorbei kommen, egal wie und egal wer sich mir in den Weg stellt. Das was ich vorhabe ist nicht für mein eigenes Wohl, es ist für das Wohl meines Volkes und wenn es sein muss werde ich mein Leben geben, aber nicht ohne vorher mein Ziel erreicht zu haben!“, rief sie und hielt dem vernichtenden Blick der Königin stand. Sie sah ihr in die Augen und tatsächlich war es die Königin die als erstes nachgab!

„Hm… ich kann dich auf keinen Fall verurteilen, du tust für dein Volk etwas das ich mich nie gewagt habe, obwohl ich weiß das meines darunter leidet. Du bist wahrlich eine starke Frau, aber Worte sind nicht alles. Wenn du hier bist um dein Dorf zu befreien und wenn es dein Ziel ist Nkshar zu stürzen, dann bin ich auf deiner Seite, sofern du deine Worte auch beweisen kannst. Ich weiß ungefähr wo das ist was du suchst, doch auch mir ist es verboten den Bereich zu betreten und so wird mich keine der Wachen durchlassen.

Das heißt dass ich dich hinführen kann, aber du wirst alleine bis zu deinem Ziel gelangen müssen, ich kann dir nur helfen an den ersten Wachen vorbei zu kommen. Und denk erst gar nicht dass sie dir vielleicht sogar helfen wenn du ihnen sagst weswegen du hier bist. Diese Wachen sind von Nkshar selbst in ihren Rang gehoben worden und sie dürfen mit den Sklavinnen und den anderen Frauen tun und lassen was sie wollen ohne irgendeine Bestrafung zu fürchten. Es sind alles ehemalige Raufbolde aus unserem Clan und mittlerweile halten sie Nkshar die Treue, da er für sie das Paradies geöffnet hat“, offenbarte die Königin und Sheila wusste gar nicht wie sie darauf reagieren sollte. Das mit den Wachen hatte Kamu ihr schon erzählt und… sie war eine starke Frau? Stärker als eine Königin!? Das war doch nicht ihr ernst! Nein, der Magi  hatte mehr als einmal gesagt dass sie nicht zur Königin taugte und das war auch gar nicht Sheilas Ziel, das wäre ihr zu viel Verantwortung. Verantwortung die sie nicht übernehmen wollen würde.

Doch sie konnte die Hilfe der Königin auf keinen Fall abschlagen, auch wenn sie ihr nicht voll vertraute, alleine würde sie den Ort mit Sicherheit nicht finden und wenn die Königin sie direkt verriet hatte sie auch gar keine Chance ihn zu finden. Also musste sie wachsam sein wenn die Frau sie führte und darauf achten ob man sie eventuell in einen Hinterhalt hineinführen würde. Also nickte Sheila.

„Dann müssen wir uns beeilen, mir bleibt nicht viel Zeit. Sie sind schon hinter einem Freund von mir her“, sagte die Blauhaarige dann und diesmal nickte die Königin und deutete ihr mit einem wink an ihr zu folgen.

„Bleib in wenigen Schritten hinter mir, halte den Kopf gesenkt, zieh deine Hosenbeine komplett hinab und lass deine Beine beim Laufen eng zusammen“, wies die Königin sie an, ehe die Seishtani den Vorhang zur Seite schob und heraus auf den Flur trat.

Sheila tat wie sie es ihr befahl und folgte der Königin, lies den Blick auf den Boden gesenkt und bewegte sich wie vorhin als Kamu sie erfolgreich hier eingeschleust hatte. Erst kamen sie nur an Sklaven und anderen Seishtani Frauen vorbei, doch bald schon tauchten die ersten Wachen auf, doch Sheila blieb ganz ruhig und spannte sich nicht verräterisch an. Sie lief weiter hinter der Königin her wie eine Sklavin und tatsächlich schien niemand Verdacht zu schöpfen!

Sheila fiel auf, das je weiter sie gingen, immer mehr Wachen ihren Weg kreuzten und das sie zunehmend mehr Rüstungen und Waffen zu tragen schienen. Als sie dann vor 2 großen Wachen mit voller Montur zum halten kamen, kam Sheila nicht umhin den Kopf ein klein wenig zu heben um in den Gang zu spähen der hinter den Wachen lag.

Er schien sich langsam hinab zu senken, jedoch konnte sie nicht sehen wohin er führte. Wachen waren in regelmäßigen Abständen positioniert und Sheila konnte nicht mal erahnen wie viele noch in der Dunkelheit dahinter lauerten. Der Anblick schaffte es fast schon wieder sie herunter zu ziehen, aber das durfte sie nicht zulassen.

„Majestät, sie wissen das ihnen der Zugang verwehrt ist, wenn sie einen Schritt zu weit gehen, kann es passieren das wir ihr hübsches Kehlchen durchschneiden müssen“, meinte eine der Wachen und Sheila erschrak es fast schon, wie ungehobelt er mit der Königin sprach und das er ihr sogar drohte. Aber gleichzeitig merkte sie auch, wie wenig Autorität diese Frau noch besaß, sie würde alleine wirklich nichts mehr ändern können, Kamu hatte Recht damit gehabt das die Königin mittlerweile nicht mehr Autorität genoss wie die anderen Frauen.

„Das ist mir bewusst und zügel deine Zunge, so lasse ich nicht mit mir reden. Ich bin wegen etwas bestimmten hier…“, verteidigte sich die Königin und plötzlich spürte Sheila eine Hand auf ihrem Rücken und ehe sie sich versah, wurde sie direkt an den beiden Wachen vorbei geschubst.

„Renn!“, rief die Königin und Sheila ließ sich das nicht 2x sagen und rannte los. Sie sah noch aus den Augenwinkeln wie die beiden Wachen ihr nachstürmen wollten, doch in diesem Moment schwang die Königin den Schleier den sie über ihren Schultern liegen hatte wie ein Lasso und schlang diesen um die Hälse der Beiden wachen, wodurch diese unweigerlich durch ihre eigene Geschwindigkeit zurück gezogen wurden.

Nun hatte Sheila nicht mehr die Zeit zu sehen was hinter ihr war, denn die beiden Wachen vor ihr gingen in Angriffsstellung und rannten dann auch schon mit gezückten Lanzen auf sie zu. Instinktiv duckte sich Sheila unter der ersten Attacke durch, dann tat sie einen Schritt zur Seite, wobei sie der 2ten Lanze knapp auswich und schaffte es mit 2 weiteren Schritten an den beiden Wachen vorbei zu kommen.

Doch nun waren 4 Leute vor ihr und sie hatten sich aufgestellt wie eine Mauer, da kam sie nicht dran vorbei! Sie musste sie irgendwie ausschalten! Sie blieb unweigerlich stehen und drehte sich um, doch die anderen Beiden hatten sich nun auch wieder umgedreht und sie war umzingelt. In diesem Moment wurde Sheila schmerzlich bewusst wie wenig Kampferfahrung sie hatte! Doch das durfte sie nicht hindern! Sie musste weiter, egal was es kostete!  Also ballte sie die Hände zu Fäusten und plötzlich spürte sie wie eine Macht durch sie hindurch ging und sie auszufüllen schien. Wieder erschien diese Blase um sie herum und sie sah durch sie hindurch auf die Wachen die plötzlich ins Stocken gerieten und im Angesicht der Magie tatsächlich aus dem Konzept kamen!

Doch dann schlug einer einfach mit seinem Schwert zu! Sheila zuckte zusammen und hielt schützend die Hände vor ihr Gesicht, als die Funken stoben und sie für einige Momente nichts sehen konnte. Doch als die Funken erloschen, sah sie dass der Schlag einfach an der Blase, an ihrem Bolg, abgeprallt war und diese nicht einmal einen Kratzer hatte. Es stimmte also! Physische Attacken kamen nicht durch einen Bolg!

Von neuem Mut erfasst stürmte Sheila einfach nach vorne, rammte mit ihrem ganzen Körper den Seishtani vor ihr und brachte diesen so zu Fall, die anderen schlugen dabei auf sie ein, doch keine der Attacken kam durch die magische Barriere und so rappelte Sheila sich einfach auf und tat einen Schritt nach vorne, als sie plötzlich den Schmerz in ihrer Seite spürte.

Geschockt sah sie an sich herab und bemerkte das das Schwert des Seishtani den sie geschubst hatte in ihrer Seite steckte! War er etwa durch ihren Bolg gekommen…!?

Der Abstand, der Abstand musste zu gering gewesen sein, sodass der Seishtani in ihrem Bolg gewesen war und sie dadurch angreifen konnte. Das wusste sie nicht, niemand hatte ihr gesagt das man einen Bolg derart umgehen konnte… aber woher sollte man das auch wissen!? Magier gingen nie in den Nahkampf, sie würden sich nie freiwillig in direktem Körperkontakt auf einen Feind stürzen, doch Sheila war gar nichts anderes übrig geblieben, schließlich beherrschte sie keine Attacke!

Egal, sie musste weiter, der Bolg war noch aktiv und sie durfte nicht hier herumstehen und ihre Kraft heraus sickern lassen wie das Blut das an ihrer Seite herunter lief. Also griff sie an ihre Seite und rannte weiter, zog das Schwert beim Laufen vorsichtig aus der Wunde. Wäre es eine kleine Waffe, hätte sie sie drinnen gelassen um die Blutung zu stoppen, doch das Schwert behinderte sie in der Bewegung und würde mit der Zeit nur mehr Schaden anrichten.

So rannte sie weiter und war froh dass weiter hinten im Gang keine Wachen mehr waren, doch gleichzeitig alarmierte sie das auch. Die Wesen kamen aus Dungeons und in Dungeons gab es unzählige Fallen. Die Königin hatte auch schon angemerkt das es hier Fallen geben könnte, also würde sie vorsichtig sein müssen!

Deswegen verlangsamte sie ihre Schritte, jedoch konnte sie das nur bedingt tun da die Wachen immer noch hinter ihr her waren und ihr wüste Beschimpfungen zuriefen, demnach war es nicht genug und Sheila sah zu spät den Druckknopf den sie just in diesem Moment mit dem Fuß hinab drückte.

„Scheiße!“, kam es ihr, doch sie rannte einfach weiter. Ein Zischen durchdrang die Luft und im nächsten Moment flogen wieder Funken nach oben. Sheila blickte zur Seite und sah das unzählige Pfeile auf sie zuflogen und an ihrem Bolg abprallten. Doch noch etwas fiel ihr auf, eine schleimige, schwarze Masse war an den Pfeilen und als sie ihren Bolg trafen, blieb das Zeug an diesem Hängen! Es hing an purem Magoi!?

Nicht nur das, es begann die Barriere um sie herum langsam zu zersetzen, als würde es das Magoi fressen oder auflösen. „Oh nein“, hauchte Sheila und beschleunigte ihre Schritte erneut. Doch schon kamen die ersten Pfeile durch ihren magischen Schutz und bohrten sich, samt der Flüssigkeit an ihnen, in ihr Fleisch.

Sie unterdrückte einen Aufschrei des Schmerzes, dann stolperte sie nach vorne und fiel genau in den Bereich, an dem die Falle aufhörte. Sofort richtete sie sich wieder etwas auf und der plötzlich zunehmende Schmerz in ihrer Seite ließ etwas noch, doch nun schien es in ihrem ganzen Körper zu brennen als das Zeug auf den Pfeilen sich in ihrem Körper auszubreiten schien.

Aber das brennen lies bald schon nach und Sheila schaffte es endlich sich wieder aufzurappeln und langsam, aber konsequent auf zu richten. Sie zog die Pfeile an die sie heran kam aus ihrem Fleisch, keiner war so tief das sie es bereuen würde. Wieder durchzuckte sie der Schmerz, doch das Adrenalin das durch ihre Adern schoss drängte ihn in die hinterste Ecke ihres Gehirnes zurück, sodass sie einen Schritt vor den Anderen tun konnte und den Gang weiter ging.

Die Wachen hinter ihr waren an der Falle stehen geblieben und sahen sich unsicher auf dem Boden um, einer von ihnen kam auf die Idee seine Lanze zu werfen, doch diese prallte, zu Sheilas Glück, nur an einem heilen Stück ihres restlichen Bolges ab. Sodass sie nicht weiter gestört wurde und ihren Weg fortsetzen konnte.

Sie war froh darüber dass sich keine weitere Falle auslöste und plötzlich sah sie ein schimmerndes Licht am Ende des dunklen Ganges. Es erinnerte sie… irgendwie an etwas. Benommen ging sie weiter auf dieses Licht zu und als sie in den einzigen Raum am Ende des Weges eintrat, wurde sie von dem Licht fast geblendet.

„Was zum?“, murrte sie und hielt sich die Hand vor die Augen, wobei sie etwas Nasses in ihrem Gesicht spürte. Als sie die Hand wegnahm und darauf sah, sah sie Blut, ihr Blut. Aber es kümmerte sie nicht, es war klar dass sie bluten musste wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Doch sie fühlte sich nicht schwach, nur seltsam benommen, also bewegte sie sich weiter auf dieses unglaublich grelle Licht zu und stand plötzlich vor einer blauen, glatten Wand. In diesem Moment schien sich ihr Kopf zu klären und sie wusste was sie vor sich hatte!

Ein Kristall aus purem Rukh! Das gleiche indem Judal eingeschlossen war, was sie vermeidlich für Eis gehalten hatte! Sie legte ihre Hände darauf und Kraft durchströmte sie, ließ die Schmerzen in ihren Wunden verblassen und wie auf einen Instinkt reagierend versuchte sie, mit Erfolg, die restlichen Pfeile aus ihrem Körper zu bekommen.

Sie spürte die Schmerzen die dabei entstanden kaum, da sie weiterhin eine Hand an dem Kristall liegen hatte und als sie auf die große Schwertwunde sah, konnte sie fast mit ansehen wie das Blut versiegte und die Haut langsam trocknete, nach wenigen Sekunden sah sie aus als wäre sie schon mehrere Tage alt, doch sehr viel weiter schien sie nicht zu heilen. Aber es reichte dass sie nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, sie würde es wahrscheinlich nicht mal mehr behandeln müssen, der Rest würde so abheilen.

Als sie nun wieder an dem Kristall hoch blickte, sah sie mit Erstaunen das auch in diesem jemand eingeschlossen war!

Sie versuchte ihn durch die kristallklare Wand und das leuchten besser zu erkennen und nach einigen Sekunden konnte sie sehen dass es ein Mann war, ein junger Mann. Er schien teure Kleidung zu tragen und sie wirkte auch irgendwie, traditionell, fast wie das Gewand eines Prinzen. Sein linker Unterarm fehlte, doch der Stumpf sah seltsamerweise nicht so aus als wäre er abgeschnitten worden, sondern eher… als würde es den unteren Teil seines Armes einfach nicht geben, die Stelle war viel zu glatt um natürlich verheilt zu sein.

Ansonsten fiel ihr nur das Gesicht mit der riesigen Brandnarbe, die über die gesamte linke Hälfte ging, auf. Wenn Sheila richtig vermutete, dann könnte es gut sein das das Auge auf dieser Hälfte nicht da war oder zumindest stark beschädigt. Doch die Narbe endete knapp unter dem Haarschopf, sodass er keine kahle Stelle besaß. Sein Haar war dunkelblau, fast schwarz und schien hinten kürzer als vorne. Außerdem schien er so etwas wie eine goldene Krone im Haar zu tragen an der 2 Bänder befestigt waren. Am Ende dieser Bänder war scheinbar das Wappen seines Landes eingenäht.

Die Blauhaarige konnte mit dem jungen Mann nicht viel anfangen, jedoch war sie fest davon überzeugt dass sie ihn irgendwie freisetzen musste, so wie sie es mit Judal getan hatte. Doch es passierte nichts, der Kristall reagierte nicht auf sie und das machte sie ein wenig mulmig. Wieso hatte der Kristall von Judal so auf sie reagiert? War es gar kein Zufall gewesen das sie nun mit ihm verbunden war? Hatte sein Kristall wirklich nur auf sie reagiert oder war es einfach weil ihre Magus Kräfte zu dieser Zeit noch nicht aktiv waren?

Wieso auch immer, der Kristall dieses jungen Mannes reagierte nicht auf sie und damit sah sie sich einem Problem gegenüber das sie nur bedingt erwartet hätte. Klar hatte sie damit gerechnet dass sie die Quelle des Rukhs eventuell gar nicht zerstören konnte, schließlich gehörte das Rukh in diese Welt und sie wollte das bisschen was geblieben war nicht auch noch… zerstören. Aber sie wusste nicht was sie mit diesem Kristall anstellen sollte wenn sie es nicht schaffte das Rukh darin frei zu setzen.

Nein! Sie konnte nun auf keinen Fall klein bei geben, irgendetwas musste man tun können. Sheila presste ihre Handflächen gegen die kalte, glatte Wand und versuchte irgendwie die Energie die sie spürte auf ihre Hände zu konzentrieren und in den Kristall zu leiten. Vielleicht hatte sie das bei Judal unbewusst auch getan als sie den Kristall freigesetzt hatte.

Tatsächlich, sie spürte etwas. Die Energie, das Magoi schien sich an einem bestimmten Platz zu sammeln, in der Waffe des Mannes! Die Schneide des Kwan-Dao begann plötzlich zu leuchten und Sheila erkannte einen achteckigen Stern.

Plötzlich spürte sie eine Veränderung! Die Magus sah auf und hörte ein bekanntes Geräusch, ein Knacken wie von brechendem Eis und dann sah sie es: Der Kristall bekam Risse!

Doch noch etwas fiel ihr auf als sie zu dem jungen Mann sah, hatte er nicht eben noch die Augen geschlossen gehabt? Nun sah sie dass die Farbe des rechten Auges die Gleiche war wie bei seinen Haaren, doch das Linke war komplett weiß. Sie hatte mit ihrer Vermutung also richtig gelegen, er war auf dem einen Auge blind.

Doch das Knacken lenkte sie wieder ab und Sheila beobachtete wie der Riss immer Größer wurde und sich auch an anderen Stellen Risse bildeten und in den Großen einflossen. Innerhalb von Sekunden sah die ehemals glatte Oberfläche aus wie ein gesprungener Spiegel und dann knallte es.

Die Blauhaarige musste nach hinten springen, als sich große Teile aus dem Kristall lösten und wie Gletscher nach vorne absackten und zu Boden fielen. Aus der Schnittstelle lösten sich kleine, leuchtende Vögel die kreischend aus dem Ausgang heraus stoben, Sheila fühlte sie mehr, als das sie sie sah.

„Was…“, vernahm sie eine leicht verwirrte, weiche, männliche Stimme und schon hob sich ihr Blick und erwiderte den des jungen Mannes der mittlerweile auf dem Boden kniete und versuchte auf zu stehen. Doch wie Judal anfangs, schien er keine richtige Orientierung zu haben und es fiel ihm schwer seine Beine zu koordinieren.

„Warte!“, rief die Magus dann und eilte zu dem Mann hin. „Ich darf doch oder?“, fragte sie, griff jedoch schon im gleichen Moment unter dessen Schulter und half ihm hoch ohne auf eine Antwort zu warten. Der Junge murmelte irgendetwas, zu leise um es zu verstehen, doch er schien dankbar das sie ihm half, gleichzeitig aber auch irgendwie resigniert. Er schien wohl von dem Typ Mann zu sein der sich nicht allzu gerne helfen ließ und lieber 24/7 stark wirkte.

Doch nun gab sich das nächste Problem: Wie sollte sie mit ihm hier heraus kommen!?

Aber nun lenkte sie wieder etwas ab, denn sie realisierte plötzlich das sie automatisch auf seine linke Seite geeilt war um ihm zu helfen, aber wie konnte sie dann seinen Unterarm greifen? Ihr Blick glitt zu ihrer linken Hand die seinen Unterarm an ihrer Schulter hielt und tatsächlich war da auch ein Arm! Jedoch bestand er aus Holz und nun spürte sie dieses auch unter ihren Fingern.

„Wie?“, fragte sie und sah zu dem jungen Mann hin der sie nun ebenfalls ansah. „Magie… mein Djinn hat mir ermöglicht wieder einen Arm zu besitzen“, erklärte er ihr dann die Sache und Sheila staunte nicht schlecht. Also war das hier kein Magier, sondern ein ganz normaler Mensch, ein Metallgefäßnutzer!

 

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Schwarze Säure:  Ein seltenes Überbleibsel des Monsters, das schwarze Rukh ist derart konzentriert das es ihm nicht mehr möglich ist sich zu trennen. Doch wie bei seinem größeren „Verwandten“ ernährt es sich von normalem Rukh und Magoi. Oft wird es dafür benutzt den Bolg von Magusen auf zu lösen. Wenn die Flüssigkeit in den Körper gelangt ist sie für Lebewesen ohne Magoi ungefährlich, jedoch für Leute mit Magoi lebensgefährlich, da es sich im Körper voran frisst und diesem das lebenserhaltende Magoi entzieht.

Glutroter Blick

Hach… er war viel zu lieb, jetzt hatte er sich wohl ein kleines Leckerli verdient. Er saß auf einem der Tritonen die er mittlerweile ausgeschaltet hatte und gähnte genüsslich. Ein wenig Aktion, aber nicht genug. Wenn es nach ihm ginge hätte er die unnützen Fischköpfe einfach zurück in den Strom geschickt, aber naja, er musste sich ja benehmen.

Jetzt waren sie einfach nur Bewusstlos, weil er genau das getan hatte was sie besprochen hatten, sie Kampfunfähig gemacht, für die nächsten paar Stunden. Das sollte reichen. Nur leider war das einfach viel zu schnell gegangen. Die Viecher waren so anfällig gegen Elektrizität, er hatte nicht mal viel mit ihnen spielen können. Ein Blitz hatte die ersten in die Knie gezwungen und das darauf folgende, statische Feld den Rest. Er hatte mehr erwartet, mehr Spaß, mehr Abwechslung… aber am Ende waren diese Dungeonmonster doch nur Schwächlinge. Nicht mit denen zu vergleichen die das Kou-Imperium in seiner Armee hatte.

Judal streckte sich indem er die Schulterblätter anzog und leicht seufzte als sich die Verspannung löste. Dann schwang er sich mit einer einzigen Bewegung auf die Füße und ließ sein Zepter wieder unter dem weichen Stoff des Chunnaris verschwinden.

Hach, er wäre jetzt viel Lieber bei seinem kleinen Spielzeug, sie konnte die Langweile weit besser vertreiben als diese Monster hier. Außerdem hieß es jetzt wahrscheinlich warten… aber tz, er hatte keinen Bock darauf zu warten und sich zu langweilen. Er hatte sich in seinem Leben schon genug gelangweilt! Die ganze Zeit in Kou… so still, so friedlich… zum Kotzen!

Sein Blick wanderte noch einmal kurz zu den Fischköpfen, ehe er sich komplett abwand und den Weg den er gekommen war zurück ging. Wieso auf diesen ach so gefährlichen Typen warten, wenn er ihm auch entgegen kommen konnte? Scheiß doch auf Pläne und Befehle, die zu befolgen war so verdammt lame. Spontanität war das was Spaß machte, was den Reiz brachte, das Kribbeln. Wenn er an den bevorstehenden Kampf dachte, kochte sein Blut förmlich, so sehr freute er sich. Und wehe dieser Nkshar war auch nur so ein elender Schwächling, dann würde er seine überschüssige Energie an Kamu ablassen.

So wie an dem Stein der vor seinen Füßen lag und den er einfach mit einem einzigen Tritt in die Rinde des nächsten Baumes beförderte. Seine roten Augen lagen im Schatten seiner Haare, aber wenn er das Gesicht ein Stück heben würde, er würde schwören dass sie voller Vorfreude blitzten. Er spürte es je weiter er sich in die Richtung bewegte die er eingeschlagen hatte.

Da kam etwas, etwas das viel mehr Spaß versprechen würde. Judals Blick glitt nach oben zu einem der Bäume, genauer gesagt zu einem Ast der fast komplett zwischen dem dicken Laub versteckt lag. Er wand sich dem Stamm des Baumes zu, dann nahm er Anlauf, trat mit einem Fuß gegen den Stamm und stemmte sich daran regelrecht in die Lüfte. Nun erreichte er mit den Händen den Ast und schwang seinen Körper in einer halben Drehung nach oben, um den Ast herum, sodass er darauf zum sitzen kam.

Er zog die Beine an und lehnte den Rücken gegen den Stamm, während er hinab auf den Weg sah, abwartend. Hmpf, jetzt wartete er doch, aber das hier war einfach ein zu guter Platz. Sein Blick löste sich von dem Weg und er sah sich ein wenig im Geäst des Baumes um… es sah aus wie ein Obstbaum, mitten im Wald, was schon seltsam genug war, aber er trug keine Früchte. Vielleicht auch weil es zu wenig Rukh gab?

Früher hätte er niemals gedacht was ein Mangel an Rukh alles verändern konnte. Eher hätte er erwartet das nichts mehr Leben konnte, kein Tier, keine Pflanze… doch sie taten es.

Die Tiere die er bisher in diesem Wald gesehen hatte, unterschieden sich äußerlich kaum von denen von früher oder denen außerhalb des Waldes. Rehe, Hirsche, Füchse, Wildschweine. Aber was ihm auffiel war, das sie eine unglaublich geringe Menge Magoi in ihrem Körper hatten, noch viel weniger als früher, aber wenigstens etwas, im Gegensatz zu den Lebewesen außerhalb. Was für Auswirkungen das auf die Tiere hatte, hatte er noch nicht heraus gefunden.

Aber es bewies dass das Leben doch weiterhin nach dem Fluss des Rukhs strebte und nicht komplett ohne zu bestehen schien. Aber was ihm noch aufgefallen war, war die Tatsache das ältere Tiere immer noch kein Magoi zu besitzen schienen, sondern nur die Tiere die hier im Wald geboren wurden als die Seishtani das Rukh mit sich gebracht hatten.

Aber er wurde aus seinen Gedanken gerissen als er Geräusche hörte, verdächtige Geräusche. Sofort setzte er sich etwas auf und lehnte sich leicht nach vorne um wieder auf den Weg sehen zu können, tatsächlich… da waren sie. Ein Seishtani in voller Montur stand direkt unter dem Baum, sah zu den Anderen und bellte ihnen etwas entgegen das Judal nicht verstehen konnte. Scheinbar waren sie sowas wie die Vorhut, diejenigen die die Gegend nach ihm absuchten und dem Haupttrupp dann bescheid gaben…

Hm, es war gut dass er sich keine offene Stelle gesucht hatte wie er es anfangs geplant hatte, sondern sich weiter im Wald aufhielt. Hier würde eine größere Armee nicht viele Chancen gegen ihn haben, wenn er sich einem nach dem anderen vornahm. Aber tz… wo blieb denn da bitte der Spaß?

Der Magi hatte nicht vor die Feinde wie ein Feigling einem nach dem anderen Auseinander zu nehmen, er wollte Kämpfen, richtige Aktion haben! Das hieß er würde sie herlocken. Judal ließ sich einfach zur Seite rutschen und sprang behände direkt auf die Schultern des Seishtani. Dabei brachte er diesen ins Stolpern, sodass er nach vorne umkippte und mit dem Gesicht voran zu Boden fiel. Judal veränderte dabei noch seine Position, er zog die Beine an, stützte sich mit einer Hand ab und drehte sich leicht in der Luft, sodass er in dem Moment wo der Fischmensch den Boden berührte, im Schneidersitz auf dessen Rücken saß und die anderen beiden Seishtani ansah. „Bringt euren Anführer her… ich geb mich nicht mit kleinen Fischen ab“, meinte er nur mit einem definitiv arroganten Tonfall und einem Grinsen, das diesen nur noch verstärkte. Obwohl er zu ihnen hoch sehen musste, wirkte es mehr als würde er voller Verachtung auf sie herab sehen.

Einer der Seishtani knurrte etwas, nickte dann aber und machte sich auf dem Weg zu seinem Anführer der sehr wahrscheinlich nicht weit weg war. Der Andere blieb da und behielt ein Auge auf Judal, welcher nur mit mittlerweile gelangweiltem Gesichtsausdruck weiterhin auf dem Rücken des am Boden liegenden Fischmenschen saß.

 

Oh, das dauerte dem Magi definitiv zu lang. Wie lange saß er jetzt schon hier und wartet? 10 Minuten… 15? Definitiv viel zu lang! Jemanden wie ihn ließ man besser nicht einmal eine Minute warten, zumindest dann wenn einem das Leben eines Soldaten wichtig war… was sich wohl schon von selbst beantwortete. Der Seishtani der da geblieben war um auf Judal aufzupassen, hatte dessen Langeweile nicht gut vertragen.

In dem Moment in dem sich der Magi beobachtet gefühlt hatte, hatte er dieses Gefühl erfolgreich ausgemerzt. Eben indem er den Grund ausradiert hatte. Nun lag der Fischmensch mit einem, für Judals Verhältnisse kleinen, Eiszapfen in der Stirn auf dem Boden. Tja, er hätte ihn halt nicht die ganze Zeit angucken sollen, das konnte er nicht so wirklich leiden.

Wenn er angeschaut und angehimmelt wurde, war das eine Sache die ihm gefiel, aber beobachtet und ausspioniert zu werden war wieder etwas ganz andres. Außerdem, wenn sich dieser verdammte Schlappschwanz von „ach so gefährlichen Anführer“ nicht bald blicken ließ, würde auch der Seishtani unter ihm dran glauben müssen. Nicht das er dachte das es diesen Nkshar groß interessieren würde, wahrscheinlich würde eher Kamu das hohe Stimmchen erheben und wie ein Prinzeschen über den Tod seines Volkes klagen.

Arg und sowas war Prinz, er sollte einfach seinen eingeklemmten Schwanz hervor holen und ihm dem Mörder seines Vaters ins Gesicht hauen, solange bis dieser Erschlagen am Boden lag, ganz einfach.

„Ah… du bist also der berühmt, berüchtigte Magi, der vor so vielen Jahren unter Al-Thamen diente?“, erklang plötzlich eine Stimme und Judal fuhr herum. Tz, der Fischmensch kam aus einer anderen Richtung als er erwartete hatte. Und noch etwas anderes ließ den Magi leicht, unzufrieden Schmunzeln. Er war umzingelt.

Ha! Sie hatten es geschafft ihn zu umzingeln, obwohl er hier an Langeweile fast gestorben wäre und mehr als genug Zeit hatte, um aufmerksam auf seine Umgebung zu achten. Hut ab, so viel Führungskraft hatte er dem Fischmensch nicht zugetraut. Und es war Führungskraft was dieses Manöver möglich gemacht hatte. Denn die Soldaten waren nicht gerade viel Klüger als die drei Seishtani die er überrascht hatte.

„Wie ich sehe… bin ich sogar immer noch bekannt, das freut mich. Ich hoffe dann kann ich auch auf ein wenig mehr Abwechslung hoffen, als mit diesen Kerlen“, damit stand er auf und deutete, ohne zu dem Seishtani der am Boden lag und seinem toten Kumpel daneben zu sehen, auf die Beiden. „Ich denke, dass kannst du. Du bist ziemlich wichtig für mich… du wirst meine Macht um so vieles vergrößern Magi. Die alten Regeln gelten auch heute noch, ich werde dich zwingen mich zum König zu machen, zum König über alles und nicht nur über dieses elende Stück Dreck von Wald!“, sprach der Schwarze dann und sein Grinsen zeugte davon dass er sich sicher war, das er Judal fangen und zwingen konnte.

Eigentlich sollte der Magi jetzt vorsichtig sein, irgendetwas stimmte hier nicht, das war mehr als deutlich. Wenn er so viel über ihn wusste, musste er wissen wie mächtig der Magi war und doch traute er sich zu eben diesen zu fangen.

Doch Judal wäre nicht er selbst, wenn er diese Tatsache nicht völlig gekonnt ignorieren würde. Er war sich seiner Sache eben genauso sicher wie Nkshar. „Achja? Wenn du das schaffst, dann würde ich es mir vielleicht noch einmal überlegen“, würde er wohl eher nicht, der Charakter dieses Fischmenschen sprach ihm zwar mehr zu als der von Kamu, aber das war es auch schon. Denn er war derjenige der entschied wen er zum König machte und nicht einfach ein dahergelaufener Fischmensch der sich nicht einmal traute alleine gegen ihn anzutreten. Aus Judals Sicht zumindest.

Nkshar war weit von dem Niveau jedes einzelnen Kou Prinzen und jeder einzelnen Kou Prinzessin entfernt und Meilen von dem von Sindbad, das Lag auf der Hand. Außerdem hatte er wenig Lust einen Fischmenschen darin zu unterstützen sich Land anzueignen, auch wenn dieser das wohl eindeutig mit viel Gewalt und Blut tun würde. Das war einfach nicht sein Rassengebiet.

„Dann überleg dir schon mal gut wie Magi, denn kriegen tue ich dich auf jeden Fall“, meinte der Fischmensch dann Grinsend, bevor er eine lange Hellebarde aus der dicken Bänderschleife, die das Oberteil zusammenhielt, hervorzog.

Es war kein magischer Gegenstand, aber Judal konnte sehen wie Magie in die Waffe floss. Sie waberte um das Metall wie ein Hitzeflimmern, ließ die Konturen verwischen und verschwimmen. Doch trotzdem bezweifelte der Magi das Nkshar damit durch seinen Bolg kam, dafür war dieser viel zu stark. Er war nicht mehr so schwach wie zu der Zeit in Balbadd, eine Zeit die ihm schwer im Magen lag. Zuvor hatte er nur gegen Sindbad den kürzeren gezogen, aber dann kam er daher… dieser elende, kleine Chibi und schlug ihn gehörig sein großes Ego ein. Das schlimmste daran war die Tatsache das Judal den kleinen Aladdin nicht hasste, er konnte es nicht und umso mehr würde er Spaß daran finden den anderen Magi wie eine Fliege zu zerquetschen. Wenn er denn überhaupt noch die Chance dazu bekommen würde.

„Pf, mit dem Zahnstocher kommst du nicht durch meinen Bolg“, meinte Judal dann witzelnd und mit einer gehörigen Portion Arroganz in der Stimme. „Oh, das wollen wir mal sehen“, die Worte des Fischmenschen brachten den Magi dazu, skeptisch die Augen etwas zu verengen und den Seishtani argwöhnisch zu betrachten. Für nicht mehr als eine Sekunde, ehe sich sein überhebliches Grinsen wieder auf sein Gesicht legte.

Der Magi erwartete, das Nkshar nun gleich endlich einmal zum Angriff ansetzen würde und nicht weiter viel um den heißen Brei rumredete. Doch da hob der Fischmensch plötzlich die Hand und die Seishtani die Judal umzingelt hatten, legten Pfeil und Bogen an. „Pf, was soll das denn!?“, fragte der Magi nur und konnte dabei ein Lachen nicht zurück halten, aber das hatte er ja auch gar nicht nötig, nicht er.

„Das wirst du gleich sehen“, meinte Nkshar nur und verzog sein skurriles Fischmaul zu einem hinterhältigen Grinsen, bevor er dann die Hand senkte und die Seishtani die Pfeile abschossen. Judal verschränkte nur die Arme, schien es noch nicht einmal für nötig zu halten sein Zepter hervor zu holen. Aber der Blick des Rotäugigen blieb an Kamu hängen, den er endlich, etwas weiter entfernt stehend, entdeckte. Es schien als würde der Rote die Zähne knirschen, zumindest war es die Gleiche Bewegung die er schon einmal bei einer solchen Geste gezeigt hatte.

Dann trafen die Pfeile ein und Funken stoben in alle Richtungen und rieselten zu Boden, wo sie verloschen. Der Magi hatte immer noch sein überhebliches Grinsen auf den Lippen, doch dann sah er etwas was ihm gar nicht gefiel!

Schwarze Materie lag auf einigen Stellen des Bolgs und schien sich langsam aber sicher durch diesen durch zu fressen! Selbst wenn er sich darauf konzentrierte die Barriere neu zu erschaffen und die Löcher darin zu schließen, dauerte es nicht lange und sein kompletter Bolg sah aus wie von Maden zerfressen und er konnte ihn nicht mehr reparieren. Das Zeug war etwas, das ihm bekannt vor kam… sehr bekannt sogar, es war die gleiche Materie wie es das Medium besessen hatte. Schwarzes, komprimiertes Rukh das sich von gesundem Rukh ernährte. Doch er hätte nicht gedacht das solche Überbleibsel von dem Angriff zurückgeblieben waren und nun so genutzt wurden.

„Jetzt kommst du langsam von deinem hohen Ross runter was? So ganz ohne deinen Schutz bist du unsren Attacken hilflos ausgeliefert“, nun grinste Nkshar und Judal beobachtete mit einem eindeutig angesäuerten Blick wie der Seishtani seine Hellebarde in beide Hände nahm und sich ihm näherte. Trotz seiner Worte schien der Fischmensch immer noch vorsichtig zu sein, tz, er schien doch noch zu wissen mit wem er es hier zu tun hatte.

„Oh… hilflos? Das glaube ich kaum, mal schauen wie hilflos ich bin wenn ich einen Regen aus Blitzen auf euch niederschießen lasse“, nun hatte auch der Magi sein Grinsen wieder gefunden, pah! Als würde er sich durch so etwas aus der Bahn werfen lassen, so weit kam es noch!

Doch nun war er eindeutig nicht mehr ganz so überheblich wie ein paar Sekunden zuvor, er ließ seinen Blick leicht über die anderen Fische gleiten und beobachtete jede ihrer Bewegungen, ohne seinen Bolg war er auch ungeschützt gegenüber normalen physischen Angriffen und das war alles andere als gut in seiner momentanen Lage.

So wie es jetzt Aussah, musste er sich an Sheilas Worte erinnern als er am liebsten das komplette Dorf niedergemacht hätte. Sie hatte sich um ihn gesorgt und er hatte es für übertrieben gehalten. Nun musste er feststellen das ihre Sorge berechtigt schien… tz, was dachte er da bitte!? Er war ein Magi! Einer der in die Schwärze gefallen war und von beiden Seiten des Rukhs geliebt wurde! Er würde solche Fliegen wie diese Seishtani doch nicht als Gefahr ansehen.

Also machte er seine Worte wahr, griff unter den weißen Stoff des Chunnaris und zog sein Zepter darunter hervor. Er richtete es gen Himmel und schon wurde es Dunkler, obwohl keine einzige Wolke zu sehen war. Dann knallte es und im nächsten Moment schossen 3 Blitze vom Himmel hinab und schlugen in der Umgebung ein, nicht weit vom Magi entfernt und mit einem klaren Ziel: Die Seishtani.

Judals Grinsen wurde breiter als er die Rufe vernahm und immer mehr Blitze vom Himmel zuckten und ihren Weg zu Boden fanden, wo sie ein reines Spektakel aus Lichtblitzen verursachten, den Wald immer wieder erhellten. Sein Grinsen wurde zu einem Lachen, als er anfing Spaß daran zu empfinden seine Energie so heraus zu feuern. Es war immer wieder aufs Neue ein geniales Gefühl, wie die reinste Ekstase, wenn diese Kraft durch seinen Körper floss.

Vor allem jetzt wo er sich die ganze Zeit, seit er aus dem Eis gekommen war, gefühlt hatte als würde ihn eine Hand herunter drücken und seine Kraft verschließen. Hier in diesem Wald war er wieder frei von dieser Hand, das Rukh war hier und er konnte seine Magie nach Belieben einsetzen ohne den Vorrat an Magoi den er in seinem Körper besaß benutzen zu müssen. Doch er spürte dass er es nicht übertreiben durfte, er entzog der Umgebung das Rukh und das merkte er. Es war nicht unendlich wie sonst, er spürte das das Rukh immer weniger wurde je mehr er in Magie verwandelte. Zwar verwandelte es sich zurück sobald es seinen Auftrag den Judal ihm gab ausgeführt hatte, aber aus irgendeinem Grund schien es trotzdem weniger zu werden.

Als der Magi das spürte, senkte er das Zepter und die Blitze nahmen sofort ab, bis sie komplett aufhörten und Judal sich das Ausmaß ansehen konnte. Es dauerte eine kurze Weile bis sich der Rauch der sich durch die Einschläge gebildet hatte verlöscht war. Was der Magi dann sah ließ ihn die Faust ballen. Einige Seishtani lagen tatsächlich durchlöchert und verbrannt auf dem Boden, doch es waren viel weniger als er erwartet hatte.

„Wie!?“, fragte er direkt und wand seine Aufmerksamkeit wieder Nkshar zu, vielleicht ein Fehler wenn er bedachte das er von allen Seiten angegriffen werden könnte. Momentan machte er sich darüber aber weniger sorgen, da einige der Seishtani benommen schienen und andere von der Elektrizität der Blitze ziemlich mitgenommen waren.

„Wie…? Ganz einfach“, damit deutete der Schwarze hinter sich zu dem Roten, zu Kamu, der ihn regelrecht versuchte mit Blicken zu töten. Etwas das Nkshar mit einem amüsierten Nicken quittierte. „Dein vermeintlicher Kumpel, hat euch die ganze Zeit an der Nase herum geführt… ihr wart so naiv zu glauben, dass ihr hinter meinem Rücken einen kleinen Plot zusammenstellen könnt? Hinter meinem Rücken? Ich kenne Kamu gut genug um zu wissen das er jede Situation ausnutzt die sich ihm bietet um mich los zu werden und genau das war euer Fehler… deiner und der des Mädels das wahrscheinlich mittlerweile Tod ist.“

Nkshars Worte erschütterten Judal mehr als ihm lieb war. Er hatte sich noch nie um das Leben von irgendwem außer sich selbst geschert… wieso also krampfte sich sein innerstes Zusammen wenn er daran dachte das Sheila Tod war?

Das Kamus Plan danebenging, das war jedoch nichts was ihn sonderlich überraschte. Das einzige was ihn interessierte war die Tatsache das dieser scheinbar jetzt die Seiten gewechselt hatte? Hinterhältig… und er war es also dann auch der Sheila hintergangen hatte? Irgendwie machte ihn das wütender als der Gedanke dass er ihn, Judal, hintergangen hatte. Vielleicht weil der Magi selbst niemandem Vertraute und schon damit gerechnet hatte, Sheila jedoch hatte auf den Fischmenschen gebaut um ihr Dorf zu retten.

„Das hat meine Frage immer noch nicht beantwortet… wie hat er meine Blitze abgewehrt?“, fragte Judal nun noch einmal, sichtlich ungeduldig. Er versuchte sich selbst innerlich wieder herunter zu fahren, sich einzubläuen das ihm niemand wichtiger war als er selbst und es funktionierte relativ gut.

„Es scheint dich also nicht zu interessieren was mit dem Mädchen ist…? Oder doch? Naja, mir kann es egal sein. Ich bin nicht der einzige Seishtani der Magie benutzen kann, Kamu ist ebenfalls dazu in der Lage. Er kann eine äußerst kräftige Barriere aus Wasser erschaffen, dazu musste er nur das Wasser aus den Pflanzen in der Umgebung ziehen  und schon hatten deine Blitze nicht mehr genug Kraft um die Barriere zu durchdringen die er über uns gelegt hat… nur musste er die Barriere verkleinern als du das Rukh so unbedacht verbraucht hast und das hat dafür gesorgt das einige Seishtani doch getroffen wurden… Kollateralschaden“, erklärte Nkshar dann doch und antwortete somit auf Judals Frage. Dieser sah aus den Augenwinkeln zur Seite und tatsächlich bemerkte er nun das die Pflanzen allesamt ausgelaugt zu sein schienen, ihnen fehlte Wasser, sie welkten da der Tugordruck in ihren Zellen gesunken war.

„Hmpf, du bist dümmer als ich dachte, die Schwäche gleich mit zu erklären“, der Magi lachte kurz auf und zeigte dann auf Nkshar. „Es wird für mich kein Problem sein durch seine Barriere hindurch zu kommen!“, meinte der Schwarzhaarige dann nur und sein Grinsen wurde Breiter, während er das Zepter wieder nach oben richtete um einen Blitz zu formen der stark genug war um durch die Barriere zu kommen. Das Magoi sammelte sich erneut um die Spitze des roten Rubins und wieder begannen sich Blitze zu bilden und zuckten um den Magi herum. Wenn er eine stärkere Magie wirkte, dann war es für ihn einfacher wen sich diese in seinem Umkreis befand und er sich besser darauf konzentrieren konnte das Rukh zu befehlen, eher er sie losließ.

Doch plötzlich nahm er eine Bewegung war und ehe er reagieren konnte, schmeckte er das Blut das ihm in den Mund schoss und er spuckte es reflexartig aus, wobei er sich ein Husten verkniff. Seine Magie die er erzeugt hatte und gerade losschicken wollte, verpuffte und der Magi sah ungläubig auf den Fischmensch hinunter, welcher seinen Kampfstab in Judals Bauch gestoßen hatte und ihm damit irgendwelche inneren Verletzungen zugefügt haben musste.

Das alles war so schnell geschehen, das Judal gar nicht mitbekommen hatte, wie sich Kamu bewegt und wie er ihn angegriffen hatte. Unvorsichtig, er war zu unvorsichtig gewesen. Wieso hatten die Fischmenschen nicht angegriffen indem Moment indem es offensichtlich war das er angreifbar war? Wieso hatte Nkshar keinen Finger gerührt und Judal nicht angegriffen als dieser anfing die Magie zu wirken? Und wieso hatte Kamu ihn ausgerechnet jetzt attackiert? Er fand keine Antwort darauf.

Verdammt! Judals Blick wurde mörderisch als er mit seinem Fuß ausholte und den Fischmenschen einen Tritt in dessen Seite verpasste, sodass dieser leicht zurück Springen musste und sich die Seite hielt. Judal hielt sich ebenfalls den Bauch, mit der Hand in der er nicht das Zepter hielt, und spuckte erneut das Blut auf den Boden, was sich wieder in seinem Mund gesammelt hatte.

„Magi… nimm es ihm nicht übel das er dir nicht die Zeit gelassen hat deine Magie zu wirken… du hättest es eh nicht geschafft, du hast zu viel Rukh verbraucht, eine derart starke Magie wäre gar nicht mehr möglich gewesen… hast du das etwa nicht bemerkt?“, Nkshars vor Hohn triefende Stimme klang in Judals Ohren wie das Knirschen von Fingernägeln auf einer Tafel. Ätzend und kaum zu ertragen.

„Schnappt ihn euch!“.

Judal richtete sich sofort auf und wollte auf Abwehr gehen, doch der Schmerz in seinem inneren lähmte seine Bewegungen und noch ehe er einen Finger rühren konnte, hatte er mehrere Speere an der Kehle und unzählige weitere um seinen ganzen Körper. Ja es stimmte, die letzte Magie die er gewirkt hatte, hatte das Rukh in der Umgebung fast komplett aufgebraucht, es war nun fast auf der gleichen Menge wie außerhalb des Waldes. Verdammt… wieso hatte er es nicht eben schon gemerkt? Nun würde er sich auf das Magoi in seinem Körper verlassen müssen, was er nicht einsetzen konnte, da die Wunde es ihm unmöglich machte seinen Körper noch mehr zu schwächen.

War das geplant gewesen? Deswegen hatten sie ihn nicht angegriffen… sie hatten von Anfang an geplant das er seine Magie so unkontrolliert benutzte und das Rukh aufbrauchte damit er keine unendliche Magiequelle mehr besaß und verwundbar wurde. In diesem Moment hatte ihn Kamu angegriffen um ihn daran zu hindern das Magoi in seinem Körper zu benutzen…

Als ihn die Erkenntnis traf, verdunkelten sich Judals Augen.

Nicht. Mit. Ihm.

Er umklammerte sein Zepter und plötzlich frischte der Wind auf. Sein Blick wurde schärfer und ehe die Soldaten, welche um Judal standen und diesen in Schach hielten, reagieren konnten, wurden sie allesamt von einer heftigen und eisigen Windböe umgeworfen. Fast in Sekundenschnelle wurde es immer kälter und der Wald begann in einem gewissen Radius um Judal herum zu gefrieren.

Er war sauer… egal ob es ihn sein Leben kostete, niemand… absolut niemand führte ihn derart vor und kam ungestraft davon!!

„Ich werde euch in Eisstatuen verwandeln und euch einzeln in Stücke brechen!!“, sein Haar wand sich wie eine lebendige Schlange um ihn herum, während der Wind durch seine Kleidung und seine Haare fuhr. Die Kälte betäubte seine Schmerzen von innen heraus, als er die Wunden in seinem Körper einfror und auf diese Weise das Blut stillte. Lange konnte er das nicht tun, wenn er sich nicht selbst töten wollte, doch jetzt half es ihm diesen Kampf fort zu führen.

Das Eis knarrte als es sich ausbreitete, die Seishtani erfasste und sie einem nach dem Anderen einfror. Schreie erklangen im stillen Wald und Judals Grinsen wurde mörderisch und gleichzeitig hatte es etwas das nichts anderes beschrieb als pure Freude am Töten.

„Konzentrier dich auf Nkshar!!“, der Ruf schreckte Judal regelrecht auf und jetzt sah er erst das Kamu nicht eingefroren war, ganz im Gegenteil, das Eis schien ihn überhaupt nichts auszumachen er bewegte sich darüber hinweg, als wäre es selbst verständlich mitten in einem Sturm aus eisigem Wind gefangen zu sein.

Der Blick aus seinen roten Augen wanderte von dem roten Seishtani zu dem Schwarzen, der ihn regelrecht anfunkelte und der irgendwie seinem eisigen Wind trotze. Der Schwarze hielt die Hellebarde vor sich und kämpfte gegen das Eis an das sich auf seinem Körper legen wollte. Nicht mehr als ein feiner Raureif blieb auf der schwarzen Schuppenhaut zurück. Doch selbst Nkshar hatte Probleme Judal zu trotzen, wieso konnte sich Kamu also so leicht bewegen?

„Hast du nicht gehört!? Konzentrier dich auf Nkshar bevor du dich selbst umbringst du Vollidiot!!“, nun hatte Kamu ihn erreicht, packte den Magi am Chunnari und schubste ihn ein Stück vor, in Nkshars Richtung. Judal verstand nicht wieso der Fischmensch ihn nicht außer Gefecht setzte und er hasste es das er ihm befahl, aber scheinbar hatte er gar keine andere Wahl als darauf zu hören, denn er würde wirklich sterben wenn er so weitermachte.

Judal konzentrierte seine ganze Magie, die nur mit dem Magoi in seinem Körper produziert wurde auf einen Fleck bis sich ein riesiger Eiszapfen bildete den er sofort auf Nkshar zu sausen ließ.

Dieser musste sich nun nicht mehr gegen den eisigen Wind wehren, der nun, da Judal sich auf das Eis konzentrierte, abgeflaut war.

Nkshar hob die Hellebarde und schlug damit auf den Eiszapfen ein der auf ihn zugerast kam. Es zischte laut auf, als die Klinge durch das Eis fuhr und es schmolz. Weißer Rauch quoll hervor und legte sich regelrecht über den Boden.

Judals Augen weiteten sich als er sah wie der Fischmensch durch sein Eis schnitt wie durch Butter, er musste die Klinge mit seiner Magie erhitzt haben! Aber er war in der Lage die Klinge so heiß zu machen dass sie Judals Eis schmolz, das Eis das er mit seiner letzten Kraft manifestiert hatte!? Nkshar war stärker als Judal erwartete hatte und das gefiel ihm überhaupt nicht.

„Verdammt“, zischte der Magi und er merkte das er langsam an seine Grenzen kam, nicht weil das Magoi in seinem Körper einen kritischen Stand erreicht hatte, das hatte es noch lange nicht… aber sein Körper selbst schaffte es nicht mehr weiter. Kamu hatte ganze Arbeit geleistet…

Noch einmal konzentrierte Judal sich und erschaffte erneut einen Eisblock, er verdickte die Eisschichten und verbrauchte seine letzte Kraft darin, den Eisblock so kalt zu machen wie es ihm möglich war, ehe er das Zepter nach vorne streckte und den Eiszapfen auf Nkshar schoss.

Dieser sprang mit einer einzigen Bewegung näher, hob wieder seine Hellebarde und nutzte diesmal auch den Schwung seines Sprunges, als er auf den Eiszapfen einschlug. Judals Hand zitterte als er alles daran setzte dass der Eiszapfen nicht brach oder schmolz, er spürte wie Schweiß über seine Stirn rann und auf halben Weg hinab, auf seinem Gesicht gefror.

Es würde es nicht schaffen… das spürte er… und schon begann die Klinge sich langsam durch das Eis zu fressen, wie in Zeitlupe.

Doch plötzlich weiteten sich die Augen des Magi und Kamu ließ einen erstaunten Ruf erklingen. Kraft durchströmte sie Beide, Kraft die wie aus dem nichts zu kommen schien. Judal sah nach oben und beobachtete wie ein riesiger Schwarm von weißen, zwitschernden Vögeln gen Himmel schoss, Rukh! Das Blatt hatte sich gewendet!

Doch in dem Moment indem Judal die Kraft benutzen wollte um Nkshar mit allem was er hatte den gar aus zu machen…

knickte sein Bein unter ihm weg und der Magi verlor die Kontrolle, fiel wie in Zeitlupe zu Boden. Reflexartig stützte er seinen Fall mit dem Arm ab, was zur Folge hatte das ein scharfer Schmerz durch diesen fuhr und Judal auf keuchen ließ. Doch der Magi ließ sich nicht von dem Schmerz ablenken, er richtete das Zepter wieder auf seinen Eiszapfen und sah hinauf zu diesem. Da Judal nun seine Kraft verlor, gab auch das Eis immer mehr unter Nkshars Hellebarde nach und dessen Klinge schien nun, wo das Rukh frei war, immer stärker und heißer zu werden.

Schwarze Punkte begannen vor den Augen des Magis zu flackern und indem Moment wo er spürte wie er langsam das Bewusstsein verlor, sah er wie Kamu auf Nkshar zusprang. Sein Kampfstab war umgeben von Wasser, doch Nkshar hatte Judals Eiszapfen mittlerweile durchtrennt und wehrte nun auch die Waffe des Fischmenschen ab. Der Schwarze hob zum Schlag aus…

Mehr konnte Judal nicht sehen, da die Schwärze sich komplett über ihn legte.

Eibengrüner Drache

„Das Alles… es geschieht auf einmal so schnell. Ich komme mit dem Chaos so langsam nicht mehr mit. Tut mir Leid wenn dich das verwirrt, aber jetzt ist keine Zeit für Erklärungen!“, meinte Sheila, während sie den jungen Mann immer noch stützte. Er musste so schnell wie möglich auf die Beine kommen, schließlich bestand nicht nur die Gefahr das ihre Angreifer endlich den Raum erreichen würden, nein, ihr saß die Zeit wegen noch etwas anderem im Nacken: Judal. Sie wusste immer noch nicht ob er in Sicherheit war oder nicht und sie könnte es nicht verzeihen wenn er zu Schaden kam oder gar starb. Schließlich war sie diejenige die darauf bestanden hatte das sie dem Fischmenschen vertrauten. Und das obwohl sie wusste das nichts Gutes von den Tritonen kam.

„Dann Erklär es mir später, an einem Ort der deiner Meinung nach Sicher ist“, die Augen des Jungen lagen fest auf ihr und Sheila runzelte leicht die Stirn. Er schien Erfahrung mit derlei Situationen zu haben, das war natürlich mehr als Hilfreich. Weswegen sie direkt nickte, an ihr sollte die Flucht jetzt nicht scheitern.

„Kannst du dich wieder halten?“, die Blauhaarige sah zu dem Fremden, der nun an der Reihe war um zu nicken. Dann zog er den Arm weg und Sheila ließ es zu das er sich einen Schritt von ihr Entfernte um zu schauen ob seine Beine ihn auch alleine trugen. Doch die Sorge war unbegründet, Judal hatte es auch recht schnell geschafft wieder auf eigenen Beinen zu stehen und dem jungen Mann schien es genauso zu gehen.

„Okay, gehen wir“, beantwortete Sheila dann den Blick des Jungen, als dieser sich zu ihr umgedreht hatte. „Draußen warten ein Haufen von Dungeonmonster, Fischwesen, die uns nur an die Kehle wollen. Ich hoffe du kannst deinen Djinn hier einsetzen, aber riskiere nicht zu viel, die Welt ist anders als die die du kennst“, erklärte die Magus dem Blauhaarigen als sie an diesem vorbei ging und die Führung übernahm. Sie lief ohne Umschweife auf die Tür zu, welche wieder in den Gang mit den Fallen führen würde.

„Es gibt später viel zu erklären nicht wahr? Aber es wäre gut zu wissen, was ich nicht zu viel riskieren sollte“, der Dunkelblauhaarige holte schnell zu ihr auf, scheinbar hatte er den Schwindelanfall komplett überstanden, sodass er nun neben Sheila laufen konnte.

„Es kann sein das es für dich schwieriger ist Magie einzusetzen, als du es von früher in Erinnerung hast. Außerdem kann es sein das du nicht mehr so viel Magie einsetzen kannst wie sonst, achte einfach darauf und riskier deswegen nichts.“. erklärte Sheila dann. Sie wusste nicht wie sich die Veränderungen der Welt auf den Nutzer eines magischen Gefäßes auswirkte, da dieser eigentlich die Magie nur durch die Magoi Kapazität in seinem Körper wirkte. Doch es konnte sein das die Djinns ebenfalls nicht mehr so stark waren wie früher, und dementsprechend auch die Magie der Nutzer schwerer zu Händeln war.

Sie wollte hier einfach heil heraus kommen, schließlich konnte sie kaum erwarten das beim nächsten Mal schon wieder so ein groteskes Wunder geschehen würde das ihre tödlichen Verletzungen komplett heilte. Sie hieß schließlich nicht Mary!

„Okay, vielen Dank für die Warnung“, Sheila sah kurz zu dem jungen Mann und nickte dann auf seine Antwort.

„Wie heißt du eigentlich?“, vielleicht war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für so eine Frage, doch Sheila wollte einfach wissen wen sie hier vor sich hatte und sie musste sich auch einfach irgendwie ablenken. Vorhin war sie so voller Adrenalin gewesen das sie keine Angst gespürt hatte und auch der Schmerz nur gedämpft war, doch jetzt fühlte sie wie kalte Furcht ihren Rücken hinauf kroch, je weiter sie dem Gang zurück folgten.

„Ren Hakuryuu, der 4te Prinz des Kou-Imperiums“, stellte sich Hakuryuu dann vor und sah zu ihr herüber. Sheila erwiderte den Blick, ließ sich von seinem leer wirkenden linken Auge auch nicht verunsichern. Doch trotzdem hatte sie einen eindeutig überraschten Ausdruck auf dem Gesicht. Er war ein Prinz!? Das hätte sie sich anhand seiner Kleidung eigentlich auch denken können!

Hakuryuu… den Namen… oh! Sie hatte nicht allzu viel über den jungen Prinzen von ihrer Ahme erfahren, doch sie wusste dass er vor seinem Verschwinden viel mit Judal zusammen Pläne geschmiedet hatte.

Doch sie hatte sich immer vorgestellt das er ein brutaler Prinz wäre der zusammen mit dem Magi finstere Pläne schmiedete um Chaos zu verbreiten. Doch wen sie jetzt vor sich hatte, war ein höflicher, junger Mann mit einem Ausdruck auf dem Gesicht der Vertrauen weckte. Er war überhaupt nicht so wie sie sich ihn vorgestellt hatte. Und auch so total anders wie Judal… ihr Blick wurde jetzt noch zu einer Vorwurfsvollen Grimasse wenn sie an das erste Treffen mit dem Magi dachte. Wie lange war das jetzt her? 2-3 Tage?

„Hab ich etwas falsches gesagt?“, die Worte des Prinzen holten Sheila aus ihren Gedanken und sie schüttelte schnell den Kopf. „Nein, ich habe nur das erste Treffen mit einer gewissen anderen Person denken müssen. Er war weit weniger freundlich als d… sie.“, sie korrigierte sich schnell noch, als sie Haku aus Gewohnheit duzen wollte.

„Oh in Ordnung und du kannst mich ruhig duzen“, antwortete er ihr dann, ehe er plötzlich stehen bleib und auch Sheila dadurch gezwungen war anzuhalten. Jetzt erst ah sie, dass sie bei der Falle angelangt waren. Doch von den Wachen war keine Spur. Sie konnte sie auch danach in dem Gang nicht mehr erspähen.

„Danke… ich hab die Falle gar nicht bemerkt, obwohl ich wusste wo sie ist… mein Name ist übrigens Sharif Sheila“, die Magus atmetet einmal kräftig aus, ehe sie sich umsah und versuchte die Druckplatten zu erspähen die sie beim überqueren meiden mussten.

„Schon in Ordnung und… ich denke das geht schneller so“, Sheila drehte sich zu dem Prinzen um und hob skeptisch eine Augenbraue, als dieser die Holzhand erhob und in Richtung der Löcher in den Wänden hielt. Doch dann staunte sie nicht schlecht, als seine Finger langsam begannen sich zu verformen und das Aussehen von Ranken annahmen. Dann verlängerten sie sich und in wenigen Sekunden bildeten sich aus den Ranken neue Ranken, bis ein riesiges Geflecht aus starrem Holz die Wände rechts und links bedeckte.

„Wouw…“, Sheila wusste nicht was sie sagen sollte, diese Form von Magie unterschied sich so dermaßen von Judals, das hatte sie nicht erwartet. Fasziniert berührte sie eine der Ranken an den Wänden, sie waren tatsächlich aus echtem Holz, zumindest fühlten sie sich so an.

Während Sheila die Magie bewunderte, kappte Hakuryuu die Verbindung zwischen der Ranke und seiner Hand, er umfasste sein Kwan Dao fester und bereitete sich darauf vor weiter zu gehen. Doch er ließ Sheila die Zeit seine Ranken zu bewundern, auch wenn ihre Reaktion ihn ein klein wenig verwirrte.

„Können wir weiter?“, nun wurde der junge Prinz doch etwas ungeduldig, er wollte endlich wissen was hier abging und bis jetzt hatte er noch nichts von der Gefahr gesehen die das Mädchen so offensichtlich zu fürchten schien.

„Oh ja natürlich“, Sheila schüttelte leicht den Kopf und zwang sich, sich von den Ranken zu lösen, dann sah sie zu Hakuryuu und nickte ihm zu, ehe sie losrannten und die Druckplatten auslösten. Sie hörte das gedämpfte „tschak, tschak, tschak“, als die Pfeile in das Holz einschlugen. Es wurde begleitet von einem leisen Zischen und Sheila runzelte die Stirn, ehe sie das Geräusch zuordnen konnte.

„Ich hoffe das Holz reicht, die Pfeile sind mit irgendetwas seltsamen eingerieben, etwas das Magoi zu fressen scheint… es scheint fast das gleiche Material zu sein wie von dem Monster aus der Katastrophe“, Sheila verlangsamte ihre Geschwindigkeit nicht während sie redete und sah den Prinzen auch nicht an, doch sie konnte den verwirrten Blick von Hakuryuu förmlich spüren. Scheinbar besaß er, wie Judal auch, kaum noch Erinnerungen an die Katastrophe gegen die sie gekämpft und verloren hatten.

„Dann beeilen wir uns, dort vorne ist das Ende“, der junge Mann hob leicht den gesunden arm mit dem Kwan-Dao und deutete mit dem Zeigefinger zum Ende der Falle und Sheila nickte. Sie stemmte die Füße fester in den Boden um sich schneller vorwärts stoßen zu können, so konnte sie ihre Geschwindigkeit noch weiter erhöhen, bis sie endlich den letzten Abschnitt der Falle hinter sich gelassen hatten.

„Huf!“, sie stützte sich leicht auf ihre Oberschenkel und atmete erleichtert aus. Dann sah sie zu wie der Prinz sich den Ranken widmete und sie verschwinden ließ. Er hatte ein Stück des Grünzeugs berührt und innerhalb kürzester Zeit zog sich die gesamte Wand aus Holz zurück, doch bevor sie komplett verschwand, zuckte Hakuryuu plötzlich zusammen, kappte die Verbindung sofort und hielt seinen Arm.

„He! Alles okay!?“, Sheila sprang sofort auf die Beine und rannte zu ihm und sah auf seinen Arm. Nun bemerkte sie was nicht stimmte, das Holz verdunkelte sich, dann begannen sich graue Schlieren darüber zu ziehen, so als würde es in Sekundenbruchteilen anfangen auszutrocknen.

„Nrg… was ist das?“, die Frage blieb unbeantwortete, da Hakuryuu Beine unter ihm nachgaben und er in die Knie ging. Schwarze Streifen breiteten sich wie geschwollene Adern von dem Punkt aus, wo das Holz seine Haut berührte. Sie schienen über seine Schulter zu seinem Hals zu wandern, denn innerhalb kürzester Zeit, sah Sheila wie sie unter dem Kragen seines Hemdes hervor kamen und sein Gesicht hinauf wanderten.

Von dem dicken Strang gingen lauter dünne Fäden aus, es sah aus wie ein Geäst, als würde irgendetwas durch seine Adern wandern und die ganze Zeit krümmte sich Hakuryuu unter Schmerzen. Er hatte seine Finger in das Holz gegraben, so feste das sie Furchen hinterließen und Schlieren von glänzend rotem Blut sich von seinen Fingernägeln aus in die Furchen verteilten.

Sheila wusste nicht was sie tun sollte, sie war mit dem Prinzen in die Knie gegangen und stützte ihn so gut es ging, doch sie wusste nicht wie sie das Zeug aufhalten konnte was sich durch seine Blutbahn zu fressen schien. Fressen? Was wen es nicht die Blutbahn war? Sondern das Magoi in seinem Körper!?

Doch was konnte sie tun? Sie konnte ihn nicht retten wenn das Magoi in seinem Körper zerfressen wurde, er würde sterben!

Sheila schüttelte heftig den Kopf und in diesem Moment fiel ihr etwas ein. Ganz am Anfang als Judal sein schwarzes Rukh gegen sie und ihre Ahme einsetzen wollte. Die Reaktion des Rukhs auf ihre Aktion…

Vielleicht war es nicht nur bei Judal der Fall, vielleicht konnte sie Hakuryuu doch helfen!

Sie legte eine Hand auf seinen Holzarm und die andere an seine Wange. Dann versuchte sie das Gefühl herauf zu beschwören, was sie hatte als sie Judal aufgehalten hatte. Es war so plötzlich geschehen, sie wusste nur das sie bei beiden Malen ihre Ahme beschützen wollte, mit allem was sie hat.

„Verdammt… ich lasse nicht zu das jemand stirbt, obwohl ich weiß wie ich ihm helfen kann“, knurrte die Magus und biss sie dann auf die Zähne, sie konzentrierte ihre Gedanken nur darauf Hakuryuu zu helfen, doch es tat sich einfach nichts. Sie spürte wie Tränen ihre Augen benetzten und kurz davor waren über ihre Wange zu Rollen, sie wollte endlich nützlich sein! Sie wollte ihn Retten!

Da plötzlich geschah es. Sie spürte die dunkle Energie, die nicht nur von der Verletzung in seinem Körper ausging, sondern durch Hakuryuu selbst zu strömen schien. War er…

Sie hatte es bis jetzt nicht gemerkt, einfach weil es auf Grund seines Verhaltens so abwegig war, doch jetzt spürte sie deutlich das Hakuryuu in die Verdorbenheit gefallen war.

Es nahm ihr für einen kurzen Moment den Mut, doch dann ballte sie die Fäuste und konzentrierte sich auf die immense Ansammlung dunkler Energie die von seinem linken Arm ausging und sich über seine gesamte linke Körperhälfte ausgebreitet hatte. Und dann…

Verschwinde!!

Dieser Gedanke, kraftvoll und voller Stärke, schoss so plötzlich in ihren Kopf. Hakuryuu brüllte auf, ein Schrei den sie noch nie gehört hatte und der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ, doch im gleichen Moment spürte sie wie sich die Dunkelheit zurückzog. Die Energie wisch rasend schnell aus den Stellen, wo sie ihre Hände liegen hatte, dann krümmte sie sich immer weiter ein, zog sich aus seinen Gliedmaßen bis in die Mitte seiner Brust. Mit einem letzten gedanklichen Befehl, zwang Sheila das letzte Stück fremder Bosheit aus Hakuryuus Körper und ließ den Prinzen und auch sich selbst ausgelaugt zurück.

Der Atem des Blauhaarigen ging Stoßweiße und er brauchte einige Sekunden, bis er seinen Arm unter seinen Körper stemmen und sich aufrichten konnte. Der Blick aus seinem gesunden Auge glitt zu seiner künstlichen Hand und nach einer kleinen Anstrengung konnte er sie tatsächlich regenerieren.

Sheila war froh zu sehen, dass der junge Prinz scheinbar nicht allzu mitgenommen war und sie richtete sich ebenfalls auf und sah zu ihm. „Alles okay?“, fragte sie dann, nachdem die Magus ein wenig Luft geschnappt hatte. „Jetzt ja… was war das? Und Danke das du mich gerettet hast, ich dachte ich müsste sterben“, es war kein Satz den er einfach so sagte oder der ihm leicht über die Lippen kam, er meinte ihn ernst und das wusste Sheila, schließlich war die Situation ernst gewesen.

„Nichts zu danken, ich hätte es mir nicht verziehen wenn du gestorben wärest. Aber ich habe keine Ahnung was das war, ich kann höchstens vermuten das, dass schwarze Zeug sich in deinen Organismus gefressen und sich von deinem Magoi ernährt hat… zumindest konnte ich es vertreiben, also war es mit Sicherheit eine Ansammlung von schwarzem Rukh“, sagte sie zu viel? Naja, er konnte aus ihren Worten keinen eigenen Nutzen ziehen, schließlich war er in der gleichen Situation wie Judal und der hatte schon keine Gelegenheit aus irgendetwas seinen Nutzen zu ziehen und ihm würde man es zutrauen.

Doch nun sah Hakuryuu sie skeptisch an und Sheila biss sich leicht auf die Unterlippe. Er brauchte die Frage nicht zu stellen, es stand ihm dick und fett ins Gesicht geschrieben.

„Ja… aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund flieht das schwarze Rukh vor mir. Aber an deinem Zustand, deine Entscheidung dich gegen das Schicksal zu stellen, daran kann ich nichts ändern. Das liegt allein bei dir. Es kann höchstens sein das meine Berührungen für dich unangenehm sind, zumindest wenn ich diese Fähigkeit aktiviere.“ Beantwortete Sheila dann die unausgesprochene Frage des Prinzen. Dieser nickte um ihr zu zeigen dass er verstanden hatte.

„Das ist das erste Mal das ich von sowas höre… aber ich denke es wird nicht das letzte Mal sein das ich das sage nicht wahr?“, bei diesen Worten zog der junge Mann ein Bein unter sein Gesäß, ehe er sich nach oben stemmte und nach einem kurzen Schwächeln auch sicher stand.

„Sehr wahrscheinlich, das was ich dir später erzählen werde, wird dein ganzes Leben auf den Kopf stellen…“, warnte Sheila ihn jetzt schon vor, doch sehr wahrscheinlich würde er sich niemals auf das Vorbereiten können, was ihn erwartete. Doch Hakuryuu fragte nicht weiter nach, sondern schien einfach nur darauf zu warten dass sie weiter konnten, weswegen Sheila ihre müden Beine nun auch zwang ihr Gewicht in die Höhe zu stemmen.

„Es kann sein das es länger dauern wird als erwartet, dir alles zu erzählen. Es ist nicht nur weil wir in Gefahr sind, sondern auch weil noch jemand anderes in Gefahr sein könnte, ich will ihm zur Hilfe eilen so schnell es geht“, beichtete Sheila Hakuryuu dann, nachdem sie beide wieder einen Fuß vor den anderen setzten  und den Gang in zügiger Geschwindigkeit hinter sich brachten.

Warum sagte sie ihm eigentlich nicht dass es Judal war? Weil Hakuryuu dann vielleicht sagen würde das sie sich nicht beeilen brauchten? Das der Magi ganz gut alleine klar kam? Das konnte sein… aber sie hatte ein ganz schlechtes Gefühl. Sie glaubte eigentlich nicht an so etwas, doch es war als würde sie etwas vorwärtstreiben, ihr sagen dass sie sich beeilen musste.

„Okay, dann beeilen wir uns“, antwortete der Prinz aber nur und legte einen Zahn zu, was Sheila ihm gleich tat.

Bis jetzt war es ihr noch nicht aufgefallen, aber wo zur Hölle waren die ganzen Wachen!? Vorhin war der Gang noch voll von ihnen, doch jetzt konnte sie keinen mehr entdecken und dabei sah sie schon den Ausgang.

„Hakuryuu, sei vorsichtig, vorhin war hier noch alles voller Wachen. Es gefällt mir nicht das es so leer ist“, warnte Sheila den Prinzen vor. Dieser Nickte ihr zu und dann rannten sie auch schon aus dem Gang hinaus.

Sie musste beide einen Arm vor ihre Augen halten, da das Licht sie blendete, doch als sie endlich wieder sehen konnten, staunte Sheila nicht schlecht. „Was zum?“, murmelte sie verblüfft…

Zumindest wusste sie jetzt wo die Wachen waren.

Gefesselt und geknebelt saßen sie Rücken an Rücken da. Einige männliche Seishtani standen um sie herum und hielten sie mit ihren Speeren in Schach. Einer davon war auch die Wache, welche Sheila gesehen hatte bevor sie in die Gemächer der Königin entwischt war.

„Da bist du ja endlich! Wer ist denn der junge Herr an deiner Seite?“, erscholl plötzlich eine bekannte Stimme und Sheila fuhr erleichtert herum. Es war als würde jemand ein Tuch über ihren aufgeweckten Geist legen, als sie die Königin gesund und munter da stehen sah. Gut, ganz so gesund war sie nicht, denn etliche Wunden zierten ihren Körper, aber sie war munter.

„Majestät! Es freut mich zu sehen das es ihnen gut geht!“, rief die Magus begeistert, doch als sie Hakuryuu vorstellen wollte, war der Prinz schon vorgetreten. Er verschränkte die Hände wie in einem Gebet, ehe er die Worte an die Königin wand: „Mein Name ist Ren Hakuryuu, 4ter Prinz des Kou-Imperiums, freut mich ihre Bekanntschaft zu machen“, stellte er sich dann so höflich vor, wie er es auch zuvor bei Sheila getan hatte. Nur hatte er vor ihr nicht diese Haltung eingenommen, doch sie war schließlich auch keine Königin. wahrscheinlich war es von Sheila eher unhöflich das sie nicht vor der Königin irgendeine spezielle Haltung einnahm oder knickste.

Nachdem er sich vorgestellt hatte, sah Hakuryuu kurz zu Sheila. Als wollte er das sie nun wieder das Wort ergriff, verständlicherweise. Es war klar dass er nicht ganz wusste wie sie zu der Königin standen, da Sheila die Dungeonmonster als Feinde abgestempelt hatte.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, aber so viel Gepflogenheit ist nicht nötig. Unser Königshaus unterscheidet sich sehr von dem was ihr Menschen kennt.“, erwiderte die Königin dann, ehe sie den Kopf ein winziges Stück senkte. Eine sehr leichte Verbeugung gegenüber dem Prinzen.

Dieser nickte und wand dann seinen Blick kurz um, ließ ihn über die Frauen schweifen, welche wie Schaulustige um die gefangenen Wachen standen und sie mit, für Hakuryuu unverständlichen Lauten anbellten. Doch es sah ganz so aus als würden sie Schimpfen, nein, viel mehr als würden sie sich irgendwie Rächen wollen.

„Königin, es tut mir Leid, aber wir müssen direkt wieder los. Sie haben alles unter Kontrolle hier oder? Ich muss meinem Freund helfen“, wand Sheila dann das Wort an die Königin und sie konnte die Sorge in ihrer Stimme nicht verbergen. Sodass die Frau sofort verstand.

„In Ordnung, ich schicke dir ein paar Wachen mit und… sei beruhigt wegen den Sklaven, meine Leute sind gerade dabei sie alle frei zu lassen und danach zurück in dein Dorf zu eskortieren“, diese Worte erleichterten Sheila ungemein und die Blauhaarige merkte wie ihr etwas nasses und warmes die Wange hinab lief. Perplex wischte sie über diese und besah sich ihre feuchten Finger. Jetzt erst merkte sie wie froh sie über diese Wendung war. Dass alles so schnell gehen würde, hätte sie niemals zu träumen gewagt.

„Danke… vielen, vielen Dank und ich danke auch dafür dass sie uns ihre Wachen zur Verfügung stellen. Sie müssen mir später sagen wie sie das alles geschafft haben!“, rief Sheila dann, doch trotz aller Freude war sie immer noch auf dem Sprung. „Natürlich, aber jetzt ab mit euch“, forderte die Königin auf und die beiden Blauhaarigen schienen nur darauf gewartete zu haben. Sofort lief Sheila los und sie musste nicht hinter sich schauen um zu sehen das Hakuryuu ihr folgten, einfach weil er keine andere Wahl hatte, aber vielleicht auch, weil er wirklich helfen wollte.

 

Zu der Überraschung der Magus, standen schon Wachen draußen bereit als sie das Gebäude verließ, wie auch immer die Königin das geschafft hatte. Doch Sheila dachte nicht weiter darüber nach, sie hatte das Gefühl als würde sie immer mehr zur Eile gedrängt.

„Dank, kommt alle mit, wir müssen uns beeilen. Ich hab das Gefühl das wir kaum noch Zeit haben“, wies sie die Wachen an, welche direkt nickten und ihr dann folgten.

Wie war es dazu gekommen? Vor einigen Stunden noch dachte sie, das alle Seishtani ihre Feinde wären, doch nun rannte sie durch das Dorf, sah Gesichter die sich bei ihrem Anblick erhellten, hatte innerhalb kürzester Zeit Freundschaft mit der Königin geschlossen und war nun in Begleitung von einer  Hand voll Seishtaniwachen und einem Prinzen aus einer vergangenen Zeit.

Doch darüber würde sie sich später noch einen Kopf machen, jetzt musste sie weiter und so rannten sie an allen vorbei, ohne Langsamer zu werden, direkt in die Richtung, in die Sheilas Gefühl sie trieb. Jetzt erst merkte sie was das war, was sie die ganze Zeit antrieb und sie jetzt in eine bestimmte Richtung lenkte. Es war Judal! Sie spürte das Judal in Gefahr war, hatte es die ganze Zeit gespürt, genauso wie sie wusste in welche Richtung sie musste um ihn zu finden und dass die Zeit immer knapper wurde.

Wie tief war die Bindung zwischen ihnen? Sheila wollte Antworten, doch noch würde sie keine Bekommen, sie musste geduldig sein.

„Woher weißt du so genau in welche Richtung wir müssen?“, Sheila schrak auf und sah zur Seite, zu dem Prinzen der direkt neben ihr lief. „Ich weiß es einfach, ich spüre es… ich spüre ihn! Er braucht Hilfe!“, rief sie zurück, sie war sich 100% sicher und sie wollte lieber jetzt als später bei ihm sein. Weswegen sie noch schneller rannte und Gefahr lief über den unebenen Boden zu stolpern und sich zu verletzen.

„Wen spürst du eigentlich? Über wen reden wir die ganze Zeit, kenne ich ihn?“, Hakuryuu hatte keine Probleme damit ihrer Geschwindigkeit stand zu halten und lief die ganze Zeit neben ihr her, während die Wachen in kurzem Abstand hinter ihnen liefen.

„Judal!“, rief sie dann doch die Antwort auf seine Frage, ihr war es jetzt egal, sie wusste das Judal in Gefahr war und wenn er nicht mitkam, dann würde Hakuryuu halt zurück bleiben. Doch dieser schien nicht einmal daran zu denken langsamer zu werden, eher sah er sie überrascht und schon fast geschockt an. Dadurch achtete er nicht auf den Weg und als er das nächste Mal den Fuß hob hing dieser in einer Wurzel.

„Ah“, war der einzige Laut den er von sich gab, da strauchelte er auch schon. Sheila wollte eingreifen, doch der Prinz schaffte es sich aus zu balancieren und den Fuß aus der Wurzelschlinge zu nehmen. Sofort setzte er wieder Vorwärts und war dann auch schnell wieder an ihrer Seite.

„Judal? Du spürst Judal? Irgendwie will ich gar nicht wissen wie“, meinte Hakuryuu dann und schüttelte leicht den Kopf, etwas das Sheila zum Lachen brachte. „Aber jetzt weiß ich zumindest was du meintest, er war definitiv nicht so höflich wie ich“, meinte Hakuryuu grinsend und Sheila nickte schnell.

„Ganz genau…! Da vorne!“, noch während sie rannte deutete sie nach vorne und im nächsten Moment traf sie eine kühle Welle. Es war als wäre der Wald an dieser Stelle unglaublich abgekühlt und an dem Frost der an den Blättern hing und den Boden benetzte, konnte sie sehen das es vor wenigen Sekunden noch Kälter gewesen sein musste.

Doch ihre Aufmerksamkeit lag auf etwas andrem, etwas das sie schockte.

Judal lag auf dem Boden und er rührte sich nicht. Ihr Herz stockte als sie das sah und sie hörte auch wie Hakuryuu scharf einatmete. Sheila bekam kaum mit wie Kamu mit Nkshar kämpfte und das der Rote Fischmensch zu verlieren schien. Etliche Wunden zierten seinen Körper. Nkshar hingegen schien ebenfalls am Ende seiner Kräfte, durch den Kampf gegen Judal und danach noch Kamu dessen Magie nun auch stärker war.

Doch nun ballten sich ihre Hände zu Fäusten, sie wand den Blick von dem reglosen Körper und fixierte Nkshar. Im gleichen Moment, umfasste Hakuryuu sein Kwan Dao fester und ging in seine Djinnausrüstung über.

Die Waffe in seiner Hand begann zu leuchten, ehe sie ihre Form veränderte und zu einem riesigen, verzierten Speer wurde, auf welchem ein achteckiger Stern prangte. Auch sein Aussehen veränderte sich komplett. Die Krone auf seinem Kopf blieb, doch an Stelle der langen Bänder, befand sich ein riesiger, stacheliger, schwarzgrüner Schweif aus Verzweigungen verschiedenster Pflanzen, so dicht das sie eine richtige Form bildeten. Wie der Schwanz eines Skorpions verlief er starr über den Rücken und endete in einem großen Stachel. Ein drittes Auge erschien auf seiner Stirn und schwarze Schuppen legten sich über den Rand seines Gesichtes, genauso wie über Unterarme und Beine. Auch seine Oberarme waren verändert, sie ähnelten dem verzweigten Schweif und an der Schulter befand sich ebenfalls ein solcher Stachel als Schulterschutz. Sein Oberkörper war frei und so konnte man sehen, dass die Schuppen auch an seinen Seiten entlang liefen bis zum Rand seiner Bauch- und Brustmuskeln. Einzig eine Kette in Form einer Blüte und eine Kette in Form eines Blütenblattes zierten seinen Oberkörper und gingen von seinen Schultern bis zu der Mitte seiner Brust. Ein Kampfrock bedeckte seinen Unterkörper und ein Gürtel mit einer Blüte als Schnalle hielt 2 Stoffbahnen fest, welche als Bogen von vorne an seinem Unterbauch nach hinten bis hoch zu den Schultern verliefen. Die gleichen Stoffbahnen waren in 2 Schlingen um seinen Kampfrock gewickelt.

Als Sheila diese Form sah, traute sie ihren Augen kaum. Sie hatte davon gehört, doch es war etwas ganz anderes als es zu sehen. Eine vollständige Djinnrüstung. Sie wusste, dass sie Hakuryuu bei dem Kampf gegen Nkshar nicht helfen konnte, weswegen sie sich auf Judal konzentrierte, als der Prinz in den Angriff überging.

Sie rannte zu dem jungen Mann und ließ sich vor ihm auf die Knie fallen, sah Hilflos auf den reglosen Körper nieder. Sheila wusste nicht was sie tun sollte, sie rüttelte leicht an dem Magi, doch er rührte sich nicht, gab nicht die leiseste Reaktion von sich. Ihr schnürte sich die Kehle zu und sie fühlte sich so unglaublich Hilflos. Doch sie spürte einfach das er noch lebte, es war das einzige Fünkchen Hoffnung das in ihr keimte. Aber dann griff sie ihn sachte an den Oberarmen und zog ihn vorsichtig herum, doch auch vorne konnte sie keine Wunde sehen, nichts als eine kleine Einbuchtung in seinem Bauch die vorher noch nicht da gewesen war.

Das einzige was sie etwas beruhigte, war die Tatsache dass sich der Brustkorb unter dem Choli leicht hob und senkte, etwas das ihr fast die Tränen in die Augen trieb. In diesem Moment bemerkte sie, wie wichtig er ihr war. Das sie doch sehr an ihm hing, sie waren Freunde und sie wollte ihn nicht verlieren.

Aber sie konnte nichts für ihn tun, wusste einfach nicht was. Sheila hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Sie suchte mit dem Blick automatisch nach den Anderen, bat stumm um Hilfe. Doch sie waren alle in den Kampf mit Nkshar verwickelt, der einzige der nicht mehr kämpfte war Kamu. Er saß auf einem Knie und stützte sich schwer atmend auf seinem Kampfstab ab.

„Kamu…! Hilf mir!“, sie war sich immer noch nicht sicher ob er Freund oder Feind war, aber er hatte Judal beschützt und er war ihre einzige Hoffnung. Als der Rote zu ihr sah, war Überraschung auf seinem Fischgesicht zu sehen. Doch dann stemmte er sich erneut nach oben und kam mit langen Schritten, die man ihm kaum zutraute, auf sie zu.

Im Hintergrund konnte Sheila sehen wie Hakuryuu in dem Aussehen eines halben Monsters gegen den Schwarzen antrat und schon nach dem ersten Schlag, indem er mit seinem Speer auf Nkshar einschlug. konnte Sheila sehen das der Fischmensch nicht durchhalten würde, er war zu geschwächt.

Doch sie sah nicht mehr, wie Hakuryuu den Schwarzen mit seinem nächsten Schlag durchbohrte, denn nun lag ihr Blick fest auf Kamu fixiert, der zu ihr kam und sich vor ihr auf die Knie gab. Er sagte nichts, doch er berührte zielstrebig die seltsame Kuhle in Judals Unterbauch, ehe er plötzlich mit dem Kampfstab ausholte und genau diese Stelle traf.

„Nein!“, Sheila sprang los und riss Kamu mit ihrem ganzen Körper um, aber es war zu spät. Sie hatte nicht schnell genug reagieren können und er hatte Judal getroffen. „Wie konntest du!?“, Sie ballte die Hände zu Fäusten und schlug einfach auf den Brustkorb des Fischmenschen ein, immer und immer wieder ohne Unterbrechung. Tränen rannen über ihre Wange. War alles umsonst gewesen!?

Nein, das war es nicht, die Tritonen waren frei und die Sklaven auch, aber sie konnte nicht klar denken. Sie hatte das alles durchgestanden in dem Glauben, das sie es zusammen schaffen würde. Sie wollte nicht wieder alleine sein.

Aber etwas war komisch, doch sie wusste nicht was. Sie merkte nicht das Kamu sich gar nicht wehrte und sie bemerkte die Bewegung hinter sich auch nicht. Bis zu dem Moment, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.

Wie auf Knopfdruck wurde Sheila stocksteif, griff nach der Hand und drehte sich im selben Moment leicht nach hinten, um zu sehen wer hinter ihr war. Erneut traten ihr Tränen in die Augen, als sie erkannte wer sich hinter ihr befand. Die junge Frau spürte das Schlurzen das in ihr hoch stieg, ehe sie vergebens versuchte die Tränen weg zu wischen und das Schlurzen zu unterdrücken. Die Hand auf ihrer Schulter verschwand kurz, ehe sie sich auf ihren Kopf legte und ein Mal kräftig durch das Kopftuch ihre Haare zerwuschelte.

„Hör auf Judal!“, rief Sheila und versuchte dabei empört zu klingen, doch es war so viel Erleichterung darin, dass der Versuch schon von vorne herein zum Scheitern verurteilt war.

„Hätte nicht gedacht dass du mal wegen mir weinst“, die Stimme des Magis hatte nichts an ihrer herausfordernden und neckenden Art verloren, trotzdem war Sheila froh sie zu hören. „Ich auch nicht, glaubs mir“, konterte Sie aber, ehe sie dann wieder zu Kamu sah.

„Was sollte das? Du hast mich zu Tode erschreckt… aber irgendwie hast du ihn gerettet, danke“, murmelte Sheila dem Fischmenschen entgegen, ehe sie sich von ihm erhob und einen Schritt zurück tat.

„Pah danke! Ohne ihn wäre ich gar nicht erst in diese Lage gekommen, du hast einiges zu erklären…“, knurrte Judal hinter ihr und Sheila sah etwas verdutzt zu dem Magi, ehe ihr Blick wieder zu Kamu wanderte.

„Ja… aber der Kampf ist noch nicht zu Ende, danach erkläre ich alles“, meinte Kamu, dann stemmte er sich in die Höhe und drehte sich um. Nur um zu sehen, dass der Kampf doch schon vorbei war.

Auch Sheila und Judal sahen in die Richtung und der Magi konnte einen Überraschten Laut nicht unterdrücken. „Wenn das nicht mal das Prinzchen ist!“, rief er mit ehrlicher Freude in der Stimme.

Hakuryuu stand neben Nkshar und der Tritone lag in der Lache seines eigenen Blutes. Die Augen eindeutig verdreht und leer, er war Tod und der Schrecken hatte ein Ende. Doch es würde weiter gehen, das wussten sie, es würde noch viel mehr Schrecken und Verluste geben.

 

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Djinnausrüstung/Djinnrüstung: So nennt man es, wenn ein Djinngefäßenutzer sich mit seinem Djinn verbindet um mächtige Magie wirken zu können und auch um seine Konstitution zu erhöhen. Eine Djinnausrüstung beginnt damit, dass sich das Metallgefäß in die Waffe des Djinns verändert. Mit viel Training beginnt auch der Körper mehr das Aussehen und Element des Djinns anzunehmen. Die Meisterung der Djinnausrüstung ist die Djinnrüstung, so gesehen die komplette Ausrüstung des Djinns. Ab diesem Punkt ist der Nutzer in der Lage extreme Magie zu wirken.

Extreme Magie: Eine sehr starke Magie die nur von Metallgefäßnutzer aktiviert werden kann. Sie verbraucht unglaublich viel Magoi und brauch auch sehr viel Vorbereitungszeit. Jedoch kann diese Zeit verkürzt werden, wenn man sich in einem Gebiet befindet, in dem das Element des Djinns vorherrscht. Wasser Djinn = Meer | Lava/Feuer Djinn = Vulkan etc.

Graues Auge des Sturms

„Das alles, hat sich anders entwickelt als ich es mir jäh hätte ausmalen können…“, der rote Seishtani stand vor der Leiche seines Erzfeindes und sah mit gemischten Gefühlen auf diesen herunter. Sheila konnte sich schon irgendwo denken, dass er froh darüber war das der Schwarze Tod war, aber dass er auch zerknirscht über die Tatsache war, dass jemand anderes den Todesstoß gesetzt hatte.

Doch das hier war das reale Leben, keine Wunschfantasie… hier lief oftmals alles ganz anders ab als man es erwartete. Das hatte die junge Frau mittlerweile schon oft genug schmerzhaft erfahren müssen. Zumindest seit sie Judal getroffen hatte und ihr Leben dadurch komplett auf den Kopf gestellt wurde.

Der Blick aus ihren moosgrünen Augen wanderte in Richtung des nerv tötenden Magis. Dieser ging scheinbar wieder mal seinem Hobby nach, zumindest Hakuryuus Gesichtsausdruck nach zu Urteilen.

Judal hatte einen Arm um die Schulter des Prinzen gelegt und schien ihn mit irgendwas zu bequatschen, während dieser vergebens, versuchte Abstand zu gewinnen. Also war der Magi immer so penetrant und ohne jegliches Bewusstsein für Privatsphäre… gut zu wissen. Wenn sie an die Reise dachte die sie vor sich hatten, verzog sie unweigerlich den Mund zu einer Grimasse.

 So wie es aussah, würde der Prinz sehr wahrscheinlich auch mitkommen. Oh! Sie mussten ihm sowieso noch erzählen was hier los war, aber das konnte auch Judal übernehmen oder er tat es bereits, sie konnte schließlich nicht hören was die Beiden, in einiger Entfernung zu ihr, sagten.

„Kamu… wieso hast du das alles getan? Irgendwie hast du uns geholfen, aber ich hatte oft das Gefühl das du uns verrätst“, wand sich Sheila dann plötzlich an den Fischmenschen, welcher auf und zu ihr sah.

„Das kann ich gut verstehen. Aber was ich getan habe, hatte seine Gründe. Ich hab es dir ermöglicht zur Quelle der Magie vorzudringen und dabei gehofft dass meine Mutter dir vielleicht sogar helfen würde. Es freut mich zu hören dass sie ihre Autorität wieder gewonnen hat…“, der rote Seishtani stockte kurz, ehe er leicht den Kopf schüttelte und fortfuhr: „Und nun im Nachhinein bei Judal, der Schlag den ich ihm verpasst hab war um ihn zu schützen. Er hat zu viel auf das Rukh in der Umgebung zugegriffen ohne es zu merken. Leider muss ich zugeben das ich zu fest zugeschlagen habe, ich wollte ihn nicht dermaßen Schwächen wie es passiert ist.

Auch hatte ich nicht mehr die Zeit die Blockade in seinem inneren wieder zu lösen, da es sonst bedeutete hätte das Nkshar die Chance genutzt und uns beide getötet hätte. Deswegen sah ich keine andere Möglichkeit mehr, als Judal zu helfen und das Wasser zu rufen damit er es einfrieren konnte.“

Sheila hörte dem Roten konzentriert zu und nun verstand sie auch wieso Judal so urplötzlich wieder aufgestanden war. Er wäre gar nicht gestorben und Kamu hatte mit dem Schlag nur die Blockade aufgelöst die er zuvor gesetzt hatte um Judal davon abzuhalten alles Rukh zu verschwenden und damit eventuell der Natur stark zu Schaden. Immerhin konnte er sich auch nicht vollkommen darauf verlassen das Sheila es schaffte den Kristall zu finden und das Rukh zu befreien.

„Aber ich bin mir sicher das hätte man trotzdem alles auch anders regeln können, ohne so viele... Lebewesen, in Gefahr zu bringen. Wären wir nicht rechtzeitig gekommen, dann hätte Nkshar euch Beide getötet“, Sheila war so froh, dass sie es geschafft hatte rechtzeitig am Ort des Geschehens anzukommen.

Es machte ihr immer noch Angst wenn sie darüber nachdachte das sie irgendwie gespürt hat in welcher Notlage sich Judal befand und das es sich angefühlt hatte, als würde er sie regelrecht rufen. Sie hatte es dem Magi nicht gesagt und irgendwie glaubte Sheila, das sie es ihm auch nicht sagen würde.

Die Chance dass er sie auslachte war groß, aber noch größer war ihre Angst dass er ihr nicht glaubte und sie nur wieder aufziehen würde. Die junge Magus schüttelte kurz ihren Kopf um ihre Gedanken frei zu bekommen. Sie sollte jetzt nicht weiter darüber nachdenken sondern den Sieg genießen.

Ihr Blick wanderte über das Schlachtfeld und sie war froh zu sehen, das viele der Wachen noch am Leben und teilweise sogar unverletzt waren, obwohl dieser Kampf so gewütet hatte.

„Du hast es wirklich geschafft… du hast dein Volk gerettet und sie in diesem Kampf sogar geschützt, obwohl du alle Hände voll damit zu tun hattest Nkshar aufzuhalten“, Sheila musste zugeben, dass sie auch Respekt für den Fischmenschen empfand. Außerdem konnte sie ihm nur schwer böse sein, schließlich war er auch nicht perfekt und die Chance das Pläne schief gingen, war immer da und oftmals auch sehr groß, denn niemand konnte 100% sagen wie eine Person reagieren würde.

„Aber ich wünschte mir trotzdem dass es anders gelaufen wäre. Nicht unbedingt das ich Nkshar den Todesstoß versetze, aber es wäre mir lieber gewesen euch nicht so in Gefahr zu bringen“, sprach Kamu ehrlich und dann sah er zu den Wachen die von der ganzen Situation immer noch überrumpelt und mitgenommen waren, aber in deren Augen doch die Hoffnung wieder blitzte.

„Mein Volk… ab jetzt wird sich unser Leben wieder zum Besseren wenden.  Lasst uns nach Hause zurückkehren und Feiern das wir den Tyrannen besiegt haben“, seine Ansprache war kurz, aber umso effektiver. Erst reagierten die anderen Seishtani nicht, doch plötzlich begannen sie zu murmeln, ehe sie freudige Laute von sich gaben und sich um Kamu sammelten. Sie schienen immer noch zu Wissen was für ein erfülltes Leben sie unter dem alten König geführt hatten und hofften das Kamu dieses Leben wieder zurückholen würde.

Sheila blickte mit einem zufriedenen Lächeln über die Menge, ehe sie den Blick zu Judal und Hakuryuu richtete. Die Beiden sahen das alles mit einer gewissen Skepsis im Blick an und Judal schien sich nicht entscheiden zu können ob er es bereuen sollte das er zu diesem Ergebnis mit verholfen hatte oder nicht.

„Oh Komm schon du alter Pessimist… freu dich wenigstens einmal das alles gut gegangen ist und du kein Chaos verbreitet hast“, meinte die Blauhaarige grinsend und verschränkte die Arme vor der Brust. Judal erwiderte das mit einem Grinsen das schon viel mehr einem Zähne fletschen glich, woraufhin Sheila und auch Hakuryuu mit den Augen rollten.

„Mir ist Chaos aber weit lieber“, murrte der schwarze Magi und stieß Hakuryuu den Ellenbogen in die Seite, in dem Moment war Sheila froh weiter weg zu stehen. Zumindest sah der Prinz Judal nun mit einem wütenden Funkeln in den Augen an, sagte aber nichts… naja gut, sein Blick sprach Bände.

„Nkshar hättest du aber auch nicht gerne unterstützt, also Ruhe auf den billigen Plätzen!“, rief Sheila mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, das nur breiter wurde als sie sah das Judal auf sie zukam. Bevor er sie aber kaschen konnte, flitzte sie hinter Kamu und luckte über die Schulter des Fischmenschen.

„Ihr habt noch was zu besprechen oder?“, fragte sie dann scheinheilig, als Judal anfing zu lachen und mit einem fiesen Grinsen die Worte an sie richtete: „Mach dich nicht immer so lächerlich! Aber zumindest kommt mal was Gescheites aus deinem Mund“.

„Na vielen Dank…“, murrte Sheila. Kamu seufzte und sah zu ihr nach hinten, sie zuckte daraufhin nur mit den Schultern und sah ihn Entschuldigend an. „Besser jetzt als nie“, es war doch so oder? Und Judal sah jetzt auch nicht mehr so beleidigt aus wie eben. Sie hatte das Gefühl gehabt, er wäre kurz davor ihr den Kopf abzureißen oder alternativ ihr das Mundwerk zu stopfen.

Trotzdem, als er wieder näher kam, löste sie sich von dem Fischmenschen und ging mit zügigen Schritten davon. Bevor es sich der Magi doch noch einmal anders überlegen konnte, wenn er ihr schon nah genug war um sie mit einer Bewegung zu kaschen. Da wollte sie doch lieber Vorbeugen indem sie vorerst nicht in seine Nähe kam, schließlich wusste sie wie allergisch er darauf reagiert wen man seine Autorität in Frage stellte.

Kurz beobachtete die blauhaarige Magus wie Judal anfing mit Kamu zu… diskutieren, was anderes konnte man es nicht nennen. Sheila konnte sich auch ziemlich gut vorstellen, über was sie diskutierten: Judal darüber das er keine Fehler machte und keine Hilfe brauchte und Kamu darüber das der Magi falsch lag.

Das musste sie sich jetzt nicht unbedingt anhören, weswegen sie ihren Blick über die Menge der Seishtani schweifen lies, welche allesamt erschöpft und Müde aussahen. Die Verletzten wurden von denen die fitter waren gestützt und scheinbar hatten sie nicht vor jemanden zurück zu lassen und warteten nur noch darauf, dass sie wieder nach Hause konnten.

Na Kamu war ein toller Heerführer, er ließ seine Leute einfach in der Ecke rumstehen. Aber naja, wahrscheinlich wollte er ihnen erst einmal die Zeit lassen sich zu erholen, bevor sie sich wieder auf den Weg machten.

Aber da stand ja nun noch jemand alleine herum und die junge Frau beschloss, denjenigen einen Besuch abzustatten. Deswegen schritt sie zu dem einsamen Prinzen der sie kurz musterte, ehe er wieder zu Judal sah, die Arme verschränkte und seufzte. Doch er schien zu merken was er da tat und nahm seine Arme schnell wieder herunter. Scheinbar fand er es nicht höflich eine solch verschlossene Geste zu zeigen, wenn jemand mit ihm reden wollte.

„Ich nehme an Judal hat dir alles erzählt oder?“, fragte sie vorsichtig und legte den Kopf leicht schief um den jungen Mann von unten her ansehen zu können. Hakuryuu nickte auf ihre Frage und verlegte sein Gewicht dann von einem Bein auf das Andere. Er schien gerade ziemlich mit seinen Gedanken beschäftigt zu sein, was Sheila gut verstehen konnte. Vielleicht sollte sie ihn in Ruhe lassen? Es war nicht so leicht die Mimik des Prinzen zu lesen, gerade schien er so verschlossen, vorhin war er nicht so oder?

Sie fragte sich wie er war bevor er in Ungnade gefallen war und wieso er sein Schicksal verflucht hatte, aber da würde sie ihre Neugierde im Zaum halten müssen. „Wir sollten zurück, dann kannst auch du die Zeit bekommen die du brauchst um die Neuigkeiten zu verarbeiten“, versuchte Sheila erneut ein Gespräch anzufangen, erntete aber nur einen kühlen Blick aus seinen nichtssagenden Augen. Vorhin war er zugänglicher gewesen… das war wirklich Schade das er nun so verschlossen war.

„Ist okay, ich denke ich werde Zeit genug haben um alles zu verarbeiten, ich brauche nur etwas Zeit für mich“, erwiderte der Prinz dann mit einer Stimme die ebenso frostig war wie sein Blick. Urg, das war kein Wink mehr, er hatte sie mit dem Zaunpfahl regelrecht erschlagen. „Ähm, klar… dann lass ich dich mal lieber in Ruhe“, Sheila strich sich leicht, peinlich berührt, im Nacken, ehe sie dann wieder ging und den Prinzen sich selbst überließ.

Er war plötzlich so viel anders als vorhin… nur durch die Tatsache das er nun alles wusste? Oder auch wegen dem auftauchen von Judal? Sie wusste es nicht.

Sie seufzte leicht, sie war erleichtert dass alles vorbei war aber nun machte sie sich trotzdem wieder Sorgen um die unterschiedlichsten Dinge. Aaah, konnte das nicht einmal aufhören? Konnte sie den Sieg nicht einfach genießen? Es war zum Haare raufen.

„Was machst du jetzt schon wieder fürn Gesicht? Du siehst so hässlich aus wenn du so ernst guckst!“, Sheila erschrak regelrecht als diese penetrante Stimme erklang, drehte sich dann zu dem Magi um und funkelte ihn wütend an. „Na vielen Dank, davon wie du den ganzen Tag aussiehst will ich gar nicht erst anfangen“, knurrte sie ihm entgegen. Bekam dann aber im nächsten Moment den Arm um die Schulter gelegt und der Magi beugte sich über ihre andere Schulter zu ihr um ihr ins Ohr zu hauchen: „Heiß und unwiderstehlich“.

Man konnte die Wutfalte an Sheilas Stirn regelrecht pochen sehen, ehe sie tief durchatmete und mit den Augen rollte. „Klar, so heiß wien Stück Fleisch im Eis“, antwortete sie nur auf die Worte von Judal, worauf dieser anfing zu lachen und ihr plötzlich in die Seite kniff. „Jiik! Lass das“, quietschte Sheila und befreite sich ganz schnell von dem Magi, nur um einen gebührenden Abstand zwischen sich und ihn zu bringen. Dabei rieb sie sich die Seite in die er gekniffen hatte, fuuuh das mochte sie ja mal gar nicht!

„Ooh… kitzelig?“, das Grinsen des Schwarzhaarigen hingegen, wurde immer breiter und die Blauhaarige ahnte schlimmes, was auch der Unterton in seiner Stimme erahnen ließ. „Denk nicht mal dran!“, rief sie ihm sofort entgegen, aber sie wusste dass es schon längst zu spät war.

„Wir müssen langsam mal weiter oder?“, versuchte sie dann vom Thema abzulenken und als Judal offensichtlich vorhatte den Abstand zwischen sich und ihr wieder zu verringern, streckte sie die Arme in abwehrender Haltung aus. „Och, so eilig hab ich es nicht“, meinte der Schwarzhaarige nur mit einem gekünstelten, freundlichen Unterton, während er das letzte Stück Abstand überwand, Sheilas Arme einfach wegschlug und nach ihrer Mitte griff.

„Ich aber!“, rief diese eilig, drehte sich im gleichen Moment um und wollte davon setzen. Da spürte sie aber auch schon wie sich die beiden Schraubstöcke um ihre Mitte krallten und sie leicht zurück zum Magi zogen. Sheila packte Judals Arme, aber da fing der Kerl auch schon an zu krabbeln, was die Magus dazu brachte sich zu krümmen und zusammen zu zucken. „Aaaah Judal lass das!“, quietschte sie unter zusammen gepressten Zähnen hervor und versuchte sich aus dem griff des Magis zu befreien. Kitzeln war ja eine Sache, aber der Trottel war so grob! Das war eher eine Mischung aus Schmerz und krampfhaftes Zusammenziehen der Muskeln und das war verdammt unangenehm.

„Wie heißt das Zauberwort?“, oh wie seine Stimme vor Hohn troff. „Sofort!“, Sheila holte mit dem Ellenbogen aus und versuchte diesen Judal über die Rübe zu ziehen, aber der Magi reagierte schneller, wisch dem Schlag aus, packte ihren Arm und drehte ihn ihr auf den Rücken.

„Und jetzt?“, fragte der Magi nur mit einem arroganten Ton in der Stimme. Sheila funkelte den Schwarzhaarigen aus den Augenwinkeln her an, ehe sie seufzte, den Kopf kurz hängen ließ und dann versöhnend sagte: „Okay, Punkt für dich, kannst du mich jetzt loslassen… bitte?“. Das letzte Wort kam ihr erst nach einiger Überwindung über die Lippen. Doch die erlösende Befreiung aus seinem Griff kam nicht.

„Nö“, war das einzige was Judal auf ihre Bitte sagte und Sheila stampfte daraufhin wütend auf. Der Magi hatte Glück das sich sein barer Fuß nicht unter ihrem befunden hatte. „Judal!“, rief sie genervt, der Magi ließ trotzdem nicht los, erwiderte hingegen: „Ich weiß wie ich heiße.“

„Magi, Sheila, wenn ihr nicht mitkommt gehen wir ohne euch“, erklang dann plötzlich die Stimme von Kamu, der mit seinen Leuten schon etwas entfernt stand und sich scheinbar noch einmal umgedreht hatte um auf sie zu warten. Hakuryuu stand in einiger Entfernung hinter Kamu und sah nur mit einer gelupften Augenbraue zu den beiden, fast so als könnte er sich nicht entscheiden ob er über das Verhalten der Beiden überrascht sein sollte oder nicht.

„Siehst du, wir habens doch eilig!“, rief Sheila triumphierend und befreite sich aus dem Griff des Magis, welcher sie nun auch endlich gehen ließ, ein Glück. Sheila rannte zu den anderen um schnell aufzuholen, während Judal die Arme hinter dem Kopf verschränkte und hinterher schlenderte.

„Tz, schneller du faule Socke“, murrte Sheila, drehte auf dem Absatz um und rannte hinter den Magi, was diesen leicht verwirrt nach hinten Blicken ließ. Ehe er auch schon die Hände in seinem Rücken spürte die ihn unaufgefordert vorwärts schoben. Die ersten paar Schritte stolperte Judal vorwärts, ehe er die Füße in den Boden stieß und sich keinen Millimeter mehr weiter schieben ließ. Dabei hatte er die Arme in einer trotzigen Haltung verschränkt und sah Vorwurfsvoll zu Sheila nach hinten.

„Was? Du bist zu langsam“, wehrte diese seinen Blick nur verbal ab und zuckte mit den Schultern. Dann stemmte sie sich wieder gegen den Magi und schaffte es ihn ein ganzes Stück nach vorn zu drücken, wobei dieser beinahe über seine eigenen Beine stolperte.

„Sag mal Hackts dir!?“, rief der Magi empört und schüttelte die Erde erst von seinem linken und dann von seinem rechten Fuß. Dann packte er einen Arm von Sheila, zog diese unsanft an sich vorbei und stieß sie nach vorne. „Ich kann alleine Laufen, also lass mich in Frieden“, knurrte er ihr regelrecht entgegen. Das hatte ihm scheinbar gar nicht gefallen, eine Tatsache die Sheila nur breit grinsen lies, wodurch sie einen ungehaltenen Blick des Magis kassierte.

Nicht dass es sie störte, sie ärgerte den Kerl einfach zu gerne, schließlich tat er das bei ihr auch oft genug. Im Endeffekt hatte sie sowieso das Gefühl das es ihm gefiel, er schien es zu mögen wenn man ihm die Langeweile vertrieb.

Aber nun folgte Judal tatsächlich ein Schrittchen schneller, sodass sie beide die Gruppe, welche mittlerweile schon weiter gegangen war, einholte. Sie drehte sich kurz zu dem jungen Mann um, welcher ihren Blick erwiderte und grinste. Da! Jetzt war alles wieder in Ordnung, weswegen Sheila lächelte und dann vor lief zu den Andern.

 

Der Rückweg kam ihr gar nicht mehr so lange vor wie der Hinweg, welcher sich wirklich unglaublich gezogen hatte, ihrer Meinung nach. Aber das war wohl auch verständlich, schließlich hatte sie es da eilig und da kam einem jede Sekunde wie eine Stunde vor.

Doch nun betraten sie endlich wieder das Dorf und die Wachen wanden sich an Kamu, scheinbar wollten sie ihn um irgendetwas bitten, was der Fischmensch mit einem Nicken gewährte.

Sheila fiel auch auf das unter den Seishtani im Dorf mittlerweile viel mehr Frauen vorzufinden waren, hatte Nkshar sie alle bei sich gefangen gehalten? Auf Kamus nicken schwärmten die Soldaten sofort aus und einige begrüßten überschwänglich ihre Freunde und ihre Partner, während andere tatsächlich sogar in Tränen ausbrachen.

„Ich kann es kaum erwarten von hier weg zu kommen…“, erklang dann eine bekannte Stimme hinter ihr. Die junge Magus brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass es Judal war, doch scheinbar waren die Worte auch gar nicht an sie gerichtet.

„Geht mir genauso, ich will wissen was mit meiner Familie ist und ich halte dieses ganze Geschmachte dieser Monster nicht mehr aus“, diese Stimme gehörte eindeutig dem Prinzen und Sheila erschrak darüber fast schon. Das klang irgendwie so gar nicht nach ihm, sie schien sich in dem jungen Mann tatsächlich mehr als nur geirrt zu haben. Vorhin war er so freundlich gewesen, zurückhaltend und verschlossen ja, aber freundlich. Sie hätte nicht erwartet dass so etwas aus seinem Munde kommen würde.

//Ob alle Gefallenen so sind… so voller Abscheu zu allem positiven?//, es war das erste Mal das sie sich das Fragte und sie wusste nicht ob sie eine Antwort darauf finden würde. Judal und Hakuryuu waren die Ersten auf die das Zutraf und der Prinz verhielt sich noch einmal ganz anders als der Magi. Aber Judal war zwar in Ungnade gefallen, jedoch wurde er immer noch vom lichten Rukh geliebt und demnach war sein Charakter eventuell auch nicht komplett Niederträchtig.

Die moosgrünen Augen richteten sich kurz zu Boden, bevor Sheila sich einen Ruck gab, wieder aufsah und einfach mit zügigen Schritten zu Kamu ging. Sie nickte dem Seishtani zu, welcher kurz zu Judal und Hakuryuu sah und dann zu ihr und das nicken erwiderte. „Du hältst die Beiden auch nicht mehr aus was?“, fragte der Fischmensch mit einem frechen Grinsen auf den Lippen, was Sheila mit einem aussagenden Augenrollen erwiderte, woraufhin Kamu kehlig auflachte.

„Hakuryuu war vorhin noch so anders, seit er Judal getroffen hat scheint er wie ein anderer Mensch… wenn ich das sehe, bekomme ich ein mulmiges Gefühl“, wieso erzählte sie dem Seishtani das? Vertraute sie ihm doch genug, gerade jetzt nach dem Kampf?

„Du denkst das Judal dich auch verändern könnte? Davor solltest du keine Angst haben, du entscheidest selbst welchen Weg du einschlägst. Du hast als Magus nichts mit einem Magi am Hut. Er kann dich weder zu seinem Königsgefäß machen noch dich sonst wie beeinflussen. Dem musst du dir im Klaren sein“, die Worte des Seishtani überraschten die junge Magus. Hatte er damit recht? Hatte der Magi wirklich keinen Einfluss auf sie? Zumindest nicht mehr als normale Leute… das meinte er wohl damit.

„Ich denke ich kann dir glauben nicht wahr? Du hast sicher im Dungeon schon viel über diese Dinge erfahren nicht wahr?“, Sheila sah zu dem Roten hoch, welcher leicht aus den Augenwinkeln zu ihr hinab sah, aber keinesfalls herablassend.

„Das ein oder andere ja, auch haben wir oft einiges von dem Djinn erfahren. Sie mochte es Geschichten zu erzählen. Nachdem der Dungeon erobert wurde hatten wir natürlich keinen Kontakt mehr mit ihr. Aber ich habe einiges Erfahren seitdem ich aus dem Dungeon befreit wurde. Ich weiß ein wenig was über dich Sheila, oder besser gesagt über das was du bist. Aber ich kann dir nicht alles erzählen, vieles musst du selbst heraufinden oder dich selbst danach schlau machen. Aber was ich dir sagen kann ist, das du, wenn du deine Fähigkeiten richtig trainierst, du hinter keinem der alten Magier herhinkst, ganz im Gegenteil.“

Das weckte nun doch die Neugierde der jungen Frau. „Wieso darfst du mir nicht alles erzählen? Was ist so schlimm daran? Und was meinst du damit was für Fähigkeiten ich habe? Kamu, sag mir was es bedeutet eine Magus zu sein, mindestens das musst du mir sagen“, Sheila stellte sich dem Roten nun in den Weg und sah ihn herausfordernd an. Ihr Blick zeigte dem Seishtani das sie keine Wiederrede duldete und das ließ ihn schmunzeln. Ein Mensch, vor kurzem noch so klein und unbedeutend, forderte nun mit einer Vehemenz seine Rechte ein das es den Prinzen beeindruckte.

Kamu hatte schon immer eine Schwäche für Menschen gehabt und Sheila war ein ganz Besonderer Mensch. Nicht nur wegen der Tatsache das sie eine seltene Magus war, nein, es gab noch etwas viel selteneres an ihr und das war ihr Charakter. Wie sehr sie für sich und andere einstand, sie riskierte ihr Leben um Andere zu retten und sie zögerte keine Sekunde, selbst wenn es ihr vielleicht oftmals so vorkam.

„Na gut… aber detailliert kann ich es dir erst später erzählen, ich will zu meiner Mutter und zu meiner Frau, sie hat lange genug auf mich gewartet.“, Sheila konnte die Sorge in Kamus Stimme hören und in diesem Moment verstand sie, dass es jetzt etwas wichtigeres gab. Sie schämte sich nicht dafür dass sie für kurze Zeit egoistisch gewesen war, solange sie noch rechtzeitig merkte was nun Priorität besaß.

„Kamu es ist in Ordnung, du kannst mir später alles erzählen, es gibt jetzt tatsächlich wichtigeres zu tun. Lassen wir die beiden Pessimisten einfach Pessimisten sein und gehen zum Palast“, meinte sie mit ernster Stimme. Der Fischmensch lächelte leicht, ehe er dann nickte und mit Sheila zusammen zurück zum Palast ging. Nicht wissend das 2 Augenpaare mit Skepsis auf ihnen lagen.

Einer allein konnte nichts tun außer sich anzupassen und abzuwarten… doch zu zweit, hatte das Warten ein Ende.

Perlweißes Schicksal

Es war ein komisches Gefühl, als sie den Palast tief im Moor sah. Sie wusste dass nun keine Gefahr mehr von dem Gebäude ausging, aber trotzdem wirkte es immer noch so gefährlich. Als Sheila ein Geräusch vernahm, sah sie leicht zur Seite und hinab, wo Kamu seine Hand zur Faust geballt hatte.

Sheila sah zu dem Fischmenschen hinauf, der den Palast taxierte und angespannt schien. Sie konnte verstehen warum. Für ihn war dieser Ort die reinste Hölle gewesen und nun kehrte er dorthin zurück in dem Wissen das es vorbei war. Doch sein Kopf konnte sich noch nicht auf das Vorbei einstellen.

Ihr ging es ähnlich, sie fragte sich wie sie reagieren würde, wenn sie mit den ehemaligen Dorfbewohnern zurück in ihre Heimat kam. Der Moment war nicht mehr fern, vielleicht würde es noch heute Abend sein oder Morgen früh. Zumindest war der Tag schon weiter fortgeschritten und morgen wäre ihr lieber, dann konnten sich die befreiten Sklaven erst noch ausruhen.

Sheila merkte plötzlich das der Fischmensch langsamer wurde und sie sah zu ihm. „Komm, es ist alles okay“, versuchte die Magus dem Roten Mut zuzusprechen, doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Das ist es nicht, ich habe keine Angst… ich mag es nur nicht wen ich nicht weiß was auf mich zukommt, das ist alles“, erklärte er sein verhalten, dann gab er sich einen Ruck und ging auf das Gebäude zu.

Er stieg die letzten Treppenstufen hoch und betrat dann den großen Palast. Sheila folgte ihm auf dem Fuße und das erste was sie feststellte war die Stille. Eine so erdrückende Stille das ihre Gedanken wieder zu Kreisen begannen.

War doch noch irgendetwas passiert? Sie konnte niemanden entdecken und ihr wurde irgendwie mulmig. „Komm, sie müssten alle hinten sein…“, zumindest hoffte sie das. Sie wünschte sich, dass ihre Stimme nicht so unsicher klang wie sie es tat. Doch Kamu ging den Gang entlang in den Sheila gezeigt hatte und diese folgte ihm direkt.

Als sie zu dem Gang kamen, wo die Seishtani Damen untergebracht waren, hörten sie plötzlich das freudige Plappern eben jener Frauen und Sheila fiel sofort ein Stein vom Herzen. „Ihnen geht es gut“, sie sprach den Satz unbewusst laut aus, zusammen mit einem Seufzen. Kamu sah zu ihr hinab und könnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Danke, dafür das du dir Sorgen machst und dafür das du uns allen geholfen hast“, meinte er dann zu Sheila, welche etwas Überrascht zu dem Fischmenschen hochsah und dann anfing zu lächeln. „Achwas… wir haben alle zusammen gearbeitet und ich würde es jederzeit wieder tun“, antwortete sie ihm und ihre Augen strahlten regelrecht. Sie dachte nicht einmal daran ihre Gefühle zu verbergen und sie sagte oft was sie dachte, für diese Ehrlichkeit respektierte er die junge Frau.

Zusammen gingen sie um die Ecke und blieben dann kurz stehen, sahen mit Zufriedenheit wie die Seishtani dort standen und miteinander redeten. Die ehemaligen Sklaven, die Dorfbewohner von Sheilas Dorf, standen etwas abseits. Sie redeten verhalten miteinander, wahrscheinlich konnten sie es einfach noch nicht glauben dass es vorbei war.

„Kamshura! Gott segne dich, dir geht es gut!“, die helle Stimme der Königin übertönte das Gebrumme der anderen Frauen, welche sich in diesem Moment umdrehten und auch zu ihnen sahen. Bei dem Anblick von Kamu und Sheila, brachen manche in Tränen aus, nun schienen sie zu realisieren das es tatsächlich vorbei war, das Nkshar Tod war.

„Mutter… es ist vorbei, Nkshar liegt in seinem eigenen Blut…“, Kamus Stimme stockte kurz, ehe er fortfuhr, doch dann gab er sich einen Ruck, ging auf seine Mutter zu und verbeugte sich dann vor der Königin.

„Oh Sohn, steh auf, verbeug dich nicht vor mir, du bist ein Held. Ich wusste dass wir uns immer auf dich verlassen können, du bist der wahre Prinz unseres Volkes“, rief die Königin feierlich und der Rote erhob sich wieder. Er schloss kurz die Augen und nickte einmal. „Ich weiß dass ich Vater nicht ersetzen kann, aber ich werde mein bestes geben… Mutter, wo ist Shalimei?“, auf einmal wurde der Fischmensch wieder ernst und sein Blick glitt über die Frauen die dort standen und auf seine Frage hin zu murmeln begannen.

„Kasha, hol sie her“, wies die Königin dann plötzlich an und sah zu einer grün-blauen Seishtani, die sofort nickte und sich auf den Weg machte. „Was ist mit ihr?“, Kamshura wurde nervös, er hatte seine Verlobte schon lange nicht mehr gesehen. Er wusste dass sie ihr Schicksal verflucht hatte und wenn er sie nicht mehr retten konnte, dann würde er sie Töten müssen. Egal wie schwer es ihm fallen würde, das war er ihr schuldig.

Sheila legte eine Hand an den Oberarm des Fischmenschens und sah aufmunternd zu ihm. „Es wird alles gut“, sprach sie leise. Der Seishtani sah zu ihr herunter und nickte dann bedächtig, trotzdem war jeder seiner Muskeln zum reißen gespannt, fast so als stünde ein fürchterlicher Kampf bevor. Auch die Königin schien auf einmal viel verhaltener und ruhiger. Was war mit Kamus verlobten?

Doch da sah Sheila die Antwort schon und sie weitete überrascht die Augen. Wenn sie ein Wort für die Frau hatte, die dort am Arm der grünblauen Seishtani hergeführt wurde, dann war das: Wunderschön. Die Farbe ihrer Schuppen glich der von Sheilas Haaren, sie waren in einem tiefen kobaltblau gehalten und helle, eisblaue Streifen zogen sich wie die Gischt des Meeres über die glänzenden Schuppen. Es sah einfach wunderschön aus, dazu trug sie wie die meisten anderen Seishtani Frauen ein langes Kleid das in einem Pastellblau gehalten war und im Gegensatz zu denen der anderen Frauen mit verschiedenen, filigranen Mustern bestickt war.

Doch es war etwas an ihr, das Sheila einen Knoten in die Brust band. Der Blick der jungen Seishtani war leer, fast so als besäße sie keine Seele mehr. Diesen leeren Blick, irgendwo hatte sie ihn schon einmal gesehen… bei… Hakuryuu! Es fiel bei ihm nicht so auf, aber wenn sie dem Prinzen in die Augen gesehen hatte, dann hatten sie etwas Leeres. So als würde der Mond auf einen Teich leuchten und ihn glitzern lassen, aber in Wirklichkeit war der Teich darunter tiefschwarz und man konnte nichts erkennen.

Die  Seishtani hatte diesen Blick, nur ohne das scheinheilige Glitzern das Hakuryuu besaß. Sie sah unglaublich gebrochen aus. War es das wovor Kamu Angst hatte? Er hatte gesagt dass sie in Ungnade gefallen war, aber Sheila hatte nicht erwartet, dass es so deutlich war. Das sie so gebrochen schien.

„Shalimei…“, Kamus Stimme hörte sich seltsam belegt an, ehe der Fischmensch vortrat und die Hand der Seishtani ergriff, deren Schuppen das Wasser imitierten. Was Sheila in diesem Moment auffiel, war das die Augen der jungen Dungeonkreatur aufleuchteten, auch wenn es nur sehr kurz war. Kamu bewegte etwas in ihrem inneren und nun sah sie auch auf und den Fischmenschen an.

„Kamshura…“, ihre Stimme war zart und hörte sich unglaublich zerbrechlich an. Doch da raffte sie plötzlich ihr Kleid und stellte sich aufrechter hin. Nun konnte Sheila auch die Wölbung ihres Bauches sehen, wieso war ihr das vorher nicht aufgefallen? Hatte Kamu nicht erwähnt das sie Schwanger war.

„Ich bin froh dich wieder zu sehen“, ein seltsam trauriges Lächeln legte sich auf die Lippen der Seishtani und in ihren Augen glitzerten Tränen, ehe sie die Arme etwas ausbreitete und Kamu der Geste sofort nachgab und sie in den Arm nahm. In diesem Moment hoffte Sheila so sehr, dass die Tritone wieder zu sich finden würde und das Schicksal wieder annehmen würde. Sie hoffte dass es noch nicht zu spät war.

„Majestät… ich würde gerne mit ihnen reden“, nun wand sich Sheila an die Königin, die kurz zu ihr sah und dann nickte. „Natürlich… ich denke die Beiden brauchen nun sowieso erst einmal etwas Zeit für sich“, meinte die Seishtani dann und Kamu wie auch Shalimei nahmen das Angebot an und gingen zusammen zurück zu dem Zimmer der werdenden Mutter.

Auch Sheila folgte daraufhin der Königin in deren Zimmer und nahm den Platz an, den ihr die Hoheit anbot als sie den Raum betreten hatten.

„Wie ist der Kampf verlaufen? Wo ist der junge Mann den du mitgenommen hast und hast du es geschafft deinen Freund zu retten?“, plötzlich sprudelten die Fragen nur so aus der Königin heraus und die fliederfarbene Seishtani erschrak sich fast selbst darüber, ehe sie anfing hell zu lachen. Sheila war etwas verwirrt, aber die Heiterkeit der Königin steckte an. Auch wenn die beiden letzten Fragen für Sheila nicht so angenehm waren, zumindest nicht so angenehm wie man annehmen würde.

„Also als ich kam war der Kampf schon in vollem Gange, die Soldaten waren fast alle kampfunfähig, Kamu kämpfte gegen Nkshar und Judal war bewusstlos“, begann sie dann zu antworten und fuhr fort, „Ich bin sofort zu Judal und dachte er wäre Tod, doch Kamu hatte ihn nur irgendwie bewusstlos geschlagen, wieso ist für mich jetzt schwer wieder zu geben, auf jeden Fall war es sinnvoll. Hakuryuu hatte sich dann direkt   in den Kampf eingemischt und Nkshar dann auch mit Kamus Hilfe getötet. Dieser hat danach Judal wieder „aufgeweckt“ und ihm ging es wieder gut. Also so gesehen ist Judal wieder auf den Beinen, aber er und Hakuryuu sind noch draußen. Sie… ich weiß nicht, ich denke sie sind mit Vorsicht zu genießen. Sie wissen sicher auch noch wer Judal ist… der schwarze Magi und Hakuryuu ist sein Königskandidat. Ich denke, es wäre reiner Selbstmord ihnen zu vertrauen“, es war schwer für Sheila das auszusprechen, aber sie wusste das es stimmte. Doch das änderte nichts daran dass sie sich mittlerweile mit Judal angefreundet hatte und auch hoffte dass sie sich auch mit Hakuryuu anfreunden konnte. Es war nicht ihre Aufgabe zu bestimmen, wie sich die Beiden entschieden. Sie musste sich nur immer im Klaren sein, das sie sie vielleicht jederzeit hintergehen würden.

Es würde schwer werden, das war klar, aber machbar. Trotzdem wusste Sheila, dass sie noch oft verletzt werden würde, einfach durch die Entscheidungen die ihre Freunde trafen.

„Da hast du wahrscheinlich recht, mir ist einiges über den schwarzen Magi bekannt, auch noch seit der Zeit im Dungeon. Ich hätte nicht gedacht, dass es ausgerechnet dieser Mann ist, den du so verzweifelt versucht hast zu retten…“, die Königin schüttelte kurz den Kopf, ehe sie Sheila wieder ansah. „Aber es wird einen Grund haben und wie ich sehe, weißt du ganz genau auf wen du dich da einlässt. Ich hoffe nur dass du gut auf dich achtgeben wirst“, fuhr die Seishtani dann fort.

Die junge Blauhaarige nickte nun, um ehrlich zu sein hatte auch sie Sorge, dass sie irgendwann vielleicht ihre Skepsis fallen ließ und dem Magi zu sehr vertrauen könnte. Er war eine zweischneidige Klinge. Sie wunderte sich selbst darüber, vor 2 Tagen war sie noch fest davon überzeugt wie eine Fessel für den Magi zu sein, doch nun dachte sie über Vertrauen und Freundschaft nach.

„Ich mache mir selbst Sorgen darum, aber es ist nicht zu ändern. Ich werde noch eine lange Zeit mit Judal verbringen und… es würde unerträglich werden wenn ich die ganze Zeit auf jeden Schritt den ich tue achten müsste. Aber ich lasse mich nicht von meinen Sorgen fesseln. Judal hat jetzt schon bewiesen, dass man sich doch auch auf ihn verlassen kann und man sich ihm in manchen Dingen sogar anvertrauen kann. Anfangs hätte ich das selbst nicht erwartet, aber ich denke, dass es einen Grund gibt wieso er ist wie er ist und das er nicht von sich aus Böse geworden ist.

Majestät, ich würde mich nun gerne etwas ausruhen, könnten sie mir ein Zimmer zeigen?“, fragte Sheila dann und sah die Königin mit einem müden Lächeln an. Sie war wirklich erschöpft, hatte Hunger, Durst, sehnte sich nach einem Bad und einem Bett. Die Königin schien sofort zu verstehen und lachte kurz, hell auf, ehe sie dann nickte.

„Natürlich, ich kann dir dein Zimmer zeigen lassen und werde auch dafür sorgen das du etwas zu Essen und zu Trinken bekommst, genauso wie die anderen Leute aus deinem Dorf“, meinte sie dann ehrlich. Ehe sie aufstand und zu dem Teppich ging der ihren Raum vom Flur trennte.

Sie schob den dicken Stoff zur Seite und rief etwas den offenen Flur hinein. Ihr Ruf wurde direkt beantwortet und kurze Zeit später erschien eine Seishtani, deren Schuppen die gleiche Farbe hatten wie Sheilas Augen.

„Sheila Sharif, mein Name ist Zshara, es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen. Ich werde ihnen ihr Zimmer zeigen und ihnen dann etwas zu Essen bringen. Außerdem werde ich ein Bad vorbereiten.“, meinte die grüne Seishtani mit einer Stimme die seltsam kindlich klang. Sheila mochte das junge Weibchen sofort.

„Danke sehr, das ist sehr nett von ihnen“, bedankte sich die Magus bei der Seishtani, die nur abwinkte. „Ich mache es immer wieder gerne. Nach dem was sie für uns alle getan haben“, erwiderte die Fischfrau mit einem breiten Lächeln, ehe sie Sheila dann hinaus führte.

Diese verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken bei der Königin und folgte dann der Grünen.

Auf dem Weg zu ihrem Zimmer, unterhielt sich Sheila angeregt mit der jungen Frau und erfuhr, dass sie eine der jüngsten Seishtani war und sie hier in  diesem Wald geboren wurde. Ihr hatten die Sklaven schon immer leid getan und so hatte sie ihnen ab und zu etwas Nahrung zukommen lassen, wurde jedoch einmal dabei erwischt und danach war ihr der Umgang mit den Sklaven verboten worden.

Sheila genoss die Unterhaltung mit der lebensfreudigen, jungen Frau, bis sie dann bei ihrem Zimmer ankamen. Zshara nahm den dünnen Stoff der vor dem Raum hing zur Seite und präsentierte Sheila ein angenehmes, kleines Zimmer.  Die Magus sah sich neugierig um und sie musste zugeben, dass ihr das Zimmer mit dem kleinen Fenster gefiel.

„Vielen Dank Zshara, ich hab mich gerne mit dir Unterhalten“, meinte Sheila dann ehrlich und drehte sich zu der jungen Seishtani um, welche sie anstrahlte. „Mir geht es genauso! Ich wünschte du würdest nicht morgen schon wieder gehen. Das ist das erste Mal das ich mich richtig mit einem Menschen unterhalten habe, ich finde eure Rasse unglaublich interessant“, gab die junge Fischfrau zu und strich sich leicht über die flache Rückenflosse in ihrem Nacken.

„Du wirst bald sicher noch mehr Gelegenheiten haben um mit Menschen zu reden. Ich bin mir sicher dass ihr ab jetzt friedlich mit meinem Dorf im Einklang leben werdet. Aber ich hoffe das wir uns trotzdem irgendwann wiedersehen“, das hoffte sie wirklich, aber gleichzeitig fragt sich Sheila, was bis dahin geschehen würde.

„Das geht mir genauso und ich bin mir Sicher das es so kommen wird. Ebbe und Flut treffen sich immer wieder und so auch wir. Das ist ein altes Sprichwort von uns Seishtani. Es bedeutet, dass wenn man will, man sich immer wieder sehen wird. Das Schicksal wird Leute immer wieder ein Treffen gewähren wenn sie es sich nur fest genug wünschen“, die Grüne legte ihre Hände leicht aneinander und nickte kurz mit geschlossenen Augen, es sah aus als würde sie ein kurzes Gebet in Richtung Himmel schicken. Sheila kannte diese Fischfrau erst seit wenigen Minuten, aber sie schloss sie jetzt schon ins Herz und hoffte sehr, sie irgendwann wieder zu sehen.

„Das ist ein schönes Sprichwort und ich bin mir Sicher das es stimmt. Das Rukh leitet uns und es wird uns wieder zueinander führen“, wenn sie sich nun reden hörte, solch alte Redewendungen waren mittlerweile so selten im Sprachgebrauch der Menschen, die dachten das sich das Schicksal von ihnen abgewandt hatte.

Eigentlich war sie ja auch gar nicht so gläubig. Also, natürlich glaubte sie an das Rukh und das Schicksal, aber sie hatte sich noch nie zu solchen Sprichwörtern hingezogen gefühlt. Doch nun merkte sie dass es manchmal ganz angenehm sein konnte.

„Da bin ich mir sicher, ich werde dann das Bad vorbereiten und Essen in Auftrag geben, bis später“, Zshara winkte noch einmal, ehe sie umdrehte und hinaus eilte. Die junge Seishtani schien immer auf zack zu sein, zumindest war das Sheila bisher auf jeden Fall so vorgekommen.

das Schicksal wird Leuten wieder ein Treffen gewähren,

das Rukh leitet uns,

bla bla bla, wenn ich sowas schon höre krieg ich Krätze“

Sheila erschrak regelrecht und drehte sich um, als Judal plötzlich einfach im Zimmer stand. Sofort wanderte der Blick der Magus zu dem kleinen Fenster. „Hast du dich da durchgequetscht? Ich glaub langsam musst du mal mehr Essen oder so…“, meinte Sheila nur und hob eine Augenbraue, während sie den Magi vorwurfsvoll ansah. Dieser begann auf ihr Kommentar nur zu lachen.

„Lass meine Essgewohnheiten mal meine Sorge sein. Seit wann schwafelst du so geschwollenen Mist? Hätte ich nicht von dir erwartet“, der Schwarzhaarige grinste nur, ließ sich dann einfach auf das Bett fallen und legte die Arme hinter den Kopf.

„Du kennst mich gar nicht… aber ja, eigentlich rede ich nicht so. Es hat mich selbst überrascht“, die Blauhaarige ließ sich neben Judal auf dem Bett nieder und fuhr sich durch die Haare. Sie war zu erschöpft und jetzt noch mit dem Magi zu streiten.

„Also schein ich dich besser zu kennen als erwartet was?“, antwortete Judal nur und Sheila hörte nur wie es neben ihr raschelte. Da wurde sie plötzlich an ihrem Zopf gepackt und nach hinten auf das Bett gezogen. „He! Was soll das! Lass meine Haare los!“, rief sie empört und griff nach der Hand des Magis, der immer noch ihren geflochtenen Zopf festhielt, sodass sie sich nicht wieder aufsetzen konnte.

Das nächste was sie merkte war, wie sich neben ihr die Matratze senkte und im nächsten Moment war der Magi über ihr. Sheila blinzelte leicht und sah dem Schwarzhaarigen in die tiefroten Augen. „Was soll das jetzt werden? Geh von mir runter“, murrte sie dann und sah ihn mit einem genervten Blick an.

„Ach, ich finds ganz gemütlich so“, erwiderte Judal nur mit einem breiten Grinsen, ehe er ihre Haare losließ, seine Arme auf ihrer Brust verschränkte, den Kopf darauflegte und sie mit dem Rest seines Körpers unter sich begrub. Und dazu muss gesagt sein: Er war schwerer als er aussah!

„Ich nicht… oh Rukh… ich krieg keine Luft mehr. Kannst du dich mal was weniger schwe-… hhhr machen?“, genau in dem Moment wo sie das „Schwer“ aussprach, legte sich der Magi erst recht mit seinem ganzen Gewicht auf sie, was Sheila kurze Zeit die Luft aus den Lungen gedrückt hatte.

„Zu anstrengend“, auf die Antwort konnte man bei Sheila eine regelrechte Wutfalte an der Schläfe erkennen. „Mir ists schnurz ob dir das zu anstrengend ist, du walzt mich hier grade platt. Außerdem spür ich grade mehr von dir als ich jemals wollte und wollen werde. Also beweg deinen penetranten Arsch von mir runter!“.

Auf ihren kleinen Ausraster hin lachte der Magi nur kehlig, machte aber keine Anstalten von ihr runter zu gehen. „Sei froh dass du mich nicht interessierst, sonst würdest du noch viel mehr fühlen“, antwortete der Magi einfach nur dreist und seine Augen funkelten vielsagend und bedrohlich.

„What the… darauf kann ich definitiv verzichten! Mach nicht solche Anspielungen wenn du auf mir liegst! Mach am besten nie solche Anspielungen und hör auf, auf mir zu liegen!“, auf diese Zweideutigkeit konnte sie gerne verzichten! Wie sie es hasste wenn er das tat und das schien er ganz genau zu wissen, arrg.

Da er keine Anstalten machte sich von ihr herunter zu begeben, presste sie ihre Arme irgendwie zwischen sich und den halbnackten Oberkörper des Magis, legte ihre Hände auf seine Brust und versuchte ihn von sich herunter zu drücken. Doch genauso gut konnte sie gegen eine Mauer drücken…

In der Haltung konnte sie auch nicht ihre ganze Kraft in ihre Arme konzentrieren und schaffte es so nicht, ihre manchmal etwas enorme Stärke zu nutzen. „Juuuudaaaal, geh runter, biiiitte“, jammerte sie. So langsam hielt sie sein Gewicht auf sich nicht mehr aus, es wurde unangenehm. Just in dem Moment konnte sie plötzlich wieder richtig durchatmen und das Gewicht war von ihrem Busen runter. Sheila zog die Luft in die Lungen und sah Judal erzürnt an.

Er hatte seine Arme rechts und links von ihr abgestützt und lehnte nun so mit seinem Gesicht über ihrem. „Meinen Namen mal so aus deinem Munde zu hören, das hat Spaß gemacht“, er grinste einfach nur breit und sah ganz so aus als hätte er gerade tatsächlich einen heiden Spaß gehabt.

„Gut das wenigstens einem hier gefallen hat“, knurrte Sheila ihm zu, auf den Vorwurfsvollen Blick des Magis hin, musste sie dann aber kichern. „Guck mich nicht so an, wenn du so unschuldig schaust könnte man dich glatt süß finden“, konterte Sheila nun mit einem frechen Grinsen. „Bah! Nicht süß!“, antwortet Judal nur und boxte ihr gespielt gegen die Schulter, ehe er sich zur Seite, zurück auf das Bett rollte. „Es macht echt Spaß dich zu necken“, gab er dann zu und wand den Kopf zu ihr, verzog seine Lippen dabei zu einem Schmunzeln.

„Ich merks schon!“, auch Sheila musste jetzt Lächeln und sah zu ihm. „Du bist ein Idiot Magi… ein riesen Idiot“, auf die Worte schenkte ihr Judal ein maßgeschneidertes Zähne fletschen, das Sheila nur wieder Lachen ließ. „Ich bin vielleicht großartig, einzigartig, unbesiegbar und sexy, aber kein Idiot“, konterte er ihre Worte nur mit einer Arroganz in der Stimme, welche nur der Magi so meisterhaft beherrschte.

„Vergiss nicht arrogant, großkotzig, kleingeistig, oberflächlich, nervig und … achja psychopathisch“, antwortete Sheila nur mit einem breiten Grinsen. Hatte dann im nächsten Moment aber schon ein Kissen im Gesicht. „Was zum…?“, verblüfft nahm sie das Kissen herunter und setzte sich auf, sah zu dem Magi der nur mit dem Finger auf sie zeigte und lachte.

„Für einen kurzen Moment sahst du echt ansehnlich aus, weich und kuschelig“, scherzte er und wich dann schnell dem Kissen aus das auf ihn zu geflogen kam. „Elender Magi!“, rief Sheila gespielt wütend, konnte den Blick aber nicht aufrecht erhalten, da sie im nächsten Moment lachen musste.

„Du verwirrst mich… manchmal bist du unausstehlich… und dann wieder … nett, ich verstehe dich nicht“, gab die Magus ehrlich zu, als sie sich richtig auf das Bett setzte und zu dem Magi sah, welcher etwas von ihr entfernt stand.

Er sah sie nur fragend an und hob leicht die Schultern. „Ich weiß nicht was du meinst, ich bin wie ich bin.“, antwortete er nur, ehe er sich umdrehte, das Tuch zur Seite wehte und einfach aus dem Raum verschwand.

„Und nun bist du weg…“, verstand einer mal diesen Kerl…

Verspielt wie ein Kind, undurchschaubar wie ein Psychopath und eiskalt wie ein Killer… alles in einer Person.

Sheila schüttelte nur den Kopf. Sie musste zugeben, dass sie solche Momente mochte, auch wenn sie vielleicht selten sein würden.

Silberner Mondschein

Sheila genoss das warme Bad, es war wundervoll. In ihrem Dorf hatte sie solchen Luxus nicht, dort gab es nur kaltes Wasser aus Eimern oder sie wuschen sich am Fluss wenn die Zeit dafür da war. Ein Bad wie hier, wo das Wasser extra erhitzt worden war, war für sie der reine Luxus.

Trotzdem konnte sie sich nicht komplett entspannen. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zurück zum Magi. Wieso war er so plötzlich gegangen? Es hatte schon fast wie eine Flucht gewirkt. Fast so als wolle er gar nicht darüber nachdenken wie er war und wieso er so war…

Das beschäftigte sie, so eine Reaktion von ihm hatte Sheila das erste Mal erlebt und sie würde zu gerne verstehen wieso er so gehandelt hatte. Ob es irgendetwas mit seiner Vergangenheit zu tun hatte. So gesehen wusste sie nichts über ihn, sie kannte nur die Geschichten über seine Taten aber sie wusste nichts über sein Leben.

Seufzend schlug sie die Hand leicht auf das Wasser und sah zu wie die Tropfen im Mondlicht glitzerten. Kleine Öllampen waren am Rande des Beckens aufgestellt und spendeten warmes, orangefarbenes Licht. Ließen die Oberfläche des Bades orange Glitzern. Aber auch der Mond spiegelte sich auf dem dunklen Wasser und tauchte es in milchiges Weiß.

Sheila schloss ihre tiefgrünen Augen und lehnte sich weiter zurück, es gab viel über das sie nachdenken musste, aber jetzt war es an der Zeit los zu lassen und sich zu entspannen. Auch wenn das leichter Klang als es war.

 

Als sie aus dem Bad stieg, nahm sie das Handtuch und band es sich um. Dann schnappte sie sich ihre Sachen und machte sich auf den Weg zurück zum Palast, welcher in der Dunkelheit des Sumpfes verborgen lag. Er war nur als Schatten im Schwarz auszumachen.

Das Bad lag hinter dem Palast unter einer kleinen Lichtung, es war nicht mehr als ein ausgehobenes Loch das mit speziellem Lehm ausgekleidet war, der sich bei Berührung mit dem Wasser nicht auflöste oder porös wurde. Dann musste er nur noch mit erhitztem Wasser aufgefüllt werden und kühlte dann auf Grund der speziellen Beschaffenheit des Lehms erst nach ca. 12-15 Stunden ab.

Sheila lief den Weg entlang auf den Palast zu, als ihr etwas auffiel, irgendetwas zwischen den Bäumen. Sie blieb stehen und sah in die Schwärze rechts von ihr. Erst sah sie nichts außer einen Haufen Stämme und Laub, doch dann entdeckte sie was ihr aufgefallen war. Sie hatte etwas glitzern gesehen und nun sah sie was es war.

Als sie einen Schritt zurück tat, wurde der sichtbare Teil wieder vom Mondlicht angestrahlt und funkelte durch die Dunkelheit. Es war der Halsreif des Magis, der mit dem Rücken zu ihr in der Baumkrone etwas entfernt saß. Zuerst blickte Sheila zurück zum Bad, sah aber dass man von hier aus nichts sehen konnte. Das beruhigte sie doch ungemein.

Doch es sah sowieso nicht so aus als hätte Judal sie beobachtet, er schien es nicht einmal zu merken dass sie hier war. Weswegen Sheila nun auf nackten Füßen ein paar, leise Schritte auf ihn zu machte.

„Du solltest ihn jetzt nicht stören…“, beinahe hätte sie vor Schreck aufgeschrien. Konnte sich aber noch zurückhalten und nicht mehr zeigen als ein ziemlich heftiges Zusammen zucken. Aber auch nur, weil sie die Stimme kannte. „Hakuryuu? Wo bist du?“, obwohl sie ihn gehört hatte und wusste woher die Stimme kam, konnte sie den jungen Mann in der Dunkelheit nicht erkennen.

Doch als er sich dann plötzlich vom Baum löste und einen Schritt auf sie zutrat, sah sie seine Silhouette und das Kwan-Dao welches milchig im Mondlicht schimmerte. „Wow… du warst total unsichtbar…“, murmelte Sheila, die sich in dem Moment plötzlich ihrem Aufzug bewusst wurde und rot wurde. Sie hoffte er sah es nicht in dem schwachen Licht.

Gut das er sie aufgehalten hatte, es wäre wahrscheinlich mehr als peinlich gewesen hätte sie den Magi auf sich aufmerksam gemacht. Vor allem da sie nicht mal wusste wie er darauf reagieren würde, sie… ah, besser nicht vorstellen. Hakuryuu jedoch schien ihr jemand der das nicht ausnutzen würde, weswegen sie sich nur schämte aber mehr nicht.

 „Mh… wenn du still stehst würde man dich auch kaum sehen“, antwortete der Prinz nur und trat dann ganz auf sie zu. Wobei sie genau sah wie seine Augen an ihr hinab wanderten, blinzelten und dann ganz schnell wieder in ihr Gesicht sahen. Okay… sie sah das er rot wurde… also sah er es bei ihr wahrscheinlich ebenfalls.

„S…so wolltest du zu Judal?“, die Frage hatte wahrscheinlich so spontan in seinem Kopf gespuckt, das er nicht anders konnte als sie laut zu stellen. „Ah.. ähm… ich… okay… es ist nicht so wies aussieht… ich hab vergessen das ich… nur ein Handtuch anhabe…“, murmelte sie und kniff die Augen leicht zusammen. Hakuryuu hob nur die Augenbrauen, fragte aber nicht nach. Eher sah er sowieso gerade so aus als würde er sich dafür schämen überhaupt nachgefragt zu haben. Sie konnte sich denken was er dachte: Es war ja ihre Sache was sie mit dem Magi tat.

Aaah, das war nicht unbedingt ein Gedanke den sie gerne in seinem, ihrem oder sonst einem Kopf wusste…

„Es… geht mich auch nichts an…“, antwortete er schnell, wodurch Sheila heftig den Kopf schüttelte. „Es ist echt nicht so…!“, arg, das war zu Laut!

Tatsache!

Der Magi hatte sich zu ihnen umgewandt und hob nun eine Augenbraue, ein Blick der mehr aussagte als 1000 Worte.

„Ich… will weg“, wieso passierte sowas immer ihr!?

Hakuryuu sah sich nun auch zu Judal um und rieb sich im Nacken. Kam es Sheila nur so vor oder warf der Magi dem Prinzen gerade tatsächlich einen stechenden Blick zu? Ihre Vermutung bestätigte sich, als dieser den Blick abwand. Aaaaah was ging hier gerade ab!?

Sheila lehnte sich von einem Fuß auf den Anderen, leicht nervös und mit dem immer stärker werdenden Wunsch sich etwas anzuziehen. Wieso ging sie eigentlich nicht einfach?

Weil die Blicke auf ihr lagen? Das machte es nebenbei auch nicht gerade besser! Sie fühlte sich jetzt schon wie eine Tomate.

„Ich… mach mich ab, anziehen und so“, mit den Worten drehte sie sich um und huschte davon. Sheila hielt es einfach nicht mehr aus. Ein Augenpaar war schon genug, 2 waren kaum noch aus zu halten.

Wie der Blitz flitzte sie in den Palast und erst als sie hinter der Tür an der Wand lehnte und durchatmete. Merkte sie dass sie den ganzen Weg in einer Geschwindigkeit hinter sich gebracht hatte, die nicht normal war. Die Magus schluckte leicht, sie wusste dass sie manchmal eine schier unmenschliche Stärke entwickeln konnte, meist dann wenn sie es am meisten brauchte. Aber Hyperspeed war noch nie dabei gewesen…

Okay, sie hatte sich auch noch nie in einer solchen Situation befunden…

Sheila atmete noch einmal tief ein, ehe sie sich von der Wand löste und in ihr Zimmer huschte, wo sie sich sofort dem Handtuch entledigte und ihre Sachen überzog.

Die junge Frau seufzte leicht. Wieso musste sie eigentlich in jedes Fettnäpfchen treten? Und dann auch noch in solch klischeehaften? Das war echt nicht auszuhalten, sie könnte sich Köpfen. Vor allem aber auch dafür, das ihr bewusst war das ihr, ihr Aufzug erst dann peinlich wurde, als Hakuryuu dazu kam. Sie wäre tatsächlich so zu Judal gegangen.

Vielleicht lag das aber auch einfach daran das der Kerl sich sowieso immer über sie lustig machte, egal ob sie jetzt nur im Handtuch da stand oder nicht. Als sie an seinen Blick zurück dachte, runzelte Sheila die Stirn. Hatte sie es richtig gesehen? Es kam ihr nicht vor als hätte sie zu viel hinein interpretiert, zumal sie keinen Grund dazu hatte.

Judal hatte definitiv eifersüchtig auf Hakuryuu gesehen.

Arg, sie interpretierte wahrscheinlich doch viel zu viel hinein! Es wäre besser wenn ihr der Blick nicht so aufgefallen wäre, dann wäre sie jetzt nicht so verwirrt…

„Tz, ich hab genug über das ich mir Gedanken machen muss… so etwas macht es nicht gerade einfacher“, seufzte sie und schloss die Augen leicht. Ehe sie sich seitlich auf das Bett legte, die Decke bis ans Kinn zog und die Wand beobachtete.

Irgendwann spürte Sheila wie ihre Augen immer schwerer wurden und dann war sie auch bald schon eingeschlafen.

 

Am nächsten Morgen schien die Sonne durch das kleine Fenster und kitzelte Sheila im Gesicht. Die plötzliche Wärme brachte sie dazu, verschlafen die Augen zu öffnen und ins Licht zu sehen. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen der Blauhaarigen, Sonnenschein war hier im Sumpf bestimmt etwas Seltenes.

Sie streckte die Arme in die Luft und gähnte genüsslich, ehe sich Sheila aufsetzte und die Decke zur Seite schlug um aufzustehen. Dann fuhr sie sich mit den Fingern durch die Haare, um diese wenigstens ein wenig zu glätten, nachdem sie durch die Nacht dem Nest eines Vogels glichen.

Dann zog sie sich um und strich ihre zerschlissenen,  weißen Klamotten glatt. Wenigstens waren sie sauber, Zshara hatte sich gestern noch die Arbeit gemacht und sie gewaschen. Aber Sheila vermisste jetzt schon den leicht erdigen Geruch den ihre Sachen sonst immer an sich hatten, auch wenn sie sie im Fluss wusch.

„Auch endlich wach? Können wir jetzt zum Dorf zurück? Wenn wir noch länger hier bleiben fang ich an zu kotzen“.

Sheila schrak zusammen als die Stimme so unerwartet ertönte. Schon wieder!

Sie drehte sich um, erwartete schon fast ihn wieder auf dem Bett zu sehen, aber da war niemand. „Hö?“, sie sah sich etwas verwirrt um, aber an der Tür stand auch niemand.

„Hier draußen du Dumpfbacke“, rief er dann mit einem leichten Lachen in der Stimme.

Sheila sah etwas perplex aus dem Fenster und konnte den Magi erst nicht ausmachen, ehe sie ein Geräusch hörte und nach oben sah. Tatsache! Da saß er, auf dem Dach über ihrem Zimmer.

„Wartest du da schon die ganze Zeit…? Aber ja, wir müssen die Leute zurückbringen und ich freue mich schon darauf wieder ins Dorf zu kommen, nach 3 Tagen.“, antwortete Sheila ihm und sah mit einem leichten Grinsen zu dem Magi hinauf.

„Super, das klingt gut“, dieser stieß sich dann plötzlich ab und sprang einfach von dem Dach hinab auf den Boden, wobei er scheinbar Magie nutzte um sanft zu landen. Hatte er das nicht schon mal getan? Scheinbar war hier im Wald alles wieder beim Alten und das Rukh wieder gesund.

Auch Sheila spürte es, wie sich die Natur, nein, einfach alles um sie herum, wieder zu erholen schien. Die Welt konnte eben doch nicht ohne das Schicksal, zumindest nicht ewig.

Aber jetzt erst merkte sie, dass er auf ihre Frage nicht geantwortet hatte, ob extra oder nicht, konnte sie jedoch nicht sagen.

„Mh… wir müssen uns nur verabschieden, zumindest ich. Was ihr Beiden, Hakuryuu und du, tut, ist euch überlassen“, damit wand sich Sheila vom Fenster ab und wollte aus der Tür heraus treten, als plötzlich der Vorhang vor der Tür gefror und Sheila nicht mehr heraus konnte.

„Judal! Lass das!“, knurrte sie ihm entgegen und hob eine Augenbraue. „Was soll das jetzt?“, fragte sie dann etwas vorwurfsvoll. Der Magi verzog seine Lippen daraufhin zu einem, für ihn ja so typischen, grinsen, ehe er antwortete: „Ich war noch nicht fertig, wenn du unbedingt raus willst, dann komm aus dem Fenster“.

Aaaah natürlich… wie konnte sie nur den Fehler begehen und das Gespräch einfach beenden.

Wie konnte sie nur!?

….

Sheila seufzte leicht genervt, ehe sie sich umdrehte und zum Fenster ging. Arg, passte sie da überhaupt durch?

„Du bist echt… unmöglich“, murrte die Magus, ehe sie ihre Arme auf das Fenster stemmte und sich dann mit ihrem Körper durch die kleine Lücke in der Wand zwängte. Mit einem letzten, kräftigen Stoß, schaffte sie es dann auch aus dem Fenster und landete auf dem Boden.

„Uff“, entkam es ihr.

„Hah! Du bist fetter als du aussiehst was!?“, vergewaltigte Judals penetrante Lache die Stille. „Du! Ich bin nicht fett!“, sofort verteidigte sich die Blauhaarige, stand mit in einer einzigen fließenden Bewegung auf und trat auf den Magi zu. Ehe dieser reagieren konnte, packte sie seine Wangen rechts und links und zog sie auseinander. Bedachte Judal dabei noch mit einem Blick der hätte töten können.

Dieser hob jedoch nur die Hand und das sah Sheila kommen, sie kannte ihn einfach schon zu gut. Ehe er ihr eine reinhauen konnte, ließ sie ihn schnell los und duckte sich einfach unter seinem Arm hindurch, sodass sein Schlag ins leere ging.

Der wütende Blick den er ihr zuwarf, sah sie jedoch noch. Doch diesmal würde sie sich nicht davon einschüchtern lassen. Letztens bei Kamu in der Hütte, war sein Blick viel angsteinflößender gewesen, nicht nur wütend sondern eisig. Seine Augen waren die, von jemand der ohne zu zögern mordete. Ohne jeglichen Glanz und kalt wie Eis, doch jetzt brannte nur ein wütendes Feuer in ihnen.

„Übrigens, schade dass du heute nicht nur im Handtuch bist. Der Anblick gestern hat mir echt gefallen“, diesmal bekam das Grinsen des Magis etwas fieses und Sheila wurde auf seine Worte sofort rot. Gut! Jetzt merkte sie dass es ihr doch etwas ausmachte und dass es ihr peinlich war, irgendwo beruhigte sie das ein wenig.

„Hör auf damit, das gestern… ich… ich war mir dem nicht mehr bewusst…“, Sheila schüttelte den Kopf um diese elende Röte aus dem Gesicht zu bekommen und verfluchte sich dafür, dass sie stotterte. Sie hasste es wenn der Magi sie so aus dem Konzept brachte! Und dann auch ausnahmslos immer so aus dem Blauen heraus!

„Was den? Ich hab nur gesagt, dass mir der Anblick gefiel…“, was er noch dazu sagen wollte, konnte sie sich denken. „Trotzdem!“, sie funkelte Judal wütend an, ehe sie plötzlich kichern musste und dann anfing zu Lachen. Etwas, dass den Magi verdutzt schauen ließ und dann sogar ein wenig schmollend.

„Warum lachst du jetzt?“, ihm schien es nicht zu gefallen das sie nicht so reagierte wie er wollte, zumindest hatte er seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt und grinste nicht mehr. Ein Anblick wodurch Sheila nur noch mehr Lachen musste.

„Tut mir leid! Haha… es ist einfach nur… ich weiß nicht wieso mir das peinlich ist! Es bist doch nur du“, nun Grinste Sheila wieder, nachdem sie sich endlich von ihrem Lachanfall erholt hatte.

Judal hob nur leicht die Augenbrauen. „Oh, du bist so naiv…“, nun grinste er einfach nur breit und verschränkte die Arme vor der Brust, wobei seine Metallreifen klirrten als sie gegeneinander schlugen.

„Vielleicht… aber du bist ein Freund, vor einem Freund sollte mir nichts peinlich sein. Zumindest nicht so etwas Banales“, natürlich gab es da auch Grenzen, das war klar. Aber meine Güte, ihr brauchte sowas doch nur vor jemanden peinlich sein, der dort mehr hinein interpretieren konnte. Aber das war bei Judal doch gar nicht der Fall.

Die Antwort schien Judal jedoch zu überraschen, er blinzelte leicht, ehe er anfing zu schmunzeln und dann mit einem fiesen Grinsen antwortete: „Ha! Das hättest du wohl gern? Mit sowas wie dir bin ich sicher nicht befreundet. Ich will dich einfach nur dabei haben, weil du interessant bist, mehr nicht“.

Damit wollte er sie wohl jetzt wieder runterziehen. Aber Sheila lächelte nur breit und ein Glitzern lag in ihren Augen. „Wie du darüber denkst, sagt da gar nichts aus. Für mich zeigt sich eine Freundschaft im Verhalten und dein Verhalten sagt etwas ganz andres als deine Worte“, antwortete sie nur und fuhr dann fort: „Und jetzt mache ich mich auf zurück, du willst doch hier weg und Hakuryuu wahrscheinlich auch, also sollten wir uns beeilen“.

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ließ den Magi einfach stehen. Sah dadurch aber nicht, dass dieser anfing zu Lächeln, ein Lächeln das nichts aussagte.

 

Als Sheila den Gemeinschaftsraum des Palastes betrat, sah sie sich kurz um. Der Raum war recht groß und wirkte sehr gemütlich, Kissen lagen auf dem Boden und einige Seishtani lagen darauf und hörten neugierig den Unterhaltungen zu oder beteiligten sich daran. Andere standen an die Wand gelehnt und lächelten vor sich hin. Zu Sheilas Freude, sah sie sogar ein paar Menschen unter den Seishtani die sich genauso angeregt mit diesen unterhielten wie umgekehrt.

Scheinbar kamen sie mit den Fischwesen jetzt schon besser klar, vielleicht waren auch ein paar Seishtani immer nett zu ihnen gewesen und hatten sie unterstützt? Zumindest schienen sie zu vertraut als das sie sich erst vor kurzem angefreundet hatten.

Sheila sah kurz noch einmal über die Menge, ehe sie dann zielsicher auf Kamu und seine Verlobte zusteuerte. „Hey, ich hoffe ich störe nicht“, begann sie dann und lächelte dem Roten zu. Ihr war bewusst dass sie störte, aber es war wichtig was sie mit ihm zu bereden hatte.

„Nein, was gibt es denn?“, als schien er es zu wissen, gab er seiner Frau einen kurzen Kuss und erhob sich dann, um mit Sheila mit zu gehen. Bis sie beide außer Hörweite der Anderen waren. „Kamu, wie geht es den Leuten die unten im Keller waren? Ich habe gestern ja schon gesehen dass es den normalen Leuten hier oben mittlerweile gut geht und ihre Wunden schon versorgt wurden. Aber die Dorfbewohner im Keller waren dem Tode nahe“, Sheila sorge sich wirklich um ihre Leute. Dieser hoffnungsvolle Blick der ihr zugeworfen wurde, ging nicht mehr aus ihrem Kopf.

Sie hatte sich gestern Abend noch nach ihnen erkundigt und wusste daher, dass man die Leute, sofern möglich, nach oben geholt und versorgt hatte. Aber es gab einige wo es gefährlich gewesen wäre sie zu transportieren und so wurden sie unten im Keller behandelt. Alles in allem stand es schlecht um sie. Sheila wusste das sie nicht jeden Retten konnte, aber jedes Leben war kostbar und sie kannte jeden einzelnen hier. Sie wusste welche Familien weinen würden wenn sie erfuhren dass ihr Angehöriger wirklich verstorben ist, so kurz vor seiner Rettung.

„Um ehrlich zu sein, geht es den meisten nicht viel besser als gestern. Aber die Heiler sind sich sicher das sie Fortschritte machen. Auch wenn es vielleicht nur das wiederkehrende Glitzern in ihren Augen ist. Aber ich kann nichts versprechen Sheila, es ist sehr wahrscheinlich, dass sie die nächsten Tage nicht überleben werden. Auch wenn alle wenigstens die Nacht überstanden haben“.

Es waren jetzt schon viele Tote unter den Leuten im Keller gewesen, Sheila hatte es gestern schon gesehen als sie entkommen war, die unbeweglichen Körper zwischen den Lebenden. Aber sie wollte nicht dass es noch mehr wurden…

„In Ordnung, ich habe gehofft dass es ihnen besser gehen würde… aber es sind schon zu viele Wunder geschehen nicht wahr? Ich werde sie dann hier lassen müssen, bis… sie vielleicht doch genug genesen sind um sich auf den Rückweg zu machen. Aber ich kann nicht so lange warten und ich bin mir sicher das die Anderen Dorfbewohner auch schnell wieder ihre Familien in die Arme schließen wollen“, Sheila verschränkte die Hände hinter dem Rücken und man sah es ihr an, wie hin und her gerissen sie war.

„He Magus, mach dir keine Sorgen. Wenn es die kleinste Chance gibt das wir sie heilen können, dann werden wir es tun. Außerdem werden wir sie wieder zurück nach Hause begleiten sobald sie dazu in der Lage sind. Du musst nicht hier bleiben, ihr könnte zurück in euer Dorf“, versicherte der Seishtani ihr dann mit einem breiten Lächeln, etwas das Sheila nun doch auch wieder aufmunterte, sodass sie ebenfalls wieder lächelte und nickte.

„Ich kann dir vertrauen, dass weiß ich. Ich werde dich vermissen Kamu“, gab die Blauhaarige dann zu und der Seishtani lachte. „Vor wenigen Tagen hast du uns noch gehasst und jetzt wirst du mich vermissen? Es erstaunt mich immer wieder, was ein einziger Tag alles zu verbringen vermag. Aber ich bin mir sicher wir werden uns wiedersehen“, der Rote lächelte ihr noch einmal zu, ehe er sich dann wieder verabschiedete und zu seiner Verlobten zurückkehrte.

Sheila atmete tief aus, ehe sie sich umdrehte und den Raum wieder verließ. Nun würde sie wirklich aufbrechen, zurück nach Hause. Der Gedanke daran machte sie glücklich. Sie vermisste ihre Ahme und wenn sie daran dachte, dass sie sie bald für eine sehr lange Zeit nicht mehr wiedersehen würde, schnürte es ihr die Kehle zu.

Als Sheila dann ein wenig durch den Palast lief um sich die Beine zu vertreten, bis es soweit war das sie alle versammeln konnte, sah sie eine ihr bekannte Silhouette um die Ecke verschwinden. Sofort wurden Sheilas Schritte zügiger und als sie um die Ecke bog sah sie ihn.

„Hakuryuu! Warte!“, rief sie dem Kou-Prinzen entgegen. Der überrascht stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und fuhr sich kurz mit der Hand durch sein nachtschwarzes Haar, ehe er den Kopf wieder hob und sich nun doch traute ihren Blick zu erwidern. Die Sache vom Abend sollte Sheila wohl besser nicht erwähnen, ihm schien es immer noch peinlich zu sein.

„Wie geht es dir? Hast du heute wieder etwas bessere Laune?“, fragte sie dann zögerlich. Gestern war er ja so abweisend gewesen nachdem Judal ihm alles erzählt hatte. Sie wusste nicht wie er sich jetzt verhalten würde.

„Tut mir Leid wegen Gestern… ich war nur sehr in Gedanken und wollte es nicht an dir auslassen. Es ist sehr schwer, diese Neuigkeiten aufzunehmen“, entschuldigte er sich dann bei ihr und da er  momentan nicht sehr gut darin war, seine Mimik zu verbergen, konnte Sheila auch sehen das er es ernst meinte.

Aber der Ton in seiner Stimme zeigte das eigentlich auch schon. „Schon in Ordnung, das kann ich ja verstehen. Judal hat das alles relativ gelassen aufgefasst, aber für dich muss das alles schwer sein. Ich hoffe dass wir mehr heraus finden können wenn wir nach Sindria gehen“, nahm Sheila die Entschuldigung des Prinzen an, dieser schien darüber wirklich erleichtert. Scheinbar hatte er sich wirklich Gedanken darüber gemacht.

„Ja, das hoffe ich auch. Ich will unbedingt wissen was wirklich passiert ist“, auch jetzt war er noch recht kurz angebunden, aber Sheila konnte erahnen wieso. Er war wirklich jemand der nicht gerne zuließ dass man merkte wie es ihm ging. Wahrscheinlich hatte es ihn auch Überwindung gekostet sich zu Entschuldigen, obwohl er wusste das es angebracht war. Doch allein sein Anstand und seine Höflichkeit hätten es ihm verboten sich jetzt zu verkriechen.

„Mir geht es genauso, auch wenn es mich nicht direkt betrifft. Aber allein schon wegen euch, vielleicht erwarten uns ja noch die ein oder anderen Überraschungen. Judal und du, ihr lebt, vielleicht tun das die Anderen auch!“, seltsamerweise kam ihr der Gedanke erst jetzt richtig in den Sinn und auch Hakuryuu sah sie jetzt etwas überrascht an. Ehe sich seine Augen ein Stück weiteten, als würde er gerade merken dass sie recht haben könnte.

Doch im nächsten Moment legte sich ein Schleier über das Gesicht des Prinzen. Sheila runzelte die Stirn, hatte sie etwas Falsches gesagt? Sie war sich sicher, dass er sich um seine Freunde sorgte.

„Du könntest recht haben… tut mir leid, aber ich brauch gerade ein wenig Zeit für mich“, Hakuryuu schüttelte leicht den Kopf und Sheila nickte nur. „Ist in Ordnung, aber… es war schön wieder mit dir reden zu können. Es gefällt mir besser wenn du nicht so verschlossen bist“, gab sie dann mit einem Lächeln auf den Lippen zu.

Der Prinz sah sie kurz ein wenig verblüfft an, lächelte dann aber sogar und nickte. „Das werde ich mir merken, ich fand es auch schön mich mit dir zu unterhalten es… ist angenehm. Wenn man sonst nur, du weißt schon wen, als Gesprächspartner hat“, nun grinste der Prinz kurz und Sheila kam nicht umhin mit vorgehaltener Hand zu kichern. „Oh wie recht du hast!“, lachte sie dann und verabschiedete sich vom Prinzen um weiter zu gehen und ihm die Zeit zu lassen die er nun brauchte um seine Gedanken wieder zu ordnen.

Trotzdem war die Magus nun wirklich erleichtert, dass nun auch das Problem mit Hakuryuu aus der Welt zu sein schien. Zwar schien er immer noch ein wenig verschlossen, aber daran würde sich so schnell wahrscheinlich auch nichts ändern.

„Nett das ihr über mich redet…“, Sheila fuhr herum und sah dann den Magi in einer Nische stehen. „Du hast uns belauscht!? Langsam gehst du echt zu weit“, sie funkelte den Schwarzhaarigen an und stemmte dann die Hände in die Hüften. „Mehr oder weniger aus Zufall“, gab Judal nur zu und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er sie mit einem kühlen Blick musterte. „Du verstehst dich ziemlich gut mit dem Prinzen“.

Was sollte den das jetzt heißen? Machte er ihr Vorwürfe oder wie? Oder…

„Eifersüchtig?“, nun konnte sie nicht anders und grinste fies. Doch Judal lachte daraufhin nur laut los und musste sogar die Hand vor den Mund nehmen, damit er sich endlich wieder einkriegen konnte.

„Das meinst du nicht ernst oder? Haha! Als ob ich….

Auf den!

Wegen dir!?

Neiiiin… haha…  du bist wirklich lustig Sheila.“

Also… sie fand das ehrlich gesagt jetzt nicht ganz so lustig, weswegen ihr das Grinsen verging. „Ja, mach dich nur über mich lustig. Mit mir kann mans ja machen“, pah, sie würde gerne sagen das ihr seine Worte nichts ausmachten, aber leider taten sie es. Nicht weil sie sich gehofft hatte das er tatsächlich eifersüchtig war, nein, es kratzte einfach an ihrem Ego, dass er sie mehr oder weniger unterbewusst als nicht begehrenswert abstempelte.

„Oh und jetzt bist du beleidigt? Weil ich dich nicht haben will?“, nun grinste Judal fies, ehe er aus dem Schatten trat, einen Arm um sie legte und gegen ihr Ohr hauchte. „Armes kleines Sheila…“, allein das sorgte bei ihr schon für Gänsehaut, als sie dann aber etwas Seltsames an ihrem Ohr spürte, wurde sie stocksteif und ihr stellten sich alle Härchen auf.

Im nächsten Moment zuckte sie zusammen und befreite sich ganz schnell von dem Magi, nur um sich dann über ihr Ohr zu reiben und das Gesicht zu verziehen. „Igitt! Hast du mich grade echt abgeleckt!? Das ist ekelhaft!“.

Judal blinzelte daraufhin nur, ehe er die Augenbrauen leicht verwirrt in die Höhe zog und mit den Schultern zuckte. Er verstand nicht so ganz, wieso sie jetzt so reagierte, gerade so als ob…

„Ha! Sag nicht das hat noch nie jemand bei dir gemacht? Oh Gott, wie unschuldig kann eine Frau eigentlich sein?“, nun beugte er sich leicht zu ihr vor und sah sie von oben herab an. „Du schaffst es echt, mich immer wieder zu überraschen“, er verzog seinen Mund zu einem freudigen Grinsen, ehe er sich dann wieder zurücklehnte und die Hände in die Hüfte stemmte.

„Ich… !? Wie sollte ich bitte eine Gelegenheit haben mit irgendeinem Jungen aus meinem Dorf Bekanntschaft zu schließen!? Ich war seit ich denken kann mit Arbeiten beschäftigt“, knurrte sie ihm entgegen und funkelte ihn an. Sie würde sich jetzt nicht verunsichern lassen! Das war doch genau was er wollte!

Aber, sie war wirklich nie dazu in der Lage gewesen mit einem Jungen mehr zu machen als ein paar Worte zu wechseln. Ihre Ahme hatte ihr gar nicht die Zeit gelassen sich mit einem Jungen lange zu unterhalten, außerdem war sie nicht gerade begehrt, die Jungs gaben sich lieber mit den Mädchen ab die nicht so viel auf dem Feld arbeiten mussten und deren Haut zart und weich war.

Vielleicht war es auch deswegen, dass Judals Worte sie eben verletzt hatten. „Oh, da ist dir echt was entgangen hm? Das könnten wir ja nachholen“, und jetzt wurde sein Grinsen wirklich zynisch.

Was zum!?

War sie jetzt auf seiner: Leicht zu haben-Liste oder was!?

Das konnte er sich abschminken!

„Vergiss es! Ehe ich mit dir irgendwas mache sterbe ich lieber als Jungfer!“, brüllte sie ihm entgegen, ehe sie sich umdrehte und davon stapfte. Darauf hatte sie jetzt echt keinen Bock mehr!

Das Lachen des Magis klang ihr noch ewig in den Ohren.

Tiefblaue Pfade

Sheila musste sich von dem ganzen erst einmal erholen. Die Jungs sollten sich die nächsten Stunden erst einmal von ihr fern halten, das war besser für sie alle. Auch wenn Hakuryuu reichlich wenig damit zu tun hatte.

Nun stand die Magus aber erst einmal draußen auf der Terrasse des Palastes und sah hoch in den strahlend, blauen Himmel, welcher zwischen dem dichten Laubwerk der Bäume hindurch schimmerte. Es war ihr vorhin schon aufgefallen und jetzt wieder, die Natur schien um so vieles erfrischter. Die Farben des Grüns hatten an Intensität dazu gewonnen und am Himmel zogen weiße Wolken wie Zuckerwatte über das klare Blau.

Es wirkte gar nicht mehr so sehr wie ein Sumpf, eher nur wie ein dichter Wald dessen Erdboden von einem kürzlichen Regenguss feucht war. Die Nebelschwaden hatten sich verzogen und die Wege waren nicht mehr ganz so matschig. Aber die Wasserlöcher waren noch vorhanden.

Die Blauhaarige setzte einen Fuß vor den anderen und stieg die Stufen hinunter, bis ihre Füße den weichen Erdboden berührten. Dann lief sie den Weg entlang der in Richtung des Dorfes führte.

„Sheila! He Sheila, warte!“, die Stimme ließ die junge Frau sofort zusammen fahren, dann machte Sheila auf dem Absatz kehrt und sah zurück zum Palast. Auf der Schwelle stand eine junge, ihr sehr bekannte Frau. Es war die Gleiche, die sie am Morgen, als sie als Sklavin hierher kam, so entsetzt angeschaut hatte. „Malia!“, rief Sheila erfreut und rannte zurück, nahm 2 Stufen auf einmal, ehe sie der jungen Frau um den Hals fiel.

Sheila hatte ihre Freundin gestern nicht mehr auffinden können und auch heute war sie wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Die Magus freute sich so sehr, ihre alte Freundin wohl auf zu wissen.

„Ich bin so froh das es dir gut geht, wo warst du gestern? Ach egal! Bald geht es zurück nach Hause! Alle werden sich so freuen, oh meine Güte wenn das so weitergeht überschlag ich mich noch oder so“, plapperte Sheila einfach drauf los und musste am Ende ihres Redeschwalls selbst über die Unverständlichkeit ihrer Worte Lachen. Malia verstand es aber und lachte mit, wahrscheinlich fühlte sie sich genauso erleichtert.

„Ich freue mich genauso! Glaub mir… auch wenn ich nicht lange hier war, es war die Hölle. Ich fange wieder an zu heulen wenn ich daran denke dass ich meine Familie und meine Freunde wiedersehe. Ich war so geschockt als sie dich hiergebracht haben. Ich dachte, jetzt ist es vorbei, wenn sie es sogar geschafft haben dich zu fangen. Auch wenn du es nicht weißt, aber du bist für uns oftmals wie ein Vorbild. Du arbeitest oft länger als die Erwachsenen auf dem Feld und du hattest nie Angst vor den Tritonen. Manche der Erwachsenen haben sogar darüber geredet das du uns irgendwann noch hier heraus holst. Aber ich denke, niemand hätte damit gerechnet dass du tatsächlich dazu fähig bist. Schließlich dachten wir, du wärest genauso wie wir. Aber meine Güte, du bist viel großartiger!“.

Malias Worte ließen Sheila blinzeln, was sagte sie da? Die Magus schüttelte den Kopf. „Na jetzt aber mal Butter bei die Fische. Ich bin genauso wie ihr! Abstammung hin oder her. Wobei ich ja nicht mal selbst genau weiß… was genau ich bin. Aber ich gehöre zu euch und werde das immer tun. Wir sind alle stark ok? Ohne euch, wäre ich nie so weit gekommen“, nun löste Sheila die Umarmung wieder und sah in das strahlende Gesicht der jungen Dorfbewohnerin. Ihre Haut war dunkler als die von Sheila, aber das lag daran, dass die Verwandten ihrer väterlichen Seite aus der Wüste kamen. Ihr Haar war schwarz wie Kohle und die Augen erinnerten Sheila oftmals an die eines Rehs. Groß, braun und treu.

„Du kannst sagen was du willst, ich bleibe bei meiner Meinung“, nun blitzen die schneeweißen Zähne in dem Lächeln der jungen Farbigen hell auf. Sheila schüttelte darauf hin nur den Kopf und schmunzelte. „Ich konnte dich schon immer schlecht von deinen Meinungen abbringen, also versuche ich es gar nicht erst“, antwortete sie dann. Streiten wollte sie jetzt nicht, nicht wo sie so froh war, Malia gesund und munter wieder zu sehen.

„Aaaaber… jetzt erzähl mir alles, wie hast du das geschafft und mal unter uns. Wer sind diese beiden Kerle? Die sehen ja 1000x besser aus als jeder in unsrem Dorf“, Malia hatte ihren Arm um Sheilas Schulter gelegt und sah sie verschwörerisch an. „Oh mein Rukh, jetzt du nicht auch noch“, die Magus seufzte theatralisch, sie hätte wissen müssen das sie von dem Thema nicht verschont blieb.

 
 

*

 

Ein Seufzen war das einzige was die Stille durchbrach. Dann das Rascheln, als das Gewicht von einem Fuß auf den Andern verlagert wurde. Er war ziemlich in Gedanken versunken, wieder einmal. Es störte ihn, so viele Möglichkeiten, so viele Veränderungen so viel… Verlust. Es war nicht zu greifen, kaum zu verstehen und alles in ihm schrie danach das es eine Lüge war. Und doch wusste er, es war keine Lüge.

Egal wie sehr er es sich wünschte.

Jegliche aufmunternden Worte trafen auf Granit, er war noch nicht bereit dazu sich aufmuntern zu lassen und schien alles was gesagt wurde eher negativ aufzufassen. Vielleicht lebten alle noch? Was hieß alle? Wirklich alle? Oder eventuell nur die, die er nicht leiden konnte? Und davon gab es definitiv mehr als von der Sorte die er mochte.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Stamm des Baumes. Zum Glück war es hier draußen still, ruhig, entspannend. Wo ihn doch alles sonst so aufwühlte.

Sein Blick glitt nach oben in die Wipfel deren saftiges Grün hell und strahlend aufleuchtete. Als wollte es ihn verspotten… sagen: „Hey! Alles ist so hell und strahlend, deine düsteren Gedanken passen nicht hierher“, in diesen Momenten wünschte er sich, alles wäre dunkel. Vom Nebel verhangen. Seit er sein Schicksal verflucht hatte, war dieser Wunsch so unermesslich groß geworden.

Er spürte das etwas in ihm, lauerte, ihn zu Verändern drohte und verdammt, er hatte Angst davor, Angst davor das diese Veränderung mit jeder Sekunde näher rückte und das er dann nie wieder sein würde, wer er einmal war. Nur noch voll mit Hass, Verzweiflung und Rache. Einer Rache, deren Erfüllung vielleicht niemals mehr kommen würde… und die ihn trotzdem noch zu zerfleischen drohte!

Für was verdammt!? Für was hatte er das alles getan!? Hatte seine Schwester hintergangen, seine ganze Familie hintergangen. Er hatte sich demjenigen angeschlossen den er von allem am wenigsten Leiden konnte, nur weil er die größte Chance verhieß, seine Rache zu bekommen. Und das alles… das alles für nichts?

Er würde seinen Freunden nicht mehr unter die Augen treten können… das war vor… zu langer Zeit schon so gewesen und nun wusste er nicht einmal mehr, ob sie noch lebten. Der Gedanke schnürte seine Kehle zu. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie allein er eigentlich war.

Und wie sehr er diese Einsamkeit hasste.

Er konnte es leugnen wie er wollte, der Schmerz in seiner Brust und die Trauer in seinen Augen, zeugte davon wie er wirklich fühlte. Er konnte sich nicht belügen, auch wenn er die Tränen zu verschließen versuchte. Es war unmöglich. Sein Leben war auf den Kopf gestellt worden und… es fühlte sich ganz so an als würde er damit nicht klar kommen.

Wären sie doch nur hier… sie wüssten wie sie ihn aufmuntern könnten…. Sie wüsste wie sie ihn aufmuntern konnte… ihre Worte hatten schon immer etwas in ihm ausgelöst. Nun fragte er sich, ob er Sie jemals wiedersehen würde. Und wusste gleichzeitig, dass es egal war. Sie würde nie ihm gehören, das hatte er schmerzlich begreifen müssen. Das war es gewesen, der Stoß der ihn in den Abgrund geschmissen hatte. Der Stoß, der diese elende Kette losgerissen und ihn einfach nur noch in eine Richtung getrieben hatte.

Jetzt… jetzt war diese Richtung verwinkelt, verwachsen, unmöglich weiter zu begehen. Er fühlte sich, als würde er vor einem riesigen Dickicht voller Dornen stehen, unmöglich sie zu durchschlagen und seinem Pfad weiter zu folgen. Und er war zu blind, um den kleinen Schleichweg zu erkennen, der um die Dornen herum führte, durch das Gestrüpp hindurch, auf einen neuen Weg, einen helleren Weg.

„Willst du aufgeben?“, die Stimme riss ihn aus seinen, sich ewig im Kreis drehenden, Gedanken heraus. Erschrocken sah er in die Richtung, wo der Magi gerade zwischen den Bäumen heraus kam. Sein Blick war hart und durchbohrend. Er hatte das Gefühl, als würde er ihm direkt in den Kopf blicken oder in seine Seele, es war beides nicht unbedingt das, was er wollte.

„Nein… ich, was soll ich tun? Verdammt wie schaffst du das? Wie kannst du einfach weiter machen als wäre nichts?“, der Blick des Prinzen durchbohrte nun den Magi mit gleicher Intensität. Er hatte gelernt, Judal nicht nach zu geben. Er würde ihm nur sagen was er wissen wollte, wenn er gegenüber dem Magi standhaft blieb. Sonst würde dieser nicht anderes tun als ihn zu necken und auf zu ziehen, aber niemals würde er ihm die Wahrheit sagen.

„Das hab ich dir vorhin schon mal gesagt: „noch wissen wir nicht was wirklich los ist. Wenn wir erst einmal in Sindria sind, werden wir mehr wissen. Ich glaube nicht dass wir noch Leben und alle anderen Tod sind. Ganz im Gegenteil. Ich wette das Sinbad noch lebt und dass er sich in seinem ach so tollen Königreich befindet“, antwortete Judal nur und blieb dann vor Hakuryuu stehen.

„Und du denkst, wenn dem so ist, dass ausgerechnet Sinbad dir alles verraten wird? Weil ihr so gute Freunde seid? Oh bitte, du hattest schon bessere Einfälle Judal“, Hakuryuu sah den Magi leicht vorwurfsvoll an, dieser schnaubte jedoch nur unzufrieden.

„Und du warst auch schon mal Kleinlauter. Selbst wenn er mir nichts sagt… Sheila wird er alles sagen was sie wissen will. Und sie wird ihn das Fragen, was ich wissen will. Die Kleine wird sich als nützlicher erweisen als du vielleicht denkst“, das Grinsen des Magis wurde Finster. Es war so typisch für ihn. Er nutzte die Leute mit denen er sich abgab immer aus. Egal wer es war. Hakuryuu wusste, das Judal auch ihn nur ausnutzte. Aber er wusste auch, dass er ihn als Königskandidat nicht fallen lassen würde, ganz im Gegenteil. Auch wenn er jetzt von 0 Anfangen musste.

„Denkst du sie wird das Spiel mitspielen? Sie denkt zu viel nach Judal. Wer weiß ob du dich da nicht verrennst und es ist nicht sicher, das Sinbad ihr die Wahrheit sagt. Du kennst ihn… und seine Tricks.“

Aber Judal lachte daraufhin nur.

„Lass das mal meine Sorge sein! Neue Wege führen zu neuen Mitteln. Ich komme an die Informationen die ich haben will, so oder so und das solltest du am besten wissen. Und mach dir mal keine Sorgen über die Kleine, sie fällt jetzt schon ziemlich gut auf meine Masche rein. Vielleicht ist sie am Ende sogar auf unserer Seite? Und wenn nicht, auch nicht schlimm. Wenn ich sie nicht mehr brauche, dann räum ich sie aus dem Weg und die Sache hat sich erledigt.“

Hakuryuu knirschte auf Judals Worten leicht mit den Zähnen, er konnte nichts dagegen sagen. Der Prinz wusste, dass er vielleicht genauso handeln würde wenn er in der Position des Magis war. Aber es änderte nichts daran, dass er sich schlecht fühlte, Sheila zu hintergehen. Aber… irgendetwas in ihm sagte auch, das, das alles nicht so klappen würde, wie sich der Magi erhoffte.

Er unterschätzte seine Gegenüber zu oft und das hatte ihn im Falle von Aladdin einiges gekostet. Auch wenn dieser ihm die Augen geöffnet hatte. Judal war darüber sicher nicht hinweg, oh nein, er hegte immer noch einen Groll gegen den kleinen Magi, auch wenn dieser nicht auf Hass beruhte. Etwas das Judal selbst, wahrscheinlich am allerwenigstens verstand.

„Lass uns erst einmal abwarten…“, mit den Worten löste sich Hakuryuu von dem Stamm des Baumes und ging einfach davon. Ließ den Magi zurück, dem das scheinbar egal war. Judal sah ganz danach aus, als würde er noch weiter über seine Pläne nachdenken.

Aber der Prinz hatte die Schnauze voll von den finsteren Plänen des Magis. Zumindest im Moment, konnte er sie einfach nicht mehr mit anhören. Erneut fragte er sich, ob es eine gute Idee gewesen war, sich ihm anzuschließen.

 
 

*

 

 

„So ist das also alles… trotzdem, du hast Glück im Unglück was? Also ich würde es nicht so schlimm finden aus diesem langweiligen Dorf zu kommen und dann auch noch mit 2 so gut aussehenden Kerlen durch die Gegend zu Reisen. Mir würde allein das anschauen schon reichen“, kicherte Malia und Sheila schmunzelte nur.

Sie saßen mittlerweile im etwas lichteren Bereich des Waldes, nicht weit vom Dorf der Seishtani entfernt, auf einer kleinen Felsreihe. Malia hatte darauf bestanden, dass ihr Sheila alles erzählte. Obwohl sie Freundinnen waren, hatten sie vor diesem Vorfall hier nicht allzu viel Zeit miteinander verbracht, aber nun merkte Sheila das es eher ihre Schuld war. Sie hatte nie versucht groß auf die anderen Mädchen im Dorf zuzugehen und mit ihnen zu reden.

Nun spürte sie, wie erleichternd das sein konnte. Mit jemandem zu reden den man kannte und dem man vertrauen konnte. „Ich weiß nicht, wenn du in meiner Haut stecken würdest, würdest du wohl anders darüber denken. Aber auch für euch wird nun alles anders, jetzt wo die Seishtani tatsächlich Vorhaben im Frieden mit dem Dorf zu leben.

 Dann werden wieder mehr reisende kommen und das kleine Dorf wird sich vielleicht sogar zu etwas größerem entwickeln, euch stehen viel mehr Möglichkeiten offen. Mit etwas Glück, kann sogar wieder Handel betrieben werden, dann erfahren wir… ihr, mehr über die Außenwelt.“

„Ach Sheila, du wirst noch vor uns allen erfahren was da draußen vor sich geht. Und ich hoffe es ist nicht so schlimm wie es sich alle immer ausmalen. Wir kriegen hier ja wirklich nicht viel mit, vielleicht sind die Dungeonmonster mittlerweile ja tatsächlich zurück gedrängt worden.“

Malias Worte halfen nun doch, die junge Magus aufzumuntern. Es wäre toll, wenn sie dort draußen nur Gutes erfahren würde. Aber es war töricht, zu denken dass es so werden würde, man musste es bei einer Hoffnung belassen. Sonst war die Chance zu groß, enttäuscht zu werden.

Sheila wusste auch nicht, was die anderen Beiden planten und selbst wenn, sie würde es vielleicht akzeptieren. Aber sie würde sich nicht benutzen lassen. Das stand fest.

Und auch wenn sie nicht wusste das sie sich in Acht nehmen musste, spürte sie es doch tief in ihrem Innern. Immer wenn sie mit einem der Beiden und vor allen mit Judal, zusammen war. Sheila konnte die beiden Jungs nicht durchschauen und das machte sie so oder so vorsichtig.

Sie hatte keine Lust in irgendeine Falle zu laufen oder genau nach Plan der beiden Männer zu agieren. Aber für derlei Gedanken war es einfach noch zu früh, noch konnte sie nicht sagen was die Jungs vorhatten.

Sheila hoffte, in Sindria antworten auf ihre Fragen zu finden und Leute kennen zu lernen, denen sie vielleicht mehr vertrauen konnte. Die Zukunft hielt so viele Möglichkeiten offen, war es da überhaupt möglich, alle Eventualitäten abzudecken? Nein, definitiv nicht.

„Malia… ich denke wir machen uns auf zum Dorf, hilfst du mir alle Dorfbewohner zusammen zu trommeln, die fit genug sind um mit uns mit zu kommen?“, nun sah Sheila zu ihrer Freundin, welche freudig nickte und sofort mit einer fließenden Bewegung von dem Felsen sprang auf dem sie sich nieder gelassen hatte.

Die Blauhaarige tat es der Dunkelhaarigen nach und sprang ebenfalls von dem Fels herunter auf den sie sich gesetzt hatte. Dann machten sich beide Frauen auf direktem Weg zurück zum Palast um die Dorfbewohner zusammen zu trommeln.

 

Es dauerte gar nicht mal so lange die fitten Exsklaven zu versammeln, da die Seishtani ebenfalls mit halfen und auch die Anderen Dorfbewohner nach ihren Freunden und Verwandten Ausschau hielte, bis alle vor dem Palast versammelt waren. Als Sheila heraus trat, stürmten schon die Gesprächsfetzen auf sie zu, wie das Summen in einem Bienenstock. Alle waren aufgeregt und voller Vorfreude.

Auch Judal und Hakuryuu waren mittlerweile zu der Gruppe gestoßen, hielten sich aber etwas abseits und schienen nur darauf zu warten, dass sie endlich los gingen. Sheila sah noch einmal zur Kamu, seiner Verlobten und der Königin, ehe sie ihnen zulächelte. „Danke für alles, ich lege das wohl unseres Dorfes in eure Hände und glaubt mir, ich bin die erste die Erfährt wenn ihr euch wieder daneben benehmt“, meinte sie dann grinsend an Kamu und seine Mutter gerichtet. Der Seishtani lachte nur mit tiefer Stimme und die Königin neigte ihr Haupt. „Gewiss und da wir uns davor hüten werden dich als Feindin zu haben, werden wir alles in unserer Macht stehende tun um euer Dorf zu unterstützen“, sie lächelte und zeigte dann mit einer Handbewegung das sie los sollte.

„Nun geh, lass dein Volk nicht noch länger warten“, wies sie an und Sheila nickte, dann drehte sie sich um, stieg die Treppen hinab und schloss sich dem Tross an Menschen an. Kaum war sie vorne an der Spitze, folgte ihr die Meute auch schon. Das war ein seltsames Gefühl, sie fühlte sich wichtig, autoritär. Alle verließen sich auf sie und sie hatte bewiesen, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt war.

Nun schlossen sich aber auch der Magi und der Prinz an und holten zu ihr auf. „Das wurde auch echt Zeit, ich dachte schon du würdest nie los wollen“, murrte Judal, grinste sie aber gleichzeitig herausfordernd an. Wie konnte sie ihn da bitte ernst nehmen?

„Och, ich wollte dich einfach nur noch ein wenig zappeln lassen“, konterte die Magus einfach nur und erwiderte das Grinsen. „Ich bin aufgeregt, was die bevorstehende Reise angeht“, fügte sie dann aber noch hinzu. Während sie den Weg zum Dorf der Seishtani einschlugen.

Von dort aus, nahmen sie diesmal den richtigen Weg um zu ihrem eigenen Dorf zu gelangen. Nicht aber, ohne sich noch einmal von den Fischmenschen zu verabschieden, die dafür extra ihre Arbeit kurz liegen ließen und ihnen winkten.

„Du bist noch nie aus deinem Dorf rausgekommen oder? Da ist es verständlich, dass du aufgeregt bist. Aber es wird dir sicher gefallen“, Hakuryuu sah zu ihr und lächelte ihr aufmunternd zu. Es freute Sheila, dass er scheinbar wieder besser drauf war. „Bestimmt! Ich habe mich immer schon gefragt, was es da draußen alles gibt und nun hab ich endlich die Gelegenheit das heraus zu finden, deswegen bin ich aufgeregt!“, Sheila grinste breit und beschleunigte fast automatisch ihre Schritte.

„Ich frage mich auch… was uns da draußen erwartet. Ich fühle mich aufgeladen wenn ich nur daran denke“, Judal ballte die Hände zu Fäusten und es sah danach aus, als würde er seine Energie am liebsten irgendwie ablassen wollen. Er schien zumindest wieder vollends auf dem Damm zu sein.

„Das ist verständlich, oh, ich will so schnell wie möglich los“. Sheila war wirklich aufgedreht in diesem Moment. Konnte aber verstehen, dass Hakuryuu sich nun plötzlich wieder etwas zurück zog. Es fiel ihm immer noch schwer diese neue Situation zu verdauen. Sheila ließ sich aber nun ebenfalls leicht zurückfallen und legte ihre Hand auf den linken Arm des Prinzen. Wobei es ihr egal war, dass sie nur Holz unter ihrer Handfläche spürte.

„Es wird alles gut okay? Egal was passiert, wir werden damit fertig werden. Du musst das nicht alleine durchstehen, wir sitzen alle im selben Boot“, sie lächelte Hakuryuu aufmunternd zu. Er sah sie erst mit einem undefinierbaren Blick an, ehe er diesen leicht senkte und sie konnte schwören, dass er gelächelt hatte. „Sheila… danke. Pass auf dich auf okay? Vertrau nicht… jedem“, sie folgte seinem Blick der ganz kurz zu Judal gehuscht war. „Ich weiß, mach dir keine Sorgen. Ich bin mir bewusst, auf was, auf wen ich mich da einlasse. Aber ich bin auch nicht alleine, wenn es schief geht, werde ich trotzdem irgendwie raus kommen und ihm dann gehörig in den Arsch treten“, antwortete sie dem Prinz nur grinsend und nahm dann die Hand runter. Hakuryuu schmunzelte leicht, aber er schien mit ihrer Antwort zufrieden.

„Na dann komm, hör auf Trübsal zu blasen“, Sheila schubste den Prinz leicht vorwärts. „He!“ er kam ins straucheln, konnte sich aber wieder fangen und blickte sie vorwurfsvoll an. „Für was war das jetzt?“, seine Miene bekam etwas Schmollendes und Sheila musste lachen. „Einfach nur dafür!“, rief sie und rannte dann an dem Prinzen vorbei wieder nach vorne. Dieser sah ihr nur Fragend nach und schüttelte den Kopf, ehe er dann ebenfalls aufholte und sie wieder zu 3t weiter liefen.

Judal gönnte dem Verhalten von Sheila und Hakuryuu nur eine gelupfte Augenbraue, woraufhin Beide nur Grinsen konnten. Vielleicht würde das hier doch mehr Spaß versprechen als sie anfangs erwartet hatte.

Schilfgrüner Besuch

Der Rückweg kam Sheila länger vor als der Weg hin, aber auch etwas ungefährlicher, da sie sich nicht mehr durchs Unterholz kämpfen oder verstecken mussten. Sie genoss es einfach durch den Wald  zu gehen und unterhielt sich hier und da mit den Leuten.

„Da vorne! Wir sind da!“, rief plötzlich einer der Dorfbewohner und zeigte zum Ende des Waldes das vor ihnen aufblitzte. Sofort fuhr eine regelrechte Welle durch die Leute und Sheila wisch zur Seite, als die ersten losrannten und ihnen dann der ganze Tross folgte. Nur diejenigen die noch nicht fit genug waren und die allein dieser kleine Marsch schon gereicht hatte, blieben zurück.

Sheila blieb ebenfalls zurück und achtete auf die schwächeren Einwohner, die sie dankbar ansahen. Auch Hakuryuu und Judal waren zur Seite gewichen, wobei der Magi dem Tross mit einer Miene nachsah die zeigte dass er alles andere als erfreut darüber war, dass er den Menschen hatte ausweichen müssen.

„Kommt ihr?“, fragte die Blauhaarige nur in die Richtung der Beiden, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte und die restlichen Dorfbewohner den Weg lang eskortierte. Judal grummelte irgendetwas, während sich Hakuryuu schon in Bewegung setzte und folgte. Der Magi blieb scheinbar rein aus Protest noch kurz stehen, ehe er dann die Hände hinter dem Rücken verschränkte und hinterher joggte, bis er zu ihnen aufgeholt hatte. Dann nahm er die Arme hinter dem Rücken hervor, schlang sie rechts um Hakuryuus Schulter und links um Sheilas und stützte sich mit seinem vollen Gewicht auf ihnen ab, sodass sie ihn halb trugen. Dabei Grinste er einfach nur mit einem so kindlich, unschuldigen Ausdruck im Gesicht, dass man ihm nichts mehr übel nehmen konnte.

Das war gemein gefährlich!

Dass er so einen Blick besaß!

„Zufrieden? Du Spielkind“, meinte Sheila nur Grinsend, packte seinen Arm, wobei ihre Hand auf kaltes Metall traf, und ging dann so weiter. Hakuryuu hatte scheinbar vor gehabt Judal abzuschütteln, aber als Sheila einfach weiterlief, kam er ins Stolpern und fiel beinahe hin, gerade weil er sich durch Judals Gewicht nicht gut ausbalancieren konnte. Da dieser aber keine Lust hatte ebenfalls hinzufallen, ließ er Hakuryuu einfach los und legte dann beide Arme auf Sheilas Schulter. Dabei legte sich der Magi wieder mit seinem ganzen Gewicht auf sie.

„Urg… Judal… so kann ich nicht laufen“, murrte Sheila, ehe sie mit dem Ellenbogen in seine Seite stieß damit er von ihr abließ, erfolgreich. Aber nicht ohne dass er ihr nochmal einen ordentlichen Stoß gab, sodass Sheila nun fast das gleiche Schicksal ereilt hätte wie es Hakuryuu beinahe getroffen hatte.

Sheila grummelte Judal an, der sich nur die Seite kurz rieb und ihr dann ein Zähne fletschendes Lächeln schenkte. Daraufhin schmunzelte sie nur und setzte sich weiter in Bewegung, diesmal blieben sie und Hakuryuu weiter auseinander, dass Judal sich nicht wieder auf sie lehnen konnte. Bis sie dann endlich aus dem Wald heraus kamen und sich das Dorf vor ihnen erstreckte.

Sheilas Herz schlug vor Freude höher, als sie ihre Heimat sah und sie könnte sich Überschlagen, als sie schon von weitem sehen konnte, wie die Dorfbewohner die als Tod geglaubten Freunde und Verwandten freudig und mit vielen Tränen begrüßten.

„Das Dorf ist so hell wie leuchtende Pferdescheiße…“, murrte der Magi und Sheila verdrehte nur die Augen. „Wie wäre es wenn du dich nur ein, einziges Mal für andere freust? Das solltest doch sogar du schaffen du Schwarzseher“, sie stemmte die Hände in die Hüften und sah Judal scharf an. „Du musst es ja nicht jedes Mal Kommentieren wenn ich sowas sage“, konterte er nur mit einem breiten Grinsen. „Es ist schwer weg zu hören, wenn du schlechte Stimmung verbreitest! Deine Stimme hat dann ungefähr die Sanftheit eines quietschenden Stiefels.“

Auf den Vergleich hin lachte Judal dann einfach los und auch Hakuryuu musste schmunzeln. Sheila hingegen blies die Wangen auf und stampfte mit dem Fuß auf die Erde. Wobei kleine Steinchen davon flogen und auch das Erdreich winzige Risse bekam. Etwas, dass nur auffiel wenn man genau hinsah.

Aber Judal hatte genau hingesehen. „Was zum…? Wie letztens, als du so schnell weggerannt bist…“, er sah zum Boden und dann zu Sheila. Diese richtete ebenfalls den Blick zu der leicht aufgetretenen Erde. „Ich… ich hab keine Ahnung, manchmal kann ich recht starke Kräfte entwickeln“, versuchte sie der Frage auszuweichen, die dem Magi ins Gesicht stand.

Dieser wollte gerade auf sie zu gehen, als Hakuryuu sich vor ihn drängte. „Ist doch okay, vielleicht war einer ihrer Verwandten ein Fanalis. Das würde ihre Kraft erklären“, erklärte Hakuryuu und Judal schnaubte. „Nicht schon wieder einer von diesem übermenschlich starken Schlag… die sind so unausbalanciert das man Kotzen könnte. Ihre Magoi Kapazität ist niedriger als die einer Maus und ihre Stärke dafür weit über dem Maximum… ich frage mich wie sich das auf eine Magus auswirkt“, nun musterte Judal sie genauer. „Wer weiß ob deine mangelnden magischen Fähigkeiten davon kommen?“.

„Danke! Ich weiß sehr gut dass ich keine magischen Attacken einsetzen kann und das einzige magische an mir mein Bolg ist das fast von selbst entsteht!“, Sheila zuckte selbst über ihren Ausbruch zusammen und drehte den beiden Männern schnell den Rücken zu.

Judal lupfte dagegen eine Augenbraue und Hakuryuu legte seine gesunde Hand auf ihre Schulter. „Das hat doch keiner gesagt, du musst einfach nur trainieren oder mehr über dich heraus finden, deswegen gehen wir ja nach Sindria“, versuchte der Prinz zögernd, die Blauhaarige auf zu muntern. Sheila senkte auf seine Worte hin ihre Schultern. „Tut mir Leid, das war unangebracht…“, entschuldigte sie sich, ehe sie Hakuryuus Hand von ihrer Schulter nahm und sich wieder umdrehte.

„Nein, war es nicht. Wer weiß, vielleicht… kann ich dir ja helfen. Du hast schließlich wirklich einfach nur keinen Schimmer wie du das Rukh befehlen und dein Magoi in Magie umwandeln kannst“, lenkte dann auch Judal ein, was Sheila echt überraschte. Sie blinzelte leicht und nickte dann. Sie war irgendwie überrumpelt von dem plötzlichen, netten Verhalten des Magis. Aber sie konnte sich denken, dass auch er einen eigenen Nutzen daraus zog. Er würde mehr über Maguse erfahren, dass Thema schien ihn schließlich sehr zu interessieren und gleichzeitig war sie für ihn mehr von nutzen, wenn sie sich verteidigen konnte.

Dann würde sie beim nächsten Kampf vielleicht nicht wieder mit einem Schwert in der Seite enden. Deswegen nickte Sheila als Zustimmung. „Der Weg bis nach Sindria ist weit, ich denke da ist genug Zeit, dass du mich trainierst“, antwortete sie ihm dann und Judal nickte. „Ich bin echt gespannt, was eine Magus so kann… ich will wissen was an so jemandem wie dir so besonders sein soll…“, nun grinste der Magi fies.

„Mich würde es auch Interessieren, also was für Kräfte Sheila besitzt, wen sie sich scheinbar so stark von einem Magier unterscheidet“, meldete sich nun auch der junge Prinz zu Wort. Und Sheila dankte ihm dafür, dass er sie mit diesen Worten ein wenig vor Judals abwertenden Satz verteidigt hatte.

„Aber jetzt sollten wir erst einmal nach Hause… so wie es aussieht, werden wir ein kleines Fest feiern“, rief die Magus dann plötzlich und zeigte auf die Dorfbewohner, die offensichtlich schon Vorbereitungen trafen, da sie alles Essen was sie auftreiben konnten auf eine kleine Decke legten. Dahinter begannen sie Holz zu Stapeln und es war offensichtlich, dass sie ein Lagerfeuer entzünden würden. Heute Abend würde es ein richtig schönes Fest geben und Sheila freute sich unglaublich darauf!

 

„Mahma?“, Sheila schob den Vorhang zur Seite und trat in das ihr so bekannte Zuhause. Sie blickte sich kurz um und entdeckte dann ihre Ahme, die sofort aufstand und die junge Frau in die Arme nahm. „Du hast es geschafft, meine kleine Touha. Ich bin so glücklich für dich und für das Dorf“, Sheila hatte noch nie gesehen dass ihre Ahme so gerührt war, sie konnte sogar die kleinen Tränchen in ihren Augenwinkeln sehen.

„Ja Mahma, ich hab es geschafft und ich war nicht nutzlos, ich konnte Judal sogar das Leben retten und unsere Gruppe hat sich um einen jungen Prinzen erweitert“, begann Sheila freudig zu erzählen. „Das hört sich doch wundervoll an, komm setz dich und dann kannst du mir alles erzählen“, ihre Ahme löste die Umarmung und setzte sich dann an den Tisch, wo Sheila sich zu ihr gesellte und begann alles zu erzählen.

Sie ließ kein Detail aus, von dem Weg bis zum Dorf der Seishtani, das Treffen mit Kamu, die Ausklügelung des Planes, wie sie aus dem Gefängnis ausgebrochen war und wie sie Hakuryuu gefunden hatte. Dann Endete sie damit, wie sie zu Judals Kampf dazu gekommen waren und sie gedacht hätte er wäre Tod. Sie erzählte alles über die chaotischen Gefühle in ihr, dieses seltsame Band das sie und Judal zusammen hielt. Ihr Ahme hörte ihr die ganze Zeit stumm zu, nickte ab und zu und sah sie mit einem wissenden Lächeln an.

„Touha, das Band zu dir und dem Magi, hat einen Grund. Aber ich kann dir nicht alles darüber erzählen, in Sindria wirst du erfahren was es damit auf sich hat und wer du bist. Aber es ist wichtig dass ihr zusammen bleibt, zumindest solange wie du nicht weißt wie dieses Band funktioniert.“, begann ihre Ahme dann, als Sheila ihre Erzählung geendet hatte. Nun war es an der Zeit, dass die kleine Magus anfing zuzuhören.

„Als ihr Weg wart kam ein Mann hier in das Dorf, er wusste sehr viel über das was draußen in der Welt abging. Er kam hierher, weil sein Meister hier eine große Unruhe ausgemacht hatte und weil er hier ebenfalls einen Gefangenen vermutete. Womit er Recht hatte, Hakuryuu und Judal waren hier in diesem Gebiet gefangen.“, fuhr ihre Ahme fort und Sheilas Augen weiteten sich.

„Ein Mann kam hierher? Ein völlig fremder Mann und meint sein Meister hätte Judal und Hakuryuu hier vermutet? Mahma, woher weißt du das der Mann die Wahrheit sagt, können wir ihm vertrauen?“, Sheila war skeptisch, seit sie hier lebte hatten sie nur selten Besuch von Fremden bekommen. Sie hatten immer Geschichten bei sich, aber niemand hatte darüber gesprochen, dass es noch Magiebegabte Menschen in dieser Welt gab, außer die Maguse von der ihre Ahme ihr ja erzählt hatte. Aber viele dieser Leute hatten auch böse Absichten, sie waren mit der Hoffnung hergekommen, das Dorf, das unter den Seishtani zu leiden hatte und Schwach war, auszurauben. Aber hier war nichts zu finden und so waren sie oft schnell wieder abgezogen.

„Oh ja Sheila, wir können diesem Mann vertrauen. Dieser Mann war Jafar, einer der Generäle und der erste Berater König Sinbads. Ich… wäre beinahe in Tränen ausgebrochen als er vor meinem Haus stand und darum bat mit mir zu reden. Es gibt keinen Mann, außer Sinbad selbst, dem ich mehr Vertrauen würde und es war wie ein Wunder ihn zu sehen, kaum gealtert… ein so altbekanntes Gesicht dass ich es fast vergessen hatte. Er hat mir auch erzählt das er dich gerne Treffen würde und dass er euch auch mit nach Sindria begleitet, sobald er sich hier umgesehen und alle nötigen Informationen gesammelt hat.“

Sheila konnte nicht mehr tun als einfach nur zuzuhören, sie kannte diesen Jafar nicht. Aber bedeutete das, dass Sinbad auch noch lebte? Wie viele der alten Könige, Magier und deren Untertanen lebten noch?

Erst hatte sie einen Magi, dann einen Prinzen des alten Kou-Imperiums gefunden und nun stellte sich heraus dass der König der 7 Meere noch lebte und sein Berater und General in das Dorf gekommen war. „Das ist… Wahnsinn… wieso geht es jetzt alles so schnell Mahma? Was bezweckt das Schicksal?“, Sheila strich sich mit der Hand durch ihr blaues Haar.

„Veränderung Touha, Veränderung. Etwas das diese Welt mehr braucht als alles andere. Endlich dreht sich der Spieß um… vielleicht wird diese Welt bald schon wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen, auf dass sich die Königreiche wieder erheben und die Dungeon Monster von diesem Planeten tilgen, zumindest die, die nichts Gutes im Sinne haben.“, Antwortete ihre Ahme und legte ihre Hand auf Sheilas Schulter.

Diese nickte und lächelte dann. „Aber ich denke… das gibt nun große Probleme. Soviel ich weiß, war Judal nie gut auf Sindria zu sprechen, hast du nicht einmal erzählt dass er dem Land sogar den Krieg erklärt hatte? Auch wenn es schon so unglaublich viele Jahre her ist…“, Sheila machte sich Sorgen, berechtigte Sorgen. Judal stand mit dem Land und dessen König im Clinch. Sie hatte die ganze Zeit schon überlegt wie die Reise nach Sindria wohl werden würde und bisher hatten weder Judal noch Hakuryuu irgendwelche Bedenken verlauten lassen. Aber sie hatten ja nicht damit gerechnet, das Sindria scheinbar wieder zu dem alten Königreich zurückgefunden hatte, dass es einmal war, unter der Führung des alten Königs.

„Ja, es könnte Probleme geben, Mr. Jafar hat das auch angesprochen. Doch er meinte auch, dass sich vieles in dieser Welt verändert hatte und dass nur wenig wieder in seiner alten Form hergestellt wurde. Das Kou-Imperium lebt, aber es ist drastisch geschrumpft und König Sinbad scheint es unter strenger Beobachtung zu halten. Von Al-Thamen gibt es weiterhin keine Spur, die wahrscheinlich beste Nachricht überhaupt… oh, er hat so viel erzählt dass es selbst mir schwer fällt alles zu Ordnen. Sheila, eine komplett neue Zeit beginnt, welche Vergangenheit wiederhergestellt wird oder was neu erhalten bleibt liegt in den Sternen und deswegen müssen wir einfach schauen, wie das mit Judal und König Sinbad verläuft. Der Magi hat im Moment niemanden der hinter ihm steht und sein altes Kou-Imperium ist zu schwach um ihm den Rücken zu decken. Es wäre Selbstmord, wenn er versuchen würde sich wieder gegen Sinbad aufzuleh-… wenn man vom Teufel spricht“.

Sheila sah ihre Ahme fragend an, ehe sie zu realisieren schien was diese meinte und sich ruckartig umdrehte. Tatsächlich, der Magi stand im Eingang und sein Blick… er war undeutbar und doch löste er in Sheila eine Gänsehaut aus. Irgendetwas, stimmte nicht. Was hatte er gehört? Hatte er alles gehört?

Doch ehe sie die Frage an den Magi richten konnte, drehte sich dieser um und ging einfach wieder. Obwohl er nicht den Anschein gemacht hatte, spürte Sheila Gefühle, die nicht zu ihr gehörten, ein unglaubliches Chaos an Unglauben, Vorfreude, Euphorie und einem riesen großen Schock.

„Judal! Es tut mir Leid Mahma aber ich…“, Sheila brauchte nicht auszusprechen, ihre Ahme zeigte ihr dass sie dem Magi folgen durfte, wahrscheinlich sogar musste. Also ließ sich Sheila das nicht zwei Mal sagen, sie sprang auf die Füße und rannte raus. Konnte den Magi aber nicht mehr entdecken. Wo war er hin!? Wollte er etwa…? Nein, er durfte Jafar nicht alleine treffen. Sie wusste nicht, wer dann mehr in Gefahr schwebte wenn es dazu kam, dass er dem General etwas antat. Aber sie spürte das Judal Antworten wollte und es gerade nur einen in der näheren Umgebung gab der ihm diese beantworten konnte.

Sheilas Blick zuckte über die Menge, ehe sie einen bekannten, dunkelblauen Haarschopf ausmachte. „Hakuryuu! Hakuryuu!“, sie rannte los und der Prinz sah sie verwirrt an. „Was ist los?“, fragte er dann und schien nicht ganz zu wissen, wie er auf ihre plötzliche Aufregung reagieren sollte. „Judal ist auf dem Weg zu Jafar! Wir müssen ihm folgen bevor er irgendetwas Dummes tut!“, überrumpelte sie den jungen Mann einfach, ehe sie ihn am Arm packte und einfach mit sich mit zog, in die Richtung, in die sie Judal vermutete. „Jafar!? Was!? Was geht hier vor Sheila!?“, Hakuryuu sah sie geschockt an, riss sich aber nicht los sondern versuchte mit ihrer Geschwindigkeit mit zu halten, trotzdem wollte er Antworten. Aber er schien auch zu Wissen wie wichtig es nun sein konnte, Judal aufzuhalten.

„Meine Ahme hat mir erzählt das Jafar hier aufgetaucht ist, er hat davon erzählt das König Sinbad wieder in seinem Königreich lebt und regiert und das, dass Kou-Imperium ebenfalls wieder lebt aber viel kleiner ist als früher. Es steht unter der Überwachung von Sinbad und… Hakuryuu, wenn Judal Jafar irgendetwas antut könnte das große Probleme geben!“, vielleicht übertrieb sie, vielleicht war es gar nicht so schlimm, aber sie konnte nicht glauben das Sinbad es dem verhassten Magi verzeihen würde, wenn dieser einen seiner Generäle verletzte oder vielleicht sogar umbrachte.

„Verdammt… jetzt will ich Jafar auch zur Rede stellen, aber du hast Recht, es ist wichtiger das wir Judal aufhalten. Judal ist früher, als ich in Zagans Dungeon war, in Sindria eingefallen und hat seinen Standpunkt dem Land und Sinbad gegenüber klar gemacht. Der König wird mit Judal kurzen Prozess machen, sobald sich dieser wieder gegen ihn auflehnt und unterschätzt dass er diesmal keine Hilfe von irgendwem bekommen wird. Sinbad würde nicht zögern, Judal war schon immer ein Problem für ihn und sein Land, er wird die Chance Judal zu töten ergreifen, sobald sie sich ergibt, auch wenn das heißt einen Magi von der Erde zu tilgen.“.

„Das lass ich nicht zu!“, sie spürte wie die Wut in ihr aufkochte und im nächsten Moment bekam sie eine Frage entgegen geschleudert. Nicht in Form von Worten, es fühlte sich einfach nur an wie ein Fragezeichen, als würde jemand sie fragend ansehen. „Was… „, Sheila blinzelte leicht und Hakuryuu sah sie fragend an.

„Ich glaube, Judal spürt auch meine Gefühle…“, das war eine Erkenntnis, die ihr irgendwie gar nicht gefiel. Wie weit konnte er fühlen was sie fühlte? Auch nur in Momenten wo sie aufgewühlt war, so wie sie seine Gefühle nur spürte wenn er aufgewühlt war? Oder öfters?

„ich will dich ja nicht beleidigen, aber dieses Band was ihr habt ist echt creepy…“, murmelte Hakuryuu nur, während er weiter neben ihr her rannte. Mittlerweile waren sie aus dem Dorf draußen und rannten auf den Acker zu und da sah sie sie auch schon stehen.

„Ich weiß, mir geht’s genauso… da sind sie!“, Sheila zeigte auf die beiden Männer die sich gegenüber standen und legte dann eine Vollbremsung ein, als eben diese Beiden zu ihnen sahen.

Hakuryuu hatte damit scheinbar aber nicht gerechnet, denn er wollte weiterrennen, wurde aber von Sheila mitten im Rennen gestoppt und so stark nach hinten gezogen, dass er einfach nach hinten umfiel und auf seinen 4 Buchstaben landete. „Sheila!“, rief der Prinz empört und wurde gleichzeitig rot als er merkte das er vor allen Anwesenden auf dem Hintern gelandet war.

„Huch, tut mir Leid Hakuryuu“, sie half dem jungen Mann wieder auf und sah dann wieder zu den Beiden Streithähnen. Anders konnte man es nicht beschreiben, denn Sheila war sich sicher gewesen, das bis eben noch Blitze zwischen ihren Augen hin und her gezuckt waren. Jafar hatte angespannt gewirkt und Judals Hand lag unter seinem Chunnari am Zepter, als wollte er es hervor ziehen.

Jetzt aber sah er nur mit einem Grinsen zu Sheila und Hakuryuu, scheinbar einfach weil er dieses Grinsen bei dem Anblick nicht zurückhalten konnte, während Jafar überrascht, leicht belustigt und neugierig zugleich wirkte.

„Prinz Hakuryuu, ich hätte nicht erwartet dass sie sich ebenfalls hier befinden“, merkte der Weißhaarige an, ehe er auf die Beiden zu ging. „Und sie müssen Sheila sein, freut mich sie kennen zu lernen, mein Name ist Jafar, ich bin Sinbads Berater und einer seiner 7 Generäle“, er hatte die Hände unter seinen Ärmeln verschränkt und neigte leicht den Kopf zur Begrüßung.

„Ähm äh… ja ich bin Sheila, die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Ich habe von meiner Ahme schon einiges gehört, aber… entschuldigt mich bitte“, sie war nicht unbedingt sehr Firm mit höflichen Unterhaltungen, das war ihr bei Hakuryuu schon schwer gefallen und Jafar schien noch seriöser. Obwohl er irgendetwas… an sich hatte, er war nicht so der hmm… schmierige Beratertyp wie sie ihn eventuell erwartet hatte.

Aber jetzt musste sie erst mal ihre Wut ablassen, deswegen stapfte sie auf Judal zu. Der sie ein wenig fragend ansah und ein empörtes und verwirrtes: „He!?“, von sich gab, als sie einfach in sein Chunnari griff und den Zauberstab hervor holte. „Mach das nie wieder!!“, rief sie einfach nur, kam mit einer Bewegung ganz dich an ihn heran, holte aus und bevor Judal sie aufhalten konnte, schlug sie ihm mit seinem eigenen Stab auf den Kopf. Er zuckte leicht zusammen, riss ihr aber dann die goldene Waffe aus der Hand.

„Sag mal spinnst du!?“, fauchte er sie an und schien noch wütender zu werden, als ein glucksendes Lachen ertönte. Hakuryuu hielt die Hand vor den Mund um nicht laut zu lachen und auch Jafar sah mehr als amüsiert aus. Er funkelte die Beiden mit einem Blick an, bei dem man froh darüber war das Blicke nicht töten konnten. Ehe er genau diesen Blick, fast noch einen ticken gefährlicher, wieder an Sheila richtete. Die sich davon aber nicht beeindrucken lies, die Zeiten waren vorbei.

„Ich hab mir Sorgen gemacht! Wie kannst du einfach so abhauen!? Was denkst du was passiert wäre hättest du ihm irgendetwas getan?“, fauchte sie ihm ebenfalls die Frage entgegen und deutet auf Jafar.

„Der kann mir gar nichts! Und der Idiotenkönig kann sich auch warm anziehen! Da müssen die schon früher aufstehen!“, zankte Judal einfach zurück und nun zuckten wahrlich blitze zwischen ihm und ihren Augen hin und her.

„Wer hätte das gedacht… das ist das erste Mal, dass ich sehe dass jemand Judal so Paroli bietet…“, flüsterte Jafar Hakuryuu zu, der daraufhin nur grinsend nickte. „Die Beiden sind echt genial. Das wird noch ein Spaß“, der Prinz wunderte sich ein wenig, das er so ungezwungen mit Jafar reden konnte, nach allem was geschehen war. Aber irgendwie war er froh, jemanden zu getroffen zu haben den er kannte. Sheilas Worte, das auch das Kou-Imperium noch lebte, schien ihn auch auf zu muntern, aber gleichzeitig auch mit einer alten Angst zu erfüllen.

„Ach laber keine gequirlte Scheiße! Du bist nicht unbesiegbar oder unantastbar, dass sollte mal in dein Hirn rein gehen. Denk nur mal an den Kampf gegen Nkshar zurück!“, huh, da hatte Sheila wohl einen wunden Punkt getroffen. Denn Judal baute sich regelrecht vor ihr auf und sah zu ihr runter, schien noch etwas sagen zu wollen. Doch dann schnaubte er, verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich einfach um. Wobei er Sheila beinahe seinen Zopf ins Gesicht klatschte, sie konnte aber noch gerade so zurückweichen.

„Ich mach mir einfach Sorgen okay… vielleicht siehst du das alles als nicht so gefährlich an. Aber ich sehe das anders… ich hab keine Lust, mich ständig um dich zu Sorgen nur weil du dich so leichtfertig verhältst, ohne über die Konsequenzen nachzudenken“, Sheila sah zu ihm und bemerkte, dass er auf ihre Worte kurz den Kopf leicht gedreht und sie aus dem Augenwinkel heraus beobachtet hatte.

„Dann lass das einfach, es ist mein Bier. Seit wann bedeute ich dir so viel? Das ist mir neu. Mach es einfach wie alle anderen und lass mich machen wozu ich Bock hab“, antwortete er ihr nur mit einem bissigen Unterton. Indem Moment realisierte Sheila, dass Judal es nicht zu kennen schien, dass sich jemand um ihn Sorgen machte. Das ihn wirklich alle immer machen ließen was er wollte, weil es sie nicht störte wenn er verletzt wurde. Konnte das sein? Das würde bedeuten dass er verdammt einsam war.

„Wenn ich dir jetzt leid tue, hau ich dir so eine rein dass du die Reise nach Sindria nicht mehr mitkriegst“, knurrte er ihr zu. Sheila schrak leicht zusammen, da sie nicht bemerkt hatte dass er seinen Blick wieder zu ihr gewandt hatte. Die Magus hob beschwichtigend die Hände. „So ist es nicht, ich hab nur nachgedacht. Ich will dich besser verstehen… damit ich nicht in Fettnäpfchen trete“, versuchte sie dann das Thema ein wenig umzulenken.

„Ich mag es wenn du in Fettnäpfchen tretest, das ist amüsant“, antwortete der Magi nur mit einem üblichen Grinsen. War jetzt alles wieder in Butter? „Aber nicht wenn du deswegen wütend auf mich bist… lasst uns zurück gehen, das Fest beginnt bald und… lass uns einfach für eine Nacht alles vergessen und Spaß haben okay?“, sie lächelte Judal zu. Dieser zögerte erst, lenkte dann aber ein und nickte.

„Na gut“.

Damit gingen die beiden zu Hakuryuu und dem General aus Sindria zurück, nachdem sie kurz ihren Standpunkt klar gemacht hatten, stimmte auch Jafar zu, das sie erst einmal das Fest genießen sollten. So machte sich die 4rer Gruppe runter vom Acker und zurück ins Dorf.

 

 ~~~~

 

Touha: Tochter

Regenbogenfarbige Festlichkeiten

Zu Sheilas Verwunderung, sprachen sie wirklich kein Wort mehr auf dem Weg zurück. Jafar lief stumm vorne her und die 3 Jüngeren, folgten ihm genauso still. Judal schlenderte dabei wie immer relativ träge hinterher und mit weit ausgreifenden Schritten. Hakuryuu ging neben Sheila auf gleicher Höhe und achtete darauf, dass er auf dem unebenen Acker nicht umknickte, während Sheila relativ sorglos, aber sicher, einen Fuß vor den anderen setzte. Sich auf dem Feld zu bewegen, war für sie kein Problem, da sie es ihr ganzes Leben schon getan hatte.

Als sie im Dorf ankamen, beschleunigte Sheila ihre Schritte, bis sie neben dem jungen General lief, der ernst aber freundlich zugleich den Kopf zu ihr wandte. „Mister Jafar… wie sieht es in der Welt aus? Hat sich vieles Verändert in der Zeit, in der wir von allem abgeschottet waren?“, sie konnte die Frage nicht mehr zurückhalten. Sie war zu neugierig und gleichzeitig betraf die Antwort ja auch ihre ganze Reise und ihre Mission.

Der weißhaarige junge Mann, überlegte kurz, ehe er leicht den Kopf schüttelte, wobei seine Kopfbedeckung in der Bewegung mit wippte.

„Es hat sich viel Verändert, aber vieles ist auch beim Alten geblieben…“, er unterbrach sich kurz, da er nach hinten zu Judal und Hakuryuu sah, welche beide nun ebenfalls näher gekommen waren und scheinbar zuhören wollten, dann wandte er sich wieder an Sheila und sprach weiter, „die alten Königreiche gibt es nicht mehr so, wie wir sie kannten. Was dir wohl bewusst ist. Doch sie fangen wieder an, sich aufzubauen. Sindria war von allen Königreichen ja dass, was am wenigsten von der Überflutung durch die Monster beeinträchtigt wurde und demnach hat es auch jetzt schon fast wieder seinen alten Zustand erreicht, mit dem einzigen Unterschied, dass wir noch nicht wieder so viele Einwohner haben.

Das Kou-Imperium, hat sich hingegen drastisch verringert und besitzt nur noch 1/3 seines alten Landes, dazu verliert es auch stetig mehr an Macht. Die Dungeonmonster haben sich diesen Teil der Welt am Meisten angeeignet und wir sind im Moment dabei, zu schauen, wo sich dort noch andere Magier, Metallgefäßnutzer oder Haushaltsgefäßnutzer befinden könnten, die wir zu befreien versuchen. Die anderen Königreiche, wie zum Beispiel Ream, versuchen das Gleiche, für alle ist das erretten des Rukhs die höchste Priorität, aber es erweist sich als schwieriger, als wir es gedacht hätten.

Die immer noch sehr niedrige Menge an Rukh in der Atmosphäre, bringt sehr viele, gravierende Probleme mit sich. Wie ihr sicher auch schon erfahren habt. Das wichtigste ist, dass man der Umgebung die sich wieder erholt hat, nicht zu viel Magoi entzieht und auch da hat sich einiges verändert. Das kann ich euch später noch genauer erläutern.

Zumindest kann sich gerade keines der Königreiche groß expandieren, da die Dungeonmonster es fast unmöglich machen und kein Königreich derzeit genug Macht besitzt um sie dahin zurück zu treiben, wo sie herkamen.“

Das waren sehr viele Informationen auf einmal, scheinbar hatte Jafar Zeit genug gehabt abzuwägen, was er erzählen konnte und was nicht, als er erfahren hatte das Judal noch lebte. Sheila ließ diese Informationen erst einmal Sacken. Es sah also allgemein weit besser aus als sie gedacht hatte und auch die Information, das Kou tatsächlich nur noch ein winziges Land war und scheinbar stetig kleiner wurde, erfreute sie irgendwo. Aber wieso wurde es kleiner? Das es Kou überhaupt gab, bedeutete ja, dass sie es schon einmal wieder geschafft hatten, das Königreich wieder zu beleben und zu vergrößern, sie nun aber durch irgendetwas wieder an Macht verloren.

Es war ab zu sehen, das Sinbad darin seine Finger im Spiel hatte. Er würde sicher nicht Zulassen, dass sein alter Erzfeind, wieder zu alter Kraft gelangte. Vielleicht war auch der zukünftige Kaiser, Ren Kouen, noch verschollen, alleine das würde ausreichen um Kou seinen Halt zu nehmen. Zumindest dem zu Folge, was ihre Ahme ihr alles erzählt hatte.

„Tz, als hätte seine Dämlichkeit da nicht seine Finger im Spiel“, Judal klang hörbar zerknirscht und wütend. Verständlich, es war sein Land, was an Macht verlor. Das Land, welches er regelrecht aufgezogen hatte, indem er dessen Kaiser und die Prinzen als Magi unterstützt hatte.

„Und wieso sollte er Probleme damit haben, ein paar mickrige Dungeonmonster in ihre Schranken zu weisen?“, fragte er dann und durchbohrte Jafar mit einem durchdringenden Blick.  Dieser zog die Augen nur leicht zu schmalen Schlitzen zusammen, ehe er seinen Umhang straffte und weiter ging.

„Wie gesagt, es gibt viele Veränderungen und die laufen auch im Reich der Magie ab. Obwohl es für einen Metallgefäßnutzer eigentlich kein Problem sein sollte, große Mengen Magie zu wirken oder gar extreme Magie zu verwenden, ist es das doch. Die Djinns können nicht mehr so leicht auf das Magoi in unserem Körper zugreifen, da sie durch das, was mit den Dungeons geschehen ist, teilweise in unsere Welt übergewechselt sind. Unter gegebenen Umständen, können wir sie sogar teilweise Materialisieren, aber eher in ihrer alten Gestalt, als in der eines Djinns.“, beantwortete Jafar dann Judals Frage und er schien wirklich überlegt zu haben, ob er es dem Magi verraten sollte, schien aber zu denken, dass dieser das wohl sowieso bald schon herausgefunden hätte.

„Deswegen war es ungewohnt schwer, Zagan zu rufen. Es war, als könnte er nicht ganz auf meine Befehle reagieren, nur leicht verzögert…“, gab Hakuryuu dann zu und schien in seine Gedanken versunken zu sein. Er hatte bisher keine allzu große Menge an Magie verwendet und war damit, wohl noch nicht an die neuen Grenzen seines Djinns gestoßen.

Sheila interessierte das alles sehr, weswegen sie ziemlich an Jafars Lippen hing und wahrscheinlich, wie ein kleines Kind, ehrwartungsvoll zu ihm sah. „Ich freue mich jetzt schon so sehr, wenn wir nach Sindria können, es wird so viel Neues geben und ich habe so viel Fragen, dass ich nicht weiß welche ich als erstes Stellen soll! Was die Welt betrifft, was Magie betrifft und was mich betrifft… „, sie schüttelte leicht den Kopf um ihre Gedanken zu sortieren. Jafar lächelte dabei nur verständnisvoll.

„Ich werde dir später alle deine und auch eure Fragen beantworten“, damit wand er sich nur noch einmal kurz zu den anderen Beiden um, ehe er an Sheila gewandt fortfuhr: „aber jetzt genieß erst einmal das Fest, danach ist noch mehr als genug Zeit“.

 

Sheila war bis zum Beginn des Festes nur auf den Beinen, sie lief hier und dorthin, grüßte die Leute, fiel den Anderen um den Hals. Sie fühlte sich wohl und war demnach schon erschöpft als das Fest seinen Startschuss bekam und sich das Dorf lachend und singend vor dem großen Feuer verteilte und ein raunen die Umgebung erfüllt. Es war wie in einem Bienenstock, überall wurde geredet, gelacht, gequatscht, gesungen und einige spielten auf Instrumenten Musik.

Die Blauhaarige hielt sich etwas abseits des ganzen Trubels, sie hatte die Zeit zuvor nicht umsonst genutzt, um mit den ganzen Leuten zu reden und schon in das Fest hinein zu feiern. Denn jetzt war ihr alles etwas zu voll und zu laut, da hielt sie sich lieber etwas abseits und genoss es, den feiernden zuzusehen, während sie selbst eine der Knollen aß, die sie geerntet hatten. Für ein Fest gab es eigentlich zu wenig zu Essen, es waren noch ein paar Tiere geschlachtet worden und man hatte die Knollen vorbereitete und daraus verschiedene Speisen gekocht. Aber es fehlte das Obst und die Vielfältigkeit. Fisch gab es auch nur sehr wenig.

Doch die Magus war sich sicher, dass das Dorf bald genug zu essen haben würde, die Seishtani würden Reis gegen die Knollen tauschen und Fisch gegen das Fleisch oder Stoffe. Sie bekam davon wahrscheinlich nichts mehr mit, aber sie freute sich trotzdem für ihre Leute und demnach konnte sie auch ohne Bedenken am Fest teilnehmen und leise die Melodie mit summen, während sie die tanzenden Leute beobachtete.

„Wieso sitzt du so abseits? Hast du dich nicht so aufs Fest gefreut?“, Sheila drehte sich um als sie die bekannte und angenehme Stimme vernahm. Bevor sie antwortete, kaute sie jedoch erst hastig das Stück der Knolle zu Ende, was sie im Mund hatte.

Was ihr gerade vorkam als wäre es aus dieser zähen Masse auf der man ewig kauen konnte.

„Mach ruhig langsam, sonst verschluckst du dich noch“, der leicht amüsierten Stimme, folgte ein leichtes glucksen, ehe sich der junge Prinz neben ihr auf seinen Knien niederließ.

Sheila kaute nun wirklich langsamer, sah zu Hakuryuu und nickte ihm leicht zu, ehe sie ihren Blick unweigerlich schweifen ließ, auf der Suche nach jemand bestimmtes.

Dieser Jemand saß ebenfalls etwas abseits, aber weiter weg von ihr und schien sich am gepökelten Fleisch gütlich zu tun. Zumindest biss er kräftig von einem Spieß ab, während er sich gegen einen kleinen Holztisch lehnte und zu den Tanzenden und dem Feuer sah. Wobei man nicht sagen konnte, was von beidem er gerade beobachtete…

„Ich habe Spaß am Fest, aber ich mir ist es zu laut und zu voll wenn es in vollem Gange ist“, antwortete sie dann endlich auf Hakuryuus Frage, wobei sie den Blick wieder zum Prinzen wandte und den Rest der Knolle runterschluckte. „Also geht es dir ähnlich wie mir… oder uns“, nun sah auch er zu Judal, wodurch Sheila merkte, dass er ihren Blick sehr wohl registriert hatte. Der Magi dafür scheinbar gar nicht, er hatte bisher nicht her gesehen.

„Ist es doch was ernsteres mit euch?“, nun sah der Blauhaarige wieder zu Sheila und sie wurde schlagartig rot und schüttelte heftig den Kopf. Wie kam er darauf!? Okay… vielleicht war es für Außenstehende schon etwas seltsam wie oft sie „aufeinander“ hockten, manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Aber Sheila fühlte nichts und sie war sich sicher dass es bei Judal genauso war. Sie hatte keine Ahnung ob sie sich irgendwann mal näher kommen würden, einfach durch die Albereien die sie taten, aber ob Gefühle entstanden, war eine ganz andere Sache.

„Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau… ich hab damit keine Erfahrung. Aber ich fühle nichts und für was Ernsteres müsste das vorhanden sein oder? Außerdem kenne ich ihn kaum, erst seit wenigen Tagen“, die Magus zuckte leicht mit den Schultern. Irgendwie war sie überfragt bei dem Thema und sie hatte wirklich nicht viel Ahnung davon. Gleichzeitig hatte sie Angst, dass sie genau deswegen zu Judals Spielball werden konnte, ohne dass sie es bemerkte.

Hakuryuu musterte Sheila genauer und irgendwie löste diese Frau eine Art Beschützer Instinkt in ihm aus, es war seltsam. Sie war in manchen Dingen so standhaft, mutig und rational und im nächsten Moment konnte sie so naiv und verletzlich wirken. Wahrscheinlich würde da bei jedem Mann der Beschützerinstinkt anspringen, bei jedem außer Judal verstand sich.

„Ich bin jetzt auch nicht gerade der Beste den man bei sowas um Rat bitten kann, aber ich kann nur sagen dass du vorsichtig sein solltest. Aber ich denke, dass weißt du bereits“, antwortete er dann auf die Ahnungslosigkeit der Magus. Auch Hakuryuu befürchtete, das der gerissene und in diesem Thema alles andere als unerfahrene Magi die Unschuld von Sheila ausnutzen könnte. Sie war dafür oft einfach zu tollpatschig, wie bei der Sache gestern Abend, wo sie vergessen hatte, dass sie nur im Handtuch gewesen war. Oder vielleicht sogar geglaubt hatte, dass es nichts ausmachen würde, wenn sie in einem solchen Aufzug zu Judal ging. Da war sie wirklich mehr als töricht, der Magi war schließlich auch nur ein Kerl.

„Ja dem bin ich mir bewusst, aber ich weiß auch dass ich manchmal ganz schön in Fettnäpfchen trete. Es ist nicht so… als hätte er das nicht schon versucht auszunutzen…“, sie dachte nur daran zurück, als Judal ihr über ihr Ohr geleckt und sich danach über ihre Unschuld lustig gemacht hatte. In dem Moment hatte sie sich irgendwie hilflos gefühlt und gleichzeitig wütend, wütend darüber dass er in ihr eine leichte Beute zu sehen schien.

„Er hat es versucht?“, wieder ging der Blick des Prinzen zu dem Magi, diesmal hatte er aber ein klein wenig etwas vorwurfsvolles. Und siehe da, da sah Judal tatsächlich zum ersten Mal zu ihnen rüber. Auf Hakus Blick lupfte er nur eine Augenbraue, biss wieder vom Fleisch ab und sah erneut zum Feuer, ganz so als sei es ihm egal, dass sie beide hier hinten saßen. Bei einem Fest in dem die Glückshormone nur so durch das ganze Dorf flogen. Aber Sheila merkte nicht, dass es für Außenstehende vielleicht etwas mehrdeutiger aussehen könnte, dass sie hier hinten mit einem jungen, gut aussehenden Mann saß und redete.

Es ging tatsächlich der ein oder andere Blick zu den beiden Freunden und niemand schien sie stören zu wollen. Selbst wenn sie es registrieren würde, wäre es ihr höchstens ein wenig peinlich, aber mehr wohl auch nicht. Sie wusste schließlich, dass sie nur mit dem Prinzen befreundet war und das sie nichts von ihm wollte oder so. Nur weil sie Erwachsen waren, hieß das nicht, dass sie nicht einfach nur befreundet sein konnten oder? Zumal ihnen eine lange Reise bevorstand und es weit angenehmer war, wenn man sich mit allen verstand. Manchmal war es wirklich nervig, das viele bei einer Freundschaft zwischen Mann und Frau ab einem gewissen Alter immer irgendetwas dahinter vermuteten.

„Ja… aber, es ist schon okay. Ich muss nur etwas mehr aufpassen, aber ich werde auch nicht zulassen dass er seinen Kopf mir gegenüber durchsetzt“, meinte sie nun grinsend und Hakuryuu musste leicht schmunzeln. Er hoffte es für sie, aber wenn er an das Gespräch mit Judal zurückdachte… fühlte er sich irgendwie schlecht. Sheila schien wirklich keine Ahnung zu haben was hinter ihrem Rücken ablief. Das sorgte im Prinzen nur noch mehr dazu, dass er am liebsten alles ausplaudern wollte, eben weil Sheila einfach so unschuldig naiv war.

Aber nun erhob sich die Blauhaarige und streckte sich leicht, ehe sie noch einmal kurz zu dem Dunkeläugigen. „Du solltest ein wenig Spaß haben Hakuryuu! Schau dich ein bisschen um, ich bin mir sicher das es hier viele junge Frauen gibt die gerne ein wenig Zeit mit dir verbringen würden“,  rief sie dann mit einem dicken Grinsen auf den Lippen und der Prinz konnte nicht verhindern, dass er Rot wurde. „Lass das! Ich hab genug andere Sorgen als so etwas!“, antwortet er nur und schüttelte dabei den Kopf. Musste aber zugeben, dass zumindest das Spaß haben vielleicht keine so schlechte Idee war. Aber…

„Das Gleiche gilt aber auch für dich, mach dich ab zu Judal und habt ein bisschen Spaß ihr zwei“, diese Retourkutsche musste er ihr geben. Alle Warnungen die er eben noch ausgesprochen hatte ignorierend. Sie waren Freunde und es würde ihm gefallen, wenn es so blieb. Deswegen ging er nun Sheilas Idee nach und stand ebenfalls auf, wobei er sein Kwan-Dao in einer Hand hielt und sich nach einem Platz umsah, wo er die Waffe ablegen konnte, sie aber im Blick hatte und rechtzeitig erreichen würde, wenn er sie brauchte.

Sheila hatte es währenddessen Hakuryuu gleich getan und eine gesunde Röte um die Nase bekommen, die sie schnell wegschüttelte.

„Idiot“, murrte sie leise. Dass er sie jetzt auch ausgerechnet damit aufziehen musste. Wo sie sowieso gerade nicht wusste wie sie zu dem Thema stand… obwohl… doch eigentlich wusste sie es seeeeehr, sehr gut: Never ever!!

Trotzdem… einfach dafür das er sie ignoriert hatte, würde sie den Magi jetzt ein wenig auf die Nerven gehen. Der Gedanke ließ sie freudig schmunzeln, ehe sie sich auf den Schwarzhaarigen zubewegte. Das hatte er nun davon, dass er sie nicht beachtete, denn so bekam er gar nicht mit wie sie sich von hinten an ihn heran schlich. Den richtigen Moment abpasste und ihm dann spielerisch an den Rücken sprang, seinen Fleischspieß packte und sich selbst das letzte Stück in den Mund schob.

„Pesch gehabscht!“, sprach die Magus mit vollen Mund, während sie begann zu kauen und den Magi gleichzeitig anzugrinsen, der sie mit einem definitiv missbilligenden Blick bedachte. Ehe auch er anfing zu Grinsen, einfach ihre Haare packte und sie fast über seine Schulter zog.

„Ah! Bist du bescheuert!?“, Sheila fuchtelte mit den Händen in der Luft, schluckte das Essen runter und stützte sich dann auf seiner Schulter ab, um nicht über Judal rüber zu fallen. Der ihre Haare jetzt wie ein Seil um seine Hand gewickelt hatte. „Lass mich los!“, knurrte sie ihm entgegen. Der Kerl verstand echt keinen Spaß, verdammt nochmal!

 „Klau mir nicht das Essen“, erwiderte er darauf nur, wobei sein breites Grinsen nicht von seinen Lippen wich und er auch keinerlei Anstalten machte, sie los zu lassen. „Das war Spaß, stell dich nicht an wie eine Diva und lass mich los du Zicke“, fauchte sie zurück, wobei man sich fragen musste, wer gerade mehr Zicke war. Den Magi schien das alles aber nur zu amüsieren und mit einem Ruck brachte er sie dazu, den Halt zu verlieren, sodass sie nach vorn fiel und neben ihm auf dem Boden landete.

„Autsch… du verstehst echt keinen Spaß was?“, sie sah ihn zerknirscht an, während sie sich versuchte aufzurappeln, was nun auch möglich war, da er sie endlich losgelassen hatte. „Doch, aber du weißt nur nicht wann genug ist“, antwortete er darauf und arg, sein Blick regte sie auf. Arroganter Arsch…

„Mann… ich wollte doch nur das Fest genießen und dich ein wenig aufziehen… und was machst du? Wirfst mich direkt zu Boden… und ich bin diejenige die nicht weiß wann genug ist? Fass dir mal an die Nase Magi!“, sie sah ihn trotzig an und Judal erwiderte den Blick für ein paar Sekunden, ehe er in ein glucksendes Lachen verfiel.

Jetzt sah Sheila genervt aus.

„Nimm einmal etwas ernst was man zu dir sagt!“, sie rollte sich herum und setzte sich auf, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn an. Aber es schien keinen Sinn zu haben, da Judal dann nur noch lauter anfing zu lachen und die Hand, die er sich vor den Mund hielt, auch nicht mehr viel half. Also blieb Sheila einfach sitzen und wartete ab bis der Idiot endlich mit seinem Lachanfall fertig wurde.

„Du bist unmöglich Judal“, sie schüttelte den Kopf, ehe sie nach einem Fleischspieß langte, welche auf einem kleinen Tablett neben ihnen lagen und ein Stück abmachte und Judal hinhielt, während sie vom Rest abbiss. Sie gab also sozusagen das Stück das sie ihm eben gestohlen hatte, wieder zurück.

Aber was dann kam, damit hätte sie definitiv rechnen können. Er nahm das Stück natürlich nicht mit der Hand, sondern beugte sich einfach vor und bevor sie die Hand wegziehen konnte, schnappte er sich das Stück Fleisch einfach mit den Zähnen. Wobei er natürlich mit den Lippen ihre Finger streifte.

„Arg! Lass den Scheiß, das ist eklig“, sie zog die Hand schnell zurück und wischte seinen Sabber an ihrem Hemd ab. Judal chuckelte nur wieder, schien aber nur nicht lauter zu werden, weil er gerade das Fleisch zwischen den Zähnen zerkaute. „Was? Erwartest du das ich mir die Finger dreckig mache?“, er hob dabei nur leicht die Schultern und sah sie fragend an.

„Nein, aber ich hab nicht erwartet das du es dir einfach mit den Zähnen nimmst“, naja, gut das er sie wenigstens nicht gebissen hatte, sie würde ihm alles zutrauen. Gleichzeitig lehnte sie sich aber nun ein wenig zurück und stützte sich auf ihren Händen ab. Sheila blickte in das hell leuchtende und beruhigend knisternde Feuer. Sie konnte die Wärme des Elementes bis zu ihrem Sitzplatz spüren und musste Lächeln. Die Musik, das Feuer, die Tänzer und die Lachenden Dorfbewohner, es war alles zu schön. So schön wie schon lange nicht mehr. Es hatte schon ewig kein Fest mehr gegeben. Sie beobachtete die tanzenden Leute und stellte fest, dass sogar Malia unter ihnen war. Die junge Frau hatte eines ihrer besseren Kleider angezogen und tanzte mit einem jungen Mann um das Feuer, so wie es die meisten anderen taten. Dann löste sie sich von ihrem Tanzpartner und schwang alleine ihre Hüften in einem wahnsinnigen Takt. Das Kleid wallte sie um ihre Beine und schlug Wellen wie das Wasser im Meer. Zusammen mit ihren hergerichteten schwarzen Haaren, dem, mit einer im Dorf nur schwer zu bekommenden und teuren, Creme gepflegten Gesicht und dem Schein des Feuers sah sie aus wie eine kleine Prinzessin aus dem Süden. Irgendwo war sie das ja auch, sie war zwar keine Prinzessin, aber eine Südländerin.

Wenn Sheila das sah, wünschte sie sich manchmal, auch etwas Besonderes an sich zu haben das ihr gefiel und wo sie denken konnte, dass sie hübsch war. Viele würden sagen dass ihre Haarfarbe etwas Exotisches war, doch Sheila mochte die Kombination ihres dunkelblauen Haares, der grünen Augen und der gebräunten Haut nicht wirklich. Sie hätte lieber braune Haare gehabt, wie die meisten anderen Dorfbewohner. Dann würde sie sich vielleicht auch nicht so sehr als Außenseiterin sehen, ihre Haarfarbe zeugte davon, dass sie nicht von hier stammte.

Seltsam das sie an sich das verabscheute, was ihr bei Malia, durch deren gute Betonung, so gefiel: die Abstammung.

„Über was denkst du nach?“, Judal sah sie durchdringend an und Sheila blinzelte leicht. War sie so lange still gewesen dass es ihm aufgefallen war? Oder hatte er ihre Gefühle gespürt? Seit der Sache mit diesem Band zwischen ihr und ihm, konnte Sheila das nie genau sagen. Auf jeden Fall hatte ihn irgendetwas Aufmerksam gemacht.

„Nichts… oder doch schon, klar… es gibt zu viel zum Nachdenken. Aber das war etwas Nichtiges. Ich habe nur darüber nachgedacht, wie schön die Tänzerinnen sind“, sie zuckte leicht mit den Schultern und sah kurz in den dunklen Nachthimmel, an dessen Firmament die Sterne glitzerten.

„Und du denkst das du nicht schön bist?“, die Frage kam so unerwartet, dass Sheila nicht anders tun konnte als ihn erstaunt anzusehen. Seit wann interessierte ihn das? Irgendwie nahm das Gespräch gerade eine unangenehme und seltsame Wendung, der Magi verhielt sich sonst nie so.

„Hast du das nicht selbst mal gesagt?“, sie schüttelte kurz den Kopf bevor sie fortfuhr, „im Endeffekt ist es mir egal. Es geht nicht um mein Aussehen, was wichtig ist sind meine Fähigkeiten und die Mission die vor uns liegt.  Es ist dumm, sich über so etwas Gedanken zu machen“, mit den Worten erhob sie sich. Doch bevor sie ganz aufstehen konnte, griff Judal nach ihrem Arm und zog sie einfach wieder herunter.

„He…“,  ihr Einwand war nur kurz und halbherzig, sie versuchte sich nicht mal gegen den Griff zu wehren und setzte sich wieder hin. „Macht dich das Fest gefühlsduselig oder was?“, meinte sie Schmunzelnd und sah zu dem Schwarzhaarigen, der daraufhin nur eine Augenbraue zupfte, ehe er wieder breit zu Grinsen anfing und sie hätte schwören können, dass seine Augen blitzten.

„Quatsch! Ich hab nur keinen Bock mich demnächst mit einem Wrack von Weib herumschlagen zu müssen“, seine Worte waren nicht nur fies gewählt, er hatte auch einen ebenso anklagenden Unterton in der Stimme. Weswegen Sheila die Augen zu schlitzen verengte. „Du solltest mal lernen wie man Leute aufmuntert… du bist so Einfühlsam wie ein Stück Eis… ha! Passt….“, jetzt musste sie doch Schmunzeln. Zumindest konnte sie sich nun denken, wieso Judal das Element Eis so bevorzugte, es entsprach ihm perfekt.

„Heh! Du solltest dich an sowas gewöhnen wenn du mit mir reist“, er erwiderte ihr Schmunzeln nur und Sheila rollte mit den Augen. „Das stimmt wohl… arroganter Idiotenmagi“, zog sie ihn nun wieder auf und bekam davon prompt einen ordentlichen Schlag mit der Faust gegen ihre Schulter.

„Au! Sei nicht immer so grob du Pavian!“, sie holte reflexartig aus und wollte ihm ebenso gegen die Schulter boxen, traf mit der Hand aber nur auf seinen kurz aufleuchtenden Bolg. Kleine Risse zogen sich durch die leuchtende Membran und Funken stoben, aber sonst war sein Schutz unbeschädigt, natürlich, es war ja nur ein physischer Angriff gewesen. „Jetzt übertreibst du“, knurrte sie und rieb sich die Faust. Es war nicht angenehm wenn man auf eine „Wand“ draufschlug.

„Tja, das kommt automatisch, stell dich beim nächsten Mal geschickter an“, er zuckte nur mit den Schultern, konnte aber nicht aufhören zu Grinsen. Die ganze Unterhaltung machte ihm Spaß. Das Fest war doch nicht so ätzend wie er erwartet hatte. Doch da kam ihm etwas.

„Über was hast du mit Hakuryuu geredet?“, Sheila wurde von der Frage schon ein wenig überrumpelt, vor allem da sie so aus dem Kontext gegriffen war. „Huh…? Hmm… nichts was dich angeht Magi“, grinste Sheila dann nur und legte ihre Hände verschränkt hinter den Kopf, wobei sie sich auf den Rücken sinken ließ und in den Himmel starrte.

Sie dachte oder eher hoffte, dass Judal in der Öffentlichkeit nicht solch eine Aktion wie letztens im Zimmer versuchen würde und sie schien Recht zu behalten. Der Magi sah sie nur abwartend an, so als würde er überlegen, wie er aus ihr herausbekommen konnte, über was sie und der Prinz geredet hatten.

So wie Sheila Judal kannte, würde er sich nicht so locker abspeisen lassen, aber sie blieb standhaft, ihre Lippen waren versiegelt.

„Judal…“.

„hm?“.

„Bitte, missbrauch meine Freundschaft nicht…“.

Sie sah zu dem schwarzhaarigen Magi, welcher den Blick nur erwiderte und dann stumm mit den Schultern zuckte. Sheila seufzte leicht und wandte den Blick wieder dem Himmel zu.

Es war eine Reaktion die sie erwartet hatte.

Aber sie hatte auf eine andere gehofft.
 

 
 

Ende Band 1
 


 

FAQ

"Aloha ihr Kanalratten!".

"Fayiz! Spinnst du!? Du kannst doch die Leute nicht so begrüßen, ehrlich du hast weder Anstand noch Hirn, außerdem bist du gerade ein mächtiger Spoiler!", murrte Sheila, während sie dem  jungen Mann einen genervten Blick zuwarf. Wieso zur Hölle war sie mit so vielen Idioten gestraft?

 "Vollidiot, mach dich vom Acker, du bist noch lange nicht an der Zeit und Sheila… halt den Schnabel“, das Geschrei war ja nicht zu ertragen, Judal saß auf einem Baum, ließ sein Bein hinab baumeln und biss gerade in einen saftigen Pfirsich. Alles an ihm strahlte eine: Lasst mich in Frieden- Aura aus.

„Du bist auch nicht viel besser Magi… oooh man… ich werd hier definitiv noch verrückt…“, Sheilas Blick glitt sehnsüchtig zu den Anderen, welche nur im Hintergrund standen und ihr beschwichtigend zuwinkten. Hervorkommen konnten sie jedoch ebenfalls nicht.

„Arg, schreib die FF weiter und lad mehr hoch. Dann sind deine Abos zufrieden und ich auch. Wie wärs mit einem Kapitel am Tag?“, zeterte Sheila, der in diesem Moment ein fliegender Eiswagen auf den Kopf fiel.

„Was zum-!?“, sie schaffte es gerade noch so dem Eiswagen auszuweichen und kassierte dafür das tosende Lachen des Magis.

„Tosendes Lachen am Arsch, hör auf mit dem Scheiß und komm zur Sache“, knurrte Judal nur und ging gar nicht erst auf den Autor ein.

Ja, ein Autor hatte es nie leicht…

„Also gut!  Wie ihr an der Überschrift schon sehen könnt: FAQ! Also geht hin-“,

„Schreibt bis eure Finger bluten, lasst euch jeglichen Quatsch einfallen bis euer Gehirn platzt, geht uns auf die Nerven und dann lasst euch am Ende am Besten von mir einen Eiszapfen durch den Kopf jagen. Over and out“.

„Judal!!“, das war doch jetzt nicht wahr, jetzt drohte der verdammte Magi auch noch den Lesern… wo war sie hier nur gelandet!?

„Also, wie… mein guter Freund schon sagte, schreibt einfach alle Fragen, die euch im Gehirn rumspucken auf, ob totaler Quatsch, ernst gemeinte Fragen oder einfach was euch eben durch den Kopf geht auf und stellt sie uns! Wir sind schon alle ausnahmslos in unglaublicher Vorfreude und können es kaum erwarten das ihr uns die ersten Fragen stellt!“.

„Über uns Meckern, aber dann die Leser anlügen ohne rot zu werden…“, murmelte der Magi nur, ehe er erneut in den Pfirsich biss.

„Ruhe auf den billigen Plätzen!

Also die Teilnahme ist ganz einfach, schreibt eure Fragen einfach als Kommentar hier drunter oder schickt eine ENS an den Autor. Die Fragen werden von uns, jaaa von UNS, so getreu wie möglich beantwortet, jedoch werden wir Spoiler natürlich nicht beantworten. Aber man weiß ja nie was bei rauskommt wenn man sie trotzdem stellt.

Und hiermit warte ich und alle anderen, Judal bewegt sich jetzt sowieso die nächsten 8 Jahre nicht mehr vom Fleck, auf eure Fragen! Wir bedanken uns jetzt schon ganz herzlich bei euch. Liebe Grüße, eure Sheila!“

„Leck mich…“

„Nicht heute Judal, nicht in diesem Leben und auch nicht im Leben danach“.

„…kreuzweise“

„…“.
 

FAQ:


 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit wäre Band 1 nun beendet und Band 2 folgt, sobalt es fertig gestellt wird ^^
Ich werde den Rohling von Band 2 aber schonmal online stellen mit Prolog, Kapitel werden aber erst nach Fertigstellung hochgeladen.
So könnte ihr aber den Fotschritt mitverfolgen (der momentan leider sehr schleppend vorrangeht -__-....) und abwägen, wann es weiter geht ^^
Dann hoffe ich dass euch Band 1 gefallen hat und freue mich auf ein Wiedersehen in Band 2 von Magi: the crying Soul x3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  Pandidita
2019-11-14T17:03:45+00:00 14.11.2019 18:03
Das kommt jetzt zwar ein bisschen spät, aber ich lese die FF gerade noch mal (zum 5. Mal, ich liebe sie einfach XD) und da du ja aufgehört hast zu weiterzuschreiben, erfahre ich es ja nie, also: WER IST FAYIZ?!!
Antwort von:  NeriHyuga
14.11.2019 19:58
Uff, lang lang ist es her xD
Es freut mich natürlich trotzdem das du so einen Spaß an der FF hast und tut mir Leid das sie wohl niemals fortgesetzt werden wird. Ich arbeite momentan an englischen fantasy romanen und fanfiktions. Fayiz ist ein alter, eigener Charakter von mir der sehr viel später vorgekommen wäre ^^ Er war als einer der antagonisten geplant der später zum tsundere artigen antiheld werden würde. Er hatte eiiiinige auftritte als love interest in einem 2er rpg mit meiner Freundin XD sie war/ist ein kleines Fangirl von ihn
Antwort von:  Pandidita
14.11.2019 22:44
uhhh, klingt interessant...😲
ist natürlich schade, dass er seinen Auftritt nicht mehr hatte, aber so ist das halt manchmal.
Danke für deine schnelle Antwort und entschuldige die erneute Störung.😉
Von: abgemeldet
2014-07-26T07:08:38+00:00 26.07.2014 09:08
okay wo fange ich den an, Juju (judal) bist du noch jungfrau. Und wie stehst du zu sheila .sag nichts falsches oder ich schneide dir die harre und schmincke dich ab dann siehst wenigstes normal aus.(nimmt schere)


Von:  -chidori
2014-05-13T19:17:09+00:00 13.05.2014 21:17
ich liieebbee deine FF! ich suchte die jden abend kapitel für kapitel durch ^^ was mich allerdings etwas gewundert hat,war dass du judal in gewisser weise schwach dargestellt hast. das klang so als müsste sinbad nur mal eben sein schwert heben und dann ist judal tod... ich glaube nicht dass er ihn so einfach töten kann, sonst hätte er das längst getan.wie auch immer ;) deine ff ist echt genial <3 bin echt gespannt was noch so passiert :)
Antwort von:  NeriHyuga
13.05.2014 21:27
x3 oh my, Danke! x33 das freut mich richtig, richtig derbst x3
Und keine Sorge, ich weiß wie stark Judal ist, ich bin sogar der Annahme dass er im Manga bisher noch zu schwach dargestellt wurde, zumindest in Balbadd xD Wenn man davon ausgeht das er schon einige Kämpfe mit Sinbad hinter sich hat und das er immer noch lebt und nicht nur das, sondern auch, dass Sinbad ihn als ernsthaften Feind ansieht den er bisher nicht aufhalten konnte und zu dieser Zeit war Sinbad schon ziemlich übel drauf mit seinen ganzen Djinns. Also muss Judal stärker sein als man es in Balbadd gesehen hat ^^
Ich denke, ich habe seine Kräfte auch Ansatzweise im Kampf gegen Nikshar zur Schau gestellt mit dem Wissen im Hintergrund, dass er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war Aufgrund des allgemeinen Rukh Mangels und kaum vorhandenem schwarzen Rukh.
Aber bei manchen Szenen muss ich mein eigenes Wissen und auch das Wissen der Leser außen vorlassen und zwar dann, wenn ich einen Charakter schreibe, der nichts von der vollen stärke eines Magis ahnt und Sheila ist so ein Charakter. Sie hat keine Ahnung wie stark Judal wirklich ist und auf der einen Seite schätzt sie die Situation auch richtig ein. In Sindria wird es kaum dunkles Rukh geben,w as bedeutet das Judal sich auf das weiße verlassen muss, dessen Kräfte er nicht mehr ganz so gut nutzen kann durch seinen Zustand den wir wohl alle gut genug kennen xD Darüber hinaus ist die Situation momentan in dieser "neuen" Welt für Judal auch alles noch ein großes Rätsel, sodass er nicht davon ausgehen kann, dass die Machtverhältnisse zwischen ihm und Sinbad noch genauso sind wie früher, was er aber tut. Das ist das was Sheila Sorgen bereitet und weswegen sie Angst hat das Judal in Sindria etwas summes tun könnte ^^
So ich hoffe ich hab es verständlich erklärt ohne zu Spoilern und nicht allzu lang xDD
x3 Aber es freut mich wirklich dass es dir gefällt und es Motiviert mich immer mehr, dass meine FF langsam aber sicher auch an Fans gewinnt x3 da macht es gleich viel mehr Spaß sie fort zu führen =)
Deswegen danke für deine Unterstützung x3
LG Neri
Antwort von:  -chidori
23.08.2014 14:00
oh gott ich hab erst jetzt gesehen dass du mir geantwortet hast. Sorryy >.< *schäm*das mit dem im Manga zu schwach dargestellt glaub ich auch. Was mir aber auch aufgefallen ist, ist dass Judal aber im Manga etwas wichtiger ist als im Anime. Oder liegt das an mir? kommt mir auf jeden Fall so vor. Weil es im Manga einfach mehr Rückblenden und so mit ihm gibt. Und wenn man z.B. nur den Anime gesehen hat könnte man denken, dass Judal sogar relativ schwach ist. Aber (spoiler) wenn man jetzt den Manga mitverfolgt weiß man ja, dass Ugo ja Solomons Magi war und dieser ihn sogar den stärksten Magier genannt hat.Und dafür hat Judal sich ja ganz gut geschlgaen :) Und beim 2ten mal wurde Judal ja auch nur durch Solomons Weisheit besiegt ;) Na ja aber ich glaub das weißt du ja alles :3 Aber ich glaube ,dass Judal in den nächsten Bänden auf jeden Fall stärker erscheinen wird, (spoiler) weil er sich ja auch dieses schwarze kriselige Dings da genommen hat und so halt. (tut mir leid dass ich jetzt so viel darüber geschrieben hab ^^") Auf jeden Fall ist deine FF richtig cool! Du schreibst Judal und Sheila einfach so toll und ich hoffe der 2te Teil kommt bald. Vorallem nachdem ich die eine Fanart von dir gesehen hab wo du geschrieben hast, dass Sheila damit zeigen will ,dass er ihr gehört. *////* Bin echt gespannt was da noch so passiert :)
Von:  ShiroiKaze
2014-02-23T15:32:52+00:00 23.02.2014 16:32
wieder einmal eine meisterleistung von einem kapitel *.*
wieder mal sehr informativ x3333~
die situation von sheila wo sie judal das geraubte stück fleisch gibt, war...
so was von kawaii~~ x3333~~
und dieser trottel weiss wirklich wie man so eine situation runiert XD
ich bin immer wieder begeistert wie du dir solche ideen einfallen lässt *.*
ich liebe es wirklich wie du Judal schreibst x333~
und besonders die neckischen situationen XD
wenn ich das lese, glaube ich einfach nicht das du keine paarings geplant hast XD
nya x333~
aber bei dir weiss ich auch nie was du planst ^.~
also mir hat der erste band wirklich gut gefallen *.*
und ich erwarte gespannt auf das 2. Band ^^
lg Shi ^.~
Antwort von:  NeriHyuga
23.02.2014 16:57
xD Thx für das Kommi x3 und es ist echt nichts geplant xD auch wenn es so wirkt.
Judal ist eben durch seine Art jemand der nicht wirklich den Abstand wahrt und sowieso nicht viel Ahnung von Privatsphäre hat. Er liebt es zu necken und er nutzt jede Gelegenheit dazu xD Sheila ist eben ziemlich naiv, leicht ignorant aber aufgeschlossen. Allein diese Charakterformen ziehen solche Situationen einfach magisch an xD Weil beide Spaß daran haben, auch wenn da nicht mehr ist als Freundschaft ^^
Aber klar das auch die Leute drum herum da mehr rein interpretieren und was Sheila davon hällt ist ja gut genug beschrieben denke ich XD sie hasst es.
Ich nehme da auch oft private Erfahrungen, da ich ja auch jemand bin die viel leichter mit Männern befreundet sein kann als mit anderen Frauen und da kommen dann auch immer gern mal die Tratchgeschichten auf obwohl nie was ist.
Lg Neri ^^
Von:  ShiroiKaze
2014-02-16T11:53:26+00:00 16.02.2014 12:53
da waren es nur noch drei
und jetzt sind es vier
Oder so...
XDDDDDDDDDDD
ich lach mich bei diesem Kapitel schlapp XDDDDDDDD
oh, Jafar ist da *.*
und Sinbad gibt es auch noch x333~
ich liebe es wie du Sheila und Judal zusammen schreibst x333~
diese Neckerein sind wirklich grandios xDD
udn Sheila...
Du weisst schon wie sich dein letzter Satz angehört hat oder? XDDDDDDD
ein Wunder das Judal darüber keine Kommentare abgegeben hat XDDD
ja, endlich erholt sich die Welt und das Schicksal wieder x333~
ein Kapitel voller guter Nachrichten XD~
deien FF lest sich super *.*
ich mag dein schreibstill wirklich sehr, aber das weisst du ja XD
ich freue mich aufs nächste wochenende x333~
lg ^.~
Antwort von:  NeriHyuga
16.02.2014 12:59
ja von den 3 musketieren zu den 4 bremer stadtmusikanten xDD
Oh mein Rukh! Das hab ich gar nicht gemerkt wie sich das anhört, aber du hast recht, sowas von zweideutig xDD
Schade dass ich das selbst nicht gemerkt habe, sonst hätte Judal definitiv darauf noch etwas gesagt xDD Sagen wir einfach mal, er hat sich seinen Teil gedacht~
xD
und thx zum Schreibstil x3 ich geb mir Mühe das es so bleibt!
LG Neri x3
Von:  ShiroiKaze
2014-02-09T10:17:45+00:00 09.02.2014 11:17
sehr interessantes Kapitel und auch voller Informationen ^^
Ich mag Judal nicht mehr -.-
Sheila, du bist viel zu naiv >.<
Vertrau dem Magi nicht! Der hat nähmlich vor dich irgendwann zu töten! >.<
Ich habe MItleid mit der armen Sheila XD
aber auch ich bin aufgeregt was du dir noch so alles einfallen lässt XD
wie bitte... Sinbad lebt wahrscheinlich noch? *.*
Ja, ich bin ein Sinbad-Fan XD weisst du ja XD
ich warte gespannt auf weitere Kapitel dieser FF x333~
du hast wirklich alles miteingeplant XD
Spannung, Hurmor und machst deine Leser verdammt neugierig *.*
Bis denne XD
lg Shi ^.~
Von:  ShiroiKaze
2014-02-01T19:17:09+00:00 01.02.2014 20:17
Oh ein Kapi voller Romantik x333
wolltest du eine dreiecksbeziehung machen? XD
wäre zumindest was neues und spannendes XD
ich habe mich gerade in dieses Kapitel verliebt x333
weisst ja, das so ein Kapitel ganz nach meinem Geschmack ist XD
ich liebe es einfach wie du Sheila und Judal zusammen schreibst *.*
auch wenn mir vieles bekannt vorkam XD
nya~~ x3~~
ich freue mich auf das neue kapitel ^.~
lg Shi ^.~
Antwort von:  NeriHyuga
01.02.2014 20:26
xD thx für das Kommi, wie immer eben x3
Also dreiecksbeziehung hab ich jetzt mal überhaupt nicht geplant xD Ob man es glaubt oder nicht Hakuryuu und Sheila freunden sich nur an, mehr nicht und mehr wird wahrscheinlich auch nie sein xD
Ich hoffe ich kann das sagen ohne gleich von iwem eins aufen Deckel zu kriegen weil wegen Spoiler oder zerschlagener Hoffnung oder so, obwohl ich zweiteres eher weniger denke xD
Sowieso ist im Moment eigentlich noch gar kein Pairing geplant.
Judals Eifersucht basiert auf einem ganz andren Grund den man sich denken könnte.
Im Manga gibt es da auch genug Beispiele für xD
Ob ich ein Pair aufbaue, entscheidet ihr Leser, sofern ihr in den Kommentaren was anmerkt oder Wünsche äußert, ansonsten habe ich eher vor auf rein freundschaftlicher Basis zu verweilen wie bisher xD
Ich werde auch versuchen eure Wünsche zu berücksichtigen und nicht einfach nur Stur die Story zu schreiben, sofern es nicht die Story zu sehr beeinflussen würde oder gegen meine Prinzipien ist ^^
LG
Von:  ShiroiKaze
2014-01-27T08:50:09+00:00 27.01.2014 09:50
Sheila! Sheila! Go Sheila!
*Sheila-Fahne schwing*
Hier gibt es Sheila-Artikels zu kaufen! Gute Preise! Schlag zu solange der Vorrat noch reicht!
XDDDDDD
sorry musste einfach sein X3333~~
Tja x3333~~
das nenne ich ein Kapitel voller Leibe, hach~~ x333~~
XDDDD~~
auch ich bin gespannt was du für die beiden geplant hast *.*
ich bin richtig gespannt und neugierig x333~~
ich male mir bereits jedes Szenario aus XDDDDD~~
nya~~
ich freue mich auf weitere spannende Kapitel x333~~
lg Shi ^.~
Von:  ShiroiKaze
2014-01-18T16:48:00+00:00 18.01.2014 17:48
endlich ist es wochenende und das bedeutet ein neues Kapi XDD
tja, die Fischmenschen-äre ist vorbei XD
Hakuryuu macht mir auch etwas angst o.0
im anime war er ja ganz anders XD
der hat sogar ohne einen richtigen grund angefnagen zu heulen XDDD
nya~~ x3~~
jetzt weiss ich wieder warum ich niemanden verrate das ich kitzelig bin o.0
tja, Sheila selber schuld XD
aber es hat dir gefallen, gibs zu! XDDDDD
es war ein sehr informatives Kapi, finde ich ^^
ich freue mich wirklich auf die weiteren kapitel
und auf weitere von deinen ausgedachten ideen
auf weitere abenteuer der vieren XD
lg ^.~
Von:  ShiroiKaze
2014-01-11T20:01:23+00:00 11.01.2014 21:01
Ja, das Prinzchen~~ x333~~
Welch überraschung XDDD
Es gibt ja so viele Prinzchen mit einem hölzernen Arm XDDD~~
nya~~ x33~~
oh, du hast Sheila und Judal so süss zusammen geschrieben x333~~
dieser abschnitt hat mir am meisten gefallen XD
Ich kann jetzt wirklich nichts mehr schreiben, was ich schon bei anderen Kommis geschrieben habe ohne mich zu wiederholen XD
der rote Fischmensch ist mir immer noch nicht ganz geheuer <.<
endlich ist dieser Fischmensch tot und somit dieses abenteuer der Fischmenschen beendet XD
oder Fischmenschen-Saga oder was auch immer XDD
ich wartete gespannt auf das nächste Kapitel x333~~
also bis nächstes Wochenende um es genau zu formulieren XD
nya~~ ^.~
mal sehen was du dich noch so eingefallen hast XD
lg ^.~


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