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Conclusion

Devil Survivor 2 - OVA
von

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5th Day - Thursday of Shocks

Der nächste Morgen begann für Hibiki mit einem gewaltigen Schrecken, denn als er müde blinzelte, weil er ein Geräusch gehört hatte, blickte er erst einmal Yamato an.

„Wah!“, erschrak er lautstark und fuhr auf. „Y-Yamato, was ist los?“

Erst jetzt merkte Hibiki, dass Yamato sehr müde wirkte, so als hätte er kaum geschlafen und ein Blick auf die Uhr verriet, dass das auch durchaus seine Berechtigung hatte, da es ja schließlich erst 2:43 Uhr morgens war und die Beiden erst gegen 22 Uhr bei ihm Zuhause eingetroffen waren.

„Hm, Hibiki, was tust du hier?“ Yamato wirkte erstaunlich gefasst, dafür dass er wohl gerade zu glauben schien, dass er bei sich daheim war und sich Hibiki ebenfalls dort befand.

„Yamato, du bist in meiner Wohnung“, erklärte Hibiki ruhig, „Bei Hibiki Kuze Zuhause, du ist gestern Abend mit mir hier her gekommen.“

„Hibiki, ja?“

„Willst du nicht wieder ins Bett gehen, es ist mitten in der Nacht. Hast du noch Durst, oder warum bist du aufgestanden?“

„Ich geh' wieder ins Bett“, verkündete Yamato, dann verschwand er wieder in Hibikis Zimmer. Hibiki blinzelte kurz irritiert, aber schnell kehrte die durch den Schock zunächst verdrängt Müdigkeit zu ihm zurück, sodass er gähnte, sich dann wieder auf sein Sofa kuschelte und schnell wieder einschlief.
 

Am nächste Morgen machte Hibiki, weil er nichts anderes im Haus hatte, alles andere war zuvor in den Okonomiyaki von Alcor verschwunden, bloß Spiegelei und Toast für sich und Yamato. Zwar wusste er nicht, was Yamato von einem solchen eher westlichen Frühstück halten würde, aber trotzdem dachte er sich, dass er gern mit ihm frühstücken würde.

Als Yamato allerdings in voller Montur aus Hibikis Schlafzimmer geschlichen kam, sah er beinahe aus wie ein Gespenst. Er war ziemlich blass, konnte kaum die Augen offen halten und sein sonst so sicherer und bestimmender Gang erweckte aus eine er Distanz von gut fünf Metern den Eindruck eines müden Schlurfens.

„Ich gebe Makoto Bescheid“, meinte Yamato nur, „Danke für das Bett, Hibiki. Bis später.“

„Konntest du nicht schlafen oder hattest du einen Alptraum?“

„Hm“ Yamatos Gesichtsausdruck verfinsterte sich sehr plötzlich „Nichts dergleichen, ich muss mich einfach nur auf die Arbeit vorbereiten, ich habe lange genug geschlafen. Wir sehen uns, Hibiki.“

Mit diesen Worten verließ er die Wohnung und ließ Hibiki alleine am Tisch sitzen. Das konnte doch nicht bloß das Verhalten eines Morgenmuffels sein, wieso sah Yamato so fertig aus?

Hibiki wusste, dass es wohl sinnlos sein würde, aber irgendwie würde er trotzdem gerne wissen, was mit seinem Freund los war.
 

Er aß sein Frühstück fertig auf, räumte es dann weg und verließ die Wohnung dann frühzeitig, um ein bisschen spazieren zu gehen. Abermals setzte er seine Kapuze auf, weil ihm der Morgen merkwürdig kalt vorkam, dann trat er wieder einmal seinen Weg zum Shinjuku Gyoen an.

Wieso nur konnte Yamato nicht mal mit ihm darüber reden, was ihn belastete, wenn es das ganz offensichtlich tat?, fragte Hibiki sich selbst auf dem Weg und dachte darüber nach. War es Stolz? Wollte Yamato sich vor ihm keine Blöße geben? Und, was noch viel wichtiger war, was konnte er für ihn tun, wie könnte er ihm bloß helfen?
 

Wesentlich schneller als gestern kam Hibiki im Park an und ging zu seiner Lieblingsbank, an der er noch am Sonntagvormittag Hinako getroffen hatte, aber diesmal tauchte niemand weiter auf. Er war ganz allein.

Das heißt, er war es, bis zwei Hände auf einmal nach den langen Anhängseln seiner Kapuze griffen und daran zogen.

„Guck mal, das sind die Ohren von einem ganz großen Häschen, Mama!“

„Rina, so etwas kannst du doch nicht machen, lass sofort den jungen Mann in Ruhe!“, schimpfte eine Frau, die dem Mädchen folgte, wie Hibiki jetzt beobachtete. Scheinbar konnte Rina ziemlich schnell laufen.

„Ach, du bist das nur, Hibiki!“, freute sich Rina, ihn wiederzusehen, „Oder sollte ich sagen, Hibiusa? Du weißt, wie in Usagi, nur mit Hibiki vorne dran!“

„Ja, stimmt“, gab Hibiki die plötzlich Erkenntnis vor und lächelte Rina kurz an, ob des seltsamen Spitznamens.

„Hibiusa, Hibiusa!“, quietschte Rina freudig.

„Rina, komm weiter, wir müssen was erledigen. Du hast mir versprochen, dass du brav mit mir einkaufen kommst, wenn wir im Park gespielt haben.“

„Aber ich will jetzt mit Hibiusa spielen! Mama, bitte lass mich mit Hibiusa spielen, bitte, bitte!“

„Wie war noch gleich Ihr Name“, fragte die Mutter resigniert.

„Kuze Hibiki, Student auf Lehramt.“

„Ah, gut, Kuze-san... würde es Ihnen etwas ausmachen, vielleicht eine halbe Stunde mit meiner kleinen Rina zu spielen? Sie hat Sie offensichtlich gern und ansonsten komme ich hier zu nichts mehr...“

„Ja, klar, kann ich gerne machen, ich muss erst in drei Stunden wieder zur Arbeit.“

„Juhuu!“, freute sich Rina kringelig. „Guck' mal, Hibiusa, ich hab sogar Angel dabei!“ Sie zeigte ihm ganz begeistert ihre Stoffpuppe, so als wäre das etwas völlig Neues.

„Nur für alle Fälle, hier meine Visitenkarte“, meinte Rinas Mutter und reichte Hibiki ihre Karte. Ihr Name, Chisato Matsumara stand darauf, ebenso wie ihre Handynummer und die Anschrift der Firma, in der sie offenbar stellvertretende Chefin war, deren Name Hibiki aber kein begriff war.

„Ich beeile mich! Nochmals vielen Dank!“ Dann verschwand Matsumara schnell und ließ Hibiki nun alleine mit Rina zurück.

„Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“, flüsterte Rina auf einmal verschwörerisch.

„Was denn, ein Geheimnis? Geht es um jemanden, den du magst?“, neckte Hibiki die Kleine.

„Ja“, antwortete Rina, „Es geht um meine Freundin Angel. Außer mir kennt sie keiner und ich hab sie auch noch keinem gezeigt!“

„Und jetzt willst du sie mir zeigen?“, fragte Hibiki überrascht, „Und nicht etwa deiner Mutter?“

„Ne“, Rina schüttelte den Kopf, „Die würde mir Angel wegnehmen wollen. Ich hab mal eine Zikade mit nach Hause gebracht, Higurin, das war auch meine Freundin, aber Mama hat gesagt, dass es besser ist, sie freizulassen. Das wollte ich nicht, musste ich dann aber.“ Sie schmollte. „Und wenn ich ihr Angel nicht zeige, dann will sie sie mir auch nicht wegnehmen, deswegen. Aber du sagst ihr nichts, oder, Hibiusa?“

Zweifelnd betrachtete Hibiki die Stoffpuppe, zu der Rina immer Angel sagte. Es war eindeutig, dass sie die nicht meinte, aber was denn dann?

„Ich verspreche dir, das werde ich nicht.“

„Gut, aber nicht erschrecken!“, flötete Rina, griff in die große Tasche ihrer Latzhose und zog ein Handy hervor. Hibiki erschrak, da er ahnte, aber nicht glauben wollte, was jetzt geschehen würde.

„Komm raus, Angel!“, rief Rina glücklich, drückte eine Taste und schon bildete sich um ihre Hand herum eine kleine Lichtkugel, unter der sich eine zierliche kleine Kreatur bildete, die die unverkennbaren langen blauen Haare trug und Flügel hatte. Sie hatte ungefähr die Größe der kleinen Stoffpuppe Rinas, streckte sich kurz, so als hätte sie geschlafen und flog dann freudig auf Rina zu.

„Rina... wieso kannst du Dämonen beschwören?“, fragte Hibiki erstaunt. „Woher hast du die Funktion?“

„Angel ist doch gar kein Dämon, sondern ein Engel!“, erklärte Rina sofort, „Papa hat sie mir geschenkt, als ich sechs geworden bin. Das Handy hat er mir gegeben und mir gezeigt, wie ich Angel zu mir holen kann. Das ist wie bei Pokémon! Toll, oder?“

„Rina, weißt du nicht, wie gefährlich das sein kann?“

„Wieso? Angel ist meine Freundin, sie würde mir nicht weh tun!“

„Darum geht es nicht, es-“

Sein Handy unterbrach Hibiki bei seiner angesetzten Ausführung, Fumi meldete sich zu Wort.

„Hibiki, was ist bei dir im Park los? Da ist ein Dämon ganz in deiner Nähe, hast du das nicht bemerkt? Yamato ist schon auf dem Weg! Pass auf, was du machst!“

„Kanno-san, warten Sie!“, sagte Hibiki schnell, aber da hatte Fumi die Verbindung schon wieder getrennt.

„Schnell, Rina, du musst Angel wieder zurück in dein Handy bringen!“

„Wieso das denn?“

Jetzt hatte sie Hibiki, denn er konnte ihr ja schlecht davon erzählen, wo Dämonen herkamen und wieso man sie geheim halten sollte, also wich er nur aus: „Wenn du Angel nicht versteckst, dann kommen die bösen Menschen und nehmen sie dir wieder weg!“

„Böse Menschen? Bin ich für dich immer noch der Bösewicht dieser Geschichte, Hibiki?“, fragte Yamato amüsiert, der wie aus dem Nichts hinter der Bank, auf der Rina und Hibiki noch saßen, aufgetaucht war.

„Yamato! Nein, so habe ich das nicht gemeint, ich wollte nur-“

„Ist schon in Ordnung. Hey, Mädchen“, wandte sich Yamato an Rina.

„Hibiusa, wer ist das?“, fragte Rina mit großen Augen. Ihr war diese Person offensichtlich suspekt, aber die Tatsache, dass Hibiki mit ihr zurechtzukommen schien, beruhigte sie wohl.

„Das ist mein Freund Yamato, er wird dir nichts tun.“

„Richtig. Erzähl, wo hast du das Programm auf deinem Handy her, mit dem du Angel rufen kannst?“

„Wieso willst du das wissen?“

„Rina-chan, bitte erzähl es ihm, okay?“, bat Hibiki, um Yamatos Geduld nicht auszureizen.

„Wenn du das sagt, Hibiusa... also, als ich sechs geworden bin, hat mir mein Vater das geschenkt.“

„Rina!“, ertönte die Stimme von Rinas Mutter, die sich der Gruppe näherte, „Kommst du? Ich bin fertig und möchte wieder nach Hause gehen!“

Schnell ließ Rina Angel wieder verschwinden, noch ehe ihre Mutter sie sehen konnte, dann sprang sie von der Bank und lief ihr entgegen.

„Rina, vergiss deine Angel nicht!“, mahnte die Mutter noch, aber Yamato hob die Puppe schon auf und ging zu Rina und ihrer Mutter um sie der Kleinen zu überreichen.

„Oh, das ist aber freundlich“, bemerkte Matsumara, „Danke se-“

„Ist Ihnen der Name Takahara geläufig?“, brachte Yamato sofort ohne weitere Umschweife auf den Punkt, was er eigentlich von ihr wollte.

Sie blinzelte kurz überrascht, dann antwortete sie: „Ja, mein Ex-Mann Shirou heißt so, das haben Rina und ich bis vor etwa einem halben Jahr auch noch, wieso?“

„Hat er Ihnen gegenüber erwähnt, was er beruflich macht und was er jetzt gerade tut?“, fragte Yamato ganz ruhig, wie der geduldige Angler, der mit eiserner Miene gerade den Fang seines Lebens an Land zog.

„Er sagte nur, er müsste für die Regierung etwas sehr Wichtiges erarbeiten, deshalb hab ich nicht weiter nachgefragt. Nachdem er sich aber immer wieder nur entschuldigt hat, dass er nicht zu Rinas Geburtstag, meinem Geburtstag oder Weihnachten mal nach Hause kommen konnte und bloß noch Geld geschickt hat, um seine Abwesenheit zu entschuldigen... da fand ich, dass es Zeit für einen Wechsel wäre. Rina und ich wollen kein Geld zum Konsumieren, wir wollen einen liebevollen Vater, der Zeit mit seiner Familie verbringt.“

„Ein Kind braucht seine Eltern, alle beide“, pflichtete Hibiki bei.

„Im Moment arbeitet er bei einer Software-Firma hier in Shinjuku“, erläuterte die Mutter, „Er schickt immer wieder Geld und Spielsachen und fragt jetzt auch, ob er nicht mal zu Rinas Geburtstag kommen dürfen, aber die letzten drei Jahre war ihm sein Kind auch egal, da braucht sie ihn jetzt auch nicht mehr, stimmts, Rina?“

„Stimmt, Mama!“, antwortete Rina mit einem strahlenden Lächeln. Hatte sie wirklich verstanden, was ihre Mutter da gerade alles erzählt hatte?

„Rina“, meinte Hibiki dann beugte sich kurz zu ihr runter und raunte ihr zu: „Bitte versuche die erstmal auf Angel zu verzichten, ja? Yamato und ich versuchen, es so hinzubekommen, dass du sie behalten kannst, bis dahin musst du sie aber in deinem Handy ausruhen lassen, bitte, kannst du mir das versprechen?“

„Aber Angel ist meine Freundin!“, maulte Rina enttäuscht, aber nickte dann nach kurzem Zögern doch. „Ist okay.“

„Können wir jetzt gehen, Rina?“

„Sofort Mama! Bis später, Hibiusa!“
 

„Dir ist bewusst“, sprach Yamato Hibiki an, nachdem Rina und ihre Mutter außer Hörweite waren, „Dass dieses Kind auf keinen Fall den Zugang zum Programm behalten darf?“

„Natürlich ist es das, aber ich wollte in diesen Augen keine Enttäuschung sehen.“, meinte Hibiki, „Ich kenne diesen Blick. Bevor mir Daichi geholfen hat war ich auch viel allein, damals habe ich auch immer nur mit imaginären Freunde spielen können. Ich wollte aber nicht, dass sich meine Eltern Sorgen machen, deswegen hab ich ihnen immer vorgetäuscht, dass das echte Menschen wären. Du weißt schon, hab so getan, als würde ich mit ihnen telefonieren oder behauptet, ich würde jetzt zu ihnen spielen gehen und hab mich dabei bloß auf dem Spielplatz versteckt, sowas... Das klingt vielleicht witzig, ist aber eigentlich ganz schön traurig, wenn man so darüber nachdenkt. Sie haben es übrigens nie bemerkt.“

„Das glaubt man gar nicht, wenn man dich heute so sieht“ Yamato warf einen Blick in die Ferne. „Du warst einsam, oder?“

„Ja, aber das ist nicht so schlimm, ich bin es ja nicht mehr, ich habe Daichi, Io, irgendwie auch Keita und Hinako, und dann noch Alcor und dich.“

„Hm, du hast mich.“ Yamato lächelte zufrieden.

„Ja und ich bin über diese einsame Zeit hinweg, es ist nur... ich erkenne solche Kinder immer wieder und muss mich dann immer an diese Gefühl zurückerinnnern, das ist auch schon alles.“

„Bringen wir diesen elenden Mistkäfer von Takahara zur Strecke.“, bestimmte Yamato, „Dann sehen wir weiter, in Ordnung, Hibiki?“

„Okay, ja! Sollen wir gleich zu JPs fahren?“

„Makoto wird jeden Moment hier sein. Wir können den Testlauf reinitialisieren, dann bist du wieder in der Lage, Byakko zu beschwören und wir können in den Kampf gegen Takahara ziehen. So wie ich ihn einschätze, wird er im Moment alle seine Energie darauf verwenden, die stärksten Dämonen zu rufen, damit er das richtige Kraftpotenzial hat. Bleibt nur die Frage, weswegen er gestern auf der Aufführung nichts gemacht hat, wo er doch da gewesen sein muss.“

„Vielleicht wegen Rina?“

„Wegen seiner Tochter? Möglich. Das stellt einen Glücksfall für uns dar, nicht wahr?“

„Ob sie ihn wirklich nicht mehr mag?“, überlegte Hibiki laut, „Oder ob sie nur ob tut? In dem Alter ist es eigentlich noch zu früh, sowas zu wissen...“

„Das bekommst du schon noch raus, die Kleine mag dich doch. Makoto ist gerade am Parkeingang angekommen, worauf warten wir noch?“, fragte Yamato und

„Oh, schon gut, gehen wir!“
 

Yamato betrat die Limousine wie üblich durch die von Makoto aufgehaltene Tür zuerst und nahm Platz, aber ehe Hibiki auf der gegenüberliegenden Seite einsteigen konnte, nahm Makoto ihn kurz an die Seite und fragte ihn: „Kuze-kun, du bist gestern der Letzte gewesen, mit dem der Oberkommandant zusammen war, nicht wahr?“

„Ja, war ich“, antwortete Hibiki verdutzt, „Wir waren auf der Aufführung im Shinjuku Gyoen, danach hat Yamato bei mir Zuhause übernachtet.“

„Wieso hat er mich nicht kontaktiert, ich bin für ihn doch zu jeder Zeit abrufbereit...“

„Er sagte, er habe Sie nicht erreicht.“

„Ist das so?“ Kurz überlegte Makoto, dann war es, als würde ihr etwas einfallen. „Richtig, die Störung...“

Sie blickte Hibiki kurz prüfend an, dann schließlich zeigte sich bei ihr die Andeutung eines Lächelns und sie meinte: „Danke dir, dass du dem Oberkommandanten bei dir Unterschlupf gewährt hast, Kuze-kun.“
 

In der Limousine schwiegen Yamato und Hibiki wie üblich beide. Hibiki empfand es aber nicht mehr als erdrückend sondern eher als entspannend, schließlich war es im Moment beinahe sowas wie ein Ritual für sie geworden. Das musste sich für andere wohl albern anhören, aber auf dem Weg zu JPs die Häuser zu betrachten... irgendwie machte es Hibiki gerade wieder sehr zufrieden, die Stadt in diesem Licht zu sehen Es war mittlerweile Mittag geworden und Hibiki bekam ein bisschen Hunger, aber bevor er irgendetwas anderes tat, würde er seinen Testlauf absolvieren, und er würde es gut hinbekommen, ganz zu Yamatos Zufriedenheit.

Er hatte das Gefühl, an diesem Tag gar nicht mehr versagen zu können, und wenn es gut laufen würde, dann könnte er mit Yamato auf Patrouille gehen und vielleicht herausbekommen, was ihn belastete... um ihm dann zu helfen. Er war nicht mehr allein und Hibiki wusste, dass er sich erst daran würde gewöhnen müssen.
 

Wieder befanden sich Makoto, Hibiki, Yamato und Fumi zusammen im Testraum und die Spannung steig. Fumi fuhr die Systeme hoch und riet: „Zwing dich zu nichts, Kuze-kun, mach einfach alles ganz intuitiv. Bleib ruhig, entspann dich.“

Hibiki streckte seinen Arm über das Handy, nahm es an sich und sofort bildete sich die blaue Lichtsäule. Anders als letztes Mal konnte er spüren, wie ihn eine Energie erfüllte, nach einem Moment konnte er sie schließlich dem Gefühl zuordnen, als er auch damals hatte, wenn er Byakko in dieser Woche beschworen hatte, von dem Willen getrieben, seine Freunde zu beschützen.

„Byakko!“, schrie Hibiki, wie damals auch und sofort füllte sich der ganze zuvor in dämmrigem hellblau erscheinende Raum mit Licht, das schließlich durch ein lautes Brüllen perfekt ergänzt wurde.

Als das Licht wieder erloschen war, stand sie da, die vertraute, starke Gestalt des Tigers aus der chinesischen Mythologie, Byakko. Sein weißes, schwarz gestreiftes Fell glimmte in der Raumbeleuchtung hellbläulich, sein Schweif schwang ruhig hin und her und er beobachtete seine Umgebung genau.

Erst, als er Hibiki erblickte, schien ihm zu dämmern, was hier wohl passierte. Langsam schritt er mit den eleganten Schritten, wie sie für eine Katze üblich waren, auf ihn zu und blickte ihn aus seinen leuchtend blauen Augen ernst an. Hibiki berührte ihn vorsichtig am Kopf und es war, als wüsste er, was Byakko zu ihm sagen wollte.

Ich bin wieder da, Partner.

Ich bin bereit, zu kämpfen, für dich.

Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.

Wir werden siegreich sein.

„Byakko... willkommen zurück“, begrüßte Hibiki den Tiger leise, war er doch sein engster Verbündeter in dieser Woche der Prüfung gewesen.

„Fumi“, unterbrach Yamato die ruhige Szene, „Bist du inzwischen dazu gekommen, dieses lästige Individuum zu lokalisieren?“

„Noch nicht ganz, aber ich habe den Radius bereits sehr stark einschränken können. Die Informationen, die du vorhin übermittelt hast, helfen auch weiter. Ich muss nur noch die Mitarbeiterdateien hacken, dann kann ich dir alles über den Mann sagen, was der Staat auch über ihn weiß. Sogar die Bankverbindungsdaten. Bloß sein Handy kann ich nicht orten, er wird es wohl entsprechend modifiziert haben, so, wie ich ihn kenne.“

„Gut.“

„Und, außerdem- oh, das ist doch...“, ließ sich Fumi von ihrem plötzlichen aufleuchtenden Computermonitor ablenken, der ihr wohl schlechte Nachrichten übermittelte.

„In Shinjuku ist erneut ein Dämon aufgetaucht, die Geräte zeigen nicht Hochrangiges, aber sobald sie sich materialisiert haben, könnte es für die Bevölkerung rund um den Shinjuku Gyoen kritisch werden.“

Yamato blickte Hibiki stumm an, der nickte ihm zu und danach verließen sie JPs erneut, Makoto hatte schon die Limousine vorbereiten lassen, sodass sie gleich, nachdem sie wieder oben angekommen waren, das Gelände verlassen und in Richtung Shinjuku Gyoen fahren konnten.

„Hibiki... wer auch immer involviert ist, versprich mir, dass du kämpfen wirst.“

„Was? Wie meinst du das, Yamato?“

„Versprich es.“

„Gut, aber-“

„Du musst dabei bleiben. Selbst wenn wir den Vater von Rina antreffen sollten, selbst wenn sie ihn noch liebt, auch wenn sie das so nicht sagen kann, wir dürfen ihn nicht verschonen.“

Hibiki ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und haderte kurz mit sich, nickte aber dann. Auch wenn Takahara ein schlechtes Leben hatte, es gab keinen Grund, Unschuldige leiden zu lassen. Er wollte an das Gute in ihm glauben, er wollte ihn ein Stück weit als Opfer der Gesellschaft sehen, da Hibiki nicht glaubte, dass es so etwas wie einen bösartigen Menschen gab, der nur von Rache getrieben wurde, in jedem Menschen steckte etwas Gutes, auch wenn es nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen oder leicht zu finden war.

Der lebende Bewies hierfür saß immerhin neben ihm in der Limousine, starrte aus dem Fenster und schien bereits ganz genau zu planen, wie nun der nächste Schritt aussehen sollte.

Was auch immer erforderlich war, um den Frieden in der Bevölkerung und den Ruf von JPs zu wahren, Yamato wusste es.

Daher würde Hibiki ihm auch folgen, komme, was wolle.
 

Im Park angekommen, war weit und breit nichts Ungewöhnliches auszumachen, keine schreienden Menschen und keine angreifenden Dämonen, aber auf Fumis Daten konnte man sich verlassen. Etwas war gerade am Geschehen oder würde noch geschehen, aber das wann und wie waren noch nicht einzuschätzen.

„Halt die Augen offen, Hibiki, hier kann jederzeit etwas passieren“, raunte Yamato, „Wir wissen nicht, wo uns der Gegner erwarten wird. Bleib aufmerksam.“

„Hibiusa!“, rief eine sehr vertraute Stimme dein Beiden entgegen, wobei sie die Vokale unnötig dehnte. „Und auch Yama-chan, wie schön, alle sind da!“

„Rina, was machst du hier, geh' schnell nach Hause!“, warnte Hibiki, während Yamato ob des verniedlichenden Spitznamens etwas angewidert dreinblickte. „Es ist möglich, dass sich hier dein Vater hier rumtreibt!“

„Was? Aber der soll mich nicht finden!“

„Ja, deshalb gehst du besser schnell mit deiner Mutter nach Hause!“

„Okay, danke, Hibiusa!“

Rina entfernte sich schnell, während Yamato und Hibiki die Augen offen heilten.

„Jeden Moment könnten die Dämonen erscheinen“, warnte Yamato Hibiki noch einmal eindringlich, „Also pass' auf, dass du-“

„Da!“, schrie Hibiki alarmierend und deutete auf einen Cait Sith, einen katzenartigen Dämonen der Bestien-Gattung mit einem aufrechten Gang, der sich ihnen bis auf wenige Meter lautlos genähert hatte. In seinen Pfoten hielt er etwas, ganz so, als wolle er es sicher zu ihnen bringen. Sein Schweif hing zu Boden und seine grünen Augen schienen erwartungsvoll zu funkeln.

Sofort griff Hibiki nach dem JPs-Handy, um Byakko beschwören zu können, hielt aber inne, da das Biest kein Anzeichen einer Feindseligkeit zeigte. In ungefähr zwei Metern vor ihnen blieb es stehen, verneigte sich und hielt Yamato ein aufgeklapptes Handy hin.

„Leg es ab“, befahl Yamato dem Dämon, der so tat, wie ihm geheißen wurde und danach gleich verschwand, völlig kampflos.

„Was war denn das?“, fragte Hibiki erstaunt, „Hat er aufgegeben?“

Yamato hob das Handy auf und las nach, was auf dem angezeigten Textfeld zu lesen war. Mit jeder Zeile verfinsterte sich seine Miene zusehends.

„Was ist das, Yamato?“

„Sieh doch selbst!“, knurrte Yamato und warf ihm das Handy beinahe schon hin, danach die Hand schüttelnd, so als ob er etwas Schmutziges angefasst hätte.
 

„Verhasstester Hotsuin-Bengel!

Gehässige Grüße gelten demjenigen, der schon sehr bald die Scherben seiner

Existenz vor sich haben wird.

Du wirst lernen wie sich das anfühlt, langsam, aber beständig so wie ich es auch lernen musste, deinetwegen.

Morgen oder übermorgen werden die Dämonen erscheinen, die Geister, die du gerufen hast.

Du wirst sie nicht finden können.

Aber sie werden dich aufspüren.

Sag deinen Mitarbeitern Lebewohl, sag es deiner Firma.

Sag es deinen Freunden.

Solange auch nur ein Mensch deine Gegenwart ertragen kann, ohne sich die Kugel zu geben werde ich es sein, der da ist und den Abzug betätigt.

Untergebenst, Takahara Shirou“
 

„Was zum-“

„Zerstör' das Handy, Hibiki. Ich will es nicht mehr sehen.“

„Yamato...“

Plötzlich zerriss ein schrilles Fiepen die angespannte Ruhe der Umgebung, weswegen Hibiki erschrocken das Handy fallen ließ.

„Auf gar keinen Fall zerstören!“, erklang Makotos Stimme durch Yamatos Handy, „Fumi hat die Botschaft entschlüsselt! Wir brauchen dieses Handy! Ich komme Sie sofort abholen, begeben Sie sich mit Kuze zum Parkeigang!“

„Ich habe die Botschaft auch entschüsselt, sie war recht eindeutig!“, knurrte Yamato und warf einen Seitenblick zu Hibiki, der diesen glatt zurückschrecken ließ.

„Ist okay, Hibiki, lass es, komm. Da fällt mir ein, weißt du, ob sich Rina noch hier rumtreibt?“

„Rina? Oh, vermutlich nicht, ich hab' ihr ja gesagt, dass-“

„Hibiusa!“ Rina kam auf Hibiki zugestürmt, ihre Stoffpuppe Angel neben sich herschwenkend. „Du musst mir helfen, ich finde meine Mama nicht mehr wieder!“

„Oh, du kommst gerade richtig Rina“, kommentierte Yamato die sehr praktische Situation, „möchtest du vielleicht mit uns mitkommen?“

„Hä? Wohin? Könnt ihr mich nach Hause bringen?“

„Ja, aber erst kannst du mal mit in unser Geheimquartier kommen.“

„Ihr habt ein Geheimquartier? Wahnsinn, Yama-chan!“

Yamato musste sich bemühen, dem Kind gegenüber die Fassung zu bewahren. Schließlich brauchte er sie, oder viel mehr, ihr Handy.

„Nenn' mich einfach Yamato, Kleine.“

„Aber Yama-chan ist so viel süßer! Fast so süß wie Hibiusa, oder?“

„Was? Oh, ja“, antwortete Hibiki, nachdem er bemerkte, dass Rina ihn damit gemeint hatte.

Gemeinsam gingen sie dann zum Wagen, mit der Makoto schon vorgefahren war, sie staunte nicht schlecht, als Hibiki und Yamato mit einem kleinen Mädchen im Schlepptau zu ihr kamen.“

„Ooh!“, staunte Rina ehrfürchtig, „Eine richtig echte Limonade!“

„Rina, das heißt doch Limousine.“

„Wer ist denn das Kind, Oberkommandant?“, fragte Makoto, die die Situation offenbar nicht richtig einordnen konnte und sich nun zu recht darüber wunderte. „Und wo sind ihre Eltern?“

„Rina kann sie nicht finden und wir brauchen sie und ihr Handy. Rina ist in der Lage, Dämonen zu beschwören!

„Steigt ein“, kommentierte Makoto knapp, der nun alle Zweifel verflogen zu sein schienen – hatte sie etwa wirklich geglaubt, dass Hibiki und Yamato ohne ersichtlichen Grund einfach so ein Kind aus dem Park mitnehmen wollten?

„Du willst doch bestimmt vorne sitzen, oder Rina?“

„Was? Oh, jah!“ die Augen der Kleinen strahlten richtig. „Unbedingt!“

Im Wagen durfte Rina vorne neben Yamato sitzen, was ihr augenscheinlich eine unglaubliche Freude bereitete: Ihre Augen strahlten und sie konnte kaum still sitzen. Während Makoto ein paar verquere Wege durch ganz Tokyo nahm, damit das Mädchen sich später nicht an den Weg zu JPs erinnern könnte, unterhielten sich Hibiki und Yamato auf dem Rücksitz so, dass Rina sie nicht hören konnte.

„Es ist wie eine tickende Zeitbombe“, erläuterte Yamato, immer noch zornig auf dem Handy in seiner Hand herumdrückend, so als bräuchte er das zur Stressbewältigung. „Takahara hat in der ganzen Region Beschwörungsportale, wohl Handy, versteckt, aus denen morgen oder übermorgen Dämonen austreten wären.“

Er starrte angestrengt aus dem Fenster, so als ob es ihm möglich wäre, aus dem fahrenden Auto heraus ein Portal zu erblicken.

„Er will, dass ich wie ein Schwächling in der Ecke kauernd darauf warte, dass es über mich hereinbricht, deswegen hat er mir das mitgeteilt. Ich habe keinen Anhaltspunkt darauf, wo die Handys zu finden sein könnten und wie viele es sind.“

„Ja, soweit war ich auch schon“, murmelte Hibiki, „Aber was könnten wir denn machen?“

„Wir?“

„Natürlich werde ich versuchen, dir zu helfen, Yamato, wenn du mir nur sagst, was ich zu tun habe!“, unterstrich Hibiki, was er mit seinen Worten gemeint hatte. „Ich lasse dich nicht fallen, bloß weil jemand, den ich nicht mal kenne, das so will. Ich helfe dir!“

„Ich hätte es nicht anders von dir erwartet“, bedankte sich Yamato auf seine Art bei Hibiki. Das Licht der Vorabendsonne fiel durch das Fenster und direkt auf ihn, sodass es beinahe aussah, als würde seine Wange einen Rotschimmer angenommen haben. „Allerdings sind unsere Erfolgschancen recht gering, da wir über den genauen Umfang von Takaharas Vorbereitungen gar nichts wissen. Wir könnten in Shinjuku Erfolg haben, aber wir schaffen es an einem Tag unmöglich, die ganze Stadt zu durchsuchen.“ Yamato, der jetzt sein Auto wohl für abhörsicher zu halten schien – oder damals einfach nur eine Ausrede gesucht hatte, Hibiki mit zu JPS nehmen zu können – senkte seinen Blick. „Wir werden uns auf einen Kampf einstellen müssen. Ganz gleich, wie viele Handys wir aufspüren und vernichten können, es werden nicht genug sein.“

„Kannst du nicht ein paar JPs-Mitarbeiter für die Suche einsetzen?“

„Nicht genug.“

Hibiki lehnte sich seufzend zurück und blickte wieder aus dem Fenster, über die Stadt. So wie eine solche Aktion für Yamatos Ruf tödlich verlaufen würde, so wären auch alle Menschen in Shinjuku und Tokyo, vielleicht sogar ganz Japan in Gefahr. Seine Familie, seine Freunde, alle anderen Menschen, die er in der Woche letztes Jahr getroffen hatte, Otome, Joe, Jungo, Ronaldo...

„Das ist es!“, traf die Erkenntnis Hibiki plötzlich wie einen Blitz, er schreckte hoch, erntete einen erstaunten Blick von Yamato und sogar Rina drehte sich kurz zu ihm um

„Was hast du, Hibiusa, hm? Was? Sag schon!“

„Sieh' mal Rina“, lenkte Makoto geistesgegenwärtig ab, „Ist das da vorne ein Elefant?“

„Was, ein echter Elefant? Wo! Zeig' her! Zeigen, Tante!“

Während Rina nun geschäftig nach einem Elefanten suchte, den man vom Fenster der Limousine aus würde sehen können – und Makoto erstaunlich gut darin war, die Fassung zu wahren, die ihr offensichtlich gerade beinahe entglitten war – konnte Hibiki Yamato nun endlich mitteilen, was seine Idee war: „Wir sollten versuchen, mindestens 11 Handys zu finden und dann die damaligen Demon Tamer zu rearrangieren!“

Yamato schwieg und Hibiki redete weiter, da er das Gefühl hatte, seine Idee noch genauer ausführen zu müssen: „Wenn sich zum Beispiel schon die 13 für bereit erklären, die im letzten Jahr die Hauptakteure gewesen sind und sie sich bereit zeigen, für die gute Sache zu kämpfen, dann hätten wir immerhin bessere Chance, die Dämonen deren Portale wir nicht finden und vernichten können, zu bezwingen!“

„Du vergisst, dass Nicaea in dieser Welt nur ein sinnloses Spaß-Programm ist, wir müssten für sie alle noch unser Beschwörungsprogramm arrangieren.“

„Aber die Fähigkeiten, das schlummernde Potenzial, es ist trotzdem da! So war es bei mir doch auch!“

„Ich verstehe worauf du hinaus willst, aber glaubst du wirklich, dass alle ohne weiteres Nachfragen mitmachen?“

„Daichi und Io sicherlich, Keita könnte ich vielleicht auch noch überzeugen... und...“ Verlegen schwieg Hibiki.

„Vergiss nicht, dass ein Teil von ihnen nie freiwillig gekämpft hatte, sondern nur, um sich zu schützen. Es wird weder leicht sein, alle in der Zeit zu finden, noch, sie alle zu überzeugen, so charismatisch du auch bist, Hibiki.“

„Es ist einen Versuch wert.“, bestimmte Hibiki. „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
 

Bei JPs angekommen kam Yamato, Hibiki, Rina und Makoto gleich Fumi entgegen, in ihren wie üblich luftigen Klamotten. Yamato gab ihr beide Handys, die Fumi sogleich begutachtete und daraufhin zufrieden einsteckte.

„Mit dem Handy kann ich vielleicht feststellen, wo Takahara die übrigen versteckt haben könnte.“, erklärte sie vorneweg und hielt das in der Hand, das die Cait Sith ihnen gebracht hatte. „Zumindest einen Großteil solltet ihr aufspüren und zerstören können. Das hier hingegen hilft mir, mehr darüber herauszufinden auf welchem Stand Takaharas Programm derzeitig wohl sein wird.“

„Professor Kanno, es gibt 13 Menschen in dieser Umgebung, die ein hohes Potenzial im Umgang mit Dämonen aufweisen!“, erklärte Hibiki schnell seinen Plan, in der Hoffnung, dass Rina ihn nicht verstehen würde.

„Sie und Makoto, Yamato und ich zählen auch dazu, genau wie meine Freunde Io Nitta und Daichi Shijima! Damit hätten wir ein größeres Suchtrupp und könnten uns auch erfolgreich gegen Dämonen zur Wehr setzen, wenn sie in den nächsten Tagen auftauchen werden!“

„Interessanter Gedanke“, gab Fumi zu, „sofern du glaubst, dass deine Freunde zu 100 Prozent verlässlich sind.“

„Sind sie!“, bestimmte Hibiki, ohne zu zögern.

Fumi blickte zu Yamato und nachdem sie sah, dass er kaum merklich nickte, hellte sich ihr Blick auf.

„Gib' mir ihre Namen und ich werde sie bis morgen alle hier versammelt haben. Ich kann schließlich problemlos Menschen über ihr Handy orten, wenn ich auch nur den Namen weiß, für den Chef habe ich das ja schließlich auch schon ein paar Mal gemacht.“

Sie wirkte beinahe glücklich, als sie das sagte. „Stimmts, Sakocchi?“

Makoto versuchte ganz offensichtlich, sich nichts anmerken zu lassen, sie zwang sich wohl, darauf nicht zu reagieren, aber ihre Wangen verrieten sie.

Yamato hatte also erst vor kurzer Zeit jemanden orten lassen, jemanden... konnte es sein, dass Makoto an diesem Tag in Café gar nicht vergessen hatte, weswegen sie da war, sondern durchaus mit einem bestimmten Auftrag dorthin geschickt worden war? Und war das vielleicht nicht das einzige Mal, dass Yamato Hibiki...

„Hibiki? Können wir weitermachen?“, fragte Yamato jetzt, woraufhin sich Hibiki wieder auf das Wesentliche konzentrierte.

Hibiki zählte die Namen der ehemaligen 13 auf, nur die im Raum Anwesenden ließ er dabei natürlich außen vor.

„Sind das alles Superhelden?“, fragte Rina interessiert.

„Könnte man so sagen...“, überlegte Hibiki, wie er ihre Funktion möglichst kindgerecht erklären konnte, „Sie sind praktisch Helden die die Erde mal vor einer großen Bedrohung geschützt haben, indem sie... praktisch mit ihren Pokémon, dagegen gekämpft haben.“

„Pokémon-Trainer?“, fragte Rina begeistert, „Ist ja toll! Ich will auch ein Pokémon-Trainer sein! Geht doch, oder? Ich hab' Angel!“

„Oh, sieh' mal Rina, die sind ziemlich gefährlich und ich glaube nicht, dass deine Mutter erlauben würde, dass du gegen sie antrittst.“

„Angel heilt immer meine Auas“, überlegte Rina weiter, „Bestimmt könnte sie eure Pokémon heilen!“

„Hör' mal zu, Mädchen“, herrschte Yamato sie an, „Du bist inkompetenter Abschaum und solltest dem Schlachtfeld fernbleiben, wenn du dort sowieso nutzlos bist, lass es einfach bleiben.“

„A-Aber Yama-chan!“

„Nenn' mich nicht so!“

„Wah, Hibiusa!“, weinte Rina los und versteckte sich hinter Hibiki. Scheinbar würden die beiden nie miteinander warm werden.

„Rina..“, Hibiki strich ihr tröstend über den Kopf, aber die Kleine blieb dabei: „Ich will mithelfen mit Angel, ich will! Ich will auch eine Superheldin sein!“'

„Rina, so einfach ist das nicht. Es geht nicht darum, dass wir nicht wollen, dass du mitmachst, Yamato und ich wollen nur nicht, dass dir was passiert.“

Das schien Rina zu überzeugen und noch immer skeptisch, aber bereits mit einem Hauch von Versöhnung, betrachtete sie Yamato nun.

„Wie ein großer Bruder... verbietet auch, was Spaß macht.“

„Makoto wird euch nach Hause bringen“, verkündete Yamato nun ungerührt, „Damit wir für morgen die volle Kapazität nutzen können, die jeder zu bieten hat. Wir sehen uns, Hibiki.“ Mit diesen Worten wandte sich Yamato ab, verließ den Raum und lief den Gang herab, wahrscheinlich zu seinem Büro.
 

„Yama-chan mag mich nicht“, entschied Rina, als sie mit Hibiki in der Limousine saß.

„Das glaube ich nicht“, antwortete Hibiki, wusste aber auch nicht, inwieweit das stimmte. Rina war ihm zwar wohl nicht egal, aber ob er sie wirklich mochte? Oder war sie ihm einfach nur lästig?

Rina lotste Makoto vergnügt bis zu sich nach Hause, wobei sie zahllose Male im Kreis fuhren, da sich Rina an manchen Kreuzungen wohl nicht ganz sicher war und außer ihrem Schulweg wohl auch noch nicht viel von Tokyo kannte, aber bei ihr zu Hause kamen sie dennoch an, woraufhin Hibiki mit Rina zusammen ausstieg, um sie noch bis zu der Haustür zu begleiten. Zum Glück hatte Rina eine SMS geschickt, mit wem sie unterwegs sei, weswegen sich ihre Mutter hoffentlich keine Sorgen machte.

An er Haustür des kleinen Wohnhauses in Shinjuku, nicht weit weg von Hibikis Wohnung, öffnete Matsumara die Tür, woraufhin Rina ihr sofort in die Arme fiel.

„Mama, stell' dir vor, Hibiusa und Yama-chan sind Pokémon-Trainer!“

Hilflos fragend blickte Matsumara Hibiki an, der nur abwehrte, so als wolle er sagen, dass das nur ein Spiel gewesen sei. Sie schien zu verstehen.

„Das klingt ja spannend“, merkte sie nun an, „Komm rein zum essen, dann kannst du mir alles erzählen.“

„Juchuu!“ Rina stürmte in die Wohnung und wirkte höchst zufrieden.

„Ich muss mich dann auch verabschieden“, meinte Hibiki zögerlich, „Ich muss für morgen noch was vorbereiten.“

„Du bist Student, nicht wahr?“, fragte Matsumara interessiert.

„Ja richtig“, gab Hibiki an und verschweig, dass gerade Semesterferien waren, „Auf Lehramt.“

„Oh, kein Wunder, dass du so gut mit Kindern umgehen kannst. Meine kleine Rina scheint regelrecht einen Narren an dir gefressen zu haben. Schade, dass du nicht ihr Vater bist.“

„Oh danke, ich- ähm, wie bitte?“

„Versteh' mich nicht falsch!“, bat Matsumara mit einem Lächeln, „Ich meine nur, du kümmerst dich offenbar gut um sie, obwohl du sie noch nicht lange kennst. Ihr Vater war nur selten da und schon mit der Frage überfordert, ob er ihr zu Weihnachten lieber eine Hello Kitty mit einer blauen oder einer rosafarbenen Schleife schenken sollte, er wusste schlicht und ergreifend nicht, welche Farbe sie lieber hatte. Und das war schon, bevor er diesen Job angenommen hatte. Er war schon immer so unaufmerksam. Shirou... na ja, aber wir brauchen ihn nicht. Wir kommen ohne ihn gut zurecht, aber ich weiß, dass Rina irgendwo bestimmt noch an ihm hängt, auch wenn sie mir zuliebe so tut, als würde sie das nicht. Vielleicht hält sie das alles nur für ein Spiel.“

„Das glaube ich nicht. Rina ist clever, sie weiß bestimmt, dass ihr Vater kein Familientyp ist.“

„Kennst du Shirou denn?“

„Ähm... gewissermaßen haben wir beruflich miteinander zu tun.“

„Er ist einfach nicht der Typ für so ein lebendiges Kind wie Rina, er ist nicht gern unter Menschen. Sie kommt in dem Punkt wohl eher nach mir... aber wie dem auch sei, du hast ja noch zu tun. Ich wollte dich nicht aufhalten.“

„Oh, ist schon in Ordnung. Danke für das Gespräch, Matsumara-san!“

„Gerne, Kuze-san. Bis zum nächsten Mal!“
 

Nachdem er sich von Makoto verabschiedet hatte, da er der Meinung war, diese paar Meter müsste sie ihn nicht nach Hause fahren, betrat Hibiki seine Wohnung und klappte sein Handy auf. Daichi, Io, Keita... konnte er es wirklich verantworten, sie alle da mit hineinzuziehen?

Die Situation war eine grundlegend andere, die Existenz der Welt hing nicht von dem kommenden Tag ab, dafür aber die von Yamato Hotsuin und seinem Clan...

Was würde Yamato wohl tun, wenn sein Plan nicht aufgehen würde? Was würde er tun, wenn die Dämonen Panik in Tokyo verbreiten würden und deutlich wird, dass JPs das Programm dafür erschaffen hatte?

Ob Yamato mit so etwas weiterleben könnte... es war schwer einzuschätzen, aber Hibiki merkte, dass Yamato etwas gerade schwer zu bedrücken schien, von dem ganzen Trubel um Takahara abgesehen. Nicht, dass er sich am Ende noch etwas antun würde... Hibiki schüttelte heftig den Kopf. Nein, Yamato würde sich nicht unterkriegen lassen und Hibiki würde an seiner Seite aufrecht stehen. In diesem Kampf waren sie Partner, keine Feinde.

„Worüber denkst du nach, Hibiki?“

„Alcor... hast du mitbekommen, was los ist?“

„Über die wichtigsten Eckdaten verfüge ich. Soweit ich das beurteilen kann, hast du die richtigen Leute für die Suche ausgewählt. Vielleicht wird es euch ja gelingen, alle Portale rechtzeitig zu verschließen.“

„Kannst du uns nicht dabei helfen?“

„Wie genau meinst du das?“

„Könntest du nicht auch ein Handy nehmen und Dämonen beschwören?“

Alcor blickte Hibiki zunächst überrascht an, aber dann lachte er leise auf und kicherte in sich rein.

„Ein Septentrion, der über Dämonen gebietet... das ist aber ironisch. Ich kann dir nicht sagen, ob ich es könnte oder nicht.“

„Wie meinst du das?“

„Ich bin immerhin ein Programm. Zwar kann ich kämpfen, aber ich glaube nicht, dass ich Dämonen lenken könnte. Ich meine, das könnten nur Menschen.“

„Würdest du trotzdem morgen mit zu JPs kommen? Du kennst dich mit Dämonen immerhin ziemlich gut aus, eine Hilfe könntest du in jedem Fall sein?“

„Ich könnte auf diese Art helfen, Tokyo zu beschützen? Das hört sich gut an.“

„Wie gesagt, komm doch morgen früh wieder hierher. Dann können wir zusammen frühstücken, so ein letztes Mal vor der Operation.“

„Ich freue mich“, gab Alcor zur Antwort und lächelte Hibiki zufrieden an „Bis morgen.“



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