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Zweite Chance

Yusei x Bruno
von

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Begegnung

"Yusei? Bist du wach?"
 

Eine Stimme erklingt auf dem Flur, begleitet von einem sachten Klopfen. Ich setze mich auf, da ich schon seit einer Weile wach gelegen habe.
 

"Ja, ich bin wach. Du kannst gern reinkommen, Crow."
 

Kaum hatte ich das ausgesprochen, geht auch schon die Tür auf und mein Freund kommt mit einem freundlichen Lächeln herein.
 

"Guten Morgen! Ich hab Frühstück gemacht. Kommst du mit runter? Und im Anschluss fahren wir dann – wie abgesprochen – zu Martha. Ja?"
 

Frühstück? Allein bei dem Gedanken zieht sich mein Magen zusammen, aber ich hab wohl keine Wahl. Crow wird mich nicht mit leerem Magen aus dem Haus lassen. Dass ich einmal kollabiert bin reicht ja eigentlich auch. Ich seufze hörbar und schlage die Decke zurück, um mich aus dem Bett zu schwingen.
 

"Ist gut, machen wir das so. Ich will nur eben schnell duschen gehen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich das nötig habe."
 

Ein verlegenes Lächeln huscht über meine Lippen, als sich unsere Blicke treffen und ich erhebe mich schliesslich aus dem Bett.
 

"Okay dann geh mal duschen. Gehts mit deinem Kreislauf? Fühlst du dich besser?", fragte Crow mich nun wieder besorgt und schaute mich auch genau so an.
 

"Ja, es geht mir besser. Danke. Dass ich mit dir darüber gesprochen habe und mich ausschlafen konnte, hat mir sehr geholfen. Mein Kreislauf? Der scheint in Ordnung zu sein. Mach dir nicht immer so viele Sorgen, Crow. Warte bitte einfach unten. Wenn ich fertig bin, komm ich runter", erwidere ich und lächle ihn nun etwas zuversichtlicher an, um ihm die Sorge zu nehmen.
 

Ein Grinsen legt sich auf Crow's Lippen, als er mich betrachtet, dann klatscht er in die Hände, was mich kurz zusammenzucken lässt, da ich damit nicht gerechnet habe.
 

"Ist gut. Ja du siehst auch besser aus, als gestern. Man muss dir nur mal ordentlich den Kopf waschen, dann funktionierst du auch wieder, mein Freund."
 

Ein freudiges, kurzes Lachen schallt durch mein Zimmer und Crow klopft mir sanft auf die Schulter, ehe er mir einen Arm um die Schultern legt und mich kurz an sich drückt. Es tut gut ihn bei mir tu haben. Das habe ich nun begriffen. Ich wollte ihn wirklich nicht missen müssen.
 

"Danke, dass du bei mir bist Crow."
 

"Ach was, du bist mein Freund und ich helfe dir gern, wenn ich mal kann."
 

"Du hast mir wirklich den Kopf gewaschen. Ich will versuchen mich an das zu halten, auch wenns schwer fällt."
 

"Du machst das schon und wenn nicht ..."
 

Er grinste nun noch breiter, liess mich wieder los und wedelt mit erhobener Faust vor meinem Gesicht herum.
 

"... wenn nicht, dann prügle ich es notfalls in dich hinein."
 

Wieder lacht er auf und ich kann nicht verhindern, dass sein fröhliches, ausgelassenes Wesen mich ein kleines bisschen ansteckt und ich zumindest weiter lächeln muss. Crow ist wirklich Balsam für meine geschundene Seele. Ich glaube, wenn ich noch länger allein geblieben wäre, hätte ich mich irgendwann komplett in mich verschanzt und wäre zu einem emotionslosen Roboter mutiert. Ich bin ihm wirklich dankbar dafür, dass er mich wachgerüttelt und meine Gefühle herausgeholt hat, die ich so lange versucht habe zu unterdrücken.
 

"Du hörst dich schon fast an wie Jack", sage ich nun leicht grinsend und boxe ihm neckend gegen die Schulter.
 

"Das liegt daran, dass Jack und ich beide ziemliche Hitzköpfe sind und wir uns schon früher mit den Fäusten arrangiert haben, wenn Worte nicht mehr ausreichend gewesen sind, um unseren Standpunkt zu vertreten."
 

Mit einem verlegenen Grinsen reibt er sich den Nacken.
 

"Es tut gut, dich lächeln zu sehen, Yusei. Jetzt aber ab unter die Dusche mit dir, sonst fällt Martha noch um, wenn sie dich riecht."
 

Kichernd verliess er das Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen, liess mich leicht perplex zurück.
 

Was denkt er sich dabei? So schlimm ist es nun auch wieder nicht!
 

Allerdings mag ich seine neckende Art mich aufzuheitern sehr. Schnell geh zu meinem Schrank, hole mir frische Sachen heraus und ein Handtuch, ehe ich das Zimmer verlassen will. Doch etwas hält mich zurück. Ich friere im Türrahmen an Ort und Stelle ein und brauche einige Sekunden um mich wieder zu fassen. Langsam drehe ich mich um, lasse meinen Blick durch das Zimmer schweifen und bleibe erneut an dem Bild hängen. Meine Augen heften sich an Dir fest.

Bruno! Du fehlst mir so sehr. Ich weiss nun aber, dass ich wohl nichts hätte tun können, um Dich umzustimmen. Ausserdem hat Crow recht und die ganze Stadt wäre nicht mehr, wenn Du das nicht getan hättest. Das ändert aber nichts an meiner Sehnsucht nach Dir. Du bist der einzige gewesen, der mit mir gleichziehen konnte. Ich vermisse dich so sehr, mein Freund.

Mein Herz wird schwer und ich schlucke hart. Die Stimmung sackt wieder zu einem Tief und ich kann nichts dagegen machen. Dennoch beherrsche ich mich, lasse es nicht zu, dass mich die Trauer erneut überwältigt. Ich will nicht schon wieder einbrechen. Ich werde nun Martha besuchen gehen. Genau! Ein bisschen Ablenkung wird mir sicher gut tun. Wie gern würde ich Dich wieder sehen ...
 

Ich kneife meine Augen zusammen und atme tief durch. Mein Herz pocht schmerzhaft gegen meine Rippen und den Knoten in meinen Eingeweiden kann ich auch nicht lösen. Dennoch wende ich mich nun ab, ohne Dich noch einmal anzusehen. Ich befürchte, dass ich der Gefühlsflut sonst nicht mehr standhalten kann.

Schnell schliesse ich die Tür hinter mir und gehe den leeren Flur mit raschen Schritten entlang. Die Zimmer sind unbewohnt und die meiste Zeit ist es viel zu ruhig hier. Ich habe die Zimmer nicht verändert. Und Crow benutzt sein altes im Moment ja auch wieder. Er war wirklich überrascht gewesen deshalb, aber ich wollte die schönen Erinnerungen auf diese Weise einfach bewahren. Wobei es mir nicht möglich war, mein eigenes Zimmer zu betreten, bis mein Freund mich regelrecht dazu gezwungen hatte.

Seufzend komme ich schliesslich im Bad an, ziehe mich schnell aus und lege meine benutzten Sachen in den Wäschekorb, ehe ich in die Dusche steige und das Wasser einschalte. Kur zucke ich zusammen, da es kalt ist, doch es erwärmt sich schnell und ich geniesse den warmen Regen auf meiner Haut. Ich schliesse die Augen und lass mir das Wasser ins Gesicht laufen. Es fühlt sich so an, als würde es meinen Knoten lösen und meine Gefühle wieder ordnen. Fast so als wolle es alles schlechte in mir heraus spülen und mich davon befreien. Ich weiss, dass es noch lange dauern wird, bis ich wieder wirklich ausgelassen sein kann, aber ich will versuchen nach vorne zu schauen. Crow ist mir dabei eine wirkliche Hilfe, da er ähnliches durchlebt hat und weiss wie es ist einen wichtigen Menschen zu verlieren.
 

Ich dusche mich fertig und verlasse das Bad, nachdem ich mich abgetrocknet und angekleidet habe. Erfrischt gehe ich nach unten, wo Crow schon auf mich wartet und den Tisch gedeckt hat. Frische Brötchen und eine beträchtliche Auswahl an Belag zieren den Tisch, dazu gibt es noch Milch. Lächelnd begrüsst er mich erneut und deutet mir an mich zu setzen, was ich auch gleich tue.
 

"Und wieder frisch?", fragt er mich gleich und hält mir den Brötchenkorb hin.
 

"Ja, in vielerlei Hinsicht. Zumindest fühlt sich mein Geist auch erfrischt an. So eine Dusche kann echt Wunder bewirken. Danke ...", antworte ich ihm und nehme mir ein Brötchen.
 

"Da könntest du recht haben. Manchmal hilft es wirklich sich innerlich zu befreien. Kann auch an dem Wasser liegen, es hat doch etwas reinigendes und das nicht nur äusserlich."
 

Seine Worte überraschen mich und ich halte inne, obwohl ich gerade mein Brötchen aufschneiden will.
 

"Du wirst ja richtig sentimental. Anscheinend bist du eine kleine Wundertüte. Denn jedenfalls, hab ich so eine Aussage nicht von dir erwartet. Danke Crow. Ich bin wirklich froh, dass ich im Moment nicht mehr alleine bin."
 

"Ach was ...", sagt er verlegen und reibt sich wie immer den Nacken dabei.
 

"Ich weiss auch nicht. Ich hab eben viel gelernt in den zwei Jahren. Da schnappt so einiges auf."
 

Grinsend macht er sich nun selbst über sein Brötchen her und ich tue es ihm gleich. In Gesellschaft fällt das Essen echt leichter und ich denke nicht einmal darüber nach, ob ich überhaupt was essen will, oder nicht, sondern tue es einfach.

Nach dem Frühstück helfe ich Crow noch die Sachen wieder wegzuräumen und das benutzte Geschirr abzuwaschen. Mich wundert es ohnehin, dass er das einfach tut, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dabei ist er doch eigentlich mein Gast. Jedoch weiss ich, dass es keinen Sinn macht ihn darauf anzusprechen. Er würde mir nur wieder widersprechen und darauf bestehen. Deshalb ziehe ich es vor zu schweigen.

Als wir den Abwasch erledigt haben, klopft mir Crow wieder auf die Schulter und grinst mich an.
 

"Na bereit?"
 

"Ehm ... ja schon. Komm lass uns gehen. Sie wird sich sicher freuen uns wiederzusehen. Vor allem denke ich, dass die Kinder gross geworden sind und dich überfallen werden."
 

Nun muss ich auch grinsen bei der Vorstellung, denn ich weiss wie sehr die Kinder an Crow hängen und dass sie sich unheimlich freuen werden ihn zu sehen.
 

"Da hast du recht. Ich freue mich auch sie wieder zu sehen."
 

Er lächelt und gemeinsam verlassen wir die Wohnung, gehen nach unten in die Werkstatt und steigen auf unsere Fahrzeuge. Es tut gut den Wind zu spüren, er bläst meine Gedanken weg. Wenn ich auf dem D-Wheel sitze und mich der Geschwindigkeit hingebe, kann ich mich völlig entspannen und meine Sorgen – zumindest für eine Weile – vergessen.

Es dauert auch nicht lange, da kommen wir in Satellite an und halten vor der kleinen Hütte, die etwas abgelegen vom Rest des Stadtteils liegt. Wir stellen die Fahrzeuge ab und kommen gar nicht dazu uns der Hütte zu näheren, als wir schon von einem Haufen Kinder umzingelt sind.
 

"Crow! Yusei! Schön euch zu sehen. Wie gehts euch? Was habt ihr die ganze Zeit gemacht? Martha hat sich schon Sorgen gemacht. Sie wird sich freuen euch zu sehen. Kommt doch mit rein."
 

Sie reden völlig durcheinander, wir kommen gar nicht dazu alles zu verstehen, oder ihnen zu antworten. Ein Teil der Kinder stürzt sich schliesslich auf Crow und zwar so fest, dass es ihn glatt umhaut.

Lachend drückt er die Rasselbande an sich und tollt noch etwas mit ihnen herum, ehe die Kinder wieder von ihm ablassen und ihn endlich wieder aufstehen lassen. Für diesen Zweck reiche ich ihm meine Hand und ziehe ihn auf die Füsse.
 

"Danke Yusei", grinst er mich an.
 

"Hey Kinder! Ihr seid zwar gross geworden, aber immer noch genau so übermütig wie eh und je. Ich freue mich ja auch euch zu sehen", redet er weiter, diesmal an die Kinder gewandt.
 

"Crow! Wir haben dich vermisst! Du siehst erwachsen aus. Auch wenn du nicht gewachsen bist. Bald kann ich dir über dich drüber schauen."
 

Ich verstand nicht welches der Kinder was gesagt hat, aber es bewirkte, dass ich doch grinsen musste und Crow ein gespielt mürrisches Gesicht machte.
 

"Na warte ... Ich mach dich einfach einen Kopf kürzer, was hälst du davon?"
 

Kichernd rennen die Kinder vor ihm weg, während mein Freund versucht sie einzufangen.
 

"Was macht ihr denn wieder für einen Lärm?"
 

Martha erscheint in der Tür und stemmt die Hände die Hüfte, da sie glaubt, die Kinder würden wieder Unfug machen.

Als ihre Stimme über das Gelände hallte, zuckten die Kinder kurz zusammen, hörten auf herumzurennen und packten sowohl Crow, als auch mich an den Händen, um uns zum Haus zu ziehen.
 

"Ihr seid wirklich verdammt gross geworden," sagt Crow bewundernd und wuschelt einem nach dem anderen durch die Haare, während er unaufhörlich grinst.
 

Ich sehe ihm an, dass er glücklich ist und ich kann es auch verstehen, da ihm die Kinder schon immer viel bedeutet haben.
 

"Wir machen keinen Unfug. Martha! Schau mal wen wir gefunden haben", rufen sie strahlend und zerren uns dabei zur Tür.
 

"Crow! Yusei!"
 

Sie ist erfreut uns zu sehen, sie strahlt über das ganze Gesicht und die Überraschung zeigt sich deutlich in den Falten auf ihrer Stirn.
 

"Hallo Martha. Lange nicht gesehen. Tut mir leid, dass ich nicht vorbeigekommen bin. Ich hoffe dir geht es gut", melde ich mich zu Wort und lächele sie dabei etwas entschuldigend an.
 

"Ja von mir auch "Hallo". Ich bin für eine Weile wieder in der Stadt und da hielt ich es für eine gute Idee vorbeizukommen", grinste Crow.
 

Martha sagt nichts, jedenfalls noch nicht. Sie schliesst – nachdem die Kinder uns losgelassen haben – uns beide fest in ihre Arme. Wobei sie uns dabei auch aneinander drückt.
 

"Ihr Jungs! Ich freue mich wirklich euch zu sehen. Wie mir scheint, geht es euch gut. Was bin ich froh. Doch kommt erst mal mit rein. Wir wollen ja nicht hier draussen Wurzeln schlagen, oder?"
 

Lächelnd lässt sie uns los und macht einen Schritt bei Seite, um uns reinzulassen. Ich folge Crow, der vorausgegangen ist und wir begeben uns in die Küche, wo wir uns auf einem Stuhl niederlassen.
 

"Hallo Jungs!", begrüsst uns eine Stimme.
 

"Hallo Doktor Schmitt", rufen wir im Chor, sehen uns dann an und müssen dann lachen.
 

Crow hat es tatsächlich geschafft mich zum Lachen zu bringen. Es fühlt sich seltsam an, aber auch irgendwie befreiend. Ein Gefühl, was ich seit zwei Jahren nicht mehr zugelassen habe ... ehrliche Freude!
 

"Doktor? Ist er wach?", fragt Martha nachdem sie die Küche betreten hat.
 

Verwirrt sehe ich sie an.

Wer ist wach?
 

"Ja, er ist wach und er fühlt sich besser. Ich hab ihm erlaubt aufzustehen, um seinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Aber er soll sich noch schonen. Ich denke allerdings, dass er am Mittagessen teilnehmen kann, wenn er das will. Falls ihm der Trubel nicht zu viel wird."
 

"Ich verstehe. Das ist gut, dass er wieder fit wird. Auch wenn wir nicht ganz wissen, weshalb er zusammengebrochen ist."
 

"Ehm Martha wer-?", beginnt Crow, doch angesprochene hält eine Hand hoch, um ihn zum Schweigen zu bringen.
 

In meinem Kopf herrscht die selbe Frage, allerdings halte ich mich zurück und will versuchen nicht zu neugierig zu wirken. Es klingt zumindest so, als hätten sie einen Patienten, den sie aufgegabelt haben und nun wieder aufgepäppelt haben.
 

"Gleich Crow", sagte Martha und kam aber zu mir, weshalb ich sie verwirrt anschaute.
 

"Yusei? Es ist jemand, der dich unbedingt wiedersehen möchte und ich glaube, dass auch du ihn gerne wiedersehen würdest."
 

Ein Schauer läuft durch meinen Körper bei ihren Worten und mein Herzschlag erhöht sich spürbar.
 

Jemand der mich unbedingt wiedersehen will? Jemand, den ich auch zu gern wiedersehen würde?
 

Das ist unmöglich! Ich kneife kurz meine Augen zusammen und versuche meine innere Ruhe wieder zu finden. Dennoch frage ich mich, wer die Person sein kann.
 

"Was ist passiert? Wieso ist er denn hier? Und wer ist es?", frage ich nun doch, da es mich wirklich brennend interessiert.
 

"Doktor Schmitt fand ihn am Strand, als er bewusstlos wurde, brachte er ihn hier her. Doch anscheinend geht es ihm nun besser. Wer es ist? Das solltest du lieber selbst nachsehen."
 

Diese Geheimniskrämerei passt gar nicht zu Martha und verwirrt mich nur noch mehr. Crow bleibt erstaunlich ruhig und sagt nichts. Er schaut nur mit grossen Augen unsere Ziehmutter an, genauso wie ich.
 

"Gut okay. Wo ist er?", frage ich nun.
 

"Er ist im Krankenzimmer. Du weisst wo es ist", gibt sie mir zur Antwort und lächelt mich an.
 

"Hey kann ich mit, ich will es auch wissen!", ruft Crow etwas ungehalten und springt von seinem Platz auf.
 

Martha stemmt die Hände in die Hüfte und blickt ihn gefährlich an.
 

"Nein! Yusei geht allein. Ich glaube es ist für beide Seiten besser, wenn sie erst ein paar Minuten alleine haben."
 

Crow war zusammengezuckt bei der forschen Art, versteht aber wohl, was sie meint und setzt sich wieder.
 

"Yusei? Lass dich nicht zu sehr einnehmen."
 

Er grinst mich an und klopft mir neckend gegen die Schulter, als ich mich erhebe.
 

"Bestimmt nicht. Ich bin sicher gleich wieder da."
 

Wer kann das nur sein, der mich so unbedingt wiedersehen will? Der mich alleine wiedersehen will? Wieso ist es besser, wenn wir uns allein begegnen? Was wäre so schlimm dabei gewesen, wenn Crow mitgekommen wäre?
 

Verwirrt zermarter ich mir das Hirn, während ich den Flur durch das Haus entlang schreite und vor dem Krankenzimmer zum stehen komme. Etwas unschlüssig hebe ich eine Hand, um zu klopfen, aber ich zögere. Warum zögere ich?

Ein Ausruf, aus der Küche, lässt mich herumfahren.

Was ist denn jetzt los? Hat Martha Crow gesagt, wer sich im Krankenzimmer befindet? Aber wieso sollte Crow dann so schockiert reagieren? Immer noch unschlüssig, wende ich mich schliesslich der Tür zu, hebe erneut die Hand und klopfe sachte.
 

"Herein?!", höre ich die prompte Antwort auf mein Klopfen.
 

Diese Stimme ... ich habe sie schon einmal gehört ...
 

Langsam greife ich nach der Türklinke und drücke sie hinunter, ehe ich die Tür vorsichtig öffne und einen Blick in das Zimmer werfen kann.

Dort steht ein Bett, doch es ist leer. Ein Stuhl und ein Tisch sind auch noch da, das Fenster ist offen. Ich lasse meine Augen durch den Raum schweifen, nachdem ich hineingetreten bin und die Tür hinter mir geschlossen habe. Dann entdecke ich die Person, die mein Herz für einen Augenblick zum Stillstehen bringt. Das kann nicht sein! Das ist unmöglich! Du!

Die Person steht mit dem Rücken zu mir und blickt aus dem Fenster.
 

"Was gibts? Ich fühle mich wirklich besser und bin unheimlich dankbar für eure Gastfreundschaft."
 

Er sieht mich nicht und glaubt wohl, dass ich Martha bin.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Der Klang seiner Stimme hallt in meinem Kopf wieder. Wie kann das sein? Bist das wirklich Du? Wie kommst Du hier her?

Ich will dich so viel Fragen, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Keinen Millimeter kann ich mich bewegen. Spüre die Enge meiner Brust und habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.
 

"Bist ... du wirklich hier? ... B-Bruno?"
 

Meine Stimme zittert und ist leise, ich balle meine Hände zu Fäusten, da auch sie unkontrolliert zu zittern anfingen. Deine Frisur ist anders ... Du siehst aus wie bei unserem letzten Duell ...
 


 


 

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Ich schlage meine Augen auf und blicke an eine weisse Decke. Wie lange habe ich geschlafen?
 

"Schön dass du wach bist. Wie fühlst du dich?"
 

"Besser, danke Doktor."
 

Mit einem Lächeln setzte ich mich auf und sehe, dass mich auch der Doktor anlächelt.
 

"Das ist wirklich schön, du bist auch nicht mehr so blass wie gestern. Komm ich untersuche dich noch mal kurz und dann kannst du wahrscheinlich schon wieder aufstehen."
 

Ich nicke leicht und lass mir sowohl Puls, als auch Blutdruck messen, lasse mir in Rachen und Ohren schauen und meine Atmung abhören.
 

"Das sieht alles sehr gut aus, dein Kreislauf scheint wieder stabil zu sein. Du solltest dennoch langsam machen. Du hast dich gut ausgeschlafen oder? Der Morgen ist jedenfalls fast vorbei und Martha hat angefangen das Mittagsessen vorzubereiten. Wenn du willst, kannst du dich nachher zu uns an den Tisch setzen. Doch jetzt kannst du erst mal aufstehen und vielleicht duschen, falls du das möchtest. Deine Kleider hat Martha auch bereits gewaschen, sie liegen hier."
 

Er redet ganz schön viel für meinen noch müden Geist, aber ich lächle trotzdem.
 

"Danke das ist wirklich freundlich von Ihnen. Ich würde unheimlich gerne duschen, wenn das möglich ist. Mittagessen? Mal sehen, ich werde es mir überlegen."
 

"Okay, dann lass ich dich jetzt mal wieder allein. Ach ja das Bad ist den Flur runter und dann die letzte Tür hinten links, dort findest du alles, was du brauchst. Doch zuvor ..."
 

Er lächelt immer noch und kommt zu mir, nimmt mir die Infusionsnadel aus meinem Arm.
 

"... nehme ich dir das noch ab. Das wäre nur hinderlich und ich glaube du brauchst es auch nicht mehr. Ich freue mich immer, wenn sich meine Patienten erholen und ich helfen konnte."
 

"Danke Doktor. Wirklich für alles."
 

Sie hatten mir ein Shirt und auch eine lockere Jogginghose geliehen. Doch jetzt stehe ich auf und stelle fest, dass mir nur für einen kleinen Augenblick schwarz wird, mein Herz in diesem Moment sehr schnell gegen meine Rippen pocht und mein Kreislauf wieder in Schwung kommt.

Der Doktor verlässt das Zimmer, nachdem er sich vergewissert hat, dass ich nicht umkippen werde. Ich nehme meine Sachen und gehe zum Bad. Es ist kein Problem es zu finden, dennoch fühle ich mich etwas seltsam bei der Sache. Da ich hier doch fremd bin. Wobei eigentlich weniger. Schliesslich weiss Martha wer ich bin. Wie gern würde ich Dich sehen ... Yusei!
 

Die Dusche tut wirklich unheimlich gut. Ich denke viel dabei und spüre die wachsende Sehnsucht zurück in die Stadt zu gehen und Dich wieder zu sehen. Ich will nicht, dass Du Dir Vorwürfe machst. Es ist ganz und gar nicht Deine Schuld. Es war mein eigener Wunsch. Auch wenn ich nicht weiss, wie es mir möglich war zurückzukehren und noch am Leben zu sein. So weiss ich, wenn ich die Wahl hätte, zwischen diesem Leben und meinem früheren Leben, als Antinomy ... dass ich dieses hier bevorzugen würde. Denn hier habe ich Dich! Du bist wie meine verwandte Seele. Nie hab ich jemanden getroffen, mit dem ich so intensiv auf der selben Welle schwimmen konnte. Wenn es mir jetzt wieder gut geht, dann ... dann kann ich doch sicher zu Dir gehen! Wenn ich nur nicht solche Angst vor Deiner Reaktion hätte ...
 

Langsam verlasse ich die Dusche wieder, trockne mich ab und ziehe mich wieder an. Ich fühle mich erfrischt und um einiges besser, doch meine zwiegespaltenen Gedanken bleiben.

Du hast Martha in den letzten zwei Jahren nicht besucht! Wieso solltest Du sie ausgerechnet jetzt besuchen?

Es besteht wohl keine Gefahr, dass ich Dir hier begegnen werde, also habe ich wohl noch etwas Zeit mit mir selbst ins Reine zu kommen. Auf der einen Seite will ich Dich unbedingt sehen, auf der anderen Seite habe ich Angst davor Dir zu begegnen.

Ich gehe zurück in das Zimmer, welches man mir zur Verfügung gestellt hat und stehe etwas unschlüssig im Raum. Ich höre Geräusche von ausserhalb meines Zimmers und viel wirres Gerede. Vor allem durcheinander, was es mir nicht möglich macht herauszuhören, wer sich da unterhält und wieso alle so aufgeregt sind. Aber eigentlich interessiert es mich auch nicht, denn es geht mich auch nichts an.

Seufzend wende ich mich dem Fenster zu und öffne es, ziehe die frische Luft von draussen ein und grüble vor mich hin.

Ein Geräusch lässt mich kurz zusammenzucken und reisst mich aus meinen Gedanken.
 

"Herein?!", rufe ich etwas verwirrt, aber ohne mich umzudrehen.
 

Wieso klopfen? Sonst kommen sie auch einfach rein ...
 

Ich höre die Tür, doch niemand sagt etwas. Sie schliesst sich wieder und ich frage mich, ob überhaupt jemand hereingekommen ist, da ich keine Schritte hören kann.
 

"Was gibts? Ich fühle mich wirklich besser und bin unheimlich dankbar für eure Gastfreundschaft", sage ich einfach vor mich hin, da ich glaube, dass es Martha ist, die vielleicht nach mir sehen möchte, weil der Doktor mich ja noch einmal durchgecheckt hat.
 

Ein langes Schweigen erfüllt die Luft und ich glaube langsam, dass wirklich niemand hereingekommen ist. Doch dann höre ich eine zitternde Stimme, die mein Herz einen Schlag aussetzen lässt.
 

Ist das möglich?

Wieso?

Wieso bist Du hier?

Ausgerechnet jetzt ...
 

Langsam löse ich mich von dem Fenster und spüre wie mein Herz mir bis zum Hals schlägt. Ich bin so aufgeregt, dass meine Handflächen feucht werden und mein Körper unbeschreibliche Mengen Adrenalin freisetzt. Vorsichtig drehe ich mich um und lasse meine Augen zunächst auf den Boden gerichtet, ehe mein Blick von Deinen Stiefeln langsam nach oben wandert und schliesslich auf deine saphirblauen Kristalle trifft.
 

"Yu-sei~"
 

Mehr bekomme ich gerade nicht heraus, da mir mein wild klopfendes Herz die Luft zum Atmen nimmt. Wieso musstest Du so einfach herkommen? Mich so unvorbereitet treffen? Ich wollte das doch langsam planen, wie ich Dir wieder unter die Augen treten kann ...

Ich kann sehen, dass sich Deine Augen mit Tränen füllen. Lass das! Du steckst mich an!

Unfähig mich zu bewegen starre ich Dich unaufhörlich an. Ich bin so froh dich wieder zu sehen. Doch wie sage ich dir das am besten?

Eine plötzliche Bewegung, lässt meinen Blick kurz verschwimmen und ich blinzle, doch im nächsten Moment, als sich meine Lider wieder öffnen, spüre ich Deine Arme um meinen Körper, wie Du mich festhältst und Dich regelrecht an mich drückst. Deine Gefühle scheinen auch mit Dir durchzugehen ... Jedenfalls kann ich hören, wie Du weinst.

Behutsam und wie von selbst, heben sich meine Arme und legen sich sanft um Deinen Rücken, um Dich ebenso festzuhalten und an mich zu drücken. Ich will dir so viel sagen, doch das hat Zeit, bis sich unsere Gemüter wieder beruhigt haben. Ich hab Dich vermisst! Wir stehen einfach nur so da, sagen nichts. Alles ist ruhig, bis auf das stetige, leise Schluchzen von uns beiden. Denn auch ich konnte meine Gefühle nicht mehr kontrollieren, lege meinen Kopf seitlich auf Deinen und lasse meinen Emotionen freien Lauf. Ich geniesse den Moment der Wiedersehensfreude!



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