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Wie Vater und Sohn (Kakashi + Naruto)

Eine etwas speziellere Mission
von

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Die unbekannte Tafel

Kakashi kniete vor einer der steinernen Tafeln. Seine Augen waren geschlossen, die Hände locker im Schoß gefaltet. Die leuchtenden Lilien standen in einem kleinen Gefäß, das in die Erde gesteckt wurde. Er wanderte schweigend in seiner Gedankenwelt umher und versuchte sich nicht davon beeindrucken zu lassen, dass Naruto in die ganze Zeit über beobachtete. Allerdings war er froh als er letztendlich seine leisen Schritte vernahm, die sich langsam entfernten. Er entspannte sich und setzte sein Gebet fort.

Naruto lief über die zwischen den kleinen Tafeln errichteten Sandwege. Mit gesenktem Kopf betrachtete er den glatten Stein aus denen sie gefertigt worden waren und die ordentlich eingemeißelte Schrift. Hier und dort standen unauffällige Blumen in kleinen braunen Gefäßen oder Andenken auf der Erde. Er sah zerkratzte Stirnbänder, die im Schmutz lagen und sogar kaputte Spielzeugautos, deren Lack schon fast vollkommen verblichen war. Es wirkte alles so einsam und kalt. Fast als würde der leichte Wind, der an diesem Tag dank des Sommerwetters eigentlich recht warm und feucht war, die Trostlosigkeit über den ganzen Platz verstreuen. Wieso war er noch nie hier unten gewesen? War es die Tatsache, dass er niemandem zum Trauen und Beten hatte oder die Angst, die ihm über den Rücken lief, wenn er nur daran dachte? Wohl eher Tatsache Nummer 2, denn wer behauptete, dass man einen Menschen kennen musste um um ihn zu Trauern? All diese Leute, die hier ihren Platz bekommen hatten, waren aus einem guten Grund gestorben. Hier war niemand wegen Altersschwäche oder Krankheit verewigt. Diese Menschen waren wahre Helden des Schlachtfeldes. Sie hatten für das Überleben und die Sicherheit ihres Dorfes gekämpft und deshalb ihr Leben gelassen, aber das war es ihnen auf jeden Fall Wert gewesen. Vielleicht kannte er sie sogar entfernt oder war ihnen früher schon einmal begegnet ohne zu wissen wer sie letztendlich waren. Naruto kniete sich vor die nächstbeste Tafel und las die fein-säuberlich eingravierte Schrift: „Rin Nohara – Team Yondaime – Wir werden dich nie vergessen. Du warst für uns mehr als nur ein guter Iryounin.“

Er rief sich das Bild von kakashi ins Gedächtnis, der ebenfalls vor einer solchen Gedenktafel gekniet hatte. Sorgsam faltete der junge Ninja die Hände in seinem Schoß, schloss die Augen und lies seine Gedanken schweifen: 'Rin Nohara, ich kenne dich zwar nicht, aber ich wette du warst eine großartige Freundin und Heilerin. Ich wünschte ich hätte dich kennenlernen können, aber das wird wohl niemals passieren. Trotzdem frage ich mich, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich dich gekannt hätte. Wärst du vielleicht mein Sensei geworden? Wäre ich vielleicht gar nicht erst Kakashi begegnet oder Sakura und Sasuke? Und wäre Sasuke vielleicht nicht zu Orochimaru übergelaufen, weil du ihn daran gehindert hättest? Ich weiß, das sind zu viele Fragen auf einmal, aber es sind die, die ich mir bei jedem stelle dem ich begegne. Was wäre , wenn.. Verstehst du? Wahrscheinlich schon. Danke jedenfalls, dass du für dieses Dorf gekämpft hast. Dank dir und vielen anderen wunderbaren Menschen können wir so Leben wie wir es momentan tun. Es tut mir Leid, dass du es nicht mehr miterleben kannst. Dass du dein Leben lassen musstest um unseres besser zu machen ist ein schrecklicher Gedanke für mich. Warum konnte ich nicht an deiner Stelle sein? Ich weiß nicht, ob deine Teamkameraden ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden sind, aber wenn - warum sie und du und nicht ich und meine Freunde? Wer hat darüber entschieden, dass gerade ihr in den Kampf ziehen müsst? Der Hokage? Ihr selbst? Ich hoffe, dass dein Leben bis zu dem Augenblick, als du dem Tot in sein widerliches Gesicht geblickt hast, jede einzelne Millisekunde perfekt war. Vor allem, dass du niemals einsam oder todtraurig warst. Das wünsche ich dir wirklich von ganzem Herzen.' Langsam öffnete Naruto wieder seine Augen. Salzige Tränen tropften aus seinen Augenlidern, auf das abgenutzte Stirnband vor ihm.
 

Kakashi stand auf und klopfte den Staub von seiner Uniform. Wo war Naruto jetzt schon wieder hin? Ein blonder Haarschopf sollte hier, auf diesem flachen Platz, doch nicht zu übersehen sein. Suchend lief er auf dem Sandweg auf und ab und fand seinen Schüler schließlich im Schneidersitz an einen Baum gelehnt. Er sah nach oben, in ein dichtes Gestrüpp aus saftig grünen Blättern und Ästen, sein Blick wirkte abwesend und leer. Das Stirnband lag merkwürdigerweise neben ihm im Gras. „Naruto?“, fragte Kakashi vorsichtig. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.

„Ja?“, er hob den Blick und starrte von unten zu ihm hinauf, „Was ist los?“ Eigentlich hätte er das ihn fragen müssen. „Wollen wir nicht wieder zurück? Ich denke zwar, dass das Training bis nach dem Mittagessen warten kann, aber wir müssen ja nicht die ganze Zeit hier rum sitzen.“, sagte er freundlich. Naruto nickte, nahm sein Stirnband und stand auf. Kakashis Blick fiel abermals auf sein Gesicht während er sich das Stück Stoff mit der silbernen Plakette erneut umband. Es war fast vollkommen farblos und wirkte ermüdet. Was war in der kurzen Zeit passiert als er sein Gebet fortgesetzt hatte?

Sie gingen wieder Richtung Dorf. Sein Schüler schleppte sich über die belebte Straße und mied jeglichen Blickkontakt. Selbst die freundlichen Grüße der Dorfbewohner schien er ungern zu erwidern. Das war doch überhaupt nicht seine Art! Doch bevor Kakashi weiter über das merkwürdige Verhalten von Naruto nachdenken konnte waren sie auch schon in seiner Wohnung angekommen. Er drehte den Schlüssel im Schloss und drückte das schwere Brett auf. Er hängte ihn zurück an den Haken und stellte seine Sandalen in den Schuhschrank direkt neben der Tür. „Ich bin dann mal hier hinten.“, sagte Naruto leise und ging durch den Flur direkt auf sein Zimmer zu. „Kannst du dir bitte vorher die Schuhe ausziehen?“, fragte Kakashi so freundlich wie möglich, doch er dachte gar nicht daran. Der junge Ninja drehte sich kurz um, betrachtete emotionslos seinen Sensei und klinkte die Tür auf. Sie schlug mit einem lauten Knall zu. Der Ninja seufzte und ging in sein Schlafzimmer. Dort legte er den Großteil seiner Uniform – Weste, Verband und Tasche – wieder ab und ging danach ins Wohnzimmer. Er setzte sich etwas unschlüssig auf das grüne Sofa, das er nur gekauft hatte damit der Raum allgemein etwas freundlicher wirkte, und dachte nach was er jetzt tun sollte. Er hatte der Gefühlswelt eines jugendlichen pubertierenden Jungens keine Ahnung. Kakashi überlegte, ob er den Rat von Tsunade einholen sollte, schließlich hatte der Hokage ihn in diese missliche Lage gebracht. Er konnte sich auch nicht vorstellen was so schlimmes passiert sein sollte, dass Naruto total abwesend und niedergeschlagen war und ihn einfach nicht an ihn heran ließ. Allerdings war ihm jetzt zumindest eines ganz klar: Das würden die chaotischsten zwei Jahre seines gesamten Lebens werden.



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