Schulhof
Die Tritte blieben. Nur statt der Stille, die in dem schlechten Imitat seines Zimmers geherrscht hatte, flogen ihm hier Flüche, Beleidigungen und Kinderlachen entgegen, so wie weitere Schläge, die alle zum Glück nicht so schlimm waren, wie der erste Tritt.
Schön war dennoch etwas anderes und Seth wünschte sich, das sich das hier nicht als wahr herausstellen sollte.
Aber es fühlte sich an, wie unzählige Male vorher.
Die Jungs, von denen einige sogar Mal seine Freunde gewesen waren.
Die Mädchen, die schon immer einen Jungen verhauen wollten.
Es passierte viel zu oft und in einer Ecke des Schulhofes, den die Lehrer scheinbar mieden. Irgendeiner hätte es sonst irgendwann sehen müssen. Vielleicht war es ihnen aber auch einfach nur egal.
Was wusste er schon?
Seth rollte sich so sehr zusammen, wie er es konnte. Schützte seinen Kopf und spürte das heiße brennen in seinen Augen.
Sie würden sich lustig machen, wenn sie es sehen sollten, das er weinte. Aber etwas dagegen tun konnte er auch nicht. Es tat weh und das in mehr als nur einer Hinsicht.
Die ganzen Situationen in denen er landete...
Warum musste sich von allen ausgerechnet das hier am realsten anfühlen?
„Was macht ihr denn da?“, hörte er eine Stimme, die ihm erstaunlich bekannt vorkam. „Lasst ihn in Ruhe!“
Seth hörte das Fluchen seiner Peiniger, wie sie flüchteten, damit sie nicht für ihre Taten bestraft werden konnten. Schlau... für Grundschulkinder.
„Alles okay?“
Seth blinzelte und schob seinen Arm ein wenig zur Seite, um seinen Retter ansehen zu können.
Eine Lehrerin war es.
Seth wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und traute seinen Augen nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern eine Lehrerin gehabt zu haben, die aussah wie Leslie.
Sie lächelte ihn an und Seth musste einfach dem Gefühl nachgeben sie zu umarmen. Sich an sie zu klammern, als wäre sie die Lösung zu all seinen Problemen. Er spürte ihre Arme, als sie ihn vom Boden aufhob und mit ihm weg ging. Seth schaute wohin, aber er sah nur, das sie sich von der Schule und dem Pausenhof entfernten.
„Wohin gehen wir?“, fragte er darum.
„Wir gehen nach Hause.“