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Die blutige Entscheidung

von

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Er biss sich die Lippe blutig um nicht zu schreien. Eine Genugtuung, die er ihnen nicht geben wollte. Schmerzen unbändiger Art brachen in seinem Körper aus, erfassten sämtliche Glieder und Sehnen und James brach keuchend in die Knie. Ihm kam es vor als würde er mit jedem weiteren Atemzug heiße Lavabrocken einatmen, während spitze Stacheln, sich unaufhörlich in seine Brust hineinbohrten.

Sein Herz raste in unbändiger Geschwindigkeit. „Crucio“ hörte er eine gedämpfte Stimme. Der Fluch war nicht für ihn bestimmt. An seiner Seite ging Remus Lupin zu Boden, hinter ihm schrie ein Mädchen auf. Lily ?!

„Nein.“ keuchte er verzweifelt und die Schmerzen hörten so jäh auf, wie sie gekommen waren. Der Todesser der ihn mit dem Folterfluch getroffen hatte, war nun damit beschäftigt Sirius zu quälen. James hustete und griff mit zittrigen Fingern nach dem Zauberstab, der ihm aus der Hand gerutscht war. „Stu-por“ flüsterte er schwach, doch sein Zauberstab wollte ihm nicht gehorchen. Ein grässlicher Schmerz durchfuhr erneut seinen Körper. Ein Feuer, so heiß dass James sich fast wünschte endlich daran zu verbrennen um die Qualen nicht länger ertragen zu müssen, erfasste seine Brust, seine Arme, seinen Verstand.

Er merkte, dass er auf dem Boden lag, zusammengekrümmt. Er erinnerte sich nicht hingefallen zu sein. Die Schreie, die seine eigenen gewesen sein mussten, hallten noch immer laut in seinen Ohren.

James schluckte. Sein Hals war trocken und kratzte. Er schmeckte Blut.

Irgendjemand zierliches kämpfte nun an seiner statt. Er musste aufstehen. Ihr helfen. „Imperio“

Ein Nebel, weich, warm und angenehm und der alle Schmerzen nahm, umhüllte seinen Geist. Zog ihn wie selbstverständlich auf die Beine zurück und lies ihn vergessen. „Greife Sirius an!“ befahl eine dunkle Stimme, die wie aus einem anderen Raum zu ihm sprach. Es war leicht, einfach und irgendwie richtig ihr zu gehorchen. Wie von selbst trugen seine Beine ihn voran, näher an seinen besten Freund Sirius Black, der auf dem Boden lag und in dessen Gesicht unendlicher Schmerz sich widerspiegelte. Ein gellender Schrei klang über seine Lippen. James blieb stehen und hielt inne. Sirius war sein Freund, Sirius litt und er würde Sirius niemals angreifen oder gar töten. „Nein“ hustete die kratzige Stimme von Remus Lupin, der sich vor Sirius warf ehe er von einem neuen Cruciatus erfasst wurde.

Die Stimme in James Kopf wurde leiser und undeutlicher. Die Bilder, das Blut, die Schreie und auch der Schmerz kamen mit einem Schlag zurück. James schrie auf und brach erneut in die Knie.
 

Schwer atmend lag er da. Sein Körper zitterte unkontrolliert, sein Schädel drohte zu zerspringen. Wohltuende Schwärze umfing ihn.

„Tom!“

Seine Augenlieder flatterten ehe James sie leidend öffnete. Er erkannte die Stimme, die wie ein Messer durch die Luft schnitt, denn er hatte sie schon viele Male gehört. Es war Albus Dumbledore.

James Blick war trüb und verschwommen, doch er musste sich aufrichten, sich nützlich machen, weiter kämpfen und Dumbledore den Rücken stärken. Schwerfällig kämpfte er sich auf die Knie und drückte sich schließlich zurück auf die Beine.

Er vernahm die Worte, die ausgetauscht wurden, doch sein Verstand wollte sie nicht erfassen. Sein Stand war unsicher und wacklig, seine Atmung gehetzt und doch hielt er den Zauberstab aufrecht, bereit ihn jederzeit zu benutzen und sein Leben erneut aufs Spiel zu setzen.

„Lily!“ schrie er heiser, als er die Gestalt endlich erkannte, die direkt vor Dumbledore, in ihrem eigenen Blut auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte. „Lily!“

Verzweifelt schleppte er sich nach vorne, warf sich neben Lily auf die Knie, rüttelte an ihr, schrie sie an. Seine Augen brannten. Sie musste erwachen, sie musste aufstehen, sie mussten von hier Weg. „Lily!“

Leidend kniff sie ihre Augen zusammen, ihr Brustkorb hob und senkte sich, sie rollte sich zur Seite. Erleichtert atmete James auf, packte sie am Arm und zog sie ungefragt auf die Beine zurück. Sie lebte und das war alles, das für den Moment zählte.
 

Gestützt durch Remus Lupin lies er sich durch die Nacht ziehen. Es war finster, denn keiner seiner Mitstreiter war noch im Stande auch nur einen schwachen Lichtzauber zu sprechen. James zog es vor zu Schweigen und die Prozedur einfach über sich ergehen zu lassen, vor allem, weil er sich nicht sicher war, vor Schmerzen überhaupt noch sprechen zu können. Sein Rücken brannte und alles tat ihm von der minutenlangen Folter weh.

Erst die Lichter des Schlosses brachten ihn wieder zur Besinnung und gaben ihm seine Gedanken zurück. „Mary lebt, wir haben es geschafft“ keuchte er leise. Eine Antwort blieb aus.

Man setzte ihn auf einem Stuhl ab. James konnte sich nicht erinnern durch die Schwelle des Schlosses gegangen zu sein und den Krankenflügel betreten zu haben. Noch immer fasste seine Hand den Zauberstab so fest, dass seine Adern leicht hervortraten. Noch immer brannte sein Gesicht vor Schmerzen und Blut und noch immer stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Diese Nacht wäre um ein Haar seine letzte gewesen. „Hey“ wisperte er leise und schenkte Lily, die ihm bleich wie der Tod gegenüber saß, ein mattes Lächeln. Zu seiner Überraschung wurde es erwidert.

Die Flügeltür öffnete sich. Mächtige Schritte hallten an den hellen Wänden wieder und brachten James dazu seinen schmerzenden Kopf zu heben und der Stimme zuzuhören der er in dieser Nacht sein Leben verdankte.

„Sie alle wird es freuen zur hören, dass Mary MacDonald den Umständen entsprechend nach, wohlauf ist.“ Dumbledore hielt inne und seine Augen wanderten wachsam durch die Runde, bis sie den Blick von James kreuzten. „Sie alle hätten diese Nacht mit Leichtigkeit sterben können. Sie haben ihr Leben für eine Sache riskiert, die eindeutig zu groß für sie war.“

James Magen ballte sich zu einem eiskalten Klumpen zusammen. Er hatte weder die Kraft noch die Konzentration einer Standpauke Dumbledores zu folgen. „Sie haben heute Nacht nicht das getan, was Professor McGonagall von ihnen verlangt hat, sondern auf ihr Herz gehört und gut ein duzend Schulregeln gebrochen, für die sie alle von Hogwarts verwiesen werden sollten.“ - „Professor Dumbledore“ versuchte James auszusprechen, wozu ihm eigentlich die Kraft fehlte. Doch der Schulleiter hob die Hand und James verstumme jäh. Offenbar war er mit seiner Rede noch nicht fertig und wollte nicht unterbrochen werden.

„Sie sind zu recht im Hause Gryffindor, dass haben sie diese Nacht alle bewiesen. Ein Heldenmut der sie ehrt und vor den ich meinen Hut ziehe. Sie haben ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um eine Mitschülerin zu retten und damit Werte bewiesen, die in jener Zeit wichtiger und seltener denn je geworden sind. Das was draußen auf uns alle lauert ist gefährlicher und größer als alles, was in unserer Vorstellung liegt. Die schwarze Magie ist ein mächtiges Werkzeug, die in den falschen Händen eine Unmenge an Schaden anrichten kann. Viele haben Angst sich dieser Macht entgegen zu stellen und beugen sich der Willkür des Mannes, der sich heute Lord Voldemord nennt und durch seine dunklen Diener grauenvolle Taten vollbringt. Einer davon konnten wir heute Nacht unfreiwillig Zeuge werden. Für ihre ungebrochene Standhaftigkeit, ihrem starken Willen und ihrer bedingungslosen Aufopferungsbereitschaft verleihe ich Gryffindor 50 Punkte. “

Unter gewöhnlichen Umständen hätte James sich sicher darüber gefreut. Doch in dieser Nacht war ihm nicht wirklich danach. In seinem Kopf hämmerte es noch immer, er verspürte den Drang sich zu erbrechen und fühlte sich gleichsam schwach und ausgelaugt.

„Doch es gibt noch einiges, dass sie lernen müssen und damit meine ich nicht nur dem Wort Erwachsener zu trauen - denn das könnte gefährlich sein - sondern auch, was das zaubern und kämpfen betrifft. Die Flüche, die sie heute Nacht erlebt haben, dürfen in etwa einen Vorgeschmack auf das sein, was sie nach ihrer Schulausbildung erwartet, wenn sie nicht den leichten, sondern den Weg des Widerstandes wählen und sollen sie lehren, das nächste Mal noch wachsamer zu sein, schneller zu reagieren und mit großem Fleiß und Aufmerksamkeit das zu lernen, was eure Lehrer euch im Unterricht beibringen.“

Ein leichter Schauer überlief James Wirbelsäule. Es war eine dieser schulleitertypischen Reden die durch das Mark drangen und das Herz viel langsamer klopfen ließen. James erwiderte den durchdringenden Blick Dumbledores mit einem Ausdruck betroffener Entschlossenheit.

„Vor mir sehe ich die Gesichter sehr begabter junger Hexen und Zauberer und es ist ungemein notwendig, dass sie ihre Aufmerksamkeit und ihren Fokus auf die Dinge lenken, die wirklich wichtig sind. Jeder einzelne von ihnen wird daher seinen Abschluss auf Hogwarts machen“

Sein Blick ruhte beinahe warnend auf James, als wüsste er ganz genau von dem Streit, der sich zwischen ihm und Professor McGonagall vor nur wenigen Stunden noch zugetragen hatte. „Doch für heute soll es genug der mahnenden Worte sein. Sie haben diese Nacht grässliches durchlebt und grauenhafte Schmerzen durchgestanden. Ich werde Madam Pomfrey um einen starken Schlaftrank bitten, der ihre Wunden heilt und ihre Träume behütet. Eine gute Nacht, euch mutigen Gryffindors.“



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