Zum Inhalt der Seite

Doppelgänger

Gleich und doch anders
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aviophobie (zensiert)

Wir stehen in der Flughafenhalle mit unserem Gepäck und warten in der Schlange beim Check-In. Finn ist die ganze Zeit äußerst unruhig und antwortet nur halbherzig auf meine Fragen. Besorgt sehe ich zu ihm. Will er jetzt doch noch einen Rückzieher machen?

Wir geben unser Gepäck ab und lassen die Papiere und Ausweise durchsehen, anschließend geht es in die Wartehalle.

Finn läuft nervös auf und ab, schaut immer wieder aus den großen Fenstern zu den Flugzeugen und so langsam wird mir klar, was ihn so fertig macht. Ich stehe von meinem Platz auf und gehe zu ihm. Finn sieht mich gequält an und beruhigend lege ich ihm meine Hand auf die Schulter.

„Es wird nichts passieren. Du wirst schon sehen, noch ehe du dich versiehst, sind wir längst in Hamburg!“, versuche ich ihn aufzumuntern, aber Finn schüttelt nur meine Hand ab und tigert weiter in der Wartehalle herum. Er hat wirklich was von einer Katze, muss ich amüsiert feststellen.

Als unser Flug endlich aufgerufen wird, gehen wir zum Schalter, zeigen noch einmal unsere Papiere vor und gehen dann durch eine lange enge gelbliche Schleuse mit grauem Teppich zu unseren Füßen. Ich betrete das Flugzeug und passe auf, dass Finn nicht einfach unerwartet türmt.

Eine Stewardess zeigt uns unsere Plätze. Zu seinem Pech hat Finn auch noch den Fensterplatz erwischt.

„Sollen wir tauschen?“, frage ich ihn, doch er schüttelt heftig den Kopf. Er sieht wirklich sehr blass aus. Ich beuge mich vor und ziehe die kleine Jalousie herunter, damit er nicht raus sehen muss.

Wir schnallen uns an und warten darauf, dass alle eingestiegen sind und endlich ihre Plätze eingenommen haben.

Finn sieht apathisch geradeaus auf die Rückenlehne vor sich und weil er ununterbrochen mit dem Bein auf- und abwippt, lege ich ihm meine Hand aufs Knie, streichele es beruhigend und spüre, wie das Flugzeug sich langsam in Bewegung setzt. Finns Hand krallt sich unangenehm in mein Handgelenk, als er es ebenfalls spürt.

„Keine Sorge, es wird nichts passieren!“, rede ich leise auf ihn ein. Unruhig rutscht der Junge neben mir auf seinem Platz hin und her, doch als er an seinem Gurt nestelt, packe ich seine Hände und halte sie eisern fest. „Noch nicht! Wir haben nicht mal abgehoben!“, murre ich. Finn verzieht seinen Mund und sieht mich bitterböse an, aber da muss er jetzt einfach durch.

Ich streichele seine verschwitzten Hände und flüstere ihm einfach alles leise ins Ohr, was mir gerade so in den Sinn kommt.

Das Flugzeug nimmt langsam an Fahrt auf und hebt ab. Finn verkrampft sich augenblicklich und kneift die Augen zusammen. Er tut mir echt leid, aber viel tun kann ich auch nicht für ihn.

Als wir endlich unsere Flughöhe erreicht haben und das Flugzeug wieder in der waagerechten ist, schnallen wir uns ab.

„Bringen Sie uns ein Glas Wasser?“, frage ich eine Stewardess, die an uns vorbeigeht. „Natürlich! Kommt sofort!“, erwidert sie lächelnd.

Kurz darauf drücke ich Finn ein Glas in die Hand, der aber nur dran nippt und es auf dem Tischchen vor sieht abstellt.

„Versuch einfach den Flug zu verschlafen!“, rate ich ihm und greife nach seiner Hand. Finn sieht zu mir und atmet tief durch. Er lehnt seinen Kopf an meine Schulter und schließt die Augen.
 

Als wir endlich wieder festen Boden unter unseren Füßen haben, holen wir unser Gepäck und fahren mit einem Taxi zum Mercure Hotel in der Nähe der Kunstausstellung.

Wir holen unsere Schlüsselkarte an der Rezeption ab und suchen unser Zimmer auf.

Finn torkelt noch etwas benommen durch den Flur hinter mir her, also nehme ich ihm den Koffer ab und schließe die Tür auf. Ich lasse den Jungen an mir vorbei und gehe hinter ihm in den Raum, ziehe die Tür zu und sehe mich aufmerksam um.

Links geht es in ein Badezimmer mit dunkelgrauem Granitboden und weißen Kacheln an den Wänden, was ziemlich edel aussieht. Statt einer Dusche gibt es eine Badewanne. Ich gehe ins Zimmer hinein und öffne zu meiner Rechten den Kleiderschrank. Ich ziehe den Reißverschluss der Tasche auf und hänge meinen Anzug in den Schrank.

Finn hat sich auf das hintere Bett an der Wand hingelegt und dreht mir den Rücken zu. Seufzend gehe ich ans Fenster und ziehe die Vorhänge zurück. Der Himmel ist blau und nur wenige Wolken ziehen am Fenster vorbei.

Bis zum Mittag ist noch etwas Zeit und ich denke, bis Finn sich vom Flug erholt hat, dauert es noch ein wenig.

Ich gehe langsam zu seinem Bett und setze mich auf die Bettkante, um ihm die Schuhe auszuziehen. Mitgenommen sieht er zu mir auf. „Rück mal ein Stück zur Seite!“, fordere ich ihn auf und zerre an der weißen Bettdecke. Finn murrt und ächzend rückt er näher an die Wand. Ich ziehe die Decke unter ihm hervor und decke ihn damit zu.

Finn schließt wieder seine Augen und am liebsten würde ich mich jetzt einfach zu ihm legen, stattdessen schleiche ich durch das Zimmer und mache mir einen Tee mit dem kleinen Wasserkocher. Gelangweilt lese ich mir die Flyer vom Hotel durch und befördere alles aus der Minibar zutage, um es genüsslich zu verschlingen.
 

Kurz nach Mittag regt Finn sich und scheint wieder unter den Lebenden zu verweilen. Wie ein Zombie mit verwuschelten Haaren sieht er mich an, steht wortlos auf und schlurft ins Badezimmer.

Ich sehe ihm nach und gehe zum Bad. An der Tür klopfe ich kurz an. „Finn? Alles okay?“, frage ich ihn.

„Mhm...“, höre ich lediglich. Die Klospülung ertönt und kurz darauf höre ich das Wasser in der Badewanne.

Erleichtert gehe ich zurück zu meinem Bett und strecke mich darauf aus. Es vergehen noch einige Minuten bis Finn wieder im Zimmer erscheint und schon ein wenig menschlicher aussieht. Er setzt sich zu mir aufs Bett und trocknet sich die Haare mit einem Handtuch ab.

„Hast du Hunger?“, frage ich ihn und setze mich auf.

Finn nickt noch etwas verschlafen. „Kann ich jetzt gut vertragen!“, erwidert er.

Ich lächele und warte, bis er sich frische Kleidung übergezogen hat. Leider bekomme ich dabei nicht viel von seinem nackten Körper zu sehen.

Wir verlassen das Zimmer, gehen zur Rezeption und fragen die Frau dort, wo es das nächste Restaurant gibt. Sie gibt uns ein paar gute Insidertipps und so suchen wir mit einem Stadtplan das Restaurant auf, welches sie uns empfohlen hat.

„Ganz schön viel los!“, stelle ich fest. Es sind ziemlich viele Leute unterwegs. Finn läuft neben mir her und wirft mir einen kurz Blick zu. „Ist ja auch Wochenende.“

Ich nicke lächelnd und kratze mich am Kopf. „Stimmt, du hast Recht.“

„Müsste das Restaurant nicht hier sein?“, fragt Finn nach einer Weile und sieht sich um. Ich tue es ihm gleich und zeige dann auf ein Gebäude schräg uns gegenüber. „Da ist es!“

Wir überqueren die Straße und gehen dorthin. Es ist ein brasilianisches Restaurant. Ich öffne die Tür und lasse Finn eintreten.

Wir sehen uns um und lassen uns von einer Kellnerin einen Platz zuweisen.

„Was willst du essen?“, frage ich Finn, als wir uns setzen.

„Hm...“, brummt er und blättert sich durch die Speisekarte. „Ich esse nicht so oft in Restaurants...“, gesteht er. Letztendlich bestellt er sich einen Teller mit verschiedenen Fleischsorten.

„Gut, dann nehme ich das Fischgericht und dazu einen Rotwein!“ Die Kellnerin nickt, notiert sich alles und kommt kurz darauf mit dem Wein zurück. Ich probiere, nachdem sie ihn mir ins Glas gegossen hat und nicke, woraufhin sie auch Finn den Wein eingießt.

„Willst du mich abfüllen?“, fragt er und schnuppert an dem Rotwein, ehe er an dem Glas nippt.

„Trinkst du keinen Alkohol?“, frage ich ihn überrascht.

„Eher selten.“

Lächelnd trinke ich aus meinem Glas, während wir auf unser Essen warten. Nach kurzer Zeit bringt uns die Kellnerin unsere Teller und gierig macht sich Finn über sein Fleisch her. Grinsend beobachte ich ihn dabei, während ich mich dem Fischgericht widme.

„Wann gehen wir zur Ausstellung?“, fragt Finn mit vollem Mund.

„Sobald du die Kuh da in deinem Mund aufgegessen hast!“, meine ich lachend. Er schluckt und sieht mich schmollend an. Ich reiche ihm eine Serviette, mit der Finn sich notgedrungen den Mund abwischt.

Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg zur Ausstellung, die zum Glück nicht allzu weit weg ist und so sehen wir auch noch ein wenig was von der Stadt.

Die Kunstausstellung ist gut besucht. Ich zeige unsere Tickets vor und gehe mit Finn hinein. An den Wänden sind nebeneinander äußerst viele Bilder ausgestellt und der Raum ist um einiges größer, als die letzte Ausstellung, die ich besucht habe. Eine Frau mit Tablett kommt auf uns zu und bietet uns Fingerfood an. Ich bin papp satt, daher kann ich es auch nicht nachvollziehen, dass Finn sich damit vollstopft ohne mit der Wimper zu zucken. Wir bekommen Champagnergläser in die Hand gedrückt und beginnen unsere kleine Wanderung durch die großen Ausstellungsräume.

Wir unterhalten uns über die Werke der Künstler, die Maltechniken und raten spielerisch wie viel wohl jedes Bild kosten würde. Ich genieße die Zeit, die ich mit Finn hier verbringen kann und bin froh, dass er genauso viel Spaß hat wie ich.
 

Am späten Nachmittag gehen wir noch mal in einen Supermarkt in der Nähe vom Hotel. „Ich hole die Süßigkeiten!“, meint Finn. „Gut, ich besorge uns Getränke!“, erwidere ich.

Wir trennen uns, verschwinden in den vielen Gängen und suchen alles zusammen, was nicht niet- und nagelfest ist. An der Kasse warte ich auf Finn, der zufrieden und vollbeladen mit Süßigkeiten zu mir kommt. Grinsend sehe ich ihm entgegen. Wir legen alles auf das Laufband. Ich lege noch eine Tüte dazu und zahle, während Finn alles darin verstaut.

„Holen wir uns noch Pizza?“, frage ich ihn, als wir den Laden verlassen. Finn sieht zu mir, während ich zu einer Pizzeria an der Ecke deute. Freudig nickt er und so machen wir uns noch auf den Weg dorthin.

„Was willst du haben?“, frage ich.

„Nehmen wir eine große Familienpizza mit allem drum und dran?“, schlägt er vor.

„Okay.“

Während Finn sich also kurz darauf mit der Pizza an den uns entgegen kommenden Passanten vorbei schlängelt folge ich ihm mit den Tüten zum Hotel.

Zurück in unserem Zimmer, legen wir alles auf Finns Bett ab, ziehen uns gemütlicher an und suchen uns ein paar Filme im Fernsehen aus.

„Gut, dann nehme ich jetzt noch mal ein Bad.“ Finn nickt und schnappt sich die Chipstüte. „Wie kannst du so viel futtern?“, frage ich lachend und streiche mit der Hand über seinen Kopf. Ich gehe ins Badezimmer und freue mich schon tierisch auf ein warmes Bad. Während die Wanne sich langsam mit heißem Wasser füllt, ziehe ich mich aus und warte bis sie vollgelaufen ist.

Vorsichtig steige ich in das Wasser und verziehe mein Gesicht. „Viel zu heiß!“, meckere ich leise und setze mich trotzdem hinein. Seufzend lehne ich mich zurück und genieße die Stille um mich herum.

Mal sehen, was ich morgen noch mit Finn unternehmen kann, bevor wir abends zurückfliegen. Zufrieden gehe ich in Gedanken noch mal den ganzen Vormittag durch. Bisher war es ein gelungener Tag, mal abgesehen von Finns Flugangst.

Am liebsten würde ich jetzt mit ihm zusammen baden, aber er wird wohl kaum zu mir kommen und sich mit in die Wanne setzen. Leider.

Seufzend schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie es hier drin mit ihm wäre.

Zufrieden steige ich nach kurzer Zeit aus der Wanne, lasse das Wasser ablaufen und trockne mich ab, ehe ich in Boxershorts und Shirt steige. Ich gehe zu Finn ins Zimmer, der es sich auf meinem Bett vor dem Fernseher gemütlich gemacht hat und an einem Pizzastück knabbert. „Komm her, sonst ist sie gleich ganz kalt!“, meint er und rückt ein wenig ab, um mir Platz zu machen. Ich setze mich neben ihn und greife nach einem Stück. Begeistert essen wir die Pizza und gucken uns einen Film an.
 

„Danke, dass ich mitkommen durfte.“ Finn lehnt an meiner Schulter und sieht zu mir auf. Der Film ist beinahe zu ende und die Pizza größtenteils in unseren Mägen verschwunden.

Ich schüttele den Kopf und lächele. „Ich wollte ja, dass du mitkommst und ich bin froh, dass wir jetzt hier sind!“

Mich überkommt eine Gänsehaut, als ich ihn so nahe an mir spüre. Finn sieht immer noch zu mir auf. Ich erwidere seinen Blickkontakt und hadere mit mir, ob jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt ist, um die Sache aus dem Kunstraum zu wiederholen.

„Deswegen sind wir doch hier oder nicht? Um Sex zu haben...“, murmelt Finn, als könnte er Gedanken lesen. „Ich bin nicht dumm, Louie. Du stehst auf mich und wieso sonst solltest du mich mit nach Hamburg zu einer Ausstellung nehmen?“

Ich knabbere auf meiner Unterlippe und weiche seinem Blick aus. „Wenn du nicht willst, dann ist es auch okay. Ich will dich nicht dazu drängen, Finn!“

Er schüttelt den Kopf und dreht mein Gesicht zu sich, so dass ich ihn ansehen muss. Finn stützt sich auf dem Ellenbogen ab und küsst mich. Nur zu gern erwidere ich es und lege mich halb auf den Jungen, der seine Finger in meinen Haaren vergräbt und seine andere Hand unter mein Shirt schiebt. Es kribbelt angenehm, als er meine Haut berührt und mich am Rücken streichelt.
 

Erschöpft bleiben wir auf dem Bett liegen. Ich küsse Finns Schulter und umarme ihn von hinten. Finn greift nach meiner Hand, die an seiner Brust ruht und so spüre ich seinen schnellen Herzschlag.

Finn schaut zu mir, ehe er sich komplett umdreht und mich umarmt. Ich erwidere es und schmiege mich eng an seinen erhitzten Körper. Er hebt den Kopf an und küsst mich zärtlich. Ich knabbere an seiner Unterlippe und lecke darüber. Finns Zunge berührt meine Lippen und nur zu gerne komme ich der Einladung nach und massiere seine feuchte Zunge ausgiebig mit meiner, bis wir beide genug haben und eng umschlungen einschlafen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück