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Primeval: New World Season III

von

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[Folge 07] Perfekte Welt

Amerikanisches Territorium, Yvalon, 7370 n. C.
 

Als Dylan die andere Seite betrat, wurde sie bereits von zwei Seiten gestützt. Luke und Mac halfen ihr über eine Anhöhe und sie erkannte, dass die Anomalie mehrere Zentimeter oberhalb des Bodens schwebte.

Evan sicherte zusammen mit Donovan die Umgebung, doch scheinbar erübrigte sich dies. Das Team schien alleine zu sein, rundherum um sie befand sich weder ein Mensch, noch etwas anderes. Als Dylan etwas sagen wollte, legte ihr Mac eine Hand vor den Mund und gab ihr ein Zeichen ruhig zu sein. Erst wollte sie protestieren, verstand aber kurz darauf den Sinn der Aktion. In einiger Entfernung waren Stimmen zu hören, zu weit weg um zu verstehen was sie beredeten. Dylan schob die Hand des Captains weg und verschaffte sich wie die anderen einen Überblick. Sie stand auf einer massiven Betonfläche und weitere waren von ihrem Blickfeld aus zu sehen.

Das Team wagte sich einige Schritte nach vorne bis sie am Rand des Areals angekommen waren. Evan schob eine Hand vor seine Freunde, denn es ging tief bergab. Doch das war nicht der einzige Grund, die Menschen unter ihnen sollten nichts von ihrer Anwesenheit mitbekommen.

„Wir stehen auf einem Dach.“, entfuhr es Donovan, der die nun die anderen Bauten inspizierte.

Und er behielt recht. Das CPT stand auf dem Dach eines etwa 1-Stöckigen Gebäudes, während sich unten auf der Straße Menschen tummelten. Links, rechts und vor ihnen taten sich noch mehr Häuser auf, allesamt mit flachen Dächern. Auf einigen erkannten sie Wäscheleinen und Holzstühle. Das Team trat ein paar Schritte zurück, die Anomalie stand immer noch offen.

„Wir können hier unmöglich richtig sein.“, warf Dylan ein.

Evan hielt den Opener nach oben und überprüfte erneut die Daten.

„Mac, kannst du den Date Finder benutzen?“, bat der Teamleiter und der Captain folgte sofort.

Doch nach wenigen Sekunden waren sich beide einig. Sie hatten den Zielort erreicht, an den sie wollten.

„Das kann nicht sein! Wären wir im Jahr 7000 irgendwas müsste diese Umgebung technologisch viel fortgeschrittener sein.“, argumentierte Kyle.

Luke ließ erneut seinen Blick schweifen und stimmte ihm zu.

„Im Moment fühle ich mich eher wie im alten Babylon. Also sofern die Wissenschaft nicht falsch liegt, und wie Zeit doch eine Schleife ist und keine gerade Linie, kann ich mir das hier nicht erklären.“

Kyle fuhr sich nachdenklich über die Haare.

„Es wirkt… wie ein Neuanfang. Die Menschheit nach einer Katastrophe, wie sie alles neu aufbaut.“, kam es ihm in den Sinn.

Die anderen verstanden seine Analogie, aber bezog sich diese Katastrophe wirklich auf die humanoiden Raptoren? Immer mehr vergnügte Schreie hallten von den Straßen wider und die Mitglieder des CPT ordneten sie Kindern zu. Doch das war ausgeschlossen. Evan hatte die Anomalie in dieselbe Zeit geöffnet, in die auch der Mutant geflohen war. Die Raps, wie Kyles Leute sie nannten konnten nicht ausgerottet worden sein. Und würden sie sich im Krieg befindet, würden die Menschen keinesfalls so vergnügt umherlaufen.

„Wie sieht der Plan aus, Sir?“, wandte sich Donovan an Evan und dieser grübelte einen Moment.

„Das hier ist trotz allem eine Expedition, richtig? Unser Ziel ist es Informationen zu beschaffen. Wir müssen versuchen mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, ob sie etwas über diese Mutanten wissen.“, entgegnete er.

Das war der ursprüngliche Plan gewesen, doch ließ er sich auch umsetzen? War es ihnen überhaupt möglich mit den Bewohnern dieser fernen Zeit zu kommunizieren? Sie mussten es auf einen Versuch ankommen lassen.

„Hey, seht mal!“, rief ihnen Mac zu und das Team folgte ihm.

Der Captain hatte scheinbar eine Dachluke entdeckt, durch die es möglich war ins Innere des Gebäudes zu gelangen. Diese ließ sich ohne Probleme öffnen und Donovan wagte den Vorstoß. Er stieg die schmale Treppe hinab und gab den anderen ein Zeichen, dass keine Gefahr lauerte. Dylan, Luke und Kyle folgten ihm schließlich, während Mac Evan die Klappe aufhielt und schließlich das Schlusslicht bildete.

Das Team fand sich im ersten Stock wieder, in dem es recht ruhig wirkte. Einrichtungen und Zustand der Möblierung erinnerten mehr an den mittleren Osten ihrer Zeit als einer futuristischen Vorstellung dieser Epoche.

Auch hatte Evan nicht den Standort groß verändert, sie befanden sich lediglich wenige Meilen von dem Ort entfernt, an dem in ihrer Zeit Billys Haus gestanden hatte. Der humanoide Raptor war durch eine Anomalie in dieser Zeit gekommen, doch wo hielt er sich jetzt auf?

Plötzlich ertönten Schritte im knarrenden Holzboden und das Team wand sich um. Vor ihnen war plötzlich ein Mann aufgetaucht, der sich gähnend die Hand vor den Mund hielt.

Panisch riss er die Augen weit auf, als er die Gruppe Bewaffneter vor sich erkannte.

„Großer Gott! Hilfe!“, begann er lauthals zu schreien und Evan wollte bereits zu ihm eilen um ihm eine Hand auf den Mund zu presste.

Doch Kyle verfolgte eine andere Strategie, lud sein EMD und feuerte einen gezielten Schuss ab. Der Mann wurde getroffen und nach hinten geschleudert. Danach blieb er regungslos liegen.

„Was sollte das?“, fuhr Evan seinen Freund an, doch dieser machte nicht gerade einen reumütigen Eindruck.

„Hey, gab ruhig! Ich habe die Waffe auf die niedrigste Stärke gestellt, der Kerl wird also nur eine Weile ein Nickerchen machen.“, beruhigte er ihn.

Mac überzeugte sich selbst vom Zustand des Mannes und konnte Entwarnung geben.

Kyle hatte instinktiv reagiert, doch wenn man bedachte, dass er im Krieg mit den Raps nichts anderes gelernt hatte, war dies nachvollziehbar. Doch das änderte nichts daran, dass sie nun einen bewusstlosen Unbeteiligten vor sich liegen hatten.

Mac erkannte im Raum nebenan ein Schlaffzimmer und bat Luke den Mann hineinzutragen. Sie legten ihn auf dessen Bett ab und verschafften sich einen Überblick. Zum Glück war niemand durch den Aufschrei alarmiert worden, der Bewusstlose schien der einzige Mensch im Gebäude zu sein. Kyle fand einen Nachttisch mit einem gläsernen Bild darauf, das den Mann zusammen mit einer Frau zeigte. Scheinbar ein Ehepaar, auch wenn die Frau nicht zu Hause zu sein schien.

„Oha.“, staunte Dylan nicht schlecht als sie den schweren Schrank im Zimmer aufstieß.

Die anderen beobachteten wie sie mehrere schlichte Kleidungsstücke herauszog und präsentierte. Evan inspizierte derweil die andere Seite des Schrankes und holte einige, weite Mäntel hervor.

„Denkt ihr was ich denke?“, fragte er grinsend.

Natürlich war es unmöglich sich mit ihrer momentanen Kleidung nach draußen zu begeben, sie wären sofort aufgefallen und hätten Verdacht erregt.

10 Minuten später hatten sich die sechs die dunkelbraunen Mäntel übergeworfen und das Haus durch den Haupteingang verlassen.

Ab diesem Punkt wurde es gefährlicher, denn sie betraten unbekannten Territorium. Sich vorzubereiten war unmöglich, es blieb ihnen nur übrig ins kalte Wasser zu springen und wenn nötig zu improvisieren. Ihre EMDs hatten sie sich umgeschnallt, hofften jedoch, sie nicht zum Einsatz bringen zu müssen.

Kaum wenige Meter gegangen blickten die ersten Kinder zu ihnen hoch und beobachteten sie argwöhnisch. Sie fielen mehr auf als erwartet, doch dagegen ließ sich nichts machen. Einige Leute blickten aus ihren Fenstern, auch ihnen schien das CPT nicht geheuer zu sein.

Das Team bog nun um die erste Straßenecke und fand sich kurz darauf auf einer Art Marktplatz wieder. Immer mehr Menschen drängen sich aneinander und inspizierten die verschiedenen Stände. Hier wurde das Team größtenteils ignoriert, wenn auch nicht von allen.

Evan wies auf einen etwas lebhaften Mann an einem Obststand, der gerade aus einem Becher trank. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sich darin zweifelsfrei Alkohol befand.

„Der erscheint mir recht zugänglich, wollen wir unser Glück bei ihm versuchen?“, hakte Evan nach.

Mac stimmte ihm zu und auch die anderen waren dafür. Während die Hälfte des Teams zurückblieb, wagten sich Dylan und die beiden Teamleiter näher an den Obststand.

Der Händler kniff sofort die Augen zusammen als er die Neuankömmlinge erblickte.

„Einen schönen Tag wünschen wir.“, begann Evan so freundlich wie er nur konnte.

Der Händler zögerte etwas.

„Ebenfalls. Mal davon abgesehen, dass ich eure Gesichter hier noch nie gesehen habe, wirkt auch euer Akzent recht merkwürdig.“, sagte er schließlich.

Dieses Kompliment hätten ihm Evan und die anderen auch zurückgeben können. Der Händler sprach ein ungewohnt schnelles und hohes Englisch.

Evan nickte und fuhr dann fort.

„Das ist richtig, wir sind Reisende und nur für ein paar Tage hier. Wir… kommen sehr weit aus dem Süden.“, versuchte er eine Erklärung für Auftreten und Sprache zu finden.

Nicht nur der Händler, auch einige Passanten taxierten die drei skeptisch.

„Reisende also? Von woher? Wenn ihr aus dem Süden kommt, kommen eigentlich nur Etysh oder Cloudis in Frage. Doch mir begegneten bereits Leute von dort, sprachen jedoch ganz normal.“, begann er misstrauisch zu werden.

Dylan schob sich nun lächeln vor Evan und versuchte ihr Glück.

„Wir kommen aus einem wirklich sehr kleinen und abgeschotteten Dorf. Deswegen sind wir umso erpichter darauf, mehr über diesen Ort hier zu lernen. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns ein paar Sehenswürdigkeiten empfehlen, die wir uns dann ansehen könnten.“, sprach sie charmant.

Scheinbar funktionierte es wirklich und der Händler ließ sich von der attraktiven Frau vor ihm einlullen.

Er hustete einmal kurz, legte dann seine Hand auf die Brust und verbeugte sich leicht.

„Nun, vielleicht war ich etwas zu schroff, tut mir leid. Ich möchte dich und deine Freunde im Namen aller herzlich in Argar begrüßen Es ist vielleicht nicht gerade Yvalons prächtigstes Dorf, doch dafür werdet ihr hier nirgendwo einen größeren Gemeinschaftssinn finden als hier.“, wurde er auf einmal recht formell.

Evan und Mac warfen sich interessierte Blicke zu.

War Yvalon das Land in dem sie sich momentan aufhielten? Sie hätten den Händler liebend gerne gefragt, doch das hätte nur noch mehr zu dessen Misstrauen beigetragen.

„Ja, das ist wirklich ein sehr beeindruckendes Dorf. Bedeutet das… die nächste Stadt ist hier auch zufällig in der Nähe?“, versuchte Dylan weiterhin ihr Glück.

Der Händler lachte nun lauthals los.

„Meine Gute, Sie haben sich zuvor wirklich gar nicht informiert, oder? Ansonsten wäre Ihre erste Anlaufstelle bestimmt nicht das Armenviertel Yvalons gewesen, das wage ich zu bezweifeln. In meinem Reparatur befinden sich zwar die besten Äpfel und Birnen in der Gegend, doch allgemein dürfte das Dorf für Reisende recht uninteressant sein. Besonders so junge Leute wie ihr sollten sich in Yvalons Hauptstadt umsehen.“, schlug er vor.

Dylan bedankte sich für den Vorschlag und dachte dann daran zum eigentlichen Thema zu kommen. Doch konnte sie einfach so nach mutierten, menschenähnlichen Raptoren fragen? Die Menschen in diesem Dorf schienen ohne Angst zu leben.

„Wie… sieht es eigentlich mit der Sicherheit in dieser Gegend aus?“, versuchte sie sich an das eigentliche Thema heranzutasten.

Der Händler überlegte einen Moment.

„Auch wenn wir hier im so genannten Armenviertel leben, um unsere Sicherheit müssen wir uns so weit im Inneren des Landes kaum Gedanken machen. Die Armee kontrolliert zwar sehr streng, passt aber auch gut auf uns auf.“, versicherte er.

Kaum hatte er seinen Satz beenden vernahmen die Leute auf dem Platz ein summendes Geräusch über sich. Es erinnerte zuerst an Blitze, war aber viel zu regelmäßig dafür.

„Wenn man vom Teufel spricht!“, lachte der Händler los und kurz darauf beobachteten Evan und die anderen wie ein mechanisches Gebilde im Himmel auftauchte. Erst erinnerte es sie an einen Helikopter, jedoch verfügte es über keine Rotoren oder ähnliches. Die Menschen auf dem Platz teilten sich, einige suchten sogar schnell das Weite. Der Pseudo-Helikopter landete etwa in der Mitte des Platzes und einige uniformierte Männer stiegen aus.

„Wer ist das?“, fragte Dylan an den Händler gewand, der ihr bereits so großzügig Auskunft erteilt hatte. Dieser jedoch schien sich über die Frage zu wundern, da ihm die Situation wohl vertraut vorkam.

„Das ist die Militärpolizei, allerdings habe ich keine Ahnung was sie um diese Zeit hier wollen. Normalerweise patrollieren sie nur einmal die Woche und das letzte Mal fand vor 2 Tagen statt.“, verriet er.

Dylan wand sich an Evan und Mac und schlug vor langsam zu den anderen zurückzugehen. Nachdem jedoch etwa ein halbes Dutzend Militärpolizisten das Luftschiff verlassen hatten, empfanden sie es als zu riskant nun hastige Bewegungen zu vollziehen.

Einer der Unifmorierten schritt auf die Menge zu und räusperte sich.

„Alle herhören! Unsere Scanner haben eine seltsame Energiesignatur in der Nähe dieses Platzes sichergestellt. Es ist vermutlich nichts weiter, aber wir werden der Sache nachgehen. Bitte heben Sie nun alle Ihre linke Hand, damit wir Ihren Eraw-Chip scannen und Sie somit leichter identifizieren können.“, rief der vermeintliche Anführer in die Menge.

Evan und die anderen beobachteten wie alle Menschen, selbst der Händler ihren linken Arm nach oben streckten und einige der Uniformierten handliche Geräte zückten, die wohl eine Art Scanner bildeten.

„Evan!“, drängte Dylan weiter und ihr Freund nickte.

„Ja, wir müssen hier weg. Wenn wir in dieser Zeit gefangen genommen werden, wäre das absolut nicht gut.“, schien er es extra betonen zu müssen.

„Hey, ihr da!“, rief der Anführer der Polizisten und zeigte nach vorne.

Noch hatte er Evan, Mac und Dylan nicht entdeckt, da sie von der Menge verdeckt wurden, doch Kyle, Donovan und Luke standen ohne Schutz da.

Evan hätte ihnen am liebsten zugerufen sich still zu verhalten, hätte damit aber auch die Position des restlichen Teams preisgegeben. Kurz darauf wünschte er wirklich, dass er es getan hätte.

Kyle zog seinen Mantel zur Seite und streckte sein EMD in die Höhe. Ein einzelner Schuss reichte um den Anführer der Polizisten niederzustrecken.

Wilde, panische Schreie erklangen und die Menge rannte wild umher.

„Verdammt!“, knirschte Mac mit den Zähnen und lud seine Waffe ebenfalls.

„Los, Beeilung!“, gab Evan das Kommando und im Schutz der flüchtenden Leute eilten sie zu den anderen zurück.

Die Polizisten hatten nun ebenfalls ihre Waffen gezückt und bahnten sich einen Weg durch den Trubel. Beide Hälften des Teams waren kurz darauf wieder vereint und der Teamleiter zeigte auf ein Haus direkt vor ihnen.

„Mission abgeblasen, wir ziehen uns zurück!“, befahl er.

Weder Mac noch jemand anderes im Team hatte irgendwelche Einwände. Sie hatten erwartet hier auf wilde Kreaturen zu stoßen, nicht auf gut organisierte Soldaten oder Polizisten.

Donovan und Kyle stießen die Tür zum Gebäude auf um es zu sichern. Evan und Mac folgten ihnen mit geringem Abstand, während vor Luke und Dylan immer wieder fliehende Dorfbewohner vorbeihasteten.

„Ah!“, kreischte Dylan auf, als einer von ihnen gegen ihr Schienbein trat.

Sie stolperte und versuchte sich erneut aufzukämpfen. Luke hatte dies bemerkt und stürzte zu seiner Freundin.

„Warte, ich helfe dir.“, bot er sich an und begann Dylan aufzuhelfen.

Dies gelang dieser zwar, doch sie bemerkte, dass sie nun humpelte.

„Na los, lauf zu Evan und den anderen, ich gebe dir Rückendeckung!“, drängte er und zog sein EMD.

Dylan wollte einen Einspruch erheben, doch Luke kannte keine Widerrede. Er versprach dicht hinter seiner Freundin zu bleiben und drängte sie immer weiter nach vorne.

Dylan spürte den Schmerz in ihrem Bein und schaffte es kurz darauf das Gebäude zu betreten. Luke atmete erleichtert durch und wand sich dann ebenfalls zum Eingang.

„Keine Bewegung!“, brüllte jemand hinter ihm und der Student wand sich erneut um.

Es gelang ihm nicht einmal mehr seine Waffe zu heben, denn sein Gegner war schneller. Luke spürte wie er von etwas getroffen wurde und sein ganzer Körper gleich darauf wie unter Strom stand. Vor seinen Augen funkelten gelbe Glühwürmchen herum und alles drehte sich.

Die Polizisten beobachteten wie er bewusstlos wurde und so der Weg frei ins Gebäude war. Sie stürmten ins Treppenhaus, konnten jedoch nur noch erkennen wie direkt vor ihnen ein helles Licht pulsierte.
 

Cross-Photonics
 

Die Mitglieder des Teams keuchten als sie zurück in ihrer Zeit angelangt waren. Mac und Donovan reagierten sofort und richteten ihre EMDs auf die Anomalie. Sie machten sich bereits Sorgen, doch wenig später fand auch Dylan ihren Weg zurück. Evan schloss sie erleichtert in die Arme, bis er sich umsah.

„Wo ist Luke?“, fragte er hastig, erhielt jedoch keine Antwort.

„Er… war direkt hinter mir!“, stammelte Dylan erschöpft und wand sich der Anomalie zu.

„Komm schon!“, schrie sie, obwohl sie wusste, dass durch die Anomalien keine Geräusche drangen.

Plötzlich wurde jemand sichtbar, doch dabei handelte es sich nicht um den Studenten. Ein Mann in Uniform bahnte sich verwirrt seinen Weg durch die Anomalie, doch Donovan war so geistesgegenwärtig und gab einen Schuss mit seiner Waffe ab. Der Uniformierte wurde zurückgeschleudert und Mac eilte zu Evan.

„Du musst die Anomalie schließen!“, forderte er ihn auf, doch der Teamleiter starrte ihn nur erschrocken an.

„Nein! Luke ist noch dort, sie haben ihn vermutlich!“, wand er ein.

Doch Mac entriss seinem Freund schlicht den Opener und schloss die Anomalie von sich aus.

Evan stieß ihn zur Seite und wollte sich das Gerät zurückholen.

„Was sollte das? Wir hätten zurück und Luke retten müssen!“, warf er dem Captain vor.

Evan war nur schwer zu beruhigen, genauso wie Dylan. Noch vor einem Tag hatte sie Mac davon überzeugt im Team zu bleiben und nun entschied er einfach Luke im Stich zu lassen.

Sie und Evan redeten auf Mac ein, bis sich Donovan neben ihn stellte.

„Mister Cross, tut mir leid, doch ich muss Captain Rendell rechtgeben. Ein Rückzug war unvermeidbar gewesen und Luke hat es leider nicht mehr rechtzeitig geschafft. Es tut mir leid um ihn, aber vom militärischen Standpunkt aus gesehen, hat der Captain richtig gehandelt.“, setzte er sich für die Strategie ein.

Evan hätte in diesem Moment am liebsten widersprochen. Auf der anderen Seite hatte er selbst gesehen wie der uniformierte Polizist aus der Zukunft durch die Anomalie getreten war. Während dieser Aufklärungsmission wollten sie unbedingt vermeiden in den Fluss der Zeit einzugreifen. Dass sie auf Menschen stoßen würden, damit konnten sie nicht rechnen. Doch wären sie blindlings zurückgerannt, wären sie mit absoluter Sicherheit nicht nur erschossen worden, sondern hätten es den Leuten aus der Zukunft auch erlaubt in die Vergangenheit zu gelangen.

Dylan schimpfte immer noch mit Mac, als Evan ihr eine Hand auf die Schulter legte.

„Beruhige dich. Mac hat recht, wir hätten Luke nicht mehr helfen können.“, sah er es ein.

Dylan starrte nun auch ihn ungläubig an.

„Was redest du da? Du klingst als wäre Luke tot, aber dem ist nicht so. Diese Typen haben ihn und er wartet sicher gerade darauf, dass wir ihm zu Hilfe kommen!“, setzte sie sich für den Zurückgeblieben ein.

Danach spürte sie erneut den Stich in ihrem Bein und drohte zu fallen. Evan und Mac stützten sie noch rechtzeitig und erkannten die Verzweiflung in ihrem Gesicht.

„Luke… er… er hat das nicht verdient.“, sagte sie mit einer ungewohnt zittrigen Stimme.

Evan sah sie durchdringend an und schüttelte dann den Kopf.

„Keine Sorge, wir werden ihn nicht im Stich lassen. Ich weiß noch nicht wie, doch wir bringen ihn zurück.“, stand für ihn fest.

Dylan versuchte in den Augen ihres Freundes zu lesen, doch für sie bestand kein Zweifel, dass er es ehrlich meinte.

„Das mit Luke tut mir leid, aber wir müssen unsere Mission fortsetzen!“, sagte Kyle nun mit fester Stimme.

Alle starrten ihn nur ungläubig an.

„Wie kannst du jetzt noch daran denken? Wir haben einen Mann verloren und fanden uns in dieser Zeit kein Stück zurecht.“, warf ihm Mac vor.

Kyle ignorierte ihn und wand sich Evan zu.

„Danke für euren Versuch, aber im Gegensatz zu euch weiß ich als einziger was auf dem Spiel steht. Wie gesagt, das mit Luke ist tragisch und vielleicht gelingt es mir ihn zu retten. Aber Priorität hat im Moment die Aufklärungsmission!“, sagte er mit Nachdruck.

Evan half Dylan dabei sich zu setzen und stellte sich dem Mann aus der Zukunft entgegen.

„Ich habe diese Mission ist abgeblasen. Wir finden eine andere Methode, aber ich werde die Leben meiner Freunde nicht noch mehr riskieren.“, stand für ihn fest.

Evans und Kyles Augen lieferten sich ein Duell, bis letztere schließlich nickte.

„OK, ich habe verstanden. Scheinbar lag ich mit der Idee falsch meine Hoffnung in euch zu setzen. Gib mir den Opener und beende die Mission alleine.“

Sein Satz klang weniger wie eine Bitte oder ein Vorschlag, sondern mehr wie ein Befehl.

Mac stellte sich nun neben die beiden und versuchte sich in beide hineinzuversetzen. Kyle hatte schon wesentlich mehr Freunde verloren und plante dies rückgängig zu machen. Dennoch…

„Nein, Kyle das können wir nicht zulassen. Das wäre vermutlich Selbstmord.“, machte er dem Soldaten aus der Zukunft klar.

Doch dieser wollte nichts davon hören und Mac musste zusehen, wie Evan tatsächlich den Opener in die Hand nahm und Kyle reichte. Macs Protest folgte auf dem Fuß, doch Evan hatte sich entschieden.

„Ist schon gut, Captain!“, sprach er Mac diesmal mit seinem militärischen Rang an.

„Er muss tun was er tun muss.“, fügte er hinzu und Kyle begann Daten in das Gerät einzugeben.

Evan wies Donovan an Chambers zu holen, damit der Sanitäter sich Dylans verletzten Knöchel ansehen konnte. Mac legte Kyle einer Hand auf die Schulter, doch dessen entschlossener Blick sagte bereits alles. Er war fest entschlossen seine Zukunft zu retten, auch wenn er bei dem Versuch umkommen sollte.

„Diesmal gehe ich direkt an den Ort, zu dem er Rap geflüchtet ist. Bitte akzeptiert meine Entscheidung und haltet mich nicht auf.“, sprach er und hielt den Opener gerade aus.

Gleich darauf öffnete sich erneut eine Anomalie. Mac wollte Kyle mit Worten davon abhalten, doch dieser schritt nach vorne und verschwand in der Anomalie. Der Captain stemmte beide Hände in die Hüften und sah zu Evan. Dieser schüttelte den Kopf, Kyle wusste immerhin was er tat.

Die beiden wurden von dem schließenden Geräusch des Tors abgelenkt, nachdem sich Donovan auf den Weg zu Chambers gemacht hatte.

Das war auch der Grund… warum sie zu spät reagieren konnten.

Dylan hatte sich trotz Schmerzen erhoben und in ihrem Blick spiegelte sich etwas Trauriges, Sehnsüchtiges wider.

„Luke…“, murmelte sie und begann dann zu rennen.

„Hey!“, schrieen Evan und Mac fast gleichzeitig, doch es war zu spät.

Dylan war Kyle durch die Anomalie gefolgt, sie hatte keine Sekunde daran gedacht Luke zurückzulassen.

Mac streckte noch seine Hand nach ihr aus, doch vergebens.

„Scheisse!“, stieß Evan hervor, nachdem sich die Situation verselbstständigte.

„Wir können sie nicht…“, stammelte er, doch Mac war diesmal vollkommen seiner Meinung.

Langsam schluckten sie, schnappten sich ihre EMDs und folgten Dylan durch die Anomalie.

Donovan kehrte gerade zurück und konnte nur noch mitansehen wie seine Kameraden ohne ihn abzogen. Er sprintete die Halle entlang, kam jedoch zu spät. Die Anomalie schloss sich kurz darauf und ließ keine Spuren seiner Freunde zurück.

Der ehemalige Soldat fluchte und fragte sich was nur vorgefallen sein mochte. Und vor allem… würden Evan und die anderen klarkommen?
 

Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung
 

Es war angenehm ruhig und bereits das war dem Konzil ein Zeichen, dass bald etwas geschehen würde. Seit seiner Amtszeit, oder besser gesagt Machtübernahme vor 5 Jahren hatte er selten einen Tag einfach nur frei gehabt. Er spürte förmlich wie sich die Wolken über ihn verdichteten. Und er behielt recht.

Er hatte sein Büro, das er zwar ohnehin nur sporadisch nutzte, jedoch als sehr gemütlich empfand verlassen und seinen Flüssigkeitshaushalt aufzubessern, als jemand mit großen Schritten auf ihn zustapfte. Der uniformierte Mann kam vor ihm zum Stillstand und salutierte vor seinem Vorgesetzten.

Auch Nayem nahm Haltung an und erst nachdem er dem Offizier auftrug sich zu rühren, begann dieser mit seinem Bericht.

„Einheit 8 der Militärpolizei ging einem seltsamen Energiephänomen nach, dass der Scanner entdeckt und sich in Argar befunden hat. Nachdem die Einheit auf dem Handelsplatz landete, wurde sie von bewaffneten Männern attackiert.“, begann er.

Die Unruhe stieg in Nayem auf, es war bereits einige Zeit seit dem letzten Feuergefecht vergangen.

„Aufständische?“, wollte er nicht daran glauben, dass es sich um ausländische Spione handelte.

Der Offizier zögerte nun etwas, fuhr dann aber fort.

„Wissen wir nicht genau. Aufgrund der vielen Zivilisten gelang es den Männern zu fliehen, wir konnten lediglich einen von ihnen betäuben und arrestieren.“, verriet er.

Nayems Augen verengten sich und er versuchte die Puzzleteile aneinander zu reihen.

„In welche Richtung sind die Männer geflohen?“, dachte er offenbar daran ihnen eine Einheit nachzuschicken.

Nun beobachtete er, wie der Offizier blasser wurde, scheinbar kam er nun zum unangenehmeren Teil.

„Es… fällt mir wirklich schwer zu sagen, Sir. Aber unsere Leute verfolgten die Angreifer in ein Gebäude und sahen mitan… wie diese durch ein schimmerndes Licht verschwunden, dass sich kurz darauf auflöste.“, berichtete er stockend.

Der Konzil musterte den Offizier lange und nickte dann.

„Ich kümmere mich darum. Wo ist dieser Gefangene jetzt?“, hakte er nach.

„Er wurde soeben in die Basis gebracht und Hauptmann Atom ist dabei ihn zu verhören. Soll ich… ihm mitteilen, dass Sie das übernehmen möchten?“

Nayem war bereits daran zu bejahen, doch dann hielt er inne.

„Sagen Sie Athom er soll ohne mich beginnen. Ich habe noch etwas zu erledigen und stoße dann zu ihm.“, befahl er und schickte den Offizier weg.

Er selbst verarbeitete die Informationen, während er den langen Gang zum Sicherheitstrakt hinunterschritt.

Sein Ziel war die massive Tür am Ende, die er bisher lediglich drei mal passiert hatte. Dort angekommen ließ er den Retina-Scan seine Arbeit vollrichten und wartete, bis die Tür aufschwang. Natürlich hätte er einfach den Gefangenen aufsuchen können, doch Nayem war ein Mann der stets versuchte auf alles vorbereitet zu sein.

In dem Raum dahinter war es recht kühl, immerhin wäre eine Heizung hier reine Verschwendung. Wie so üblich stand der Professor ihm mit dem Rücken zugewandt und bemerkte das Eintreten des Konzils nicht.

Nayem musste grinsen und erst ein Räuspern von sich geben um die Aufmerksamkeit des Mannes er erhalten.

Dieser zuckte kurz zusammen und wand sich dem Konzil zu. Dieser hustete eine Entschuldigung hervor und steckte das Buch das er in der Hand hatte zurück ins Regal. Schnell hastete er auf Nayem zu und unternahm einen Versuch ihm die Hand zum Gruß entgegenzustrecken.

Dieser erwiderte den Gruß jedoch nicht, was den Professor dazu verleitete die Geste zu unterbrechen.

Nayem setzte ein Lächeln auf und legte sich dann eine Hand vor die Brust. Der Mann vor ihm zögerte etwas, tat es ihm dann jedoch nach.

„Konzil Nayem, wir haben uns länger nicht gesehen.“, meinte der Professor nun.

Nayem nickte und entschuldigte sich für die viele Arbeit die er im Moment hatte.

Der Professor bot ihm einen Stuhl an, doch dafür fehlte dem Konzil die Innere Ruhe. Dennoch schien es dem Mann vor ihm ein Bedürfnis zu sein den Stapel an Büchern wegzuräumen, damit die Konversation besser stattfinden konnte.

Nayem ließ seinen Blick schweifen.

„Haben Sie… die alle gelesen? Oder nein, haben Sie überhaupt etwas anderes seit meinem letzten Besuch getan?“, hakte er nach.

Der Professor wirkte über diese Frage überrascht, schüttelte dann aber den Kopf.

„Wollen Sie… etwa Scherze mit mir treiben? Was soll ich Ihrer Meinung nach tun? Sport treiben? Die Glotze einschalten?“, fragte er mit süffisanten Unterton.

Obgleich Nayem die letzte Analogie verstanden hatte oder nicht, das Verhalten des Professors wirkte auf ihn durchaus obsessiv.

„Auch wenn Sie während Ihres Aufenthalts auf diesen Raum hier beschränkt sind, besitzen Sie dank mir immer noch die Fähigkeiten eines Avatars. Genehmigen Sie sich doch mal… ein Nickerchen.“, schlug der Konzil vor.

Der Professor beäugte ihn argwöhnisch, schüttelte dann aber den Kopf.

„Nachdem Sie mir diese Bibliothek hier zur Verfügung gestellt haben? Glauben Sie mir, ich mache kein Auge zu, solange ich Ihre Errungenschaften über die Vergangenheit dieses Planeten verfolgen darf.“

Und Nayem musste zugeben, dass sein Gast gut darin war. Dieser hatte bestimmt schon einen Großteil der Bücher, die der Konzil extra geordert hatte durchgelesen. Er hatte angeboten sämtliche Werke digitalisieren zu lassen, doch der Professor hatte abgelehnt. Nayem betrachtete dies als ineffizient, ließ dem Mann jedoch seinen Willen. Schließlich war er aus einem anderen Grund gekommen als dessen Eigenheiten.

„Was wissen Sie über Anomalien?“, stellte er in den Raum und der Professor musterte ihn.

„Das haben Sie mich bereits schon einmal gefragt.“, erinnerte dieser.

Nayem nickte, gab sich damit aber nicht zufrieden.

„Und Sie rieten mir mich mit diesem Thema lieber nicht auseinanderzusetzen.“

Der Professor nickte und presste seine Lippen zusammen.

„Aus gutem Grund. Ich selbst verstehe die Beschaffenheit von Anomalien selbst nicht, warum die Natur sie erschaffen hat oder nach welchen physischen Gesetzen sie funktionieren. Aber ich weiß, dass sie kein Spielzeug sind und es Konsequenzen gibt, wenn man in die Natur eingreift.“, entgegnete er.

Nayem verschränkte seine Hände hinter dem Rücken und trat dem Mann näher entgegen.

„Auch wenn Sie das so sagen, Magistrat Gall wird weder auf mich, noch auf Sie hören. Ich habe ihm doch von seinem privaten Zoo erzählt.“

Der Professor wirkte nun äußerst angespannt und befeuchtete sich die Lippen.

„Diese Tiere gehören in ihre Zeit und nicht hierher. Ich kann das Empfinden dieses Mannes nachvollziehen, aber diese Tiere aus der Vergangenheit zu extrahieren bringt schwere Konsequenzen mit sich.“

Nayem hatte zu wenig Erfahrung mit Zeitreisen um entscheiden zu können, ob der Professor oder der Magistrat im Recht waren.

„Noah nahm je zwei von jeder Art mit auf seine Arche, weil er wusste, dass sie sich nach der Flut paaren und weiter vermehren würden.“, kam es nun von Seiten des Professors.

Nayem hob beide Augenbrauen und sah ihn erwartend an.

Der Professor räusperte sich und lächelte leicht.

„Eine alte Geschichte. Die Zeit für die Allgemeinheit zu bewahren ist eine Sache, diese Tiere aber stoisch für seine eigene Zwecke zu sammeln kann nicht vergeben werden.“, gab er seine Meinung preis.

Nayem bezweifelte, dass es dermaßen einfach war.

„Wenn das bereits alles wäre. Meine Kontakte in Galls Omega-Stützpunkt haben mir mitgeteilt, dass er nun sogar Experimente durchführt. Er entnimmt seinen Kreaturen DNA und es ist ungewiss welche Monster er dadurch schöpft.“

Nayems Gast hingegen schien eine wesentlich lockere Haltung zu besitzen.

„Selbst dies wäre nur die Geburt einer neuen Spezies. Ob ein Lebewesen durch die Natur oder durch eine Mutation entsteht hat in der Vergangenheit noch nie eine Rolle gespielt. Wie ein Küken das sich durch die Eierschale kämpft, drängen auch die verschiedensten Lebewesen an die Oberfläche der Geschichte.“

Nayem prustete laut.

„Wollen Sie Magistrat etwa als eine Art Gott bezeichnen? Dass er das Recht hat Leben zu erschaffen, nur weil er über die technologischen Mittel verfügt?“, würgte er heraus.

Dem Professor entging die Antipathie des Konzils keineswegs.

„Tut mir mehr leid. Sie kennen meine Ansicht und wenn Sie einen Rat möchten, lege ich Ihnen nahe dem ganz en so schnell wie möglich Einhalt zu gebieten, bevor die Vergangenheit permanent geschädigt wird.“, sagte er dann.

Nayem nickte und dankte dem Professor für seine Zeit. Er war schon drauf und dran diesen mit seinen Büchern zurückzulassen, als er ihn nochmals ansprach.

„Im übrigen scheint sich heute in dieser Zeit eine Anomalie aufgetan zu haben. Jedoch war es nicht das Werk Galls, sondern Fremde aus der Vergangenheit scheinen eingedrungen zu sein. Wir haben einen von ihnen verhaftet und es interessiert mich sehr, wie seine Ansicht lautet.“, teilte er dem Professor noch mit, bevor er den sicheren Avatar-Raum verließ.

Er ließ den Professor zusammen mit seinen Büchern und seinen Überlegungen zurück. Während er über den Rücken eines Buches strich, hallte in seinem Kopf Nayems Worte wider.

Fremde? Wer das wohl sein mochte?
 

Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung
 

Nayem kannte Atoms Verhörmethoden nur zu gut, dennoch hoffte er, dass der Hauptmann diesmal etwas diplomatischer vorging. Schließlich handelte es sich weder um einen Spion, noch um einen feindlichen Soldaten. Oder etwa doch? Immerhin kannte der Konzil die Beweggründe des Gefangenen nicht. Wieso waren er und seine Freunde in seine Zeit eingedrungen? Aus denselben Gründen die Magistrat Gall? Nein, das war für Nayem schwer vorstellbar.

Es hatte etwas gedauert bis er den Gefangentrakt erreicht hatte. Der Offizier der ihm bereits die Vorkommnisse geschildert hatte, empfing ihn und führte ihn zum Verhörraum, in dem der Gefangene saß.

„Hat er bereits etwas zu Protokoll gegeben?“, fragte Nayem interessiert.

Leider konnte es ihm der Offizier nicht beantworten.

„Hauptmann Atom redet bereits seit einer halben Stunde mit ihm, scheinbar ist unser Besucher recht gesprächig. Aber noch etwas. Scheinbar… verfügt der Mann über keinen implantierten Eraw-Chip.“

Nayem konnte sich nicht behaupten sich darüber zu wundern. Es war ein Indiz mehr, dass diese Person tatsächlich aus der Vergangenheit stammte.

Wenige Sekunden später standen beide vor dem Verhörraum und der Konzil wies den Offizier an wieder an seinen Posten zu gehen. Dieser salutierte und ließ seinen Vorgesetzen allein.

Nayem starrte durch das Kraftfeld ins Innere des Raums und erkannte zwei Männer. Einer davon war sein Stabschef, Hauptmann Atom, der andere wirkte noch recht jung und keinesfalls wie ein Soldat.

Der Mann, eigentlich noch ein Junge wirkte nervös und spielte immer wieder mit den Händen.

Mittels seines Eraw-Chips schickte Nayem dem Hauptmann ein Zeichen das Verhör zu beenden. Er sah zu wie Atom den Jungen anwies zu warten und er selbst den Verhörraum verließ.

Draußen salutierte er vor seinem Vorgesetzen und Nayem nickte ihm zu.

„Was hat er bisher gesagt?“, fragte der Konzil erwartend.

Atom schluckte und begann dann.

„Er sagt sein Name wäre Luke.“, verriet er.

Nayem betrachtete den Jungen im Raum, bis Atom fortfuhr.

„Luke Skywalker. Er hat erzählt zusammen mit seiner Schwester und ein paar Freunden gekommen zu sein, wegen einer geheimen Mission. Er wollte aber nicht verraten worum es ging, nur irgendetwas mit Tod und einem Stern, es war alles recht verwirrend.“, berichtete der Hauptmann.

Nayem verengte die Augen und hakte weiter nach.

„Was noch?“

Atom schluckte und fuhr fort.

„Der Mann gibt an einem anderen Planeten zu stammen. Und er kam her durch eine Vorrichtung… die er ‚Stargate’ nennt.“, schloss er den Bericht.

Der Konzil hob die Augenbrauen und beschenkte den Hauptmann mit einem ungläubigen Blick.

„Ich… war auch sehr erstaunt. Aber er trägt keinen Eraw-Chip und seine Physiologie unterscheidet sich von unserer, wenn auch nur gering. Von Sprache und Gestik ganz zu schweigen. Und dann die Tatsache, dass seine Freunde sich einfach in Luft aufgelöst haben.“, fügte dieser hinzu.

Nayem danke Atom für seine Mühe und schickte ihn dann weg. Wenig später betrat er selbst den Raum um den Jungen besser kennen zu lernen.

Dieser sah sofort zu ihm auf und der Konzil schloss die Tür hinter sich.

Langsam und keinesfalls bedrohlich schritt er auf den Tisch zu und setzte sich dem Gefangenen gegenüber.

„Oh, ein Wechsel?“, fragte der Junge namens Luke Skywalker ihn.

Der Konzil legte beide Hände offen auf den Tisch, ein Zeichen, dass er nichts zu verbergen hatte. Er hoffte, dass sein Gegenüber das anerkannte und auch ihm gegenüber aufrichtig war.

„Mein Name ist Konzil Enban Nayem. Ich bin der militärische Führer Yvalons, dem Land in dem Sie sich gerade aufhalten. Widerrechtlich aufhalten.“

Der Junge schluckte, versuchte aber locker zu bleiben.

„Wow! Beeindruckender Titel. Und ich habe nicht damit gerechnet so hohen Besuch zu bekommen.“

Nayem musterte ihn und holte dann tief Luft.

„Lassen wir doch die Spielchen. Meinem Hauptmann können Sie vielleicht Unsinn erzählen, mir jedoch nicht. Sie stammen von keinem anderen Planeten und Ihr Name ist auch nicht Luke, richtig?“, fragte provokant.

Der Junge schüttelte unverzüglich den Kopf.

„Nein, mein Name ist wirklich Luke, das war die Wahrheit. Und das mit dem Außerirdischen… technisch gesehen schon, wenn sich Agent Mulders Theorie, dass wir lediglich von Aliens auf diesem Planeten ausgesetzt wurden als Wahrheit herausstellt.“, erwiderte er.

Nayem ballte seine Hände auf dem Tisch zu Fäusten, ein Zeichen, dass er die Geduld verlor.

„Gut, dann rede ich. Ich glaube Sie kommen aus der Vergangenheit und zwar durch ein Portal, auch Anomalie genannt. Ich weiß nicht wer Sie sind oder was Sie hier wollen, doch Ihre Freunde sind ohne Sie abgehauen.“

Lukes Stirn zog sich in Falten und seine Lockerheit verflog.

„Meine Freunde konnten fliehen nur das ist wichtig.“, erwiderte er dann.

Nayem setzte ein Lächeln auf und verschränkte nun die Hände.

„Also werden sie nicht zurückkommen und Sie retten? Und was ist mit Ihrer geheimen Mission, zumindest das entspricht der Wahrheit, oder?“

Luke wurde nervös, es viel ihm schwer einzuschätzen, was er dem Mann verraten konnte und was nicht.

„Hören Sie, ich bin nicht Ihr Feind! Sofern Sie keine feindlichen Absichten haben, können wir zusammenarbeiten.“, bot er an.

Luke brauchte nun einige Zeit um zu antworten, die ihm Nayem jedoch zugestand.

„Mit Ihrer Technologie… dann müssen Sie sie besiegt haben nehme ich an.“

Der Konzil runzelte die Stirn.

„Besiegt wen?“, hakte er nach.

„Naja… die humanoiden Raptoren. Halb Reptil, halb Humanoid. Wir nahmen an, sie hätten die Bevölkerung in der Zukunft ausgelöscht, aber Ihnen scheint es hier recht gut zu gehen.“, rang er sich dazu durch alles zu erzählen.

Der Konzil brauchte etwas, bis er dies alles verarbeitet hatte.

„Diese humanoiden Raptoren von denen Sie sprechen… sind das zufällig Mutanten?“, wollte er wissen.

Luke reagierte überrascht, bestätigte es dann aber.

„Ich weiß nur, dass diese Kreaturen von der Zukunft aus in die Vergangenheit einfallen und die Menschheit ausrotten werden. Ich und meine Leute sind hergekommen, weil wir Hinweise auf ihre Entstehung suchten. Wir verfolgten eines der Monster in diese Zeit, doch scheinbar weiß hier keiner etwas über sie.“, sprach der Student.

Nayem nickte einige Male leicht und fuhr dann fort.

„Eine abenteuerliche Geschichte.“, meinte er, auch wenn er nicht glaubte, dass der Junge vor ihm log.

„Nein, hören Sie mir zu! Wenn Sie irgendwas darüber wissen, dann müssen Sie es mir sagen. Wenn wir diese Kreaturen nicht abhalten ihre Invasion in die Vergangenheit zu starten, könnten sie die ganze Menschheit ausrotten!“

Bei letztem Satz war Luke sogar aufgestanden, doch Nayem deutete ihm, sich wieder zu setzen.

Es kam anders.

Die Tür zum Verhörraum sprang auf und ein Trupp bewaffneter Männer trat ein. Der Konzil sprang empört auf, bis er den vermeintlichen Anführer des Trupps erkannte. Es handelte sich nicht um Nayems Leute, sondern um die von Magistrat Gall.

„Vesst! Was erlauben Sie sich einfach so einzudringen?“, trat er dem Hauptmann entgegen.

Vesst funkelte ihn nur abwertend an und zeigte dann auf Luke.

„Der Magistrat hat von Ihrem Besucher aus der Vergangenheit erfahren. Er ist äußerst interessiert an ihm und möchte sich mit ihm unterhalten.“, berichtete er.

Nayem lachte schallend los um Vesst aus dem Konzept zu bringen.

„Dieser Stützpunkt steht immer noch unter der Kontrolle des Militärs. Gall kann nicht einfach seine Leute schicken und einen meiner Gefangenen abholen.“, schärfte er Vesst ein.

Dem Hauptmann war anzusehen wie sehr ihm diese Mission behagte.

„Ich bitte Sie Konzil, gehen Sie doch diplomatisch vor. Magistrat Gall war in letzter Zeit doch ebenfalls recht großzügig und hat Ihnen finanzielle Mittel zugesichert. Sie wollen Ihre gerade geschlossene Allianz doch nicht gefährden, oder?“, drohte er nun.

Nayem war sich plötzlich unsicher. Er hatte die Armee auf seiner Seite, Gall jedoch die Beziehungen und vor allem die Technologie. Er könnte seine Zeitmaschinen jederzeit benutzen um zurückzureisen und Nayem aus der Zeit zu tilgen. Für den Moment beschloss er sich unterzuordnen.

Einer von Vessts Leuten packte Luke und zog ihn mit sich. Der Trupp wollte den Raum verlassen, doch so einfach machte es ihnen der Konzil auch wieder nicht.

„Stopp! Wenn Gall mit ihm sprechen will, werde ich dabei sein. Das ist die Bedingung.“, offenbarte er.

Vesst schluckte und schien zu überlegen. Dann kam er zu dem Schluss, dass er gar keine andere Wahl hatte. Nayem konnte ihn und seine Leute sofort festsetzen lassen, egal ob er die diplomatischen Beziehungen mit dem Magistrat gefährdete oder nicht.

„Einverstanden. Ich habe den Befehl den Jungen zum Omega-Stützpunkt zu bringen, Magistrat Gall erwartet uns dort bereits.

Nayem nickte und aktivierte seinen Eraw-Chip.

„Gut, ich werde einen Asestler flugbereit machen, er wird uns dann in wenigen Minuten zu Galls Basis bringen. Das heißt… wenn Sie und Ihre Leute nichts dagegen haben, dass wir eines von meinen nehmen.“

Vesst schüttelte den Kopf, scheinbar wollte er seinen Auftrag schnell abschließen um Nayem endlich aus den Augen treten zu können.

Der Konzil begleitete Galls Spezial-Trupp zum Dach, wo bereits ein Luftschiff vorbereitet wurde, das sie und den Gefangenen zum Omega-Stützpunkt bringen würde.

Dennoch lagen ihm Lukes Worte immer noch schwer im Magen.

Was plante Magistrat Gall wirklich? Eines war Nayem aber schon längst klar geworden. Vertrauen konnte er seinem so genannten Verbündeten auf keinen Fall. Nicht mit der Macht… die dieser inzwischen besaß.
 

Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung, Omega-Stützpunkt
 

Nachdem Kyle die andere Seite erreicht hatte, wand er sich unverzüglich um, um die Anomalie wieder zu schließen. Das letzte Mal war es den Leuten aus dieser Epoche gelungen die Energiesignatur des Zeitportals zu orten, was sie in enorme Schwierigkeiten gebracht hatte. Doch kaum hatte Kyle den Opener auf die Anomalie gerichtet, stolperte jemand hindurch. Oder humpelte, wenn man es genau betrachtete. Dylan stürzte ihm entgegen und prallte mit ihm zusammen. Kyle verlor den Halt und beide krachten zu Boden. Der Mann aus der Zukunft bekam gerade noch mit wie auch Evan und Mac sich ihre Bahn in diese Welt sicherten, bevor er auf die richtige Taste drückte und die Anomalie sich schloss.

Dylan hustete und entschuldigte sich schnell.

Evan trat zu den beiden und reichte seiner Freundin die Hand. Diese betrachtete den Teamleiter kurz, bevor sie sich aufhelfen ließ. Mac übernahm Kyle und bald darauf realisierten die vier was wirklich geschehen war.

„Es… tut mir leid, aber ich kann Luke nicht im Stich lassen.“, entfuhr es Dylan und Evan seufzte.

„Schon klar, ist ja nicht so als hätten wir das nicht erwartet.“, entgegnete er.

Mac überprüfte seine Waffe und wand sich dann an Kyle.

„Du hast Glück, du wirst diese Mission doch nicht alleine ausführen müssen.“

Kyle reagierte mit gemischten Gefühlen. Erst waren seine Freunde bereit gewesen die Operation abzubrechen. Sie waren Dylan gefolgt, nicht ihm. Trotzdem hatte er keinen Grund sich zu beschweren, denn alleine, so war er sich sicher, wäre die Mission zum scheitern verurteilt gewesen.

„Wo sind wir hier?“, fragte Dylan nun und auch die anderen sahen sich um.

Um sie herum was es größtenteils dunkel, obwohl sie sich nur einige Kilometer von ihrer letzten Position befanden. Und vorhin war es noch Tag gewesen, weshalb sie realisierten, dass sie sich unmöglich im Freien befinden konnten. Mac war von ihnen am besten ausgerüstet und so zog er eine Taschenlampe und leuchtete den Raum ab. Er stellte sich als sehr weitläufig heraus, sie schienen sich in einer Art Halle zu befinden. An allen Seiten waren metallene Kisten aufgereiht, mit Zeichen darauf die keiner im Team identifizieren konnte. Offenbarte hatten sie sich in einer Lagerhalle wieder gefunden, das bewies nicht zuletzt der Staub auf dem Boden.

Kyle hob seine Hand und bat die anderen ruhig zu sein. Diese folgten der Aufforderung und verstanden kurz darauf auch wieso. Stimmen drangen an ihre Ohren, wenn auch recht leise. In der Nähe hielten sich Menschen auf. Das CPT beschloss äußerst vorsichtig zu sein, das letzte Zusammentreffen mit Einheimischen war alles andere als gut verlaufen. Luke war gefangen genommen, vielleicht sogar verletzt worden. Ihre Priorität lag darin ihren Freund zu finden und nach Hause zu holen. Dabei war die Erkundungsmission sekundär geworden, auch wenn Kyle sicher nicht dieser Ansicht war.

Schnell hatte das Team wieder zu seiner alten Form zurückgefunden und näherte sich der Quelle der Stimmen.

„Wie sieht es mit deinem Knöchel aus?“, flüsterte Evan seiner Freundin zu, doch Dylan wehrte ab.

„Dem geht es schon viel besser, ich kann bereits wieder laufen.“, tat sie die Sache ab, auch wenn Evan daran zweifelte.

Seine Freundin musste immer noch schmerzen haben, wollte jedoch keine Last für das Team darstellen. Besonders nachdem sie impulsiv durch die Anomalie gestürmt war und er und Mac ihr folgen mussten, hätte sie es sich nicht verziehen jetzt zurückzufallen.

Mac und Kyle waren vor einer stämmigen Tür angekommen, die jedoch nur einen Spaltbreit offen war.

„Was seht ihr?“ hauchte Evan, doch die beiden waren sich nicht sicher.

Mac zog die Tür vorsichtig an und spähte nach draußen. Er und Kyle sahen zu wie mehrere Männer mit metallenen Griffen an Armen und Beinen umherranten. Eine Vielzahl an Maschinen sowie Energieterminals waren zu sehen. Mac stach aber noch etwas anderes ins Auge und nachdem er Kyle ins Gesicht blickte, fühlte er sich darin bestätigt. Er gab Evan ein Zeichen und tauschte die Position an der Tür.

„Ich kann es nicht fassen.“, raunte Kyle, doch Evan bat ihn leiser zu sein.

Doch auch nachdem er sich vergewissert hatte, stieg Unruhe in ihm auf. Scheinbar führte die Tür zu einem Labor, in dem etwa ein halbes Dutzend Wissenschaftler ihre Arbeit vollführte. Das Besondere hingegen war der gläserne Raum gegenüber der Lagerhalle.

Weder Evan noch die anderen hatten erwartet mit ihrer Aufklärungsmission so schnell Fortschritte zu erzielen.

„Was seht ihr?“, flüsterte auch Dylan und Evan hätte ihr die Antwort am liebsten erspart.

„Uns direkt gegenüber liegt ein weißer Raum, er gleicht etwa einem Operationssaal. Ich dachte erst es sind Menschen die darauf liegen, aber nein, es sind die humanoiden Raptoren.“, verriet er und Dylan wurde blässer.

„Was stellen Sie mit ihnen an? Experimentieren sie mit ihnen, oder…“, wollte Kyle wissen, kam währenddessen jedoch auf eine andere Idee.

Evan schloss die Tür ganz und schritt zu einigen der Kisten zurück. Er öffnete eine davon und kramte in mehreren Plastikpackungen.

„Was hast du da?“, fragte Mac erstaunt.

Evan beherrschte weder die Sprache noch die Schrift dieser Zeit, auch wenn sich diese kaum groß verändert zu haben schienen. Die Symbole auf den Packungen waren jedoch leicht zu identifizieren, denn man fand sie in jedem Handbuch für Biologie.

„Das sind DNA-Proben. Hier sind welche von Säugetieren und von Reptilien.“, erklärte er nachdenklich.

Nun verstanden Dylan und Mac auch Kyles abgeschnittenen Satz.

„Diese Kreaturen, werden sie hier etwa…“, begann Dylan und der Mann aus der Zukunft bestätigte es ihr.

„Es macht den Eindruck, ja. Sie werden hier geschaffen.“

Während Mac ungläubig den Kopf schüttelte, legte Evan die Behälter zurück in die Kiste.

Doch für ihn ergab es Sinn. Wenn wirklich eine ganze Armee dieser wilden Bestien durch in die Zukunft führende Anomalien gekommen waren, konnte es sich nicht um ein Naturphänomen handeln. Jemand schickte sie in die Vergangenheit… um diese zu infiltrieren.

„Ich kann es nicht glauben, dass Menschen hinter dieser Aktion stecken.“, wollte sich Mac mit dem Gedanken immer noch nicht anfreunden.

Dylan schien damit weniger Probleme zu haben.

„Warum? Menschen haben immer schon in die Natur eingegriffen und Kriege geführt. Vielleicht erschaffen sie diese Bestien hier als eine Art Soldaten.“, spekulierte sie.

Für Kyle ergab dies jedoch kaum Sinn.

„Aber warum in die Vergangenheit schicken? Damit würden sie die Menschheit und ihre eigene Zeitlinie gleich mit auslöschen.“, wand er ein.

Dylan stimmte ihm zu, konnte aber keine Antwort darauf liefern.

„Auf jedenfall müssen wir unsere Aufklärungsmission ausweiten und diese humanoiden Raptoren auslöschen.“, sagte Evan entschieden.

Und damit hatte er recht. Wenn sie die Gegenwart retten wollten, mussten sie die Gefahr hier und jetzt neutralisieren.

„Wir müssen die Wissenschaftler ausschalten und diese verdammten Raps umbringen.“, sagte Kyle entschieden und schritt auf die Tür zu.

Mac und Evan gelang es noch rechtzeitig ihn zu stoppen und von einer weiteren impulsiven Reaktion abzuhalten. Kyle hatte definitiv zu viel von seiner Mutter vererbt bekommen, doch wenn sie diese Mission erfolgreich abschließen wollten, dann brauchten sie einen Plan.

„Wir bekommen es sicher nicht nur mit Wissenschaftlern zu tun. Ihr habt diese Militärpolizisten doch gesehen und wie gut sie bewaffnet waren.“, erinnerte Mac.

Evan tat nun ein paar Schritte und erkannte eine weitere, kaum sichtbare Tür.

„Hier gibt es einen zweiten Ausgang…“, begann zu murmeln, doch die anderen verstanden nicht worauf er hinauswollte.

„Wir können die Raps und die wissenschaftlichen Aufzeichnungen dieser Verrückten zerstören, doch das hält sie nicht davon ab, ihre Forschungen wieder fortzusetzen, wenn wir weg sind. Wir müssen den Verantwortlichen finden und ihn zur Rede stellen. Und die Zeit verschaffen wir uns indem wir hier im Labor eine kleine Ablenkung schaffen.“, erklärte er seinen Plan.

Der Rest des Teams konnte ihm jedoch nicht folgen.

„Eine Ablenkung? Was für eine Ablenkung wäre effektiv genug, dass diesen Kerlen unser Aufenthalt hier nicht auffällt und sie genug beschäftigt?“, hakte Dylan nach.

Nun zögerte Evan etwas.

„Tja, da Luke im Moment nicht bei uns ist, bin ich gezwungen die riskanten und abwegigen Pläne beizusteuern. Es handelt sich um eine wirklich drastische Idee, aber ich denke nicht, dass wir eine Wahl haben. Wir hetzen ein Spezial-Kommando auf die Wissenschaftler und etwaige Wachen dort draußen. Dann verschwinden wir durch die Hintertür und suchen die Quelle dieser Experimente.“, schlug er vor.

Seine Freunde runzelten die Stirn.

„Spezial-Kommando? Wir sind nur zu viert, mehr können wir nicht aufbieten.“, wand Mac ein.

Evan räusperte sich und hielt langsam den Opener in die Höhe.

„Ich kann Verstärkung besorgen. Aber… die wird euch sicher nicht gefallen.“
 

Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung, Omega-Stützpunkt
 

Nayem hatte keinen prunkvollen Empfang erwartet, immerhin war diese Audienz anders als seine üblichen Treffen mit dem Magistrat. Diesmal war die Situation sogar noch zugespitzter als sonst, das hatte er spätestens dann bemerkt als das Luftschiff gelandet war und er zusammen mit Vesst und seinen Leuten von der Garte des Magistrats in Empfang genommen wurden. Zwar begrüßten sie den Konzil mit dem gebührenden Respekt, doch ihre Loyalität lag ganz bei Gall. Erst hatten sie vorgehabt dem Jungen namens Luke Fesseln anzulegen, doch Nayem hatte sich für ihn eingesetzt und ihn keineswegs als Bedrohung dargstellt.

Kein roter Teppich erwartete die Gruppe, dafür jedoch noch mehr Soldaten, die unter Galls Kommando standen. Gemeinsam betraten sie den Omega-Stützpunkt. Nayem hatte dieses Gebäude bisher nur ein einziges Mal betreten, vor 6 Monaten als Gall ihm seinen privaten Zoo präsentierte. Schlagartig erinnerte er sich an die Worte des Professors. Die Tiere, die aus ihrer Zeit entführt wurden waren hier genauso falsch wie der Junge, der nun von Galls Leuten vorwärts gedrängt wurde. Sie betraten den Stützpunkt über das Dach und ihr Weg wurde mehrere Male unterbrochen, aufgrund einer Vielzahl an Sicherheitstüren. Nach einer Weile änderte sich die Fassade der Wände und der Konzil spürte, dass sie eine andere Sektion betreten hatten. Eine automatische Tür vor ihnen schwang aus und ein rundlicher Mann mit Glatze suchte sich seinen Weg zu ihnen. Begleitet von zwei schwer bewaffneten Wachleuten hatte er die Gruppe bald erreicht.

Vesst salutierte und Magistrat Gall musterte erst ihn, dann Nayem. Sein Blick blieb auf Luke haften, scheinbar war er sich erpicht darauf, mehr über den Mann aus der Vergangenheit zu erfahren.

„Magistrat Gall, ich sehe die Tatsache, dass Sie die diplomatischen Wege übergehen und meinen Gefangenen einfach entführen lassen als persönliche Beleidigung an.“, gab der Konzil klar und deutlich seine Meinung wieder.

Gall rang sich ein Lächeln ab und schickte Vesst und dessen Leute weg. Die Wachen postierten sich neben Luke und Gall musterte ihn von oben bis unten.

„Aber mein lieber Konzil, unseren Besucher als einfachen Gefangenen zu bezeichnen wäre doch äußerst rüde. Sehen wir ihn doch… als Botschafter an.“, schlug er vor.

„Ähh… ja genau, das wäre mir wesentlich lieber.“, sprang Luke sofort auf den Zug auf.

Nayem schien das vollkommen anders zu sehen.

„Er und seine Leute haben zwei meiner Soldaten verletzt. Davon abgesehen, kennen wir noch nicht den Grund seines Besuchs.“, wand er ein.

Letzteres war eine Lüge, denn Luke hatte dem Konzil von den humanoiden Raptoren erzählt, welche in die Vergangenheit eingedrungen waren. Er besaß allerdings keine Beweise dafür, dass der Junge die Wahrheit sprach. Gall besaß die Technologie für Zeitreisen, Geräte die einst ihre Vorfahren entwickelt hatten. Doch welchen Sinn hatte es ihre eigene Vergangenheit zu zerstören? Gall würde somit auch die Gegenwart auslöschen, was bei seinem Imperium kaum Sinn machte. Nein, im Moment war es noch zu früh für Beschuldigungen.

„Ich bin sicher unser Freund hier wird seine Gründe gehabt haben. Aber folgen Sie mir erst einmal, ich möchte Ihnen beiden etwas zeigen.“, säuselte der Magistrat und vollführte eine Handbewegung nach vorne.

Die neue Gruppe setzte sich in Bewegung und passierte die dicke Tür, durch die Gall gekommen war.

Dahinter wurde es wesentlich wärmer, doch die Luft wurde nicht dicker. Im Gegenteil. Luke und Nayem reichte es bereits leicht mit der Nase einzuatmen um ihre Lungen zu füllen.

„Sie haben hier Saurier.“, murmelte der Zoologe und Nayem stutzte.

Woher wusste der Junge davon? Doch Gall stimmte ihm zu.

„Ja, die Kreaturen von damals benötigten dreifach so viel Sauerstoff wie heute um in dieser Umgebung lange überleben zu können. Wir pumpen ihn in diese Sektion, damit sie sich heimisch fühlen.“, verriet er.

Tatsächlich fanden sich die Gruppe wenig später auf einem weißen Flur wieder, dessen gläserne Wände an einen Terrarium erinnerten. Luke wagte einen Blick hinaus und Nayem stellte fest wo sie waren. Bisher hatte er die Kuppel lediglich von dessen Grund aus gesehen, nachdem Gall ihm einige seiner Tierchen präsentierte. Der Konzil hatte nicht abschätzen können wie viele Käfige es waren, doch angesichts dessen, dass sie sich nur wenige Meter unterhalb des Daches befanden mussten es an die hundert sein. Hinter dem Glas ging es auf beiden Seiten steil bergab. Doch an den Käfigen änderte sich nichts, immer mehr neue Tiere stachen Nayem ins Auge. Und auch Luke.

Der Student hielt an und ließ seinen Blick schweifen. Dieser verharrte am Käfig vor ihm als ein zotteliges Tier direkt auf ihn zutrat. Das schwere Fell und zwei lange Hörner auf seiner Nase wirkten bedrohlich, im Gegensatz zu seinen Augen. Diese spiegelten einen traurigen und verlorenen Blick wider.

„Ein Wollnashorn, oder auch Coelodonta aus dem Pleistozän, kurz vor Beginn der Eiszeit.“, stellte er fest.

Gall nickte und strich über das Glas.

„Ein beeindruckendes Geschöpfs, nicht wahr?“, erwiderte er und schob den Jungen weiter.

Das urzeitliche Nasshorn verharrte auf seiner Position und starrte den Männern nach.

Luke war inzwischen im nächsten Terrarium angekommen und musterte das Vogel-ähnliche Geschöpf darin.

„Ich nehme an auch dazu können Sie uns quasi Unwissenden Auskunft erteilen.“, kam es von Gall.

Luke nickte und ging leicht in die Hocke.

„Ein Gastornis aus dem Paleozän, der erste richtige Raubvogel. Auch wenn er über keine Flügel verfügt, seine muskelbepackten Beine konnten ihn unglaublich schnell rennen lassen.“, erzählte er, schritt dann aber schnell weiter zum nächsten Käfig.

„Wow, ein Moeritherium aus dem Eozän, eines der ersten Rüsseltieren.“, sprach er und auf Nayem wirkte er geradezu wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal im Zoo war.

„Ich weiß, dass ist alles sehr beeindruckend und mein ganzer Stolz. Dennoch ist es nicht das, was ich Ihnen zeigen wollte.“, meinte Gall und bat Luke und Nayem ihm weiter zu folgen.

Nach wenigen Metern hatten sie das Ende des Gangs und auch der Kuppel erreicht. Eine weitere Sicherheitstür wurde geöffnet und eine Treppe dahinter sichtbar. Danach ging es sehr weit bergab und sowohl Luke als auch Nayem fühlten sich mit der Zeit unbehaglich.

Als sie endlich unten angekommen waren, schienen sie bereits neue Käfige zu entdecken, auch wenn diese weitaus riesiger waren. Gigantische Kraftfelder erstreckten sich in die Höhe und bereits hinter dem ersten war es Luke möglich einen lebendigen Stegosaurus zu erkennen. Ein skurriler Anblick, denn bisher hatte er diese Tiere lediglich in freier Wildbahn gesehen und zwar dann, wenn sie sich einen Weg durch Anomalien in ihre Zeit bahnten. Im gegenüberliegenden Käfig erkannte der Student einen Dracorex der, hätte er Flügel besessen tatsächlich wie ein Drache aus den alten Legenden gewirkt hätte.

Doch der Magistrat ließ ihm keine Zeit um länger zu verweilen, denn bald hatten sie ihr Ziel erreicht.

„Urzeit?“, fragte er einen der Wachleute und dieser begutachtete das Display, das sein eraw-Chip generierte.

„4 T.z. Der nächste Schaukampf beginnt in etwa 2 Minuten.“, verkündete er.

Nayem trat an seinen vermeintlichen Verbündeten heran und wirkte perplex.

„Was meint er mit Schaukampf?“, hakte er nach.

Gall grinste breit und zeigte auf den Käfig vor ihnen. Doch war es wirklich einer? Das Areal dahinter war sehr groß, aber dennoch befanden sich keine Tiere darin.

Gall schlenderte zu einem Terminal in der Nähe und gab ein paar Daten ein.

„Lieber Konzil, meine Forschungen haben sich leider als sehr teuer herausgestellt, weshalb ich auf zusätzliche Investoren angewiesen bin. Und dieser verlangen natürlich Unterhaltung.“, erklärte er.

Luke und Nayem konnten ihm nicht folgen, doch das sollte sich kurze Zeit von selbst erledigen. Von ihrer Sicht aus erkannte Luke mehrere Monitore innerhalb der oberen Hälfte des Käfigs, die beinahe fast aus dem Nichts auftauchten. Danach wurde das Geräusch von sich öffnenden Türen hörbar und jemand betrat das Areal. Nein etwas…

Ein etwa 1 Meter großes Tier stolzierte auf zwei Beinen umher und krächzte mit scharfen Zähnen im Mund. Luke brauchte nicht lange um es als Raptorex zuzuordnen, einem theropoden Saurier aus der Unterkreide. Doch er war nicht der Einzige. Auf der anderen Seite öffnete sich eine weitere Tür und eine vierbeinige Kreatur bahnte sich den Weg nach vorne. Schlagartig wurde nicht nur Luke bewusst wovor sie standen, sondern auch Nayem.

Einer Arena.

Der Vierbeiner besaß ein gelb-bräunlich gefärbtes Fell und den Schädel einer Katze. Dazu zwei spitze Reißzähne. Luke identifizierte die im Pleisotzän ansässige Raubkatze als ein Smilodon.

„Was soll das werden? Wozu die zahlreichen Übertragungen, wer sieht uns zu?“, wandte sich Nayem fordernd an den Magistrat.

„Sagte ich das nicht? Einige Investoren, die sehr an Zeitreisen interessiert sind. Und genau wie ich an diesen außergewöhnlichen Tieren.“, verkündete.

Luke musterte erneut die flackernden Monitore aus Energie. Scheinbar stellten sie das Gegenstück zum damaligen Internet dar, wenn nicht eine Weiterentwicklung. Während der Raptorex und das Smilodon beide ins Angriffsstellung gingen, erinnerte dies den Studenten beinahe an einen Youtube-Clip. Nur, dass das hier real war. Er wusste nicht, ob Gall die Tiere aufgepuscht hatte, oder sie schlichtweg aggressiv waren. Vielleicht ließ man sie auch einfach nur hungern wie bei Hundekämpfen und wartete dann einfach das Ergebnis ab. Der Kampf begann und der Raptor war eindeutig der Unterlegene. Er reagierte viel zu langsam und zu passiv, so dass das Smilodon die Jagt aufnahm und sich auf seine Beute stürzte. Der Raptorex zerkratzte der Katze das Gesicht, doch diese blieb unbeeindruckt. Der Säbelzahntiger schlug seine Beißer in den Theropoden und setzte der Auseinandersetzung ein Ende.

Gall begann begeistert zu klatschen und die ersten Monitore erloschen. Luke hingegen fand nur einen Ausdruck dafür. Grausam. Zu jagen war für diese Tiere das Natürlichste der Welt, jedoch nicht unter solchen Bedingungen.

„Kommen Sie, kommen Sie! Das war nur ein regulärer Kampf, ich habe etwas Spezielles für Sie vorbereitet.“, sprach Gall freudig und winkte die Besucher weiter.

Mit gemischten Gefühlen folgten sie ihm und standen bald darauf am Ende des Korridors und vor einer noch weitaus größeren Arena. Einer der Kontrahenten schien sich bereits darin zu finden und stieß seinen Schädel gegen die Wände, hinter der die Freiheit lag. Er war gigantisch, sicher 5 Meter groß.

„Ein Daspletosaurus aus der Gruppe der Tyrannosauridae, ansässig im oberem Campanium.“, murmelte Luke und fragte sich sogleich, ob ihr Gastgeber nicht selbst über diese Informationen verfügte.

„Richtig mein junger Freund. Und was können Sie mir… über seine Kontrahenten berichten?“, wollte er wissen und gab den Wachen ein Zeichen.

Einer davon schritt zum Terminal und öffnete den zweiten Zugang zur Arena.

Ein weiterer Kollos stellte sich vor und ging sofort in Angriffsstellung gegenüber dem Daspletosaurus. Doch so etwas… hatte Luke noch nie zuvor gesehen.

„Also?“, fragte Gall fordernd.

Der Student musterte den Giganten von oben bis unten, doch er kam zu dem Schluss, dass es unmöglich war. Körperbau und Schädel zeichneten den Saurier als einen Tarbosaurus aus der Kreidezeit aus. Doch auf dem Rücken… prangten große Platten hervor, ähnlich einem Stegosaurus. Am Schwanz befand sich eine große Keule, die an jene eines Ankylosaurus erinnerte. Auf den ersten Blick brannte sich sofort das Bild von Godzilla, auch wenn es sich dabei nur um eine erfundene Figur handelte. Diese Bestie hier war jedoch real.

„Ist das…“, begann Luke und Gall bestätigte es ihm.

„Ein Mutant? Ja, so könnte man es nennen. Ich habe einige Eigenschaften kombiniert um den perfekten Prädator zu erschaffen. Allerdings habe ich mir noch keinen Namen für ihn einfallen lassen. Wie klingt… Gallosaurus? Nur ein Scherz, so eitel bin ich nicht.“, wehrte der Magistrat lachend ab.

Nayem wusste hingegen, dass der Mann es doch war und was er hier kreiert hatte, schockierte ihn. Der Konzil nahm an diese menschlichen Raptoren wären Galls einzige Versuche gewesen, doch das hier stellte eine völlig neue Dimension dar.

Der forcierte Kampf zwischen den beiden Karnivoren begann und der Daspletosaurus fiel zurück. Doch kurz darauf setzte er zum Gegenangriff an, doch der modifizierte Tarbosaurus wand sich und schützte sich mit seinen Rückenplatten. Ein Schwung mit dem Schwanz reichte aus um den Hals des Angreifers quasi zu zertrümmern. Danach ging er auf den Daspletosaurus los und schlug seine Zähne in ihn. Sein Kontrahent blieb chancenlos und der Saurier-Mutant brüllte los.

Luke riss sich von dem Schauspiel los und torkelte zurück.

„Also was sagen Sie? Ich könnte jemanden mit Ihrem Fachwissen gut gebrauchen. Schließen Sie sich mir an und wir können noch weitaus beeindruckendere Bestien erschaffen.“, bot Gall an.

Luke, der sich bereits immer für die Kryptozoologie interessiert hatte, wünschte sich natürlich nichts mehr als neue Arten kennen zu lernen.

Aber nicht so.

Neue Tiere zu entdecken und welche zu erschaffen waren zwei verschiedene Dinge. Das hier war Irrsinn und der Mann der sich diese Urzeittiere hielt und vor allem Kämpfe mit ihnen ausfocht war eindeutig verrückt.

„Nein… ohne mich. Was Sie hier machen ist abartig, Sie sind ja größenwahnsinnig!“, schrie er dem Magistrat nun entgegen.

Gall hob erbost sein Kinn und ging in Verteidigungsstellung.

„Wie können Sie das behaupten? Ich rette diese Tiere davor vom Fluss der Zeit ausgelöscht zu werden. Ich hole sie in die Gegenwart wo sie eine zweite Chance erhalten und wiederauferstehen können. Ich bin ein Wohltäter, der eher einen Orden verdient hätte, als Spott.“, beharrte er.

Luke schüttelte nur den Kopf.

„Mit welchem Ziel? Es ist ja nicht so, als würden Sie das für das Allgemeinwohl machen, als wie wenn Kirk einen Wal aus der Vergangenheit in die Zukunft verfrachtet. Ihre Absicht ist doch nur Ihre eigene Belustigung und das Ihre so genannten Investoren. Mir tun diese Tiere hier einfach nur leid, auf meine Hilfe dürfen Sie keinesfalls hoffen.“, lehnte er sich entschieden auf.

Gall war die Wut in seinem Gesicht nun anzusehen, scheinbar war er es nicht gewohnt, dass man ihm widersprach.

Er gab den Wachen ein Handzeichen und diese ergriffen den Aufsässigen unsanft.

„Hey!“, wehrte sich der Student, doch er hatte keine Chance.

Gall trat an das Terminal und gab ein paar Daten ein.

„Was haben Sie mit ihm vor?“, hastete Nayem zu ihm und erkannte Galls hochrotes Gesicht.

„Auch wenn er aus der Vergangenheit ist… so spricht keiner mit mir! Keiner!“, brüllte er und Nayem sah zu wie sich das Kraftfeld der Arena hinter ihnen öffnete. Schockiert musste er mitansehen wie der Junge namens Luke von den Wachen hinein befördert wurde und sich das Kraftfeld wieder schloss.

„Sind Sie verrückt geworden? Sie können ihn nicht einfach an diese Bestie verfüttern!“, warf ihm der Konzil vor.

Vyrim Gall funkelte ihn nur zornig an und stellte sich ihm dann gegenüber.

„Wen glauben Sie vor sich zu haben? Ich beherrschte die Zeit und diese Kreaturen. Bezweifeln Sie ja nicht meine Macht, sonst werden Sie es bereuen. Mit diesen Kreaturen und meiner Technologie… werde ich zum Gott dieser Welt aufsteigen.“, begann er heiser zu lachen.
 

Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung, Omega-Stützpunkt
 

Hauptmann Vesst verspürte Unbehagen dabei den Magistrat einfach mit dem Konzil und dem Jungen aus der Zukunft allein zu lassen. Er vertraute keinem von beiden und auch ihre Pläne lagen im Dunkeln. Seiner Meinung nach reagierte Gall in letzter Zeit zu leichtsinnig und am liebsten hätte er ihm dies auch direkt gesagt.

Doch dann wäre Vesst höchstwahrscheinlich einem von Galls Tierchen als Mittagessen vorgesetzt worden, wenn nicht sogar den Mutanten selbst. Angesichts dessen, dass Gall seinem Ziel immer näher kam, verlor er eindeutig die Sicherheit aus den Augen. Vesst marschierte samt seiner Einheit auf den Trainingsraum zu. In zwei Tagen sollte die nächste Mission durch eines der Zeitportale führen um noch mehr wichtige Proben zu sammeln, welche Gall und Oss für ihre Forschungen benötigten. Der Hauptmann griff bereits nach der Tür als ein Alarm über ihnen ertönte. Vesst und seine Leute waren erfahren genug um sich nicht erschrecken sollen.

„Orten!“, befahl der Hauptmann und einer der Offiziere folgte.

„Jemand hat den Alarm im Laboratorium ausgelöst.“, berichtete dieser und Vesst schluckte.

Warum ausgerechnet dort? Konnte es nicht ein schlichter Feueralarm sein? Das war illusorisch wenn man bedachte was sich dort befand. Im schlimmsten Falle war eines der Exemplare ausgebrochen und hatte begonnen die Wissenschaftler anzufallen. Im Günstigsten jedoch, handelte es sich nur um einen Fehlalarm. Dennoch mobilisierte Vesst seine Leute und befahl ihnen zum Laboratorium vorzurücken.

Mittels einem Menü im Display seines Eraw-Chips versiegelte er den Ausgang bis zum Eintreffen der Einheit. Nach 10 Minuten war es ihnen endlich gelungen und Vesst entriegelte die Tür wieder. Seine Soldaten hoben die Waffen und drangen in die Sektion ein. Vesst bildete das Schlusslicht und verriegelte die Tür erneut.

„Sir!“, rief einer der Soldaten und Vesst schloss zu ihm auf.

Vor dem Trupp Soldaten lag ein toter Wissenschaftler, seine Kehle schien aufgeschlitzt worden zu sein. Oder… aufgebissen?

„Wir teilen uns auf. Team Alpha rechts, Team Beta links.“, ordnete er an.

Zusammen mit drei anderen Soldaten bahnte er sich den Weg nach rechts, wo sich der Raum mit den Mutanten befinden sollte. Auf ihren Weg stießen sie auf zwei weitere tote Wissenschaftler. Dann Schreie. Von wem stammten sie? Den Forschern oder… etwa seinen eigenen Leuten? Nein, unmöglich. Die Mutanten befanden sich in diese Richtung, wenn sie sich befreit hatten, konnten sie nur dort sein.

Zwei der Soldaten sicherten den Eingang und verschafften Vesst Zutritt. Der Geruch von Blut lag in der Luft und mit erhobenen Waffen drangen die Männer ein. Ein kurzer Aufschrei seitens eines seiner Leute, als er versehendlich auf eine weitere Leiche trat.

Vesst starrte fassungslos zu Boden, der Kopf des ehemaligen Leiters, Ineeng Oss war teilweise eingedrückt worden. Doch was hatte so eine massive Kraft?

„Sir, sie sind alle tot!“, meldete ein weiterer Soldat und der Hauptmann sah sich um.

Ungläubig betrachtete die weiteren Kadaver auf den metallenen Tischen vor ihm. Er zählte sie schnell ab und kam auf exakt 11 Stück. Das verwirrende jedoch war, dass es sich nicht um Menschen handelte, sondern Mutanten.

Die humanoiden Raptoren hatten sich nicht befreit, sondern wurden von etwas angefallen, während sie angekettet waren. Alle von ihnen waren geradezu zerbissen worden, nichts deutete mehr auf ihre Intelligenz und Gerissenheit hin.

„Achtung!“, rief einer der Soldaten abrupt.

Vesst drehte sich um und erkannte einen weiteren, blutverschmierten Mutanten. Im Maul trug er eine Art Pfote und spuckte sie nun aus. Er stolzierte auf die Männer zu und einer von ihnen hob seine Waffe.

„Nein, nicht!“, versuchte ihn Vesst zu stoppen, der natürlich wusste, dass von H7 keine Gefahr ausging. Doch es war zu spät.

Sein Untergebener gab eine tödliche Ladung auf den Mutanten ab und setzte seiner künstlich erschaffenen Existenz ein Ende.

Der Hauptmann brüllte ihn an und stürzte zu ihm. Egal was hier vor sich ging, H7 hätte sie vielleicht retten können. Und dann geschah es.

Das Zersplittern von Glas, etwas war in den Versuchsraum eingedrungen. Vesst erkannte nur 2 große Schatten die blitzschnell reagierten und sich auf seine Leute stürzen. Abscheuliche Monster sprangen hinter den Terminals hervor und schlugen ihre Zähne in zwei von ihnen. Der dritte Soldat fiel zu Vesst zurück und gemeinsam rannten sie rückwärts aus dem Zimmer. Der Hauptmann dachte daran die Tür zu verschließen, doch es wäre für die Monster leicht gewesen auf anderem Wege wieder zu entkommen.

„Weg hier! Wir brauchen Verstärkung!“, befahl er und rannte was das Zeug hielt.

Aus einer unbekannten Richtung sprang ein weiterer Schatten auf ihn zu und scharfe Zähne schnappten nach Vessts Untergebenen. Blut spritzte auf den Hauptmann und der Mann war nicht mehr zu retten. Im nächsten Moment stolperte der Anführer, ließ seine Waffe jedoch nicht los. Zwei weitere Schatten tauchten auf und beugten sich zu ihm hinab. Es wären gigantische Schädel, aus deren Mäulern Speichel auf ihn herabtropfte. Ihre Augen funkelnden gierig und es war klar was sie wollten.

Ihn.

Vesst richtete seine Waffe nach oben und feuerte einen Schuss ab. Er wusste nicht, ob er eines der Monster getroffen hatte oder nicht.

Er würde es nie mehr erfahren, denn gleich darauf begannen die Kreaturen damit den Hauptmann in Stücke zu reißen.
 

Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung, Omega-Stützpunkt
 

Luke wollte sich augenblicklich wehren, war aber chancenlos. Der Wachmann stieß ihn nach vorne und schritt zurück. Der Student wollte fliehen, prallte jedoch am Energiefeld der Arena ab. Er hielt sich schmerzend die Nase und torkelte nach hinten.

„Hey, das können Sie nicht machen! Lassen Sie mich raus!“, schrie er, doch Gall schien ihn zu ignorieren.

Luke drehte sich um und ihm brach beinahe der Schweiß aus, als er das Geschehen vor sich realisierte.

Das Smilodon war noch dabei seine scharfen Reißzähne in das Fleisch des Raptorex zu stoßen Jetzt sah er jedoch auf und beäugte Luke misstrauisch.

Dieser wusste, dass die Raubkatze im Moment zwar Nahrung hatte, doch ihr Spieltrieb durfte keinesfalls unterschätzt werden.

Das Smilodon bewegte sich nun vom Kadaver weg, immer weiter auf den Zoologen zu. Luke wusste, dass er keinesfalls wie eine Bedrohung wirkten durfte. Am liebsten hätte er der Katze zugerufen, dass er nichts von ihrer Mahlzeit abhaben wollte und diese in aller Ruhe weiterfressen sollte.

Luke war inzwischen zu einer Maus in einem Käfig geworden, die keinerlei Rückzugsmöglichkeiten besaß. Er war nicht einmal bewaffnet, auch wenn dies gegen das schnelle Tier wohl wenig genützt hätte. Je näher das Smilodon kam, umso mehr erstarrte der Student.

Doch das war gut so. Eine unnötige Regung hätte die Katze sofort veranlasst sich auf ihn zu stürzen. Das Tier sollte ruhig glauben, Luke wäre nur ein Stein, Baum oder sonst etwas uninteressantes. Das Smilodon begann Luke zu umkreisen und dieser spürte den Schweiß, der an ihm herab rann. Er betete nur, dass die Raubkatze nichts Falsches interpretierte. Klar er hatte Angst, durfte es aber keinesfalls zeigen.

„Gut, Sie haben Ihren Standpunkt klar gemacht, jetzt hören Sie mit diesem Kinderkram auf!“, hörte er draußen jemanden rufen.

Konzil Enban Nayem stand immer noch Magistrat Gall gegenüber und empfand dessen Aktion als alles andere als witzig.

„Mein lieber Konzil, denken Sie etwa ich scherze? Unser lieber zeitreisender Freund hat doch sogar ein paar Ihrer Leute verletzt, oder?“, erinnerte er.

Nayem verengte die Augen.

„Na und? Dennoch kein Grund ihn ihrem Löwen zum Fraß vorzuwerfen.“, sagte der Konzil entschieden.

Gall wirkte jedoch nicht, als würde er lediglich scherzen.

„Wieso? Vom Standpunkt dieser Ära aus, ist er ohnehin schon lange tot. Es war seine eigene Schuld, dass er in unsere Zeit reiste. Bedeutet Ihnen der Junge etwas was? Hat der militärische Führer Yvalons etwa Mitleid?“, blaffte er.

Nayem schluckte und hasste es, wie wenig Respekt ihm Gall entgegenbrachte.

„Apropos Zeitreisen. Was ist mit Ihren Mutanten? Es stimmt doch, dass Sie vorhaben sie ebenfalls in die Vergangenheit zu schicken, oder?“, beschloss Nayem zu pokern.

Damit bröckelte Galls Fassade nun etwas, scheinbar hatte er nicht damit gerechnet, dass der Konzil über sein Vorhaben Bescheid wusste.

„Ihre Spione sind besser als ich erwartet hatte. Ich wollte Sie natürlich noch einweihen, aber ja, Sie haben recht. Meine Mutanten sind die Armee von der ich vor einiger Zeit gesprochen habe. Mit ihrer Hilfe werde ich zum König der Welt aufsteigen.“, grinste er.

Nayem schüttelte verwirrt den Kopf und verstand kein Wort.

„Indem Sie sie in der Zeit zurückschicken? Das ergibt keinen Sinn. Sie würden unsere Gegenwart auslöschen.“, sagte er entschieden.

Doch Gall schien das natürlich bereits bedacht zu haben.

„Nicht… wenn ich mit ihnen reise. Natürlich, die anderen Länder in dieser Epoche besitzen starke Armeen und Waffen, meine Mutanten-Truppen könnten besiegt werden. Doch ich habe die Vergangenheit bereits erforscht, sie ist schwach und die Menschen sind auf keine Invasion vorbereitet. Hören Sie, Nayem! Wir beide könnten mit unseren Leuten und meinen Züchtungen zurückreisen! Die Mutanten greifen niemanden mit einem implantierten Eraw-Chip an, somit können wir sie kontrollieren! Wir legen die Welt der Vergangenheit in Schutt und Asche und werden zu Göttern einer neuen Welt, die wir uns eigens erschaffen! Unsere… perfekte Welt!“, hatte der Magistrat seine Augen weit aufgerissen und formte seine Hände zu einer gierigen Geste.

Nayem hingegen hatte genug gehört.

„Mein Gott, Sie sind verrückt geworden.“, erkannte er und zog seine Waffe.

Er hechtete nach vor und nahm Gall in den Würgegriff. Die Wachleute zogen ebenfalls ihre Impulswaffen, doch da hatte Nayem den Magistrat bereits als Geisel genommen.

Keine Bewegung oder er ist tot!“, schärfte er ihnen ein.

Die Wachen bezogen Stellung, senkten ihre Waffen jedoch nicht.

„Nayem, Sie Narr! Wissen Sie, was hier tun? Wir könnten uns zu Göttern aufschwingen, die Macht einer gesamten Welt könnte uns gehören!“, redete er auf den Konzil ein.

Doch dieser wollte nichts weiter hören.

„Als erstes befreien Sie den Jungen, haben Sie gehört?“, brüllte er, doch die Wachen reagierten nicht. Erst musste er Gall seine Waffe gegen die Wange pressen, bevor dieser reagierte.

„Macht schon!“, schrie dieser und einer der Wachleute schritt zur Konsole.

Er fuhr über einige Tasten und das Kraftfeld begann sich zu öffnen. Sein Kamerad trat in die Arena und das Smilodon wurde sofort auf ihn aufmerksam und ließ von Luke ab. Doch der Mann reagierte schnell und gab einen gezielten Schuss auf das Tier ab. Die Raubkatze brach zusammen und der Mann winkte Luke zu sich.

Schwitzend torkelte dieser auf seinen Retter zu.

„Danke, ohne sie…“, begann er, griff dann jedoch nach dem Lauf der Waffe und versetzte dem Mann einen gezielten Schlag gegen dessen Kinn. Dieser fiel zu Boden und der Zoologe nahm ihm im Fall seine Impulswaffe ab.

Er verschanzte sich hinter der Mauer und beobachtete wie Nayem Gall immer noch umklammert hielt.

„Waffe runter!“, brüllte dieser die verbleibende Wache an.

Diese hob beide Hände und machte Anstalten dem Befehl Folge zu leisten.

Doch scheinbar war es nur ein Trick, denn blitzschnell hob er diese wieder und setzte zu einem gezielten Schuss an. Der Konzil hingegen war schneller und schoss den Mann nieder.

Dann erkannte er das böses Grinsen seitens Galls aus seinen Augenwinkeln aus. Er spürte einen Stich in seinem Magen und ließ die Waffe fallen.

„Sie Dummkopf!“, schrie ihn der Magistrat an und stieß ihn zu Boden.

Nayem verfluchte sich als er bemerkte, dass es ihm entgangen war, dass Gall scheinbar ein Messer in seinem Gürtel aufbewahrt hatte. Dieses steckte nun im Bauch des Konzils, welcher schwer zu atmen begann.

Gall begann zu lachen und beugte sich über ihn. Nayem versuchte nach hinten zu roppen, doch die Kraft begann ihn bereits zu verlassen.

„Keine Bewegung!“, sprang Luke hinter der Mauer hervor und richtete seine Waffe auf Gall.

Dieser blieb hingegen unbeeindruckt. Er schlich zu der Stelle, an der Nayem seine eigene Waffe hatte fallen lassen und machte sich daran sie aufzuheben.

Luke wiederholte seinen Befehl, doch als Gall nicht reagierte, wollte er einen Warnschuss abgeben. Ohne Erfolg. Der Zoologe betätigte mehrmals den Abzug, ohne, dass sich etwas rührte.

„Man… braucht einen Eraw-Chip um sie abzufeuern.“, stammelte Nayem erschöpft.

Damit war eindeutig klar, dass dies nicht Lukes Tag war. In einer fernen Zukunft zurückzubleiben, gefangen genommen zu werden, in eine Arena mit einem Smilodon gesteckt werden und jetzt auch noch das. Er warf die nutzlose Waffe weg und ging in die Hocke. Er griff Nayem unter die Achseln und begann ihn nach hinten zu ziehen. Gall war es inzwischen gelungen Nayems Waffe zu erreichen und aufzuheben. Gerade noch rechtzeitig war es Luke gelungen den verwundeten Konzil hinter die Wand der Arena zu ziehen.

„Gebt auf, ihr seid unbewaffnet! Stellt euch und ich lasse euch eventuell leben!“, lachte der Magistrat lauthals.

Nayem betrachtete das Messer das in seinem Bauch steckte, aber noch durfte er nicht sterben. Nicht solange dieser Wahnsinnige da draußen war.

Er fasste sich an seine linke Handfläche und aktivierte seinen Eraw-Chip. Ein Display erschien und Luke beobachtete wie der Mann einige Befehle eingab.

„Ich… bin drin.“, stammelte er, doch der Zoologe aus der Vergangenheit verstand ihn nicht.

Nayem hob seine nun blutige Hand und wies auf ein grünes Kreuz inmitten des Displays aus purer Energie.

„Drücken Sie… es. Ich… schaffe es nicht mehr.“, sprach er gequält und Luke hatte keine Ahnung was er tun sollte.

Doch Gall würde bald hier sein, es blieb ihm nichts übrig als Nayem zu vertrauen. Er betätigte die besagte Taste und wartete ab was geschah.

Draußen lud Magistrat Gall gerade die Energiezelle von Nayems Waffe nach und richtete sie nach vorne. Ein paar Schritte noch und er hatte den Verräter und den Jungen aus der Vergangenheit erreicht.

Dann riss er plötzlich die Augen auf. Links von ihm war plötzlich das Kraftfeld der größeren Arena erloschen. Aber… wie?

Gall blickte zum Terminal, dort hatten sich mehrere Fenster geöffnet. Hatte… hatte Nayem etwa mithilfe seines Eraw-Chips einen Fernzugriff gestartet? Aufgrund seines Rangs besaß er die nötigen Sicherheitscodes, doch würde das nicht heißen…

Die Erkenntnis traf den Magistrat leider viel zu spät. Kaum war das Kraftfeld verschwunden, bahnte sich bereits der modifizierte Tarbosaurus den Weg in den Hallenkorridor. Gall musste im ersten Moment zugeben wie wunderschön seine eigens erschaffene Kreatur war. Dann wurde er sich jedoch schnell der Gefahr bewusst. Er richtete seine Waffe auf den Koloss und drückte ab. Er traf, doch der Impuls prallte an den großen Rückenplatten ab. Der Tarbosaurus wurde auf seinen Schöpfer aufmerksam und begann lauthals zu brüllen. Er rannte auf Fall zu und dieser schoss erneut. Daneben.

Das Ungetüm war nun bei dem selbsternannten Herrscher der Vergangenheit angekommen und Gall legte schützend seine Arme vor sein Gesicht. Nutzlos.

Der Tarbosaurus ging in die Knie und sein Maul schnappte zu. Er verschlang Gall mit einem Biss und ließ nichts mehr von dem machthungrigen Irren übrig.

Luke und Nayem beobachteten von ihrem Winkel aus wie sich der Saurier umsah, doch zu ihrem Glück war die Arena in der sie sich befanden wesentlich kleiner.

Der Tarbosaurus unternahm einen Versuch den Kopf hineinzustrecken, doch weiter kam er nicht. Luke und Nayem blickten in seine schmalen Augen, ihnen war klar, dass sie für ihn lediglich Beute waren. Und noch schlimmer, sie waren in der Arena gefangen. Der Konzil brauchte dringend ärztliche Versorgung doch der einzige Ausgang wurde von diesem Fleischberg blockiert. Zwar gab es noch weitere Ausgänge, doch diese führten alle in die Käfige gefährlicher Raubtiere.

Der Tarbosaurus zog seinen Kopf wieder hinaus und Luke begann damit sein Hemd auszuziehen und es auf Nayems Wunde zu pressen.

„In Filmen sieht das wesentlich leichter aus.“, versuchte er locker zu klingen, doch die Situation überforderte ihn eindeutig.

Dann war draußen plötzlich ein lautes Geräusch zu vernehmen, es erinnerte an einen Aufprall.

„Ich sehe nach.“, sagte Luke und sah sich gezwungen den Verletzten für einen Moment alleine zu lassen.

Nayem wirkte ohnehin als hätte er bereits mit dem Leben abgeschlossen, doch Luke dachte gar nicht daran aufzugeben. Natürlich war er nicht so töricht direkt vor den Ausgang zu springen, das hätte ihn vermutlich das Leben gekostet. Er pirschte sich am Rand entlang was es mit massiven Schädel des Sauriers unmöglich gemacht hätte nach ihm zu schnappen. Doch allem Anschein nach war seine Sorge unbegründet.

„Sicher!“, hörte er jemanden rufen.

Luke riss die Augen weit auf als er die Stimme erkannte. Er stürmte aus der Arena, direkt auf den Korridor. Wenige Meter vor ihm lag der modifizierte Tarbosaurus reglos auf dem Boden. Sein Körper wies keine Verletzungen auf, es existierte somit nur eine Waffe die dies hatte verursachen können.

Ein EMD.

Eine Gruppe aus vier Leuten näherte sich dem Saurier und somit auch Luke. 3 Meter vor ihm kamen sie zum Stillstand. Der Student war nahe daran zu heulen, konnte sich aber noch mal zurückhalten.

„Leute…“, brachte er noch heraus, bevor er auch die Freude und Erleichterung in den Gesichtern seiner Freunde wahrnahm.

Evan und Dylan schritten nach vorne und begann Luke gleichzeitig zu umarmen.

„Wir dachten wir hätten dich verloren.“, sagte ihm seine Freundin leise ins Ohr.

Luke schüttelte nur den Kopf.

„Nur beinahe. Aber so bleibe ich euch noch erhalten.“, versicherte er.

Als sich Evan und Dylan von ihm lösten, sah er wie Kyle ihm zunickte und ebenfalls froh darüber schien ihn lebend vorzufinden. Mac trat an ihm heran und reichte ihm die Hand. Luke wollte sie erst annehmen, bis er ihm wieder etwas Elementares einfiel.

„Oh Mist, wir müssen dringend Hilfe organisieren! Ich habe da drin einen Verletzten!“, erklärte er stockend und lief denselben Weg wieder zurück.

Die restlichen Mitglieder des CPT folgten ihm ohne großen Abstand und kamen wenig später bei Nayem an.

Der Konzil hatte inzwischen noch mehr Blut verloren und sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.

„Ist in Ordnung! Ich schaffe es vermutlich nicht mehr, lassen Sie mich zurück.“, raunte er Luke zu.

Nun beugte sich auch Evan zu ihm hinab und zog seine Jacke aus. Er schwang sie über Nayems Oberkörper, damit sie diesen wärmte.

„Tut mir leid, das können wir leider nicht. Wenn wir Sie hier sterben lassen, geschieht das nur aufgrund unseres Eingreifens in diese Zeitperiode. Jedoch haben wir uns geschworen diese nicht zu beeinflussen.“, erklärte ihm der Teamleiter.

„Unsere oberste Direktive.“, fügte Luke hinzu und der Konzil rang sich tatsächlich ein gequältes Lächeln ab.

Schließlich wurden in einiger Entfernung weitere Stimmen hörbar. Mac und Kyle reagierte sofort und bewachten den Zugang. Bereits eine halbe Minute später postierten sich bewaffnete Soldaten im Korridor.

„Verdammt, das sind zu viele.“, fluchte Kyle und Mac gab ihm recht.

Einer der Männer draußen schritt nun auf sie zu, scheinbar war er unbewaffnet. Er streckte die Hände in die Höhe und machte auf sich aufmerksam.

„Ist Konzil Nayem bei Ihnen?“, rief der dem Anomalienteam zu.

Evan erhob sich augenblicklich und zeigte ebenfalls, dass er nicht bewaffnet war.

„Ja, aber er ist verletzt.“, erklärte er schnell.

Der Mann nickte und winkte zwei seiner Leute zu sich.

„Dann werden meine Sanitäter ihn nun versorgen. Mein Name ist Hauptmann Atom und keine Sorge. Wir werden Sie nicht angreifen, im Gegenteil. Ich glaube… wir haben Ihnen viel zu verdanken.“
 

Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung, 24 Stunden später
 

Dylan sah zu Luke auf, als dieser ihr seine Hand reichte.

„Mein Knöchel ist vollkommen genesen, das ist wirklich nicht nötig.“, meinte sie, doch als ihr Freund seine Hand nicht senkte, gab sie nach und ließ sich aufhelfen.

Mac stand von alleine auf und begann unruhig im Zimmer auf und ab zugehen.

„Wir sollten verschwinden. Sie haben uns den Opener nicht abgenommen, also was hält uns hier noch?“, wand er ein.

Fakt war, dass sie lediglich auf Bitte ihres Gastgebers noch hier war. Evan hatte diese Gastfreundschaft akzeptiert, nicht zuletzt da seine Teammitglieder sehr angeschlagen waren. Dylan Verletzung war behandelt worden und man hatte sie zum Dach des Stützpunktes gebracht. Eine Stunde später waren sie in eine militärische Einrichtung angekommen wo man sie bat zu warten. Im Prinzip mangelte es ihnen hier an nichts, alle bis auf Mac und Kyle schliefen sich aus, kosteten einige Delikatessen dieser Zeitperiode und besprachen den Lauf der Mission.

„Ich kann es immer noch nicht glauben. Andrewsarchus?“, fragte Luke ungläubig.

Dylan rollte mit den Augen und verwies auf Evan, schließlich war es dessen Idee gewesen.

„Ich weiß es klingt drastisch, aber jahrelang haben wir die entflohenen Tiere zurück durch die Anomalien geschafft, da hat es doch eine gewisse Ironie sie jetzt für uns einzusetzen, meinst du nicht?“, schien er die Situation wesentlich lockerer zu sehen.

„Es war vor allem gefährlich. Geradezu ein törichter Plan.“, erinnerte Mac, dass genauso gut eine ganze Menge hätte schief gehen können.

Doch sie hatten Verstärkung gebraucht und diese gefunden, wenn auch nicht in der Form von Menschen. Evan hatte eine Anomalie ins Eozän geöffnet und das Team war durch die Hintertür verschwunden, welche sie gut versiegelten. Danach vertrauten sie, dass die Raubtiere über alles herfallen würden, was sie unter die Zähne bekamen. Da die humanoiden Raptoren angekettet waren, würden sie eine leichte Beute für die Andrewsarchus darstellen. Der erste Teil ihrer Mission war geglückt, doch zwei Teile fehlten noch. Zum einen war es unerlässlich den Verantwortlichen für diese Experimente zu finden und dann war da natürlich noch Luke. Um Antworten zu erhaschen nahmen sie einen der feindlichen Soldaten gefangen und versuchten ihn auszuquetschen. Zwar erwies sich dieser zuerst nicht als sonderlich kooperativ, doch mit etwas Nachdruck seitens Kyle, der von Evan als besonders skrupellos dargestellt wurde, lieferte ihnen schließlich Informationen. Er verriet ihnen den Aufenthaltsort seines Bosses und zusätzlich des Jungen aus der Vergangenheit, der sich derzeit in dessen Nähe befand. Das vereinfachte vieles, zumindest bis das Team dem kolossalen Mutanten in der Arena-Sektion begegnet war. Der modifizierte Tarbosaurus war noch dabei seine Beute zu verzehren, doch Mac und Kyle warteten nicht solange, bis sich dieser sein Lätzchen abgenommen und Zeit für sie gefunden hatte. Während Evan und Dylan ihnen Deckung gaben, stellten sie ihre EMDs auf maximale Stärke was den Saurier bereits nach wenigen Sekunden ausknockte. Sie waren überglücklich gewesen Luke wieder in die Arme schließen zu können. Als Athom und seine Leute aufkreuzten hatten sie bereits ein Feuergefecht befürchtet, erfuhren aber dann, dass sie nicht unter Galls Kommando standen. Scheinbar handelte es sich um zwei Parteien und nachdem der Magistrat tot war, standen dessen Männer ohne Anführer da.

Evan trat zu dem Tisch in der Mitte des Raums und griff in die gläserne Schale. Er nahm sich ein paar der grünlichen Kugeln, die fruchtartig schmeckten und schlang sie hinunter.

„Ohman, langsam glaube ich wir sind zum Urlaubmachen hier.“, kommentierte Mac weiterhin ungeduldig.

„Das kann ich Ihnen nur empfehlen.“, erklang plötzlich eine Stimme und keiner vom CPT hatte bemerkt, wie die Tür aufgegangen war.

Ein Mann trat ein und wurde von zwei Soldaten begleitet.

„Yvalon ist um diese Jahreszeit wirklich enorm schön.“, meinte er lächelnd und stellte erleichtert fest, dass seine Gäste ihn noch nicht verlassen hatten.

„Mhm. Was ist das?“, fragte Evan noch mit vollem Mund.

Konzil Enban Nayem trat zu den Zeitreisenden und war trotz seiner schweren Verletzung wie eine imposante Erscheinung.

„Osay.“, antwortete er prompt.

Evan schluckte und nickte brav. Er verstand zwar kein Wort, doch solange es schmeckte spielte es sicher keine Rolle. Mac schritt auf den Führer des Militärs zu und nahm ebenfalls Haltung an.

„Wir haben Ihre Gastfreundschaft wirklich genossen, doch unsere Leute zu Hause machen sich bestimmt schon Sorgen.“, entgegnete er.

Evan wollte einlenken, dass es eigentlich keine Rolle spielte wann sie zurückreisten, da sie sich den Zeitpunkt ihrer Rückkehr aussuchen konnten.

Luke begann sich zu räuspern und trat ebenfalls auf den Mann zu, der noch gestern mit einem Messer vor ihm lag und zu verbluten drohte.

„Was mein Kollege sagen möchte ist, dass es sich negativ auf die Zeitlinie auswirkt wenn wir länger als nötig bleiben würden.“, erklärte er.

Es war skurril, dass ausgerechnet er und nicht Mac diplomatischer an die Sache heranging, doch Luke verdankte Nayem sein Leben. Hätte er Gall nicht dazu gebracht das Kraftfeld zu senken, wäre er zum Spielball des Smilodons geworden. Dafür hatte sich der Konzil sogar eine tödliche Verletzung eingehandelt. Nun gut, eine fast tödliche. Nachdem dessen Verstärkung eingetroffen war, hatten ihn seine Leute umgehend behandelt. Nayem hatte Gall niemals vertraut und seinen Stellvertreter angewiesen den Omega-Stützpunkt zu stürmen, sollte er sich nach einer gewissen Zeit nicht melden. Die Medizin hatte sich zum Glück unglaublich weiterentwickelt. Evan erinnerte sich an seine Reise in die Zukunft, wo er und Dylan Matt Anderson kennen gelernt hatten. Die Verletzung, die er durch Leeds erlitten hat, war binnen Stunden geheilt. Er wagte es zwar nicht, Nayem zu bitten sein Hemd kurz nach oben zu schieben, doch er war sicher, dass sicher kaum eine Narbe davongetragen hatte.

„Natürlich, bitte sehen Sie sich keinesfalls als Gefangene an. Sie haben meinem Volk einen großen Dienst erwiesen und ich möchte Ihnen meinen Dank darlegen.“, sprach der Konzil.

Kyle, der bereits seit der ganzen Sache unruhig war, schien etwas auf dem Herzen zu haben.

„Was ist mit den Mutanten? Es… ist mir sehr wichtig Klarheit darüber zu erlangen.“

Nayem nickte streng und fuhr dann fort.

„Meine Leute haben sich um alles gekümmert. In Galls Laboratorium fanden sie mehrere Überreste. Einige stammten von Galls Leuten, andere von den Urzeittieren, die ihr als Waffe eingesetzt habt und dann jene der Mutanten. Alle von ihnen sind tot, es geht keinerlei Gefahr mehr von ihnen aus.“, versicherte er.

Kyle schien ein Stein vom Herzen zu fallen, er hatte wohl nicht mehr gerechnet, dass ihm die Rettung seiner Gegenwart doch noch gelingen würde.

„Aber… diese Monster einfach in die Vergangenheit zu schicken… das ist Irrsinn.“, meinte Dylan dazu.

Evan schüttelte zu ihrer Überraschung den Kopf.

„Im Gegenteil, es war sogar verdammt klever. Dieser Gall hätte unsere Zeit zerstören und dann von 0 beginnen können. Er hätte sich zum Herrscher des Planeten aufschwingen können, nichts und niemand hätte ihn aufhalten können.“

Dylan grauste es bei dem Gedanken, doch zum Glück war dieser Größenwahnsinnige nun aus dem Weg geräumt.

„Was wird mit den Tieren passieren, die dieser Gall gesammelt hat?“, erkundigte sich Luke.

„Keine Sorge, ihr Wohl liegt mir genauso am Herzen wir Ihnen. Mit den Zeitmaschinen, oder Opener wie Sie sie nennen, wird es uns möglich sein sie in ihre eigene Zeit zurückzuschicken. Was Galls Mutanten angeht, bleibt uns nichts anderes übrig als sie hier zu behalten. Allerdings wurde noch nicht entschieden ob sie getötet oder studiert werden sollen.“, berichtete er.

„Und wenn Sie damit fertig sind… was werden Sie mit den Openern anstellen?“, interessierte es Evan.

Diesmal zögerte Nayem etwas, verriet dann aber, dass man sie unter Verschluss halten würde. Jedoch hatte der Teamleiter keine Ahnung in wie weit er dem Konzil Glauben schenken konnte. Die Opener waren eine mächtige Waffe und Nayem war Soldat. Es war ein Kinderspiel mit ihnen in der Zeit herumzupfuschen. Doch Evan und den anderen blieb nichts übrig als dem Konzil zu vertrauen. Immerhin dürften sie bei ihm sicherer sein als bei dem machthungrigen Vyrim Gall.

Kyle trat nun einen Schritt nach vorne und blickte Nayem in die Augen.

„Konzil, hätten Sie etwas dagegen wenn hier bleibe und die Prozedur überwache? Legen Sie es mir bitte nicht als fehlendes Vertrauen aus, doch ich kenne mich mit diesen Geräten aus und wenn es Probleme gibt, stünde ich Ihnen zur Verfügung.“, bot er an.

Doch nicht nur Nayem reagierte überrascht, sondern auch seine Kameraden.

„Du… willst hier bleiben?“, fragte Dylan perplex

Kyle atmete tief durch und nickte.

„Ja, die Wahrheit ist… ich kann nicht mit euch zurückkehren. Da die Raps nie die Vergangenheit infiltrieren werden, wurde meine Zeitlinie ausgelöscht. Selbst wenn ich wollte, mein Zuhause gibt es nicht mehr. Ich weiß nicht ob ich ihm nachtrauern soll oder nicht, immerhin war das meiste davon sehr qualvoll. Doch mit eurer Hilfe konnte ich einen neuen Pfad ebnen und die Menschen der Vergangenheit werden wieder ungestört ihr Leben führen können.“, erwiderte er.

Evan legte Kyle eine Hand auf die Schulter.

„Ich weiß was es bedeutet, wenn sich die eigene Zeitlinie verändert. Aber hör zu. Dein Zuhause mag fort sein, aber du hast inzwischen ein neues. Und zwar bei uns.“, erinnerte er ihn.

Kyle dankte ihm, lehnte aber ab.

„Meine Anwesenheit in der Vergangenheit hat bereits zu viel verändert. Nein, es ist besser wenn ich hier bleibe und mich einer neuen Aufgabe widme, bitte tragt es mir nicht nach.“, bat er.

Doch keiner im Team würde das je. Evan, Mac und Dylan begannen ihm die Hand zu schütteln, doch als Luke an der Reihe war, griff Kyle etwas fester zu.

„Ich bin nicht dumm und weiß, dass mein Eingreifen in die Vergangenheit alles verändert hat. Selbst wenn meine Eltern zusammenkommen würden, ihr Kind oder ihre Kinder hätten nichts mehr mit mir zutun. Ich bin nur noch eine Irregularität der Zeit, das ist etwas das ich zu akzeptieren habe.“

Luke runzelte die Stirn.

„OK… und warum sagst du das ausgerechnet mit?“, hakte er nach.

Kyle ging nun einen Moment inne und fuhr dann fort.

„Es fällt mir nicht leicht das zu sagen, aber… Luke du bist mein Vater.“

Auch Evan schluckte schwer als die Wahrheit endlich draußen war. Kyle hatte recht, es spielte keine Rolle wenn er sein Geheimnis nun aufdeckte, er konnte die Vergangenheit nicht mehr verändern.

„Also… ich glaube der Spruch ging etwas anders.“, reagierte der Zoologe äußerst unbeholfen auf das Geständnis.

Dylan war nun alarmiert und die ständigen ausweichenden Blicke seitens Kyles ergaben nun einen Sinn.

„Warte! Bedeutet das etwa…“, schien sie auf der richtigen Spur zu sein und erst jetzt erkannte sie ihre eigenen Augen in denen von Kyle.

Mac drehte sich zu Evan und begann ihm etwas zuzuflüstern.

„Und du hast davon gewusst?“, hakte er nach.

Evan nickte.

„Du etwa nicht?“

Mac räusperte sich ertappt.

„Ich habe es zumindest vermutet. Ich meine, hör mal, der Kerl war eine männliche Version von Dylan.“, gab er zu bedenken.

Evan hingegen gruselte dieser Gedanke.

„Ihr seid meine Eltern und ich das gebe ich jetzt nur preis, weil ich mich bei euch bedanken möchte. Ich weiß, dieser Gedanke ist für euch erschreckend und von eurer Zeitlinie aus werde ich nie wirklich euer Sohn sein. Doch in der vom Chaos beherrschten Welt war alles dunkel um mich, doch ihr habt mir Licht gegeben. Es… hat mir wehgetan euch streiten zu sehen, also bitte regelt das, in Ordnung? Meine Mutter hat mir immer wieder erzählt wie sehr sie meinen Vater geliebt hat und damit war sie ehrlich. Diese Monster haben alles verändert, aber wenigstens… ihr beide sollt eich nicht verändern. Das ist mein einziger Wunsch, mein letzter an euch.“, sprach er sich aus.

Luke sah zu Dylan, doch diese wich seinem Blick schnell wieder aus.

„Ihr… solltet jetzt gehen.“, schlug Kyle vor, für den es anscheinend zu schmerzhaft wurde.

Evan stimmte ihm schließlich zu und zog den Opener aus der Tasche. Nayem legte seine Hand auf seine Brust und verbeugte sich leicht.

„Ich wünsche Ihnen noch viel Glück Evan Cross.“, vollzog er seine Geste und verabschiedete sich auch vom Rest des Teams.

Luke hatte sich die Geste inzwischen gemerkt und kopierte sie.

„Ja, mich hat es auch sehr gefreut. Also… leben Sie lang und in Frieden.“, wünschte er Nayem.

„Ja, dasselbe wünsche ich Ihnen auch, junger Luke Skywalker.“, erwiderte er.

Verdutzte Blicke wanderten zu dem Zoologen, doch dieser rettete sich nur mit einem entschuldigenden Lächeln.

Schließlich bediente Evan den Opener und hatte bald die Zeit eingestellt, zu der sie Cross-Photonics verlassen hatten. Er hielt das Gerät vor sich und bald darauf erschien etwa in der Mitte des Raums eine Anomalie.

Die Mitglieder des CPTs drehten sich noch mal um und nickten Kyle sowie Nayem zum Abschied zu.

Der Moment des Abschieds wog schwer, doch ihre eigene Zeitperiode wartete auf sie. Mac und Evan durchschritten die Anomalie zuerst um sie auf der anderen Seite zu sichern. Luke und Dylan ließen Kyle nicht aus den Augen, bis die Fragmente begannen vor ihren Augen immer dicker zu werden und auch sie auf der anderen Seite angekommen waren.

Kyle war die Wehmut nicht zu verkennen, nachdem seine Freunde fort waren und sich die Anomalie geschlossen hatte. Dann wand er sich an Nayem.

„Gehen wir. Wir haben noch einiges zu erledigen.“, sagte er.
 

Cross-Photonics
 

Leo Donovan betrat nun bereits zum 3ten mal innerhalb einer Stunde die Kommando-Zentrale. Die Leute an den Computern waren sicher genauso hektisch wie er selbst, aber dennoch konnte er ihnen keine Pause gönnen. Er suchte die ganze Sektion mit seinem Blick ab und fand schließlich wonach er suchte.

Harold Kanan stand gebeugt über einen Monitor und sah der Frau davor ungeduldig zu.

„Sind Sie sicher, dass sie nicht noch etwas gesagt haben? Es muss doch einen Grund geben, warum sie ihre Mission abbrachen und dann einfach ohne irgendwas durch die nächstbeste Anomalie gesprungen sind. Zeigen Sie mir noch einmal über Überwachungsaufnahmen der Halle.“, bat Harold nervös.

Toby Nance seufzte, scheinbar war der Millionär in ihrem Rücken die reinste Qual.

„Egal wie oft Sie sie noch betrachten wollen, sie ändert sich nicht.“, bemängelte sie, doch Harold wollte nichts davon hören.

Als Donovan die beiden erreicht hatte, blieb auch er nicht verschont.

„Ah Donovan! Sind Sie sicher, dass Cross nicht noch etwas gesagt hat bevor sie…“

„Auch wenn Sie mich das tausendmal fragen, aber nein. Ich kann mir nicht erklären was passiert ist.“, erwiderte er.

Der Rest seines Teams war bereits über eine Stunde fort. Kyle hatte eine weitere Anomalie geöffnet und die anderen waren ihm hinterher gerannt. Harold war bereits dabei sich die Haare zu raufen als über ihm ein Alarm erklang.

Eine Anomalie.

„Miss Nance, sagen Sie mir bitte, dass es Cross und die anderen sind.“, bat er aufgeregt.

Toby lokalisierte die Anomalie, sie war zweifelsfrei im Cross-Photonics Gebäude aufgegangen. Donovan nickte ihr zu und begann nach unten zu laufen. Mit seiner Waffe im Anschlag brauchte er kaum eine ganze Minute bis er vor dem Tor angelangt war. Er wollte es bereits öffnen, erinnerte sich aber an Evans Worte. Es war möglich, dass nicht das Team zurückkehrte, sondern diese menschenähnlichen Raptoren. Donovan durfte die Sicherheitsbestimmungen nicht einfach ignorieren und beschloss zu warten. Durch das Glas erkannte er die Anomalie und auch wenig später die Personen die aus ihr heraustraten.

„Öffnen!“, wies er Chambers an und dieser folgte dem Befehl sofort.

Das Tor ratterte nach oben und Donovan stürzte zu seinen Teamkollegen. Er befürchtete bereits, dass diese verletzt waren, doch alle erfreuten sich bester Gesundheit.

„Donovan, tut uns leid, dass wir Sie nicht mitgenommen haben.“, entschuldigte sich Mac, obwohl sie wegen Dylans vorschnellen Handeln kaum eine Wahl gehabt hatten.

Donovan schüttelte den Kopf, scheinbar war es ihm wesentlich wichtiger, dass seine Freunde unverletzt zurückgekommen waren.

„Die Mission war ein voller Erfolg.“, konnte Evan berichten.

Natürlich fiel das Fehlen Kyles auf, doch Evan versprach Donovan und den anderen alles detailliert zu berichten. Jedoch nicht mehr heute, denn Evan gab allen den Rest des Tages frei. Sie hatten es sich verdient und sollten sich nun alle etwas gönnen.

Immerhin… waren sie wieder zu Hause.
 

Amerikanisches Territorium, Yvalon – Jahr 707 nach tantounischer Zeitrechnung
 

Nayem schritt den langen Gang entlang bis er schließlich vor der weißen Sicherheitstür angekommen war. Der Retina-Scan zeichnete ihn als der aus, der er war und erlaubte ihm den Zutritt. Die Tür schwang auf und der Konzil betrat den Avatar-Raum.

Sein erster Blick fiel auf den Tisch mit den Stühlen, doch dieser war nicht besetzt. Auch vor dem Regal war niemand zu sehen.

„Professor?“, wagte er Nayem zu rufen und vernahm kurz darauf einen verdächtigen Laut hinter sich.

Er drehte sich um und schaute in das vertraue Gesicht des Mannes.

„Keine Sorge, ich bin immer noch hier. Dachten Sie ich wäre geflohen?“, fragte er und Nayem erkannte es sofort als Scherz.

Natürlich war es dem Professor unmöglich zu fliehen, das wusste er. Aber dennoch war es seltsam.

„Ich war etwas irritiert nachdem ich Sie nicht wie gewohnt mit Ihrer Nase in den Büchern vorfand.“, erlaubte er sich zu sagen.

Der Professor sah zu Boden und nickte bedächtig.

„Unglücklicherweise… habe ich bereits alle gelesen, die Sie mir gebracht haben.“, verriet er.

Nayem starrte erneut zu dem Regal und war beeindruckt. Das Nickerchen des Professors kam also nicht zu Stande weil er ohne Pause einlegen wollte, sondern weil ihm schlichtweg das Material ausgegangen war.

„Ich kümmere mich um Nachschub.“, versprach der Konzil, während der Professor sanft über die Buchrücken im Regal streifte.

„Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Wie läuft es mit Ihrem speziellen Freund?“, hakte er nach.

Nayem fuhr sich über den Bauch, an die Stelle, wo ihn Gall tödlich verwundet hatte. Der Verletzung war geheilt, die Erinnerung würde jedoch nie verfliegen.

„Magistrat Gall ist tot und sein teuflischer Plan auch. Er wollte selbst in die Vergangenheit reisen und diese erbobern.“, erzählte er.

Der Professor wirkte besorgt, gratulierte dem Konzil aber dann zur Abwendung der Gefahr.

„Das meinte ich damit, dass wir die Anomalien lieber ruhen lassen sollen. Männer wie er machen sie sich nur zu nutze und richten irreparablen Schaden an.“

Nayem stimmte ihm da zu.

„Ich habe veranlasst, dass sämtliche Forschungsergebnisse vernichtet und die Anomalien als geheim eingestuft werden. Auch die Tiere, die Gall in unsere Epoche geholt hat, werden in ihre eigene Zeit zurückgeschickt.“, berichtete er.

Doch damit schien er den Professor nicht ganz beruhigen zu können.

„Und die Zeitmaschinen wie Sie sie nennen? Werden Sie diese auch vernichten?“, wollte er wissen.

Nayem hob sein Kinn und spitzte seine Zunge.

„Mir ist bewusst was ich da in Händen halte. Aber ich nicht Gall und auch wenn durch seinen Tod zum alleinigen Herrscher Yvalons aufgestiegen bin, bin ich mir meiner Verantwortung bewusst. Diese Geräte kommen unter Verschluss, Sie können mir vertrauen.“, versicherte er.

Der Professor nickte ihm zu, selbst wenn das nicht der Fall wäre, was würde er schon ausrichten können?

„Aber der Sieg gebührt nicht allein mir. Einige Leute aus der Vergangenheit haben alles zum Guten gewendet. Sie dürften nicht nur ihre Zeit gerettet haben, sondern auch unsere.“, kam er nicht darum vorbei Evans Team noch einmal zu loben.

„Verstehe, Herr Konzil. Jetzt da die Bedrohung vorbei ist, nehme ich an, haben Sie keine Verwendung mehr für mich?“, fragte er kritisch.

Nayem verneinte augenblicklich.

„Unsinn Professor. Jemand Ihres Verstandes lasse ich nicht so einfach gehen. Nein, ich denke ich werde Sie in Zukunft noch öfters zu Rate ziehen, dafür gefallen mir unsere Gespräche zu sehr. Und bitte nennen Sie mich Nayem.“, antwortete er.

Der Professor reckte nun seinen Kopf und starrte zur Decke.

„Ich werde Ihnen so gut ich kann zur Seite stehen, Nayem.“, versicherte er und der Konzil dankte ihm.

Dann verabschiedete er sich und schlenderte zur Tür zurück. Kaum hatte er diese erreicht, rief ihn der Professor nochmals zurück.

„Ach Nayem, eine Kleinigkeit noch.“, sprach er.

Der Konzil drehte sich um und sah den Mann erwartend an.

„Mir sagen unsere gemeinsamen Gespräche ebenfalls sehr zu. Also bitte sprechen Sie mich ebenfalls mit meinem Vornamen an.“, schlug er vor.

Nayem war gerne dazu bereit und öffnete die Lippen. Er hielt inne als ihm dieser jedoch einfach nicht einfallen wollte. Diese fremdartigen Namen aus der Vergangenheit irritierten ihn, dabei war der Name des Professors doch so kurz gewesen.

Dieser lächelte ihm entgegen und schien ihm das Missgeschick zu verzeihen. Deswegen nannte er ihn Nayem einfach, bevor ihn dieser verließ und der Professor ihn bis zu seiner nächsten Konsultation wiedersehen konnte.

„Nick. Bitte nennen Sie mich einfach Nick.“



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