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Der Wolf in mir

von

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Noch mehr Geheimnisse?

Lindsey trainierte noch mehr, seit sie diese modifizierten Klingen von Achilles bekommen hatte. Doch hatte sie immer noch ein Problem mit dem töten und häuten von Tieren, was sich nur sehr langsam lösen ließ. Sie konnte es als kleines Kind schon nicht leiden, wenn ihr Großvater Tiere schlachten musste, deshalb hatte sie ihn angebettelt, dass er ihr ein paar überließ, die er nie im Leben zu Fleisch verarbeiten würde. Doch eines Tages musste sie ja ihren Ekel vor toten Tieren und Gedärmen überwinden, wenn sie ein richtiger Assassine werden wollte. Mit einem Hase und einem Biber kehrte, die nicht wenig stolze Jägerin, zum Herrenhaus zurück. Zusammen mit Achilles häutete sie ihren Fang und Lindsey musste sich dabei nur zweimal übergeben und ist nur einmal umgefallen. Normalerweise wäre ihr sowas früher häufiger passiert, was deutlich zeigt, dass sie sich gesteigert haben musste.
 

In den nächsten Tagen ging Lindsey häufiger nach draußen um zu trainieren oder zu jagen. Der Frühling stand in seiner vollen Blüte und auch die wenigen Leute die in der Siedlung lebten, hatten viel zu tun. Oft schaute das Mädchen bei Terry und Godfrey vorbei und half den beiden ein bisschen oder ging ihren Frauen zur Hand. Diese hatten bei ihrer alltäglichen Arbeit viel zu tun. Auch wenn sie nicht viel vom Putzen oder Kochen verstand, half sie gerne und lernte viel von Catherine und Diana.
 

Ein paar Wochen vergingen und als Lindsey eines Tages vom Jagen zurückgekehrt war, stand da plötzlich ein Mann im Raum. Er trug einen weiß-blauen Armee Mantel, dazu ein Militär Hemd, des Weiteren trug er eine rote Schärpe, einen Ledergürtel mit dem Assassinen-Symbol drauf. An seiner rechten Seite war ein Tomahawk befestigt und auf der anderen eine Steinschlosspistole. Auf dem Rücken waren ein Bogen und ein Köcher, voll mit Pfeilen, die Lindsey irgendwie bekannt vor kamen. Auch das Gesicht kam ihr ebenfalls bekannt vor. Er hatte einen dunklen Hautton und seine schwarzen Haare waren nach hinten zu einem Zopf gebunden. Es waren nur Sekunden die Lindsey da stand und versuchte sich zu erinnern wer das wohl sein könnte, der hier – anscheinend – zu Besuch war. Der Mann bemerkte anscheinend, dass er angestarrt wurde und wendete sich seinem Betrachter zu. „Hallo Lindsey.“ sagte er mit einer Stimme die sie nur zu gut kannte. Um nichts in der Welt würde sie diese Stimme vergessen. Verdattert schnappte das Mädchen nach Luft „Connor? Wie siehst du den aus...ich meine....ich hab dich fast nicht wiedererkannt.“ „Connor ist (offiziell) in die Bruderschaft aufgenommen worden.“ ertönte eine Stimme hinter Lindsey. Sie drehte sich um und sah Achilles in der Tür stehen. „Wirklich? Na dann herzlichen Glückwunsch, Connor.“ sagte Lindsey mit einem breitem Lächeln im Gesicht. „Aber jetzt musst du mir erst mal erzählen, wie es war mit der Aquilia zu segeln. Und auf eins kannst du dich verlassen, das nächste Mal komme ich auf jedenfall mit.“
 

Connor erzählte ausführlich von seiner Reise nach Martha's Vineyard und der darauffolgenden Seeschlacht. Lindsey lauschte gespannt, denn sie hatte sich schon immer für Seefahrerei interessiert. Das Mädchen hatte Connor, im Gegenzug, zwar nicht so viel zu erzählen, doch zeigte sie ihm voller Stolz die Versteckten Klingen ihres Großvaters, die sie jetzt ihr Eigen nennen konnte. Lange unterhielten sie sich über belanglose Dinge, bis sie schließlich schlafen gingen.
 

Die darauffolgenden Monate, verbrachten beide mit viel Training. Lindsey versuchte mit Connor mitzuhalten, so gut es ging, doch sie war immer noch 2 Jahre jünger als er. Sie hätte nie gedacht, dass 2 Jahre so einen Unterschied machen können. Doch natürlich gab das stolze Mädchen nicht so einfach klein bei und brachte sich, durch waghalsige Aktionen, oft in große Gefahr. Doch so oft sie Connor auch belehrte, dass sie so etwas nicht tun sollte, desto weniger gelang es ihm die 15 Jährige davon abzuhalten. Meist kam sie glimpflich davon. Doch ihr Glück würde nicht ewig anhalten. Und genau das geschah eines Tages dann auch. Lindsey und Connor waren mal wieder auf der Jagd. Und wie so oft machten beide einen Wettbewerb daraus. Meist gewann Connor, da er die meiste Erfahrung hatte, doch ab und zu kam es auch mal vor das Lindsey etwas Gutes erbeutete. Sie bestreite ihr Glück dann immer mit ihrem großartigen Können und war dann immer sehr stolz auf ihre Beute. Doch noch mehr freute sie sich darüber, dass sie Connor geschlagen hatte. Denn es kam nicht oft vor, dass Lindsey in etwas besser war, als der Indianerjunge. Deshalb wollte sie auch an dem besagten Tag unbedingt Connor schlagen und wagte sich in ein Gebiet, wo es nur von Wölfen so wimmelte. Zwar hatte sie früher oft Schwierigkeiten gehabt mit Wölfen klar zu kommen, doch lag das jetzt schon ein Jahr zurück und sie hatte inzwischen hart trainiert, also was sollte schon schief gehen. Entschlossen kletterte das kleine Mädchen eine Steinwand empor, dabei wär' sie fast einige Male abgerutscht und in die Tiefe gefallen, doch dank ihres Trainings, kam sie ohne Verletzungen oben an. Ihr Blick streift übers Unterholz hinweg und suchte nach einem Lebewesen. Sie suchte jede noch so kleine Bewegung, doch auf dem Boden war es schwierig etwas zu finden, deshalb kletterte Lindsey auf den nächstgelegenen Baum, von dem sie eine gute Aussicht hatte. Doch auch hier oben war es nicht sehr einfach etwas ausfindig zu machen. Lindsey erinnerte sich an ihre besondere Fähigkeit, die es ihr leichter machte ein Tier ausfindig zu machen. Leicht kniff sie ihre Augen zusammen und alles um sie herum wurde in ein tiefes dunkles Blau gehüllt. Diese Fähigkeit wurde auch Adlerauge genannt und war bei den Assassinen so etwas wie der sechste Sinn und schon seit Generationen in Benutzung. Es zeigt einem wie, ein Mensch oder Gegenstand, im Zusammenhang mit dem Besitzer der Fähigkeit stehen. Diese werden mit leuchtenden Farben markiert, die auch als Aura wahrgenommen werden. Es gibt verschiedene Arten von Auren. Blau steht für Verbündete, Rot für Feinde oder Blut, Weiß für Informanten oder Versteckte und Gold für Ziele oder andere Personen von Interesse. Meist waren die Tiere, die Lindsey jagte, bei ihr weiß gekennzeichnet. Umso mehr erstaunte es sie, als sie plötzlich etwas Goldenes durch die Büsche laufen sah. Sofort nahm sie Verfolgung auf und sprang von einem Ast zum nächsten. Ihre Beute schien sehr schnell zu sein, denn sie hatte Mühe mit ihr mitzuhalten. Doch auf einmal hielt ihr Ziel einfach so an. Jetzt. Das ist meine Chance. Dachte sich Lindsey und sprang – Pfeil und Bogen bereit im Anschlag - von ihrem Ast herunter. Sie löste ihre Adlersicht auf und visierte ihr Opfer, mit gespanntem Bogen, an. Doch anstatt einen Pfeil auf das Tier loszuschicken, ließ Lindsey ihren Bogen, der Verwunderung wegen was sie da sah, wieder sinken. Vor ihr stand – auch wenn sie es nicht glauben wollte – ein weißer Wolf.

Weiß!? Was um alles in der Welt macht ein weißer Wolf hier?

Für einen Moment vernachlässigte Lindsey ihre Deckung und der Wolf, der nicht hierher zu gehören schien, hätte ihr mit Leichtigkeit die Kehle durchbeißen können. Doch, er tat es nicht. Stattdessen stand er nur da und schaute sie mit seinen großen schwarzen Augen an. Plötzlich wendete er ihr den Rücken zu und wollte gehen. Das seltsame weiße Wesen schaute noch einmal über seine Schulter zu ihr herüber, als wollte er ihr klar machen, dass sie ihm folgen sollte. Und ehe Lindsey realisieren konnte was hier gerade geschehen war und ob es Wirklichkeit war oder ein Traum, war der weiße Wolf schon einige Meter voraus gelaufen. Aus unerklärlichen Gründen, wusste die 15 Jährige nicht so richtig warum sie dem Wolf folgte. Eine innere Stimme sagte ihr sie sollte es tun und wahrscheinlich war sie auch einfach nur furchtbar neugierig. Sie folgte dem weißen Tier durch das Unterholz. Sie hatte Mühe dem Tier zu folgen, da es sich besser durch das Gestrüpp bewegen konnte und nicht andauernd hängen blieb, wie sie selbst. Einige Minuten ging das so, dass sie dem Wolf hinterher lief, bis sie ihn für kurze Zeit aus den Augen verlor. Das weiße Tier ist zwischen zwei Sträuchern verschwunden, die so hochgewachsen waren, dass Lindsey ihn nicht mehr sehen konnte. Natürlich folgte sie ihm durch das Gestrüpp und wäre beinah in ein schwarzes Loch hinuntergestürzt, das sich vor ihr auftat, wenn sie nicht instinktiv nach hinten in die Sträucher gegriffen hätte. Halb hing sie über den Rand des Lochs und blickte in die Tiefe unter sich. Sie konnte sich anstrengen wie sie wollte, doch den Grund konnte sie nicht erblicken. Vollkommene Schwärze blickte ihr entgegen. Und der Gedanke, dass sie da beinahe hinunter gestürzt wäre, ließ Lindsey schwer schlucken. Das Loch war größer, als das von dem Minenarbeiter. Vielleicht vierfach so groß. Sehr gut versteckt zwischen den ganzen Felsen, stellte Lindsey fest. Doch fragte sie sich nicht mehr, wo der weiße Wolf den nun geblieben sei. Von diesem war weit und breit nichts zu sehen und ihr kam die Vermutung, dass die weiße Schönheit die Klippe hinuntergefallen sein musste. Doch so schnell wie sie den Gedanken hatte, verwarf sie ihn auch sogleich wider.

Unmöglich. Wäre er hier herunter gefallen, hätte ich das gehört? Kein Tier fällt, ohne ein Laut von sich zu geben, in ein L-

Plötzlich vernahm sie nur ein knacken und es folgte ein lange Rutschpartie, die abwärts der Klippe führte. Lindsey schrie aus vollem Leibe, doch das wurde für sie, nach einigen Meter rutschen, nicht mehr möglich. Ein dumpfer Schlag auf ihren Kopf und das war das Letzte was sie spürte bis sie in die endlose Tiefe hinab fiel.
 

Eine Ewigkeit schien es der 15 Jährigen, als sie endlich aus ihrem schwarzen Zustand aufwachte. Doch selbst als sie aufwachte, glaubte sie immer noch der Bewusstlosigkeit verfallen zu sein. Alles um sie herum war schwarz. Sie sah absolut nichts. Nicht mal ihre Hand konnte sie erkennen, so dunkel war es. Wo war sie überhaupt? Und was war passiert? Sie konnte sich kaum an etwas erinnern, was sie in den letzten Stunden getan hatte. Oder waren mehrere Tage vergangen? Keinerlei Zeitgefühl besaß das Mädchen, was auch verständlich war, denn niemand weiß wie viel Zeit vergangen war, seit man bewusstlos war. Mit pochendem Schädel setzte sich Lindsey auf. Sie fuhr mit ihrer Hand, über ihren Kopf. Hinten waren ihre Haare ganz verklebt und verkrustet, was darauf schließen ließ, dass sie etwas Hinterkopf erwischt hat. Aber was? Lange dauerte es, bis sich das lädierte Mädchen an alles wieder erinnern konnte. Die Jagd, der weiße Wolf, die Verfolgung, das Loch, der Sturz. Ja, sie war dem weißen Tier gefolgt, das sie beinahe in den Tod geführt hat. Doch noch immer stellte sie sich die Frage, wo das seltsame Wesen geblieben ist und wo sie überhaupt gelandet war. Langsam erhob sich Lindsey und ihr ganzer Körper zuckte vor Schmerz zusammen. Es schien ihr so als ob ihr alles weh täte und ihre linke Schulter tat das umso mehr. Doch wenn sie nicht hier unten vermodern wollte, musste sie wohl oder übel die Schmerzen in Kauf nehmen. Mit schmerzenden Gliedern stand sie da und blickte angestrengt in die Leere. Erkennen konnte sie nur sehr wenig, doch es reichte aus, dass sie bemerkte, dass sie in eine Art Stollen oder Höhle gefallen sein musste. Ihr Blick traf auf eine Stelle, die ein wenig heller war als der Rest dieser Finsternis. Es sah aus wie ein Lichtschein. Lindsey trat darunter und blickte nach oben. Doch was sie da sah gefiel ihr gar nicht. Mehrere Meter über ihr, erblickte sie einen Ast von einem Baum und in der weiten Ferne den dunklen Nachthimmel, an dem ein paar Sterne hingen. Sie hatte also fast den ganzen Tag bewusstlos zugebracht. Und ihre Gedanken schweiften zu Connor, Achilles und den anderen.

Die machen sich bestimmt schon große Sorgen. Ich muss schnell hier raus.

Lindsey schätzte mit den Augen, ob ihr es gelingen würde, den Abhang hinauf zu klettern. Doch schnell merkte sie dass es für sie in ihrer derzeitigen körperlichen Verfassung, ein Ding der Unmöglichkeit seinen würde. Zu ihrer aussichtslosen Situation hier heraus zu kommen, überkam sie auch noch ein Schwindelgefühl und ihr wurde dermaßen schlecht, dass sie sich übergeben musste. Anscheinend hatte sie eine Gehirnerschütterung, von dem Sturz, davongetragen. Mit unsicheren Schritten machte sich Lindsey daran, die Höhle zu erkunden, da sie nichts Besseres zu tun hatte und nicht jammernd in irgendeiner Ecke rumsitzen wollte. Zwar war es in der Höhle nicht gerade heller geworden, doch mit dem Adlerauge fiel ihr die Orientierung nicht so schwer. Natürlich achtete sie darauf, dass sie sich nicht zu weit entfernte und den Weg wieder zurück fand. Doch das erwies sich als schwierig, denn kaum war sie ein paar Meter gegangen, sah sie ein goldenes Leuchten hinter einer Ecke. Neugierig, wie das Mädchen nun mal war, folgte sie dem Leuchten. Durch viele verzweigte Gänge lief sie und musste mehrmals abbiegen, bis sie schließlich einen Raum betrat der von Felsmalereien geschmückt war. Viele merkwürdige Zeichen waren dabei und Lindsey konnte nichts von dem entziffern was da stand. Zudem war der Raum von leuchtenden Linien durchzogen, die alle auf ein Podest, das in der Mitte stand, zuliefen. Lindsey löste die Adlersicht auf und blickte sich staunend im ganzen Raum um. Sie schritt geradewegs auf das Podest in der Mitte zu, auf dem ein seltsamer Gegenstand seinen Platz hatte. Dieser hatte eine merkwürdige Form und hatte ebenfalls viele Linien und Kreise, die in ihm eingraviert waren. Der Gegenstand war auf zwei Seiten glatt, doch auf der dritten Seite war ein Wirrwarr von kleinen Balken und Vertiefungen. Vorsichtig beäugte Lindsey das Objekt und als sie es in die Hand nahm und somit vom Podest entfernte, erloschen plötzlich alle Lichter im Raum. Nur der kleine seltsame Gegenstand, den sie jetzt in ihren Händen hielt, leuchtete weiter.

Anscheinend ist dieser kleine Gegenstand hier, die Quelle dieser ganzen Energie.

Doch weiteres Wundern oder Staunen wurde ihr nicht gewährt, denn plötzlich gab es ein lautes Krachen und die ganze Höhle fing an zu beben. „Oh, oh“ entkam es Lindsey und als schon ein paar Steinbrocken herabfielen machte sie sofort Kehrtwendung und rannte in die Richtung aus der sie gekommen war. Zwar schmerzten ihre Gliedmaßen höllisch beim Rennen, doch der Gedanke lebendig hier verschüttet zu werden, ließ ungeheure Kräfte in ihr aufkommen. Das leuchtende Ding benutzte sie als Licht und fand in wenigen Minuten ihren Ausgangspunkt. Schwer atmend stand sie unter dem Loch und schaute in den Sternenhimmel. Und was nun? Nach oben würde sie nicht kommen und wenn ihr nichts bald einfiel würde sie hier unten sterben. Doch ehe sich die verzweifelte 15 Jährige etwas überlegen konnte, rief auch schon jemand nach ihr. Sie blickte nach oben und sah Connor, Godfrey und Terry, die am Rand des Loches standen. Und schon wenige Augenblicke später wurde ein Seil zu ihr herunter gelassen. Lindsey reagierte schnell und band es sich um ihre Taille, denn Gegenstand verstaute sie in ihrer Munitionstasche. Er passte gerade so hinein. Es dauerte nicht lange und Lindsey war oben angekommen. Ihre Freunde haben sie in Windeseile nach oben gezogen. Kaum war sie oben angekommen, stürzte unten alles mit einem lauten Krachen in sich zusammen und eine Staubwolke bahnte sich den Weg nach draußen.
 

Hustend lag Lindsey auf dem Boden und rang nach Luft. Der Staub war auch nicht sehr angenehm und hielt zum Glück auch nicht lange an. Schon nach wenigen Minuten verflüchtigte er sich und man konnte wieder etwas sehen. „Ein Glück haben wir dich gefunden,“ meinte Godfrey, „ein paar Minuten später und du wärst nun nicht mehr so lebendig.“ Terry nickte nur um Godfreys Aussage zu unterstreichen. „Was hattest du überhaupt da unten gesucht?“ fragte Connor sie. „G..Gar nichts“ keuchte Lindsey, „ich...bin reingefallen.“ „Wieso jagst du denn auch in so einem Gebiet?“ „Ich... hab einen...weißen Wolf verfolgt.“ sagte das Mädchen ein bisschen zögerlich. Sie erwartete, dass ihr niemand glauben würde, dass alle über sie lachen würden. Lindsey würde es ihnen nicht verübeln, denn sie hätte es auch nicht geglaubt, wenn sie es nicht mit ihren eigenen Augen gesehen hätte. „Du meinst den da?“ fragte Terry und zeigte auf den Felsen, der gegenüber von ihnen lag. Lindsey setzte sich auf und schaute zu ihm herüber. Und tatsächlich auf der Spitze stand ein weißer Wolf. Der weiße Wolf. Der, der sie hierher gebracht hatte, aus welchen Grund auch immer, doch die 15 Jährige hatte das starke Gefühl, dass es etwas mit dem seltsamen, leuchtenden Etwas zu tun hatte, das sich in ihrer Tasche befand. „Du solltest ihm dankbar sein.“ meinte Connor und Lindsey schaute ihn nur fragend an. Dem Tier sollte sie dankbar sein? Letztere schien ihre Gedanken lesen zu können und erklärte ihr, dass das weiße Tier sie hierher geführt habe, als sie schon nach ihr suchten. Noch klarer wurde ihre Spur, als sie unterwegs ein paar Stofffetzen von Lindseys Kleidung fanden. „Gehts dir ansonsten gut?“ wollte Connor wissen.

„Ja es geht. Ich hab mir nur eine Gehirnerschütterung zugezogen, als ich gestürzt bin und meine linke Schulter scheint ausgekugelt oder geprellt zu sein, ich weiß es nicht.“
 

Nachdem sich Lindsey bei Godfrey und Terry bedankt hatte und ihnen versprach sich bei ihnen zu revanchieren, trug sie Connor Huckepack nach Hause, ins Herrenhaus. Während des ganzen Weges herrschte zwischen den beiden Stille und Lindsey hatte das Gefühl, dass sie irgendetwas sagen sollte, doch sie wusste nicht was. Von dem leuchtenden Gegenstand sagte sie vorerst kein Wort. Sie wollte erst selber herausfinden um was es sich bei ihrem seltsamen Fund handelte. Doch trotzdem bekam sie ein schlechtes Gewissen. Connor und sie erzählten sich fast alles, war es da in Ordnung ihm so etwas Wichtiges zu verschweigen? Doch wer weiß, vielleicht ist dieses komische Ding auch nicht so besonders, versuchte Lindsey ihr Gewissen zu beruhigen. Doch das hielt nur für ein paar Stunden an.
 

„AU!!!“ Die 15 Jährige zuckte zusammen, als Achilles ihre Schulter begutachtete. „Jetzt halt endlich still, sonst bekomme ich das nie wieder richtig hin.“ meinte Achilles. „Das würde ich ja wenn ihr nicht so grob wärt.“ sagte das Mädchen und sprang von der Bank. „Deine Schulter muss wieder eingerenkt werden, sonst wirst zu nichts in der Lage sein. Also setz dich wieder hin.“ Mit einem murren setzte sich Lindsey wieder auf die Bank und blickte hilfesuchend zu Connor hinüber der an der Wand stand und alles beobachtete. Doch dieser machte nicht die geringsten Anstalten ihr zu helfen und schmunzelte in sich hinein. Dafür erntete er zwar einen bösen Blick seitens Lindsey, doch schließlich saß sie auf der unangenehmen Seite und nicht er. Widerwillig setzte sich Lindsey hin und ließ das über sich ergehen was nun mal sein musste. Mit einem gekonnten Griff und einem kaum zu überhörendem Knack, renkte Achilles ihre Schulter wieder ein. Lindsey hatte die Zähne aufeinander gebissen, damit sie nicht schreien musste. So sehr tat sie dies, dass ihr Kiefer wehtat. Als Achilles ihre Schulter eingerenkt hatte durchzuckte sie für wenige Sekunden ein Schmerz und ein leiser, kurzer Aufschrei entfuhr Lindseys Lippen, auch wenn sie noch so sehr versuchte keinen Schmerz zu zeigen. „So, das dürfte reichen. In den nächsten Tagen solltest du dein praktisches Training ausfallen lassen und dir Ruhe gönnen.“ „Was?!“ tönte die Verletzte empört. „Ich hab keine Zeit mich auszuruhen. Ich muss weiter trainieren.“ „Kommt gar nicht in Frage. Wenn du weiter trainierst und deine Schulter zu sehr belastet, kann das bleibende Schäden davontragen.“ belehrte Achilles sie und Connor nickte nur. Mit einem Seufzer erhob sich das Mädchen von der Bank. Was sollte sie auch machen? Gegen den Willen ihres Lehrmeisters wollte sie sich nicht auflehnen, auch wenn ihr dieser Vorschlag noch so zu wider gewesen ist. Grübelnd, was sie denn nun in den nächsten Tagen ohne Training anfangen sollte, ging Lindsey auf ihr Zimmer. Sie schloss die Tür hinter sich, legte sich in ihr Bett und starrte die Decke an. Plötzlich fiel ihr der Gegenstand wieder ein. Den, den sie in der Höhle fand, mit seltsamen leuchtenden Linien und Kreisen. Lindsey setzte sich mit dem Beutel an ihren Schreibtisch. Vorsichtig holte sie das Ding, welches immer noch leuchtete, heraus und legte es vor ihr auf den Tisch. Sie betrachtete es genau, aber sie konnte nichts, was ihr bekannt war, damit assoziieren. Aus unerklärlichen Gründen zog Lindsey die Schreibtischschublade auf und holte das Tagebuch von ihrem Großvater hervor.

Vielleicht steht ja in Großvaters Aufzeichnungen irgendetwas über das leuchtende Ding.

Sie blätterte das Tagebuch durch, neben Einträgen waren auch Aufzeichnungen der verschiedensten Art vorhanden. Lange saß sie bis spät in die Nacht da und blätterte das Buch durch. Am nächsten Morgen wurde Lindsey von lautem Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen geweckt. Es schien ein schöner, aber auch recht kühler Tag zu werden, das verriet der Wind der durch ihr Fenster blies und die Seiten des Tagebuchs auf flattern lies. Müde streckte Lindsey ihre steifen Glieder, doch mit einem Schlag war sie hellwach. Der Wind hatte gerade eine Seite umblättern wollen, als diese sich teilte und so ein Tunnel entstand. Instinktiv hielt Lindsey die Seite fest, ehe diese wieder unter den anderen verschwand. Sie untersuchte das Papier und stellte fest, dass dieses eine versteckte Seite beinhaltete. Ihr Herz schlug auf einmal ganz schnell, als sie die versteckte Seite von ihrer festgeklebten Stelle löste. Mit zitternden Händen klappte sie die Seite auf. Die Seite war übersät mit einer Vielzahl von Skizzen und Aufzeichnungen. Sie waren über einen Pyramiden ähnlichen Gegenstand, der aber nur 3 Seiten hatte, statt 4.

Der Tetraeder ist ein Artefakt der Ersten Zivilisation. Wer ihn besitzt, hat große Macht. Doch muss man erst die 4 Einzelstücke finden, die ihn wieder zusammensetzten lassen. Ich habe alle 4 Teile gut versteckt und hoffe, dass sie niemand finden wird. Doch ist es meine Pflicht und die meiner Nachfahren sie zu beschützen und dafür zu sorgen, dass sie nicht in die falschen Hände geraten. Vor allem darf sie Felipe Fernández Cuartero nicht bekommen.



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