Zum Inhalt der Seite

Immer bei dir

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Letztes Kapitel :3: Ich mag das Pairing xD Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Frühlingsgeheimnis

Yuffie näherte sich dem Tunnel, während sie ihre Umgebung genau im Blick behielt. Sie tat so, als würde sie die Schilder inspizieren, die an den Gemäuern hingen, schlüpfte in einem Moment aber in das dunkle Innere des Tunnels hinein, was in ihrem jetzigen Outfit eine echte Herausforderung darstellte.

//Welcher Idiot ist eigentlich darauf gekommen, dass ich sowas anziehen muss?//, schimpfte Yuffie innerlich und zupfte an dem Kimono in Blütenoptik herum.

Erst einmal war es sehr kompliziert gewesen, das Ding allein anzuziehen, so dass schließlich Shera hatte helfen müssen. Zu Yuffies Glück, denn Cids Angetraute wusste sogar, wie man sich elegant in dieser Kleidung bewegte. Shera wusste sowieso so ziemlich alles und Yuffie bewunderte sie dafür. Trotzdem war es ein Ärgernis, diesen Kimono anzuhaben, egal, wie viele Komplimente Yuffie schon dafür bekommen hatte. Das war einfach nicht ihr Stil, sie kam sich eher verkleidet vor.

Die junge Ninja nahm Abstand von der Kleidungsfrage und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Ihre Augen hatten sich an die dämmrige Dunkelheit gewöhnt und sie schritt vorsichtig vorwärts. Bisher konnte sie niemanden entdecken, während sie der Gerade des Tunnels folgte. Immer weiter führte der Weg, vollführte eine kaum merklich Kurve, ehe plötzlich eine Gabelung erschien. Es kam Yuffie so vor, als wäre dieser Weg völlig neu, denn sie konnte sich nicht erinnern, dass ihre Freunde dies erwähnt hätten.

Yuffie kramte einen Zettel aus den Falten ihres Kimonos hervor, auf denen eine grobe Karte aufgemalt war. Tatsächlich war nur von einem Weg die Rede, doch hier gab es nun zwei Wege. Yuffie überlegte, aber sie kam schnell zu dem Schluss, dass es nur eine Möglichkeit gab. Sie schlug den neuen Weg ein und drang weiter in die Dunkelheit vor.

Plötzlich hörte sie Stimmen und schnell presste sie sich in eine schmale Nische, als sich die Stimmen näherten.

„Es müssen noch mehr werden, wir sind vollkommen hinter dem Zeitplan und wir haben noch nichts Nennenswertes dabei“, schimpfte jemand.

„Noch haben wir bis heute Nacht Zeit. Bis dahin werden wir schon eine besondere Schönheit aufgetrieben haben. Zur Not bleibt uns morgen noch ein Ausflug zur Costa de Sol, da finden wir bestimmt etwas Exotisches für den Chef“, lachte ein anderer.

//Es sind also tatsächlich nur Handlanger. So ein Mist//, dachte Yuffie, denn sie hatte gehofft, gleich an den Chef des Ganzen zu geraten und ihn allein zur Strecke zu bringen.

Die Niederlage von damals hatte sie noch nicht verdaut. Sie hatte ja nur kopfüber von der Statue gehangen und hatte zuschauen dürfen, wie andere die Arbeit erledigten. Dieses Mal sollte es anders laufen, aber wenn sie es gleich mit zwei Handlangern zu tun bekam und der Boss des Ganzen noch nicht einmal hier in Kalm war, dann musste sie diesen Plan wohl ad acta legen und sich etwas anderes überlegen.

Yuffie beschloss, erst einmal wieder zurück in die Stadt zu gehen, sobald sie noch mehr Informationen hatte. Vorerst blieb sie aber in ihrer Nische, in der Hoffnung, unentdeckt noch mehr Informationen aufzuschnappen.

„Meinst du, das Schild ist auffällig genug? Es ist mir ein Rätsel, wie wir dieses Mal nur so wenig Mädels herankriegen konnten.“

„Vergiss nicht, das hier ist Kalm. Da sind Frauen sowieso Mangelware. Minenarbeit ist nicht so attraktiv für die Frauen, die dem Boss vorschweben, wenn du verstehst.“

„Trotzdem. Das nächste Mal melden wir uns für die Tour im Gold Saucer, das hat bisher die meisten Weiber abgeworfen.“

Yuffie musste sehr an sich halten, um nicht einen Tobsuchtsanfall zu bekommen. Wie diese Männer von Frauen redeten, als ob diese nur bloße Objekte und damit Ware wären, das brachte sie wirklich aus der Fassung. Oh wie gerne hätte sie diesen Kerlen eine Lektion erteilt...

//Noch nicht, weiße Rose, zuerst musst du sie auskundschaften//, dachte Yuffie bei sich und lauschte weiter.

„Wir sollten langsam wieder zurück, unsere Pause ist gleich vorbei“, sagte einer der beiden und der andere stimmte zu.

Die Schritte kamen näher und Yuffie presste sich noch mehr in ihre Nische, damit sie nicht auffiel. Sie hielt den Atem an, bis die Schritte der Männer verklungen waren, erst dann entließ sie die angestaute Luft aus ihren Lungen. Sie ließ den Männern noch ein paar Sekunden, damit sie einen gewissen Abstand zu ihnen hatte, dann nahm sie die Verfolgung auf.
 

Yuffie atmete ein letztes Mal tief durch, sammelte sich für das, was sie vorhatte und betrat anschließend die Bar, in der die Männer vor ein paar Minuten verschwunden waren. Obwohl es später Nachmittag war, war die Bar nur spärlich gefüllt, aber das war Yuffie sogar lieber so. Sie setzte sich auf einen Barhocker direkt an der Theke und studierte die Getränketafel. Sie ließ sich Zeit, bereit dafür, von einem dieser zwielichtigen Typen angesprochen zu werden, die tatsächlich hinter der Bar standen und scheinbar ganz unschuldig Gläser polierten und Bestellungen aufnahmen.

„Was darf es sein, junges Fräulein?“, fragte nun einer von ihnen und lehnte sich auf die Holzvertäfelung in Yuffies Richtung.

Die junge Ninja beugte sich ebenfalls nach vorne und lächelte unschuldig.

„Ich weiß nicht... ich bin so unentschlossen. Was könnten Sie mir denn empfehlen?“, fragte sie und biss unentschlossen auf ihre Unterlippe.

Diese Aktion hatte durchschlagenden Erfolg, denn der Mann errötete und grinste sie umso breiter an.

„Wir haben seit Neuestem den Chocobo-Choco, wenn Sie es süß mögen.“

„Das klingt gut. Also einmal einen Chocobo-Choco“, lächelte Yuffie und der Mann machte sich sofort an die Arbeit.

Wenig später stellte er ein hohes Glas vor ihr ab und während die Ninja an ihrem Getränk saß, verwickelte sie den Mann in ein Gespräch. Sie scherzte und lachte mit ihm, ließ auch Kommentare fallen, die ihn darauf schließen lassen mussten, dass sie allein hier war und nur auf der Durchreise. Der Mann fand Gefallen an ihr, das sah Yuffie recht bald und sie hoffte, dass sie bald mit dieser Farce aufhören konnte.

„Yuffie, Shera hat in deinem Kimono einen Sender versteckt. Er ist in einer der Innentaschen. Sobald du die Informationen hast, die du brauchst, musst du ihn betätigen, damit wir wissen, wann wir zu dir kommen können. Vergiss es nicht und versuch nicht, die Sache allein zu regeln, hörst du? Und bitte mach nichts Leichtsinniges“, sagte auf einmal Cloud über den Kontaktstöpsel in ihrem Ohr und Yuffie konnte sich gerade so von einem „Ja, Papa“ und einem genervten Augenrollen abhalten.

„Mein Freund und ich sind bald fertig mit der Arbeit. Möchtest du mit uns in die nächste Bar gehen?“

Ohne groß zu Überlegen stimmte Yuffie zu. Sie war endlich einen Schritt weiter.
 

Geleitet von den beiden Männern, die sie verdächtigte, gelangte Yuffie zur nächsten Kneipe, in der viel mehr los war. Am Haus war ein rotes Plakat befestigt, auf welchem „Hübsche Kellnerinnen und Tänzerinnen gesucht“ stand.

//Wie schlau. Wenn die Frauen auf Jobsuche sind, dann geraten sie in die Fänge von diesen Typen, da bin ich mir ganz sicher. Das ist die Masche von ihnen//, dachte sie und beschloss, auf diesen offensichtlichen Zug aufzuspringen.

„Oh, da werden Kellnerinnen gesucht? Das ist ja perfekt“, rief sie freudig aus und die Männer grinsten sie an.

„Wir wollten dich sowieso fragen, du wärst bestimmt ein Magnet für die Kundschaft. Wenn du magst, kannst du morgen anfangen“, meinten sie und Yuffie überlegte nicht lange.

Wie sich herausstellte, waren die Männer in der einen Bar beschäftigt, um Geld für die eigene Kneipe heranzuschaffen. Für diese suchten sie neue Mitarbeiterinnen, weil diese viel attraktiver für die vorrangig männliche Kundschaft waren.

„Warum nicht gleich heute?“, fragte die junge Ninja, doch die Männer lachten.

„Nein, heute wird erst einmal gefeiert. Wir freuen uns, dass du uns helfen willst. Komm, wir laden dich ein“, meinten sie und Yuffie blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen.

Wenig später war sie von Männern und Frauen umringt und bekam einen kostenlosen Cocktail vorgesetzt, an welchem sie immer mal wieder vorsichtig nippte, um nicht aufzufallen. Der Abend zog sich und Yuffie wurde schwindelig bei den Massen, die in den Raum strömten, außerdem wurde ihr von dem Cocktail flau im Magen.

„Geht es dir nicht gut? Du siehst blass aus“, bemerkte einer der Männer und in Yuffies Ohren hörte er sich scheinheilig an.

//Ich bin so dumm... bestimmt hat er mir was untergemixt und ich trinke und trinke davon!//, schoss es ihr durch den Kopf, während sich ihr Gesichtsfeld immer mehr zu verzerren schien.

„Was hast du...?“, fragte Yuffie, doch ihre Zunge klebte nun an ihrem Gaumen und behinderte sie beim Sprechen.

„Du solltest dich ausruhen. Wir hätten da noch ein Zimmer im hinteren Bereich“, merkte der andere Mann an und sein Lächeln sah mit Yuffies momentaner Sichtbeeinträchtigung aus wie eine dämonische Fratze.

Sie konnte nichts erwidern und sie konnte auch keine Gegenwehr leisten, als einer der Männer sie hochhob und durch die Bar nach hinten in einen abgeschiedenen Raum trug. Dort wurde Yuffie auf ein Bett gelegt und ihre Hand- und Fußgelenke wurden gefesselt.

„Damit du uns nicht wegläufst. Der Boss wird sehr angetan von dir sein“, sagte die Stimme des Mannes und auch das hörte sich dämonisch und blechern an.

Yuffie bekam es mit der Angst zu tun, als die Tür sich hinter dem Mann schloss. Sie musste den Sender betätigen, das war ihre einzige Chance!

Yuffie versuchte, sich zu befreien, doch ihre Glieder wurden schwerer und schwerer. Sie verteufelte sich selbst, weil sie nicht besser aufgepasst hatte. Jetzt bekam sie die Quittung für ihre Unachtsamkeit, dabei hatte sie doch beweisen wollen, wie gut sie so etwas allein in den Griff bekam.

Das Bewusstsein der jungen Ninja schwand immer mehr, ihre Gesichtsfeld wurde immer eingeschränkter und letztendlich schlossen sich ohne Zutun ihre Augen. Das Letzte, was sie mit ihren Gedanken fassen konnte, war, dass Vincent wahrscheinlich ziemlich sauer auf sie sein würde, weil sie sich in Gefahr gebracht hatte...
 

Yuffie erwachte ruckartig, als ihr Untergrund durchgeschüttelt wurde. Sie fühlte sich noch ein bisschen benommen, aber nicht mehr lange und ihre Sinne würden wieder bei alter Schärfe sein. Sie schaute sich um, soweit es ging und stellte fest, dass sie sich auf der geschlossenen Ladefläche eines Trucks befand. Sie konnte die beiden Männer reden hören, was hieß, dass es nur eine schmale Verbindungswand gab, die sie von ihnen trennte. Sie war nicht allein auf der Ladefläche, denn hier befanden sich außer ihr noch zwanzig andere Frauen, die alle mehr oder weniger bewusstlos waren, garantiert alle auf die gleiche Weise betäubt wie die Ninja selbst.

Yuffie begann, an ihren Fesseln zu nesteln und es dauerte nicht lange, bis sie sich befreit hatte. Nicht umsonst hatte sie diesen Aspekt geübt, schließlich wollte sie nie wieder das wehrlose Opfer von damals sein, dass kopfüber der Dinge harren musste, die da auf sie zukamen.

Flink suchte Yuffie nach dem Sender in den beiden Innentaschen ihres Kimonos, die gar nicht so leicht zu erreichen waren, als sie Cids Stimme hörte.

„Yuffie, wenn du mich hören kannst, dann schalte endlich diesen verfluchten Sender ein!“

//Ich bin doch schon dabei//, dachte sich Yuffie, doch dann zögerte sie.

Halt, sie war doch noch nicht einmal am Ziel! Wenn sie jetzt den Sender betätigte, würde das ihre Tarnung auffliegen lassen und dabei war sie noch nicht bei demjenigen, der das Gleiche, was ihr gerade widerfuhr, bei anderen Frauen versuchte.

//Das kann ich nicht zulassen. Es tut mir leid, Jungs//, dachte Yuffie und versteckte den Sender in ihrem Kragen, wo sie im Notfall schnell herankonnte, ohne, dass es auffiel.

„Yuffie, wir haben ganz Kalm nach dir abgesucht, wo steckst du?“, fragte nun auch Nanaki, anscheinend hatte er vergessen, dass Yuffie ja nicht antworten konnte.

„Sie kann dir nicht antworten, Nanaki“, hörte sie Cloud dafür leise im Hintergrund sagen.

„Aber was ist, wenn ihr etwas passiert ist?“, fragte Reeve mit Cait Siths Stimme und alle verfielen in betroffenes Schweigen, ehe es schließlich Vincent war, der sich äußerte.

„Im Moment sollten wir Yuffie vertrauen. Sie meldet sich, da bin ich mir sicher...“

Yuffie dankte ihm im Stillen dafür, dass er so hinter ihr stand und sie fokussierte sich anschließend wieder auf ihre Mission. Sie war noch lange nicht fertig mit diesen Möchtegern-Barmännern und sie würde ihnen zeigen, was es hieß, eine Wutai-Prinzessin zu entführen.
 

In dem Moment, als der Wagen anhielt, fingerte Yuffie den Sender nun doch aus ihrem Kimono heraus und betätigte ihn, denn ab jetzt wusste sie nicht, was passieren würde, danach ließ sie ihn wieder in ihre Innentasche gleiten, damit er nicht allzu leicht gefunden werden konnte. Danach machte sie sich bereit, denn sie würde jetzt Krawall schlagen, damit die Männer vollauf mit ihr beschäftigt sein würden und keinen Gedanken mehr daran verschwenden konnten, was mit den anderen Frauen geschehen sollte.

Die Männer stiegen aus und öffneten die Ladefläche und Yuffie stürzte sich mit einem Kampfschrei auf die beiden. Ihre Bewegungen waren eingeschränkt durch den Kimono, aber ein paar Attacken bekam sie dennoch hin, ehe sie absichtlich ihre Deckung vernachlässigte, um sich fangen zu lassen. Die Männer bekamen nichts davon mit, sondern freuten sich, dass sie sie in ihrer Gewalt hatten.

„Mann, das ist ja eine Wildkatze“, lachte einer und der andere schloss derweil das Auto wieder, wie von Yuffie beabsichtigt.

„Bringen wir sie zum Chef, dann ist sie gleich zahm wie ein Lamm“, bemerkte er danach und Yuffie überkam ein ungutes Gefühl.

Sie hoffte wirklich, dass die beiden Männer einfach nur übertrieben und deren Boss ein ebensolcher Stümper war wie diese zwei.

Yuffie wurde an beiden Armen gepackt und sie wurde mitgeschleift. Nicht unweit des Autos befand sich ein flacher Zementbau, der nur ein kleines Stück über den Erdboden reichte. Der Rest versank in der Tiefe und recht bald konnte Yuffie Stufen sehen, die treppab in den Untergrund führten. Die Männer gingen mit ihr hinunter und bald darauf verschluckte sie die Dunkelheit. Flackernd gingen ein paar Lichtquellen an, die jedoch nur spärlich die Düsternis erhellten, aber dennoch gingen die Männer zielstrebig ihren Weg, als ob sie das nicht zum ersten Mal machten.

Letztendlich endete der Treppengang nach unten in einer Ebene und in einer breiten Doppeltür, die automatisch aufschwang. Der Raum danach war riesig und weitläufig und überall stand teurer Krempel herum, doch Yuffie blieb kaum Zeit, diesen zu würdigen, weil sie unbarmherzig weitergeschleppt wurde. Eine weitere Doppeltür tat sich vor ihr auf, ein weiterer weitläufiger Raum und wieder eine Doppeltür und ein weiterer Raum und noch einmal wiederholte sich das Spiel, ehe sie sich hinter der nächsten Doppeltür plötzlich in einem Büro wiederfand.

„Hey Boss, da sind wir wieder“, sagten die Männer und der Bürosessel schwenkte langsam zu ihnen herum.

Auf ihm saß ein dürrer Mann mit schwarzen kurzen Haaren, die eindeutig gefärbt worden waren, außerdem besaß er ein hageres Gesicht und die Augen waren klein und gemein. Er war äußerlich das Gegenteil von Don Corneo, aber innerlich war er wahrscheinlich ein noch größeres Schwein. Bei Yuffies Anblick leckte er sich die schmalen Lippen und Yuffie wurde übel.

Oh, wie sie diesen schmierigen Typ Bösewicht verabscheute!

„Wen habt ihr mir denn da mitgebracht?“, erkundigte sich der „Boss“ interessiert und Yuffie war sich ziemlich sicher, dass nicht nur ihr Gesicht gründlich taxiert wurde.

„Wir haben in Kalm einen wahren Glücksgriff gemacht. Sie ist exotisch, sie ist eine Wildkatze und hübsch ist sie auch noch. Wir haben gedacht, dass du sie vielleicht schon vor den anderen sehen willst“, sagte einer der Männer und schob Yuffie etwas näher zum Schreibtisch.

//Hoffentlich sind die Jungs bald da//, dachte die Wutai-Ninja, denn sie konnte nicht mehr lange verbergen, dass sie den „Boss“ total widerlich fand.

Dieser taxierte sie nochmals von oben bis unten und das mit einer Gründlichkeit, die mehr als nur unangenehm war. Yuffie musste an Vincent denken. Er hätte sie niemals so angesehen...

//Ich will ihn wiedersehen//, hoffte Yuffie mit einem plötzlichen Anflug von Sehnsucht, aber sie verdrängte diese Schwäche schnell, bevor sie für jemand anderen offenkundig werden konnte.

„Was soll das hier?“, verlangte sie zu wissen und beschloss, Zähne zu zeigen.

Der „Boss“ gab einen belustigten Laut von sich.

„Wahrlich eine Wildkatze. Jungs, ihr könnt gehen“, sagte er dann und die beiden Männer verließen augenblicklich das Büro.

Der hagere Mann erhob sich und umrundete den Schreibtisch, während Yuffie wachsam zurückwich. Sie hatte gelernt, niemanden zu unterschätzen und es musste einen Haken geben.

„Nun denn, dann machen wir uns mal eine schöne Zeit, was?“, fragte der Mann und wieder leckte er sich die Lippen.

„Und warum sollte ich darauf eingehen, nachdem ich getäuscht, mit einem Auto entführt und hierher verschleppt wurde?“, wollte Yuffie wissen und sie wich abermals zurück.

„Das werde ich dir gleich zeigen“, lächelte der Mann und zog unter seinem grauen Anzughemd eine Kette hervor.

An einem schmalen Lederband hing eine einzelne rostrote Kugel mittlerer Größe und Yuffies Sinne sagten ihr, dass es sich um Materia handelte. Allerdings hatte sie so eine Materia noch nie gesehen und nicht jene Wirkung gespürt, die sich jetzt in ihr ausbreitete, als die Kugel anfing, grell zu leuchten.

Es war als würden Yuffie sämtliche Kräfte verlassen und sie ging sofort in die Knie. Schwäche zermarterte sie und sie fühlte sich gleichzeitig warm und leicht. Es war, als wäre sie in Vincents Nähe...

//Oh Gott, das ist die Materia... so hat er also all die Frauen bei sich behalten können//, dachte Yuffie, als sie noch einen klaren Gedanken fassen konnte.

Wie in Trance ging sie auf den Mann zu, der nun ein breites Lächeln aufgesetzt hatte und sie wusste selbst nicht, was sie im Begriff war, zu tun... sie wusste nur, dass sie zu diesem Mann hin musste... bei ihm sein und bei ihm bleiben musste... allein bei ihm.

//Nein, ich habe doch Vincent!!!//, schoss es Yuffie durch den Kopf und sie wehrte sich gegen den Einfluss der Materia.

„Wehr dich nicht, Mädchen und komm zu mir. Du wirst es gut bei mir haben“, lächelte der „Boss“ und die Wirkung der Materia nahm nochmals zu.

Durch die Materia klangen die Worte des Bösewichts wie ein Befehl und Yuffie kam immer näher zu ihm. Gleich würde er seine Griffel an sie legen und wer wusste schon, was dann passieren würde.

//Oh Gott, bitte, bitte, bitte niiiiiiicht!!!//, dachte Yuffie panisch und als ob sie damit einen Hilferuf ausgesendet hätte, sprang die Tür plötzlich auf und Cloud, Cid und Vincent traten mit gezückten Waffen ein.

„Yuffie!“, riefen sie und kamen auf sie und den Mann mit der Materia zu.

„Nicht! Die Materia-!“, rief Yuffie unter Aufbietung all ihrer Kraft, aber es war zu spät, die Materia ergriff nun auch Besitz von ihren drei Männern.

„Waffen weg“, forderte der hagere Mann und zu Yuffies Bestürzung machten ihre Freunde, was der Mann verlangte.

„Was ist das?“, keuchte Cloud und ging in die Knie und auch Cid folgte.

Nur bei Vincent schien die Materia eine völlig andere Wirkung zu haben, denn er blieb erst stehen. Plötzlich fasste er sich mit beiden Händen an den Kopf und gab einen schmerzerfüllten Laut von sich.

„Vincent, was ist mit dir?!“, rief Yuffie, als sie und auch alle anderen Anwesenden kurz darauf noch eine Veränderung feststellten.

Es war, als würde Vincent zweimal existieren, nur, dass beide Vincents miteinander verbunden schienen. Es war wie eine Projektion, die mal da war, mal wieder nicht und Yuffie erkannte plötzlich, dass es sich bei dem Abbild nicht mehr um Vincent handelte, sondern um Chaos.

Vincent gab einen erstickten Schrei von sich, welcher in einem Knurren endete und Yuffie erkannte, dass sie dringend etwas tun musste. Sie konzentrierte sich, versuchte, die Materia auszublenden, die ihre Sinne noch immer voll im Griff hatte.

//Ich liebe Vincent, diese Materia gaukelt mir nur etwas vor... Vincent ist es, den ich liebe, nicht diesen hässlichen, skelettierten Typen, der meinen Freunden gerade wehtut//, beschwor sie sich selbst und sie konnte sich gerade so genug bewegen, um in einer ihrer Innentaschen nach einem kleinen versteckten Wurfmesser zu suchen.

Sie bekam es zu fassen, nahm all ihre Kraft zusammen, während der hagere Mann wie gebannt auf Vincent starrte und warf das Messer Richtung Materia. Sie verfehlte sie knapp, dafür traf sie ein Stück des Lederbandes und die Kette riss entzwei.

„Nein!“, rief der Mann, der den Verlust sofort bemerkte und stürzte sich auf die Materia, doch Yuffie war zum Glück schneller und brachte die immer noch glimmende Kugel an sich.

„Wir müssen gehen, schnell!“, rief sie und sofort konnten sich Cloud und Cid wieder bewegen.

Vincent brauchte noch einen Moment, aber auch er hörte auf Yuffie und alle setzten sich in Bewegung... auch der hagere Mann, der plötzlich wie in Trance schien.

//Genau genommen sind alle in Trance//, fiel es Yuffie plötzlich auf und sie begegnete vier zombieartigen Blicken.

Sie schaute auf ihre Hand, in der die rostrote Kugel lag und sah, dass diese wieder dieses hypnotische Leuchten von sich gab.

„Nein, das darf doch jetzt nicht wahr sein!“, rief Yuffie entsetzt, als alle vier Männer näher rückten und versuchten, Yuffie nahe zu sein.

Die Wutai-Ninja löste kurzentschlossen den Obi ihres Kimonos und streifte die störenden Stofflagen schnellstens ab, um ungestört laufen zu können. Ihr Kampfoutfit hatte sie darunter gelassen und sie fühlte sich sofort viel wohler. Schnell nahm sie die Beine in die Hand und rannte aus dem Büro, den Weg nehmend, den sie mit den beiden Handlangern gekommen war. Fieberhaft überlegte Yuffie, was sie jetzt machen sollte, während sie lief und lief und dabei die unheilvolle Materia an sich presste.

„Oh Gott, oh Gott, was mache ich bloß?!“, fluchte Yuffie wieder und wieder, ehe sie endlich das Freie erreichte und sich hektisch umblickte.

Sie sah den Wagen, mit dem sie hierher gelangt war und wie die Frauen zum Luftschiff liefen, geleitetet von Shera und Cait Sith. Yuffie hielt auf die beiden zu und rief sie von Weitem, damit sie ihr entgegenkommen konnten.

„Yuffie, was ist los? Wo sind die anderen?“, fragte Shera alarmiert und Yuffie gab einen leidenden Laut von sich.

„Die sind komplett verrückt geworden“, rief sie und erklärte hastig, was geschehen war.

Sie zeigte den beiden die Materia in ihren Händen und wieder glomm die Kugel auf und auch Shera wurde von ihrem Zauber gefangen. Nur Cait Sith blieb unbeeindruckt.

„Ich bin so froh, dass du als Cait Sith hier bist, Reeve. Bitte sag mir, was ich tun soll!“, rief Yuffie verzweifelt, denn sie wollte nicht, dass plötzlich alles und jeder genau das tat, was sie sagte.

Sie wollte das zwar schon, aber nur, weil die Menschen sie mochten, nicht, weil sie so eine verdammte Materia besaß.

„Nun, eigentlich ist das einfach, Yuffie. Du musst ihnen sagen, was du willst und dann einen Weg finden, die Materia unschädlich zu machen“, riet Cait Sith und so wie er das sagte, klang es wirklich einfach.

Da kamen auch schon die Opfer der Materia und hielten auf Yuffie zu. Die weiße Rose Wutais schluckte nervös, dann straffte sie sich und beschloss, es durchzuziehen.
 

Yuffie atmete auf, als der „Boss“ all seine Gefangenen selbst befreit hatte und sich nun in seinem Untergrundbunker einschloss. So schnell würde er wohl keinem mehr etwas antun können, denn sie hatte ihm über die Materia gesagt, dass er den Schlüssel in der Toilette herunterspülen sollte. Schade, dass sie nicht dabei sein würde, wenn ihm dies klar werden würde.

Als Nächstes hatte sie mit Clouds, Cids, Sheras, Vincents und Cait Siths Hilfe die entführten Frauen zum Luftschiff geleitet und nun waren sie unterwegs in luftigen Höhen, um die Entführten wieder zu ihren Heimatdörfern und -städten zu bringen.

„Oh Mann, ich kann nicht mehr“, beschwerte sich die Wutai-Prinzessin jetzt lautstark, denn sie waren nun seit Stunden unterwegs und das in schwindeligen Höhen.

Sie wünschte sich endlich wieder festen Boden unter den Füßen, am besten den von Wutai, aber immer noch hatte sie eine Aufgabe zu erfüllen. Also raffte sie sich erneut auf und begann auf wackeligen Knien ihren Weg nach oben fortzusetzen. Sie musste aufs obere Deck, um dort die Materia unschädlich zu machen.

„Yuffie, kann ich dir helfen?“, fragten sofort mehrere Stimmen, denn nach wie vor lastete dieser Materiafluch auf allen und Yuffie nervte das ungemein.

Nie hätte sie gedacht, dass ihr Cids forsche Art, Clouds Wortkargheit und Vincents Ruhe fehlen würde, aber doch, es war so und sie wünschte sich all das zurück. Vor allem ihren Vincent, der sie im Moment anbetete und ihr wahrscheinlich den Dreck von den Schuhen küssen würde, wenn sie es verlangen würde.

Yuffie seufzte. So eine Meister-Sklave-Liebe wollte sie nicht. Sie wollte einfach nur ihren Vincent zurück und dafür musste sie aufs Oberdeck, so sehr sie das auch hasste. Sie beschloss, die Materia ein letztes Mal zu nutzen...

„Vincent, bringst du mich aufs Oberdeck?“, fragte sie und eifrig nickte der Schwarzhaarige.

Einen Moment später wurde Yuffie von rotem Mantelstoff eingehüllt und von starken Armen angehoben. Sie gönnte sich einen Moment der Schwäche und lehnte sich an Vincents warmen Oberkörper, schließlich kam das selten vor, dass sie sich einfach so an ihn lehnen durfte...

Nach den leichten Erschütterungen zu urteilen, bewegte sich Vincent mit ihr fort und als er letztendlich stoppte, wusste Yuffie, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Seufzend löste sie sich von ihm und ließ sich auf ihre Füße stellen. Der Wind riss an ihren Haaren und ihrer Kleidung, außerdem nahm sie jetzt jegliche Erschütterungen wahr, die durch die Luftströmungen entstanden. Ihr Magen rebellierte, aber Yuffie ließ sich dieses Mal nicht davon schwächen.

Sie nahm die rostrote Materia zur Hand und schaute einen Moment darauf. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, die Materia einfach zu behalten und einfach irgendwo in Wutai zu verstecken, wo sie keiner finden konnte... doch dann entschied sie sich dagegen.

„Tut mir leid, du wundervolle Materia, aber du bist einfach zu gefährlich. Ich liebe zwar Materia, aber meine Freunde und Vincent liebe ich mehr“, meinte sie leise, dann legte sie die Materia auf den Boden des Luftschiffes und trampelte solange darauf herum, bis die Materia zu Bruch ging.

Kleine rote Scherben bedeckten den Boden und Yuffie nahm sie auf und blies sie in den Wind.

„Bye, bye Materia“, rief die weiße Rose von Wutai und fühlte sich wieder einmal mehr an einer Herausforderung gewachsen.

„Yuffie...“

Vincents Stimme erinnerte die Wutai-Ninja daran, dass sie nicht allein war. Sie drehte sich zu ihm und zu ihrer grenzenlosen Erleichterung wirkte er wieder so wie immer. Genau so, wie sie ihn am liebsten hatte...

„Bin ich froh!“, rief Yuffie, lief zu ihm und umarmte ihn, so fest sie konnte.

Überrascht blieb Vincent nichts anderes übrig, als die Umarmung zuzulassen, doch schließlich erwiderte er sie sogar und drückte die junge Frau an sich.

„Du hast es geschafft... ich bin stolz auf dich“, raunte er leise und Yuffie verspürte ein immenses Glücksgefühl an sich.

„Ja, ich habe euch mal wieder den Hintern gerettet“, lächelte sie und schaute den schwarzhaarigen Schützen ins Angesicht.

Dessen Mund verzog sich zu einem kaum merklichen Lächeln, aber es war immerhin ein Lächeln und zwar genau das, welches Yuffie am meisten liebte.

„Ich hoffe, wir haben nichts allzu Dummes angestellt...?“, wollte Vincent wissen und Yuffie beruhigte ihn sogleich.

„Nein, keine Sorge. Das hätte ich nicht zugelassen“, meinte sie.

Vincent sah erleichtert aus, allerdings sah Yuffie noch eine weitere Frage in seinem Blick.

„Was ist?“

„Würdest du noch einmal für mich die Augen zumachen?“, fragte er leise und Yuffie machte zaghaft, was er verlangte.

Was für ein Geschenk würde sie wohl dieses Mal erhalten? Aufgeregt und mit klopfendem Herzen wartete sie ab, während sie das Knarren des Luftschiffes, das Pfeifen des Windes und Vincents flatternden Mantel hören konnte. Sie wusste, dass er ganz nah bei ihr stand, denn sie konnte die Wärme seines Körpers an ihrem fühlen... und plötzlich auch seinen Atem auf ihrem Gesicht.

Yuffies Herz machte einen Satz und klopfte wesentlich schneller weiter, während sie versuchte, den Gedanken zu verscheuchen, der ihr sagte, dass Vincent sie gleich küssen würde. Sie hatte das schon einmal gedacht, dabei hatte er ihr jene Kette gegeben und sie hatte sich dafür geschämt, dass ihre Gefühle mit ihr durchgegangen waren.

Sie hörte das Flattern von Vincents Mantel erneut, dieses Mal etwas lauter und wenig später umfing sie der schwere Stoff von oben bis unten. Yuffie fühlte sich dadurch geborgen und sicher und es war ein schönes Gefühl... doch einen Moment später, als sich Vincents Lippen auf die ihren senkten, war das eine noch viel bessere Empfindung.

Yuffies Hände klammerten sich wie von allein an Vincents Schultern und zaghaft erwiderte sie den Kuss, hier, ganz weit oben im Himmel, als wäre es das Normalste auf der Welt. Und ein wenig hatte Yuffie das Gefühl, dass das zwischen ihr und Vincent besser war als jegliche Materia oder Wutai zusammengenommen. Doch natürlich würde das das größte und bestgehütete Geheimnis der weißen Rose sein~
 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ende *sniff* Es hat enorm viel Spaß gemacht, was mit Yuffie und Vincent zu schreiben *.* Sorry, dass ich mir für die Bösewichte keine Namen ausgedacht habe, ich gelobe Besserung, aber ich bin bei sowas echt einfallslos x_X Danke für´s Lesen, falls sich jemand hierher verirrt ;)

LG
Kyo Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RandaleEiko
2017-07-29T05:55:07+00:00 29.07.2017 07:55
Ein super Kapitel. :) um ehrlich zu sein kann ich mir die Jungs auch nicht so vorstellen, ist aber sehr amüsant der Gedanke an Yuffie wie sie panisch vor ihren männlichen und hypnotisierten Kameraden davon läuft. Hat Spaß gemacht zu lesen, Schade das es schon vorbei ist hätte gerne noch gelesen wie es den anderen beim aufwachen ergangen ist.
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
29.07.2017 10:14
Danke für deinen Kommi, ich freue mich sehr, weil mir die FF auch sehr am Herzen liegt :) Ich habe mich hier eher auf Yuffie und Vincent konzentriert, daher fielen die anderen ein wenig hinten runter. Aber ich hatte mir es so vorgestellt, dass es wie ein "Aufwachen" ist, sobald diese Liebesmateria zerstört ist, um deine Frage zu beantworten :)
Antwort von:  RandaleEiko
29.07.2017 14:13
In diese Richtung habe ich auch gedacht ^^. Ich mag das paaring auch, schade das man wenig davon liest. Wie es den anderen geht hätte vielleicht noch ein bisschen mehr tiefe in das Kapitel gebracht, ich fand es sehr gut gelungen wie du die Charaktere rüber gebracht hast. Im großen und ganzen also wirklich toll C:
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
29.07.2017 17:19
Danke für den Hinweis und das Lob :) Wenn ich etwas mehr Zeit habe, dann setze ich mich nochmal daran und beherzige deinen Rat. Vielen Dank für die Hilfe :)


Zurück