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Neuer Gott

Wer hätte gedacht...?!
von

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Neuer Gott

Prolog „Neuer Gott“
 

Kari öffnete langsam die Augen und stand dort; an dem Ort der ihr so vertraut war, und den sie dennoch so fürchtete.
 

Obwohl kein Wind wehte, der das Wasser in immer größeren Wellen antreiben könnte, hörte sie um sich herum das Rauschen des dunklen Meeres vor ihr. Ein Leuchtturm in der Nähe warf immer wieder einen dunklen Schatten auf sie und ihre Umgebung. Jedes Mal wenn der dunkle Schatten, der an jedem anderen Meer ein helles, helfendes Licht sein würde, ihr Gesicht, ihre Beine, ihre Arme und ihren ganzen Körper streifte, überkam sie eine Gänsehaut und ließ sie frösteln. Zusammen mit dem Meeresrauschen und ihrem eigenen, vor Angst rasenden Herzschlages verschmolz die Geräuschkulisse zu dem eigenen, wehmütigen Klang des Meeres, dessen dunkles Wasser und dessen dunkler Himmel den Namen „Meer der Dunkelheit“ prägten.
 

Wieso nur?! Wieso nur bin ich wieder hier? Dachte sich Kari im Stillen. Sie dachte an Yolei, der sie doch versprochen hatte, nicht wieder hier her zu gehen, und an T.K. und an ihren großen Bruder Tai. „Entschuldigt bitte, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte...“ Flüsterte das junge Mädchen in die Wellen hinein und erschrak sich vor ihrer eigenen Stimme. Die Stimme schien ihr so fremd, dass sie sich tatsächlich umdrehte, ob nicht jemand hinter ihr stand, der diese Worte gesprochen hatte.
 

Sie erinnerte sich an ihren ersten Besuch am Meer der Dunkelheit, damals war sie einem Rufen gefolgt, das geradewegs aus den Schatten zu kommen schien. Damals waren es einsame, gequälte Seelen, die auf ihre Hilfe gehofft hatten. Und jetzt? Warum bin ich jetzt hier? Niemand hat mich gerufen, oder? Oder habe ich ein Tor zum Meer der Dunkelheit geöffnet? Kann ich das überhaupt?
 

Ihre Gedanken wurden zu einem Strudel, der sich ohne Ziel durch ihre Seele fraß und dabei eine Spur der blanken Angst hinterließ. Wie komme ich nur wieder nach Hause? Und was sagen Tai und die anderen wenn ich ihnen vom Meer erzähle? Dies und anderes lenkten sie tatsächlich von den Geräuschen um sie herum ab, schienen sie stattdessen eher in einen dunklen, engen Raum zu sperren, der ihr erst dann bewusst auffiel, als sie sich von ihm löste.
 

„Bleib stehen!“ hörte Kari jemanden neben ihr sagen. Und tatsächlich, sie musste sich bewegt haben, stand sie nun knietief in dem dunklen, aber klaren Wasser. Sie konnte sich nicht erinnert haben sich bewegt zu haben...Oder war das Meer zu ihr gekommen?

Die Person, die mit ihr gesprochen hatte, griff ihre Hand. Ohne die fremde Hand abzuschütteln, schaute sie zu ihrer Linken, wo ein Junge, scheinbar in ihrem Alter, stand. Er schaute Kari nicht an, sondern starrte in das tiefe, dunkle Meer vor ihm und offenbarte dabei Augen, die Kari als ebenso tief und dunkel empfand, wie das Wasser um sie herum.
 

„Wer bist du?“ Fragte das junge Mädchen tonlos, um sich nicht noch einmal vor ihrer Stimme zu erschrecken „und wie bist du hier hergekommen?“ Endlich wandte sich der Junge ihr zu. „Koichi Kimura“ sagte er und lächelte sie dabei freundlich an. Anstelle ihr die zweite Frage zu beantworten, hielt er Kari weiter fest an ihrer Hand.
 

Die Zeit floss an diesem Ort ohne hin seltsam, doch nun schien sie immer mehr aus den Bahnen zu geraten. Sie schien stehen geblieben zu sein, oder unendlich langsam als feine Körner in einer Sanduhr herab zu rieseln. Zumindest für Kari, die nicht mehr das Frösteln wahr nahm, das der Leuchtturm hinterließ, sie hörte nicht mehr ihren viel zu schnellen Herzschlag und auch nicht das Rauschen des Meeres. Das Einzige, das noch zu ihr Drang war der fremde, ruhige Herzschlag, der den ihren zu beruhigen schien und das Blut, das durch ihre Ohren rauschte.
 

Sie nahm seinen Geruch war, seinen Herzschlag. Sie spürte an ihrer Hand, wie sein Blut durch seine Adern rauschte. Das Zittern lies nach und Koichis Worte, denen sie gar nicht lauschte, schienen tatsächlich nach und nach die Angst aus ihr zu vertreiben.
 

Wie lange sie dort wohl standen…?
 

„Lass uns gehen…“ Sprach Koichi ruhig zu ihr und wollte sich schon wiederholen, da Kari ihm nicht zugehört zu haben schien, als sie ihre Hand von seiner löste, sich ihm gegenüber stellte und ihm zunickte. „Weiß du, wie ich nach Hause komme…?“
 

Anstelle zu antworten nahm Koichi wieder ihre Hand und ging mit ihr durch das Wasser zum Ufer, über den Strand bis hin zu einer kleinen Stadt. Kari erinnerte sich an diese Stadt, war sie bei ihrem ersten Besuch doch selbst zwischen den kleinen Gassen umhergewandert.
 

Zielsicher schien der Junge neben ihr durch die Straßen zu gehen und Kari, die ihm still folgte, warf ihm hin und wieder einen unsichere Blick zu und fragte sich dabei, wieso sie überhaupt mit ihm mitging. Und wer der Junge war. Und wie er in diese Welt gekommen war. Was ihn mit dem Meer der Dunkelheit verband.
 

Wieder schienen sich ihre Gedanken zu einem Strudel zusammen zu ziehen und erst das laute, unverwechselbare Geräusch eines Bahnhofes ließ sie daraus erwachen. Ein Schild über ihrem Kopf zeigte in Großbuchstaben „SHIBUYA“ an. Wie bin ich nur hier her gekommen? War das nur ein Traum? Kari schaute sich um und suchte den Jungen, der sie scheinbar sicher in ihre eigene Welt gebracht hatte, doch sah sie nichts von den tiefen, dunklen Augen und auch seinen Geruch oder seinen Herzschlag nahm sie nicht mehr wahr. „Dabei hätte ich mich doch gerne bedankt.“

Neuer Nachbar

Kapitel 1 „Neuer Nachbar“
 

Takeru, von seinen Freunden eigentlich nur kurz „T.K.“ genannt, lag mit dem Rücken auf dem Bett und starrte die Zimmerdecke an; genau genommen starrte er durch sie hindurch. Durch das offene Fenster hoffte er im viel zu heißen Sommer einen Windhauch herein zu locken – tatsächlich lockte es nur das viel zu laute Zirpen der Zikaden hinein.
 

„Es ist jetzt zwei Wochen her…“ murmelte er vor sich hin „…, dass der Großvater von Cody gestorben ist und Cody mit seiner Mutter umgezogen ist.“ Es war für T.K. ein seltsames Gefühl – nicht nur weil er den alten Herrn sehr mochte und wert zu schätzen gelernt hatte, sondern vor allem auch weil Cody im fehlte. Seit sie vor gut zweieinhalb Jahren die DNA-Digitation vollzogen hatten, war Cody immer in seiner Nähe gewesen. Sie waren nie die besten Freunde geworden, doch hatten sie sich nach einer Weile gar ohne Worte verstanden - ebenso wie ihre Digimon.
 

Cody war wohl auch der erste von den neuen Digirittern, der verstanden hatte, dass Takeru einen unbändigen Hass auf die Dunkelheit entwickelt hatte. Und oft hatte Cody ihn damit besser verstanden, als es sein eigener Bruder tat.
 

Heute Morgen hatte er einen Umzugswagen gesehen – offensichtlich hatte man einen Nachmieter gefunden. Auch das sorgte für ein seltsames Gefühl bei T.K. : ihm missfiel der Gedanke, dass ein Mensch einfach so ersetzt werden könne. Er wusste, dass es keine perfekte Welt war, und auch, dass sie sich weiter drehen musste, aber dennoch wollte er nicht, dass die Welt einen so guten Menschen wie den Großvater vergessen und durch jemand anderen ersetzten würde. “Das ist doch ungerecht!“ sagte er vielleicht etwas zu laut zu der Zimmerdecke.
 

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken und den Blick von der Decke. „Was gibt es, Mama?“ Die Angesprochene öffnete die Tür und schaute ihren Sohn leicht verwirrt an „Telefonierst du?“ Worauf ihr Sohn etwas verschmitzt lächelte und mit „Nur ein paar Selbstgespräche“ antwortete. „Wie auch immer…Ich bin eben noch in der Stadt um für dich für morgen den Rest zu besorgen. Immerhin geht die Schule wieder los.“ „Ich wünsch dir dabei viel Spaß – könntest du unterwegs bei dem Laden von Yoleis Eltern vorbeischauen und dieses total leckere Wasser mitbringen?“ Seine Mutter lächelte nickend und war schon dabei die Tür zu schließen, als ihr scheinbar noch etwas einfiel „Im Stockwerk über uns sind die neuen Nachbarn einzogen. Soweit ich weiß ist da auch ein Junge in deinem Alter - vielleicht hast du ja Lust dich mit ihm anzufreunden.“ Auf den eher genervten Blick ihres Sohnes entgegnete sie nur: „Erinnere dich, als wir neu in dieses Haus gezogen sind, hast du dich doch sicher auch gefreut, dass Cody und Yolei sich sofort mit dir angefreundet haben…Aber letzten Endes ist es deine Entscheidung, mit wem du Freundschaft schließen möchtest und mit wem nicht.“ Mit diesen Worten schloss sie die Zimmertür und nur wenige Minuten später hörte T.K. auch das Öffnen und Schließen der Wohnungstür. “Na toll, erst wird Codys Großvater einfach ersetzt und jetzt soll ich einfach Cody ersetzten…“
 

Takeru erinnerte sich an die Zeit von vor ziemlich genau drei Jahren. Damals hatten sie, die Digiritter, zum ersten Mal seit langem wieder etwas von der Digiwelt gehört – wenn auch um zu erfahren in welchen Schwierigkeiten sie sich befand.

Heutzutage war es anders. Heutzutage war es so, als hätte es die Digiwelt nie gegeben. Die ganzen Verwüstungen durch die Digimon wurden als Akt von Terroristen abgetan und die Sichtungen weltweit von Digimon als Massen Halluzinationen. Von einer Nacht auf die andere waren auch die Digimonpartner verschwunden – gar nicht erst davon zu reden, dass es keinem von ihnen seit dem gelungen war das Tor zur Digiwelt zu öffnen, geschweige denn sie zu betreten. Von den ausländischen Digirittern wusste er, dass es ihnen nicht anders ging. Ab und an hatte er sogar mit den Kindern, denen Oikawa damals die Saat der Finsternis einpflanzte, Kontakt aufgenommen – immerhin bekamen diese alle später ebenso wie er selbst, Kari, Cody, Davis, Yolei und Ken ein D3-Digivice und ein Partnerdigimon. Doch auch von ihnen konnte keiner mehr in die Digiwelt reisen oder das eigene Digimon besuchen oder von ihm besucht werden.
 

Anfangs waren die Digiritter noch sehr besorgt darüber - hatten aber schon nach kurzer Zeit einsehen müssen, dass sie einfach nicht mehr in der Digiwelt benötigt wurden. War es doch schon immer so gewesen, dass sie die Digiwelt nur betreten konnten, wenn es notwendig war.

Auch dies gab Takeru einen Stich - fühlte er sich so doch wie ein Werkzeug, das man nach Belieben benutzen und dann wieder im Schrank verstauben lassen könne, bis es eventuell noch einmal benötigt würde - für den Fall das, ist es ja da und griffbereit.
 

Auch wenn er selbst nicht daran geglaubt hatte, stand er nun vor der Tür, vor der er immer stand um zu Cody (und den Keksen seiner Mutter) zu gelangen. Tatsächlich hing bereits ein neues Schild an der Tür – Herzchen förmig und bunt verriet es, dass dort „Koichi und Tomoko Kimura“ wohnten. Er wollte gerade die Türglocke drücken, als die Tür aufgerissen wurde und ihm tiefe, dunkle Augen entgegenblickten. Er rieb sich die Augen, schaute erneut zur Tür und sah tatsächlich zweimal das gleiche Gesicht und sah tatsächlich zweimal die gleichen, tiefen, dunklen Augen.

Hatte Mama nicht von nur einem Jungen gesprochen? Oder hat sie sich vertan? Wäre bei Zwillingen ja denkbar. Wohnen die beiden alleine? Takeru dachte dabei an das Türschild. Tomoko ist nicht gerade ein Name den ich bei einem Jungen erwarten würde. Bei diesen und ähnlichen Gedanken starrte er die Zwillinge unverhohlen an - und hätte wohl auch weiter gestarrt, wenn der Junge mit den kurzen Haaren ihn nicht mit einem Räuspern aus den Gedanken gerissen hätte. Etwas verständnislos schaute der Blonde auf den Jungen, der nun mit einem Lächeln mit dem Kopf zuerst auf die leeren Kisten, die er und sein Bruder trugen, und danach auf den Flur dahinter deutete; eben jenen Flur, den T.K. versperrte. Dieser sprang darauf einen Meter nach hinten. „Entschuldigung!“ rief er dabei und verlor beinahe das Gleichgewicht. Ohne weiter auf ihn zu achten stellte einer der beiden Zwillinge, der mit einem Pferdeschwanz, die Pappkartons neben die Tür. Sein Zwilling schien schon etwas gesprächiger: „Aber das ist doch kein Problem…Waren ja immerhin nur leere Kisten. Ich bin hier gerade erst mit meiner Mutter eingezogen. Mein Name ist Koichi Kimura.“ Bei diesen Worten verbeugte er sich, bevor er auf seinen Bruder zeigte. „Und das ist mein Bruder Koji.“ Dieser verbeugte sich ebenfalls höflich, als er von Koichi vorgestellt wurde. T.K. wollte sich eigentlich schon selbst vorstellen, als ihm etwas auffiel: Der Name Kojis stand gar nicht auf dem Türschild. Ob sie wohl ebenso wie Matt und ich getrennt leben? Fragte sich Takeru, wobei er wohl ziemlich lange das Türschild anschaute, weshalb Koji irgendwann erklärte: „Ich lebe bei meinem Vater.“ Tatsächlich wie bei meinem Bruder und mir, dachte sich T.K. Er stand noch kurz verloren im Hausflur herum, bis ihm auffiel, dass er sich selbst noch gar nicht vorgestellt hatte. „Ich bin übrigens Takeru Takaichi, werde aber eigentlich von allen nur T.K. genannt. Ich wohne mit meiner Mutter genau ein Stockwerk unter euch. Oder wohl besser: Unter dir.“ Den letzten Teil hatte er direkt an Koichi gewandt, der nur nickte und sich scheinbar zu fragen schien, ob der blondhaarige Junge etwas Bestimmtes wollte, oder nur pro Forma die neuen Nachbarn willkommen hieß. „Möchtest du vielleicht kurz hereinkommen?“
 

Takeru schüttelte ungläubig den Kopf und dachte dabei: Erst biete ich den Zwillingen meinen Spitznamen an und nun folgte ich ihnen tatsächlich in die Wohnung. Vermutlich hat Mama Recht. Man war so nett sich direkt mit mir anzufreunden, also sollte ich mich wohl Anderen gegenüber genauso verhalten. Die Familie Kimura kann ja nichts für den Tod von Codys Großvater - und für den Umzug ja letzten Endes auch nicht.
 

Der Blonde schaute sich interessiert in der Wohnung um - er hatte noch immer das Bild der alten Möblierung im Kopf, das jetzt völlig zerstreut wurde durch halb geöffnete Kartons, aufgebaute Stühle, Tische und vor allem von Kleinkram, der überall herum lag und dabei den Eindruck erweckte, als würde er überall hingehören, nur nicht dorthin, wo er sich gerade befand!

„Wenn ihr wollt, helfe ich gerne beim Auspacken…“ Auch wenn sich T.K. selbst nicht sicher war, warum er den Zwillingen dieses Angebot machte, so konnte er sich zumindest sicher sein, dass der nette, hilfsbereite und zuvorkommende Takeru wieder zum Vorschein kam. Außerdem, dachte er sich, wenn ich sie besser kennen lerne, werden wir bestimmt noch Freunde. Nett scheinen sie auf jeden Fall zu sein. Und in Gedanken fügte er noch hinzu: Auch wenn Koji vielleicht etwas ruppig rüber kommt.

Koji und Koichi schauten sich kurz an und nach einem kurzen Schulterzucken von Koji erwiderte Koichi: „Von uns aus gerne - je mehr Leute, desto schneller sind wir hier fertig und vor allem: desto eher gibt es auch Essen!“ Er grinste Takeru an, wurde aber schon kurz darauf von Koji mit einem Räuspern unterbrochen. „Ich hoffe du vergisst nicht, dass ich noch mit dem Zug nach Hause muss?!“ Koichi biss sich auf die Lippen - eine Geste die Takeru keinesfalls entging - und antwortete: „Keine Sorge.“ Er wandte sich an den Blonden „Kommst du später vielleicht mit zum Bahnhof? Ich hätte sonst ein wenig Angst mich hier zu verlaufen.“ Takeru nickte nur, hatte aber das Gefühl etwas sagen zu müssen, dass seinen Gastgeber und neuen Nachbarn aufmuntern könnte. „Ich kann dir dann auch gleich das Eine oder Andere in der Nähe zeigen. Gehst du dann auch auf das Gymnasium hier?“ Koichi wollte schon antworten, doch kam ihm sein Zwillingsbruder zuvor: „Also wenn ihr weiter Smalltalk haltet, werden wir in drei Wochen noch nicht fertig sein!“
 

Takeru musste einsehen, dass er falsch gelegen hatte. Er würde mit der Bekanntschaft der Kimuras keinesfalls Cody ersetzten - sondern eher seinen Freundeskreis erweitern.

Tatsächlich hatten sie nach ein paar wenigen Stunden eine halbwegs koch- und esstaugliche Küche aufgebaut, ebenso wie die Grundeinrichtung des Wohnzimmers. Die Zeit hatten sie dabei völlig vergessen, hatten die drei viel zu viel Spaß am Einräumen und Aufbauen der Möbel. Dabei verfielen sie immer wieder in Gespräche über die alten Wohngegenden von T.K. und Koichi. Und auch Koji erzählte von den Rätselhaftigkeiten und Eigenheiten von Gegenden, in den er schon für kurze oder längere Zeit gewohnt hatte. Da die Familie Minamoto berufsbedingt oft umziehen musste, kannte Koji erstaunlich viele Anekdoten von Nachbarn, Haustieren und UFO-Sichtungen, die er - sehr zu Koichis Erstaunen - alle zum Besten gab.

Um kurz nach vier begaben sie sich in Richtung des Bahnhofs - T.K. kam wie versprochen mit und gab dabei an der einen oder anderen Weggablung, Straße oder Wohngegend einen Kommentar ab. Für Koichi und Koji schien es, als hätten sie einen All-Wissenden-Reiseführer dabei, der sein Wissen nur zu gerne mit seinen Zuhörern teilte. „Du bist scheinbar oft hier unterwegs.“ Kommentierte Koichi einen Spruch über viel zu teures Katzenfutter, als sie an einer Tierhandlung vorbei kamen. „Klar! Immerhin wohnen hier viele meiner Freunde; oft muss ich quer durchs Viertel um sie zu besuchen, da bekommt man schon das eine oder andere mit.“ sagte Takeru daraufhin lachend. „Auf dem Rückweg können wir ja mal in den kleinen Supermarkt um die Ecke gehen. Er gehört den Eltern einer Freundin von mir - Yolei. Vielleicht hilft sie heute aus, dann könntest du direkt einen meiner Freunde kennen lernen.“ „Also diese Yolei hab ich zwar noch nicht getroffen, aber in dem Laden war ich heute Morgen kurz. Die haben da das beste Wasser, das ich je getrunken hab! Und die Thunfisch-Majo-Reisbällchen…“ Koichi schien noch weitere Lobeshymnen über das Angebot des Laden halten zu wollen, wurde jedoch von Koji - mit einem Blick auf die Uhr seines Handys - angehalten sich ein wenig zu sputen.
 

Tatsächlich hatten sie die Treppenstufen zum Bahngleis hoch spurten müssen, da der Zug für Koji bereits vor Ort stand. Anstelle einer langen und breiten Verabschiedung reichte es nur noch für ein gekeuchtes „Tschüss Koichi - wir telefonieren noch wegen dem Wochenende. Bestell unserer Mutter noch einen schönen Gruß. Ciao T.K. - hat mich gefreut dich kennen zu lernen.“ Doch noch bevor Koichi oder Takeru hätten antworten können, lief Koji in einen der Wagons - gerade noch rechtzeitig, da sich bereits kurz darauf die Türen schlossen. Darum winkten die beiden Jungen nur noch kurz zum Abschied, bevor sie sich umdrehten und die Treppen, wenn auch nun deutlich weniger hektisch, herabschritten.
 

Nun war Takeru mit Koichi allein und bemerkte den Stimmungswechsel, der mit der Abreise des jüngeren Bruders zusammenhängen musste. Takeru schaute den Dunkelhaarigen an und bemerkte dabei wie er unruhig mit den Zeigefingern das Nagelbett der Daumen aufkratzte, er sah den traurigen Blick gen Boden gesenkt und spürte einfach, wie weh es ihm tat seinen Bruder nach Hause fahren lassen zu müssen. „Ähm, Koichi...?“ begann er. Der angesprochene erhob den Blick und schaute Takeru an. Und mit einem Mal hatte der Blonde das Gefühl einer völlig fremden Person in die Augen zu schauen. Sie schienen keinerlei Licht zu reflektieren - waren nur zwei tiefe, dunkle Löcher, die einem Strudel ähnelten. Einem Strudel, der alles Licht der Welt aufsaugen und nicht mehr gehen lassen würde. Ein schwarzes Loch; nicht im Weltall, sondern hier auf Erden unter strahlendem Sonnenschein. Schlagartig wurde T.K. - trotz der brennenden Sonne - kalt und eine Gänsehaut kroch unangenehm über seinen Körper. Er spürte wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten und das Herz schneller zu schlagen begann. Was ist auf einmal los? Fragte er sich und wich einen Schritt zurück. Die Angst, die ihm den Körper entlang kroch, kam ihm bekannt vor. Woher kannte er nur dieses Gefühl? Woher kannte er das Gefühl in die ewige Dunkelheit zu stürzen, von ihr verschlungen zu werden und die Angst nie wieder Licht um sich herum zu spüren?

Mit einem Mal war das Gefühl vorbei, stattdessen sah er die tiefen, dunklen Augen Koichis vor sich, die ihn besorgt musterten. Er spürte allmählich seinen Körper wieder und sah die Hände von Koichi auf seinen Schultern ruhen. Wie aus einer großen Entfernung drangen allmählich Koichis Worte an sein Ohr - dabei klangen sie jedoch verwaschen und gedämpft, sodass T.K. erst nach einer ganzen Weile verstand, was ihm gesagt wurde. „…okay?“ Auch wenn er sich nicht so sicher war, was Koichi ihm gerade gesagt hatte, so nickte er und ließ sich von Koichi auf eine Bank im Schatten eines großen Baumes ziehen. „Ich weiß nicht was auf einmal mit dir los war. Mit einem Mal wurdest du kreidebleich - ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht. Vermutlich ein Sonnenstich von der Hitze…“ Wieder nickte T.K. und versuchte nachzuvollziehen, was eben passiert war. Wurde kurzzeitig tatsächlich sein Denken von Finsternis überflutet? Und war Koichi der Auslöser dieser Finsternis? Takeru schüttelte den Kopf - solche Gedanken konnten einfach nicht richtig sein! Vermutlich hatte Koichi Recht und er hatte wirklich einfach nur zu viel Zeit in der Sonne verbracht.
 

Sie saßen noch einige Minuten unter dem Baum bevor sie sich wieder auf den Heimweg machten. Nun trug Takeru die Baseball-Mütze von Koichi; dieser hatte nicht Ruhe geben wollen, bis T.K. eingesehen hatte, dass es deutlich gesünder für ihn wäre eine Kopfbedeckung zu tragen.

Anstelle an der Schule und dem Laden vorbeizugehen, gingen sie direkt zu ihrem Apartmentgebäude.

„Gehst du jetzt eigentlich auf meine Schule? Das städtische Gymnasium hier um die Ecke?“ Koichis Antwort bestand aus einem Nicken. „Gut. Am besten gehen wir morgen zusammen hin - alleine schon damit du den Weg kennenlernst. Außerdem ist es doch viel lustiger zusammen…“ Koichi lächelte ihn an und nickte nur wieder. „Am besten wir treffen uns morgen früh in der Eingangshalle...“
 

Sie klärten nur noch die genaue Uhrzeit und gingen dann in den Fahrstuhl, dessen Fahrt sie schweigend nebeneinander stehend verbrachten.

Kaum dass sich T.K. beim Öffnen der Türen verabschieden wollte, fiel Koichi noch ein, dass er sich gar nicht richtig bei Takeru für seine Mithilfe beim Aufbauen der Möbel bedankt hatte. „Ich schulde dir noch ein Mittagessen…!“ rief er dem Blonden noch nach, der sich daraufhin verwirrt umdrehte. Seine Miene erhellte sich jedoch, als ihm einfiel, was sein neuer Nachbar meinte. Mit einem Lächeln sah er zu wie sich die Türen wieder schlossen und war mit einem Mal so unglaublich froh über den eigenen Schatten gesprungen zu sein und einfach die Kimuras begrüßt zu haben.

Neuer Mitschüler

Kapitel 2 „Neuer Mitschüler“
 

Eigentlich hatte sich Kari tatsächlich auf den Wiederbeginn der Schule nach den Sommerferien gefreut. Doch nun saß sie auf ihrem Platz, Hände in den Schoß gelegt und eher durch, als auf die Tischplatte starrend. Sie schien mit ihren Gedanken in einer völlig anderen Welt zu sein.

Ein plötzliches Gebrüll hinter ihr löste sie nicht nur für einen Augenblick aus ihren Gedanken, sondern machte ihr auch gleich die Anwesenheit von Davis bekannt. Eigentlich hieß Davis mit gebürtigem Namen Daisuke Motomiya - wurde aber der Einfachheit halber von allen nur Davis genannt.

„Kari - wie schön! Wir beiden sind also wieder in einer Klasse!“ Kari nickte nur und schien sich mehr gequält als ein wirklich herzlich gemeintes Lächeln abzumühen. Davis setzte sich neben das junge Mädchen und begann von seinen Ferien, die er mit Ken in einem Fußball-Lager verbracht hatte, zu schwärmen. Als Kari nicht reagierte, wie es sich der Junge mit der Fliegerbrille erhoffte hatte, begann er sie besorgt zu mustern. Normalerweise lacht sie doch über jeden meiner noch so schlechten Scherze. Hab ich irgendetwas falsch gemacht? Oder hat ihr jemand was getan? Davis beugte sich zu ihr und fragte mit möglichst weicher Stimme: „ Was ist denn los, Kari? Du bist doch sonst nicht so still…?“ Kari hob den Kopf und schaute Davis mit abwesendem Blick an. Bis sie plötzlich zusammen zuckte wegen eines Arms, der ihr plötzlich um die Schultern gelegt wurde. „Entschuldige bitte, Kari. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin`s nur.“ Und tatsächlich tauchte hinter Kari die schlanke Gestalt von Takeru auf. Normalerweise hätte sich Davis dafür wieder mit Worten und Fäusten auf Takeru gestürzt, doch gerade ging die Sorge um Hikari vor! Vielleicht schafft es T.K. ja Kari aufzumuntern…? , dachte sich Davis und nickte mit dem Kopf in Richtung Kari, als T.K. gerade in seine Richtung schaute. „Ist bei dir alles in Ordnung?“ Das junge Mädchen sah für einen Augenblick so aus, als wolle es Nicken um die beiden Jungs zu beruhigen - schien sich aber eines besseren zu entsinnen und schüttelte den Kopf. Sie wollte scheinbar gerade ansetzten zu erzählen, was ihr im Kopf herum ging, als der Klassenlehrer - ein eher introvertierter Mathe-Lehrer namens Minazuki - das Klassenzimmer betrat. Darum setzten sich T.K. und Davis jeweils rechts und links von ihr und tuschelten - gesehen und mit strafendem Blick vom Lehrer getadelt- über das was Hikari so zusetzte.
 

Immerhin schließt sie uns nicht aus. Kari scheint sich uns mehr und mehr zu öffnen. Besser sie spricht mit T.K. und mit und wir können ihr helfen, als wenn sie den Kummer in sich herein frisst und alleine leidet, dachte sich Davis, während er das hübsche Mädchen neben sich musterte.

„Wisst ihr…“ begann das Mädchen zaghaft „…ich war wieder am Meer…“ Davis verstand nicht, was daran das Problem sein sollte. Er war immerhin auch oft am Meer gewesen - nur sah er danach nie so hilflos verzweifelt aus wie seine heimliche Sandkastenliebe. „Ich bin wieder am Meer der Dunkelheit gewesen…“ Nun verstand Davis, wie sich Kari wohl fühlen musste und er konnte sehen, wie T.K. einen Aufschrei der Überraschung unterdrücken musste. Davis gefiel der Gedanke an das Meer ganz und gar nicht. Er selbst war nie dort gewesen, doch hatte er gesehen und gespürt wie sehr alleine der Gedanke daran Hikari und Ken seelische Schmerzen zufügte.

Doch nicht nur das! Davis erinnerte sich an den Kampf, den sie damals gegen Deemon gekämpft und haushoch verloren hätten, hätten sie ihn nicht in das Meer der Dunkelheit gesperrt. Hieß das etwa, dass Hikari angegriffen wurde? Oder fast noch schlimmer: Hieß das etwa, dass das Tor zum Meer der Dunkelheit wieder geöffnet wurde und Deemon so jederzeit in die reale Welt eindringen könnte?

Davis schaute an Kari vorbei und fing dabei einen Blick von T.K. auf, der ihm verriet, dass er Ähnliches, wenn nicht sogar das Gleiche gedacht hatte. „Wurdest du…angegriffen?“ flüsterte der Blonde vorsichtig, mit einem Seitenblick auf den Klassenlehrer, der der Klasse gerade die Regelungen zum Tafeldienst für dieses Jahr erklärte. Auf die Frage von Takeru schüttelte sie den Kopf, wobei ihre beiden Sitznachbarn erleichtert ausatmeten. Vielleicht hat Deemon gar nicht bemerkt, dass das Tor geöffnet wurde, dachte sich Daisuke hoffnungsvoll. „Allerdings…“ begann Kari das Flüstern wieder auf zu nehmen „…war ich nicht alleine dort.“ Davis sog scharf die Luft ein. Wie meinte sie das? Hatte sie dort noch andere Digimon getroffen - oder etwa tatsächlich andere Menschen?! „Es war ein Junge bei mir…“ Takeru und Davis schauten sich kurz an und nickten dabei einander zu. „Weist die wie er hieß?“ fragte Davis und T.K. fügte hinzu „Oder kannst du ihn beschreiben?“ Hikari schaute nur wieder auf die Tischplatte vor sich und die beiden Jungs hatten das Gefühl etwas falsches gesagt zu haben, bis Hikari in ihrer feinen, leisen Stimme antwortete: „Ich kann mich leider nicht mehr erinnern…Tut mir Leid…“ Ihre beiden Sitznachbarn schüttelten nur den Kopf, als wollten sie sagen: Mach dir nichts draus, ist doch nicht deine Schuld. Mit einem Mal spürte Hikari etwas. Eine Gänsehaut kroch über ihren Körper. Der Geruch, der mit einem Mal ihre Nase kitzelte ließ ihr Herz schneller schlagen. Noch bevor sie ihren Kopf hob, war sich sicher, dass sie tiefe, dunkle Augen sehen würde. Und zum ersten Mal seit die Stunde begonnen hatte, beachtete sie den Lehrer und seine Worte: „…, der ab heute in eure Klasse geht: Koichi Kimura.“ Takeru neben ihr winkte dem neuen Jungen, der selbigen gar nicht wahrzunehmen schien. Sein Blick blieb bei Hikari hängen, die nichts weiter als seine Augen, seinen Geruch und seinen - oder doch den eigenen? - Herzschlag wahrnahm.

Mit einem Mal ging Koichi in die Hocke und hielt sich die Hände über die Ohren. Die Augen hatte er, scheinbar vor Schmerz, zusammengekniffen. Kari und T.K. sprangen von ihren Plätzen auf und eilten - sehr zum Verwundern von Davis, dem Lehrer und dem Rest der Klasse - zu Koichi. „Bist du in Ordnung?“ fragte der Blonde, während Hikari nur neben ihrem neuen Mitschüler kniete und einen Arm um ihn gelegt hatte. Koichi senkte langsam die Arme und starrte das Mädchen neben ihm an. Seine Lippen formten Worte, doch kein Ton entfloh ihnen. Takeru schaute sich hilfesuchend um und schien sich zu fragen, was nur mit dem Jungen vor ihm los war. „Koichi…“ Die Stimme von T.K. war sorgenschwer, ebenso wie seine hellen, blauen Augen. „Es geht schon wieder…“ sagte der Dunkelhaarige und lächelte Takeru dabei an. Schließlich erhob er sich, wenn auch mit der Hilfe von Kari, die immer noch einen Arm um ihn gelegt hatte. „Am besten du bringst ihn in das Krankenzimmer, Hikari.“ Sprach der Lehrer zu dem jungen Mädchen. Im Hintergrund hörte Kari das Gemurmel ihrer Klassenkameraden und schaute danach zu Koichi. Sie fing seinen Blick auf und mit einem Nicken seitens des Lehrers ging sie mit Koichi im Arm aus dem Klassenzimmer um mit ihm ins Krankenzimmer zu gehen.
 

Takeru stand nun verloren im Klassenzimmer und wurde mit einem Räuspern des Lehrers darauf aufmerksam gemacht sich wieder auf seinen Platz zu setzten. Kaum, dass er sich gesetzt hatte, rutschte Davis auf den Platz von Kari. „Was war das denn gerade?“ flüsterte er - nicht, dass die Lautstärke seiner Stimme einen Unterschied machte, da der Lehrer gerade genug damit zu tun hatte, seine Schüler zu beruhigen, die sich lauthals über „den Neuen“ unterhielten.

Davis selbst schaute von T.K. zu der Tür, durch die eben noch Kari und Koichi gegangen sind. Ich möchte mal wissen, was das alles soll…Hikari schien den Typen zu kennen. Oder sie ist einfach hilfsbereit wie immer, dachte sich der Junge mit der Fliegerbrille. „Der Junge ist bei uns ins Haus eingezogen. Er wohnt jetzt in der alten Wohnung von Cody“, hörte Davis T.K. neben sich erklären. „Ich wusste zwar, dass er auch bei uns auf die Schule geht, hätte aber nicht gedacht, dass er auch bei uns in die Klasse geht - schien er selbst auch nicht zu wissen. Zumindest hat er nichts gesagt.“ „Hat er irgendwelche gesundheitlichen Probleme? Es schien ihm ja nicht gerade gut zu gehen?“ T.K. schüttelte den Kopf, schaute dabei aber sehr besorgt drein. „Liegt vielleicht einfach an dem Wetter zurzeit. Ich hatte gestern auch kurz eine Art Anfall, weil ich ´nen Sonnenstich oder so bekommen hab.“ „Mhm.“ Sagte Davis dazu und zuckte dabei mit den Schultern.
 

„Also so langsam geht mir das Gemurmel in der Klasse auf den Keks!“ Davis legte Daumen und Zeigefinger an die Lippen und stieß einen kurzen, aber lauten Pfiff aus, der die Klasse schlagartig ruhig werden ließ. „Vielen Dank, Daisuke.“ War die Antwort des Lehrers, der nun endlich mit der Einführung in das neue Schuljahr weiter machen konnte.
 

Kari hatte Koichi mittlerweile wieder losgelassen und ging neben ihm den Flur entlang. Nimmt dieser Flur denn nie ein Ende? Fragte sich das junge Mädchen selbst und sah dabei zu Koichi, dessen Blick sie kurz stehen bleiben ließ. Seine Augen waren völlig abwesend und schienen tanzende Wellen eines dunklen Wassers zu spiegeln; und mit einem Mal war sie sich sicher Meeresrauschen zu hören. Der Flur schien sich in einer dunklen, neblige Ewigkeit zu verlieren. Sie schaute an sich hinab und sah dabei, dass dunkles Wasser ihre Beine umspülten. Mit einem Mal schrie Kari laut auf und Koichi, der bisher nicht einmal bemerkt hatte, dass Kari stehen geblieben war, drehte sich zu ihr um. Anstelle das abwesenden Blicks, spürte sie wache, besorgte Augen auf sich ruhen. Sie schaute sich um. Der Nebel, die Dunkelheit und das Wasser waren verschwunden. Bin ich wirklich fast wieder zum Meer der Dunkelheit gewandert? Oder war das nur ein Tagtraum? Und was war auf einmal mit Koichi los? „Ist alles in Ordnung? Du hast plötzlich laut geschrien?“ Die Fragen von Koichi rissen sie aus ihren Gedanken. Kari sah sich unsicher um - die Sonne, die den Staub aufwirbelte, schien ihr plötzlich fremd und fehl am Platz. Irgendetwas schien ihr falsch. Ängstlich beschleunigte sie ihre Schritte und holte Koichi dabei ein.

„Ich habe das nicht geträumt, oder?“ Koichi sah sie unsicher an, bedeute ihr mit einem Lächeln aber fort zu fahren. „Ich meine, dass wir uns am Meer der Dunkelheit getroffen haben?“ „Meer der Dunkelheit? Heißt es so?“ Die Antwort war nicht unbedingt das, was ich hören wollte, aber immerhin scheint er sich zu erinnern, dachte sie sich. Zögerlich streckte sie ihre Finger aus und griff nach den schlanken Fingern Koichis.

Sachte umschloss er ihre Hand und schaute zunächst auf ihre umschlungenen Finger und danach lächelnd in Hikaris braune Augen. „Ich weiß nicht einmal wie du heißt…?!“ Diese erwiderte das Lächeln und antwortete: „Hikari Yagami - aber meine Freunde nennen mich eigentlich alle nur Kari.“ „Hikari“ wiederholte Koichi und betonte dabei jede Silbe des Namens, als wäre sie ein kostbarer Silberschatz. „Hikari, das Licht. Ein schöner Name.“ Er legte den Kopf schief und sagte noch „Nimm es bitte nicht persönlich, aber ich möchte bei Hikari bleiben. Der Name passt viel besser zu dir, als einfach nur Kari!“ Hikari spürte wie daraufhin langsam eine Welle intensiver Wärme in ihr aufstieg, die zu einem leichten Gefühl des Unwohlseins - und einem feinen Rotschleier um den Wangen- führte, weshalb sie nur beschämt auf den Boden schaute.
 

Anstelle das Krankenzimmer aufzusuchen, hatten Kari und Koichi beschlossen nach draußen zu gehen. Nun saßen sie dort schweigend neben einander im Schatten des großen, grauen Schulgebäudes. Hikari hatte nicht einmal einen Hauch einer Ahnung wie lange sie dort saßen oder wie viel Zeit sie im Flur verbracht hatten. Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Damals ist die Zeit auch seltsam surreal vergangen… Mit einem Mal hörte sie das monotone Läuten der Schulglocke. Es hatte also die Pause angefangen - wie zur Unterstützung ihrer Gedanken kamen Schülerschwärme aus dem Gebäude geströmt; einige der Schüler setzten sich in die Nähe von Koichi und Hikari um im Schatten Schutz vor der sengenden Sonne zu suchen.

Plötzliches Fußgetrappel und Gebrüll ließen Hikari und Koichi aufblicken. Keuchend blieb T.K. vor ihnen stehen. „Du hast mir...einen richtigen… Schrecken eingejagt, Koichi! Ich war eben im Krankenzimmer und da hat man mir nur gesagt, dass heute noch keiner da war…Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass du irgendwo zusammengebrochen sein könntest…Oder so…“ Zum Ende hin wurde Takeru immer leiser und kam sich im selben Moment selbst ziemlich dämlich vor. Er kannte den Jungen vor sich nicht einmal vierundzwanzig Stunden und machte sich dennoch solche Sorgen um ihn. „Entschuldige bitte. Ich hatte nur einen Migräne-Anfall. Da gibt es nichts Besseres als frische Luft. Für den Fall, dass mir noch was passiert wäre, war Hikari ja da…“ Koichi schaute T.K. dabei mit einem entschuldigenden Lächeln an. Dieser sah ihn zweifelnd an und schien ihm keinen Glauben zu schenken, konnte aber auch Koichi zu keiner Antwort zwingen. „Wenn du das nächste Mal zusammenbrichst, geh bitte ins Krankenzimmer….“ er wollte wohl noch etwas hinzufügen, als der Blonde plötzlich unsanft von Davis zur Seite geschubst wurde und sich nun vor Koichi groß machte. Mit dem erhoben Zeigefinger deutete er auf Koichi und mit herrischem Ton fragte er: „He, Neuer; woher kennst du Kari? Und in welcher Beziehung stehst du zu ihr?!“ Noch bevor Koichi überhaupt hätte reagieren können, hatte Davis die Faust von Takeru im Gesicht. „Wage es nicht nochmal so mit ihm zu reden!“ Hikari schrie überrascht auf und plötzlich - sowohl Davis als auch T.K. waren von der Geschwindigkeit verblüfft - stand Koichi zwischen den beiden Jungs. Ein Knurren verließ sein Lippen, das ebenso gut das Brüllen eines Löwen hätte sein können, so respekteinflößend war es. Hikari hielt sich die Hände vor den Mund um ein weiteres Schreien zu unterdrücken und Takeru und Daisuke standen fassungslos links und rechts von Koichi. Jeder hatte eine Faust zum Schlag erhoben, die nun von Koichi jeweils mit einer Hand aufgehalten wurde. Mit einem Mal ließ er die beiden Jungs wieder gehen und ging in Richtung des Schulgebäudes. „Wo gehst du hin?“ fragte T.K. besorgt. Dabei wurde er das Gefühl nicht loswurde, dass er einen großen Fehler begangen hatte. „Ich gehe ins Krankenzimmer. Ich möchte nicht, dass ihr euch meinetwegen streitet…“ Er warf den beiden Jungs, die noch immer bestürz herum standen, und vor allem Kari einen letzten, traurigen Blick zu, bevor er um die Ecke des Gebäudes bog, wo der Haupteingang lag. „Na das habt ihr ja großartig gemacht!“ Sagte Kari mit einem unüberhörbaren ironischen, gleichzeitig aber auch seltsam bitteren Unterton. Davis ließ sich neben Kari auf den Boden fallen, was für ihn wohl bedeutete, dass die Sache damit für ihn erledigt wäre. T.K. tat dasselbe; auch wenn er immer wieder hoffnungsvoll in die Richtung schaute, in die Koichi gerade verschwunden ist.

Er seufzte tief und versuchte sich dann ganz auf Kari zu konzentrieren. Ihr Gespräch von vorhin hatten sie noch nicht beendet und auch wenn er sich dabei unwohl fühlte, war nun der beste Zeitpunkt um es fortzuführen.
 

Kari war sich sicher, dass sie den beiden Jungen nun weiter von ihrem Besuch vom Meer der Dunkelheit berichten konnte - doch nach der Reaktion von Davis gegenüber Koichi kamen ihr Zweifel, ob sie den Teil, an dem sie ihn getroffen hatte, nicht besser weg lassen sollte. Bei Takeru war sie sicher, dass er ihr in Ruhe zuhören würde, ohne voreilige Schlüsse zu ziehen. Bei Davis Temperament müsste sie Angst haben, dass er in das Krankenzimmer rennen und Koichi verprügeln würde.

„Ihr wollt sicher wissen, wie es bei dem Meer der Dunkelheit weiter ging…?!“ Daisuke und Takeru nickten daraufhin und lächelten ihr zu. „Ehrlich gesagt kam da gar nicht mehr so viel. Ich bin mit dem Jungen mitgegangen und nach einer ganzen Weile laufen, war ich plötzlich in Shibuya, am Hauptbahnhof…“ „IN SHIBUYA?!“ fragten ihre beiden Zeitgenossen gleichzeitig und schauten Hikari ungläubig an. „Also wenn wir Pech haben, bedeutet das, dass sich dort ein Tor zum Meer der Dunkelheit befindet, das offen ist.“ Sagte T.K. nachdenklich. Davis stimmte ihm zu und führte den Gedankengang weiter „Oder der Junge kann, ebenso wie Ken, ein Tor öffnen. Ich halte es für das Beste erst einmal nach diesem Jungen zu suchen!“ Der Blonde schien überrascht, dass Davis überhaupt so weit gedacht hatte und sagte noch zu Hikari: „Kannst du dich wirklich an gar nichts mehr erinnern, wenn es um diesen Jungen geht? Hatte er vielleicht eine Schuluniform an, oder ähnliches? Es könnte ja quasi jeder sein…Irgendeinen Ansatz?!“ Hikari ging im Kopf ihren Besuch am Meer und ihre bisher gemeinsam verbrachte Zeit mit Koichi durch. Aus irgendeinem Grund wollte sie das geheim halten. Ein Kopfschütteln war die für T.K. und Davis enttäuschende Antwort. Letzterer seufzte nur und zuckte mit den Achseln. „Kann man wohl nichts machen. Schade ist es trotzdem.“ T.K. sagte nur: „Mach dir nichts daraus. Setzt dich bitte blos nicht unter Druck. Wenn wir warten, fällt dir bestimmt wieder alles ein.“ Hikari nickte, konnte jedoch nicht mehr zeitig antworten, da sie vom erneuten Klingeln der Schulglocke unterbrochen wurde.
 

Als die drei zum Klassenraum kamen, standen Koichi und ihr Klassenlehrer vor dem Raum und unterhielten sich - wohl darüber, ob es Koichi wieder gut ginge und ob es ihm etwas ausmache sich kurz vorzustellen. T.K. und Kari schauten dabei gespannt auf Davis, ob bei ihm die Vernunft oder das Temperament mit ihm durchgingen. Offenbar war es ersteres, da er mit einem kleinlauten Räuspern den Lehrer und seinen neuen Mitschüler unterbrach. „Ähm Koichi?! Ich wollte mich für die Aktion eben entschuldigen… Tut mir leid. Ich weiß auch nicht was mich da geritten hat…“ Koichi schien für einen Augenblick zu überlegen, was er von der Entschuldigung halten sollte, nickte aber lächelnd. “Schon vergessen.“ Zur Überraschung von Takeru und Hikari streckte Koichi scheu die Hand aus. „Freunde?“ Dankbar lächelnd schlug Davis ein. „Freunde!“

Neuer Freund

Kapitel 3 „Neuer Freund“
 

„Ich hoffe ich habe euch nicht erschreckt, als ich eben zusammengeklappt bin. Jetzt also einmal von vorne: Mein Name ist Koichi Kimura… und ich bin mit meiner Mutter vor kurzem in diese Gegend gezogen. Es gibt eigentlich nicht viel über mich zu sagen…“ Verlegen beendete Koichi seine Vorstellung und setzte sich auf den Platz neben Takeru. Obwohl sich Herr Minazuki um Ruhe bemühte um langsam mit dem Mathematik-Unterricht zu beginnen, wurde ihm keinerlei Gehör geschenkt. Einige der Mitschüler hatten sich in kleineren Grüppchen zusammengefunden und plauderten munter über ihre Sommerferien, während sich einige Schüler, hauptsächlich Mädchen, zu Koichi gesellten und ihn das eine oder andere zu seiner Person fragten. T.K. schmunzelte in sich hinein und dachte sich dabei: Wie gut Koichi bei den Mädels ankommt. Irgendwie ist er zu beneiden. Koichi selbst schien es nicht ganz so beneidenswert zu finden, da er alle Fragen zwar mit einer Engelsgeduld beantwortete, allerdings einen mehr oder minder genervten Unterton nicht verbergen konnte. Je genervter der Unterton wurde, desto amüsierte kicherte T.K. und musste bei der fünften Frage, ob Koichi auch wirklich sicher keine Freundin hatte, einen Lachanfall mit einem hysterischen Hustenanfall tarnen. „Spielst du eigentlich Fußball?“ Fragte Davis, der sich irgendwie zwischen den Mitschülern hindurchgeschlängelt hatte, da er bei seinem eigenen Platz zu wenig mitbekam. Koichi schüttelte daraufhin den Kopf und antwortete mit: „Auf meiner alten Schule hab ich lieber Tennis gespielt.“ „Ach ja?! Dann wirst du Sora mögen. Eine gute Freundin von uns. Sie studiert zwar mittlerweile Design, kommt aber immer noch einmal die Woche um hier freiwillig den Tennis-Club zu leiten.“ Sagte Takeru. Koichi nickte und hoffte, dass er Sora einmal kennenlernen würde. Da der Lehrer eingesehen hatte, dass ihm ohnehin keiner zuhörte, hatte er irgendwann aufgeben Formeln und Zahlen an die Tafel zu schreiben und gesellte sich zu der Menschentraube dazu und begann Koichi über dessen alte Schule auszufragen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Koichi alle Fragen beantwortet und seufzte erleichtert aus. T.K. dachte sich dabei, dass er wohl nicht so gut mit großen Menschenmengen umgehen könne. Und offensichtlich steht er nicht gerne im Mittelpunkt, fügte er in Gedanken hinzu. Er klopfte dem Dunkelhaarigen auf die Schulter „Hast es ja jetzt geschafft!“ Lachte er, als die Mitschüler und der Lehrer endlich gingen. Koichi rieb sich nur genervt die Schläfe. Davis, der aus Faulheitsgründen auf dem Tisch von Koichi Platz genommen hatte, verbarg nicht einmal seinen Lachanfall. „Das Problem der Beliebten!“ Koichi schüttelte nur den Kopf: „Beliebt? Wohl eher Zentrum der Neugierde. Ob Koji das auch jedes Mal über sich ergehen lassen musste, wenn er in eine neue Schule kam?“ Zum ersten Mal, seit die Stunde begonnen hatte regte sich auch Kari. Sie beugte sich quer über den Tisch von Takeru und fragte dann: „Wer ist denn Koji?“ „Sein Zwillingsbruder.“ Antwortete T.K. für Koichi. Ein fürsorglicher Unterton schwang in der Stimme des Mädchens mit, als sie fragte: „Wohnt ihr getrennt?“ Koichi nickte nur. Er redete nicht gerne darüber, dass er und sein Bruder getrennt lebten, riss dieses Thema jedes Mal aufs Neue einen Riss im Herzen auf. Dem Blonden blieb nicht verborgen, dass Koichi unter der Tischplatte wieder damit begann, sich das Nagelbett blutig zu kratzen. T.K. seufzte und dachte dabei: Scheinbar leidet er unter der Trennung von seinem Bruder sogar noch mehr als ich. Liegt vermutlich daran, dass sie Zwillinge sind. „Es ist wie bei Matt und mir. Koichi wohnt bei seiner Mutter während sein Bruder beim Vater lebt.“ Während T.K. diese Worte sprach, legte er sanft eine Hand auf die rastlosen Hände Koichis. „Du solltest damit aufhören!“ Ratlos schaute Davis zu T.K., da er sich angesprochen fühlte. Auch Hikari schien nicht ganz zu verstehen, was Takeru wohl meinte. Dieser bemerkte ihre Blicke. „Ach, nicht so wichtig.“ Winkte er ab.
 

Die nächsten Stunden gingen eher ereignislos vorüber. Koichi wurde lediglich von den Lehrern in der neuen Schule und zum neuen Schuljahr begrüßt.

Nach der letzten Stunde gingen Daisuke, Hikari, Takeru und Koichi noch ein Stück gemeinsam, bevor Koichi und T.K. in eine andere Straße abbogen. Mit einem milden Lächeln verabschiedete er sich von Kari, während er Davis nur zuwinkte. Davis schaute zwischen Kari, die das Lächeln erwiderte, und Koichi hin und her. Er sagte nicht, schien sich aber seinen Teil zu denken.
 

„Und? Wie findest du unsere Schule bisher?“ Fragte Takeru. Einerseits aus Neugierde, andererseits auch um ein Gespräch zu starten. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich recht unwohl, wenn er schweigend neben Koichi herlief. Er wirkt dann immer so abwesend, dachte sich Takeru. Er wirkt dann immer so…allein. Es war vielleicht ein seltsamer Gedanke, dass Koichi - trotz Gesellschaft - einsam wirke, aber durch sein in-sich-gekehrtes Wesen schien er eben immer alle Sorgen mit sich herum zu tragen und alleine mit ihnen fertig werden zu müssen. Und eben dieser Gedanke versetzte T.K. ein seltsames Stechen in der Brust.

Auf seine Frage schaute Koichi recht lange zum Himmel hinauf, als würden die wenigen Schleierwolken ihm zuflüstern, wie er seine - wohl eher nicht ganz so netten - Gedanken in netten Worten verpacken könnte.

„Aufdringlich!“ War schließlich die Antwort. „Ich mag es ehrlich gesagt nicht im Zentrum des Interesses zu stehen… Mir wird so etwas schnell zu viel…“ Koichi seufzte und schaute den Blonden dabei mit schiefem Blick an. „Falls du verstehst, was ich meine…“ Der Angesprochene zuckte als Antwort nur die Schultern - ihm selbst erging es eher weniger so. Er war gerne unter Menschen und fand es wirklich toll, einen sehr großen Freundeskreis zu haben. Seit seine Eltern sich in seiner frühen Kindheit hatten scheiden lassen, war er oft und lange allein gewesen, weshalb er sehr froh darüber war, wenn ihm jemand seine Aufmerksamkeit hatte zuteilwerden lassen. Er mochte es nicht alleine zu sein und war wirklich glücklich darüber, Freunde gefunden zu haben, die immer an seiner Seite waren.

„Wer ist eigentlich Matt?“ Fragte Koichi um das Thema zu wechseln. Nun legte der Blonde seinerseits den Kopf schief. „Hab ich das nicht erzählt?“ Durch das Kopfschütteln Koichis fiel ihm ein, dass er tatsächlich nur kurz Kari erklärt hatte, dass die Zwillinge - ebenso wie er und Matt - getrennt lebten. Kari hatte er nicht erklären müssen, wer Matt ist. Er hatte gar nicht bedacht, dass Koichi eben selbiges nicht wusste.

„Mein älterer Bruder. Wie du dich vielleicht erinnerst, hab ich ja schon erwähnt, dass wir getrennt leben.“ Daraufhin nickte Koichi. „Kannst du dich an die Kindheit mit deinem Bruder erinnern?“ Kopfschüttelnd erklärte Takeru: „Ich kann mich wenn überhaupt nur an einzelne Bilder erinnern. Das, was ich über meine frühe Kindheit weiß, hat mir alles mein Bruder erzählt. Er erinnert mich übrigens ziemlich an Koji…“ Bemerkte er nebenbei. „Ach ja?“ „Mhm. Er ist auch dieser „einsame Wolf“-Typ. Wie dein Bruder. Zumindest soweit ich es beurteilen kann. Ich kenn ihn ja noch nicht wirklich lange oder gut genug um mir ein wirkliches Bild machen zu können…“ Koichi schaute betreten zu Boden - und gab damit unbewusst Takeru wieder das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben. Er hasste es wieder sehen zu müssen, wie Koichi sich das Nagelbett aufkratzte. Mit bestimmendem, aber sanftem Druck, riss er Koichis Hände von einander los und hielt sie zwischen den eigenen fest. Die Stimme war dabei ebenso bestimmend und sanft wie seine Hände, als er sprach: „Du sollst das doch lassen!“ Er ließ Koichis Hände wieder frei - allerdings nicht ohne mit einem tadelnden Blick die aufgerissenen und blutigen Kratzer zu betrachten. Koichi schaute zur Seite und zog seine Hände zur Brust. Takeru seufzte und wollte schon etwas sagen, als Koichi antwortete: „Ich kenne meinen Bruder auch nicht viel besser als du es tust…Obwohl wir Zwillinge sind. Versteh mich nicht falsch. Er ist die wichtigste Person in meinem Leben und ich bin überglücklich ihn zu kennen,… aber irgendwie…“ Koichi schien nach den richtigen Worten zu suchen um seine Gefühle auszudrücken. Als ihm keine einzufallen schienen, blieb er mit hängendem Kopf stehen. Takeru ging ein paar Schritte, drehte sich zu ihm um, schloss kurz die Augen und griff den Dunkelhaarigen dann am Handgelenk und schleifte ihn einige Meter hinter sich her, bis er sich sicher war, dass Koichi wieder von alleine weiter lief. „Du brauchst dich ja nicht zu rechtfertigen…“ Er drehte sich über seiner Schulter zu Koichi und lächelte ihm aufmunternd zu „…nur pass bitte besser auf dich auf…“
 

Takeru war überrascht Stimmengewirr zu hören, als er die Haustür aufschloss. „Bin wieder da!“ Rief er in die Wohnung hinein und hörte ein fröhliches „Willkommen Zuhause!“ als Antwort. Als er in die Küche ging, sah er seine Mutter an der Kaffeemaschine und am Küchentisch eine dunkelhaarige Frau, mit den gleichen tiefen, dunklen Augen, denen er eben im Fahrstuhl noch „Bis morgen“ gesagt hatte. Er musste nicht einmal nachfragen um zu wissen, dass es sich um die Mutter der Zwillinge, Tomoko Kimura, handeln musste. „Du bist bestimmt Takeru. Koichi hat gestern schon von dir erzählt. Vielen Dank, dass du beim Aufbauen geholfen hast.“ Ihre Stimme hatte den gleichen Klang wie die von Koichi und Koji und ihre Ausstrahlung war, trotz des fröhlichen Lächelns, ebenso schwermütig wie die ihres älteren Sohnes. T.K. nickte nur und schien nicht so ganz zu wissen, was er sagen sollte. Das unangenehme Schweigen wurde aber schnell von Tomoko unterbrochen, die sich entschuldigte und nach oben wollte um Koichi von der Schule zu begrüßen.

„Frau Kimura ist wirklich sehr freundlich!“ Sagte seine Mutter, bevor der Blonde fragen konnte, was sie hier zu erledigen hatte. „Sie wollte sich eigentlich nur bedanken, dass du gestern so geholfen hast.“ Sie lächelte ihren Sohn dabei mit einem schiefen Lächeln an. „Ich hab sie dann spontan auf einen Kaffee eingeladen. Man kann sich wirklich sehr gut mit ihr unterhalten.“ Nach einem tiefen Seufzten fügte sein Mutter noch hinzu: „Als allein erziehende Mutter kennt sie zu gut meine Situation. Ich bin wirklich froh, dass du dich mit Koichi angefreundet hast.“ Takeru nickte nur. „Davon abgesehen; wie war dein erster Schultag?“ T.K. zuckte mit den Schultern. „Wie immer…“ War die ausweichende Antwort. Was sollte er ihr auch großartig erzählen? Dass er sich fast mit Davis geprügelt hatte? Oder etwa dass die alten Digimon-Akten wieder aufgerollt werden mussten, wegen Karis Besuch am Meer der Dunkelheit? Seine Mutter seufzte nur wegen der vagen Aussage, hatte aber keine Zeit sich länger damit zu beschäftigen, da sie direkt wieder in ihre Redaktion musste um einen wichtigen Artikel mit ihrem Chef durchzusprechen.
 

Für einen Augenblick war Takeru am überlegen, ob er nicht doch lieber runter gehen sollte - er wollte nicht, dass Koichi ihn für zu aufdringlich hielt. Nach einem tiefen Seufzen drückte er die Klingel und wollte schon wieder runter gehen, als hinter ihm doch noch die Tür geöffnet wurde. „Warte doch. Was gibt´s denn?“ Hörte er die leise Stimme Koichis. Er drehte sich wieder um und ihm fiel dabei einfach keine Ausrede ein, warum er hier war. Er wusste es ja selbst nicht einmal…Anstelle auf eine Antwort zu warten, machte Koichi die Tür frei um T.K. eintreten lassen zu können. „Hast du Hunger? Ich mache gerade Essen…“ Takeru hatte tatsächlich noch nichts gegessen, was er just in diesem Moment bemerkte, da er den Duft von gutem Curry roch.
 

Das Curry war wirklich verdammt gut - Takeru musste gestehen, dass er nicht gedacht hätte, dass Koichi ein solch guter Koch war. Beim Gespräch am Essenstisch hatte er erfahren, dass Koichi vor allem immer koche um seine Mutter zu entlasten. „Ich möchte nicht, dass Mama immer von ihrer harten Arbeit wieder nach Hause kommt und sich dann auch noch um mich kümmern muss. Und es ist doch schöner von einem warmen Essen, als von einem hungrigen Sohn begrüßt zu werden!“ Takeru musste bei diesen Worten Koichis einsehen, wie erwachsen der andere Junge im Vergleich zu ihm war.
 

Nun saßen die beiden Jungen schweigend auf dem Bett von Koichi, jeder mit einem Buch in der Hand, das ihnen ihre Englisch-Lehrerin aufgedrückt hatte. Bis Ende nächster Woche sollten sie es fertig gelesen haben und einen Bericht für die Klasse anfertigen. Takeru sollte „Alice im Wunderland“ präsentieren und Koichi „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Letzterer hatte sich das Buch selbst ausgesucht - sehr zur Verwunderung der restlichen Klasse. Und vor allem war der Blonde erstaunt mit welchem Lesetempo Koichi das Buch durchlas. Während er selbst sich gerade Mal durch die ersten paar Seiten gequält hatte, war der Dunkelhaarige beinahe vollständig mit dem Lesen durch. Mit einem Seufzen schloss Koichi schließlich das Buch, legte es zur Seite und streckte sich. „Bist du etwa schon fertig?!“ Fragte Takeru ungläubig. Mit einem scheuen Lächeln nickte Koichi nur. „Aber…Wir haben das Buch doch heute erst bekommen?! Wie schnell liest du bitte?!“ Koichi zuckte nur mit den Schultern „Ich mache meine Hausaufgaben immer am ersten Tag…“
 

Koichi war kurz aus dem Raum gegangen um ein wenig was zu Trinken und zu knabbern zu holen. Nachdem er das Tablett neben Takeru auf das Bett gestellt hatte, machte er sich daran einen Tisch für selbiges aufzubauen. Denn auch wenn das Bett und der Kleiderschrank standen, der Rest war noch in Kisten an der Wand gestapelt. Takeru schaute abwechselnd auf das Buch und Koichi - und musste sich eingestehen, dass er wohl erst heute Abend wieder mit Alice ins Wunderland tauchen würde. Ein Eselsohr in der Ecke, damit er die Seite wiederfinden würde, und er gesellte sich zu Koichi, der ohnehin gerade auf Hilfe angewiesen war, da er gerade versuchte eine viel zu schwere Kiste anzuheben. „Warte, ich helfe dir!“ Dankbar lächelte Koichi und gemeinsam stellten sie die Kiste in die Mitte des Raumes. Kaum dass Koichi die Hände von der Box nahm, fiel der Blick von Takeru auf selbige. Kopfschüttelnd seufzte er bei dem Anblick von den aufgekratzten Rändern der Fingernägel.

Er hob sachte die Hände von Koichi mit den eigenen hoch und betrachtete sie besorgt. Warum macht er das nur immer wieder? , dachte sich der Blonde. Wenn er ein Problem hat, kann er doch darüber sprechen. Er versuchte Koichi in seine tiefen, dunklen Augen zu schauen, allerdings hatte dieser den Blick abgewendet und schaute gen Boden.

T.K. wollte die Hände von Koichi wieder loslassen, als ein lautes „Rumms“ hinter ihm, ihn zusammenzucken und die Hände des anderen nur noch kräftiger zusammendrücken ließ.
 

„Stör ich?!“ Fragte der Junge mit den gleichen tiefen, dunklen Augen, wie eben jenen, den T.K. gerade gegenüberstand. Koji. Der Blonde folgte dem Blick von Koji - er hatte noch immer die Hände von Koichi in seinen eigenen. Mit einem Mal ließ er selbige los. „Entschuldige!“ rief er seinem Gegenüber zu. Dieser lächelte ihn er dankbar als vorwurfsvoll an. Anstelle eine Einladung oder ähnliches abzuwarten, trat Koji ein und warf sich rücklings auf das Bett seines Zwillingbruders. „Was..“ Takeru kam gar nicht dazu seine Frage zu beenden, da ein strenger Blick von Koichi ihn zum Schweigen brachte. Selbiger setzte sich zu seinem Bruder auf das Bett. Takeru überlegte ob er nicht lieber gehen und die Brüder allein lassen sollte; griff sich aber letzten Endens einen der eben von Koichi aufgebauten Stühle und setzte sich ebenfalls ans Bett.
 

Koji schien richtig, richtig wütend zu sein. Bevor er überhaupt erzählte WAS denn nun eigentlich passierte, ließ er eine Salve von Beleidigungen über den Raum und die schweigenden Jungen ergehen. „Ich muss schon wieder umziehen! Ich hab so keinen Bock mehr! Der fünfundvierzigste Umzug! In zehn Jahren! Ich kann sein ewiges „Nur noch dieser! Nur noch dieser eine Umzug!“ -Getue echt nicht mehr ab! Wofür pack ich überhaupt noch die Kisten aus?! Ich such mir nicht mal mehr Freunde! Bringt ja doch nichts!“

„Wenn es dich so stört, zieh doch einfach zu deinem Bruder.“ Schlug Takeru unbedarft vor. Das betretende Schweigen und die Blicke, die die Brüder austauschten, waren genug für den Blonden um zu verstehen, dass er scheinbar etwas Falsches gesagt hatte. Koji richtete sich auf und schaute T.K. dabei mit einem unterkühlten Blick an. „Hast du…“ Weiter kam er nicht, da Koichi plötzlich seine Hand festhielt. Schaute er zunächst nur kurz zu Koichi, blieb sein Blick plötzlich besorgt auf seinem Zwilling liegen. Er behielt Koichis eine Hand weiter fest, seinen anderen Arm legte er um seinen Zwillingsbruder. Auch Takeru beachtete nun Koichi und vergaß beinahe das Atmen: Koichi hatte mit der einen Hand die seines Bruder gegriffen. Mit der anderen krallte er sich in die Brust, war vorn über gebeugt und atmete schwer. Plötzlich riss er die Hand von Koji los und hielt sie sich während eines plötzlichen Hustenanfalls vor den Mund. Schockiert betrachteten die beiden anderen Jungen danach die Handfläche von Koichi, in der sie einige Tropfen Blut sahen. Noch schockierter als über das Blut selber waren sie über die Farbe: Anstelle eines samtenen Rot war es tiefschwarz! „Koichi…“ Koji warf über Koichi hinweg zu dem Blonden einen hilfesuchenden Blick und rief: „Los! Jetzt lauf schnell zu Mama, dass sie einen Krankenwagen ruft! Ich bleib bei Koichi!“ T.K. nickte nur und lief los.
 

Als Takeru wieder kam, sah er wie Koichi mit einem Mal aufhörte zu zucken und zu keuchen und

bewusstlos zur Seite kippte, wo er von seinem Bruder aufgefangen wurde. Im Hintergrund hörte er Fräulein Kimura aufgeregt am Telefon, sah wie Koji Koichi festhielt und fühlte sich mit einem Mal so unglaublich nutzlos. Er riss die Augen auf, als er plötzlich sah, dass sich Koichi aufzulösen schien. Er blinzelte und musste sich eingestehen, dass er sich das wohl eingebildet hatte. Nur warum guckt Koji plötzlich so verwirrt? Habe ich mir das etwa nicht eingebildet? Bei Kari war das damals doch genauso? Oder irre ich mich? Er seufzte und setzt sich neben Koichi auf das Bett, um als stiller, nutzloser Betrachter auf den Krankenwagen zu warten.
 

Im Krankenhaus hatten die Ärzte ihnen mitgeteilt, dass sie keine Ursache für die plötzlichen Schmerzen Koichis hätten - den Dunkelhaarigen allerdings zur Überwachung über Nacht im Krankenhaus behalten wollten.
 

Takeru war losgegangen um ein wenig was zu Trinken zu besorgen. Als er wieder das Zimmer des Jungen mit den tiefen, dunklen Augen betrat, sah er wie Koji bei Koichi auf dem Bett saß und sachte den Hals des Älteren umklammert hielt, während sie Stirn an Stirn gelegt hatten. Dabei redeten sie im Flüsterton miteinander. Die Mutter von Koichi saß mit einem Stuhl schweigend in der Ecke und war auch die erste, die den Blonden bemerkte. Sie begrüßte T.K. mit einem freundlichen Lächeln und erst das „Dankeschön“ als ihr die Dose zugeworfen wurde, ließ die Zwillinge voneinander Ablassen.

Koji hat geweint… , dachte sich Takeru, als er die Tränenspuren auf den Wangen des jüngeren Zwillingbruders sah. T.K. setzte sich auf den anderen Stuhl neben dem Bett und gab sowohl Koji als Koichi eine Dose mit Limonade. „Vielen Dank…“ Sagten die beiden synchron.
 

Es war mittlerweile spät in der Nacht und Koichi endlich am Schlafen. Koji und Takeru saßen beiden schweigend an jeweils einer Seite des Bettes von Koichi. Tomoko war nach einigen Stunden wieder nach Hause gefahren - einerseits um der Mutter von T.K. Bescheid zu geben, dass alles in Ordnung sei, andererseits aber auch, da sie am nächsten Morgen wieder früh aufstehen musste. Da sie gerade erst den Arbeitsplatz gewechselt hatte, konnte sie sich nicht einfach frei nehmen - auch wenn sie es noch so gerne wollte. Ein plötzliches Klingen ließ Koji und T.K. zusammenfahren: Das Handy von Koichi ließ eine hübsche Melodie ertönen. Die beiden schauten sich überrascht an und machten sich dann auf die Suche nach dem Handy - alleine schon weil in dem Krankenhaus ein strenges Handy-Verbot herrschte. T.K. war schließlich der erste, der es aus der Jackentasche von Koichi holte und - wohl eher aus Gewohnheit, denn wirklich aus Absicht - ran ging. Er riss kurz die Augen auf, als er eine unbekannte, tiefe Männerstimme hörte. Schweigend gab er das Gerät an Koji weiter, der anders reagierte als er gedacht hatte: Mit wütendem Unterton zischte er, dass die Person es nicht mehr wagen sollte diese Nummer anzurufen. „Wer..?“ Fragte der Blonde und ein abwertender Blick Kojis brachte ihn schon dazu zu denken, dass er nie eine Antwort erhalten würde. „Mein Vater…“ Sagte der Dunkelhaarige schließlich seufzend. „Warum hast du nicht gesagt, dass Koichi im Krankenhaus liegt?“ „Weil es ihn nichts angeht!“ Koji hielt sich kurz die Hand vor dem Mund, war er doch recht laut geworden und er wollte Koichi nicht wecken. Er rieb sich die Schläfe und schien zu überlegen wie er die Situation am besten erklären würde: „Vater weiß nicht, dass Koichi und ich uns kennen…“ Takeru betrachtete ihn schweigend, war aber sehr verwundert. Wie kann er so etwas nicht wissen? Bevor T.K. seine Frage laut aussprechen konnte, wurde sie auch schon von Koji beantwortet. „ Wir wurden getrennt, als wir noch ganz klein waren. Mein Vater hat mir seitdem erzählt, dass meine Mutter tot sei! Und Koichi hat er nie mit einem Wort erwähnt! Wir haben uns auch nur per Zufall getroffen…“ Koji biss sich auf die Lippen und überlegte wohl wie er das, was danach kommt am besten erzählen könne. „Jedenfalls hab ich unsere Mutter schon kurz darauf kennengelernt, während Koichi nie Anstalten machte unseren Vater kennenzulernen - was ich durchaus nachvollziehen kann!“ T.K. verstand zum ersten Mal, was wohl in den Brüdern vorging und auch die Komplexität der Situation. Dann fiel ihm etwas auf: „Wie kam dann euer Vater an die Handynummer von Koichi?“ Koji seufzte und zuckte mit den Schultern. „Vermutlich hat er Zuhause per Zufall die Nummer von ’nem gemeinsamen Freund von Koichi und mir gefunden und ihn so lange genervt, bis er die Nummer von Koichi rausrückte…War wohl auch erst notwendig, weil ich nicht pünktlich zum Abendessen zurück war und wegen des Krankenhauses mein Handy ausgeschaltet hab!“ Letzteres sagte er mit solch bitterem Unterton, dass T.K. sich sicher war, dass selbst ein Tauber ihn hätte hören können!

Neuer Besucher

Kapitel 4 „Neuer Besucher“
 

Hikari betrachtete die graue Welt um sich herum. Graue Wolken vor einem grauen Himmel, der sich in grauem Wasser spiegelte. Sie selbst war auch grau. Fügte sich nahtlos in die Welt um sich herum ein. Sie sah zum Leuchtturm. Sie hasste ihn. Sie hasste einfach alles an ihm: Sein graues Äußeres, seine Höhe, sein schwarzes Licht… Sie hasste das Wasser vor sich. Sie hasste die grauen Wellen, das Geräusch, die Bewegung. Sie hasste das Meer der Dunkelheit. Sie hasste sogar die Luft hier.
 

Die Luft schmeckte anders. Sie schien geradezu zu vibrieren - oder eher zu zittern. Im Gegensatz zu ihrem letzten Besuch, an dem es windstill war, wehte nun eine leichte Brise, die an ihren Kleidern riss.
 

Die bekannte Angst kroch ihren Körper hoch und verschnellte ihren Herzschlag. Es war als würde sich ihr ganzer Körper fluchtbereit machen. Flucht wovor? Oder vor wem?
 

Sie entdeckte eine ihr bekannte Silhouette vor dem tiefen, dunklen Meer stehend und selbiges betrachtend: Koichi. Scheinbar konnte er spüren, dass er beobachtet wurde, da er sich halb zu Hikari umdrehte. Dabei hielt er sich mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht, die der Wind immer wieder in selbiges wehte. Als er Hikari erkannt hatte, streckte er seinen Arm in ihre Richtung aus, als wolle er nach ihr greifen.
 

Hikari rannte auf ihn zu und befürchtete kurzzeitig, dass sie in einem Alptraum gefangen war und sie Koichi nicht näher kommen könnte. Sie lief und lief und lief. Nach nur wenigen, viel zu schnell geatmeten, Atemzügen erreichte sie ihn jedoch und riss die Augen auf.
 

Er stand vor ihr, mit seinem milden, wissenden Lächeln. Er trug Kleidung, die Hikari eher an einem Krankenhaus-Patienten, denn an ihm erwarten würde. Und er war barfuß. Hikari wurde allein bei dem Gedanken kalt. Immerhin trägt er eine Jacke, dachte sich das Mädchen.
 

„Warum bist du hier?“ Fragte sie. Und wo bist du in der realen Welt? Fragte sie ihn in Gedanken. „Ich kann hier besser atmen…“ War die seltsame Antwort von Koichi. „Was…?“ Er zuckte mit den Schultern und auf die fragenden Blicke, mit den Hikari seine äußere Erscheinung musterte, antwortete er: „Ich konnte in unserer Welt nicht mehr atmen. Ich bekam keine Luft mehr…“ Bei diesen Worten kralle er sich mit der rechten Hand in die Brust. „Hast du…Schmerzen?“ fragte das junge Mädchen besorgt. Als der Junge neben ihr mit dem Kopf schüttelte, seufzte sie erleichtert aus.
 

Wieder standen sie dort. Am Meer. Gemeinsam. Und doch hatte Kari das Gefühl, dass sie unendlich weit voneinander getrennt waren. Besorgt musterte sie Koichi neben sich. „Liegst du gerade im Krankenhaus? Also in unserer Welt?“ Er antwortete ihr nicht, stattdessen schaute er stur in die tiefen, dunklen Wellen.

„Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen…“ Wich er aus.

Zögerlich streckte Hikari ihre Hand aus und umschlang Koichis überraschend kalte Hand. Ihr Herz machte einen Sprung, als dieser mit einem Lächeln den sanften Händedruck erwiderte.
 

Sie hätte ewig dort stehen bleiben können - und wollen. Doch da war plötzlich wieder dieses Gefühl. Diese Angst und ihr Körper, der am liebsten davon rennen würde. Offensichtlich spürte Koichi auch etwas, drückte er doch Hikari plötzlich hinter sich. „Was geht hier vor?“ Fragte er kühl in die Dunkelheit hinaus. Plötzliche Sturmwehen brachten sie dazu ihre Augen zu schließen und erst ein kaltes, herrisches Lachen vor ihnen brachte sie dazu, sie mit vor den Augen gehaltenen Händen wieder zu öffnen.
 

„Wie schön. Du bist tatsächlich zu mir gekommen…Wieder und wieder.“ Ein weiteres amüsiertes, herzloses lachen ließ den beiden geradezu das Blut in den Adern gefrieren und das Herz stehen bleiben. „Wer bist du?!“ Rief Koichi, nun mit einem leicht panischen Unterton.
 

Ein Ring aus blauem Feuer schloss Kari und Koichi ein. Letzterer ließ ein Knurren von den Lippen, dass nur mit einem weiteren markerschütterndem Lachen beantwortet wurde. „Zeig dich…“ Kam es schließlich auch zögerlich von Hikari. Tatsächlich erhob sich langsam aus den blauen Flammen vor ihnen eine Figur, die Kari und Koichi wegen des Feuers dahinter, nicht wirklich erkennen konnten. Für Hikari war allerdings der grobe Schattenriss genug. „Deemon…!“ Koichi drehte sich für einen Augenblick fragend zu Hikari um - eine Entscheidung, die er bereuen würde. Deemon verschwand in dem kurzen, ungesehen Moment wieder im Boden. Um plötzlich hinter Hikari aufzutauchen.
 

„Keine Sorge…Ich will ihr nichts tun. Solch unnötige Kreaturen sind meiner Zeit nicht würdig…!“ Koichi knurrte wieder - ein tiefes Donnergrollen, das so manchem Menschen eine Gänsehaut über den Körper kriechen lassen würde. Das für Koichi unbekannte Digimon jedoch kicherte nur. „Was willst du?“ Anstelle die Frage beantwortet zu bekommen, hielt Deemon dem jungen Mädchen einen Finger an die Kehle. „Ich will dich! Oder besser: Ich will das, was du in dir trägst.“ Koichi schaute Deemon fragend an. Hikari verstand nicht um was genau es ginge, doch erinnerte sie sich zu gut an die Ereignisse von vor drei Jahren. Damals wollte Deemon Ken, oder viel mehr die Saat der Finsternis an sich reißen. Was will er nur von Koichi? Fragte sie sich. Ein plötzliches Glühen ließ sie augenblicklich erstarren. Sowohl in ihren Gedanken, als auch körperlich - sie hielt sogar den Atem an.

Deemon ließ aus seinem Finger ein kleines Flämmchen erscheinen und kam damit Hikaris Hals gefährlich nahe.
 

„Rühr sie nicht an!“ Das Lachen von Deemon erstarb. „Diese Augen! Diese unglaublichen Augen! Die Finsternis in diesen Augen…!“ Koichi ballte die Hände zu Fäusten, auch wenn er sie nicht zum Kampf erhob. „Komm zu mir und dieses Mädchen ist sofort frei!“ „Du darfst ihm nicht vertrauen. Deemon ist durch und durch böse! Er hat…“ Weiter kam sie nicht, da Hikari plötzlich einen schmerzverzerrten Schrei von sich gab, der Koichi mehr erschreckte, als alles Lachen von Deemon bisher. Das Digimon hatte die Flammen für nur einen kurzen Augenblick gegen Hikaris Hals gedrückt, doch war das bereits genug um hässliche Blasen und einen widerwärtigen Gestank und Schmerz loszulassen, der Hikari beinahe zum Erbrechen brachte.
 

Koichi seufzte und lockerte die Hände. „Lass sie gehen…Ich werde tun, was du willst…“ Er setzte einen Fuß langsam vor den anderen und näherte sich Deemon. Dieser schnippt einmal mit den Fingern und das blaue Feuer um sie herum erstarb. Achtlos warf er Hikari neben sich, die heftig hustete und danach zusammenbrach.
 

Eines hatte er jedoch nicht gesehen. Durch das Feuer sichtgeschützt, waren unzählige schwarze, abnorme Kreaturen herangeschlichen. Koichi riss überrascht die Augen auf. Er war jedoch lange nicht so überrascht, oder eher schockiert, wie Deemon. Dieser drehte sich zu den Gestalten um. Koichi nutzte diese Chance um zu Hikari zu eilen.
 

„Habt ihr immer noch nicht genug?! Akzeptiert ihr mich immer noch nicht als euren neuen Gott?!“ Deemon schrie aufgebracht die seltsamen Wesen an. Mit wenigen Flügelschlägen seiner Fledermaus-ähnlichen Dämonenflügel brachte er sich einige Meter über den Boden. Von seiner Position aus war er den dunklen Wesen deutlich überlegen. Dies war jedoch kein Grund für sie, nicht weiter auf Deemon zuzueilen. „Niemand greift die auserwählte Jungfrau an… Ihr Licht ihr das Einzige, das unser Leben erträglich macht…Die Hoffnung auf ein Leben an ihrer Seite gibt uns Kraft und Mut…“
 

Koichi half Hikari auf die Beine. Einen Arm hatte er um sie gelegt und betrachtete dabei die Brandwunde an ihrem Hals. „Es…es geht schon…“ Flüsterte das Mädchen erschöpft. Sie warf den Schattenkreaturen einen seltsamen Blick zu. „Ich habe ihnen Unrecht getan…“

Eines von ihnen kam auf Hikari und Koichi zu…gekrochen? …gerannt? …geschwebt?

„Meine Brüder werden ihn nicht aufhalten können... Das vermag nur unser alter Gott…“ Koichi und Kari lief eine Gänsehaut über den Rücken, als sie diese abnorme Kreatur reden hörten. „Folgt mir…“

Das Mädchen nickte Koichi zu, worauf dieser, noch immer Hikari stützend, dem Wesen folgte. Schon nach kurzer Zeit musste er jedoch einsehen, dass sie auf diese Weise viel zu langsam waren, weshalb er sie letzten Endes auf dem Rücken huckepack trug.
 

Sie hörten kaum noch die wütenden Schreie Deemons und die schmerzerfüllten Schreie der dunklen Schattenwesen, als ihr Führer sich zu ihnen umdrehte. Er wandte sich an Koichi und deutete auf dessen rechte Jackentasche. „Hol das Gerät hervor…!“ Befahl er. Koichi griff in die entsprechende Tasche und holte zögerlich sein Handy hervor. „Nun geh zum Meer…Und beeil dich…“ Für einen Moment zögerte der Junge, doch mit dem Zuspruch von Hikari setzte er sich in Bewegung.
 

Seltsamerweise schien er plötzlich zu wissen, was er zu tun hatte. Kurz bevor sie das Wasser erreichten, ließ er Hikari vom Rücken gleiten und ging dann schrittweise weiter in die tiefen, dunklen Wellen hinein.
 

Hikari stand am Strand und schaute dem Jungen, mit den tiefen, dunklen Augen hinterher. Was tut er da? Was soll das? Unsicher schaute sie zu ihrem Wegbegleiter, der sie jedoch nicht wahrzunehmen schien. Warum helfen sie uns? Wir haben sie doch damals angegriffen..?!
 

In Gedanken ging sie ihren ersten Besuch am Meer der Dunkelheit durch. Damals sind ihr Takeru und Gatomon zu Hilfe geeilt. Und nun? Nun halfen ihr eben jene Wesen, vor denen sie damals beschützt wurde…
 

Koichi nahm sein Handy, atmete einmal tief ein und aus und hielt es dann in das Wasser. Ein gleißendes Licht und ein seltsames Pulsieren ließen ihn die Augen zusammenkneifen. Als er sie wieder öffnete, hielt er nicht mehr sein bekanntes Handy in der Hand. Stattdessen hatte es seine Form verändert. Und die Farbe. Und die Beschaffenheit. Er zog das neue, jedoch altbekannte Gerät an die Brust. „Ein D-Tector..“ Flüsterte er in die Wellen. Er biss sich auf die Lippen. Bevor er zu Hikari zurückkehrte, steckte er seinen D-Tector in die Tasche, aus der er eben noch sein Handy zückte.
 

„Beeilt euch…! Wir können Deemon nicht aufhalten…“ Koichi nickte und nahm Hikari wieder auf den Rücken. Sie erreichten die angrenzende Stadt und das Wesen schien sie verlassen zu wollen. „Warte…“ Flüsterte Hikari. „Ich…Ich möchte mich für eure Hilfe bedanken…“ Das Wesen sagte nichts, sondern wandte sich Koichi. „Du darfst seinem Rufen nicht folgen… Du musst sie beschützen…“ Mit diesen Worten drehte sich die Kreatur um. „Was muss ich beschützen?“ Er schaute kurz zu Hikari. „Oder wen?“
 

Die Rufe von Deemon und die ihn umgebenden Schmerzensschreie wurden wieder lauter. „Wir sollten gehen…“ hörte er das junge Mädchen auf seinem Rücken flüstern.
 

Eigentlich wollte sie bewusst darauf achten, wie sie wieder zurück in ihre Welt kamen, doch der Schmerz ließ sie irgendwann ohnmächtig zusammenbrechen. Sie war sich sicher, dass sie kurz vorher große, rote, glühende Augen sah.
 

Takeru und Koji wurden letzten Endes von der Stationsschwester aus dem Zimmer von Koichi verbannt, mit dem Hinweis, dass sie es zwar sehr schätze, dass man sich um ihn sorge, er allerdings Ruhe brauche. Die Proteste von Koji überging sie einfach - T.K. selbst hatte nicht einmal versucht Einspruch zu erheben. Insgeheim gab er ihr sogar Recht; auch wenn er lieber bei Koichi geblieben wäre.
 

„Dann können wir genauso gut nach Hause gehen…“ Seufzte Koji. Auch wenn der Blonde es nur ungern zugab, musste er dahingehend dem anderen Recht geben. „Stimmt. Und Koichi würde sicher nicht wollen, dass wir uns seinetwegen die Nacht um die Ohren schlagen…“

„Ich schreib Koichi nur schnell `ne SMS, dass wir nach Hause gegangen sind…“ Koji griff in die Hosentasche, in der sich sein Handy befinden sollte und erstarrte. „Was hast du?“ Fragte T.K. und wunderte sich, dass Koji auf einmal hektisch wurde. „Geh schon mal vor…Ähm…Ich hab vergessen, dass man hier gar kein Handy benutzen darf…Ich…Ich schreib ihm eben eines Zettel…Und ich hol mir eben noch den Haustürschlüssel aus Koichis Zimmer…“ Der Blonde hob eine Augenbraue und verfolgte den Jungen mit dem Pferdeschwanz, wie dieser sich heimlich in das Zimmer seines Zwillingbruders stahl.
 

Koji schloss die Tür mit dem Rücken und holte aus der Hosentasche ein Gerät, von dem er sich sicher war, dass er es nie wieder sehen oder benötigen würde. „Warum? Der D-Tector? Aber?!“ Stammelte er und schaute zum ersten Mal bewusst auf das Bett von Koichi - und sog scharf die Luft ein. Das Bett war leer. Wie der Rest des Zimmers auch. Er ging um das Bett herum und in das Badezimmer. Keine Spur von ihm. Er kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen, dachte der Dunkelhaarige besorgt. Oder?! Fügte er in Gedanken hinzu. Er erinnerte sich daran, als Koichi sich für einen Augenblick in seinen Armen auflöste und eine Gänsehaut überkam ihn bei dem Gedanken. Kopfschüttelnd vertrieb er den Gedanken und dachte an logische Erklärungen, warum sein Bruder so plötzlich verschwunden sein könnte. Er riss die Tür auf um auf dem Gang nach seinem Bruder zu suchen und rannte beinahe in T.K. hinein „Pass doch auf!“ Fluchte Koji.
 

Takeru wunderte sich über den hektischen Unterton, mit einem Blick auf das leere Bett jedoch ging die unangenehme Hektik auch auf ihn über. „Sag mir, dass Koichi im Bad ist?!“ Koji beachtete ihn gar nicht, sondern lief zum Aufenthaltsraum der Schwestern. Er machte sich nicht einmal die Mühe anzuklopfen. „Wo ist Koichi? Wo ist mein Bruder?“ Rief er in das Zimmer. Die ohnehin schon entnervte Stationsschwester kam auf den Gang um Koji davon zu unterrichten, dass sie sich immer noch in einem Krankenhaus befänden und sie ein entsprechendes Verhalten wünschen würde. Koji machte daraufhin eine rüde Geste und drückte sich dann an der Schwester vorbei und rannte durch den Flur.
 

Takeru seufzte und entschuldigte sich im Namen von Koji bei der Schwester. Dabei sog er sich irgendetwas halbwegs Plausibles aus den Fingern - als er Koji nachjagte, war er jedoch nicht einmal mehr sicher, was er gesagt hatte.
 

Takeru war verdammt stolz auf seine Kondition, doch schien sie nichts im Vergleich zu der von Koji zu sein. Dieser spurtete die Treppen des Krankenhauses hinunter. Schien sie beinahe hinabzufliegen... Kurzzeitig blieb der Blonde stehen und bestaunte Koji, der sich flink mit einer Hand am Treppengeländer abdrückte und sich leichtfüßig über selbiges schwang. Wie ein Tier. Wie ein Raubtier. Dachte Takeru, als er sah wie Koji wolfsartig landete und einfach weiter lief. Er selbst mutete es sich nicht zu einfach so hinabzuspringen und so blieb ihm nichts anderes übrig als dem Dunkelhaarigen zu folgen so gut er konnte.
 

Koji holte den D-Tector heraus. In der Digiwelt hatte dieser auch als Kommunikationsgerät fungiert - warum sollte er also in ihrer Welt nicht auch das Gleiche leisten? „Koichi? Koichi hörst du mich?“ Fragte er in das Gerät. Anstelle einer Antwort von Koichi, erschien über dem kleinen Gerät ein kugelartiges Gebilde. Es war die Karte, die Koji schon oft geholfen hatte. Führt mich die Karte zu Koichi? Fragte er sich. Er lief dem leuchtenden Punkt, der hier und da die Richtung änderte, stur hinter her - er achtete dabei nicht einmal auf den genauen Weg. Es war viel wichtiger Koichi zu finden, und dass würde wohl leichter passieren, wenn er auf seinen D-Tector achten würde, als wenn er einfach darauf los suchen würde.
 

Ab und an hatte Takeru richtige Probleme dem Dunkelhaarigen zu folgen. Ab und an sah er nur noch den langen Pferdeschwanz um eine Ecke verschwinden. Außerdem wurden seine Beine schwer und er spürte ein unangenehmes Stechen zwischen den Rippen. Er hatte es längst aufgegeben nach Koji zu rufen, da dieser auf nichts anderes als den Weg vor ihm fixiert zu sein schien. Takeru verstand nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund wusste Koji scheinbar genau woher er gehen musste. Takeru selbst versuchte sich den Weg einzuprägen - durch die nächtliche Dunkelheit fiel ihm das jedoch erstaunlich schwer. Eine gewisse Panik sich verirrt zu haben, machte sich in ihm breit und ließ sich auch durch Vernunft nicht vertreiben.
 

Mit einem Mal wusste der Blonde ganz genau wo sie sich befanden: Die Umgebung war komplett ausgeleuchtet, Lärm umfing ihn und über sich sah er in Blockbuchstaben: „SHIBUYA“. In Gedanken ging er durch was Hikari damals gesagt hat; dass sie nach dem Meer der Dunkelheit an diesem Bahnhof angekommen war. Heißt das etwa, dass Koichi auch zum Meer der Dunkelheit gerufen wird? Fragte sich der Blonde und rannte mit einem Mal in jemanden hinein. Koji war plötzlich stehen geblieben und wartete vor einem der Schalter. Er beachtete dabei nicht einmal Takeru hinter sich. Dafür bekam dieser zum ersten Mal den Gegenstand zu sehen, den Koji erhoben hielt. „Ein Digivice…“ Flüsterte er in sich hinein.
 

Die Kugel verschwand und Koji war sich sicher, dass er hier irgendwo seinen Bruder finden würde… Ein kalter Schauer zog sich über seinen Rücken als er an die Treppe dachte, die Koichi damals verzweifelt genommen hatte und…

Er schüttelte den Kopf und vertrieb die düsteren Gedanken. Es gibt gerade wichtigeres, dachte er sich ernst.
 

Endlich nahm Koji Rücksicht auf Takeru, der noch immer schwer atmend hinter ihm stand. Gemeinsam gingen sie schweigend durch den Bahnhof. Durch diesen riesigen Bahnhof, der Koji wie ein Irrgarten vorkam. Warum zum Teufel hat ausgerechnet jetzt die Karte,…er konnte seine Gedanken nicht einmal zu Ende denken, da er von Takeru angestubbst wurde, der mit dem rechten Zeigefinger auf einen bestimmten Punkt vor ihnen deutete: Sein Bruder, der ein fremdes Mädchen auf dem Rücken trug und mit leerem Blick langsam einen Fuß vor den anderen setzte.
 

Takeru und Koji sahen sich kurz an, nickten einander zu und spurteten dann auf die beiden zu. Takeru schlug sich die Hände vor den Mund. „K…Kari…?“ Flüsterte er schockiert durch die Finger. Kari war sehr blass und an ihrem Hals konnte er eine ziemlich heftige Brandwunde sehen. Koji nahm seinem Zwilling die Last ab und hievte das junge Mädchen auf den eigenen Rücken. „Verdammt. Wo warst du? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht! Wenn dir… was passiert wäre…“ Kojis Stimme war leise, lediglich ein Flüstern, doch war nicht viel mehr nötig. Schuldbewusst schaute Koichi für einen Augenblick zur Seite, eine Regung von Hikari brachte ihn jedoch dazu zu seinem Bruder zu gucken. „Bitte…sei nicht…böse…Es ist meine…Schuld…“ Mehr brachte das Mädchen nicht heraus, bevor sie auf Kojis Schultern zusammensank. „Wir müssen sie in ein Krankenhaus bringen... Und dich gleich mit!“ Vorwurfsvoll schaute Koji auf Koichis nackte Füße und die dünne Krankenhaus-Kleidung.

Neuer König

Kapitel 5 „Neuer König“
 

Am nächsten Morgen musste Davis sich sputen um nicht zu spät zu kommen. Auf dem Flur vor dem Klassenraum legte er einen letzten Sprint hin, überholte dabei Herrn Minazuki nur knapp vor der Tür zum Raum und begrüßte die Klasse mit einem sehr lauten „PÜNKTLICH!“ Nach Luft schnappend setzte er sich auf seinen Platz und zum ersten Mal beachtete er den Platz zwischen T.K. und sich, auf dem eigentlich Kari hätte sitzen sollen. „Hää? Ist Kari heute gar nicht da?!“ Fragte er über Karis Tisch hinweg zu dem Blonden. Der düstere Blick von ihm veranlasste Daisuke dazu seine Bücher und seine Jacke auf den Platz zu rücken, über dessen Leerheit er sich eben noch beklagt hatte.
 

„Und Koichi ist auch nicht da?!“ Hörte er ihren Klassenlehrer unsicher fragen, als er die Anwesenheitsliste durchging und Kari als fehlend markiert hatte. Davis wollte schon wieder Takeru fragen, ob er etwas über den Verbleib von den beiden wüsste, als der Blonde einen kleinen, zusammengefalteten Zettel auf sein Pult warf. In T.K.s ordentlicher Handschrift konnte er darauf lesen:
 

Kari und Koichi liegen beide im Krankenhaus.
 

Perplex und schockiert las er die Zeile wieder und wieder durch, als hoffte er in ihr irgendwo ein „Haha, reingefallen!“ zu entdecken. Er schaute Takeru fragend an, dieser schüttelte jedoch den Kopf, als wolle er sagen: Nicht hier…!
 

Sie schrieben verschiedene Formeln und Zahlen ab, die für Davis nur wie irgendwelche Würmchen aussahen, die sich über die Tafel schlängelten und ihn für seine miesen Mathe-Kenntnisse auslachten. Mit einem Mal hörten sie ein scheues Klopfen und als die Tür geöffnet wurde, stand Koichi in der Tür. „Entschuldigen Sie bitte mein Verspäten…“ Koichi rechtfertigte sein zu spätes Eintreffen nicht, sondern schaute für einen Augenblick lang mit schiefem Kopf und starrem Blick auf die Tafel.

Plötzlich ging er auf den Lehrer zu, der ihn erschrocken ansah und perplex einen Schritt nach hinten auswich als der Dunkelhaarige ihm die Kreide aus der Hand nahm und zur Tafel ging. „Sie haben hier einen Fehler…Der Integral würde so keinen Sinn machen…“ Koichi wischte mit dem Handrücken einen der für Daisuke so seltsam aussehenden Würmchen weg und schrieb stattdessen etwas anderes dahin.
 

Verblüffte Blicke seiner Klassenkameraden und von Herrn Minazuki folgten ihm, als er sich auf seinen Platz neben Takeru setzte. Dieser nickte ihm zu und ließ die Schultern hängen, als Koichi den Kopf schüttelte.
 

In der Pause hatten die drei Jungen beschlossen drinnen zu bleiben und saßen nun am eigentlichen, für heute unbesetzten, Fensterplatz von Davis um sich über die Geschehnisse der letzten Nacht zu unterhalten. Davis war sich sicher, dass Takeru ihm eigentlich Dinge sagen wollte, die nicht für Koichis Ohren bestimmt waren, aber einerseits war er sich sicher, dass sie sich bestimmt noch einmal unter vier Augen unterhalten würden und vor allem andererseits wusste Koichi über den gesundheitlichen Zustand von Kari besser Bescheid als er selbst oder Takeru, da der Dunkelhaarige bis eben im selben Krankenhaus gelegen hatte wie sie.
 

„Sie wird nicht vor Übermorgen entlassen. Und selbst das steht noch in den Sternen…“ Takeru nickte ihm zu und Davis sagte: „Was ist denn jetzt eigentlich passiert? Und was hat sie?“ Die Sorge um das junge Mädchen war ihm ins Gesicht geschrieben, und auch die Stimme hatte einen beklemmten Klang. Koichi seufzte und schaute aus dem Fenster. „Sie hat geprellte Rippen, am Hals Verbrennungen zweiten Grades, Schürfwunden, Prellungen und was weiß ich nicht noch alles…“ Er ballte seine Hände zu Fäusten und biss sich auf die Unterlippe. „Und das ist nur meine Schuld…!“ flüsterte er kaum hörbar durch das offene Fenster. Takeru und Davis sahen sich betreten an. Takeru hatte Hikari gestern noch gesehen, von der Brandwunde am Hals und ein paar Schürfwunden mal abgesehen jedoch kaum Verletzungen wahr genommen…“Was ist denn passiert? Und was hattest du, dass du ins Krankenhaus musstest…?“ Fragte Davis weiter. Takeru überkam dabei eine Gänsehaut, die Davis nicht verborgen blieb. „Was habt ihr denn, verdammt noch mal?!“
 

Koichi und Takeru schwiegen betreten und kaum, dass Koichi den Mund aufmachte um etwas zu sagen, wurden sie von einer Klassenkameradin unterbrochen. „Ähm…Koichi? Du bist ja scheinbar ziemlich gut in Mathe…Ähm…Könntest du mir das Thema noch Mal erklären..?“ Koichi seufzte einmal und nickte dann gequält lächelnd. Er entschuldigte sich bei Takeru und Davis und folgte dann dem Mädchen zu ihrem Tisch.
 

„Also...Was war jetzt gestern los?“ Fragte Davis, der die Gunst der Stunde nutzte, dass Koichi gerade gegangen war. „Ich hab Kari gestern Nacht noch kurz in ihrem Zimmer besucht…Sie meinte dann sie hätte einen Autounfall gehabt. Koichi habe sie dann kurz darauf zufällig gefunden und Koji eine SMS geschickt, wo sie zu finden wären…“ Davis schaute ihn genauso an, wie Takeru auf die Geschichte reagiert hatte: Ungläubig. „Das ist Stuss, wenn du mich fragst…“ Fügte T.K. hinzu. Der Junge mit der Fliegerbrille legte den Kopf schief. „Was glaubst du denn, was passiert ist? …Ich meine…es hört sich für mich auch nicht so richtig an, aber…könnte ein Autounfall nicht wirklich der Grund sein, warum sie im Krankenhaus liegt?“ Vehement schüttelte der Blonde den Kopf. „Du hast ihre Verletzungen nicht gesehen…Das waren keine Verletzungen aus einem Autounfall…Ich glaube eher…“ Er holte tief Luft und sprach dann seine Gedanken aus. „..ich glaube eher, dass sie wieder am Meer der Dunkelheit gewesen ist… und dieses Mal… dort angegriffen wurde…“
 

Takeru schien zu überlegen, ob er Davis auch erzählen sollte, dass es keinen Sinn machte, dass Koichi Koji eine SMS geschrieben habe - immerhin waren sie die meiste Zeit über zusammen. Und außerdem - woher hätte Koichi, der im Krankenhaus lag, von Hikaris Unfall gewusst haben sollen? Und da war noch das Digivice von Koji; T.K. war sich ziemlich sicher, dass es sich um eines handelte. Es sah zwar ein wenig anders aus als ihres, aber eine gewisse Ähnlichkeit ließ sich nicht abstreiten… Gab es etwa eine neue Generation Digiritter? Er schüttelte den Kopf. Etwas schien ihm zu sagen, dass er warten sollte, bevor er Davis und den anderen von seinen Vermutungen und Beobachtungen erzählen würde. Und vor allem wollte er erst einmal mit Kari selbst über die ganze Angelegenheit reden.
 

Koichi kam zu den beiden Jungen zurück und wollte etwas sagen, als es zur nächsten Unterrichtsstunde klingelte - darum seufzte Koichi und nickte Davis und T.K. kurz zu, bevor er sich auf seinen Platz setzte, gefolgt von Takeru, der neben ihm saß.
 

Im Weiteren hatten sie Englisch - wobei ihre Lehrerin sie noch einmal ausgiebig an ihre Präsentationen erinnerte. Des Weiteren erklärte sie das neue Thema: Shakespeare.

In der Zeit des Gestöhnes der Klasse, da alle wenig begeistert waren von der Aussicht auf Hamlet, Macbeth oder Romeo und Julia, schrieb Koichi einen Zettel, den er seinem Tischnachbarn unauffällig auf sein Buch warf.
 

Ich geh nach der Schule ins Krankenhaus. Hikari besuchen. Kommst du mit? (Wirf den Zettel bitte auch Davis zu)
 

Der Blonde warf ihm einen erstaunten Blick zu und nickte dann. Davis, der einzuschlafen drohte, musste durch einen Schlag mit T.K.s Englischbuch geweckt werden. Bevor er sich darüber hätte aufregen können, warf ihm Takeru den Zettel an die Stirn. Dieser las den Zettel und schüttelte den Kopf. Hastig kritzelte er etwas auf die Rückseite. Sowohl T.K. als auch kurz darauf Koichi mussten sich ziemlich anstrengen um überhaupt entziffern zu können, was Daisuke dort niedergeschrieben hatte.
 

Sorry. Hab am Wochenende ein wichtiges Spiel. Kann deswegen das Training heute nicht sausen lassen.
 

Takeru wollte schon wieder etwas auf einen Zettel schreiben, als er von seiner Lehrerin - selbstverständlich auf Englisch - getadelt wurde, dass sie das Zettelchen-Schreiben doch bitte unterlassen mögen. Außerdem bat sie Takeru mit weiterhin strafendem Blick das nächste Kapitel über die Gedichte von Shakespeare vorzulesen. Hilfesuchend schaute er zu Koichi - hatte T.K. doch überhaupt nicht darauf geachtet, wo sie derzeitig waren.

Der Dunkelhaarige hielt sein Buch schief, sodass T.K. die Seite sehen konnte - mit dem Zeigefinger deutete er auch auf den Absatz, den der Blonde lesen sollte.
 

Nach der Schule gingen die Jungen wieder ein Stück gemeinsam, wobei T.K. seinen Frust über die Englisch-Lehrerin und Davis über die „widerlichen Intergrale“ ausließen. Koichi hielt sich dabei eher zurück. Allerdings hatten sie nicht allzu viel Zeit sich über ihren Unterricht auszulassen, da Daisuke schon bald in eine andere Straße abbog, als Koichi und Takeru, da dieser noch zum Fußballtraining wollte.
 

„Wäre es in Ordnung, wenn wir vorher noch ins Blumengeschäft gehen könnten?“ Fragte Koichi scheu, als sie an einem eben solchen vorbei kamen. Takeru schaute ihn durchdringend an, hielt aber seine Gedanken für sich. Er wunderte sich warum Koichi sich so um Kari sorgte. Immerhin kannte er sie doch seit gerade einmal gestern Morgen?!
 

Nur wenige Minuten später konnten sie die Umrisse des großen, grauen Sandsteingebäudes sehen. Takeru seufzte und blieb stehen. Er erinnerte sich zu gut an das Krankenhaus. Es war eben jenes Krankenhaus, das damals von Marinedevimon angegriffen wurde - soweit er wusste war es erst seit kurzem wieder vollständig erneuert worden. Nach all den Schäden hatte es tatsächlich beinahe zwei Jahre gedauert, bis auch der letzte Schaden ausgebessert wurde.

Voll Bitterkeit erinnerte er sich daran, wie Cody damals gezwungen war, einsehen zu müssen, dass sie dieses Mal das Digimon töten mussten. Er hasste die Finsternis noch immer dafür. Er hasste sie dafür, dass Cody seine moralischen Werte über Bord werfen musste, da er sonst keine Chance gehabt hätte viele Menschen zu retten.
 

Und dennoch. Cody hatte sich danach verändert. Was T.K. sehr verstehen konnte. Cody war gezwungen worden das Leben verschiedener Lebewesen gegeneinander abwiegen zu müssen. Es war doch unmöglich, dass ein Leben besser sein sollte als ein anderes.

Doch hatten sie damals handeln müssen. Er schluckte schwer bei dem Gedanken, wie es wohl ausgegangen wäre, wenn sie Marinedevimon damals nicht getötet hätten.
 

Er war so in Gedanken vertieft, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass Koichi seine Schritte beschleunigt hatte, als er auf eine ihnen bekannte Person zulief. Erst das laute „Koji!“ von Koichi ließ ihn aus seinen Gedanken auftauchen und ebenfalls schnellen Schrittes zu Koji laufen.
 

Um seinen Hals trug dieser eine lange Kette aus Papierkranichen. „Hattest du Langeweile?“ fragte Koichi mit spielerischem Unterton, als er auf die Girlande deutete. Es ist jedes Mal aufs Neue interessant zu sehen, wie Koichi sich bei der bloßen Anwesenheit seines Bruders verändert. Wäre schön, wenn er mir gegenüber auch mal so frei sein könnt, dachte sich der Blonde.

Auf die Frage von Koichi zuckte Koji nur mit den Schultern. „Was hätte ich sonst noch machen können?!“
 

Aus dem Krankenzimmer von Hikari hörten sie leichtes Stimmengewirr. Schüchtern klopfte Koichi an die Tür. Das Stimmengewirr erstarb. „Es ist offen…!“ Hörten die drei zaghaft von Kari. Als sie die Tür öffneten, sah Takeru den Ursprung des Stimmengewirrs: Ken und Yolei waren da und saßen beide auf Plastikstühlen vor ihrem Bett. „Hallo…Wie lieb, dass ihr gekommen seid..“ Wurden sie von dem Mädchen im Bett begrüßt.

Koji ging, ohne ihren Gruß zu erwidern, um das Bett herum und legte ihr die Girlande aus Kranichen um den Hals. „Gute Besserung…und so..“ Sie kicherte über die ruppige Art von Koji, bedanke sich jedoch mit einem herzlichen Lächeln.

Koichi ging seinem Bruder hinterher und gab der Brünetten einen bunten, sommerlichen Blumenstraß. Sie nickte Koichi dankbar an und hielt danach die Nase in die Blumen. „Die riechen gut. Was sind das für welche?“ „Glockenblumen…“ Antwortete Koichi lächelnd. Sein Blick blieb an ihrem weißen Verband am Hals hängen und er biss sich auf die Unterlippe, während er aus dem Fenster schaute.
 

Takeru selbst hatte sich schweigend auf die Bettkante gesetzt und beobachtete das Verhalten von Koichi. Ihm war gar nicht aufgefallen, wie sehr er den anderen Jungen angestarrt hatte und hörte auch nur auf, weil er plötzlich den Blick von Koji auffing, der T.K. musterte, als hätte er ein seltenes Insekt gesehen.
 

Miyako, die bisher schweigend neben dem Bett saß, konnte ein Quietschen nicht länger unterdrücken. „Ihr seid doch die Zwillinge, die jetzt bei uns wohnen? Hätte man mir gesagt, dass ihr so gut ausseht, hätte ich mich schon eher blicken lassen…!“ Bei den letzten Worten hielt sie sich die Hände vor den Mund. „Ich sollte nicht so viel reden… Ich bin übrigens Yolei. Also eigentlich heiße ich Miyako Inoue, aber alle nennen mich Yolei.“ Die Worte sprudelten geradezu aus dem Mädchen heraus. Koji verdrehte in einem ungesehenen Moment nur die Augen, während Koichi das Mädchen höflich, aber etwas steif anlächelte „A…angenehm...“ Stotterte er. Ken, der die „Quassel-Ausbrüche“ von Yolei nur zu gut kannte, versuchte das Mädchen höflich vom vielen Reden abzuhalten. „Guten Tag. Mein Name ist Ken Ichijouji. Ich gehe mit Yolei in eine Schule…“ „Schön dich kennen zu lernen. Dies ist mein Bruder Koji und ich bin Koichi…“
 

Takeru entschuldigte sich kurz um eine Vase für die Blumen zu suchen - insgeheim wollte er aber vor allem Miyakos Feuertaufe für neue Freunde entgehen. Zu gut kannte er, was kommen würde: Entweder sie würde sabbernd in der Ecke sitzen und irgendwelchen Tagträumen nach jagen, oder sie würde den Zwillingen keine freie Minute mehr lassen - für das Wohl von Koji und Koichi wünschte er sich ersteres.

Auf dem Rückweg stieß er beinahe mit Ken zusammen. „Sorry. Hab dich nicht gesehen…!“ Entschuldigte sich T.K. schnell. „Kein Problem…Weißt du wo das Schwesternzimmer ist? Ich wollte gerne eine Spielesammlung ausleihen…“ T.K. deutete auf eine Richtung und erklärte dabei zusätzlich den Weg.
 

Es ist echt schön zu sehen, wie Ken aufgetaut ist. Aber er es ist ja auch schon so lange her, dass er unter der Kontrolle der Saat der Finsternis stand…Er könnte ruhig trotzdem ein wenig mehr Lachen. Dachte der Blonde und sah in Gedanken dabei die Weihnachtsfeier vor sich, auf der sie alle Ken zum ersten Mal hatten wirklich Lachen sehen.
 

Kaum dass der Blonde das Zimmer von Hikari erreichte, wurde die Tür aufgerissen und eine abgehetzte Yolei kam zum Vorschein. „Verdammt! Ich bin viel zu spät! Warum müssen die beiden auch so gut aussehen?! Ich komm jetzt sicher zu spät zu Cisco!“ Weitere solcher Ausrufe konnte T.K. noch den ganzen Flur entlang hören. „Scheinbar hat sie mal wieder die Zeit vergessen…“ hörte er Ken hinter sich murmeln. „Tjaja…Die gute, alte Yolei..“ Lachte er, als sie gemeinsam das Zimmer betraten.
 

Den Rest des Nachmittags hatten sie wirklich viel Spaß mit der Spielesammlung - auch wenn sie Mensch-Ärger-Dich-Nicht mit Schachfiguren spielen mussten, da von den bunten Spielsteinen ein paar verloren gegangen waren. So spielte Hikari mit den Springen, Koji mit den Läufern und T.K. und Koichi jeweils mit vier Bauern. Koichi hatte dabei vier dunkle Figuren und T.K. vier helle bekommen.
 

Nach einer Weile hatte Ken nach einer Partie Schach gefragt. Koji hatte nur den Kopf geschüttelt - er hat nie viel von Schach gehalten. Und Kari hatte höflich abgelehnt, da sie wusste wie gut Ken war und auf eine Niederlage nach der anderen nun wahrlich keine Lust hatte. So blieb Koichi übrig, der sich nicht von Kens Siegen beim Simultanschach beeindrucken ließ, vor denen er eindringlich von Kari und T.K. gewarnt wurde.
 

Ken hatte Höflichkeit walten lassen und Koichi die Wahl gelassen, ob er Schwarz oder Weiß spielen wollte. Ken war sich im Klaren darüber, dass man mit Weiß einen Vorteil hatte und war sich deswegen auch sicher, dass sein Gegenüber diese Farbe wählen würde. Tatsächlich wurde er jedoch überrascht, da Koichi die dunklen Figuren wählte und auf seiner Seite des Spielfeldes platzierte.

Scheinbar ist er ein ziemlicher Anfänger. Sonst hätte Koichi bestimmt Weiß genommen. Vor allem gegen einen Gegner wie Ken, dachte T.K., der selbst ebenfalls höflich abgelehnt hatte.
 

Schon nach der ersten Runde hatten sie alle ihre Meinung revidieren müssen: Koichi hatte, wider erwarten, gewonnen. Auch in der darauffolgenden Runde zog Ken den Kürzeren. Tatsächlich hatten sie am Ende ihres Schach-Marathons zwei Patts, drei Remis, die beiden Siege Koichis und letzten Endes einen Sieg von Ken erspielt. Wobei sich Takeru sicher war, dass Koichi Ken im letzten Spiel hatte absichtlich gewinnen lassen, um diesen nicht vor seinen Freunden blos zu stellen.
 

„Du bist richtig gut…“ Lobte Ken zögerlich, worauf hin Koichi scheu lächelte und antwortete: „Du bist aber auch sehr gut… Du scheinst nur nicht wirklich bei der Sache zu sein…“ Dabei schaute er Ken mit seltsam wissendem Blick an. Er schien ihn zu durchbohren und dieses hatte auf Ken die Wirkung, dass er unsicher auf das Brett vor sich schaute und unruhig mit den Figuren vor sich spielte. Takeru schaute Ken fragend an, wurde aber von Kari abgelenkt, die sich müde streckte. „Willst du schlafen?“ Fragte er besorgt. „Es ist ja auch schon verflucht spät!“ rief Koji - vielleicht etwas lauter als eigentlich beabsichtigt - mit einem Blick auf die Uhr. Die Uhr über der Tür verriet, dass es bereits weit nach acht war und sie sich deswegen langsam auf den Heimweg machen sollten.
 

Ken und Takeru waren bereits zur Tür gegangen und auch Koji machte sich bereit zu gehen, wartete aber noch auf seinen Bruder.

Gerade als Koichi aufstehen wollte, hielt Hikari ihn zögerlich am Ellbogen fest. Sie schaute beinahe schon ängstlich zu Koji und Koichi und fragte dann leise. „Koji…Koichi..? Würdet ihr…vielleicht bleiben, bis ich eingeschlafen bin?“ Koji schaute sie überrascht und sah danach zu seinem Bruder, der für einen Augenblick lang Karis Blick auszuweichen schien. Sein Blick wanderte auf der Suche nach einem festen Fixpunkt von einem Verband zum anderen und blieb letzten Endes an Hikaris verbundenem Hals hängen. „Natürlich…“ Flüsterte er, als er ihr schließlich in die Augen schaute.
 

Beim Herausgehen sah Takeru noch, wie Kari die Girlande aus Papierkranichen von den Schultern nahm und über ihre Decke verteilte. Er blieb kurz stehen und beobachtete verwundert, wie Kari die Hand von Koichi mit ihrer eigenen Umschloss und danach lächelnd die Augen schloss. Kari ist Koichi gegenüber seltsam vertrauensselig. Normalerweise dauert es doch einige Zeit, bis sie so vertraut. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie mich noch nie gebeten bei ihr zu bleiben. …Ist sie etwa…? Dachte T.K. und ein seltsames Stechen erfüllte seine Eingeweide, als er sich Kari und Koichi vor dem Traualtar vorstellte.
 

Ken legte eine Hand auf die Schulter von Takeru und holte ihn so aus den Gedanken. T.K. und Ken schauten sich gegenseitig kurz an und gingen heraus, nachdem sie sich im Flüsterton von Koji und Koichi verabschiedet hatten. „Und? Was hältst du von Koji und Koichi?“ Fragte der Blonde neugierig nach der Meinung des Dunkelhaarigen über die Zwillinge, kaum dass sie den Raum verlassen und die Tür hinter sich zugezogen hatten. Der Angesprochene spielte unruhig mit den Ärmeln seiner Uniform herum und schien sich vor einer Antwort zu drücken. „Koji ist ziemlich…rau…aber nett…“ Begann er langsam und schien sehr lange darüber nachzudenken, wie er seine weiteren Empfindungen in Worte fassen konnte, ohne etwas Falsches zu sagen.
 

„… Aber… Koichi hat eine Finsternis in den Augen, die mir richtig Angst macht…“

Neuer Kummer

Kapitel 6 „Neuer Kummer“
 

Takeru und Ken gingen schweigend die Gänge des Krankenhauses entlang. Doch in T.K.s Kopf herrschte alles andere als Schweigen. Ein lautes Gespräch zwischen verschiedenen Gedankengängen spukte ihm im Kopf herum und ließ sich auch nicht von seinem Verstand ordnen, geschweige denn zur Ruhe bringen.

Noch immer hörte er die Aussage von Ken: … Aber… Koichi hat eine Finsternis in den Augen, die mir richtig Angst macht… Sie hallte in seinem Kopf wieder und wieder und er schüttelte heftig den Kopf, als wolle er seine Gedanken durch bloße Gewalt zum Verstummen bringen.
 

„Ist alles in Ordnung?“ brach Ken das Schweigen und kommentierte das Kopfschütteln des Blonden. Takeru schaute ihn betreten an und mit einem Mal war auch das Streitgespräch seiner Gedanken verstummt.

„Wir waren nie die besten Freunde - falls wir überhaupt Freunde sind oder waren, aber man hat mir oft gesagt, dass ich ein recht guter Zuhörer sei…“ Verdutzt schaute T.K. zu dem Dunkelhaarigen nach dessen Aussage. „Natürlich sind wir Freunde!“ Takeru schaute ihn dabei an - wie konnte er nur denken, dass dem nicht so war?!
 

Takeru seufzte plötzlich und rieb sich die Schläfe. „Sorry,…ich wollte dich nicht anbrüllen…“ Ken schaute ihn weiterhin ruhig an und wartete, ob der andere Junge noch etwas sagen würde. Als dem nicht so war sagte er, aus Angst dem anderen zu nahe zu treten, zögerlich: „Du siehst so aus, als wolltest du etwas sagen… Vielleicht ist es dir nie aufgefallen, aber in den paar Jahren, die wir uns kennengelernt haben, habe ich eines bemerkt: Wenn dich etwas belastet, ballst du deine Hände immer zu Fäusten…“ Takeru schaute auf seine linke Hand und ihm wurde bewusst, dass der andere Recht hatte. Ballte er tatsächlich jedes Mal die Hand zur Faust, wenn er nachdenklich war und reden wollte? „Du bist ein guter Beobachter…“
 

Ken legte den Kopf schief und zucke mit den Schultern. „Ich wollte dich nicht drängen. Entschuldige bitte. Ich habe kein Recht dazu dich zu einem Gespräch zu zwingen…“ Der Dunkelhaarige musste sich sehr zusammen nehmen und schaute betreten zu Boden. „Du musst dich doch nicht entschuldigen. Nett, dass du dir Sorgen um mich machst…“ Takeru seufzte erneut und versuchte einen Ansatz zu finden. Vor allem Ken gegenüber wollte er eigentlich dieses Thema vermeiden. „Es ist so, dass… dass Kari am…“ Er fluchte innerlich und sprach dann einfach aus, was er für Gedanken hatte. „Kari war wieder am Meer der Finsternis!“ Ken blieb stehen und schaute ihn erschrocken an. Er griff sich an die Brust und begann zu zittern.
 

Takeru legte ihm jetzt seinerseits eine Hand auf die Schulter. Ihm fiel keinerlei Trost ein, den er dem anderen schenken konnte. Und in Gedanken verfluchte er sich dafür, dass er dieses Thema angeschnitten hatte. Er wusste welche Angst der andere hatte und dennoch… Ken nickte und schüttelte die Hand ab. „Es geht schon…“ Er lächelte, doch konnte er das Zittern nicht vermeiden und auch seine Gesichtsfarbe war bei dem Gedanken an das Meer einem ungesunden Weiß der Haut gewichen.
 

„Das ist noch nicht alles…“ Takeru hatte vor ihm alles zu erzählen. Alle Vermutungen und alle Gedanken. „Ich weiß es zwar nicht genau, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Kari am Meer der Dunkelheit angegriffen wurde. Ihre Verletzungen sehen nicht so aus, als würden sie von einem Autounfall herrühren.“ Als Ken den letzten Satz hörte, flüsterte er den Namen, der ihm dabei in den Sinn kam. „Deemon.“ Bei dem Gedanken daran griff er sich in den Nacken, wo noch immer die Saat der Finsternis saß. „Ich weiß es nicht…würde aber nahe liegen…“
 

„Außerdem…Außerdem hat sie gesagt, dass sie dort jemanden getroffen hat…“ Ken schaute ihn nicht an, sondern schaute geradeaus den Gang entlang. Er hatte seine Hände gefaltet und die Lippen an sie gedrückt. Es sah beinahe so aus, als wollte er beten. „Hat sie gesagt, wen sie dort getroffen hat?“ Takeru schüttelte daraufhin den Kopf. „Sie sagt nur immer, dass sie sich nicht erinnern könne…“ „Aber du hast eine Vermutung, um wen es sich handeln könnte?“ Offensichtlich hatte Ken den gleichen Gedanken wie Takeru, nur wartete er auf den Blonden ihn auszusprechen.
 

„Ich hab damals mitbekommen, wie Kari zum ersten Mal zum Meer der Dunkelheit ging. Und neulich habe ich gesehen, wie Koichi sich auf die gleiche seltsame Weise aufzulösen schien wie sie… Wenn er tatsächlich zum Meer der Dunkelheit gerufen wird, dann liegt es doch nahe, dass Kari ihn dort getroffen haben könnte…“ Wieder nickte Ken.
 

Offensichtlich war Ken in Gedanken schon einen Schritt weiter, da er plötzlich fragte. „Wie es wohl Wormmon und den anderen geht?“ Takeru schaute ihn überrascht an und war dann selbst in Gedanken bei Patamon. Er vermisste ihn und machte sich Sorgen um ihn. Gerade jetzt würde Takeru so gerne mit Patamon über seine Sorgen reden.
 

Wo er schon in Gedanken wieder bei den Digimon war: „Was hat Koji wohl für einen Digimon-Partner?“ Takeru war gar nicht aufgefallen, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte, doch das zögerliche „Wie bitte?!“ von Ken, machte ihm seinen laut ausgesprochenen Gedanken bewusst. Wie sollte er das denn jetzt bitte erklären? „Wenn ich mich nicht geirrt hab, hat Koji ein Digivice. Ich habe mich dann gerade gefragt, was er wohl für ein Digimon als Partner hat. Und wie er zum Digiritter wurde…Und ob es wohl noch andere neue Digiritter gibt…“ Zum ersten Mal hatte er diese Gedanken laut ausgesprochen und er bemerkte, wie gut es ihm tat, jemanden zum Reden zu haben.
 

„War an seinem Digivice denn etwas besonders, oder warum bist du dir nicht sicher, ob es ein Digivice war?“ Frage Ken. Takeru schaute in die Luft und hatte in Gedanken das Digivice in der Hand von Koji vor Augen. „Naja…es sah irgendwie anders aus als unseres…Es sah unserem D3-Digivice zwar ähnlich, aber anders… Es sah irgendwie moderner aus…schwer zu beschreiben.“ Er zuckte mit den Schultern.
 

Die Dämmerung stand kurz bevor. Und als wolle der Tag sich noch einmal gebührend verabschieden, tauchte er die Stadt in ein schönes, goldfarbenes Licht, das von den Fenstern der Hochhäuser reflektiert wurde und ein einziges Bild des Lichts malte.

Takeru musste sich die Hand vor die Augen halten um nicht geblendet zu werden, als er aus dem grauen Gebäude in die goldene Welt trat.
 

Wegen der Drehtür am Eingang hatten sich die beiden kurz getrennt und nun wartete Takeru auf Ken um ihr Gespräch weiter führen zu können.
 

„Ich glaube Koji und mögliche andere Digiritter könnten der Grund sein, warum wir nicht mehr in die Digiwelt kommen… Für neue Schwierigkeiten gibt es dann jetzt neue Digiritter…“ Er ballte die Hände zu Fäusten. Waren sie von Anfang etwa wirklich nur Werkzeuge gewesen? Ken legte den Kopf von einer Seite auf die andere und schien zu überlegen, was er sagen sollte.

„Wie glaubst du, wären denn andere Digiritter in die Digiwelt gekommen, ohne dass wir es mitbekommen hätten?“ Ken und Yolei hatten in ihren Pausen und Freistunden oft in einem der Computerräume ihrer Privatschule gesessen und das Tor zur Digiwelt überwacht, überarbeitet und versucht zu öffnen. „Das Tor zur Digiwelt war jedenfalls bisher fest verschlossen… Und wir konnten auch weiterhin keinen Kontakt zur Digiwelt herstellen…“ Als Ken diese Worte sprach, schaute er zu der blassen Mondsichel, die in der goldenen Abendstunde irgendwie fehl am Platz wirkte.
 

„Naja…Es gibt bestimmt auch andere Möglichkeiten. Als wir das erste Mal in die Digiwelt gereist sind, wurden wir ja eher unfreiwillig eingesaugt…Und erinnere dich an die Karten, mit denen man ebenfalls andere Dimensionen erreichen kann…“ Zu diesen Überlegungen sagte Ken nichts.
 

„Glaubst du, dass Koichi ein Digiritter ist?“ Fragte Takeru plötzlich. Ken legte den Kopf schief und hinterfragte die Überlegung. Darum führte T.K. sie weiter aus: „Naja…Bisher waren ja Geschwister ot auch gemeinsam als Digiritter auserwählt… Kari und ihr Bruder Tai. Ich selbst und Matt. Und von Kari weiß ich von den drei Hoi-Brüdern aus China…“ Ken wurde still und schaute zum Boden. Er kickte einen Kiesel zur Seite, der mitten in der Stadt ebenso fehl am Platz erschien, wie der Mond am goldenen Himmel.

„Sammy und ich…“ Führte Ken die Ausführung zu Ende.
 

„Entschuldige bitte…Ich wollte dich nicht an den Tod deines Bruders erinnern…“ Schmerzvoll dachte Takeru daran, wie sehr Ken unter dem Tod seines Bruders gelitten hatte. Und er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie er wohl beim Tod von Matt leiden würde.
 

Er wollte schnell das Thema wechseln - zumindest weg von toten Geschwistern! „Komm. Ich bring dich noch bis zum Bahnhof.“ Schlug Takeru vor, woraufhin Ken ihn dankbar anschaute. „Sag mal, dürfte ich wohl kurz von deinem Handy aus telefonieren? Ich hab bei mir kein Guthaben mehr drauf…“ Nach dem kurzen Gespräch über Sammy wollte er dringend Zuhause anrufen um zu sagen, dass alles in Ordnung ist. Er wusste zu gut welche Sorgen sich seine Eltern wieder machen würden, wenn er sich nicht melden würde.
 

Am nächsten Morgen saß Takeru in der Schule wieder neben Davis, da Hikari noch immer nicht wieder da war. Seltsamerweise war auch der Platz von Koichi frei. Takeru hatte heute Morgen zwar auf Koichi in der Eingangshalle gewartet. Als dieser aber nicht kam, hatte T.K. einfach gedacht, dass er Klassendienst oder so hatte. Oder gestern Abend noch so lange bei Kari geblieben war, dass Koichi heute den Tag zum Schlafen nutzen wollte. Der Blonde könnte es bei den Fächern sogar verstehen: Erst hatten sie zwei Stunden Mathe (die für Koichi ein Witz waren!), danach zwei Stunden Sport, zwei Stunden Kunst und danach schon wieder Schluss. T.K. hatte nur gedacht, dass der Dunkelhaarige vielleicht Sora kennenlernen wollte, die heute vorbeikommen würde um den Tennis-Club zu leiten.
 

Ein Klopfen ließ ihn aus den Gedanken aufwachen und den Kopf schütteln. Er hatte in das Fehlen von Koichi wohl einfach zu viel reininterpretiert und der andere hatte einfach nur verschlafen. Und tatsächlich, nach einem Wort ihres Lehrers öffnete sich die Tür und tiefe, dunkle Augen schauten in die Klasse.
 

Hatten sie Herrn Minazuki sonst immer eher schüchtern erlebt, war er zum ersten Mal ein wenig wütend. Zumindest hatte er die Arme verschränkt und schaute den Dunkelhaarigen stur an (was für die Verhältnisse von Herrn Minazuki schon fast angsteinflößend war!). Dieser schaute genauso stur zurück. „Ich hab den Raum nicht gefunden. ´Tschuldigung, dass ich zu spät bin…“ Mit diesen Worten trat er ein und hörte den Lehrer etwas flüstern, dass wie eine unsicher-ironische Wiederholung der eben gesprochenen Worte klang. „Wie lange gehst du jetzt auf diese Schule?“ Der Junge mit den tiefen, dunklen Augen drehte sich irritiert zum Lehrer und starrte diesen verständnislos an. Kopfschütteln ging er an den Tischen vorbei, ignorierte den Gruß von Takeru, und wollte sich zwei Tische hinter den Blonden in die letzte Reihe setzten, als der Lehrer, wohl zum ersten Mal in der Geschichte, seine Stimme erhob. „Koichi Kimura!“ Angesprochener antwortet auch. Allerdings nicht von der letzten Reihe aus, sondern von der Tür. „Herr Minazuki?“ Der Lehrer schaute perplex von dem Jungen, der sich gerade hinsetzte zu dem, der im Türrahmen stand. Koji schüttelte nur den Kopf, knallte seine Tasche auf den Tisch und zog einen Gameboy hervor. Koichi lachte herzlich über das Verhalten seines Bruders und ging kopfschüttelnd zu seinem eigenen Platz. Gefolgt von Kari, die bisher noch keiner wahrgenommen hatte, da sie die ganze Zeit hinter Koichi gestanden hatte.
 

Dieser legte ihre Schultasche, die er den ganzen Tag herumtrug, auf ihren Tisch (genaugenommen auf den freien Tisch neben sich, da ja Takeru auf den Platz von Kari gerückt war). Danach suchte er seine Mathesachen heraus und schlug das Buch auf. Gespannt schaute er zum Lehrer der nach den passenden Worten suchte und schließlich, versucht wütend klingend, rief. „Vor die Tür. Ihr beide.“ Dabei deutete er auf Koichi, der ihn verwundert anstarrte, und auf Koji, der genervt seinen Gameboy ausschalte. Er war dabei vor allem genervt, weil er gerade bei seiner blauen Pokemonedition ein Arktos fangen wollte, was er sich durch seinen Lehrer nun abschminken konnte.
 

Vor der Tür schaute der Lehrer zwischen den Zwillingen hin und her, als könnte er es nicht glauben, dass er zwei Mal das gleiche Gesicht vor sich hatte. „Wie ist dein Name? Und was soll dieser Blödsinn?“ Koichi, der sich keiner Schuld bewusst war, schaute fragend zu seinem Bruder. „Mein Name ist Koji Minamoto…Nach dem Umzug meiner Familie geh ich nun auf diese Schule…Aber keine Sorge, Sie werden mich sowieso nur maximal drei Monate ertragen müssen. Danach werd´ ich so oder so wieder umziehen!“ Er trug einen bitteren Unterton, der Koichi dazu veranlasste seinem Bruder ermutigend zuzulächeln. Der Lehrer selbst war ziemlich blass geworden, als er Kojis Namen gehört hatte. Er hatte völlig vergessen, dass heute noch ein neuer Schüler kommen sollte. Er rieb sich die Stirn als hätte er Kopfschmerzen. „Ihr seid trotzdem zu spät gekommen, darum werdet ihr nun bis um Punkt neun Uhr hier draußen bleiben…“ Offensichtlich versuchte er sich ein wenig durchzusetzten, was von Koji und Koichi nur mit einem sehr, sehr mitleidigem Blick kommentiert wurde.
 

Herr Minazuki betrat die Klasse, in der alle tuschelten und mit einem Pfiff von Davis zum Schweigen gebracht werden mussten. Zögerlich nickte er Davis dankbar zu und schien für einen Augenblick vergessen zu haben, was er eigentlich sagen wollte. Stotternd begann er die Situation zu erklären: „Also…wie ihr...v...vielleicht bemerkt habt…geht ab heute noch ein neuer Schüler… in diese Klasse. Sein Name ist Koji Minamoto…“ Er schluckte schwer und wandte sich ruckartig der Tafel zu um weitere Würmchen an die zu Tafel malen, die Davis alle verspotteten.
 

Um genau neun Uhr wurde die Tür geöffnet und die Zwillinge traten wieder ein. Dabei sahen sie so aus, als würden sie sich gerade selbst mehrere Rippen brechen, bei dem Versuch nicht laut loszulachen, in Anbetracht der Absurdität der Situation. Bevor Koichi sich auf seinen Platz setzte, ging er zur Tafel, nahm den Schwamm, der dort lag und wischte die gesamte Tafel leer. Danach schrieb er kopfschüttelnd etwas anderes an. „So ist es richtig…Ich möchte Ihnen wirklich nicht zu nahe treten…, aber ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie der Klasse keine Fehler beibringen würden…“

Neuer Digiritter

Kapitel 7: „Neuer Digiritter“
 

Beim Spotunterricht saßen Koji und Kari an der Wand und sahen zu. Koji konnte nicht mitmachen, da er an seinem ersten Schultag kein Sportzeug dabei hatte und Kari durfte wegen ihrer geprellten Rippen noch keinen Sport mitmachen.
 

Takeru betrachtete während des Fußballspiels jede Bewegung von Koichi genau. Er war von der Geschwindigkeit fasziniert. Jede Bewegung des Dunkelhaarigen schien die einer Raubkatze zu sein. T.K. selbst spielte miserabel und durfte sich dafür von Davis die eine oder andere Strafpredigt anhören. Nicht, dass er sie sich sonderlich zu Herzen nahm. Nicht, dass er sie sonderlich wahrnahm. Er achtete eher auf diese grazilen und dennoch kraftvollen Bewegungen. War von ihnen völlig eingenommen und abgelenkt. Und obwohl Koichi gesagt hatte, nicht gerne Fußball zu spielen, spielte er ausgezeichnet. Er hatte den totalen Überblick, konnte jede Bewegung der Gegner mit Leichtigkeit vorhersehen und war dabei auch noch technisch ein Ass! Er machte das Spiel quasi im Alleingang.
 

So war es kein Wunder, dass die Mannschaft, in der Koichi spielte, gerade 7:1 führte. Die letzten Minuten des Spiels hatten begonnen und Koichi spielte ohne weitere Hindernisse den Ball in die Richtung des gegnerischen Tors.
 

Er wollte gerade den Ball an einen seiner Mitspieler abgeben, als scheinbar aus dem Nichts Davis in ihn herein grätschte, um ihm den Ball abzunehmen. Dabei schlitterte er so nah an dem Knöchel des Dunkelhaarigen vorbei, dass dieser stolperte und der Länge nach auf das Spielfeld fiel. Ein Pfiff des Sportlehrers beendete das Spiel (und damit auch die Sportstunde) und Davis hielt Koichi die Hand hin um ihm aufzuhelfen. „Sorry. Ich hoffe, ich hab dir nicht wehgetan…“ Er war erleichtert, als er sah, dass Koichi ihm zulächelte und sich von ihm hoch helfen ließ.
 

Auf dem Rückweg von der Sporthalle zum Hauptgebäude gingen die Zwillinge schweigend nebeneinander her. Die Stille wurde von Koji unterbrochen. „Davis, oder wie er hieß, hat dich voll am Knöchel erwischt, stimmt´s?!“ Koichi hätte bei jedem anderen wohl die Schmerzen abgestritten - nur bei seinem Zwillingsbruder wusste er, dass dies keinen Sinn hatte. Er seufzte ergeben und nickte. „Es ist dir aufgefallen?“ „Natürlich! Ich hab mich oft genug im Spiegel gesehen um zu wissen, wann ich richtig laufe und wann mit ´nem kaputten Knöchel! Und da wir quasi den gleichen Körper haben, ist´s mir bei dir sofort aufgefallen!“
 

In den letzten beiden Stunden hatten sie Kunst im kleinen Atelier der Schule.

Dies war der Unterricht, in dem sie alle Quatschen durften so viel sie wollten. Einige hatten auch Kopfhörer in den Ohren und hörten Musik während sie malten. Die Leinwände, auf denen sie malten, waren auf Staffeleien kreisförmig um eine Schale aus Plastikobst aufgebaut worden. Koichi und Koji hatten zwei Leinwände nebeneinander gewählt. Neben Koichi stand Kari, die auf ihrer Leinwand gerade verzweifelt versuchte einen Farbfleck in eine Kirsche zu verwandeln.
 

Koichi versuchte ein Gesprächsthema zu finden um auf diese Weise mit seinem Bruder ein wenig über ihre - zumindest kurze - gemeinsame Schulzeit zu plaudern.

„Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie sehr ich mich freue, dass wir in einer Klasse sind?“.
 

Koji wollte gerade auf Koichis Frage antworten, als ihm klappernd sein Pinsel aus der Hand rutschte. Er sah, wie Koichi für einen Augenblick transparent zu werden schien und sich, einer schlechten Fernsehübertragung ähnlich, aufzulösen schien. „Koichi!“ rief er darum plötzlich. Sein Bruder schaute ihn, auf einmal wieder mit klarerer Kontur, überrascht an, bevor er schwankte und von Koji, der geistesgegenwärtig genug war, gestützt wurde.
 

Was als nächstes geschah, verstand Koji nicht mehr wirklich. Kari wollte sich nach dem Wohlergehen von Koichi erkundigen. Mit einem Mal schaute sie auf sein Bild und stieß einen panischen Schrei aus, der die Klasse plötzlich verstummen ließ.

Sie hielt sich die Hände gegen den Mund und schaute mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf die Leinwand. Sie sah das Meer der Dunkelheit. Warum hatte Koichi das Meer gemalt?
 

Sie konnte plötzlich das leise, monotone Rauschen tiefer, dunkler Wellen hören. Sie sah das Wasser tänzeln und anstelle des leichten Acryl-Geruchs roch sie den seltsamen Duft - oder eher Gestank? - des tiefen, dunklen Wassers. Beinahe hatte sie das Gefühl, dass das Meer aus der Leinwand floss, ihre Beine und ihre Seele umspülte und dabei ihren Geist in eine tiefe, dunkle Ebene sperrte.
 

Koichi, der sich wieder aufgerappelt hatte, legte Kari eine Hand auf die Schulter. „Was ist denn?“ fragte er besorgt. Kari wollte ihren Kummer in Worte fassen und kaum, dass sie von Koichi zum Bild sah, sah sie nicht mehr tiefe, dunkle Wellen, sondern lediglich eine Schale mit Obst.
 

Nach der Schule stand Kari mit Takeru hinter dem Absperrgitter, das den Tennis-Platz umgab, und gemeinsam redeten sie mit Sora, die auf der anderen Seite stand. Koichi hatte Kari gefragt, ob sie wohl noch etwas länger bleiben könnte. Er wollte sie gerne nach Hause bringen, allerdings vorher noch dem Tennis-Club beiwohnen. Da Hikari auch gerne Sora einmal wiedersehen wollte, hatte sie zugestimmt und T.K. hatte sich ebenfalls zu ihnen gesellt. Dieser schaute aber eher zu Koichi, als dass er Sora beachtete.
 

Er beobachtete wieder jede Bewegung von Koichi, der ohne Probleme jeden Ball traf, von einer Ecke in die andere rannte und technisch dem anderen so unglaublich überlegen war, dass sein Gegner sich richtig abmühen musste, dass er die Bälle von Koichi überhaupt erreichte.
 

Plötzlich traf es Takeru wie ein Blitz. Die Finsternis in den Augen. Ein absolutes Genie in Mathe und Schach. Er war ein sportliches Ass. Und dann war da noch das Meer der Dunkelheit. Verdammt. Warum war er nicht eher darauf gekommen?! Koichi war genauso, wie Ken, als dieser noch der Digimon-Kaiser war!
 

„Es ist Koichi, nicht wahr?!“ Fragte er in die Unterhaltung von Kari und Sora dazwischen. Kari schaute ihn verständnislos an. „Er ist der Junge, den du am Meer der Dunkelheit getroffen hast?!“

Kari schaute ihn sprachlos an und dann zu Boden. „Also hab ich recht?!“ Sora schaute überrascht drein. „Meer der Dunkelheit? Sag blos du bist wieder da gewesen? Ach Kari! Warum hast du denn nichts gesagt?“
 

„Das tut jetzt nichts zur Sache! Kari, verdammt. Koichi ist…er hat…?!“ Wie sollte er nur ausdrücken, was er sich dachte? „Ich befürchte, er ist nicht so nett, wie wir denken…Ich glaube, dass er von der Finsternis kontrolliert wird…“ Kari krallte sich in das Gitter des Platzes, als wolle sie durch es hindurch zu Koichi. „Wie kommst du darauf?“ Takeru seufzte. „Sind dir keine Parallelen zu Ken aufgefallen?“ Kari zuckte. „Guck ihn dir an! Er ist genauso wie Ken damals. Genauso intelligent und genauso sportlich! Sogar das Ende vom Fußballspiel heute, ist genauso wie damals bei Davis, als er in Ken reingrätschte!“

Sora überlegte. „Glaubst du, dass er eines der Kinder ist, denen damals die Saat der Finsternis eingepflanzt wurde und die erst jetzt zu keimen beginnt?“ Takeru kannte darauf keine Antwort. Soweit er wusste, hatten sie damals alle Kinder ein- oder mehrmals besucht. Koichi war nicht darunter. Vielleicht gab es ja eine neue Generation der Saat der Finsternis - so wie es auch scheinbar eine neue Generation Digiritter gibt, dachte er bitter.
 

„Aber…Koichi ist viel netter… Er ist gar nicht überheblich und nicht so kalt…“ Flüsterte Kari nur und schaute T.K. dabei nicht an. Sie wollte diese schrecklichen Dinge nicht hören! „Vielleicht habt ihr ja beide recht…“ Versuchte Sora einzulenken, die spürte, wie Kari die Vorwürfe von Takeru gegenüber Koichi zusetzten. Sie wurde von Kari und T.K. angestarrt. „Vielleicht besitzt er ja die Saat der Finsternis, aber er scheint sie kontrollieren zu können…“ „Laber keinen Scheiß!“ Takeru unterbrach sie bei ihrem Gedanken und ballte die Hände zu Fäusten. Er wurde wieder zornig. „Niemand kann die Finsternis kontrollieren… Und erst recht kein Mensch!“
 

Kari krallte sich nur fester in die feinen Metallstäbe vor sich. Sora seufzte und nickte Takeru zu, dass er sich Hikari doch bitte einmal genau anschauen sollte. Wie konnte er nur übersehen, dass die Brünette den dunkelhaarigen Jungen offensichtlich mochte? Takeru biss sich auf die Lippen. Verdammt. Er war Kari wieder gegenüber so schrecklich, wie damals, als sie zum Meer der Dunkelheit ging. Hikari schaute zu Koichi, der sich auf einmal auf eine Bank am Rand setzte. Sie ließ alle Vorsicht fallen, riss die Gittertür auf und lief an Sora vorbei, quer über das Feld zu Koichi.
 

Sie ging vor ihm in die Hocke und besah sich den Knöchel. Koichi hatte den Schuh ausgezogen und das Knie an den Körper gezogen, sodass der blanke Fuß nun auf der Bank stand.

Blutige Kratzer umgaben eine bläulich gefärbte Schwellung. „Damit hast du allen Ernstes noch Tennis gespielt?!“ Kari schaute ihn vorwurfsvoll an. „Pass besser auf dich auf…“
 

Der Junge, gegen den Koichi gespielt hatte, hatte in der Zwischenzeit ein kleines Verbandstäschchen aus dem angrenzenden Geräteraum geholt und reichte dieses Kari.

Kari begann vorsichtig den Fuß von Koichi zu verbinden. „Das war Davis, richtig?“ Sie erinnerte sich zu gut an das Bild, in dem Daisuke, stürmisch wie immer, voll in Koichi grätschte. Koichi lächelte sie milde an und zuckte mit den Schultern. „Der bekommt was von mir zu hören…“ Sagte sie mit aufgeblasenen Wangen. „Der sollte mal etwas Rücksicht auf anderen nehmen!“
 

Verträumt lächelte sie, während sie das letzte Stück Mullbinde um den Fuß wickelte und mit einem Stück Pflasterband das Ende festklebte. „Fertig…“

Probehalber setzte Koichi den Fuß auf den Boden und belastete ihn so gut es im Sitzen ging.
 

Hikari schaute Koichi verwirrt an, als er seine Hände sanft auf ihre Schultern legte, sich nach vorne beugte und seine Lippen sachte gegen den blütenweißen Verband an Karis Hals drückte.
 

Sora und Takeru starrten überrascht das Bild an, das sich ihnen bot. Sora kicherte, während Takeru wieder dieses eiskalte Stechen in seinen Eingeweiden spürte. Sora schloss kurz die Augen und lehnte sich dann mit dem Rücken gegen das Gitter. Schließlich schaute sie über die Schulter zu Takeru, der sich wieder gefangen hatte. „Ich glaube das ist der Grund, warum du dir keine Sorgen machen musst, dass Koichi von der Machte der Dunkelheit kontrolliert wird.“ Sie schaute von Takeru zu Hikari und sagte nur ein Wort: “Liebe.“ Sie erinnerte sich an Ken. Dieser hatte gesagt, dass die Liebe seiner Eltern ihn von der Finsternis befreit hätte. „Und Koichi sieht jetzt nicht gerade wie jemand aus, der keine Liebe geben oder erfahren kann…“
 

An diesem Nachmittag traf sich Koji mit Takuya in einem kleinen Café in der Stadt. Es war selten, dass sie sich trafen. Normalerweise hielten sie via Telefon oder Email lockeren Kontakt. Aber normalerweise hustete sein Bruder auch kein schwarzes Blut und normalerweise verschwand er nicht spurlos. Und normalerweise würde er jetzt noch ein Handy besitzen, da sich Handys normalerweise nicht von jetzt auf gleich in D-Tectoren verwandelten!
 

Er wurde schon wieder wütend, da Takuya - mal wieder - deutlich zu spät kam. Darum trank Koji zornig seinen dritten Eiskaffee, als hoffte er, dass das kühle Getränk auch sein Gemüt abkühlen würde.
 

Schließlich kam Takuya völlig aus der Puste an und entschuldigte sich bei Koji für sein zu spätes Eintreffen. Scheinbar hatte der Zug eine Panne, weshalb er jetzt die letzten drei Stationen zu Fuß laufen musste. Die ernsten Züge Kojis ließen ihn jedoch verstummen und er setzte sich dem anderen gegenüber. „Ist ewig her, dass wir uns getroffen haben. Also? Was gibt’s?“ Koji hatte vor wenigen Stunden beinahe panisch bei Takuya Zuhause angerufen und ihn darum gebeten sich mit ihm zu treffen, da er jemanden zum Reden brauchte. Auf die Frage von dem Jungen mit der Fliegerbrille musste er seufzten. Wo sollte er nur anfangen? „Ich…Ich mache mir Sorgen um Koichi…“ begann er vorsichtig. Sie wurden von einer Kellnerin unterbrochen, die Takuyas Bestellung, ein riesiges Stück Torte und einen Kakao, aufnahm und danach höflich wieder ging.
 

„Ich mache mir Sorgen…Weißt du, ich werde das Gefühl nicht los, dass er schon sehr bald sehr weit weg sein wird… Er scheint in eine andere Welt gezogen zu werden... Nenn mich bitte nicht verrückt!“ Kommentierte er einen Blick von seinem Gegenüber. "Weißt du…er schien sich plötzlich aufzulösen…“ Er kniff die Augen zusammen, als er an sich das genaue Bild erinnerte. „Es war so, als würde er sich…in lauter D-Codes auflösen…“ Takuya schaute ihn mit einem seltsamen Blick an. „Und du hast dir das nicht einfach nur eingebildet?“ Fast befürchtete er, dass Koji ihm den Kopf abreißen würde, weil er ihn hinterfragte, doch tatsächlich schüttelte er nur den Kopf. Sein Pferdeschwanz wippte bei dieser Bewegung munter hin und her.
 

„Am Anfang dachte ich das auch. Und hab´s auch erst mal dabei belassen, doch dann ist es wieder passiert. Und kurz nachdem er sich zum ersten Mal aufgelöst hat, ist er dann kurz danach vollkommen verschwunden und in Shibuya wieder aufgetaucht!“ Er zog seinen D-Tector aus der Tasche und knallte ihn auf den Tisch. „Und kurz nachdem er verschwunden ist, hat sich mein Handy wieder in einen D-Tector verwandelt.“ Koji betrachtete Takuya, der in seine Westentasche griff und selbst dieses kleine technische Gerät hervorhob und neben den D-Tector von Koji legte. „Dann bin ich also nicht der einzige?“ Fragte der Braunhaarige und sein Gegenüber schüttelte wieder den Kopf, dass die Haare wippten. „Koichis Handy auch…Und von Zoe weiß ich, dass auch sie wieder einen D-Tector hat. Vermutlich sieht es bei J.P. und Tommy nicht anders aus.“
 

„Es klingt vielleicht blöd, aber konntest du Digitieren?“ Auf die Frage von Takuya hin zog Koji nur eine Augenbraue in die Höhe und schüttelte danach den Kopf. „Ich auch nicht…warum wohl?“ Wieder antworte Koji nur durch eine Geste anstelle von Worten. Dieses Mal antwortete er mit einem Schulterzucken. „Es sind unsere alten D-Tectoren…“ Fügte Koji seinem Schulterzucken hinzu. Takuya legte den Kopf schief und schaute den Dunkelhaarigen an, wie ein Hund sein Herrchen ansah, wenn er einen Befehl nicht verstanden hatte. „Und? Was soll das Problem sein?“ Wieder zuckte Koji nur mit den Schultern.
 

Fast dachte der Brünette sich nur noch mit Gesten zur Kommunikation begnügen zu müssen. Tatsächlich führte Koji seine Gedankengänge bezüglich der D-Tectoren weiter aus. „Das heißt wohl, dass wir, falls wir jemals wieder digitieren können, nicht mehr zu Magnagarurumon und Kaisergreymon digitieren können…“
 

Koji klopfte mit dem Zeigefinger gegen das Glas seines Eiskaffees, sodass leise, klirrende Geräusche die kurze Stille überbrückten. Eben jene Stille die er nutzte um seine Gedanken zu ordnen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das alles mit Koichis Verschwinden zu tun hat. Er will mir nur einfach nicht erzählen, was passiert ist… Und wir hatten es schon lange nicht mehr, dass er mir etwas nicht erzählt…“ Begann Koji wieder, wurde aber unterbrochen.

Eine Stimme ließ die beiden aufschauen. Sie hatten gar nicht bemerkt wie jemand an ihren Tisch gekommen war.
 

T.K. betrachtete die beiden Digivices auf dem Tisch. „Ich hab mich also nicht geirrt!“

Neuer Spiegel

Kapitel 8: „Neuer Spiegel“
 

In der Mittagspause saßen sich Koji und Koichi an Kojis Tisch im Klassenraum gegenüber. Koichi hatte für beide eine Bento-Box zubereitet, die sie nun schweigend verzerrten.

Koji seufzte nur immer wieder.

Er hatte Koichi noch nichts von dem mehr oder minder erfreulichen Gespräch gestern mit Takeru erzählt - auf eine seltsame Art und Weise schien er nicht die Worte dafür zu finden. Im Kopf hatte er stundenlang und länger bereits von Takeru als Digiritter erzählt. Aber eben nur im Kopf. Im Kopf hatte er sich alle nur denkbaren (und undenkbaren) Reaktionen von Koichi ausgemalt. Obwohl sie Zwillinge waren, fiel es dem Jungen mit dem Pferdeschwanz ausnahmsweise unendlich schwer vorauszusagen, wie sein Bruder reagieren würde.
 

Noch schlimmer als die Tatsache Koichi vom gestrigen Tag erzählen zu müssen, war der Blick seines Gegenübers. Koichi schaute ihn mit dem gleichen, wissenden Blick an, der Koji schon vor ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest fast wahnsinnig gemacht hatte.

Ebenso wie vor fast drei Jahren, als er sich sicher war, dass Koichi längst wusste, was er von seinem Zwillingsbruder geschenkt bekommen würde, war sich Koji sicher, dass Koichi auch jetzt wusste, was seinem jüngeren Bruder auf der Seele brannte.
 

Von dem milden, wissenden Lächeln, das ihm gegenüber saß, ließ Koji seinen Blick - und mit ihm seine Gedanken - durch das offene Fenster schweifen.

Seine Gedanken hingen bei dem Gespräch gestern mit Takuya, zudem sich auch nach kurzer Zeit T.K. gesellt hatte…

T.K. betrachtete die beiden Digivices auf dem Tisch. „Ich hab mich also nicht geirrt!“

Er starrte die beiden Jungen vor sich an. Sie mussten also wirklich Digiritter sein. Takeru musterte den braunhaarigen Jungen vor sich - mit der Fliegerbrille erinnerte er ihn wenig an Davis und Tai.
 

Da Koji ihn seltsam zweifelnd anschaute, zog er sein Digivice aus der Hosentasche und hielt es so vor sich, dass die beiden Jungen es sehen konnten, erklären konnte er allerdings nichts, da ein Räuspern die Ankunft der Kellnerin anzeigte.
 

Die Kellnerin - die der Blonde als Davis´ ältere Schwester June identifizierte - brachte den Kuchen und den Kakao für den brünetten Jungen. Als sie T.K. erkannte, fragte sie fröhlich. „Hallo T.K. Setzt du dich zu den beiden? Kann ich dir auch was bringen?“ Von June schaute er zu Koji und dem anderen Jungen. Koji hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute T.K. mit schwer zu deutendem Blick an. Schließlich deutete er mit einem Kopfnicken auf einen der freien Stühle neben sich.
 

Der Blonde steckte das Digivice wieder ein und setzte sich. Danach warf er einen Blick in die Karte - las dabei aber nicht wirklich die angebotenen Speisen oder Getränke - und bestellte bei der noch immer grinsenden June eine Cola.
 

Kaum, dass June verschwunden war, hielt Koji seine offene Hand in die Richtung von Takeru. Für einen Augenblick schaute dieser verwirrt auf die Hand, nach einem kurzen Moment verstand er jedoch und drückte Koji sein Digivice in die Hand. Dieser nahm sein eigenes vom Tisch und schaute nun abwechselnd von dem einen technischen Gerät in der Hand zu dem in der anderen.
 

Schweigend gab er das Gerät an Takuya, der zwischen seinem Digivice, das noch immer auf dem Tisch lag, und dem von Takeru in seiner Hand, hin und her schaute.
 

Koji war der erste, der das Schweigen brach. „Du bist also auch ein Digiritter?“ Takeru nickte. „Die beiden, die du im Krankenhaus getroffen hast, also Yolei und Ken, auch. Und Hikari…“ Er wollte eigentlich noch weiter ausholen, als er von dem Brünetten unterbrochen wurde. „Wie? Ihr kennt euch?! Das ist ja ´n Ding!“ Koji zuckte mit den Schultern. „Wir gehen in die gleiche Klasse…Außerdem wohnt er im gleichen Haus wie Koichi…Sein Name ist Takeru Takaichi.“ Er wandte sich an T.K. und deutete mit einer Hand auf Takuya. „Das ist übrigens Takuya Kanbara… Mein bester Freund und die wohl unpünktlichste Person auf diesem Planeten…“
 

Daraufhin rappelte sich Takuya auf, stütze sich mit Händen auf den Tisch und keifte Koji an. “Du bist auch nicht viel besser. Außerdem: Was kann ich dafür wenn diese blöde Bahn eine Panne hat?“ Woraufhin dieser ebenfalls aufstand und zurück keifte „Komisch nur, dass bei dir immer irgendwas passiert! Wenn nicht die Bahn kaputt ist, ist es das Auto. Oder dein Fahrrad. Ich glaub einfach, dass deine Pünktlichkeit kaputt ist!“ „Was willst du überhaupt?!“ „Was ist dein Problem?!“ Sprachlos schaute T.K. zu dem ausgebrochenen Streit vor sich.
 

Takeru erinnerte diese Szene unglaublich an seinen Bruder und Tai, die sich selbst immerzu so stritten. Er musste richtig herzlich lachen. Und eben jenes Lachen brachte Koji und Takuya dazu, ihren Streit zu unterbrechen und sich wieder hin zu setzten. Mit einem Mal waren sie wieder ernst.
 

Takeru dachte an Kojis Bruder. An Koichi. „Sag mal…“ begann er vorsichtig. „…ist dein Bruder auch ein Digiritter?“ Koji seufzte und nickte.
 

Der Blonde schaute für einen Augenblick zu Takuya, der sich laut schmatzend über seinen Kuchen hermachte. Danach schaute er in Kojis tiefe, dunkle Augen und sagte etwas, was er besser nicht gesagt hätte:

„Was verbindet deinen Bruder mit der Finsternis?“
 

Koji sprang vom Platz auf und Takuya schaute T.K. (mit im Mund vergessener Gabel) entgeistert an. Der Dunkelhaarige schaute ihn wütend an. „Das geht dich einen verdammten Scheißdreck an!“ Er steckte seinen D-Tector zurück in die Tasche, knallte geräuschvoll das Geld auf den Tisch und ging…
 

Der Satz von Takeru hallte in seinem Kopf wieder und machte ihn seltsam nervös… `Was verbindet deinen Bruder mit der Finsternis? ´
 

Er wurde von einem lauten Geräusch aus seinen Gedanken gerissen. Auch Koichis Blick wandte sich der Lärmquelle, die Koji als Davis ausmachte, zu. Dieser führte gerade ein kleines Freudentänzchen auf, weil er von Hikari ein selbstgemachtes Lunch-Paket in Händen hielt. Diese schaute betreten zur Seite, als sie die Blicke der Zwillinge bemerkte, und stammelte hilflos vor sich hin. „Ähm…Ich hab heute…zu viel Essen gemacht…Und…Und wollte es nicht wegschmeißen…Also opfert sich Davis...und…Ähm… isst es auf…“ Sie spielte unruhig mit den Fingern und ging dann unruhig dazu über, an einem losen Hautfetzten an der Unterlippe herum zu knibbeln.
 

Koichi legte für einen Augenblick seine Essstäbchen auf den Deckel seiner Bento-Box und ging zu der Gruppe, die sich um T.K.s Platz sammelte. In der Zwischenzeit hatte Kari sich den Hautfetzen abgerissen, was dazu führte, dass ihre Unterlippe zu bluten begann.
 

Koichi zog daraufhin ein schlichtes Stofftaschentuch hervor und drückte es sanft auf die Lippen Hikaris. „Mir sagst du immer, dass ich auch mich aufpassen soll, aber selbst…?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. Schließlich wandte er sich zu dem Blonden. „Sag mal, kannst du mir die Adresse von dem Jungen geben, der vor mir in der Wohnung gewohnt hat? Ich hab noch ein paar alte Spielsachen gefunden, und wollte sie ihm zurückgeben…“
 

Takeru musterte ihn mit seltsamem Blick. Er war also ein Digiritter. Sprach das nun für ihn, oder gegen ihn? Immerhin schien er kein Kind der Saat der Finsternis zu sein - andererseits: Auch als Digimon Kaiser war Ken damals ein Digiritter gewesen, der von der Dunkelheit beherrscht und benutz wurde.

Er fragt sich, ob Koji Koichi von ihrem Gespräch gestern erzählt hatte. Vermutlich eher nicht, würden sie sonst doch vermutlich jetzt zusammen sitzen.
 

Er hatte gar nicht darauf geachtet, was der Dunkelhaarige gesagt hatte und schüttelte kurz den Kopf. „Entschuldige. Ich hab nicht zugehört. Was hattest du gesagt?“

Ohne eine Miene zu verziehen, sagte Koichi. „Ich habe gefragt, ob du die neue Adresse von dem Jungen hast, der vor mir in der Wohnung gewohnt hat. Ich hab noch ein paar alte Sachen gefunden, die ich gerne zurückgeben möchte.“ Takeru legte zweifelnd den Kopf schief und nickte dann. „Ich kann ihn anrufen und nach der neuen Adresse fragen…“
 

Am Ende des Schultages gingen Koji, Takeru und Koichi gemeinsam zum Apartmentgebäude. Koji hatte einerseits keine Lust auf sein eigentliches Zuhause und wollte Koichi außerdem endlich von den anderen Digirittern erzählen, weshalb er sich den anderen beiden angeschlossen hatte.

Allerdings gingen sie schweigend nebeneinander her, da er keine Lust auf jeglichen Kontakt mit T.K. hatte. Da es dem Blonden ebenso erging, und Koichi nach dem dritten Versuch ein Gespräch aufzubauen aufgegeben hatte, lag eine unangenehme Stille über ihnen.
 

So war Koichi beinahe froh, dass Takeru kommentarlos den Fahrstuhl verließ und damit der Bann zwischen ihm und seinen Bruder gelöst war. „Was war das denn bitte?“ Fragte Koichi mit für ihn ungewöhnlich frostigem Unterton. Koji seufzte. Er wusste, dass er wohl nicht länger um den heißen Brei reden - oder wohl besser: denken - könnte. „Es ist so, dass…“ Und wieder hatte er das Problem, dass ihm die Worte fehlten.
 

„T.K. ist ein Digiritter.“ Sagte Koji plötzlich aus dem blauen heraus. Sein Bruder zog nur die Brauen hoch. „Ich weiß.“
 

Sie stiegen aus dem Fahrstuhl aus und Koichi öffnete die Wohnungstür. Er belächelte das Türschild. „Wenn du noch öfters hier bist, werden wir wohl deinen Namen auch noch da drauf schreiben…“. Sein Bruder hingegen war sichtlich unruhig. Seine Gedanken rasten. Hatte etwa T.K. schon erzählt, wie sie gestern voneinander erfahren hatten? Und wusste Koichi von der Neugierde Takerus, was die Verbindung von Koichi mit der Dunkelheit anging?
 

Er betrat die Wohnung und wurde plötzlich von einem geflügelten, weißen, pelzigen Ding begrüßt. „Daher weiß ich Bescheid.“ Sein Zwillingsbruder hob das Ding hoch, das Koji von nahem als ein Digimon erkannte. „Hallo. Mein Name ist Upamon.“ Sagte es und flatterte fröhlich mit den großen, flügelartigen Ohren.
 

Koichi setzte das Digimon kurz ab um sich die Schuhe auszuziehen und um in Hauspuschen hineinzuschlüpfen. Für kurze Zeit schien sein Bruder geistig abwesend zu sein, während er weiter das Digimon anstarrte. Nach dem er gedanklich aufwachte, tat er es seinem Bruder gleich und zog sich Puschen an.
 

Sein Bruder ging kommentarlos in die Küche um das Essen vorzubereiten und ließ seinen Bruder währenddessen mit Upamon in seinem Zimmer allein. Koji zog sich das Hemd und Jackett der Schuluniform aus, warf sie achtlos in die Ecke und bediente sich an Koichis Kleiderschrank. Er zog achtlos einen Kapuzenpulli (den er als seinen eigenen erkannte) und darunter ein schlichtes, schwarzes Hemd an. In Gedanken war er wieder bei dem Gespräch gestern. Und er dachte an das Digimon. Wäre das Gespräch gestern anders verlaufen, wenn Koichi ihm vorher von dem „Besuch“ erzählt hatte? Vermutlich schon. Zumindest würde er sich jetzt nicht wie der letzte Idiot vorkommen, wenn sein Bruder nur etwas eher mit der Sprache rausgerückt wäre.

Wie lange war das Digimon wohl zu Besuch? Und warum wusste es über T.K. und die anderen Bescheid?
 

Das Klingeln aus der Tür riss ihn aus den Gedanken. „Ich geh schon!“ Rief er in die Wohnung, um Koichi nicht aus der Küche holen zu müssen.

Er öffnete die Tür und schaute hellen Haaren und blauen Augen entgegen, die ihn genauso überrascht und geringschätzig musterten, wie er sie. „T.K. - Was gibt´s“ „Ich hab mich nach der Adresse erkundigt, die dein Bruder wollte…“ Plötzlich hörten sie aus der Kapuze eine Stimme und Koji bemerkte zum ersten Mal das Gewicht, das auf seinem Nacken lag. Plötzlich hoppste ein weißes Pelzknäuel hervor, dass Koji reflexartig auffing. „T.K. Wie schön…“ Es flatterte wieder mit den Ohren. Verwundert schaute Koji zu Upamon. „Wie bist du da rein gekommen... Moment mal. Du kennst dieses Digimon?“ Er schaute sprachlos von dem Digimon zu dem Jungen vor sich.
 

Nach einer gerufenen Einladung von Koichi aus der Küche zog T.K. die Schuhe aus, Puschen an und ging an dem perplexen Koji vorbei in die Wohnung. Kopfschüttelnd schloss dieser schließlich die Tür.
 

„Was gibt es?“ Koichi schaute mit einer Kochschürzte und Pfanne bewaffnet um die Ecke der Küche. Anstelle einer Antwort hielt Takeru einen kleinen, weißen Zettel in die Höhe. „Für das „Spielzeug“ von Cody…“ Er schaute zu Koji, in dessen Kapuze wieder Upamon saß.

„Ich weiß von nix…“ Er deutete auf Koichi. „Beschwer dich wegen Upamon bei ihm…“ Sein Bruder war in der Zwischenzeit wieder verschwunden und sie hörten Koichi in der Küche mit den Küchengeräten hantieren.
 

„Isst du mit uns?“ Fragte Koji höflich und wurde fast nach hinten gezogen von Upamon, das fröhlich auf und ab hoppste bei dem Gedanken an Essen. „Hey!“ Beschwerte er sich und versuchte das Knäuel aus der Kapuze zu zerren. Takeru lachte und von dem Küchenrahmen hörte er Koichi in das Lachen einstimmen. „Das…ist…nicht…lustig!“ Schnaubte Koji und stimmte kurz darauf mit in ihr Lachen ein. „Okay…Es ist zumindest ein bisschen lustig.“
 

Mit einem Mal konnten sie wieder miteinander Lachen und plauderten ebenso munter wie an ihrem ersten Tag, als sie miteinander eben jene Möbel aufbauten, an denen sie nun saßen. Nun plauderten sie während des Essens (gebratene Nudeln mit viel Gemüse und Oktopusbällchen) über ihre Erlebnisse von der Digiwelt, wobei hauptsächlich der Blonde sprach, während Koichi und Koji lediglich ein paar Zwischenfragen stellten, falls sie etwas nicht richtig verstanden hatten. Auch Upamon fügte den Erzählungen ab und an etwas hinzu, falls Takeru nicht alles erzählte oder etwas vergaß.
 

Dabei erfuhren sie auch, dass Upamon das Partnerdigimon von Cody war und aus alter Gewohnheit in die Wohnung geschlichen war (woher hätte es auch wissen könne, dass Cody umgezogen war?). Den Grund dafür, dass ein Digimon in die reale Welt kam, erfuhren sie jedoch nicht. Eisern sagte Upamon aus, dass es nur mit Cody reden dürfe - aus diesem Grund hatte Koichi auch nach der Adresse von Cody gefragt.
 

T.K. schloss gerade seine Erzählung mit dem zweiten Kampf gegen Diaboromon ab, den die Zwillinge wegen einer Auslandsreise verpasst hatten. Dabei erzählte er ihnen auch davon, dass er gerne mal ein Buch über all die Abenteuer der Digiritter schreiben würde.
 

Sie hatten gerade ein recht gutes Bild von den Abenteuern von Takeru und den anderen bekommen und die Zwillinge wollten gerade beginnen ihre eigene Geschichte zu erzählen, als sie die Haustür hörten und ihre Mutter aufgeregt an ihnen vorbei zur Balkontür der Küche rannte. Koji und Koichi waren direkt aufgesprungen, als sie ihre Mutter so aufgeregt erlebten. Anstelle die Fragen ihrer Söhne zu beantworten, deutete sie mit zitternd erhobenem Zeigefinger auf den Himmel vor ihnen.
 

Danach drückte sie ihre Arme an den Körper und flüsterte: „Warum? Nicht schon wieder…Ich hatte gehofft, dass wir so etwas nie wieder durchmachen müssen…“
 

Am Himmel konnten sie leichte wabernde, Schlieren ähnliche Abbilder einer fremden Welt erkennen. T.K. erinnerte sich an die Ereignisse vor vielen Jahren, als damals auf diese Weise die Digiwelt zu sehen war. Dieses Mal sah er jedoch nicht die bekannte Digiwelt.
 

Er sah das Meer der Dunkelheit.

Neuer Kaninchenbau

Kapitel 9: „Neuer Kaninchenbau“
 

Kapitel 9: „Neuer Kaninchenbau“
 

Takeru schaute entsetzt an den Himmel, wo er Risse aus einer anderen Welt sah. Eine dunkle, triste Welt. Je länger der Blonde an den Himmel starrte, desto mehr Details erkannte er. Erkannte er anfangs nur das Meer der Dunkelheit, erkannte er nun auch den Leuchtturm, von dem er sich eigentlich sicher war, ihn zerstört zu haben.
 

Er erkannte am Boden liegend viele schwarze Wesen. Er erkannte sie als die Wesen, die Hikari damals zum Meer gerufen hatten; nun lagen sie leblos am und im tiefen, dunklen Wasser.

Er erkannte eine riesige, abscheuliche Kreatur mit einerseits menschlichen Zügen, andererseits aber auch grauenerregenden Äußerlichkeiten, wie seinen zerfetzten Dämonenflügeln, die zusammengeschnürten Beine, oder auch die Tentakel, die aus seinem viel zu großen Kopf ragten.
 

Er erkannte ein Digimon, von dem er gehofft hatte, es nie wieder sehen zu müssen: Deemon. Und vor allem erkannte T.K. eines: Er erkannte, dass die beiden Digimon gegeneinander kämpften.
 

Deemon wich dem Dreizack des seltsamen, fremden Digimon aus. Er war deutlich kleiner als das andere Digimon, doch war der Größenunterschied für ihn eher von Vorteil, da er so deutlich schneller war als sein Gegner. Dieser war groß, träge und schwerfällig. Ganz anders als Deemon, der klein, flink und vor allem unglaublich stark war.

Mit einem Mal sahen sie nur noch gelbe Flammen, ein einziges Inferno, bevor sie wieder die dunklen, tiefen Wellen wahrnahmen. Sie alle hielten den Atem an und Takeru hatte das unbändige Gefühl, das eben zu sich genommene Essen wieder auswürgen zu müssen.
 

Deemon fraß die D-Codes seines Gegners.
 

Tomoko hielt sich schockiert die Hände vor den Mund, ging wieder in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl. Upamon versteckte sich zitternd in Kojis Kapuze. Koji selbst war seiner Mutter in die Küche gefolgt und hatte ihr einen Arm umgelegt, während er über die Schulter schaute und das weitere Schauspiel beobachtete.
 

Koichi und Takeru selbst standen stocksteif auf dem Balkon und waren unfähig sich zu rühren oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Deemon hatte die letzten D-Codes des hellen, bläulichen Datenstroms gefressen und wurde plötzlich von einem dunklen Abbild der Daten umgeben, die ein schwarzes Digiei formten und ihn so vor weiteren Blicken abschirmten. Das Ei rotierte langsam um die eigene Achse und begann auf einmal unangenehm zu pulsieren.
 

In dem gleichen Augenblick, in dem das Ei zum ersten Mal zu pulsieren begann, griff sich Koichi an die Brust und ging keuchend in die Hocke. Der Blick von dem Blonden wurde so von dem riesen Digiei zu Koichi gelenkt.
 

„Koichi? Hast du wieder Schmerzen?“ Er kniete sich zu Koichi und wollte sich schon an Tomoko und Koji wenden, als diese sich links und rechts von dem zitternden, schwer atmenden Jungen setzten. „Geht weg!“ flüsterte Koichi schwer und rappelte sich auf. Er stützte sich auf das Geländer des Balkons und er umfasste die Metallstange so kräftig, dass sich seine Fingerknöchel weiß verfärbten.

„Aber deine Schmerzen…?“ Der Ton seine Mutter war sorgenschwer. Sie wagte es jedoch nicht ihren Sohn zu berühren, weshalb sie mit halbausgestrecktem Arm stehen blieb, als hätte sie vergessen, wie sie ihre Bewegung zu Ende führen müsse. Koji seufzte und schaute seinen Bruder kommentarlos an.
 

„Ihr könnt da auch nichts machen…“ Seine Stimme bebte. Ebenso wie die von Koji - auch wenn seine vor Zorn bebte - als er sagte: „Jetzt. hör. mir. mal. zu…Wir alle machen uns große Sorgen um dich. Glaubste es macht mir Spaß zuzusehen, wie dich der Schmerz auffrisst?!“ Er griff seinem Bruder grob an die Schulter und drehte diesen zu sich um. Sein Gesicht war blas, der Ausdruck schmerzverzerrt und seine Augen spiegelten die dunklen Risse des Himmels wieder - auch wenn er ihnen nicht länger zugewandt war.
 

Plötzlich schlang Koji die Arme um seinen Bruder. „Ich will dich nicht noch einmal verlieren“. Langsam hob Koichi die Arme und krallte sich zitternd in die Jacke seines Bruders. Tatsächlich wurde sein Ausdruck sanfter und schließlich schloss er die Augen. Er atmete tief ein und flüsterte dann scheu: „Es liegt an Deemon…Es erweitert die Finsternis…Das zerfrisst mich geradezu…“
 

T.K. zuckte unangenehm zusammen, als er die Worte Koichis vernahm. „Du kennst Deemon?“ Fragte er ungläubig. Habe ich mich also nicht geirrt? Ist Koichi zum Meer der Dunkelheit gerufen worden und hat dort Deemon getroffen? Wurde er vielleicht sogar angegriffen? , dachte sich der Blonde.

Er schaute an den Himmel. Und erstarrte abermals. Die Risse waren größer geworden und offenbarten immer größere Flächen des dunklen Meeres. Und auch das Meer der Dunkelheit selbst schien sich auszubreiten.
 

„Wie müssen etwas unternehmen!“ Rief er darum plötzlich. Upamon sprang aus der Kapuze von Koji und in die Umarmung der Zwillinge hinein. Scheu schaute es auf die Hände, von denen es aufgefangen wurde. „Ich glaube…ich sollte euch langsam alles erzählen. Auch wenn Cody nicht hier ist…“
 

Tomoko schaute ungläubig das Digimon an. Sie seufzte und rieb sich die Nasenwurzel, als hätte sie Kopfschmerzen. Abrupt drehte sie sich um und ging wieder in die Küche hinein. Während sie über die Türschwelle trat, hörten die drei Jungen sie etwas von „wirklich starkem Kaffee“ reden.

Kurz bevor sie die Dose mit den Kaffeebohnen abstellte, kam T.K. ein Gedanke. „Warum gehen Sie nicht runter zu meiner Mutter? Sie wär bestimmt dankbar über ein bisschen Gesellschaft…“ Tomoko schaute überrascht von dem Blonden zu ihren beiden Söhnen und zu dem weißen, pelzigen Ding. Schließlich verstand sie den Wink, stellte die Dose zurück und ging durch die Küche. Kurz bevor sie die Tür erreichte, drehte sie sich zu den drei Jungen um. „Passt auf euch auf…“ Sie flüsterte nur, und ihre Worte wurden nicht einmal bis zum Balkon getragen. Doch reichte die Bewegung ihrer Lippen um den Zwillingen verständlich zu machen, was sie fühlte.
 

Das Digiei rotierte noch immer, und auch das Pulsieren hielt weiter an. Es schien jedoch nichts aus der Schale hervorbrechen zu wollen, wie Takeru es anfangs noch befürchtet hatte. Da lediglich die Abbilder im Himmel immer dunkler und größer wurden, sonst allerdings keine Veränderungen zeigten, hatten sich die drei Jungen zusammen mit Upamon wieder an den Esstisch der Küche gesetzt.
 

Das weiße Digimon auf dem Ausbildungs-Level ließ die Ohren hängen. „Wisst ihr…Das Gleichgewicht in der Digiwelt ist durcheinander gebracht worden…Und die Phasen zwischen den Welten haben sich verschoben.“ Koji spielte geistesabwesend mit den Ohren von Upamon herum um seine Hände zu beschäftigen. „Was bedeutet das?“ Fragte er. „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur das, was man mir gesagt hat…Die Digiwelt braucht eure Hilfe…Ansonsten kollidieren die Welten immer weiter und…“ Takeru stockte der Atem, bevor er den Satz von Upamon beendete. „…und würden zu einer einzigen Welt Dunkelheit verschmelzen…“ Upamon nickte. Koji war aufgesprungen. „Wir müssen in die Digiwelt!“ Takeru schaute ihn mit seltsamem Blick an. „Und wie glaubst du geht das? Alle Tore zur Digiwelt sind fest verschlossen!“ Koji hielt dem Blickkontakt-Duell mit dem Blonden stand (er hatte jahrelange Übung darin, da er stets die „Blinzel-Duelle“ gegen seinen Bruder gewann). „Upamon kam doch auch von der Digiwelt in unsere Welt. Warum soll das dann nicht anders herum funktionieren?“ Upamon räusperte sich. „Auf meinem Weg kommen wir nicht in die Digiwelt. Man hat hinter mir die Tore sofort wieder verschlossen, um das Gleichgewicht nicht weiter zu belasten.“ Es ließ wieder traurig die Ohren hängen.
 

Koichi flüsterte nur, doch reichte seine leise Stimme völlig aus, um Koji und Takeru zum Schweigen zu bringen.

„Es gibt einen anderen Weg…Wir müssen nach Shibuya…“ Koji verstand um was es ging. Takeru nicht. „Warum immer Shibuya? Kari sagte auch…“ „Warum ist jetzt egal! Ruf du deine Freunde an und sag ihnen, dass wir uns möglichst schnell, am besten gestern, in Shibuya treffen! Wir machen das Gleiche!“
 

Offensichtlich verstand T.K., dass es einen Weg zur Digiwelt gab, den er nicht so ohne weiteres verstehen würde - doch vertraute er den Zwillingen und griff tatsächlich zum Handy in der Tasche und begann nacheinander die Telefonnummern von Kari, Davis, Ken und Cody anzurufen (bei Yolei wollte er gleich persönlich vorbei gehen) und erklärte mit wenigen Worten, was er von Upamon erfahren hatte.

Koji griff zum Festnetzanschluss Koichis und rief bei Takuya, J.P., Tommy und Zoe an; Koichi wuselte währenddessen mit Upamon in der Wohnung herum und räumte in einen Rucksack alles, was er als notwendig erachtete (Pflaster und Verbandzeug, Knabberei, Getränke, Streichhölzer, Taschenmesser,…).
 

Tatsächlich waren die drei zusammen mit Yolei nur unwesentlich später am Hauptbahnhof von Shibuya angekommen, an dem es wie ausgestorben war, da die Menschen in ihren Häusern Schutz vor dem suchten, was sie noch von vor sechs Jahren kannten und fürchteten.

Yolei selbst war seltsam bedrückt. Als sie Upamon gesehen hatte, hatte sie gehofft, dass auch Poromon in die reale Welt gekommen war. Als sie erfahren hatte, dass dem nicht so war, war sie sehr schweigsam geworden und mache sich große Sorgen um ihren Digimonpartner.

In Shibuya hatten sie auch Kari getroffen, die näher wohnte als der Rest und so auch eher angekommen war.
 

Es waren einige Vorstellrunden notwendig geworden, als J.P. und später noch Zoe, Takuya und Tommy dazugekommen Es fehlten also nur noch Ken, Davis und Cody. Bei letzterem waren sie sich nicht sicher wie lange er brauchen würde um zu ihnen zu kommen.

Dennoch kam er eher als Ken und Davis an und blieb keuchend bei der Gruppe stehen, die teilweise unruhig auf und ab gingen (Koji und Takeru), sich teilweise hingesetzt hatten (Kari, Zoe und Tommy), vor dem Bahnhof auf die Nachzügler warten wollte (Koichi) oder einfach nur in die Gegend schauten (der Rest).

„Entschuldigt meine Verspätung!“ Cody wurde von Upamon, das aufgeregt aus der Kapuze von Koji sprang, freudig begrüßt. „Cody! Wie schön!“
 

Cody schmiegte seinen Digimonpartner fest an sich. „Ich freu mich so…Ich konnte kaum glauben, als ich am Telefon von T.K. gehört hab, dass du in unserer Welt aufgetaucht bist…“

„Also Leute. Hört mal alle her. Das hier ist Iori Hida. Er ist auch ein Digiritter.“ Der Junge verbeugte sich höflich und ließ sich dann der Reihe nach den neuen Digirittern vorstellen. „Das dort ist Izumi Ayamoto. Sie möchte gerne Zoe genannt werden.“ Die angesprochene Blondine lächelte und grüßte dann auf Italienisch den schüchternen Jungen. Tommy kam zu Cody angelaufen - und die beiden waren einander gleich sympathisch, was vor allem daran lag, dass sie gleich groß (oder eher: gleich klein) waren, im Verglich zu den anderen Digirittern. Junpei winkte mit einer Tafel Schokolade dem anderen Jungen und lutschte dann gleich weiter lustlos an der süßen Sünde.

„Freut mich dich wieder zu treffen…“ Sagte Cody überraschenderweise zu Koji, als T.K. diesen gerade vorstellen wollte. Anstelle einer Antwort nickte dieser nur und machte sich dann auf nach draußen um nach seinem Bruder (und dem Geschehen am Meer der Dunkelheit) zu sehen.
 

„Woher kennst du den bitte Koji?“ Cody war so mit Upamon beschäftigt, dass er die Frage von dem Blonden zunächst gar nicht beachtete. Schließlich schaute er von Upamon zu Takeru. „Entschuldige bitte. Was hattest du gefragt?“ T.K. lächelte und wiederholte seine Frage. Mit einem Schulterzucken antwortete Iori: „Wir haben uns auf einem Kendo-Turnier kennen gelernt…Er hat eine hervorragende Technik, deswegen hatte ich ihn angesprochen…“
 

Ken und Davis rannten, als sei sonst wer hinter ihnen her. Der Dunkelhaarige schaute auf ihre noch immer umschlungenen Hände.

Er hatte sich vor Angst kaum rühren können, als er die seltsamen, Schlieren ähnlichen Abbilder des Meeres der Dunkelheit gesehen hatte. Noch bevor Takeru bei ihm angerufen hatte, war Davis vorbei gekommen. Er hatte gewusst, dass sein bester Freund nicht denken konnte, da die Panik sein sonst so logisch orientiertes Hirn völlig blockierte und jeden Funken Verstand lähmte.

Es war für ihn undenkbar gewesen überhaupt nach draußen zu gehen. Selbst wenn er wollte, sein Körper hatte nicht reagiert. Da hatte Davis seine Hand gegriffen und seitdem nicht mehr losgelassen. Ken lächelte über seinen besten Freund. Ein seltenes, mildes Lächeln. Er war ihm so dankbar, dass Daisuke ihn nicht alleine seiner größten Angst überließ.
 

Aus der Entfernung konnte Ken bereits Koichi erkennen, der mit abwesendem Blick in den Himmel über ihnen schaute. Kurzzeitig folgte er diesem Blick und starrte auf das noch immer rotierende, pulsierende Ei. Die Bewegungen des Eis wurden nach und nach immer schneller; was auch immer sie planten, sie mussten sich beeilen!
 

Koichi begrüßte die beiden und zusammen wollten sie noch auf mögliche weitere Digiritter warten, als Koji vorbeikam und sagte, dass Cody gerade vorbeigekommen war. Er schaute zum Himmel und biss sich auf die Unterlippe. „Irre ich mich, oder dreht sich das Digiei schneller?“

Zusammen gingen sie zurück in den Bahnhof. Sofort trafen Davis und Ken dann die neuen Digiritter. Und wieder einmal durfte Takeru Reih um die Vorstellung der „anderen“ Digiritter leiten. (Takuya und Davis kannten sich bereits aus ihren Fußballvereinen und waren von Anfang an ein Herz und eine Seele und tauschten sogar ihre Fliegerbrillen).
 

Sie alle schauten Koichi an, als hätte er eine fremde Sprache gesprochen, als er sie dazu aufforderte sich mit zehn Mann in den viel zu kleinen Aufzug zu zwängen. Schließlich hatte sich der Dunkelhaarige jedoch durchsetzten können und nun standen sie dicht gedrängt in dem kleinen Aufzug. Anfangs war es für die Digiritter um Davis und Co eine normale Fahrt gewesen - bis ihnen auffiel, dass sie deutlich zu lange und deutlich zu schnell in den Keller fuhren.
 

Als sie alle mit zitternden Beinen aus dem Fahrstuhl traten, schnappten sie nach Luft und sahen sich dann um. Sie schienen sich in einer Art riesigen Anlage für Züge zu befinden. Sie war Kreisrund und sternförmig entfernten sich sie Gleise in dunkle Tunnel. Überall lagen Trümmerteile herum und auch die Decke sah sehr in Mitleidenschaft genommen aus. „Das war der Kampf gegen Lucemon…“ Flüsterte Takuya, der fast vergessen hatte in welchem Zustand sie die Halle hinterlassen hatten. Davis war neugierig geworden, wer Lucemon war, doch wurde seine Frage von Koichi unterbrochen, der scheinbar gefunden hatte, weswegen sie alle hier waren.
 

Sie wurden von großen, roten, glühenden Augen begrüßt, die zu einem schwarzen Trailmon gehörten, das geduldig auf die jungen Digiritter zu warten schien.

Neuer Nebel

Kapitel 10 „Neuer Nebel“
 

Sie alle saßen schweigend in dem Trailmon. Jeder von ihnen hatte tausend Fragen, die unbeantwortet die Synapsen ihrer Gehirne belasteten. Und doch wollte sie keiner stellen. Statt Worten wurden nur scheue Blicke ausgetauscht. Schließlich seufzte Takuya laut, während Davis zeitgleich gähnte. Danach standen sie, völlig synchron, auf und schauten ihre Freunde an. Schließlich schauten sie zueinander und lachten laut los.

Nach und nach stimmten auch die anderen mit ein und der Bann des Schweigens wurde durch eine Welle fröhlichen Lachens durchbrochen.
 

„Warum lacht ihr?“ Hörten sie das schwarze Trailmon, namens Daku, in seiner ruhigen, belegten Stimme sagen. „Die Situation ist einfach zu komisch!“ Prustete Davis und versuchte langsam wieder zu Atem zu kommen. „Also…Wo wir doch schon auf dem Weg in die Digiwelt sind, wie wär´s mit euren und unseren Geschichten?“ Dabei sah er vor allem die für ihn unbekannten Digiritter an.
 

Takuya ließ sich nicht lang bitten und begann mit der seltsamen SMS die ihn und die anderen (bis auf Koichi) in die Digiwelt geführt hatte. Kari, Takeru und die anderen hörten aufmerksam zu. Sie alle hatten bisher noch nichts von den anderen Digirittern und ihren Abenteuern erfahren und waren nach dem Bild in der völlig zerstörten Ankunftshalle mehr als nur neugierig geworden, wie es dazu kam.
 

Richtig überrascht waren T.K., Kari, Yolei, Cody, Davis und Ken als sie erfuhren, dass die anderen Digiritter selbst digitiert waren. Beinahe neidisch wurden sie bei dem Gedanken wirklich selber kämpfen zu können, anstelle zusehen zu müssen, wie ihre Partner die Schmerzen alleine auf sich nahmen.
 

Kari, die neben Koichi saß, lehnte nach kurzer Zeit bereits ihren Kopf auf seine Schulter und bettete schließlich selbigen auf seinem Schoss. Der Dunkelhaarige zog darauf das grüne Jackett seiner Schuluniform aus und legte es über Kari. Sanft strich er ihr über die Wange und zog danach die Hand zurück. „Hikari glüht richtig!“ Rief er plötzlich und unterbrach so die Erzählung von Takuya.

Koji neben ihm beugte sich über die Brünette und beachte ihren unregelmäßigen Atem und die geröteten Wangen. Er legte seine Hand auf ihre Stirn. „Koichi hat Recht! Sie hat richtig hohes Fieber! Hast du zufällig irgendwas zum Kühlen eingepackt?“ Koichi schüttelte den Kopf. Eine jäh einbrechende Dunkelheit riss kurzzeitig den Gedanken der Zwillinge von Kari zu dem Geschehen vor sich.
 

Cody neben Tommy hielt plötzlich die Luft an. Im Zug herrschte plötzlich eine seltsame Finsternis. Upamon digitierte zu Armadillomon. Das war jedoch nicht das, was seine Aufmerksamkeit erregte; vor den neuen Digirittern standen jeweils halbdurchsichtige, seltsame Wesen, die Cody auf den zweiten Blick als Digimon erkannte. Sie reichten dem jeweiligen Gegenüber die Hand. Vor Tommy selbst stand eine Art bärenförmiger Schneemann, dessen Pfote von dem grinsenden Tommy ergriffen wurde.
 

Und plötzlich war es wieder hell und die Digimon verschwunden. Armadillomon und Cody warfen sich fragende Blicke zu. „Was war das gerade?“ Fragte das Digimon. „Wir haben unsere Spirits wiederbekommen!“ Rief der Junge neben ihm fröhlich. Um seine Hand wirbelte ein heller, blauer Datenstrom, der sich danach um den Körper schlang und ein Digiei bildete. Als es verschwunden war, war mit ihm auch Tommy verschwunden. Stattdessen stand dort eben jenes Digimon, dem Tomoki noch vor wenigen Sekunden die Hand geschüttelt hatte.
 

Mit wenigen Schritten war Kumamon bei Hikari und legte ihr eine der eisigen Pfoten auf die Stirn. Er grinste Koichi an. „Ich bin besser als jedes Kühlpack…“ Koichi nickte und Kari öffnete müde ihre Augen. „Wer bist du?“ Fragte sie das Digimon. Kumamon lächelte sie an. „Ich bin Kumamon…“ Hikari erwiderte angestrengt das Lächeln. „Danke…Kumamon…“ Danach schloss sie wieder ihre Augen und ihr noch immer unregelmäßiger, stockender Atem wurde nach einer Weile etwas ruhiger.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen…wenn wir erst einmal in der Digiwelt sind, können wir sie zu einem Arzt bringen.“ Versuchte Kumamon Koichi aufzumuntern.

„Ich bringe deine Freundin sicher in die Digiwelt und auch sicher wieder nach Hause. Das habe ich bisher immer.“ Versprach das Trailmon Daku.
 

„Was meint das Trailmon mit `wieder´, wenn ich fragen darf?!“ Fragte Davis, mit einem eifersüchtigem Unterton - es war für ihn schon schlimm genug, dass seine Kari auf Koichis Schoss lag, doch dass sie mit ihm heimlich unterwegs war, brachte ihn beinahe zum überschäumen!

Koichi drehte sich, soweit es mit Karis Kopf auf dem Schoss möglich war, dem Fenster zu. Davis baute sich vor dem Dunkelhaarigen auf, was Koji mit einem warnenden Blick quittierte. „Ich rede mit dir! Warum warst du schon öfters mit Kari in diesem Trailmon?!“ Koichi seufzte und drehte sich dann endlich zu Daisuke. „Wir waren zusammen am Meer der Dunkelheit… Das Trailmon Daku hat uns immer vom Bahnhof der Dunkelheit sicher in unsere Welt gebracht… Reicht das als Antwort?“ Sein Unterton war schneidend scharf, dass es den Anwesenden kalt über den Rücken lief.
 

„Was ist am Meer der Dunkelheit passiert?“ Fragte sein Bruder neben ihm und die Anwesenden schauten von ihm neugierig zu Koichi. „Ich misch mich normalerweise nicht in anderer Leute Angelegenheiten, aber erstens bist du mein Bruder und nicht `andere Leute´ und zweitens ist es wirklich wichtig was passiert ist. Möglicherweise erklärt das, warum wir jetzt hier sind…“

Koichi sortierte seine Gedanken und strich vorsichtig über den Verband an Hikaris Hals. „Wir haben uns per Zufall am Meer der Dunkelheit getroffen…Und später noch einmal. Bei unserem zweiten Treffen kam dann auf einmal Deemon und hat uns angegriffen…Ich bekam nichts ab, aber Hikari…“ Er unterbrach sich und biss sich auf die Lippen. „Ich hatte also Recht…“ flüsterte T.K. zu sich selbst und wurde fragend angeschaute. Er schüttelte nur den Kopf. „Nicht so wichtig…Was ist dann passiert?“ Koichi seufzte und schien nicht gerade gerne weiter reden zu wollen. „Es erschienen diese seltsamen Einwohner der Welt, die Hikari und mich gerettet und Richtung Bahnhof gebracht haben… Bevor wir dort jedoch angekommen sind…“ Sein Bruder nickte ihm aufmunternd zu. „…naja…Das Wesen meinte, dass ich mein Handy ins Wasser halten soll. Daraufhin wurde mein Handy dann zu einem D-Tector - oder Digivice, wie ihr es nennt.“
 

Takuya schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Das muss der Moment gewesen sein, wo die Handys von uns allen zu D-Tectoren wurden…“ Koichi zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht…“ „Aber ich...“ hörten die Digiritter jemanden flüstern: Ken. „Vor vielen Jahren ist bei mir dasselbe passiert…“ Er erinnerte sich an den Moment, in dem er sein altes Digivice in das tiefe, dunkle Wasser gehalten hatte und so unterbewusst das D3-Digivice und mit ihm den Digimon-Kaiser geschaffen hatte. Bei dem Gedanken daran überzog eine Gänsehaut seinen Körper. Davis schaute für einen Augenblick zwischen Kumamon, Hikari, Koichi und Ken hin und her. Schließlich trat er zu Letzterem und legte ihm fürsorglich einen Arm um die Schultern. „Mach dir keine Sorgen. Vergangenheit ist vergangen.“ Daisuke grinste ihn aufmunternd an.
 

Koji seufzte und dachte an Magnagarurumon und Kaisergreymon. „Wisst ihr, es gibt von unseren D-Tectoren zwei Varianten. Und die, die wir jetzt alle besitzen ist die erste…“ Er wandte sich nun direkt an Ken. „Kannst du mir sagen, warum wir alle nur die erste bekommen haben?“ Ken zuckte scheu mit den Schultern. „Wofür war denn die zweite Variante?“ Fragte er. Takuya antwortete begeistert für Koji. „Damit konnten wir die Spirits vereinigen und zu den coolsten Digimon auf diesem Planeten digitieren: Kaisergreymon und Magnagarurumon!“ Ken legte den Kopf schief. „Wenn ihr die Spirits vereint habt…konnte dann der Rest von euch digitieren?“ Kumamon schüttelte den Kopf. „Das hat uns alle immer ganz nervös gemacht.“ gestand er. Ken lächelte verständnisvoll.

„Dann ist es nur nachvollziehbar, warum Koichis Unterbewusstsein nur die erste Version eurer Digivices zugelassen hat…“
 

Koji schaute verständnislos zu seinem Bruder, der gerade Hikari eine schweißnasse Haarsträhne von der Wange strich. Hikari öffnete ihre Augen und drückte die Pfote von Kumamon weg. „Danke…aber es geht schon etwas besser…“ Daraufhin digitierte Tomoki zurück und stand schließlich als kleiner Junge wieder vor ihr. Er half ihr sich wieder aufzurichten und Kari lächelte ihm dankbar zu und schaute dann zu Koji. „Verstehst du nicht? Koichi kann es… nicht mit ansehen, wenn nur du kämpfst… und er dir nicht helfen kann…“

Koichi begann unter dem Blick seines Bruders unruhig seine Hände im Schoss zu kneten. Takuya schlug mit der einen Hand zur Faust geballt auf die andere, flache Handfläche, als hätte er endlich verstanden, was da vor sich ging.

„Koichis Unterbewusstsein hat also durch den alten D-Tector dafür gesorgt, dass Koji nicht mehr zu Magnagarurumon digitieren kann und sich so in Gefahr bringt. Er möchte seinen kleinen Bruder beschützen, wie es sich für einen großen Bruder gehört…“
 

Zoe legte den Kopf schief und begann auf schnellem Italienisch mit sich selbst zu reden. „Was gibt es, Zoe?“ fragte Junpei, der bereits seine dritte Tafel Schokolade verdrückte, seit sie in das Trailmon gestiegen waren. Das blonde Mädchen legte den Kopf schief. „Vielleicht irre ich mich ja nur…aber sind wir wirklich auf dem Weg in die Digiwelt? Guckt doch mal nach draußen.“
 

Tatsächlich war die Welt vor dem Fenster grau und äußerst deprimierend; kein Vergleich zu dem blauen Planeten, den Izumi in Erinnerung hatte. Ein fremdartiger Neben drückte sich gegen die Fenster und tauchte die Welt in ein tiefes, dunkles Dämmerlicht.
 

„Wir befinden uns bereits in der Digiwelt.“ Hörten sie die Stimme des Trailmons. „Dieser Nebel bedeckt seit langem unsere Heimat. Lediglich in den Städten ist man vor ihm sicher. Er verschlingt alles und jeden und es ist eine Qual für jeden Reisenden ihn zu durchqueren.“

Eine Gänsehaut überkam die Digiritter, als sie der Erzählung ihres Transportmittels lauschten. „Wenn ihr aus dem Fenster schaut, könnt ihr dort hinten bereits unser Ziel sehen.“ Auf diese Aussage hin, drehten sich die Digiritter zu den Fenstern und tatsächlich konnten sie am Horizont eine Kuppel glühenden, feurigen Lichts sehen.
 

„Ist das nicht der Bahnhof der Flammen?“ Fragte Takuya freudig, während er seine Nase an der Scheibe plattdrückte. Als er sein Gesicht von ihr wegzog, waren feine weiße Schlieren zu sehen, wo der warme Atem Takuyas die kühle Scheibe gestreift hatte.

„Bahnhof der Flammen?“ Wiederholte Yolei neugierig. “Wo liegt der? Wir haben ihn jedenfalls noch nie besichtigt…“ Takuya hatte schon den Mund geöffnet um zu antworten, als sie von ihrem Gefährt die Antwort auf Yoleis Frage hörten: „Der Bahnhof der Flammen liegt in der Zone des Feuers im südlichen Gebiet der Digiwelt.“

„Dann ist es nur logisch, dass wir dort noch nicht waren. Bisher waren wir hauptsächlich im Osten der Digiwelt.“ Sagte Cody, der an Azulongmon, den Souverän des östlichen Gebiets der Digiwelt, dachte.
 

Mit einem lauten Pfeifgeräusch kündigte das Trailmon an, dass sie ihren Bestimmungort schon sehr bald erreichen würden. Und tatsächlich verringerte es nach und nach die Fahrtgeschwindigkeit, bis es schließlich vollständigen stehen blieb, heißen Dampf um die Räder bies und die Türen seiner Wagons öffnete.
 

Mit laut klopfenden Herzen stiegen nacheinander die Digiritter aus dem Zug aus und wurden von den vielen anwesenden Digimon begrüßt. Koichi hatte Hikari huckepack genommen, da ein weiterer Fieberschub einen Schwächeanfall hervorrief, der es ihr unmöglich machte ihre Beine zu belasten. Ohne die Kühlung Kumamons war ihr Fieber wieder gestiegen.

Takeru begrüßte innig sein Patamon - wobei er sich sehr über den rosa Strickgürtel um Patamons Bauch wunderte („Den bekam ich von Mampapi geschenkt.“). Yolei mussten sie beinahe von Hawkmon wegziehen, da die Digiritter Angst haben musste, dass es von Miyakos heftiger Umarmung erwürgt würde.

Auch die anderen umarmten ihre Digimonpartner - und diejenigen Digiritter, die keinen besaßen wurden ausgiebig von Bokomon, Neemon, Elecmon und sonstigen Digimon am Bahnhof geknuddelt und begrüßt (Dabei versuchte Bokomon auch Koji und Takuya selbstgemacht rosa Strickmützen anzudrehen).
 

Bokomon und Neemon wollten schon Koichi anspringen, aus Freude, dass er am Leben war. Doch ein Blick von ihm und die eindeutig ungesund aussehende Last auf seinen Schultern änderten zumindest den Ausdruck von Bokomon zu einem sehr besorgten Ausdruck. Neemon dagegen krallte sich an Koichis Bein und musst durch einen Strumpfhosenzieher von Bokomon vom Hosenbein entfernt werden.
 

Koichis Lächeln wirkte gequält, als er Bokomon und Neemon begrüßte. „Gibt es hier einen Arzt? Hikari hier hat hohes Fieber!“

„Was hat sie denn?“ Hörte Koichi Gatomon fragen. „Das weiß ich nicht. Im Zug ist sie plötzlich zusammengebrochen…!“ Seine Stimme hatte einen verzweifelten Unterton und sein Blick war sorgenschwer. "Moment mal…Wer bist du eigentlich?“ Fragte er auf einmal das katzenartige Digimon. Dieses lachte und bedeutete Koichi ihm zu folgen. „Ich bin Gatomon. Hikaris Partnerdigimon. Du kanntest mich als Ophanimon und später auch als Salamon…“ Er nickte und beachtete den Rest der Digiritter nicht, die noch immer von ihren Partnern und anderen Digimon ausgefragt und herzlich in der Digiwelt willkommen geheißen wurden.
 

„Wo gehen wir hin?“ hörte Koichi auf einmal seinen Zwillingsbruder neben sich fragen. Auf seinem Kopf balancierte Lopmon, das fröhliche Pirouetten drehte und sich nicht darum scherte, wie es auf andere wirkte. Bei jeden Drehungen wehten die langen, rosa-braunen Ohren um es herum, wie flatternde Bänder im Wind. Plötzlich plusterte es die großen Ohren auf und flatterte zu Gatomon. Es drehte sich zu den Zwillingen um. „Hier geht es zu Wizardmon…Er kann Menschen und Digimon mit Magie heilen.“

Gatomon nickte, drehte sich jedoch nicht um, als es sagte: „Wizardmon ist mein bester Freund. Ihr könnt ihm vertrauen.“
 

In der Stadt der Flammen, die keines langen Marsches zum Erreichen bedurfte, gingen sie ihn eine der typischen Heizkessel-Hütten, auf dessen Dach ein großes, rotes Kreuz prangte, das sich bei näherer Betrachtung als ein Strom flüssiger, glühender Lava herausstellte.
 

„Leg sie auf das Bett dort.“ Befahlt Wizardmon und deutete auf eben jene Schlafstelle. Gemeinsam legten die Zwillinge das kranke Mädchen darauf. „Kannst du ihr helfen?“ Fragte Gatomon besorgt und das Nicken Wizardmons ließ allen einen Seufzer der Erleichterung über die Lippen rollen.

Er begann im Zimmer auf und abzugehen und suchte dabei aus den Regalen verschiedene Reagenzien, Pulver und Flaschen mit farbigem Inhalt. „Kleine Kari wird schon wieder...“ Obwohl sein Mund vom Umhang verdeckt war, war sich Koji sicher, dass es ihnen aufmunternd zulächelte.
 

„Können wir hier bleiben, bis es ihr besser geht?“ Fragte Koichi. Plötzlich wurde Wizardmon wieder ernst. „Ich befürchte, dafür haben wir nicht genug Zeit. Der Herr über dieses Gebiet wünscht es möglichst schnell mit den Digirittern zu reden. Die Zeit drängt. Und ich weiß nicht wie lange ich kleine Kari hierbehalten muss….“

Eine Bewegung vom Bett ließ die Anwesenden zu selbigem blicken. Kari hatte sich aufgerafft und schaute sie kränklich lächelnd an. „Ich bin hier in guten Händen. Wizardmon ist auch guter Freund von mir… Geht ruhig zu dem Herrn dieses Gebiets…“ Lopmon lächelte und hoppste zu Kari auf das Bett. „Und ich bleibe bei ihr, in Ordnung?“

Die Zwillinge schauten sich an und Koji nickte Koichi zu, als wollte er sagen `es ist alles in Ordnung´. Darum seufzte Koichi und strich Lopmon über den Kopf. „Ich zähl auf dich…“ Das Hasendigimon fühlte sich scheinbar geehrt so viel Vertrauen zu genießen und begann Hikari mit den großen Ohren etwas kühlen Wind zu zufächeln.

„Ich begleite euch zu unserem ehrwürdigen Herrn. Eure Freunde dürften auch schon auf dem Weg zu ihm sein.“ hörten sie Gatomon vom Türrahmen aus sagen.
 

Sie bemerkten den Temperaturwechsel. Sie wussten, dass sie sich in der Zone des Feuers befanden, und nun wussten sie auch warum, man dieses Gebiet „Zone des Feuers“ nannte. Die Temperaturen stiegen und um sie herum taten sich immer öfters Risse im Boden auf, in den heiße, flüssige, glühende Lava brannte. In der Entfernung konnten sie die anderen Digiritter sehen, die auf einer Brücke über einem riesigen Lavastrom standen. Kaum, dass die Zwillinge unter der Führung von Gatomon bei ihnen angekommen waren, ging ein Brodeln von dem Fluss vor ihnen aus. Langsam erhob sich eine fliegende Kugel, die in der Luft riesige Schwingen offenbarte und von einer hellen, feurigen Aura umgeben wurde. „Wie schön…“ Konnte man Yolei stauen hören und Zoe flüsterte die gleichen Worte auf Italienisch.
 

„Ich danke euch, dass ihr hier seid. Mein Name ist Zhuquiaomon, ich bin einer der vier Souveränen der Digiwelt.“

Neuer Auftrag

Kapitel 11 „Neuer Auftrag“
 

Das Feuer-Digimon, das an einen riesigen, wunderschönen Flammenvogel erinnerte, betrachtete jeden der Digiritter ausgiebig, bevor es weitersprach.
 

„Wie ihr seht, hat ein finsterer Nebel unsere Welt in eine Welt des Dämmerlichts verwandelt.“ Takeru schaute zur Seite und ballte seine Hände zornig zu Fäusten. Natürlich, es ist wieder die Finsternis, wegen der wir in die Digiwelt gerufen wurden, dachte sich der Blonde bitter.

„Das ist sicher Deemons Werk!“ Riefen Davis und Takuya gleichzeitig und wurden überrascht, dass Zhuquiaomon den Kopf schüttelte.

„Deemon ist lediglich ein weiterer Faktor. Er benutzt die Finsternis nur. Ihr müsst verstehen, dass die Dunkelheit an sich ein Element wie jedes andere ist…“ Bei diesen Worten fixierte der Souverän besonders Takeru, fast als wüsste es, dass dieser die Finsternis als das Allerschrecklichste ansähe.
 

„In diesem Fall wurde die Finsternis aktiv um unsere Digiwelt zu retten… Ihr müsst wissen, dass es seit einer gewissen Zeit ein Ungleichgewicht gibt, zwischen der Finsternis und dem Element des Lichts in unserer, und auch in eurer Welt…“ Es wollte weiterreden, doch wurde es von Ken unterbrochen. „Kein Wunder, dass die Welt im Ungleichgewicht ist, wenn die Finsternis sich so ausbreitet!“
 

Erneut schüttelte Zhuquiaomon den Kopf. „Ihr irrt euch. Nicht die Finsternis ist für diesen schrecklich Nebel verantwortlich, sondern allein das Element des Lichts. Es gibt zwei Krieger des Lichts. Es gibt zum Ausgleich jedoch nur einen Krieger der Finsternis. Es gibt zu viel Licht und zu wenig Finsternis. Darum verbreitet sich der Nebel in unserer Welt. Er ist der Versuch der Dunkelheit das Licht auszugleichen. Je mehr Licht, desto mehr Dunkelheit muss es auch geben. Doch wird die Finsternis das Licht nie ausgleichen können. Und deshalb werden die Schatten immer größer…“
 

„Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, müssen wir also einen Krieger des Lichts vernichten, oder was willst du uns hier sagen?!“ Rief Cody aufgebracht und stützte sich auf dem Geländer der Brücke ab. „Das können wir doch nicht machen!“

„Wenn es so leicht wäre, hätten wir das längst selbst getan. Nein, ihr müsst den zweiten Krieger der Finsternis erwecken. Und gleichzeitig müssen wir uns um Deemon kümmern und um die Finsternis, die er über die Digiwelt bringt.“

„Warum ist die Finsternis, die von Deemon verbreitet wird eine andere, als die, die vom Nebel verbreitet wird?“ Fragte Yolei.

„Die, die von Deemon verbreitet wird ist eine grausame Finsternis, die Digimon quält und unterdrückt. Sie werden unter seinen Bann gestellt, können nur noch Digitieren wenn es ihm passt und müssen als seine Diener die schrecklichsten Dinge erdulden.“

Um was für schreckliche Dinge es sich handelt, sagte der Flammenvogel nicht - doch wollten sich die anwesenden Digimon und Digiritter lieber nicht ausmalen, als was das Digimon vor ihnen „schrecklich“ definieren würde.
 

„Und wie sollen wir diesen anderen Krieger der Finsternis ausfindig machen und wiedererwecken?“ Fragte Zoe, die bisher schweigend zugehört hatte.

„Warum sollten wir das überhaupt tun? Es ist doch Wahnsinn die Finsternis stoppen zu wollen, in dem wir sie vergrößern! Und außerdem - sind wir für euch nur Werkzeuge? Ihr Digimon haltet euch wohl für Götter, die uns nach Belieben rufen und wieder nach Hause schicken können?!“ Takeru wurde zum Ende seiner Ansprache hin immer lauter und musste durch Koichi zum Schweigen gebracht werden, der ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Du verstehst es nicht… Wir sind überhaupt der Grund für dieses Ungleichgewicht! Koji ist der erste Krieger des Lichts, Hikari der zweite und ich selbst bin der Krieger der Finsternis. Um uns unser gewohntes Leben zu lassen, leiden die Digimon! Da ist es doch nur gerecht, dass wir auch dafür sorgen, dass die Digiwelt wieder ihren verdienten Frieden erfährt.“
 

Sie alle schauten Koichi nach dessen Ansprache mit seltsam losgelöstem Blick an. Als würden sie die Situation erst jetzt aus einem anderen Blickwinkel betrachten. „Und Deemon will dieses Ungleichgewicht für sich nutzten, vergrößert es nur und will die Welten in die ewige Finsternis stürzen!“ Führte Koichi seine Ausführungen zu Ende und schaute danach zu Zhuquiaomon, als wollte er sicher gehen, dass er die Situation nicht falsch interpretierte.

Das Digimon nickte und erwiderte den Blick. Dabei lag noch etwas Tieferes in seinem Blick - eine Sorge, die über das Wohl der Digiwelt hinausging. Es mache sich Sorgen um die Digiwelt, die reale Welt und ihm lag das Wohl jeden einzelnen Digiritters vor sich am Herzen.
 

Takeru erkannte seinen Fehler. Sie waren keine Werkzeuge. Sie waren die letzte Hoffnung.
 

„Es tut mir Leid. Wir haben zu lange gezögert, hatten gehofft, dass wir alleine das Schicksal unserer Welt ändern könnten. Wir haben uns abgeschottet und gebetet und gewartet. Und nun ist es fast zu spät. Uns rennt die Zeit davon. Ich hätte Upamon schon deutlich eher als Boten aussenden sollen. Verzeiht mir diese Nachlässigkeit…“ Sie alle mussten schwer schlucken als sich das Digimon, ein gottgleiches Mega-Level-Digimon, bei ihnen, bei Kindern entschuldigte.
 

Takeru hatte das Gefühl ein wichtiges Detail zu übersehen. Einen Splitter in seinem Kopf. Einen flüchtigen Gedanke. Er konnte ihn nur nicht greifen.

Und dann fiel es ihm plötzlich ein. „Der Leuchtturm! Er löst die schreckliche Finsternis aus. Deemon benutzt sie nur!“ Zhuquiaomon und die anderen Digiritter und Digimon starrten ihn mit verständnislosen Mienen an. „Im Leuchtturm befindet sich ein schwarzer Turm. Versteht ihr nicht? Pegasusmon hatte ihn seinerzeit zerstört, doch muss Deemon ihn wieder aufgebaut haben und nun benutzt er die Finsternis. Wir müssen also zuerst diesen Leuchtturm und danach Deemon vernichten!“
 

Der Souverän vor ihnen sah seltsam verwirrt aus. Und verärgert. Jedoch nicht über das Geschehen, die Digiritter oder die Aussage T.K.s. Er war ganz allein über sich selbst verärgert. „Der Leuchtturm. Warum habe ich das nicht schon eher gesehen…?“
 

Takuya kratzte sich am Kopf und schien ein gewisses Detail nicht zu verstehen. „Warum müssen wir überhaupt den Turm zerstören? Ich meine…wir sind doch stark genug um Deemon zu vernichten, nicht wahr? Wir sind zwölf Digiritter, und mit vereinten Kräften können wir Deemon sicher stoppen!“

Takeru rieb sich genervt die Schläfe. „Und wie sollen unsere Digimon digitieren? Es gibt zwar die Armordigitation, die ist jedoch zu schwach. Nur auf dem Ultra, möglicherweise sogar erst auf dem Mega-Level können wir Deemon schlagen! Du kannst es nicht wissen, aber wir sind einmal gegen ihn angetreten und haben haushoch verloren! Und ich möchte mir nicht ausmalen, wie schwach wir im Vergleich zu dem sein werden, was aus dem Digiei schlüpfen wird.“
 

„Ist das Digiei der Grund, warum die Zeit drängt?“ Fragte die Blonde, die ein ungutes Gefühl hatte, seit sie die Risse am Himmel ihrer Welt gesehen hatte - und auf ihre weibliche Intuition hatte sie sich bisher immer verlassen können. „Auch, aber hauptsächlich ist es das Wohl von einem von euch…“

Der Souverän fixierte Koichi mit einem Blick, dem der Dunkelhaarige auswich. „Meinst du die Schmerzen, die er in letzter Zeit immer öfters hat?“ fragte Koji, der ebenso um das Wohl von Koichi besorgt war. „Weißt du, was ihm so zusetzt?“

„Ich werde es euch zeigen…“ Es ließ eine der roten, schimmernden Kugeln von seinem Hals zu Koichi schweben; ungefähr einen Meter vor Koichi blieb sie in der Luft schweben und ließ einen feinen Strahl zur Brust erleuchten, der nach und nach immer größer wurde und durch Koichi hindurchleuchtete. Ihnen stockte der Atem. Das hatten sie alle nicht erwartet.
 

In Koichis Leib blühten und gediehen dutzende, feine, rote Spinnenlilien, die das Herz fest umklammert hielten, einen Schatten auf die Lunge warfen und die Innereien verschlangen.
 

„Versteht ihr… Durch die Finsternis ist auch die Blume der Finsternis im Krieger der Finsternis erblüht. Viel zu früh, sind doch sein Körper und seine Seele noch lange nicht reif genug für diese Last. Sie wird ihn langsam aber sicher töten, wenn das Gleichgewicht nicht schnell genug wieder hergestellt wird!“ Zoe riss ihren Blick von den Spinnenlilien weg. „Wie können wir den anderen Krieger erwecken?“

Koichi biss sich auf die Lippen und krallte sich in die Brust. „Duskmon…“ Flüsterte er. Doch war es laut genug, dass es sogar das über ihnen fliegende Zhuquiaomon hörte und nickte. „Aber seine Daten habe ich doch gescannt… Es ist doch…vernichtet?“ Koji war alles, aber nicht gerade wohl dabei Duskmon wieder sehen zu müssen - doch wenn es für das Wohl seines Bruders war…
 

Ken schaute zur Seite. Devimon war auch vernichtet worden, dennoch konnte der Digimon Kaiser dessen Daten wiederherstellen. Er wusste was sie zu tun hatten. Er wusste, dass sie die Macht der Finsternis benutzten mussten. „In der Quelle der Dunkelheit werden die Daten gespeichert…“ Sein Wormmon schmiegte sich an sein Bein und wurde dann von Ken hochgehoben. „Mach dir keine Sorgen Ken. Ich werde dich vor der Finsternis beschützen!“
 

„Was passiert, wenn wir Duskmon wiederbelebt haben?“ Der Blick des flammenden Digimon war alles andere als ermutigend. „Das weiß ich leider nicht… Wenn ihr Glück habt, habt ihr mit ihm einen neuen Kämpfer an eurer Seite gewonnen…Und wenn nicht, kann es sein, dass wir ihn vernichten müssen und einen anderen Weg finden müssen…“

Ihnen allen war bewusst, was der andere Weg war, auch ohne, dass Zhuquiaomon es aussprach: sie müssten Koji oder Hikari opfern; und keiner wollte oder konnte diesen Preis zahlen.
 

„Ich vertraue Duskmon! Er ist nicht böse…!“ Sagte Koichi, und die anderen Digiritter starrten ihn an - die einen bewundernd, dass er der Dunkelheit trotzte, der Rest schaute ihn eher zweifelnd an. Zu diesen gehörte auch Cody. „Woher willst du das wissen? Nur weil du angeblich der Krieger der Finsternis bist, kannst du beurteilen ob der andere Krieger der Finsternis auf unserer Seite steht?!“

Armadillomon zupfte an seinem Hosenbein. „Du Cody… Ich glaube, da hast du etwas Falsches gesagt…“
 

Cody wechselte seinen Blick verwundert von seinem Partner zu Koichi und schaute danach verlegen zu Boden. „Entschuldige bitte. Ich habe es nicht so gemeint. Ich habe keinen Grund dazu dir und deinem Urteil nicht zu vertrauen.
 

Aber sagt mal, wie kommen wir von der Digiwelt zum Meer der Dunkelheit? Müssen wir mit einem Trailmon zuerst in unsere Welt und von da aus weiter zum Meer der Dunkelheit reisen?“ Fragte Iori weiter. Anstelle von Zhuquiaomon antwortete Gatomon: „Das Ungleichgewicht ist mittlerweile so groß, dass die Welten kollidiert sind. Es existiert ein Zugang zum Meer der Dunkelheit am Dunklen Kontinent…“ Das glühende Digimon vor ihnen nickte Gatomon zu. „Wie mir meine Boten berichteten, geht von dort die meiste, negative Finsternis aus. Außerdem sieht man dort scheinbar auch eure Welt als Abbilder am Himmel, obwohl man sie ansonsten in unserer Welt nicht sieht. Spätestens dort seid ihr auf die Spirits und Digiarmoreier angewiesen, da normale Digitationen nicht mehr möglich sein werden.“
 

Ken lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er besaß kein Digiarmorei. Wie sollte er seinen Freunden nur helfen? Er würde ihnen so nur im Weg stehen, behindern und sogar in Gefahr bringen, da sie nicht nur auf sich selbst sondern auch auf ihn und Wormmon achten müssten.

Ein leisen „ping“ aus seiner Hosentasche riss ihn aus den Gedanken. Er bekam eine neue Nachricht auf dem Digi-Terminal. Als er den kleinen Bildschirm öffnete, riss er überrascht die Augen auf und begann zu stottern. Auf dem Display vor sich drehte sich eine räumliche Strukturanzeige eines Digieis. Davis grinste ihn an und zeigte das Victory-Zeichen mit der linken Hand und hielt mit der rechten sein eigenes Digi-Terminal hoch.
 

„D...Das kann ich nicht annehmen…“ Davis seufzte, klappte seinen kleinen Computer zu und ging zu Ken. Er nahm dessen zitternden Hände, in denen sich weiterhin dessen Digi-Terminal befand, und lächelte Ken an. „Es ist das Digiarmorei des Mutes… Du bist viel mutiger als wir alle hier. Du hast wahnsinnige Angst vor der Dunkelheit und dem Meer. Und dennoch bist du mitgekommen. Du hast deine Angst besiegt und darum verdienst du das Digiarmorei des Mutes am allermeisten.“ Ken schaute weiterhin auf das Display. „Ich…Ich weiß...gar nicht…was man in so…einer Situation sagt…“ Davis grinste ihn weiter an. „Probiere es mal mit `Danke´.“ Ken nickte und schluckte schwer. „Danke.“

Sein Gegenüber nickte und drückte seine Hände noch ein Stück mehr zusammen. „Und jetzt sprich mir nach: Digiarmorei des Mutes erstrahle!“ „Digi…Armorei des…des Mutes…erstrahle…“ Aus seinem Digivice entfuhr ein Licht, das seinen Digimonpartner einhüllte und kaum, dass es verschwunden war, flog dort ein neues, ihnen allen unbekanntes Digimon, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Flamedramon aufwies.
 

„Ich bin Shadramon. Funkenstrahl des Mutes.“ Ken schaute überrascht zu der neuen Digitation seines Partners.

„Das ist ja cool! Ich wusste gar nicht, dass wir die Armoreier tauschen können!“ Rief Cody freudig. „Wie hast du das gemacht, Davis?“ Angesprochener zuckte mit den Schultern und kratzte sich an der Wange. „Also ehrlichgesagt, wollte ich einfach nur Ken eines meiner Digiarmoreier schenken, damit er keine Angst hat im Weg zu stehen… Und da hab ich einfach irgendwelche Tasten gedrückt und auf einmal hab ich das Ei auch schon verschickt…“
 

Yolei hatte ihrerseits das Digi-Terminal aufgeklappt und ließ den Digi-Analyser von Izzy laufen. Angezeigt wurden die Daten von Shadramon:
 

Shadramon

Level: Armor

Insektendigimon

Typus: Virus

1. Attacke: Feuerregen

2. Attacke: Flammenkanone
 

Zoe schaute über die Schulter von Yolei. „Das Teil ist ja cool. Wo hast du das her?“ Miyako schaute von Zoe zurück zu ihrem Digi-Terminal. „Das ist ein Digimon-Analyser; den hat mir ein Freund hier vor längerer Zeit mal draufgepackt, aber ich komm erst jetzt wirklich dazu ihn zu benutzen…“
 

„Digiritter!“ Rief Zhuquiaomon; seine Stimmer war nicht laut, doch war sein Ton so respekteinflößend, dass sie augenblicklich verstummten und ihm ihre volle Aufmerksamkeit zukommen ließ. „Ich bitte euch demütig… Rettet unsere schöne Digiwelt…“ Dabei breitete es seine Schwingen aus und senkte den Kopf gen Boden. „Das ist doch wohl Ehrensache!“ Rief Takuya und Davis stimmte ihm zu: „Wir werden das Kind schon schaukeln!“

Der Souverän vor ihnen schloss seine beiden Augenpaare und öffnete sie dann wieder. Sein Blick war konzentriert und ernst. „Ich bitte euch. Nehmt dieses Geschenk an…“ Aus der Kugel, die noch immer vor Koichi schwebte und einen Lichtstrahl entsendete, schossen weitere elf Lichtstrahlen zu jedem der Digiritter einer, wobei der elfte Strahl über ihre Köpfe hinweg zu der nicht weit entfernten Stadt der Flammen flog. Die rotglühende Kugel selber flog wieder zu dem Flammenvogel zurück.
 

„Was ist das?“ Fragte Zoe, der auf eine andere Weise warm wurde, als es die Lava um sie herum verursachte. Eine angenehme Wärme. Sie fühlte sich augenblicklich geborgen. „Das ist das heilige Licht des Südens. Es wird euch das Mega-Level der Digimon möglich machen. Allerdings ist dieses sehr kraftraubend…Ich kann darum nicht einschätzen wie oft ihr es einsetzen könnt. Wählt Weise.“
 

Mit den letzten Worten schlang es die riesigen Schwingen um den Leib und sank wieder in die glühende Lava ein. Bevor es vollständig versank, waren die Digiritter sicher ein leises: „Viel Glück, Digiritter“ aus dem Lavastrom zu hören.
 

„Ähhh..Und jetzt?“ Fragte Tommy, der bisher verträumt den Souverän angestarrt hatte. „Nun…Hikari wird noch von Wizardmon behandelt. Wir können erst losreisen, wenn sie wieder völlig gesund ist. Ansonsten wäre das Risiko zu groß, dass sie auf unserer Reise wieder zusammenbricht…“ Koichis Stimme war von nüchternem Realismus geprägt, den die anderen auf eine gewisse Weise bewunderten. Sie hätten erwartet, dass gerade er nach Zhuquiaomons Warnung bezüglich der Blume der Finsternis möglichst schnell ihre Mission erfüllen wollte.

Gatomon lächelte sie an. „Jetzt genießt die Gastfreundschaft der Stadt der Flammen…“

Das katzenartige Digimon setzte den Rückweg an und die Digiritter folgten ihm.
 

„Wir haben hier schöne heiße Quellen, einen Basar, ein super Hotel - ihr wohnt natürlich kostenlos, bis ihr eure Reise antretet. Ein Teil des angrenzenden Waldes ist auch noch ohne Nebel und ebenfalls immer eine Reise wert.“ Bokomon hatte den Zeigefinger erhoben und plapperte einem Reisführer ähnlich über die Sehenswürdigkeiten der Stadt. „Ihr könntet natürlich auch eine Führung durch den Heizkessel, dem Herzen der Stadt machen…“ Bokomon wurde von einem lauten Magenknurren unterbrochen. „Also eigentlich…würden wir am liebsten erst einmal was Essen.“ gestand Davis und die anderen Digiritter stimmten ihm zu.
 

Kaum dass sie die Stadt erreicht hatten, waren Gatomon, Koji und Koichi zu Wizardmons Hütte geeilt um nach Hikari zu sehen und um sie von dem zu unterrichten, was sie bisher verpasst hatte.

Der Rest wurde von Bokomon zu einem feurig-scharfen indischen Restaurant geführt, in dem sie sich alle, auf Kosten des Hauses, den Bauch vollschlugen. Der Küchenchef, ein Digitamamon, fuhr das Beste aus, was er auf der Karte zu bieten hatte; einerseits um sich für die Hilfe der Vergangenheit zu revanchieren, andererseits aber auch um seine Dankbarkeit für die zukünftige Hilfe zu zeigen. Für diejenigen, die nicht anwesend waren, ließen sie ein bisschen was einpacken, damit sie nicht verhungern würden.
 

Zoe, Miyako und Hawkmon hatten sich danach Richtung heiße Quellen durchgefragt und wurden „unauffällig“ von Junpei verfolgte, der wohl auf eine Chance hoffte, seine Angebetete einmal nackt zu erwischen. Die beiden Mädchen und Hawkmon hatten ihren Spaß in der Quelle: Auf einem Erkundungsflug hatte Hawkmon ihren Verfolger auf einem Baum ausgemacht, und mit einem Federschlag den Ast abgetrennt, auf dem der dickliche Junge saß, der daraufhin mit einem lauten „Platsch“ ins Wasser auf der anderen Seite des Zauns fiel. Den Rest des Abends überlegten sich die Mädchen für das Spannen von Junpei verschiedene Strafen (eine alberner als die andere).

Auf die Dauer wurden ihre Gespräche jedoch ernster und wandten sich dem zu, was sie von Zhuquiaomon erfahren hatten.
 

Tommy, Armadillomon und Cody schauten sich auf dem Basar um und waren begeistert von dem Angebot. Nach einer Weile waren sie jedoch so müde und ihnen taten die Füße so weh, dass sie zum Hotel gingen, das Bokomon für sie gebucht hatte. Sie waren von der Größe begeistert und die anfängliche Müdigkeit war schnell verflogen, als sie Billard spielten, Tommys Spiele für den Nintendo DS durchzockten (auch wenn Cody nicht so aussah, so hatte er doch das Computer-Spiel-Talent seines Vaters geerbt) oder den Abend in der Therme verbrachten, die sich an das Hotel anschloss. Den Rest des Abends verbrachten sie in schlichten Baumwollkimonos auf der Terrasse, die von Heizkesseln gesäumt war und so auch in den kühleren Abendstunden Wärme spendeten.
 

Der ganze Rest (Wormmon, Veemon, Ken, Daisuke, Bokomon, Neemon, Patamon, T.K. und Takuya) wollte sich zwar nach dem Essen direkt auf den Weg ins Hotel machen, wurden von Bokomon jedoch durch die Stadt geführt und Bokomon gab als Reiseführer einen Einblick in die Historie der Stadt.

Beim Hotel schließlich angekommen hatten sich Ken und Wormmon auf die Terrasse zu Cody und Tommy gesetzt und unterhielt sich bis spät in die Nacht mit ihnen, über das was sie vom Souverän gehört hatten, rätselten über die Mega-Level und tauschten untereinander die Geschichten bezüglich ihrer Abenteuer in der Digiwelt aus.
 

Nach einer Weile kamen auch Koji und Lopmon zurück, auf die Frage, wo denn der Rest abgeblieben war, antwortete dieser, dass Kari, Gatomon und Koichi noch in die heißen Quellen wollten. Koji selbst ging mit Lopmon ins Hotel, in dem er alles für Morgen vorbereiten wolle (und auch endlich einmal etwas essen wollte!).

Kaum dass Koji die Tür hinter sich zugezogen hatte, musste Ken anfangen zu kichern. „Was ist denn auf einmal mit dir los?“ fragte Iori, der immer noch so von Kens seltenem Lachen eingenommen wurde, wie an ihrem ersten Weihnachtsfest. Der Tag an dem sie miteinander Frieden geschlossen hatten. „Ich stell mir nur gerade die Reaktion von Davis vor, wenn er erfährt, dass Koichi mit Kari und den heißen Quellen badet…“

Sie alle malten sich einem feuerspeienden Daisuke aus, der sich vor Wut die Haare vom Kopf riss und mit Farbe Morddrohungen Koichi gegenüber an Wände schmierte und nun mussten auch Wormmon, Cody, Armadillomon und Tommy lachen.
 

Nach einer Weile kam auch der Rest, bestehend aus Miyako, Izumi, Hikari, Junpei, Koichi und den Digimonpartnern zum Hotel. Sie alle trugen, ebenso wie Iori und Tomoki, schlichte Baumwollkimonos. Die Alltagskleidung der Mädchen, ebenso wie die eigene, wurde von Junpei getragen, der auf der einen Seite geknickt aussah, auf der anderen Seite aber ein geistesabwesendes, seliges Lächeln nicht verbergen konnte. Lediglich Koichi trug seine Kleidung selber. Wofür ihn die Mädchen den ganzen Weg über neckten - Koichi rechtfertigte sich jedoch, dass Junpei ihn nicht bespannt hätte, und so von seiner Seite auch keine Bestrafung zu fürchten bräuchte.
 

„Geht es dir wieder besser, Kari?“ Fragte Ken, der höflich aufgestanden war, als er die Gruppe auf sich zukommen sah. Angesprochene nickte fröhlich lächelnd. „Auf Wizardmon ist Verlass! Er hat sogar meine Brandwunde geheilt.“ Daraufhin schaute Koichi mit einem Schatten in den Augen zur Seite. Als Ken auf den Hals des Mädchen blickte, konnte er auch verstehen wieso: Eine Narbe zog sich quer über den Hals. Hikari folgte dem Blick und schirmte ihn mit einer Hand ab, die sie um den eigenen Hals legte. „Das macht nichts… Ich trag normalerweise ja sowieso immer Rollkragenpullis oder Halstücher oder so…“ Sie winkte ab. „Man sieht die Narbe also nicht.“
 

Koichi stand lange vor der Tür zu dem Zimmer, das er sich mit seinem Bruder teilte. Als Takeru vorbeikam, wunderte er sich sehr darüber, doch kaum, dass er den Mund aufmachen wollte, wurde ihm selbiger von Koichi zugehalten. Aus dem inneren hörten sie Musik.

Vorsichtig öffneten sie einen Türspalt und linsten hinein. Auf dem einen Bett saß Koji, eine Gitarre in Händen haltend; dabei unterstützte er sein Gitarrenspiel mit Gesang und Lopmon war summend an ihn gelehnt. Die Augen hatte er, völlig in die Musik vertieft, geschlossen. Takeru stockte der Atem. Er hatte immer gedacht, dass sein Bruder der beste Musiker der Welt wäre - doch machte ihm Koji gerade ernsthafte Konkurrenz.

Koji schaute zur Tür. „Koichi?“ fragte er. Verlegen lächelnd trat Koichi ein und wurde von Takeru verfolgt, der sich kaum halten konnten. „Du spielst genial! Du solltest später Musiker werden!“ Koji schaute zur Gitarre und nuschelte etwas, das wie „Danke…“ klang. Ihm war es immer recht unangenehm, wenn man ihm zuhörte. Lopmon akzeptierte er auch nur, weil das Digimon an ein Plüschtier erinnerte und nicht an einen Menschen.
 

„Spiel doch bitte weiter.“ Flehte Takeru und setzte sich mit Koichi auf dessen Bett. Koji seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich spiel nicht gerne vor anderen…“ Lopmon hoppste auf dem Bett auf und ab. „Ach bitte, bitte spiel noch was. Sonst hoppse ich die ganze Nacht auf deinem Bett rum!“

Koji seufzte erneut, zog das kleine Lopmon auf seinen Kopf und begann das Musizieren wieder aufzunehmen. Lopmon legte sich nach einigen Minuten längst auf den Kopf und ließ die Ohren links und rechts von Kojis Kopf hängen.

Koji selbst hörte auf zu spielen, als er den regelmäßigen Atem von Lopmon, Takeru und seinem Zwillingsbruder hörte. Koichi und T.K. lagen eng aneinander gemummelt schlafend in Koichis Bett. Koji war am überlegen, ob er den Blonden wecken sollte, sodass dieser auf sein eigenes Zimmer ging, besann sich jedoch eines Besseren und zog die Bettdecke über die beiden Jungen. Sie würden eine anstrengende Reise vor sich haben und sie sollten dankbar um jedes bisschen Schlaf sein, das sie bekämen.

Neuer Tag (Der Aufbruch)

Kapitel 12: „Neuer Tag“ (Der Aufbruch)
 

Takeru öffnete seine Augen und blickte auf Koichis friedliches, schlafendes Gesicht. Dem Blonden fiel ein, dass er irgendwann bei Kojis Gitarrenspiel und seinem Gesang eingeschlafen war. Er hätte eigentlich erwartet, dass man ihn wecken würde. Er drehte sich um und sah durch das Fenster: Es war gerade so zu sehen, wie sich die Sonne durch die Finsternis quälte, die die Stadt wie eine dunkle Armee umzingelt hatte. Er dachte über ihren gestrigen Tag nach. Es kam ihm immer noch so

unwirklich vor, dass sie tatsächlich wieder in der Digiwelt waren. Er schaute wieder zu dem Dunkelhaarigen.
 

Es kam ihm so falsch vor, dass Koichi so ruhig schlafen konnte, wenn man daran dachte, was ihn tief in seinem Inneren zerfraß. Das Bild, wie die Blume der Finsternis das Herz des anderen umklammert hielt, hatte sich in sein Hirn gebrannt, in sein Herz, in seine Seele.

T.K. legte sachte seine Hand auf die Brust des anderen. An seinen Fingerspitzen spürte er den ruhigen, kraftvollen Herzschlag. Es schien, als sei es dem Herzen egal, dass es von den zarten, beinahe sogar zerbrechlich wirkenden, Spinnenlilien umschlossen wurde. Es ging unermüdlich seiner Arbeit nach.

Der Blonde rückte seine Position zurecht und lehnte seinen Kopf gegen die Brust des anderen und lauschte dessen Herzschlag. Beinahe bekam er das Gefühl, dass er auf diese Weise kontrollieren könnte, dass das Herz nicht ruhen würde. Das sanfte, monotone Geräusch wirkte sich beruhigend auf Takeru aus. Es reichte dieses Geräusch aus, um ihm Mut zu machen und ihre Aufgabe als nicht ganz so unmöglich abzutun, wie es sein Verstand tat. Es machte ihm Hoffnung, ihren Weg ohne Hindernisse beschreiten zu können. Und gleichzeitig machte es ihn auf eine ungewohnte Weise beinahe süchtig. Fast so, als bräuchte er nichts anderes mehr auf dieser Welt, als diesen ruhigen, kräftigen Herzschlag des anderen. Beinahe war ihm ebenso wenig zu entkommen, wie einem tiefen, dunklen Strudel.
 

Er dachte über Koichi, den Krieger der Finsternis nach. Der Krieger der Dunkelheit. Der Krieger des Hasses. Der Krieger des Verderbens. Mehr brachte die Dunkelheit doch nicht. Und auch Koichi wurde von ihr zerfressen. Takeru krallte sich wütend in die Bettdecke. Warum? Warum musste Koichi für etwas Kämpfen, was ihn zerfraß? Der Blonde konnte es einfach nicht verstehen. Er konnte nicht verstehen, wieso dem anderen diese Dunkelheit anhaftete.

Er dachte an den dunklen Strudel, aus dem Ken damals die Daten Devimons rekonstruiert hatte: An die Quelle der Dunkelheit. Damals hatte er zum ersten Mal die Kälte gespürt und das Gefühl in die Finsternis hinein gesogen zu werden. Und später in der Festung des Digimon Kaisers, als sie an der Energiequelle waren, die zu explodieren drohte. Dort hatte er ebenfalls Angst vor der Dunkelheit gehabt. Blanke Angst. Kalte Angst.

Eine unangenehme Gänsehaut überzog ihn. Und erst vor kurzem hatte er diese Angst wieder gespürt. An dem Nachmittag, an dem er mit Koichi Koji zum Zug gebracht hatte. Damals hatte er zum ersten Mal seit Jahren wieder das Gefühl gehabt, von der Finsternis verschlungen zu werden.
 

Und jetzt, auch jetzt hatte er das Gefühl, von ihr ebenso zerfressen zu werden, wie der Junge neben ihm. Beinahe hatte er das Gefühl, dass die Blume der Finsternis auch ihn umschlang. Ihre feinen Äste um seine Seele legte und lauter blutroter, hässlicher, wunderschöner Blütenblätter offenbarte.
 

Er schlug die Augen auf. Noch immer lag er nah an Koichis Brust und hörte den sanften Herzschlag. Bei all den düsteren Gedanken war er nach und nach in einen ebenso düsteren Schlummer gerutscht.

„Entschuldige; habe ich dich geweckt?“ T.K. hob den Kopf und sah in tiefe, dunkle Augen, die ihm erneut eine Gänsehaut über den Körper jagten und unangenehme Bilder von den tiefen, dunklen Wellen des Meeres der Dunkelheit in sein Gedächtnis riefen.

„Wie spät ist es denn?“ Fragte Takeru und schaute wieder aus dem Fenster, wo er am Horizont den Nebel sehen konnte, der schon auf sie zu warten schien.

„Gibt’s hier Uhren?“ Hörte er Koji von der anderen Seite des Zimmers her fragen. „Eigentlich ist es hier genauso spät, wie in unserer Welt…“ Die Zwillinge zuckten beide mit den Schultern und Koichi holte seine schlichte Taschenuhr vom Nachttisch. „Demnach ist es kurz vor neun…“
 

Weder Koji noch Takeru erfuhren, ob Koichi noch etwas sagen wollte, da die Tür plötzlich aufgerissen wurde und Takuya gefolgt von Daisuke das Zimmer betrat. „Aufgewacht, die Sonne lacht…!“ Sang Davis schief und wurde von Takuya unterstützt: „Rauf und runter…werdet munter!“ Man konnte kurzzeitig die Stille beinahe greifen. Als Koji blitzschnell aufstand und die beiden Jungen mit erstaunlich kräftigem Griff im Genick packte und die Köpfe gen Boden drückte. „Schon mal was von `Anklopfen´ gehört!? Und dann auch noch so früh am Morgen! Ich glaub ich spinne!“ Schmerzvoll keuchte Davis auf. „Was geht denn mit dir?“ „Schlechte Laune am Morgen bringt Kummer und Sorgen…“ Presste Takuya hervor. Koji schaute mit bitter bösem Blick zu diesem und beugte sich zu ihm herunter. Dabei flüsterte er etwas, was lediglich die beiden Jungen mit den Fliegerbrillen hörten. Und der Blonde war sich nicht so sicher, ob er überhaupt wissen wollte, was es war. Als der Dunkelhaarige die beiden Jungen wieder losließ, rieben diese sich den Nacken. „Wir wollten euch lediglich Bescheid sagen, dass wir bald los wollen…“ brummte Davis. Zum ersten Mal schaute er sich im Zimmer um und sein Blick fiel auf Takeru, der noch immer im Bett lag, während Koichi mit halb verrutschtem Baumwollkimono auf der Bettkante saß.

„Hab ich was verpasst?“ Er legte den Kopf schief und sein Blick verlor sich plötzlich in einem Traumland. Plötzlich begann er zu kichern und zog Takuya und Koji aus dem Zimmer. „Wir lassen euch dann mal alleine…“

Er zog die Tür zu und perplex schauten sich Koichi und Takeru an. „Haben wir etwas verpasst?“
 

Ein Schmerzensschrei ließ ihren Blick wieder zur Tür wandern und kurz darauf kam Koji schnaufend hinein. „Ich werd´ hier noch zum Mörder! Als ob einer vonner Sorte nich´ schon schlimm genug wär!“ Koji griff sich seine Kleidung und ging in das Badezimmer, das sich an ihren Raum anschloss. Die beiden Jungen im Raum konnten noch lange das Fluchen des anderen hören, bis es vom Wasserrauschen der Dusche verschluckt wurde.
 

„Besser wir machen uns auch langsam fertig. Ich möchte ungern Davis und Takuya noch mal hier im Zimmer stehen haben; die Laune von Koji würde dann für den Rest des Tages unausstehlich sein.“ Gestand Koichi und erhob sich von der Bettkante, rückte seinen Kimono zurecht und legte sich seine Kleidung zurecht. Takeru erhob sich ebenfalls und ging zur Tür. Er hatte die Hand auf den Türgriff gelegt und die Tür selber einen Spalt breit geöffnet. Er schloss sie jedoch wieder und blieb mit hängendem Kopf vor ihr stehen.
 

„Ich muss mich bei dir entschuldigen…“ Nach dieser Aussage T.K.s hob Koichi den Kopf und starrte dem anderen Jungen mit fragendem Blick Löcher zwischen die Schulterblätter.

„Warum denn? Du hast mir, meines Wissens, nichts getan, wofür du dich entschuldigen müsstest…“

„Ich habe dir einfach nicht vertraut. Die Finsternis… Ich… Ich kann ihr einfach nicht vertrauen. Und schon lange habe ich gespürt, dass auch du eine Verbindung mit der Dunkelheit hast… Und darum begann ich an dir zu Zweifeln. Und…ach egal!“

Der Dunkelhaarige wollte den Mund öffnen um etwas zu sagen, doch trat Takeru plötzlich aus dem Zimmer und zog die Tür zu - vielleicht ein bisschen heftiger, als es nötig gewesen war.
 

„Was hast du, T.K.?“ wurde der Blonde von seinem Digimonpartner angesprochen, kaum dass er sein eigentliches Zimmer betrat. „Und wo warst du? Ich hab mir Sorgen gemacht.“ Takeru schluckte alle seine Gedanken herunter und setzte sein schönstes Sonntagslächeln auf. „Alles in Ordnung. Ich bin bei Koichi und Koji eingeschlafen. Entschuldige bitte, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast.“ Das kleine orangefarbene Digimon flog zu Takeru und setzte sich auf seinen Kopf. „Komm wir suchen hier die Sachen zusammen. Takuya und Davis sind hochmotiviert und wollen am liebsten schon vor fünf Minuten gestartet sein!“
 

Tatsächlich gingen die beiden Jungen mit Fliegerbrille nach ihrem erschreckend fröhlichen Weckruf noch einmal durch die Zimmer um anzukündigen, dass die Digiritter doch bitte langsam zum Frühstück erscheinen mögen um einerseits ihre Reise zu planen und andererseits weil sie einfach nicht mehr still sitzen konnten und „Deemon den Arschtritt seines Lebens“ verpassen wollten.
 

Koji und Lopmon kamen alleine zum Frühstück, wo bis auf die Mädchen, der Rest bereits Platz genommen hatte. Koichi wollte die Mädchen - insbesondere Hikari - abholen.

Davis und Takuya hatten auch versucht Miyako, Izumi und Hikari aus dem Bett zu holen. Ihre Begeisterung war in etwa so groß wie die von Koji, als die Jungen ins Zimmer stürmten.

Da Zoe gerade in Wäsche im Zimmer stand, wurde der Morgen zudem noch von dem laut schallenden Geräusch von Ohrfeigen begleitet.
 

Zoe, Yolei und Hawkmon kamen zum Frühstück und durchbohrten die Jungen mit Fliegerbrillen mit so bösen Blicken, dass sich die Betroffenen ganz klein hinter ihrem Frühstück versteckten. Und auch Junpei bot ihnen erstaunlich höflich an, ihre geliehenen Kimonos zurück zur Therme zu bringen.

Kaum einem fiel auf, dass noch drei Personen fehlten: Koichi, Kari und Gatomon. Lediglich die Mädchen verdrehten die Augen, als Koji sich nach dem Wohlergehen seines Bruders erkundigte.

Doch die Stimmen von den Vermissten, die sich langsam in den großen Saal des Hotels schlichen, kündigten bereits ihr Ankommen an.
 

„Komm, ich nehme deinen Rucksack. Du hast doch geprellte Rippen. Du solltest dich schonen.“

„Die wurden von Wizardmon geheilt. Und du hast einen kaputten Knöchel. Ich nehm´ also lieber deinen Rucksack!“ Ein tiefes Seufzen wurde hörbar und Koichi sagte: „Na gut. Dann trägst du halt unser Gepäck…“ „Na als-“ Hikari stieß einen spitzen Schrei aus, der sie bei ihrem Satz unterbrach. „Und ich trage dich!“ Die kleine Gruppe betrat den Saal und sie sahen, wie Kari bei Koichi huckepack getragen wurde und vor Koichis Brust zwei Rucksäcke festhielt.

„Du bist doch verrückt!“ rief sie und lachte.
 

Es war ein fröhliches, herzliches Lachen, das Takeru wieder einen kleinen Stich versetzte.

„Würdet ihr mit eurem Rumgeturtel vielleicht nicht den Rest der Gesellschaft nerven?!“ Die schlechte Laune Kojis war schockierend schlecht, sodass er von den Anwesenden mit entgeistertem Blick angestarrt wurde. Auch wenn Takeru ihm insgeheim zustimmte. „Was ist denn bei dir los?“ Fragte Gatomon Koji. Koichi ließ Kari neben Zoe vom Rücken und setzte sich selbst neben seinen Bruder. „Beschwer dich bitte bei Takuya und Davis!“ Fauchte Koji und bemerkte wohl, dass er dem Katzendigimon gegenüber ziemlich unpassend geantwortet hatte. „Sorry, war nicht so gemeint…“
 

„Nun, da alle endlich hier sind…“ Begann Davis seine Ansprache und fixierte dabei die zuletzt Eingetroffenen streng. „Heute geht es endlich los! Und wir müssen mal beginnen uns um unsere Route zu kümmern! Takuya und ich sind dafür, dass wir die Gruppe spalten und sich der eine Teil auf den Weg zum dunklen Kontinent macht und der Rest sich um die Zone des Wassers im Osten kümmert, in der sich die Quelle der Dunkelheit befindet.“ Er musterte mit belegtem Blick Ken, der ihm lächelnd zunickte. „Zu dieser Gruppe gehört dann auch Ken. Er weiß, wie man die Daten Duskmons rekonstruiert… Und wenn Ken da ist, werde auch ich gehen!“
 

Scheinbar fühlte sich Yolei ein wenig an die Schule erinnert, da sie erst aufzeigte und danach aufstand. „Im Zug wurde doch von zehn legendären Digikriegern erzählt. Warum suchen wir nicht die anderen vier?“ Takuya und Davis schauten sich verblüfft an. Verlegen kratzten sie sich am Kopf. „So weit haben wir gar nicht gedacht…“ Sagte Takuya dann. „Aber der Gedanke hat was.“ Zoe stand ebenfalls auf. „Ich werde dann mit Yolei zur Stadt des ewigen Anfangs gehen. Swanmon wird uns schon bei der Suche nach ihren Digieiern helfen können!“

Auch Junpei stand auf. „Also wenn Zoe geht, geh auch ich!“ Miyako schaute zu Hikari und lächelte sie an. „Kommst du auch mit, Kari?“

Angesprochene wechselte vielsagende Blicke mit ihrem Gegenüber: Koichi. Schließlich schüttelte sie den Kopf und griff nach der Hand Koichis. „Ich muss zum Meer der Dunkelheit. Ich schulde den Einwohnern so viel!“
 

„Also gut; dann gehen Yolei, Zoe und J.P. auf die Suche nach unseren Verbündeten!“

Bokomon konnte sich kaum halten, bei dem Gedanken an ein Wiedersehen mit allen Digikriegern. „Vielleicht können wir so dann auch Susanoomon erschaffen!“ Rief es freudig. „Wer ist denn Susanoomon?“ Fragte Koichi. Sein Bruder zuckte auf und rieb sich dann die Stirn. „Hab ich dir echt nie von Susanoomon erzählt?“ „Würde ich fragen, wenn dem so wäre?“ Fragte Koichi mit einer feinen, kaum hörbaren Spur Ironie.
 

Bevor Takuya, der schon ein begeistertes Leuchten in den Augen hatte, antworten konnte, stand Bokomon schon auf dem Esstisch und baute sich vor Koichi auf. „Du kennst ja Magnagarurumon und Kaisergreymon. Und Susanoomon ist das, was herauskommt, wenn man alle Spirits miteinander vereinigt. Der wohl stärkste Krieger aller Zeiten! Und das war nur möglich, weil du Koji deine Spirits gegeben hast. Der Schmerz über deinen Tod hat die Vereinigung ermöglicht!“ Verwundert starrte der Dunkelhaarige Bokomon an und auch die anderen Digiritter, die die Abenteuer der anderen nie zu Ende gehört hatten (wegen Hikaris plötzlichem Fieberschub) schauten aufgeregt zu Bokomon.
 

Koichi schaute zu seinem Bruder, der rot wurde und zur Seite schaute. „Stimmt das? Meinetwegen wurde Susanoomon geschaffen?“ Koji schaute noch immer verlegen zur Seite und stammelte. „Ähm ja…kann schon sein…“ Takuya ging ebenfalls zu Koichi. „Von wegen `kann sein´. Ich wollte nicht verlieren, weil ich das Gefühl hatte, in deiner Schuld zu stehen und deswegen nicht gegen Lucemon verlieren dürfe! Dein Tod hat uns den Sieg gebracht…“ „Warte mal. Ich hab mich eben also wirklich nicht verhört? Du bist in der Digiwelt gestorben?! Und wie ist der Tod so?“ Fragte Davis, der Takuya wegschubste. Koji erhob sich. „Sag mal; spinnst du? Der Tod ist doch nichts Witziges oder Spannendes! Hast du überhaupt den Hauch einer Ahnung wie Koichi gelitten haben muss?“ Koichi biss sich auf die Lippen und stand plötzlich auf. Ohne Kommentar verließ er den Tisch und wurde von Koji und Lopmon verfolgt, die beide Davis noch einen bösen Blick zuwarfen.
 

„Das war wirklich nicht klug von dir. Du musst wissen, dass Koichi damals nicht als Person aus Fleisch und Blut in die Digiwelt kam. Er war von Anfang an Tod. Und als er das erfahren hat, hat ihn das sehr mitgenommen.“ Bokomon begann seine Aussage und die Anwesenden schauten mit hängendem Kopf zu ihrem Frühstück. „Er hat versucht uns zu verheimlichen, dass ihn etwas quält. Besonders Koji hat mitgelitten und gespürt, dass sein Bruder so leidet. Denn obwohl sie sich erst in der Digiwelt kennengelernt haben, haben sie von Anfang an wie richtige Brüder zueinander gehalten!“
 

„Sie haben sich in der Digiwelt erst kennen gelernt?“ Fragte Yolei, die sich gerade ausmalte, wie sie wohl reagieren würde, wenn plötzlich eine zweite Yolei vor ihr stehen würde. Takuya, Zoe, Junpei und Tommy schauten wieder betreten zu ihrem Frühstück. Spätestens nach diesem Gesprächsverlauf war ihnen der Appetit gründlich vergangen. Lediglich Neemon schien nicht so ganz die Sensibilität dieses Themas zu verstehen. „Koichi war damals wegen Kerubimons Einfluss böse. Wir haben in erst nicht als Menschen erkannt.“ Für diese Aussage erntete das Digimon wieder einen Strumpfhosenzieher - allerdings nicht von Bokomon wie gewöhnlich, sondern von Zoe. „Das hättest du wirklich nicht erzählen müssen!“
 

Ken krallte seine Finger fest ineinander. „Koichi also auch?“ Tommy seufzte. „Ich habe dir und Cody gestern Abend doch noch von Duskmon erzählt. Und um ehrlich zu sein. Das war damals Koichi.“ „Tommy!“ Rief Zoe, doch legte ihr Kari eine Hand auf die Schulter. „Sie haben ein Recht das zu hören!“ „Und gerade du willst das beurteilen können?“ Rief Zoe zickig und hielt plötzlich inne. „Entschuldige. Du hast vermutlich Recht.“
 

Die Brünette lächelte Izumi an. „Koichi hat mir die ganze Geschichte erzählt. Aus seiner Sicht. Als wir gestern in die Therme gegangen sind. Er hat mir von Kerubimon, Duskmon und der Finsternis erzählt. Von seinem Neid und auch von seinem Tod.“

„Was gibt es denn noch zu erzählen, außer dass Koichi als Geist in die Digiwelt kam, die Finsternis in seinem Herzen von Kerubimon benutzt wurde und er so gegen uns Digiritter gehetzt wurde?“ Fragte Junpei.
 

Davis hörte jedoch etwas anderes. „Warte mal. Koichi war gestern mit dir in der Therme? Alleine? Im Gemeinschaftsbad? Etwa nackt? Ich dreh ihm den Hals um. Kari ist mein Mädchen!“ Angesprochene zog die Brauen hoch und begann dann zu lachen. „Du schaffst es mal wieder, Davis.“ Dieser kratzte sich am Kopf und schaute zu Veemon, das ebenfalls ratlos aussah. „Was meinst du?“ „Du bist wieder genauso kindisch wie eh und je!“ Sagte Takeru und die Anwesenden nickten ihm zu. „Aber warum denn?“
 

„Ist ja auch egal. Auf jeden Fall wisst ihr jetzt von der Verbindung von Koichi mit Duskmon. Geht also bitte etwas sensibler mit dieser Information um.“ Während sie dies sagte, schaute Zoe insbesondere Davis und Neemon scharf an. „Machen wir uns fertig. Kari? Gehst du vielleicht zu Koichi, Koji und Lopmon und sagst ihnen, dass wir bald aufbrechen wollen?“
 

„Warum schon wieder Kari?“ jaulte Davis wie ein heimwehkranker Hund. „Weil er Kari ins Vertrauen gezogen hat, du Volldepp! Wenn du willst, kannst du natürlich auch zu den Zwillingen gehen. Nur wegen deines netten Fehltritts, wird dir Koji bestimmt Dinge antun, von denen du nicht einmal wusstest, dass man sie anderen antun kann!“ drohte Zoe, woraufhin Daisuke schwer schluckte und abwinkte. „Stimmt. Vermutlich sollte wirklich Kari gehen…“
 

Ungefähr eine Stunde später trafen sich die Digiritter am Eingang des Hotels. Es fehlte nur noch Kari, sowie die Personen, die sie suchen sollte. Tatsächlich kam nur Hikari zu ihnen. „Sie sind weg.“ Sagte sie tonlos und hielt einen Zettel in der Hand:
 

Wir sind auf dem Weg zur Quelle der Dunkelheit. Bitte versteht, dass wir euch nicht in diesen Kampf hineinziehen wollen.
 

Unterzeichnet wurde der kleine Zettel mit den feinen Namenszügen Koichis, Kojis und einem Pfotenabdruck Lopmons.

Gatomon seufzte. „Ich dachte nicht, dass sie tatsächlich so früh aufbrechen wollten…“ Kari schaute ihren Partner an. „Was meinst du damit? Sag blos, du wusstest, dass sie gehen wollen?“ Das Digimon nickte. „Sie haben mit Lopmon und mir darüber geredet, als sie dich von unserem Herrn aus aufsuchten und abholen wollten. Koichi fühlt sich für all das hier verantwortlich. Obwohl wir anderen versucht haben ihn davon abzubringen; er hat sich so da reingesteigert.

Er findet, dass er als Krieger der Finsternis auch das Eingreifen der Finsternis in das Gleichgewicht ausbaden müsste. Und da wir ihn nicht davon abbringen konnten, haben Lopmon und Koji gesagt, dass sie ihn dann zumindest auf den Weg zur Quelle der Dunkelheit begleiten wollen.“
 

„Das Koji so ein Ausreißer ist, wusste ich; aber das auch Koichi so drauf ist!“ Takuya knurrte und überlegte ihr weiteres Vorgehen. „Am besten machen wir es so, dass Yolei, Zoe und J.P wie geplant zur Stadt des ewigen Anfangs gehen. Und dann bilden wir am besten einen kleinen Suchtrupp um Koji, Koichi und Lopmon zurückzuholen!“
 

„Ich werde gehen!“ Sagte Hikari mit erstaunlich fester Stimme. „Ich auch!“ Sagte Takeru und legte Kari eine Hand auf die Schulter. „Und ich will Koji die Leviten lesen, dass er schon wieder abgehauen ist!“ Rief Takuya.

„Also gut. Ihr drei verfolgt die Zwillinge und wir, also Ken, Cody, Tommy und ich - und natürlich unsere Partnern, kümmern uns um das Meer der Dunkelheit. Wir werden zumindest schon mal den schwarzen Turm zertrümmern!“ Sagte Davis und die Gruppe begann sich zu spalten.

Neuer Tag (Der Wind)

Kapitel 13: „Neuer Tag“ (Der Wind)
 

Zoe, Yolei, Hawkmon und J.P mussten in das Land der Wälder, in dem die Stadt des ewigen Anfangs lag. Anfangs hatten sie noch versucht ein Trailmon zu nehmen, allerdings hörten sie nur immer, dass sie kein Ticket besäßen, weshalb sie laufen mussten.

Die Mädchen neckten dabei Junpei, dass es seiner Figur aber auch mal ganz gut tun würde zu laufen. Insbesondere bei seinen Schokoladenkonsum. „Dass du kein Diabetiker bist, ist ein reines Wunder!“ Kommentierte Hawkmon nüchtern die Situation, hielt sich ansonsten jedoch neutral aus dem Gespräch heraus.
 

Langsam erreichten sie die Grenze, wo der Schutz der Stadt nachließ und der Nebel sich mehr und mehr um sie herum verbreitete. Entgegen der Beschreibung, die sie von dem Trailmon Daku erhalten hatten, war der Nebel keine Qual.

Es war auf eine gewisse Weise lediglich unangenehm durch ihn zu wandern; da die Sonne zu schwach war um die dichten Schleier zu durchdringen war es recht kühl und sie fanden es etwas unheimlich nicht wirklich sehen zu können, wo sie ihre Schritte hinsetzten. Auch Hawkmon hatte auf einem Erkundungsflug kaum etwas von ihrer Umgebung ausmachen können, weil alles von einem gefräßigen Nichts verschluckt wurde und nichts als einen dämmrigen Horizont erkennen ließ.

Davon abgesehen erschien es ihnen durch das tiefe, dunkle Dämmerlicht so, als würden sie durch eine fremde Geisterebene wandern.
 

Darum blieben die vier ständig auf den Schienen, von denen sie hofften, dass sie zu dem wunderschönen Baum führten, der schützend die Stadt des ewigen Anfangs umgab. Sie hielten ihren Weg so eng und zielgerichtet an den Schienen fest, dass sie sich beinahe wie Dorothy fühlten, die die goldene Straße nach Oz beschritt. Oder wie Rotkäppchen, das von ihrer Mutter gewarnt wurde ja nicht vom rechten Weg abzukommen.

Und offensichtlich war dies die richtige Entscheidung, da durch eine glückliche Fügung eben jenes Trailmon Angler vorbeifuhr, dem Zoe, J.P. und Tommy damals voll auf den Leim gegangen waren.
 

Sein eigentliches Ziel war zwar nicht die Stadt des ewigen Anfangs, sondern der Waldbahnhof. Doch würden sie so zumindest deutlich schneller das Land der Wälder erreichen. Und sie alle waren froh über eine Pause, in der sie einmal nicht laufen mussten. Und vom Waldbahnhof aus, so hörten sie von Angler, seien es nur noch ein oder zwei Tagesmärsche um die Stadt des ewigen Anfangs zu finden.
 

Sie reckten sich und streckten sich, als sie aus dem Trailmon ausstiegen. Die Fahrt über hatten sie hauptsächlich schweigend miteinander verbracht. Sie hatten lieber ein wenig geschlummert. Sie alle hatten ihre erste Nacht in der Digiwelt nur mit wenig Schlaf verbracht. Sie alle hatten sich stundenlang und länger in ihren Betten hin und her gewälzt. Und kaum, dass sie eingeschlafen waren, wurden sie von Takuya und Davis aus dem Schlaf gerissen. Eben jenen Schlaf, den sie im Trailmon Angler nachholten.
 

Zoe biss sich auf die Lippen, als der Waldbahnhof sie in voller Pracht begrüßte, als wäre in ihm nie einem Lebewesen Schaden zugefügt worden. „Ob Seraphimons Schloss wohl wieder aufgebaut wurde?“ Hörte Zoe Junpei fragen, der die Blondine so aus ihren Gedanken riss. Angesprochene zuckte mit den Achseln. „Selbst wenn. Patamon, das ja aus Seraphimons Digiei schlüpfte, ist bei T.K. Warum sollten wir es also aufsuchen?“ Nun mischte sich auch das Mädchen mit den fliederfarbenen Haaren ein. „Und außerdem sollten wir zur Stadt des ewigen Anfangs. Die anderen gönnen sich ja auch keine Pause!“
 

Sie atmeten noch einmal das letzte Mal die frische, sonnengewärmte Luft ein, die sie hier umgab. Hier gab es keinen Nebel. Wenn sie sich nicht mit ihrer Mission beeilten, müsste man wohl sagen: Noch nicht.

Sie betraten den Nebel und schon nach kürzester Zeit konnten sie nicht einmal mehr die Umrisse des Waldbahnhofs sehen, den sie gerade verlassen hatten.
 

Und wieder hafteten ihre Blicke an den Schienen. Ihre Laune hielten sie sich mit Witzen, Geschichten und Zaubertricks von Junpei oben. Es war jedoch nur eine oberflächliche Fröhlichkeit. Tatsächlich machten sie sich alle Sorgen, wo sie heute Nacht schlafen sollten. Sie würden bis heute Nacht keinesfalls ihr Ziel erreichen. Und sie alle waren schon jetzt zu müde um wirklich Laufen zu können. Außerdem fürchteten sie sich vor den Schergen Deemons, die scheinbar seine Finsternis in der Digiwelt verbreiteten und nichts als Angst und Schrecken und Mord und Totschlag in der Digiwelt hinterließen. Eben jene Finsternis, die sehr wohl eine Qual war.
 

Schließlich stolperte Junpei - ob vor Müdigkeit oder einfach aus Ungeschick, konnte keiner mehr sagen. Die Mädchen hielt ihm jeweils eine Hand hin um ihm aufzuhelfen. „Am besten wir machen hier eine Pause und schlagen unser Nachtlager auf.“ Brachte Yolei das Thema zu dem ungeliebten Thema ihrer Bleibe.

„Ich hab kein Zelt oder so…“ Gestand Izumi und die anderen stimmten ihr zu. „Wir können einfach ein Feuer machen. Das hält uns bestimmt schon warm genug.“ Schlug Junpei vor und mit einem Schulterzucken gab der Rest sein stummes Einverständnis.
 

„Was haltet ihr von einer Nachtwache?“ Schlug das Vogeldigimon vor. Miyako verzog das Gesicht. „Bei dem Nebel kann ich mir nicht vorstellen, dass uns irgendjemand findet. Alles, was weiter weg ist, als zwei Meter, kann man schon nicht mehr sehen! Selbst bei einem riesen Leuchtfeuer würde man uns kaum finden.“

„Yolei hat Recht. Ich hoffe nur, dass wir die Gleise morgen früh wieder finden…“ Sorgte sich die Blondine. „Keine Sorge. Ich weiß genau wo wir hin müssen! Außerdem hab ich eine Spur aus bunten Tüchern gelegt…“ Machte der dickliche Junge ihnen Mut.
 

Das Feuer war schnell entzündet. Die Wärme schlug ihnen als warme Wellen ins Gesicht und schüttelte die tiefe, dunkle Kälte aus ihren Gliedern.

Sie wussten nicht wie, doch schaffte es Junpei ein kleines Privatfeuerwerk hervorzuzaubern und begeisterte die Anwesenden sehr. Trotz der Müdigkeit unterhielten sie sich noch lange über ihren ersten Tag und nachdem sie sich mit Keksen, Gummibärchen und (was die Gruppe besonders freute) allen möglichen Leckereien aus dem Laden von Yoleis Eltern satt gegessen hatten, fielen sie alle in einen tiefen, dunklen Schlaf, dessen Alpträume nicht gerade eine geruhsame Nacht versprachen.
 

Trotz der Augenringe und blassen Gesichtern waren die Digiritter schon früh auf den Beinen. Und die Fähnchen-Spur von Junpei stellte sich als ungemein nützlich heraus, da sie alle sonst in dem dichten Nebel völlig die Orientierung verloren hatten - auch wenn sie ihr Lager nur unweit von den Schienen aufgeschlagen hatten.
 

Nach einem für J.P. viel zu kargem Frühstück machten sie sich wieder daran den Schienen zu folgen. Auch wenn sie müde waren, waren sie hochmotiviert noch diesen Vormittag oder Mittag die so ersehnte Stadt des ewigen Anfangs zu erreichen. Ein Trailmon war ihnen nicht begegnet, doch waren die Digiritter sicher, dass sie früher oder später noch eines treffen würden, das sie umsonst (oder gegen Schokolade) mitfahren ließ.
 

Kurzzeitig überlegten die Digiritter auch, einfach die Digitationen zu benutzen um zum Ziel zu gelangen - doch waren sie sich sicher, dass sie ihre Kräfte noch brauchen würden. Immerhin konnten sich die so erhofften verbündeten Digikrieger überall aufhalten. Möglicherweise müssten sie auf der Suche nach ihnen die ganze Digiwelt durchqueren.
 

„Wie sind die anderen legendären Krieger eigentlich so?“ Fragte Yolei, die noch keine Bekanntschaft mit den Kriegern gemacht hatte und auch nur von den Kämpfen erfahren hatte. Nicht jedoch über ihre Charaktere. „Also Lanamon ist eine richtige Zicke!“ Lachte Zoe. „Wenn sie schlechte Laune hat, sollte man ihr besser nicht begegnen. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie auch sehr nett sein kann. Ihren Fanclub hat sie bestimmt nicht nur wegen ihres Aussehens.“ „Lanamon war das Element Wasser, richtig?!“ Fragte Hawkmon nach; es hatte als Digimon zwar von den Kriegern gehört, war ihnen jedoch nie persönlich begegnet. J.P. nickte eifrig und begann seinerseits von den Kriegern zu erzählen. Scheinbar hatte er vor allem an Arbormon, Element Holz, einen Narren gefressen - oder wohl eher an seinen oftmals eher unpassenden Ratschlägen.
 

Bei all den Gesprächen war ihnen gar nicht aufgefallen, wie weit sie schon gereist waren. Tatsächlich stand die Sonne, die sie nur als undeutlichen Goldflecken am Himmel wahrnahmen, schon hoch an selbigem. Und bei einem Rundflug hatte Hawkmon weitere gute Nachrichten für sie: Das Digimon konnte nicht mehr allzu weit von ihrem Standpunkt entfernt eine bunte Kuppel erkennen, unter der ein riesiger Baum seine Äste ausstreckte.

Von diesen Aussichten weiter beschwingt, liefen die Digiritter noch schneller, beinahe rennend, auf ihr Ziel zu.
 

Und kaum, dass sie die Kuppel erreichten und durch sie hindurch traten, konnten sie kaum glauben, dass sie aus einer tiefen, dunklen Ebene kamen: Die Sonne fiel strahlend durch die grünen Blätter, brach sich an Tautropfen und warf tausender, feiner Regenbogen auf die Blätter, den Stamm und alles Leben darunter. Ein sanfter Wind umgab sie und wirbelte ihre Haare auf.

Um sich herum hörten sie das Toben und Lachen der Babydigimon. Die Sträucher mit den Digieiern leuchteten selbst ebenso schön wie ihr Mutterbaum und die bunten Digieier taten ihr Übriges, um diese Stadt in einem unschuldigen, fröhlichen Schein erstrahlen zu lassen.
 

„So sieht es also in der Stadt des ewigen Anfangs aus?“ Rief Yolei fröhlich und atmete die frische Luft ein, die sie sehr an den Waldbahnhof erinnerte. „Wie friedlich es hier ist.“ Auch Hawkmon ließ seiner Freude Luft: Er spreizte die Flügel und genoss einen Rundflug. Schon lange hatte er es nicht mehr so genossen zu fliegen. Er sah mal nicht die Düsternis, ihr Verderben und ihren verlorenen Schein. Er sah nichts als blankes Leben unter sich. Leben soweit seine Augen reichten. Er entdeckte ein Vogeldigimon, das er zwar noch nie gesehen hatte, doch war er sich sicher, dass es sich um `Swanmon´ handeln müsse, von dem er schon so viel von J.P. und Zoe gehört hatte.

Das schöne, schwanenähnliche Digimon bemerkte den Reisenden und bat Hawkmon zu sich herunter. Alles an dem Digimon schien edel zu sein. Und gleichzeitig konnte Hawkmon eine Verbindung zu ihm spüren, die er sich nicht so recht erklären konnte. „Besuch?“ Fragte Swanmon. „Wir hatten schon so lange keinen Besuch mehr. Reist du alleine?“ Hawkmon verbeugte sich höflich. „Ich bin Hawkmon. Meine drei Freunde sind auch hier. Allerdings können diese nicht fliegen…“ Das Digimon vor ihm lächelte ihn mild an. Etwas an ihm war so mütterlich. Hawkmon fühlte sich hier seltsam geborgen. „Mein Name ist Swanmon. Komm mit mir und wir werden deine Freunde begrüßen. Hast du lange reisen müssen, um hierher zu gelangen?“ Fragte das Digimon und gemeinsam liefen sie in den hohlen Baumstamm, der dem Schwanendigimon als Nest diente.
 

Die drei Menschen liefen staunend durch diesen Garten Eden, der sich vor ihnen auftat. Izumi und Junpei kannten diese Stadt zwar, doch hatten sie sie nicht so schön in Erinnerung. Und nach der tiefen, dunklen Ebene dort draußen, konnten sie sich an all den bunten Farben gar nicht satt sehen.

„Wo ist Hawkmon blos hin?“ Fragte Miyako, die sich langsam Sorgen um ihren Partner machte. „HAWKMON!“ Rief sie darum. „Du hast gerufen?“ Hörte sie Hawkmon über sich und als sie aufblickte, salutierte ihr Partner vor ihr. „Stets zu Diensten!“
 

Die drei mussten lachen und wurden nun auch von Swanmon willkommen geheißen, die sich halten musste nicht in Tränen auszubrechen, als sie Zoe und J.P. erkannte. „Digiritter!“

Miyako schaute Swanmon erstaunt an. „Ist das schön…“ Flüsterte sie und schaute auf ihren Digimon-Analyser nach:
 

Swanmon

Level: Armor

Vogeldigimon

Typus: Serum

Attacke: Federtornado
 

“Das ist Swanmon. Es beschützt die Babydigimon und sorgt für sie, bis sie von Trailmon abgeholt und versorgt werden…” Erklärte Zoe, als sie den staunenden Blick von Yolei bemerkte. „Wie kannst du denn ein Armor-Digimon sein?“ Fragte Yolei; konnten nicht nur die Digimon-Partner von den Digirittern eine Armor-Digitation vollziehen?
 

Das angesprochene Digimon winkte ihnen allen und sie folgten ihm zu einem kleinen, sonnigen Platz, auf dem ein kleines Picknick vorbereitet war. Insbesondere Junpei bemerkte nun, dass sie lediglich die Reste vom gestrigen Abend verputzt hatten. „Reden können wir gleich noch. Ich bitte euch. Lasst es euch schmecken…“
 

„Wie ist es dir in letzter Zeit so ergangen?“ Schmatzte Junpei. Obwohl es kaum verständlich war, schien Swanmon zu wissen, was er meinte. „In letzter Zeit ist alles so viel schwerer geworden. Es kommen keine Trailmon mehr. Sie alle haben viel zu viel Angst die lieben Kleinen irgendwo in diesem schrecklichen Nebel auszusetzten. Keines der Trailmon bringt es übers Herz…“

„Mach dir keine Sorgen, Swanmon. Wir sind hier, um der Digiwelt wieder auf die Beine zu helfen!“ Rief Yolei. „Wenn ich euch irgendwie helfen kann, lasst es mich wissen.“ Bot ihnen das Schwanendigimon seine Hilfe an. „Es gibt da tatsächlich was, was du für uns tun kannst.“ Begann die Blonde. „Wir suchen die anderen vier legendären Digiritter. Weißt du etwas über ihre Digieier?“
 

Swanmon, wollte ihnen antworten. Doch passierte das nun folgende viel zu schnell. So schnell, dass es den Anwesenden beinahe wie eine halbe Ewigkeit vorkam. Beinahe in Zeitlupe konnten sie tausende und abertausende Fledermäuse sehen, die Swanmon umgaben und angriffen, bis es zu Boden fiel und mit einem hellen, bläulichen Datenstrom liegen blieb.

Die Digiritter schauten sich panisch um und konnten eine zierliche Gestalt ausmachen, die unangenehm hell lachend tausende Wellen Dunkelheit um sie herum verbreitete.
 

LadyDevimon griff die Stadt des ewigen Anfangs an.
 

„Was zum…?!“ Rief Yolei und nickte ihrem Digimonpartner zu, dass er digitieren möge. Kari war zwar nicht da um eine DNA-Digitation zu vollziehen, doch war sie sich sicher, dass sie mit der Hilfe der anderen Digiritter auch mit einem Champion-Level Digimon ein Ultra-Digimon schlagen konnte.

Hawkmon versuchte zu Digitieren - und erstarrte in der Bewegung. „Was hast du denn?“ Fragte Yolei besorgt. Nach dem Picknick müsste Hawkmon doch stark genug sein um zu Digitieren?

Eine Welle kalten, höhnischen Lachens ließ Yolei einen Schauer über den Rücken gleiten. „Hahaha…So lange ich hier bin und die Finsternis meines Meisters, Deemon, verbreite, kann keiner Digitieren!“
 

„Ach ja… Das werden wir ja sehen!“ Um Yolei herum bildeten sich zwei hellblaue Digieier: Zoe und J.P. digitierten. Und tatsächlich. Kaum dass die Datenströme verschwunden waren, schwebten an ihrer Stelle ein käferähnliches Digimon und eine wunderschöne, mit Klauen besetzte Frau, die mit den goldenen Flügeln an einen Engel erinnerte. „Was die können, können wir schon lange! Digiarmorei der Liebe erstrahle!“ Rief Miyako. Und tatsächlich, kaum dass die Worte gesprochen waren, erschien aus ihrem Digivice ein hellroter Strahl, der ihren Partner umgab und „Halsemon, Flügel der Liebe“ offenbarte. Yolei schwang sich auf dessen Rücken und machte sich bereit mit Beetlemon und Zephyrmon das Digimon vor ihnen zu bekämpfen.
 

„Warum greifst du die Stadt des ewigen Anfangs an?“ Hörte Yolei die Stimme Zoes. Aber aus den Lippen des Digimons hörte sie sich erwachsener an. Reifer.

Miyako warf Zoes neuem Äußeren einen neidischen Blick zu. Wie sehr würde sie es sich wünschen selbst einmal so digitieren zu können.
 

Nach einer langen Pause kicherte LadyDevimon. „Ihr werdet ohnehin sterben. Da kann ich euch auch gerne erzählen, warum: Wenn erst einmal die Stadt des ewigen Anfangs in unserer Hand ist, ist auch das Leben selbst in unserer Hand. Wir werden nur noch würdige Diener erschaffen und keine schwachen Trottel! Und wenn wir erst einmal das Leben selbst kontrollieren, dauert es nicht mehr lange, bis wir alles kontrollieren!“

„Das werden wir die nie durchgehen lassen!“ Drohte Junpei - oder wohl eher Beetlemon.

„Und ihr kleinen Spielkameraden wollt mich daran hindern?“
 

In einer Geschwindigkeit, die deutlich über dem Menschenmöglichen lag, verwandelte sie ihren Arm in eine Lanze und stieß auf Beetlemon zu.

„Roter Feuerball!“ Rief Halsemon und schoss etliche rotglühende Kugeln, die den eigentlichen Weg von LadyDevimon blockierten und sie so daran hinderte dem Käferdigimon Schaden zuzufügen.

Und nun hatte das Virus-Typ-Digimon ihr neues Ziel gefunden: Yolei und Halsemon.

Sie stach mit einer unglaublichen Geschwindigkeit ihren lanzenartigen Arm in den Rumpf des Vogeldigimon Halsemon. Nach einem markerschütternden Schmerzensschrei digitierte Halsemon zurück auf das Rookie-Level. Yolei krallte sich fest in Hawkmon. Gemeinsam fielen sie Richtung Erde. Sie kniff ihre Augen zusammen.
 

Ein plötzlicher Ruck riss ihre Aufmerksamkeit zu den Digimon über sich. Zephyrmon und Beetlemon waren links und rechts von Yolei und Hawkmon und ließen sie vorsichtig zur Erde gleiten. „Ich schuldete dir was…“ Sagte Beetlemon und wurde plötzlich von einer Alptraum-Wolke von LadyDevimon unterbrochen. Auch Beetlemon digitierte zurück und raste nun als Junpei bewusstlos zu Boden.

Hawkmon indes löste sich von Yolei und flog dem Jungen hinterer und fing ihn auf. Schwer schlug das Vogeldigimon mit den Flügeln, als es den Jungen sanft auf den Boden setzte.

Keine Sekunde zu früh, da LadyDevimon Hawkmon in diesem schutzlosen Moment angriff. Schatten. Fledermäuse. Dunkelheit. Schockiert betrachtete Yolei das Bild, als ihr Partner zunächst von einem hellen Datenstrom umgeben wurde und sich danach schmerzhaft langsam Pixel für Pixel für Pixel auflöste.
 

Zephyrmon hielt Miyako fest umschlossen, als sie mit ihr zum Boden flog und Yolei zu der Stelle eilte, wo noch bis vor kurzem ihr Digimonpartner war und Junpei gerettet hatte.

Langsam verging der Schock; ihm wichen stumme Tränen eines stummen Schmerzes, als das Mädchen einsehen musste, dass Hawkmon sie nicht begrüßen würde. Er würde ihr keinen Mut mehr machen können. Er würde ihr nicht mehr sagen können, dass alles gut werden würde.

Sie sank mutlos auf die Knie und langsam entwichen etliche Schluchzer ihrer Kehler.
 

Zephyrmon spürte eine unbekannte Wut in sich aufsteigen. Sie würde kämpfen. Für Hawkmon.

Mit einer Schnelligkeit, die nur der grenzenlose, freie Wind kennen konnte, flog das B-Hybrid-Digimon auf LadyDevimon zu und hob ihre Klaue zu einer schallenden Ohrfeige. „Das vergess´ ich dir nie! Das vergess´ ich dir NIE!“ Schrie sie und hob ihre Klauen für weitere schneidend scharfe Windangriffe - die alle im Leeren versiegten.

LadyDevimon hatte sich wieder gefangen und flog nun lachend um Zephyrmon herum. Attackierte sie mit dunklen Alpträumen, Wolken finsterer Fledermäuse, zog ihr in den hellen blauen Harren, kratzte sie und schlug mit ihren Krallen auf das B-Spirit-Digimon ein.
 

Ihr letzter Angriff beförderte Zephyrmon zu Boden. Krachend schlug sie auf und verwandelte sich augenblicklich in Zoe zurück. In einen Menschen. In einen hilflosen Menschen. Das darf nicht so enden. Ich muss etwas tun. Ich kann etwas tun, dachte sich Zoe und rappelte sich auf. Sie konnte vor Schmerz kaum laufen, kaum denken. Und doch schleppte sie sich vorwärts. Ich muss diesen Ort beschützen. Diese Kinder. Und meine Freunde. Ich darf noch nicht aufgeben. AncientIrismon, ich flehe dich an!
 

Sie nutzte ihre letzte Kraft und digitierte zu ihrem H-Hybriden. Als dieser ging sie zu Yolei und erhob sich vor ihr in die Luft. „Ich werde Hawkmon rächen!“ Versprach Kazemon und zwinkerte dem Mädchen zu, bevor sie sich mit einem Rückwärtssalto in die Höhe begab und dort, hoch über ihnen schweben blieb.

Sie griff nicht an, blieb lediglich in der Luft schweben. Sie schien konzentriert zu sein.
 

Die anderen schauten ihr gespannt zu und warteten, was sie erreichen wollte. Nur eine anwesende Person wartete nicht: LadyDevimon.

Hatte sie anfangs die Situation nur beobachtete und analysiert, flog sie nun zu der schwebenden Fee und attackierte sie mit ihren Krallen. Und keiner Attacke wich Kazemon aus. Sie schien zu warten. Auf ein Wunder? Eine weitere Attacke des Digimons ließ die Digitation abbrechen. Nun schwebte Zoe in der Luft. Der blaue Datenstrom umgab sie und zeigte nicht nur sie, sondern auch ihre beiden Spirits, die links und rechts von ihr schwebten.
 

Ein milder Wind trocknete die Tränen Yoleis und dieser Wind zog sich immer stärker zusammen. Wirbelte um das Dorf herum. Als einziger, riesiger Tornado. „Das hat sie da gemacht!“ Rief Junpei anerkennend; er hatte verstanden: Izumi hatte sich geopfert um mit ihrer letzten Kraft eine Windbarriere um die Stadt des ewigen Anfangs zu errichten. Einen Tornado, in dessen Auge geschützt sich nun der Beginn allen Lebens abspielen würde.
 

LadyDevimon hob ihre Kralle für einen letzten Angriff. Und erstarrte. Sie konnte ihren Angriff nicht zu Ende bringen. Sie schlug auf eine Wand aus Wind, die das Mädchen vor sich umgab. Eine Barriere, die zu einer Kugel aus Sturm wurde, durch die sich feine Bänder aus Licht schlossen.
 

Zoe war stolz. Sie hatte es geschafft die Stadt zu schützen. Der Tornado würde sie beschützen. Müde schloss sie die Augen und ließ sich fallen. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt. Sie würde Hawkmon nicht rächen können; aber der Schutz der Stadt wäre sicher in seinem Sinne gewesen.

Sie wurde allmählich von einer Kugel aus reinem Licht umschlossen, und auch ihr Fall wurde gebremst. Ihr linker Arm wurde von Zephyrmon gehalten und ihr rechter Arm von Kazemon. Diese lächelte ihr zu und auf Italienisch konnte Izumi sie sagen hören: „Du weißt, was du zu tun hast!“
 

LadyDevimon schlug weiter auf die Kugel aus Wind und Licht ein. Und zerbrach diese schließlich. Doch entgegen ihrer Vermutung blickte ihr nicht das blonde Mädchen panisch entgegen, sondern ein fremdes Digimon mit stolzem, kämpferischem Blick.
 

„Zoe hat die doppelte Spirit-Digitation vollzogen…“ Flüsterte der Junge anerkennend. „Und sie sieht so schön aus…“ Yolei schaute kurz zu Junpei und danach wieder zu Zoe. Oder besser: Zu dem unbekannten Digimon.
 

Der Kampf, zwischen LadyDevimon und Jetsilphymon - der neuen Digitation - verlief nun sehr zum Vorteil der Digiritter. Anfangs hatte sich das böse Digimon noch über das luftige Windrad lustig gemacht. Bis sie von einem der damit erzeugten Winde erfasst wurde und gegen die Tornado-Wand gedrückt wurde. Langsam zerfetzte sie der Wind. Schneidend scharf schmirgelte er ihr ihren Leib. Nach langanhaltenden Schmerzensschreien scannte Jetsilphymon die Daten und erlöste so das Digimon von ihren Schmerzen. Und sie betete, dass der Wind diese dunkle Seele reinigen würde.

Neuer Tag (Die Quelle)

Kapitel 14: „Neuer Tag“ (Die Quelle)
 

Koji war zu Kendogarurumon digitiert. Als dieses konnte er sich, als Krieger des Lichts, beinahe mit der Geschwindigkeit des Lichts bewegen. Er fuhr mit Hilfe der Räder an seinen Klauen die Schienen entlang, auf denen normalerweise die Trailmon fuhren; er war so schnell, dass die Landschaften, die ohnehin wegen des Nebels kaum zu erkennen waren, nun als undeutliche Schleier vorbeiwanderten.

Auf seinem Rücken saß Koichi, der die Arme um den Hals des B-Hybrid-Digimons geschlungen hatte. Die Augen hielt Koichi die meiste Zeit über zugekniffen, da ihm sonst wegen des heftigen Fahrtwindes die Tränen über die Wangen liefen. Lopmon saß auf dem Kopf des anderen Digimons und klammerte sich an den stählernen Ohren fest; die eigenen Ohren ließ es im Wind flattern und schaute zwischen halb zugekniffenen Augen in die Welt vor ihnen und navigierte Kendogarurumon zielsicher Richtung Osten, in die Zone des Wassers.
 

Auf dem Weg erklärte ihnen das kleine Hasendigimon auch, dass es sich bei der Quelle der Finsternis um einen riesigen Strudel handele; woher es das wusste, konnte es jedoch nicht erklären. Es wusste jedoch, dass man dort die D-Codes vieler der grausamsten Digimon speichere um sie so kontrollieren zu können. Je tiefer man ginge, desto bösartiger wurden angeblich die Digimon. Koji dachte als Kendogarurumon an IceDevimon, Phantomon und andere bösartige Digimon, die er in der Digiwelt getroffen hatte. Ob er sie alle als Daten wieder sehen würde? Und er dachte an Kerubimon; dessen Daten wurden auch gespeichert, und dennoch saß das Digimon aus dessen Digiei auf seinem Kopf. Gab es also zwei Kerubimons? Eines, das gut war und sie nun als Rookie-Digimon auf ihrer Reise begleitete und eines, das durch und durch böse war und als Daten in der Quelle der Dunkelheit existierte? Er verstand nicht so wirklich was genau diese Quelle war. Ein großer Datenspeicher? Ein Gefängnis? Oder etwas noch ganz anderes?

Auch wenn er nie dort war, überkam ihn ein kalter Schauer allein bei dem Gedanken daran.
 

„Weißt du, wie wir die Daten von Duskmon wieder herstellen, Koichi?“ Angesprochener öffnete leicht die Augen und schloss sie direkt wieder. „Ich hab so eine Vermutung… Aber vor allem brauchen wir wohl Flügel oder so. Ich bin nämlich nicht wirklich scharf darauf in den Strudel gesogen zu werden und nicht wieder rauskommen zu können…“ „Da werden wir uns wohl noch Gedanken drüber machen müssen - immerhin kann keine unserer Digitationen fliegen…“ Gestand Kendogarurumon und seufzte. „Aber da haben wir ja noch ein wenig Zeit…“
 

Es mochte zwar so sein, dass sie da noch ein wenig Zeit gehabt hatten; als sie jedoch die ersten Inseln erreicht hatten, mussten sie feststellen, dass sie noch immer keine Idee hatten, wie man in den Strudel und wieder heraus fliegen konnte, ohne eingesaugt zu werden.
 

Kendogarurumon setzte Koichi auf einer kleinen Insel ab und digitierte wieder zurück zu einem Menschen. Es seufzte und schaute auf das blaue Meer vor ihnen. Durch den Nebel wirkte es jedoch schon nach nur wenigen Metern wie das Meer der Dunkelheit, das Koji noch vor kurzem über dem Himmel ihrer eigenen Welt gesehen hatte. Er lehnte sich an eine Palme und sprang erschrocken nach vorne, als diese plötzlich nachgab und nach hinten kippte. Kaum, dass sie sich bewegt hatte, begann die kleine Insel von sich aus in das weite Meer hinaus zu schwimmen. „Immerhin müssen wir uns darüber keine Sorgen mehr machen…“ sagte Koichi trocken.
 

Nach einer Weile, die sie mit Schlafen und Spekulationen verbrachten, hörten sie ein unangenehmes gurgelndes Geräusch vor sich. Es war ohnehin um sie herum sehr kühl, doch wurde es mit einem Mal schlagartig kalt, sodass die Zwillinge ihren Pullover oder das Jackett anzogen, die sie bisher als Kopfkissen benutzt hatten. Koji setzte das kleine Hasendigimon in den eigenen Kapuzenpullover, sodass es nur noch mit dem Kopf vorne aus der Jacke guckte.

„Ich will ja niemanden schockieren, aber was machen wir, wenn diese Insel eingesogen wird?“ fragte Lopmon und die Zwillinge schauten sich mit panischem Blick an. Schnell stellten sie sich beide gegen die Palme und stemmten diese in eine aufrechte Position; kaum dass sie wieder stand, blieb auch die Insel stehen. Gerade rechtzeitig, da sie vor sich bereits ein riesiges Loch im Ozean sahen. „Das ist also die Quelle der Finsternis…“ Koji ging vorsichtig zum Rand der Insel, der sich direkt über dem Strudel befand. Seine Nackenhaare richteten sich auf und alles in ihm schien ihm zu sagen, dass er ganz schnell von diesem Ort verschwinden solle.
 

Plötzlich legte ihm sein Bruder eine Hand auf die Schulter. „Sieh nicht hinein, sonst wirst du in die Finsternis gezogen…“ Warnte er ihn. Koji schaute zu Koichi. Er zweifelte nicht eine Sekunde an der Wahrheit dieser Aussage und ging einen Schritt zurück. „Und jetzt? Flügel haben wir immer noch nicht…“ Kommentierte er mit einem bitteren Unterton. „Und wenn der Strudel so eine Saugkraft hat, wie du meinst, wie sollen wir überhaupt darein?“

Koichi schaute ihn ernst an. „Wieso `wir´?“
 

Koichi trat an den Rand der kleinen Insel und schaute nach unten. Und obwohl Koji den unbeschreiblichen Drang hatte seinen Bruder vom Rand wegzuziehen, ließ er ihn gewähren. Er war der Krieger der Finsternis. Er würde besser wissen, was sie zu tun hatten, als er und Lopmon zusammen. Dass er seiner Eingebung hätte folgen sollen und seinen Bruder zu sich ziehen sollen, erkannte er erst, als Koichi seine Arme ausbreitete und sich nach vorne fallen ließ.

Koji knirschte mit den Zähnen und schaute zur Seite. Ich muss Koichi vertrauen. Er wird es schon schaffen!
 

Und tatsächlich. Koji konnte die Zeit nicht abschätzen, doch nach einer gefühlten Ewigkeit (tatsächlich waren nicht einmal zehn Minuten vergangen) begann sich nach und nach der Nebel aufzulösen. Es war fast so, als würde er in den Strudel gesaugt werden.

Koji musste die Augen zusammenkneifen, als nach und nach die Farben wieder in die Welt kamen. Die Sonne spiegelte sich im Wasser, der Himmel spiegelte sich im Wasser. Durch den Strudel aufgewirbelte Wassertropfen brachen die Sonne und Koji konnte sich nicht erinnern, je so schöne Farben gesehen zu haben; obwohl es sich lediglich um einen Regenbogen handelte, der sich nun über den Strudel zog.
 

Trotz der Farben blieb die Kälte. Die warmen Farben zeigten eher noch den Kontrast auf. Koji rieb sich die Ärmel der Jacke um sich so zu wärmen. „Hat er es geschafft?“ Fragte Lopmon aus dem Pullover und kuschelte sich näher an den warmen Körper Kojis. „Offensichtlich. Nur frag ich mich, wie er da raus kommen will…?“
 

„KOJI!“ Hörte der Junge mit den tiefen, dunklen Augen jemanden aus der Luft plötzlich rufen: BurningGreymon. Das adlerartige Digimon war mit wenigen kraftvollen Schlägen seiner Flügel bei ihm und digitierte auf der Insel zu Takuya zurück. „Was hast du dir dabei gedacht, einfach so abzuhauen! Ich dachte das hättest du hinter dir!“ „Komm mal wieder runter! Es ist doch meine Sache, ob ich mit meinem Bruder abhaue oder nicht!“ „Deine Sache? Was wenn einem von euch was passiert wäre?!“ „Halt dich da raus! Haben wir nicht extra geschrieben, dass wir euch nicht hier mit rein ziehen wollen?“

Sie keiften sich noch eine Minute lang so an, und ignorierten die Versuche Lopmons die Streithähne auseinander zu bringen. Erst die Ankunft T.K.s auf Pegasusmon und Karis auf Nefertimon ließ sie verstummen (und das auch nur, weil Takeru und Hikari sie voneinander wegzogen).“Wo ist Koichi?“ fragte der Blonde und seine Frage wurde mit einer weiteren Frage Hikaris gestützt.
 

„Hat Koichi es geschafft?“ Fragte Kari aufgeregt und schaute sich um. Sie sah nichts als blau. Ein wunderschönes, helles blau. Eine Gänsehaut überzog sie, als sie an das tiefe, dunkle blau vor sich dachte. „Ist er etwa im Strudel?“ Fragte Takeru nun und wurde sichtlich unruhig. Er hatte es nicht gerade vermisst die Quelle der Dunkelheit zu sehen. Kari fröstelte. Sie fror ebenso, wie am Meer der Dunkelheit. Eine unangenehme Kälte überzog sie. Sie zuckte zusammen, als sie plötzlich eine warme Welle über ihren Schultern spürte: Koji hatte seinen Kapuzenpulli ausgezogen und ihn Kari über die Schultern gelegt, während er Lopmon weiter auf dem Arm behielt.
 

Ein auffälliges Geräusch ließ sie alle zusammen zucken und zu dem Strudel gucken. Ein anderes Geräusch als das Gurgeln machte sich breit: Sie hörten das metallische Klingen von Waffen, die gekreuzt wurden. Plötzlich erhoben sich aus dem Strudel zwei Schatten, die immer wieder gegeneinander krachten und dabei das Geräusch hinterließen. Koji erkannte die beiden Schatten, als die beiden Krieger der Finsternis: Koichi als Löwemon kämpfte gegen Duskmon. Und das Herz von Koji zog sich zusammen, als er einsehen musste, dass sein Bruder unterlag. Immer und immer wieder steckte er Hiebe der blutroten Schwerter Duskmons ein.
 

Plötzlich wurde Löwemon von Duskmon auf die kleine Insel geschleudert. Krachend schlug Löwemon auf und erhob sich zitternd. Takeru rannte auf das Löwendigimon zu und wurde plötzlich von Koji an der Schulter festgehalten. Koji schaute mit sorgenschwerem Blick auf das Digimon, dessen Körper die Seele seines Bruders barg.

„Willst du nichts unternehmen? Dieses andere Digimon tötet ihn noch!“ Rief T.K. aufgebracht. Wie konnte Koji nur so ruhig bleiben, während sein Bruder so fertig gemacht wurde?! Koji schaute zähneknirschend zur Seite und antwortete nicht auf die Frage. „Dann halt nicht! Pegasusmon? Bitte hilf du ihm dann!“ Sein Digimonpartner digitierte zurück auf das Rookie-Level. T.K. starrte Patamon fassungslos an. „W…Was zum…?“ Stammelte er. Patamon setzte sich auf seinen Kopf und Nefertimon antwortete: „Diesen Kampf will Koichi ganz alleine kämpfen. Glaube an ihn und er wird es schaffen!“
 

Takeru schaute zu dem Digimon vor sich. Löwemon zitterte am ganzen Leib. Ganz offensichtlich verlor er diesen Kampf. Wie sollte er da an den anderen Jungen glauben können? Wie sollte er überhaupt an einen Kämpfer der Finsternis glauben können? Er ballte seine Hände zu Fäusten. Das konnte man doch nicht mit ansehen.
 

Löwemon steckte weitere Hiebe ein und nach dem letzten Schlag sank er zu Boden. Es war ihm nicht länger möglich die Digitation aufrecht zu erhalten. Schwer keuchend erhob sich Koichi und schaute in die tiefen, dunklen blutroten Augen Duskmons. Der zweite Krieger der Finsternis erhob sein Schwert zu einem finalen Schlag und fixierte den Jungen vor ihm. Koichi breitete die Arme aus, als könnte er so die Digiritter vor einem Kampf mit Duskmon bewahren. „Du wirst sie nicht auch nur anrühren!“ Und obwohl er keine Kraft mehr hatte, zitterte und Höllenschmerzen aushielt, war sein Blick stolz und sein Kampfgeist ungebrochen.

Das H-Hybrid-Digimon ließ sein Schwert niedersausen.
 

Und stach es in den weichen Inselboden vor sich. Danach kniete es vor Koichi nieder und fixierte ihn mit undeutbarem Blick. Er unterwarf sich Koichi. Erkannte ihn als würdigen Gegner und als würdigen Verbündeten an.
 

Takeru riss überrascht die Augen auf. Warum verbeugte sich das andere Digimon? Er verstand es nicht. Es hätte mühelos Koichi mit dem letzten Schlag töten können. Es war ein solch mächtiges Digimon. Es hätte sie alle mühelos töten können. Stattdessen unterwarf es sich der Person, gegen die er den Kampf gewonnen hätte. Unterwarf sich einem Menschen.
 

Duskmon erhob sich wieder und fixierte jeden einzelnen Digiritter mit diesen blutroten Augen. Takeru versuchte dem Blick auszuweichen. Doch war er von diesen Augen gefangen. Er wollte diese Dinge nicht sehen, die er in den Augen Duskmons wiedererkannte: Dunkelheit. Hass. Verderben.

Er riss den Blick von dem anderen los und schaute betreten zu Boden.

Der Krieger der Dunkelheit nickte der Gruppe zu und schwang sich vor ihnen in die Finsternis der Quelle der Dunkelheit.
 

„Warum hat es dich nicht getötet?“ Fragte der Blonde. Koichi drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an. Anstelle einer Antwort schüttelte er nur den Kopf, bevor er plötzlich bewusstlos zusammenbrach und von Koji aufgefangen wurde. Dieser legte seinen Bruder vorsichtig auf den Boden und dessen Kopf auf den eigenen Schoss. Das Hasendigimon begann ihm vorsichtig Wind zuzufächeln. Auch Kari ging zu der kleinen Gruppe und legte Koichi die Kapuzenjacke von Koji über, die sie noch immer über den Schultern liegen hatte. Patamon auf seinem Kopf beugte sich zu ihm herunter, sodass es Takeru in die Augen schauen konnte, als es sagte: „Verstehst du es etwa immer noch nicht?“ Bevor T.K. antworten konnte, trat Nefertimon neben ihn. „Duskmon hat mit Koichi gekämpft um zu testen, ob er ihm ebenbürtig ist. Er hat ihn nicht im Schwertkampf gefordert, sondern in einem Kampf, der innere Stärke erfordert. Solche die man nicht von außen sehen kann…“
 

Der Blonde schaute zu dem strahlend blauen Himmel vor sich. „Du hattest Recht; ich hätte an Koichi glauben müssen…“ sagte er, als er zu Koji ging. „Sag das nicht mir, sondern ihm, wenn er wieder aufwacht…“
 

„Ich will euch ja echt nicht unterbrechen oder so - aber so langsam will ich hier weg! Mir ist dieser Strudel echt nicht geheuer…“ Gestand Takuya und schaute in die Richtung, aus der das unüberhörbare Rauschen der Quelle der Dunkelheit drang.

Koji sparte sich einen Spruch (obwohl ihm gerade tausende einfielen, die er seinem besten Freund an den Kopf knallen könnte!) und deutete auf seinen Bruder. „Wie wärs wenn du Koichi mal ´ne Pause gönnst? Erst hat er Duskmons Daten rekonstruiert und danach auch noch gegen ihn gekämpft! Was meinste wie viel Energie das verbraucht?!“
 

„Und wenn du etwas leiser wärst, könnte ich diese Energie durch Schlaf auch wieder aufholen…“ Murmelte sein Bruder undeutlich von seinem Schoß. „Sag mal, wie hast du es eigentlich geschafft die Daten von Duskmon da rauszubekommen?“ Fragte Takeru mit seltsamen Unterton. Zu sehr hatte er noch das Bild von Kimeramon im Kopf, als dass er es akzeptieren könnte, dass man einfach die Finsternis mir nichts dir nichts für die eigenen Zwecke benutzen dürfte!

Koichi seufzte und zog schwerfällig sein Digivice aus der Hosentasche. „Mit dem D-Tector war das kein Problem… Eigentlich hat mich Ken erst auf den Gedanken gebracht: Wenn ich mit dem Unterbewusstsein dafür gesorgt hatte, dass sich mein Bruder nicht mehr unnötig in Gefahr begeben kann, warum sollte also mein Unterbewusstsein nicht auch dafür gesorgt haben, dass ich die Daten Duskmons rekonstruieren kann?!“

„Ken meinte ja schon, dass das schwarze Digivice anders sei als unsere; und da Koichis schwarzes Digivice ein Digivice mit anderem Namen ist, wundert mich das nicht…“ Sagte Kari und lächelte Koichi dabei an, der wieder die Augen geschlossen hatte und auf dem Schoss seines Bruders eingeschlafen war um die verbrauchte Energie im Schlaf wieder aufzuladen.
 

„Am besten wir warten hier, bis Koichi von sich aus aufwacht und danach können wir ja zum dunklen Kontinent fliegen und zu den anderen aufschließen.“ Flüsterte Koji extra leise. Noch einmal wollte er nicht seinen Bruder wecken - er wusste wie nötig er den Schlaf haben würde.
 

„Könntet ihr uns mitnehmen?“ Fragte das kleine Hasendigimon und dachte an die Gespräche über Flügel. Kari strich dem Digimon über den Kopf. „Wir sind hier um euch abzuholen. Mach dir keine Sorgen. Nefertimon hat noch Platz für einen, Pegasusmon ebenso und du wiegst kaum was. Ansonsten wird dich bestimmt BurningGreymon mitnehmen, stimmt’s?“ Bei der Suche nach Bestätigung schaute sich das Mädchen um. Takuya nickte ihr zu und auch T.K. nickte. „Ich habe auch noch Kraft genug um euch zumindest bis zum Festland zurück zu bringen. Danach werden Pegasusmon und ich wohl eine Pause brauchen…“ Kommentierte Nefertimon ihre kleine Diskussion.

Hikari stand auf und umarmte ihren Digimonpartner. „Mach doch einfach jetzt eine Pause. Das macht Patamon doch auch.“ Koji angelte nach dem Rucksack, der an die Palme gelehnt war und zog daraus mehrerer kleiner Chips Tüten, Reisbällchen und eine Tafel Schokolade. „Bedient euch!“ Sagte er den Anwesenden. Vor allem die Digimon (und Takuya) stürzten sich ausgehungert darauf.
 

„Sagt mal, wollen wir die kleine Insel nicht langsam Richtung Festland schwimmen lassen?“ Fragte Kari, der das Geräusch und die Kälte der Quelle der Dunkelheit einfach keine Ruhe ließen. „Mir wäre dabei nämlich deutlich wohler!“ Ohne auf eine Antwort zu warten ging sie um Koichi und Koji herum und stemmte sich gegen die Palme. Takuya (dem der Strudel ebenso unheimlich war) ging zu ihr und gemeinsam drückten sie die Palme in die Richtung, in die sie schwimmen wollten: Zum Festland.
 

Sie kniete sich wieder neben Koichi und legte eine Hand auf seine Brust. Takeru fühlte sich an den Morgen erinnert, wo er selbst noch mit dieser Geste nach dem Herzschlag des anderen gefühlt hatte.

„Ob die Blume jetzt wohl verwelkt?“ Fragte das Mädchen besorgt. Sein Bruder zuckte mit den Schultern. „Hoff ich doch! Ansonsten würde ich sie eigenhändig aus Koichis Körper reißen!“
 

Takeru beobachtete das Mädchen, seufzte und setzte sich dann dazu. „Ich bin mir sicher, dass wir uns um Koichi keine Sorgen machen müssen. Die Finsternis ist zurückgegangen. Warum sollte die Blume also weiter gedeihen? Wir sollten einfach daran glauben, dass sie verwelkt ist.“

Kari schaute ihn mit besorgtem Blick an. Der Herzschlag war so ruhig und kräftig wie eh und je. Und dennoch…
 

Sie hatte das Gefühl, unter ihren Fingerspitzen zarte Knospen der Blume der Finsternis zu spüren.

Neuer Tag (Der Turm)

Kapitel 15: „Neuer Tag“ (Der Turm)
 

Lachend standen drei SkullSatamon vor der Gruppe bestehend aus Cody, Ken, Tommy und Davis, sowie ihren Digimonpartnern und Bokomon und Neemon. Die kleine Gruppe war auf dem Weg nach Norden um den dunklen Kontinent zu erreichen. Da ihnen der Weg jedoch zu lang war (immerhin mussten sie mehrere Zonen und Kontinente überqueren), versuchten sie ein Trailmon zu überreden. Da sie am Bahnhof der Flammen jedoch kein Trailmon gefunden hatten, das sich bereit erklärte sie auch nur in die Nähe des dunklen Kontinents zu bringen, waren sie zum nächsten Bahnhof gewandert und wollten dort ihr Glück versuchen.
 

Anstelle eines Trailmons wurden sie jedoch von eben jenen Virus-Digimon begrüßt, die sie nun höhnisch auslachten. „Was wollt ihr hier?“ fragte Davis kampflustig. Seit sie in dieser nebligen Einöde herumirrten, juckte es ihm in den Fingern ein bisschen Action erleben zu dürfen - und die erhoffte er sich nun von den drei Digimon vor sich. „Ihr müsst euch an ihnen nicht die Finger schmutzig machen. Das schaffen Davis und ich alleine!“ Rief Ken den anderen zu und Veemon und Wormmon machten sich nicht nur für die Champion-Digitation sondern auch für die DNA-Digitation miteinander bereit.
 

Eine Digitation die sie auf einmal nicht mehr vollziehen konnten, auch wenn sie sich noch so sehr darauf konzentrierten. Die Digimon sowie ihre Partner schauten sich verwirrt an. „Was ist denn jetzt los?“ Fragte das blaue Dinodigimon verwirrt.

„Ihr Armen… haben wir euch nicht erzählt, dass ihr in der Finsternis von Master Deemon nicht digitieren könnt? Das tut uns aber Leid…“ sagte das vorderste der SkullSatamon - nicht zu erwähnen, dass der ironische Ton mehr als nur deutlich zeigte, dass es ihm eben nicht leid tat!
 

Davis schnaubte. „Dann machen wir euch eben anders fertig! Digiarmorei der Freundschaft erstrahle!“ Auch Ken aktivierte sein Digiarmorei, Cody benutzte das Digiarmorei des Wissens und Tommy vollzog die B-Spirit-Digitation zu Korikkakumon. Nun bauten sich „Digmon, Allmacht des Wissens“, „Raidramon, Sturm der Freundschaft“, „Shadramon, Funkenstrahl des Mutes“ und der Krieger des Eises, Korikkakumon vor den Gebrüdern SkullSatamon auf. Eines davon erhob sich in die Lüfte und sagte dazu: „Ich überlasse euch den Spaß, meine Brüder. Ich werde weiter die Finsternis unseres Gebieters säen…“ Über ihren Köpfen begann es aus der Kugel seines knorrigen Holzstabes dunkelschimmernde Nebelschwaden über ihren Köpfen zu verbreiten, die sachte zum Boden schwebten und den Digirittern unangenehm in den Lungen brannten.
 

Die kurze Zeit, die die Digiritter und ihre Partner heftigen Hustenanfällen ausgesetzt waren, nutzten die anderen beiden Digimon-Brüder für einen Frontalangriff, der Shadramon und Korikkakumon nach hinten schleuderte. „Gewitterklinge!“ Erschallte es plötzlich neben ihnen und eben jene Attacke ließ die angreifenden Digimon zurückweichen. Von dieser Attacke Raidramons abgelenkt, hatte sich Digmon im Erdreich eingegraben und wartete auf die nächste Gelegenheit und schleuderte einen Goldsturm nach dem anderen seinen Gegnern entgegen - die davon nicht wirklich beeindruckt waren.
 

„Jetzt sind wir in der Reihe!“ Lachten sie und begannen die Digimon mit verschiedenen Zaubern und Flüchen zu beschießen. Langsam aber sicher mussten die Digiritter einsehen, dass sie den Mega-Level-Digimon vor sich nicht gewachsen waren. „Warum nur sind Magnagarurumon und Kaisergreymon nicht hier?“ Fluchte das B-Hybrid-Digimon. „Warum nur können wir nicht digitieren?!“ Schimpfte Davis. Mit Imperialdramon würden sie die anderen Digimon vor sich sicher besiegen können!
 

Ken betrachtete die Situation und dabei fiel ihm ein kleines, aber wichtiges Detail auf: Das dritte SkullSatamon kämpfte nicht sondern verbreitete die Finsternis Deemons - eben jene Finsternis die eine Digitation unterbinden konnte!

„Shadramon, du musst den Stab vom dritten SkullSatamon zerstören! Danach müsstet ihr alle wieder normal digitieren können!“ Rief Ken. Shadramon nickte und flog zielgerichtet auf das dritte der bösen Digimon zu.

Allerdings ließ dieses das Insektendigimon nicht einmal in seine Nähe.

Für einen Augenblick sah das Digimon nichts als schwarz und sank langsam zu Boden. Das SkullSatamon hatte ihn vollständig gelähmt. Er konnte nichts machen, sich nicht verteidigen und seinen Partner nicht mehr beschützen. „SHADRAMON!“ Hörte er Ken rufen. Das Armor-Digimon konnte gar nicht ausdrücken, wie sehr es ihm Leid tat, dass er scheiterte…
 

„Gletscherklingen!“ hörte es aus weiter Entfernung Korikkakumon rufen. Und plötzlich war die Starre vorbei. Das Insektendigimon sah sich um. Der Krieger des Eises hatte mit seinen Gletscherklingen den Stab aus der Hand des letzten Bruders entwendet und mittels seiner Äxte zu Kleinholz verarbeitet. Ken hatte sich vor ihm aufgebaut und wollte ihn so beschützen. Er drehte sich zu ihm um und lächelte. „Du kannst jetzt wieder digi-“

Er konnte nicht weiter sprechen, da er von einem der anderen SkullSatamon mit dessen Stab nieder geschlagen wurde und sich bewusstlos quälend langsam gen Boden bewegte. Kurz vorher wurde er von Shadramon aufgefangen und sachte auf den Erdboden gelegt.
 

„Jetzt bin ich echt sauer!“ Rief Davis und kniete sich dann schnell zu Ken. „Ken. Ken. Wach auf!“ mit sanfter Gewalt verpasste er ihm eine Ohrfeige, die Ken langsam wieder zur Besinnung kommen ließ. „Jetzt zeigen wir es ihnen aber!“

Und tatsächlich. Von der Armordigitation digitierten Shadramon und Raidramon zurück auf das Rookie-Level und vollzogen als nächstes die Champion-Digitation und danach die DNA-Digitation.

Als Imperialdramon Dragon Mode stellte sich das nun gemeinsame Digimon von Ken und Davis den anderen Mega-Level-Digimon gegenüber.
 

Es lud die riesige Kanone auf seinem Rücken auf und schleuderte einen heftigen Energieschub den drei SkullSatamon entgegen, der sie nur noch als drei Digieier am Himmel schweben ließ, bevor diese sich Richtung Stadt des ewigen Anfangs aufmachten.
 

„Wir haben es geschafft!“ Rief das Mega-Level-Digimon nun und digitierte dann zurück zu den beiden Baby-Digimon. „Ihr wart so cool!“ Rief Tommy anerkennend, nachdem er von Korikkakumon wieder zurück digitierte. „Geht es dir gut, Ken?“ Fragte Cody, als er zu Ken ging, der von Davis gestützt wurde. Auch Bokomon und Neemon, die sich während des Kampfes in der Nähe versteckt hatten, liefen zu den anderen. „Das war also Imperialdramon…?“ Staunte Bokomon, der sein Buch zuklappte, in dem er wohl etwas über eben jenes Digimon gelesen hatte.
 

„Geht es dir gut, Junge?“ hörten sie jemanden hinter sich, an Ken gerichtet, fragen. Ein Trailmon Worm kam vorbei und betrachtete die Gruppe vor sich, die an dem kaputten Bahnhof stand. „Ich habe den Kampf beobachtete. Ich habe schon länger befürchtet, dass die Gebrüder eines Tages hier her kommen. Angeblich wollten sie nämlich das Schienennetzwerk der Digiwelt kontrollieren… Immer öfters haben sie Bahnhöfe niedergebrannt, wenn sich die Digimon ihnen nicht unterwerfen wollten… Vielen Dank, dass das nun ein Ende hat!“
 

„Sag mal, könntest du uns bis zum dunklen Kontinent bringen?“ Presste Ken schwer hervor und hielt sich direkt wieder die Seite, an der er die Attacke am heftigsten abbekommen hatte.

Auf diese Frage hin fuhr das Trailmon schockiert einige Meter nach hinten.

Langsam kam es wieder auf die Digiritter zu. „Also gut. Aber nur bis zum dunklen Kontinent und keinen Meter weiter!“ Rief es und öffnete eine der Türen zu den Wagons.
 

Im Trailmon selbst digitierten die beiden Baby-Digimon zunächst wieder zu ihrem Ausbildungslevel, nachdem sie von Tommy mehrere Süßigkeiten verdrückten. Und als Minomon und Demiveemon verdrückten sie noch einmal die gleiche Menge. Und auch Armadillomon tat sich an verschiedensten Leckereien gütlich. Iori zog aus seinem Rucksack ein kleines Verbandstäschchen für Reisen heraus und reichte dieses Davis, der gerade die Rippen von Ken begutachtete und im nächsten Schritt behelfsmäßig verband. „Zum Stützen reicht es… Du solltest nur besser keinen großen Anstrengungen ausgesetzt sein…“ Davis kratzte sich an der Wange. „Tut mir Leid. Ich bin leider nicht Joey, und deshalb nicht so gut mit Medizin-Kram…“
 

Wie versprochen brachte sie das Trailmon bis zum großen Tor, das den Eingang zum dunklen Kontinent markierte. Dort blieb es stehen und öffnete die Türen. „So. Hier ist dann Endstation! Passt auf euch auf!“ Mit diesen Worten ließ es die Digiritter austeigen und fuhr danach schnell zurück. Als die Digiritter ausstiegen, fiel ihnen auf, dass sie zum ersten Mal seit langem nicht von dem dunklen Nebel begrüßt wurden. „Haben sie es geschafft?“ Fragte Tommy, als er sich umsah. Nun, da der Nebel verschwunden war, konnten sie auch sehen, was vor ihnen lag:
 

Ein steinernes Tor, auf dem das Zeichen des Kriegers der Dunkelheit eingraviert war. Dahinter lag eine Welt, die nicht mehr von der Sonne beschienen wurde. Ein Wald, dessen Geräusch sie alles andere als willkommen hießen und ihnen die Nackenhaare abstehen ließen. Sie spürten eine unglaubliche Kälte und ihren Atem konnten sie als Dampfwolken schweben sehen.
 

Doch wirklich bedrohlich fanden sie eines: Am Himmel vor ihnen sahen sie einer Fata Morgana ähnlich das verschwommene Abbild ihrer eigenen Welt. Keine Risse mehr, die den Himmel von ihrer Welt abgrenzten, sondern ein einziges Bild, das erst am Horizont erlosch.
 

Ken hielt seinen Digimonpartner fest, der in der Zwischenzeit von Minomon zurück zu Wormmon digitiert war. Er krallte sich beinahe in ihn fest. „Was hast du, Ken?“ Fragte es liebevoll. „Ich kann das Meer hören…“ Flüsterte er mit einem Unterton, der solche Angst wiederspiegelte, dass es den anderen beinahe das Herz verschloss.

Und ihnen war klar, dass er nicht das Meer meinte, das hinter ihnen lag, sondern ein tiefes, dunkles Meer, das für die Sorgen der Menschen stand und ihren Kummer und Schmerz repräsentierte. Eben jenes Meer, das sie nun erreichen wollten!
 

Und während sie gingen, verfestigte sich wieder ein unangenehmer Nebel um sie herum. Eben jenen Nebel, den sie von den drei Gebrüdern SkullSatamon kannten. Einen unangenehmen Nebel, der sie Husten ließ und in der Brust stach.

Ken wurde von Schritt zu Schritt zu Schritt immer panischer und zuckte bei jedem Geräusch zusammen. Er erschrak sich, als Davis seine Hand griff; ebenso wie an dem Tag, als sie in die Digiwelt kamen und Ken sich vor Angst kaum rühren konnte.
 

Ken krallte sich in die warme Hand und flüsterte scheu: „Es tut mir Leid, dass ich solche Angst habe. Du hast dich geirrt, Davis: Ich verdiene das Digiarmorei des Mutes am allerwenigsten…“ Davis schaute stur geradeaus während er sagte: „Du läufst weiter. Also besiegst du deine Angst und bist demnach mutig!“ „Davis hat Recht. Mut zeigt sich nicht immer durch Tatendrang, sondern durch die Tat selber…“ Sprach Wormmon, das noch immer von Ken getragen wurde. Zum ersten Mal, seit sie den dunklen Kontinent betreten hatten, lächelte Ken. „Ich danke euch…“
 

Die Gruppe blieb stehen, als sie vor sich ein riesiges Meer entdeckten. Das sanfte Wellenrauschen dieses tiefen, dunklen Wassers ließ der Gruppe einen Schauer über den Rücken laufen. „Sag mal, Bokomon. Hast du in deinem schlauen Buch nichts über das Meer der Dunkelheit stehen?“ Fragte Tommy und beugte sich über Bokomon, das sein Buch aufschlug. „Hier steht nur drin, dass es von den Sorgen der Menschen und Digimon und sonstigen Lebewesen geschaffen wurde und von einem gigantischen Digimon namens `Dragomon´ bewacht wird.“ Tommy starrte die grobe Skizze an, die ein Digimon zeigte, das er sofort erkannte: „Das ist das Digimon, das von Deemon vernichtet wurde!“ Die anderen schauten danach ebenfalls in die Skizze und mussten Tomoki zustimmen.
 

„Dann ist Deemon wohl der neue Herrscher über dieses Meer…“ Sagte Cody, ohne jemand bestimmtes anzuschauen. Er betrachtete einen Leuchtturm, dessen dunkles Licht ihn faszinierte. „Das muss der Leuchtturm sein, den T.K. meinte. Bei dem schwarzen Strahl, den er aussendet, kann ich mir glatt vorstellen, dass er eigentlich ein schwarzer Turm ist…“

„Dann nichts wie los! Zerstören wir das Teil und danach schnappen wir uns Deemon!“ Rief Davis und lief, noch immer Kens Hand haltend, auf den Turm los (dabei vergaß er wohl, was Ken erst kurz zuvor geraten hatte: Nämlich keine großen Anstrengungen auf sich nehmen zu sollen).
 

Bokomon schloss zu Davis auf. „Du meinst wohl: Erst zerstören wir den Turm, dann warten wir auf die anderen und dann schnappen wir uns Deemon.“

Ken blieb abrupt stehen und brachte Davis damit so aus dem Gleichgewicht, dass dieser hinfiel. „Fällt euch nichts auf?“ Fragte Ken, als er in den Himmel blickte, an dem er die Straßen seiner Heimat ausmachte und mit Blicken verfolgte. Davis blieb im Sand sitzen und folgte dem Blick seines besten Freundes. „Wieso? Stimmt was nicht mit unserer Welt?“ Cody trat neben Ken. Er verstand was Ken meinte: „Mit unserer Welt ist alles in Ordnung. Hier stimmt etwas nicht: Das Digiei von Deemon ist verschwunden. Ist er etwa schon digitiert?“
 

„Am besten wir schleichen uns ran und zerstören dann den Leuchtturm. Danach verstecken wir uns irgendwo und warten auf die anderen…“ Wiederholte Tommy den Vorschlag von Bokomon. Davis war zwar alles andere als begeistert von dem Gedanken sich verstecken zu müssen - oder noch schlimmer: Warten zu müssen. Dennoch wurde er von den anderen überstimmt. Lediglich Veemon war ebenfalls der Meinung seines Partners Deemon (oder wie auch immer die neue Digitation heißen würde) direkt fertig zu machen, wenn sie erst einmal wieder richtig Digitieren könnten.
 

Gemeinsam gingen sie langsam zu dem Steg, auf dem sich der Leuchtturm befand. Das Stechen in der Brust wurde direkt neben dem Turm beinahe unerträglich. Ken fragte sich, ob Koichi diese Schmerzen wohl jeden Tag ertragen musste.
 

Die Digimon digitierten wieder mittels der Armordigitation (und Tommy nutzte den H-Spirit um zu Kumamon zu digitieren) und stellten sich vor den Leuchtturm um ihn zu Kleinholz zu verarbeiten! Ein seltsamer, rauer Wind peitschte ihnen entgegen, als sie sich zur ersten Attacke bereitmachten. Ein herzloses Lachen hinter ihnen lenkte ihre Aufmerksamkeit vom Leuchtturm fort.

„Ich würde es euch nicht raten, den Leuchtturm zu zerstören. Wenn ihr nicht selbst zerstört werden wollt!“

Die Stimme stammte von einem Digimon, das sie alle nie zuvor gesehen hatten, doch waren sie sich sicher, dass es sich um die Digitation Deemons handeln musste. Eine unangenehme Stärke ging von ihm aus, die die Digiritter - bis auf Davis und Veemon - einen Schritt zurück weichen lies.
 

„Ich bin Demon. Ich herrsche nun als neuer Gott über dieses Meer. Und nach dem Meer kommt der Rest, wenn die Welten erst einmal zu einer Welt der Dunkelheit verschmolzen sind…“

Ken ging wieder einen Schritt nach vorne und stellte sich neben Davis. „Mach dir darauf keine Hoffnung! Das werden wir zu verhindern wissen!“

Demon starrte Ken für einen Augenblick mit intensivem Blick an. „Ken? Das ist aber eine Überraschung, dich hier zu sehen. Ich dachte die Angst vor der Dunkelheit würde dich nicht auch nur einen Schritt in dieses Meer kommen lassen.“
 

Ken nickte Kumamon und Digmon zu. „Zerstört ihr den Turm. Davis und ich werden solange Demon in Schach halten!“ „Das wollen wir ja sehen…“ Demon schlug mehrere Male mit seinen Flügeln und erzeugte so Winde, die ohne weiteres Raidramon und Shadramon wegwehten. Vom Steg wurde Raidramon ins Wasser geschleudert und Shadramon krachte mit nun völlig zerfledderten Flügeln auf den Steg vor ihnen. „Glaubt ihr wirklich, dass ihr mir mit lächerlichen Armor-Digitationen das Wasser reichen könntet?!“ Kumamon trat vor. „Vielleicht nicht mit einem Armor-Level, aber ich gebiete über die Spirits des Eises!“ Es trat vor und beschoss Demon mit dutzenden Schneekugeln aus seiner Schneekanone. Demon versuchte nicht einmal ihnen auszuweichen. Er hatte das nicht nötig. Er blockte die Bälle lediglich mit einer Barriere negativer Energie ab, die ihn wie einen Schutzschild umgab. Stattdessen ließ er sie zurück auf Kumamon stürzen - wobei sie ihr Volumen um ein Vielfaches vergrößerten und als riesige Lawinen auf die Digiritter zustürzten.
 

Ein plötzlicher Feuerschein ließ sie in Sekunden zu feinen Tropfen verdampfen. BurningGreymon kam angeflogen und ihm folgten Nefertimon mit Kari und Koichi auf dem Rücken und Pegasusmon mit T.K. und Koji; wobei letzterer Lopmon fest an sich gedrückt hielt.

Koji und Koichi sprangen von den fliegenden Armor-Digimon und landeten als Beowulfmon und Kaiserleomon auf dem Steg und stellten sich schützend vor die anderen Digiritter und ihre verletzten Digimon.
 

Demon schien nicht gerade beeindruckt von dem was sich ihm bot. Er schien eher amüsiert - und sogar ein bisschen dankbar.

„Koichi - oder besser: Kaiserleomon. Schön, dass du hier bist! Nur wirst du leider nicht mehr lange hier unter uns weilen…“ Ein grausames Lachen erfüllte die Luft und brach plötzlich ab. Demon fixierte Kaiserleomon mit gierigem Blick. „Schon bald ist die Blume der Finsternis mein!“ Er hob eine Hand, richtete sie gen Koichi und ballte sie zur Faust. In eben jenem Augenblick schrie der Krieger der Finsternis auf. Ein unglaublicher Schmerz brannte in ihm und raubte ihm beinahe das Bewusstsein. Beowulfmon kniete sich zu seinem Bruder, der sich, wieder als Mensch, auf allen vieren vor Schmerz kaum rühren konnte. Der Krieger des Lichts schaute schockiert auf seinen Bruder, der langsam von zarten Blumen umrankt wurde.
 

„Da ist sie. Die unglaubliche Macht, die diesen Blumen inne wohnt!“ Demon flog auf Koichi zu und blieb knapp vor ihm schweben. Mit einer einfachen Handbewegung warf er Beowulfmon zu Seite und streckte gierig seine Hand nach den Blumen aus.

Plötzlich wurde Koichi von einem dunklen Strahl eingehüllt - nicht von Demon, sondern von dem Leuchtturm entsandt. Langsam zogen sich helle Bänder durch den Strahl. Und schließlich verlosch der dunkle Strahl des Leuchtturms und mit ihm die Bänder, die aus dem Licht des Südens hervorgerufen wurden. Sie blieben noch für einen Augenblick als seltsam schimmernde Kugel um Koichi bestehen und gaben schließlich den Blick auf ein neues Digimon frei.
 

„Das ist Raihimon. Die doppelte Spirit-Digitation der Spirits der Finsternis.“ Las Bokomon vor, was in seinem Buch stand. Demon wich zurück. „Das kann nicht sein. Er kann nicht wirklich die wahre Macht der Blume der Finsternis benutzt haben. Das dürfte ihm noch gar nicht möglich sein!“
 

Raihimon schlug mit den goldenen Flügeln auf seinem Rücken und erhob sich zu Demon in die Lüfte. „Jetzt werde ich dir die wahre Macht der Blume der Finsternis zeigen! Und nicht nur ihre, sondern die wahre Macht der Dunkelheit, die du ausnutzen wolltest um die Welten zu zerstören!“ Der Krieger der Dunkelheit ballte seine Hände zu Fäusten. Die beiden Digimon hoben synchron ihre Stimmen:
 

„Nun wirst du von der Macht zerstört, die du selber kontrollierst!“

Neuer Tag (Das Ende)

Kapitel 16: „Neuer Tag“ (Das Ende)
 

Demon schaute ungeduldig zu dem Löwendigimon, das mit goldenen Flügeln vor ihm in der Luft schwebte. Ihm war wirklich, wirklich langweilig. Raihimon hatte ihn mit allen möglichen Attacken beschossen - und keine hatte seiner Barriere der Dunkelheit auch nur einen Kratzer zugefügt, geschweige denn sie zerbrochen.

Er hatte sich schon fast auf einen Kampf mit einem gleichberechtigten Gegner gefreut. Doch das hier war mehr als nur enttäuschend.
 

„Genug!“ Rief er und fing die letzte Attacke Raihimons mit seiner Barriere auf und schleuderte sie zu seinem Urheber zurück. „Du weißt ja nicht einmal richtig mit deinen Kräften umzugehen…Im Gegensatz zu mir! SCHWARZE HEMISPHÄRE!“ Er erhob den unnatürlich langen Arm in die Luft und ließ von dort beginnend eine dunkle Kuppel über die Digiritter schweben. Als schwarzer Schatten lag sie über ihnen.

Innen war nichts zu hören. Kein Schreien. Kein Weinen. Nichts.

Die Kuppel öffnete sich entlang des erhobenen Arms wieder und offenbarte ein Bild des Leidens: Die Digiritter lagen alle auf dem Boden. Um sie herum kreiste ein blauer, schimmernder Datenstrom, der leise surrende Geräusche von sich gab. Und auch die Digimon-Partner waren zu ihren Ausbildungs-Formen zurück digitiert und wurden teilweise von diesem Datenstrom umgeben.
 

„Schluss jetzt!“ Hörten sie eine strenge Stimme hinter sich. Sie kam von einem wunderschönen, ihnen jedoch unbekannten Digimon. Das Digimon mochte unbekannt sein, nicht jedoch die Stimme: „Zoe?“ Fragte Tommy, der sich erschöpft aufrichtete. Das Digimon flog zu ihm und half Tomoki auf. „Ich bin jetzt Jetsilphymon…“ Ein lautes Krachen hinter ihnen ließ sie alle zusammenzucken: Ein riesiger Käfer zertrümmerte den Leuchtturm. „Und das ist Rhinokabuterimon… Die doppelte Spirit-Digitation von J.P. Er bekam sie als…“

Ein lautes, ungehaltenes Fluchen unterbrach sie:

Demon fluchte laut, als zunächst die Hülle des Leuchtturms brach und danach der blanke schwarze Obelisk von Rissen durchzogen in tausende kleiner Splitter zerbrach.
 

„HEY DU!?“ hörten sie die Stimme von einem Digimon, das sich ihnen näherte: Lanamon - die von Grumblemon, Mercurymon und Petaldramon verfolgt wurde. Letzterer trug Yolei, die ein Digiei fest umschlungen hielt. Lanamon deutete mit ihrem Zeigefinge auf Demon: „Weißt du nicht, dass man eine Dame ausreden lässt? Dein Geschrei muss bestraft werden! PRASSELNDE REGENSCHAUER!“ Kaum, dass sie diese Worte gesprochen hatte, erschien über Demon eine kleine graue Wolke, die jedoch solche Mengen an Wasser entließ, dass Demon (samt seiner schützenden Barriere) darunter von dessen Druck in das Meer der Dunkelheit gedrückt wurde. Diesen kleinen Moment der Ruhe nutzten die eingetroffenen Digikrieger um den anderen wieder auf die Beine zu helfen. Es reichte ihr Eintreffen um ihnen neuen Mut zu machen.
 

„Der Turm ist zerstört… Können wir wieder digitieren?“ Fragte die feine, piepsende Stimme von Salamon. Kari zog ihr Digivice aus der Tasche und richtete es auf ihren Partner. „Probieren wir es aus!“ Und nicht nur Kari, sondern auch die anderen Digiritter machten sich für eine Digitation bereit. „Es ist Zeit für euch das heilige Licht des Südens zu verwenden…“ Sprach Jetsilphymon und zwinkerte Kari und den anderen zu.
 

Und tatsächlich. Die Digimon konnten Digitieren. Nicht nur auf das Champion-Level. Und nicht nur auf das Ultra-Level. Als eine Welle des Lichts umherging und diese wieder verschwand, standen und schwebten lauter mächtiger Digimon um sie herum, die schützend die Digiritter umgaben.
 

Davis starrte Imperialdramon Fighter Mode vor sich an. War das Digimon vor sich normalerweise eine Verschmelzung aus seinem und Kens Digimon-Partner, so handelte es sich diese Mal nur um die Digitation von Veemon. Der Partner von Ken war zu einem grünen Digimon namens `Jewelbeemon´ digitiert. Als solches Insektendigimon schimmerte es golden wie die Abendsonne und machte so seinem Namen alle Ehre. Auch Codys Partner war ohne die Hilfe der DNA-Digitation zu einem Mega-Level-Digimon digitiert: Ein menschliches Tierdigimon namens `Vikemon´. Dessen Waffen, schwer und mächtig, kampfbereit auf seinem Rücken lagen.
 

Hikari hielt den Atem an. Das Digimon vor ihr, das ihr mit gütigem Gesicht zulächelte, war wunderschön. „Ich bin Ophanimon…“ Takeru riss seinen Blick von Seraphimon vor sich zu Karis Digimon. „Ist dein eigentliches Mega-Level nicht Magnadramon?“ Fragte er und auch ihm schenkte Ophanimon ein sanftes Lächeln. Bevor es jedoch etwas sagen konnte, beantwortete Bokomon die Frage von dem Blonden: „Es gab damals bei den drei heiligen Digiengeln einen Streit, da Cherubimon - als animalisches Digimon - sich vernachlässigt fühlte. Immerhin waren zwei von drei Digiengeln humanoid. Um ein Gleichgewicht bei den Engeln herzustellen, zwischen H-Hybriden und B-Hybriden, gab man Angewomon die Möglichkeit zu einem animalischen oder einem humanoiden Mega-Level hin und her zu wechseln. Ophanimon hier ist das humanoide Mega-Level“
 

Yolei konnte ihren Augen kaum trauen. Aus ihrem Digivice schien ein Licht, dass das Digiei in ihren Armen einhüllte und kaum, dass es verschwunden war, befand sie sich plötzlich in den Armen eines neuen Digimons: Valkyrimon. „Danke, dass du immer so gut auf mich aufpasst.“ Sprach es und setzte Yolei neben Kari ab. „Aber… Du passt doch immer auf mich auf…“ Dicke Tränen kullerten ihre Wangen herab. „Bitte komm zu mir zurück… Du musst mich auch nicht mehr massieren. Und du bekommst so viel Schokolade wie du willst…Und…Und…“ Kari legte einen Arm um die schluchzende Yolei. „Ich verspreche, dass ich wiederkomme!“ Sprach Valkyrimon und drehte sich zu dem Meer um, in dem Demon noch immer von literweise herab regnendem Wasser ins Meer der Dunkelheit gedrückt wurde.
 

Auch Tommy überlegte nicht lange. Es war als würde ihm Kumamon zu flüstern, dass er viel zu lange gewartet hätte und nun die wahre Macht des Eises nutzen sollte - als Daipenmon, der doppelten Spirit-Digitation.

Zeitgleich nutzen auch Takuya und Koichi die doppelte Spirit-Digitation. Hatten sie eben keine Kraft mehr, so war ihnen auf einmal, als würden sie eine angenehme Wärme empfinden, die ihre Wunden zu lindern schien und ihnen ungeahnte Kräfte zur Seite stellte.
 

Koji strich Lopmon über den Kopf. „Wir sind doch so etwas wie Partner? Richtig?!“ Das Digimon nicke und legte den Kopf schief. Es schien nicht so ganz zu verstehen, was Koji von ihm verlangte. Natürlich waren sie keine wirklichen Partner, doch da Willis ihn nicht am Bahnhof abgeholt hatte und auch sein Zwilling Terriermon verschwunden war, hatte Koji sich seiner angenommen und seitdem war Lopmon kaum noch von dessen Seite gewichen. „Wenn wir Partner sind, müsstest du doch auch durch das Licht des Südens digitieren können?“
 

Und tatsächlich: Das kleine Hasendigimon wurde von einer Kugel aus hellem, weißen Licht eingehüllt, die wuchs und wuchs und zersprang. Als sie wie eine Seifenblase zerplatze, schwebte der letzte der drei heiligen Digiengel über den Digirittern. Koji lächelte und digitierte dann selber zu Beowulfmon.
 

Davis ging zu Aldamon und schaute dieses ernst an. Danach drehte er sich zu den Digikriegern und erhob seine Stimme: „Solange Demon noch unter Wasser ist, postieren wir uns am besten jeweils so, dass wir ihn mit vereinten Kräften angreifen können, wenn er wieder rauskommt!“

Raihimon neben ihm schüttelte den Kopf. „Hast du nicht gesehen…Er benutzt eine Barriere aus reiner Dunkelheit. Wir müssen diese erst zerbrechen bevor wir überhaupt darauf hoffen können ihn anzugreifen…“

„Und wie sollen wir das bitte machen?“
 

Die Digiengel schauten sich an und danach zu Davis und den anderen Digirittern. „Das werden wir übernehmen… Unser Licht wird die Schutzbarriere schon zerbrechen!“ Rief Ophanimon und zückte ihre goldene Lanze.

„Und wir alle werden ihnen dabei helfen…“ Schockiert drehten sich die Digiritter um. Auf den Ruinen des Leuchtturms hinter ihnen saß ein junger Mann, der sich eine Kapuze aus dem Gesicht zog. „Gennai!“ Riefen die Digiritter, die bereits Bekanntschaft mit ihm gemacht hatten.
 

Angesprochene deutete auf den Strand neben ihnen: Auf ihm und auf den Klippen darüber standen hunderter - nein, tausender- Kinder und Jugendlicher. Neben ihnen standen und flogen die vielfältigsten Digimon. „Ihr müsst nicht alleine kämpfen. Wir sind alle hier um unsere geliebte Digiwelt zu retten!“

Die Digiritter staunten. Eine Wärme erfüllte ihre Herzen. Es war so schön zu wissen, dass sie nicht alleine waren, sondern Freunde hatten, die mit ihnen kämpften. Hikari winkte ihrem Bruder und auch den anderen Digirittern. Daipenmon schaute sich um und er winkte (sowie es ihm möglich war) Teppai, Katsuharu, Teruo und Chiaki, neben denen jeweils ein Mamemon flog, das ihnen ebenfalls winkte. Und Cherubimon konnte sich vor Freude beinahe kaum halten, als es Willis mit Terriermon in der Menge ausmachte.
 

„Wie sind sie hier alle hingekommen?“ Fragte Takeru, der seinen Bruder, mit Sora Händchen haltend, neben Tai ausgemacht hat. Gennai nickte zu Aldamon. „Zunächst einmal ist der Zugang zur Digiwelt wieder offen, da das Gleichgewicht wieder hergestellt wurde. Und dank des Lichts des Südens, das Takuya hier entsandt hat, konnten wir alle zum Meer der Dunkelheit um an eurer Seite zu kämpfen.“

Aldamon schaute ihn verwirrt an. „Wann hab ich denn das Licht entsandt?“ Gennai lachte. „Nun. Ihr beiden, also Koji und du, habt eigentlich das Licht des Südens nicht benötigt - immerhin konntet ihr schon zu Beowulfmon und Aldamon digitieren. Koji hat sein Licht gegeben um den letzten der Digiengel zur Hilfe zu holen. Und du hast eben auch Unterstützung geholt. Wenn auch wohl nur unterbewusst!“
 

„Ich unterbrech´ die Wiedersehensfreude nur ungern, aber es sieht so als würde Demon wieder auftauchen…“ Sagte Beowulfmon und zückte sein Schwert. Die Wolke und der prasselnde Regenschauer hatten sich verzogen und kaum, dass er nicht mehr nach unten gedrückt wurde, begann es an der Stelle zu brodeln.
 

Die Digiengel erhoben sich und bauten sich auf um sofort die Barriere der Dunkelheit zu zerstören, die Demon umgab. Langsam erhob sich eine schwarze Kugel aus dem Wasser, die nach und nach immer klarer wurde, bis man sie irgendwann gar nicht mehr sehen konnte. Mit jeder Sekunde, die die Kugel verschwand, wurde dafür Demon darin immer sichtbarer.
 

Sah Demon ohnehin schon immer unheimlich aus, so machte er ihnen nun richtig Angst! Er knurrte und ballte seine Hände zu Fäusten. In seinen Augen glühten ein unglaublicher Zorn, reine Zerstörungswut und blanke Mordlust. „Niemand demütigt mich auf diese Weise! Das werdet ihr büßen!“ Er brüllte, dass sich die Digiritter die Ohren zuhalten mussten.
 

Ophanimon, Seraphimon und Cherubimon schauten ihn wütend an. Das Hasendigimon hob seine Stimme. „Nein Demon. DU wirst dafür büßen, was du der Digiwelt angetan hast! Ihr und ihren Bewohnern. Und nun wirst du von ihnen gerichtet! JÜNGSTES GERICHT!“ Kaum dass Cherubimon ihre Attacke auf die Barriere richtete, attackierten auch Ophanimon mit ihrem Speer und Seraphimon mit der Attacke „Sieben Himmelslichter!“
 

Demon lachte freudlos, als die drei Engel, mächtige Mega-Level-Digimon, mit vereinten Kräften seine Barriere attackierten und es gerade einmal schafften ihr einen winzigen Kratzer zuzufügen.

Und dennoch würde es nicht mehr lange dauern und seine Barriere zerbrechen. Doch waren es nicht die Engel, sondern die Menschen denen dies gelang:

Die anwesenden hatten ihr Digivice erhoben und ließen daraus einen feinen Lichtstrahl erscheinen, den sie zielgerichtet auf die Barriere richteten, die zwischen den Digirittern und Demon stand.

Und mit jedem Strahl, der einem Regenschauer ähnlich auf die Hülle prasselte, wurde der anfangs nur kleine Riss immer größer und größer.

Umgab schließlich als feines Muster die ganze Kugel und zerbrach in tausender Scherben und Bruchstücke, die in das Meer rieselten und immer größere Kreise im Wasser zogen.
 

Die Digiengel bauten ein Kraftfeld auf - goldene Streben, die ein Dreieck bildeten und von jedem der Digiengel zum nächsten führten. Aus dem zweidimensionalen Dreieck wurde nach und nach ein immer räumlicheres Gebilde, das das Meer der Dunkelheit erleuchtete. Darin eingeschlossen war Demon, der vor Wut tobte. Hell strahlte das Kraftfeld - zu hell für Demon, dem das Licht schmerzhaft in den Augen brannte. Das finstere, eingeschlossene Digimon brüllte vor Zorn und Schmerz und wütete weiter.
 

Die Digiengel erschienen angestrengt. „Beeilt euch…“ Presste Seraphimon hervor. „Wir können ihn nicht mehr lange einschließen…“ Als wollte es dessen Worte unterstützen, riss Demon ein Loch in das Kraftfeld und begann mit seinem linken, viel zu langem Dämonenarm aus dem Loch nach den Engeln zu greifen und mit solch finsteren Aura-Kugeln zu beschießen, dass selbst die Digiritter an den Klippen ihre dunkle Macht spüren konnten.

Die mächtigen Mega-Level-Digimon und die legendären Digikrieger begannen sich sternförmig um die Digiengel zu verteilen mit Demon im Zentrum. „Wir werden ihn gleichzeitig angreifen! Wenn ich `jetzt´ rufe, verschwindet ihr!“ Rief Aldamon an die Digiengel gerichtet, die ihm zunickten, sich im gleichen Moment aber wieder auf das helle Kraftfeld konzentrieren mussten.
 

Es reichte ihre kurze Unachtsamkeit und Demon zerfetzte mit einer seiner Attacken die schönen, metallischen Flügel Ophanimons, die daraufhin unkontrolliert in der Luft schwankte und sich nicht mehr auf das Kraftfeld konzentrieren konnte.

Plötzlich wurde sie von Raihimon gehalten, der seinen linken Arm um ihren Leib schlang - mit dem rechten begann er ein Geäst aus feinen, blutroten Spinnenlilien um das Kraftfeld zu ziehen und übernahm so den Platz von Ophanimon.
 

„Aldamon, beeil dich!“ Rief das dunkle Löwendigimon. Die wenigen Sekunden, die er nun an Ophanimons Stelle das Kraftfeld aufrecht erhielt, reichten schon um ihn beinahe völlig auszulaugen. Die Stärke von Demon war Schrecken erregend groß - es wunderte ihn nicht, dass man sie kaum in ein einfaches Kraftfeld sperren konnte!

Ein tiefes Lachen von Demon und er drückte seine dunkle Macht nach außen und brachte so das Kraftfeld zum Zerbersten. „Jetzt bin ich richtig wütend!“ Das Digimon brüllte und schlug mit einer machtgefüllten Faust auf Ophanimon und Raihimon ein.
 

Ein leises Kichern brachte Demon dazu seine Gewaltwelle zu unterbrechen: Vor ihm stand Mercurymon, das einen seiner Spiegel schützend vor Ophanimon und Raihimon errichtet hatte und ihn nun mit überlegendem Kichern musterte. Es schnipste mit einem der Finger und die Attacke wurde zurückgeworfen und nun wurde Demon mit voller Wucht von seiner eigenen, vielfach verstärkten Attacke zurückgeworfen.
 

„Du Wurm!“ Schrie er dem Krieger des Metalls in den Spiegel, der an der Stelle des Gesichts war und das Lächeln Mercurymons zeigte. Demon hob seinen Arm und ließ von dort wieder eine Kuppel reine Dunkelheit, seine Attacke „Schwarze Hemisphäre!“, über die anwesenden Digiritter und Digimon ergehen. Als sie wieder erlosch lachte Demon selbst gefällig - und erstarrte im Lachen: Die Digiritter waren von einem schimmernden, goldenen Netz umgeben, das sie vor der Attacke beschütz hatte. Die Streben dieses Netzes liefen in die Hände von Kerubimon, das mit den goldenen Fäden in den Händen an einen Puppenspieler erinnerte.
 

Gestärkt wurde das grobmaschige, funkelnde Netz durch tausender und abertausender Lichtstrahlen, die von den Digivices der Digiritter an den Klippen und dem Strand herrührten. Demon hielt sich die krallenartigen Hände schützend vor das Gesicht. Er wich nach hinten aus und versuchte sich vor dem Licht zu verbergen. „Hier geht es nicht weiter…“ Hörte Demon hinter sich rufen: Hinter ihm hatten sich die fliegenden Digimon versammelt und hinderten ihn am weiteren Flüchten. Sie attackierten ihn, von Jetsilphymon befehligt, gleichzeitig mit Feuerbällen, Tornados, messerscharfen Windsensen und weiteren Wind- und Luftstromattacken. Sie mochten nicht stark sein, doch waren sie viele. Und ohne seine schützende Barriere, prasselten alle Attacken auf Demon ein.
 

Er kreischte nun wir eine zornige Kreissäge, die splitternd durch Knochen krachte. Er kreischte vor Zorn, Hass, Zerstörungswut - und Schmerz. Er warf unzählbar viele schwarzer Schattenbälle in alle Richtung. Wie Funken eines schwarzen Feuers stoben sie auseinander. Prallten gegen das goldene Gitter, erloschen im Wasser oder wurden durch Digimon aufgefangen, als sie die Digiritter bedrohten.
 

Seraphimon und Cherubimon sahen sich an, nickten einander zu und stießen dann auf Demon zu. Die Engel hielten ihn jeweils an einem Arm und einem seiner Flügel fest. „Los jetzt!“ riefen sie - zeitgleich mit Aldamon, der als erstes auf Demon zuflog und ihn zielgerichtet mit der Attacke „Hölleninferno!“ beschoss. Seinem Beispiel folgte auch Beowulfmon, der Demon mit seinem goldschimmernden Schwert attackierte. Nach der Attacke Beowulfmons sah man einen feinen Haarriss an Demons Körper, der dem in seiner dunklen Barriere ähnelte, den die Digiengel verursacht hatten. Auf eben jenen Kratzer schlugen auch die anderen Digimon ein. Jeder mit seiner eigenen Attacke. Und nach und nach wurde der kleine Riss immer größer und die Schmerzensschreie immer lauter. Als letztes griffen Ophanimon und Raihimon an. Gemeinsam erzeugten sie eine Mischung aus der Attacke `Licht aus Garten Eden´ von Ophanimon und `Strom des Styx´ von Raihimon. Der Riss verteilte sich nun über den gesamten Leib Demons. Zog sich wie ein Spinnennetz über die Brust, die Arme, die Beine, den Kopf und die Flügel.
 

Die Digiritter seufzten und waren sich sicher, dass es nur noch einer Attacke bedürfte und dieser Albtraum würde vorbei sein. Doch ließ es Demon nicht dazu kommen; er riss sich von den Digiengeln los und schleuderte sie in das tiefe, dunkle Meer unter sich. Nun, da sie nicht mehr von Cherubimon beschützt wurden, nutzte Demon die Gunst der Stunde und attackierte wieder mit der Attacke `Schwarze Hemisphäre´.
 

Als sie wieder verschwand, lagen die Digiritter und ihre Partner auf dem Steg, vor den Ruinen des Leuchtturms. Doch auch die Digiritter und ihre Partner am Strand und den Klippen wurden von der Attacke niedergerafft. Gennai schaute schockiert das Bild der Digiritter vor sich an. Sie konnten vor Schmerz nicht mehr stehen, nicht mehr denken. Sollte dies etwa das Ende sein? „Ihr dürft nicht aufgeben, Digiritter!“ Rief er. Zitternd erhob sich Takuya. „Wir geben… auch nicht auf…“ Davis nickte und gemeinsam mit Demiveemon stellte er sich zu Takuya. „…Nicht so kurz vor dem Ziel.“
 

„Was wollt ihr denn noch machen?“ Fragte Demon, nun wieder schallend lachend. „Ihr könnt mich nicht vernichten!“ „Sie vielleicht nicht, aber ich!“ Hörten sie die Stimme Koichis. Nur hatte nicht Koichi diese Worte gesprochen. Der Junge mit den tiefen, dunklen Augen drehte sich um. Sein Schatten wurde länger und länger. Langsam erhob sich daraus eine Silhouette. Ein riesiger Vogel, der auf Demon zuflog: Velgremon. Kurz bevor er Demon erreichte, wurde er von einem hellen, blauen Digiei umgeben. Als es sich wieder auflöste, stieß Duskmon auf Demon zu und ließ sein Schwert senkrecht durch das andere Digimon gleiten.

Für einen Moment herrschte Stille. Keiner der Digiritter wagte es auch nur zu atmen. Selbst der Wind war verstummt und das Meer schien still zu stehen. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Und dann lief sie wieder in ihren gewohnten Bahnen:
 

Die Risse durch Demons Körper glühten blutrot. Und ein Bruchstück nach dem anderen löste sich in tausende Pixel auf. Mit jedem Bruchstück, das sich auflöste, konnte man mehr und mehr sehen, was zurück blieb: Ein helles, leuchtenden Digiei und ein Datenstrom, das es schützend umgab. Duskmon zerschnitt die Daten in unzählbar viele kleine Datenstücke und scannte sie mittels seiner Schädel ein, die er anstelle von Händen besaß. Danach nahm er das Digiei an sich und drehte sich zu den Digirittern um. Schien für einen Augenblick in der Luft zu schweben, bevor er immer schneller ins Meer hinab zu fallen schien.

Sie hörten ihn jedoch nicht auf das Wasser aufschlagen. Er schien durch das Wasser zu hindurch zu fallen. Er hinterließ nicht einmal Wellen, als er vollständig von den Wellen umschlungen wurde.
 

Hikari zitterte am ganzen Leib und schaute, ebenso wie der Rest der Digiritter, auf die Stelle im Meer der Dunkelheit, an der Duskmon eben verschwunden war. Sie fand als erstes ihre Stimme wieder: „Was ist passiert? Hat Duskmon es jetzt endlich geschafft?“ Gennai seufzte erleichtert und nickte ihr lächelnd zu. „Er hat das Digiei und die Daten Demons mit in die dunkle Zone genommen. Dort werden sie bis ans Ende der Zeit gelagert und bewacht. Jetzt wird endlich wieder alles gut… Jetzt kann die Digiwelt endlich wieder vor Leben erblühen.“

Neuer Mensch

Epilog: „Neuer Mensch“
 

Es waren jetzt zehn Jahre vergangen, seit sie damals Demon vernichtet hatten. Koji seufzte und tippte lustlos auf dem Handy herum. Eigentlich müsste er arbeiten - er war gerade in den letzten Zügen seiner Doktorarbeit im Fach Musik. Doch hatte er weiß-Gott-wie keine Motivation sie zu schreiben. Wer interessiert sich schon für alte, ausgestorbene Musiker, ihr Leben, ihr Leiden und ihr Schaffen? Koji zumindest nicht!

Eine SMS erregte die Aufmerksam Kojis. Sie kam von Takeru und hatte einen recht einfachen Inhalt:
 

Hast du Zeit? Falls Ja: Komm nach Uchidehama. Falls Nein: Komm nach Uchidehama.
 

Koji schaute auf die Uhr seines Handys. Es war jetzt kurz vor fünf Uhr nachmittags. Eigentlich hatte er wenig Lust das Haus zu verlassen - doch war die SMS ein willkommener Grund sich nicht mit Beethoven, Bach und Kollegen auseinandersetzen zu müssen.
 

Koji zog sich Schuhe an und nahm einen Schirm mit (die letzten Tage waren ziemlich regnerisch) und beeilte sich um noch die Straßenbahn zu erwischen, mit der er nur wenige Minuten brauchen würde. Er schätzte, dass er um spätesten halb sechs an der Station sein würde. Darum schrieb er noch eine Antwort an T.K. :
 

Bin um 17.30 an der Station Ishiba. Hol mich ab!
 

Er las sich die Nachricht noch einmal durch - ziemlich ruppig, aber das war Takeru ja auch!

Zur genannten Uhrzeit verließ Koji die Straßenbahn und entdeckte den orangefarbenen Digimon-Partner Takerus, der sich freudig auf Kojis Kopf setzte. „T.K. wartet am Eingang auf uns! Er hat eine Überraschung für dich…“ Kicherte Patamon.
 

Koji runzelte die Stirn. Normalerweise hatte er nicht gerade viel Kontakt zu Takeru (gar keinen, um genau zu sein!) und wunderte sich darum sehr, was der Blonde wohl von ihm wollte.

Das Digimon selber wurde kaum beachtet - mittlerweile wurde die Existenz der Digiwelt offiziell bestätigt und auch die Anwesenheit von Digimon in der realen Welt als selbstverständlich hingenommen.
 

Koji traf auf Takeru, der ihn breit grinsend begrüßte. Gefolgt wurde er von niemand anderem als Bokomon. Koji erinnerte sich daran, dass der Blonde mal erwähnt hatte, dass er gerne die Abenteuer der Digiritter aufschreiben wollte - und offensichtlich holte er sich dabei Hilfe von Bokomon.
 

Der Dunkelhaarige versuchte nicht einmal so zu wirken, als sei er sonderlich daran interessiert was auch immer T.K. mit ihm vorhatte - und selbst wenn: Takeru schwieg sich über ihr weiteres Vorhaben aus, sodass jegliches Fragen ohnehin sinnlos gewesen wäre.

So liefen sie schweigend nebeneinander her. Nach gut zehn Minuten laufen erreichten sie einen Bunker am Rande eines riesigen Sees. Vor einer der vielen, metallischen Türen blieb Takeru stehen und machte ein Gesicht, als würde er ein besonderes Ausstellungstück im Museum präsentieren. „Tada!“ Rief er.
 

Seine Gestik wurde von Koji mit einem mehr als nur zweifelnden Blick quittiert. Bokomon öffnete die Tür und Koji wurde - ohne Vorwarnung - von Takeru in den Raum vor ihnen geschubst: Den Proberaum der Teenage Wolves. Koji betrachtete die Instrumente vor sich und ihre Besitzer, die ihn nun ebenso zweifelnd ansahen, wie Koji eben T.K. angestarrt hatte.

„Was soll das?“ Fragte Koji und schaute Takeru hinter sich an. Dieser zuckte mit den Schultern. „Mein Bruder hat den bekloppten Traum Astronaut zu werden und hängt dafür die Musik an den Nagel. Da aber die Band hier zu gut ist um einfach in der Versenkung zu verschwinden, such ich nun Ersatz für Matt. Also liebe Leute: Hier ist der versprochene neue Sänger!“
 

Er wusste nicht wie, doch hatte es Takeru tatsächlich geschafft ihm eine Gitarre um den Hals zu hängen und weiter zu den anderen Jungs zu schubsen. „Nun zeig mal was du kannst!“ Lachte er und wurde von Bokomon und Patamon mit Jubelrufen unterstützt.

Koji schaute T.K. kritisch an. Er hatte doch gesagt, dass er aus Prinzip nicht vor Menschen spielt. Was sollte er also hier?

Er seufzte. Andererseits war dies doch genau das, was er jetzt brauchte. Richtige Musik und nicht das veraltete Zeug, mit dem er sich für sein Studium beschäftigte.

Und er dachte an die anderen Digiritter. Jeder von ihnen hatte es geschafft seine Träume zu verwirklichen oder zumindest kurz davor zu stehen. Jeder bis auf ihn.
 

Sein Bruder hatte Kari geheiratet (oder besser: Sie hatte ihn geheiratet, denn sie hat ihm den Antrag gemacht!) und war nun Mathelehrer. Auch wenn Koji noch immer nicht nachvollziehen konnte, wie jemand freiwillig Mathelehrer werden konnte - so ging sein Bruder völlig in dem Beruf auf. Kari selbst machte gerade eine Pause von ihrem Job als Kindergärtnerin, da sie selbst bald ein Kind in die Welt setzten würde.
 

Takuya war Synchronsprecher geworden. Er hatte ein unglaubliches Talent seine Stimme zu verändern und immer neu zu verwandeln, sodass er schnell auch immer größere und wichtigere Sprechrollen abgreifen konnte. Außerdem blieb er seiner großen Fußball-Liebe treu und half freiwillig als Trainer in seinem alten Fußballverein aus.

Geheiratet hatte er nicht - doch wusste Koji, dass er zu gerne mal mit ihrer gemeinsamen blonden Freundin ausgehen würde.
 

Eben jene Freundin, die ausgerechnet mit Lanamon zusammen eine Segelschule in der Digiwelt eröffnet hatte. Obwohl sich Zoe und Lanamon oft stritten, welche Farbe ihre Segelschule haben sollte, oder welchen Schnitt die Uniform haben sollte, und so weiter und weiter, kamen sie nach kurzer Zeit immer auf einen Konsens, der beide milde stimmte.
 

Junpei konnte man jeden Abend im Fernsehen sehen. Er war Meteorologe geworden und kündigte nun jeden Abend als „Wetterfee“ das Wetter in den Nachrichten an. Da er in der Sendung nach Mimis Koch Show auftrat und immer etwas eher kam, durfte er stets die dort zubereiteten Gerichte „vernichten“. Privat lief bei ihm auch alles glänzend. Er war mit einer Zuckerbäckerin namens „Keiko“ verheiratet, die wohl damals eines der Saat der Finsternis Kinder war (Koji hatte nur mit halbem Ohr zugehört, als sie sich vorgestellt hatte).
 

Tommy ist mit seiner Frau Chiaki in die Digiwelt gezogen. Zusammen mit Chiaki und ihrem Mamemon haben sie in Hamburger-Village ein kleines Hamburger-Restaurant eröffnet, in dem scheinbar vor allem Petaldramon als Stammkunde ein-und ausging. Zudem wurde er Vater von Zwillingen (im Gegensatz zu Koichi und ihm jedoch zweieiige; ein Junge und ein Mädchen).
 

Und dann waren da noch die anderen Digiritter. Yolei und Ken hatten erst vor kurzem geheiratet. Ken wurde Polizist und Yolei Hausfrau. Eigentlich wollte sie Lehrerin für Computer-Kurse werden - ihre Tochter hat ihr da jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht und nun blieb Yolei zuhause um sich um ihre Tochter zu kümmern. Von Ken wusste er, dass dieser lange am überlegen war, was er mit seinem Leben anfangen wollte - Yolei hatte ihm jedoch Mut gemacht, einen Berufsweg zu wählen, der allen zu Gute käme. Und seine Wahl fiel auf Polizist.
 

Als dieser hat er auch Cody inspiriert für die Gerechtigkeit einzutreten. Jedoch nicht als Polizist sondern als Anwalt. Soweit Koji wusste, hatte Iori eine Klassenkameradin geheiratet. Zusammen bemühten sie sich wohl aktuell um eine Adoption (wegen Details, die Koji gar nicht wissen wollte, konnten die beiden keine eigenen Kinder bekommen).
 

Und Davis? Der hat eine amerikanische Digiritterin geheiratet (Maria, oder so ähnlich). Und mit ihr baute er sich ein kleines Nudelsuppen-Unternehmen auf. Koji konnte nicht so ganz nachvollziehen, warum Davis ausgerechnet Nudelsuppenkoch werden wollte - aber wenn er damit glücklich war, sollte es Koji nicht weiter stören!
 

Und ihn selbst? Was machte Koji glücklich? Eigentlich blieb doch nur die Musik. Und wenn er ehrlich war, so war es doch schon immer sein Traum, einmal als Musiker auf einer Bühne zu stehen. Und besser als langweilige Papierarbeit war das allemal! Er sollte diese Chance nutzen!
 

Er seufzte. Rückte die Gitarre zurecht und hob die Stimme. Sein Gesang erfüllte den Raum und keiner der Jungs der Teenage Wolves wunderte sich mehr, dass Takeru den Dunkelhaarigen als einzigen würdigen Ersatz für Matt angeschleppt hatte.
 

„Ich bin nur ein großer Träumer

Doch ich weiß es kommt der Tag

Und irgendwann werden dann

Meine Träume wahr…“



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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  Melodya
2015-01-13T17:11:03+00:00 13.01.2015 18:11
Hey:-) ich bin rein zufälltig auf diese FF gestoßen udn ich finde, dass sie ein sehr gelungenes Crossover zwischen Frontier und der Gruppe aus der 2.Staffel der Adventure ist. Ich setz sie mal auf meine Favo-Liste...;-)

glg mel
Antwort von:  Melodya
15.01.2015 15:50
So nun hab ich die Story mindestens 3mal durch xDD also zu Beginn: Ich lese am liebsten Frontier-Storys. Und meine Liblingscharaktere sind natürlich die Zwillinge. Am zweitliebsten mag ich die 2. Adventure Gruppe---> also die perfekte Mischung xD

Hab die FF schon vor einiger Zeit gesehen, jedoch nicht gelesen weil ich den Titel nicht zu ansprechend fand. inklusive die Kapitelüberschriften. Ich brauche da welche, die spannend klingen. Nun ja, iwie hab ich dann doch beschlossen sie zu lesen und muss sagen, ich bin echt positiv überrascht. Am lustigsten finde ich das Pairing KoichixHikari. Normalerweise wäre ich da skeptisch da viele da iweie das nicht so gut rüberbekommen, aber in deiner story und so wie du es rübergebracht hast, einfach perfekt. Mir fehlen die Worte. Und das ist echt selten der Fall. Du solltest dich geehrt fühlen xD Auch das mit den Augen von Koihci fand ich gut und die Idee, dass er sich seinem inneren Dämon (Duskmon) stellen muss. Die Beziehung zwischen den Zwillingen in deiner Story gefällt mir ebenfalls. Kein Geknutsche zwischen den beiden(wobei ich mir bei den Storys immer denke, als ob die beiden das jemals machen würden *sarkastisch gemeint ist*) und sowas gar nicht abkann. Aber das Bruder und Best-freinds-Verhältnis gefällt mir, sehr sogar. Und es ist, wenn man die Animeserie und die Charakterzüge der beiden kennt, am nachvollziehbarsten und am realistischten. Und auch das Verhalten der Adventure Gruppe ist echt voll nachvollziehbar und schön geschrieben. Nach deiner Story finde ich es iwie schade, dass die beiden Gruppen sich nie getroffen haben. Jedoch sonst hätte ich nie so eine tolle Story von dir lesen dürfen^^ ich finde die Idee mit Patamon und dem rosagürtel, den er von Mampai bekommen hat einfach herrlich und TKs Reaktion dazu xDDD die Überschneidung ist dir mit den Charakteren echt gut gelungen. Und die Beziehungen und das Netzwerk wird dem Leser auch klar.

Gut, ich glaube ich sollte mal aufhören zu schwärmen, sonst hört das heute gar nicht mehr auf xD
Also alles im allen, echt gut gemacht. Die Story hat sich den Platz in meiner Favo-Liste echt verdient und ich bezweifele, dass es das letzte mal ist, dass ich sie lese. Es werden so unendlcih viele Male folgen, da ich sie so gut umgesetz finde und gar nicht aufhören kann sie zu lesen *.* ich hab ne neue Bettlektüre gefunden. Das geht bei mir meist solange, bis ich jedes Wort auswendig weiß xD Also dankeschön^^ glg mel
Von: abgemeldet
2013-08-24T15:31:08+00:00 24.08.2013 17:31
Uiuiuiuiui; endlich bin ich soweit =))) Ich mag sehr die Intrige mit Koichis dunklen Augen =)) Du musst mich für mein mögliches Unwissen entschuldigen, und falls irgendwas jetzt ganz offensichtlich sein muss, aber ich fand die Stelle sehr geil, vor allem, wie perplex dann TK reagiert. Ich finde das auch sehr schade um TK, vor allem, wie er den Vergleich gezogen hat, dass man die Digiritter nur bruacht, wenn es was in der Digiwelt zu retten gibt. Ich muss sagen, ich hab mir vorher darüber nie Gedanken gemacht, aber jetzt, wo du es sagst, ist es mal wirklich so, das ist doch einfach mal ziemlich arschig, die rufen sich Kinder, die ihre Welt retten sollen, und, wenn es vorbei ist, dann tschüss. ich finde, man müsste es andersrum genau so machen können. es gibt doch bestimmt zich digimon, die was gegen hunger, wassermangel oder andere probleme auf der erde ausrichten können. geschweige denn bei naturkatasrtophen helfen. Auf jeden fall fine ich auch das Treffen von koichi, koiji und tk sehr geil, und da bahnt sich schon was an)))
Von:  CoronamonFan1
2013-08-16T15:46:55+00:00 16.08.2013 17:46
also wenn du dir facebook anschaffen könntest wär echt cool weil alle digiritter die ich kenne sind auf facebook da könnten wir auch herausfinden ob du aucheiner bist :)
Von:  CoronamonFan1
2013-08-15T21:16:22+00:00 15.08.2013 23:16
Frontier meine ich natürlich das kommt eben raus wenn man blind tippt xD
Antwort von:  Hasenprinzessin
16.08.2013 11:47
alloha,

freut mich, dass dir das ende gefällt^^ (ich mochte die idee, nen kleinen hint zu tamers zu machen (auch wenn ich die staffel nicht ausstehen kann, so mag ich das opening total!)

und ich schreibe tatscähclich schon an meiner nächsten fanfic^^ (ist auch wieder ein crossover zwischen frontier und digimon 02)
hier mal der link zum ersten kapitel:
http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/302268/316169/

ich hab weder facebook noch skype und auch nicht twitter, g+, instagramm oder sonst irgendnen schrott - ich hab auch meinen schülerVZ account von vor drei jahren oder so gelöscht XD (man findet mich nur via email und animexx^^)

wie auch immer

lg hasüüü
Von:  CoronamonFan1
2013-08-15T21:14:44+00:00 15.08.2013 23:14
Das Ende xD Digmon 02+Digimon Grontier+Digimon Tamers oder wie?xDDDDDDD geiles ende.(leider ende)mach doch noch ne digimon fanfic
Von:  CoronamonFan1
2013-08-15T21:07:37+00:00 15.08.2013 23:07
cool hast du skype?wenn nicht mach es dir oder adde mich bei facebook skype name:HammerFistLP
Facebook:https://www.facebook.com/dennis.flindt.3
Von:  CoronamonFan1
2013-08-15T20:51:58+00:00 15.08.2013 22:51
geiles kappi :D sry das ich erst so spät lese hab aber kkaum zeit weil ich wieder schule habe:( aber da die fanfic jetzt(leider)beendet ist brauch ich auch nicht jeeden tag zu gucken :D
Von:  CoronamonFan1
2013-07-27T03:02:11+00:00 27.07.2013 05:02
wow das war ein cooles kapitel:) vorallem die stelle mit duskmmon darauf muss man erstmal kommen.man denkt das es nur böse und grausam sein kann(deshalb wurde es ja gegen löwemmon getauscht^^)aber dann benimmt es sich hier wie ein ritterder stark kämpft und gerecht und gut ist passt net so dolle aber mir gefällts =D



PS:wusstest du das die digiwelt wirklich existiert? wenn nicht dann glaub mir bitte wenn genug leute daran glauben wird es mehr digiritter geben(ich bin einer).es gibt in deutschland leider nicht viele von uns nur 5 die mir bekannt sind und dann noch ich aber wenn mehr leute glauben können wir die finsternis ein weitres mal besiegen!bitte du musst mir glauben es ist wahr.

PPS:welchen digimon partner hättest du gerne?(volle digitationsreihe bitte:)
Antwort von:  Hasenprinzessin
29.07.2013 11:24
alloha,

also bei der duskmon=gut sache hab ich mir einfach überlegt: duskmon ist ja ein teil von koichi - der selber ja nicht böse ist; in einer folge hatte er sich vom einfluss kerubimons gelöst und dann auch gesagt, dass er nicht mehr kämpfen will (durch die gehirnwäsche ist er dann doch wieder böse geworden!)
jedenfalls wollte ich diese seite von duskmon auch mal hervorheben (zumal das ja auch eine seite von koichi ist, die sonst ziemlich untegrhet)

also wenn ich einen digimon-partner hätte (und ich würde mir sowas von einen wolf freuen, wenn das möglich wäre!), würde das definitiv moonmon und ihre digitationsreihe bis dianamon sein (rosa kampfhasen <3)
Moonmon -> Lunamon -> Lekismon -> Crescemon -> Dianamon

lg hasüüü

P.S. lang lebe die digiwelt!
Von:  CoronamonFan1
2013-07-21T04:20:21+00:00 21.07.2013 06:20
das ist gut.wie ich die bitchfights von ladydevimon liebe:D Wenn ich mich nicht irre ist Jetsilphymon doch das Megalevel von Silphymon?aber als doppelte spirit digitation mmhhh naja gibt halt kein digimon das wie eine mischung aus Kazemon&Zephyrmon naja^^wieder ein gutes kapitel leisteset hier echt gute arbeit.

PS:kommasetzung war nie so mein ding.und am laptob schreib ich immer alles klein.
Antwort von:  Hasenprinzessin
22.07.2013 11:23
alloha,

also erstmal danke für deinen kommi =3

ich bin auch mega bitch-fight-fan =3 (und da ist ladydevimon natürlich einfach unangefochten XD)

jetsilphymon ist das offizielle mega-level von zephyrmon (und nicht, wie es der name vermuten lässt, von silphymon)
-> alle meine infos habe ich übrigens hier her: http://de.digimon.wikia.com/wiki/Jetsilphymon (bzw. es ist auch noch das mega-level von valkyrimon^^)

wie auch immer,

(ich schreib am PC immer klein^^)

lg hasüüü
Von:  CoronamonFan1
2013-07-15T22:14:53+00:00 16.07.2013 00:14
ach ich lese einfach gerne digi fanfics hab in der zeit in der ich auf das neue kappi gewartet habe schon 3 ganze durchgelesen:) aber deine finde ich besonders gut weil 02 und frontier meine lieblingsstaffeln sind(eigentlich01&02 aber das zählt glaub ich als eins).außerdem finde ich es witzig wie kari und koichi davis eifersüchtig machen:Dund das mit Kari ist mein Mädchen ist doch ein zitat aus dem dritten digimon film wenn ich mich nicht irre(in deutschland zählten der erste und der zweite allerdings als einer darum in deutschland der zweite).also ich finde jedenfalls du leistest hier gute arbeit.


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