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Meine Jungs...

Team Kakashi: Yonin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hab hier zum ersten Mal sozusagen auf Auftrag geschrieben. ^^ Komplett anzeigen

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Meine Jungs...

(Konoha Gakure, Narutos Zimmer, eines Morgens)
 

„Naruto, du Blödmann!“

Das ist wohl der Satz, den ich in meinem ganzen Leben bisher am öftesten so gesagt habe. Immer, wenn er irgendwas anstellt, setzt das in mir eine Kettenreaktion in Gang, deren Ergebnis immer dieser Satz und eine gesalzene Ohrfeige sind.

„Hey, was hab ich denn gemacht?“, fragt er, nackt, völlig schief in die Bettdecke gewickelt und mit Sabber im Mundwinkel. Ich habe ihn gerade mit einem unsanften Schlag aus dem Schlaf gerissen.

„Du hast mir erst die Decke weggezogen und mich dann fast aus dem Bett geschubst!“, erkläre ich ihm, nur für den höchst wahrscheinlichen Fall, dass er es nicht kapiert hat.

Er reißt seine blauen Augen auf, richtet sich auf und fährt sich mit den Fingern durch das gelbblonde Haar. „Sorry, Sakura, echt jetzt.“

Seine Stimme mit dem unverwechselbar quietschenden Unterton klingt noch ganz verschlafen. Kein Wunder.

Langsam stehe ich auf, hebe mein Nachthemd vom Boden auf und gehe ins Badezimmer. Schon beim ersten Schritt fühlt es sich etwas seltsam an und als ich die Tür hinter mir schließe, wird’s ziemlich unangenehm.

Blick in den Spiegel: meine Haare, etwas über kinnlang, sehen aus wie ein blütenrosa Wischmopp und auf meinen Oberarmen klebt etwas, von dem ich lieber nicht so genau wissen will, um was es sich eigentlich handelt. Ich schließe die Badezimmertür ab und ziehe das Nachthemd aus. Das seltsame Zeug ist überall, an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Es ist einfach nur eklig und wenn ich nicht gerade völlig nackt wäre und nicht dieses sehr spezielle, eindeutige Gefühl im Körper hätte, würde ich ins Zimmer zurückrennen und Naruto dafür eine saftige Ohrfeige verpassen. Das eklige Zeug geht nämlich hundertprozentig auf sein Konto. Sowas bringen nur Jungs fertig.

„Was ist das für ein Zeug?“, rufe ich durch die Tür und erinnere mich erst zu spät daran, dass ich es eigentlich gar nicht wissen wollte.

„Was meinst du?“, fragt er zurück.

„Es ist überall und ich bin mir ziemlich sicher, dass du das warst! Es ist weiß und klebrig und eklig!“

Ich kann hören, wie Naruto aufsteht und zum Bad geht.

„Mach mal die Tür auf, Sakura!“

Ich drehe, etwas skeptisch, den Schlüssel wieder um und er drückt mir durch den schmalen Spalt ein extrem zweideutig geformtes Gefäß aus pinkfarbenem Plastik in die Hand.

„Was ist das?“, frage ich, vorsichtshalber ohne zu lesen, was auf dem absolut wortwörtlichen Teil draufsteht.

Naruto grinst mich durch den Türspalt an, kichert und flüstert dann: „Das haben wir heute Nacht fast leergekriegt.“

Und bevor ich völlig ausrasten und diesem supersüßen, liebenswerten, heißen Vollidioten den Hals umdrehen kann, knallt er schnell wieder die Tür zu und schmeißt sich mit Schwung aufs Bett.

„Arrrrgh, Naruto, du bist so gut wie tot!“

Aber alles Schreien bringt nichts, also geh ich erstmal duschen, um Schweiß, das weiße Zeug aus der pinken „Flasche“ und Narutos Körpergeruch von meiner Haut abzuwaschen. Als ich in die Dusche steige, fühlt es sich wieder ziemlich komisch an. Du meine Güte, was haben wir eigentlich gemacht?!

„Das war toll heute Nacht, Sakura!“, seufzt er nebenan, „oh, mann, Saku, wie süß du bist!“

„Krieg dich ein!“, antworte ich, obwohl es absolut unnötig ist, Naruto sowas zu sagen. Er kriegt sich nie ein, wenn man es ihm sagt.

Während er auf dem Bett liegt und wahrscheinlich in Erinnerungen an die letzte Nacht schwelgt, versuche ich, mich überhaupt erstmal daran zu erinnern. Das Gefühl in meinem Unterkörper ist eindeutig. Ich hab sowas schon öfter erlebt, schließlich sind Naruto und ich seit über einem halben Jahr zusammen. Er ist ziemlich gut im Bett. Hätte ich gar nicht von ihm gedacht.

„Und? Wie war ich?“, fragt er, sozusagen siegessicher. Er weiß, was er kann und wahrscheinlich grinst er gerade wie ein Honigkuchenpferd.

„Na, gut, wie immer.“, antworte ich und füge im Stillen hinzu: „Wenn du nicht immer so übertreiben würdest…“

Ja, nee, ist klar, Sakura! Du stehst auch überhaupt nicht drauf, wenn Naruto dich…(Beeep) und (Beeep) …! Ehrlich mal, erzähl mir nicht, dass es dich nicht total heiß macht!

Meine innere Stimme ist treu und erbarmungslos ehrlich, wie immer. Seit der Grundschule ist sie mein ständiger Begleiter.

Als ich genug von dem kalten Wasser habe, drehe ich die Dusche wieder zu und wickle mich in eines von Narutos ausgefransten Handtüchern, die er wahrscheinlich schon seit Jahren hat. Ich sollte langsam meine eigenen Sachen hier einquartieren, wo ich doch jetzt sowieso fast jede Nacht hier schlafe und es mit diesem süßen Typen mit den blonden Haaren und blauen Augen treibe, den ich früher für den allerblödesten Idioten der Welt gehalten habe. Ich halte ihn übrigens immer noch für einen Idioten, aber für einen niedlichen, heißen, der längst nicht mehr so kindisch ist wie früher.

„Ich will dich heiraten, Sakura!“, seufzt er nebenan begeistert. Himmel, was macht er denn? Der holt sich doch jetzt keinen runter, oder?

„Du spinnst, Naruto!“, quittiere ich seinen gefühlsmäßigen Vulkanausbruch sicherheitshalber, „und jetzt gib mir meine Sachen!“

Die Tür ist gar nicht mehr abgeschlossen, er muss es eben vergessen haben. Er hat sie einfach nur zugeschlagen.

Nur mit meinem Nachthemd bekleidet, gehe ich ins Zimmer zurück. Naruto liegt ausgestreckt auf dem Bett, lächelt wie eine blauäugige Sonnenblume die Decke an und seufzt verliebt.

„Ich liebe dich, Sakura.“, seine Stimme klingt unglaublich sanft und weich.

Dass er jetzt so auf Wolke sieben schwebt, liegt wahrscheinlich an dem, was wir heute Nacht gemacht haben. Es war wie gesagt ziemlich gut und eigentlich bin ich genauso verliebt wie er.

Aber trotzdem bin ich jeden Morgen aus irgendeinem Grund mies gelaunt und schrei ihn an. Der einzige Grund, der mir einfällt, ist, dass ich erst morgens realisiere, was wir gemacht haben und dem Schrecken über meine eigene Hemmungslosigkeit an Naruto auslasse.

„Tut mir leid, Naruto.“, ich beuge mich über ihn und gebe ihm einen möglichst liebevollen Kuss.

Er strahlt mich an, legt beide Arme um meinen Hals, zieht mich zu sich aufs Bett runter und fängt an, mich von oben bis unten abzuknutschen. Du meine Güte, der muss ja gerade fast überlaufen von Hormonen!

„Aaah, hh, naa…“, mehr bringe ich nicht raus. Eigentlich müsste ich ihm jetzt eine liebevolle Kopfnuss verpassen, aufstehen und ihm klarmachen, dass man es nicht tagsüber machen kann, weil jederzeit jemand anklopfen und uns zu einer Mission abkommandieren könnte.

Und als hätte ich mit meinen Gedanken etwas heraufbeschworen, klopft in dem Moment wirklich jemand an.

„Hallo? Naruto?“ Ach du Schreck, das ist Sasuke!

Naruto, der gerade sein Knie zwischen meine Oberschenkel schieben wollte, setzt sich urplötzlich auf.

„Ähm, hi, also, ich mach gleich auf!“, stottert er.

„Ach so.“, erklingt Sasukes kühle Stimme von der anderen Seite der Tür, „macht ihr das jetzt auch schon mitten am Tag?“

Ich springe auf, suche eilig meine Klamotten von Boden auf und husche ins Bad und wieder raus, während Naruto sich auf dem Bett liegend anzieht und dann aufsteht, um die Tür aufzuschließen.

„Kakashi will uns treffen. Und zwar zu dritt.“, sagt Sasuke, als er das Zimmer betritt, „und, ja, mir ist klar, dass ich derjenige bin, wegen dem ihr lange Zeit nicht vollständig wart.“, er hat deshalb wohl immer noch Schuldgefühle. Sein Charakter hat sich um hundertachtzig Grad gedreht, seit mit Itachi wieder alles okay ist. Ich weiß, dass Sasuke gern noch anders wäre. Obwohl er versucht, das vor uns zu verbergen. Man merkt aber deutlich, dass er gern netter, offener und gefühlvoller wäre.

„Super!“, freut Naruto sich, „eine neue Mission!“

Sasuke sieht sich um, bemerkt das eindeutige Chaos und fast sieht es so aus, als würde er angesichts der gewissen Dinge, die da auf dem Boden liegen, ein wenig erröten. Er wirkt immer so, als sei ihm das ganze Thema egal. Aber ich glaube, er fühlt sich ein wenig einsam und ausgeschlossen, weil er der einzige ist, der noch keine Erfahrung damit hat. Was wäre wohl passiert, wenn er damals auf meine Annäherungsversuche eingegangen wäre?

Dann wäre Naruto jetzt vielleicht der, der sich ausgeschlossen fühlt. Oder es wäre ganz anders. Es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken. Man könnte dieses Was-wäre-wenn nämlich endlos weiterführen und käme trotzdem kein Stück weiter. Je nachdem, in welche Richtung man diese Kette laufen lässt, ist man entweder wehmütig, weil es besser hätte laufen können. Oder man stellt sich vor, welche Katastrophen unserem Chaotenteam noch passiert wären, wenn… dann ist man zwar froh, dass es nicht so weit gekommen ist, Einfluss auf die momentane Situation hat es jedoch im Grunde nicht.

Die Lösung in diesem Fall wäre, dass Sasuke eine Freundin braucht.

Wenn ich noch so eine verrückte Zwölfjährige wäre wie früher, hätte ich mich, vorausgesetzt, dass ich nicht selbst Interesse an ihm hätte, längst auf die Socken gemacht, um Sasuke zu verkuppeln.

Aber ich bin inzwischen erwachsen. Und Sasuke auch. Er kann sich selbst eine Freundin suchen, wenn er möchte und sich dafür bereit fühlt.

Obwohl ich längst kein Interesse mehr an einer mehr als freundschaftlichen Beziehung mit Sasuke habe, wüsste ich gern, was hinter seinen dunklen Augen für Gedanken vorbeilaufen. Wie er wohl über Naruto und mich denkt? Ob er sich, obwohl er gern anders wäre, gut fühlt in seinem Leben? Nach allem, was er durchgemacht hat? Er lächelt öfter als früher, aber noch längst nicht so oft, wie es normal wäre und ich bin mir ziemlich sicher, dass er in sich drin eine Menge Gedanken und Gefühle hat, die wir alle gern kennen würden. Der einzige, der wirklich viel von Sasukes Innenleben kennt, ist wohl Itachi. Er scheint ein besonderes Gespür für seinen kleinen Bruder zu haben. Manchmal kommt es mir sogar fast so vor, als könne Itachi Sasukes Gedanken lesen.

„Sakura?“, die kühle, wenn auch wärmer als früher gewordene Stimme lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken, „woran denkst du?“

Sasuke steht direkt neben mir und sieht mich von der Seite an. Zum ersten Mal kann ich in seinen dunklen Augen ungefähr erkennen, was er denkt. Er ist einfach nur neugierig, weil ich so nachdenklich Löcher in die Luft starre.

„Los geht’s!“, ruft Naruto, fertig angezogen und mit Stirnband.

Und ich steh hier immer noch mit offenen Haaren und in Zivilsachen rum. Meine Kampfklamotten liegen zu Hause in meinem Zimmer.

„Sakura, du bist wieder die Letzte.“, sagt Sasuke und lächelt fast, „wir gehen schon mal vor, du kennst ja den Treffpunkt.“

Auf dem Weg von Narutos Zimmer hin zu mir nach Hause denke ich darüber nach, wie es jetzt eigentlich mit mir und den Jungs steht. Früher war ich definitiv in Sasuke verliebt. Und jetzt habe ich dieselben Gefühle für Naruto. Eindeutig. Sasuke ist nur noch ein guter Freund, wenn auch ein sehr guter. Sonst hätte ich nicht die letzten drei Jahre genau wie Naruto so nach ihm gesucht.

Tja, Sakura, da hast du’s! Du wolltest ja damals unbedingt Ninja werden, um mit süßen Jungs zusammen sein zu können. Jetzt studierst du Medizin bei Tsunade, kannst den Hokage der Zukunft deinen festen Freund nennen und hast obendrein erstklassige Beziehungen zum Uchiha-Clan. Du bist ganz schön weit gekommen, wenn du das mal mit der Glöckchen-Übung vom Anfang vergleichst.

Meine Mutter erwartet mich schon an der Haustür.

„Wo bist du gewesen?“, fragt sie und sieht dabei ziemlich streng aus. Seit Sasuke wieder im Dorf lebt und ich fest mit Naruto zusammen bin, ist das Verhältnis zwischen meinen Eltern und mir nicht gerade entspannt. Sie halten Naruto für unvernünftig und gefährlich, tragen Sasuke seinen angeblichen Verrat nach und sehen es nicht gern, wenn ich in seine Wohnung gehe, um mich um Itachis Gesundheit zu kümmern. Dass ich zum ersten Mal eigenverantwortlich einen Patienten betreue, der auch noch ein recht kompliziertes Krankheitsbild hat, scheint meinen Eltern egal zu sein. Sie sehen nur, dass ich mich, statt mit Ino shoppen zu gehen, lieber mit den angeblichen Verrätern abgebe, die den Namen Uchiha tragen.

„Ich hab bei Naruto geschlafen.“, antworte ich und versuche, mich an meiner Mutter vorbei zu drängen.

„Sakura Haruno! Du weißt ganz genau…“

„…dass Naruto ein gefährliches Ungeheuer ist? Willst du das sagen? Dass er mich irgendwann verletzen könnte? Sag mal, kennst du ihn überhaupt richtig? Weißt du, was Naruto für ein Typ ist?“, unterbreche ich sie ziemlich heftig.

Sie zieht mich ins Haus und macht die Tür zu. Niemand soll mitkriegen, dass Frau und Herr Haruno ihre eigentlich erwachsene Tochter nicht mehr so im Griff haben, wie sie es gern hätten.

Bevor sie mich am Arm packen kann, so als wäre ich ein kleines Kind, renne ich die Treppe in mein Zimmer hoch, schließe ab und ziehe mich in Windeseile um. Dann packe ich kurzentschlossen die Sachen, die ich meistens brauche, in eine große Tasche, die ich erstmal ganz nach hinten unter mein Bett schiebe.

Ein Kontrollblick in den Spiegel: Sakura Haruno, kirschblütenrosa Haare, grüne Augen, durchtrainierter Körper. Hübsche, aber in erster Linie praktische Kampfkleidung. Mitglied im Team Kakashi, Schülerin von Tsunade und eine ernstzunehmende Kunoichi. Vor kurzem noch hatte ich mal drüber nachgedacht, meine Haare wieder etwas länger wachsen zu lassen. Aber dann habe ich beschlossen, dass sie bleiben, wie sie sind: knapp über kinnlang, sodass ich mich beim Kämpfen gut bewegen kann, auf Missionen nicht stundenlange Haarwäsche betreiben muss und vor allem nicht wie eine rosa Prinzessin aussehe. Mit zwölf fand ich das toll, aber inzwischen bin ich achtzehn und kurze Haare passen zu mir.

„Sakura!“, schreit meine Mutter unten, „wo willst du wieder hin?“

„Kakashi will uns treffen. Wahrscheinlich eine neue Mission.“, antworte ich so ruhig wie möglich.

„Pass auf dich auf!“

„Mama, falls du’s vergessen hast: Ich bin die mit der Erdbeben-Faust!“

Meine Missionstasche steht schon fertig gepackt vor meinem Schrank. Ich muss sie nur noch mitnehmen.

Die Jungs warten schon am Treffpunkt auf mich.

„Lasst mich raten: Kakashi hat sich noch nicht blicken lassen?“

„Fast.“, antwortet Sasuke.

„Er hat mal Abwechslung reingebracht.“, erklärt Naruto, „ist aufgetaucht und sofort wieder verschwunden, weil er was vergessen hatte.“

„Wow, das ist ja wirklich mal was Neues.“, ich weiß nicht recht, ob ich das witzig oder nervtötend finden soll.

Innerlich bin ich noch wütend auf meine Mutter, wegen der Sachen, die sie oft über Naruto und Sasuke sagt. Ich hab ehrlich gesagt kaum noch Lust, weiter zuhause wohnen zu bleiben. Auch, wenn Narutos Zimmer der chaotische Saustall eines spätpubertären, wenn auch verdammt süßen Idioten ist, ziehe ich es jetzt ernsthaft in Erwägung, ganz bei ihm einzuziehen.

Eine geschlagene Stunde sitzen wir rum und warten. Kakashi ist nicht nur legendär unpünktlich, sondern wohl auch total vergesslich. Eigentlich sollten wir uns dran gewöhnt haben, dass er grundsätzlich zu spät kommt. Was er macht, während er die Zeit vergisst, ist genauso ein Geheimnis wie das, was er unter seinem Tuch versteckt.

Als Kakashi schließlich auftaucht, ist die Stimmung gegen den Nullpunkt gesunken. Sasuke sitzt auf den Stufen der flachen Treppe hinter mir und zwar genau in der Haltung, die er schon damals, als wir zum ersten Mal als Team Sieben hier saßen, hatte: mit auf den Knien aufgestützten Ellbogen, die Hände vor der Nase verschränkt und mit einem, gelinde gesagt, kühlen Ausdruck in den schwarzen Augen.

„Sie sind zu spät, Sensei Kakashi.“, stellt er fest, mit einem Blick, der die Terrasse in ein Eisfeld verwandeln könnte.

„Aber sowasvon!“, gibt Naruto seinen Senf dazu. Er sieht ebenfalls wie mit zwölf aus: die Augen zusammengekniffen, die Arme vor der Brust verschränkt, zieht er eine Naruto-typische, beleidigte Schnute.

Meine Güte, bin ich hier die einzige, die sich entwickelt hat?!

Ach was, ich tu den Jungs Unrecht. Naruto hat sich im Vergleich zu früher sehr weiterentwickelt und Sasuke ist, wenn man sich seine Ziele heute im Vergleich zu denen von damals anschaut, ein vollkommen anderer Mensch geworden. Nur an ihrer Mimik und Gestik könnten die beiden noch mal arbeiten.

„Tut mir leid.“, Kakashi kratzt sich verlegen am Hinterkopf, „mir ist da so ein Kino vor die Nase gelaufen.“

„WAS DENN FÜR’N KINO?! HABEN DIE NEUERDINGS BEINE ODER WAS?“, kreischt Naruto, „DU WILLST UNS DOCH VERARSCHEN, KAKASHI!!“

„Sie sind jetzt nicht ernsthaft mal eben noch im Kino gewesen, Sensei?“, fragt Sasuke mit gehobenen Augenbrauen.

„Also, erstens geht euch das nichts an. Und zweitens sollst du mich endlich duzen und nicht mehr Sensei nennen, Sasuke.“, sagt Kakashi, „schließlich bist du stärker als ich.“

„Ich nenn Sie, wie’s mir passt, klar?“, auch wieder typisch Sasuke. Immer muss er widersprechen. Der einzige, bei dem das wenigstens manchmal nicht vorkommt, ist Itachi. Dem gehorcht er aufs Wort.

„Schön. Also, habt ihr eure Sachen dabei?“, fragt Kakashi, „Essen, Waffen, Zelt?“

„Bei mir ist alles da.“, antworte ich und bemerke eine Sekunde später, dass auch ich manchmal in alte Verhaltensmuster zurückfalle: Sakura, die kleine, überbemühte Streberin.

„Was ist ‘n das für ‘ne Mission?“, fragt Naruto und hat schon sein abenteuerlustiges Leuchten in den Augen.

„Keine Mission, sondern ein Zeltausflug.“, antwortet Kakashi.

„Ein Zeltausflug?“, echot Sasuke, „und wozu?“

„Für eure Teamarbeit. Ihr müsst wieder richtig zusammenwachsen. Sasuke, du hast das Leben mit deinem Bruder wieder im Griff, also wird es jetzt Zeit, dass du dich hier vernünftig integrierst.“, erklärt Kakashi.

Sasuke sieht mich aus dem Augenwinkel an, dann wirft er einen Blick in Narutos Richtung. Ich hab wieder mal keine Ahnung, was hinter seinen schwarzen Augen abgeht. Vielleicht fragt er sich, wie es sein wird, allein vor dem Zelt Wache zu schieben, während Kakashi irgendwo sein Flirtparadies liest und Naruto und ich…

Der Arme. Irgendwie tut Sasuke mir leid. Aber ich liebe inzwischen definitiv Naruto und nicht mehr ihn. Er scheint froh darüber zu sein, dass wir nur Freunde sind. Aber allein als drittes Rad am Wagen übrigzubleiben, wo wir uns doch so um ihn bemüht haben, ist sicher kein gutes Gefühl. Ich würde gern etwas dazu sagen, ihm erklären, dass wir ihn wirklich gern haben und er sich nicht ausgeschlossen fühlen muss. Schließlich kenne ich Sasuke gut genug, um zu wissen, dass er so etwas nie einfach so ansprechen würde. Er spaltet sich lieber ab und macht alles mit sich selbst aus. So ist er eben.

Als wir später zu dritt bei Ichiraku sitzen und Mittag essen, wage ich trotzdem, Sasuke darauf anzusprechen.

„Sasuke? Du weißt, dass du mit uns über alles reden kannst?“

Er schreckt aus irgendwelchen Gedanken auf. „Was meinst du?“

„Na, also wegen Naruto und mir… weil wir doch… na ja, du sahst ein bisschen so aus, als würdest du dich einsam fühlen.“

Er senkt den Kopf, um zu verbergen, dass ihm ein leichtes Rot in die Wangen gestiegen ist. Hab ich ihn erwischt?

„Wir sind Freunde, Sasuke.“, sagt Naruto, „wenn du ein Problem hast, dann sei ehrlich, okay?“

„Ich hab kein Problem!“, er springt auf, als hätten wir ihn beleidigt. Seine alte Abwehrreaktion. Jungs sind manchmal echt unlogisch!

Naruto springt ebenfalls auf und hält Sasuke am Arm fest.

„Du machst dich nicht wieder aus dem Staub, klar?!“

„Ganz ehrlich!“, langsam reicht es mir, „Sasuke, ich seh doch, dass dich was stört! Also sag es auch! Man kann immer irgendwas tun.“

Er bleibt stehen, mit dem Rücken zu mir. „Ihr habt eben euch. Ich hab niemanden auf diese Weise. Keine Freundin, versteht ihr? Deshalb will ich gar nicht wissen, was ihr zusammen macht.“

Siehst du, du kannst es doch!

„Du findest auch noch eine, ganz bestimmt.“, sagt Naruto.

„Ja. So toll, wie du aussiehst, gibt es genug Mädchen in Konoha, die sich für dich interessieren.“, ich, als ehemals in ihn verliebte, muss es ja wissen…

„Ich will aber nicht irgendeine! Und nach dem, was ich gemacht hab, will mich doch auch keine mehr!“

Du meine Güte, Sasuke! Sind das etwa Minderwertigkeitskomplexe? So hab ich ihn ja zuletzt erlebt, als er sich Vorwürfe wegen Itachis Krankheit gemacht hat!

„Wenn du nicht suchst, kommt sie irgendwann von allein zu dir.“, sage ich. Sasuke ist nun wirklich nicht der Typ, der sich selbst auf die Suche nach einer Freundin machen würde. Aber irgendwann wird auch er nicht mehr allein sein. Er ist eigentlich ein netter, gefühlvoller Typ, der nur verlernt hat, es auszudrücken und vor sich selbst anzuerkennen.
 


 

(Abends, auf dem Zeltausflug, einige Kilometer im Innern des Waldes)
 

Wir sind den ganzen Nachmittag durch die Baumkronen geflogen. Kakashi und Sasuke voraus, Naruto und ich hinterher. Was die beiden zu besprechen hatten, weiß ich nicht. Aber wahrscheinlich war es eine von Kakashis Lektionen in Sachen Kameradschaft. Von denen kann Sasuke wohl einige gebrauchen.

Zum ersten Mal ist mir heute aufgefallen, wie sehr Naruto und ich hinter unserem Supertalent aufgeholt haben. Sasuke liegt in Sachen Sozialverhalten weit hinter uns zurück, ist zwar noch immer der stärkste, aber er gibt nicht mehr so damit an.

Kurz vor unserem Ziel, einer der unzähligen kleinen Lichtungen, beschleunige ich soweit, dass ich Sasuke einholen und mal allein mit ihm sprechen kann.

„Wie geht’s Itachi?“, immer meine erste Frage.

„Seit Mama und Papa wieder da sind, geht’s ihm täglich besser.“, antwortet Sasuke mit einem unübersehbaren Lächeln auf den Lippen. Er liebt seinen großen Bruder, das kann ihm keiner mehr absprechen. Ich habe vorher noch nie erlebt, dass sich eine Beziehung zwischen zwei so unterschiedlichen Menschen dermaßen krass gewandelt hat: vom totalen Hass zur wohl süßesten Bruderfreundschaft von Konoha.

„Er tut dir gut, oder? Seit du mit Itachi zusammen wohnst, bist du viel ausgeglichener.“

„Immerhin ist er mein Bruder.“, sagt Sasuke, fast so, als wollte er die Zeit, in der er Itachi mehr als alles andere auf der Welt gehasst hat, einfach nur vergessen.

Naruto holt zu uns auf.

„Hey, worüber redet ihr?“, fragt er.

„Itachi.“, antwortet Sasuke mit seinem typischen halben Lächeln.

„Echt jetzt, ich hätte nie gedacht, dass er eigentlich so ein klasse Typ ist.“, sagt Naruto.

Sasukes Blick fällt ins Nichts, irgendwo zwischen die Bäume: „Ja. Er kann sich gut verstellen.“

Als wir auf der Lichtung angekommen sind, die Kakashi für diese seltsame Teamaktion ausgesucht hat, und das Zelt aufgebaut haben, facht Sasuke ein Lagerfeuer an. Kakashi hat eine Menge Essen mitgenommen. Aus seiner Sicht soll das hier wohl die Ninja-Version einer lustigen Übernachtungsparty werden.

„Sagen Sie mal, Sensei Kakashi, was genau soll das hier sein?“, fragt Sasuke.

„Das ist eine Übernachtung im Freien.“

„Aber wozu? Wenn wir eine Mission hätten, wären längst Leute aufgetaucht und wir würden hier nicht so einfach rumsitzen.“

„Ich hab euch doch schon gesagt, dass hier ist keine Mission. Wir unternehmen nur mal was zusammen, als Team.“, erklärt Kakashi.

„Aber wir sind Ninja. Im Freien zu übernachten, hat doch für uns überhaupt keinen Reiz.“, Sasuke kann es einfach nicht lassen! Er muss immer, wirklich immer diskutieren, streiten und will am Ende das letzte Wort haben!

„Ihr könnt euch mal entspannen.“, antwortet Kakashi darauf und sollte sich in Gedanken schon mal auf ein Sasuke-Konter im Kampf um das letzte Wort gefasst machen.

Aber überraschenderweise (oder vielleicht auch nicht, wenn ich mir ansehe, wie Sasuke jetzt im Vergleich zu früher lebt) sagt unser früher grundsätzlich unzufriedener Kamerad nichts mehr. Dieses Stärker-werden-und-rächen ist für ihn vorbei und Sasuke scheint gerade einzusehen, dass man sich auch mal ausruhen kann. Täglich mit jemandem zusammen in einer Wohnung zu sein, der von schwerer Krankheit wegen strengstes Trainingsverbot hat, muss ja irgendeine Wirkung auf ihn haben. Es ist mir nicht leichtgefallen, Itachi bis zu einem sicheren Zeitpunkt seiner Genesung jegliche Anwendung von allen Jutsu außer Shiawase-no-Jutsu zu verbieten, aber offenbar tut das nicht nur Itachi gut. Die ganze Kämpferei macht Jungs verrückt. Da muss ich als Mädchen, obwohl eigentlich auch ziemlich kampfversessen, irgendwie gegensteuern.

„Sakura?“, Naruto sitzt neben mir am Feuer, während Sasuke und Kakashi ein Stück abseits wahrscheinlich über Itachi sprechen.

„M-hm?“

„Ich, ähm, bin ein bisschen müde. Also, zum ins Zelt gehen. Aber noch nicht so müde, dass wir nicht…“, er grinst, kichert leise und ich weiß wieder einmal ganz genau, was er meint.

So, wie Sasuke und Kakashi da am Rand der Lichtung sitzen, ist das wohl ein ziemlich tiefes Gespräch. Und sowas kann lange dauern.

Außerdem, na ja, so im Wald, im Zelt, am Lagerfeuer, das ist wirklich romantisch. Wir haben das noch nie so gemacht. Und ich bin heute Abend in Experimentierlaune.

Statt einer Antwort lege ich meine Hände auf Narutos Wangen und küsse ihn. Zuerst nur kurz, aber dann erwidert er den Kuss, lässt sich auf den Rücken sinken, zieht mich zu sich runter und schiebt seine Hand unter mein Oberteil.

Doch nicht hier und sofort! Dazu ist das Zelt da!

Ich löse meine Lippen von seinen und schiebe seine Hand weg. „Na-naruto! Kannst du nicht mal ein bisschen warten? Zumindest bis wir im Zelt sind?“

Wir kriechen beide ins Zelt. Hoffentlich übertreibt Naruto es nicht wieder so, sonst kriegen Sasuke und Kakashi das noch mit.

Kaum liegen wir auf den Schlafmatten, die in diesem kleinen Zelt so nah nebeneinander liegen, dass man sie als Doppelbett bezeichnen kann, nimmt Naruto sein Stirnband ab (er sieht extrem süß aus, wenn ihm die Stirnhaare ins Gesicht fallen!), zieht seine Schuhe und die Trainingsjacke aus, beugt sich über mich und öffnet den Reißverschluss meines Oberteils. Ich schiebe meine Hände unter sein schwarzes T-Shirt und spüre seinen warmen Körper, besonders seine Rückenmuskeln, unter meinen Fingern.

„Augenblick, Sakura.“, sagt er leise, richtet sich auf und zieht T-Shirt und Hose aus. Danach beugt er sich wieder über mich, wandert mit seinen warmen Lippen meinen Hals herab und streift mir das Oberteil und alles andere runter.

„Scht, wir müssen leise sein…“, sage ich.

„Ach was… die wissen das doch…“

Hat er wirklich nicht kapiert, dass wir Sasuke dadurch, dass wir es quasi in seiner Anwesenheit miteinander machen, das Gefühl geben, doch wieder allein zu sein? Zwar auf andere Weise als früher, aber immerhin so, dass er sich nicht gut fühlt?

„Aber, wegen Sasuke… er hätte gern eine Freundin, hat aber im Moment überhaupt keine Hoffnung, eine kennenzulernen. Deshalb… na ja, wir sollten uns etwas zurückhalten, damit er sich nicht zu sehr ausgeschlossen fühlt.“, erkläre ich Mr. Mal-eben-unsensibel die Lage.

Naruto hält inne, denkt nach und sagt dann: „Okay, dann warten wir, bis er schläft.“

Das dauert leider ziemlich lange. Zuerst hören wir Sasuke noch mindestens eine halbe Stunde lang mit Kakashi sprechen, verstehen allerdings kein einziges Wort. Als ich dann irgendwann aus dem Zelt schaue, sitzt Sasuke am Lagerfeuer. Er liest irgendwas, und ab und zu schaut er in die Flammen, als würde er dort jemanden sehen.

„Sasuke? Willst du nicht schlafen?“, frage ich.

Er hebt den Kopf und sieht mich an, als hätte ich ihn aus einer Art Meditation geweckt.

„Jemand muss auf das Feuer aufpassen. Schließlich gibt es hier diese riesigen, seltsamen Bärenaffen.“, antwortet er.

„Bärenaffen?“, wiederholt Naruto neben mir und schaut aus dem Zelt, „du meinst wohl Onbaa, oder?“

„Mir egal, wie die Viecher heißen!“, erwidert Sasuke in seinem üblichen, genervten Tonfall, „jedenfalls sind die Alttiere gefährlich und deshalb bleib ich am Feuer sitzen.“

„Ich kenne Onbaa, die tun eigentlich nichts.“, sagt Naruto. Er hatte wirklich mal ein Jungtier dieser riesigen Waldviecher auf dem Rücken hängen. Das war in der Zeit, als Sasuke schon weg, aber Naruto noch nicht mit Jiraiya unterwegs war. Eine lustige Geschichte war das. Sowas, das nur Naruto passieren kann.

„Ihr wollt doch nur, dass ich schlafen gehe, damit ihr dann sonstwas miteinander machen könnt!“, er hat es erfasst. Aber wie hätten wir ihm das denn bitte sagen sollen?

Ich werde rot, er sieht es und weiß, dass er Recht hat.

„Romantisch am Lagerfeuer, oder was?“, fragt er sarkastisch.

„Nee, im Zelt. Weißt du, wir wollten nicht, dass du…“, beginne ich, weiß dann aber nicht mehr genau, wie ich es sagen soll. Naruto weiß es wohl noch weniger, denn er hält ausnahmsweise mal die Klappe.

„Schon okay.“, Sasuke starrt weiter in die rotorangenen Flammen des fast heruntergebrannten Lagerfeuers, „mein Bruder und seine Freundin tun es schließlich auch. Ich bin abends oft lange wach und die Wände in unserer Wohnung sind ziemlich hellhörig.“

Es klingt zwar eigentlich nicht danach, als sei es wirklich okay für ihn, aber an diesem Punkt muss er selbst wissen, wie er damit umgeht.

Ich ziehe den Vorhang, der die Tür des Zeltes bildet, wieder zu und widme mich Narutos Rücken, der meine Hände wie ein Magnet anzieht. Er dreht sich zu mir um und gibt mir einen liebevollen Schubs gegen die Schultern, sodass ich rücklings auf der Matte lande.

„Meinst du, wir müssen uns wieder Gedanken um Sasuke machen?“, frage ich.

Naruto schüttelt den Kopf. „Er ist unser Freund. Auch, wenn ihn das mit uns beiden vielleicht gerade nervt. Irgendwann kriegt er eine Freundin und dann macht er das auch.“, er beugt sich wieder über mich, beginnt von neuem, meinen Hals zu küssen und wandert dann langsam nach unten. Es ist fast Vollmond und der Stoff des Zeltes lässt einiges an Licht durch.

„Du siehst toll aus, Sakura.“, Narutos Stimme klingt weich und liebevoll. Er liegt Haut an Haut auf mir, küsst meine Halsbeuge und ich kann deutlich spüren, wie es sich langsam steigert, wie es diese Welle bildet, nach deren Höhepunkt man sich im Augenblick des Beginnens schon zu sehnen beginnt...

...

Danach hülle ich mich in meine Decke und werfe einen Blick nach draußen. Sasuke liegt neben dem Lagerfeuer auf seiner Schlafmatte und dreht uns den Rücken zu. Ich hoffe, dass er schläft. Aber da ich nicht genau weiß, wo Kakashi gerade ist, will ich nicht, nur mit der Decke bekleidet, aus dem Zelt kriechen und nachsehen, ob Sasuke wirklich schläft.

„Haaah, das war gut, Sakura!“, seufzt Naruto, als ich den Zeltvorhang wieder schließe, „ich glaub, das war das Beste, was wir je gemacht haben…“

„Sasuke schläft wohl.“, antworte ich, „ich weiß nur nicht, wann er sich hingelegt hat.“

„Ich hab dir doch gesagt, du musst dir keine Sorgen um ihn machen.“, sagt Naruto, „er hat gesagt, er kommt klar. Und so, wie Sasuke im Moment drauf ist, können wir ihm das glauben.“

Vielleicht sollte ich mir wirklich nicht so viele Sorgen um Sasuke machen. Er sollte inzwischen gelernt haben, zu sagen, wenn er ein Problem hat.

Am nächsten Morgen hat er jedenfalls auffallend gute Laune. Kein Streit mit Kakashi, keine sarkastischen Kommentare und bemerkenswert oft ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Er hat wohl sehr gut geschlafen und was Schönes geträumt.

Sogar Frühstück hat Sasuke gemacht. Über dem Feuer stecken zwei frische Fische auf dunkel verrußten Kunai und frisches Wasser hat er außerdem geholt.

Kakashi, der an einen Baum gelehnt sitzt und die Nase in sein Flirtparadies steckt, beobachtet Sasukes Bemühungen mit einem für Kakashi-Kenner sichtbaren Wohlwollen.

„Dann kann ich Yamato ja nur Gutes berichten.“, sagt er.

„Yamato?!“, Sasukes Stimmung kippt augenblicklich. Na toll!

„Er sagte zu mir, gleich nach jener Mission, in Bezug auf deinen Verhalten in Orochimarus Versteck, du wärst dermaßen teamunfähig, dass er sich wundert, wie du überhaupt die Abschlussprüfung der Akademie bestehen konntest.“, erzählt Kakashi, „und jetzt kann ich ihn endlich vom Gegenteil überzeugen. Immerhin bist du mein Schüler und ich muss auf deinen guten Ruf achten.“

„Das hier war eine Aktion, um Yamato zu zeigen, was ich draufhabe?“, fragt Sasuke ungläubig.

„Ganz genau. Yamato ist verständlicherweise nicht gut auf dich zu sprechen, aber ich denke, sobald er sieht, wie sehr du dich verbessert hast, wird er seine Meinung zumindest ein wenig ändern.“, sagt Kakashi.

Auf dem Rückweg wirkt Sasuke nachdenklich. Naruto und ich versuchen, mit ihm mitzuhalten, was wegen seiner ungeheuren Schnelligkeit ziemlich schwierig ist, und als wir ihn endlich eingeholt haben, ist deutlich zu sehen, dass die Ablehnung eines im Dorf so wichtigen Typen wie Yamato ihn doch mitnimmt.

„Sowas nennt man wohl einen extrem miesen ersten Eindruck, oder?“, fragt er.

Naruto nickt. Uns beiden ist das Wiedersehen damals noch sehr in Erinnerung.

Sasuke hätte nicht so überreagieren dürfen, stand aber wohl so unter Drogen, dass er gar nicht anders konnte.

„Und einen ersten Eindruck kriegt man nicht mehr weg.“

„Ach Quatsch! Schau mich mal an!“, sage ich und denke daran, wie ich mich als Zwölfjährige benommen habe. Daran denkt heute kaum jemand mehr, der mich näher kennt und mitbekommen hat, wie stark ich geworden bin.

„Du bist aber nie mit einem Schwert wie Kusanagi auf einen Lehrer losgegangen, Sakura! Ich war der Verräter, weißt du? Und sogar schlimmer als Itachi. Weil Itachis fieses Auftreten nämlich immer nur Fassade war! Aber bei mir war es echt. Es war mein Wille, verstehst du? Ich wollte Yamato besiegen, weil er mich genervt hat. Nur deshalb. Und das ist kein Grund, jemanden mit Kusanagi und Chidori anzugreifen!“

„Aber jetzt bist du anders, Sasuke! Und jeder kann es sehen! Dass Yamato dir diese Sache nachträgt, ist echt nur unfair. Schließlich hast du uns beide auch attackiert.“, sagt Naruto.

Sasuke schweigt, überholt uns wieder und ich habe ein ähnliches Gefühl wie in der Zeit, als Naruto, Sasuke und ich das noch das ziemlich neue Team Sieben waren. Damals hatten wir beide keine Ahnung, was für Probleme Sasuke mit sich herumtrug und haben uns oft gefragt, warum er sich so abweisend verhielt.

Am Dorftor wartet tatsächlich Yamato auf uns. Und Itachi in der schlichten, grauen Kleidung, die bei uns im Dorf eben üblich ist. Yamato steht ganz links am Tor, Itachi ganz rechts. Wer von den beiden dem anderen nicht zu nahe kommen will, ist deutlich sichtbar: Yamato hat dem Uchiha-Clan gegenüber eindeutig Vorurteile und kann offenbar, fast wie ein beleidigtes Kleinkind, nicht in normalem Abstand neben Itachi stehen. Der ist so selbstsicher, nett und freundlich wie immer.

Sasuke scheint heute unter Stimmungsschwankungen zu leiden, denn auf einmal ist er wieder der neue, gefühlvolle Typ. Als er Itachi sieht, strahlt er ihn an und fällt ihm förmlich um den Hals. Ob das ein spontaner Ausbruch von Bruderliebe oder ein Provokationszeichen für Yamato ist, kann ich nicht sagen.

Als wir mittags bei Ichiraku sitzen, ist die Stimmung wieder ausgeglichen. Die fünf Plätze sind alle besetzt: Naruto, Sasuke, Kakashi und ich. Neben Sasuke sitzt Itachi, der die Speisekarte nach vegetarischen Gerichten absucht und so selbstverständlich mit dabei ist, als hätte er nie zu Akatsuki gehört.

Naruto hat seine heißgeliebte Nudelsuppe, Sasuke sein Chili und ich eine Suppe mit etwas weniger Fett drauf. Und Kakashi? Er bestellt grundsätzlich erst, wenn wir unser Essen schon haben und wartet dann einen günstigen Moment ab, um unbeobachtet essen zu können. Seit wir früher mal versucht haben, ihn durch eine Einladung zum Essen dazu zu bewegen, sein Tuch abzunehmen, ist er da sehr vorsichtig.

Naruto schlürft seine Suppe und grinst zwischendurch Ayame an. „Escht jetscht, Ayame, deine Chuppe ist total chuper!“

Itachi hat endlich eine vegetarische Reisnudelsuppe gefunden. Vegetarier haben’s nicht leicht. Normalerweise wird die Suppe nämlich mit Hühnerfüßen und dergleichen gekocht und wer das nicht essen kann, muss sein Essen mit einer Sonderanmerkung bestellen.

Die Reissuppe ist aber ziemlich dünn. Inhaltsreich ist jedenfalls was anderes. Eigentlich sollte Itachi, um richtig gesund zu werden, genug Nährstoffe aufnehmen. Er neigt sowieso schon dazu, bei anstrengender Atmosphäre weniger zu essen. Aber dieser Laden hat nur Nudelsuppen und ein paar Chiligerichte, kein Donburi oder Onigiri.

Sasuke hat auch schon bemerkt, wie wenig sein Bruder wieder isst.

„Ich koch ihm zuhause noch was zu essen.“, flüstert er mir nach dem Essen zu, als er und Itachi in Richtung ihrer Wohnung und ich mit Naruto in dessen Zimmer gehe. Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass ich ja von Zuhause ausziehen wollte und meine gepackte Tasche in meinem Zimmer unter meinem Bett liegt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  narutofa
2013-04-01T16:43:25+00:00 01.04.2013 18:43
Das war eine sehr gute OS. Ich hatte meinem spaß sie zu lesen.
Auch wenn du es nich gewöhnt bist aus der Sicht von Sakura zu schreiben hast du es sehr gut gemacht. Man konnte alles gut nachvollziehen. Das Naruto und Sakura zusammen sind gefällt mir sehr. du hast wirklich talent. mach weiter so
Antwort von: Harulein
01.04.2013 18:47
Dankee ^^ *freeuu*


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