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Poisonous Berry

von

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Juis Fehler

„Heute gehen wir’s an!“, hatte Jun mir einige Wochen später feierlich verkündet, als wir nach einer weiteren gemeinsamen Nacht vor seiner Wohnung standen. Er trug seine Gitarre lässig über die linke Schulter geworfen, eine übergroße Sonnenbrille auf der Nase und das Pink seiner Haare strahlte im Sonnenlicht.

Ich hätte ihn am liebsten gepackt, um ihn sofort wieder zurück in die Wohnung zu ziehen und im Bett zu verschwinden. Aber die Pflicht rief. Nach ihm zumindest.

Spiv states hatten heute einen Auftritt bei einem Festival in Harajuku, bei dem sie sich mit einigen bekannteren Größen der Szene die Bühne teilten. Er musste bereits in den Morgenstunden dorthin, um entsprechende Vorbereitungen treffen zu können. Ich selbst würde erst zu seinem Auftritt dort erscheinen, darum trennten sich unsere Wege vorerst.

„Alles klar, wir sehen uns.“

„Ich will dich in der ersten Reihe sehen, Baby!“

Jun ging leicht in die Knie, streckte grinsend beide Zeigefinger nach mir aus und warf mir anschließend im Gehen noch eine Kusshand zu. Alberner Vogel, dachte ich, während sich ein liebevolles Lächeln auf meine Züge schlich.

„Ich bin doch gar kein Fan von dir!“, rief ich ihm noch nach, und für einen kurzen Moment blickte Jun zurück.

„Oh doch, das bist du.“
 

Einige Stunden später fand ich mich auf dem Festival wieder. Es war ein merkwürdiges Gefühl, hier zu sein. Noch vor zwei Jahren hatte ich selbst auf dieser Bühne gestanden und es mir mit der Band backstage gut gehen lassen. Heute war ich nur ein Teil der Masse vor der Bühne.

Ich schob meine Sonnenbrille höher und die Kapuze tiefer in mein Gesicht, während ich mich zwischen den Zuschauern durchschlängelte, um einen Platz relativ weit vorne zu ergattern.

Die Genugtuung, mich in der ersten Reihe zu sehen, würde ich Jun ganz sicher nicht gönnen, aber zumindest wollte ich von ihm gesehen werden.

Allein schon deshalb, weil er mich nach dem Auftritt mitnehmen sollte, damit wir uns backstage nach passenden Bandmitgliedern umsehen konnten. Zwar freute ich mich darauf, auf der anderen Seite hatte ich aber auch ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Schon jetzt konnte ich mir nur allzu gut die Gesichter der Leute vorstellen, die mir weniger gut gesonnen waren, die sich sicherlich an meiner derzeitigen beruflichen Situation ergötzten und auch den einen oder anderen Spruch fallen ließen.

Insbesondere die Neuigkeiten bezüglich Nippon Crown dürften zumindest zu den direkten Kollegen durchgedrungen sein und für Häme sorgen.

Vor wenigen Tagen hatte ich nämlich in meinem Briefkasten die Kündigung des Labels vorgefunden. Nicht mal ein persönliches Gespräch, nur dieser dämliche Zettel, mit dem mir erklärt wird, dass mein Ausscheiden aus wirtschaftlicher Sicht notwendig ist. Oder, anders gesagt, die miesen Verkaufszahlen meines Soloalbums nicht tragbar sind.

Allein schon bei dem bloßen Gedanken daran, spürte ich Wut in mir aufsteigen, aber auch die Unsicherheit, wie es weitergehen sollte. Sollte das mit Jun nicht klappen, sah es wirklich schlecht für mich aus, das war mir jetzt klar geworden.
 

Mein Gedankenfaden riss ab, als Musik erklang und die Menge um mich herum zu schreien begann. Mit einem Blick auf die Bühne wusste ich auch, was der Grund für die Aufregung war: Dort oben stand er nun. Jun, mein Jun.

In diesem schreiend bunten Anzug, der ihm drei Nummern zu groß war und mit einer ordentlichen Portion guter Laune. Er sah einfach toll aus, fand ich. Und zum ersten Mal löste sein Anblick nichts Geringeres als Stolz in mir aus. Stolz darüber, dass diese ganzen Leute um mich herum ihn anhimmelten und ich es war, der das Glück hatte, nachher mit ihm backstage verschwinden zu dürfen und hoffentlich heute Nacht wieder das Bett mit ihm zu teilen.

Unwillkürlich zogen sich meine Mundwinkel in die Höhe, als es wieder in meinem Bauch zu kribbeln begann. Verdammt, Jun hatte doch Recht. Ich WAR sein Fan. Doch das würde ich ganz bestimmt nicht zugeben.
 

Irgendwann schaffte ich es, meinen Blick von ihm zu lösen und über die Menge schweifen zu lassen. So viele Leute… fast alles Teenager mit zerrissener bunter Kleidung und Perücken. Sie alle richteten ihren Blick stur geradeaus auf die Bühne, sodass sie mich gar nicht bemerkten. Unwillkürlich begann ich, mich zu fragen, ob es irgendwann eine Zeit geben würde, in der man mich auch unmaskiert nicht mehr erkennen würde.

Gerade als ich mich wieder auf Jun konzentrieren wollte, blieb mein Blick an einer Person in meiner unmittelbaren Umgebung hängen. Ein junges Mädchen im Gothic Lolita Kleid starrte mit zusammengekniffenen Augen und hochgezogener Oberlippe wortlos zu mir hinauf. Der Anblick war so unerwartet und so hässlich, dass ich nur mit Mühe einen Schreckenslaut unterdrücken konnte.

„Bist du nicht Jui-san?“, fragte sie endlich, ohne dass sich ihr Gesichtsausdruck änderte. Um zu verhindern, dass sich dieser Anblick in mein Gedächtnis fraß und mich noch in meinen Träumen verfolgte, widmete ich meine Aufmerksamkeit ihrer Handtasche. Ein buntes Ding mit unzähligen großen und kleinen Bildern verschiedener Musikgruppen, darunter auch ein Foto von mir und ein Vidoll-Aufnäher. Da mein Foto das größte war, vermutete ich, dass Vidoll ihre Lieblingsband war und meine Chancen, aus der Sache heraus zu kommen, entsprechend gering.

Ups.

„Wer soll ich sein?“, fragte ich mit einem Anflug Nervosität, die meine Beine aufzuweichen drohte.

„Jui-san!“, wiederholte sie und dieses Mal war es keine Frage. Sie stieß ihrer Freundin in die Seite und dann ging alles ganz schnell.

Ehe ich wusste, wie mir geschah, war ich von einer Traube Mädchen umringt, die allesamt auf mich einredeten und immer näher kamen, bis ich glaubte, erdrückt zu werden. Hektisch wandte ich mich zu allen Seiten um, konnte jedoch inmitten dieser Masse keine Fluchtmöglichkeit finden.

Währenddessen spielte die Band weiter, doch für einen Moment glaubte ich, Juns Blick auf mir zu spüren.

„Hey, ist ja gut, seid so fair und lasst mich die Band sehen!“, forderte ich meine Fans lachend auf, ehe ich versuchte, mir unauffällig, Zentimeter um Zentimeter, einen Weg durch die Masse zu bahnen. In Wirklichkeit war mir überhaupt nicht nach Lachen zumute. Ich musste hier raus. Ich hasste es, von so vielen Menschen derart bedrängt zu werden.

„Wann bringst du die nächste Single raus!?“

„Ich liebe dein Album!“

Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir irgendwer von ihnen zuhörte. Ich versuchte, einen Abstand zwischen ihre Leiber und mich zu bringen, indem ich sie leicht von mir wegstieß. Auf keinen Fall wollte ich hier und jetzt hyperventilieren.

„Du siehst so gut aus, Jui!“

„Nimm doch mal die Sonnenbrille ab.“

„Kommen Vidoll wirklich nicht mehr zurück!?“

„Ich finde, am besten ist Bang Girl!“

Es blitzte um mich herum, als Handys gezückt und Fotos geschossen worden. Ich versuchte, mich um einen weiteren Zentimeter zu bewegen, trat dabei auf irgendwelche Füße und wäre gestolpert, wenn die Masse mich nicht völlig eingekesselt hätte.

Ich hörte sie weiter reden, konnte die Worte aber inzwischen nur noch fetzenweise wie aus weiter Ferne wahrnehmen. Es war, als würde die Luft immer dünner, bis nichts mehr übrig blieb, um meine Lungen zu füllen. Panisch begann ich, nach Luft zu schnappen, um nicht ersticken zu müssen. Doch egal, wie sehr ich kämpfte – plötzlich erlangte ich die Gewissheit, dass ich hier niemals lebend rauskommen würde.

„Hey, aus dem Weg!“

Die letzte Stimme hörte ich nur noch gedämpft.
 

„Er ist dünn wie ein Skelett. Kein Wunder, dass er abklappt.“

„Das hat damit nichts zu tun. Er hat eine kleine Klaustrophobie.“

Etwas Kaltes lag auf meiner Stirn und kalte Tropfen rannen über mein Gesicht. Das war neben den Stimmen das erste, was ich wahrnahm, als ich langsam wieder zu mir kam.

Danach spürte ich eine Hand, die das kalte Etwas von mir nahm und den Geräuschen nach zu urteilen irgendwo auswrang.

„Oh, schön machst du das. Wieso bist du nicht Krankenschwester geworden?“, fragte nun wieder die erste Stimme in einem süffisanten Tonfall, der den zugehörenden Menschen sogleich unsympathisch erscheinen ließ.

Irgendwer lachte, aber nicht die Person in meiner unmittelbaren Nähe.

„Weil man als Sänger mehr Kohle verdient“, antwortete eben diese schroff. Ich wusste, dass ich die Stimme kannte und mochte, konnte sie aber im Moment noch nicht zuordnen.

Vorsichtig schlug ich die Augen auf und langsam manifestierte sich das schwammige Bild zu einem hellen Raum. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die schöne Stimme kam, aber als ich sah, mit wem ich es zu tun hatte, presste ich meine Augen sofort wieder zusammen.

Oh nein, alles, jeder, nur nicht er!

Ich wünschte mir erneut die Ohnmacht herbei, doch sie wollte einfach nicht eintreten. Wo war verdammt noch mal das Loch im Boden, wenn man es am dringendsten brauchte!?

Der Duft seines Parfums, Platinum Egoiste, gemischt mit dem Rauch seiner Zigaretten, stieg mir in die Nase. Eine liebliche Mischung, die ich schon immer gerne gerochen hatte.

Ich versuchte, die Gedanken zu vertreiben. Sie fühlten sich wie Verrat an, obwohl ich eigentlich ungebunden war.

„Hey, was ist los? Willst du mich nicht sehen?“

„Nein!“

Ich hörte Gelächter im Raum, mehrere Stimmen, die sich zu einem spöttischen Geflecht ineinander verwoben.

„Ist das deine Art, dich zu bedanken?“, fragte er amüsiert, woraufhin vor meinem inneren Auge sofort sein Lächeln auftauchte.

Wenn ich mich schon in so einer peinlichen Situation befand, konnten wir dann nicht wenigstens allein sein? Obwohl… das war sicher auch nicht besser.

Zaghaft öffnete ich meine Augen erneut. Ein flüchtiger Blick verriet mir, dass sich viele Leute in diesem großen Raum aufhielten, doch ich war zu verschüchtert, um sie im Einzelnen zu mustern. Nur ihn, den Mann direkt über mir, betrachtete ich endlich.

Den Mann mit den tätowierten Armen, dem schwarzen Haar, dem perfekten Alter (er war immerhin fast zehn Jahre älter als ich) und der perfekten Portion an Perversion. Den Mann, der mir vor allem in der Vergangenheit zahlreiche schlaflose Nächte beschert hatte und vor dem ich mich am allerwenigsten blamieren wollte.

Kirito.

Ich richtete mich vorsichtig auf, als ich allmählich wieder meinen Körper wahrnahm.

„So kann man sich natürlich auch backstage reinschleichen“, kommentierte Kirito grinsend.

Mein Schädel fühlte sich noch immer wie Watte an, meine Ohren rauschten und ich realisierte nur noch diesen betörenden Duft seines Parfums.

Mir wurde schwindlig und ehe ich antworten konnte, lag ich in seinen Armen.

„Vorsichtig, Jui. Sonst driftest du wieder ab.“

Noch immer war mir seine Umarmung so vertraut, als hätte ich sie erst gestern gespürt. Dabei war es schon weit über zwei Jahre her.

Ein leises Seufzen verließ meine Lippen. Irgendwer sagte irgendetwas. Ich verstand es nicht und es war mir auch egal, aber Kirito wandte sich plötzlich um und rief: „Kriegt euch mal wieder ein!“

„Ist ja gut. Wir lassen euch ja schon allein. Aber beeilt euch, wir müssen gleich auftreten.“

Die Stimme triefte nur so vor Arroganz und endlich erkannte ich, dass sie zu Kohta, Kiritos Bruder, gehörte. Wir mochten uns noch nie besonders. Wenn er von mir sprach, benutzte er nur selten meinen Namen, dafür umso häufiger abwertende vulgäre Bezeichnungen.

Daher war ich schon immer froh gewesen, wenn ich Kirito treffen konnte, ohne Kohta begegnen zu müssen. Aber mich jetzt allein lassen? Mit Kirito? Bloß nicht!

„Nicht nötig!“, stieß ich eilig hervor und schaffte es, mich aus der Umarmung zu lösen.

Ich befand mich auf einem ledernen schwarzen Sofa, Kirito hockte davor und seine Band nebst Staff standen um uns herum. Ich erkannte Giru, der unseren Augenkontakt sofort wieder unterbrach, kaum dass er zustande gekommen war. So, als sei es ihm unangenehm. Nun, war es auch. Mir auf jeden Fall. Giru nun bei diesen Leuten zu sehen, war irgendwie so, als befände man sich im falschen Film.

Ich erwartete irgendwie, dass er sich nach meinem Wohlergehen erkundigte, so wie er es früher getan hätte, doch nichts dergleichen geschah. Er tauschte einen Blick mit Kohta und wandte sich dann ab, um mit seinen neuen Kollegen den Raum zu verlassen.

„Hey, nicht nötig!“, wiederholte ich hektisch und stieß damit auf taube Ohren. Wieder einmal.
 

Und dann schloss sich die Tür und wir waren allein in der Garderobe. Auch ohne ihn anzusehen, spürte ich Kiritos Blick auf mir ruhen.

Mein Herzschlag beschleunigte sich.

„Fehlt dir irgendwas?“, fragte nach einer Weile mit sanfter Stimme.

Allein schon, um nicht zugeben zu müssen, dass ich unsere Zweisamkeit mit äußerst gemischten Gefühlen wahrnahm, lenkte ich das Gespräch in eine unschuldigere Richtung.

„Nun… ja, du hast etwas, das zu mir gehört, genau genommen“, erwiderte ich, meinen Blick noch immer stur auf die Tür gerichtet, durch die die Bandmitglieder von Angelo verschwunden waren.

„Das tut mir Leid. Ich wollte dir nicht dein Herz stehlen… Ich dachte, du wärst drüber hinweg“, sagte er vollkommen trocken, fast schon gelangweilt.

Herz stehlen?

Ich brauchte einen Moment, ehe ich verstand, wovon Kirito sprach. Plötzlich schienen meine Wangen in Flammen zu stehen.

„Das meine ich doch gar nicht! Ich meine ihn, Giru! Meinen Gitarristen!“, rief ich nervös, vielleicht eine Spur zu nervös.

„Ach so!“

Kirito lachte auf und zerzauste wie selbstverständlich mein Haar. Ohne jede Vorwarnung erinnerte ich mich plötzlich an den Geschmack seiner Lippen nach einem Glas seines Lieblingsweins, und an seine Berührungen auf meiner nackten Haut. Ich erinnerte mich an das Hotelzimmer mit dem riesigen Bett und an die zerwühlten Laken.

Oh Gott! Dabei redeten wir doch schon extra über Musik, damit ich nicht an sowas denken musste!

Um nicht ganz so einladend zu wirken, schwang ich meine Beine über den Couchrand, sodass ich eine sitzende Position einnahm.

„Nun, wer rastet, der rostet. Das hat er sich wohl auch gedacht.“

Kirito zuckte gleichgültig mit den Schultern. Es erinnerte mich jäh daran, dass wir trotz aller Sympathie -oder wie auch immer man das zwischen uns nennen mochte-, Konkurrenten waren.

„Aber was soll’s? So wie ich hörte, hast du bereits neue Pläne. Mit diesem Schäfchen von Kisaki, richtig?“

„Er ist nicht sein Schäfchen.“ Zu meiner eigenen Überraschung hörte ich das Knurren in meiner Stimme.

Ich wollte gar nicht wissen, woher er schon wieder von unseren Plänen wusste. Manchmal glaubte ich, Kirito wusste die Dinge schon, bevor die betroffenen Personen es selbst auch nur ahnten. Damals hatte ich seine Wohnung oft durchsucht, aber weder eine Kristallkugel noch Tarotkarten gefunden.

„Oh, ein wunder Punkt?“, fragte er mit einer Mischung aus Neugier und Belustigung, ehe er sich neben mich auf die Couch setzte und seinen Arm um meine Schulter legte.

Wieder sah ich die Bilder aus dem Hotelzimmer vor meinem inneren Auge. Mein Atem wurde schwerer.

„Unsinn…“, erwiderte ich leise, während seine Finger sanft meinen Nacken berührten und mir am ganzen Körper eine Gänsehaut bescherten.

„Wie auch immer. Weißt du, ich kenn da so ein Label. Die haben sich gerade gegründet, suchen jetzt nach Künstlern, die sie unter Vertrag nehmen können….“

Noch immer starrte ich auf die Tür, um Kirito nicht ansehen zu müssen. Ich glaubte nicht, dass mich dann noch irgendwas davon abgehalten hätte, mich auf ihn zu stürzen. Und außerdem versprach seine Erzählung, interessant zu werden.

„Wäre das nicht was für dich?“

Kirito unterbrach sich selbst, um einen Kuss in meiner Halsbeuge zu platzieren. Der Geruch seines Parfums umfing mich, während seine Hand in mein Haar hinauf wanderte. Er machte mich wahnsinnig! So, wie er es schon immer getan hatte. Es war so falsch und gleichzeitig so schön, dass es mich um den Verstand brachte und jede Gegenwehr im Keim erstickte.

„Ich hab gehört, dass du kein Label mehr hast. Ich könnte dir den Weg dorthin ebnen… Für deine neue Band.“

Plötzlich befand sich auch die zweite Hand an meinem Körper. Erst auf meinem Bauch, doch kurz darauf schob sie sich bereits unter meinen Hosenbund, während seine Lippen meinen Hals liebkosten. Ich schloss die Augen und die Bilder meiner Erinnerungen mit Kirito mischten sich mit denen, die ich an Nächte mit Jun hatte. Auch er hatte mich letzte Nacht auf dieselbe Art und Weise geküsst.

Jun…

Plötzlich ergriff ich Kiritos Hand, um sie daran zu hindern, noch tiefer in meiner Hose zu verschwinden.

„Nicht, Kirito, bitte…“

Meine Stimme klang heiser, zittrig, und nahm meiner Gegenwehr jegliche Überzeugungskraft.

Trotzdem ließ er unvermittelt von mir ab.

„Das heißt, du willst nicht? Schade. Dabei wäre es ideal für deinen Neuanfang mit Jun. Ihr könntet sofort durchstarten.“

Ich versuchte erfolglos, den erotischen Klang seiner Stimme zu ignorieren. Jetzt, da er von mir abgelassen hatte, war das Verlangen nach ihm nur noch größer geworden, wie mir das Pochen zwischen meinen Beinen bewies.

„Weißt du, die Nachwuchsbands von heute sind ziemlich enttäuschend… Ich vermisse die Zeiten, als du gerade erst mit der Musik angefangen hast und dich für jeden kleinen Gefallen von jedem ficken lassen hast, nur um Karriere zu machen.“

Die Worte trieben mir erneut die Hitze ins Gesicht, doch sein lüsterner Blick ließ mich schnell die aufkeimende Scham vergessen.

„Es war nicht umsonst.“

„Wie wahr… Schade, dass du anspruchsvoller geworden bist.“

Ich blickte ihm in die dunklen Augen, die mich regelrecht zu verschlingen schienen, und erkannte darin dasselbe Begehren, das ich selbst verspürte.

Ich wollte ihn so sehr, wollte ihn endlich nach so langer Zeit wieder auf und in mir spüren. Und als wäre das nicht Geschenk genug, versprach er mir dazu noch einen kleinen beruflichen Vorteil.

Ich dachte noch einmal kurz an Jun, verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder. Wir waren kein Paar, daran hatte er mich selbst noch vor kurzem erinnert. Also tat ich nichts Falsches, wenn ich mich noch einmal auf diese verbotene Frucht einließ, die höchstens mir selbst schaden konnte.

Und so entließ ich Kiritos Hand meinem Griff und hockte mich so über seinen Schoß, dass meine Knie links und rechts neben ihm ruhten. Hastig glitt meine linke Hand unter sein Hemd, strich über die Brust und kniff leicht in die verhärtete Brustwarze.

„Kluger Junge….“

„Halt die Klappe“, forderte ich lächelnd und mit schwerem Atem, ehe ich meine Lippen endlich auf seine legte, um sie zu einem Kuss zu vereinen. Es fühlte sich sogar noch besser an als in meiner Erinnerung. Intensiver, heißer. Kirito presste mich an sich und dieses Mal genoss ich diese Nähe, war froh über jeden Millimeter, den ich ihm näher sein konnte.

Seine Hand fuhr erneut über meinen Hosenbund, öffnete ihn mit geübtem Griff, ehe ich unvermittelt mit meiner Rechten über die Wölbung zwischen seinen Beinen strich.

Das überraschte Aufstöhnen klang wie Musik in meinen Ohren. Plötzlich packte er meine Handgelenke, stieß mich ein Stück weit von sich und wirbelte dann herum, bis ich mit dem Rücken auf der Couch lag und er sich zwischen meinen gespreizten Beinen über mir befand.

Kurz verharrten wir regungslos in dieser Position, fixierten einander, während unsere Gesichter nur wenige Millimeter trennten. Doch dann ließ er mich los und griff ohne jede Vorwarnung und mit unerwarteter Härte zwischen meine Beine, sodass ich mich stöhnend unter ihm aufbäumte, während ein angenehmer Schauer meinen Körper durchfuhr.

Wie um mein Stöhnen zu unterdrücken, küsste er mich erneut und ich umschlang seinen Nacken in fiebriger Erregung, während er weiterhin mit langsamen Bewegungen meinen Schritt massierte. Ich spürte, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis zumindest ich meinen Höhepunkt erreichte. Und das noch, bevor auch nur einer von uns ausgezogen war.

„Entschuldigung, Kirito-san, Ihr Auftritt beginnt in wenigen Minuten. Die Band wartet bereits“, erklang eine schüchterne Frauenstimme.

Ich erschrak so sehr, dass ich heftig zusammen zuckte und glaubte, mein Herz bliebe einen Moment lang stehen. Ich hörte einen unterdrückten Schmerzenslaut, der nur von Kirito kommen konnte. Als er sich von mir erhob, presste er sich eine Hand vor den Mund. Ich schmeckte Blut und plötzlich wusste ich, was passiert war.

„Oh nein! Oh nein! Sorry!“, rief ich erschrocken aus, blickte erst Kirito entschuldigend und dann die Frau vom Staff vorwurfsvoll an. Sofort stellten sich Phantomschmerzen ein und ich hielt mir selbst die Hand vor den Mund.

Schlimmer konnte es gar nicht kommen! Anscheinend hatte ich ihm vor Schreck auf die Zunge gebissen. Wenn es zu schlimm war, fiel nun der ganze Auftritt ins Wasser, oder sie traten auf und der Sänger blamierte sich bis auf die Knochen mit einer geschwollenen Zunge. Scheiße. Verdammt!

Kiritos Augen funkelten mich bedrohlich an und ich fürchtete bereits, dass er mir aus Rache seine Faust ins Gesicht schlug. Ich hätte sogar verstanden, wenn er es getan hätte. Aber stattdessen

stand er auf, sich noch immer eine Hand vor die Lippen pressend. Ich sah, wie Blut zwischen seinen Fingern hindurchrann, über seine Hand lief und kleine Tropfen auf dem Boden hinterließ, als er zu einem der Spiegel ging und dort Taschentücher holte. Die Frau vom Staff lief aufgeregt hinter ihm her.

„Oh Gott, Kirito-san! Geht es Ihnen gut!?“

Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ob ich auch zu ihm gehen und mit Entschuldigungen um mich werfen sollte oder ob es besser war, ihn in Ruhe zu lassen.

Doch diese Frage rückte schlagartig in den Hintergrund, als ich einen Blick zur Tür warf. Denn dort stand Jun, regungslos wie eine Statue.

Meine Gedanken überschlugen sich und ich spürte, wie sich das schlechte Gewissen in mir ausbreitete. Wie lange war er schon hier?

„Hm. Wollte eigentlich nach dem Rechten sehen. Aber dir scheint’s ja blendend zu gehen im Gegensatz zu ihm.“

Die Zeit schien still zu stehen. Jun war völlig emotionslos. Seine Stimme hatte genauso wenig Ausdruck wie seine Miene. Er starrte mich nur an, während ich unter seinem Blick immer kleiner wurde.

Dann wurde mir bewusst, wie ich aussehen musste. Zerzaustes Haar, ungeordnete Kleider und ein offener Hosenstall. Und das, nachdem ich gerade erst vor wenigen Stunden Juns Wohnung nach einer schönen gemeinsamen Nacht verlassen hatte.

Ich wusste nicht einmal, ob es Jun verletzte oder ob es ihm egal war, mit wem ich nebenbei schlief. Ich wusste nur, dass der Gedanke, dass es ihm egal sein könnte, mich widersinniger Weise verletzte.

„Das freut mich.“

„Jun…“

Was wollte ich eigentlich sagen? Dass es nicht so war, wie es aussieht?

Das wäre gelogen, denn es war genau das, wonach es aussah. Also blieben mir die Worte im Hals stecken.

„Ich hab dich in der ersten Reihe vermisst.“

Das Eisen, aus dem seine Worte geschmiedet waren, bohrte sich tief in mein Herz und nur einen Wimpernschlag später machte Jun auf dem Absatz Kehrt und verschwand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Phoenix_Michie
2013-11-27T13:34:50+00:00 27.11.2013 14:34
Argh, mexx ist doof X'D Der erste Kommentar sollte natürlich auch zum ersten Kapitel gehören ^^"

Und dieses Kapitel hier...war ja der Wahnsinn! Mit Kirito hatte ich nun gar nicht gerechnet! Aber er ist irgendwie..heiß beschrieben hihi :)
Was ich mich wegen Jui übrigens frage: ist das echt so gewesen, dass ihn keiner mehr richtig leiden konnte?! Oo Kann man sich bei dem niedlichen Gesicht nicht vorstellen xD Dass Leute sauer auf ihn sind.
Aber bisschen blöd ist er schön, dass er da mit Kirito rummacht, während er ja 'irgendwas' mit Jun am Laufen hat ûu Dass der Kleine sich auch Sorgen macht und gucken kommt, ist ja eigentlich logisch, aber nein..auch ein Jui ist schwanzgesteuert ^^""
Von:  -juujun-
2013-04-06T11:46:47+00:00 06.04.2013 13:46
hab ich schon erwähnt das ich juis charakter mag?
ja hab ich, ich weiß ^^
und es ist auch toll, wie jetzt ein bisschen was aus seiner vergangenheit rauskommt. ich hoffe doch das er sich jun noch erklären kann, aber gut, in wirklichkeit kommt die band ja auch zusammen also bin ich da mal optimistisch ^^
Von:  AKIHIRO
2013-04-05T13:01:31+00:00 05.04.2013 15:01
Ooooh Jui, du Vollidiot! D:<
*ihm eine Ohrfeige verpass*
So, und nun zu deinem Kommentar.
Mal wieder richtig gut geschrieben, ich konnte nicht aufhören zu lesen. : )
Ich mag diese fiese, verführerische Art von Kirito. Ich hab eine Vorliebe für solche "arschigen" Charaktere.
Wie immer bin ich gespannt, wie es weitergeht, und schreib gefälligst schnell weitah!!einelfhundertelf1


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