Zum Inhalt der Seite

Wege des Lebens

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aussprache?

Während Conan sich umzog und von seiner Rückverwandlung erholte, stand Kaito im Wohnzimmer und versuchte seine Gedanken zu sortieren. Kudo hatte ein Gegengift genommen? Wurde er vergiftet? Wie konnte ein Gift einen Menschen nur schrumpfen? Was war nur passiert und in was war Kudo nur rein geraten? Seine Augen wichen zum Papier. Er musste die Nachricht nicht noch einmal lesen, die Worte hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt.

„Was hast du da, Kaito?“ Yusaku trat auf den jungen Magier zu und nahm ihm das Blatt Papier ab. Überrascht las er sich den Text durch.

Yukiko ging ebenfalls auf die Männer zu und auch der Professor beobachtete die Reaktionen.

Yusaku las laut vor: „Ihr geht es gut aber für wie lange noch, das liegt ganz bei dir, Kudo. Wir melden uns!“

Verwirrt mischte sich der Professor ein. „Von wem ist das Schreiben?“

„Gin und Wodka“, mischte sich Conan ein, der in der offenen Türe stand und neben ihm eine Grundschülerin mit hellem Haar.

„Alkohol? Dafür bist du noch zu jung“, entgegnete Kaito tadelnd und blickte spöttisch auf den Grundschüler hinab.

Conan trat ganz ein. Seine Augen blitzten wütend zu dem Oberschüler auf. „Ich bin genauso alt wie du, nur stecke ich in diesem Körper fest.“

Das Mädchen trat ebenso in den Raum. „Sie haben Aoko mit Ran verwechselt.“ Eigentlich sortierte sie ihre Gedanken, aber dabei sprach sie lauter als gewollt. „Normalerweise passiert Gin niemals so ein Fehler. Aber er kann auch nicht wissen, dass Aoko und Ran Zwillinge sind.“ Conan hatte sie eben noch im Labor aufgesucht und sie ins Bild gesetzt. Sie forschte weiter an einem Gegenmittel und hatte weder den Besuch noch die beiden Oberschüler mitbekommen.

„Wer bist du überhaupt?“, hakte Kaito skeptisch nach.

Das Mädchen sah zu ihm auf. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. „Wer bist du?“

„Kaito Kuroba.“

„Auch bekannt als Kaitou Kid“, erklärte Conan und dabei trat ihm ein überlegenes Grinsen auf die Lippen.

Der Oberschüler zog seine Augenbrauen zusammen und funkelte den kleineren Jungen finster an.

Yusaku ließ sich auf die Couch fallen. Seine Ellbogen stützte er auf den Knien und seine Hände hielt er verschränkt vor seinem Gesicht. „Natürlich, ich hätte es wissen müssen.“

Alle Augen richteten sich auf Herrn Kudo, der seine Augen schloss. Eine tiefe Falte zeigte sich auf seiner Stirn.

Ohne Aufforderung begann er zu schlussfolgern. „Damals hat Kaitou Kid seine Rätsel an mich gesendet. Es war jedes Mal eine neue Herausforderung. Aber dann ... eines Tages fand ich durch Zufall raus, wer sich hinter der Maske des Meisterdiebes verbarg.“ Er öffnete die Augen und blickte zu Kaito auf. „Es hätte mir sofort auffallen müssen, wer in seine Fußstapfen getreten ist.“

Kaito wurde langsam ungeduldig und ignorierte den Schriftsteller auf der Couch. Ihn interessierte viel mehr wer dieser Gin war. „Was hat es mit Gin auf sich?!“

„Machen wir einen Deal, Kid“, forderte Conan. „Du erzählst uns alles, was du weißt, und wir sagen dir alles, was wir wissen.“

Wie er diesen Jungen doch hasste. Kaito überlegte kurz, doch dann nickte er zustimmend. „Abgemacht.“ Er drehte sich zu Yusaku Kudo. „Mein Vater war der erste Kid“, das hatte der Mann selbst bereits herausgefunden. „Meine Mutter ist die Phantom Lady“, dabei sah er Yukiko Kudo an. Auch das wusste der geschrumpfte Shinichi, denn Kid hatte es ihm mal verraten. „Und ich bin der zweite Kid und suche nach den Mördern meines Vaters.“
 

Chikage Kuroba näherte sich dem Haus der Nakamoris. Sie ging durch den kleinen Vorgarten auf die Haustüre zu und klingelte.

Es vergingen Minuten, nichts tat sich.

Chikage läutete erneut und wartete.

Sie setzte bereits zum dritten Mal an, da wurde die Türe aufgerissen. Erschrocken blickte sie in die dunklen und tiefen Augenringe, die blutunterlaufenen Augen, das unrasierte Gesicht und die fettigen Haare.

„Ja, bitte?“ Ginzo Nakamori sah nicht nur im Gesicht schlecht aus, sondern seine gesamte Erscheinung war ungepflegt. Das Hemd hatte er nicht ordentlich zugeknöpft, zudem stand es vor Dreck. Bei seinen Worten schlug Chikage der Alkoholatem entgegen.

„Herr Nakamori, ich bin Chikage Kuroba. Darf ich reinkommen?“

Kurz legte sich seine Stirn in Falten, doch dann trat er zurück und öffnete die Türe. „Kaitos Mutter... Natürlich, bitte kommen Sie rein.“

Die Kurzhaarige betrat das Haus und blickte sich besorgt um. Überall lagen Klamotten, Verpackungen und leere Sakeflaschen und Bierflaschen.

Ginzo überholte sie und führte sie ins Wohnzimmer. „Ich habe nicht mit Besuch gerechnet“, stotterte er verlegen. Er bemühte sich um einen halbwegs geraden Gang, aber es missglückte ihm. So torkelte er zur Couch und schob unbeholfen einige der Pizzakartons zur Seite. Dann bot er Chikage den frei gewordenen Platz an.

Diese bemühte sich sehr nicht allzu offensichtlich das Gesicht vor Ekel zu verziehen und rang sich ein Lächeln ab. Eindeutig fehlte diesem Mann seine Frau. Und dass Aoko nicht seine wirkliche Tochter war, hatte ihm sehr schwer zugesetzt. Sie dachte an das traurige Mädchen im Krankenhaus und fühlte sich fast schuldig nicht sofort nach ihrem Vater gesehen zu haben.

„Was führt Sie zu mir?“ Ginzo ließ sich auf einen Sessel nieder, ohne überhaupt bemerkt zu haben, dass auch auf dem Polster Essensreste lagerten.

Aufmerksam ruhten die blauen Augen von Frau Kuroba auf dem traurigen Gesicht des Kommissars. „Vielleicht wollen Sie mit jemanden reden?“

„Da gibt es nichts zu reden“, erwiderte Nakamori tieftraurig.

Nicht sicher, wie sie auf diese Worte reagieren sollte, sah sie sich um. „Ich würde uns gern einen Tee kochen.“ Mit diesen Worten stand sie auf und wartete Ginzos Zustimmung ab.

Dieser nickte kraftlos. „Die Küche ist gegenüber.“

Somit verließ Kaitos Mutter das Wohnzimmer und setzte Wasser auf. Nebenbei ließ sie ihren Blick über das ungespülte Geschirr schweifen und fand auch im nächsten Moment die Spülmaschine. Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, räumte sie Stück für Stück die Küche auf. Am Ende wischte sie mit einem Lappen noch über die Arbeitsflächen und goss zum Schluss den Tee in einer Kanne auf. Beladen mit zwei Tassen und einer Kanne Tee kam sie ins Wohnzimmer zurück und stellte das Geschirr auf den Wohnzimmertisch. Auch hier räumte sie ein wenig zusammen um Platz zu schaffen.

Ginzo beachtete sie nicht einmal. Zu sehr war er in seinen traurigen Gedanken gefangen.

Chikage schenkte den Tee ein und setzte sich wieder auf die Couch. Ihr entging keineswegs wie sehr der Kommissar unter der Tatsache litt. Sie wusste, dass sie ihn nicht verstehen konnte. Dieser Mann lebte fast achtzehn Jahre in dem Glauben eine leibliche Tochter zu haben. Niemand, der nicht so etwas annähernd einmal erlebt hatte, konnte sich in die betroffenen Personen hinein versetzen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie reagieren würde, allerdings scheiterte sie bereits an der Vorstellung. So etwas sollte niemand erleben – wirklich niemand. „Aoko sorgt sich um Sie. Sie sind ihr Vater und sie hat solche Angst Sie zu verlieren.“ Frau Kuroba hatte Aokos Angst und Sorge angesehen. Die blauen Augen, so tieftraurig und verstört, brannten sich in Chikages Erinnerung. Sie kannte das Mädchen seit vielen Jahren und sie hatte dieses Mädchen in ihr Herz geschlossen. Innerlich wünschte sie sich Aoko als Schwiegertochter. Aber bislang hatte sie nicht mal annähernd daran geglaubt, dass Kaito jemals zu seinen Gefühlen gegenüber diesem Mädchen stehen würde. Dass er den Mut gefasst hatte und sogar kurzzeitig mit ihr zusammen war überraschte und erfreute Chikage sehr.

Ginzos Augen wurden noch dunkler und trüber. „Ich bin nicht ihr Vater. War es nie gewesen. Sie war niemals mein eigen Fleisch und Blut.“

„Aber sie ist Ihre Tochter. Das Mädchen haben Sie aufgezogen. Sie haben Aoko geliebt, ihr ein zuhause gegeben und für sie gesorgt.“ Frau Kuroba blickte ihn aufmunternd an. „Auch wenn die Wahrheit ans Licht gekommen ist, so werden Sie immer Aokos Vater sein.“

Wie aus einer Lethargie gerissen blickte Ginzo Nakamori Chikage Kuroba an. Seine Augen ruhten auf der Mutter von Aokos Kindheitsfreund. Plötzlich versuchte er sich an einem Lächeln, es misslang. „Unsere Kinder sind schon so lange miteinander befreundet und wir haben uns nie wirklich kennen gelernt.“

Auch Chikages Mundwinkel zuckten. „Es gab bisher einfach keine Gelegenheit.“ Sie verbuchte den kleinen Erfolg des Wortes „uns“. Darum wagte sie einen weiteren Schritt. „Ich bin Chikage.“ Zögerlich bot sie ihm das Du an, aber ob er es wirklich annehmen würde...

„Ginzo“, erfolgte schon die Antwort. „Es freut mich dich kennen zu lernen, Chikage. Auch wenn es durchaus bessere Situationen gibt.“

„Ja, die hätte es sicherlich gegeben.“ Chikage blickte ihn aufmerksam und mitfühlend an. „Es ist schrecklich zu erfahren, dass das eigene Kind nicht das eigene ist und ich kann mir nicht vorstellen, wie ich in solch einer Situation reagieren würde.“ Sie blickte sich um. Der Saustall in der Wohnung zeigte ihr, wie sehr er sich und sein Leben schon aufgegeben hatte. „Aber ich kann dir helfen. Wo auch immer du Hilfe brauchst, werde ich dir zur Seite stehen.“

„Wieso?!“ Ginzo runzelte seine Stirn. Der Tee ernüchterte ihn wieder ein wenig. Nach einem Blick in das verschreckte Gesicht, räusperte er sich und fügte etwas freundlicher hinzu: „Bisher kannten wir uns nicht.“

„Ich liebe Aoko wie eine Tochter. Und ich werde mich um ihre Familie kümmern.“

Endlich begannen die grauen, versoffenen Zellen in seinem Gehirn wieder zu arbeiten. Der Kommissar überlegte, doch dann fiel ihm das Gespräch vor einiger Zeit wieder ein. Ein Gespräch mit seiner Tochter wie auch ihrem Kindheitsfreund. „Sie kommt langsam in ein bestimmtes Alter...“

Chikage begann zu kichern. Sie dachte an ihre Jugend zurück und wie sehr sie doch Toichi geliebt hatte. Sie war nicht viel älter als Aoko und wusste bereits damals, dass der Magier der Mann ihres Lebens war. „Wir waren auch mal jung und wissen was in unseren Kindern vorgeht.“

„Also stört es dich nicht, wenn sie und Kaito... nun ja...“, druckste der Kommissar verlegen herum. Er wollte nicht, dass Aoko sich jetzt schon mit einem Jungen traf, der mehr sein würde als ihr bester Freund.

„Sie tut Kaito gut“, schoss es aus Chikage heraus. Verlegen räusperte sie sich und begann zu erklären. „Seit Toichis Tod neigt er dazu arrogant und überheblich zu werden. Er hat das Ableben seines Vater nie verwunden und kann seine Gefühle nicht zeigen.“

Ginzo wusste wie der Junge sich fühlen musste. Er selbst hatte sich nach dem Tod seiner geliebten Frau auf die Jagd nach dem Meisterdieb gestürzt. Die Arbeit konnte ihn von dem Schmerz ablenken. Aber das seine Tochter einen sehr wichtigen Stellenwert in Kaitos Leben hatte, war dem Kommissar nie bewusst gewesen.

Es klingelte an der Haustüre. Verwirrt, weil er keinen Besuch erwartete, stand er auf und schlurfte zur Türe. Als er öffnete stand er zwei Polizisten gegenüber. „Herr Kommissar“, begrüßten ihn die beiden Kollegen mit traurig bedrückter Mimik.

„Was ist passiert?“

Mit einem schlechten Gefühl im Bauch stand auch Chikage auf und ging zur Türe.

„Herr Kommissar, es tut uns sehr leid, aber es ist wichtig. Es geht um Ihre Tochter.“

Ginzo Nakamori riss vor Sorge seine Augen weit auf. „Was ist mit Aoko?“ Auch wenn ihn das Wort Tochter nach wie vor schmerzte, so behielt Kaitos Mutter recht. Er hatte sie groß gezogen und geliebt, als wäre sie sein eigen Fleisch und Blut.

„Sie … Das Krankenhaus hat uns informiert, dass sie verschwunden ist. Wir haben sie bereits zur Fahndung ausgeschrieben und auch die Krankenhausmitarbeiter und die Patienten nach Aoko befragt. Bisher konnte uns aber niemand etwas sagen.“

„Außer die Krankenschwester, die einen blonden langhaarigen Mann in ihr Zimmer hat gehen sehen“, bemerkte der zweite Polizist.

„Wer ist dieser Mann?“ Langsam aber sicher brachte er wieder seine sonst so herrische Stimme hervor.

„Das wissen wir noch nicht, Herr Kommissar“, antwortete der erste Polizist. „Wir müssen wieder aufs Revier. Wir halten Sie auf dem Laufenden.“ Mit den Worten verabschiedeten sich die beiden Polizisten und kehrten über den Vorgarten zu dem Polizeiauto zurück. Wenig später fuhren sie davon.

Ginzo schloss die Türe und lehnte sich kraftlos mit dem Rücken an. Was passierte nur hier? Konnte das alles wirklich nur Zufall sein? Irgendwie glaubte er nicht mehr an Zufälle.

Chikage stand ihm blass und voller Sorge gegenüber. Ob Kaito bereits von Aokos Verschwinden wusste? Sie musste ihn fragen, aber im Moment war dies einfach noch nicht möglich. Dieser Mann vor ihr war am Ende, am Boden zerstört. Zuallererst sollte sie ihn wieder auf die Beine bringen.

Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Lass uns darüber sprechen.“

Ginzo nickte und folgte der kurzhaarigen Japanerin zurück ins Wohnzimmer.
 

Im Café Katzenauge stand Nami hinter der Theke und wischte diese mit einem Lappen sauber. Hitomi saß auf einem Hocker davor und hielt ihren Kopf gestützt auf ihrer rechten Hand. Aufmerksam lauschte sie den Ausführungen von Detective Toshi Utsumi, der auf dem Hocker neben ihr saß und genüsslich seinen Kaffee trank. „Es geht drunter und drüber. Kid ist gestern wieder davon gekommen und Katzenauge konnten wir auch noch nicht schnappen.“

„Das wird schon noch“, versuchte Nami den niedergeschlagenen Detective aufzumuntern.

Ein Funkeln trat in die braunen Augen von Toshi und er nickte eifrig. Wieder mal bauten ihn die Frauen auf und sprachen ihm Mut zu.

Ein Polizist stürmte in das Café: „Detective Utsumi, wir haben eine neue Ankündigung von Katzenauge erhalten.“

„WAS?! Diese verdammten Katzen.“ Schnell kippte er den noch heißen Kaffee hinunter und verbrannte sich dabei prompt den Gaumen. Während er sich jämmerlich auf die Unterlippe biss, nur um nicht die Tränen zu weinen, die sich in seinen Augen gebildet hatten, kicherte Hitomi leise. „Sie erhalten eine neue Chance, Herr Detective. Fang dir die Katzen“, spornte sie ihn an.

Toshi lächelte kläglich, nickte eifrig und folgte dem Polizisten aus dem Café. Die Tür war noch nicht ganz ins Schloss gefallen, als sie wieder aufgestoßen wurde und Toshi erneut im Laden stand. Mit wenigen Schritten stand er wieder neben Hitomi und zückte seine Geldbörse. Einen Schein reichte er Nami, dann lächelte er von einer Schwester zur nächsten und verschwand endgültig.

Hitomi ging zur Türe, drehte das Schild von offen auf geschlossen.

„Fang die Katzen, los Toshi, du schaffst das“, äffte Ai ihre Schwester nach. Sie hielt ihre Hauskatze an die Brust gedrückt und streichelte diese.

Hitomi setzte sich zu ihrer jüngeren Schwester an den Tisch. Dabei lächelte sie. „Vergiss nicht, dass ich Toshi seit vielen Jahren kenne und er nichts von unserer zweiten Identität weiß.“

„Du jubelst dem Feind zu, Schwesterchen.“

„Mach dir keine Sorgen, Love. Es wird schon gut gehen.“ Nami setzte sich ebenfalls mit an den Tisch. „Erzähl uns lieber mal, warum du so ein Gesicht ziehst.“

„Ich ziehe kein Gesicht“, schmollte Ai und blickte auf ihre Katze.

„Und wie du das tust. Hast du Ärger mit Kaito?“

„Nein“, maulte Ai sofort zurück. Sie wollte nicht mit ihren Schwestern reden.

Hitomi und Nami tauschten einen vielsagenden Blick aus. „Wirklich nicht? Er war schon länger nicht mehr hier. Love, du kannst uns sagen, wenn dich etwas bedrückt.“

Ai hüllte sich in Schweigen und weigerte sich in die Gesichter ihrer Schwestern zu sehen.

Hitomi zwinkerte Nami zu. Dann stützte sie ihre Unterarme auf die Tischplatte und lehnte sich zu Love, die ihr gegenüber saß, vor. Süffisant fragte sie: „Hast du dich verliebt?“

„Hab ich nicht“, erwiderte die Angesprochene prompt und blickte sauer auf. „Er hat eine Freundin. Ihr habt sie auch mal gesehen.“ Love wurde traurig. „Kaito ist heute bei ihr, da sie Geburtstag hat.“

„Aber irgendwas ist doch noch“, grübelte Nami, die sich deswegen noch lange nicht die traurige Mimik erklären konnte.

Ai zögerte, blickte dann aber zu ihrer ältesten Schwester auf. „Ich hab ein paar Probleme in der Klasse. Sie denken, dass wir... Kaito und ich … das wir mehr als Freunde sind.“

„Das dürfte seiner Freundin nicht gefallen“, mutmaßte Hitomi mitfühlend.

„Aoko hat mit ihm Schluss gemacht und die Klasse steht voll und ganz hinter ihr.“

„Und Kaito ist trotzdem bei ihr?“

Love nickte. „Ja, er will sie zurück gewinnen.“ Ein trauriges Lächeln trat auf ihre Lippen. Aber es war richtig so. Auch wenn sie ihn als Freund lieb gewonnen hatte, so verband sie doch nicht mehr miteinander.

Hitomi seufzte. „Siebzehn möchte ich nicht mehr sein.“

„Und ich keine zwanzig mehr“, antwortete Nami unbekümmert und stand auf. „Ich muss jetzt ins Museum. Wir sehen uns später.“

Hitomi und Ai machten im Café sauber, ehe sich jede von ihnen in ihr eigenes Zimmer zurück zog.
 

Ihr Kopf brummte. Ganz langsam öffnete sie ihre Augen. Eine weiße Decke drehte sich über ihr. Schnell kniff sie ihre Augen wieder zu. Ihr war so schwindlig und ein flaues Gefühl schlug ihr auf den Magen. Sie unterdrückte die aufkommende Übelkeit und öffnete die Augen ein weiteres Mal. Langsam hörte das Schwindelgefühl auf und sie betrachtete die weiße Decke mit dem grellen Neonlicht.

Das Pochen in ihrer linken Bauchseite wurde intensiver und stärker, aber sie biss die Zähne zusammen und richtete sich langsam auf. Dabei kniff sie die Augen vor Schmerzen zusammen und hielt unbewusst die Luft an. Als sie aufrecht saß, keuchte sie auf und blickte an sich herunter. Sie trug ihren Schlafanzug, den sie in der Klinik an hatte, dieser war aber an der linken Seite von ihrem eigenen, zwischenzeitlich getrockneten Blut getränkt. Ihr Kopf begann zu schwirren, während der Schmerz sich hinter ihren Augen ausbreitete und ihr für wenige Sekunden die Sicht nahm.

Es dauerte ein bisschen bis sich ihr Körper wieder beruhigt hatte. Erst als sie sich wirklich besser fühlte, öffnete sie wieder die Augen und begann sich umzusehen. Sie saß in einem fensterlosen Zimmer, aus dem nur eine Tür herausführte. Die Wände waren vom Boden bis zur Decke mit weißen, großen Fliesen verkleidet. Der Boden war ebenso gefliest, nur waren diese hellgrau.

Die Kälte in dem Raum, kroch durch den dünnen Stoff ihres Schlafanzuges und umfing ihren Körper. Fröstelnd zog sie ihre Arme um ihren Oberkörper und versuchte sich so ein wenig zu wärmen.

Ihre blauen Augen suchten weiter den Raum ab, aber außer einer Toilettenschüssel war der Raum komplett leer.

Die Wunde begann von neuem zu schmerzen. Sie drehte ihren Kopf und stellte fest, dass sie gar nicht weit weg von einer Wand saß. Langsam rutschte sie herum und wenig später lehnte sie ihren Rücken an. Als sie ihr Körpergewicht gegen den Rückhalt sinken ließ, lehnte sie auch ihren Hinterkopf an.

Lange starrten die blauen Augen an die weiß gestrichene Decke.

Sie erinnerte sich kaum, was geschehen war. Sie wusste nur noch, dass die Schwester ins Zimmer kam, ihr und Ran zum Geburtstag gratulierte und dann mit Ran aus dem Zimmer ging. Sie wusste es fehlte ein Detail, ein sehr wichtiges Detail, aber mehr wollte ihr einfach nicht einfallen.

Viel wichtiger war jetzt aber auch, herauszufinden wo sie war und wer sie hier her gebracht hatte und das warum...

Wenn sie die Kraft gehabt hätte und nicht verletzt wäre, wäre sie schon längst aufgestanden und hätte an der Tür gerüttelt. Doch der Schmerz hielt sie an Ort und Stelle. Wenn sie doch nur wüsste, was hier vor sich ging. Sie glaubte nicht mehr daran, dass alles purer Zufall war.

Sie würde es schon herausfinden. Auch wenn sie kaum die Kraft hatte sich zu bewegen, war ihr Wille zurückgekehrt. Die Gedanken an die vergangenen Tage verscheuchte sie schnell wieder. Zuerst musste sie aus diesem Raum herauskommen und dann könnte sie sich all den anderen Problemen stellen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2013-09-20T21:37:38+00:00 20.09.2013 23:37
Woaaah :) super Kapitel
Ich kann es gar nicht erwarten, bis das nächste rauskommt *-*
Bin immer noch sehr sehr begeistert
Von:  fahnm
2013-09-19T20:09:04+00:00 19.09.2013 22:09
Oh Mann
Kaito wird nicht begeistert sein zuhören wer die beiden Männer in Schwarz sind.

Ich freue mich schon sehr aufs nächste kapi^^

Die Story ist top.^^


Zurück