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Merlin

Das Schicksal von Camelot
von

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Emrys, der Beschützer von Camelot

Kapitel 20 - Emrys, der Beschützer von Camelot

 

 

Zauberer.

Zauberer.

Zauberer.

Immer wieder schoss dem König dieses eine Wort durch den Kopf. Und mit jedem Mal schien es ihm, als könne er ein weiteres Teil seines Herzens brechen und ein Teil seiner Seele splittern hören.

So vielen Menschen hatte er vertraut. Und der Schwarzhaarige war derjenige gewesen, von dem er dachte, dass er ihm am Meisten vertrauen konnte.

Immer stand er dem König zur Seite.

So viele Jahre hatten sie miteinander verbracht, Freud und Leid miteinander geteilt. Arthur hatte noch keinen anderen Menschen so nah an sich heran gelassen, seine Gefühle so offen geäußert und sich jemanden gegenüber geöffnet wie ihm. Und sein Diener hatte mehr als einmal bewiesen, dass Arthur sich ihm zu Recht öffnen konnte.

Doch so oft wurde sein Vertrauen auch missbraucht.

Es hatten Arthur schon so viele Leute hintergangen, so viele Menschen hatte er falsch eingeschätzt.

Morgana, Agravaine, Mordred…

Aber jedes Mal, wenn Arthur dachte, es wäre aus, dann war er bei ihm und hatte ihm wieder Mut gemacht. Hatte sein gebrochenes Herz wieder zum Schlagen gebracht, egal, was kam. Und jedes Mal konnte er sich mit der Hilfe seines Freundes wieder aufrappeln und stärker als zuvor zurückkehren.

Doch das ... das war das Einzige, das er nicht verkraften konnte.

Er hatte ihn verraten.

Ein Wort, welches er niemals mit seinem Diener und gleichzeitig besten Freund in Verbindung gebracht hätte.

Verrat.

Arthur keuchte, sein Herz verkrampfte sich schmerzhaft in seiner Brust.

Merlin.

Zauberer.

Verräter.

 

 

 

Merlin stand beinahe in der Mitte des Areals und ausnahmslos alle Augen waren auf ihn gerichtet.

Die überraschten Blicke der Sachsen…

Der entsetzte Blick in den aufgerissenen Augen von Morgana…

Die fassungslosen und geschockten Blicke seiner Freunde…

Er war sich all dieser Blicke bewusst, doch er blendete sie aus.

Er musste sich nun auf wichtigere Dinge konzentrieren.

 

Merlin schloss seine Hände zu Fäusten, anschließend ließ er sie hinunterfallen. Seine Arme hingen neben seinem Körper. Seine Muskeln waren angespannt. Er wagte es nicht, sich umzusehen, seinen Freunden in die Augen zu sehen.

Denn Merlin hatte Angst vor dem, was er sehen könnte…

 

„Hähähähä!“

Laut krächzend lachte der Roch. Seine Wut schien verflogen und hatte der Schadenfreude Platz gemacht.

„Deine Macht ist wirklich beeindruckend, Emrys. Nur die wenigsten könnten meinen Angriff abwehren.“ Die Bestie schien überaus erheitert über diesen Zustand zu sein.

Morgana inzwischen war vollkommen entsetzt und stammelte vor sich hin.

„Nein…“ stammelte sie ungläubig. „Nein… du- du kannst- kannst nicht- du kannst nicht Emrys sein!“

Ihre Stimme versagte bei seinem wahren Namen fast, wurde zu einem hohen Quietschen. Wäre die Situation nicht so lebensbedrohlich und ernst gewesen, dann hätte Merlin über sie lachen können. Ihr Körper erbebte unter dem ständigen Zittern, welches sie befallen hatte, seit sie mit eigenen Augen die Wahrheit erkannt hatte.

 

Weder Merlin noch der Roch beachteten sie.

„Doch glaub ja nicht, dass du mich besiegen kannst“, behauptete der Roch weiter. „Selbst deine ganze Macht könnte mich nicht töten, obwohl ich zugeben muss, dass sie mich doch erheblich schwächen würde. Doch töten, nein. Das kann niemand. Und schon gar kein kleiner, jämmerlicher Zauberer, der nun vollkommen alleine dasteht!“

Die Gehässigkeit, mit welcher der Roch die letzten Worte sagte, war nicht zu überhören und es schien ihm unendliche Freude zu bereiten.

Obwohl sich so gut wie alles dagegen sträubte, obwohl ihn die Angst innerlich zerfraß, ließ Merlin seinen Blick über die erstarrten und schockierten Ritter wandern, über Gwen, deren Tränen nun über ihre Wangen liefen. Das alles ließ den Schmerz in Merlin aufflammen, niemals wollte er seine Freunde so sehen. Ihnen so viel Leid zufügen. Wie viel Mühe hatte er sich immer gegeben, sie zu beschützen und sie glücklich zu sehen… und nun war es ironischerweise Merlin selbst, der seinen Freunden diese Qualen bereitete…

Doch die größte Qual empfand wohl nur einer…

Merlins Blick wanderte weiter bis er an seinem besten Freund… seinem König haftete. Er wusste nicht, ob der Blonde ihn noch als Freund, wenn überhaupt als Verbündeten ansehen würde… Er bezweifelte es stark…

Eine durch Schock und Unglauben verzerrte Maske sah ihm entgegen, doch auch Schmerz war in den blauen Augen des Königs zu sehen, welcher Merlin das Herz zerriss. Doch wenn dieser sich von seinem Schreck erholt hätte, würde Merlin in Arthurs Gesicht Wut und Hass sehen. Auch… wenn er sich etwas anderes wünschte… doch Merlin konnte nicht glauben, dass Arthur ihm verzeihen würde… diese Hoffnung wollte er sich nicht machen, da es ihn noch mehr zerreißen würde, wenn diese Hoffnung zerstört werden würde… dafür… war Merlins Verrat an seinem besten Freund zu groß…

`Verräter´, hallte eine Stimme in Merlins Kopf wider, die Erschreckenderweise Arthur ähnelte. Und bei diesem Wort und der Stimme seines Herrn in seinen Gedanken… da hörte Merlin sein Herz brechen…

Doch er musste sich zusammenreißen. Er durfte sich jetzt nicht seinen Gefühlen unterwerfen… sonst würde er diesen Kampf nicht für seine Freunde entscheiden können…

 

„Selbst wenn es so sein sollte…“, sagte Merlin und seine Stimme klang mit einem Mal dumpf. „Selbst, wenn ich alleine sein sollte. Ich glaube an die Zukunft von Albion. Ich glaube an die Zukunft von Camelot. Und ich werde alles tun, dass diese Zukunft auch eintreten wird. Ich werde Arthur helfen, sein Schicksal zu erfüllen.“ Tief holte Merlin Luft, bevor er seine nächsten Worte aussprach. „Übrigens… hast du Unrecht.“

Verwirrt legte der Roch den Kopf schief.

„Was meinst du?“, wollte die Bestie wissen.

„Glaubst du, du kannst gegen mich bestehen?“, stellte Merlin eine Gegenfrage. Sein Gesicht war ausdruckslos. Seine Stimme war es ebenso, doch es war eine Autorität darin, welche die Anwesenden erschaudern ließ.

„Ich bin Emrys, der Beschützer von König Arthur und von Camelot. Seit Jahren beschütze ich das Reich und seinen Herrscher vor Angriffen durch Zauberer und magischen Wesen. Unzählige Menschen und Wesen habe ich auf meinem Wege schon töten müssen und du wirst da keine Ausnahme sein.“

Beinahe konnte er den weiteren Schock seiner Freunde aufgrund seiner Worte spüren. Das er Menschen und Kreaturen getötet haben sollte, war auch für ihn selbst manchmal noch unbegreiflich, aber dennoch notwendig.

Auch wenn es ihm noch immer höchst zuwider war.

 

Der Roch bewegte den Kopf, schien etwas erwidern zu wollen, doch Merlin schnitt ihm das Wort ab.

 

„Ich kann dich nicht aufhalten, das ist wahr. Doch ich bin auch nicht alleine. Und dank meinem Vater mit einer Gabe gesegnet, die dir zum endgültigen Verhängnis werden wird.“

„Und was soll das bitte sein?“ fragte der Roch und schnaubte verächtlich. Was sollte dieser kleine Zauberer auch für eine letzte Waffe gegen ihn in der Hinterhand haben?

„Durch Waffen kann man dich nicht verletzen, mit meiner jetzigen Magie würde ich dich nicht endgültig töten können. Doch, “ Nun erschien ein seltsames Funkeln in Merlins Augen, „ein Wesen, ebenfalls durch die Magie entstanden, ein Wesen der Alten Religion, mächtig genug, deinen Nebel verdunsten zu lassen.“

 

Zuerst sah der Roch seinen Gegenüber mit schief gelegten Kopf an, bevor er ihn ruckartig aufrichtete. Der Roch schien erkannt zu haben, worüber Merlin sprach. Dementsprechend wurde er unruhig, seine Krallen zuckten, und seine Flügel ruckten unruhig, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

„Selbst wenn es solch ein Wesen noch geben würde. Wie kommst du darauf, dass es dir helfen würde?“

Ein Hauch von Panik schwang in den Worten der Bestie mit, auch, wenn sie es zu unterdrücken versuchte. Der Roch wollte nicht wahrhaben, was die Worte seines Feindes bedeuten könnten.

Was sie für ihn bedeuten könnten.

 

„Ich bin der letzte Drachenmeister!“

Voller Autorität und Macht kamen diese Worte über die Lippen des Schwarzhaarigen, worauf ihn seine Freunde noch mehr anstarrten. Keiner von ihnen konnte dem Gespräch mehr folgen, zu sehr waren sie noch von Merlins Offenbarung schockiert. Doch seine letzten Worte ließen ihnen kalte Schauer über den Rücken jagen.

Die Augen des Rochs weiteten sich.

„Und es gibt da jemanden, der dich nur zu gerne in die Hölle befördern möchte.“

Kurz senkte Merlin den Kopf, bevor er ihn hochriss und den Kopf in den Nacken legte. Ein bestialisches, uraltes Brüllen und Fauchen drang aus seiner Kehle, Worte einer uralten Sprache, welche so unmenschlich klangen, dass ihn alle entsetzt anstarrten.

 

„Oh drakon, e male so ftengometta tesd'hup'anankes!“

 

Erschrocken taumelte der Roch zwei Schritte zurück, wollte nicht glauben, was er da hörte, was diese Laute zu bedeuten hatten, bevor er sich wieder besann.

„Selbst wenn es wahr sein sollte!“

Die Panik schwang nun deutlich in seiner Stimme mit, auch wenn er es immer noch zu verbergen versuchte.

„Wer weiß, wo er sich befindet! Er wird nicht schnell genug hier sein, um dir auch nur ansatzweise zu nützen!“

„Das stimmt.“

 

Dann, aus dem Nichts, durchschnitt ein lautes, tiefes Brüllen allerlei Geräusche und schreckte die Anwesenden, einschließlich den Roch, auf. Keiner von ihnen wagte es auch nur ein Wort zu sagen oder gar zu atmen.

Arthur, welcher noch weiter von seinem Diener zurückgetreten war, riss seine Augen auf, sein Kopf schnellte herum, sein Blick glitt in den Himmel und er betrachtete vollkommen entsetzt das Schauspiel, was ihnen allen geboten war.

 

Die Reaktion des Rochs amüsierte Merlin.

Mit einem leichten Grinsen sagte er „Wenn wir nicht schon vorher mit deiner Anwesenheit gerechnet hätten.“

Jenseits des Areals, in welchem sie sich befanden, drang Geschrei an ihre Ohren, Schmerzens- und Todesschreie. Anscheinend waren auch noch außerhalb ihrer Reichweite Kämpfe im Gange, welche keiner von ihnen registriert hatte und welche nun abrupt unterbrochen wurden. Sie hörten ein Rauschen, welches schnell lauter wurde, das Licht von gewaltigen Feuerschwallen erhellte den Nachthimmel. Das Rauschen schwoll zu einem Sturm an, als auch schon ein riesiger Schatten über sie hinweg flog. Einmal kreiste er über der Schlucht, bevor er sich herabsenkte und hinter Merlin landete, nachdem dessen Freunde sich weiter als zuvor entfernt hatte, beobachtet von allen Anwesenden, welche sich mit Schrecken an dieses Ungetüm erinnerten. Voller Furcht packten sie ihre Schwerter, sowohl Ritter und Sachsen, welche sich in ihren Händen befanden, fester, sodass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.

„Der große Drache!“ flüsterte Sir Leon voller Entsetzen.

„Aber das kann doch nicht - !“, stammelte Sir Elyan.

„Wie ist das möglich?!“, wollte Sir Gwaine wissen, dessen Stimme absolut fassungslos klang.

Percival brachte kein Wort heraus. Er war blass im Gesicht geworden und besah sich mit Schrecken das Ungetüm, welches ihnen entgegenstand.

Gwaine, Elyan und Percival waren damals nicht in Camelot, als der Drache in der Stadt wütete, doch sie haben genug Geschichten und Berichte von diesem Vorfall gehört. Und die Angst kroch ihnen jedes Mal in die Glieder. Sie waren froh über die Umstände ihres Fernbleibens. Sie wollten nicht gegen den Drachen kämpfen und waren froh, dass er tot war, dass Arthur es geschafft hatte, ihn zu töten. Doch sie hatten sich zu früh gefreut.

Diesem Wesen nun gegenüber zu stehen, war, als wäre ein Alptraum wahr geworden.

Gwen krallte sich voller Angst in den Arm ihres Mannes. Sie erinnerte sich noch zu genau an den Schrecken, welcher der Drache damals über Camelot gebracht hatte. Und an die Angst, welche sie damals empfunden hatte, doch nun war diese noch viel größer. Denn nie hätte sie gedacht, sich noch einmal einem Drachen gegenüber zu wissen. Der Große Drache war der Letzte seiner Art, hieß es. Und Arthur hatte ihn getötet, dass wussten sie alle. Schließlich hatte er auch nie wieder Camelot überfallen.

Doch scheinbar war das ein Irrtum.

 

 

 

Arthurs Herzschlag setzte aus. Sein Atem ging stoßweise.

Diese ganze Situation war verkehrt, einfach verkehrt. Und total verrückt.

Sein Diener, welcher seine Aufgaben mehr schlecht als recht ausübte, der Tollpatsch, welcher jede zwei Schritte über seine eigenen Füße stolperte… diesen Mann sah Arthur jeden Tag.

Doch nun hatte der Schwarzhaarige nichts mehr mit dem Mann von früher gemein.

Nun strahlte er eine solche Macht aus, überschäumende Macht, unbändige Stärke.

Er besaß eine Macht, dem Angriff einer Bestie wie dem Roch zu trotzen, sie einfach abprallen zu lassen. Niemals hätte Arthur gedacht, dass jemand dazu in der Lage wäre, weder Mensch noch Zauberer.

Und diese Laute, welche seine Kehle verließen… es waren kehlige Laute, feines Fauchen und tiefes Grollen, Geräusche, die eine Sprache bildeten, welche nur der Schwarzhaarige und der Drache zu verstehen vermochten. Noch nie hatte der König etwas Vergleichbares gehört.

Es war ein Schock für Arthur, seinen sonst so trotteligen Diener so mächtig zu sehen.

 

Aber etwas anderes schockierte ihn noch viel mehr.

Das war nicht möglich.

Das war einfach nicht möglich!

Er hatte den Drachen besiegt!

Arthur hatte dem Drachen den Gnadenstoß versetzt, bevor sich dieser schwer verletzt zurückzog, um zu sterben. Er hatte ihn getötet!

So hatte man es ihm doch gesagt - !

Seine geweiteten Augen richteten sich auf den Schwarzhaarigen, welcher den Großen Drachen gerufen hatte. Sein Herz setzte aus und sein Verstand weigerte sich, die Ausmaße dieser ganzen Situation mit einem Mal begreifen zu wollen.

Er hatte ihm damals gesagt, dass der Drache tot wäre.

Er, der nun den Drachen gerufen hatte.

Er, der ein Zauberer war.

Merlin.

Zauberer.

Verräter.

Arthurs Welt zerbrach beinahe.

 

 

Merlin neigte kurz seinen Kopf vor dem gewaltigen Wesen. „Ich danke dir, dass du gekommen bist.“

„Um nichts in der Welt hätte ich versäumt, dir zu helfen und diesen Abschaum der magischen Welt zurück in die Hölle zu befördern, aus welcher er kommt.“

Die Anwesenden zuckten zusammen, als so plötzlich die tiefe Stimme des Drachen hörten. Das hätten sie niemals erwartet. Sie dachten, er wäre ein Tier. Einfach ein Tier, welches tat, was es tun musste, tun wollte.

Rachegelüste gehörten nicht zu einem Tier, doch es konnte sich sonst keiner erklären, wieso der Drache Camelot sonst angegriffen hatte. Vielleicht lag es auch nur an der Magie. Denn damals haben sie noch gedacht, Magie sei das reine Böse.

Er schien allerdings bei weitem intelligenter zu sein, als sie auch nur vermutet hätten. Keiner von ihnen hätte dem Wesen Worte oder gar tiefgründige Gedanken zugetraut.

Den Drachen nun sprechen zu hören, zeigte ihnen, wie falsch sie gelegen hatten. Wie falsch sie alle gelegen hatten.

 

Mit zusammengekniffenen Augen blickte der Drache zum Roch, welcher ihn wütend anzischte. „Kilgharrah!“ „Roch!“

„Du willst also noch einmal versuchen, mich aufzuhalten, häh?! Das wird dir dieses Mal nicht gelingen!“

„Deine Zeit ist längst vorbei, Roch. Deine Rückkehr bringt das Gleichgewicht der Welt durcheinander und bringt sie in Gefahr. Und das werde ich nicht zulassen!“

„Du hörst also einfach auf den Befehl dieses kleinen Narren und beschützt diesen wertlosen Abschaum?!“ Kreischend kamen die Worte über die unsichtbaren Lippen der Bestie. Seine Worte hallten in seiner eisernen Maske nach.

„Selbst wenn Merlin es mir nicht befohlen hätte,“ Kilgharrah neigte seinen riesigen Kopf und sah Merlin an. „Ich glaube an die Fähigkeiten des jungen Zauberers. Und ich glaube auch an sein Schicksal, welches er erfüllen wird.“

Der Blick des Drachen wanderte zu Arthur, welcher wie erstarrt da stand und direkt in die bernsteinfarbenen Augen des Drachen blickte, welche voller Wärme zu ihm heruntersahen. Es war ein merkwürdiges Gefühl für Arthur. Sah er bei dem damaligen Kampf nur Hass und Verachtung in den Augen des Drachen, konnte er sich diese Wandlung nicht erklären, vor allem in seinem verwirrten und schockierten Zustand nicht. „Ebenso wie ich an den jungen Pendragon glaube. Er wird der König, den die fünf Königreiche und auch Albion brauchen.“

 

Der Roch knurrte schrill, seine Wut stieg, bis er sich auf seine Hinterbeine erhob uns sich zu Morgana umdrehte, welche mit bleichem Gesicht hinter ihm stand und mit geweiteten Augen Merlin beobachtete. Sie schien es immer noch nicht glauben zu wollen, wer er war und schien umso mehr Angst vor den Worten der Cailleach zu haben.

„Warum hast du verdammte Hexe mir nicht gesagt, das Emrys einen Drachen auf seiner Seite hat?!“, schrie der Roch Morgana an, welche leicht zusammenzuckte.

„Wenn ich gewusst hätte, dass Merlin - “, begann Morgana mit zitternder Stimme, die starke Präsenz des Rochs zerrte an ihren Kräften. Und nun, da sich Merlin als Emrys entpuppt hatte, war sie sich nicht mehr sicher, dass sie so einfach gewinnen konnte. Zudem hatte er auch noch einen Drachen auf seiner Seite. Das hatte sie vollkommen vergessen. Die Anwesenheit des Roch hatte sie benebelt und kaum einen klaren Gedanken fassen lassen. Langsam aber sicher klärte sich der vor Macht vernebelte Verstand von Morgana wieder.

Merlin. Er war Emrys! Wie konnte sie das nur übersehen?!

„Du bist so einfältig, wie du dumm bist, Hexe! Durch deine Schuld stehen wir nun diesen beiden Hindernissen gegenüber! Selbst Mordred wusste davon, Weib!“

„Was!?“ Fassungslos sah Morgana zu dem Mann, welchem sie zu vertrauen geglaubt hat und von welchem sie nun so bitter enttäuscht wurde. Große Augen starrten zurück.

„Du hast es gewusst?! DU HAST ES GEWUSST?!?“, schrie sie ihn an.

Mordred zitterte, als er sich gegen die Macht des Rochs erhob. Nur mit Mühe konnte er sich gegen die dunklen Klauen, welche sich in seinen Verstand und seine Seele geschlagen hatten, erheben, doch seine Angst und sein Wunsch nach dem Überleben wurde stärker.

„Er hat mir befohlen, zu schweigen!“ Anklagend deutete der junge Mann auf den Roch, welcher knurrte. „Ich hätte es dir gesagt, damit du nicht blindlings in die Falle läufst, doch er - !“

„SEI STILL!“, kreischte Morgana, ihre Augen glühten golden auf und Mordred flog in hohem Bogen nach hinten. Die Sachsen konnten rechtzeitig zur Seite weichen, sodass Mordred auf dem harten Steinboden aufkam und dort regungslos liegen blieb.

 

Der Roch knurrte, das alles lief überhaupt nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Er wollte sich an der Verzweiflung und den Hass der Beiden laben und nun das! Zwar konnte er sich an der wachsenden Verzweiflung Morganas laben, doch sie hatte Mordred außer Gefecht gesetzt und zudem stand er nun Kilgharrah gegenüber, einem Feind, den er schon einmal unterschätzt hatte. Dieser Fehler durfte ihm kein zweites Mal passieren.

 

Sein Körper bebte.

„Hast du etwa Angst, Roch?“ Natürlich bemerkte Kilgharrah, wie aufgebracht der Roch war und wollte ihn aus der Reserve locken, ihn einen Fehler begehen lassen. Der Roch kreischte entrüstet.

„Vor dir alterschwachen Echse?! Nicht in diesem Leben Kilgharrah und auch in keinem Anderen!“

„Für dich wird es hiernach kein nächstes Leben mehr geben!“

Kilgharrah breitete seine Flügel aus und das keinen Moment zu spät, denn schon war der Roch im Himmel verschwunden. Das Biest hatte einen kleinen Vorteil, er war kleiner und somit auch wendiger als Kilgharrah, dafür hatten die Angriffe des Drachen mehr Kraft.

Beide flogen hoch, um über Camlann ihre Schlacht auszutragen. Kilgharrah spie Feuer, während der Roch seinen Nebel und schwarzen Blitze einsetzte. Schwarze und helle Lichter zuckten im Himmel umher.

 

Und als wäre dies das Startsignal gewesen, befahl Morgana ihren Männern den Angriff.

Ihr war es inzwischen egal, wer Arthur tötete, doch sie wollte ihn, seine Freunde und Merlin… nein, Emrys endlich tot sehen. Zu groß war die Angst, doch noch zu versagen und sich alleine der Macht von Emrys entgegen zu stellen.

Der Roch war selber in einen Kampf verwickelt, Mordred hat ihr Vertrauen missbraucht…

Sie war alleine… vollkommen alleine…

 

Auch Merlin setzte sich in Bewegung, würde diese Hexe, welche seinem besten Freund und Camelot so viel Leid gebracht hatte, endlich zur Strecke bringen. Er rannte den Sachsen entgegen, wollte endlich diesen Kampf bestreiten.

Die Rufe seiner Freunde ignorierte er. Merlin konnte auch ihre Gefühlslage nicht richtig ausmachen. Bittend. Wütend. Verzweifelt. Zornig.

Merlin wusste es nicht und er wollte es auch nicht wissen. Jedenfalls im Moment nicht.

Irgendwann würde er sich seinen Freunde und ganz besonders Arthur stellen müssen, dass wusste er.

Doch in diesem Moment… zählte der Kampf.

In diesem Moment… zählte das Schicksal.

 

Arthur und seine Ritter blieben stehen. Sie mussten sich ebenso am Kampf beteiligen, auch wenn ihnen der Schock noch so tief in den Knochen steckte. Doch sie konnten Gwen nicht schutzlos zurück und sie nicht mit sich laufen lassen. Arthur und seine Ritter bauten sich wie eine Mauer vor der Königin auf, nur Elyan blieb direkt neben Gwen, falls einer ihr zu nahe kommen sollte. Sie riefen nach Merlin, als dieser einfach losstürmte, den angreifenden Sachsen entgegen. Völlig unbewaffnet lief er den Feinden in die Arme, schien nicht nachzudenken…

… doch Merlin brauchte keine Waffe. Keinen kalten Stahl in der Hand, keinen Pfeil im Anschlag.

Er hatte eine eigene Waffe, gegen die keiner von ihnen ankommen würde.

Merlin.

Zauberer.

…Verräter.

 

 

Merlin Augen glühten golden auf, er schleuderte die Sachsen, welche direkt auf ihn zuliefen, einfach davon. Es waren kleine Fische, mit denen er sich nicht aufzuhalten hatte. Sein Ziel war ein anderes.

Mordred war außer Gefecht.

Kilgharrah kümmerte sich um den Roch.

Seine Aufmerksamkeit galt einzig und alleine Morgana, welche ihn mit so unendlich großem Hass und genauso großer Furcht entgegensah.

Es würde der entscheidende Kampf werden.

Gut gegen Böse.

Zauberer gegen Hohepriesterin.

Emrys gegen Morgana.

 

…Merlin gegen das Schicksal…

 

 

Der Schwarzhaarige hatte die Sachsen hinter sich gelassen. Er vertraute auf Arthur und seine Freunde. Er vertraute auf ihr Können und war sich sicher, dass sie mit den übrigen Feinden fertig werden würden.

Sein Ziel war genau vor ihm.

Merlin rief „Forbærnan!“, seine Augen leuchteten golden und er schickte Morgana somit Feuer entgegen.

Nur knapp konnte die Hexe ausweichen, streckte ebenfalls ihre Hand aus und rief „Gesǣgan!“, wollte ihn zu Fall bringen, doch Merlins „Wėrian!“ wehrte den ihren gekonnt ab.

Morgana zischte.

Sie wusste nicht, ob es an ihrer Schwäche durch den Roch lag, welcher immer mehr ihre Magie beanspruchte oder ob Merlin so viel mächtiger war als sie.

Verbissen schüttelte die Hexe den Kopf.

Das konnte nicht sein.

Egal, wer Merlin angeblich war, sie war eine Hohepriesterin der Alten Religion. Sie hatte Mächte und Zaubersprüche gemeistert, welche sich die meisten Zauberer noch nicht einmal vorstellen konnten.

Niemand konnte es mit ihr aufnehmen.

Selbst Emrys nicht.

Schon gar nicht Emrys!

 

Voller Wut schrie sie ihm ihren nächsten Angriff entgegen „Drȳcræft!“

Ein Ball aus reiner magischer Energie schoss auf Merlin zu und hätte er nicht rechtzeitig einen Schild vor sich aufgebaut, an welchem die Energie zischend verdampfte, dann wäre er jetzt womöglich hinüber.

Ernst sah er zu Morgana, welche ihn voller Hass ansah.

Die Spielereien waren nun endgültig vorbei.

Nun ging es um Leben und Tod.

 

 

Arthur streckte einen der angreifenden Sachsen nieder, welche um ihn und seine Freunde lauerten. Sie griffen nicht gleichzeitig an, immer wieder preschten welche vor, doch sie wurden schnell erledigt oder zurückgeschlagen.

Die Kämpfe beruhigten Arthur ein wenig, lenkten ihn von den Vorkommnissen ab. Und er begrüßte die Ablenkung.

Wie gerne hätte er sich seinem Schmerz hingegeben, der Verzweiflung, von dem wichtigsten Menschen in seinem Leben so verraten worden zu sein. Wie gerne hätte er sein Schwert und sich selbst einfach fallen lassen, wäre am Boden liegen geblieben, ewig lange, um dieses Leid zu überstehen.

Doch würde er es jemals überstehen?

Er hatte Merlin verloren, seinen besten Freund, die wichtigste Stütze in seinem Leben. Nun schien nur noch ein Zauberer dort zu sein, wo er einst Merlin sah.

Wie nannte er sich?

„Ich bin Emrys.“

Emrys. Emrys, ein Zauberer.

 

Sein Herz pochte qualvoll in seiner Brust, es fühlte sich an, als würden sich Risse hindurch ziehen, der König musste mehrmals ein schmerzhaftes Aufkeuchen unterdrücken.

Der Verrat seines Dieners und besten Freundes raubte dem König beinahe den Verstand. Wenn er nicht für die Sicherheit seiner Freunde und seiner Frau verantwortlich wäre und sie unter keinen Umständen verlieren wollen würde… so wie er bereits ihn verloren hatte…

 

Apropos Sicherheit…

Sagte nicht auch… Merlin… etwas davon?

Wie schwer es Arthur fiel, an seinen Diener zu denken… alleine sein Name, ihn auch nur in Gedanken zu formen… es pochte in seinem Schädel und zog unangenehm und schmerzhaft in seiner Brust.

 

„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um meine Freunde zu beschützen! Auch wenn es meinen Tod bedeuten sollte!“

 

Ruckartig riss Arthur die Augen auf, welche er kurzfristig geschlossen hatte und das gerade rechtzeitig, um dem Angriff eines Sachsen zu entgehen, diesen taumeln zu lassen und einen Tritt in den Rücken zu verpassen, welcher den Angreifer hart auf den Boden aufkommen ließ.

 

Dröhnend hallten die Worte des Schwarzhaarigen im Kopf des Königs wider.

Der Ernst, mit welchem Merlin sprach, war für Arthur und auch die Anderen so ungewöhnlich, dass sie ihn alle nur anstarren konnten.

Doch seine Worte… die Worte, welche Merlin dem Roch entgegenbrachte, wollten seine Gedanken nicht verlassen.

 

„Er ist zu meinem besten Freund geworden.“

„Ich werde ihn beschützen!“

„Meine Loyalität gehört Arthur Pendragon!“

 

Diese Worte… sie klangen so ehrlich wie kaum etwas, was Merlin je gesagt hatte. Tatsächlich hatte Arthur solch eine Inbrunst und Ehrlichkeit bei seinem Diener nur erlebt, wenn er über seine Freunde, das Schicksal oder die Zukunft von Camelot sprach.

Oder ihn. Arthur. Besonders bei Arthur.

Merlin sah in ihm einen großen König. Den größten König von allen. Und das sagte Merlin immer und immer wieder. Bei all ihren Abenteuer, immer, wenn Arthur dabei war, sich selbst aufzugeben. Wenn er dabei war, sich selbst zu verlieren.

Es war jedes Mal Merlin, der ihn aufgebaut hatte. Der ihm Mut zugesprochen hatte. Der sein Herz wieder zusammengesetzt hatte. Das alles hätte der Schwarzhaarige doch niemals getan, wenn er den König hintergehen wollen würde.

Oder?

 

Merlin.

Zauberer.

…Verräter…?

Arthur begann zu zweifeln.

 

 

 

Der Roch landete knurrend auf allen Vieren auf dem steinernen Boden am Rande der steinernen Schlucht, in welcher sich die `Gäste´ seines Spiels befanden. Beinahe knickten seine Vorderbeine unter der plötzlichen Belastung ein.

Sein Kampf sah dort oben am Himmel auch nicht besser aus als der von Morgana.

Keuchend schnappte der Roch nach Luft, während er dort am Boden hockte, wie ein geschlagenes Tier. Er war es nicht mehr gewohnt zu kämpfen und seine Macht war nicht groß genug, um seinen Feind zu schlagen.

Doch was ihn wirklich wütend machte, war die Tatsache, dass Kilgharrah gealtert war und trotzdem mit ihm mithalten konnte. Eine Demütigung, die der Roch niemals hinnehmen würde.

`Verdammt!´ Wütend knurrte er auf und sein Hass wuchs. `Ich kann nicht zulassen, dass dieser verdammte Drache mich ein weiteres Mal besiegt. Dieses Mal wäre es endgültig.´

Die Bestie ballte seine Klauen, welche im Stein entlang schliffen und tiefe Furchen hinterließen. Sein Hass kannte keine Grenzen mehr. Und seine Geduld war am Ende. Zwar konnte er auch Kilgharrah verletzen und Wunden zufügen, doch es genügte nicht. Er wollte den verdammten Drachen töten.

Er brauchte mehr Kraft und das auf der Stelle.

Der Roch knurrte.

`Gib mir mehr Macht, Hexe! Sonst wird das hier auch dein Untergang!´, wandte er sich gedanklich an Morgana, welche leicht zusammenzuckte, als sie so plötzlich die krächzende Stimme der Bestie vernahm.

Sie wich einem weiteren Feuerball von Merlin aus. Sie schleuderte einige Energiebälle in seine Richtung, um ihn abzulenken und versteckte sich für einen Moment hinter einem großen Felsen, welche es zur Genüge in dem Areal gab.

Die Stimme des Rochs hatte durch seinen Hass und seiner Mordlust einiges an Überzeugungskraft verloren, doch er war mit der Hexe verbunden, also hatte sie sich ihm zu beugen.

Doch Morgana weigerte sich, dem Roch ein weiteres Mal nachzugeben.

`Nein!´, widersprach sie der Bestie. Ihr Atem ging keuchend. Der Kampf mit Merlin zerrte an ihren Kräften und da würde sie den Roch nicht noch weiter in seinem Wahn unterstützen. `Du bist stark genug! Und du unterstehst noch immer mir! Ich gebe die Befehle!´

Der Roch kreischte wütend auf. Voller Zorn richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und spannte die Flügel.

`Ich unterstehe niemandem, Hexe!´, kreischte er voller Zorn. Seine Geduld war nun endgültig am Ende.

Er wollte frei sein.

Jetzt!

`Und wenn du mir keine Macht geben willst, dann nehme ich sie mir!´

`NEIN!´

Der Roch entzog Morgana immer mehr ihre Magie und diese wurde immer schwächer. Keuchend sank sie an dem Felsen herunter. So würde sie Merlin nie töten können. Und der Roch würde ihr nicht mehr gehorchen, dass wurde der Hexe nun bewusst.

Sie hätte sich niemals von der Bestie so einwickeln lassen sollen.

Ebenso wenig von Mordred.

Hätte sie von Anfang an alleine gehandelt, auf ihre übliche Weise Menschen manipuliert und sie zu ihren Bauern auf ihrem Schachbrett gemacht, dann hätte Morgana schon längst gesiegt.

Aber so…

Sie hatte keine Wahl.

Mit einem Mal unterbrach Morgana ihre Magiezufuhr zu dem Roch.

 

Der Roch erstarrte und seine Augen weiteten sich. Sein Körper fühlte sich mit einem Mal so seltsam an. Er konnte sich kaum rühren und seine Bewegungen waren langsam.

Und er wusste, was geschehen war.

„VERDAMMTE HEXE!!!“, kreischte der Roch voller Zorn und Hass. Wie konnte es dieses verdammte Miststück wagen, ihn so in den Rücken zu fallen?! Wusste sie nicht, was sie da tat?!

Dafür würde er sie in der Luft zerfetzen!

Doch der Roch fühlte, dass seine Kraft nachließ. Keuchend fiel die Bestie wieder auf alle Viere.

Was sollte er nun tun?! Er hatte keine Machtquelle mehr, die er anzapfen konnte. Und auf diesem Feld gab es nicht genug Hass und Verzweiflung, um ihn zu stärken. Die Sachsen waren durch den Einfluss von Morgana, welchen sie mit ihrer Magie verstärkte, zu Blutdurstig, als dass sie Verzweiflung verspürten. Die Ritter von Camelot kämpften für ihre Liebsten und schoben die Gedanken der Verzweiflung beiseite, der Roch musste dabei beinahe würgen und knurrte. Es gab zu wenig offene, negative Gefühle in seiner Nähe, als dass es ihm reichen würde.

Er war seinem Ziel so nah gewesen, so verdammt nah!

 

Ein gequältes Stöhnen drang an durch Metall verhülltes Ohr, was den Roch seinen Kopf heben ließ.

Seine stechend gelben Augen fixierten den Mann, welcher das Geräusch von sich gegeben hatte und unter dem Eisen verzog sich sein Schnabel zu einem finsteren Grinsen.

Das wäre eine hervorragende Alternative!

 

 

 

Nur langsam konnte Mordred der Bewusstlosigkeit entkommen, in welche Morgana ihn mit ihrem Angriff geschickt hatte.

Stöhnend versuchte sich der Druide aufzurichten. Sein Körper schmerzte. Sein Kopf dröhnte. Es war ein starker Schlag, den Morgana gegen ihn gerichtet hatte.

Doch wunderte es ihn?

Nachdem der Roch ihn so als Verräter hingestellt hatte, war ihr Vertrauen, welches sie vielleicht in ihn gehabt hatte, zerstört. Morgana wollte nicht hören, dass ihre Kreatur ihn dazu zwang, ihr nichts über Emrys und seine Identität zu verraten, welche für den Schwarzhaarigen zwischenzeitlich in Schwärze gehüllt war. Sie wollte nicht hören, dass es niemals in Mordreds Absicht lag, sie zu täuschen.

Es war ebenfalls sein Ziel gewesen, Arthur und Emrys tot zu sehen, doch dieser verdammte Roch hat alles zunichte gemacht.

Wäre diese Bestie nicht gewesen, dann hätte Mordred mit Morganas Hilfe sein Ziel erreichen können und Arthur und Emrys wären tot.

Aber so…

 

Stöhnend wollte sich Mordred aufrichten, wollte sehen, was er noch tun konnte, doch er kam nicht weit. Kaum, dass seine wackeligen Beine ihn trugen, spürte er eine eisige Kälte vor sich, welche ihn erstarren ließ. Der junge Mann konnte gerade noch so seine Augen aufreiße, bevor sich eine kräftige Klaue um sein Gesicht schloss und jeden Laut des Schocks und jeden Widerstand im Keim erstickte.

 

Schon einmal wurde er gepackt, schon einmal musste er die kalte Klaue dieser Bestie um sein Gesicht spüren.

Und mit einem Schlag kehrte die Angst von Mordred zurück.

Denn egal, wie stark er war, egal, wie groß seine Magie war… gegen den Roch konnte er nicht bestehen.

Das konnte niemand.

Weder Morgana, noch Emrys. Und er schon gar nicht.

Mit einem Mal wünschte er sich, dass alles anderes gekommen wäre.

Das Morgana diese Bestie nicht befreit hätte…

Das er selbst noch immer in Camelot wäre…

Das er Kara niemals wieder gesehen hätte… es hätte ihn geschmerzt… doch sie wäre am Leben…

 

Der Roch hatte Mordred gepackt, drückte ihm den Mund zu und starrte ihn aus seinen Schlitzlöchern in seiner Maske kalt an. Mordred erstarrte. Seine Augen waren mit Angst gefüllt.

„Es hätte alles so gut laufen können“, zischte der Roch gefährlich leise. „Es hätte nicht mehr viel gefehlt, dann hätte ich diese jämmerliche Hexe töten können und wäre endlich frei. Doch du und dieser verfluchte Emrys musstet mir alles ruinieren!“

Schrill und voller Wut zischte der Roch, das Geräusch hallt im Inneren seiner Maske wider.

„Du bist genauso unnütz wie diese kleine dumme Kara.“

Mordreds Augen weiteten sich voller Entsetzen und Schmerz.

Ein Verdacht regte sich in ihm… ein schrecklicher Verdacht. Mordred hatte die dunkle und gefährliche Macht des Rochs am eigenen Leib erfahren müssen.

Und er wusste, wenn dieses Wesen Morgana und ihn manipulieren konnte, dann wären auch andere Menschen ein leichtes Ziel für ihn. Besonders solche, die Hass, Wut, Zorn und ähnliche Gefühle in ihren Herzen trugen.

Und Mordred wusste nur zu gut, wie Kara gegenüber dem Königshaus Pendragon empfand…

Doch das konnte nicht sein.

Das durfte nicht sein!

 

Der Roch lachte eisern, als er die Verzweiflung und die Trauer des Mannes spürte, welche ihn bereits stärkte. Er reckte seine freie Klaue, ballte sie und erfreute sich an dem Gefühl, seinen Körper nun wieder richtig zu spüren. 

„Ja, du denkst ganz richtig. Ich war es, der Kara dazu gebracht hatte, ins Schloss einzudringen und die Königin anzugreifen, niemand sonst. Meiner Macht war es zu verdanken, dass sie sich gegen das milderer Urteil des Königs gewehrt hat. Es war alles Teil meines Plans.“

Die aufgerissenen Augen Mordred füllten sich mit Tränen. Hass war in ihnen zu sehen. Hass und Verzweiflung. Heiß liefe die salzige Flüssigkeit über seine Wangen. Er trat nach der Bestie, doch der Roch lachte nur hämisch.

„Sie hat es damals schon nicht geschafft, Arthur zu töten und du ebenso wenig. Aber das brauchtet ihr auch nicht. Denn alles, was ich wollte, war euer Hass, eure Verzweiflung. Und natürlich…“

Der Roch hob eine Klaue, reckte sie und legte die Krallen zusammen, welche nur ein Ziel hatten.

Mordred erstarrte.

„…brauchte ich euren Schmerz!“

Mit diesen Worten rammte der Roch seine Krallen direkt in das Herz des Druiden, welcher seine Augen so weit es ging aufriss und sein Leid zum Himmel hinausbrüllen wollte, doch das wurde ihm durch die Klaue des Rochs, welche um seinen Mund lag, verwehrt.

Der Kopf des Wesens kam Mordred näher, doch die Sicht des Druiden verschwamm immer weiter.

„Wie ist es, die Menschen verraten zu haben, welche dich geschätzt und als Freund angesehen zu haben? Welche ihr Leben für dich gegeben hätten?“, flüsterte die Bestie dem sterbenden Mann ins Ohr, der kalte Atem ließ ihn erzittern, doch schon spürte Mordred so gut wie gar nichts mehr.

Der Tod griff nach ihm und seine letzten Gedanken galten Arthur und Merlin, welche er verraten hatte, welche für all das nichts konnten und nur getan hatten, was sie mussten.

Die Erkenntnis, dass der Roch sie alle gegeneinander aufgebracht und getäuscht hatte, steigerte den seelischen Schmerz von Mordred um ein vielfaches.

Es tat ihm Leid.

Es war die Schuld von dem Roch und somit Morganas Schuld.

Es war seine Schuld.

Doch nicht die Schuld von Arthur und Merlin.

Mordred hätte Morgana niemals trauen dürfen…

 

`Verzeih mir… Merlin…´

 

Es waren seine letzten Gedanken, welche Mordred in dieser Welt an jemanden richten sollte. Und wenn er schon nicht Arthur selbst um Verzeihung bitten konnte, dann wenigstens Merlin, dessen Last um einiges größer war, als die des König je sein konnte.

Und plötzlich wünschte sich Mordred nichts mehr, als dass Arthur Merlin verzeihen würde, dass dieser ihn all die Jahre angelogen hatte und dass der König die Magie seines Dieners und aller Menschen akzeptieren würde.

Er wünschte Merlin ein Leben voller Freude und Glück… ein Leben, welches Mordred ihm beinahe genommen hätte…

Er wünschte Merlin und Arthur alles Glück dieser Welt…

Mordred wünschte es sich so sehr…

 

Ein Bild tauchte plötzlich vor seinem geistigen Auge auf.

Eine Person stand vor ihm. Eine Frau.

Sie lächelte sanft, ihre Augen glänzten.

Sie hatte ihre Arme ausgestreckt und wartete auf ihn.

Seine Augen hatten sich bereits geschlossen.

Wenn er die Kraft gehabt hätte, dann hätte Mordred gelächelt.

Ihr gegenüber konnte sein Lächeln nicht größer sein.

Seine Arme streckten sich ebenfalls und er ergriff ihre Hände.

Endlich konnte er sie wieder sehen und ihr sagen, dass ihm das alles Leid tat, was er getan hatte, auch wenn es für sie war…

Die Kälte ergriff ihn und ließ den Schmerz verschwinden…

Und wie sehr er sich freute, endlich mit ihr zusammen sein zu können…

Seine Kara…
 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zebran20121
2014-09-13T15:46:12+00:00 13.09.2014 17:46
so bin fertig mit lesen (einmal angefangen wollte ich gar nicht mehr aufhören das ist so verdammt gut) diese geschichte ist so spannend ich konnt gar nicht mehr aufhören und da frag ich mich doch glatt wieso du so wenige kommis hast ich hoffe du machst mit der noch weiter lass dich bloß nicht wegen der wenigen kommis unterkriegen ich möcht wissen wies weitergeht und jeder der sagt diese geschichte wäre langweilig der kriegt es mit mir zutun ich wünsch dir noch viel glück


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