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Rebirth

von

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Unter Brüder Part II

~ Yukios Sicht ~
 

Überrascht sah ich von meinem Buch auf als sich plötzlich die Tür öffnete und mein großer Bruder das Zimmer betrat.

//Nanu? Was macht er denn schon so früh hier?//, fragte ich mich irritiert, musterte ihn und kannte gleich darauf die Antwort.

Leise seufzte ich auf und drehte mich ganz zu ihm, während er mich erstaunt ansah.

„Y-Y-Yukio? W-W-Was machst du denn schon hier?“

„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen, Bruderherz“, antwortete ich auf seine Frage, aber natürlich wusste ich schon weshalb er hier war.

Warscheinlich war er wieder einmal nicht zur Schule gegangen und hatte zu allem Überfluss auch noch Streit mit jemandem angefangen.

Seine Kleidung sprach deutlich dafür.

Was sollte nur aus ihm werden?

Er kümmerte sich weder um seine Schullaufbahn, noch darum einen Job lange genug zu behalten und zu allem Überfluss war er auch noch leicht zu provozieren, so dass er schnell handgreiflich wurde.

Ich machte mir wirklich Sorgen um ihn, obwohl es anders herum hätte sein müssen.

Schließlich war Rin der Ältere von uns beiden.

Was sollte nur aus ihm werden, wenn ich in diesem Jahr die Mittelstufe abschloss und dann auf eine Oberschule wechselte?

Ob er es so schnell schaffen würde sich zu ändern?

//Wohl eher nicht!//, dachte ich bedrückt.

Normalerweise sollte man ja seine Geschwister unterstützen und nicht schon vorher aufgeben, aber bei Rin war es nun mal so sicher wie das Amen in der Kirche, dass er nicht so bald erwachsen werden würde.

„Woher-? DAS IST DOCH VÖLLIG EGAL!“, riss mich plötzlich seine Stimme aus

meinen Gedanken und ich erhob mich, griff nach seinem Handgelenk und bugsierte

ihn auf das Bett.

„Setz dich hin! Ich werde mich gleich um deine Verletzungen kümmern!“, sagte ich denn es hatte keinen Sinn sich noch weitere Gedanken über die Zukunft zu machen. Das Wichtigste im Moment war dass ich Rin erst einmal verarztete.

Zum Glück hörte er auf mich, einer der wenigen Momente und ich lief so schnell mich meine Beine trugen in das Nebenzimmer um den Verbandskasten zu holen.

Rasch kehrte ich damit zu Rin zurück und kümmerte mich um seine Wunden.

„Danke“, nuschelte er nachdem ich fertig war und ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen.

„Kein Problem“, sagte ich und hielt ihm dann doch noch eine Standpauke.

Immerhin waren meine Sorgen nicht unbegründet und alles was ich mir von Herzen wünschte war, dass er entweder die Schule abschloss oder einen guten Job fand, bevor ich dieses Stift verließ, selbst wenn es erst in einigen Monaten sein würde.

„ Aber mal im ernst Rin, ich muss Vater zustimmen. Du solltest schnell

anständig werden!“

Er schnaubte leise und ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

Mir war klar, dass er diese Leier schon x-mal gehört hatte und langsam leid war, aber was sein musste, musste eben sein.

Ich sah es als meine Pflicht an mich um ihn zu kümmern, auf ihn aufzupassen und zu beschützen, auch wenn mir klar wurde, dass ich nicht sonderlich viel ausrichten konnte.

Seufzend stand ich auf und stellte den Verbandskasten auf meinen Schreibtisch, während ich mir kurz durch die Haare fuhr.

Wieder einmal wurde mir klar, dass unsere Rollen vertauscht waren und ich mehr der große Bruder war, als Rin.

//Schon komisch//, dachte ich und schmunzelte leicht, welches mir aber verging als ich die Frage meines Bruders hörte.

„Jaja... jetzt sag mir lieber warum du schon so früh zu Hause bist“

Erstaunt blickte ich ihn an.

War das jetzt ein Scherz?

Das konnte doch nicht sein Ernst sein.

Hatte er es tatsächlich vergessen?

//Doch das würde ihm mal wieder ähnlich sehen//, schoss es mir durch den Kopf und ich setzte mich auf meinen Stuhl und sah ihn dann an.

„Weißt du denn nicht was heute für ein Tag ist?“

„Hä? Der 13. April oder?“, antwortete er und ich glaubte eine leichte Unsicherheit in seiner Stimme wahrnehmen zu können.

„Du hast es vergessen...“, stellte ich fest und ich konnte in seinem Gesicht erkennen, dass er keine Ahnung hatte WOVON ich eigentlich sprach.

Warum nur wunderte mich das gar nicht?

„WAS habe ich vergessen?“

Ich schwieg kurz, ehe ich mich dazu entschloss ihn nicht länger im Dunkeln

tappen zu lassen.

„Rin, heute holt Vater doch unsere neue Mitbewohnerin ab“

„Das war HEUTE?“, rief er entsetzt und ich nickte nur.

„Na kein Wunder dass ich niemanden getroffen habe“, fügte er noch hinzu und ich seufzte leise auf.

Wie schon gesagt: Warum nur überraschte mich das gar nicht?

„Du hast es tatsächlich vergessen?“, fragte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, was er allerdings sofort verneinte.

Doch ich erkannte die Lüge.

Was wäre ich denn auch für ein Bruder, wenn ich sie nicht durchschauen würde?

Immerhin kannten wir uns schon ein Leben lang und wussten daher wie

der andere tickte.

Meistens jedenfalls.

„Und? Was meinst du? Wie ist sie so?“, fragte er nachdem einige Minuten Stille geherrscht hatten.

//Wie sie so ist? Hm... eine wirklich gute Frage. Ich habe keine Ahnung//, dachte ich, sprach meine Gedanken allerdings nicht lauf aus.

Ein weiterer Unterschied zu meinem Bruder: Während er genau DAS sagte was er dachte, überlegte ich lieber noch dreimal ehe ich den Mund aufmachte.

Manchmal beneidete ich ihn darum, aber manchmal auch nicht.

Schließlich brachte er sich dadurch oft in Schwierigkeiten.

Ich schüttelte innerlich den Kopf.

Das war nicht der richtige Moment um darüber nachzugrübeln, immerhin erwartete Rin eine Antwort von mir und diese gab ich ihm auch.

„Wer weiß. Das werden wir erfahren, wenn es soweit ist. Es bringt nichts sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen“

Kurz darauf schwieg er, anscheinend in Gedanken versunken, aber ich konnte es nachvollziehen.

Wahrscheinlich fragte er sich wie das Mädchen wohl vom Charakter her war.

Bei mir war es nicht anders.

Mir war eigentlich alles Recht, Hauptsache sie war keine verwöhnte Göre.

Ich seufzte leise auf und erhob mich.

//Jetzt zermartere ich mir auch noch das Gehirn darüber//, dachte ich und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster.

Ich stutzte.

Dort auf dem Hof konnte ich Vater erkennen und hinter ihm stand ein Mädchen.

Ich schluckte.

Ob sie das war?

//Bestimmt, wer sollte es denn sonst sein Yukio?//, schaltete ich mich selber und sah zu meinem älteren Bruder.

Dann räusperte ich mich leise und deutete nach draußen.

„Sie sind da...“, sagte ich und merkte wie mein Herz augenblicklich schneller schlug und meine Hände anfingen zu schwitzen.

//Ich werde doch jetzt nicht nervös werden?//, fragte ich mich und zwang mich zu meiner inneren Ruhe, die ich sonst immer an den Tag legte.

„Na dann gehen wir sie mal begrüßen“, verkündete mein Bruder enthusiastisch und mir schwante Böses.

Aber er hatte Recht.

Wenn wir nur hier drin saßen würden wir auch nicht wissen WER sie war und vor allem WIE sie war.

Also folgte ich dem Beispiel Rins und verließ das Zimmer mit ihm, um unseren Neuankömmling willkommen zu heißen.



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