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The story we have been a part of...

ArMor/KatLey
von

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Chapter 1


 

~oO The story we have been a part of… Oo~

Standing on the edge of time

Playing out a reckless pantomime

And every day's another wrong to rectify

I dream about a stranger's touch

And voices in my head I cannot hush

And every night's a hunger I can't satisfy

I close my eyes and it's so real

And all at once I know just what I feel

And baby it's the kind of rush that terrifies

I am weak

I am wrong

And every day I swear that I'll be strong

But there's a bond between us that I can't deny

It's the secret that I keep

It's the ache that makes me weep

And I know I'm in too deep

I'm gonna drown

It's the emptiness I fear

Baby, please don't leave me here

'Cause I'm lost inside a dream

That's out of bounds

I wanna surrender

I wanna give in

I wanna lay down and let it be now

And let it begin

Let it begin
 


 


 

Pierrefonds, France, September 12 2012, 7.45h am
 

Als wir uns erhoben war das Geräusch der Stühle, die zurückgeschoben wurden, das einzige, das die markante Stille nach den letzten Worten der Produzenten durchbrach, nach diesem Applaus, den wir ihnen und uns selbst gespendet hatten und der die Dankesrede von Julian und Johnny krönte.

Sie hatten uns für fünf Jahre der wunderbaren Zusammenarbeit gedankt, für unser Engagement und unsere Begeisterung und Mühe in all der Zeit. Sie hatten uns gedankt, dass wir ihre Vision zum Leben erweckt hatten, das, was ihnen als Interpretation der Arthurian Legend vorgeschwebt hatte. Es lagen noch ein paar abschließende Arbeitstage vor uns, allerdings für einige von uns in Cardiff, nicht in Frankreich. Und ja… für mich war es bereits der Abschluss in Pierrefonds. Denn meine Szenen hier waren samt und sonders bereits abgedreht. Für mich war das hier das Ende.

Meine Hände zitterten ganz leicht, als ich den Stuhl wieder an den Tisch zurückschob, von dem ich mich erhoben hatte, und für eine Sekunde wurde der Schmerz beinahe greifbar, der mich immer erfasste, wenn ich daran dachte, dass die Arbeit an dieser faszinierenden Serie nun dem Ende zuging. Unwiderruflich. Ich blickte mich in dem Raum um, den wir immer als Besprechungszimmer genutzt hatten, wenn wir in den zurückliegenden Jahren hier drehten, hier in Frankreich, in diesem wunderschönen Chateau, das direkt einem Märchen entsprungen zu sein schien. Und plötzlich wurde mir nur allzu bewusst, dass ich heute zum letzten Mal hier war. Nicht nur hier, in diesem Raum, nein, auch hier in diesem Schloss. Ich würde zum letzten Mal den Hof überqueren, die Tore durchschreiten… und all das hinter mir lassen, um etwas Neues zu beginnen. Dies war grundsätzlich ja nicht schlecht. Für einen Augenblick schnürten mir jedoch die Emotionen, die mit diesem Gedanken einhergingen, die Kehle zu und ich verspürte einen Schmerz in mir, der jenseits all dessen war, was ich zuvor gekannt hatte.

Nun ja… Ich hatte auch noch nie zuvor so lange an ein und demselben Projekt mitgearbeitet. Ein Projekt, das mich unendlich geprägt hatte.

Ob es den anderen auch so ging?
 

Ich blickte hinüber zu ihm.

Er wirkte entspannt, wie immer, vielleicht etwas müde. Sein blondes Haar war herrlich zerzaust, aber seine tiefblauen Augen wirkten groß und aufmerksam, allenfalls ein wenig überschattet. Unter seinem engen, weißen Strickpullover zeichneten sich deutlich die fein definierten Brustmuskeln ab. Machte er das eigentlich absichtlich? Sich so anzuziehen? Vielleicht. Ich musste ein Lächeln unterdrücken. Viel wahrscheinlicher war, dass er sich keine Gedanken darum machte, was er anzog oder wie er auf andere wirkte. Nicht wirklich. Das war auch so etwas, was ich an ihm mochte. Er war kein Mode-Junkie. Genauso wenig wie ich einer war. Nun ja… dennoch verfehlte der Anblick seine Wirkung nicht. Weder auf mich, noch auf die Frauen der Crew. Selbst Alice Troughton wirkte leicht irritiert, wann immer ihr Blick auf ihn fiel. Unausgeschlafen oder nicht, Bradley James war auch hier, heute, an diesem so frühen Morgen und so müde wie er nun einmal sein mochte, einfach nur sexy. Verdammt…

Ich wünschte, ich würde nicht so fühlen. So tief… So verdammt tief… Und so… hoffnungslos…
 

Bradley hatte sich leicht zu seiner Mutter gebeugt und sprach leise mit ihr.

Seine Mutter…

Warum war sie hier? Zum wiederholten Male fragte ich mich das nun und kam auf keine Antwort.

Was wollte sie hier? Und wieso war es nicht Georgia, die ihn begleitete? Sie hatte es bereits einige Male getan in den letzten Jahren. Schließlich hatten die zwei sich ja auch hier kennengelernt. Während der Dreharbeiten. Ich dachte nicht gern daran zurück, wie sich das zwischen den beiden entwickelt hatte. Es war der Moment gewesen, in dem ich erstmals mit mir selbst und meinen wahren Gefühlen für den jungen Mann konfrontiert wurde, der Augenblick, von dem an ich mich nicht mehr belügen konnte… Wie war das? Man lernte erst wirklich etwas zu schätzen, wenn man es nicht mehr hatte - oder es unerreichbar wurde? Ja… Ganz genau… Gott, war das schmerzhaft gewesen. Doch ich hatte mich mit der Zeit irgendwie mit der Situation abgefunden, mich daran gefreut, was ich an ihm haben durfte: Seine Nähe, sein Lachen…

Doch jetzt war statt Georgia sie hier, seine Mum.

Warum?

So viele Fragen. So viele Gefühle. Mir schwirrte der Kopf. Ich fühlte mich traurig und müde. Doch ich durfte es nicht zeigen. Nicht vor der Crew und schon gar nicht vor ihm. Und nicht vor den Fans, die draußen bereits jetzt schon, so früh am Morgen, warten mochten. Diese treuen Seelen…

Richard sagte etwas zu mir. Ich hörte nur mit halbem Ohr hin und erwiderte irgendetwas Belangloses. Mein Blick war nach wie vor auf ihn gerichtet. Diese Kinnlinie… Diese perfekt geschwungenen, vollen Lippen. Dieses Lächeln… Gottes Geschenk an die Frauen. Es gab kein Vorbeisehen. Nicht für mich. Herrjeh… War ich heute wieder theatralisch. Musste an der Situation liegen. Nur an der Situation…

Gott sei Dank würde es zumindest nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich ihn sah. Es würde noch genügend Pressekonferenzen, Interviews und Shows geben, bei denen ich die Gelegenheit haben würde, ihm noch einmal nahe zu sein. Nur noch ein paar Mal.

Nur sehen…

Ich nickte ihm und seiner Mum zu als sie um den Tisch herumkamen, ließ mir nichts von all meinen Gefühlen anmerken. Seine Mutter gab den Produzenten die Hand. Sie sprachen kurz miteinander und lachten leise. Alles schien gedämpft und seltsam anders an diesem einen Morgen hier in Frankreich, der zunächst so verregnet begonnen hatte. Doch jetzt strömte goldenes Sonnenlicht durch die hohen Fenster in den langgezogenen Raum, milde und warm, beinahe tröstlich. Ich klammerte mich an diesen Gedanken.
 

Bradley unterhielt sich nun mit Colin.

Diese beiden… Sie waren das, was man den Inbegriff einer Freundschaft nennen mochte. On wie auch off screen. Und für einen Moment durchströmte mich heiße Eifersucht, denn Colin besaß etwas von Brad, das ich niemals haben würde. Aus irgendeinem Grund… hatten weder ich noch er in all den Jahren, die wir uns nun kannten, den Mut gehabt diesen letzten Schritt zu gehen – weder in Richtung tiefere Freundschaft, noch und schon gar nicht in Richtung Liebe… Warum? Ich wusste es nicht. Es war auch nicht mehr wichtig. Denn es war vorbei. Meine vielleicht letzten Momente ihm wirklich nahe sein zu können glitten vorüber wie ein Lufthauch in der Ewigkeit und wie ein Lidschlag waren sie vorbei. Und so würde es bleiben, bis er sich endgültig von mir verabschiedete.

Mein Herz zog sich zusammen. Was sollte das jetzt noch? Diese albernen Gefühle und Gedanken, die ich so erfolgreich zurückgedrängt hatte in all der Zeit, wahrscheinlich einzig und allein erneut hervorgerufen durch die Endgültigkeit dieses Augenblickes hier in Frankreich.

Ich hatte mich doch in Wahrheit längst damit abgefunden, dass er sowohl als Freund als auch als Mann unerreichbar für mich sein würde. Und nicht nur seine Beziehungen hatten mir das verdeutlicht in den vergangenen Jahren. Sondern auch die Distanz, in der er auf seine Weise zwar höflich und auch humorvoll mit mir umging, die jedoch immerzu da und spürbar zwischen uns war. Mir gegenüber war er niemals so offen, so gelöst, wie beispielsweise bei Colin oder Angel. Doch ich hatte mir selbst die Schuld daran gegeben. Denn auch ich war einfach nur befangen, unterschwellig zwar, aber doch befangen, wenn wir uns sahen. Ich war… anders. Ich fühlte mich anders. Weiblicher… Und irgendwie auch… in die Ecke gedrängt von seinem Charme. Das irritierte und verunsicherte mich, denn normalerweise hatten Männer nicht diese Wirkung auf mich. Ich konnte mich nicht so öffnen, wie ich das bei anderen tat, weil ich all seine Worte und Handlungen auf die Goldwaage legte – weil ich spürte, dass meine tiefen Gefühle für ihn mich verletzlich machten und dass er derjenige, der einzige, war, der mich wirklich verletzen konnte. Gerade weil ich ihn so mochte… Ich konterte wo immer es mir möglich war. Ich war weiß Gott nicht auf den Mund gefallen. Doch er faszinierte mich auf eine Art und Weise, die mich immerzu in meine Schranken wies und mir klar machte, wie weit wir doch voneinander entfernt waren.

Er war das Licht. Ich der Schatten.

Hier wie auch in der Serie.

Es sollte wohl so sein.

Er würde niemals wissen, wie es in mir aussah. Und wahrscheinlich war das auch gut so.

Er hatte keine Ahnung, dass von allen Menschen dieser Produktion ich es sein würde, die ihn am allermeisten vermissen würde, die bereits jetzt kein Auge zubekam wenn des Nachts die Erinnerungen zurückkamen, Erinnerungen an unbeschwerte, alberne Drehtage vom Beginn unserer faszinierenden, gemeinsamen Reise, die unwiederbringlich verloren schienen, vorbei und vergangen - und nur mir schien das klar zu sein und etwas auszumachen. Oder aber er zeigte es einfach nicht. Das wäre typisch für ihn. Er hasste es Gefühle zu zeigen. Wenn ich eines wusste über Bradley James nach all der Zeit, dann das. Er überspielte seine Gefühle nur allzu gern mit seinem Charme und lockeren Sprüchen. Doch ich wusste es besser.

Denn ich war ganz genau so. Zumindest das hatten wir gemeinsam.
 

Capps und Murphy verabschiedeten sich von uns. Die nächste Szene musste besprochen werden. Bis Morgen noch würde die Hauptcrew hier in Frankreich bleiben. Ich jedoch und auch einige andere würden bereits heute nach England zurückfliegen. Auch Angel verabschiedete sich von uns. Sie hatte gleich im Anschluss eine Szene im Thronsaal zu drehen. Dort wo die Tafelrunde stand. Die Tafelrunde, an der Arthur nun niemals wieder sitzen würde…

Ich verdrängte diesen Gedanken. Damit wollte ich mich jetzt nicht auch noch befassen. Es war auch so schon alles traurig genug.
 

Wir gingen gemeinsam hinunter in den Hof, wo wir uns von den meisten Crewmitgliedern trennten. Dieser wundervolle Schlosshof… Mein Herz zog sich zusammen.

Alex schaute in den Himmel hinauf und sog die morgendlich frische Luft tief in seine Lungen. In der stillen, feuchten Kühle mochte schon eine Ahnung des nahenden Herbstes liegen. Und sie war wie ein Echo auf meine Gefühle, die tief in mir verborgen lagen und nun mit Macht nach ihrem Vorrecht verlangten. Oh, bitte nicht… Nicht hier… Nein, um Himmels Willen nicht hier! Ich durfte nicht zeigen, wie betroffen ich war, wie traurig, dass es nun zu Ende ging.

Beinahe beneidete ich Alex ein wenig. Denn ihm, der nur ein knappes Jahr bei uns gewesen war, würde der Abschied nur halb so sehr zu schaffen machen wie mir.

„Was haltet ihr erst einmal von einem schönen, französischen Frühstück?“, unterbrach Mrs. James plötzlich aufgeräumt meine grüblerischen Gedanken und sah uns, die wir zurückgeblieben waren, erwartungsvoll an.

„Das ist sehr liebenswürdig von ihnen, Ma’am, doch ich muss ablehnen…“, erhob Richard Einwand, doch Mrs. James ließ ihn gar nicht erst ausreden. „Ich bestehe aber darauf, Mr. Wilson. Sozusagen als Abschlussessen. Ich denke, sie alle haben sich das redlich verdient.“ Sie lächelte in die Runde, mit genau denselben strahlenden Augen, die auch Bradley besaß, und ich fühlte mit einem Mal ein seltsames Ziehen in meiner Brust, irgendwo dort, wo das Herz sitzen musste. Plötzlich hatte ich Heimweh und dachte an meine Mum. Ich wünschte sie wäre jetzt hier… Sie hätte genauso gehandelt. Ich mochte Mrs. James sehr.

„Mum, das ist nicht nötig. Wirklich. Ich…“, wollte ihr Sohn nun etwas einwenden, doch auch hier blieb Mrs. James bestimmt und unerbittlich.

„Du kannst mir doch nicht die Freude nehmen, dich und deine Freunde zum Essen einzuladen, Bradley. Ich will es und ich tue es.“

Ihre Augen blitzten vergnügt während sie ihn rügte. Er seufzte ergeben und strahlte sie an. Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn. Ein unantastbares Band und ein Buch mit sieben Siegeln.

„Das ist wirklich sehr freundlich von ihnen, Mrs. James.“, meinte Colin nun und lächelte sie ebenfalls an. „Ich könnte jetzt einen ordentlichen Kaffee vertragen. Auf all diese… Abschiedsworte…“

Für einen Augenblick war die Befangenheit des Moments nach der Abschiedsrede wieder zwischen uns. Doch dann machte erstaunlicherweise Alexander den ersten Schritt und ging voran. „Lasst uns gehen, bevor die Menge der Fans da draußen noch zunimmt und man wieder nicht so einfach durchkommt.“ Doch ein Schmunzeln stahl sich in seine Mundwinkel, als er dies sagte.
 

Während wir über den Hof gingen, das letzte Mal die Zugbrücke überquerten, ganz betont nicht besonders eilig, denn nicht nur ich nahm den Anblick von all dem noch einmal tief in mich auf, da spürte ich plötzlich Richard dicht neben mir. Er taumelte ganz leicht und als ich zur Seite schaute traf mich sein Anblick unerwartet und heftig. Er hatte Tränen in den Augen.

Ich schluckte und versuchte meine eigenen, augenblicklich aufwallenden Gefühle unter Kontrolle zu halten. Ich musste stark sein. Und jetzt wusste ich, dass ich das auch konnte. Denn ich hatte jemanden gefunden, für den ich es sein musste. Ich hakte mich unaufgefordert bei dem alten Mann unter, lächelte ihm aufmunternd zu. Es waren keinerlei Worte nötig. Er verstand auf Anhieb, dass ich ähnlich fühlen musste, denn er drückte einen Moment lang meine Hand – so fest, dass es beinahe schmerzte.

Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass ihn das Ende so mitnehmen würde. Er war doch ein alter Hase im Showgeschäft, hatte bereits viele Produktionen kommen und enden sehen. Doch es schien ihn genauso mitzunehmen wie auch mich.

Ich bemühte mich nicht zurückzuschauen. Zurück zu ihm. Bradley. Bradley James, der lachend hinter uns her schritt, seine Mutter neben sich. Sie würden am Nachmittag zurückkehren und er würde ihr das Schloss zeigen. Sie würde bei einigen Szenen zuschauen dürfen. So wie es auch mit Georgia gewesen war, wenn sie Bradley hier besucht hatte. Georgia… Warum nicht sie? Warum seine Mum? Was sollte ich davon halten? Ich spürte vage Hoffnung in mir aufkeimen und kämpfte sie sofort rigoros nieder. Ich war bereits zu oft enttäuscht worden, um noch hoffen zu dürfen. Doch meinem Herzen war das gleich…

Ich war so verunsichert. So traurig. So durcheinander.
 

Dort vorne war das letzte Tor. Wenn ich dort hindurchging würde es endgültig vorbei sein für uns. Für mich. Zumindest die Dreharbeiten in Frankreich. Ich schluckte hart, klammerte mich beinahe an Richards Arm. Wer stützte hier nur wen?

Doch auch jetzt war Verlass auf Bradleys unerschütterlichen Humor. Ob er damit nun etwas überspielen wollte oder nicht, er war noch niemals so dringend nötig gewesen wie jetzt. Und Brad enttäuschte uns nicht, scherzte und lachte dann aufgrund der Antwort von Colin laut auf, dieses wunderbar sonnige, warme Lachen, bei dem er den Kopf in den Nacken warf, das alle ansteckte, und das mich bis ins Innerste wärmte und auch zu trösten vermochte. Ich konnte nicht anders. Ich musste ebenfalls lachen.

Wir näherten uns dem Tor, vorbei an der Wiese, auf der so oft ritterliche Übungskämpfe stattgefunden hatten, und ich konnte bereits jetzt das gedämpfte Murmeln der Fans hören, die draußen warteten. Diese einzigartigen Menschen, die bis zum Schluss ausharrten, die uns auf brechen und biegen treu waren. Die so wunderbar zu motivieren vermochten.

Doch jetzt… tat auch dieser Gedanke beinahe weh… Ich würde gleich letztmalig über diese Brücke gehen. Und sie würden grüßen und lächeln, winken, fotografieren und nicht einmal wissen, dass sie dies auch zum letzten Mal taten. Diese armen Seelen… Sie taten mir leid. Sie würden vor vollendete Tatsachen gestellt werden, wenn es soweit war. Wir hatten gewusst, von Anfang an gewusst, dass es nur fünf Staffeln zu „Merlin“ geben würde. Doch sie nicht. Nicht unsere Fans… Wie traurig würden sie wohl sein, wenn sie es an Weihnachten endlich erfuhren…

Die eisernen Tore quietschten leise, als sie für uns geöffnet wurden. Und da standen sie und warteten, wie jeden Morgen seit fünf Jahren, wenn wir hier drehten. Egal ob es regnete, stürmte oder die Sonne schien. Sie waren immer da, allgegenwärtig, unerschütterlich und unbeirrbar. Die Fans.

Ich folgte Alex durch das Tor nach draußen und auf die Brücke, bemühte mich nach Kräften, das alles nicht an mich heranzulassen, zu lächeln, eben Katie zu sein, zumindest in diesem einen, weiteren Moment noch. Heute Abend würde ich weinen dürfen. Doch nicht jetzt. Die Fans verdienten etwas mehr, etwas Besseres. Und so hob ich den Kopf, lief an der Seite von Richard über die vertrauten Holzplanken der Brücke, spürte das warme Sonnenlicht auf meinen Wangen und war plötzlich froh, meine Sonnenbrille und die Kapuze meines Shirts aufgesetzt zu haben. Denn allen Vorsätzen zum Trotz breitete sich nun doch verräterische Feuchtigkeit in meinen Augen aus, als ich die Fans erblickte, die mit unverhohlener Begeisterung und Freude grüßten und winkten, uns anstrahlten. Ja, auch wenn es endete…, die Fans würden bleiben. Fans, die bis hierhergereist waren zu diesem kleinen, wunderbaren Fleckchen Erde, das sonst kaum jemand kannte, die extra für uns hergekommen waren… solche Fans, die würden immer zu einem halten. Die würden bleiben. Und ihr Anblick brannte sich in mich ein, ich würde ihn niemals vergessen. Ich würde immer dankbar sein. Denn nur ihnen hatten wir es zu verdanken, dass wir auch noch in der fünften Staffel hier waren, dass wir so geliebt wurden und so bekannt geworden waren.
 

Und ich hob den Kopf, lächelte die Fans an, die rechts und links Spalier standen, um uns zu grüßen. Einen Arm um Richard gelegt schritt ich weiter, Alex hinterher, der entspannt dahin schlenderte und gefolgt von Rupert, der ruhig und freundlich die Grüße der Fans erwiderte. Ich sollte mir ein Beispiel an ihm nehmen. Und die Nähe der Fans tröstete mich auch ein wenig, baute mich wieder auf, heilte etwas in mir, das im Begriff gewesen war zu zerbrechen bei dem Gedanken, diesen wunderbaren Ort für immer hinter mir lassen zu müssen. Denn es gab durchaus Dinge, die ich von hier mitnahm und die ich niemals verlieren würde. Und dazu gehörte neben all den wunderbaren Erinnerungen diese Liebe für uns, diese uneingeschränkte Liebe der Fans.

Ich grüßte zurück, während ich Kameras auf mich gerichtet spürte, während ich das allgegenwärtige Klicken der Auslöser um mich herum hörte. Wo ich es sonst hin und wieder auch als unbarmherzig empfunden hatte, als beinahe schon störend, so trieb mir die Erinnerung daran, dass ich einmal so fühlte, beinahe die Schamesröte ins Gesicht. Sicher, es gab auch sehr penetrante Fans. Fans die die Privatsphäre überhaupt nicht achteten. Doch die meisten waren friedlich und einfach nur wunderbar. Und diese hier, heute Morgen, gehörten in jedem Fall dazu. Sie wirkten gelöst und locker, freundlich und begeistert. Aber dennoch zurückhaltend, als wären sie in irgendeiner Art überrascht oder bezaubert von dem Augenblick – befangen, genauso wie auch ich es war.

Ich ging weiter, strich Richard ermutigend über den Rücken, grüßte und lächelte immerfort. Es war wundervoll. Ich hörte, wie einige Fans hinter mir begeistert zu tuscheln begannen, als wir vorbei waren und sie erst Colins ansichtig wurden und dann auch Bradleys, mit seiner lässigen, unbeschwerten Art. Ich hörte sein zweimaliges „Guten Morgen“ bis zu mir herüberklingen und war erstaunt darüber, hielt er sich doch sonst meist zurück, was die Nähe zu Fans anging.

War er am Ende einfach nur froh, dass es vorbei war und deshalb zutraulicher?

Ich wusste, dass er es satt hatte, immer nur auf diese eine Rolle festgelegt zu werden, welche Ehre es auch bedeuten mochte Arthur Pendragon zu sein – und ich verstand ihn. Wohlmöglich würde er es etwas schwerer haben als wir anderen, neue Rollen zu finden, denn er hatte ihn verkörpert, diesen König, der Legende war, der ein Nationalheld in England ist und der es immer sein würde. Die Rolle aller Rollen. Vielleicht überwog deshalb bei ihm gerade die Euphorie, weil er nun zu neuen Ufern aufbrechen konnte, egal wie vage die Zukunftsaussichten auch noch sein mochten. Aber Bradley James war immer schon jemand gewesen, der das Schicksal annahm, wie es kam, und der sich kaum Gedanken um die Zukunft machte. Ich beneidete ihn um diese Gabe. Und liebte ihn nur umso mehr dafür. Denn in dieser Hinsicht war er durchaus Vorbild für mich. Er trug dieses Strahlen, diesen Optimismus der ihn ausmachte, wie einen Schild vor sich her, begeisterte andere und wusste mitzureißen, ganz genau, wie es ein King Arthur tun würde. Die Produzenten hatten eine weise Entscheidung getroffen, als sie Bradley James verpflichteten. Wer hätte das gedacht… nach diesem… eher unkonventionellen Einstieg in die Serie. Nachdem er gezeigt hatte, wie unglaublich arrogant und ätzend er sich darstellen konnte.

Doch jetzt… jetzt… Alles an ihm war so… erwachsen geworden, so höflich, so gefasst. Trotz all seines Humors, der ihn nach wie vor ausmachte.

Vielleicht würde er eines Tages auch so etwas wie Wehmut empfinden, wenn er an das Ende zurückdachte. Doch nicht heute und hier. Entweder überspielte er es einmal mehr, wenn er auch so fühlen mochte, oder aber er ließ es tatsächlich nicht an sich heran in diesen Momenten, als wir das Schloss an jenem Morgen verließen. An jenem Morgen des zwölften September, der mir so gut im Gedächtnis bleiben sollte wie kaum etwas anderes.

Bradley war ein Mensch. Ein Mensch mit Gefühlen, genau wie auch ich. Und ich wusste, dass wir in vielerlei Hinsicht ähnlich dachten. Als Frau weiß man solche Dinge einfach, wenn man eine gewisse Zeit mit jemandem zusammen verbracht hat. Und daher war mir klar, dass ein Teil von ihm wohl ebenfalls trauerte, als wir das Schloss verließen. Nur wog es bei ihm nicht so schwer, denn er würde noch einmal zurückkehren um zu drehen. Die letzten Szenen. Für ihn war es noch nicht vorbei. So einfach war das.
 

Aber was zum Henker tat seine Mum hier? Und jetzt lud sie uns auch noch zum Essen ein! Es gab zu viele Fragen und keine Antworten. Ich war aufgewühlt, fühlte mich verwundbar und traurig. Und als wir in die bereitstehenden Wagen stiegen schob ich meine Kapuze tiefer in mein Gesicht, damit niemand die Tränen sah, die ich nun nicht mehr zurückhalten konnte. Ich blickte durch das Autofenster zurück, sah die Fans winken, verabschiedete mich innerlich vom Chateau de Pierrefonds, das mir so wunderbare Momente in den letzten Jahren geschenkt hatte, das mich in gewisser Weise begleitet und auch geprägt hatte. Hier war ich wahrhaftig eine Schauspielerin geworden. Hier hatte ich alles gelernt was ich brauchte, um größer zu werden, wenn ich es denn wollte und es mir vergönnt sein sollte. Und hier hatte ich ihn kennengelernt, wahrhaftig kennengelernt, und erstmals wirklich richtig wahrgenommen. Denn hier, nur hier, wurde er tatsächlich zu jenem König, der war und der sein würde. Die Mauern dieses Schlosses hatten uns geholfen, uns komplett in unsere Rollen hineinzuversetzen, sie zu leben. Denn hier waren wir ganz nah dran an der Geschichte gewesen. Und wir hatten diese Tatsache alle genutzt, waren dankbar für die Chance.

Durch meine Tränen hindurch sah ich die Türme hinter mir kleiner werden und schwinden. Ich wusste, das Chateau würde noch hier sein wenn wir schon lange fort waren. Es würde noch dort stehen, wenn es uns schon nicht mehr gab. Und auch dieser Gedanke sollte tröstlich sein. Doch in diesem Moment tat es einfach nur furchtbar weh. Loslassen war niemals meine Stärke gewesen. Nichts davon war wirklich verloren für uns. Und doch fühlte es sich so an. Es war, als würde mir jemand das Herz langsam und unbarmherzig zusammendrücken. Ich hatte nicht erwartet, dass mich das so heftig traf.
 

Und jetzt… als ich nun zu Bradley hinübersah, der direkt vor mir im Wagen saß, konnte ich sein wunderschönes Profil genau sehen. Und ich bemerkte, dass er aufgehört hatte zu lächeln und zu strahlen. Er wirkte nachdenklich und melancholisch. Seine Augen waren matt und dunkel. Ja… auch ein Bradley James hatte Gefühle. Und seine waren im Augenblick, diesem kostbaren, kurzen Moment, sichtbar und lagen komplett offen. Aber nur ich konnte es sehen. Mein Impuls die Hand nach vorn zu strecken, seitlich an seinem Sitz vorbei, ihn einfach nur zu berühren, verging sofort wieder, als ich die Stimme seiner Mutter hörte, die ihn irgendetwas fragte. In dem Moment, wo er seine Aufmerksamkeit von dem Anblick draußen abwandte gewann er seine Selbstsicherheit auch zurück und ich fragte mich, ob ich mir den Moment, den Ausbruch seiner Gefühle, nur eingebildet hatte. Aber nein… nein… Ich hatte es gesehen. Und ich schloss diesen Anblick tief in mir ein, hütete ihn wie einen Schatz.
 

Bradley… Oh Bradley, ich spüre es auch… Ich spüre es doch auch…
 

Leb wohl, Pierrefonds castle. Es war schön. Unvergesslich. Wir mögen uns vielleicht eines Tages einmal wiedersehen. Denn, ja…, du wirst bleiben. Genauso wie unsere Erinnerungen.

Und mit einer entschlossenen Anstrengung wandte ich meine Aufmerksamkeit meinen Kollegen und Freunden bei mir im Auto zu und dem Frühstück, das vor uns lag. Ich hatte nämlich wirklich Hunger. Und selbst meine augenblickliche Melancholie vermochte diesen nicht zu zügeln.
 


 

~~oOo~~
 


 

Songtext by Amanda Marshall "Out of bounds"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  wigge
2013-03-18T20:37:24+00:00 18.03.2013 21:37
Ich muss sagen das es echt gut geschrieben ist. Merkt Brandley nicht das Katie sich in ihn verliebt hatte? Bin echt gespannte wie es weiter geht. mach weiter so. LG Sarah
Antwort von:  MorgainePendragon
18.03.2013 22:55
Wow, dankeschön! Freut mich, wenn's gefällt^^. Ja, lass dich mal überraschen, was Brad angeht. Haha, manchmal sieht man den Wald eben vor lauter Bäumen nicht, wie hier diese zwei... *ggg* Danke fürs Lesen! ^o^
Von:  wigge
2013-03-18T20:37:24+00:00 18.03.2013 21:37
Ich muss sagen das es echt gut geschrieben ist. Merkt Brandley nicht das Katie sich in ihn verliebt hatte? Bin echt gespannte wie es weiter geht. mach weiter so. LG Sarah


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