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The Akatsuki Job

[Itachi x Sakura | modern AU | thriller]
von

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Sidestep Chipping


 

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Jemand klopfte in aller Herrgottsfrühe an seine Tür. Herrgottsfrühe war übertrieben, zog man den Stand der Sonne am klaren Himmel als Maßstab heran. Beachtete man allerdings die Pokerpartie, die er in einem verrauchten Keller einer Bar im Stadtteil Kita, die sich unnötig in die Länge gezogen hatte, weil Kisame—mal wieder—geglaubt hatte, die Stakes für verlängertes Spielvergnügen niedrig setzen zu müssen, war es reichlich früh. Sie hatten mit ein paar alten Geschäftspartnern aus Nordkorea und China gespielt, nichts Aufregendes. Er hatte gewonnen. Natürlich hatte er das.

"Ja?", blaffte er den Mann an, der Sturm geklopft hatte. Das war das nervige an Hotelzimmern; es gab keine Klingel, die man stumm schalten konnte, um die Unruhestifter auszutricksen.

"Hast du geschlafen?"

Itachi würdigte ihn keiner Antwort. Sein zerknittertes Hemd und die verwirrte Frisur waren Beweis genug. "Was willst du, Usui?"

Der schroffe Mann mit Dreitagebart zückte eine Visitenkarte aus seinem schmuddeligen Hemd. "Da läuft so'n Typ in all unsren Kneipen 'rum. Blondes Haar, blaue Augen, widerliches Grinsen. Verteilt die hier und sagt, er sucht dich. Dachte, das solltest du wissen."

Itachi lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türstock. "Dafür weckst du mich? So ein Tölpel interessiert mich nicht. Geh damit zu Sasori, der soll sich darum kümmern. Warte", hielt er Usui mit einem Fingerschnipp zurück, als dieser sich bereits auf den Weg machen wollte, "gib mir die Karte."

"Wie du willst."

Er besah sich die orangefarbenen Lettern genauer, die unter einer mobilen Telefonnummer standen. Seine Augen hatten ihm also doch keinen Streich gespielt. "Vergiss Sasori. Um diesen hier kümmere ich mich persönlich. Und jetzt verschwinde."

Itachi knallte dem Häscher die Tür vor der Nase zu. Unschlüssig, wie genau er verfahren sollte, platzierte er die Visitenkarte aus den gläsernen Couchtisch, wo er sie einige Minuten anstarrte. Schlaf konnte er für heute vergessen, dafür hatte Usui redlich gesorgt, dennoch war es zu früh, um sich ernsthafte Gedanken über die Bedeutung dieser außerordentlich … ridiküle … makabere Wendung zu machen. Vor jedem guten Start in den Tag bedurfte es einer ausgiebigen Morgentoilette, das hatte ihm seine Mutter jahrelang eingebläut. Itachi hatte nicht vor, Mikotos Regeln zu verschmähen; nicht, wenn heute ein sehr guter Tag werden würdeFrisch geduscht und mit nacktem Oberkörper aus dem Badezimmer getreten, kippte er Eiswürfel in ein Glas, die er mit einem großzügigen Schuss Single Malt versenkte. Erst dann ließ er sich auf der Wohnlandschaft vor dem Couchtisch nieder, auf dem das kleine Kärtchen ihn spitzfindig anlinste.

Uzumaki Naruto.

Er war ein Narr. Itachi kannte diesen Namen aus einer Zeit, die lange her zu sein schien. Uzumaki war Sasukes Kamerad gewesen. Der zweite Part eines unschlagbaren Duos. Welch interessantes Schicksalsschnippchen in dem Spiel, das er seit neun Jahren mit den Assassinen, die ihm nachstellten, spielte. Uzumaki mochte hitzköpfig sein, gleichwohl war er nicht dumm, an so viel konnte Itachi sich erinnern. Zusammen mit Sasuke hatte er es schon einmal fast geschafft, ihn aufzuspüren. Dieses Risiko konnte er nicht noch einmal eingehen.

Mit einem kräftigen Zug trank er den letzten Schluck Whiskey aus und stellte das Glas bar jeden Untersetzers auf die empfindliche Tischplatte. Vorerst musste er Uzumaki nach hinten verschieben. Seine Kontaktmänner aus Singapur und der Brunei wurden schnell ungeduldig. Die Geschäfte konnten nicht warten und Pain hatte ihn und Kisame aus guten Gründen zu den wortführenden Verhandlungspartnern gemacht. Sie wussten, wie man mit solchen Leuten umzugehen hatte. Sobald er wieder im Land war, würde er sich der Uzumaki-Sache annehmen. Ein wenig Schonfrist würde schon nicht schaden.

"Pass bloß auf, kleiner Fuchs", brummte er bedrohlich; seine dunklen Augen kehrten im gedimmten Licht, das durch die Fensterläden aus hochwertigem Bambus fiel, den satten Rotton aus ihren Iriden, der den Uchihas zu Eigen war.

Mit dieser Warnung drückte er den Daumen auf Uzumaki Narutos Kopf, auf dem eine traditionell bemalte Fuchsmaske aus Plastik saß. Neben ihm grinste Sasuke zwischen zwei Dangos. Sie waren damals gerade einmal zwölf gewesen. Es war die einzige Fotografie, die Itachi aus der Explosion vor neun Jahren hatte retten können. Und sie zeigte den Jungen, inzwischen zum Mann geworden, der ihn heute umbringen wollte. Wie ironisch.
 

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Sieben Wochen später

"Habt ihr etwas herausgefunden?" Neji steckte einen Finger zwischen die Seiten und schlug die Computerfachzeitschrift zu, in dem er gelesen hatte. Der Besprechungsraum des Hidden Leaf HQ am westlichen Rand des Stadtteils Hirano im Südosten Ōsakas war nur spärlich besetzt. Es bestand aus einem länglichen, achteckigen Holztisch, einer Menge Monitore und einer weißen Wendeschreibtafel, sowie einer Reihe bauchhoher Regale auf der einen Längsseite und zwei nebeneinander angeordneten gelben Ledersofas auf der anderen. Auf einem davon saß er. Ihm gegenüber bastelte Tenten an einer Glock herum.

"Nicht das Geringste." Sakura ließ sich auf einem der gepolsterten Sessel nieder. "Wie von den ersten Monaten zu erwarten war. Naruto hat außerdem wieder einmal unsere Tarnung auffliegen lassen, also können wir das mit dem heimlichen Auskundschaften vergessen." Sie strafte ihn mit einem bösen Seitenblick. "Ich verstehe einfach nicht, wieso du nicht dezent bleiben kannst!"

"Keine Panik, Sakura-chan." Naruto schlürfte genüsslich an einem Instantramen, den er während ihrer planlosen Suche gekauft hatte. "Wir locken ihn einfach aus der Reserve. Ich habe einen Plan. Ist alles hier drin." Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfen.

"Wenigstens etwas", schimpfte sie resignierend. Sakura verließ langsam der Mut. Nicht nur, dass sie seit Wochen in unbekanntem Gefilden umher schipperten—gefährliches Akatsuki Terrain—sie hatten auch schon einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Für Auftragsmörder war es nicht gut, präsent zu sein. Man musste sich hinter einem Namen verstecken, furchteinflößend und bedrohlich, vor dem jeder Angst hatte. Je mythenhafter man sich darstellen konnte, desto besser. Team Seven hatte in den letzten Wochen das genaue Gegenteil erreicht: sie waren wie eine Elefantenherde durch ein Glaswarengeschäft getrampelt und hatten jeden Verkäufer nach einem bestimmten Produkt gefragt. Inzwischen wusste die gesamte Handelskammer davon.

"Sakura hat nicht ganz Unrecht", pflichtete ihr Shikamaru endlich bei. Er gähnte sich ausgiebig streckend und warf sich auf einen der vielen freien Stühle, als hätte er eine Weltreise hinter sich. "Wenn ihr weiter so direkt vorstoßt, bringt euch das zu fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit nicht weiter." Er wandte sich an Sai, der ihm gegenüber stand. "Ich habe mir die Unterlagen durchgesehen, die du mir gegeben hast."

"Sag das nicht, als wäre das eine große Leistung, immerhin bist du unser einziger Stratege", brüskierte sich Naruto, noch immer eingeschnappt wegen Sakuras Kommentar eine Nudel in seinen Mund saugend.

"Jedenfalls", überging Shikamaru ihn gekonnt, "erkenne ich kein Muster. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt eines gibt, aber Fakt ist, dass es mir völlig unklar erscheint. Bislang konnte ich nur so viel herausfinden: Akatsukis Geschäfte werden über sogenannte Frontmänner abgewickelt. Es sind professionelle Kriminelle, die sie über Beziehungen zu illegalen autonomen Gruppierungen rekrutieren. Nicht gerade eine Meisterleistung kreativen Problemlöseverhaltend, nichtsdestoweniger äußerst effektiv. Die Frontmänner beschränkten sich auf die Kontaktaufnahme und den Transfer der interessierenden Ware. Sämtliche Bankgeschäfte werden über Konten der externen Gruppen abgewickelt, die Summen werden in bar abgehoben und verschwinden. Sie nutzen die Frontmänner als Tarnkappen; alles Systemische wird über sie getätigt, was die Aktivitäten natürlich nur auf diese Frontmänner zurückzuführen möglich macht. Lange Rede, kurzer Sinn—"

"Du hast versagt", beendete Sakura seinen Satz großzügig. Sie hatte nicht angenommen, auf Shikamarus Weg weiterzukommen. Selbst Neji hatte in den Weiten des Internets keinen konkreten Hinweis gefunden. "Was ist mit den fünfzig Prozent, zu denen ich unrecht habe?"

"Naruto mag dumm sein—"

"Hey!"

"—aber diese Leichtsinnigkeit ist genau das, was Uchiha aus der Reserve locken könnte. Die Auftragsmörder vor uns arbeiteten unter dem Deckmantel der Kollektivität. Mit ihrer holistischen Herangehensweise versuchten sie, über Akatsuki an Uchiha heranzukommen. Narutos wahllose Verteilung seiner Visitenkarten—was im Übrigen wirklich sehr dämlich ist, auch wenn es nur ein Prepaidtelefon ist—zielt er direkt auf Uchiha ab. Das könnte ihn beunruhigen und herauslocken."

"Du meinst also …" Sai machte eine kurze Pause. "… wir sollten ihn provozieren, anstatt ihn zu suchen?"

Shikamaru hob zwei Finger. "Zwei Möglichkeiten. Erstens", er knickte einen Finger ab, "Uchiha beißt an. Er wird nervös und zeigt sich, wodurch ihr zumindest die Notwendigkeit umgeht, ihn aufzuspüren. Zweitens, er ignoriert euch, weil er weiß, dass ihr in sowieso niemals finden würdet. Im schlimmsten Fall schickt er euch ein paar andere Assassinen, um auf Nummer sicher zu gehen."

Alle Blicke waren plötzlich auf Sakura gerichtet. Sie spürte, wie sich ein dünner Faden um ihren Hals legte, zum Zerreißen gespannt. Man verlangte eine Entscheidung von ihr, weil sie die einzige war, die einer fähig war. Naruto hatte seinen Standpunkt und Sai wog stets zu viele Seiten ab, als dass er sich auf eine stellen konnte. Sie war am objektivsten. Theoretisch. Die Scheu, die ihr in den Knochen saß, ließ sie subjektiv werden.

"Wir halten uns bedeckt", bestimmte sie nach einiger Bedenkzeit. "Naruto, es tut mir leid, aber in einer offenen Konfrontation hätten wir keine Chance. Du weißt, was man über diesen Uchiha sagt. Ohne Überraschungsmoment oder Hinterhalt oder irgendeiner anderen List können wir nicht gegen ihn gewinnen. Nicht, wenn er Akatsuki hinter sich hat."

Sai war hinter seiner gelassenen Maske sichtlich unstimmig damit. Er ging um den Tisch, wo Neji sich inzwischen dem nicht funktionsfähigen Hardwarechaos gewidmet hatte, über das er Rat in seiner Zeitschrift gesucht hatte, und sah aus dem Fenster. Nach einer Bedenkminute drehte er sich wieder um. "Was schlägst du vor? Wir müssen unsere Taktik in jedem Fall ändern."

"Es geht gegen den älteren Uchiha", stellte Sakura fest, als wäre ihr diese Erkenntnis gerade erst jetzt gekommen. "Was wäre einfacher, als den jüngeren ins Boot zu holen?"
 

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Sakura betrat das Golden Sun; ihr Stammcafé, das nachts zu einer Bar für die gehobene japanische Gesellschaft wurde. Dicke mahagonifarbene Tische, eine reiche Getränkekarte, gedämpfte europäische Instrumentalmusik, zuvorkommendes Personal. Die Coffeebar in der einen Ecke war schon längst geschlossen, als sie die Tür an diesem Samstagabend öffnete. Es war einige Tage vor Weihnachten und auf den gut besetzten Tischen konnte sie Männer in Anzügen ausmachen, die vor den Feiertagen noch einen guten Deal an Land ziehen wollten. An ihrer Seite nippten grazile Schönheiten anmutig an ihren Martinigläsern. Eskortdamen. Vermutlich.

Es hatte Diskussionen darüber gegeben, ob Sasuke um Hilfe gebeten werden sollte. Er hatte Schlimmes durchgemacht, was letzten Endes dazu geführt hatte, dass er das Team verlassen hatte. Sakura war noch nicht lange genug dabei, um seine gesamte Vergangenheit zu kennen, doch die Gegenwart sprachen für sich. Er war einst der erfolgreichste Hitter Hidden Leafs gewesen, still gefeiert als begabtes Talent, gelobt in den höchsten Tönen. Tsunade hatte alle Hoffnungen in ihn gelegt, als sie die Gruppe nach der Ermordung von Hiruzen Sarutobi übernommen hatte. Heute war er Stammgast in jeder Bar Hiranos, hatte kein Leben in den Augen und keine Perspektiven. Er war ein schwaches Abbild seiner selbst. Ein Schatten.

"Sakura!" Die blonde Kellnerin grüßte sie überschwänglich. Sie war Halbjapanerin; naturblond, blauäugig und kurvig. Etwas, das ihr sämtliche männliche Sympathien einbrachte. Sie waren vor vier Jahren zusammen nach Ōsaka gekommen, Ino und sie.

"Guten Abend, Ino." Sakura lehnte sich an den Tresen, hinter dem ihre Kindheitsfreundin ein Bier für einen Kunden zapfte. Er war ein gutaussehender Mittdreißiger mit grauen Schläfen. An der Art, wie Ino ihre rotgeschminkten Lippen leicht geöffnet hielt, konnte Sakure erkennen, dass er ihr gefiel. Der Ehering an seinem Finger schien sie nicht zu stören. Oder sie hatte ihn noch nicht bemerkt. Als Kellnerin in einem Café bestand für Yamanaka Ino keine Notwendigkeit, eine rasche Auffassungsgabe für Details zu entwickeln.

"Was darf ich dir bringen, meine Liebe?", flötete sie fröhlich. Der Geschäftsmann gab ihr großzügiges Trinkgeld und wandte sich wieder seinem Nachbarn zu.

"Eine Kanne Sencha. Mit zwei Tassen. Ich bin geschäftlich hier … irgendwie."

"Erwartest du einen Informanten?"

"Du weißt, dass du mich darüber nicht ausfragen sollst, Ino", tadelte Sakura streng. Sie konnte es ihrer Freundin nicht verdenken. Nichtsdestoweniger war diese Neugierde für eine hübsche Kellnerin gefährlich. Das hatte sie ihr schon oft gesagt, aber Ino war ein Vollblut. Sie liebte die Gefahr.

"Übrigens, es gehen neue Gerüchte um." Ino setzte das Wasser auf, um zu wirken, als tätige sie leichten Smalltalk. "Über Oto."

"Oto? Die Leute, die vor zwei Jahren versuchten, Sasuke zu töten? Ich dachte, ihr Kopf, dieser Orochimaru, sei tot?"

"Aus den Augen heißt nicht aus dem Sinn", korrigierte Ino. Mit einer Zange legte sie einige Teeblätter auf die Waage. "Zwei Portionen?"

"Lieber vier; das Gespräch wird länger dauern. Woher hast du diese Informationen?"

"Gerüchte, Sakura. Ich verbürge mich für nichts, was ich hier höre. Du weißt, wie die Leute abends im Golden Sun sind. Eine Menge heiße Luft." Damit hatte Ino durchaus recht. Das Café war untertags ein regulärer Ort für rechtschaffende Bürger auf ihrem allmorgendlichen Weg in die Arbeit, für Oberstufenschülergruppen und Mütter, die in Ruhe tratschen wollten. Es hatte einen guten Ruf. Das Publikum abends entsprach größtenteils der ersten Kategorie: Manager, Supervisor, Berater, Marketingleiter, die mit diversen Mitteln versuchten, große Geschäfte zu machen. Hier wurden Gefälligkeiten übergeben, Verhandlungen geführt, neue Geschäftskontakte hergestellt. Keine Kriminalität; bloß ein wenig wirtschaftliche Vorteilssicherung.

Sakura legte ihre Finger an ihre Lippen. "Die Typen hier haben doch gar keinen Umgang mit Ōsakas Opiumkartell. Weitergabe von Insiderinformationen, organisierter Aktienhandel, das ist deren Metier."

"Jaja", machte Ino schulterzuckend. Sie leerte das kochende Wasser aus dem Eisenkessel in eine gläserne Kanne, die auf einem bereits brennenden Stövchen stand. "Wie auch immer. Vor vier, fünf Tagen unterhielten sich jedenfalls drei Männer über jemanden, dessen Name eindeutig Orochimaru war. Ich konnte nichts Konkretes hören, aber es scheint, als habe er sie angeheuert, um den Kontakt zu jemanden mit dem Namen Vermeil Bravo herzustellen."

Sakura hob ungläubig eine Augenbraue. "Wer nennt sich so? Das ist eindeutig ein Deckname. Kein sehr guter, möchte ich meinen. Weißt du, wer das sein soll?"

Ino schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung. Mehr als das konnte ich nicht hören. Aber ich halte Augen und Ohren offen. "Auf wen wartest du eigentlich?"

Sie nahm einen Schluck von dem Mineralwasser, das ihre Freundin ihr aufmerksamerweise hingestellt hatte. Sakura hatte ihre Zielperson schon beim Betreten der Lokalität bemerkt: Uchiha Sasuke saß an seinem Stammplatz, der rechten Ecke der Bar auf einem von zwei Hockern, die an der schmalen Seite aufgestellt waren.

Ino machte einen wissenden Laut, den Sakura überging. Es war kein Geheimnis, dass sie sich vor einigen Jahren in den smarten Schönling verliebt hatte. Nicht minder hatte es Ino erwischt. Während die sprunghafte Blondine allerdings schnell von ihrem Schwarm abgelassen hatte, um sich den sehr viel responsiveren reiferen Herren zuzuwenden, konnte Sakura nicht von sich behaupten, Sasuke überwunden zu haben. Nach allem war er noch ihr Freund, um den sie sich sorgte. Jeden Tag ein bisschen mehr.

"Bring den Tee bitte zu uns, wenn er fertig ist", bat sie. Ihre Augen waren bereits auf Sasuke gerichtet, der sie endlich bemerkte. Er hob die Hand in einer laschen Geste, die einen schlaksigen Gruß darstellen sollte. Selbst als sie sich auf den Hocker an der Längsseite setzte, der dem seinen am nächsten war, weigerte er sich, sie einer ordentlichen Begrüßung zu würdigen.

"Was willst du?", fragte er barsch.

"Du siehst gut aus", umging sie seine Frage. Ungelogen; egal wie sehr Uchiha Sasuke versuchte, sich gehen zu lassen, der Drill seines Elternhauses war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Sein schwarzes Hemd saß mindestens so perfekt wie seine lose satinblaue Krawatte unter dem offenen Jackett. Frechheit, wie tadellos sein Haar saß, obwohl er es nur föhnte.

Sasuke zuckte lediglich die Schultern. "Was willst du?"

Also die harte Tour. "Deine Hilfe."

"Tsk", machte er hohl. Unaufgefordert schenkte er ihnen beiden Tee aus der Kanne ein, die Ino vor wenigen Sekunden platziert hatte. Nun war sie damit beschäftigt, Gläser an dem Waschautomaten zu spülen, der an jenem Ende des Tresens montiert war, an dem ihre beiden liebsten Stammgäste saßen.

Wie praktisch, dachte Sakura sarkastisch. Ino war die Neugierde in Person. Natürlich versuchte sie zu lauschen.

"Ich bin längst kein Mitglied mehr von Seven. Wieso braucht ihr meine Hilfe? Ihr habt doch diesen Wunderknaben aus Root oder ANBU oder von wo auch immer sie ihn rausgeschmissen haben."

"Sie haben ihn nicht rausgeschmissen", stellte Sakura streng klar. "Sai ging freiwillig, weil er nicht länger für die Regierung arbeiten wollte. Um das geht es hier nicht. Es geht um dich, Sasuke. Wenn du auch nur den geringsten Funken Freundschaft für Naruto und mich hegst, hörst du mich an."

Er winkte desinteressiert; tu, was du nicht lassen kannst. Diese Attitüde war ein Grund, wieso sie sich in ihn verliebt hatte. Diese unnahbare Arroganz, in der er wusste, wie gut er war. Dass sie diesmal seine Hilfe brauchten, war Bestätigung genug.

"Wir müssen jemanden aufspüren, dessen Spuren sich ständig im Sand verlaufen. Du warst unser begabtester Tracker—"

"Ich habe keine Lust, Sakura", unterbrach er sie. Mit einem Blick hatte er sie zum Schweigen gebracht. Diese Augen. Er hatte die Gabe, alleine mit seinen Augen zu sprechen. An der Art, wie er sie ansah, konnte sie erkennen, dass er ihnen keine Hilfe zukommen lassen würde, solange sie nicht den Namen aussprach, vor dem sie zurückschreckte. "Hidden Leaf ist meine Vergangenheit. Ich will nicht mehr im ständigen Kreuzfeuer stehen. Ihr seid meine Freunde und ich rechne euch hoch an, was ich damals für mich getan habt, aber …" Er ließ seinen Einwand stumm ausklingen.

"Es geht nicht um den Job", erwiderte sie, die dampfende Teetasse haltsuchend umklammernd. "Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre. Sasuke. Auch für dich."

"Wie könnte es für mich wichtig sein?"

Ihre Finger verkrampften um die Tasse. "Uchiha … Itachi." Sasuke riss seine Augen auf; ein untrügliches Zeichen, dass er seine Meinung geändert hatte. Jetzt, hatte sie seine gesamte Aufmerksamkeit. "Ich möchte klarstellen, dass wir deinen persönlichen Rachefeldzug gegen deinen Bruder vor Tsunade nicht unterstützen. Aber wenn du uns hilfst, wird dich niemand aufhalten, ihn zu töten."

"Habt ihr den Auftrag, es zu tun? Sakura?" Wie er ihren Namen aussprach; wie er sie mit seinen schwarzen Augen eindringlich ansah. Seit elf Monaten spürte Sakura in ihrem Freund wieder Hoffnung und Kampfesmut. Sie nickte.

"Wir werden es dir überlassen. Naruto und Sai sind damit einverstanden. Sieh es als Handel. Sein Leben gegen deine Hilfe. Am Ende bekommt jeder, was er will."

"Außer er." Dieser Gedanke schien ihn auf unheimliche Art freudig zu erregen. "In Ordnung. Aber ich will es sein, der ihm eine Kugel durch den Kopf jagt. Verspricht es mir, Sakura." Es fiel ihr nicht leicht, doch sie nickte erneut. Es war ihre einzige Chance, diesen Auftrag auszuführen. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und er nahm sie an. Sie hatten einen Deal.

"Es geht um Uchiha Itachi?", mischte sich Ino plötzlich ein. Sasuke ließ Sakuras Hand schlagartig los. "Dieser gesuchte Verbrecher von Red Moon, ja?"

"Akatsuki", verbesserte Sakura sie. Der Name, den die Medien verwendeten, wurde in ihren Kreisen selten genutzt. Ino sollte es lieber wissen, bevor sie sich verplapperte.

"Wie auch immer. So ein großer, schlanker Typ mit langen Haaren und einem ziemlich attraktiven Gesicht? Der war gestern hier. Nein, vorgestern."

"Uchi—" Sakura würgte sich selbst ab und drosselte ihre Stimme auf ein Minimum. "Uchiha Itachi war hier? Damit rückst du erst jetzt heraus?"

Ino hob abwehrend die Hände. "Woher sollte ich wissen, dass das relevant ist? Du erzählst mir ja nie, auf wen du angesetzt wurdest. Er war auch nicht auffällig. Ich hätte ihn fast übersehen, wenn er nicht so gut ausgesehen hätte. Schon gut, entschuldige", revidierte sie, als Sakuras böser Blick sie erreichte. "Wie gesagt, er hat sich nicht auffällig verhalten. Hat dort drüben an einem Tisch für zwei gesessen und eine Stunde gewartet. Er hat zwei Brandy hintereinander bestellt, danach hat er gezahlt und ist gegangen."

Sakura und Sasuke sahen sich ungläubig an. Sie wussten beide, was dieses eigentümliche Verhalten bedeutete. "Denkst du, er weiß, dass du öfters hier bist?"

"Mit Sicherheit", sagte Sasuke mit rauer Stimme. "Egal wie wir es drehen, damit hat er uns jedweden Handlungsfreiraum genommen. Ob es Zufall ist, dass er gerade jetzt auftaucht?"

Sakura bezweifelte es stark. "Naruto. Dein Bruder muss Wind von unseren Bemühungen bekommen haben. Solange wir nicht wissen, wie viel er weiß, sollten wir uns hüten, voreilige Schlüsse zu ziehen. Das Wichtigste ist, zu klären, wegen wem er hier war: Naruto oder dir."

"Ich kann es herausfinden."

"Nein." Ino zuckte zurück, als die synchron gesprochene scharfe Verneinung sie traf.

"Wieso nicht?", rief sie empört, drosselte dann aber ihre Lautstärke. "Er kommt bestimmt wieder."

Sakura legte eine Hand an ihre Schläfe. Manchmal war Ino noch leichtsinniger als Naruto! Musste an der Haarfarbe liegen. "Weil er ist, wer er ist. Du kennst seinen Ruf, Ino. Ich gebe dir hiermit einen Befehl: halte dich aus dieser Affäre heraus. Das ist Sache von Hidden Leaf. Uchiha ist gefährlich." Sie nahm Inos Hand auf und umschloss sie mit ihren eigenen beiden. "Ich lasse nicht zu, dass er dir wehtut."

Ino befreite sich brüsk aus dem liebevollen Griff. "Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Sakura. Kapier das endlich."

"Wir sind nicht mehr in Beaufort; kapier du das endlich. Das ist nicht South Carolina. Wir haben es hier mit einem Verbrecher der schlimmsten Sorte zu tun. Ich schwöre bei deinem Leben: wenn du es in Gefahr bringst, sperre ich dich in unserem Appartement ein und werfe den Schlüssel in Narutos Instantramen. Versprich mir, nichts Waghalsiges zu tun."

Ino seufzte genervt. Widerwillig hob sie die Hand. "Ich verspreche es."

Es war der zwanzigste Dezember und Ino hatte gelogen.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Nadeshiku
2013-04-01T11:40:43+00:00 01.04.2013 13:40
anfangs von ich es schwer zu verstehen aber sobald man drin ist in der story liest sie sich echt gut ^^
Von:  DarkBloodyKiss
2013-03-28T17:49:54+00:00 28.03.2013 18:49
Super tolles Kappi ^^
bin gespannt wie es weiter geht ^^
freue mich sehr aufs nächste Kappi ^^

glg DarkBloodyKiss ^^
Von:  Dark-san
2013-03-28T11:24:42+00:00 28.03.2013 12:24
Hi :) Tolles Kapitel! Mehr gibt es da gar nicht zu sagen :)

Und ja, ich lese dein "Geschwätz" :D
Ich bin für Itachi :D Weil das die Story richtig spannend machen kann, vor allem im Hinblick darauf, wie Sasuke reagiert :D Und Action ist gar nicht so schlecht :)
Bleib in diesem harten Milieu ;D Dann wird die Beziehung auch interessanter. Normal machen ja alle aus den Uchihas liebeskranke Trottel :/ Aber das ist total OoC - wenn du verstehst ;D

LG
Dark-san
Von:  L-San
2013-03-28T09:38:06+00:00 28.03.2013 10:38
Yoah, bin wohl wieder die erste Person, die dir 'ne Review schreiben darf.
Gut gewählter Schreibstil oder du hast das unbeabsichtigt getan:
Frisch geduscht und mit nacktem Oberkörper aus dem Badezimmer getreten, kippte er Eiswürfel in ein Glas, die er mit einem großzügigen Schuss Single Malt versenkte. Erst dann ließ er sich auf der Wohnlandschaft vor dem Couchtisch nieder, auf dem das kleine Kärtchen ihn spitzfindig anlinste.
Uzumaki Naruto.
Wirkt auf jeden Fall irgendwie James Bond mäßig, weißte? Find ich gut.
Ein sehr interessantes Kapitel.
Ähm, was ist A/N? Kenne ich gar nicht. Ich kenne nur deine A.A.
Kleine Fehler sind dir passiert, aber nicht schlimm. Wollte es nur mal anmerken.
Mir ist es eigentlich egal, welches Pairing, da ich deine FF trotzdem verschlingen werde.
Ich würde eher sagen Itachi, aber du kannst ja mal kurz irgendwo ein lemon/lime für SasuSaku schreiben. Muss jetzt nicht so der große Kitsch und Romantikzeugs sein. Ist schließlich ein Thriller.
Yoah, ich bin gespannt wie es weitergeht.
Momentaner Stand meiner Lieblingsautoren:
1.Platz: SONNE
2.Platz: HALO
3.Platz: Five.
Kann sich noch schnell ändern.
;D


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