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Bring back my Summer

von

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Ein ernstes Thema

"Was machst du hier?"

Sasuke konnte sich einfach nicht helfen. Es war seltsam den Blonden hier in Japan zu sehen. Bisher hatte er jedes Mal nach Amerika fliegen müssen.

Er erinnerte sich an das eine Mal, als er den Blonden gebeten hatte nach Japan zu kommen, da er es einfach nicht geschafft hatte das Geld für das Flugticket aufzubringen. Anstatt sich selbst in den Flieger zu bequemen, hatte Naruto ihm kurzerhand den Flug bezahlt. Wie war das noch? Minato ließ die Intimität zu, die Fugaku ihnen verwehrte.

Ruhige blaue Augen lagen auf ihm. Seit sie hier im Café saßen, hatte Naruto kein Wort gesagt und das war wirklich etwas, was Sasuke beunruhigte. Normalerweise war er derjenige, der dem Blonden beim Reden zuhörte und nicht verzweifelt versuchte ein Gespräch ins Rollen zu bringen.

Naruto seufzte und schloss kurz die Augen.

"Ich sagte doch, dass mein Dad hier einiges zu erledigen hat."

"Das beantwortet nicht meine Frage.", erwiderte Sasuke trocken.

Naruto zog die Augenbrauen zusammen.

"Was willst du hören? Als Dad sagte, dass er nach Tokyo müsste, fand ich den Gedanken hier zu sein irgendwie angenehmer, als alleine in L.A. zu hocken."

Damit hatte der Blonde natürlich recht. Sasuke wusste, dass er es nie lange alleine aushielt. Dass ihre Fernbeziehung nun schon etwas über ein Jahr hielt, war ihrem gegenseitigen Vertrauen zu verdanken.

Naruto hasste es alleine zu sein. Und der Blonde war alleine. Jedenfalls beziehungstechnisch. Freunde hatte er genug, Bekannte im Überfluss. Im Gegensatz zu Sasuke waren zwischenmenschliche Beziehungen für Naruto das A und O.

Sasuke musste sich selbst eingestehen, dass er recht - Wie nannte es die allgemeine Gesellschaft von unterbelichteten, versoffenen Vollidioten noch einmal, die leider auch noch den Großteil der menschlichen Bevölkerung ausmachten? Ach ja… - unsozial war...

"Also dachtest du, du lässt einfach ein paar Monate College ausfallen und fährst mit?"

Breit grinsend zuckte Naruto nur mit den Schultern.

"Tja, was soll ich sagen? Ich hab dich vermisst."

"Ich bin vor nicht einmal zwei Wochen zurückgeflogen. Normal hältst du es länger aus."

Mit leicht geröteten Wangen steckte Sasuke seine Nase zurück in die Karte des Cafés.

"Ganz genau, ich halte es aus. Es ist kein Umstand, der mir Freude bereitet. Besonders da ich feststellen musste, dass du immer noch nicht genug Eier in der Hose hattest, um wenigstens deine Freunde einzuweihen."

Das alte Thema schon wieder.

Ja, es war ihm unangenehm, dass er Hals über Kopf in diesen Chaoten verliebt war.

Aber es ging hierbei nicht einmal um die Tatsache, dass Naruto ein Kerl war. Es ging einfach ums Prinzip. „Ein Uchiha gab sich nicht so einfach jemandem hin und trat es erst recht nicht in der Öffentlichkeit breit.“ Das war mit einer der ersten Lektionen seines Vaters, nachdem Itachi ausgezogen war.

Itachi, das nächste unangenehme Thema seines Lebens.

Hatte Naruto nicht etwas davon gesagt, dass er dringend über dieses verdammte Ärgernis seiner Jugend reden musste?

Jugend....

Sasuke seufzte lautlos, versteckt hinter der Karte. Schlimm diese Gefühlsausbrüche und Grübelattacken in der Öffentlichkeit. Diese Schande, wenn ihn jemand so verwirrt sah

Ok, nun klang er selbst für sich selber lächerlich.

"Neben meiner fehlenden Courage erinnere ich mich dunkel, dass du noch über etwas anderes sprechen wolltest..?"

"Ja“, sagte Naruto lang und gedehnt, „doch ich dachte mir, damit warte ich bis nach dem Essen. Ich weiß ja, wie sehr dir dieses Thema auf den Magen schlägt. Apropos Essen, lass mich mal schauen, was sie hier haben."

Schnaubend reichte Sasuke die Karte weiter.

"Keine Ramen, Pizza oder anderes Fastfood."

Murrend schlug der Blonde die Karte auf und blätterte beinahe lustlos drin herum.

"Na super. Das heißt, ich zahl’ wieder für's Essen. Gut zu wissen."

Mit einem beinahe beleidigten "Hn" verschränkte Sasuke die Arme.

"Du warst derjenige, der mich in der Schule überfallen hat und der sagte, dass wir dringend Essen gehen müssten. Es ist ja nicht so, dass ihr hier eine Wohnung habt oder ich hier nicht wohne. Also wähle und hör auf dich zu beschweren."

Insgeheim wunderte sich Sasuke sowieso, wie der Blonde seine Figur behalten konnte, wenn er nichts anderes als Fastfood oder Ramen aß.

"Och, machst du dir etwa Sorgen, dass ich zunehmen könnte? Gib's doch zu, du liebst nur mein Äußeres, Sasuke."

Naruto warf ihm einen gespielt-beleidigten Blick zu.

Sasuke schnaubte leise.

"Klar, ich leg dich nur flach, weil ich scharf auf deinen Körper bin. Mit deiner Persönlichkeit kann ich nichts anfangen. Du kennst mich, ich bin ein oberflächliches Arschloch und hätte dich nicht genommen, wenn du 60 Kilo auf die Waage gebracht hättest."

Er ließ seine Stimme absichtlich gleichgültig und emotionslos klingen. Zu gut versteckter Sarkasmus konnte glatt dazu führen, dass seine kleine Blondine ausrasten würde. Hatte er selbst erleben dürfen und das war nicht schön.

Doch er war wohl offensichtlich genug geblieben.

Lachend schüttelte der Blonde den Kopf.

"Ich weiß, dass du ein Arsch sein kannst. Und ich kann auch mit gutem Gewissen sagen, dass du besessen von meinem bist."

Zwinkernd legte der Blonde die Karte auf den Tisch und gab der Bedienung ein Handzeichen.

Ihre Bestellung war ein Kaffee und ein Salat für Sasuke, für Naruto einen Chocochino und ein extra großes Stück Schokoladentorte.

"Das du so ungesund leben kannst."

Naruto warf ihm einen nun ernsthaft bösen Blick zu.

"Im Gegensatz zu dir, Mr. Süßigkeitenverweigerer, liebe ich Süßkram. Ich glaube fest daran, dass es mich noch süßer macht, als ich sowieso schon bin."

Der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue amüsiert nach oben.

"Wie du schon sagtest, stehe ich nicht so sehr auf Süßes."

Narutos Mundwickel verzogen sich zu einem frechen Grinsen.

"Ah, also bin ich eher heiß? Stehst du auf heißes, Sasuke-kun?"

Sasuke schloss die Augen. Jedes Mal wenn er mit Naruto unterwegs war, musste er aufpassen, dass er sich unter Kontrolle hatte.

Er hatte gelernt, seine Gefühle nicht vor anderen Menschen zur Schau zu stellen.

Doch Naruto schaffte es jedes Mal, dass diese Fassade anfing zu bröckeln.

Und ganz tief im Inneren gab Sasuke zu, dass es genau das war, warum er sich zu dem Blonden hingezogen fühlte. Bei Naruto konnte er - nun ja - er selbst sein.

"Mal von deinen Essgewohnheiten und meinen Obsessionen abgesehen: Was ist passiert, dass du auf einmal vor meiner Schule stehst und mit mir reden willst?"

Naruto seufzte leise.

"Du erinnerst dich, warum ich mit dir reden wollte?"

Sasuke murrte leise und verschränkte die Arme etwas fester vor seinem Körper, als wollte er sich selbst Halt geben.

"Es geht gar nicht darum, ob ich mich erinnere, sondern ob ich mich erinnern will.“

Sasuke merkte, spürte, dass sich etwas in Narutos Blick veränderte.

"Es geht um Itachi. Sasuke, was ist passiert?"

Sasuke konnte nicht anders, als ein abfälliges Schnauben von sich zu geben.

"Du weißt es ganz genau! Er ist abgehauen, hat mich alleine gelassen. Er ist schuld daran, dass ich der perfekte Sohn sein muss und nicht offen vor meiner Familie zu dir stehen kann. Ich kann dich nicht als meinen Freund zeigen, mit dem ich, na ja, wie soll ich es sagen... ausgehe, oder so. Die Frage ist eher, warum hat er mich hier zurück gelassen und ist einfach abgehauen!"

Naruto presste die Lippen aufeinander. "Ausgehen oder so? Du springst mit mir in die Kiste, du Idiot!" Naruto schien merklich aufgewühlt zu sein, vielleicht auch etwas beleidigt.

Seine sogenannten Freunde waren eine Sache, seine Familie und besonders sein Vater eine ganz andere.

Sein Vater würde ausrasten, komplett durchdrehen. So wie er es getan hatte, als Itachi die Familie verließ.

"Hör zu. Itachi hatte einen Traum. Und er hatte das Talent, um das zu tun, was er tat."

"Warum hat er sich nicht gemeldet? Nicht ein einziges Mal?"

Naruto zuckte nur mit den Schultern.

"Er hatte wohl seine Gründe."

Sasuke spürte, wie er langsam wütend wurde. Das konnte doch nun nicht Narutos Ernst sein!

Er hatte immer zu Itachi aufgesehen. Sein großer Bruder war ein Musterschüler gewesen. Im Alter von siebzehn Jahren hatte er das College abgeschlossen und wollte BWL studieren, wie es sein Vater vorgesehen hatte. Dann, aus heiterem Himmel, verkündete er, dass er nur noch die Abschlussprüfung machen würde, um dann seinem Hobby nachzugehen. Musiker...

Sasuke wusste, dass er mit dieser Aussage bei Naruto an der falschen Adresse war.

Minato arbeitete im Musikgeschäft, Naruto verdiente sein Taschengeld als Model und war selbst ganz angetan von der Musikerkarriere, mal davon abgesehen, dass sein Onkel ein eigenes Label hatte und seine Cousins Musiker waren.

Doch sein Vater hatte ihm eingetrichtert, dass es nichts Wichtigeres gab als ein solides Grundgerüst. Warum musste also sein Bruder sich in die Familientradition mütterlicherseits einreihen?

"Weißt du eigentlich wo Itachi sich aktuell aufhält?"

Sasuke sah dem Blonden in die Augen.

Flehentlich und fordernd zugleich - war das überhaupt möglich?- waren die beiden meerblauen Augen auf ihn gerichtet. Seufzend wandte er den Blick ab.

Naruto würde das Thema also nicht fallen lassen.

"Nein. Sollte ich?"

"Er ist hier in Tokyo..."

Erstaunt sah der Schwarzhaarige auf.

"Was? Aber warum...?"

"Und nein, er wird sich nicht melden. Itachi ist am Boden. Seit fünf Jahren. Ich weiß, dass er zu stolz ist, um sich mit eurem Vater zu versöhnen. Und Dad meinte wohl auch, das Fugaku Itachi eher auseinandernehmen würde als ihn wieder zu akzeptieren."

Sasuke presste die Lippen aufeinander.

Er wollte grade zu einer bissigen Antwort ansetzen, als die Bedienung zurückkam.

Während sie ihre Bestellung vor ihre Nasen stellte, überlegte Sasuke was er antworten könnte.

Einfach das Thema wechseln würde nichts bringen. Naruto wollte heute darüber reden. Wenigstens ließ er das Thema Outing sehr elegant unter den Tisch rutschen. Da schien er erst einmal Ruhe zu haben.

Wer wusste wie lange ihm die Götter noch gnädig waren.

Die Bedienung war wieder verschwunden - Sie hätte sich wirklich etwas mehr Zeit nehmen können. Standen Teller und Besteck überhaupt parallel zueinander? Warum hatte sie nicht noch ein wenig weiter ihr Essen platzieren können?- sah er Naruto wieder direkt in die Augen.

"Laut Vater hat er nur noch einen Sohn."

Naruto nickte verstehend.

"Und du teilst diese Meinung."

Seufzend wuschelte sich der Blondschopf durch die weiche Mähne.

"Gut, dann werde ich dir einen kleinen Einblick in das geben, was die Matsumotoseite der Familie beschäftigt."

Während Naruto scheinbar seelenruhig in seinem Chocochino herumrührte, erdolchte Sasuke seinen Salat mit seinem Blick.

Knurrend spieß er eine Tomate auf seine Gabel.

"Na da bin ich ja mal gespannt. Ach ja, guten Appetit!"

Damit schob er sich die tiefrote Beere in den Mund.

"Also..." Der Blonde nahm einen Schluck von seinem ach so geliebten Heißgetränk. "Wie gesagt, befindet sich dein Bruder hier in Tokyo. Was weißt du sonst so über ihn?"

Sasuke zuckte mit den Schultern, während er nun beinahe lustlos auf einer Gurke rumkaute.

"Nur, dass er laut Onkel Takashi ein wahres Genie an der Gitarre sein soll. Nicht zu vergessen seinen Platz in dieser Metalband, die er seiner eigenen Familie vorzieht."

Sasuke wusste, dass er wie ein eifersüchtiges, kleines Kind klang. Doch als sein Bruder sie verlassen hatte, war er eben noch ein Kind gewesen.

Er konnte dieses Gefühl einfach nicht abstellen. Jedes Mal, wenn er an die Band seines Bruders dachte, kam ihm die Magensäure hoch.

Und nun so ausgehorcht zu werden und das auch noch von der Person die er liebte, war einfach kein Stimmungsaufheller.

Als er nach einigen Bissen und einer kurzen Redepause wieder nach oben blickte, musste er bei dem traurigen Blick, den Naruto ihm zeigte, schwer schlucken.

"Was?"

"Du weißt es wirklich nicht oder?"

"Wie gesagt, ich hatte lange nichts mehr von ihm gehört. Er meldet sich ja auch nicht von selbst bei mir. Was ist passiert, dass du so komisch bist?"

Naruto seufzte ergeben.

"Nur vorne weg, ich darf dir das eigentlich nicht sagen, da Dad meinte, ich soll mich nicht in eure Familienstreitereien einmischen. Doch ich kann einfach nicht zusehen, wie du unter der Trennung von deinem Bruder leidest."

Leiden? Er?

Sasuke zog erschrocken die Luft ein und vergaß dabei glatt, dass er noch beim Essen war.

Hustend und prustend versuchte er verzweifelt seine Atemwege wieder frei zu bekommen. So verschluckt hatte er sich ja schon lange nicht mehr. Wie peinlich.

"Was zum Teufel, Naruto!"

Wollte der Blonde ihn umbringen?

Besorgt war sein Freund neben ihn getreten und versuchte den Hustenreiz mittels Rückenspanking zu lindern.

Wollte er ihm das Rückrad brechen?

"Kein Grund sich ersticken zu wollen."

Sasuke warf seinem Freund einen bösen Blick zu.

"Du bist Schuld!"

Als sich Sasuke wieder etwas unter Kontrolle hatte, rieb er sich über die schmerzende Brust.

"Also. Wo war ich?"

Sasuke schnaubte ungehalten.

"Dabei mich umzubringen!"

Augenrollend fuhr Naruto fort.

"Ach ja, genau, also. Erstens: dein Bruder hatte es in den letzen fünf Jahren nicht leicht. Seine Band ist... bei einem schlimmen Unfall verunglückt..."

Sasuke zog scharf die Luft ein und war froh, dieses Mal nichts im Mund zu haben.

"Wie..? Was ist mit..."

"Zweitens: deinem Bruder geht es gut, jedenfalls körperlich. Seelisch befindet er sich in Depressionen, da er das Einzige verloren hat, was er noch liebte und was ihm Spaß machte. Ihm geht es wirklich scheiße, Sasuke!"

Sasuke spürte einen leichten Stich in seiner Brust. Kam es von einer Hustenattacke oder waren es etwa Sorgen, die in ihm aufkeimten?

Doch ein Blick zu Naruto verriet ihm, dass der Blonde noch nicht fertig war. Sollte das hier etwa eine Standpauke werden? Wollte er ihm die Schuld für die Misere seines Bruders geben? Was interessierte es Naruto überhaupt? Warum erzählte er ihm das alles und warum klang es bei ihm so... nebensächlich, so emotionslos? Normalerweise würde der Blonde ihm bei einem solchen Thema eine viel größere Szene machen.

"Ich bin noch nicht fertig. Ich will endlich, dass du etwas einsiehst. Itachi hat sich nicht von dir fern gehalten, weil du ihm scheißegal bist. Er hat sich wegen deinem Vater ferngehalten."

Sasuke verengte leicht die Augen.

Er glaubte zu verstehen, worauf das hier hinauslief.

Und es gefiel ihm nicht.

"Ich weiß von Nevia, dass Itachi versucht hatte mit dir in Kontakt zu treten. Er wollte es, doch er wusste auch, dass Fugaku es niemals zulassen würde. Für ihn ist Itachi gestorben, so wie wir das auch schon festgestellt haben."

Sasuke stocherte lustlos in seinem Salat herum.

"Was hat das mit mir zu tun? Er hätte ja nicht mit Vater reden brauchen, aber wenigstens mit mir!"

Narutos griff um die Kuchengabel wurde fester.

"Hasst du deinen Bruder? Willst du wirklich nichts mehr von ihm wissen?"

Sasukes Kopf schoss nach oben.

Wann hatte er das denn gesagt? Hatte er etwas verpasst?

Bitte stoppt doch jemand einmal das Band und spult zurück zu der Stelle in seinem Leben, in dem er sagte, dass er seinen Bruder hasst oder verabscheut.

Er war sauer, definitiv. Itachi hatte ihn mit einer schweren Bürde zurückgelassen. Doch wenn sein Bruder wenigstens mit ihm gesprochen hätte, oder sich einmal bei ihm gemeldet hätte, dann hätte er ihm verzeihen können.

Glaubte er zumindest.

Nein! Wenn er so darüber nachdachte, war es wirklich so. Nur ein Wort, eine Entschuldigung und er hätte den Kontakt aufrecht erhalten.

"Ich bin sauer, das gebe ich zu. Aber ich hasse ihn nicht. Er ist mein Bruder und es war seine Entscheidung. Ich habe ihn immer darum beneidet, dass er von meinem Vater weggekommen ist, dass er die Freiheit erlangt hat, die ich gerne hätte. Doch er hat meiner Mutter das Herz gebrochen und mich im Stich gelassen."

Der Schwarzhaarige musste sich wirklich zusammenreißen, dass er nicht das Café zusammenbrüllte. Obwohl er große Lust dazu hatte.

Einfach brüllen und seinen Emotionen nur einmal Luft lassen.

Doch ein Uchiha...

Oh Gott, zitierte er wirklich schon wieder seinen Vater?

"Schön, dass du mir das sagst. Itachi glaubt, dass du ihn hasst und hat sich damit abgefunden."

Langsam, wie in Zeitlupe, ließ Sasuke seine Gabel sinken.

"Was?"

"Er hatte angerufen, gleich als sie den ersten Auftritt hatten. Doch zu seinem Pech hat dein Vater abgehoben. Er sagte ihm dass du ihn hasst, dass weder du noch deine Mutter etwas mit ihm zu tun haben wollen. Er lebt in dem Glauben, dass selbst ihr ihn verabscheut."

Sasuke zitterte.

"Warum sagst du mir das erst jetzt?"

Der Schwarzhaarige presste die Lippen aufeinander.

Warum rückte Naruto erst jetzt mit der Sprache raus? Warum hatte er ihm das nicht alles schon lange erklärt? Wie lange waren sie noch einmal zusammen? Etwas über ein Jahr?

"Ich habe nichts gesagt, da ich es zum einen selbst erst vor wenigen Wochen herausgefunden habe und zum anderen habe ich überlegt, wie ich dich von Zuhause weg bekomme."

Sasuke spürte wie die Wut in ihm hoch kochte.

"Mich von Zuhause wegbekommen? Was soll der Mist?"

Langsam schon sich Naruto ein weiteres Stück von seiner Torte in den Mund.

"Weil dein Vater dich kaputt macht. Itachi konnte rechtzeitig raus kommen. Er hat seine Chance genutzt."

"Und wie man sieht hat es ihm nichts als Ärger eingebracht."

"Keiner konnte etwas für den Unfall. Er hat wenigstens seine Freiheit."

Wütende, schwarze Augen trafen auf ihre blauen, traurigen Artgenossen.

"Bin ich Ärger für dich, Sasuke?"

Zitternd schloss Sasuke die Augen. Mit einem Mal war seine gesamte Wut verraucht. So schnell wie sie in ihm hochgestiegen war, so schnell war sie auch wieder weg.

Wer hatte es eigentlich gewagt diese verdammte Gefühlsachterbahn in ihm zu installieren?

So kannte er sich gar nicht.

"Natürlich nicht. Du weißt das. Nur..."

"Nur?"

"Solange wir in Japan sind, sollten wir uns zurückhalten. Du kannst dir denken, was mein Vater mit uns macht, wenn er davon erfährt. Besser den Deckmantel der Freundschaft benutzen als..."

"Als was? Als ehrlich zu sein? Anstatt sich aufzurichten und endlich die Freiheit zu genießen, die uns zusteht?"

Schnaufend war Sasuke seine Gabel auf den Teller, ignorierte dabei die erschrockenen Blicke, die ihnen zugeworfen wurden, und sah seinen Freund wütend an.

"Künstler und ihr Hang zur Freiheit. Es ist nicht immer alles so leicht. Vater würde mich rausschmeißen. Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, ist es das was du willst."

Naruto schüttelte den Kopf.

"Nein, das ist es nicht. Ich will dich nicht von deiner Familie trennen, ich will dich nur vor diesen verdammten Einfluss schützen. Siehst du denn nicht, dass es nicht nur dich sondern auch uns kaputt macht?"

Sasuke seufzte ergeben.

"Du willst, dass ich mit Itachi rede? Fein. Kannst du haben. Du willst, dass ich zu dir stehe? Gut, dann werde ich es vor meinen Freunden tun. Aber vor meinem Vater? Was ist mit meiner Mutter? Soll ich sie am Ende alleine seinen Launen aussetzen?"

Sie starrten sich an. Eine gefühlte Ewigkeit passierte gar nichts, bis Naruto langsam nickte.

"Gut. Damit kann ich leben."

Leicht grinsend griff er zu seinem Handy.

"Keine Sorge. Ich lass dich das Ganze nicht alleine durchstehen. Es heißt nicht umsonst "uns" und "wir". Ich nehme dieses "uns" und "wir" sehr ernst, Sasuke. Und egal was passiert, du weißt, dass du nicht allein bist."

Sasuke seufzte leise.

Oh ja, Naruto nahm es sehr ernst. Er auch, solange er Überlebenschancen hatte. Und doch machte sich weiter hinten in seinem Kopf ein lästiger Gedanke breit. Was wäre, wenn sie beide wirklich offener sein konnten? Wenn sie sich nicht verstecken mussten vor seinen Eltern? Er wusste, dass Minato ihn mehr als nur akzeptiert hatte. Herr Gott, er nannte ihn sogar spielerisch seinen Schwiegersohn. Er wusste auch, dass von Seiten seines Onkels sofort Hilfe eilen würde. Schließlich war einer seiner Söhne ebenfalls in einer homosexuellen Beziehung.

Ok, seine Cousins hatten auch beide Kinder, aber was machte das schon für einen Unterschied?

Und normalerweise war er niemand, der Angst hatte, ganz im Gegenteil. Nur vor seinem Vater...

Er wusste nicht was es war. Es war wie eine Erinnerung, die lieber da bleiben wollte, wo sie war.

Tief in seinem Unterbewusstsein, versteckt unter Selbstvertrauen und Arroganz.

Das Thema Familie war eben seine einzige psychische Makel.

Nur am Rande bekam er mit, wie Naruto mit jemandem telefonierte.

Was heckte er nun wieder aus?

Er wusste ja, dass der Blonde nur in seinem Interesse handelte, doch es war heute einfach nur anstrengend.

"Nächste Woche."

Sasuke zuckte leicht zusammen und sah verwirrt auf.

"Nächste Woche?"

Wollte er denn wissen was dann war?

Naruto schmunzelte leicht.

"Nächste Woche besuchen wir Itachi. Ich habe eben mit Nevia telefoniert. Dein Bruder hat sich wenigstens aufgerafft in einer Indieband zu spielen."

Der Schwarzhaarige schnaufte abwertend.

"Indie? Was treibt ihn zu dieser Verzweiflungstat?"

Er sah nur, wie Naruto eine Augenbraue hoch und seufzte.

"Ablenkung?"

"Soll vorkommen, dass jemand das braucht."

Sasuke schloss die Augen.

"Hör auf mit deinem Zynismus. Das ist meine Aufgabe."

Naruto zuckte unbeeindruckt und grinsend mit den Schultern.

"Tja, aber da du heute mit der emotionalen Achterbahn fährst, auf der ich normalerweise hocke, muss ich ja den zynischen und sarkastischen Part in der Beziehung übernehmen. Du weißt schon, Gleichgewicht der Partner und so."

Nun war es an Sasuke mit den Augen zu rollen.

"Schon verstanden. Wir treffen nächste Woche meinen Bruder, damit ich die gesamte restliche Woche ein nervliches Wrack bin, an dem du deinen Spaß haben wirst."

Grinsend legte Naruto den Kopf leicht schief.

"Und natürlich werde ich dich diese Woche dazu nötigen, wenigstens vor Shikamaru und Kiba zuzugeben, dass wir liiert sind. Auch wenn es mir den Spaß nimmt die beiden zu schocken."

Sasuke fing an seinen Salat weiter zu essen und seufzte ergeben.

"Freude. Wo wir schon beim Thema Idioten sind, was sagt dein Team eigentlich dazu, dass du einige Zeit nicht beim Training sein wirst?"

Der Blonde zuckte nur mit den Schultern.

"Was sollen sie schon großartig sagen? Es ist ja nicht so, dass Wettkämpfe in der Zeit anstehen. Und ich hab einige Aufträge hier bekommen und noch ein oder zwei potentielle Jobs in Aussicht. So kann ich dich etwas verwöhnen mit schönem Essen und Kino, weißt du?"

Sasuke schüttelte nun doch wieder leicht amüsiert den Kopf.

"Sollten Dates nicht eigentlich ausgetragen werden, bevor man in die Kiste hopst?"

Naruto schnaubte leicht und hatte endlich wieder sein typisches, breites Grinsen auf den Lippen.

"Na komm, wir hatten Dates. Und ab und zu mal was unternehmen hält die Beziehung frisch. Wenn wir schon mehr Zeit miteinander haben, dann sollten wir sie auch nutzen."

Sasuke nickte leicht. Ein wenig mehr Zeit würde ihnen gut tun.

"Und ich hab gehört, hier in Japan gibt es schöne Hotels, falls es bei uns zu unprivat wird."

Der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue nach oben.

"Da kommst du erst rein, wenn du mindestens achtzehn bist."

Enttäuscht sah der Blonde ihn an.

"Und die Sexshops?"

"Auch erst ab achtzehn."

Naruto seufzte gespielt traurig.

"Nun gut, dann muss ich eben Dad ne Liste mitgeben, was wir brauchen."

Nun merklich belustig hob Sasuke eine Augenbraue.

"Kannst dir auch gleich seinen Ausweis ausleihen. So viel unterschied ist da nicht."

Naruto lachte beherzt auf. Nach diesem ernsten Gespräch zuvor, tat es gut ihn wieder lachen zu hören.

"Oh ja, könnte klappen. Aber dann muss ich ja erklären, wie ich als siebenunddreißig Jähriger einen so jungen Hüpfer abbekommen konnte."

Sasuke zuckte mit den Schultern.

"Im Zweifelsfall Geld."

Naruto schüttelte lachend den Kopf und machte sich nun über seine restliche Torte und Chocochino her.

Irgendwie wurde Sasuke das Gefühl nicht los, dass Narutos Anwesendheit in Japan mehr Probleme verursachen würde als selbst vom Blonden geplant.
 

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Erschöpft und ausgelaugt ließ sich Itachi auf die Couch sinken.

Diese verdammten Dilettanten waren wirklich noch weit am Anfang. Diese Indieband, so beliebt sie auch in Untergrundkreisen sein mag, war einfach ein Albtraum.

Seufzend fuhr sich Itachi durch die lange Mähne.

Was hatte er sich nur dabei gedacht?

Bass war ja schön und gut, auch der Leader schien wenigstens etwas an der Gitarre meistern zu können. Der Keyboarder war ganz OK, muss aber noch an den Einstellungen üben, die er vornahm und der Drummer...?

Na ja, Kraft hatte er, Rhythmus auch, aber doch nicht für die Musik, die sie planten zu machen.

Jeder versuchte den Fakt zu überspielen, dass sie eigentlich keinen Pop mochten. Gut, das ließ sie alle in einem Boot sitzen, doch so lust- und kraftlos die Stimme des Sängers rüber kam, würden sie nicht weit kommen.

Aussehen ging wirklich über Talent in dieser Band, doch das sind meistens diejenigen, die kurz in den Oricon Charts auftauchen um dann in den Tiefen der Mainstreammühlen zu verschwinden.

Juhu. Das würde ein Spaß werden.

Das dieser Deidara seine Stimme auch noch verteidigte, als wäre sie sein höchstes Gut...

Was sollte er nur von der ganzen Sache halten?

Außerdem wurde er das Gefühl nicht los, dass der Name Deidara irgendwas in ihm wachrufen wollte.

Nur was?

Ein dumpfes "Plonk" auf dem Balkon ließ ihn genervt aufhorchen.

Verdammt der hatte ihn grade noch gefehlt.

"HIDE! Verdammt noch mal, wir waren noch nicht fertig!"

Wütendes Getrampel aus der Wohnung über ihm war zu vernehmen, was nur eines hieß. Hide war wieder abgehauen, das "Plonk" war der Indiz, dass er auf SEINEN Balkon gesprungen war - mal wieder- und das verzweifelte Kratzen an der Balkontür verriet ihm, dass er seinen Cousin lieber reinlassen sollte, bevor die Raubkatze unter den Bandleadern und Managern ihm hinter her sprang.

Schwerfällig erhob er sich und streckte sich einmal ausgiebig, bevor er die Tür öffnete, nur um zwei Sekunden später einen rothaarigen Gitarristen um den Hals hängen zu haben.

"Bist du wieder abgehauen?"

Große, braune Augen sahen ihn leicht weinerlich an.

"Itachiii, Yoshiki hat meine PS3 abgebaut und weggesperrt. Er will jetzt noch arbeiten. Kannst du dir das vorstellen?"

"JA KANN ER!", donnerte es von oben.

Der rothaarige Gitarrist von "X Japan" zuckte zusammen.

"Verdammt, er und sein verdammtest Fledermausgehör..."

Schnell schlug Hide die Tür hinter sich zu und hüpfte die fünf Stufen hinunter, die in die Wohnküche führten.

"Hast du Kaffee da?"

"Nein, du solltest es dir auch nicht zu gemütlich machen. Ich will den Leaderhulk nicht hier im Wohnzimmer wüten haben. Ansonsten kann ich mir eine neue Einrichtung holen, die du mir bezahlen wirst."

Hide wandte sich zu ihm um und lächelte ihn strahlend an, wie immer, wenn er den "Ernst" der Lage überspielen wollte.

"Komm schon, Cousinchen, wenn Yo-chan hier runter kommt, dann werde ich ihn besänftigen. Ich hatte nur gehört, dass du wieder da bist und dachte mit, komm ich mal zu Besuch."

Itachi grummelte leise vor sich hin, auf Grund der Verweiblichung seiner selbst. "Besser: du bist geflohen vor der Arbeit und dachtest dir, geh ich Itachi mal lieber auf die Nerven, bevor er sich zu sehr von seiner neuen Band erholen kann?"

Überrascht zog Hide eine Augenbraue nach oben.

"Du spielst wieder?"

Begeistert hellte sich seine Miene auf und wie ein Gummiball kam er auf Itachi zugehüpft.

"Oi, Coooool. Welches Genre? Metal? Alternative? Rock?"

Itachi drückte seinen Cousin schnell mit einer Hand auf der Stirn von sich und verhinderte so die nächste "liebevolle" Umarmung.

"Ich bin Bassist. Ich gehe nicht mehr mit der Gitarre auf die Bühne, das weißt du! Ich werde nie wieder eine Gitarre anrühren. Das habe ich mir geschworen!"

Der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern.

"Ich habe auch geschworen ich höre auf zu rauchen und zu saufen. Und was ist? Yo-chan übertreibt es mit der Arbeit so sehr, dass ich Kettenraucher bin und mit meiner eigenen Band liebe ich es einfach Sauftouren zu machen. Wie du siehst, nichts ist für die Ewigkeit."

Murrend begab sich Itachi in die Küche und setze Kaffee auf.

"Bei mir handelt es sich aber um keinen guten Vorsatz fürs neue Jahr."

Hide winkte mit einer Hand ab.

"Ja, ja, ja, sag mir lieber wie die neue Band ist."

Bevor Itachi antworten konnte, wurde bei ihm sturmgeklingelt. Während Hide zusammenzuckte, bequemte sich Itachi zur Tür. Er wusste aus Erfahrung, dass einfaches Ignorieren die Situation nur verschlimmerte.

"Yoshki-san, guten Abend."

Yoshiki Hajashi, Drummer, Leader und Manager der Band X Japan stand mit verschränkten Armen vor der Tür.

"Wo ist das Monster?"

"Drin, willst du rein kommen?"

"Nur keine Umstände. Ich schnapp ihn mir und trete ihn zur Not den Balkon wieder hoch. Wie hängen einen Tag hinter der Zeitplanung. Selbst Gackt hat seine Truppe besser im Griff, schafft seine Zeitpläne und muss dabei mehr Leute unter einem Hut bringen als ich."

Hide seufzte leise.

"Wie wäre es, wenn wir einfach eine Pause einlegen? Du bist überarbeitet und die anderen können ebenfalls nicht mehr. Lerne endlich zu sehen, wann man noch etwas aus einem Abend rausholen kann."

Itachi seufzte lautlos und wollte gerade die Tür wieder schließen, als Toshi sich durch den Eingang quetschte.

"Nabend Itachi, was macht die neue Band?"

Schnaufend wandte sich der Schwarzhaarige um und ging zurück zu seiner Couch. Wenn drei von denen hier waren, würden die anderen beiden nicht lange auf sich warten lassen. Und nun da Toshi das Thema Band angesprochen hatte, schien selbst bei Yoshiki die Neugierde zu gewinnen.

"Neue Band?"

Nach dem der Sänger von X Japan auch noch Pata- Gitarrist- und Heath- Bassist- reingelassen hatte, wusste der junge Uchiha schon, dass es heute eine lange Nacht werden würde.

"Du spielst wieder? warum hast du mir nichts gesagt?"

Hide kramte Becher aus den Schänken, um ihnen allen Kaffee einzugießen.

"Warum fragst du, Yo-chan, willst du Pata arbeitslos machen?"

Yoshiki schnaubte und zog eine Augenbraue nach oben.

"Ich dachte eher an dich. Itachi hat mehr Verantwortungsgefühl im kleinen Finger, als du in der gesamten Hand!"

"Na toll, danke. Die ganze Zeit arbeiten ist nicht gesund und das weißt du. Außerdem ist Itachi kein Gitarrist sondern Bassist. Also müsstest du schon Heath rauswerfen."

Der Bassist der Band verschränkte die Arme und legte den Kopf schief.

"Warum denn nun mich?"

Itachi blickte leicht über die Schulter zu den Anderen.

"Wie wäre es, wenn ihr euch 'nen Kaffee oder 'nen Bier schnappt, Hide mir meinen Kaffee mit bringt und ihr mich ausfragt, bevor es hier zu unnötigen Kündigungen kommt. Ich sage euch, wenn die Band länger als ein halbes Jahr in den Top 100 der Indiebands bleibt, dann knutsch ich Kyo."

Die anderen lachten.

"Wie gut, dass es die so sehr gefällt. Sind die wirklich so umwerfend?"

"Toshi, überlass den Sarkasmus denjenigen, die ihn beherrschen. Also, erzähl." Heath setzt sich auf einen von Itachis Sessel und nahm eines der Biere an, die Pata ihm reichte.

Itachi fing an zu erzählen, von seinem Tag, von der Band, vom Label. Er wusste nicht warum, doch es war, als würde er in einer Zeitschleife sitzen, in der X Japan und seine alte Band zusammen saßen und sich nächtelang unterhielten. Es war wirklich wie in alten Zeiten.

Und das ließ sein Herz schmerzen.

Genau das wollte er vermeiden. Diese Erinnerungen.

Doch was sollte er tun? Hide war sein Cousin und die anderen von X Japan kannten ihn einfach zu lange, als dass sie einfach aufgeben würden. Wenn sie reden wollten und wollten das Itachi redete, dann konnte er ihnen nicht entkommen.

Nur nun gab es endlich mal wieder ein Thema, welches nicht den Wunsch in ihm weckte vom Balkon zu springen.

Nach dem Unfall vor fünf Jahren, war jeder um ihn herum vorsichtig geworden. Jeder behandelte ihn, als wäre er aus Glas. Und so fühlte es sich langsam wirklich an. Als wäre er aus Glas und jedes Sandkörnchen könnte ihn zerspringen lassen.

Hide, Yoshiki, Heath, Pata und Toshi waren diejenigen gewesen, die ihn behandelt hatten wie immer. Sie hatten getrauert, ja, aber sie hatten ihn nicht in Watte gepackt. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb er mit so vielen gebrochen hatte?

Zitternd zog er die Beine an seinen Körper und nahm einen großen Schluck Kaffee. Kurz trafen sich Hides und sein Blick und der Schwarzhaarige glaubte eine Spur Sorge aus den braunen Augen seines Cousins lesen zu können. Doch keinen Wimpernschlag später war es wieder weg. Hatte er sich das eingebildet?

Itachi nahm noch einen großen Schluck seines Kaffees. Er hatte einfach das Gefühl als wäre es unsagbar kalt in der Wohnung. Er wusste dass es nicht so war. Die Heizungen liefen.

Nein, diese Kälte kam von Innen.

Und genau das machte Itachi irgendwie Angst.

Denn wenn er so überlegte, wusste er doch glatt nicht mehr, wie sich innere Wärme anfühlte.
 

+++++++++++++++++++++++
 

Merklich schlecht gelaunt schloss Deidara die untere Haustür auf, die in den Flur des Mehrfamilienhauses führte.

Er hatte noch nie wirklich gute Laune gehabt nach der Arbeit. Er konnte nichts dafür. Er mochte die Jungs - ok, alle bis auf Hidan und den Neuen - und Musik war seine Leidenschaft. Doch aktuell war es mehr ein Leiden ohne das "Schaft".

Hinzu kam, das der Neue auch noch auf seiner Stimme herumtrampeln musste. Seine Stimme wurde von allen als herzzerreißend eingestuft, die Frauen liebten seine Stimme...

Warum machte es ihn dann so fertig, das dieser Neue ihn einfach nicht akzeptieren konnte?

Er war nicht wie die anderen umhergesprungen oder hatte sich gefreut wie ein Gummibärchen auf Drogen, dass er bei ihnen mitmachen durfte.

Nein, es war glatt so, als hätten sie nun noch einen, der dieses Genre hasst.

Das schlimme, der Schwarzhaarige konnte nicht nur spielen, nein, er war auch noch heiß.

Schulterlange, schwarze, gestufte Haare, schwarze Augen und einfach nur eine benahe zu perfekte Figur.

Wenn der verdammte Mistkerl die Klappe gehalten hätte, wäre er sicher gewesen, das ER nun seine Freundin betrogen hätte. Zum Glück hat die freche Klappe dieses Neulings seine Neugierde im Keim erstickt.

Obwohl er zugeben musste, dass dieser Kerl irgendwas in ihm auslöste. Wie eine alte Erinnerung, die langsam aus dem Unterbewusstsein nach oben kriechen wollte.

So etwas hatte er ja noch nie erlebt. Das war das erste Mal, dass er so verwirrt war von einem Menschen. Wer war dieser Itachi nur?

Langsam, beinahe schleichend, kroch er förmlich die Treppen nach oben. Er traute sich nicht wirklich nach Hause zu kommen. Es gab immer zwei Szenarien, die sich abspielten. OK, eigentlich drei, doch die dritte war immer seltener geworden.

Entweder, seine Freundin war mit einem anderen im Bett, die Wohnung stank förmlich nach Seitensprung oder es war ausnahmsweise mal so, dass sie brav geblieben ist. Das vierte Szenario war bisher nur zwei Mal vorgekommen. Seine Freundin lag mit einem anderen im Bett, allerdings in dessen Wohnung und nicht in der ihren.

Je näher er seiner Etage kam, desto stärker wurde die Übelkeit. Seit zwei Jahren betrog Sie ihn schon, zwei Jahre in der sie fast jeden Tag wen anderes hatte. Ihre Entschuldigung war es, dass er nicht genug mit ihr schlief. Doch schon nach dem ersten Seitensprung konnte Deidara sich einfach nicht mehr vorstellen diese Frau noch einmal anzufassen.

Doch ausziehen oder sie verlassen war keine Option. Alleine konnte er sich kaum eine eigene Wohnung leisten und er mochte es nicht alleine zu sein. Und welche Frau würde einen Mann akzeptieren, der gleich beim ersten Date sagen muss, dass er bei ihr einziehen will oder jeden Abend zurück fährt zur Ex?

Er verstand auch nicht, welche Gründe sie an ihn band.

War es der Fakt, dass er endlich in einem Label arbeitete wo er ernsthaft Chance auf einen Durchbruch hatte, selbst wenn ihm seine Arbeit nicht gefiel?

War es das?

Der Reiz sagen zu können "Das ist mein Freund"?

Wie erbärmlich. Diese Frau war erbärmlich.

Und er war das erbärmlichste, was auf diesen Planeten wandelte.

Worüber hatte er sich zuvor aufgeregt?

Es war auf jeden fall ein angenehmeres Thema als das hier...

Ach ja, dieser neue, heiße Typ in der Band.

Egal wie lange Deidara auch darüber nach dachte, dieser Kerl kam ihm bekannt vor. Und warum sollte jemand von einem Major-Lable wie Sweet Melon wechseln zu P'n'R?

Langsam kramte er seinen Schlüssel aus seiner Tasche und steckte ihn zitternd ins Loch.

Eins, zwei oder drei? Welches Szenario wird es heute sein?

Und wenn ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn das Licht angeht.

Verdammte Kindersendungen, versauen einem auch den letzen Rest erwachsener Würde.

"Bin da."

Verwirrt blieb er im Hausflur stehen. Die Wohnung war komplett dunkel. Geräusche hörte er auch nicht. Entweder schlief sie schon oder es ist wirklich einmal mehr Szenario vier eingetreten.

Schnaubend warf der Blonde seine Tasche auf den Boden und stapfte in die dunkle Wohnung.

Das erste was er tat war überall das Licht anzumachen. Er hasste Dunkelheit, er hasste es alleine zu sein.

War es nicht die reinste Ironie, dass er trotz Freundin alleine war?

Was sollte er nur tun?

Seufzend lies er sich auf die Couch fallen.

Er sollte wenigstens dankbar sein, dass sie dieses Mal auswärts war.

Langsam, wie in Zeitlupe griff der Blonde zu der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein.

Zeit sich irgendwas Lustiges anzusehen. Er brauchte wenigstens einmal etwas am Tag zum lachen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-09-28T19:40:28+00:00 28.09.2013 21:40
Oh man.
Hide ist ja völlig verückt.
Einfach mal in Itachis Balkon springen.

Deidara kann einem Leid tuen.
Gefesselt an ein Flittchen und das wegen .. Geld.
Plus die Tatsache das Itachi seine Stimme gedisst hat.

Freu mich wie es wohl weiter geht.
LG Purin
Antwort von:  Uchan382
30.09.2013 12:06
Jaaa, Hide ist verrückt XD Aber knuddelig verrückt ^.~
Und jaaa, Deidara kann einem leid tun ._. Ich mag es zwar nicht, wenn mein Kleiner leiden muss, aber hier muss es nun einmal sein XD

Auf alle fälle danke für dein Kommi und freut mich, dass es dir gefällt ^-^

Lg
Uchan


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