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Vorbereitungen

Die Nacht konnte Audrey vor lauter Aufregung kaum schlafen. Sie war einfach viel zu nervös, vor allem weil sie zu gerne gewusst hätte, was heute auf sie zukam. Sie war noch nie bei einem Pferderennen dabei gewesen, vor allem nicht bei einem, welches in Lexington persönlich stattfand.

Aber gut, Katy würde sich schon auskennen und da Katy Audrey nicht hasste und sie einander nie was getan hatten, würde Katy ihr schon nicht den Kiefer zertrümmern.

Dennoch, als Audrey an diesem Morgen in aller Pracht am Frühstückstisch saß, wurde sie von Fragen nicht verschont.

„Also wann kommt Katy dich abholen?“, fragte ihr Vater sie.

„Ey, das sagte ich schon hundert Mal, um sieben, also in zehn Minuten… Oh Gott, Dad, mach mich nicht so nervös! Warum seid ihr eigentlich schon wach?“

„Na ja, wir wollen unsere Tochter gerne bis zur Haustür begleiten, wenn sie zum erste Mal bei so was Hoheitlichem wie einem Pferderennen in Lexington dabei ist!“, erklärte ihre Mutter ihr.

„Ach ihr...“

Audrey sah aus dem Esszimmerfenster hinaus in die Dunkelheit und konnte Coopers leises Atmen im Hintergrund hören. Er lag irgendwo im Flur, zwischen Treppe und Wohnzimmer.

Und plötzlich klingelte es.

Audrey stieß einen kleinen Freudenschrei aus und hätte fast den Stuhl, auf dem sie saß, umgekippt, als sie zur Haustür rannte.

„Wenn du so bei Mathe reagieren würdest, hätten wir weitaus weniger Probleme…“, meinte ihr Vater schwermütig und Audreys Eltern folgten ihrer Tochter eilig.

Audrey hatte die Tür bereits aufgerissen und sofort kam ihr eine Mischung aus dem Geruch von Regen, welchen es heute Nacht zu genügen gegeben hatte und eines Schwalls teuren Parfums entgegen.

Katy stand dort, neben ihr ihre Mutter und ihr Vater, an einer roten Lederleine einen kleinen, dicken Mops.

„Guten Morgen, bist du fertig?“ Katy sah ihr erwartungsvoll entgegen, schien jedoch eher mittelmäßig begeistert von Audreys Kleiderwahl. Sie trug eine JEANS! Welch Todsünde, für ein so festliches Event!

„Klar, ich hol nur noch kurz meinen Geldbeutel, dann hab ich’s!“

Audrey eilte schnell in die Küche, wo sie ihren blauen Geldbeutel hatte liegen lassen.

Cooper, welcher den kleinen Mops inzwischen bemerkt hatte, dackelte neugierig auf diesen zu, doch als der kleine Schoßhund anfing wie wild zu kläffen, nahm Katy ihn schnell auf den Arm.

„So, sie sind also Audreys Eltern?“, fragte Katys Vater schließlich. Er war ein recht stämmig gebauter Mann, Mitte vierzig, mit einer Halbglatze, welcher einen recht teuer aussehenden Anzug für den heutigen Anlass trug.

„Genau, ich bin Richard Ferell und das ist meine Frau Dolores.“

„Freut mich“ Audreys Eltern hielten den beiden die Hand hin „Wir sind Sahra und James Howard.“

Eigentlich sah Katys Vater, von der Gesichtspartie, ganz gut aus, er hatte einen eigentlich sehr sanften Blick, etwas buschige Augenbrauen und eine leichte Hakennase, doch Katys Mutter war… Anders.

Anders im Sinne von: Welche Schönheits-OP ist da zur Hölle schief gelaufen?

Ihre Lippen waren unnatürlich groß, man sah bestens dass da Botox im Spiel gewesen war, das selbe galt auch für ihre Stirn, die Wangenknochen, die Augen und wahrscheinlich auch für die Nase.

Jedenfalls wurde jetzt klar dass Katy im Gegensatz zu ihrer Mutter, selbst mit ihren zehn Kilo Schminke, noch eine absolute Naturschönheit war.

Ihre Mutter hingegen war einfach nur eine künstliche Puppe, irgendwas wo die Chirurgen Scheiße gebaut hatten.

Katys Mutter trug ein enges, weiß-rotes, knielanges Kleid und ein dazu passendes Jäckchen, welches recht eng an ihrer Oberweite anlag. Wenn man ehrlich war sah es einfach nur scheiße aus. Frauen in dem Alter, in dem sie es schon nötig haben sich das Gesicht zu versteifen, sollten so was einfach nicht tragen.

Katy hingegen sah mit ihrem cremefarbenen Cocktailkleid mit dem Blumenmuster, den weißen High Heels, der passenden Handtasche und der hübschen Flechtfrisur richtig anständig aus!

„Sagen Sie mal“, fragte Audreys Mutter „Ist es wirklich okay für Sie für all diese Kosten, die unsere Tochter verursacht aufzukommen? So ein Flug ist doch schrecklich teuer, wir würden gerne-“

„Ach was“ Katys Vater lachte belustigt auf „Wir sind nicht gerade arm müssen Sie wissen und ihre Tochter ist beim besten Willen nichts Großes.“

„Ja, ganz im Gegenteil, es freut uns sehr wenn wir den Freundinnen unserer Töchter was Gutes tun können.“, bekräftigte Misses Ferell ihren Mann.

„Ach, sie haben noch eine Tochter?“, fragte Audreys Mutter interessiert.

„Ja, aber die hat anderes zu tun“, winkte Katy schnell ab und begann ihren Hund energisch an der Seite zu kraulen „Wo bleibt eigentlich Audrey?“

„Audrey? Hast du’s bald?“, rief ihre Mutter in die Küche.

„Ja, warte! Wo ist Cooper?“

„Was ist mit ihm?“

„Ich hab meinen Geldbeuten neben den Hundefuttersack gelegt, ich glaub er hat ihn sich genommen!“, antwortete Audrey aus der Küche.

„Cooper ist hier, aber glaubst du echt dass-“ Audreys Mutter schwieg jedoch recht schnell, als sie tatsächlich etwas in seinem Maul sah, was sie eigentlich für ein Spielzeug gehalten hatte. Kaum zu glauben dass ihre Tochter tatsächlich recht gehabt hatte…

„Okay, wir haben es, kommst du nun?“, rief sie und nahm Cooper den Geldbeutel aus der Schnauze.

Kaum zu fassen auf was für Ideen Cooper doch kam… Dass er sich das in seinem Alter überhaupt noch leisten konnte…
 

„Guuuuuten Morgen Sunshine!“, quiekte Adia und tippelte begeistert auf einen Palomino zu, der in der Box neben Blue stand.

„Na, was sagst du, die zwei, Fohlen?“

Heather Riggen, Sunshines Jockey, sah nicht wirklich abgewandt zwischen den beiden Englischen Vollblütern umher.

„Lass mal, die soll erst Mal Rennen laufen, Fohlen kann die noch haben wenn ihre Beine für’n Arsch sind!“, meinte Adia und grinste dennoch über beide Ohren.

„Hey, warum freust du dich so?“, fragte Heather neugierig.

„Tjaaaa, rate mal wer heute sein dreiunddreißigstes Rennen rennt…“, fragte sie vielsagend.

„Duuuu?“

„Richtig… Nur noch siebzehn Rennen und das was hier vor dir steht darf sich ganz offiziell als Jockey bezeichnen, cool, was?“ Sie grinste noch immer wie blöd.

„Bin stolz auf dich Große, aber mich überholst du trotzdem nicht.“, meinte er leicht überheblich.

„Oh, träum weiter! Die Dame hat Muskeln aufgebaut, Sunshine kann sich schon mal seine Rente zusammenkratzen, ab heute werde ich ernsthafte Konkurrenz für ihn…“

„Du oder Blue?“, hakte er amüsiert nach.

„Noch viel schlimmer, Tita wird’s! Tita, komm!“

Die Afghanenhündin trabte leichtfüßig um die Ecke, denn der riesige Strohhaufen, der dort vor sich her gammelte schien uninteressant genug zu sein um einmal in ihrem Leben auf ihr Frauchen zu hören.

„Schau mal, sieht sie nicht toll aus? Da hast du nix mehr zu lachen, oder hast du eine zwanzig-Kilo-Katze bei dir?“

„Warum Katze? Da sieht ‘n Shiba Inu mehr nach Katze aus als deiner.“

Adia verdrehte die Augen und setzte altklug ihre übergroße Jockeybrille auf. „Ein Afghanischer Windhund ist, wie so viele Windhunde, ein sehr eigenständiger Hund, der nur schwer auf Gehorsam zu erziehen ist und, sobald er etwas zum Nachjagen gefunden hat, kaum mehr abrufbar ist. Daher…“ Sie machte eine dramatische Pause „Ist es ratsam immer ein eingezäuntes Gelände im Nirgendwo, Liebe und Vertrauen, eine Schleppleine und einen Elektroschocker beisammen zu haben… Nur zur Sicherheit.“

Sie grinste kurz, dann öffnete sie die Tür zu Blues Box und begann die Stute zu begutachten.

Gut sah Blue aus.

Die Mähne musste zwar demnächst wieder getrimmt werden und den Schweif würde man auch bald ausdünnen, doch sie war so hübsch wie immer.

Warum ihre Eltern ihrer Schwester Blue damals zum Geburtstag geschenkt hatten konnte sie ganz gut nachvollziehen.

Blue war einfach in allen äußerlichen Punkten anders als andere Rennpferde. Sie würde mal ein Schimmel werden und wie oft sah man schon Schimmel bei Pferderennen? Irgendwie waren alle Rennpferde, die wirkliche Berühmtheiten waren, entweder Braune oder Füchse. Aber nie hatte irgendwer von einer berühmten Schimmelstute gehört, die mal irgendwelche großen Erfolge zu verzeichnen hatte. Generell Stuten waren rar.

Und wer weiß… In ein paar Jahren war Blue vielleicht eine richtige Berühmtheit im Pferdesport. Ja, Adia stellte sich manchmal schon die tollsten Titelstorys vor, Pferdemagazine mit Blue auf dem Cover, wie sie voll ausgeschimmelt diesmal, durch die Ziellinie galoppierte… Ja, das wäre schon toll.

Aber fürs erste reichten diese Erfolge bei den kleineren Rennen, die richtig großen Preise kamen mit der Zeit. Wenn Blue erst mal auf den nächsten beiden Rennen platziert wurde, hatte sie die Qualifikationen für nächstes Jahr in der Tasche. Und dann, jaaa, dann würde sie richtig losstarten.

Adia hatte sich fest vorgenommen aus Blue eines der Pferde zu machen, die nicht in Vergessenheit geraten würden. Sie würde weitermachen, Blue würde gut sein und wenn sie erst mal älter war und sich so rein optisch von den anderen Vollblütern abheben würde, dann würde auch die Klatschpresse sich mit solchen Kommentaren wie „Vom hässlichen Entlein zum Schwan“ oder „Die Henne im Korb“ nicht zurückhalten können.

Und gute PR konnte Blue brauchen. Sie war eine Stute, wenn sie rossig war und bei Rennen antrat hatte sie doppelt zu rennen. Wahrscheinlich freuten sich die Besitzer der Hengste auch noch darüber dass ihre Pferde zusätzliche ‚Motivation‘ hatten.

Bisher war Adia zwar davon verschont geblieben, aber man wusste ja nie.

Momentan waren die Chancen dass Blue heute gut abschneiden würde jedoch verdammt gut! Sie war topfit, relativ ruhig, ihre Beine zuckten nicht wie wild und ansonsten sah sie recht fit für die Tageszeit aus.

Ja, Blue war Langschläfer, das war eine Tatsache! Adia dachte eigentlich generell dass Pferde wenig schlafen und auch nur selten so was wie einen Tiefschlaf hatten, aber Blue war eines der wenigen Pferde, welches sich sogar zum Schlafen hinlegte.

„Na dann passt hier ja alles… So Süße, bis dann.“ Adia verließ die Box wieder und schloss sie zweifach. Hier wusste man ja nie wer mal zuuuuufällig an den Riegel stieß. Sie und Mary hatten ganz klar ausgemacht dass Blue jetzt noch bis elf Uhr in ihrer Box bleiben würde, danach Massage, Solarium, dann gründliches putzen, satteln, auflockern… Und dann war auch schon das Rennen.

„So, was macht Sunny heute eigentlich noch?“, fragte Adia unauffällig im Vorbeigehen.

„Sorry, ich darf über so was nicht mit dem Feind reden, Anweisung vom Chef!“, lenkte Heather ab.

„Was bist denn du für ein beschissener Pfosten?“, fragte Adia gespielt geschockt.

„Ich bin ein beschissener Kollege… Wenn schon!“

„Is gut… Also bis dann…“

„Wohin gehst du?“, fragte er.

„Abnehmen. Ich hab noch das Essen von gestern im Bauch.“

„Wie viel wiegst du jetzt?“, fragte Heather verwundert.

„Fünfzig Kilo und sechshundertachtundvierzig Gramm.“, antwortete Adia.

„Was?! Das ist mehr als ich!“, erwiderte Heather geschockt. Adia war eine Frau, sie sollte es eigentlich leichter haben was ihren Körper anging.

„Pah, das könnt ich auch sagen bei einem Meter fünfzig! Also dann, man sieht sich.“, gab sie etwas trotzig zurück und verließ leicht angesäuert den Stall.

Tita folgte, wen auch nur aufgrund der Tatsache dass die Außenwelt bessere Möglichkeiten zum Davonlaufen bot.
 

„Wir sind angekommen… Audrey, aufwachen.“ Katy stupste Audrey an der Schulter an und zeigte nach Draußen als Audrey wieder halbwegs beisammen war.

„Komm, wir müssen los, der Flug ist in zwanzig Minuten.“

„Oh, ja klar, ich bin wach!“ Überrascht stellte Audrey jedoch fest dass sie die einzige war die noch im Auto saß. Katys Eltern warteten bereits draußen, zusammen mit dem Chauffeur, der einen recht großen Koffer auf Rollen neben sich herzog.

Audrey und Katy folgten schnell nach draußen, wobei Audrey sofort von Humphrey angesprungen wurde, welcher wild kläffend vor ihr herumtänzelte.

„Ach Humphy, komm her!“ Katy lupfte den kleinen Mops hoch und tätschelte beruhigend seinen Kopf.

„So meine Lieben, wir müssen dann los, kommt ihr?“ Mister Ferell und der Chauffeur liefen eilig in Richtung Terminal zwei, dort wo ihr Flug los gehen würde.

Audrey, die dem Bediensteten aus Höflichkeit eine Tasche abgenommen hatte, folgte eilig. Sie hatte nicht mal wirklich Zeit sich mit irgendwem zu unterhalten, da die Familie sowieso nur durch die Gegend hetzte und keinerlei Zeit zu haben schien für irgendeine Konversation.

Erst als sie den Koffer auf dem Gepäckband abgelegt, sich von ihrem Chauffeur verabschiedet hatten und durch die Sicherheitskontrolle waren, schien sich wieder so was wie ein Gespräch zwischen ihnen zu bilden.

„So Audrey, erzähl doch mal, du bist noch nicht lange hier, oder?“, fragte Katys Mutter sie.

„Nein, ich bin erst im Juli mit meinen Eltern hier her gezogen, zu meinen Großeltern, die haben eine Farm und da dachten meine Eltern sich wohl wenn wir uns jetzt alle zu siebt in ein Haus quetschen sparen wir miete. Mein Vater wurde beruflich versetzt, deswegen.“, erklärte Audrey in aller Ruhe.

„Ach ja? Was macht dein Vater so?“, wollte Katys Vater nun wissen.

„Flugzeugingenieur, er bildet sich immer ein bisschen was drauf ein, darum verlangt er von meinem Bruder und mir, dass mir auf jeden Fall auf die Uni gehen.“, erzählte Audrey.

„Glaub mir, tu es“, meinte Katys Mutter entschlossen „Solche Erwartungen zu haben ist durchaus gerechtfertigt von deinen Eltern. Unsere erste Tochter hat es, gegen unseren Willen, nicht getan und ich sag es dir, aus dem Mädchen kann nichts mehr werden.“

Audrey war merklich geschockt wie Katys Mutter über diese sprach und sah etwas hilflos auf den Boden, jedoch kam Katy ihr sofort zur Hilfe.

„Nicht ich, ich kann noch nicht mal studieren.“

„Oh… Sie haben noch eine Tochter?“ Überrascht sah Audrey zu Katy, welche in dem Moment jedoch nur genervt von ihrer Mutter die Augen verdrehte und Humphrey enger an sich drückte.

„Ja, ein furchtbar undankbares Mädchen! Wir hätten sie nach Harvard geschickt, aber was hat sie getan? Ist kurzerhand nach Kentucky gefahren, hat bei einer Freundin von mir die Ausbildung zur Pferdtrainerin oder wie auch immer das Fachwort heißt, gemacht, sich in einem kleinen, unwichtigen Kaff niedergelassen und sich irgendeinen völlig überzüchteten, verlausten, ungehorsamen Hund aus dem Tierheim geholt.“, erzählte Katys Mutter fast schon angewidert.

Audrey wusste jedoch nicht wirklich was sie dazu sagen sollte. Sie wusste nur dass Katys Mutter ihr zutiefst unsympathisch war und ihr Vater irgendwie wohl gar keine Meinung zu haben schien, denn er sagte kurzum gar nichts dazu, genau wie Katy.

Eines wusste Audrey jedenfalls jetzt schon: In diesem Haus hatte eindeutig Misses Ferell die Hosen an.

„Ja Mum… Dad, aber erzähl du doch mal was du machst. Das ist sicherlich spannender als über meine dumme Schwester abzulästern.“, flötete Katy übertrieben süß, was wohl ihr gewöhnlicher Ton zu sein schien, wenn sie bei ihrem Vater war.

„Mir gehört ein Anteil von BG-Industries, einer Ölfirma aus Texas. Ich bin dort Angestellter und werte Daten aus, wo es sich zu bohren lohnt und wo potentielle, neue Ölquellen liegen. Die Sache mit Katys Pferd ist eher ein kleiner Nebenverdienst, Peanuts.“, erzählte er, wurde jedoch von Katy unterbrochen.

„NOCH! Ich sag’s dir, wenn Blue erst mal nächstes Jahr richtig durchstartet, werden ihre Preisgelder in die Hunderttausend gehen!“, erklärte Katy.

„Naja, ich wäre da weniger enthusiastisch.“, meinte Katys Mutter, doch ab diesem Punkt konnten sie das Gespräch nicht fortsetzten, da sie nun das Flugzeug betraten und sich erst mal nach ihren Plätzen umsehen mussten.
 

„Uuuuuund… Perfekt! Genau so muss das aussehen!“ Hochzufrieden sah Adia auf das Werk, welches in zweieinhalbstündiger Arbeit entstanden war: Blue, bis auf die letzte Pore tiefengereinigt, mit Hufen, die aussahen als hätte man sie schwarz lackiert, einem Fell mit dem man Silber polieren könnte und einer, hoffentlich, entspannten Muskelschicht im Rücken, stand da, nur darauf wartend endlich gesattelt zu werden.

„Ich bin stolz auf euch, ihr habt das toll gemacht, vielen, viele Dank!“

Mary stand beeindruckt vor Blues Box und sah dankbar zu Adia und Phil, einem der bei der Rennbahn angestellten Stallburschen.

„Ja, sie sieht schon verdammt gut aus… Ich hab’s sogar geschafft ihre Mähne in eine perfekt gerade Linie zu trimmen, hier.“ Adia zeigte stolz auf die graue Mähne der Stute, die nun die Länge eines Streichholzes hatte.

„Gut, dann sattelt sie schon mal, je eher sie fertig ist, umso besser“, meinte Mary „Und Adia, deine Eltern kommen in einer Stunde und-“

Weiter kam Mary nicht, da ein lautes Scheppern durch den gesamten Stall tönte und wahrscheinlich jedes Pferd in diesem Augenblick seine letzten Stündlein zählte.

„WEM GEHÖRT DIESE SCHEIß TÖLE?!“

Das klang so schlecht, es hätte von einem trockenen Witz kommen können.

„Äh… Scheiße… Phil, aufsatteln, ich bin Trainer, ich sag was zu tun ist… und ich glaub mein Hund versaut mir grad den Tag.“

Adia hetzte schnell den Gang entlang, was natürlich eine Menge erboster Blicke auf sie zog. Sie wäre in diesem Augenblick am liebsten im Erdboden verschwunden, doch sie musste wissen was los war.

Chiquitita war los. Der Hund saß einfach auf einem riesigen Strohballen und sah verächtlich auf einen Stallburschen hinab, der eine Ladung umgeworfenen Pferdemist aufschaufelte und einige umgefallene Eimer aufstellte. In einer Handy hielt er übrigens Titas Halsband Nummer elf, das rosane, mit der Blumenstickerei.

„Was ist passiert?“, fragte Adia besorgt und machte Tita mit einer Handbewegung klar von dem Stroh herunter zu kommen, was diese erst nach einigen weiteren Gesten auch tatsächlich tat.

„Der Hund ist mir mit hundert Sachen direkt in die Schubkarre gerannt, alles ist auf die verdammten Eimer hier gefallen und als ich die Töle festhalten wollte, damit sie nicht noch mehr Schaden macht, hat sie sich aus dem Halsband gequetscht!“, schimpfte der Mann außer sich.

„Beruhigen sie sich, ich helfe ihnen ja schon, das war doch keine Absicht von irgendwem und es tut mir wirklich Leid dass mein Hund ihnen solche Schwierigkeiten bereitet hat.“, versuchte Adia den Kerl zu beruhigen, was jedoch nur mäßig klappte.

„Wer sind Sie überhaupt dass sie einen Hund mit in den Stall nehmen dürfen?“, fauchte der Mann weiter.

„Mein Name ist Adia Ferell und ich bin einer der Jockeys hier.“, gab diese nun ebenso patzig zurück.

„Ach, ihr glaubt doch auch ihr könnt euch alles erlauben!“, zischte der Mann weiter, drückte ihr das Halsband in die Hand und machte sich wieder an seine Arbeit.
 

„Das darfst du Leon nicht so hart nehmen, er ist ein Hitzkopf, der es hasst wenn Dinge schief laufen... Vor allem an so wichtigen Tagen.“, versuchte Phil sie zu beruhigen, als er Adia dabei zusah wie sie Blue auf dem Vorreitplatz, als einzige übrigens, warmritt.

„Ach, ich fand’s einfach nur scheiße. Ich meine da passiert das einmal, jeder hier kennt doch Tita, ich nehm sie doch immer mit.“

„Denk dran, viele Stallburschen hier sind nur Saisonarbeiter.“, versuchte Phil weiter zu beruhigen.

„Ach, scheiß drauf! Wo ist eigentlich Mary?“

„Deine Eltern begrüßen gehen oder so. Die kommen wohl in einer halben Stunde.“

„Warte ganz kurz…“ Adia kramte ihr Handy aus der Tasche ihres Jockeyoutfits und nach ein paar Klicks ertönte eine dramatische Melodie.

„Instant Bouttons?“, fragte Phil ungerührt.

„Gott segne diese App.“

„Wo ist eigentlich Tita?“

„Hab sie zu Mary gegeben, da kann sie keine Scheiße mehr für heute anstellen. Aber sag mal, wie sehen wir aus?“

Adia zeiget an sich und Blue herunter, während sie noch immer, die Beine in den viel zu hohen Steigbügeln, ihre Runden trabte.

„Farblich unpassend, aber das juckt leider niemanden.“, antwortete Phil.

Es stimmte, die Farben des Stalls, rot-orange, passten nicht wirklich zu Blues Fell, doch das war Adia völlig egal. Blue sah gut aus und mehr zählte nicht.

„Soooo… Heute startet dann Mission Impossible 007 – Wie man seinen Eltern auf einem Großereignis aus dem Weg geht.“

„Sind die eigentlich echt so schlimm?“, wollte Phil wissen.

„Mein Vater ist okay, ganz nett sogar, aber meine Schwester wird immer mehr wie meine Mutter und DIE kannst du in die Tonne treten! Die Alte hat doch ‘ne Silikonvergiftung! Und MIR immer vorwerfen dass mich mit der geringen Oberwiete nie einer haben will… Oder dass ich endlich mit dem Jockeywerden aufhören soll, mir ‘nen Kerl suchen soll und ein Kind bekommen soll, solange es noch nicht zu spät ist… HALLO? Nur weil sie mit zwanzig schwanger war! Ich meine… Ich bin zweiundzwanzig, den scheiß Ratschlag kann sie mir in zehn Jahren noch mal geben! Ich meine… Ist ja nicht so als ob ich hässlich bin oder so… Oder?“

Phil grinste über beide Ohren und setzte den schwulsten Ton auf, den er konnte.

„Ach Darling, du bist doch nicht hässlich, deine Schönheit kommt einfach von innen und verstrahlt dann einfach jeden um dich! Und wenn du deine Haare nur ein bisschen mehr zur Geltung kommen lassen würdest-“

„Okay, genug! Ich will dich ja nicht verzwangsschwulen!“, lachte Adia und verlangsamte Blue wieder etwas.

„Gut… Jetzt ist sie beriet… Wann ist das Rennen?“, fragte sie als plötzlich noch andere Jockeys auf den Platz kamen.

Phil sah auf seine Uhr.

„In fünfundzwanzig Minuten… Soll ich dir vielleicht bei was helfen?“

„Ne, lass mal. Aber du könntest Blue ein bisschen um den Reitplatz führen, pass nur auf dass sie nüchtern bleibt.“

„Wird gemacht… Und was machst du?“

Adia kicherte beschämt, nahm den Helm ab und antwortete jedoch: „Schminken. Klamotten für das Bankett vorbereiten… Mal sehen.“

„Okay… Na dann, bis dann.“ Phil half ihr kurz beim Absteigen, dann führte er Blue nach draußen und begann sie, wie befohlen, unentwegt am Zaun entlang zu führen.
 

Und als Adia in der Umkleide saß und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, konnte sie die Tränen einfach nicht mehr zurückhalten.

Sie konnte einfach nicht anders als auf dem Boden zusammensinken, die Hände in den Nacken legen und versuchen nicht völlig auszurasten.

Arschloch! ARSCHLOCH!

Ein zehnfaches Arschloch war er, merkte dieser Dreckssack eigentlich GAR nichts?!

Diese SMS war so unnötig gewesen. Glaubte er echt dass sie das wissen wollte?

Wütend riss sie ihr Handy aus der Tasche und begann die SMs wieder und wieder durchzulesen und mit jedem Mal wurde ihr schlechter. Ihr war richtig schlecht geworden davon. Einfach vor Wut. Weil sie wütend auf Fred war, wütend auf diese Schlampe von Charlotte und auch irgendwie auf sich selbst.

Sie waren wieder zusammen. Und als ob das nicht genug war, NEIN, sie würden diese Weihnachten zusammen in New York verbringen.

NEIN, war ja nicht so als ob die beiden nicht sowieso schon mehr Zeit als nötig miteinander verbrachten, aber URLAUBSZEIT war Adia-Zeit! Adia hatte dieses Recht länger als die Schlampe, sie und Fred waren seit vier Jahren Freunde und Charlotte kam nicht mal auf die Hälfte dieser Zeit!

Miststück.

Und am meisten hasste Adia, dass es sie so mitnahm. Sie fühlte sich so fertig, wer hätte gedacht dass sie sich mal so schlecht fühlen würde. Sie stand schnell auf und lief zu ihrem Schließfach, wo ihre Handtasche lag.

Als sie ihr Gesicht jedoch im Spiegel sah war sie merklich überrascht wie gut sie aussah. Ihr Make-up war überhaupt nicht verwischt, man sah ihr kaum an dass sie geweint hatte.

Gut so!

Sie würde sich nicht den Tag versauen lassen weil Fred die Schlampe nicht endlich abservierte, sie würde sich jetzt für das Rennen fertig machen!

Wütend riss sie ihren Spint auf, griff etwas unsicher in ihre Handtasche und nahm etwas ihres Antidepressivums. Das Zeug brachte sie schon nicht um und lieber etwas mehr als zu wenig. Sie war ja kein Medikamentenjunkie oder so und wenn sie irgendwas aufmunterte… warum es nicht benutzen? Der Sommer und die ganze Rennsaison war bald rum, sie brauchte es nicht mehr lange.

Adia kämmte sich nochmals die Haare, band sie ordentlich zusammen, setzte den Reithelm auf und lief dann wieder nach draußen.
 

„Wo warst du? Du musst noch in den Führring, bist du blöd? Misses Hoffman hat mir die Hölle deswegen heiß gemacht!“, fuhr Phil sie ungeduldig an und drückte ihr Blues Zaumzeug in die Hände.

„Oh bitte, Phil, tu nicht so als ob ich ein chaotischer Vollidiot bin! Ich hab so was wie Organisation in meinen Taten.“, verteidigte Adia sich.

„Geh endlich in den Führring!“, flehte der Stallbursche und zeigte, fast so als ob Adia es nicht wüsste, in die Richtung des Führrings, wo sich alle die versammelt hatten, die sich ihre potentiellen Geldmaschinen anschauen wollten.

Adia tat wie ihr befohlen und eilte schnell mit Blue zum Ring.

Ein Sprecher stellte die neu einlaufenden Pferde immer kurz mit ein paar Worten vor.

„Startnummer zwölf, Pretty Blue Bailiou of Cheval Hills, Englisches Vollblut, Stute, drei Jahre alt, wurde in zwanzig von zweiunddreißig Rennen platziert, gewann von diesen zwanzig neun. Züchter Robert Werling, Besitzer Richard Ferell, Reitstall Hoffman Hills, Jockey Adia Ferell, Trainer Adia Ferell.“

Die übliche Leier. Immer dasselbe wurde runtergerattert, wenn Blue nicht gerade ein Jahr alterte. Sonst veränderte sich nichts.

Es war alles so mechanisch, es war so unpersönlich. Adia verlangte ja nicht gleich die Lebensgeschichte jedes Pferdes, aber zumindest die Schwächen und Stärken der Pferde sollte man benennen, nur ganz kurz.

Adia hörte, als sie vorbei ritt, ein paar Stimmen sich zu Blue äußern, doch das meiste beinhaltete nur den Fakt dass sie eine Stute war und es sich wohl nicht lohnen würde auf sie zu setzten.

Und Leute wie diese waren Adias größte Motivation.
 

„Steig einfach auf und geh auf die Rennbahn, die Hoffman wird sonst platzen.“

Ein Blick auf die Zuschauertribünen verriet Adia jedoch dass es nicht so war. Sie hatte Blue noch ein wenig ruhen lassen und sich mit Phil unterhalten, wobei die Zeit jedoch im Flug vergangen war.

„Oh nein, die ist mit meiner dreckigen Verwandtschaft beschäftigt… Und jetzt komm her Süße…“

Adia schwang sich in die kurzen Steigbügel und ließ Blue auf die Rennbahn traben, wo sie jedoch bereits von einem der Rennbahnhelfer empfangen und in ihre Startbox geführt wurde.

Blue war all das inzwischen, auch durch das Training dass Adia mit ihr zu Hause durchgeführt hatte, soweit gewohnt dass sie nicht mehr buckelte wenn es in die beengte Box ging.

Adia rieb der Stute zärtlich den Hals, als die Boxentüre hinter ihr geschlossen wurde und das aufgeregte Wiehern der anderen Pferde ihre Ohren erreichte.

Adia setzte ihre Jockeybrille auf und ließ den Blick nochmals durch die Zuschauermengen schweifen, die sie durch die Gitterstäbe sehen konnte.

Ihre Hose zwickte sie ein bisschen, aber daran war ihr Sitz schuld. Die Steigbügel waren so kurz, damit man sich eben im Galopp so weit wie möglich darin aufstellen konnte. Im Sitzen sah das zwar echt beknackt aus, aber im Galopp war es verdammt hilfreich.

Das Rennen begann in fünf Minuten und doch war sie kein bisschen aufgeregte. Entweder schlugen ihre Medikamente nicht richtig an, oder sie wusste dass sie es sich nicht leisten konnte jetzt nervös zu sein.
 

„Da! Da, die, die grade in die Box läuft, Nummer zwölf.“ Katy zeigte aufgeregt auf Blue, die nun in ihre Startbox gebracht wurde.

„Aha… Die ist echt hübsch.“

„Schade dass du sie nicht vor dem Rennen sehen konntest, wir hätten sogar in den Stall gehen dürfen.“, meinte Katy schwermütig.

„Na ja, wir HÄTTEN sie sehen können, wenn du mich nicht dazu gezwungen hättest mir dieses Kleid zu kaufen.“, erwiderte Audrey und sah an sich runter.

Katy hatte sie in drei Läden gezerrt, von denen Audrey nie gedacht hätte, auch nur einen halben Schritt rein zu wagen.

Das Ergebnis war ein knielanges, hellblaues Cocktailkleid, mit einer weißen Schleife an der Tailie, mit dazu passenden Schuhen mit etwas Absatz und eine Kette, die schon beim hinsehen jeden Geldbeutel erzittern ließ.

Und all das für umsonst… Audrey war das so unangenehm gewesen, doch sie hatte es nicht geschafft Katy davon abzuhalten Modeberater für sie zu spielen.

Was Audrey am meisten störte war dass es Schulterfrei war, doch auch dafür hatte Katy DIE Lösung: Ein farblich passendes, kleines, Jäckchen.

Und so saß Audrey nun hier, zwischen Katy, die Humphrey auf dem Schoß hatte und einer fremden Person.

Die Reihe in der sie saßen gehörte zu einem Abschnitt der nur den Pferdebesitzern und Trainern vorbehalten war.

„Ich garantiere ihnen, Adia hat wirklich wie eine Verrückte mit Bailiou gearbeitet, sie hat große Fortschritte gemacht.“, sprach Misses Hoffman, die Reitstallbesitzerin.

Sie saß neben Katys Eltern und hatte selbst einen verdammt pompösen Afghanischen Windhund an der Leine.

Was hieß hier pompös? Katy jedenfalls konnte sich mit ihrem hässlichem Mops in die nächste Ecke verziehen, dieser Afghane war einfach ein ganz anderes Level was Schönheit bei Hunden anging.

„Das hoffe ich doch, wir investieren schließlich nicht umsonst so viel in das Pferd.“, meinte Katys Mutter und wollte den Afghanen am Kopf streicheln, doch dieser wich schnell zurück und setzte sich kurzerhand zwischen Misses Hoffman und einen leeren Platz.

Audreys Blick jedenfalls schwenkte immer zwischen dem Afghanen und Blue, die sie halbwegs in ihrer Startbox erkennen konnte.

„Oh Gott, ich bin sooo aufgeregt, das ist schließlich ihr vorletztes Rennen für das Jahr, wenn sie hier und im nächsten platziert wird, kommt sie noch richtig weit!“, schwärmte Katy zum geschätzt hundertsten Mal.

Doch in diesem Moment ertönte eine Stimme durch die Lautsprecher und begann die teilnehmenden Pferde zu verkünden.

„Oooh, gleich kommt Blue!“, quiekte Katy und rieb Humphrey aufgeregt über die Brust.

„Nummer zehn, Bright Sunshine.“, verkündete der Sprecher.

„Von dem haben wir uns übrigens überlegt sie mal decken zu lassen.“, erwähnte Katy nebenbei.

„Ihr wollt Fohlen?“

„Ja, aber erst viel später, für Stuten ist es schon schwer Job und Familie unter einen Hut zu bringen.“, lachte Katy.

„…Ankers Ahoi und die Nummer zwölf Pretty Blue Bailiou of Cheval Hills.“, verkündete der Lautsprecher.

„Ohhh mein Gott, das war sie!“, quiekte Katy und drückte Humphrey wieder an sich.

„Geht’s jetzt los?“

„Ja, Blue war die letzte… Also geht es jeden Moment los.“, erklärte Katy aufgekratzt und ließ Blue, so gut es eben ging, nicht eine Sekunde aus den Augen.
 

Noch zehn Sekunden…

„Hey Adia, wenn ich das hier gewinne, lässt du dich dann mal von mir zu ‘nem Kaffee einladen?“, fragte Heather sie, der zwei Boxen von ihr entfernt war.

„Vergiss es, ich fang nichts mit Kollegen an! Und jetzt sie still.“, zischte sie genervt und spürte doch langsam die Nervosität aufsteigen.

Blue schnaubte unruhig und versuchte einen Schritt nach hinten zu machen, stieß jedoch sofort gegen die Klappe.

Drei.

„Pssst… Ruhig Pretty…“ Adia kraulte ihr liebevoll den Hals, stellte sich jedoch schon etwas in den Steigbügeln auf.

Zwei.

Blue machte wieder einen Schritt vor.

Eins.

Ein letzter Atemzug, die letzte Möglichkeit um all diese Anspannung entweichen zu lassen.

Und Null.

Im Bruchteil eines Augenblicks wurden die Startklappen aufgerissen und ein Startknall ertönte.

Und was dann folgte war ein Schub purer Energie.

Adia konnte es ganz schwer beschreiben. Sie hatte mal versucht es einer Freundin zu erklären, dieses Gefühl, diese Welle an Glücksgefühlen die in diesem Moment über dich einbricht, aber man musste es selbst mal erlebt haben um es begreifen zu können.

Am ehesten war es mit einer Achterbahnfahrt zu vergleichen. Man glaubte jeden Moment volle Kanne gegen irgendwas zu fliegen, doch irgendwie war es dann doch nicht so. Und stattdessen stand man schon zur Hälfte auf einem Pferd und spürte diese unglaubliche Energie unter sich, die dich fast zu übermannen scheint und so plötzlich freigesetzt wird, wenn das rennen beginnt. *Ja, natürlich spürt man dass das Pferd nagespannt ist, doch wenn all das dann freigesetzt wird haut es dich fast aus dem Sattel.

Es ist ein so plötzliche Freisetzung von so viel Energie, dass es dich, zumindest bei den ersten Malen, völlig überfordert. Es ist ein Unterschied wenn dein Pferd langsam angaloppiert oder wenn es aus dem Stand von jetzt auf nachher auf sechzig Sachen beschleunigt war das was ganz anderes.

Natürlich, wer mal ein Auto so schnell beschleunigt hat, hat eine etwaige Vorstellung von dem was Adia meinte, doch ein sicheres Auto, in dem man saß und ein Pferd, auf dem man so gut wie stand, konnte man nicht vergleichen.

Adia jedenfalls spürte nichts als pures Adrenalin als die Startklappen aufgerissen wurden und sie nichts außer der freien Rennbahn vor sich sah.



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