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Coming Home

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Coming Home

Titel: Coming Home

Autor: Atem

Fandom: Yu-Gi-Oh!

Genre: Angst

Pairing: Blindshipping
 

Comment: Das ist mein Beitrag zum Wettbewerb des Stars Shipping – Zirkels. Ein wenig sehr spät (und mit leider gekürztem Plot), aber ich wollte unbedingt meine Idee beisteuern, die mich seit Bekanntgabe der Aufgabenstellung nicht mehr losgelassen hat. Ich hoffe, die Geschichte wird ein paar Leuten gefallen.

Gefundene Fehler dürfen gerne behalten werden. Das Ablaufdatum ist schon lang überschritten ^_~.
 

~*~
 

‚Die verschiedenen Arten von Interpretationen des Herbstes in der Literatur sind mannigfaltig und differieren von Kultur zu Kultur…‘
 

Yugi fixierte die leicht krakelig geschriebenen Buchstaben auf seinem weißen Block vor sich und kaute an dem Bleistiftende. Monatelanger Gebrauch hatte das eine Ende des roten Stiftes in Mitleidenschaft gezogen. Eine Angewohnheit, die er sich bislang noch nicht hatte abgewöhnen können. Er seufzte. Der Professor meinte es wahrlich nicht gut mit ihnen.

Wozu auch sollte er einen Aufsatz darüber schreiben, wieso der Herbst in der Literatur meist für Tod und Ende stand. Für ihn bedeutete diese Jahreszeit alles andere als ein Schlusspunkt. Yugi liebte die Farbenpracht, die ersten kalten Tage, an denen sich kühle Nebelschwaden über den Boden rankten und als Vorboten den baldigen Schnee ankündigten.
 

Eigentlich hatte er sich so auf das – dank eines Feiertages – verlängerte Wochenende gefreut. Allerlei Pläne hatte er bereits für sich und seinen Freund geschmiedet. Von einem Ausflug bis hin den ganzen Tag im Bett zu verbringen, bei heißer Schokolade und Keksen, war alles mit einkalkuliert worden. Er hatte sogar einen Zeitplan danach aufgestellt…
 

Und nun saß er hier an seinem kleinen Schreibtisch in seinem Zimmer und musste diesen bescheuerten Aufsatz schreiben… in Englisch!! Als wenn es nicht schon schlimm genug gewesen wäre, dass er mit Hausaufgaben eingedeckt worden war, standen bald die ersten Prüfungen an und er hatte wahrlich besseres zu tun, als seine Professoren zu befriedigen die dachten, dass ihren Schülern sonst in den paar Tagen zu langweilig sein könnte.

Mit einem Lächeln dachte Yugi an die Reaktion von Anzu. Das abgrundtiefe Seufzen würde er mit Sicherheit nicht so schnell vergessen. Im Anschluss auf dem Heimweg hatte sie gezetert und gewettert, wie gemein und hinterhältig die Professoren an ihrer Schule doch nicht waren. So ziemlich jeder hatte wohl bereits andere Pläne für das Wochenende getroffen.
 

Yugi hatte das Beste draus gemacht: er verbrachte bereits die Pausen während dem Unterricht damit, die einfachen Aufgaben zu bewältigen. So konnte er die Unterlagen gleich in seinem Spind lassen und musste sie gar nicht erst mit nach Hause nehmen. Einfache Einsetzübungen und Rechenbeispiele konnte er auf Anhieb meistern. Dafür versetzte er sogar seinen Freund Atem, mit dem er die kurzen Pausen zwischen den Unterrichtsstunden mit Telefonieren verbrachte. Er hatte deswegen ein furchtbar schlechtes Gewissen gehabt.
 

Atem war einen Jahrgang über ihm gewesen. Zumindest bis Juni. Denn da hatte er seinen Abschluss an der Highschool gemacht, die auch er besuchte. Schon das letzte Schuljahr über hatte er neben dem Unterricht gejobbt. Er wollte im kommenden Herbst an eine der großen Universitäten in der Hauptstadt und brauchte dringend Geld für den Umzug, da ihm seine Eltern finanziell nicht unter die Arme greifen konnten.

Er hatte in einem bekannten Tortenzubehörgeschäft im Zentrum eine Stelle gefunden, um sich ein wenig dazu zu verdienen. Er half dort im Verkauf aus und verdrehte den zahlreichen Kundinnen den Kopf. Sein Charme und seine Art sorgten für steigende Umsatzzahlen und wurde unter anderem aus diesem Grund nicht nur einmal zum Angestellten des Monats gewählt.
 

Allein bei dem Gedanken an den Grund versetzte es Yugi einen Stich in seinem Herzen. Sein Freund hatte die Aufnahmeprüfungen an mehreren Universitäten bestanden und hatte somit die Qual der Wahl, sich einen Studienplatz aussuchen zu können. Atem hatte sich nach langem hin und her doch für die Hauptstadt des Landes entschieden. Er würde nach Tokyo gehen. Eine pulsierende Stadt voller Leben, welche nie schlief… und mehrere Stunden Bahnfahrt von ihm entfernt war.
 

Yugi kratzte mit dem Bleistift kleine Rhomben auf seinen Block. Sie waren nun schon seit zwei Jahren zusammen und er wollte seiner großen Liebe nicht im Weg stehen. Er hatte Atem dazu ermutigt eine Entscheidung zu treffen, ohne Rücksicht auf ihn zu nehmen. Denn er wusste, dass sein Freund bei seinem Dackelblick nur allzu gern schwach wurde und nachgab. Er würde all seine Zukunftspläne und Träume für ihn opfern, damit dieser wieder ein Lächeln auf dem Gesicht tragen konnte. Und genau das wollte Yugi nicht. Er wollte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn der Ältere seine Entscheidung bei ihm zu bleiben, später bereuen würde.
 

Mit Mühe brachte Yugi einige weitere Sätze auf das Papier. Diese Gedanken kreisten nun schon seit einigen Wochen um seinen Kopf. Atem verbrachte derzeit seine Freizeit damit, die Wohnung einzurichten, die er vor kurzem entdeckt hatte. Somit verbrachte er noch weniger Zeit mit ihm. Der Tag der Abreise rückte immer näher. Und gerade deshalb war ihm dieses eine spezielle Wochenende so wichtig gewesen. Es würden zwei der letzten ungestörten Tage miteinander für sie beide werden. Atem hatte ihm hoch und heilig versprochen, dass er jede Minute nur ihm schenken würde.
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits früher Abend geworden war. Sein Freund müsste eigentlich schon längst bei ihm sein. Er hatte extra dafür gesorgt, dass sein Großvater und seine Mutter nicht zu Hause waren. Er musste dafür zwar einen Teil seines kleinen Taschengelds opfern, aber das war es ihm wert gewesen. Missmutig warf Yugi einen Blick auf seinen Aufsatz. Gerade die Hälfte der notwendigen Wortanzahl hatte er geschafft. Er würde nicht fertig werden, bevor Atem ankam. Seufzend ließ er seinen roten Bleistift auf das Papier fallen. Der Professor würde es schon verkraften, wenn er seinen Text einen Tag später abgab.
 

Yugi fische sein Handy aus der Hosentasche und klappte es auf. Kein entgangener Anruf… keine Nachricht… Stirnrunzelnd schloss er das Gerät wieder und legte es zu seinen Sachen auf den Schreibtisch. Erst jetzt fiel ihm auf, wie dunkel es eigentlich bereits in seinem Zimmer war. Der schwache Schein seiner Schreibtischlampe erreichte mit Mühe die gegenüberliegende Wand. Rasch stand er auf und zog sich seine Schuluniform aus. In der Hektik hatte er sich gleich nach seiner Heimkehr an seinen Aufsatz gemacht und hatte alles andere in den Hintergrund gestellt.
 

Aber nun ging es darum die Vorbereitungen zu treffen. Bereits vor Tagen hatte er eine Auswahl an DVDs und Spielen für dieses Wochenende zusammengestellt. Eine Mischung aus ihrer beider Geschmäcker. Etwas Romantik für Yugi und viel, viel Action für Atem. Eine Prise Humor durfte auch nicht fehlen… nur Horror hatte ein absolutes Verbot. Auch wenn sein Freund diesen Filmen nicht abgeneigt war, respektierte er, dass Yugi sich vor dieser Art Unterhaltung fürchtete und ihm im schlimmsten Falle Albträume bescherte. Offen zugeben würde er das nie, aber er hatte einen gehörigen Respekt vor diesen Streifen.

Yugi lief ein kurzer Schauer über den Rücken. Dafür war keine Zeit…Aus seinem kleinen Versteck unter dem Bett holte er seine Lieblingsschaumbadessenzen hervor. Vielleicht konnte er Atem zu einem entspannenden Bad überreden. Und selbst wenn nicht, er wollte einfach auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Dazu zählten auch ein paar Kondome und Gleitmittel, die er speziell für dieses Wochenende gekauft hatte.
 

Er stellte alles bereit: die Unordnung in seinem Zimmer wurde in den Kleiderkasten verbannt, die Teelichter kamen ins Badezimmer… auf Rosenblätter hatte er aber verzichtet. Yugi wusste, dass Atem eine romantische Ader hatte. Diese hatte er in erster Linie aber vor allem wegen ihm und nicht, weil es in der Natur des Halbägypters lag.
 

Keine halbe Stunde später stand Yugi in der Küche und bereitete das Essen vor. Das Popcorn als Snack während des Fernsehabends hatte er schon vor der Mikrowelle in einer der blauen Schüsseln platziert. Gerade war er dabei, die letzten Erdbeeren in warme Schokoladensauce zu tunken. Zum Kühlen legte er sie auf ein Kuchengitter.
 

Immer wieder hob er seinen Blick und sah zur Küchenuhr. Es war bereits nach 20 Uhr. Die Ungewissheit, was Atem wohl aufgehalten hatte, nagte an ihm. Und langsam begann er sich Sorgen zu machen. Seinen Freund zu kontrollieren, wollte er nicht, aber er war kurz davor Joey, Atems besten Kumpel anzurufen, als sein Handy in der Hosentasche vibrierte und einen eingehenden Anruf ankündigte.

Kurz leckte er sich die Schokoladensauce von seinem Daumen und nahm das Gespräch an.
 

„Aibou…“
 

„Atem!... Wo bist du? Du wolltest schon vor zwei Stunden hier sein“, antwortete Yugi und versuchte seine Stimme ruhig und geduldig zu halten. Er unterdrückte seine bereits in ihm aufkeimende Enttäuschung.
 

„Es tut mir leid, ich…“
 

„Was ist denn diesmal der Grund“, unterbrach ihn der Jüngere. Er hatte keine Lust auf lange Entschuldigungsreden seines Freundes. Zu oft bekam er sie in den letzten Wochen zu hören.
 

„Du wirst es nicht glauben, Yugi! Joey hat einen Freund in Tokyo, der eine vollständige Küchengarnitur günstig abzugeben hat. Natürlich nur, wenn ich sie selber abholen komme und abbaue…“, redete Atem munter drauf los.
 

Doch Yugi hörte nur mit einem Ohr hin. Die Euphorie in seiner Stimme ließ sein Herz schmerzen. Es machte ihm nur allzu deutlich klar, dass Atem es kaum erwarten konnte, in die Wohnung in Tokyo ziehen zu können. Weg von ihm… weg von ihrer Beziehung…
 

„Aibou?“
 

Yugi schluckte einmal. „Ja?“
 

„Alles in Ordnung? Du sagst ja gar nichts.“
 

Er versuchte zu lächeln. „Ach, alles ist bestens… Es freut mich wirklich, dass du so günstig eine Lösung für die Küche gefunden hast. Das spart dir eine Menge Geld, nicht wahr?“
 

„Ja, und sogar eine ganze Menge. Mit dem Ersparten kann ich noch die restlichen Besorgungen machen, die dann in das andere Zimmer…“
 

Und wieder driftete Yugi mit seinen Gedanken ab. Ach ja, es war eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Hatte Atem auch nicht mal von einem WG-Partner erzählt, den er noch suchte, damit die Miete günstiger für ihn wurde?

Er hatte wohl nicht so richtig zugehört… so wie auch jetzt…
 

Er machte sich keine Mühe darauf zu achten, ob sein Freund gerade mitten in einem Satz war. „Wann kommst du vorbei?“
 

Atem schwieg.
 

„Kommst du heute gar nicht mehr?“ wollte Yugi wissen.
 

„Aibou… ich…“, zögerte Atem.
 

„Schon gut, sag es einfach, Atem… ich bin ein großer Junge…“, versuchte er sich in einem Scherz.
 

„Es wird spät werden… sehr spät vielleicht sogar.“
 

„Das ist schon okay!“ unterbrach ihn der Jüngere sofort. „Ich werde auf dich warten! Komm einfach… bitte…“ Dabei flüsterte er das letzte Wort.
 

„Ich werde kommen. Wirklich, Yugi. Es tut mir…“
 

Doch Angesprochener ließ ihn nicht ausreden. „Danke“, murmelte er und beendete das Gespräch.
 

Seufzend sah er sich um. Die Erdbeeren würden jetzt wohl doch nicht mehr zur Verwendung kommen. Er schüttete sie in eine Schüssel, nahm sich ein Glas Milch und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.

Er hatte gar nicht nach einer ungefähren Zeit gefragt. Vielleicht hätte er Atem doch ausreden lassen sollen. Er zog eine Schnute und ließ sich dabei in seinen alten Schreibtischsessel fallen, der sein Gewicht mit einem lauten Knarzen auffing. Im Endeffekt war es egal, wann er kommen würde. Der Abend war gelaufen
 

Verärgert wischte er sich über die Augen. Die Tränen brannten hinter seinen Lidern, aber er ließ sie nicht gewähren. Ein Schluchzen unterdrückend fing er an, die Erdbeeren eine nach der anderen zu vertilgen. Wenn Atem schon nicht kam, konnte er sich zumindest in Ruhe seinem Aufsatz widmen.

Dass er während dem Schreiben seinen Block mit einzelnen Tränen benetzte, fiel ihm gar nicht auf…
 

]b]~*~
 

Es war bereits weit nach Mitternacht, als Atem bei der Wohnung von Yugis Familie ankam. Mit seinem Zweitschlüssel, den er bei ihrem letzten Jahrestag von seinem Freund erhalten hatte, konnte er ungehindert eintreten. Still und möglichst ohne Geräusche zu verursachen machte er sich in der Küche zu schaffen und betrat kurze Zeit darauf Yugis Schlafzimmer.

Mit einem Ellenbogen schob Atem die Tür auf. In beiden Händen hielt er jeweils eine dampfende Tasse heißer Schokolade. Der leichte Geruch von Marshmallows und Zimt breitete sich in der Luft aus. Ein kurzer Blick genügte um festzustellen, dass Yugi über seinen Schulsachen eingeschlafen war. Yugis Kopf lag auf seinem rechten Arm, der auf dem Tisch und auf seinem Block lag. Seine Hand hielt immer noch seinen Bleistift umfasst. Atem beugte sich über die Schulter seines Freundes und erkannte sofort die getrockneten Stellen auf dem Papier. Seufzend stellte er die Tassen auf dem Tisch ab. Vorsichtig strich er eine Haarsträhne aus Yugis Gesicht und lächelte dabei sanft.
 

„Aibou“, flüsterte er und küsste seine Schläfe.
 

Yugi antwortete mit einem leisen Grummeln und drehte den Kopf auf die andere Seite.
 

Sanft strich Atem durch die Haare des Jüngeren. „Aufwachen“, sprach er sanft und bemerkte ein wenig belustigt, als er begann munter zu werden.
 

„Atem?“ murmelte Yugi verschlafen und rieb sich die Augen.
 

„Ja, ich bin hier, Aibou“, antwortete er und schob seinem Freund seine Lieblingstasse mit dem heißen Getränk näher. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
 

Schnuppernd formten sich Yugis Lippen zu einem Lächeln. „Mh, heiße Schokolade…“
 

Noch im Halbschlaf griff Yugi mit einer Hand nach der Tasse. Atem konnte das Kommende nicht verhindern. Yugi erreichte nicht den Henkel sondern nahm das Gefäß in seine ganze Hand. Augenblicklich war der Jüngere hellwach und zuckte mit einem kleinen Schmerzensschrei zurück.
 

„Die ist ja brennheiß!“ wimmerte er und umklammerte dabei mit seiner gesunden Hand die Verletzte und drückte sie an seine Brust.
 

Atem trug einen bestürzten, dennoch leicht verschmitzten Gesichtsausdruck. „So, wie du sie am liebsten magst, Aibou“, antwortete er und erntete dafür einen bösen Blick. Sachte nahm er Yugis Hand in seine und besah sie sich genau. An seinem Zeigefinger bildete sich bereits eine kleine Brandblase.

Er hauchte einen Kuss auf seine Stirn und ging schweigend ins Badezimmer, nur um kurz darauf mit einer Salbe und einem Pflaster zurück zu kommen. Atem hielt seine Hand auf und wartete, bis der Kleinere von ihnen beiden seine eigene verletzte Hand in die seine legte.

„Tut mir leid, Aibou“, begann er.
 

„Du brauchst dich nicht entschuldigen“, murmelte Yugi in seinen nicht vorhandenen Bart und beobachtete ihn dabei, wie er ein wenig Salbe auf dem Finger verstrich und dann das Pflaster drum herum wickelte.
 

„Ich möchte aber“, lächelte Atem und zeigte Yugi dabei sein besonderes Vorzeigegrinsen, welches er so liebte.
 

„Schön, dass du doch noch gekommen bist.“
 

„Kein Problem.“
 

„Ist alles glatt gelaufen? Also, ich meine… mit der Küche.“
 

„Doch doch… ich habe mir mit Masahiro, dem Freund von Joey, für morgen ein Treffen ausgemacht. Er hilft mir dabei die Küche abzumontieren“, erzählte Atem und strich sachte über das Pflaster an Yugis Finger.
 

„Morgen…“, flüsterte der Angesprochene.
 

„Ja. Sonst hat er keine Zeit. Er muss unter der Woche jeden Tag arbeiten.“ Atem machte eine kurze Pause. „Yugi, ich weiß, dieses Wochenende war nur für uns geplant. Aber du weißt wie…“
 

„… wie wichtig diese Wohnung für dich ist“, vollendete Yugi den Satz. „Ich weiß, Atem“, lächelte er gezwungen. Dieses Mal vorsichtiger, griff er nach der Tasse und nippte an dem heißen Getränk, sich wohl bewusst, dass Atem ihn dabei genauestens beobachtete. „Bleibst du heute Nacht hier?“
 

„Wenn du das möchtest… gerne“, antwortete der Halbägypter und trank selbst seine heiße Schokolade.
 

Yugi antwortete darauf nicht. Er schob seine Tasse zur Tischmitte und zog Atem mit sich auf die Beine. Langsam schob Yugi seine Hände unter das Shirt seines Freundes und zog es ihm über den Kopf. Atem ließ alles schweigend über sich ergehen. Er kannte den niedergeschlagenen Gesichtsausdruck seines kleinen Geliebten nur allzu gut. Viel zu oft wurde er damit in den letzten Wochen bereits konfrontiert. Er wollte Yugi nicht traurig sehen.
 

Nun selbst aktiv werdend, zog der Größere Yugi sein Shirt aus. Im Anschluss legte er seine beiden Hände an die Wangen seines Gegenübers und hauchte einen sanften Kuss auf die rosigen, weichen Lippen.

Yugi antwortete sofort und schlang seine Arme um Atems Oberkörper. Seufzend zog er seinen Freund auf sein Bett, bis dieser auf der Matratze auf dem Rücken zum Liegen kam. Einen Arm um seinen Oberkörper geschlungen, legte Yugi seinen Kopf auf die Brust des Älteren und driftete alsbald in einen tiefen Schlaf. Atem folgte ihm nicht viel später.
 

]b]~*~
 

Als Yugi am nächsten Morgen aufwachte, war der Vormittag bereits ziemlich vorangeschritten Er rieb sich die Augen und erblickte die zwei Tassen auf seinem Schreibtisch. Also hatte er doch nicht alles nur geträumt. Atem war wirklich noch gekommen und hatte bei ihm die Nacht verbracht.

Schnell blickte er sich um, nur um festzustellen, dass er allein in seinem Bett lag. Stirnrunzelnd blickte er sich um.
 

„Atem?“ rief er und lauschte… Nichts…
 

„Atem! Bist du da?“ rief Yugi nun lauter und lauschte wieder. Vielleicht war er auch nur im Bad und konnte ihn unter der Dusche gar nicht bemerken. Aber hören konnte er nichts. Einzig und allein das Zwitschern der Vögel draußen auf der Straße war zu vernehmen.

Augenblicklich sank seine Laune. Wo war sein Freund?
 

Er richtete sich auf, als plötzlich zu seiner Linken etwas raschelte. Überrascht blickte er zu seiner Hand hinab und fand dort einen zusammengefalteten Zettel.
 

Als er ihn entfaltete, konnte er die vornehm wirkende Handschrift seines Freundes sofort erkennen.
 

Guten Morgen Aibou,
 

ich hoffe, du hattest einen erholsamen Schlaf. Ich habe so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen, wie eigentlich immer an deiner Seite.

Du sahst einfach zu süß aus, als du so tief geschlafen hast. Ich habe es nicht übers Herz gebracht dich zu wecken. ich hoffe, du kannst mir verzeihen.
 

Wie ich dir gestern Abend schon erzählt habe, treffe ich mich heute mit Masahiro. Wir bauen die Küche ab und transportieren sie in die Wohnung.
 

Ich weiß noch nicht, wann ich wieder da sein werde, aber ich meldete mich, sobald ich kann, ja?
 

Hab einen schönen Tag.
 

Atem
 

Yugi war sprachlos. Gestern? Wann hatte Atem ihm das erzählt? Er versuchte sich zu erinnern und langsam dämmerte es ihm. Die Erinnerungen kamen Stück für Stück zurück und mit jeder Minute sank seine Laune weiter.

Nun war es offiziell. Atem hatte ihr Wochenende seiner neuen Wohnung geopfert. Ihm war die Kücheneinrichtung wichtiger, als Zeit mit ihm zu verbringen…
 

Eigentlich sollte er sauer sein. Aber das konnte er nicht. Atem hatte eine eigene Ausstrahlung und Wirkung auf ihn, sodass er nicht böse auf ihn sein konnte. Egal, was dieser getan hatte.
 

Seufzend ließ sich Yugi zurück ins Kissen fallen und vergrub sein Gesicht an der Stelle, an der Atem gelegen hatte. Wenn er sich konzentrierte, konnte er noch seinen Geruch ausmachen und so fiel er bald in einen leichten Halbschlaf.
 

]b]~*~
 

Am späteren Nachmittag traf sich Yugi mit seinen Freunden. Ohne viele Fragen hatten sie seinen Wunsch akzeptiert und begleiteten ihn in das Einkaufszentrum, in dem sich auch die Spielcenter befanden. Bei einem kleinen Match gegen Joey oder Tristan würde er schon auf andere Gedanken kommen können.

Anzu schwärmte bereits die ganze Zeit von einem Kleid, welches sie probieren wollte und zog Ryou und Yugi mit sich durch die breiten Gänge der Mall. Ryou und Yugi lachten bei ihrem Verhalten, wenn es um Kleider ging. Sie war halt ein Mädchen durch und durch.
 

Am Ziel der Braunhaarigen angekommen, wurde der Kleinste in der Runde auch sogleich als Kleiderständer für all die Stücke verwendet, die Anzu probieren wollte. Ryou sah sich selbst in den Reihen bei den Shirts um und hatte sich so vorsichtshalber aus der Schussweite gebracht.
 

„Sagt mal, wollten Joey und Tristan nicht auch kommen?“ fragte Yugi in die Runde.
 

„Eigentlich schon“, antwortete Anzu und legte ein neues Top auf seine vor sich ausgebreiteten Arme. „Joey wollte dich unbedingt in dem einen neuen Spiel schlagen… „ Sie runzelte die Stirn. „Aber ich habe vergessen wie es heißt“, lachte sie.
 

„Dungeon master heißt es“, kam ihr Yugi zur Hilfe und die Baunhaarige nickte.
 

„Genau. Aber es ist ihnen etwas dazwischen gekommen“, zögerte sie.
 

Yugi hob eine Augenbraue. „Was kann für Joey so wichtig sein, dass er ein Match mit mir sausen lässt?“
 

Anzu trat vor ihn und nahm ihm die Kleiderstücke ab und deutete ihm, ihr in Richtung der Umkleidekabinen zu folgen. In einigem Abstand folgte Ryou, der ebenfalls etwas zum Probieren gefunden hatte.

„Nun ja… eigentlich war es wirklich kurzfristig. Keine Stunde, nachdem du angerufen hast und wir das Treffen ausgemacht hatten, hat Atem angerufen…“
 

Verwundert starrte Yugi seine langjährige Freundin an. „Und um was ging es?“
 

„Joey hat nicht viel gesagt. Nur, dass er mit Tristan mal eben schnell rüber nach Tokyo muss. Ihre starken Männermuskeln sind gefragt und da könnten wir nicht helfen.“
 

„Ah, ich verstehe…“, murmelte Yugi.
 

„Was?“ fragte Ryou, der sich nun vollends zu ihnen gesellt hatte.
 

„Tristan und Joey in Tokyo“, gab ihm Anzu eine Kurzzusammenfassung.
 

Ryou nickte und Yugi seufzte laut. Der Weißhaarige legte eine Hand an seinen rechten Oberarm und drückte ihn leicht aufmunternd. „Die Küche.“
 

„Anscheinend braucht Atem Hilfe“, setzte Ryou fort und betrat eine der Kabinen. Anzu schnappte sich ihre Sachen und betrat die direkt daneben angrenzende Umkleide.

Die nächste halbe Stunde verbrachten sie mit Anprobieren. Anzu fand an jedem Stück etwas auszusetzen. Am Ende würde sie kein einziges kaufen. Selbst Ryou hatte sein Shirt zurückgebracht. Es war doch nicht so seins gewesen.

Yugi war in dieser ganzen Zeit ziemlich still geworden und stand völlig in Gedanken versunken bei seinen Freunden, als Anzu plötzlich ihre Arme um seine Schultern legte, um ihn kurz an sich zu drücken.
 

„Mach dir keine Gedanken, Yugi. Sobald der Umzugsstress vorbei ist, hat er wieder mehr Zeit für dich. Hast du eigentlich schon ein Einweihungsgeschenk für ihn?“ wollte sie wissen.
 

Überrascht stutzte er. In dem ganzen Selbstmitleid hatte er daran noch gar nicht gedacht. „Nein, eigentlich nicht.“
 

„Das dachte ich mir schon“, lächelte Anzu. „Weißt du, auch wenn Atem in eine andere Stadt zieht, heißt das noch lange nicht, dass ihr euch trennen werdet.“
 

„Das behaupte ich doch gar nicht““ verteidigte sich Yugi. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht“, murmelte er und bekam nicht mit, wie Ryou Anzu einen bösen Blick schenkte.
 

„Er liebt dich viel zu sehr, Yugi. Du brauchst dir darüber keine Gedanken zu machen. Aber er muss auch seine eigenen Träume verwirklichen“, versuchte Ryou sein Glück und stupste Yugi leicht an der Schulter an.
 

Angesprochener lächelte leicht. „Ich weiß. Es ist nur… ich habe mich so auf dieses Wochenende gefreut… ich habe alles vorbereitet… Erdbeeren in Schokoladensauce, DVDs… ein Schaumbad… Kondo-“
 

„AH YUGI!! Keine Details!!“, quietschte Anzu dazwischen und hielt sich die Ohren zu.
 

Ryou lachte, klopfte ihr dabei leicht auf den Rücken und deutete Yugi fortzusetzen.
 

„Atem wusste das und dennoch ist er erst viel zu spät gekommen und dann redete er nur von seiner Wohnung in Tokyo. Das hat mich verletzt“, grummelte Yugi und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
 

Anzu und Ryou lächelten wissend. „Das war doch das gleiche, als du dir vor ein paar Monaten den neuen Nintendo 3Ds gekauft hattest. Du hast über mehrere Wochen deinen Freund links liegen gelassen, weil du unbedingt dieses eine Spiel beenden wolltest“, setzte Anzu fort. „Das war auch nicht nett.“
 

„Ja, ich weiß…“, seufzte Yugi. Dann versteifte er sich. „Die Einweihung ist ja schon bald… oh mein… was schenke ich ihm bloß“, stand Yugi die Panik ins Gesicht geschrieben.
 

„Da ich damit schon gerechnet habe… habe ich mich ein wenig schlau gemacht und mir die Freiheit erlaubt, deinen Freund ein wenig auszuhorchen“, grinste Anzu und rieb sich die Hände.
 

„Ich mache keine Aktfotos“, stellte Yugi nüchtern fest.
 

„Wie kommst du auf…“, stotterte Anzu und lief rot an, während Ryou anfing zu lachen.
 

Der Kleinste der Runde zuckte darauf nur mit den Schultern. „Atem wünscht sich welche von mir. Aber bisher hat er dabei auf Granit gebissen.“
 

„Nein… also es geht schon Richtung Fotos… aber nicht solche“, sagte die Braunhaarige.
 

„Na dann schieß los“, antwortete Yugi nun ebenfalls ein wenig grinsend und ließ sich von seinen beiden Freunden in das nächste Cafe ziehen.
 

]b]~*~
 

Die nächsten beiden Wochen war Yugi mit den Vorbereitungen für Atems Einweihungsgeschenk beschäftigt. In dieser Zeit hatte er über vieles nachdenken können und kam zu dem Schluss, dass es ihm nichts brachte, wenn er die beleidigte Leberwurst spielte. Er sollte sich für seinen Freund freuen. Dass dieser eine günstige Wohnung in der Nähe der Universität gefunden hatte, dass er weiterhin seinen Traum leben durfte und einfach glücklich war. Immerhin erwartete er das von Atem auch, wenn ihm etwas Wundervolles widerfuhr.

Er musste über seinen eigenen Schatten springen. Auch wenn der Halbägypter mehrere Stunden von ihm wegzog, hieß das noch lange nicht, dass er vollends aus seinem Leben verschwinden würde.
 

Wozu gab es Wochenenden und Feiertage? Das Internet war auch noch da und immerhin hatten sie beide ihre Mobiltelefone. Da würden sich zahlreiche Möglichkeiten finden, um etwas Zeit gemeinsam zu verbringen. Auch wenn sie ein paar hundert Kilomater voneinander entfernt waren.
 

Er musste sich unbedingt noch bei seiner besten Freundin bedanken. Hätte sie ihm nicht den Kopf gewaschen - in ihrer ganz eigenen Art und Weise, dann würde er jetzt noch immer in Selbstmitleid versinken.

Zwar hatte Atem die letzten Tage nicht mehr Zeit für ihn übrig gehabt, aber das bisschen, was sie miteinander verbrachten, war um einiges entspannter und fröhlicher gewesen. Yugi konnte endlich wieder befreit lachen. Auch wenn er im hintersten Winkel seines Kopfes wusste, dass der Tag des Umzugs nun kurz bevor stand.
 

Sein Freund hatte mit Hilfe von Joey begonnen, seine Habseligkeiten auf Etappen mit dem Auto nach Tokyo zu führen. Zu dieser Zeit wurde Yugi mit seinem Geschenk fertig. Atem hatte ihm versprochen, dass er ihn nach Tokyo mitnahm, wenn er seine letzte Fuhre rüberbrachte. Denn dann konnte er ihm endlich die fertige Wohnung und somit seinen ganzen Stolz zeigen.

Yugi war gleichzeitig neugierig, wo sein Freund von nun an leben würde, hatte aber auch eine gewisse Angst vor der nahen Zukunft. Er wollte gar nicht daran denken, dass er Atem nun nicht mehr tagtäglich in die Arme schließen konnte. Die gemeinsamen Aktivitäten würden sich auf ein Minimum reduzieren und er war es einfach nicht gewohnt, nur zu telefonieren. Bisher hatte er immer körperlichen Kontakt vorgezogen.
 

Aber er wurde nicht umsonst König der Spiele genannt, wenn er sich vor einer neuen Herausforderung drücken würde. Er straffte seine Schultern, als Atem mit seinem kleinen blauen Flitzer vor ihm am Straßenrand Halt machte und ausstieg.
 

„Das ist aber ein großes Geschenk“, begrüßte Atem ihn strahlend und nahm ihn fest in die Arme. Augenblicklich schmiegte sich Yugi in die Umarmung.
 

„Ein großer Mann braucht auch große Geschenke“, grinste der Jüngere und erntete von seinem Freund ein herzhaftes Lachen und einen leichten Klaps auf den Hintern.
 

„Ich kann es kaum erwarten, dir alles zu zeigen, Aibou“, freute sich Atem und nahm Yugi das Geschenk ab, um es im kleinen Kofferraum zu verstauen. Ganz wie ein Gentleman hielt er ihm die Beifahrertür auf und schloss sie erst wieder mit einem kräftigen Schwung, als Yugi sich angeschnallt hatte. Dann schwang er sich mit Elan auf den Fahrersitz und strahlte seinen Freund frontal an.

„Du wirst sehen, es wird dir gefallen… es muss einfach!“
 

Yugi stimmte in das Lachen mit ein. Irgendwie konnte er sich der Euphorie, die Atem durchströmte, nicht entziehen. Die Fahrt hindurch unterhielten sie sich über dies und jenes. Atem verriet ihm, dass er ihm zuerst den Campus seiner neuen Universität zeigen wollte, bevor sie zu seiner Wohnung fuhren.
 

Yugi war mit allem einverstanden, denn das hieß, sie würden noch länger in Tokyo bleiben, bevor sie wieder zurückfahren mussten. Er wollte jede Minute mit Atem auskosten.
 

]b]~*~
 

Kurz nach ihrer Ankunft in Tokyo, das Auto hatten sie in einer der kleineren Seitengassen geparkt, schlenderten sie durch den groß angelegten Park der Universität. Atem hatte seinen Arm um Yugis Schulter gelegt und erzählte ihm ausschweifend über die Geschichte der Fakultät, an der er im kommenden Semester studieren würde.

Der Jüngere hörte ihm aufmerksam zu und ließ die Umgebung auf sich wirken. Die zahlreichen Bäume trugen ihr prächtiges und farbenfrohes Herbstkostüm. Die ersten Krähen hatten sich bereits auf den Wiesen versammelt und waren mit der Nahrungssuche beschäftigt. Die Luft war inzwischen ziemlich frisch geworden. Der erste Schnee konnte nicht mehr weit sein.
 

Immer wieder drückte Atem Yugi fest an sich. Wie um sicher zu gehen, ob er noch da war und ja nicht davon lief. Dieser genoss die Nähe und schmiegte sich seinerseits an die starke Seite seines Freundes. Auch wenn ihm ein wenig kalt war, wollte er so viel Zeit wie möglich hier verbringen. Dieser Spaziergang hätte seinetwegen noch Stunden weitergehen können, wenn Atem sein leichtes Frösteln nicht bemerkt hätte. Fürsorglich lotste dieser Yugi zurück zu seinem Auto und versprach ihm eine schöne Tasse heiße Schokolade, sobald sie in der Wohnung angekommen waren. Der Jüngere erklärte sich zögerlich damit einverstanden und so machten sie sich auf den kurzen Weg zu dem Wohnblock, in dem Atem seine Unterkunft hatte.
 

Staunend stand Yugi vor dem Gebäude und blickte die endlos hoch wirkende Fassade hinauf. Bei ihnen in Domino gab es bei weitem keine so großen Häuser. Bürogebäude vielleicht, aber keine Wohnanlagen für Durchschnittsbürger.
 

Atem hatte sich das Geschenk geschnappt, dann nahm er Yugi an der Hand und zog ihn grinsend in das Innere der Anlage. Sein Appartment lag im zwölften Stock. Die Fahrt mit dem Lift dauerte nicht lange und Yugi genoss die warme Luft. Er hatte die herbstliche Kälte wohl doch ein wenig unterschätzt.

Als der Halbägypter vor der Tür stand und den Schlüssel ins Schloss setzte, um ihn umzudrehen, wurde Yugi doch wieder ein wenig nervös. Viel Zeit zum Grübeln blieb ihm allerdings nicht, denn sobald die Wohnungstür offen stand, trat Atem hinter ihn und schob ihn hinein.
 

Ihm wurde die Jacke abgenommen, die Schuhe zog er dann aber vor, sich selber auszuziehen. Staunend schritt Yugi durch die Räume der Wohnung. So geräumig hatte er sie sich gar nicht vorgestellt. Obwohl Atem meist dunkle Kleidung trug, war die Einrichtung sehr hell gehalten. Sein Freund ging still, einen kleinen Abstand haltend, hinter ihm und ließ ihn sich in Ruhe umsehen.

Der Jüngere strich über die Rückenlehne des Sofas und hätte sich sofort am liebsten auf jenes geschmissen, so weich fühlten sich die Kissen an. Selbst einen kleinen Balkon hatte diese Wohnung, auf dem ein kleiner Metalltisch mit zwei Stühlen stand. Yugi schenkte Atem ein strahlendes Lächeln und besah sich den Rest der Wohnung. Im Schlafzimmer angekommen, drehte er sich schlussendlich zu seinem Freund um.
 

„Du hast die Wohnung wirklich schön hergerichtet.“
 

„Danke“, lächelte Atem.
 

„Das hab ich dir gar nicht zugetraut“, lachte Yugi ein wenig und lachte gleich noch mehr, als er Atems verdatterten Gesichtsausdruck sah.
 

„Ich kann einrichten! Ich habe Geschmack!!“ prahlte der Halbägypter.
 

„Weiß ich. Das sieht man an deinem Kleidungsstil“, schmunzelte Yugi.
 

„Krieg ich nun mein Einweihungsgeschenk?“
 

„So neugierig?“ fragte der Kleinere.
 

„Es ist von dir… natürlich bin ich neugierig!“ antwortete Atem und eilte in den Vorraum zurück, um das Paket zu holen. Ungeduldig riss er das Papier auf und befreite daraus mehrere in Bordeaux gestrichene Holzrahmen in unterschiedlichen Größen, die an den Rändern zusammengeleimt waren. In diesen Rahmen befanden sich Bilder von ihnen beiden.

Neugierig besah sich Atem die einzelnen Fotos und wunderte sich, wo Yugi die ausgegraben haben musste. Es war sogar eines von ihrer allerersten Verabredung dabei. Yugi sah in dem Kimono einfach nur zum Anbeißen aus.

Der Ältere der beiden grinste und deutete mit dem Finger auf das besagte Foto. Yugi wurde ein wenig rot um die Nase und lächelte.
 

Atem stellte den zusammengebastelten Rahmen an die Wand. „Woher wusstest du, dass dieses Bordeaux genau in mein Schlafzimmer passt?“ grinste er.
 

„Ähm…“, Angesprochener kratzte sich verlegen am Nacken. „Anzu hat mir ein wenig geholfen. Sie wusste anscheinend viel besser Bescheid als ich“, antwortete er.
 

Atem erwiderte darauf vorerst nichts. Er beugte sich leicht nach vorn und verschloss ihre Lippen miteinander. „Vielen Dank, Aibou. Es bedeutet mir wirklich, wirklich viel“, strahlte er ihn an.

Yugi drückte sich an ihn und genoss die wohltuende Wärme, die seinen Körper durchströmte, als sich Atem bewegte.
 

„Ich möchte dir etwas zeigen“, flüsterte er, nahm ihn bei der Hand und zog ihn auf den Gang hinaus. Direkt neben seinem Zimmer befand sich eine weitere Tür, die Yugi an und für sich für eine Abstellkammer gehalten hatte und deshalb bei seiner Erkundungstour nicht hineingegangen war.
 

Er hob eine Augenbraue und sah seinen Freund fragend an. Aber dieser grinste nur und öffnete die Tür. Zum Vorschein kam ein weiteres Zimmer, welches genau in seinen Lieblingsfarben gestaltet war: hellblau und violett.
 

„Ist das das Zimmer für deinen Mitbewohner?“ fragte Yugi und besah sich die Wände genauer. Bis auf einen hellbraunen Schreibtisch befand sich nichts darin.
 

„Ja, bis nächstes Jahr“, antwortete Atem und umarmte ihn von hinten. Kreuzte seine Hände vor Yugis Bauch und legte seinen Kopf auf Yugis Schulter.
 

„Wieso nur bis nächstes Jahr?“ wollte der Kleinere wissen.
 

„Weil ich dann keinen Mitbewohner mehr brauche“, setzte der Halbägypter fort und drückte sich näher an den Rücken vor ihm.
 

„Aber…“ wollte Yugi einen Einwand einbringen, als er Atems Lippen an seiner Halsbeuge spürte.
 

„Nächstes Jahr… ist das dein Zimmer. Sobald du nach Tokyo kommst, will ich, dass du bei mir einziehst. Deshalb habe ich diesen Raum auch so gestrichen, wie ich denke, dass er dir gefallen würde“, hauchte er an der weichen Haut.
 

Yugi lief eine Gänsehaut über den Rücken. „Natürlich werde ich das Zimmer dann noch einmal überholen. Also neu streichen und so weiter. Aber es gehört dann dir… natürlich nur, wenn du mit mir zusammen leben möchtest, Aibou.“
 

„Woher wusstest du, dass ich nach Tokyo kommen will?“ wunderte sich der Jüngere, erhielt als Antwort aber nur ein Grinsen.
 

„Gefällt es dir?“ fragte er stattdessen und erntete ein eifriges Nicken. Yugi war für eine kurze Zeit sprachlos geworden. Hastig drehte sich der Kleinere in der Umarmung um und drückte sich energisch an Atem. Kleine Tränen standen ihm in den Augen und Atem wunderte sich schon, ob diese gleich aus Freude oder aus Traurigkeit fallen würden. Aber Yugi nahm ihm jegliche Sorgen…
 

„Und wie ich hier einziehen will!“ rief dieser und drückte seinem Freund einen Kuss auf. Er ging kurz in die Knie, stieß sich vom Boden ab und landete mit einem Satz in Atems wartenden Armen. Yugi schlang seine Beine um die Hüften seines Gegenübers und übersäte sein Gesicht mit kleinen Küssen.

„Ich kann es kaum erwarten“, seufzte der Jüngere.
 

„Das freut mich zu hören“, antwortete Atem und trug Yugi langsam und vorsichtig in sein eigenes, angrenzendes Schlafzimmer. Sorgfältig hielt er den Kleineren an sich gepresst und stieg mit ihm auf das Bett. Yugi ließ keinen Millimeter von ihm ab und verwickelte seinen Freund in leidenschaftliche Küsse. „Dann wollen wir das Bett doch vielleicht einmal einweihen… und wenn wir hier fertig sind…“, flüsterte Atem, als er sich einen Weg über den Hals seines Geliebten küsste, „gibt es noch einige andere Zimmer, die – eingeweiht – werden wollen. Du musst unbedingt die Dusche sehen“, grinste er.
 

Yugi drückte seinen Freund fest an sich. Überwältigt von dem ganzen Szenario fand er keine Worte, um sein Glück ausdrücken zu können.

Bei Atem fühlte sich Yugi wie zu Hause. Wo man, egal was kam, willkommen geheißen wurde. Auch wenn vieles dafür stand, dass der Herbst für das Ende und den Tod stand, so konnte er diese Meinung wahrhaftig nicht vertreten. Diese Jahreszeit mochte zwar für einen Schlusspunkt stehen, stellte aber gleichzeitig einen Neuanfang dar.

Ein neues Studienjahr, neue Aufgaben, neue Lehrer… neue Orte und weitere Herausforderungen, die es galt zu meistern. Trotz Atems Umzug in eine neue Stadt, der Yugi zwar unendlich traurig stimmte, kam er nicht umhin festzustellen, dass damit lediglich ein neuer Lebensabschnitt für sie beide begann. Wenn sie ihr Leben gemeinsam verbringen wollten, mussten sie früher oder später sowieso von zu Hause ausziehen. Atem war in diesem Fall der Erste von ihnen, der diesen Schritt wagte.

Yugi würde folgen. Er würde sich anstrengen, sein letztes Jahr an der Highschool so gut wie möglich abzuschließen, um sein Wunschstudium in Tokyo, an der Seite seines Freundes, möglich zu machen. Einen neuen Abschnitt zu begehen, damit den Winter zu überspringen und sofort in einen neuen gemeinsamen Frühling zu starten.
 

~*~ FIN ~*~
 

Datum: 21.12.2012 – 23.12.2012



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Veboshi
2013-07-05T10:52:35+00:00 05.07.2013 12:52
Sehr, sehr liebevoll geschrieben!

Da, wo Atem Yugi sagt, dass das Zimmer für ihn ist, lief mir auch ein Schauer über den Rücken, obwohl ich es schon wusste, aber... Es war einfach so ein schöner Moment. :3

Ich hab bisher nich nie so ein richtiges FF gelesen, in dem es um Charaktere aus Mangas und Animes geht. x) Sie war für mich eine gute Heranführung, denn ich bin mir es nicht gewohnt, diese Figuren in geschriebener Form zu erleben und auch aus einem anderen Blickwinkel, mit anderen Interessen usw.

Und was für mich noch ein riesen Pluspunkt ist: Du machst kaum Rechtschreibfehler! *_* Es liest sich alles ganz flüssig, man wird gut an die Figuren herangeführt und kann richtig mitfühlen. :D Auch wenn ich ihn etwas gar verweichlicht fand.. x) Aber Yugi ist halt ein süsser. ;)

Was mir aufgefallen ist, du schreibst im Zusammenhang mit Yugi öfters mal "klein", also kleine Küsse, kleine Tränen... Vor allem gegen Ende. ^^
Von:  GeezKatsu
2012-12-29T21:08:51+00:00 29.12.2012 22:08
Ich finde es klasse, wie du die Thematik des WBs umgesetzt hast. Auch, wenn ich einige Stellen nicht.... in Ordnung finde, liebe ich deinen Schreibstil und wie du auf Kleinigkeiten achtest.
ZB wie Yugi die Schokolade von seinen Daumen leckte, ehe er an das Handy ging. Ich lese selten solche Details und ich LIEBE es ♥
Von:  Yami_no_Yugi
2012-12-25T22:25:15+00:00 25.12.2012 23:25
schöne os, wie immer von dir zu erwarten ^^
das schöne an dein schrebstil ist, das es meist der relität sehr nahe kommt was in wirklichen leben auch passieren könnte.
mann schön beim lesen mitfühlen was grade passiert und gerät nicht durcheiander wie bei mach andere geschichten.

das ende war das beste die kleien überraschung für yugi^^

schöne os lg yami


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