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Mein Held

von

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5.Kapitel

Es ist scheiß egal wie es mir geht. Es spielt keine Rolle welche Probleme ich habe. Hier und jetzt geht es mir gut und Probleme habe ich keine.

Im Takt wippend stehe ich an der Theke des Sevens und sehe mich interessiert um. Der Club ist bis unters Dach voll mit gutgelaunten Menschen die alle nur ein Ziel haben. Bewegung. Und das in jeder Form. Ich habe nur einen Grund heute hier zu sein. Ich will Sex.

Als mich Lars an der Haupttheke entdeckt beugt er sich über den Tresen und begrüßt mich mit einem Kuss auf die Wange. Ich bestelle mir einen Prince, mein Lieblingscocktail.

„Wo ist Tobi?“ fragt Lars und stellt mir wenig später mein Glas hin.

„Seine Mutter hat Geburtstag. Bis Sonntag ist er in Hannover.“

„Bill hat gesagt dass du einen Unfall hattest.“

„Ich versuch Samstag wieder zu arbeiten. Heute bin ich nur Gast.“ ich zwinker ihm zu und nehme einen großen Schluck des kühlen Getränkes.

„Zuhause fällt mir die Decke auf den Kopf.“

Lars nickt verstehend. Lange können wir uns aber leider nicht unterhalten da er weiterarbeiten muss. Ich widme mich wieder der tobenden Menge. Tanzen kann ich mit meinem Bein nicht und zu schnelle Bewegungen sollte ich mit meinem dröhnenden Kopf auch nicht machen. Wirklich schade, ich tanze so gerne. Aber ich bereue es nicht hergekommen zu sein. Zuhause hätte ich es nicht länger ausgehalten. Nur herumliegen und nichts machen kann ich nicht. Abends wüsste ich ja sowieso was mich erwartet. Leon hat mich vorgewarnt dass er kommen wollte und darauf kann ich verzichten. Man könnte sagen dass ich vor ihm geflohen bin.

Ich bin am späten Nachmittag in die Stadt gefahren und habe mich mit einem Freund getroffen für einen Stadtbummel. Danach sind wir zu ihm gefahren, haben uns umgezogen und uns ein paar Bier gegönnt. Um mein Hosenproblem zu lösen habe ich einfach eine alte Jeans von mir mitgenommen und die Beine abgeschnitten. Nun trage ich also eine Jeans die nur das wichtigste bedeckt und an den Beinöffnungen etwas ausfranst. Dazu ein weißes Achselshirt. Die Verbände finde ich zwar sehr abtörnend aber einfach abnehmen kann ich sie nicht. Immerhin habe ich die Krücken zuhause gelassen. Wer will schon einen Invaliden?

Während ich auf meinem Strohhalm herumkaue sehe ich mich nach einem potentiellen Bettpartner um. Es dauert nicht lange bis ich angesprochen werde. Er ist groß, hat breite Schultern, kurze schwarze Haare und ich schätze ihn auf Ende Zwanzig. Genau mein Typ.

„Du stehst auf Bondage?“ fragt der Fremde und mustert grinsend mein eingepacktes Bein. Ich lache.

„Nur nach Unfällen.“ antworte ich gelassen. Ich erzähle in kurzen Sätzen wie ich zu diesen Verletzungen komme und bestelle mir noch einen Cocktail auf den ich prompt eingeladen werde. Lars grinst in sich hinein als der Fremde seinen Arm um mich legt.

„Du bist ja heute wieder heiß begehrt..da hinten hat auch schon einer nach dir gefragt.“ ruft er mir zu und deutet mit einem Kopfnicken nach rechts. Ich sehe neugierig hin, finde aber weder ein bekanntes Gesicht, noch Jemanden der mir interessierte Blicke zuwirft. Es ist aber auch nicht mehr wichtig als ich eine Hand auf meinem Po spüre und zufrieden grinse.

„Du stehst wohl auch auf Bondage.“ schnurre ich begeistert und lege beide Arme um seinen Hals. Er beugt sich zu mir und leckt mir über die Ohrmuschel. Ich bekomme eine Gänsehaut.

„Ich steh auf dich.“ raunt er mir mit rauer Stimme und packt mit seiner Hand zu. Ich keuche leise. Seine direkte Art gefällt mir. Warum groß mit Schmeicheleien um sich werfen wenn man auch gleich auf den Punkt kommen kann. Ich beiße verspielt in seinen Hals und ernte dafür einen Klaps auf meinem Hintern. Als unsere Getränke vor uns hingestellt werden nicke ich Lars dankend zu.

Der Fremde hat sich ein Bier bestellt, ich bleibe bei meinem Prince und trinke etwas langsamer als er. Zu schnell sollte ich mich nicht betrinken, ich will noch etwas von der Nacht haben. Dem Kerl dessen Namen ich nicht kenne scheint das egal zu sein. Er bestellt uns das Gleiche nochmal obwohl mein Glas nicht einmal zur Hälfte geleert ist.

„Bist du auf der Flucht?“ frage ich neugierig und lege meine Hand auf seinen Arm um ihn am trinken zu hindern.

„Wenn du mitkommst.“ entgegnet er und macht sich an meinem Hals zu schaffen. Ich schließe meine Augen um seine Zunge intensiver spüren zu können die rau über meine Haut leckt.

„Bei mir wäre ein ausgezeichnetes Versteck.“ meine ich und muss an den Kerl denken bei dem ich vor drei Wochen aufgewacht war. Mir war in der Nacht gar nicht aufgefallen dass seine ganze Wohnung mit Stofftieren vollgestopft war. Unheimlicher Kerl. Mir ist wohler in gewohnter Umgebung aufzuwachen. Die Kerle werde ich irgendwie immer los.

Er nickt zustimmend.

Wir könnten auch in den Darkroom aber ich glaube kaum dass ich eine gute Figur mit dem bandagiertem Bein mache. Für Oral oder Handjob ist er ja optimal aber dort geht immer alles recht schnell. Ich will langen, ausgedehnten Sex bei dem mir mein Partner das Hirn aus dem Kopf fickt, keinen Quicky.

Mit einem großen Schluck leere ich mein Glas und stelle es auf der Theke ab. Den zweiten Cocktail den uns Lars bereits wieder hingestellt hat ex ich. Wie war das mit meinem Vorsatz?

„Bereit zur Flucht?“ frage ich voller Vorfreude und hake mich bei dem Kerl ein doch eine große Hand legt sich in dem Moment auf meine Schulter und zieht mich nach hinten. Wankend wirble ich herum und blicke direkt in Leons zorniges Gesicht.

„Du willst nach Hause? Das trifft sich gut, ich fahre dich.“ sagt er bestimmt und funkelt den anderen Kerl bedrohlich an. Dem gefällt es gar nicht dass man ihm seinen Fang wegnehmen will und greift schon nach mir aber Leon lässt keinen weiteren Körperkontakt zu. Er packt mich grob am Arm und presst mich an sich. Perplex sehe ich der Szene nur zu. Meine neue Bekanntschaft sieht aus als ob er jeden Augenblick auf Leon losgehen will. Dann schnaubt er aber nur laut und geht. Ich sehe ihm ungläubig nach.

Was war das denn? Bin ich keine Schlägerei wert? Er hätte Leon ja wenigstens anschreien können. Wieder so ein Held. Dabei reicht mir einer vollkommen.

Als ich mich wieder gefangen habe stoße ich Leon weg und schlage ihn nicht ganz so kraftvoll mit der Faust gegen die Schulter.

„Was soll das, verdammt?! Lass ihn mich doch ficken!“ Ich schreie. Nicht wegen der lauten Musik sondern weil ich außer mir bin vor Wut. Leon sieht mich nur an. Er lässt nicht durchblicken ob er mich nicht verstanden hat oder es ihn schlichtweg nicht interessiert. Er fasst mich am Oberarm und geht los. Ich protestiere lautstark und versuche mich zu wehren. Ich will jetzt nicht weg. Ich will mich betrinken und vögeln! Zappelnd werde ich hinter ihm her geschliffen.

Plötzlich steht der Türsteher vor uns der meine Befreiungsversuche beobachtet hat.

„Lass Josh los.“ sein strenger Ton lässt mich zusammenfahren. Mit so einem Mann sollte man sich nicht auf eine Diskussion einlassen.

Leon erkennt das und lässt mich los.

„Schon okay Kai, wir kennen uns. Er gehört zu mir.“ erkläre ich schnell und nicke. Ich weiß wie er mit aufdringlichen Grabschern verfährt und das will ich Leon ersparen. Er ist zwar ein Arschloch und gönnt mir nichts aber das hat er nicht verdient. Kai nickt und wirft Leon einen stechenden Blick zu, dann marschiert er davon.

Diesmal bin ich es der Leons Arm packt und ihn aus dem Club zerrt. Ich kämpfe mich durch die tanzende und feiernde Menge bis wir zu dem dunklen Flur kommen der uns nach draußen führt. Erst als wir ein paar Meter vom Eingang entfernt sind bleibe ich stehen und lasse Leon los.

Ich bin stinksauer.

„Wo ist dein Problem Leon?! Willst du mir alles kaputt machen?!“ schreie ich ihn an und kann mich kaum beruhigen. „Und komm mir nicht mit der Heldentour, mir geht es gut! Ich brauch keinen Aufpasser!“ wütend fahre ich mir durch die Haare und schüttle den Kopf. Ich bin so wütend dass mir die Hitze in den Kopf steigt. Der Alkohol macht sich an der frischen Luft noch stärker bemerkbar.

Jetzt hat es Leon geschafft. Ich habe auf nichts mehr Lust. Die Stimmung ist weg.

Leon schaut mich ruhig an. Ruhig und ernst. Ich kann nicht einschätzen ob es gut oder schlecht ist. Hat er begriffen dass er einen Fehler macht? Vielleicht bereut er schon sein Auftreten im Club. Ich hoffe es für ihn.

„Sag nicht dass es dir gut geht, das glaube ich dir nicht.“ er spricht sehr gefasst. Dann geht er einen Schritt auf mich zu und will mir seine Hand auf die Schulter legen aber ich ziehe sie in letzter Sekunde zurück. Ich will das jetzt nicht. Ich ertrage das nicht. Bin ich der einzige der aufgebracht ist?

Er seufzt schwer.

„Joshua, du bist blass. Dir kann es nicht gut gehen. Wieso nimmst du deine Gehirnerschütterung nicht ernst?“ Ich stutzte ehe ich den Kopf wegdrehe. Die Frage holt mich wieder etwas runter und gibt mir die Gelegenheit tief durchzuatmen.

Schnell gehe ich die letzten Tage und mein Verhalten dabei durch. Ich nehme meine Verletzungen doch ernst aber ich kann auch nicht pausenlos den Kranken mimen. So bin ich einfach nicht. Ich brauche das Gefühl von Leben.

„Was erwartest du denn? Soll ich wochenlang im Bett liegen und darauf warten dass du abends kommst und essen machst?“ mein Blick streift ihn nur. Ich kann mich nicht konzentrieren und tiger wie ein verstörtes Tier vor ihm herum. Durch die ganzen Drinks ist meine Sicht eingeschränkt und ein leichter Schwindel kommt auf. Eigentlich mag ich das Gefühl wenn sich der Alkohol langsam in meinem Blut ausbreitet und mich einlullt aber jetzt nervt es nur. Ich will nüchtern sein.

Leons Hand, die mich am Oberarm erwischt, bringt mich zum stehen.

„Ich fahr dich nach Hause. Du erkältest dich nur.“ Leon hat eine erstaunliche Selbstbeherrschung denn er ist die Ruhe in Person. Nur sein Blick verrät dass ihn die Situation nicht ganz gefällt. Er sieht sich immer wieder um und mustert mich ausdruckslos.

„Wenn du dann glücklich bist, bitte!“ soll er mich doch nach Hause fahren wenn er sich dann besser fühlt! Ich habe keine Lust mehr auf Partys und Männer. Letzteres kann mir die nächste Zeit gestohlen bleiben.

Leon lässt mich los und wartet bis ich mich in Bewegung setze.

„Wo sind deine Krücken?“

„Zuhause.“ knurre ich ihn an und stapfe vor ihm davon. Ich trete absichtlich etwas fester auf damit er endlich versteht dass man sich um mich keine Sorgen machen muss. Ich bin schließlich kein Kind mehr und komme seit Jahren gut alleine klar. Die Schmerzen die durch mein Bein ziehen sind nicht stärker als die Wut die in meinen Augen zu lesen ist.

Nach ein paar Schritten hat mich Leon wieder eingeholt und zeigt vor uns auf seinen Wagen den er in einer Seitenstraße geparkt hat.

Ich gehe auf die Beifahrerseite und warte bis er den Wagen entriegelt hat. Dann reiße ich die Türe auf und steige ein. Ich werde einfach nicht mehr mit ihm reden, dann kann ich mich auch nicht aufregen. Ich hoffe dass er es genauso sieht.

Als Leon einsteigt und sich anschnallt wandert sein Blick wieder über meine spärlich bekleidete Figur. Ihm gefällt bestimmt nicht wie ich mich angezogen habe. Viel zu knapp und viel zu billig.

„Schnall dich bitte an.“ Leon wartet bis das Klicken des Sicherheitsgurtes zu hören ist, dann erst startet er den Motor und fährt los.

Es werden keine Diskussionen mehr stattfinden, ich werde es nicht zulassen. Leon wird mich nach Hause fahren und dann will ich ihn nie wieder sehen. Jemanden wie ihn brauche ich nicht.

Mit dem Auto fahren wir nur zehn Minuten zu mir. In der Zeit hat keiner von uns auch nur ein Wort gesprochen.

Stumm steige ich aus und knalle die Türe zu. Warum Leon auch aussteigt kann ich mir nicht erklären. Ich sehe keinen Grund.

Er kommt mir trotzdem nach und wartet bis ich die Eingangstüre aufgeschlossen habe. Ich sehe ihn fragend an aber er bleibt und betritt hinter mir den Flur. Er passt sich meinem Tempo an als ich die Treppe in den zweiten Stock hochsteige. Vor meiner Haustüre stecke ich den Schlüssel ins Schloss und schließe auf. Dann habe ich genug von meinem stillen Verfolger und seufze schwer genervt.

„Was willst du noch von mir?“ fahre ich ihn an und stoße die Türe auf.

„Ich bringe dich nach Hause.“ antwortet er unberührt.

„Ich BIN zuhause.“ wütend betrete ich meine Wohnung und gehe in die Küche wo ich mir aus dem Kühlschrank ein Bier nehme. Ich muss die misslungene Nacht erst mal verdauen. In meiner jetzigen Verfassung kann ich noch nicht schlafen.

Leon bleibt im Flur stehen und beobachtet mich. Ich sehe ihn verständnislos an während ich die Flasche ansetze und trinke.

„Meinst du nicht dass du genug hast? Du bist..“

„Nein Papa.“ Unterbreche ich ihn harsch. Er kann es nicht lassen. Er muss immer alles kritisieren und mich bemuttern. Schnaubend gehe ich an ihm vorbei und trinke provokant aus der Flasche als ich auf seiner Höhe bin. Ich spüre dass er mich weiter beobachtet.

Als ich das Schlafzimmer betrete, lasse die Türe geöffnet und stelle die Bierflasche auf den Nachttisch. Ich wende mich Leon zu der jede meiner Bewegungen mit seinem Blick verfolgt. Wirklich zufrieden sieht er nicht aus.

Vielleicht nervt er sich selbst. Ich könnte das verstehen.

Ohne den Blick von ihm zu nehmen fasse ich an den Saum meines Shirts und ziehe es mir über den Kopf. Es landet neben meinem Bett. Dann lege ich beide Hände an den Verschluss meiner Jeans. „Oder willst du?“ frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Leon antwortet nicht. Er sieht mich einfach an. Und dieses stumme Anstarren macht mich wahnsinnig. Ich nehme die Flasche wieder in die Hand und lasse das kühle Bier meine Kehle hinunterlaufen. Es tut gut und unterdrückt meine aufkeimende Wut. Ich brauche einen klaren Kopf.

Dieser Blick.

Ich stelle das Bier ab.

Leon macht keine Anstalten zu gehen also öffne ich meine Hose unter seinen Blicken und streife das bisschen Stoff von meinen Beinen. Er sieht ungerührt zu.

„Willst du mir noch eine Gute Nacht-Geschichte vorlesen oder worauf wartest du?“ frage ich dann und schüttle verständnislos den Kopf. Will er mir beim schlafen zusehen? Es gibt auch Grenzen.

Laut seufzend setze ich mich mit Pants bekleidet auf die Bettkante und nehme die Flasche in die Hand. Unsere Blicke treffen sich. Wir sehen uns an.

Der Kerl ist doch krank. Er steht nur da und starrt. Vielleicht denkt er daran wie toll er doch ist dass er mich vor dem Typen im Sevens gerettet der nur schweinische Dinge im Kopf hatte. Oder wie undankbar ich bin, dem Helden nicht den nötigen Respekt zu zollen. Was auch immer.

„Du wartest jetzt echt bis ich schlafe oder?“ ich befürchte das schlimmste. Doch auch jetzt bekomme ich keine Antwort. Immerhin setzt er sich in Bewegung und kommt auf mich zu. „Ach, du willst mich zudecken..“ ich verdrehe die Augen. Ich habe genug von ihm. Jetzt ist Schluss!

Ich stehe auf und komme Leon einen Schritt entgegen.

„Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr du mir auf den Sack gehst. Ich wünschte du hättest mich einfach auf der Straße liegenlassen.“

Leon bleibt stehen und mustert mich. Er wirkt nachdenklich. Ich greife nach seinem Kragen.

„Du mit deinem feinen Designeranzug, dem blöden Essen und deiner ach so tollen Fürsorge..“ zische ich angewidert und sehe ihn abwertend an. „Du kotzt mich so an.“ mit diesem Worten drehe ich mich weg doch Leon packt mich an der Schulter und zieht mich zu sich. Aber mehr passiert nicht. Er sieht mich an und macht keinerlei Anzeichen auch nur ein Wort zu sagen.

„Was willst du? “ frage ich laut. Ich merke wie meine Wangen anfangen zu glühen. Die Gehirnerschütterung ist nichts gegen das Elend was mit Leon gekommen ist.

Mit brennenden Augen sehe ich zu ihm hoch und warte auf irgendetwas. Hauptsache er macht endlich was. Und tatsächlich legt sich seine Hand auf meine Wange. Dieses Mal lasse ich die Berührung zu. Ich halte es nicht mehr aus tonlos angestarrt zu werden. Sein Blick durchbohrt mich. Ich komme von seinen Augen einfach nicht los. Diese warmen Augen die unentwegt auf mir ruhen.

Was soll das werden? Traut er sich nicht mich zu küssen? In den letzten Tagen hat er jede Chance wahrgenommen und jetzt wo ich ihm so nahe bin und genau vor ihm stehe macht er nichts. So wie gestern nach dem Essen. Was für ein Spiel ist das? Mein Blick verändert sich, ich bin verwirrt. Wieso hat er kein Interesse mehr an mir? Warum ist er dann überhaupt noch hier? Erst zeigt er mir wie gut er küssen kann und dann setzt er mich auf Entzug? Ich verstehe ihn nicht.

„Warum küsst du mich nicht?“ frage ich leise und halte mich an ihm fest. Meine Hand hat seinen Kragen verlassen und ruht jetzt auf seiner linken Brust.

„Willst du das denn?“ fragt er zurück.

Ich hasse Gegenfragen.

„Nein.“ ich strecke mich. Die kleine Stimme in meinem Kopf die mich davor warnt Leon näher zu kommen hat längst einen Maulkorb verpasst bekommen. Ich blende alles aus und überwinde die letzten Millimeter. Bevor ich meine Augen schließe erkenne ich ein Grinsen auf Leons Lippen die ich im nächsten Moment vollkommen einnehme. Meine Finger krallen sich in den Stoff des Hemdes. Ich grabe mir mein eigenes Grab mit meiner Dummheit. Ich sollte ihn nicht küssen wenn ich ihn loswerden will. Ich müsste mich zusammenreißen und ihn aus meiner Wohnung jagen.

Seine Arme legen sich um meinen Rücken und halten mich. Ich komme ihm entgegen. Heiß treffen sich unsere Zungen und reiben leidenschaftlich aneinander. Sofort spüre ich den Drang nach mehr in mir aufkeimen. Es liegt nicht an Leon, ich bin immer so. Wenn ich ein paar Wochen keinen Sex habe erregen mich die simpelsten Dinge. Filme, Worte, Blicke. Unter Alkohol ist es sogar noch schlimmer. Meine Grenzen sinken im Rausch der Prozente. Tobi kennt das schon von mir. Er sagt dass man mir meinen Hunger in den Augen ansehen kann. Er kennt mich halt. Er darf das sehen. Aber Leon muss nicht wissen, dass ich seit Wochen keinen Mann mehr zwischen meinen Beinen hatte. Es war einfach Pech.

An einem Wochenende wurde ich von einem Gast im Sevens angekotzt und habe so meine Stimmung verloren und letztes Wochenende habe ich mit Lars zusammen den Darkroom aufgeräumt. Das killt jede Stimmung.

Es ist kein Wunder dass ich mich jetzt sogar auf Leon einlasse. Er ist nicht mein Typ und ich kann ihn nicht leiden aber er ist ein Mann und ich bin betrunken. Zwei sehr gute Gründe um Fehler später zu verzeihen.

In meinem Magen bildet sich ein heißes Kribbeln als sich seine Hände auf meinen Hintern legen und mich gegen sein Becken drängen. Ich bin schon wieder hart und stöhne in den Kuss. Mir bleibt die Luft weg. Ich brauche Sauerstoff aber meine Lippen wollen sich nicht trennen. Noch nicht. Ich will Leons Zunge nicht freilassen. Seine Hände drücken mich fester an ihn und bringen mich erneut zum stöhnen. Meine Hand greift in sein kurzes Haar und wühlt rastlos darin herum. Wir küssen uns wild und hemmungslos. Mein Bauch zieht sich unangenehm zusammen als wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit voneinander trennen. Ich starre Leon mit geweiteten Augen entsetzt an.

In meinem Bauch herrscht Chaos.

Danach geht alles ganz schnell.



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