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Ein ungewöhnlicher Mitbewohner

von
Koautor:  Caracola

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15. Kapitel

Man merkte wohl bereits am nächsten Morgen, dass sie eindeutig erwachsene Leute waren. Denn auch wenn Richard Emily im Bett noch einmal zärtlich küsste und ihr für diese wunderbare Nacht dankte, so konnten doch beide relativ schnell wieder in den Geschäftsmodus überwechseln, da sie immerhin Uhrzeiten einzuhalten hatten.

Richard verschwand in sein Zimmer, um sich rasch zu duschen und sich für den kommenden Tag umzuziehen und Emily tat wohl das gleiche. Danach konnte es wieder ab zu der Moorleiche gehen, die ihnen hoffentlich endlich einen wichtigen Anhaltspunkt dafür lieferte, ob das Museum sie nun kaufen sollte oder nicht.

Alles in allem, schien sich dieser Ausflug wirklich nur auf drei Tage zu beschränken, da bisher alles glatt und reibungslos abgelaufen war. Trotzdem, auch wenn man es Richard nicht ansah, er dachte den ganzen Tag über immer mal wieder an die Nacht mit Emily und konnte somit eine zufriedene Ausstrahlung gar nicht vermeiden.
 

Emily hatte sich für heute extra einen langen Hosenanzug angezogen, weil sie schon erwartet hatte, sich genauer – was hieß im Labor – mit der Leiche beschäftigen zu müssen. Nun stand sie leicht vorgebeugt und mit einer lächerlich großen Lupe in der Hand vor dem schwarzen Gesicht und drückte mit einem Holzspatel an der zerbrechlichen Haut herum. Sie kam sich ein wenig vor wie Sherlock Holmes.

Als sie sich wieder aufrichtete, sah sie durch die große Glasscheibe, die das Labor von einem kleineren Raum trennte. Das Büro des Kurators, in dem eben jener und Richard auf ihre Beurteilung warteten.

Bei Richards Anblick, der ihr ein warmes Lächeln zuwarf, musste sie an die letzte Nacht denken. Daran, wie er sich sanft um sie gekümmert hatte, wie wichtig es ihm gewesen war auf sie einzugehen, damit es erfüllend für sie wurde. Jetzt, im Rückblick, war sie sich sicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Er war ein netter Mann und heute Morgen beim Aufwachen hatte ihr nichts Leid getan. Den Kuss, den er ihr noch im Bett gegeben hatte, hatte sie dankbar entgegen genommen und zufrieden festgestellt, dass sie nicht bereute.

Sie hatte absolut nichts dagegen, dass sie so weiter machten. Emily würde sich auf Richard und eine Beziehung mit ihm einlassen, wenn er das wollte. Vielleicht liebte sie ihn nicht, aber sie mochte ihn. Und möglicherweise würde sich die Liebe entwickeln, wenn sie länger zusammen waren.

Emily zog sich die Maske von Mund und Nase und schenkte den beiden Männern hinter der Glasscheibe ein Lächeln, bevor sie nickte. Entgegen dem ersten Blick war die Leiche in recht gutem Zustand. Sie würden sich Mühe mit der Präparation und der Konservation machen müssen, aber das war sie wert. Emily konnte den glücklichen Ausdruck in ihrem Gesicht nicht hinunter spielen.
 

***
 

„Wann geht unser Flug denn Morgen?“ Emily lag neben Richard im Bett, der seinen Arm um ihren nackten Bauch geschlungen und seinen Kopf auf ihrer Schulter abgelegt hatte. Ihre eigene Hand lag über der Decke auf seinem Rücken. Normalerweise hätte sie ihm wohl durch die Haare gekrault oder etwas Ähnliches getan, aber gerade in diesen intimen Momenten wurde ihr manchmal nur zu deutlich bewusst, wer da mit ihr im Bett lag. Richard – ihr Chef, der noch dazu fast neun Jahre älter war als sie selbst. Da kamen ihr solche liebevollen Gesten fehl am Platze vor und das, obwohl sie vor zwanzig Minuten noch Sex miteinander gehabt hatten.

„Erst Morgen Abend halb acht.“

Emily gab nur einen bestätigenden Laut von sich und sah auf die Uhr. Es war nach Mitternacht, aber das machte nichts. Die Hotelzimmer mussten sie erst gegen Mittag verlassen und wenn der Flug so spät war, hatten sie sogar noch etwas Zeit sich die Stadt anzusehen. Heute waren sie nach der Untersuchung der Moorleiche und dem Papierkram zur Verschiffung nicht mehr wirklich dazu gekommen.

Allerdings hieß die späte Uhrzeit auch, dass Emily erst gegen elf in ihrer Wohnung sein würde.

„Vielleicht hätten wir doch bis Freitag hier bleiben sollen, dann müssten wir uns um die Arbeit am Freitag keine Sorgen machen.“ Sie konnte sich schon jetzt vorstellen, dass sie wie ein Schluck Wasser in der Kurve am Labortisch hängen würde. Flüge vertrug sie nicht sonderlich gut und sie wollte noch mit Adrian sprechen, wenn er zu Hause war. Sie freute sich darauf ihn wieder zu sehen. Ob er diesen Patrick angerufen hatte?
 

Er war befriedigt, er war gesättigt, er war glücklich. Das war sein Resümee für diesen heutigen Tag. Nicht nur, dass es in ihrer Arbeit sehr gut lief, offenbar hatte auch Emily nichts dagegen gehabt, ihre nächtlichen Aktivitäten von gestern Abend heute noch einmal zu wiederholen. Inzwischen glaubte Richard, dass das vielleicht zu einer Beziehung führen könnte. Er hätte wirklich nichts dagegen, mit Emily zusammen zu sein, allerdings war er sich ihrer Gefühle noch nicht wirklich im Klaren und sie hatten Zeit. Zweimal Sex hieß noch lange nicht, dass es Zeit wurde, ihre Beziehung in privaten Dingen zu intensivieren. Richard war ein geduldiger Mensch. Er konnte warten, bis sie sich noch näher kennen gelernt hatten. Da gab es so Vieles, das er nicht über sie wusste. Gerne würde er mehr über ihr Leben, ihre Gefühle und Ansichten erfahren.

„Du hast so viele Plusstunden, da wäre die Lohnbuchhaltung sicher froh, wenn du einmal einen freien Tag nimmst.“ Und mit mir verbringst. Wollte er noch hinzufügen, schwieg jedoch. Das war lediglich eine Nachwirkung des guten Sex, den sie gehabt hatten. „Hast du Lust, morgen noch etwas zu unternehmen, ehe wir den Flug nach Hause nehmen?“, fragte er sie unverwandt und schloss die Augen. Er war bereits unglaublich müde.
 

***
 

Patrick träumte vom Tanzen. Genauer gesagt vom Tanzen mit Adrian. Allerdings war der Ausgang der wilden, leidenschaftlichen Bewegungen, die sie zusammen auf der Tanzfläche veranstalteten anders, als die Wirklichkeit der letzten Nacht. Daher wachte er auch mit einem leichten Stöhnen und eindeutigen, körperlichen Anzeichen auf. Unter der Decke sah er an seinem Körper herunter und rollte kurz mit den Augen. Das war wohl nicht zu vermeiden gewesen. Er duschte kalt und ermahnte sich und seinen kleinen Freund sich zusammen zu reißen. Adrian war nicht auf ihrem Markt, also war Anstand geboten.

Einige Stunden später bekam er eine Sms von seinem Tanzpartner, die ihn strahlen ließ. Er antwortete sofort.

Ich hatte auch viel Spaß. Wenn du Lust hast, können wir am Donnerstag was zusammen kochen? Lieben Gruß, P.

Patrick liebte es zu kochen, vor allem wenn er es für Andere tun konnte. Dann blühte er richtig auf und ließ sich auch mal zu einem Drei-Gänge-Menü hinreißen. Es würde ihn freuen für Adrian und sich selbst zu kochen und sich dann einfach mit ihm zu unterhalten. Er wollte mehr über ihn wissen, als dass er offensichtlich gut tanzen konnte.
 

Adrian hätte nicht gedacht, dass Patrick ihm so schnell zurückschreiben würde. Normalerweise war er es gewohnt, Stundenlang auf eine Antwort-SMS zu warten. Daher war er positiv überrascht. Leider konnte der Verkäufer heute offenbar nichts unternehmen oder wollte vielleicht auch einen Tag Ruhe haben. Adrian respektierte das, auch wenn das bedeutete, er würde sich eine Abendbeschäftigung suchen müssen. Möglichst zuhause, auf mehr hatte er selbst auch wirklich keine Lust.

Mit einem erfreuten Lächeln tippte er seine Antwort in sein Handy ein und schickte sie ab. Das klingt toll. Allerdings wirst du mir Nachhilfe in Kochen geben müssen. Hättest du denn Lust, das Ganze bei mir zu machen? Die Fische würden sich sicher freuen. Und nicht nur die. ;) Liebe Grüße A.

Kurze Zeit später war alles für morgen geplant. Patrick würde die Lebensmittel besorgen und Adrian den dazu passenden Wein. Er konnte es kaum erwarten.

Da Adrian sowieso nichts Besseres zu tun hatte, begann er die Wohnung gründlich zu putzen. Es war nicht so, dass er alles akkurat sortierte, und seine DVDs nach dem Alphabet ordnete, aber man hätte sich später durchaus trauen können, vom Fußboden zu essen, so sauber war er. Das Bad war geputzt, sein Zimmer noch etwas um arrangiert, bis es schließlich wieder spät genug war, um wieder ins Bett zu gehen. Er musste sich ohnehin noch etwas von der gestrigen Nacht erholen. Da kam ihm dieser freie Abend wie gerufen.
 

***
 

Sie sahen sich den kleinen Marktplatz mit der schönen Architektur an, bevor sie in einem kleinen, gemütlichen Kaffee einen Tee zusammen tranken und ein ausführliches, spätes Frühstück genossen.

Emily hatte nicht besonders gut geschlafen, was bedeutete, dass sie sich sehr zusammen reißen musste, um keine schlechte Laune zu bekommen. Am Nachmittag war sie so weit, dass ihre Augen brannten und sie fast aggressiv reagierte, wenn etwas nicht absolut glatt lief. Sie wollte schon zwei Stunden vor dem Flug einfach nur nach Hause und sich ins Bett legen.

Aber da es nur an ihrer Übernächtigung lag, wollte sie ihre Stimmung nicht an Richard auslassen. Sie ging neben ihm über den Platz, sah sich die wirklich schönen Häuserfassaden an und nickte über seine Erklärungen, die er ihr aus einem dicken Reiseführer vorlas. Mit einem traurigen Blick in den Augen überlegte Emily, dass das genau das war, was sie sich so oft gewünscht hatte. Und trotzdem war sie nicht glücklich. Im Inneren wusste sie, dass es der falsche Mann war, mit dem sie diesen Ausflug machte, ansonsten wäre sie vor Glück übergeflossen.

Sie schlang ihre Arme um ihren Oberkörper, nicht allein, um sich zu wärmen und warf Richard ein unsicheres Lächeln zu. Als er sie fragend ansah, winkte sie ab. „Nur ein wenig müde.“

Ein paar Stunden später saß sie ihm Flugzeug neben ihm und zählte die Minuten, die sie noch von zu Hause trennten. Sie wollte in die Badewanne, etwas essen und dann in ihrem eigenen Bett schlafen. Sie war so unglaublich geschafft, wie schon lange nicht mehr. Und sie freute sich darauf, Adrian zu sehen. Vielleicht nur kurz, um ihm ihre schlechte Laune nicht anzutun, aber zumindest wollte sie ihm ‚Hallo’ sagen. Der Gedanke zauberte ihr tatsächlich ein kleines Lächeln aufs Gesicht.
 

Richard hatte sich vor dem Gate am Flughafen von ihr verabschiedet und Emily hatte ihren Rollkoffer hinter sich her zum Taxistand gezerrt. Der Koffer war nicht schwer, hoppelte aber über den Fußweg, der mit diesen Platten gepflastert war, die dem Gras die Möglichkeit gaben hindurch zu wachsen. Glücklicherweise trug sie zumindest Halbschuhe, was verhinderte, dass sie mit dem Absatz hängen blieb und sich auch noch den Knöchel verstauchte.

Das erste Taxi wurde ihr vor der Nase weggeschnappt und bevor sie das nächste erwischte, ging ein Regenguss los, der sich sehen lassen konnte. Emily kam sich vor wie im falschen Film, als sie sich schließlich mit völlig nassen Haaren auf die Rückbank des gelben Autos fallen ließ. Den Koffer hatte der Fahrer unter Grummeln im Kofferraum verstaut.

Emily gab ihm ihre Adresse und lehnte ihren Kopf an die Kopfstütze ihres Sitzes und sah aus dem Fenster. Die Regentropfen auf der Scheibe vermehrten die Lichter der Innenstadt noch mehr und strengten ihre Augen so weit an, dass sie sie schloss. Für ein paar Augenblicke döste sie sogar weg, wurde dann aber durch die Ruckartige Bremsung an einer Ampel wieder unsanft hochgerissen. Wollte dieser Tag denn überhaupt kein Ende nehmen? Die letzten zehn Minuten zu ihrem Haus zogen sich wie Kaugummi.
 

***
 

Unruhig tigerte Adrian am nächsten Morgen in der Wohnung auf und ab. Nicht nur, dass Emily vielleicht heute wieder nach Hause kam, er freute sich auch auf Patrick, der ihm eine so angenehme Gesellschaft war, wie schon lange kein Mann vor ihm. Tyson war mit der Zeit einfach zu anstrengend, aber auf Patrick war er wirklich gespannt. Zwar war er nicht an ihm als festen Freund interessiert, was er ab und zu wirklich etwas bedauerte, weil er sich bei dem anderen seltsamerweise sicher fühlte, aber daran konnte er eben nichts ändern. Außerdem schien er an Emily zu hängen, wie noch an keinem Menschen zuvor, auch wenn er noch nicht genau sagen konnte, was es damit auf sich hatte. So oder so, heute würde bestimmt ein guter Tag werden und das lenkte ihn von dem Gedanken an diesen Richard ab und wie die Tage mit diesem Typen und Emily wohl verlaufen waren. Würde sie ihm etwas darüber erzählen? Wollte er es überhaupt wissen?

Aufgeregt blickte er wieder auf seine Uhr. Patrick müsste bald kommen.
 

Er ließ sich von dem Taxi in zweiter Reihe direkt vor der richtigen Hausnummer absetzen, um sich mit der Einkaufstüte nicht zu weit abzuschleppen. Unten las er die erwarteten Namen auf dem Klingelschild und läutete.

Es dauerte keine Minute, bis Adrian ihn rein ließ und ihm oben in der Wohnung die Tüte aus der Hand nahm. Bei Adrians Anblick konnte Patrick gar nicht anders, als zu strahlen.

„Hey!“ Er drückte ihn kurz und zog dann Jacke und Schuhe aus, bevor er Adrian in die Küche folgte. Dabei sah er sich interessiert in der Wohnung um. „Sehr hübsche Wohnung. Da habt ihr echtes Glück gehabt. Noch dazu in dieser Lage. Ich frage jetzt besser nicht, was ihr an Miete zahlt.“ Er konnte sich lebhaft vorstellen, dass ihn das von den Füßen geworfen hätte. Immerhin lag sein eigenes Apartment im gleichen Stadtteil und kostete monatlich bereits eine horrende Summe. Und er hatte nur ein Zimmer mit angeschlossener Küche und ein kleines Bad.

Adrian gab ihm eine kleine Tour und wie erwartet blieben sie beide vor dem Aquarium hängen. „Sehr schön, die scheinen sich ja wohl zu fühlen.“ Er blickte von den Fischen zu Adrian hinüber, der sich an die Rückseite der wirklich immensen Couch gelehnt hatte. „Was ist mit dir? Geht’s dir gut?“ Patrick konnte nicht genau sagen warum, aber Adrian kam ihm heute Abend relativ nervös vor. Und da sie sich beim Tanzen derart nah gewesen waren und der Rothaarige dabei keinerlei Regung dieser Art gezeigt hatte, musste es wohl an etwas oder jemand anderem liegen. Patrick sah ihm interessiert in die blauen Augen und lächelte ihn ermutigend an. Wenn er jetzt noch nicht reden wollte, würden hoffentlich der Wein und das Aprikosenhühnchen zu seinem Wohlbefinden und der Kommunikation beitragen.
 

„Du bist hier, jetzt ist die Langeweile vorbei. Also ja, es geht mir gut.“ Adrian lächelte. „Aber ich erwarte heute eventuell noch Emily zurück. Sie war seit Dienstag auf Geschäftsreise. Mit ihrem Boss.“, fügte er noch zähneknirschend hinzu. Bevor ihm sein Unmut auffiel. „Na ja. Ist nicht so wichtig.“

Adrian stieß sich von der Couch ab und stellte sich neben Patrick. „Mein Zimmer hast du noch gar nicht gesehen. Das wolltest du dir doch sicher zuerst ansehen, oder?“ Er knuffte Patrick scherzend in die Seite und führte ihn dann zu seiner Zimmertür. Wie immer prangte das halbnackte Männerposter über seinem großen Futonbett.

„Also ehrlich gesagt, diese Latinotypen sind ja nicht so mein Geschmack.“ Sein Grinsen wurde breiter.

„Hast du Lust Musik laufen zu lassen, während wir kochen? Kannst dir gerne was aus den CDs aussuchen, die ich habe.“, schlug Adrian vor, um etwas Stimmung in die Bude zu bringen. Er hasste es, wenn es zu still war. Das lag ihm so ganz und gar nicht. Außerdem würde ihn das wieder an den Abend im Schwulenclub erinnern. Was für eine tolle Nacht das doch gewesen war, obwohl sie eigentlich fast in einer Katastrophe geendet hätte. Dank Patrick stand Adrian hier, ohne irgendwelche Blessuren im Gesicht oder sonst wo aufzuweisen. Er wusste nicht, ob er selbst das so leicht weggesteckt hätte. Der Verkäufer war wirklich eine Klasse für sich.
 

Patrick sah sich das Poster in Adrians Zimmer eine Weile an und beschloss erst in der Küche zu fragen, was ihm dazu einfiel. Zunächst widmete er sich der CD-Sammlung. Als er eines der Cover sofort erkannte, musste er breit grinsen. Er nahm die CD aus dem Regal und stellte die Stereoanlage an. Kaum dass Freddy Mercury anfing lautstark „Who wants to live forever“ zu singen, zog Patrick Adrian in die Küche zurück und wippte mit den Hüften, während er die Tüte auspackte.

Er drückte Adrian die getrockneten Aprikosen in die Hand. „Die bitte klein schneiden. In Würfel, wenn du das hinkriegst.“ Mit einem schelmischen Blick zwinkerte er Adrian zu und kümmerte sich um das Huhn, das er zunächst abwusch, trocknete und dann würzte.

„Also, warum hast du das Poster eines halbnackten Männermodels über dem Bett hängen, wenn du doch offensichtlich was für deine Mitbewohnerin übrig hast?“

Die Frage war vielleicht zu offensiv gestellt, aber Patrick hatte bei Adrian die Erfahrung gemacht, dass er damit ganz gut fuhr. Der Rothaarige würde nicht antworten, wenn er nicht wollte. Und Adrian wusste, dass Patrick es nicht böse meinte. Er war einfach neugierig. Um das Ganze noch etwas gelöster zu gestalten, fragte er gleich nach dem Wein, den Adrian hatte besorgen wollen.
 

Es war schon einmal beruhigend, dass Patrick keine Angst hatte, Adrian könnte beim Schneiden des Trockenobstes einen Finger verlieren. Aber auch wenn er nicht unbedingt gut beim Kochen war, so war er dennoch in der Lage mit einem großen und scharfen Messer umzugehen. Das zeigte er Patrick auch, nachdem er das Obst in kleine, gleichmäßige Würfelchen schnitt.

Gut, dass er damit fertig war, bevor Patrick ihm diese Frage stellte, ansonsten hätte ihm doch noch ein Ausrutscher passieren können. Darum legte Adrian vorsichtshalber das Messer zur Seite und holte den Wein.

„Ich hoffe, der Chardonnay sagt dir zu.“ Mit einem Lächeln, stellte er die Flasche ab und beugte sich dann über die Theke, um Patrick beim Kochen zusehen zu können. Im Einklang zu der Musik bewegte er leicht die Hüften, ohne es zu bemerken.

Adrian schwieg absichtlich noch etwas, um sich seine Worte genau zu überlegen. Dann meinte er aber in fast gelassenem Tonfall. „Tarnung. Das ist alles. Ich sagte dir schon, dass ich Emily dazu brachte, mich doch noch als männlichen Mitbewohner zu akzeptieren. Allerdings unter einer Bedingung. Ich glaube, du kannst dir schon vorstellen, welche das ist.“ Adrian seufzte. „Sie glaubt ich sei schwul, dabei habe ich ihr nur gesagt, ich würde mich nicht für Frauen interessieren, was zum damaligen Zeitpunkt auch stimmte.“

Mit dem Zeigefinger fing er an, die Holzstruktur der Theke nachzuzeichnen, während er das unangenehme Gefühl in seinem Magen zu verdrängen versuchte. Er fühlte sich trotz allem wirklich schuldig. „Aber was Emily angeht, hast du glaube ich Recht...“, begann er schließlich langsam und so leise, dass man es durch die Kochgeräusche fast gar nicht richtig hören konnte. „Bis ich sie kennen lernte, waren mir Frauen ziemlich egal. Aber sie…“ Ohne es zu wissen, lag ein Lächeln auf seinem Gesicht, während er ins Leere starrte und sein Finger in seiner Bewegung inne hielt. „…ich weiß auch nicht. Wie gesagt, ich bin nicht wirklich Beziehungsmaterial, eben weil ich …“ Noch nie eine gut funktionierende Beziehung hatte? Sollte er das wirklich so sagen? Vor Tyson das zuzugeben, war kein Problem, aber vor Patrick?

Überlegend sah er den Blauäugigen unter gesenkten Wimpern hervor an. Ach was sollte es. Den Sprung ins kalte Wasser hatte er schon längst hinter sich. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. „…ich hatte noch nie eine richtige Beziehung. Zumindest keine, die diesen Namen verdient hätte.“

Sein Finger begann wieder den Linien zu folgen, während er sich mit der anderen Hand den Kopf abstützte und seufzte.
 

Patrick rührte geübt ein wenig in der Sauce, briet das Obst an, bevor er es mit dem Hühnchen zusammen in eine feuerfeste Form packte und in den vorgeheizten Ofen stellte. Deshalb liebte er dieses Gericht. Sie mussten nur noch den Reis auf den Herd stellen, dann wäre alles zusammen fertig.

Das ließ ihnen Zeit den Wein zu genießen und sich weiter zu unterhalten. Patrick wusch sich die Hände und lehnte sich mit dem Weinglas lässig an die Küchentheke, um Adrian anzusehen. Der malte immer noch Muster auf den Tresen und sah grübelnd vor sich hin.

„Glaubst du denn, dass sie dich tatsächlich rausschmeißen würde, wenn du ihr sagst, dass du nicht schwul bist?“ Wenn man zusammen wohnte, konnte man den Anderen doch auch nach so kurzer Zeit bestimmt einschätzen. Vielleicht hatte Adrian gar keinen Grund sich Sorgen zu machen. Warum sollte Emily Angst vor ihm haben oder auch nur ansatzweise etwas in dieser Richtung? Patrick war schon nach einigen Stunden klar gewesen, dass der Rothaarige keiner Fliege etwas zu Leide tun würde.

„Ich kenne Emily ja nicht, aber wenn du sie weiter anlügst wird das auch mit deiner ersten richtigen Beziehung ziemlich schwierig werden.“

Adrian zuckte bei diesen Worten fast zusammen und sah ein wenig gequält drein. Sofort tat es Patrick leid, dass er so ehrlich gewesen war und er hielt Adrian das Glas hin, um mit ihm anzustoßen. Er war nicht hierher gekommen, um seinen Gastgeber dazu zu veranlassen Trübsinn zu blasen. Aber es war offensichtlich, dass Adrian darüber reden wollte, auch wenn er sich dessen vielleicht selbst gar nicht bewusst war.
 

„Vielleicht hast du Recht, aber mal ehrlich, das ist doch bereits jetzt eine dicke Lüge, an die sie da glaubt. Denkst du, sie wird mir noch einmal so schnell vertrauen, wenn sie das heraus findet? Ich glaube eher, dass sie mich von da an misstrauisch beäugen wird, selbst wenn sie mich nicht rausschmeißen sollte.“ Das könnte er zwar ertragen, aber es würde nicht sehr angenehm sein. Dennoch wäre es vielleicht besser, ihr vorher zu sagen, dass er nicht schwul war, bevor sie es irgendwann auf eine andere Art herausfand. Das könnte man dann noch als Ehrlichkeit durchgehen lassen. Trotzdem war Adrian noch nicht bereit, dieses Theater zu beenden.

Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Wein, ohne ihn vorher überhaupt nur einen Moment lang zu würdigen, oder dessen Bukett zu ermessen. Er kippte ihn hinunter, wie billigen Fusel.
 

Als Patrick an dem Wein nippte, wurde ihm klar, dass dieser Tropfen ihrer beider Zungen sehr schnell lösen konnte, wenn sie nicht warteten, bis sie ein wenig Hühnchen im Magen hatten.

Um Adrian wieder ein wenig aufzuheitern, ließ er sogar eine Äußerung fallen, die ihm am Herzen lag. „Dass du kein Beziehungsmaterial bist, glaube ich kein Stück. Du bist nett und witzig und scheinst dich zu kümmern. Ich glaube, du machst dich selbst mehr runter, als es jeder Andere könnte.“ Er schenkte ihm ein Lächeln, das Eisblöcke hätte schmelzen lassen können. „Vielleicht unterschätzt du Emily auch ein bisschen? Wer weiß, vielleicht müsste sie nur wissen, dass du auf sie stehst…“ Er zuckte die Schultern und ließ Interpretationsspielraum für das, was dann möglich war. In seinen Fingerspitzen konnte er den Wein schon jetzt spüren. Na, das würde wohl ein heiterer Abend werden.
 

„Du hast ja keine Ahnung, Patrick.“, gab er kleinlaut zu, um dem anderen zu widersprechen. Sein Gefühlsleben war so verdreht, er wüsste nicht einmal, wie er auf einen simplen Kuss reagieren würde. Würde ihn Abscheu erfassen? Oder wäre es etwas Besonderes, weil er nicht oft in seinem Leben einen Menschen auf diese Art geküsst hatte? Wer weiß, vielleicht war es bei Emily etwas ganz anderes. Allerdings müsste sie dann wirklich erst einmal wissen, dass er Interesse an ihr hegte. So offensichtlich wie Patrick konnte er sich dazu noch nicht äußern. Wie konnte man sowas eigentlich genau wissen? Nur Anhand von Begegnungen, die noch nicht einmal annähernd körperlich waren?

Da dieses ganze Thema Adrians Laune nur hinunter zog und er das nicht wollte, ging er schließlich samt Weinglas zum Herd, um das Hühnchen im Rohr zu betrachten. Es war für ihn ein seltener Anblick, meistens erschienen diese Art von Gerichten bereits schön serviert auf einem Teller vor ihm. Den Herstellungsprozess bekam er selten zu Gesicht.

Gespielt schmollend wich er zur Seite, als Patrick ihn mit der Hüfte weg schob, um selbst einen Blick auf sein Werk werfen zu können. Allerdings wollte er selbst noch ein bisschen weiter dem besonderen „Fernsehprogramm“ des Abends folgen. Also versuchte er irgendwie an Patrick vorbei zu linsen, als dieser eine überraschende Bewegung machte und das Missgeschick auch schon passiert war.

Verdutzt starrte er auf den großen Fleck auf seinem Hemd, der sich bereits Richtung Jeans gen Süden vorarbeitete. Was sich seltsam anfühlte. Als lecke ihm eine kalte Zunge über den Bauch hinab.

Erst als Patrick mit einem Tuch versuchte, die Sauerei einzudämmen, kam wieder Leben in Adrian und er musste unwillkürlich erst kichern und dann lachen, weil sich der Fleck unter dieser Behandlung nur noch hartnäckiger weiter ausbreitete und er das Ganze irgendwie total witzig fand.

„Hey, schon gut. Ich bin kitzelig.“ War er nicht unbedingt, aber das passte gerade zu seinem Lachen.

„Außerdem…“, er zwang Patrick dazu, von ihm abzulassen, packte dann dessen Schultern und drehte ihn um. „Ja, hab ich es mir doch gedacht. Dich hat’s auch erwischt.“ Wieder musste er breit grinsen. Dieser Unfall störte ihn in keiner Weise und das zeigte er dem anderen auch.

„Na komm, du kannst eines meiner Hemden haben, so kann ich dich doch nicht mehr mit gutem Gewissen auf die Straße lassen.“ Er packte Patrick an der Knopfleiste von dessen Hemd und zog ihn mit sanfter Gewalt mit sich zu seinem Zimmer.

„Zieh dein Hemd aus.“, befahl er noch immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht, während er sich seines einfach nur über den Kopf zog, zusammen knüllte und in den Wäschekorb warf. Danach öffnete er seinen Schrank und suchte ein Hemd für sich und eines für Patrick heraus, der inzwischen ebenfalls mit entblößten Oberkörper halb im Flur stand und wohl nicht so recht wusste, wohin mit der schmutzigen Wäsche.

Adrian reichte ihm das frische Oberteil in schwarz und nahm ihm das andere ab. Er selbst hatte sein Hemd bereits an, es aber noch nicht geschlossen, als ihm etwas einfiel. „Oh warte, ich hab vergessen, dass bei dem die Knöpfe ganz schön schlüpfrige kleine Scheißerchen sind.“ Er trat zu Patrick in den Flur und half ihm dabei, die kleinen Knöpfe durch die noch kleineren Knopflöcher zu bringen, was gar nicht so einfach war, ohne nicht ständig mit seinen Fingerknöcheln über Patricks Brustkorb zu streichen. Sein schwuler Freund möge ihm verzeihen!
 

Mit einem zweideutigen Lächeln sah Patrick sich an, wie Adrian völlig schamlos sein Hemd über den Kopf zog, um dann in seinem Schrank nach trockenen Klamotten zu suchen. Nach Patricks Meinung hätte er seinen Oberkörper nicht zwingend wieder bedecken müssen.

Erst jetzt fiel ihm auf, wo seine Gedanken da schon wieder hinwanderten. Aber konnte man ihm daraus wirklich einen Vorwurf machen? Er benahm sich anständig und hätte nie etwas versucht, aber gucken und die Aussicht genießen durfte er doch wohl. Immerhin standen sie inzwischen beide halb nackt in der Wohnung und Patrick fühlte den Wein bereits nach dem ersten Glas in seinem Magen kribbeln.

Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als Adrian mit offenem Hemd zu ihm herüber kam und sich dann an den Knöpfen des schwarzen Leihhemdes zu schaffen machte. „Du hast echt Glück, dass du mich gestern aufgeklärt hast. Ich hoffe dessen bist du dir bewusst.“, sagte er, legte dabei spielerisch eine Hand flach auf Adrians Brust und strahlte ihn an.

Dann sah er an seinem Bauch hinunter, wo Adrians Finger immer wieder über seine Haut strichen, während er ihm das Hemd schloss. Das kam dem Traum von letzter Nacht erstaunlich nahe, auch wenn Adrians blasse Finger die Knöpfe da nicht geschlossen, sondern geöffnet hatten. Gerade wollte er wieder etwas sagen, als er ein Geräusch hörte. Im nächsten Moment zog er ruckartig und fast panisch seine Hand zurück, was Adrian erstaunt aufsehen ließ. Patrick tat die Sache schon unsäglich leid, bevor sein Gegenüber überhaupt verstand, was los war.
 

„Hi.“ Emily stand mit triefend nassen Haaren und Klamotten im Türstock und wäre am liebsten im Boden versunken. Bei der lauten Musik hatte sie sich schon gedacht, dass Adrian bestimmt noch wach und vielleicht nicht allein war, aber das Bild hatte sie nicht erwartet. Er knöpfte Patrick gerade das Hemd zu und der Dunkelhaarige hatte seine Hand auf Adrians nackte Brust gelegt.

Emily wusste gar nicht genau, wo sie zuerst nicht hinsehen sollte. Also stand sie einfach nur da, mit dem Schlüssel in der einen und dem Koffer in der anderen Hand und bewegte sich keinen Zentimeter in ihre eigene Wohnung hinein. Sofort suchte sie nach einem Ausweg. Sollte sie einfach umkehren und versuchen bei Mona für die Nacht unterzukommen? Richard konnte sie auch fragen, aber der wohnte am anderen Ende der Stadt…
 

Sein Herz rutschte ihm genau in jenem Moment in den Magen, als Adrian Emily so in der Tür stehen sah, ehe es zu rasen begann. Adrenalin schoss ihm durch die Adern und ein Gefühl der Freude breitete sich in seinem Bauch aus. Sie war wieder da!

Ein Lächeln wollte sich auf seinen Lippen ausbreiten, bis er endlich ihren Gesichtsausdruck deuten konnte und es auf halbem Wege gefror.

1. Sie sah leicht schockiert aus.

2. Ihre Augen zeigten ihm, dass sie nach einer Fluchtmöglichkeit suchte.

Erst da begann Adrian wirklich zu begreifen und ließ seine Hände endlich von Patricks Leihhemd fallen. Scheiße. Das war jetzt so ganz und gar nicht passend. Aber wenn er jetzt versuchte, sich selbst noch das Hemd vorne zu zuhalten, wäre die Peinlichkeit perfekt. „Emily…“ Seine Stimme wollte ihm kaum gehorchen, also versuchte er es noch einmal. „Schön dass du wieder da bist. Willst du nicht endlich rein kommen? Du bist ganz nass.“ Und sie sah vollkommen fertig aus. Oh mein Gott, was war denn passiert?

Sofort spiegelte sich Sorge in seinen Augen, doch er musste diese Lage jetzt so vorsichtig wie möglich angehen, also blieb er so gelassen, wie er konnte. Selbst wenn seine Mitbewohnerin wohl den Eindruck gewonnen hatte, dass Patrick und er gerade etwas miteinander gehabt hatten und sie sich jetzt gegenseitig wieder anzogen.

„Ehm. Patrick kennst du ja sicherlich noch.“, meinte er in das unangenehme Schweigen hinein, was aber auch nur ein schwacher Versuch war, die Situation zu entspannen. Doch bevor Emily wirklich noch die Flucht ergreifen konnte, ging er auf sie zu, nahm ihr den Koffer ab und schloss die Tür hinter ihr. „Wenn du noch länger hier rumstehst, wirst du dich noch erkälten.“ Nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte, sie gesund zu pflegen. „Außerdem siehst du müde aus. Willst du dich nicht kurz setzen? Patrick hat gekocht. Das Essen müsste gleich fertig sein.“ Er versuchte wirklich zu lächeln, aber er machte sich ziemliche Sorgen. Nicht nur wegen dieser Situation hier, die sich schnell mit den richtigen Worten aufklären ließ, sondern auch über Emilys Erscheinen. Hatte das etwas mit … Richard zu tun? Was war vorgefallen? Bildete er sich das alles vielleicht nur ein und sie war lediglich vom Regen so nass und machte deshalb so einen erschöpften Eindruck? Vielleicht nur wegen der Reise?
 

Langsam kroch die Kälte in ihre Knochen und sie konnte das Wasser spüren, dass ihr aus den Haaren übers Gesicht und hinten in den Kragen lief. Trotzdem bewegte sie sich kein Stück, bis Adrian auf sie zukam und ihr den Koffer abnahm. Als sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen hörte, kam sie endlich wieder zu sich und hörte auf Patrick anzustarren, der mit einem betroffenen Gesichtsausdruck im Flur stand.

„Ja, klar. Hi, Patrick.“ Sie ging zu ihm hinüber und streckte ihm die kalte Hand hin, die er freundlich drückte und wieder ein strahlendes Lächeln sehen ließ.

„Hallo, schön dich wieder zu sehen.“ In einer peinlich berührten Geste strich er sich mit der freien Hand im Nacken über die dunklen Haare. Dann warf ihm Adrian mehr oder weniger einen Rettungsanker zu.

„Ja, Adrian hat Recht. Wir haben gekocht. Hühnchen. Du bist gern eingeladen mitzuessen.“ Er betonte das ‚wir’ im Satz, um Adrians Einsatz beim Schneiden der Früchte zu würdigen, blieb aber immer noch wie angewurzelt vor Emily stehen, deren Blick nun zu Adrian wanderte.

Der hielt immer noch ihren Koffer in der Hand und sah einigermaßen besorgt aus. Ob es daran lag, dass sie ihn und Patrick bei irgendetwas erwischt hatte, konnte sie nicht einschätzen. Immerhin hatten sie nicht wild geknutscht oder etwas in der Art. Sie sollte sich also nicht so anstellen. Es war einfach überraschend gewesen und noch dazu war sie vollkommen fertig mit der Welt. Normalerweise hätte sie bestimmt nicht so überaus kindisch reagiert.

„Danke. Ich möchte aber ehrlich gesagt erstmal unter die Dusche.“ Sie war bis auf die Unterwäsche nass, was sich auch zeigte, als sie ihren Mantel ablegte und an die Garderobe hängte. Ihr Pullover klebte genauso wie ihr dicker Wollrock an ihrem Körper und beides war genauso durchnässt wir ihre Schuhe, die sie auf die Heizung abstellte.

Patrick hatte wohl auch endlich seine redselige Art wieder gefunden. „Dafür hast du noch Zeit. Das Huhn braucht noch eine viertel Stunde. Wir können dann auch einfach auf dich warten. Im Ofen bleibt es ja heiß.“

Gerade wollte sie sagen, dass sie ihnen keine Umstände machen wolle, aber dann sah sie Adrian in die Augen. Er sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, den sie vorher noch nie bei ihm gesehen hatte. Es war eine Mischung aus Besorgnis und etwas Anderem, das sie lächeln ließ, als sie es als Freude erkannte. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, was mit ihren nassen Klamotten aber keine so gute Idee gewesen wäre. Also streichelte sie nur kurz seinen Oberarm. „Sehr gerne, vielen Dank.“

Sie schnappte sich ihren Koffer, brachte ihn in ihr Zimmer, das unangenehm kalt war und sie dazu brachte, die Heizung aufzudrehen. Sie würde zwar in jedem Fall schlafen wie ein Murmeltier, aber warm wollte sie es trotzdem haben. Dann schlüpfte sie mit trockenen Kleidern in der Hand ins Bad und zog sich aus. Eine zarte Gänsehaut legte sich auf ihren Körper, die nicht nur von der Kälte, sondern auch von der Müdigkeit herrührte. Unter der heißen Dusche schüttelte sie das Gähnen beinahe durch und sie wäre bestimmt im Stehen eingeschlafen, wenn die beiden Männer in der Küche nicht auf sie gewartet hätten.
 

Es gefiel Adrian gar nicht, wie durchnässt Emily war, was er erst richtig hatte erkennen können, als sie ihren Mantel ausgezogen hatte. Vielleicht, unter anderen Umständen, hätte ihn ihr Anblick in den nassen Sachen entzückt, weil sie so ziemlich stark ihre Figur betonten, doch im Augenblick war er viel zu sehr darüber besorgt, was geschehen war. Gut, draußen herrschte gerade ein Wolkenbruch, aber sie sah auch müde und erschöpft aus. Die Reise – so hoffte er zumindest. Jede andere Erklärung für ihre Müdigkeit hätte ihm gewiss nicht gefallen.

Bevor er sich Emily mit Richard im Bett wälzend vorstellen konnte, rettete sie ihn aus seiner Lage. Auch wenn es nur eine kurze Berührung an seinem Oberarm war, so weiteten sich die Pupillen seiner Augen unwillkürlich und die Stelle, wo sie ihn berührte, fing zu kribbeln an, ehe die Wärme auch schon wieder erlosch und Emily in ihr Zimmer ging.

Schweigend schlurfte Adrian zusammen mit Patrick in die Küche zurück, während er sich gedankenverloren das Hemd zuknöpfte. Danach deckte er noch für Emily auf, schenkte sich und Patrick Wein nach, goss auch für Emily ein Glas ein, obwohl er glaubte, dass sie heute keinen mehr trinken würde. Als das erledigt war, wuselte er unruhig in der Küche herum, wusch einen Teil des Kochgeschirrs ab, rückte Gewürzbehälter zu recht, arrangierte die Kochlöffel in dem bauchigen Tongefäß neu, faltete das Geschirrtuch bis er mit einem Mal innehielt, da ihm bewusst geworden war, was er da eigentlich machte. „Tut mir leid.“ Er sah Patrick entschuldigend an, weil er ihn bis jetzt vollkommen vergessen hatte. „Das Hemd steht dir übrigens ausgezeichnet.“ Er lächelte schwach und sah dann auf die Uhr. „Es wird schon langsam spät. Willst du nicht über Nacht bleiben? Die Couch ist sehr bequem, ich könnte mich auch dafür erwärmen, wenn du lieber in einem Bett schlafen willst, oder musst du morgen arbeiten?“

Nervös trank er von seinem Wein, so dass sich wieder Wärme in seinem kalten Inneren ausbreitete. Verdammt, er war völlig durch den Wind. Dabei störte es ihn am Wenigsten, dass Emily jetzt sonst was von ihnen halten mochte. Wie gesagt, diese peinliche Situation ließ sich schnell aufklären. Aber was war mit seinen unausgesprochenen Fragen?

Wieder krallte sich die Bestie der Eifersucht in seine Eingeweide, so dass ihm fast schlecht wurde.

Mit einem leisen Stöhnen auf den Lippen stützte Adrian sich mit den Ellenbogen auf der Theke ab und vergrub seinen Kopf in den Händen. Diese Ungewissheit machte ihn noch wahnsinnig und dabei hatte er gar kein Recht dazu, auf Richard eifersüchtig zu sein. Er wusste noch nicht einmal, ob alles in völlig geschäftlichem Rahmen abgehandelt worden war.

Genervt musste er feststellen, dass Geschäftlich für ihn eine sehr ähnliche Bedeutung hatte.
 

Patrick sah Adrian dabei zu, wie er mehr oder weniger vor Nervosität die Wände hochging. Der Dunkelhaarige hatte sich in der Küche auf einen der Stühle gesetzt, sich sein Weinglas geschnappt und sich überlegt, was er sagen sollte. Es war mehr als offensichtlich, dass Adrian etwas für Emily empfand. War ihm das selbst denn gar nicht klar? Fiel ihm sein Benehmen denn selbst gar nicht auf?

Mit gerunzelter Stirn überlegte Patrick, warum Adrian nicht einfach den ersten Schritt machte. Er hatte ihm gesagt, dass er sich selbst nicht für beziehungsfähig hielt, dass er noch nie eine liebevolle Beziehung gehabt hatte. Aber er sah verdammt verliebt aus, so wie er sich hier gerade aufführte.

Irgendwann stellte sein Freund offensichtlich fest, dass er nicht allein auf dem Planeten oder zumindest in dieser Küche war und drehte sich mit einer Entschuldigung und einem Kompliment zu ihm um.

„Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee wäre, wenn ich hier in einem Bett übernachte…“ Ein wenig kleinlaut schob er eine Frage nach, die vielleicht mehr klären konnte, als er laut aussprechen wollte. „Willst du denn tatsächlich, dass Emily noch weiter auf falsche Gedanken kommt? Das vorhin war doch schon mehr als genug.“ Es war seltsam. Einerseits sah Adrian so aus, als würde er explodieren, wenn Emily nicht bald in der Küche auftauchte – welchen Zündstoff er dabei hatte, konnte Patrick nicht genau sagen – und andererseits hätte er ihr weiterhin vorgegaukelt, dass die beiden Männer etwas miteinander hatten. Zumindest würde sie das denken, wenn Patrick auch am nächsten Morgen aus seinem Zimmer kam, um zu frühstücken. Wahrscheinlich wusste er selbst nicht, was er wollte. Aber das Angebot war wirklich verführerisch. „Die Couch wäre allerdings klasse. Wenn du mir das Hemd noch für Morgen leihst, geh ich einfach so zur Arbeit.“ Natürlich würde er das Hemd waschen und so bald wie möglich zurückgeben.

Er sah Adrian in die blauen Augen und lächelte ein wenig schief. „Darf ich dich übrigens was fragen? Was hat es denn mit ihrer Reise auf sich, das dich so nervös macht?“
 

Beinahe hätte er den Inhalt seines Weines wieder ausgespuckt, von dem Adrian gerade getrunken hatte, als Patrick ihm diese alles verheerende Frage stellte. Doch er konnte noch rechtzeitig schlucken. Dennoch musste er kurz husten, ehe er wieder dazu in der Lage war zu sprechen.

„Das war eine Geschäftsreise nach Norwegen. Emily arbeitet als Restauratorin in einem Museum und sie sollte sich dort eine Mumie und eine Moorleiche ansehen, ob die so gut erhalten sind, dass sie es wert sind, sie zu kaufen.“ Tja, so weit so gut. Der zweite Teil fiel ihm allerdings verdammt schwer auszusprechen. Der Teil, wo ein gewisser Richard vorkam...

Adrian bemerkte gar nicht, wie sich seine Hände um den Rand der Theke krallten, als er mit fast schon wütendem Blick leise knurrte. „Die Reise war mit ihrem Boss. Richard.“ Die Bestie in seinem Magen kreischte, als er den Namen laut aussprach. Ohne es zu wollen, begann sein Körper kaum merklich zu beben.

„Halte mich ruhig für einen paranoiden Vollidioten, aber ich bekomm das Bild einfach nicht mehr aus meinem Kopf: Sie und er, wie sie sich zusammen im Bett wälzen… Das ist so…“

Er presste die Augenlider zusammen und versuchte ruhig zu atmen. Es gelang ihm erst nach und nach. „Bestimmt bilde ich mir das alles nur ein und es steckt nichts dahinter. Aber sie waren auch letzten Samstag in einem Nobelrestaurant essen. Weder die Zeit noch der Ort schienen mir für ein geschäftliches Gespräch günstig gewesen zu sein. Trotzdem…“

Er zwang sich gnadenlos zur Ruhe. Entschlossen packte er seine Gefühle hinter die dicke Mauer, die er sonst immer für seine geschäftlichen Arrangements erbaute, damit er hier nicht einfach hirnlos an die Decke ging. Als es ihm endlich gelungen war, war seine Haltung, sein Blick, ja selbst seine Stimme wie verwandelt. Als kümmere ihn das alles gar nicht. Vielleicht hätte er Schauspieler werden sollen.

„Wie dem auch sei, es ist ihr Leben. Ich habe mich da im Grunde gar nicht einzumischen. Außerdem-“
 

Mit einem weiteren Gähnen trat sie in die Küche und lächelte die beiden jungen Männer an, die sich wohl gerade noch angeregt unterhalten hatten. Emily kam sich schon wieder so vor, als hätte sie die beiden ertappt. Aber sie war zu müde um sich zu entschuldigen oder weiter darüber nachzudenken. Kurz sah sie sich das Weinglas an, das Adrian ihr hingestellt hatte, entschied sich dann aber dagegen.

„Das riecht wirklich gut. Was habt ihr denn genau gekocht?“ Wahrscheinlich würde sie gar nicht viel davon hinunter kriegen, aber hungrig wollte sie auch nicht schlafen gehen.
 

Selbst wenn sich nichts an seiner gelassenen Miene veränderte, ihr Anblick traf Adrian heftig. Jetzt, da sie wieder trockengelegt war und in gemütlichen Sachen vor ihnen stand, wirkte sie wie die Emily, die er kannte und doch waren ihm diese tiefen Ringe unter ihren Augen völlig neu. Ebenso wie der matte Glanz ihrer Iris. Sie gehörte dringend ins Bett.

„Aprikosenhühnchen.“, antwortete ihr Adrian lahm und sah dann fragend zu Patrick hinüber. „Willst du deine Kreation servieren?“

Er selbst ging zum Tisch hinüber und schob Emily den Stuhl unter den Hintern, weil sie so müde auf ihn wirkte, als würde sie schon im Stehen einschlafen. „Setzt dich lieber, bevor du mir noch umkippst.“, hauchte er ihr ungewollt zärtlich und zugleich mit besorgtem Tonfall zu. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“ Schwach lächelte er sie an und strich ihr nebenbei eine verirrte Strähne hinters Ohr, die sich wohl aus dem Knoten gelöst hatte. Danach stand er auf, um Patrick beim Anrichten zu helfen. Emily würde schon sagen, wenn sie etwas brauchte. Aber eines war klar. Heute würde er keine Antworten bekommen und irgendwie war er auch froh darüber.
 

„Da habt ihr euch aber was vorgenommen. Es riecht wirklich lecker.“

„Na, hoffentlich schmeckt’s auch so. Aber ich hab das schon öfter gekocht.“ Emily war von Patricks Lächeln immer wieder fasziniert. Seine Zähne schienen immer aufzublitzen und es lag so viel Herzlichkeit in seinen Zügen, dass sie ihn am liebsten gesagt hätte, dass er ein netter Kerl war. Dabei wusste sie das gar nicht. Aber wenn hier das lief, was sie vermutete, dann hoffte sie es doch sehr. Für Adrian. Immerhin wollte sie nicht, dass er sich mit jemandem einließ, der sich am Ende als Schlag ins Wasser entpuppte.

„Dann ist’s gut. Ich habe nur einmal zugesehen, als es gekocht wurde und es sah nicht ganz einfach aus.“

„Es geht. Aber ich würde hier nicht auftauchen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass ich das Gericht hinkriege. Immerhin will ich mir ja keine Blöße geben.“ Er grinste wieder und zwinkerte ihr zu.

„Verstehe…“ Diesmal lachte sie sogar und war Patrick dankbar, dass er es geschafft hatte sie ein wenig von ihrer schlechten Laune abzulenken.

Wieder fiel ihr die Strähne ins Gesicht, die ihr Adrian vorhin hinters Ohr gesteckt hatte. Als sie nun das Selbe tat, kam ihr diese Geste seltsam vor. Und sein Tonfall… Ein wenig schüttelte sie den Kopf, um sich selbst zur Besinnung zu rufen. Es war einfach furchtbar schön, wie gut sie sich verstanden. Emily hatte das Gefühl, dass sie Adrian schon sehr lange kannte und ihm vertrauen konnte. Sie fühlte sich verdammt wohl mit ihm und hoffte, dass es ihm genauso ging. Das warme, aufmerksame Lächeln, dass sie ihm deswegen schenkte, kam für ihn sicher unerwartet, aber das war ihr egal, sie konnte es gerade nicht zurück halten.

Während Emily so vor sich hin sinnierte, trug Patrick das Hühnchen auf. Er hielt ihr den Teller mit einem kleinen Häufchen Reis hin und zeigte ihr das Stück Huhn, das er mit einer Bratzange vom Rest gelöst hatte.

„Möchtest du mehr?“

Dankbar nahm sie den Teller entgegen und hielt ihn unter das von Sauce tropfende Hühnchenstück. „Nein, das ist perfekt, danke.“

Nach den ersten Bissen breitete sich endlich ein wohliges Gefühl in ihr aus. Sie war zu Hause, es war warm und sie bekam sogar etwas äußerst Leckeres zu Essen. Was konnte sie sich mehr wünschen? Ihre Stirn legte sich in Falten, als ihr auffiel, dass sie sich wohl wünschen sollte, Richard wäre hier. Aber das tat sie nicht. Na ja, es war ja auch alles noch so frisch. Außerdem hatte Emily gern ihre Freiheit. Jede Minute des Tages aufeinander zu kleben war nicht ihr Ding. Außerdem würden sie sich Morgen in der Arbeit sehen.

„Sehr gut, ihr dürft öfter kochen.“, lobte sie kauend, was von Patrick mit einem dankbaren Grinsen aufgenommen wurde.
 

„Also bei uns brauchst du keine Angst vor einer Blöße zu haben, Patrick.“, schaltete sich Adrian ins Gespräch ein. „Immerhin habe ich dich vorhin auch nicht, wegen der feucht-fröhlichen Veranstaltung aufgefressen. Kann immerhin vorkommen.“ Er zwinkerte dem Blauäugigen zu und kostete dann das Hühnchen. Gott, das war so lecker! Sowas Gutes bekam man wirklich nicht oft zu Essen. Bei dem Rothaarigen schon gar nicht. Vielleicht sollte er seinen Schwerpunkt wirklich einmal aufs Kochen verlegen.

„Wahnsinn. Also wenn du noch mehr solcher Rezepte drauf hast, stelle ich dich als Koch ein. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Geschmacksorgasmen.“ Adrian grinste und prostete Patrick mit seinem Weinglas zu, ehe er noch einen Schluck nahm. Langsam begann er den Alkohol zu spüren, doch weder lallte er, noch schwankte er bedenklich auf seinem Stuhl. Er wurde einfach nur immer lockerer und vor allem auch unbeschwerter. Die Sorgen und Ängste schienen langsam in weiter Ferne zu rücken und auch wenn Adrian wusste, dass Alkohol keine Lösung war, so genoss er doch den leichten Schwips.

Das Essen mundete auch weiterhin vorzüglich und irgendwie schaltete Adrian ohne es zu wissen in den Galanten-Kerl-Modus mit den hervorragenden Tischmanieren. Man sah es sofort an der Haltung, wie er mit dem Besteck umging, wie er das Weinglas hielt und sich mit der Serviette den Mund abtupfte. Er saß sogar viel gerader auf dem Sessel, obwohl er bei Emily meistens lümmelte, da er sich bei ihr nicht anstrengen musste, so kultiviert wie möglich zu dinieren. Das konnte man wohl auch durchaus als alte Gewohnheiten durchgehen lassen. Bei sich zu Hause hatte ihn sein Vater sogar eine Zeit lang gerade an den Sessel binden lassen, damit er die einzig richtige Haltung beim Essen einnahm. Was hatte Adrian doch diesen ganzen Mist gehasst und doch kam er jetzt wieder zum Vorschein, ohne dass es ihm bewusst wurde.

„Emily? Hast du Samstag eigentlich schon was vor?“, begann er vorsichtig zu fragen, da er ja eigentlich wissen wollte, wie die Reise war, aber heute erschien ihm das nicht mehr ganz passend und morgen würden sie sich nicht sehen. Sie musste am Tag arbeiten und er nachts. Also trafen sie sich wohl oder übel erst am Samstag wieder.
 

Bei den Worten „feuchtfröhliche Veranstaltung“ horchte Emily unwillkürlich auf. Das konnte ja so einiges bedeuten. Sie sah neugierig zwischen den beiden Männern hin und her, traute sich aber nicht näher nachzufragen. Patrick nahm ihr das auch ab, indem er auf die ungestellte Frage antwortete.

Mit einer Handbewegung, die heißen sollte, dass das Folgende total nebensächlich war, kaute er sein Stück Hühnchen hinunter und fasste dann kurz zusammen, was passiert war. Ach, deswegen das mit den Hemden. Na gut, das war ja wirklich eine harmlose Geschichte.

„Gut, dass es immerhin Weißwein war, sonst hättet ihr die Hemden gleich wegschmeißen können.“

Wieder konnte sie ein Gähnen nicht unterdrücken, nahm aber trotz ihrer schweren Augenlider Adrians verändertes Verhalten wahr. Was war denn auf einmal mit ihm los? Er verhielt sich ganz anders als sonst. Emily’s müdes Hirn konnte sich keinen triftigen Grund vorstellen, aus dem Adrian sich auf einmal so… Sie konnte gar kein treffendes Wort dafür finden… So hochwohlgeboren verhielt.

Auf seine Frage hin, sah sie ihn mit müden Augen an und antwortete wahrheitsgemäß. „Nein, eigentlich nichts Festes. Hast du was geplant?“ Sie versuchte sich wirklich zu konzentrieren, aber sie konnte die Augen kaum noch offen halten.
 

„Wenn du Lust hast, würde ich gerne etwas mit dir unternehmen.“, beantwortete er Emilys Frage. Adrian warf Patrick einen vielsagenden Blick zu. Vielleicht könnte er am Samstag Fortschritte machen. In was auch immer. Er wäre schon froh, wenn er Emily nach der Reise fragen könnte. Außerdem hatte er sie wahnsinnig vermisst und wollte wieder Zeit mit ihr alleine verbringen.

„Und was dich angeht, Patrick. Ich weiß ja nicht, wann du wieder Zeit und Lust hast, aber am Wochenende muss ich abends immer arbeiten. Also geht’s wohl erst wieder unter der Woche, sofern dir das nichts ausmacht.“ Er lächelte ihn an und legte dann sein Besteck auf den leeren Teller. Danach erhob er sich.

„Danke für den schönen Abend. Aber ihr beide solltet jetzt wirklich ins Bett gehen. Im Gegensatz zu euch, kann ich morgen nämlich ausschlafen.“ Vor allem Emily sah so aus, als würde sie bald ihren Teller mit einem Kissen verwechseln. Adrian würde sich noch selbst mit dem Abwasch befassen, ehe er sich ebenfalls ins Reich der Träume verfrachtete.

Also räumte er nach dem beendeten Essen den Tisch ab. Er gab Patrick Boxershorts und ein Shirt und teilte ihm mit, dass er auch ruhig die Dusche verwenden durfte. Emily würde inzwischen sicher fertig mit Zähneputzen sein.



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