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Blick in unsere Zukunft

Großvaterparadoxon
von

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Brüder

Kapitel 14: Brüder
 


 

„Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.“ (Artur Schopenhauer)
 

Kols Sicht:

Ich fühlte nichts, nicht einmal Schuld, dass ich Stefan einfach so getötet hatte.

Für mich hatte er es nicht besser verdient.

Ich war so sauer gewesen, als Gideon uns erzählt hatte, dass Stefan versucht hatte Tatia zu töten.

Niemals konnte ich jemanden vergeben, der meiner Schwester etwas antat, ihr weh tat oder auch nur versuchte ihr etwas anzutun.

Meine eigene Mutter gehörte jetzt in die Kategorie.

So bereute ich es nicht, was ich getan hatte, auch wenn das, wie ich mich jetzt erinnerte, Damons Bruder war, den ich da getötet hatte.
 

Ich mochte Damon, wie auch Jeremy.

Mit ihnen zusammen rumzuhängen war witzig und seltsam angenehm.

Zusammen mit ihnen und Tatia hatte ich das Gefühl mich in einer Familie zu befinden und das war ein verdammt gutes Gefühl.

Ich stützte mich auf die Schaufel ab und sah nach hinten, wo Gideon uns wachsam beobachtete.

Schien es so wahrscheinlich zu sein, dass wir uns gegenseitig umbringen wollten?

„Keine Sorge, wir werden schon artig sein und ich werde ihm sicher nichts tun“, versprach ich.

Gideon verdrehte die Augen und sah uns an, als konnte er das nicht wirklich glauben.

„Es ist nicht er, um den ich mir Sorgen mache.“

Ist ja wirklich nett, wie viel er mir zutraute.
 

„Ich versichere dir, das ich Kol nicht versuche umzubringen oder ähnliches.

Keine Rache“, versprach nun Damon und begann damit ein Grab mit der Schaufel auszuheben.

Ich schloss mich ihm an und bemerkte aus dem Augenwinkel wie Gideon verschwand, wo auch immer er hinging.

Dennoch griffen wir uns nicht an, sondern schaufelten einfach das passende Loch.

„Ist das ein besonderer Platz?“, fragte ich nach.

Wir waren eine Weile durch den Wald gegangen hatte, bevor Damon anscheinend beschlossen hatte, das dies der richtige Ort ist.

Er schaute kurz auf und sah sich um.

„Hier haben wir gelebt, bis wir verwandelt wurden, das war 1864.

An dieser Stelle stand die Villa in der wir aufgewachsen sind“, erzählte mir Damon, bevor er sich wieder an die Arbeit machte.

Wenige Ruinen waren noch zu sehen, aber nichts wirklich Bedeutungsvolles.

Auch von unserem Haus war nichts mehr übrig geblieben, nicht einmal kleine Reste.
 

Allerdings konnte ich auch nicht sagen, dass ich mein Elternhaus vermisste.

So wirklich viele gute Erinnerungen verband ich nicht damit, deswegen hatte ich auch kurzerhand alles kurz und klein geschlafen.

Wenig hatte das aber geholfen.

Das befriedigende Gefühl hatte eigentlich nur Sekunden angehalten.

„Tut mir leid, dass ich deinen Bruder getötet habe, aber er hat Tatia angegriffen und ich konnte nicht zulassen, dass er noch einmal die Chance für einen weiteren Versuch bekommt.“

So eine wirkliche Entschuldigung war das mit der Erklärung zusammen nicht, aber was Besseres bekam ich sicher nicht auf die Reihe.

Er sah mich an und wir hörten kurz mit dem Schaufeln auf.

„Er war nicht wirklich mein Bruder, zumindest nicht mehr und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht selbst daran gedacht hätte es zu tun“, gab er zu und sah dabei auf den Leichnam, den er hierher geschleppt hatte.

„Das bedeutet aber nicht, das ich dir danken werde oder sowas in der Art“, fügte er noch hinzu und ich nickte verstehend.
 

Es gab keinen Tod meiner Geschwister, für den ich bedanken würde.

Egal wie weit wir innerlich voneinander entfernt waren und wie wenig wir uns verstanden, einfach aus Prinzip würde ich den Mörder selbst zur Strecke bringen.

„Das kann ich nachvollziehen“, gab ich zu.

Wir machten das Grab fertig und Damon legte Stefan hinein, behutsam und mit Sorgfalt.

Wir schaufelten die Erde wieder auf ihn drauf, in das Grab, setzten aber am Ende weder ein Kreuz oder etwas Ähnliches auf.

Damon bedeckte das Ganze nur mit ein paar Steinen.

Irgendwann würde man an diesem Ort kein Grab mehr vermuten und es nur wiederfinden, wenn man sich merkte, wo es war.
 

Noch eine Weile stand ich mit Damon hier, der nicht sprach und wie ich seinen Gedanken nachhing.

Es gab sowieso nichts, was man sagen konnte und was auch noch half.

Tot war tot.

Übrig blieb nur das Gefühl von Verlust mit dem man ab da an zu kämpfen hatte und ich war kein besonders gutes Beispiel dafür, wie man damit am besten umging.

Eher ein sehr schlechtes.

Ich hatte einiges getan, allein aus diesem Gefühl heraus, von dem ich wusste, das Tatia nicht begeistert darüber sein würde.

Dennoch hatte ich es getan, vielleicht genau aus diesem Grund.

Ich hoffte nur, dass Damons Verlust nicht so groß war und dass er es mir deshalb nicht gleich tat.
 

Ich steckte meine Hände in die Hosentasche und wenn ich zum Himmel sah, bemerkte ich wie spät es geworden war.

„Wollen wir nach Hause gehen?“, fragte ich und bekam von Damon, deswegen einen fragenden Blick.

Vielleicht wusste er nicht, welches Zuhause ich damit meinte.

„Ich meine zu Tatia“, erklärte ich.

Niklaus Haus war toll und alles, aber ich war am liebsten dort, wo Tatia war, egal wie klein das auch sein mochte.

Wenn Tatia in der Villa leben würde, dann wäre das für mich mein Zuhause.

So aber…
 

Zustimmend nickte Damon.

„Ja, lass uns nach Hause gehen“, stimmte er zu und wir ließen den Ort schweigend hinter uns.

Meine Gedanken kreisten um Zuhause.

Um das was ich damit verband und irgendwie dachte ich daran wie ich mit Jeremy und Damon Computerspiele spielen würde.

Ab und zu würde Tatia uns zeigen dass sie besser war, wie wahrscheinlich auch Caroline.

Finn und Gideon würden irgendwo zusammen Schach spielen und alles wachsam beobachten.

Rebekah würde mit Tatia und Caroline über irgendwas Lästiges quatschen.

Niklaus würde Tatia zeichnen und Elijah ein Buch lesen, obwohl er wohl nur sehr langsam dabei vorankommen würde, weil auch er immer wieder zu Tatia sehen würde.

Es war gar nicht so schwer so zu denken.

Nach den vielen Schwärmereien von Rebekah, die sich auch unsere perfekte harmonische Familie zusammen fantasiert hatte, machte auch ich mir langsam ein Bild davon.

Das was ich nie gedacht hätte, das es mich mehr befriedigte, als das Leben was ich in den letzten Jahrhunderten geführt hatte, indem ich andere blutleer getrunken hatte und so viel Spaß wie möglich versucht zu haben.
 

Vielleicht wurde ich einfach weich oder so…

Tatia machte das einfach aus mir und ihre Brüder, die irgendwie meine Brüder waren, hatten auch eher einen guten als schlechten Einfluss auf mich.

Was würde da nur noch aus mir werden?

Am Ende würde ich zu Weihnachten Kekse backen.

Doch dann fiel mir ein, das wenn Tatia Kekse backen würde, sie mir bestimmt Teig zum naschen geben würde, wenn ich lieb fragte.

Shit, das war der Beweis.

Ich wurde tatsächlich weich.



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