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Bleeding Hearts

Bis(s) dass der Tod uns nie mehr scheidet
von

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Eine unerwartete Einladung

Die ersten Schulwochen liefen völlig ereignislos, wenn man einmal davon absah, dass Victor mich immer noch hin und wieder grüßte und ein kleines Wort mit mir wechselte, wie es mir ging und solche Dinge. Ich wusste echt nicht, was mit ihm los war, warum er das plötzlich tat. Vor den Sommerferien war ich doch noch Luft für ihn und seine Freunde gewesen! Selbst Lilly kam das ganze komisch vor, und sie unterstellte mir sogar, dass ich heimlich was mit ihm hätte, was ich natürlich vehement bestritt. So ein Blödsinn. Nein, Victor Blackraven war einfach nicht meine Liga.

Ich saß in der Küche über meinem Geschichtsbuch. Ich musste einen Aufsatz schreiben. Normalerweise fand ich Schularbeiten alles andere als toll, wie vermutlich jeder halbwegs vernünftige Teenager, aber da es hier um Geschichte ging war das etwas völlig anderes. Auch wenn ich nicht zu den Strebern gehörte, Geschichte war mein absolutes Lieblingsfach. Ich überlegte wirklich ob ich einmal Archäologin werden sollte, oder in einem Museum arbeiten. Irgend so etwas in der Richtung vielleicht. Das war mein Traum.

Ich hörte wie ein Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür gesteckt und dann umgedreht wurde. Schwere Schritte verrieten mir, dass Dad nach Hause gekommen war.

„Hi, Dad.“

Dad steckte den Kopf zur Küche rein.

„Hallo, Lizzie.“

Dad nannte mich immer Lizzie. Meinen zweiten Namen Elizabeth hatte ich von ihm. Dads Schwester hatte so geheißen. Kennengelernt hatte ich sie nie, denn sie war schon als Kind bei einem Unfall gestorben. Sie war über eine Straße gegangen und ein Auto hatte sie überfahren. Dad hatte Elizabeth sehr geliebt, zumindest nahm ich das an. Wir hatten das eine oder andere Foto von ihr und Dad in der Wohnung stehen.

„Das Essen ist schon fertig, du musst es dir nur noch warm machen.“

Seit Mom weg war, war ich für den Haushalt zuständig.

Mom hatte uns verlassen als ich 13 Jahre alt war. Sie meinte, dass sie hier in Moores Mill einfach nicht glücklich werden könne, eine Kleinstadt sei nichts für sie. Dann war sie zurück nach Seattle gegangen, wo sie eigentlich herstammte. Ich hatte keinen Kontakt mehr zu ihr, Mom schickte nur zu Weihnachten und zu Geburtstagen Karten und ein wenig Geld, das war's. Ich vermisste sie auch gar nicht, ich hatte mich schon längst damit abgefunden. Es hätte auch nichts genutzt wie ein kleines Mädchen über ihren Verlust zu weinen, sie wäre für kein Geld der Welt zurück gekommen.

„Was gibt es denn?“

Dad zog seine schweren Arbeitsschuhe aus, stellte sie in den Flur und ging in das Bad, um sich Gesicht und Hände zu waschen. Er war immer schmutzig, wenn er von der Arbeit kam. Wir hatten unter unserer Wohnung eine kleine Autowerkstatt, die einzige in der näheren Umgebung. Das sicherte Dad sein Einkommen, denn die Anwohner von Moores Mill konnten ja nirgendwo anders hin mit ihren kaputten Autos.

„Ich habe Nudeln mit Tomatensoße gemacht.“

Ich rief laut genug, damit Dad mich über das Rauschen des Wasserhahns hinweg auch verstehen konnte.

Gut kochen konnte ich nun nicht gerade, aber man konnte es essen. Zumindest hatte ich bisher noch niemanden vergiftet. Und dafür, dass ich mir in der Küche alles selber hatte beibringen müssen, denn Dad war noch schlechter im Kochen als ich, fand ich meine kulinarischen Ergebnisse gar nicht mal so schlecht.

„Mhm, klingt gut.“

Dad kam zurück in die Küche und hob den Deckel vom Topf an, roch an seinem Inhalt und schien zufrieden zu sein, denn er schaltete den Herd an, um die Nudeln aufzuwärmen.

„Hast du schon gegessen“, wollte er wissen.

Ich nickte. Ich hatte mir schon was genommen, als ich das Essen vor einer Stunde gekocht hatte, bevor ich mich über meine Hausaufgaben gesetzt hatte.

Aber ich konnte mich nicht konzentrieren, als Dad in der Küche rumklapperte, mit dem Kochlöffel im Topf rührte, einen Teller aus dem Schrank holte und eine Gabel aus der Besteckschublade. So konnte ich einfach nicht arbeiten. Also entschuldigte ich mich, packte meine ganzen Schulsachen zusammen und ging hinauf in mein Zimmer. Aber Lust zu lernen hatte ich nicht mehr. Also schaltete ich den Fernseher an, und auf dem Sender, der gerade eingestellt war, lief irgendeine dieser Vampirserien, die gerade so angesagt waren. Für so etwas hatte ich ja weniger übrig. Ich war einfach fernab jeglichen Mainstreams, was wohl auch der Grund war, warum mich in der Schule kaum jemand beachtete. Na ja.

Der Fernseher lief zwar, aber ich achtete nicht auf das Programm, es war nur Hintergrundbeduselung für mich. Statt hinzuschauen schnappte ich mir meinen Laptop von meinem Schreibtisch und loggte mich in meinen Facebook Account ein. Ich hatte in meiner Liste viele Freunde, wenigstens dort. Und über Facebook bekam ich auch jede Menge mit.

Ich las meine Nachrichten, bis ich zu einer kam, die mich stutzen ließ. Victor hatte mir geschrieben. Ich konnte es nicht fassen! Aufgeregt setzte ich mich gerade hin und räusperte mich. Ich wollte mir diese Nachricht in aller Ruhe durchlesen. Was konnte Victor nur von mir wollen?
 

[style type="italic"]Hey Stella.

Am Samstag läuft bei Richard Dean eine Party, du hast es sicher mitbekommen. Ich wollte dich fragen ob du nicht Lust hast mit mir dort hin zu gehen. Ich hol dich um 8 Uhr ab. Mach dich hübsch.[/style]
 

Ich fiel aus allen Wolken. Ich konnte es einfach nicht glauben. Das war ja beinahe so als... als würde mein Dad von Paris Hilton zu einem Date gebeten werden. Das war genau so unwahrscheinlich wie eine Einladung zu einer Party von Victor Blackraven! Ich war ganz nervös und in meinem Magen bildete sich ein Knoten. Oh mein Gott! Das einzige, was mir in diesem Moment einfiel war nach meinem Handy zu greifen und Lilly anzurufen. Das musste ich ihr unbedingt sofort erzählen! Wo war denn dieses blöde Ding nur? Mich rief ja nie jemand an, und ich hatte auch kaum wen, mit dem ich hätte SMS schreiben können. Höchstens Lilly, aber die sah ich ja jeden Tag in der Schule, und hing auch oft nachmittags mit ihr rum, da brauchte ich nicht mit ihr zu telefonieren oder ihr zu schreiben.

Ich durchsuchte die Taschen meiner Klamotten, die ich an diesem Tag angehabt hatte. Nichts. Hatte ich es auf meinen Nachttisch gelegt? Auch nicht. Es lag ebenfalls nicht auf meinem Schreibtisch. Fahrig griff ich nach meiner Schultasche und kramte hektisch darin herum, bis ich mein Handy dann endlich doch noch fand. So schnell es ging tippte ich Lillys Nummer ein, und sobald sie abgenommen hatte legte ich los.

„Lilly, du wirst es nicht glauben!“

„Was denn? Was ist denn los? Und wieso brüllst du mir so in mein Ohr?“

„Victor Blackraven hat mir auf Facebook eine Nachricht geschrieben!“

Am anderen Ende der Leitung herrschte kurzes Schweigen, ehe Lilly mir antwortete.

„Ist ja nicht wahr! Was hat er dir denn geschrieben? Na los, erzähl schon!“

„Er will, dass ich mit ihm am Samstag auf die Party von Richard Dean gehe. Du hast doch bestimmt mitbekommen, dass er bei sich zu Hause eine Party schmeißt.“

Natürlich wusste Lilly das, wir hatten uns ja gestern noch darüber unterhalten, ob wir vielleicht hingehen sollten oder nicht. Das taten wir jedes mal, wenn eine große Fete eines unserer Mitschüler anstand, aber wir gingen dann hinterher doch nie hin.

Lilly kreischte in den Hörer.

„Du lügst! Nein, das hat er nicht getan!“

„Doch, das hat er! Ich schwöre es!“

Wir waren beide sehr aufgeregt, und auch ich wurde immer lauter.

„Und wirst du hingehen? Du musst hingehen! So eine Chance bekommst du bestimmt nie wieder!“

„Aber Lilly, ich kann das doch nicht... Ich trau mich das nicht.“

„Ach, jetzt hör aber auf zu spinnen. Natürlich kannst du das! Du musst einfach!“

„Nein, Lilly, ich kann das wirklich nicht. Du weißt doch wie schüchtern ich bin.“

„Also wenn du nicht hingehst, dann werde ich wirklich stinksauer, glaub mir das. Auf so eine Gelegenheit warten Mädchen wie wir doch bloß.“

Lilly spielte darauf an, dass wir an der Schule der unteren Gesellschaftsschicht angehörten und froh sein konnten, wenn die coolen Kids uns bestenfalls ignorierten und nicht unsere Köpfe in die Toilettenschüsseln drückten.

„Aber ich ich traue mich wirklich nicht. Ich kann das nicht.“

Dann kam mir plötzlich eine Idee, die ich meiner besten Freundin auch sofort mit Begeisterung mitteilte.

„Ich weiß es! Du kommst einfach mit!“

Ich hörte Lilly vor Freude quietschen.

„Du willst mich wirklich mitnehmen? Cool! Oh mein Gott, was soll ich bloß anziehen?“

Wir redeten noch eine ganze Weile darüber was wir anziehen sollten, wie wir uns schminken sollten und wie unsere Haare am besten aussehen sollten. Dass ich mit Victor Blackraven zu der Party von Richard gehen würde, das war, ohne dass ich es wirklich festgemacht hatte, nun beschlossene Sache.

Bevor ich mich in mein Bett zum Schlafen legte musste ich Victor natürlich noch zusagen. Beinahe hätte ich es vergessen.
 

[style type="italic"]Lieber Victor,

ich würde mich sehr freuen, wenn ich dich zu der Party von Richard begleiten dürfte. Ich werde dann um 8 Uhr auf dich warten.

Wir sehen uns vermutlich morgen in der Schule.

Liebe Grüße,

deine Stella[/style]



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